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Euro behalten oder zurück zur D-Mark?

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seventh_son schrieb:
S-G-Eintracht schrieb:


Bis "generieren" stimmt das auch. Die Banken kaufen die Staatsschulden weiterhin auf, durch Ausgabenkürzungen wird aber genau dieses Geld neutralisiert.

Danach verstehe ich nicht genau, was du meinst. Wo wird das im Finanzmarkt (in welchem?) nur virtuell erstellt, ohne dass es dann in die Wirtschaft fließt? Das habe ich nicht verstanden.


Nun, man liest Folgendes: Die Zentralbanken drucken Geld (z.B. über Staatsanleihenkäufe, Nullzinspolitik) und geben stellen es so den Banken zur Verfügung. Somit besteht eine Inflationsgefahr. Da die Banken das Geld aber größtenteils parken um Zinseinnahmen zu generieren und sich abzusichern, fließt das Geld nicht in die Realwirtschaft. Dadurch wird auch keine echte Inflation erzeugt. Wobei ich auch gelesen habe, dass zumindest die EZB versucht, das Geld an anderer Stelle wieder abzuschöpfen. Also scheint ja ein Interesse da zu sein, dieses Geld nicht ewig im Kreislauf zu belassen.



Also ich glaube, du hast weder verstanden, was eine Zentralbank ist noch wie Geldschöpfung funktioniert.

Ich würde generell auch vorschlagen, wir bleiben lieber näher am Thema und versuchen das abschließend zu erläutern, als neben EZB auch noch die FED (oder allgemein die USA) zu debattieren. Da kann man wirklich schon sehr weit an der Oberfläche bleiben und es versteht trotzdem jeder.
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S-G-Eintracht schrieb:


Also ich glaube, du hast weder verstanden, was eine Zentralbank ist noch wie Geldschöpfung funktioniert.


Hier geht es doch gar nicht um den normalen Weg der Geldschöpfung (fractional banking), sondern um die Maßnahmen die die Zentralbanken treffen, um den Problemen entgegenzutreten. Und da können wir gerne auch über die EZB weiterdiskutieren, denn auch diese pumpt zur Zeit Geld in den Markt, dass die Banken dankbar abgreifen.
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neuehaaneradler schrieb:
smoKe89 schrieb:
neuehaaneradler schrieb:
Die FED als private Organisation zu bezeichnen ist nicht ganz richtig.


Die Mitgliedsbanken sind Eigentümer der FED, von daher befindet sich die Zentralbank in Privateigentum. Dass der Präsident das Direktorium ernennt, ändert meiner Meinung nichts daran. Denn wer finanziert gemeinhin den Wahlkampf eines Präsidenten? Genau jene Banken.

Die Mitarbeiter sehen das anscheinend wie ich:
http://otherpurposes.com/yahoo_site_admin/assets/images/Fed_private_property.31945829_std.jpg
Man achte auf das Schild auf dem Rasen.

Wie heißt es in Amerika so schön? "The Federal Reserve is as federal as Federal Express". Die FED erzeugt den Anschein einer bundesstaatlichen Anstalt, ist es aber nicht. Ein privates Bankenkartell mit staatlicher Monopollizenz und nichts anderes.


Zum einem wäre die FED wegen der genannten Einschränkungen nicht sinnvoll mit einem Privatunternehmen zu vergleichen. Zum anderen ist die Bedeutung der Wahlkampfunterstützung an den Präsidenten schon extrem, aber dennoch wird bzw. hat nicht jeder Präsident der USA einen so banken- und wirtschaftsfreundlichen Kurs gefahren wie die zweite Bush Administration. Aber dies ist eigentlich nur dann noch am ursprünglichen Thema, wenn über die frage der Unabhängigkeit der Zentralbank wieder über die EZB und ihre Eigentümer reflektiert wird.


Ob das staatliche Monopol nun in privater oder öffentlicher Hand liegt, ist für die vom Monopol in negativer Weise Betroffenen (99,9%) aus finanzieller Sicht sowieso nicht wichtig. Hier ging es eher um den psychologischen Trick; dass man eine private Organisation nur des Anscheins wegen mit bundesstaatlichem Namen ("federal") und pseudooffiziellen Symbolen versieht. Das war vorallem notwendig, um den Kongress und die Öffentlichkeit auszutricksen (man hat ganz bewusst auf Begriffe wie "zentral" oder "Bank" verzichtet). Da Banken die großzügigsten Wahlkampfspender sind, entscheiden diese leider auch indirekt über die Wahl des Direktoriums. Trotz oder gerade wegen dieser Akrobatik bestimmen die Großbanken bis heute im Alleingang über unser Geldwesen.

