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Europa im Wandel - Populismus, Brexit und Co.

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Es wäre ja schon eine gewisse Form von Kollektivierung, wenn man die Arbeitnehmer großer erfolgreicher Unternehmen spürbar mehr an deren Erfolg beteiligen würde. Was wiederum auch bedeutend besser in Richtung "soziale Marktwirtschaft", deren Verankerung im GG gerade gefordert wird, gehen würde. Eine Form der Kollektivierung, die noch nicht einmal in die Nähe des Begriffs "Enteignung" kommen würde.

Leider geschieht nichts dergleichen. Außer bei den Vorstandsmitgliedern und einigen Managern in Führungspersonen, die per Boni abgemästet werden. Im Gegenteil: der Niedriglohnsektor in D wächst und wächst, der Sozialstaat zieht sich immer weiter zurück (Hartz, Renten, gedeckelte AG-Beiträge usw.), der Mindestlohn wird auf breiter Front ausgehebelt, Leiharbeiter und befristete Arbeitsverhältnisse werden zur Regel.

"Soziale" Marktwirtschaft. Das war einmal. Da verwundert es nicht, dass ein Juso auf solche Gedanken kommt.

Ganz anders die Situation bei den Wohnungsbaugesellschaften. Da wäre Enteignung eigentlich die einzige logische Konsequenz.
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Kleine. Rückschau. Marx ist davon ausgegangen, dass der Kapitalismus durch in ihm liegenden Gründen (der Profit wird immer geringer) immer neue Krisen produziert und sich letztlich selbst zerstört. Oder anders ausgedrückt : „Gesetz über den tendenziellen Fall der Profitrate“.
Hier irrte Marx, der Kapitalismus hat sich nicht zerstört, er ist flexibel und lernfähig und passt sich gesellschaftlichen Entwicklungen an. So entstand auch die soziale Marktwirtschaft mit all ihren Arbeitnehmerrechten.
Auch die Finanzkrise, die manche glauben ließ, Marx könnte doch richtig liegen, hat nichts daran geändert.

Ich empfehle dem WA und FA einmal in die Mantel- und Era-Tarifverträge der Metallindustrie zu schauen, oder bei der Chemie, beim Bau usw. Dann bitte auch sich von der Vielzahl von Betriebsvereinbarungen berichten lassen, die besondere Regelungen für die die Beschäftigten beinhalteten. Vom Gesundheitsschutz bis zu Betriebsrenten, von Aktienprogrammen bis zu Ergebnis abhängigen Sonderzahlungen.
Natürlich finden sich Beispiele der Ausbeutung, das ist aber bitte nicht die Regel.
Ich habe mein ganzes Berufsleben mit Betriebsräten und Gewerkschaften zusammengearbeitet, der Vorwurf vom FA ist absurd. Auch hier findet man Gegenbeispiele. Aber auch dies sind Ausnahmen.

Bei der Hessenwahl haben 7% der Arbeiter die Linke gewählt, 6% der Selbständigen, 6% der Beamten und 6% der Angestellten.
Also etwa gleich über alle Berufsgruppen.
Glaubt denn heute noch jemand ernsthaft, an die Ausbeutung und Kapitalisten-Story, bei den kleinen Werten. Würde man nicht erwarten, dass die drangsalierten Arbeitnehmer massenhaft die einzige antikapitalistische Partei wählen würden.
Tun sie aber nicht.
Wahrscheinlich weil das Bild nicht stimmt, dass FA und WA und andere hier zeichnen.
Es stimmt vielleicht für 7%, aber für 93% nicht.
Marx hätte an diesen Verhältnissen die wahre Freude gehabt, das Kapital wäre nie geschrieben worden und der Menschheit viel erspart worden.

Die Kritiker an Kühnerts Thesen haben recht. Der Mann hat keine Ahnung von der realen Arbeitswelt. Seine Vorstellungen stammen von vorgestern. Seiner Partei hat er für die bevorstehenden Wahlen einen Bärendienst erwiesen. Seiner Parteichefin merkte man es an.



