SGE-URNA schrieb: Ich finde, man sollte alle "Superreichen" zur Zwangsarbeit verpflichten (mindestens) und vollständig enteignen. Die schlimmsten würd ich erschiessen.
Mal abseits dieser albernen Polemik: Hältst du die globale Vermögenskonzentration nicht für ein Problem? Wenn nicht, warum nicht?
Die Vermögenskonzentration ist für mich nicht grundlegend ausschlaggebend, wie ich schon ca. 47113 mal geschrieben habe, sondern der absolute "Wohlstand". Zum Beispiel, wieviele Menschen verhungern auf der Welt und leben in völlig unzumutbaren Bedingungen (leider immer noch viel zu viel). Ich kann mit dem Konzept der relativen Armut nicht viel anfangen.
Nimm das Beispiel China. Abstrahieren wir mal von den nach wie vor inakzeptablen Menschenrechtsproblemen, die das Land unumstritten hat. Die Vermögenskonzentration dürfte sich in den letzten 20 Jahren erheblich "verschlechtert" haben nach den üblichen Kirterien. Nichtsdestotrotz würde ich behaupten, dass die grosse Masse wesentlich besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung, Infrastruktur usw hat und auch weniger absolute Armut herrscht, als noch vor 20-30 Jahren. Dass es nach wie vor Probleme gibt mit Arbeitsbedingungen (die allerdings wahrscheinlich früher auch nicht besser waren), ist unbestritten. Dass es auch ganz neue Probleme gibt, bspw. eine exorbitante Umweltverschmutzung, die darin mündet, dass in manchen Grossstädten der Aufenthalt an der "frischen" Luft fast unmöglich ist, ist auch bekannt. Diese ganzen Schwachpunkte haben aber nix mit der Vermögenskonzentration zu tun.
Die Lebenserwartung (immer ein guter Indikator für Wohlstandslevels, da sie eben im Mittel nicht durch die oberen 1% verzerrt wird) steigt in Ländern wie Indien und China (immerhin 2.5 Mrd Menschen) stetig an. Und diese Länder haben eine extrem verzerrte Vermögenskonzentration.
Das Konzept des relativen Reichtums wird dann interessant, wenn man das Thema Vermögensverteilung und Wohlstand nicht im Vakuum betrachtet, was du mMn. machst und zu deinen Aussagen führt.
Beispielsweise, und das wurde ja schon durch LDKs Zitat erwähnt, bedeutet Geld auch Macht. Und die Macht konzentriert sich da, wo sich das Vermögen konzentriert. Das zu viel Macht in den Händen zu weniger immer zu einer Verschlechterung der Gesamtsituation für alle geführt hat ist ja kaum bestreitbar. Und das muss nicht mal das wirtschaftliche einschließen, schließlich lässt sich mit Krieg und Verderben ja sogar Kohle "verdienen" (siehe Konzepte solcher Firmen wie Blackwater und das damit angehäufte Vermögen).
Auch ist ein Problem, daß Kapitalerträge so viel mehr zum persönlichen Wohlstand beitragen, als Arbeit. Die Durchlässigkeit ist somit vermindert. "Frisches Blut" (bzw. frische Ideen) dort, wo sich die Macht konzentriert, gibt es also immer weniger.
Übrigens: Es wird oftmals angenommen, daß man für eine absolute Gleichverteilung von Vermögen sei, wenn man das aktuell fortschreitende Auseinanderdriften die Vermögensverhältnisse und die damit einhergehende Ausdünnung der Mittelschichte (einige wenige steigen auf, viele andere steigen dafür ab) kritisiert und aufhalten, besser umdrehen möchte. Aber dies ist meist nicht der Fall. Es gibt mMn. durchaus einen gesunden Bereich des GINI-Koeffizienten, der nicht bei 0 liegt. Aber auch nicht bei 0,781 oder wo er auch aktuell liegt in der BRD (Tendenz: steigend. Wie überall auf der Welt.)
Das man diese Entwicklung nicht national aufhalten kann ist (bzw. sollte) klar (sein). Dafür brauchts internationale Kooperation. Und ein wichtiger Baustein wäre, durch diese internationale Kooperation Steuerbelastungen wieder für alle zu ermöglichen. Denn das sich der Steuerschöpfung vor allem jene entziehen (können), die besonders viel Vermögen haben (und allzu oft natürlich auch von dieser Möglichkeit gebrauch machen), ist nunmal Realität. Wäre dem nicht so, könnte etwa über Vermögenssteuern korrigiert werden und der GINI-Koeffizient in einem gesunden Bereich, der weder demokratische Prozesse gefährdet noch das Gerechtigkeitsempfinden weiter Teile der Bevölkerung verletzt, aber dennoch genug Anreiz für Leistung (durch Arbeit - Nicht Vermögen durch Zins und Zinseszins) bietet, gehalten werden. Und nochmal wiederhole ich: Dies geht ausschließlich über internationale Kooperation. Jede Steueroase und jeder Steuersenkungswettlauf im Werben um die Vermögensten hebelt entsprechende Initiativen nämlich komplett aus.
Apropos Machtverteilung und Folgen: Die Geschichte lehrt uns doch, daß zu viel Macht auf den Schultern zu weniger eigentlich IMMER zu Krieg, Verderben und Revolution geführt haben. Ganz egal welcher Ideologie diese Mächtigen auch angehangen haben mögen. Lange Zeit war es, salopp gesagt, egal wenn mal irgendwo eine Revolution oder ein Krieg ausgebrochen ist. Dann wurde mal ein Landstrich entvölkert, scheiss egal... von irgendwoher kamen halt neue Siedler. So tragisch das auch für die Betroffenen war, so verschmerzbar war es Gesamtgesellschaftlich.
Heute ist es zwar immer noch so, daß Machtkonzentration entsprechende Risiken mit sich bringt. Aber die Folgen sich durch die globalen Zusammenhänge und das Vernichtungspotential von Kriegen ungleich höher. Folglich könnten wir es uns eigentlich ungleich weniger leisten, eine zu hohe Machtkonzentration zuzulassen. Und ich fürchte Postdemokratie, denn neben einer gerechteren Verteilung von Vermögen (und damit fast allem) bleibt als alternative nur Krieg, Verderben und Revolution.... oder grenzenlose Repression. Keine dieser Alternativen finde ich auch nur annähernd so attraktiv wie eine effektivere Steuerung des GINI-Koeffizienten.
SGE-URNA schrieb: Die Vermögenskonzentration ist für mich nicht grundlegend ausschlaggebend, wie ich schon ca. 47113 mal geschrieben habe, sondern der absolute "Wohlstand"..