Aber ja, hier geht es um DM vs. Euro. Ich möchte damit jedoch erklären, warum ich auf beide Fiatwährungen verzichten könnte.
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seventh_son schrieb:
S-G-Eintracht schrieb:


Also ich glaube, du hast weder verstanden, was eine Zentralbank ist noch wie Geldschöpfung funktioniert.


Hier geht es doch gar nicht um den normalen Weg der Geldschöpfung (fractional banking), sondern um die Maßnahmen die die Zentralbanken treffen, um den Problemen entgegenzutreten. Und da können wir gerne auch über die EZB weiterdiskutieren, denn auch diese pumpt zur Zeit Geld in den Markt, dass die Banken dankbar abgreifen.


- "Nun, man liest Folgendes: Die Zentralbanken drucken Geld (z.B. über Staatsanleihenkäufe, Nullzinspolitik) und geben stellen es so den Banken zur Verfügung."

Die Zentralbanken können kein Geld drucken, sondern refinanzieren Geschäftsbanken. Mit den LTROs [die du offensichtlich meinst] bekommen die Banken Geld, was sie (hoffentlich) in den Aufkauf von Staatsanleihen stecken. Damit ist das Geld direkt in irgendeinem Finanzmarkt angekommen.

Entscheidend ist dann die Steuerung dieser Offenmarktpolitik, um die Kreditvergabe eingrenzen zu können.

- "Somit besteht eine Inflationsgefahr."

Das ist korrekt.

Jetzt wieder zwei Beiträge zurück...Insofern die Banken das Geld in den Aufkauf von Staatspapieren stecken und dieser Staat gleichzeitig spart, wird dieses Geld und die Schulden neutralisiert.

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Diese Inflationsgefahr ist allgegenwärtig und daher sind, wie im anderen Thread angedeutet, die politischen Entscheidungsträger in Europa das A. und O. Im Endeffekt ist das ein riesiger Zock auf den Sachverstand aller heutigen und zukünftigen Regierungen Europas, keine Scheisse zu machen. Was für mich Erwartungshaltung ist, muss man leider immer wieder mal wieder so sagen.

In den USA stand man vor 20 Jahren vor einer ähnlichen Situation, und zwar wollte der Herr Clinton die Notenpresse samt Wirtschaft nutzen, um die Staatsverschuldung zu reduzieren und alle Leute in Arbeit bringen. Das erwies sich jedoch als Schnapsidee, aufgrund viel fiktiven und nicht nachhaltigen Wachstums sowie des heranzüchtens der New Economy-Blase. Das gab dann auf einen Schlag eine unbeabsichtigte Vermögensverteilung zu wenigen Gewinnern, als die Blase geplatzt ist.

Also einfach ist es nicht, aber Draghi und Bernanke ist die Arbeit zuzutrauen.

Hierbei und heute hast du ja schon eine Staatsschuldenblase.
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S-G-Eintracht schrieb:

Entscheidend ist dann die Steuerung dieser Offenmarktpolitik, um die Kreditvergabe eingrenzen zu können.


Ansonsten kann ich noch ergänzen...Das Aufkaufprogramm der EZB (knapp über 200 Milliarden Euro) von Staatsanleihen ist einfach nur ein Konstrukt, um Banken Liquidität zu geben und fällt unter diese Offenmarktpolitik.

Ich glaube fast, dass du genau das meinst...Weil genau dabei ebenfalls versucht wird, die Geldmenge zu reduzieren. Den Vorgang nennt man Sterilisierung meine ich.
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S-G-Eintracht schrieb:
Die Zentralbanken können kein Geld drucken, sondern refinanzieren Geschäftsbanken. Mit den LTROs [die du offensichtlich meinst] bekommen die Banken Geld, was sie (hoffentlich) in den Aufkauf von Staatsanleihen stecken. Damit ist das Geld direkt in irgendeinem Finanzmarkt angekommen.


Dieser Begriffsnebel schon wieder.. hervorragend! Die Zentralbank druckt also kein Geld, sondern refinanziert Geschäftsbanken. Natürlich wird sie keine Geldtransporter an sämtliche Banken entsenden, aber darauf kommt es ja nicht an.