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Schwierig, wenn die Aussage des kritisierten Herrn Schoch schon keine eigentliche Diskussionsgrundlage darstellt sondern selbst eher nen Beißreflex als Motivation zeitigt.
Allein das Gleichsetzen von verstaatlichen und kollektivieren und das am Beispiel der deutschen Bahn ist reiner Populismus (der heute vom BR in den Nachrichtensendungen bereits geschluckt und verdaut wiedergegeben wurde - hier spricht man nur noch von Kühnerts Vorschlägen zur Verstaatlichung von Betrieben).
Leicht ist es da nicht, wesentlich mehr, als einen Lobbyisten im Gewerkschaftsmäntelchen zu sehen der pflichtschuldigst die Hand die ihn üppig füttert leckt.
Ein Arbeiterinnenvertreter könnte, würde er Interesse darsn habe eine Perspektive über Eigeninteressen, hier einer recht kleinen Gruppe von Betriebszugehörigen BMWlern, hinaus haben.
Gesellschaftliche Entwicklungen, Solidarität, eine politische Vision.
Kurz: ich sehnte mich nach einer anderen Art von Arbeiterinnenveretern und musste an die Syndikalisten denken, an eine Gewerkschsft die Interesse darsn hat Kapitalismus als nach wie vor problematisch zu betrachten.
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Verstehe. Ja, den Unterschied sollte man machen.

Übrig bliebe dennoch eine Enteignung und die Frage, ob das insgesamt nicht massiv Kapital und Arbeitsplätze abziehen würde, halte ich für legitim. Beteiligung und Mitbestimmung etc. oder Deckelung von Gehältern gehören dann auch noch im den Kontext. Ist halt sehr komplex. Aber Kühnert da erst mal zu widersprechen halte ich für legitim.

Was ist albern finde, ist das auf die gesamte SPD auszuweiten. Das klingt für mich dann schon wieder wie Erdogan, so als wolle BMW seine Belegschaft mit Bussen zu den Wahlen fahren.
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Es wäre ja schon eine gewisse Form von Kollektivierung, wenn man die Arbeitnehmer großer erfolgreicher Unternehmen spürbar mehr an deren Erfolg beteiligen würde. Was wiederum auch bedeutend besser in Richtung "soziale Marktwirtschaft", deren Verankerung im GG gerade gefordert wird, gehen würde. Eine Form der Kollektivierung, die noch nicht einmal in die Nähe des Begriffs "Enteignung" kommen würde.

Leider geschieht nichts dergleichen. Außer bei den Vorstandsmitgliedern und einigen Managern in Führungspersonen, die per Boni abgemästet werden. Im Gegenteil: der Niedriglohnsektor in D wächst und wächst, der Sozialstaat zieht sich immer weiter zurück (Hartz, Renten, gedeckelte AG-Beiträge usw.), der Mindestlohn wird auf breiter Front ausgehebelt, Leiharbeiter und befristete Arbeitsverhältnisse werden zur Regel.

"Soziale" Marktwirtschaft. Das war einmal. Da verwundert es nicht, dass ein Juso auf solche Gedanken kommt.

Ganz anders die Situation bei den Wohnungsbaugesellschaften. Da wäre Enteignung eigentlich die einzige logische Konsequenz.
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WuerzburgerAdler schrieb:

Es wäre ja schon eine gewisse Form von Kollektivierung, wenn man die Arbeitnehmer großer erfolgreicher Unternehmen spürbar mehr an deren Erfolg beteiligen würde. Was wiederum auch bedeutend besser in Richtung "soziale Marktwirtschaft", deren Verankerung im GG gerade gefordert wird, gehen würde. Eine Form der Kollektivierung, die noch nicht einmal in die Nähe des Begriffs "Enteignung" kommen würde.

Leider geschieht nichts dergleichen. Außer bei den Vorstandsmitgliedern und einigen Managern in Führungspersonen, die per Boni abgemästet werden. Im Gegenteil: der Niedriglohnsektor in D wächst und wächst, der Sozialstaat zieht sich immer weiter zurück (Hartz, Renten, gedeckelte AG-Beiträge usw.), der Mindestlohn wird auf breiter Front ausgehebelt, Leiharbeiter und befristete Arbeitsverhältnisse werden zur Regel.

"Soziale" Marktwirtschaft. Das war einmal. Da verwundert es nicht, dass ein Juso auf solche Gedanken kommt.

Ganz anders die Situation bei den Wohnungsbaugesellschaften. Da wäre Enteignung eigentlich die einzige logische Konsequenz.