Beides ist doch untrennbar miteinander verknüpft. Übersteigt das Schulden/BSP-Verhältnis eine kritische Grenze bricht die Wirtschaftsleistung und damit der Wohlstand ein (sag nicht nur ich sondern auch der IWF): http://www.imf.org/external/pubs/ft/wp/2012/wp12161.pdf This paper examines whether there is a threshold above which financial development no longer has a positive effect on economic growth. We use different empirical approaches to show that there can indeed be “too much” finance. In particular, our results suggest that finance starts having a negative effect on output growth when credit to the private sector reaches 100% of GDP.
Ich kann mit dem Konzept der relativen Armut nicht viel anfangen.
Darum geht hier doch gar nicht, sondern um die Gefährdung von Wirtschaft und Demokratie durch Vermögenskonzentration.
Die Vermögenskonzentration dürfte sich in den letzten 20 Jahren erheblich "verschlechtert" haben nach den üblichen Kirterien. Nichtsdestotrotz würde ich behaupten, dass die grosse Masse wesentlich besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung, Infrastruktur usw hat und auch weniger absolute Armut herrscht, als noch vor 20-30 Jahren.
Danke, LDKler. Nun habe ich zwei Links statt einer Erklärung des Gesamtbegriffs.
Immerhin ist einmal von Individuen die Rede und nicht von einer abgeschlossenen Kaste. Leider bleibt darüber hinaus auch meine Frage nach der Sinnhaftigkeit einer differenzierten Bewertung noch unbeantwortet.
Ich will das an der Stelle aber nicht überstrapazieren und komme bei Gelegenheit dann möglicherweise noch einmal darauf zurück.
pipapo schrieb: Immerhin ist einmal von Individuen die Rede und nicht von einer abgeschlossenen Kaste. Leider bleibt darüber hinaus auch meine Frage nach der Sinnhaftigkeit einer differenzierten Bewertung noch unbeantwortet.
Stimmt, aber ich komme hier auch kaum noch nach mit dem Antworten. Ich schreib dir später noch was dazu.
Griechenland steht bald vielleicht vor dem Staatsbankrott, möglicherweise vor einem Euro-Austritt. Die Waffengeschäfte mit Deutschland laufen trotzdem weiter. Und nach Ferrostaal hat nun auch Rheinmetall gestanden, Bestechungsgelder gezahlt zu haben.
SGE-URNA schrieb: Ich finde, man sollte alle "Superreichen" zur Zwangsarbeit verpflichten (mindestens) und vollständig enteignen. Die schlimmsten würd ich erschiessen.
Mal abseits dieser albernen Polemik: Hältst du die globale Vermögenskonzentration nicht für ein Problem? Wenn nicht, warum nicht?
Die Vermögenskonzentration ist für mich nicht grundlegend ausschlaggebend, wie ich schon ca. 47113 mal geschrieben habe, sondern der absolute "Wohlstand". Zum Beispiel, wieviele Menschen verhungern auf der Welt und leben in völlig unzumutbaren Bedingungen (leider immer noch viel zu viel). Ich kann mit dem Konzept der relativen Armut nicht viel anfangen.
Nimm das Beispiel China. Abstrahieren wir mal von den nach wie vor inakzeptablen Menschenrechtsproblemen, die das Land unumstritten hat. Die Vermögenskonzentration dürfte sich in den letzten 20 Jahren erheblich "verschlechtert" haben nach den üblichen Kirterien. Nichtsdestotrotz würde ich behaupten, dass die grosse Masse wesentlich besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung, Infrastruktur usw hat und auch weniger absolute Armut herrscht, als noch vor 20-30 Jahren. Dass es nach wie vor Probleme gibt mit Arbeitsbedingungen (die allerdings wahrscheinlich früher auch nicht besser waren), ist unbestritten. Dass es auch ganz neue Probleme gibt, bspw. eine exorbitante Umweltverschmutzung, die darin mündet, dass in manchen Grossstädten der Aufenthalt an der "frischen" Luft fast unmöglich ist, ist auch bekannt. Diese ganzen Schwachpunkte haben aber nix mit der Vermögenskonzentration zu tun.
Die Lebenserwartung (immer ein guter Indikator für Wohlstandslevels, da sie eben im Mittel nicht durch die oberen 1% verzerrt wird) steigt in Ländern wie Indien und China (immerhin 2.5 Mrd Menschen) stetig an. Und diese Länder haben eine extrem verzerrte Vermögenskonzentration.
Das Konzept des relativen Reichtums wird dann interessant, wenn man das Thema Vermögensverteilung und Wohlstand nicht im Vakuum betrachtet, was du mMn. machst und zu deinen Aussagen führt.
Beispielsweise, und das wurde ja schon durch LDKs Zitat erwähnt, bedeutet Geld auch Macht. Und die Macht konzentriert sich da, wo sich das Vermögen konzentriert. Das zu viel Macht in den Händen zu weniger immer zu einer Verschlechterung der Gesamtsituation für alle geführt hat ist ja kaum bestreitbar. Und das muss nicht mal das wirtschaftliche einschließen, schließlich lässt sich mit Krieg und Verderben ja sogar Kohle "verdienen" (siehe Konzepte solcher Firmen wie Blackwater und das damit angehäufte Vermögen).
Auch ist ein Problem, daß Kapitalerträge so viel mehr zum persönlichen Wohlstand beitragen, als Arbeit. Die Durchlässigkeit ist somit vermindert. "Frisches Blut" (bzw. frische Ideen) dort, wo sich die Macht konzentriert, gibt es also immer weniger.
Übrigens: Es wird oftmals angenommen, daß man für eine absolute Gleichverteilung von Vermögen sei, wenn man das aktuell fortschreitende Auseinanderdriften die Vermögensverhältnisse und die damit einhergehende Ausdünnung der Mittelschichte (einige wenige steigen auf, viele andere steigen dafür ab) kritisiert und aufhalten, besser umdrehen möchte. Aber dies ist meist nicht der Fall. Es gibt mMn. durchaus einen gesunden Bereich des GINI-Koeffizienten, der nicht bei 0 liegt. Aber auch nicht bei 0,781 oder wo er auch aktuell liegt in der BRD (Tendenz: steigend. Wie überall auf der Welt.)
Das man diese Entwicklung nicht national aufhalten kann ist (bzw. sollte) klar (sein). Dafür brauchts internationale Kooperation. Und ein wichtiger Baustein wäre, durch diese internationale Kooperation Steuerbelastungen wieder für alle zu ermöglichen. Denn das sich der Steuerschöpfung vor allem jene entziehen (können), die besonders viel Vermögen haben (und allzu oft natürlich auch von dieser Möglichkeit gebrauch machen), ist nunmal Realität. Wäre dem nicht so, könnte etwa über Vermögenssteuern korrigiert werden und der GINI-Koeffizient in einem gesunden Bereich, der weder demokratische Prozesse gefährdet noch das Gerechtigkeitsempfinden weiter Teile der Bevölkerung verletzt, aber dennoch genug Anreiz für Leistung (durch Arbeit - Nicht Vermögen durch Zins und Zinseszins) bietet, gehalten werden. Und nochmal wiederhole ich: Dies geht ausschließlich über internationale Kooperation. Jede Steueroase und jeder Steuersenkungswettlauf im Werben um die Vermögensten hebelt entsprechende Initiativen nämlich komplett aus.