Es ist ungefähr so, als würde der Bauer seine Milch immer weiter mit Wasser verdünnen. Irgendwann trinkt sogar der letzte Idiot die Suppe nicht mehr. Der Unterschied besteht wohl noch darin, dass der Bauer das Wasser irgendwo herholen muss, die Zentralbank jedoch kann das zusätzliche "frische Geld" (so ein falsches Wort) einfach "erfinden".

Von "Refinanzierung" kann m.E. nicht die Rede sein, es handelt sich einfach um Diebstahl an jedem, der Euros in der Tasche hat.
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smoKe89 schrieb:
S-G-Eintracht schrieb:
Die Zentralbanken können kein Geld drucken, sondern refinanzieren Geschäftsbanken. Mit den LTROs [die du offensichtlich meinst] bekommen die Banken Geld, was sie (hoffentlich) in den Aufkauf von Staatsanleihen stecken. Damit ist das Geld direkt in irgendeinem Finanzmarkt angekommen.


Dieser Begriffsnebel schon wieder.. hervorragend! Die Zentralbank druckt also kein Geld, sondern refinanziert Geschäftsbanken. Natürlich wird sie keine Geldtransporter an sämtliche Banken entsenden, aber darauf kommt es ja nicht an.

Es ist ungefähr so, als würde der Bauer seine Milch immer weiter mit Wasser verdünnen. Irgendwann trinkt sogar der letzte Idiot die Suppe nicht mehr. Der Unterschied besteht wohl noch darin, dass der Bauer das Wasser irgendwo herholen muss, die Zentralbank jedoch kann das zusätzliche "frische Geld" (so ein falsches Wort) einfach "erfinden".

Von "Refinanzierung" kann m.E. nicht die Rede sein, es handelt sich einfach um Diebstahl an jedem, der Euros in der Tasche hat.


Die begriffliche Abgrenzung ist wichtig, um jemanden, der sich noch nie im Leben auch nur minimalst mit Geld / Ökonomie auseinandergesetzt hat, zu erklären, dass die Seigniorage (Münzgewinn) bei den Privaten Banken liegt.

Und mit Refinanzierung ist gemeint, dass die Zentralbank Sicherheiten sehen will, damit Kredite geschöpft werden können.

Das letztgenannte ist für alldiejenigen vielleicht ganz interessant, die gerne mal beim Schoppen sitzen und sich eine Tilgung der Staatsschulden wünschen.

Ansonsten: Wenn schon ein Beispiel mit der Kuh, dann doch dieses. Der Bauer gibt der Kuh fortlaufend frisches Wasser, wieder und immer wieder. Und die Kuh produziert daraus fortlaufend Milch (Werte), die man dann (den Bedürftigen) hinverteilen kann. Das Geldsystem ist in diesem Fall die Superhero-Hindu-Kuh, die gottgleich ist und deshalb niemals stirbt
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S-G-Eintracht schrieb:
Ansonsten: Wenn schon ein Beispiel mit der Kuh, dann doch dieses. Der Bauer gibt der Kuh fortlaufend frisches Wasser, wieder und immer wieder. Und die Kuh produziert daraus fortlaufend Milch (Werte), die man dann (den Bedürftigen) hinverteilen kann. Das Geldsystem ist in diesem Fall die Superhero-Hindu-Kuh, die gottgleich ist und deshalb niemals stirbt


Märchenonkel.
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Also ich habe weiß Gott nicht alles hier gelesen (angefangen), dennoch hätte ich natürlich auch zur Fragestellung Wünsche.

Ein guter Gedanke, neben dem Zusammenwachsen der Völker, das Ganze mit einer Währung zu vergolden. Es war eine tolle Intention. Die Realität ist aber wohl eine andere, die Umsetzung war wohl auch eine falsche. Fehlten dazu die reicheren Staaten und gab es zu viele vergleichsweise wirtschaftlich schwache Staaten?

Liegt´s am Euro oder anderen Faktoren? Als ich jedenfalls eine bestimmte Menge an Gütern kaufte, zahlte ich um das Jahr 2000 etwa 70 DM. Für den gleichen Kram zahle ich heute 100 €. Versucht doch mal eine Eigentumswohnung (3-4 Zimmer) in Frankfurt zu kaufen.

Irgendwas kann hier nicht so ganz stimmen.

Ich würde mir die Mark zurückwünschen. Wie kommen wir da wieder hin? Gibt es Möglichkeiten das "normalverständlich" zu erläutern? ,-)
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SGE-Wuschel schrieb:
Also ich habe weiß Gott nicht alles hier gelesen (angefangen), dennoch hätte ich natürlich auch zur Fragestellung Wünsche.

