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Occupy Wallstreet - Solidarität auch in Frankfurt zeigen?

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stefank schrieb:
Mir kommt die gesamte Occupy-Bewegung vor, wie wenn sich enttäuschte Liebhaber des Kapitalismus ihre Illusionen erhalten wollen. Die Behauptung, der real existierende Kapitalismus sei nicht der richtige, weil er die Bedürfnisse der Leute nicht auf die Reihe kriege, ist so ähnlich, als wenn man nach Hamburg fahren will und im ICE nach München erklärt, der Zug mache etwas falsch. Statt nach den Ursachen der ja zutreffenderweise als schlecht festgestellten Verhältnisse zu fragen, wird an die Obrigkeit appelliert, doch bitte etwas daran zu ändern - ausgerechnet die Obrigkeit, die die Verhältnisse genau so wie vorgefunden eingerichtet hat.  


naja, ich glaube nicht, dass da liebhaber des kapitalismus auf die strasse gehen. es gibt ja nix anderes und man hat keine alternative, wie in deinem beispiel wo man mit dem auto, dem bus oder dem flugzeug nach münchen zu kommen könnte.

ich gehe dahin weil ich finde, dass das system so wie es derzeit etabliert ist nicht funktioniert und ungerecht installiert ist. bürger müssen private banken retten, aber wenn es den bürgern mal schlecht geht, dann ist den banken das vollkommen egal. nichtmal die geplante selbstrettung der banken über diesen bankenfond funktioniert. aktiensteuern gehen zwar in die richtige richtung, aber reichen bei weitem nicht aus. der profitgier muss einhalt geboten werden und es muss mehr auf soziale und ökologische belange rücksicht genommen werden. der markt muss transparenter gestaltet werden, so dass insider keine klaren vorteile gegenüber dem normalverbraucher mehr haben.

diese meinung möchte ich auf der demo vertreten und dafür gehe ich auf die strasse. ich finde es ist längst überfällig für soeine demo, wo es um die grundsätze des finanzsystems geht. letztlich finden auch diverse erfolgreiche börsengurus diese haltung für nachvollziehbar, denn das system wackelt. es ist nicht stabil und der normalo hat so gut wie garnix von der entwicklung der börsen. steigende aktienkurse bedeuten nämlich nicht, dass die mitarbeiter mehr gehalt bekommen. wieso eigentlich nicht? sowas muss in zentrale börsengesetze reingeschrieben werden, auch das man für schäden an der natur aufkommen muss. es kann ja nicht angehen, dass wertvolles öl aus afrika geholt wird und die lokale bevölkerung bleibt garnix ausser eine lecke ölpumpe, die noch 50 jahre später die umgebung verseucht. solche regeln brauchen wir und wer mitspielen will, muss sich danach richten, finde ich. ich finde auch, dass das nicht zuviel verlangt ist.
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stefank schrieb:
Die Behauptung, der real existierende Kapitalismus sei nicht der richtige, weil er die Bedürfnisse der Leute nicht auf die Reihe kriege, ist so ähnlich, als wenn man nach Hamburg fahren will und im ICE nach München erklärt, der Zug mache etwas falsch.


Oder Du steigst in den ICE nach Wolfsburg, und der hält partout nicht dort  

Was nicht schlecht ist an der Bewegung: es kommen Leute aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Ecken, unterschiedlichen Alters etc. zusammen. Das könnte dazu führen, dass es nicht so schnell zu einer Ideologisierung kommt, sondern der Protest, der aus unterschiedlichen persönlichen Erfahrungen kommt, pragmatisch bleibt. Zumindest eine Weile lang.

Hier eine ganz schöne Fotostrecke zum Thema:
http://www.boston.com/bigpicture/2011/10/the_occupy_wall_street_movemen.html
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Tatsächlich findet man bei der Occupy-Bewegung kaum konkrete Aussagen und Lösungsansätze. Das kann ruckzuck dazu führen, dass verschiedene Gruppen die Bewegung unterwandern.

Diese vagen Aussagen von Occupy sehe ich nicht wirklich als Vorteil.
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double_pi schrieb:
stefank schrieb:
Mir kommt die gesamte Occupy-Bewegung vor, wie wenn sich enttäuschte Liebhaber des Kapitalismus ihre Illusionen erhalten wollen. Die Behauptung, der real existierende Kapitalismus sei nicht der richtige, weil er die Bedürfnisse der Leute nicht auf die Reihe kriege, ist so ähnlich, als wenn man nach Hamburg fahren will und im ICE nach München erklärt, der Zug mache etwas falsch. Statt nach den Ursachen der ja zutreffenderweise als schlecht festgestellten Verhältnisse zu fragen, wird an die Obrigkeit appelliert, doch bitte etwas daran zu ändern - ausgerechnet die Obrigkeit, die die Verhältnisse genau so wie vorgefunden eingerichtet hat.  