Apropos Machtverteilung und Folgen: Die Geschichte lehrt uns doch, daß zu viel Macht auf den Schultern zu weniger eigentlich IMMER zu Krieg, Verderben und Revolution geführt haben. Ganz egal welcher Ideologie diese Mächtigen auch angehangen haben mögen. Lange Zeit war es, salopp gesagt, egal wenn mal irgendwo eine Revolution oder ein Krieg ausgebrochen ist. Dann wurde mal ein Landstrich entvölkert, scheiss egal... von irgendwoher kamen halt neue Siedler. So tragisch das auch für die Betroffenen war, so verschmerzbar war es Gesamtgesellschaftlich.
Heute ist es zwar immer noch so, daß Machtkonzentration entsprechende Risiken mit sich bringt. Aber die Folgen sich durch die globalen Zusammenhänge und das Vernichtungspotential von Kriegen ungleich höher. Folglich könnten wir es uns eigentlich ungleich weniger leisten, eine zu hohe Machtkonzentration zuzulassen. Und ich fürchte Postdemokratie, denn neben einer gerechteren Verteilung von Vermögen (und damit fast allem) bleibt als alternative nur Krieg, Verderben und Revolution.... oder grenzenlose Repression. Keine dieser Alternativen finde ich auch nur annähernd so attraktiv wie eine effektivere Steuerung des GINI-Koeffizienten.
Ich stimme dir grundsätzlich zu. Wenn Vermögenskonzentration zum Macht-Missbrauch führt, ist das selbstverständlich schlecht. Dafür braucht es eben politische und vor allem rechtsstaatliche Rahmenbedingungen, die sowas eingrenzen. Gleichheit vor dem Gesetz, und zwar nicht nur theoretische.
Die grössten Probleme gibt es doch da, wo Korruption, Vetternwirtschaft und mafiöse Strukturen praktisch Staatsräson sind.
SGE-URNA schrieb: Die grössten Probleme gibt es doch da, wo Korruption, Vetternwirtschaft und mafiöse Strukturen praktisch Staatsräson sind.
Das sind ja zum Glück nicht so viele Länder. Immmerhin wurde das Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen Korruption von den meisten Staaten ratiffiziert. Es gibt nur ein paar Ausnahmen wie Syrien, Sudan, Nordkorea und Deutschland.
SGE-URNA schrieb: Ich stimme dir grundsätzlich zu. Wenn Vermögenskonzentration zum Macht-Missbrauch führt, ist das selbstverständlich schlecht. Dafür braucht es eben politische und vor allem rechtsstaatliche Rahmenbedingungen, die sowas eingrenzen. Gleichheit vor dem Gesetz, und zwar nicht nur theoretische.
Das erscheint mir reichlich naiv. Aus dem unten verlinkten Artikel: Mittlerweile sind drei Einsichten allgemein anerkannt. Erstens die extreme Ungleichheit der Einkommen. Zweitens der extreme Einfluss von Geldmacht auf die Politik. Und drittens der extreme Einfluss des Bankensystems. Wie willst du bsw. das Treiben der Koch-Brüder auf diese Weise verhindern?
Wie dieser Einfluss geschieht, siehe den zuvor verlinkten Artikel zu den Koch-Brüdern.
Die grössten Probleme gibt es doch da, wo Korruption, Vetternwirtschaft und mafiöse Strukturen praktisch Staatsräson sind.
Eine geringe. Die Geldelite braucht keine Korruption, sondern Netzwerke und Hilfskräfte: Banker, Politiker, Berater. Allein die 500 reichsten Deutschen dürften von einem Kranz von rund 50.000 Personen umgeben sein. Sie sind miteinander vernetzt, treffen sich in Bayreuth, rund um bestimmte Banken und in Stiftungen oder in Davos. Dort werden Strategien entwickelt, Gesetze auf den Weg gebracht. Es existiert ein informelles Herrschafts- und Kontrollsystem neben und über dem parlamentarischen System.
SGE-URNA schrieb: Ich finde, man sollte alle "Superreichen" zur Zwangsarbeit verpflichten (mindestens) und vollständig enteignen. Die schlimmsten würd ich erschiessen.
Mal abseits dieser albernen Polemik: Hältst du die globale Vermögenskonzentration nicht für ein Problem? Wenn nicht, warum nicht?
Die Vermögenskonzentration ist für mich nicht grundlegend ausschlaggebend, wie ich schon ca. 47113 mal geschrieben habe, sondern der absolute "Wohlstand". Zum Beispiel, wieviele Menschen verhungern auf der Welt und leben in völlig unzumutbaren Bedingungen (leider immer noch viel zu viel). Ich kann mit dem Konzept der relativen Armut nicht viel anfangen.
Nimm das Beispiel China. Abstrahieren wir mal von den nach wie vor inakzeptablen Menschenrechtsproblemen, die das Land unumstritten hat. Die Vermögenskonzentration dürfte sich in den letzten 20 Jahren erheblich "verschlechtert" haben nach den üblichen Kirterien. Nichtsdestotrotz würde ich behaupten, dass die grosse Masse wesentlich besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung, Infrastruktur usw hat und auch weniger absolute Armut herrscht, als noch vor 20-30 Jahren. Dass es nach wie vor Probleme gibt mit Arbeitsbedingungen (die allerdings wahrscheinlich früher auch nicht besser waren), ist unbestritten. Dass es auch ganz neue Probleme gibt, bspw. eine exorbitante Umweltverschmutzung, die darin mündet, dass in manchen Grossstädten der Aufenthalt an der "frischen" Luft fast unmöglich ist, ist auch bekannt. Diese ganzen Schwachpunkte haben aber nix mit der Vermögenskonzentration zu tun.
Die Lebenserwartung (immer ein guter Indikator für Wohlstandslevels, da sie eben im Mittel nicht durch die oberen 1% verzerrt wird) steigt in Ländern wie Indien und China (immerhin 2.5 Mrd Menschen) stetig an. Und diese Länder haben eine extrem verzerrte Vermögenskonzentration.
Das Konzept des relativen Reichtums wird dann interessant, wenn man das Thema Vermögensverteilung und Wohlstand nicht im Vakuum betrachtet, was du mMn. machst und zu deinen Aussagen führt.
Beispielsweise, und das wurde ja schon durch LDKs Zitat erwähnt, bedeutet Geld auch Macht. Und die Macht konzentriert sich da, wo sich das Vermögen konzentriert. Das zu viel Macht in den Händen zu weniger immer zu einer Verschlechterung der Gesamtsituation für alle geführt hat ist ja kaum bestreitbar. Und das muss nicht mal das wirtschaftliche einschließen, schließlich lässt sich mit Krieg und Verderben ja sogar Kohle "verdienen" (siehe Konzepte solcher Firmen wie Blackwater und das damit angehäufte Vermögen).