Ein guter Gedanke, neben dem Zusammenwachsen der Völker, das Ganze mit einer Währung zu vergolden. Es war eine tolle Intention. Die Realität ist aber wohl eine andere, die Umsetzung war wohl auch eine falsche. Fehlten dazu die reicheren Staaten und gab es zu viele vergleichsweise wirtschaftlich schwache Staaten?

Liegt´s am Euro oder anderen Faktoren? Als ich jedenfalls eine bestimmte Menge an Gütern kaufte, zahlte ich um das Jahr 2000 etwa 70 DM. Für den gleichen Kram zahle ich heute 100 €. Versucht doch mal eine Eigentumswohnung (3-4 Zimmer) in Frankfurt zu kaufen.

Irgendwas kann hier nicht so ganz stimmen.

Ich würde mir die Mark zurückwünschen. Wie kommen wir da wieder hin? Gibt es Möglichkeiten das "normalverständlich" zu erläutern? ,-)  


Endlich mal wieder ne klare Aussage zum Thema.

Vorlesungsstunden über Geld-und Bankenwesen gehören insbesondere dann an die Uni., wenn sie sich jeder Aussage zum Thema(D-Mark oder Euro)enthalten.

Die Bürger wollten diesen EURO nicht und sehen sich als steuerzahlender Bürger selbstverständlich bestätigt. Die größte Krise seit dem 2. Weltkrieg(ich zitiere insoweit Experten) wurde gegen den Willen des Bürgers verursacht...... und gleichwohl sagen die Politiker uns populist.. noch immer nicht die Wahrheit verstecken sich ,ihre Unfähigkeit und ihr Versagen ,hinter Floskeln.

Ich schließ mich der Fragestellung von Wuschel noch mal an und bringe meine irgendwo in diesem Beitrag gestellt Gretchenfrage noch einmal:

Ist der Rückweg zur DM möglich? Oder fliegt uns dann der ganze EU-Müll, welchen wir Bürger so immer abgelehnt haben,Kreditausfälle und fälligwerdende Bürgschaften ,"einstürzende"Banken usw. so um die Ohren, daß wir in dieser nach Expertenmeinung schlimmsten Krise seit dem 2. Weltkrieg längst gefangen sind und nie mehr zurück können?
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Dirty-Harry schrieb:
SGE-Wuschel schrieb:
Also ich habe weiß Gott nicht alles hier gelesen (angefangen), dennoch hätte ich natürlich auch zur Fragestellung Wünsche.

Ein guter Gedanke, neben dem Zusammenwachsen der Völker, das Ganze mit einer Währung zu vergolden. Es war eine tolle Intention. Die Realität ist aber wohl eine andere, die Umsetzung war wohl auch eine falsche. Fehlten dazu die reicheren Staaten und gab es zu viele vergleichsweise wirtschaftlich schwache Staaten?

Liegt´s am Euro oder anderen Faktoren? Als ich jedenfalls eine bestimmte Menge an Gütern kaufte, zahlte ich um das Jahr 2000 etwa 70 DM. Für den gleichen Kram zahle ich heute 100 €. Versucht doch mal eine Eigentumswohnung (3-4 Zimmer) in Frankfurt zu kaufen.

Irgendwas kann hier nicht so ganz stimmen.

Ich würde mir die Mark zurückwünschen. Wie kommen wir da wieder hin? Gibt es Möglichkeiten das "normalverständlich" zu erläutern? ,-)  


Endlich mal wieder ne klare Aussage zum Thema.

Vorlesungsstunden über Geld-und Bankenwesen gehören insbesondere dann an die Uni., wenn sie sich jeder Aussage zum Thema(D-Mark oder Euro)enthalten.

Die Bürger wollten diesen EURO nicht und sehen sich als steuerzahlender Bürger selbstverständlich bestätigt. Die größte Krise seit dem 2. Weltkrieg(ich zitiere insoweit Experten) wurde gegen den Willen des Bürgers verursacht...... und gleichwohl sagen die Politiker uns populist.. noch immer nicht die Wahrheit verstecken sich ,ihre Unfähigkeit und ihr Versagen ,hinter Floskeln.

Ich schließ mich der Fragestellung von Wuschel noch mal an und bringe meine irgendwo in diesem Beitrag gestellt Gretchenfrage noch einmal:

Ist der Rückweg zur DM möglich? Oder fliegt uns dann der ganze EU-Müll, welchen wir Bürger so immer abgelehnt haben,Kreditausfälle und fälligwerdende Bürgschaften ,"einstürzende"Banken usw. so um die Ohren, daß wir in dieser nach Expertenmeinung schlimmsten Krise seit dem 2. Weltkrieg längst gefangen sind und nie mehr zurück können?



