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Israelische Armee beginnt Bodenoffensive und rückt fast bis Gaza-Stadt vor

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Dann nehmt bitte auch den Link in #326 raus.
Jeder kann ja für sich selbst nachschlagen, wie ihm diese Seite gefällt.
Ist mein Beitrag mit den zwei Beispielen im Nirvana verschwunden oder habt ihr ihn gelöscht?
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Des weiteren würde ich euch darum bitten, die Konversation mit den Mods nicht mehr per Post im Thread zu führen, sondern per PN oder Atombutton. Die neue Regel gilt ab jetzt. Wir werden uns nicht die Heidenarbeit machen, den gesamten Thread nochmal durchzugehen und sie darauf anzuwenden.

Dankeschön!
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bevormundung allez.
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Wer das als Bevormundung oder Zensur begreift, sollte mal in sich gehen und überlegen, was für eine Plattform das hier ist.
Im Netz finden sich unzählige Politikforen, wo man mit Gleichgesinnten oder auch kontrovers über alle möglichen politischen Themen diskutieren kann, wenn es einem hier nicht passt.
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der Ober-Bimbo der Hamas

Ich habe dem halbweißen Mann, der vorgibt, ein echter amerikanischer Neger zu sein, meine Stimme gegeben. Ein größeres Opfer kann man nicht bringen!


Von Gegenstimme. Reicht mir schon.
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Wie kann diese Polizei nur sowas machen? Ich verstehs nicht!

http://www.wdr.de/themen/panorama/26/duisburg_demo/090113.jhtml

geschützt werden müssen die Leute, die es "wagen" eine israelische Fahne ans fenster zu befestigen. Eine Bankrotterklärung der Polizei und deren Führung.
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r.adler schrieb:
Wie kann diese Polizei nur sowas machen? Ich verstehs nicht!

http://www.wdr.de/themen/panorama/26/duisburg_demo/090113.jhtml

geschützt werden müssen die Leute, die es "wagen" eine israelische Fahne ans fenster zu befestigen. Eine Bankrotterklärung der Polizei und deren Führung.


Es gibt selten Sachen, die mich beschämen. Das ist eine!
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Im Krieg von Gaza, wie in allen heutigen Kriegen, ist es wichtig, auf die Weltöffentlichkeit propagandistisch einzuwirken und sie von den jeweiligen Zielen der kämpfenden Parteien zu überzeugen.

Dem oberflächlichsten Beobachter war es aufgefallen, daß das Kräfteverhältnis zwischen der israelischen Armee und den kämpfenden Hamas-Einheiten weit zugunsten der israelischen Armee ausfällt.

Dennoch waren die Gründe, die angeblich Israel dazu bewog, einen Feldzug gegen Gaza und die Hamas zu führen, den meisten Menschen im Westen einleuchtend: man mußte sich vor den Übergriffen der Hamas und ihren ständigen Angriffen mit Qassam-Raketen schützen.

Die Sicht der anderen Seite, daß es sich bei den Raketen-Angriffen der Hamas um eine Antwort auf die Schließung der Grenzübergänge durch Israel handelt, einer Belagerung, die die etwa 1,5 Millionen Menschen in Gaza aushungert, sie von jeglicher Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten und anderen, für die Aufrechterhaltung lebenswichtiger Infrastruktur notwendigen Gütern abschneidet, wurde so gut wie gar nicht in den Medien erwähnt.

Man bekam stattdessen zu lesen und zu hören, wie feige es doch sei, daß sich
die Hamas-Kämpfer in und auf öffentlichen oder privaten Gebäuden unter der Zivilbevölkerung verschanze, diese also als Geiseln nehme, um die israelische Armee zu zwingen, möglichst große Opfer unter der Zivilbevölkerung von Gaza bei ihren Angriffen zu erzeugen.