Auch ist ein Problem, daß Kapitalerträge so viel mehr zum persönlichen Wohlstand beitragen, als Arbeit. Die Durchlässigkeit ist somit vermindert. "Frisches Blut" (bzw. frische Ideen) dort, wo sich die Macht konzentriert, gibt es also immer weniger.
Übrigens: Es wird oftmals angenommen, daß man für eine absolute Gleichverteilung von Vermögen sei, wenn man das aktuell fortschreitende Auseinanderdriften die Vermögensverhältnisse und die damit einhergehende Ausdünnung der Mittelschichte (einige wenige steigen auf, viele andere steigen dafür ab) kritisiert und aufhalten, besser umdrehen möchte. Aber dies ist meist nicht der Fall. Es gibt mMn. durchaus einen gesunden Bereich des GINI-Koeffizienten, der nicht bei 0 liegt. Aber auch nicht bei 0,781 oder wo er auch aktuell liegt in der BRD (Tendenz: steigend. Wie überall auf der Welt.)
Das man diese Entwicklung nicht national aufhalten kann ist (bzw. sollte) klar (sein). Dafür brauchts internationale Kooperation. Und ein wichtiger Baustein wäre, durch diese internationale Kooperation Steuerbelastungen wieder für alle zu ermöglichen. Denn das sich der Steuerschöpfung vor allem jene entziehen (können), die besonders viel Vermögen haben (und allzu oft natürlich auch von dieser Möglichkeit gebrauch machen), ist nunmal Realität. Wäre dem nicht so, könnte etwa über Vermögenssteuern korrigiert werden und der GINI-Koeffizient in einem gesunden Bereich, der weder demokratische Prozesse gefährdet noch das Gerechtigkeitsempfinden weiter Teile der Bevölkerung verletzt, aber dennoch genug Anreiz für Leistung (durch Arbeit - Nicht Vermögen durch Zins und Zinseszins) bietet, gehalten werden. Und nochmal wiederhole ich: Dies geht ausschließlich über internationale Kooperation. Jede Steueroase und jeder Steuersenkungswettlauf im Werben um die Vermögensten hebelt entsprechende Initiativen nämlich komplett aus.
Apropos Machtverteilung und Folgen: Die Geschichte lehrt uns doch, daß zu viel Macht auf den Schultern zu weniger eigentlich IMMER zu Krieg, Verderben und Revolution geführt haben. Ganz egal welcher Ideologie diese Mächtigen auch angehangen haben mögen. Lange Zeit war es, salopp gesagt, egal wenn mal irgendwo eine Revolution oder ein Krieg ausgebrochen ist. Dann wurde mal ein Landstrich entvölkert, scheiss egal... von irgendwoher kamen halt neue Siedler. So tragisch das auch für die Betroffenen war, so verschmerzbar war es Gesamtgesellschaftlich.
Heute ist es zwar immer noch so, daß Machtkonzentration entsprechende Risiken mit sich bringt. Aber die Folgen sich durch die globalen Zusammenhänge und das Vernichtungspotential von Kriegen ungleich höher. Folglich könnten wir es uns eigentlich ungleich weniger leisten, eine zu hohe Machtkonzentration zuzulassen. Und ich fürchte Postdemokratie, denn neben einer gerechteren Verteilung von Vermögen (und damit fast allem) bleibt als alternative nur Krieg, Verderben und Revolution.... oder grenzenlose Repression. Keine dieser Alternativen finde ich auch nur annähernd so attraktiv wie eine effektivere Steuerung des GINI-Koeffizienten.
Ich stimme dir grundsätzlich zu. Wenn Vermögenskonzentration zum Macht-Missbrauch führt, ist das selbstverständlich schlecht. Dafür braucht es eben politische und vor allem rechtsstaatliche Rahmenbedingungen, die sowas eingrenzen. Gleichheit vor dem Gesetz, und zwar nicht nur theoretische.
Die grössten Probleme gibt es doch da, wo Korruption, Vetternwirtschaft und mafiöse Strukturen praktisch Staatsräson sind.
Das freut mich, daß du dem grundsätzlich zustimmen kannst. Deine etwas polemische Replik an LDK ließ mich etwas anderes befürchten.
Und klar verschlimmern Korruption etc. vorhandene Probleme noch weiter. Aber ich glaube, daß eine Bekämpfung dieser Katalysatoren einhand geht mit einem ernsthaften Versuch, eine gesamtgesellschaftlich Gesunde(re) Vermögensverteilung idealerweise Global zu erreichen. Das eine geht nicht ohne das andere.
Übrigens beeinflusst dies so viele weitere Themen, daß ich regelmässig die Fassung verliere und mir die Frage stelle, wieso dieses zentrale Thema so wenig Beachtung findet. Über jeden Scheiss wird seitenweise berichtet (man nehme nur mal die täglichen Artikel zum Deppencamp beim Spiegel... aaahh), und für solche Themen von echter Relevanz bleibt dann keine Zeit mehr.
miraculix250 schrieb: Übrigens beeinflusst dies so viele weitere Themen, daß ich regelmässig die Fassung verliere und mir die Frage stelle, wieso dieses zentrale Thema so wenig Beachtung findet. Über jeden Scheiss wird seitenweise berichtet (man nehme nur mal die täglichen Artikel zum Deppencamp beim Spiegel... aaahh), und für solche Themen von echter Relevanz bleibt dann keine Zeit mehr.
So ist es! Aber es liegt nicht an der Zeit, es ist eine der realen Auswirkungen hiervon:
Die Geldelite braucht keine Korruption, sondern Netzwerke und Hilfskräfte: Banker, Politiker, Berater. Allein die 500 reichsten Deutschen dürften von einem Kranz von rund 50.000 Personen umgeben sein. Sie sind miteinander vernetzt, treffen sich in Bayreuth, rund um bestimmte Banken und in Stiftungen oder in Davos. Dort werden Strategien entwickelt, Gesetze auf den Weg gebracht. Es existiert ein informelles Herrschafts- und Kontrollsystem neben und über dem parlamentarischen System.
Und das läuft so oder so ähnlich überall auf der Welt: http://www.sopos.org/aufsaetze/535e2c1dbabd1/1.phtml In Frankreich haben sich Oligarchen große Teile der Medien angeeignet. Der Bauunternehmer Bouygues besitzt nicht nur eine Telefongesellschaft, sondern auch das ehemals staatliche erste Fernsehen. Der Rüstungsunternehmer Dassault baut nicht nur Flugzeuge, sondern ist auch Eigentümer der Zeitung Le Figaro und Parlamentsabgeordneter. Arnaud Lagardère, Medienmogul und Großaktionär, zählte zu den wichtigsten Unterstützern des Expräsidenten Sarkozy. Der gebürtige Australier Rupert Murdoch ist nicht nur in England durch sein Presseimperium politisch einflußreich, sondern auch in den USA durch den Fernsehsender Fox News.
miraculix250 schrieb: Aber ich glaube, daß eine Bekämpfung dieser Katalysatoren einhand geht mit einem ernsthaften Versuch, eine gesamtgesellschaftlich Gesunde(re) Vermögensverteilung idealerweise Global zu erreichen.