Möglich ist vieles, es ist eine Fragen der Kosten. Zu beurteilen, ob ein solcher Schritt (Rückkehr zu Nationalwährungen in Euroland) eine viel tiefere Krise verursachen würde, überlasse ich gerade mal anderen. Was gewinnen / verlieren wir bei einer Rückkehr zur DM?
- Leitwährung von globaler Reichweite
- Münzgewinn im Rahmen des Euro
- Wechselkursschwankungen (bei denen Banken blenden verdienen könnten, da gegen sie gehedged werden muss)
- Höhere Transaktionskosten für den Währungstausch
- ... to be continued ...

Auswirkungen auf die Inflation, die gerne angeführt werden, sind statistisch nicht nachgewiesen. DM und Euro geben sich da nichts und der verständliche Ärger über gestiegene Preise ist durch eine langsame, dauerhafte Preissteigerungbegründet. (wie oft hört man von Waren, die früher nur Pfennige gekostet haben). Problem ist weniger diese Preissteigerung, als das Verhältnis dieser zu den Einkommen. Also der Vergleich, wieviel konnte ich von meinem Einkommen vor 10 oder 20 Jahren kaufen. Und da liegt in Deutschland ein großes Problem, da die Löhne im Vergleich zu anderen großen europäischen Ländern schon lange stagnieren bzw. relativ zurückgegangen sind. Daran ist aber der Euro nicht schuld.

Eine Rückkehr zur DM hätte aus meiner Sicht - neben den umstrittenen ökonomischen Folgen - gravierende politische Konsequenzen. Es würde bedeuten, dass die DM wieder zur unumstrittenen europäischen Leitwärhung aufsteigen würde und sich - wie bereits vor der Euro Einführung - andere europäische Staaten komplett an der Politik der Bundesbank in Frankfurt ausrichten dürften. Ich bin mir sicher, dass dies auf wenig Begeisterung stoßen würde und das europäische Projekt, von dem auch Deutschland aus seiner zentralen Lage in Europa extrem profitiert (hierhin werden die meisten Exporte geschickt), auf Dauer beschädigen würde.
Darüber hinaus steht eine stärkere Währungsspekulation zu befürchten, so wie es in den 1990er Jahren der Fall war, als eine nach der anderen Währung hochgenommen wurde. Die Größe des Euro bietet dagegen ein wenig Schutz, wenn funktionierende Regeln gegen Fehlfunktionen der Gemeinschaftswährung bestehen.
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Dirty-Harry schrieb:

Ist der Rückweg zur DM möglich? Oder fliegt uns dann der ganze EU-Müll, welchen wir Bürger so immer abgelehnt haben,Kreditausfälle und fälligwerdende Bürgschaften ,"einstürzende"Banken usw. so um die Ohren, daß wir in dieser nach Expertenmeinung schlimmsten Krise seit dem 2. Weltkrieg längst gefangen sind und nie mehr zurück können?


Das wird dir hier niemand abschließend beantworten können. Wie vieles in der Wirtschaft kann man die Auswirkungen eines solchen Handelns nicht en Detail prognostizieren. Somit bleibt viel Spekulation.

Man dürfte sich auf jedenfall auf starke wirtschaftliche Verwerfungen in der Anfangszeit einstellen. Solche Szenarien geistern ja schon länger durch die Medien. Wenn man nach einem Artikel der WiWo geht, rechnen Experten mit diesen möglichen Folgen:

Da die DM-Einführung geheim vorbereitet werden und von heute auf morgen durchgezogen werden müßte, um Bank Runs in den anderen Euro-Ländern zu vermeiden, dürften die Banken rund um die D-Mark-Einführung geschlossen bleiben. Erste Panik macht sich breit. Wenn die Banken dann wieder öffnen, muss der Staat massiv ins Bankgeschäft eingreifen (Konten sperren), da es sonst einen massiven Abfluss von Kapital aus den verbliebenen Euroländern nach Deutschland geben würde mit einer entsprechenden radikalen Aufwertung der DM.

Euros im Ausland würden massiv an Wert verlieren mit den entsprechenden politischen und sozialen Folgen, Deutschland würde vermutlich zum "protektionistischen Hassobjekt".

Guthaben der Deutschen im Ausland würde entsprechend der Aufwertung der DM an Wert verlieren.