naja, ich glaube nicht, dass da liebhaber des kapitalismus auf die strasse gehen. es gibt ja nix anderes und man hat keine alternative, wie in deinem beispiel wo man mit dem auto, dem bus oder dem flugzeug nach münchen zu kommen könnte.

ich gehe dahin weil ich finde, dass das system so wie es derzeit etabliert ist nicht funktioniert und ungerecht installiert ist. bürger müssen private banken retten, aber wenn es den bürgern mal schlecht geht, dann ist den banken das vollkommen egal. nichtmal die geplante selbstrettung der banken über diesen bankenfond funktioniert. aktiensteuern gehen zwar in die richtige richtung, aber reichen bei weitem nicht aus. der profitgier muss einhalt geboten werden und es muss mehr auf soziale und ökologische belange rücksicht genommen werden. der markt muss transparenter gestaltet werden, so dass insider keine klaren vorteile gegenüber dem normalverbraucher mehr haben.

diese meinung möchte ich auf der demo vertreten und dafür gehe ich auf die strasse. ich finde es ist längst überfällig für soeine demo, wo es um die grundsätze des finanzsystems geht. letztlich finden auch diverse erfolgreiche börsengurus diese haltung für nachvollziehbar, denn das system wackelt. es ist nicht stabil und der normalo hat so gut wie garnix von der entwicklung der börsen. steigende aktienkurse bedeuten nämlich nicht, dass die mitarbeiter mehr gehalt bekommen. wieso eigentlich nicht? sowas muss in zentrale börsengesetze reingeschrieben werden, auch das man für schäden an der natur aufkommen muss. es kann ja nicht angehen, dass wertvolles öl aus afrika geholt wird und die lokale bevölkerung bleibt garnix ausser eine lecke ölpumpe, die noch 50 jahre später die umgebung verseucht. solche regeln brauchen wir und wer mitspielen will, muss sich danach richten, finde ich. ich finde auch, dass das nicht zuviel verlangt ist.


Dem stimme ich in allen Punkten zu, wobei ich in mancherlei hinsicht noch den einen oder anderen Schritt weiter gehen würde. Allerdings muss man schon einen Schritt nach dem anderen gehen, um nicht ins Stolpern zu geraten.  
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Apropos, habe die Tage an anderer Stelle (am Beispiel Google, Realsteuersatz angeblich: 3% (bei 5.x Mlr. Netto-Gewinn / Jahr  :neutral-face ) etwas über das Geschäftsmodell "Irish Double" gelesen und in Kombination hiermit "Dutch Sandwich".

Weitere Infos hier: http://en.wikipedia.org/wiki/Double_Irish_Arrangement

Es sind nicht nur die Banken, welche "uns" (das einfache Volk) ausbeuten bis zum geht nicht mehr. Auch andere (multinationale) "Super"Konzerne betreiben dies ganz offen und schamlos. Hier am Beispiel "Irish Double", welches wohl vor allem durch US-Amerikanische Konzerne mit großem Erfolg praktiziert wird. Aber auch europäischen (und deutschen) Konzernen stehen ähnliche Modelle zur Verfügung. Und sie werden genutzt. Zu erkennen an den geradezu lächerlich kleinen Realsteuer-Sätzen für die allergrößten Gewinner (direkt nach den Großbanken) unseres Wirtschaftssystems - den Multinationalen Konzernen.

Hierbei rechnen sich diese Unternehmen durch geschickte Gewinnabschreibungen und Verlust-Gegerechnungen einzelner nationaler Sparten arm, so daß nur in den Ländern, welche (durch Subvention oder sonstiges Steuerdumping) extrem niedrige Steuersätze anbieten (zb. Irland) Gewinne anfallen. Dazu kommen diverse Tricks, siehe Abschnitt zum Dutch Sandwich.

So drücken Großkonzerne ihre Realsteuersätze auf weniger als 10%, tw. nur noch 1-3% (!!!) trotz Milliardengewinnen. Und die Verlierer sind, wie könnte es auch anders sein, wir. Die Bürger und vor allem die Mittelstandler. Denn diesen steht ein solches Modell (zu recht) nicht zur Verfügung.

Mit "zu recht" will ich sagen: KEINEM sollten solche Schlupflöcher offenstehen, denn ein jeder sollte seinen Beitrag zur Gesellschaft nach seinen Möglichkeiten leisten. Vom einfacher Arbeiter bis hin zur Umbrella Cooperation.