Ich finde das ein bisschen naiv. Wenn ein Staat die Macht hat, einer Gruppe Geld zu nehmen um es einer anderen Gruppe zu geben, dann wird der Staat einfach von den "Reichen" gekauft. Je mehr Macht der Staat hat, desto mehr Macht haben die, die man angeblich zur Kasse bitten möchte.
pipapo schrieb: Immerhin ist einmal von Individuen die Rede und nicht von einer abgeschlossenen Kaste. Leider bleibt darüber hinaus auch meine Frage nach der Sinnhaftigkeit einer differenzierten Bewertung noch unbeantwortet.
Stimmt, aber ich komme hier auch kaum noch nach mit dem Antworten. Ich schreib dir später noch was dazu.
Griechenland steht bald vielleicht vor dem Staatsbankrott, möglicherweise vor einem Euro-Austritt. Die Waffengeschäfte mit Deutschland laufen trotzdem weiter. Und nach Ferrostaal hat nun auch Rheinmetall gestanden, Bestechungsgelder gezahlt zu haben.
Richtig. Man denke an die U-Boot-Geschichten.
Was die "Kaste" anbelangt: nirgendwo habe ich etwas Ähnlicheres gesehen als in Athen. Die "Superreichen" wohnen in abgeschlossenen, von Sicherheitskräften bewachten "Superghettos", sie verbringen ihre Freizeiten in eigenen Superclubs, in denen sie abhängen und ihre "Geschäftsstrategien" besprechen. Die Innenstadt Athens haben viele seit Jahren nicht mehr gesehen, nicht einmal beim Durchfahren zu ihrer Superyacht mit Heli, denn die liegt schon lange nicht mehr in Piräus, sondern in der eigenen Privatbucht.
Perfiderweise wissen sie genau, wieviel und an wen sie wohltätig spenden müssen, um Abhängigkeiten zu schaffen und das Volk ruhig zu stellen. Man kann sich vorstellen, dass dies (die Spenden) nicht unerheblich ist.
Aber, wie schon einmal gesagt: an ihre Auslandskonten heranzukommen, dürfte, gerade aufgrund der historischen schifffahrtsbedingten weltweiten Vernetzung der Griechen, schwierig sein.
miraculix250 schrieb: Übrigens beeinflusst dies so viele weitere Themen, daß ich regelmässig die Fassung verliere und mir die Frage stelle, wieso dieses zentrale Thema so wenig Beachtung findet. Über jeden Scheiss wird seitenweise berichtet (man nehme nur mal die täglichen Artikel zum Deppencamp beim Spiegel... aaahh), und für solche Themen von echter Relevanz bleibt dann keine Zeit mehr.
So ist es! Aber es liegt nicht an der Zeit, es ist eine der realen Auswirkungen hiervon:
Die Geldelite braucht keine Korruption, sondern Netzwerke und Hilfskräfte: Banker, Politiker, Berater. Allein die 500 reichsten Deutschen dürften von einem Kranz von rund 50.000 Personen umgeben sein. Sie sind miteinander vernetzt, treffen sich in Bayreuth, rund um bestimmte Banken und in Stiftungen oder in Davos. Dort werden Strategien entwickelt, Gesetze auf den Weg gebracht. Es existiert ein informelles Herrschafts- und Kontrollsystem neben und über dem parlamentarischen System.
Und das läuft so oder so ähnlich überall auf der Welt: http://www.sopos.org/aufsaetze/535e2c1dbabd1/1.phtml In Frankreich haben sich Oligarchen große Teile der Medien angeeignet. Der Bauunternehmer Bouygues besitzt nicht nur eine Telefongesellschaft, sondern auch das ehemals staatliche erste Fernsehen. Der Rüstungsunternehmer Dassault baut nicht nur Flugzeuge, sondern ist auch Eigentümer der Zeitung Le Figaro und Parlamentsabgeordneter. Arnaud Lagardère, Medienmogul und Großaktionär, zählte zu den wichtigsten Unterstützern des Expräsidenten Sarkozy. Der gebürtige Australier Rupert Murdoch ist nicht nur in England durch sein Presseimperium politisch einflußreich, sondern auch in den USA durch den Fernsehsender Fox News.
Mag sein, daß es da gewisse Verstrickungen gibt. Auch mir gefällt vieles nicht in dem Bereich vor dem Hintergrund der enormen Macht "der Medien". Vielleicht wird sogar indirekt die Meinungsbildung beeinflusst, etwa über Personalentscheidungen. Aber mehr denke ich auch nicht, zumindest nicht im großen Rahmen (Stichwort: Lügenpresse). Ausnahmen hiervon mag es geben, ich denke da an ein gewisses Blättchen, daß auch eindeutige politische Ziele in der Satzung formuliert, sodaß man es im Grunde ein "Propagandablatt" nennen müsste... aber das ist, wie gesagt, mMn. eine unrühmliche Ausnahme. Vielmehr ist es, glaube ich, ein allgemeines Desinteresse. Woher das kommt kann ich nicht mal so genau sagen. Wahrscheinlich gibt es sehr Punkte, von "keine Zeit" und "gibt doch so viel schönes, mit dem man sich beschäftigen kann" (Ablenkung) über "ist mir doch wurscht" (Gleichgültigkeit) hin zu "kannste eh nix machen" (Resignation) und noch viel mehr. Gesellschaften kümmern sich ja gerne erst um aufkommende Probleme, wenn diese ob ihres Ausmaßen nicht mehr zu leugen sind. Blöd halt, wenn so dermaßen viel auf dem Spiel steht, sodaß es dann schon zu spät sein könnte. Wird sich wohl in den nächsten Jahrzehnten dann zeigen.
miraculix250 schrieb: Mag sein, daß es da gewisse Verstrickungen gibt. Auch mir gefällt vieles nicht in dem Bereich vor dem Hintergrund der enormen Macht "der Medien". Vielleicht wird sogar indirekt die Meinungsbildung beeinflusst, etwa über Personalentscheidungen. Aber mehr denke ich auch nicht, zumindest nicht im großen Rahmen (Stichwort: Lügenpresse).
miraculix250 schrieb: Gesellschaften kümmern sich ja gerne erst um aufkommende Probleme, wenn diese ob ihres Ausmaßen nicht mehr zu leugen sind. Blöd halt, wenn so dermaßen viel auf dem Spiel steht, sodaß es dann schon zu spät sein könnte. Wird sich wohl in den nächsten Jahrzehnten dann zeigen.
pipapo schrieb: Immerhin ist einmal von Individuen die Rede und nicht von einer abgeschlossenen Kaste. Leider bleibt darüber hinaus auch meine Frage nach der Sinnhaftigkeit einer differenzierten Bewertung noch unbeantwortet.