Dann wäre BMW nach deiner Ansicht schon kollektiviert?
https://www.automobilwoche.de/article/20180319/NACHRICHTEN/180319899/erfolgsbeteiligung-bmw-zahlt-rekordpraemie-von--euro

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WuerzburgerAdler schrieb:

Es wäre ja schon eine gewisse Form von Kollektivierung, wenn man die Arbeitnehmer großer erfolgreicher Unternehmen spürbar mehr an deren Erfolg beteiligen würde. Was wiederum auch bedeutend besser in Richtung "soziale Marktwirtschaft", deren Verankerung im GG gerade gefordert wird, gehen würde. Eine Form der Kollektivierung, die noch nicht einmal in die Nähe des Begriffs "Enteignung" kommen würde.

Leider geschieht nichts dergleichen. Außer bei den Vorstandsmitgliedern und einigen Managern in Führungspersonen, die per Boni abgemästet werden. Im Gegenteil: der Niedriglohnsektor in D wächst und wächst, der Sozialstaat zieht sich immer weiter zurück (Hartz, Renten, gedeckelte AG-Beiträge usw.), der Mindestlohn wird auf breiter Front ausgehebelt, Leiharbeiter und befristete Arbeitsverhältnisse werden zur Regel.

"Soziale" Marktwirtschaft. Das war einmal. Da verwundert es nicht, dass ein Juso auf solche Gedanken kommt.

Ganz anders die Situation bei den Wohnungsbaugesellschaften. Da wäre Enteignung eigentlich die einzige logische Konsequenz.

Dann wäre BMW nach deiner Ansicht schon kollektiviert?
https://www.automobilwoche.de/article/20180319/NACHRICHTEN/180319899/erfolgsbeteiligung-bmw-zahlt-rekordpraemie-von--euro

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Na klar. Alles kollektiviert bei BMW. Quant und Kladen ziehen zwar Jahr für Jahr gut 2,5 Milliarden Dividende, aber sonst ...
Die IG Metal ist bei BMW außerdem natürlich sehr erfolgreich. Dass es da auch immer mal Probleme geben kann und dass es dabei nicht nur um die Arbtnehmerinnen geht, vor allem wenn diese Arbeitnehmerinnen zu den 12% der betriebsvereinbarten Leiharbeiterschaft gehört, is ja nicht so schlimm.
Hier mal ein netter Artikel über die IGM bei BMW
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Also nen IG Metall-Arbeitgeber, dann insbesondere einen Automobilhersteller, und dann noch den letzten großen familiengeführten Hersteller BMW als Paradebeispiel für den Arbeitnehmerausbeutenden Kapitalismus heran zu ziehen... Junge, auf so eine Idee musst du erstmal kommen.

Das ist derart grotesk, dass es eigentlich nur vom Postillon oder von der Titanic kommen kann.

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Na klar. Alles kollektiviert bei BMW. Quant und Kladen ziehen zwar Jahr für Jahr gut 2,5 Milliarden Dividende, aber sonst ...
Die IG Metal ist bei BMW außerdem natürlich sehr erfolgreich. Dass es da auch immer mal Probleme geben kann und dass es dabei nicht nur um die Arbtnehmerinnen geht, vor allem wenn diese Arbeitnehmerinnen zu den 12% der betriebsvereinbarten Leiharbeiterschaft gehört, is ja nicht so schlimm.
Hier mal ein netter Artikel über die IGM bei BMW
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Die IG-Metall ist in ihrem Bereich eine überaus erfolgreiche Gewerkschaft, von der Arbeitszeit bis zur Bezahlung und vielfältigen betrieblichen Regelungen.
Sie hat gemeinsam mit dem DGB und den Arbeitgeberverbänden in der Geschichte der Republik große Verdienste für den sozialen Frieden erreicht. Die soziale Marktwirtschaft ist ohne starke Gewerkschaften nicht so erfolgreich,wie sie heute ist.
Noch ein Wort zur Dividende der Quantfamilie. Als Aktionär bekommen sie entsprechend ihrer Aktienzahl ihre Dividende. Wie alle anderen Aktionäre auch.
Vermag da nichts kritikwürdiges erkennen.
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Füllst du das mal ein bisschen mit Inhalten? Also so in der Art, was dir an der Aussage inhaltlich widerstrebt z.B. So wirkt das so ein wenig wie Beißreflex und man kann sich nur schwerlich damit auseinandersetzen.
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Einfach mal nachschauen was die Gewerkschaften unternommen haben als Schröder einen gewissen Hartz hat machen lassen. Was haben die Gewerkschaften damals ausser zuschauen gemacht? Nichts. Die haben zusammen mit der SPD ihre Leute verraten. Die Dauerzeitarbeiter können ein Lied davon singen.
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Kleine. Rückschau. Marx ist davon ausgegangen, dass der Kapitalismus durch in ihm liegenden Gründen (der Profit wird immer geringer) immer neue Krisen produziert und sich letztlich selbst zerstört. Oder anders ausgedrückt : „Gesetz über den tendenziellen Fall der Profitrate“.
Hier irrte Marx, der Kapitalismus hat sich nicht zerstört, er ist flexibel und lernfähig und passt sich gesellschaftlichen Entwicklungen an. So entstand auch die soziale Marktwirtschaft mit all ihren Arbeitnehmerrechten.
Auch die Finanzkrise, die manche glauben ließ, Marx könnte doch richtig liegen, hat nichts daran geändert.