PS: Was sagen unsere Führer dazu? Herzlich wenig. Wieso auch? Verdient sich ja prächtig durch Lobbyismus. Und mit Aufsichtsratspöstchen in solch einem Unternehmen sowieso.  
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smoKe89 schrieb:
Tatsächlich findet man bei der Occupy-Bewegung kaum konkrete Aussagen und Lösungsansätze. Das kann ruckzuck dazu führen, dass verschiedene Gruppen die Bewegung unterwandern.

Diese vagen Aussagen von Occupy sehe ich nicht wirklich als Vorteil.


du hast zwar recht mit der äußerung, aber letztlich siehst du auch an miraculix' äußerungen, dass es sehr viele unterschiedliche dinge an der wirtschaft und dem kapitalismus gibt, die den menschen aufstossen. letztlich gibt es soviele ungereimtheiten, bei denen am ende der bürger als verlierer dasteht. die alle mit einer aussage zusammenzufassen, ohne sie als kapitalismusgegner in die ecke zu stellen, ist garnicht möglich, weshalb es kaum klare ansagen gibt gegen was da überhaupt demonstriert wird. die wirtschaft dient in erster linie der wirtschaft und nicht den menschen und das muss anders werden!

an dieser stelle mal wieder der hinweis auf einen meiner meinung nach sehr schlauen kopf (Muhammad Yunus), der sehr gute ideen hat, wie man das system gerechter gestalten könnte:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,486746,00.html
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,582929,00.html

http://www.spiegel.de/thema/muhammad_yunus/
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stefank schrieb:
Mir kommt die gesamte Occupy-Bewegung vor, wie wenn sich enttäuschte Liebhaber des Kapitalismus ihre Illusionen erhalten wollen. Die Behauptung, der real existierende Kapitalismus sei nicht der richtige, weil er die Bedürfnisse der Leute nicht auf die Reihe kriege, ist so ähnlich, als wenn man nach Hamburg fahren will und im ICE nach München erklärt, der Zug mache etwas falsch. Statt nach den Ursachen der ja zutreffenderweise als schlecht festgestellten Verhältnisse zu fragen, wird an die Obrigkeit appelliert, doch bitte etwas daran zu ändern - ausgerechnet die Obrigkeit, die die Verhältnisse genau so wie vorgefunden eingerichtet hat.  


Was schlägst Du denn alternativ vor?
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smoKe89 schrieb:
Tatsächlich findet man bei der Occupy-Bewegung kaum konkrete Aussagen und Lösungsansätze. Das kann ruckzuck dazu führen, dass verschiedene Gruppen die Bewegung unterwandern.

Diese vagen Aussagen von Occupy sehe ich nicht wirklich als Vorteil.


vor der zeit der lösungsansätze kommt halt erstmal der protest. wenn niemand skibbe raus brüllt, lässt sich der VV auch nicht treiben...
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miraculix250 schrieb:
Apropos, habe die Tage an anderer Stelle (am Beispiel Google, Realsteuersatz angeblich: 3% (bei 5.x Mlr. Netto-Gewinn / Jahr  :neutral-face ) etwas über das Geschäftsmodell "Irish Double" gelesen und in Kombination hiermit "Dutch Sandwich".

Weitere Infos hier: http://en.wikipedia.org/wiki/Double_Irish_Arrangement

Es sind nicht nur die Banken, welche "uns" (das einfache Volk) ausbeuten bis zum geht nicht mehr. Auch andere (multinationale) "Super"Konzerne betreiben dies ganz offen und schamlos. Hier am Beispiel "Irish Double", welches wohl vor allem durch US-Amerikanische Konzerne mit großem Erfolg praktiziert wird. Aber auch europäischen (und deutschen) Konzernen stehen ähnliche Modelle zur Verfügung. Und sie werden genutzt. Zu erkennen an den geradezu lächerlich kleinen Realsteuer-Sätzen für die allergrößten Gewinner (direkt nach den Großbanken) unseres Wirtschaftssystems - den Multinationalen Konzernen.

Hierbei rechnen sich diese Unternehmen durch geschickte Gewinnabschreibungen und Verlust-Gegerechnungen einzelner nationaler Sparten arm, so daß nur in den Ländern, welche (durch Subvention oder sonstiges Steuerdumping) extrem niedrige Steuersätze anbieten (zb. Irland) Gewinne anfallen. Dazu kommen diverse Tricks, siehe Abschnitt zum Dutch Sandwich.

So drücken Großkonzerne ihre Realsteuersätze auf weniger als 10%, tw. nur noch 1-3% (!!!) trotz Milliardengewinnen. Und die Verlierer sind, wie könnte es auch anders sein, wir. Die Bürger und vor allem die Mittelstandler. Denn diesen steht ein solches Modell (zu recht) nicht zur Verfügung.