Stimmt, aber ich komme hier auch kaum noch nach mit dem Antworten. Ich schreib dir später noch was dazu.
Griechenland steht bald vielleicht vor dem Staatsbankrott, möglicherweise vor einem Euro-Austritt. Die Waffengeschäfte mit Deutschland laufen trotzdem weiter. Und nach Ferrostaal hat nun auch Rheinmetall gestanden, Bestechungsgelder gezahlt zu haben.
Richtig. Man denke an die U-Boot-Geschichten.
Was die "Kaste" anbelangt: nirgendwo habe ich etwas Ähnlicheres gesehen als in Athen. Die "Superreichen" wohnen in abgeschlossenen, von Sicherheitskräften bewachten "Superghettos", sie verbringen ihre Freizeiten in eigenen Superclubs, in denen sie abhängen und ihre "Geschäftsstrategien" besprechen. Die Innenstadt Athens haben viele seit Jahren nicht mehr gesehen, nicht einmal beim Durchfahren zu ihrer Superyacht mit Heli, denn die liegt schon lange nicht mehr in Piräus, sondern in der eigenen Privatbucht.
So ist es und es wird noch schlimmer (nicht nur in GR), wenn man Krysmanski glauben mag (aus meinem heise-link):
Ja, es ist nach zwölf, die Nacht beginnt. Und wenn man dem vor kurzem gestorbenen Eric Hobsbawm glaubt, "wird Blut fließen, viel Blut". Das Unerwartete ist schon da. In meinem Buch habe ich das so umschrieben: "Die herkömmlichen politischen Systeme als solche werden immer bedeutungsloser. Und auch für die Leistungs- und Wissenseliten und sogar für die Manager wird die Situation immer prekärer. In dieser Lage verselbständigen sich die Geldeliten, sie beginnen im wahrsten Sinne des Wortes, auf eigene Faust mit Söldnerarmeen, privaten Polizei- und Geheimdiensten zu operieren. Klimawandel, Ressourcenprobleme und wachsende, unumkehrbare Arbeitslosigkeit deuten auf ein kommendes globales Szenario nackter Überlebenskämpfe. Für eine solche Rette-sich-wer-kann-Welt glauben sich die souveränen, wohlgeschützten Eigner des Besten, was diese Welt zu bieten hat - wie einst die Feudalherren - gut gerüstet. Uns bleibt im Augenblick nur, die Erwartung neuer und neuartiger Klassenkonflikte zu konstatieren."
miraculix250 schrieb: Gesellschaften kümmern sich ja gerne erst um aufkommende Probleme, wenn diese ob ihres Ausmaßen nicht mehr zu leugen sind. Blöd halt, wenn so dermaßen viel auf dem Spiel steht, sodaß es dann schon zu spät sein könnte. Wird sich wohl in den nächsten Jahrzehnten dann zeigen.
Sprichst du vom Klimawandel?
Aktuell ist das eines der Problem, jo... aber auch ein Blick in die Vergangenheit hat da doch etliche Beispiele parat.
Add: Im Kontext des Threads spreche ich da eher von allzu ungezügeltem auseinander driften lassen "der Schere" ohne effektiv gegenzusteuern, um nicht an den Punkt zu kommen, an dem massive Repression nötig ist, um (Armuts)Aufstände zu vermeiden - oder sie halt alternativ einfach passieren zu lassen. Aber die, die es sich leisten können, bereiten sich ja schon auf solche Zeiten vor. Gated communities und so.
Nicht schlecht. Aber was soll man erwarten wenn eine Regierungskoalition aus Linksradikalen und Rechtsradikalen besteht? Sollen sie doch den Rubel einführen. Das wäre ehrlicher und beiden Seiten wäre gedient.
Das Konzept des relativen Reichtums wird dann interessant, wenn man das Thema Vermögensverteilung und Wohlstand nicht im Vakuum betrachtet, was du mMn. machst und zu deinen Aussagen führt.
Beispielsweise, und das wurde ja schon durch LDKs Zitat erwähnt, bedeutet Geld auch Macht. Und die Macht konzentriert sich da, wo sich das Vermögen konzentriert. Das zu viel Macht in den Händen zu weniger immer zu einer Verschlechterung der Gesamtsituation für alle geführt hat ist ja kaum bestreitbar. Und das muss nicht mal das wirtschaftliche einschließen, schließlich lässt sich mit Krieg und Verderben ja sogar Kohle "verdienen" (siehe Konzepte solcher Firmen wie Blackwater und das damit angehäufte Vermögen).
Auch ist ein Problem, daß Kapitalerträge so viel mehr zum persönlichen Wohlstand beitragen, als Arbeit. Die Durchlässigkeit ist somit vermindert. "Frisches Blut" (bzw. frische Ideen) dort, wo sich die Macht konzentriert, gibt es also immer weniger.
Übrigens: Es wird oftmals angenommen, daß man für eine absolute Gleichverteilung von Vermögen sei, wenn man das aktuell fortschreitende Auseinanderdriften die Vermögensverhältnisse und die damit einhergehende Ausdünnung der Mittelschichte (einige wenige steigen auf, viele andere steigen dafür ab) kritisiert und aufhalten, besser umdrehen möchte. Aber dies ist meist nicht der Fall. Es gibt mMn. durchaus einen gesunden Bereich des GINI-Koeffizienten, der nicht bei 0 liegt. Aber auch nicht bei 0,781 oder wo er auch aktuell liegt in der BRD (Tendenz: steigend. Wie überall auf der Welt.)
Das man diese Entwicklung nicht national aufhalten kann ist (bzw. sollte) klar (sein). Dafür brauchts internationale Kooperation. Und ein wichtiger Baustein wäre, durch diese internationale Kooperation Steuerbelastungen wieder für alle zu ermöglichen. Denn das sich der Steuerschöpfung vor allem jene entziehen (können), die besonders viel Vermögen haben (und allzu oft natürlich auch von dieser Möglichkeit gebrauch machen), ist nunmal Realität. Wäre dem nicht so, könnte etwa über Vermögenssteuern korrigiert werden und der GINI-Koeffizient in einem gesunden Bereich, der weder demokratische Prozesse gefährdet noch das Gerechtigkeitsempfinden weiter Teile der Bevölkerung verletzt, aber dennoch genug Anreiz für Leistung (durch Arbeit - Nicht Vermögen durch Zins und Zinseszins) bietet, gehalten werden. Und nochmal wiederhole ich: Dies geht ausschließlich über internationale Kooperation. Jede Steueroase und jeder Steuersenkungswettlauf im Werben um die Vermögensten hebelt entsprechende Initiativen nämlich komplett aus.