Ich empfehle dem WA und FA einmal in die Mantel- und Era-Tarifverträge der Metallindustrie zu schauen, oder bei der Chemie, beim Bau usw. Dann bitte auch sich von der Vielzahl von Betriebsvereinbarungen berichten lassen, die besondere Regelungen für die die Beschäftigten beinhalteten. Vom Gesundheitsschutz bis zu Betriebsrenten, von Aktienprogrammen bis zu Ergebnis abhängigen Sonderzahlungen.
Natürlich finden sich Beispiele der Ausbeutung, das ist aber bitte nicht die Regel.
Ich habe mein ganzes Berufsleben mit Betriebsräten und Gewerkschaften zusammengearbeitet, der Vorwurf vom FA ist absurd. Auch hier findet man Gegenbeispiele. Aber auch dies sind Ausnahmen.

Bei der Hessenwahl haben 7% der Arbeiter die Linke gewählt, 6% der Selbständigen, 6% der Beamten und 6% der Angestellten.
Also etwa gleich über alle Berufsgruppen.
Glaubt denn heute noch jemand ernsthaft, an die Ausbeutung und Kapitalisten-Story, bei den kleinen Werten. Würde man nicht erwarten, dass die drangsalierten Arbeitnehmer massenhaft die einzige antikapitalistische Partei wählen würden.
Tun sie aber nicht.
Wahrscheinlich weil das Bild nicht stimmt, dass FA und WA und andere hier zeichnen.
Es stimmt vielleicht für 7%, aber für 93% nicht.
Marx hätte an diesen Verhältnissen die wahre Freude gehabt, das Kapital wäre nie geschrieben worden und der Menschheit viel erspart worden.

Die Kritiker an Kühnerts Thesen haben recht. Der Mann hat keine Ahnung von der realen Arbeitswelt. Seine Vorstellungen stammen von vorgestern. Seiner Partei hat er für die bevorstehenden Wahlen einen Bärendienst erwiesen. Seiner Parteichefin merkte man es an.



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hawischer schrieb:

Die Kritiker an Kühnerts Thesen haben recht. Der Mann hat keine Ahnung von der realen Arbeitswelt. Seine Vorstellungen stammen von vorgestern.

7,4 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland auf 450-Euro-Basis, für 4,7 Millionen von ihnen ist es die einzige Einkommensquelle. Die Zahl der atypisch Beschäftigten ist seit 1991 stark gewachsen.
Aus dem „Atlas der Arbeit“ der Hans-Böckler-Stiftung und des Deutsche Gewerkschaftsbunds 2018. Und da sind die zahllosen befristeten und auf Leihbasis arbeitenden Menschen noch gar nicht dabei. Aber wir haben ja praktisch "Vollbeschäftigung".
Vielleicht hast du gerade nicht so richtig Ahnung von der "realen" Arbeitswelt? Ich frag ja nur.

Was die Wohnungsbaugesellschaften anbelangt: frag mal bei den Münchner Mietern nach, deren Wohnungen Söder vor Jahren verkauft hat. Sofern sie dort überhaupt noch Mieter sind.

