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Lest Ihr noch Tageszeitungen ?

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kreuzbuerger schrieb:
passend zum thema habsch gestern abend in der kneipe ein 4-wochen umsonst-abo abgeschlossen...

Viel Spaß mit der Waschmaschine...
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RedZone schrieb:
http://www.tagesschau.de/ausland/zeitungenusa100.html
*Fast jede Woche stirbt in den USA eine Tageszeitung.*


Die können lesen? *scnr*
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stefank schrieb:
sotirios005 schrieb:
Ich lese alles, was ich bekommen kann. Meine Frau ist am Frühstückstisch manchmal ganz eifersüchtig, wenn sie mit mir will und ich jedoch in der Zeitung z. B. über die Eintracht lese und dann auch in Gedanken ganz bei unserer Eintracht bin und keine gescheite Antwort geben kann...  


Da kann man deine Frau ja auch irgendwie verstehen...


Da fehlt das Wort "sprechen" drin, sorry... !  
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Interessante Diskussion. Meine Wenigkeit wuchs in den 70er Jahren in einem Haushalt (Provinz) auf, in dem die Tageszeitung d a s Informationsmedium Nummer eins war – vor allem für lokale Nachrichten. Mit großer Spannung erwartete ich die Dienstagsausgabe der Lokalzeitung, weil dort Spielergebnisse und Tabelle der Fußball-Jugendmannschaften vom Wochenende veröffentlicht wurden – ein echtes Highlight..

Für viele Menschen war die Tageszeitung die Informationsquelle (neben der Tagesschau) schlechthin: Was passiert in meiner Gemeinde, wer ist gestorben (Todesanzeigen), wo gibt es die billigsten Schnäppchen (Anzeigen des örtlichen Supermarktes), welche Straftaten sind vorgefallen (Polizeibericht) und wie urteilte das Amtsgericht („Aus dem Gericht“)?

Alles schön sortiert. Wer an der Berichterstattung etwas auszusetzen hatte, schrieb einen Leserbrief, was man heute „user generated content“ nennt. Diskussion und Berichterstattung über das Geschehen in unmittelbarer Nähe liefen ausschließlich über das lokale Blättchen. Heile Welt. Wer auf Sex & Crime stand, las in der Frühstückspause die „Blöd“-Zeitung. Damals wie heute stand das Springer-Blatt aber unter dem Generalverdacht, es mit der Wahrheit nicht so ernst zu nehmen..

Seinerzeit existierten nur drei TV-Sender (ARD, ZDF, SDR), mit viel Mühe konnten wir den vierten (HR) auch noch empfangen – das HR-Männchen war aber arg verschwommen. Programmvielfalt? Dieses Wort wurde Jahre später erst geboren.

In den 70er Jahren gab es auf dem Tageszeitungsmarkt eine Konzentrationswelle. Das ein oder andere Lokalblättchen verschwand. Die Zahl der Titel halbierte sich. Einer kaufte den anderen auf. In vielen Regionen erschien fortan nur noch eine Tageszeitung: Eigentlich ein Fall für das Kartellamt, aber wirtschaftlich waren die kleinen Verlage nicht überlebensfähig

Für die Verlegerfamilien brach ein goldenes Zeitalter an. Die Erben der Pioniere, die den Alliierten Besatzungsmächten nach 1945 eine Lizenz abtrotzten, kamen in den Genuss von Traumgewinnen. Mehr als 20 Prozent Umsatzrendite waren keine Seltenheit: Goldesel! Gewinne, die heute nur Heuschrecken erwirtschaften, waren in der Branche Normalität.

Zu Beginn des Jahrtausends tauchte das Internet auf. Dieses neue Medium digitalisierte Information und machte sie auf einer anderen Ebene verfügbar. Die gut verdienenden (bequemen) Verleger wurden von der technologischen Entwicklung kalt erwischt. Jetzt gab es ein Medium, das auf den ertragsreichsten Informationsmärkten entscheidende Vorteile hatte: Angebot und Nachfrage treffen ohne hohe Kosten schneller aufeinander. Beispiel: Stellenmarkt. Die FAZ-Wochenendausgabe (sehr dick) war bis dahin d a s Medium für Jobsuchende. Heute? Wer Arbeit sucht, gibt sein Profil bei einem der Web-Angebote ein und wird per Alert informiert, obs was gibt.  Gleiches gilt für Kfz- oder Immobilienanzeigen.

Angesichts der sinkenden Umsatzerlöse wird es demnächst zu einer weiteren Konzentrationsbewegung kommen. Zwar werden noch verschiedene Titel erscheinen, der Inhalt allerdings wird aus Rationalisierungsgründen zunehmend zentral produziert. Kleines Beispiel: Die Lokalseiten der FR in Darmstadt kommen vom Darmstädter Echo. Großes Beispiel: Politikteil und andere überregionale Themen in der FR kommen aus einer gemeinsamen Redaktion der Verlagsgruppe DuMont..

RedZone hat Recht, wenn er schreibt, dass die „(gedruckte) Zeitung ein aussterbendes Medium“ ist, „vergleichbar mit dem Festnetzanschluß zu Hause. Neben der BILD werden wohl nur ein paar überregionale Zeitungen überleben.“ Ein hartes Urteil. Möglicherweise aber erlebt die Tageszeitung durch neue Technologien/Endgeräte wie das iPad eine Renaissance. Ma waas es net.

Für mich, um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen, bleibt die Tageszeitung ein wichtiges Medium. Den Laptop nehm ich nicht mit aufs Klo oder in die Badewanne!  