Wie war das nochmal vor rund 70 Jahren beim Feldzug der Deutschen Wehrmacht gegen die Sowjetunion, als die feige, extremistische Rote Armee sich mitten in Leningrad unter der Bevölkerung verschanzte, mehr als 3 Monate lang die Bevölkerung als Geiseln und "menschliche Schutzschilde" nahm und so die Wehrmacht dazu zwang, ein Blutbad anzurichten, weil sie deshalb einen undurchlässigen Belagerungsring um Leningrad ziehen, und die Bevölkerung bombardieren mußte.
Oder wie war das noch, als die feige Churchill-Bande sich mitten in London verschanzte, millionen Londoner als "menschliche Schutzschilde" benutzte und so die Deutschen zwang, London mit ihren Flugzeugen in Schutt und Asche zu legen.

Diese Sicht der Dinge stünde heute sicherlich in den Schulgeschichtsbüchern, wenn Hitler den Krieg für sich entschieden hätte.

So gut wie alle hiesigen Medien verbreiteten und verbreiten weiter unisono die Propaganda Israels, verschwiegen und verschweigen weiter die palästinensische Sicht und die täglichen Demonstrationen der Friedensaktivisten in Israel. Die israelische Sicht kam überall als die einzige Wahrheit 'rüber.

Erst als die ersten furchtbaren Bilder aus Gaza über die Bildschirme flimmerten, fing die öffentliche Meinung im Westen langsam an, sich zu ändern.

Ein einziges Bild eines entsetzen Vater mit seinem toten, von Phosphorbomben verbrannten Kind auf den Armen, ist letztlich eben stärker, als die tausende wohlerwogenen Verlautbarungen eines israelischen Militärsprechers.

Jeder Krieg ist gleichzeitig ein Schaulaufen, eine Ansammlung von Lügen.
Die Krux dabei ist, daß die Lügenshow zuerst die Lügner selbst davon überzeugt, daß die Lüge die Wahrheit und die Wahrheit die Lüge sei.

Die Bombardierung der UN-Schule im Flüchtlingslager Yabalija ist das bisher schrecklichste Beispiel dafür. Kurz nachdem dieses Verbrechen bekannt wurde, zeigte die IDF Bilder, die belegen sollten, daß vom Schulhof aus die Hamas Granaten abgefeuert hätte. Aber kurz darauf mußte die IDF-Propagandaabteilung eingestehen, daß die Bilder ca. ein Jahr alt sind.

Danach wurde seitens der IDF behauptet, daß die israelischen Truppen aus Fenstern vom Innern der Schule aus beschossen worden wären. Aber nur wenig später mußte die IDF gegenüber den UN-Leuten erklären, daß auch dies eine Lüge war.

Es gab dort keine Hamas-Kämpfer, sondern nur die vielen Flüchtlinge, die dort Schutz suchten, aber den Tod fanden.

Das Geständnis der IDF haben aber die wenigsten in Israel mitbekommen.
Die Israelis waren einhellig der Meinung, daß ihre Truppen aus der UN-Schule
unter Feuer genommen wurden und die Nachrichtensprecher verkündeten das als Tatsache.

Ähnlich war es mit den anderen Zielen: Jede Moschee wurde im Moment ihrer Zerstörung zur Hamas-Kaserne,  jedes Wohnhaus ein Waffenlager, jede
Schule eine Kommandozentrale, jede Polizeistation ein Terrorzentrum und jede Meldebehörde eine Raketenwerkstatt.

Und so konnte die IDF die moralischste Armee bleiben, die jemals auf Erden ihre Bomben warf.

Tatsächlich sind die Gräueltaten ein Teil des Planes von Ehud Barak. Was er will, das ist, abgesehen von mehr Wählerstimmen in der nahen Wahl, das endgültige Ende der Hamas in Gaza. In seiner Vorstellung sieht die Hamas aus, wie ein Eindringling, der in fremdes Land einmarschiert ist. In Wahrheit ist es selbstverständlich genau andersherum.

Hamas ist von der Mehrheit in Gaza gewählt, weil die Palästinenser zu der Überzeugung kamen, daß die Fatah von Abbas mit ihrer gewaltfreien Linie nichts erreichte.

Die Fatah erreichte kein Ende des Siedlungsbaus und keinen sonstigen Fortschritt hin zum Ende der Besatzungsherrschaft Israels, oder der Schaffung einer staatlichen Heimstatt für die Palästinenser.