Als Diskussionsgrundlage dienen jedenfalls die reflexartigen Aufschreie gegen Kühnerts Gedanken nicht.
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hawischer schrieb:

Die Kritiker an Kühnerts Thesen haben recht. Der Mann hat keine Ahnung von der realen Arbeitswelt. Seine Vorstellungen stammen von vorgestern.

7,4 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland auf 450-Euro-Basis, für 4,7 Millionen von ihnen ist es die einzige Einkommensquelle. Die Zahl der atypisch Beschäftigten ist seit 1991 stark gewachsen.
Aus dem „Atlas der Arbeit“ der Hans-Böckler-Stiftung und des Deutsche Gewerkschaftsbunds 2018. Und da sind die zahllosen befristeten und auf Leihbasis arbeitenden Menschen noch gar nicht dabei. Aber wir haben ja praktisch "Vollbeschäftigung".
Vielleicht hast du gerade nicht so richtig Ahnung von der "realen" Arbeitswelt? Ich frag ja nur.

Was die Wohnungsbaugesellschaften anbelangt: frag mal bei den Münchner Mietern nach, deren Wohnungen Söder vor Jahren verkauft hat. Sofern sie dort überhaupt noch Mieter sind.

Als Diskussionsgrundlage dienen jedenfalls die reflexartigen Aufschreie gegen Kühnerts Gedanken nicht.
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WuerzburgerAdler schrieb:

Als Diskussionsgrundlage dienen jedenfalls die reflexartigen Aufschreie gegen Kühnerts Gedanken nicht.        


Die Aufschreie gegen seine Thesen nicht, aber die verquerte Gedankenwelt eines Jungen, der im Leben nie was fertig bekommen hat, schon.

Kühnert scheint schon das Parteibuch der Grünen in der Tasche zu haben, und auf irgend nen sicheren Listenplatz zu stehen.

Anders kann man sich diese Selbstzerstörung der SPD kaum erklären.
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hawischer schrieb:

Die Kritiker an Kühnerts Thesen haben recht. Der Mann hat keine Ahnung von der realen Arbeitswelt. Seine Vorstellungen stammen von vorgestern.

7,4 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland auf 450-Euro-Basis, für 4,7 Millionen von ihnen ist es die einzige Einkommensquelle. Die Zahl der atypisch Beschäftigten ist seit 1991 stark gewachsen.
Aus dem „Atlas der Arbeit“ der Hans-Böckler-Stiftung und des Deutsche Gewerkschaftsbunds 2018. Und da sind die zahllosen befristeten und auf Leihbasis arbeitenden Menschen noch gar nicht dabei. Aber wir haben ja praktisch "Vollbeschäftigung".
Vielleicht hast du gerade nicht so richtig Ahnung von der "realen" Arbeitswelt? Ich frag ja nur.

Was die Wohnungsbaugesellschaften anbelangt: frag mal bei den Münchner Mietern nach, deren Wohnungen Söder vor Jahren verkauft hat. Sofern sie dort überhaupt noch Mieter sind.

Als Diskussionsgrundlage dienen jedenfalls die reflexartigen Aufschreie gegen Kühnerts Gedanken nicht.
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WuerzburgerAdler schrieb:

hawischer schrieb:

Die Kritiker an Kühnerts Thesen haben recht. Der Mann hat keine Ahnung von der realen Arbeitswelt. Seine Vorstellungen stammen von vorgestern.

7,4 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland auf 450-Euro-Basis, für 4,7 Millionen von ihnen ist es die einzige Einkommensquelle. Die Zahl der atypisch Beschäftigten ist seit 1991 stark gewachsen.
Aus dem „Atlas der Arbeit“ der Hans-Böckler-Stiftung und des Deutsche Gewerkschaftsbunds 2018. Und da sind die zahllosen befristeten und auf Leihbasis arbeitenden Menschen noch gar nicht dabei. Aber wir haben ja praktisch "Vollbeschäftigung".



Die Gründe für eine Arbeit auf 450 Euro-Basis sind vielfältig. Zumal bei einer Bedürftigkeit in jedem Fall staatliche Transferleistungen wie Wohngeld, aufstockende Leistungen nach dem SGB II, Kindergeld etc. als weitere Einkommensquelle hinzukommen.