Mit "zu recht" will ich sagen: KEINEM sollten solche Schlupflöcher offenstehen, denn ein jeder sollte seinen Beitrag zur Gesellschaft nach seinen Möglichkeiten leisten. Vom einfacher Arbeiter bis hin zur Umbrella Cooperation.

PS: Was sagen unsere Führer dazu? Herzlich wenig. Wieso auch? Verdient sich ja prächtig durch Lobbyismus. Und mit Aufsichtsratspöstchen in solch einem Unternehmen sowieso.    


Deine Analyse passt. Ich fürchte nur, der Zug, in diesen großen Kategorien noch was zu ändern, ist abefahren. Selbst wenn mal ein idealistischer Politiker mit Veränderungswillen auf den Plan tritt, wird er in kürzester Zeit an der Aufgabe verzweifeln - oder ist wieder weg vom Fenster.

Allerdings kommt mir eine Sache zu kurz: "Die Wirtschaft" oder "die Konzerne" sind ja auch wir alle. Als Kunde, als Arbeitnehmer. Alles ist so verflochten, dass man sich auch fragen könnte, was es für die Arbeitsplätze und Lebensmittelpreise bedeuten würde, wenn diese "Tricks" nicht angewandt würden. Zum Beispiel bin ich mir ziemlich sicher, dass mein Arbeitsplatz durch billige Arbeitnehmer an Standorten in Osteuropa und Asien subventioniert wird. Es ist also nicht nur die fette Brieftasche des Top-Managers, sondern auch konrekt unser gesellschaftlicher Wohlstand, der durch globalisierte Prozesse beeinflusst wird.

Hier eine korrekte und anschauliche Rechnung aufzumachen, wieviele Arbeitsplätze, wieviel Wohlstand und wieviel Top-Manager-Gehalt von einer bestimmten Entwicklung abhängen, ist sicher gar nicht möglich. Dafür sind die Dinge durch die Globalisierung zu komplex geworden. Aber mir geht es jedenfalls so, dass ich, wenn auf Wirtschaft und Globalisierung geschimpft wird, immer etwas zusammenzucke, denn ich gehöre ja auch dazu.
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smoKe89 schrieb:
Tatsächlich findet man bei der Occupy-Bewegung kaum konkrete Aussagen und Lösungsansätze. Das kann ruckzuck dazu führen, dass verschiedene Gruppen die Bewegung unterwandern.

Diese vagen Aussagen von Occupy sehe ich nicht wirklich als Vorteil.


Die Aussagen sind m.E. nicht vage, sondern vielfältig. Und genau das wird die Stärke dieser Protestbewegung sein. Sie ist sogar noch vielfältiger als man auf den ersten Blick geneigt ist zu denken, denn Occupy Wallstreet, Stuttgart 21, die Unruhen in London, die Befreiungsbewegungen in Nordafrika und Nahost etc. sind vergleichbar darin, dass sich die unterschiedlichsten Menschen, Bevölkerungsgruppen etc. zu einem weitgehend unideologischen Protest zusammenfinden gegen Willkür, Arroganz, Machtmissbrauch, Korruption bei den sog. "Eliten".
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seventh_son schrieb:
miraculix250 schrieb:
Apropos, habe die Tage an anderer Stelle (am Beispiel Google, Realsteuersatz angeblich: 3% (bei 5.x Mlr. Netto-Gewinn / Jahr  :neutral-face ) etwas über das Geschäftsmodell "Irish Double" gelesen und in Kombination hiermit "Dutch Sandwich".

Weitere Infos hier: http://en.wikipedia.org/wiki/Double_Irish_Arrangement

Es sind nicht nur die Banken, welche "uns" (das einfache Volk) ausbeuten bis zum geht nicht mehr. Auch andere (multinationale) "Super"Konzerne betreiben dies ganz offen und schamlos. Hier am Beispiel "Irish Double", welches wohl vor allem durch US-Amerikanische Konzerne mit großem Erfolg praktiziert wird. Aber auch europäischen (und deutschen) Konzernen stehen ähnliche Modelle zur Verfügung. Und sie werden genutzt. Zu erkennen an den geradezu lächerlich kleinen Realsteuer-Sätzen für die allergrößten Gewinner (direkt nach den Großbanken) unseres Wirtschaftssystems - den Multinationalen Konzernen.

Hierbei rechnen sich diese Unternehmen durch geschickte Gewinnabschreibungen und Verlust-Gegerechnungen einzelner nationaler Sparten arm, so daß nur in den Ländern, welche (durch Subvention oder sonstiges Steuerdumping) extrem niedrige Steuersätze anbieten (zb. Irland) Gewinne anfallen. Dazu kommen diverse Tricks, siehe Abschnitt zum Dutch Sandwich.