Die Hamas ist bei den Palästinensern verwurzelt als diejenigen, die einen bewaffneten Befreiungskampf gegen die Besatzer ihrer Heimat führt, so, wie früher die "Irgun" oder die "Stern" der Zionisten die Engländer und Palästinenser bekämpfte und aus dem Land bombte. Sie ist außerdem verwurzelt als soziale und religiöse Institution, die Wohlfahrtseinrichtungen, Schulen und Krankenhäuser betreibt.

Die Hamas ist eben kein Fremdkörper, sondern die Söhne fast aller Palästinensischen Familien. Sie "verstecken" sich nicht inmitten der Bevölkerung, sondern diese sieht in ihnen ihre einzigen Verteidiger und Kämpfer für ihre Rechte und gegen die zionistischen Besatzer.

Deshalb ist der Krieg auch eine reine Aggression. Barak glaubt selbst nicht daran, daß er mit seinem Phosphorbomben-Terror die Palästinenser dazu bringen wird, sich gegen die Hamas zu wenden und sie zu vertreiben.

Er wird die Palästinenser vielmehr dazu bringen, sich noch mehr als bisher hinter der Hamas zu versammeln und sich nicht zu ergeben.

Die Menschen in London haben sich auch nicht vom Deutschen Bombenterror dazu bringen lassen, sich gegen Churchill zu erheben und die eingekesselten Menschen in Leningrad haben auch die Rote Armee nicht verjagt.

Die Zionisten Barak, Olmert und Livni, die diesen Krieg befohlen haben, wußten, daß sie damit ein Gemetzel unter den Palästinensern, ganz gleich ob zivil oder bewaffnet, im dichtbevölkerten Gaza anrichten werden.

Anscheinend hat ihnen das nichts ausgemacht, oder sie denken, daß sie damit das "Bewußtsein" der Palästinenser dahingehend "erweitern" würden, künftig nicht mehr Israel, seiner Expansion und seinem Landraub, sowie der Verweigerung ihrer weltweit anerkannten nationalen Rechte widerstehen zu können.

Dabei stand auch im Vordergrund, die eigenen Todesopfer unter den IDF-Soldaten, anders als in den beiden Libanonkriegen, so klein wie möglich zu halten, um die Israelis bei Kriegslaune zu halten. Baraks Umfragewerte für die kommenden Wahlen würden in den Keller sinken, wenn sich die Bilder von toten Israelischen Soldaten häuften.  

Deshalb gilt es, zwar viele Tote auf Seiten der Palästinenser, aber wenige auf Seiten Israels zu zählen, um die Aktion als Erfolg zu verkaufen.

Dies war die Grundlage der Entscheidung für eine besonders grausame Kriegsführung und dies ist zugleich das größte Problem der zionistischen Soldateska.

Ein phantasieloser Mensch wie Ehud Barak kann sich nicht vorstellen, wie anständige Menschen weltweit auf die Bilder von verzweifelten Vätern mit ihren toten, von Phosphor zerfressenen Kindern auf dem Arm, reagieren würden. Er versteht nicht, wie die Menschen überall in der Welt auf Bilder von zerbombten Häusern über den Köpfen ihrer Mieter, von aufgereihten Totensäckchen voller Kinder, von erschossenen UN-Fahrern, die Lebensmittel bringen sollten, von blutenden, mangels ausreichender Betten auf dem Boden liegenden Menschen in überfüllten Krankenhäusern, von kleinen Mädchen, die schmerzverkrümmt auf dem Boden liegen und Mamma schreien, reagieren.

Barak dachte, er könne solche Bilder verhindern, wenn er die Journalisten daran hindern würde, zu den Kampfschauplätzen zu gelangen.

Die Israelischen Berichterstatter waren zu ihrer Schande einverstanden, lediglich Berichte der IDF zu bringen und selbst etliche Kilometer außen vor zu bleiben. Ausländische Journalisten wurden einfach nicht akreditiert und protestierten heftig, bovor sie endlich doch von fernen Anhöhen aus fotografieren durften.