Apropos Machtverteilung und Folgen: Die Geschichte lehrt uns doch, daß zu viel Macht auf den Schultern zu weniger eigentlich IMMER zu Krieg, Verderben und Revolution geführt haben. Ganz egal welcher Ideologie diese Mächtigen auch angehangen haben mögen. Lange Zeit war es, salopp gesagt, egal wenn mal irgendwo eine Revolution oder ein Krieg ausgebrochen ist. Dann wurde mal ein Landstrich entvölkert, scheiss egal... von irgendwoher kamen halt neue Siedler. So tragisch das auch für die Betroffenen war, so verschmerzbar war es Gesamtgesellschaftlich.
Heute ist es zwar immer noch so, daß Machtkonzentration entsprechende Risiken mit sich bringt. Aber die Folgen sich durch die globalen Zusammenhänge und das Vernichtungspotential von Kriegen ungleich höher. Folglich könnten wir es uns eigentlich ungleich weniger leisten, eine zu hohe Machtkonzentration zuzulassen. Und ich fürchte Postdemokratie, denn neben einer gerechteren Verteilung von Vermögen (und damit fast allem) bleibt als alternative nur Krieg, Verderben und Revolution.... oder grenzenlose Repression. Keine dieser Alternativen finde ich auch nur annähernd so attraktiv wie eine effektivere Steuerung des GINI-Koeffizienten.
Beides ist doch untrennbar miteinander verknüpft. Übersteigt das Schulden/BSP-Verhältnis eine kritische Grenze bricht die Wirtschaftsleistung und damit der Wohlstand ein (sag nicht nur ich sondern auch der IWF):
http://www.imf.org/external/pubs/ft/wp/2012/wp12161.pdf
This paper examines whether there is a threshold above which financial development no
longer has a positive effect on economic growth. We use different empirical approaches to
show that there can indeed be “too much” finance. In particular, our results suggest that
finance starts having a negative effect on output growth when credit to the private sector
reaches 100% of GDP.
Darum geht hier doch gar nicht, sondern um die Gefährdung von Wirtschaft und Demokratie durch Vermögenskonzentration.
Korrekt und zwar dank der Einführung der Marktwirtschaft. Die dabei stattfindende Vermögenskonzentration war für die Entwicklung nicht schädlich, solange die gegenüberstehenden Schulden nicht die kritische Grenze erreichten. Dort sind wir aber jetzt auch in diesen Ländern angekommen:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/fruehaufsteher/hohe-schulden-in-china-suedkorea-japan-und-singapur-12946291.html
Volle Zustimmung!
Und hier mal ein Beispiel zu was der politische Einfluss Superreicher im Extremfall führen kann:
http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-06/us-wahlkampf-koch-brueder
Nun habe ich zwei Links statt einer Erklärung des Gesamtbegriffs.
Immerhin ist einmal von Individuen die Rede und nicht von einer abgeschlossenen Kaste. Leider bleibt darüber hinaus auch meine Frage nach der Sinnhaftigkeit einer differenzierten Bewertung noch unbeantwortet.
Ich will das an der Stelle aber nicht überstrapazieren und komme bei Gelegenheit dann möglicherweise noch einmal darauf zurück.
Stimmt, aber ich komme hier auch kaum noch nach mit dem Antworten. Ich schreib dir später noch was dazu.
Btw.:
Wer hier davon spricht, dass Griechenland seine geliehenen Gelder "verjuxt" hätte, der muss auch sagen, an wen und für was. Der normalen Bevölkerung kam es nämlich kaum zu gute, sondern auch und vor allem deutschen Firmen (Korruption sei dank ):
http://www.deutschlandradiokultur.de/deutsch-griechische-korruption-waffengeschaefte-trotz.976.de.html?dram:article_id=307951
Griechenland steht bald vielleicht vor dem Staatsbankrott, möglicherweise vor einem Euro-Austritt. Die Waffengeschäfte mit Deutschland laufen trotzdem weiter. Und nach Ferrostaal hat nun auch Rheinmetall gestanden, Bestechungsgelder gezahlt zu haben.
Ich stimme dir grundsätzlich zu. Wenn Vermögenskonzentration zum Macht-Missbrauch führt, ist das selbstverständlich schlecht. Dafür braucht es eben politische und vor allem rechtsstaatliche Rahmenbedingungen, die sowas eingrenzen. Gleichheit vor dem Gesetz, und zwar nicht nur theoretische.
Die grössten Probleme gibt es doch da, wo Korruption, Vetternwirtschaft und mafiöse Strukturen praktisch Staatsräson sind.
Das sind ja zum Glück nicht so viele Länder. Immmerhin wurde das Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen Korruption von den meisten Staaten ratiffiziert. Es gibt nur ein paar Ausnahmen wie Syrien, Sudan, Nordkorea und Deutschland.
Das erscheint mir reichlich naiv.
Aus dem unten verlinkten Artikel:
Mittlerweile sind drei Einsichten allgemein anerkannt. Erstens die extreme Ungleichheit der Einkommen. Zweitens der extreme Einfluss von Geldmacht auf die Politik. Und drittens der extreme Einfluss des Bankensystems. Wie willst du bsw. das Treiben der Koch-Brüder auf diese Weise verhindern?
Wie dieser Einfluss geschieht, siehe den zuvor verlinkten Artikel zu den Koch-Brüdern.
Aber nicht nur da (link auch für die Frage von pipapo):
http://www.taz.de/!86553/
Welche Rolle spielt die Korruption?
Eine geringe. Die Geldelite braucht keine Korruption, sondern Netzwerke und Hilfskräfte: Banker, Politiker, Berater. Allein die 500 reichsten Deutschen dürften von einem Kranz von rund 50.000 Personen umgeben sein. Sie sind miteinander vernetzt, treffen sich in Bayreuth, rund um bestimmte Banken und in Stiftungen oder in Davos. Dort werden Strategien entwickelt, Gesetze auf den Weg gebracht. Es existiert ein informelles Herrschafts- und Kontrollsystem neben und über dem parlamentarischen System.
Noch ausführlicher hier:
http://www.heise.de/tp/artikel/37/37867/1.html
Das freut mich, daß du dem grundsätzlich zustimmen kannst. Deine etwas polemische Replik an LDK ließ mich etwas anderes befürchten.
Und klar verschlimmern Korruption etc. vorhandene Probleme noch weiter. Aber ich glaube, daß eine Bekämpfung dieser Katalysatoren einhand geht mit einem ernsthaften Versuch, eine gesamtgesellschaftlich Gesunde(re) Vermögensverteilung idealerweise Global zu erreichen. Das eine geht nicht ohne das andere.
Übrigens beeinflusst dies so viele weitere Themen, daß ich regelmässig die Fassung verliere und mir die Frage stelle, wieso dieses zentrale Thema so wenig Beachtung findet. Über jeden Scheiss wird seitenweise berichtet (man nehme nur mal die täglichen Artikel zum Deppencamp beim Spiegel... aaahh), und für solche Themen von echter Relevanz bleibt dann keine Zeit mehr.