Sehr, sehr albern, auch etwas arrogant, erscheint mir die These von stefank, „dass sich die Zwei-Klassen-Verblödungsgesellschaft … perpetuiert. Die einen sind bereit, für Journalismus zu bezahlen, und bekommen dafür ein Mindestmaß an Qualität. Die Masse wird ohne Zuzahlung, weil werbefinanziert, manipuliert.“ Selbst ohne Latein-Kenntnisse (sic!) sagt mir der gesunde Menschenverstand, dass jeder für sich autonom entscheiden kann, was für ihn Qualität bedeutet. In werbefinanzierten Online-Medien gibt es genügend Beispiele für hervorragenden Journalismus. Schwarz und weiß sind sehr schöne Farben. Es gibt allerdings Schattierungen. Das macht es nicht einfacher, aber interessanter.

YZ
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Ich habe die FAZ abonniert und gönne mir zusätzlich wöchentlich den Spiegel. Beide Blätter lese ich gründlich und gerne.
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YZ schrieb:

Sehr, sehr albern, auch etwas arrogant, erscheint mir die These von stefank, „dass sich die Zwei-Klassen-Verblödungsgesellschaft … perpetuiert. Die einen sind bereit, für Journalismus zu bezahlen, und bekommen dafür ein Mindestmaß an Qualität. Die Masse wird ohne Zuzahlung, weil werbefinanziert, manipuliert.“ Selbst ohne Latein-Kenntnisse (sic!) sagt mir der gesunde Menschenverstand, dass jeder für sich autonom entscheiden kann, was für ihn Qualität bedeutet. In werbefinanzierten Online-Medien gibt es genügend Beispiele für hervorragenden Journalismus. Schwarz und weiß sind sehr schöne Farben. Es gibt allerdings Schattierungen. Das macht es nicht einfacher, aber interessanter.
YZ



Auf meine albernen und etwas arroganten Einlassungen antwortest du mit drei Behauptungen. Erstens, jeder könne autonom entscheiden, was für ihn Qualität bedeutet. Das kann man zwar, aber dann verliert der Begriff Qualität
jegliche Bedeutung im Sinne eines objektiven Maßstabs. Zweitens, es gäbe Beispiele für hervorragenden werbefinanzierten Online-Journalismus. Die Beispiele würde ich dann aber auch gerne hören. Und drittens, es gäbe mehr Schattierungen als nur Schwarz und Weiß. Das scheint mir richtig zu sein, konsequenterweise sollte man also z.B. auch von Schattierungsfilmen und nicht von Schwarz-Weiß-Filmen sprechen.
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Ich würde mich selbst als eine Art Informations-Suchti bezeichnen

Ich lese im Internet regelmäßig SpOn, die Seiten der FR, FAZ, SZ und der TAZ sowie diverse Blogs (+der jeweils dort evtl. verlinkten Artikel).
Alle schön als RSS-Feed (ca. 35 Feeds z.Zt) abonniert, womit ich sie auch unterwegs auf meinem Smartphone bequem abrufen kann.

Trotz der tollen digitalen Möglichkeiten möchte ich auf klassischen Print nicht verzichten. Da ich als Student von einem knappen Budget lebe reicht es allerdings nur für ein Spiegel-Abo (seit der zwölften Klasse circa). Das Heft begleitet mich dann die ganze Woche (im Rucksack oder unterm Arm), so dass ich es oft von vorne bis hinten durchlese.

Ansonsten gibt es in meiner WG noch die FAS, die ich auch regelmäßig durchblättere und lese.
Wenn es mich am Wochenende mal zu meinen Eltern verschlägt wartet dort ein Stapel mit den Ausgaben der lokalen Tageszeitung (gehört zur AZ) aus der letzten Woche.

Das schöne am Studentenleben ist allerdings, das man auf dem Campus regelmäßig Probe-Abonnements abschließen kann, die entweder sehr günstig sind, oder sogar gar nix kosten.

Im Laufe der Zeit hatte ich die FR, die FAZ, die TaZ, die Zeit, den Freitag, die Welt, Newsweek, Financial Times Deutschladn und die Süddeutsche abonniert. Die Länge und der Preis variieren dabei. Das ging von 3 mal "Die Zeit" für lau, über 5 Wochen die TAZ für ca. 10 €, die SZ 2 Wochen für 10 € bis zu 4 Monate die FR für umsonst (nach dem Relaunch).

Sobald (bzw. falls) sich meine finanzielle Situation etwas verbessert, werde ich wohl (zusätzlich zum Spiegel) eine überregionale Tageszeitung (wohl die SZ) und eine Wochen- (Zeit oder Freitag) sowie eine Sonntagszeitung (FAS) abonnieren.

Sicher hat man nicht die Zeit, das alles zu lesen. Aber ich habe gerne wenigstens die Option es zu tun.

Ich nutze also Online-Medien intensiv, möchte aber auf Print auf keinen Fall verzichten. Ich hätte aber auch nix dagegen, wenn die etablierten Medien ein wenig die Preise erhöhen und mir dafür einen Abonnenten-Zugang zu ihren Internet-Plattformen mitliefern.
So könnte man zu den jeweiligen Artikel etwa weitere Hintergründe, sowie Videos und ähnliches zusammentragen.

Für ein reines Online-Angebot würde ich allerdings niemals etwas zahlen. Da bin ich altmodisch. Ich würde auch nie Mp3s kaufen, dann doch lieber die CD    


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