So drücken Großkonzerne ihre Realsteuersätze auf weniger als 10%, tw. nur noch 1-3% (!!!) trotz Milliardengewinnen. Und die Verlierer sind, wie könnte es auch anders sein, wir. Die Bürger und vor allem die Mittelstandler. Denn diesen steht ein solches Modell (zu recht) nicht zur Verfügung.

Mit "zu recht" will ich sagen: KEINEM sollten solche Schlupflöcher offenstehen, denn ein jeder sollte seinen Beitrag zur Gesellschaft nach seinen Möglichkeiten leisten. Vom einfacher Arbeiter bis hin zur Umbrella Cooperation.

PS: Was sagen unsere Führer dazu? Herzlich wenig. Wieso auch? Verdient sich ja prächtig durch Lobbyismus. Und mit Aufsichtsratspöstchen in solch einem Unternehmen sowieso.    


Deine Analyse passt. Ich fürchte nur, der Zug, in diesen großen Kategorien noch was zu ändern, ist abefahren. Selbst wenn mal ein idealistischer Politiker mit Veränderungswillen auf den Plan tritt, wird er in kürzester Zeit an der Aufgabe verzweifeln - oder ist wieder weg vom Fenster.

Allerdings kommt mir eine Sache zu kurz: "Die Wirtschaft" oder "die Konzerne" sind ja auch wir alle. Als Kunde, als Arbeitnehmer. Alles ist so verflochten, dass man sich auch fragen könnte, was es für die Arbeitsplätze und Lebensmittelpreise bedeuten würde, wenn diese "Tricks" nicht angewandt würden. Zum Beispiel bin ich mir ziemlich sicher, dass mein Arbeitsplatz durch billige Arbeitnehmer an Standorten in Osteuropa und Asien subventioniert wird. Es ist also nicht nur die fette Brieftasche des Top-Managers, sondern auch konrekt unser gesellschaftlicher Wohlstand, der durch globalisierte Prozesse beeinflusst wird.

Hier eine korrekte und anschauliche Rechnung aufzumachen, wieviele Arbeitsplätze, wieviel Wohlstand und wieviel Top-Manager-Gehalt von einer bestimmten Entwicklung abhängen, ist sicher gar nicht möglich. Dafür sind die Dinge durch die Globalisierung zu komplex geworden. Aber mir geht es jedenfalls so, dass ich, wenn auf Wirtschaft und Globalisierung geschimpft wird, immer etwas zusammenzucke, denn ich gehöre ja auch dazu.


also ich bin kein konzern und ich profitiere auch nur sehr begrenzt davon, dass es meinem arbeitgeber gut geht. im gegenteil - ich würde sagen, dass mein arbeitgeber sehr gut an mir verdient - sonst wäre er ja auch nicht profitabel, wenn die summe eine negative wäre. und wenn sich die wirtschaftslage verändert, dann bin ich u.u. raus, auch wenn ich jahrelang gut gearbeitet habe. insofern ist die verflechtung doch begrenzt und die profitablen firmen profitieren unter dem strich doch deutlich von ihren mitarbeitern.

sicherlich profitiert ein mitarbeiter auch davon, dass seine firma gut läuft, aber wenn die aktienkurse stark anziehen wie z.b. bei apple und es dem unternehmen nicht mehr nur gut geht, sondern plötzlich extrem gut, dann ändert das nichts an der situation der mitarbeiter. über das steigen der aktienkurse freuen sich letztlich nur die anleger oder die manager mit dicken bonuszahlungen. wieso werden diese bonuszahlungen nicht auf alle mitarbeiter aufgeteilt?

wenn man kinder in die goldminen schicken muss, weil die gänge zu klein sind, dann ist das nichts was man unterstützen sollte, auch wenn es nunmal tradition ist einen goldenen ehering zur hochzeit zu kaufen und normal ist eher das billigere baugleiche produkt zu erwerben. aber da hat man als bürger keine echte chance nachzuvollziehen, wieso man dieses gold nicht kaufen sollte. hier fehlt es an transparenz. wenn es eine firma gibt, die gezielt solche minen unterhält, muss das bekannt werden und der markt würde sich von alleine regulieren und die firma die minen dicht machen oder ausbauen.

und ich bin auch kein genereller gegner der globalisierung. wenn vw ein werk in deutschland schließt und hier 500 mitarbeiter arbeitslos werden und ein anderes in china eröffnet, wo 2000 arbeiter zu angemessenen konditionen arbeiten können, dann ist das global betrachtet positiv. deutschland muss sich was einfallen lassen, um oben zu bleiben. und das hat ja bisher auch ganz gut funktioniert, wenn man die arbeitslosenzahlen betrachtet.
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double_pi schrieb:

also ich bin kein konzern und ich profitiere auch nur sehr begrenzt davon, dass es meinem arbeitgeber gut geht. im gegenteil - ich würde sagen, dass mein arbeitgeber sehr gut an mir verdient - sonst wäre er ja auch nicht profitabel, wenn die summe eine negative wäre. und wenn sich die wirtschaftslage verändert, dann bin ich u.u. raus, auch wenn ich jahrelang gut gearbeitet habe. insofern ist die verflechtung doch begrenzt und die profitablen firmen profitieren unter dem strich doch deutlich von ihren mitarbeitern.