Ich wage es auch zu bezweifeln, dass es besser wäre, anstelle einer Arbeit auf 450 Euro-Basis oder ein befristetes Arbeitsverhältnis überhaupt keine Arbeit zu haben und ausschließlich von Transferleistungen zu leben.
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hawischer schrieb:

Die Kritiker an Kühnerts Thesen haben recht. Der Mann hat keine Ahnung von der realen Arbeitswelt. Seine Vorstellungen stammen von vorgestern.

7,4 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland auf 450-Euro-Basis, für 4,7 Millionen von ihnen ist es die einzige Einkommensquelle. Die Zahl der atypisch Beschäftigten ist seit 1991 stark gewachsen.
Aus dem „Atlas der Arbeit“ der Hans-Böckler-Stiftung und des Deutsche Gewerkschaftsbunds 2018. Und da sind die zahllosen befristeten und auf Leihbasis arbeitenden Menschen noch gar nicht dabei. Aber wir haben ja praktisch "Vollbeschäftigung".
Vielleicht hast du gerade nicht so richtig Ahnung von der "realen" Arbeitswelt? Ich frag ja nur.

Was die Wohnungsbaugesellschaften anbelangt: frag mal bei den Münchner Mietern nach, deren Wohnungen Söder vor Jahren verkauft hat. Sofern sie dort überhaupt noch Mieter sind.

Als Diskussionsgrundlage dienen jedenfalls die reflexartigen Aufschreie gegen Kühnerts Gedanken nicht.
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Verstehe ja, dass Du die Gesellschaft arm rechnen musst, weil ansonsten Dein ganzes politisches Weltbild zusammenbricht. Die Vertreter der politischen Ränder links oder rechts brauchen das Negative.
Um es mal drastisch auszudrucken. Nur wenn es den Menschen richtig dreckig geht, entsteht eine Basis für soziale Unruhen, aus der dann die Radikalen hoffen an die Macht zu kommen.
Warum erwähnst Du den Verkauf von Wohnungen in Bayern und nicht den in Berlin durch Rot/Rot, die sie jetzt versuchen durch Enteignung wieder zurück zu holen. Zumindest will das die Linke und Teile der SPD und der Grünen.
Und noch eine Zahl. Aktuell sind 800.000 offene Stellen gemeldet. Real werden es noch mehr sein.
Heute morgen habe ich auf der Brötchentüte den Werbeaufdruck der Bäckerei gelesen, sie suchen neue Mitarbeiter. Das gleiche steht auf vielen Schaufensterscheiben und LKWs.
Deutschland ging es nie besser als heute, vom Azubi bis zum Rentner.
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WuerzburgerAdler schrieb:

hawischer schrieb:

Die Kritiker an Kühnerts Thesen haben recht. Der Mann hat keine Ahnung von der realen Arbeitswelt. Seine Vorstellungen stammen von vorgestern.

7,4 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland auf 450-Euro-Basis, für 4,7 Millionen von ihnen ist es die einzige Einkommensquelle. Die Zahl der atypisch Beschäftigten ist seit 1991 stark gewachsen.
Aus dem „Atlas der Arbeit“ der Hans-Böckler-Stiftung und des Deutsche Gewerkschaftsbunds 2018. Und da sind die zahllosen befristeten und auf Leihbasis arbeitenden Menschen noch gar nicht dabei. Aber wir haben ja praktisch "Vollbeschäftigung".



Die Gründe für eine Arbeit auf 450 Euro-Basis sind vielfältig. Zumal bei einer Bedürftigkeit in jedem Fall staatliche Transferleistungen wie Wohngeld, aufstockende Leistungen nach dem SGB II, Kindergeld etc. als weitere Einkommensquelle hinzukommen.

Ich wage es auch zu bezweifeln, dass es besser wäre, anstelle einer Arbeit auf 450 Euro-Basis oder ein befristetes Arbeitsverhältnis überhaupt keine Arbeit zu haben und ausschließlich von Transferleistungen zu leben.
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amsterdam_stranded schrieb:

Die Gründe für eine Arbeit auf 450 Euro-Basis sind vielfältig. Zumal bei einer Bedürftigkeit in jedem Fall staatliche Transferleistungen wie Wohngeld, aufstockende Leistungen nach dem SGB II, Kindergeld etc. als weitere Einkommensquelle hinzukommen.