Aber heutzutage kann eine solche Sicht vom sauberen Krieg nicht mehr aufrechterhalten werden. Die Kameras sind mitten in Gaza in der Hölle und der Sender Al Jazeera bringt ihre Bilder Tag und Nacht weltweit an die Nachrichtenagenturen weiterverkauft auf jeden Fernseher.

Hunderte von Millionen Arabern und Moslems von Mauretanien bis Indonesien sehen diese Bilder und sind entrüstet. Sie sehen ihre untätigen Führer als Kollaborateure Israels, welches Greueltaten gegen ihre Palästinensischen Brüder verübt.

Die so kritisierten Arabischen Führer sehen ihre Position zunehmend bedroht.
Mubarak ließ den Grenzübergang Rafah nach Ägypten, welches vor Jahren einen Friedensvertrag mit Israel schloss, für palästinensische Flüchtlinge (bis zum Sturm auf diesen) schließen. Dann, als er den Druck gegen ihn spürte, begann er diesen Druck an die USA weiterzugeben. Bis dahin hat die USA alle Aufrufe der UN für einen Waffenstillstand blockiert. Dann spürten sie die Gefahr für ihre Interessen in der arabischen Welt und änderten ihre Politik, was die Israelischen Politiker bestürzte.

Der Instinktlose Barak kann in seinem Irrsinn die Gefühle normaler Menschen
nicht vorausahnen. Auch Stalin lachte seinerzeit: "Wie stark ist die Armee des Vatikan ?" Barak könnte sich fragen: "wie viele Menschen mit Gewissen gibt es ?"

Es zeigt sich, daß es doch eine ganze Anzahl sind. Es ist keine übergroße Masse, aber, wenn die Greuel zu groß werden, und die Straßen der Welt sich mit Demonstrationen füllen, kann das durchaus einen Krieg entscheiden.

Die Unfähigkeit Baraks, die Hamas und ihre Grundlagen zu verstehen, hat auch eine weitere voraussehbare Folge: Israel kann diesen Krieg nicht gewinnen und die Hamas kann ihn nicht verlieren.

Auch wenn es der IDF gelingt, alle Hamas-Kämpfer zu töten, wird die Hamas den Sieg davontragen. Die Hamas-Kämpfer würden in der Arabischen Welt  als Helden der Arabischen Sache und Leitbilder angebetet werden und jeder
heranwachsende Araber würde es ihnen gleichtun wollen. Das jetzt noch von Abbas und seiner Fatah kontrollierte Westjordanland wird mit wehenden Fahnen zur Hamas überlaufen. Die Fatah könnte einpacken und die restlichen Führer des Orients sind in der gleichen Gefahr des Zusammenbruchs.

Wenn aber der Waffengang mit einer zwar schwer verwundeten, aber immer noch funktionierenden Hamas endet, wird sich das in Anbetracht einer so starken Armee wie die Israels wie ein glorreicher Sieg ausnehmen.

Was aber die übrige Welt betrifft, so erobert sich Israel die Fratze eines bluttriefenden Schlächters, dem jedes Verbrechen zugetraut wird und sich an keinerlei Moral halten will. Das wird natürlich für die Zukunft aller derjenigen Israelis gravierende Folgen haben, denen es um Frieden und Ruhe geht. Das ist der Umstand, der in Israel immer mehr Menschen auf die Straßen treibt.

Das im Grunde daher Antisemitische an der Berichterstattung in Deutschland ist es, diesen Protest vieler Israelis zu verschweigen.
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Sorry Pedro, bei aller Sympathie, ich verstehs nicht.
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Pedrogranata schrieb:
viel Interessantes


Pedro,

danke für die wirklich interessanten Ausführungen.

In einem kann ich Dir vorbehaltlos zustimmen: Israel kann diesen Krieg im Augenblick nur verlieren. Sehr interessant und bemerkenswert finde ich im Weiteren Deinen Hinweis auf die Auswirkungen der Berichterstattungen über die israelischen Anti-Kriegs-Proteste.