Die Bundesbank hätte ihre liebe Müh und Not, dem Aufwertungsdruck entgegenzusteuern.

Desweiteren wird die Möglichkeit einer Währungsreform anstatt einer Umstellung ins Spiel gebracht. Umstellung bedeutet einen Umtausch von Guthaben und Schulden von 1:1 in die neue Währung. Bei einer Reform wäre das Verhältnis nicht pari und es würde Guthaben vernichtet. Schlecht für den Sparer, aber gut für den Staat, der sich über diese Möglichkeit seiner Schulden entledigen könnte.

Banken bekommen immense Probleme, da Staatsanleihen aus anderen Euro-Ländern nichts mehr wert wären. Kann sich jeder selbst fragen, ob die Banken bereits genug Eigenkapital gebildet und für solche Abschreibungen gerüstet sind. Wir hätten dann evtl. statt der Euro-Rettung eine Bankenrettung 2.0.

Also, die Vorstellung, dass mit der guten alten DM alles wieder besser und wie früher wird, ist zwar menschlich verständlich, aber irrig. Viele DM-Befürworter würden sich ganz schön umschauen.
Die Frage ist eben, ob es gelingt den Euro zu retten, die Lage für die Pleitekandidaten zu entspannen und wieviel uns das kostet. Dann könnte man dieses Paket der DM-Einführung gegenüber stellen. Aber wer will das abschließend beurteilen?
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Dankeschön für eure Antworten, qualifiziert ,gut und klar (sonst hätte ich insoweit Unbedarfter ihnen auch nicht folgen können ,-) )

Kein Widerspruch von mir. Zu den beschriebenen wirtschaftl.Vorteilen des Euro,den natürlich nicht kalkulierbaren Risiken wegen unserer bereits bestehenden Verstrickungen (Kredite, Bürgschaften usw.)bei einer Beendigung der Währungsunion.

Und ihr geht ja auch übereinstimmend in die sich daraus ergebende Richtung: Rettungsversuche fortsetzen bis es evtl. gescheitert oder einfach nicht mehr finanzierbar ist(entsprechende Abwägung was dann demgegenüber der Rückzug auf die eigene Währung "kostet")

So erleben wir es und können den Ausgang nicht vorhersehen.

Damit haben wir bestätigt, daß die Frage im Engangsbeitrag gar nicht zu beantworten ist. Konstruktions-oder handwerkliche Fehler des Euro müßen versucht werden bis zu einem bestimmten (finanz)Punkt der Berichtigung zugeführt zu werden..........

Eine unglaublich prekäre Situation, weil der Ausgang und die Folgen - für den Bürger kann man in der Tat sagen so (mit Euro) oder so(notgedrungene Rückkehr)-im Hinblick auf dessen direkte Inanspruchnahme wirklich unabsehbar sind

wir können es drehen oder wenden, über diesen Punkt wird man bei der Frage Euro behalten oder wieder DM ,so schnell nicht hinauskommen.

Von daher macht esnatürlich  mehr Sinn ,die Dinge und Maßnahmen um die Eurorettung gespannt zu beobachten und in den Blick zu nehmen.
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neuehaaneradler schrieb:

Auswirkungen auf die Inflation, die gerne angeführt werden, sind statistisch nicht nachgewiesen. DM und Euro geben sich da nichts und der verständliche Ärger über gestiegene Preise ist durch eine langsame, dauerhafte Preissteigerungbegründet. (wie oft hört man von Waren, die früher nur Pfennige gekostet haben). Problem ist weniger diese Preissteigerung, als das Verhältnis dieser zu den Einkommen. Also der Vergleich, wieviel konnte ich von meinem Einkommen vor 10 oder 20 Jahren kaufen. Und da liegt in Deutschland ein großes Problem, da die Löhne im Vergleich zu anderen großen europäischen Ländern schon lange stagnieren bzw. relativ zurückgegangen sind. Daran ist aber der Euro nicht schuld.


Ergänzung dazu...

Erstmal die Frage: Warum sollte eine allumfassende Europäische Währung ohne Währungskämpfe für Preissteigerungen sorgen? Bis auf entscheidende Rohstoffe produziert Europa alles selbst, also kommt die gemeinsame Währung jedem Land zu Gute. (Unabhängig wie stark die Wirtschaft regional ist)

Da sind wir auch beim einzigen Problem, dass innerhalb einer Währungsunion man eine einzige Zentralbank hat und diese Vorgaben macht, an die man sich halten muss. Jetzt hat ganz einfach Südeuropa sich überhaupt nicht daran gehalten und geschummelt und sich auf Kosten des Nordens bereichert und sich hoffnungslos überschuldet. Das unterstützt man nun entweder (Eurobonds etc.) oder man versucht, die Probleme faktisch aus der Welt zu schaffen. (Ausgabenkürzung auf reales regionales Niveau)

Genau diese Preissteigerung merkt man im Norden zweigleisig. Und zwar dadurch, dass etwa Nahrungsmittel aus Südeuropa (durch dortige kräftige Lohnsteigerungen) über dem Niveau gestiegen sind, was die EZB vorgibt.