Nunja, wenn es deinem Arbeitgeber gut geht, ist auch dein Arbeitsplatz sicher. Natürlich erwirtschaftet er mit dir mehr, als er dir auszahlt, aber er hat ja noch andere finanzielle Aufgaben wie Rücklagen bilden, Investitionen und eben die Ausschüttung an die Gesellschafter/Aktionäre.

Das Unternehmen/der Konzern an sich hat ja auch kein Gesicht. Die Bezeichnung wird ja je nach Blickwinkel mehrfach verwendet, z.B. für das Top-Management, für die Anteilseigner oder eben für die Summe aller Angestellten.

double_pi schrieb:

sicherlich profitiert ein mitarbeiter auch davon, dass seine firma gut läuft, aber wenn die aktienkurse stark anziehen wie z.b. bei apple und es dem unternehmen nicht mehr nur gut geht, sondern plötzlich extrem gut, dann ändert das nichts an der situation der mitarbeiter. über das steigen der aktienkurse freuen sich letztlich nur die anleger oder die manager mit dicken bonuszahlungen. wieso werden diese bonuszahlungen nicht auf alle mitarbeiter aufgeteilt?


Eine Bonuszahlung soll ja ein Anreiz für Leistungsbereitschaft sein. Ein bloßes Ausschütten nach dem Gießkannenprinzip an alle Mitarbeiter macht keinen Sinn. Um die Leistung der Arbeitnehmer insgesamt zu belohnen, gibt es ja sowas wie Gewinnbeteiligungen/Gratifikationen. Und diese Extrem-Summen werden ja hauptsächlich in Bankenkreisen gezahlt, in der Realwirtschaft ist das meiner Meinung nach noch in einem gesunden Bereich.

double_pi schrieb:

wenn man kinder in die goldminen schicken muss, weil die gänge zu klein sind, dann ist das nichts was man unterstützen sollte, auch wenn es nunmal tradition ist einen goldenen ehering zur hochzeit zu kaufen und normal ist eher das billigere baugleiche produkt zu erwerben. aber da hat man als bürger keine echte chance nachzuvollziehen, wieso man dieses gold nicht kaufen sollte. hier fehlt es an transparenz. wenn es eine firma gibt, die gezielt solche minen unterhält, muss das bekannt werden und der markt würde sich von alleine regulieren und die firma die minen dicht machen oder ausbauen.


Da gibt es keine zwei Meinungen. Der Verbaucher hätte hier genug Macht, um etwas zu ändern. Aber wie du schon sagst, man kommt nur schwer an Informationen, und viele wollen sich ja auch gar nicht informieren.

double_pi schrieb:

und ich bin auch kein genereller gegner der globalisierung. wenn vw ein werk in deutschland schließt und hier 500 mitarbeiter arbeitslos werden und ein anderes in china eröffnet, wo 2000 arbeiter zu angemessenen konditionen arbeiten können, dann ist das global betrachtet positiv. deutschland muss sich was einfallen lassen, um oben zu bleiben. und das hat ja bisher auch ganz gut funktioniert, wenn man die arbeitslosenzahlen betrachtet.


Die Arbeitslosenzahlen sind in den letzten Jahren deshalb gesunken, weil man Leiharbeit und 400-Euro-Jobs massiv gefördert hat. Kann man wirtschaftlich jetzt als guten Einfall bezeichnen, sozial wird es aber zu weiteren Verwerfungen führen und immer mehr Leute von der Mittelschicht in Richtung unteren Rand drängen.

Aber ich halte es da mit Dirk Müller, die natürliche Umverteilung von unten nach oben ("Geld kommt zu Geld") kann ja nicht ewig weitergehen. Irgendwann kann und will die große Masse der arbeitenden Bevölkerung die Zinseinkünfte der oberen 10.000 nicht mehr finanzieren, und dann kommt die Gegenbewegung, entweder staatlich kontrolliert oder mit einem großen Knall.