Was ich ganz, subjektiv, nicht teile, ist Deine Einschätzung, dass in den deutschen Medien das Lied der IDF gesungen würde. Aber dazu habe ich keine validen Zahlen; falls Du eine Quelle hast, gerne!

Ein Vergleich drängt sich mir jedoch bei dieser Diskussion immer wieder auf: der Vergleich zwischen der Hamas und der NSDAP zu Beginn der Machtergreifung. Beides sind bzw. waren frei gewählte Parteien, beide tief im Volk verwurzelt und beide sind auch aus einem Gefühl der Schwäche heraus an die Macht gehoben worden; In Deutschland diente damals die 'Schande von Versailles' als Steigbügelhalter, in Palästina waren es die unter der Führung der Fatah erlittenen Schmähungen.

Die Appeasement-Politik gegenüber der NSDAP gilt heute vielen Gelehrten als schweres Versäumnis.

Woher nimmst Du Gewissheit, dass man mit einem Nachgeben gegenüber das Hamas nicht den gleichen Fehler begehen würde? Ich kann diese für mich nicht gewinnen.    
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Bigbamboo schrieb:

Woher nimmst Du Gewissheit, dass man mit einem Nachgeben gegenüber das Hamas nicht den gleichen Fehler begehen würde? Ich kann diese für mich nicht gewinnen.


Israel hat es in der Vergangenheit versäumt, die Grundlage für die Entfaltung der Hamas zu beseitigen, indem es, anstatt zu versuchen, die Palästinenser politisch zu spalten, auf den andauernden Siedlungsbau verzichtet, aus den besetzten Gebieten abzieht und den Palästinensern einen annehmbaren, einen dauerhaften Frieden in einem Staat ohne israelisch kontrollierten Flickenteppich, und den in Israel lebenden Arabern eine Abkehr von der Doktrin des "Judenstaats" beschert. Erst die Unnachgiebigkeit und fortdauernde Expansion der Besatzungsmacht Israel, hat die Hamas stark und zu dem werden lassen, was sie jetzt ist: die derzeit einzige Perspektive für die Palästinenser.
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Pedrogranata schrieb:

Israel hat es in der Vergangenheit versäumt, die Grundlage für die Entfaltung der Hamas zu beseitigen, indem es, anstatt zu versuchen, die Palästinenser politisch zu spalten, auf den andauernden Siedlungsbau verzichtet, aus den besetzten Gebieten abzieht und den Palästinensern einen annehmbaren, einen dauerhaften Frieden in einem Staat ohne israelisch kontrollierten Flickenteppich, und den in Israel lebenden Arabern eine Abkehr von der Doktrin des "Judenstaats" beschert. Erst die Unnachgiebigkeit und fortdauernde Expansion der Besatzungsmacht Israel, hat die Hamas stark und zu dem werden lassen, was sie jetzt ist: die derzeit einzige Perspektive für die Palästinenser.


Das beantwortet meine Frage aber nicht wirklich, denn ähnlich war es ja auch in dem von mir angeführten Vergleich: Deutsche Gebiete waren besetzt und ein aus deutscher Sicht annehmbarer Frieden stand nicht in Aussicht. Nur auf dieser Grundlage konnte die NSDAP überhaupt erst Wahlen gewinnen und zur Perspektive für die Deutschen werden.  
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Bigbamboo schrieb:
Pedrogranata schrieb:

Israel hat es in der Vergangenheit versäumt, die Grundlage für die Entfaltung der Hamas zu beseitigen, indem es, anstatt zu versuchen, die Palästinenser politisch zu spalten, auf den andauernden Siedlungsbau verzichtet, aus den besetzten Gebieten abzieht und den Palästinensern einen annehmbaren, einen dauerhaften Frieden in einem Staat ohne israelisch kontrollierten Flickenteppich, und den in Israel lebenden Arabern eine Abkehr von der Doktrin des "Judenstaats" beschert. Erst die Unnachgiebigkeit und fortdauernde Expansion der Besatzungsmacht Israel, hat die Hamas stark und zu dem werden lassen, was sie jetzt ist: die derzeit einzige Perspektive für die Palästinenser.