So ist es!
Aber es liegt nicht an der Zeit, es ist eine der realen Auswirkungen hiervon:
Die Geldelite braucht keine Korruption, sondern Netzwerke und Hilfskräfte: Banker, Politiker, Berater. Allein die 500 reichsten Deutschen dürften von einem Kranz von rund 50.000 Personen umgeben sein. Sie sind miteinander vernetzt, treffen sich in Bayreuth, rund um bestimmte Banken und in Stiftungen oder in Davos. Dort werden Strategien entwickelt, Gesetze auf den Weg gebracht. Es existiert ein informelles Herrschafts- und Kontrollsystem neben und über dem parlamentarischen System.
Und das läuft so oder so ähnlich überall auf der Welt:
http://www.sopos.org/aufsaetze/535e2c1dbabd1/1.phtml
In Frankreich haben sich Oligarchen große Teile der Medien angeeignet. Der Bauunternehmer Bouygues besitzt nicht nur eine Telefongesellschaft, sondern auch das ehemals staatliche erste Fernsehen. Der Rüstungsunternehmer Dassault baut nicht nur Flugzeuge, sondern ist auch Eigentümer der Zeitung Le Figaro und Parlamentsabgeordneter. Arnaud Lagardère, Medienmogul und Großaktionär, zählte zu den wichtigsten Unterstützern des Expräsidenten Sarkozy. Der gebürtige Australier Rupert Murdoch ist nicht nur in England durch sein Presseimperium politisch einflußreich, sondern auch in den USA durch den Fernsehsender Fox News.
Ich finde das ein bisschen naiv. Wenn ein Staat die Macht hat, einer Gruppe Geld zu nehmen um es einer anderen Gruppe zu geben, dann wird der Staat einfach von den "Reichen" gekauft. Je mehr Macht der Staat hat, desto mehr Macht haben die, die man angeblich zur Kasse bitten möchte.
Richtig. Man denke an die U-Boot-Geschichten.
Was die "Kaste" anbelangt: nirgendwo habe ich etwas Ähnlicheres gesehen als in Athen. Die "Superreichen" wohnen in abgeschlossenen, von Sicherheitskräften bewachten "Superghettos", sie verbringen ihre Freizeiten in eigenen Superclubs, in denen sie abhängen und ihre "Geschäftsstrategien" besprechen. Die Innenstadt Athens haben viele seit Jahren nicht mehr gesehen, nicht einmal beim Durchfahren zu ihrer Superyacht mit Heli, denn die liegt schon lange nicht mehr in Piräus, sondern in der eigenen Privatbucht.
Perfiderweise wissen sie genau, wieviel und an wen sie wohltätig spenden müssen, um Abhängigkeiten zu schaffen und das Volk ruhig zu stellen. Man kann sich vorstellen, dass dies (die Spenden) nicht unerheblich ist.
Aber, wie schon einmal gesagt: an ihre Auslandskonten heranzukommen, dürfte, gerade aufgrund der historischen schifffahrtsbedingten weltweiten Vernetzung der Griechen, schwierig sein.
Mag sein, daß es da gewisse Verstrickungen gibt. Auch mir gefällt vieles nicht in dem Bereich vor dem Hintergrund der enormen Macht "der Medien". Vielleicht wird sogar indirekt die Meinungsbildung beeinflusst, etwa über Personalentscheidungen. Aber mehr denke ich auch nicht, zumindest nicht im großen Rahmen (Stichwort: Lügenpresse).
Ausnahmen hiervon mag es geben, ich denke da an ein gewisses Blättchen, daß auch eindeutige politische Ziele in der Satzung formuliert, sodaß man es im Grunde ein "Propagandablatt" nennen müsste... aber das ist, wie gesagt, mMn. eine unrühmliche Ausnahme.
Vielmehr ist es, glaube ich, ein allgemeines Desinteresse. Woher das kommt kann ich nicht mal so genau sagen. Wahrscheinlich gibt es sehr Punkte, von "keine Zeit" und "gibt doch so viel schönes, mit dem man sich beschäftigen kann" (Ablenkung) über "ist mir doch wurscht" (Gleichgültigkeit) hin zu "kannste eh nix machen" (Resignation) und noch viel mehr.
Gesellschaften kümmern sich ja gerne erst um aufkommende Probleme, wenn diese ob ihres Ausmaßen nicht mehr zu leugen sind. Blöd halt, wenn so dermaßen viel auf dem Spiel steht, sodaß es dann schon zu spät sein könnte. Wird sich wohl in den nächsten Jahrzehnten dann zeigen.
Unterschätz das mal nicht, auch wenn der pauschale Lügenpresse-Vorwurf natürlich Unfug ist.
Ich erinnere nur an die causa Brender:
http://www.heise.de/tp/news/Nikolaus-Brender-darf-nicht-mehr-ZDF-Chefredakteur-sein-2009260.html
Und hier noch was von Georg Schramm dazu (ab 03:30):
https://www.youtube.com/watch?v=LSTf3VLhm8w
Sprichst du vom Klimawandel?
So ist es und es wird noch schlimmer (nicht nur in GR), wenn man Krysmanski glauben mag (aus meinem heise-link):
Ja, es ist nach zwölf, die Nacht beginnt. Und wenn man dem vor kurzem gestorbenen Eric Hobsbawm glaubt, "wird Blut fließen, viel Blut". Das Unerwartete ist schon da. In meinem Buch habe ich das so umschrieben: "Die herkömmlichen politischen Systeme als solche werden immer bedeutungsloser. Und auch für die Leistungs- und Wissenseliten und sogar für die Manager wird die Situation immer prekärer. In dieser Lage verselbständigen sich die Geldeliten, sie beginnen im wahrsten Sinne des Wortes, auf eigene Faust mit Söldnerarmeen, privaten Polizei- und Geheimdiensten zu operieren. Klimawandel, Ressourcenprobleme und wachsende, unumkehrbare Arbeitslosigkeit deuten auf ein kommendes globales Szenario nackter Überlebenskämpfe. Für eine solche Rette-sich-wer-kann-Welt glauben sich die souveränen, wohlgeschützten Eigner des Besten, was diese Welt zu bieten hat - wie einst die Feudalherren - gut gerüstet. Uns bleibt im Augenblick nur, die Erwartung neuer und neuartiger Klassenkonflikte zu konstatieren."
Aktuell ist das eines der Problem, jo... aber auch ein Blick in die Vergangenheit hat da doch etliche Beispiele parat.
Die sind schon schwer aktiv. Man darf gespannt sein.
http://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/eklat-in-athen-griechenland-beendet-zusammenarbeit-mit-troika_id_4442622.html
Nicht schlecht. Aber was soll man erwarten wenn eine Regierungskoalition aus Linksradikalen und Rechtsradikalen besteht? Sollen sie doch den Rubel einführen. Das wäre ehrlicher und beiden Seiten wäre gedient.