Andernfalls hat Deutschland in den zentralen Branchen eben das Inflationsziel wie Frankreich "nur" erreicht und lag damit unter eben dieser Preissteigerung. Für Personen aus nicht zukunftsfähigen Märkten, wo die Löhne stagniert oder nur minimal gestiegen sind, haben sich die Anteile an ihrem persönlichen Bruttoinlandsprodukt stärker verändert als beim Durchschnittsdeutschen. [Mit der DM wäre dies bei gleichbleibenden Politikstil genauso abgelaufen, für die "Reichen" wäre aber selbstverständlich die DM schöner.]

Interessant sind dann noch die Kostensteigerungen durch verstärkte Abgabenquote an den Staat (durch Grüne Politik etwa [was ich nicht als schlecht bewerte, aber drückt sich halt bei Sozialschwächeren stärker aus.])

Dass teilweise über den genannten Sachverhalt die Unzufriedenheit groß ist, liegt daran, dass ÜBERALL die nationale Autonomie aufgegeben wird, gegenüber einer Annäherung zu anderen Ländern. Obwohl dies bis hierhin notwendig war, möchten wir einen Europäischen Staat, stehen wir nun am entscheidenden Richtungspfeil, wohin wir letztlich streben. Und hierbei sind wir wieder bei der Debatte, ob alle Leistung "gleich" gemacht werden soll aka ***** oder regionale Unterschiede bewahrt.
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Die Währung ist grundsätzlich vollkommen egal. Die Frage ist, wollen wir unter der gemeinsamen Währung für regionale Probleme 1:1 geradestehen, insbesondere wenn man Länder in der gleichen Währung hat, wo die kulturellen Unterschiede zumindestens im Umgang mit Geld doch sehr unterschiedlich sind.

Dieses Problem haben die USA z.B. nicht, aber auch ein relativ starken Riegel. Da sind die Regionen automatisch zum Sparen gezwungen, ohne das ein "Obama" überall hinreisen muss und den Leuten das 1x1 erklären. Dort ist das System, wie die Bundesstaaten untereinander Geld leihen, rigider.
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S-G-Eintracht schrieb:

Da sind wir auch beim einzigen Problem, dass innerhalb einer Währungsunion man eine einzige Zentralbank hat und diese Vorgaben macht, an die man sich halten muss. Jetzt hat ganz einfach Südeuropa sich überhaupt nicht daran gehalten und geschummelt und sich auf Kosten des Nordens bereichert und sich hoffnungslos überschuldet.[..]

Genau diese Preissteigerung merkt man im Norden zweigleisig. Und zwar dadurch, dass etwa Nahrungsmittel aus Südeuropa (durch dortige kräftige Lohnsteigerungen) über dem Niveau gestiegen sind, was die EZB vorgibt.

Andernfalls hat Deutschland in den zentralen Branchen eben das Inflationsziel wie Frankreich "nur" erreicht und lag damit unter eben dieser Preissteigerung.


Interessant dazu:

"Bundesbank duldet höhere Inflation

Die Bundesbank lockert ihre harte Haltung in der Geldpolitik. Angesichts einer guten deutschen Konjunktur und kriselnder Volkswirtschaften in Südeuropa sind die Währungshüter bereit, eine höhere Inflationsrate als im Rest der Euro-Zone hinzunehmen.
Mit ihrer Äußerung beugt sich die Bundesbank einem Konsens unter Ökonomen: Die Euro-Zone kann die Krise nur überwinden, wenn einerseits Länder wie Portugal und Spanien Preis- und Lohnsenkungen akzeptieren - und so wettbewerbsfähiger werden. Andererseits müssen Wachstumsstaaten wie Deutschland vorübergehend höhere Geldentwertung dulden.
...
Entscheidend für die Akzeptanz des neuen Trends wird das Ausmaß der Preissteigerung sein. Für Ulrich Kater von der Dekabank könnte die deutsche Rate "bis zu 4,0 Prozent" betragen. IWF-Chefökonom Olivier Blanchard hatte Ende April im FTD-Interview gesagt, einige Euro-Länder könnten Inflationsraten von bis zu 6,0 Prozent verkraften.
Holger Schmieding von der Berenberg Bank hingegen sieht keinen Grund zur Sorge. Der Abstand zwischen den Inflationsraten entstehe nicht durch den Anstieg in Deutschland, sondern durch das Absinken im Rest der Euro-Zone."