Das beantwortet meine Frage aber nicht wirklich, denn ähnlich war es ja auch in dem von mir angeführten Vergleich: Deutsche Gebiete waren besetzt und ein aus deutscher Sicht annehmbarer Frieden stand nicht in Aussicht. Nur auf dieser Grundlage konnte die NSDAP überhaupt erst Wahlen gewinnen und zur Perspektive für die Deutschen werden.  



Der Vergleich hinkt in vieler Hinsicht.

Keinesfalls war es den Deutschen nicht möglich, auf die Nazis und den Krieg als ihre Perspektive zu verzichten. Du stellst es so dar, als hätten die Deutschen keine Wahl gehabt, als sie die Nazis an die Macht riefen.

Die Deutschen lebten nach wie vor in Deutschland.

Die Palästinenser dagegen leben auf einem von Israel kontrollierten Flickenteppich.

Die hellrosafarbige Fläche zeigt Israel in den Grenzen vor 1967:



Diese Karte zeigt das Westjordanland.
Gelb: Palästinensisches Selbstverwaltungsgebiet (Gebiet A nach Oslo-Abkommen),
Pink: Palästinensisches Selbstverwaltungsgebiet unter Kontrolle des israelischen Militärs (Gebiet B)
Weiß: Vom israelischen Militär gesperrt (Gebiet C)
Magenta: Israelische Siedlung
Weiß-Magenta: Kommunales Gebiet der Siedlung (verboten für Palästinenser)
Straßen:
Scharf Grau: Zugang verboten oder eingeschränkt für palästinensische Fahrzeuge



Möchtest du das wirklich mit Deutschland vor der Machtübernahme der Nazis vergleichen ?
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Ich denke, Du hast ziemlich gut verstanden, was mich bewegt.

Es geht mir nicht um die Frage, wer wann welche Gebiete kontrollierte und schon gar nicht um ein Aufrechnen, sondern darum, woher man die Gewissheit nehmen sollte, dass ein Nachgeben gegenüber der Hamas nicht zu einer Katastrophe führt.
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Bigbamboo schrieb:
Ich denke, Du hast ziemlich gut verstanden, was mich bewegt.

Es geht mir nicht um die Frage, wer wann welche Gebiete kontrollierte und schon gar nicht um ein Aufrechnen, sondern darum, woher man die Gewissheit nehmen sollte, dass ein Nachgeben gegenüber der Hamas nicht zu einer Katastrophe führt.




Hast du den Fred soweit gelesen ? Ich habe in meinem langen Post von vorhin und vor einigen Tagen vielfach bereits ausgeführt, daß die Hamas bei Auslaufen des Waffenstillstands vor dem 26.12.08 Israel ein Angebot auf Fortdauer des Waffenstillstands machte. Dieses Angebot hatte zur Bedingung eine Aufhebung der grundlosen Blockade von Gaza durch ständige Schließung des einzigen Grenzübergangs. Darauf ging Israel nicht ein. Die jetzige Katastrophe hat diese Vorgeschichte.

Man kann einem Volk nicht vorschreiben, wen es als Gesprächspartner anbieten darf. Wenn ich sage, ich spreche nicht mit der Hamas, wie dies Israel tut, dann spreche ich nicht mit den Palästinensern. Diese wollen sich nicht vorschreiben lassen, wer sie zu vertreten hat.

Wie bereits gesagt, hat Israel die Hamas selbst gepäppelt und die PLO in der Vergangenheit, im Gegensatz zur Hamas, bekämpft und mit der PLO keinen Ausgleich gesucht, als diese noch der einzige maßgebliche Gesprächspartner war. Damit hat Israel die PLO in den Augen der Palästinenser geschwächt und die Hamas gestärkt. Man wollte so die Palästinenser seinerzeit politisch spalten.