Wachsende Exportmärkte wie China kann diese Entwicklung natürlich verlängern, aber irgendwann ist eben Ende, das ist systemimanent.
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Aktivisten von "No Borders" haben wohl gegen 17 Uhr die Paulskirche in Frankfurt besetzt, hr1 macht Occupy Frankfurt morgen von 6-10 Uhr zum Top-Thema
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seventh_son schrieb:

Nunja, wenn es deinem Arbeitgeber gut geht, ist auch dein Arbeitsplatz sicher. Natürlich erwirtschaftet er mit dir mehr, als er dir auszahlt, aber er hat ja noch andere finanzielle Aufgaben wie Rücklagen bilden, Investitionen und eben die Ausschüttung an die Gesellschafter/Aktionäre.

Das Unternehmen/der Konzern an sich hat ja auch kein Gesicht. Die Bezeichnung wird ja je nach Blickwinkel mehrfach verwendet, z.B. für das Top-Management, für die Anteilseigner oder eben für die Summe aller Angestellten.


naja, aber das was an der börse bewertet wird ist schlicht der gewinn und die zukunftsaussichten. und wenn du fetten gewinn machst, dann bist du an der börse gefragt - egal wie! und da geht es auch nicht mehr um rücklagen oder ähnliches. da ist das system schlicht krank, weil gewinn das einzige kriterium ist. weder soziale noch ökologische gewichtspunkte finden sich an der börse wieder. ich finde, dass sich das ändern muss.

seventh_son schrieb:

Eine Bonuszahlung soll ja ein Anreiz für Leistungsbereitschaft sein. Ein bloßes Ausschütten nach dem Gießkannenprinzip an alle Mitarbeiter macht keinen Sinn. Um die Leistung der Arbeitnehmer insgesamt zu belohnen, gibt es ja sowas wie Gewinnbeteiligungen/Gratifikationen. Und diese Extrem-Summen werden ja hauptsächlich in Bankenkreisen gezahlt, in der Realwirtschaft ist das meiner Meinung nach noch in einem gesunden Bereich.


das ist ja alles eine sache der perspektive. als das mit den bonuszahlungen so richtig losging, kamen neue manager in unternehmen, die mal eben einen großen teil der belegschaft gefeuert haben. dadurch haben sie die kosten stark gedrückt, die bilanz anhand der bonusvorgaben erreicht und haben ihre prämie kassiert, während plötzlich tausende ohne grund und trotz jahrelanger guter arbeit auf dem arbeitsamt saßen. ist das deiner meinung nach eine leistung, die gewürdigt werden sollte?

seventh_son schrieb:

Da gibt es keine zwei Meinungen. Der Verbaucher hätte hier genug Macht, um etwas zu ändern. Aber wie du schon sagst, man kommt nur schwer an Informationen, und viele wollen sich ja auch gar nicht informieren.


richtig, nur ich will mich informieren und kann es nicht. und es würde der firma schaden, wenn die informationen öffentlich werden. also werden sie geheim gehalten. hier ist änderungsbedarf zu erkennen.

seventh_son schrieb:

Die Arbeitslosenzahlen sind in den letzten Jahren deshalb gesunken, weil man Leiharbeit und 400-Euro-Jobs massiv gefördert hat. Kann man wirtschaftlich jetzt als guten Einfall bezeichnen, sozial wird es aber zu weiteren Verwerfungen führen und immer mehr Leute von der Mittelschicht in Richtung unteren Rand drängen.

Aber ich halte es da mit Dirk Müller, die natürliche Umverteilung von unten nach oben ("Geld kommt zu Geld") kann ja nicht ewig weitergehen. Irgendwann kann und will die große Masse der arbeitenden Bevölkerung die Zinseinkünfte der oberen 10.000 nicht mehr finanzieren, und dann kommt die Gegenbewegung, entweder staatlich kontrolliert oder mit einem großen Knall.

Wachsende Exportmärkte wie China kann diese Entwicklung natürlich verlängern, aber irgendwann ist eben Ende, das ist systemimanent.


das ist sicherlich richtig. hier wurde eine menge geschönigt, teilweise auch zurecht. aber ich glaube auch, dass schröder mit hartz 4 dem land einen großen dienst erwiesen hat. die überfälligen reformen, die jahrelang von kohl nicht angegangen wurden, haben sich für deutschland als klarer wettbewerbsvorteil erwiesen. die reform, die vom timing her perfekt war, müssen andere länder jetzt mitten in der krise nachholen.

richtig, und da stehen wir grade. ich gehe auf die strasse, weil ich mit großen teilen des systems in dem ich lebe zufrieden bin. aber beim wirtschaftssystem haperts gewaltig, wie wir in der banken- und schuldenkrise erleben mussten und wie wir es ständig in dokumentationen sehen. wenn darauf nicht oder nur halbherzig reagiert wird, wird es auch den großen knall noch geben.
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DerausdemDorf schrieb:
Aktivisten von "No Borders" haben wohl gegen 17 Uhr die Paulskirche in Frankfurt besetzt, hr1 macht Occupy Frankfurt morgen von 6-10 Uhr zum Top-Thema  