Ich wage es auch zu bezweifeln, dass es besser wäre, anstelle einer Arbeit auf 450 Euro-Basis oder ein befristetes Arbeitsverhältnis überhaupt keine Arbeit zu haben und ausschließlich von Transferleistungen zu leben.

Das ist sicher richtig, allerdings habe ich das auch nicht behauptet. Ausgangspunkt war meine Aussage zum Rückzug des Sozialstaats bei gleichzeitigem Vormarsch eines immer größer werdenden Niedriglohnsektors. Diejenigen, die von 800 oder 900 Euro pro Monat eine Familie ernähren sollen, sind hier ja noch gar nicht eingerechnet. Stetig gekürzte Sozialleistungen und drastisch verringerte Renten tun ihr Übriges.

Wenn du allein die 4,7 Mio. 450-Euro-Jobber, die keine andere Einnahmequelle haben, zu den Arbeitslosen hinzuzählst (was sie de facto sind), ergibt das keine glänzende, sondern eine deprimierende Arbeitsmarktstatistik.
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amsterdam_stranded schrieb:

Die Gründe für eine Arbeit auf 450 Euro-Basis sind vielfältig. Zumal bei einer Bedürftigkeit in jedem Fall staatliche Transferleistungen wie Wohngeld, aufstockende Leistungen nach dem SGB II, Kindergeld etc. als weitere Einkommensquelle hinzukommen.

Ich wage es auch zu bezweifeln, dass es besser wäre, anstelle einer Arbeit auf 450 Euro-Basis oder ein befristetes Arbeitsverhältnis überhaupt keine Arbeit zu haben und ausschließlich von Transferleistungen zu leben.

Das ist sicher richtig, allerdings habe ich das auch nicht behauptet. Ausgangspunkt war meine Aussage zum Rückzug des Sozialstaats bei gleichzeitigem Vormarsch eines immer größer werdenden Niedriglohnsektors. Diejenigen, die von 800 oder 900 Euro pro Monat eine Familie ernähren sollen, sind hier ja noch gar nicht eingerechnet. Stetig gekürzte Sozialleistungen und drastisch verringerte Renten tun ihr Übriges.

Wenn du allein die 4,7 Mio. 450-Euro-Jobber, die keine andere Einnahmequelle haben, zu den Arbeitslosen hinzuzählst (was sie de facto sind), ergibt das keine glänzende, sondern eine deprimierende Arbeitsmarktstatistik.
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WuerzburgerAdler schrieb:

Das ist sicher richtig, allerdings habe ich das auch nicht behauptet. Ausgangspunkt war meine Aussage zum Rückzug des Sozialstaats bei gleichzeitigem Vormarsch eines immer größer werdenden Niedriglohnsektors. Diejenigen, die von 800 oder 900 Euro pro Monat eine Familie ernähren sollen, sind hier ja noch gar nicht eingerechnet. Stetig gekürzte Sozialleistungen und drastisch verringerte Renten tun ihr Übriges.

Wenn du allein die 4,7 Mio. 450-Euro-Jobber, die keine andere Einnahmequelle haben, zu den Arbeitslosen hinzuzählst (was sie de facto sind), ergibt das keine glänzende, sondern eine deprimierende Arbeitsmarktstatistik.        

Schon bewusst, dass das Geld für Sozialleistungen irgendwo anders erwirtschaftet werden muss?

Und das passiert nicht durch die Beamten, Angestellten in städtischen Verwaltungen und von der Allgemeinheit bezahlten Sozialarbeiterin. Wobei die Forderungen gerne von diesen kommen...

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Verstehe ja, dass Du die Gesellschaft arm rechnen musst, weil ansonsten Dein ganzes politisches Weltbild zusammenbricht. Die Vertreter der politischen Ränder links oder rechts brauchen das Negative.
Um es mal drastisch auszudrucken. Nur wenn es den Menschen richtig dreckig geht, entsteht eine Basis für soziale Unruhen, aus der dann die Radikalen hoffen an die Macht zu kommen.
Warum erwähnst Du den Verkauf von Wohnungen in Bayern und nicht den in Berlin durch Rot/Rot, die sie jetzt versuchen durch Enteignung wieder zurück zu holen. Zumindest will das die Linke und Teile der SPD und der Grünen.
Und noch eine Zahl. Aktuell sind 800.000 offene Stellen gemeldet. Real werden es noch mehr sein.
Heute morgen habe ich auf der Brötchentüte den Werbeaufdruck der Bäckerei gelesen, sie suchen neue Mitarbeiter. Das gleiche steht auf vielen Schaufensterscheiben und LKWs.
Deutschland ging es nie besser als heute, vom Azubi bis zum Rentner.
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hawischer schrieb:

Verstehe ja, dass Du die Gesellschaft arm rechnen musst, weil ansonsten Dein ganzes politisches Weltbild zusammenbricht.