Wie denkst du dir die von dir befürchtete Katastrophe nach einer Vereinbarung mit der Hamas ? Glaubst du, sie würde einen Verhandlungsfortschritt mit der Militärmacht Israel dazu nutzen, diesen sich durch Provokation Israels wieder zunichte zu machen und Israel einen Vorwand liefern, einen für die Palästinenser ausgehandelten Fortschritt, den diese als solchen ansähen, wieder zunichte zumachen und so ihr Volk, dessen Bestandteil sie ist, zu enttäuschen und wieder um den Fortschritt zu bringen ?
Was hast du denn für eine Sicht von den Palästinensern ? Schon mal mit einem gesprochen ?
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Pedrogranata schrieb:

Hast du den Fred soweit gelesen ? Ich habe in meinem langen Post von vorhin und vor einigen Tagen vielfach bereits ausgeführt, daß die Hamas bei Auslaufen des Waffenstillstands vor dem 26.12.08 Israel ein Angebot auf Fortdauer des Waffenstillstands machte. Dieses Angebot hatte zur Bedingung eine Aufhebung der grundlosen Blockade von Gaza durch ständige Schließung des einzigen Grenzübergangs. Darauf ging Israel nicht ein. Die jetzige Katastrophe hat diese Vorgeschichte.
...

Natürlich hat diese Katastrophe eine Vorgeschichte. Unter anderem aber auch die, dass Chaled Maschaal den letzten Waffenstillstand als reine Taktik bezeichnete und eine Fortsetzung des Kampfes gegen Israel ankündigte.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,549955,00.html

Pedrogranata schrieb:
...
Man kann einem Volk nicht vorschreiben, wen es als Gesprächspartner anbieten darf. Wenn ich sage, ich spreche nicht mit der Hamas, wie dies Israel tut, dann spreche ich nicht mit den Palästinensern. Diese wollen sich nicht vorschreiben lassen, wer sie zu vertreten hat.

Wie bereits gesagt, hat Israel die Hamas selbst gepäppelt...

Die Hamas ging 1987 aus der radikalen Muslimbruderschaft hervor.

Das bei Konflikten der 'Feind meines Feindes mein Freund' wird, ist nicht so ungewöhnlich. Falls Israel die Hamas gewähren lies oder diese sogar unterstützte, so sollte dies doch spätestens mit dem Abkommen von Oslo 1993 bereits Geschichte gewesen sein.

Pedrogranata schrieb:
.... und die PLO in der Vergangenheit, im Gegensatz zur Hamas, bekämpft und mit der PLO keinen Ausgleich gesucht, als diese noch der einzige maßgebliche Gesprächspartner war. Damit hat Israel die PLO in den Augen der Palästinenser geschwächt und die Hamas gestärkt. Man wollte so die Palästinenser seinerzeit politisch spalten.

Wie gesagt: in einem Konflikt ist dies nicht ungewöhnliches.


Pedrogranata schrieb:
...
Wie denkst du dir die von dir befürchtete Katastrophe nach einer Vereinbarung mit der Hamas ? Glaubst du, sie würde einen Verhandlungsfortschritt mit der Militärmacht Israel dazu nutzen, diesen sich durch Provokation Israels wieder zunichte zu machen und Israel einen Vorwand liefern, einen für die Palästinenser ausgehandelten Fortschritt, den diese als solchen ansähen, wieder zunichte zumachen und so ihr Volk, dessen Bestandteil sie ist, zu enttäuschen und wieder um den Fortschritt zu bringen ?...

Ja, ich sehe diese Gefahr, siehe obiger Bericht.
Pedrogranata schrieb:
...
Was hast du denn für eine Sicht von den Palästinensern ? Schon mal mit einem gesprochen ?

Die Hamas steht für mich nicht als Synonym für das palästinensische Volk. Daher lauft diese Frage in's leere; Meine Befürchtungen hinsichtlich der Hamas habe ich bereits geschildert.
Pedrogranata schrieb:
...
... Schon mal mit einem gesprochen ?

Nein, natürlich nicht. Ich hab überhaupt noch niemals mit einem Ausländer oder einem Menschen fremden Glaubens gesprochen.