Es geht dabei um ein Thema, was natürlich indirekt damit zu tun hat FRONTEX
http://de.indymedia.org/2011/10/318030.shtml

"Frankfurter Paulskirche besetzt! Fluchtwege öffnen - Flüchtlinge aufnehmen!
Heute, am 13. Oktober 2011, wurde um 16 Uhr die Frankfurter Paulskirche besetzt, um gegen die mörderische Abschottungspolitik zu protestieren. Allein dieses Jahr sind seit März etwa 2000 Menschen im Mittelmeer ertrunken, weil FRONTEX Boote abfängt und zur Rückkehr zwingt."
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double_pi schrieb:

und ich bin auch kein genereller gegner der globalisierung. wenn vw ein werk in deutschland schließt und hier 500 mitarbeiter arbeitslos werden und ein anderes in china eröffnet, wo 2000 arbeiter zu angemessenen konditionen arbeiten können, dann ist das global betrachtet positiv.


Sorry, aber wenn die 2000 Arbeiter dort "angemessene Konditionen" hätten, würde das Werk niemals dorthin verlagert.
Das lebt davon das dort die ungehemmte Ausbeutung ganz ungestört funktioniert und zur Not noch 2 Millionen andere Wanderarbeiter vor der Tür stehen die man billigst beschäftigen kann wenn mal welche auf die Idee kommen angemessen bezahlt werden zu wollen.
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yeboah1981 schrieb:
Der Sprecher von "Occupy Frankfurt" tritt morgen abend bei Maybritt Illner auf. Andere Gäste u.a. Sahra-Rosa Wagenknecht.


Hab s gesehen. Hat mich sehr angesprochen diese beabsichtigte Protestbewegung .

Ähh... wo ist die für Samstag beabsichtigte Veranstaltung? Die haben doch von Frankfurt gesprochen ?
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Dirty-Harry schrieb:
yeboah1981 schrieb:
Der Sprecher von "Occupy Frankfurt" tritt morgen abend bei Maybritt Illner auf. Andere Gäste u.a. Sahra-Rosa Wagenknecht.


Hab s gesehen. Hat mich sehr angesprochen diese beabsichtigte Protestbewegung .

Ähh... wo ist die für Samstag beabsichtigte Veranstaltung? Die haben doch von Frankfurt gesprochen ?


Geil, Uli Wickert und Dirk Müller haben die Bevölkerung zum Protest und Unterstützung der Straße aufgerufen, weil die Politik zu Entscheidungen nicht mehr in der Lage ist. Der Sprecher hatte dabei Tränen in den Augen  
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Dirty-Harry schrieb:
yeboah1981 schrieb:
Der Sprecher von "Occupy Frankfurt" tritt morgen abend bei Maybritt Illner auf. Andere Gäste u.a. Sahra-Rosa Wagenknecht.


Hab s gesehen. Hat mich sehr angesprochen diese beabsichtigte Protestbewegung .

Ähh... wo ist die für Samstag beabsichtigte Veranstaltung? Die haben doch von Frankfurt gesprochen ?
Verdammt, verpasst.

So wie ich das verstehe, wurde der Veranstaltungsbeginn nochmal geändert. Die Demo beginnt wohl Samstag Mittag am Rathenauplatz.
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seventh_son schrieb:
Dirty-Harry schrieb:
yeboah1981 schrieb:
Der Sprecher von "Occupy Frankfurt" tritt morgen abend bei Maybritt Illner auf. Andere Gäste u.a. Sahra-Rosa Wagenknecht.


Hab s gesehen. Hat mich sehr angesprochen diese beabsichtigte Protestbewegung .

Ähh... wo ist die für Samstag beabsichtigte Veranstaltung? Die haben doch von Frankfurt gesprochen ?


Geil, Uli Wickert und Dirk Müller haben die Bevölkerung zum Protest und Unterstützung der Straße aufgerufen, weil die Politik zu Entscheidungen nicht mehr in der Lage ist. Der Sprecher hatte dabei Tränen in den Augen    


Abgesehen von der Werbung. Die entsprechenden Aussagen der Beteiligten, die bestimmte Mißstände zumindest in selten erlebter Klarheit  aufgezeigt haben, waren das wirklich Gute an der Sendung.

Also nicht nur im Studio klatschen, am TV Gerät zustimmend  nicken. Mal den Hintern bewegen und auch mal rausgehen.

Wann wäre die Frankfurter Veranstaltung jetzt genau?  


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