Quelle: FTD

Der Spieß soll jetzt also umgedreht werden, um wieder auf ein vernünftiges Niveau zu kommen.
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seventh_son schrieb:
S-G-Eintracht schrieb:

Da sind wir auch beim einzigen Problem, dass innerhalb einer Währungsunion man eine einzige Zentralbank hat und diese Vorgaben macht, an die man sich halten muss. Jetzt hat ganz einfach Südeuropa sich überhaupt nicht daran gehalten und geschummelt und sich auf Kosten des Nordens bereichert und sich hoffnungslos überschuldet.[..]

Genau diese Preissteigerung merkt man im Norden zweigleisig. Und zwar dadurch, dass etwa Nahrungsmittel aus Südeuropa (durch dortige kräftige Lohnsteigerungen) über dem Niveau gestiegen sind, was die EZB vorgibt.

Andernfalls hat Deutschland in den zentralen Branchen eben das Inflationsziel wie Frankreich "nur" erreicht und lag damit unter eben dieser Preissteigerung.


Interessant dazu:

"Bundesbank duldet höhere Inflation

Die Bundesbank lockert ihre harte Haltung in der Geldpolitik. Angesichts einer guten deutschen Konjunktur und kriselnder Volkswirtschaften in Südeuropa sind die Währungshüter bereit, eine höhere Inflationsrate als im Rest der Euro-Zone hinzunehmen.
Mit ihrer Äußerung beugt sich die Bundesbank einem Konsens unter Ökonomen: Die Euro-Zone kann die Krise nur überwinden, wenn einerseits Länder wie Portugal und Spanien Preis- und Lohnsenkungen akzeptieren - und so wettbewerbsfähiger werden. Andererseits müssen Wachstumsstaaten wie Deutschland vorübergehend höhere Geldentwertung dulden.
...
Entscheidend für die Akzeptanz des neuen Trends wird das Ausmaß der Preissteigerung sein. Für Ulrich Kater von der Dekabank könnte die deutsche Rate "bis zu 4,0 Prozent" betragen. IWF-Chefökonom Olivier Blanchard hatte Ende April im FTD-Interview gesagt, einige Euro-Länder könnten Inflationsraten von bis zu 6,0 Prozent verkraften.
Holger Schmieding von der Berenberg Bank hingegen sieht keinen Grund zur Sorge. Der Abstand zwischen den Inflationsraten entstehe nicht durch den Anstieg in Deutschland, sondern durch das Absinken im Rest der Euro-Zone."

Quelle: FTD

Der Spieß soll jetzt also umgedreht werden, um wieder auf ein vernünftiges Niveau zu kommen.


Das ist auch ökonomisch betrachtet, das einzigst sinnvolle.

Es gibt nur zwei Möglichkeiten:
1. Entweder man lässt die Griechen bluten (durch Zinszahlungen) und hofft auf darauf (ein Wunder?), dass Griechenland dies erarbeiten kann. Dabei riskiert man den von Deutschland erarbeiteten Wohlstand (fast ausschließlich auf dem Papier in Geld vorhanden, nicht in Vermögenswerten) der letzten 10 Jahren, indem Griechenland zahlungsunfähig würde.

[Bedeutet, dass Griechenland erfolgreich die europäischen Gelder (unser Geld) fast 1:1 privatisiert hat und anschließend als Gläubiger ausfällt, ergo massive Umverteilung von fleißig (Deutschland) zu faul.]

2. Oder dass Deutschland höhere Löhne nimmt und dieses Geld hilft unsere Staatsschulden wegzuinflationieren. Dabei riskieren wir ein stückweit unseren wirtschaftlichen Erfolg. (Den Export?) Aber nur diesen Teil des Erfolges, den man sich von den "Südländern" innerhalb der Währungsunion durch gleichzeitige Deflationierung ergaunert hat. Da die Löhne in den zentralen Industrien aber im EZB-Inflationsziel lagen, betrifft dies wahrscheinlich eher Bereiche, wo Deutschland dies direkt oder über Umwege (Drittnationen) innerhalb Europas getan hat.


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