Wie gesagt, mich interessiert wirklich, woher die Beteiligten an diesem Konflikt die Sicherheit nehmen sollten, nicht einen vergleichbaren wie 1938 in München zu machen.
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Habe mal eine interessante Faschismusdefinition gelesen, mit einer Art Check-List. Faschistisch wäre demnach, wenn es sich bei der untersuchten Gruppe eher um einen politischen Verbund bzw. eine Partei handelt denn um eine soziale Bewegung. Diese Partei besäße sowohl einen parlamentarischen Flügel als auch einen Flügel auf der "Straße". Bevorzugtes Mittel einer solchen faschistischen Partei wäre die Gewalt. Ihre Organisationsstruktur wäre bestimmt durch eine Mischung aus bürokratischer und vor allem charismatischer Herrschaft. Sie wäre eine Patronagepartei, also eine in denen die Mitglieder eigene Interessen und egoistische Motive durchsetzen können.

All das trifft m.E. auf die Hamas zu. Ich würde sie als faschistische Partei bezeichnen, so wie es auch die NSDAP war.
Was aber m.E. wirklich nicht vergleichbar ist, sind die jeweiligen Umstände in denen diese Parteien herrschen/herrschten. Deutschland war auch nach dem 1.Weltkrieg noch eine Großmacht mit großer Bedeutung und klar begrenztem, wenn auch verkleinerten Territorium. Die Hamas beherrscht einen kleinen Fitzel unfruchtbaren Landes. Dementsprechend sind die zu erwartenden Konsequenzen eines "Appeasement" in diesem Falle auch überhaupt nicht vergleichbar mit denen von 1938.
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Noch dazu: Die Hamas befindet sich ja seit ihrer Gründung in einer kriegerischen Situation. Die NSDAP beschwor den Krieg erst herrauf. Im Fall der Hamas kann man also eigentlich gar nicht von Appeasement reden. Der Krieg ist ja schon voll im Gange.
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yeboah1981 schrieb:
... Dementsprechend sind die zu erwartenden Konsequenzen eines "Appeasement" in diesem Falle auch überhaupt nicht vergleichbar mit denen von 1938.  


Vielleicht habe ich mich bisher zu unklar ausgedrückt: Mir geht es keinesfalls um Vergleiche, Relativierungen oder ähnliches. Mir geht es darum, dass die Geschichte im von mir benannten Beispiel grauenvoll bewiesen hat, dass Appeasement eben nicht zu dem gewünschten Effekt führt.

Ich hoffe aber, da der Konflikt, wie von Pedro bestens dargelegt, uns alle betrifft, auf eine friedliche Lösung (wie ich das übrigens bei nahezu jedem kriegerischen Konflikt auf der Welt tue, auch wenn er mich nicht betrifft). Jedoch habe ich hinsichtlich des Friedenswillens der Hamas Probleme mit deren Glaubwürdigkeit.

Übrigens: Ein, gerade rückblickend, sehr interessantes Buch, welche im Jahr 1940 veröffentlicht wurde und sich mit dem Appeasement beschäftigt: http://en.wikipedia.org/wiki/Why_England_Slept
Der Autor ist übrigens ein US-Präsident, mit dem der kommende gerne verglichen wird.
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Bigbamboo schrieb:
Mir geht es darum, dass die Geschichte im von mir benannten Beispiel grauenvoll bewiesen hat, dass Appeasement eben nicht zu dem gewünschten Effekt führt.
Kommt drauf an! Appeasement steht ja schon von der Definition her für gescheiterte, fatale Friedensbemühungen. Oft wird dieser Begriff aber doch einfach nur als Argument gegen eine entgegenkommende Politik benutzt und nicht immer traf das am Ende zu. So z.B. war die Annäherungspolitik in den 70ern alles andere als fatal, der Irakkrieg 2003 aber dann doch.
Bigbamboo schrieb:
Jedoch habe ich hinsichtlich des Friedenswillens der Hamas Probleme mit deren Glaubwürdigkeit.
Ich habe hinsichtlich des Friedenswillen einiger Akteure im Nahost-Konflikt so meine Zweifel. Bei der Hamas im speziellen, das stimmt.


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