Ja, du mich auch.

hawischer schrieb:

Heute morgen habe ich auf der Brötchentüte den Werbeaufdruck der Bäckerei gelesen, sie suchen neue Mitarbeiter. Das gleiche steht auf vielen Schaufensterscheiben und LKWs.
Deutschland ging es nie besser als heute, vom Azubi bis zum Rentner.

Super Beispiel. Gerade schreibe ich an einem Artikel über die Situation der Bäckereien. Die stellt sich nämlich so dar:
Das traditionelle Bäckerhandwerk stirbt aus. Der Billig-Konkurrenz der Discounter, die mit Fertigbackmischungen und Teiglingen aus dem nahen und fernen Osten ohne jegliche Nährwerte Dumpingpreise aufrufen, können sie lediglich ihre Qualität entgegenhalten - was von immer mehr Verbrauchern allerdings immer weniger geschätzt wird. Vielleicht, weil sie bei 800 bis 900 Euro netto auf den Cent schauen müssen? Keine Ahnung.
Die Folge: ihren Mitarbeiter/innen können die traditionellen Bäcker kaum noch ein vernünftiges Gehalt bieten. Also fehlt es an Azubis und Mitarbeiter/innen an allen Ecken und Enden.
Dasselbe gilt im Übrigen auch für die Discounter. Hier gehören die Mitarbeiter/innen in der Backwarenabteilung (die ja nur noch aufbacken müssen) zu den Gehaltsempfängern am unteren Ende der Skala.
Traditionelle Bäckereien sind seit Jahren auf dem Rückzug. Gerade erst gestern ein Rechercheinterview mit einem alteingesessenen Bäcker geführt, der seine Bäckerei zugesperrt hat und nun in einer Fabrik arbeitet.

Deutschland ging es nie besser als heute.
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hawischer schrieb:

Verstehe ja, dass Du die Gesellschaft arm rechnen musst, weil ansonsten Dein ganzes politisches Weltbild zusammenbricht.

Ja, du mich auch.

hawischer schrieb:

Heute morgen habe ich auf der Brötchentüte den Werbeaufdruck der Bäckerei gelesen, sie suchen neue Mitarbeiter. Das gleiche steht auf vielen Schaufensterscheiben und LKWs.
Deutschland ging es nie besser als heute, vom Azubi bis zum Rentner.

Super Beispiel. Gerade schreibe ich an einem Artikel über die Situation der Bäckereien. Die stellt sich nämlich so dar:
Das traditionelle Bäckerhandwerk stirbt aus. Der Billig-Konkurrenz der Discounter, die mit Fertigbackmischungen und Teiglingen aus dem nahen und fernen Osten ohne jegliche Nährwerte Dumpingpreise aufrufen, können sie lediglich ihre Qualität entgegenhalten - was von immer mehr Verbrauchern allerdings immer weniger geschätzt wird. Vielleicht, weil sie bei 800 bis 900 Euro netto auf den Cent schauen müssen? Keine Ahnung.
Die Folge: ihren Mitarbeiter/innen können die traditionellen Bäcker kaum noch ein vernünftiges Gehalt bieten. Also fehlt es an Azubis und Mitarbeiter/innen an allen Ecken und Enden.
Dasselbe gilt im Übrigen auch für die Discounter. Hier gehören die Mitarbeiter/innen in der Backwarenabteilung (die ja nur noch aufbacken müssen) zu den Gehaltsempfängern am unteren Ende der Skala.
Traditionelle Bäckereien sind seit Jahren auf dem Rückzug. Gerade erst gestern ein Rechercheinterview mit einem alteingesessenen Bäcker geführt, der seine Bäckerei zugesperrt hat und nun in einer Fabrik arbeitet.

Deutschland ging es nie besser als heute.
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Deine Beispiele dürften aber weniger auf ein Wirtschafts- oder Staatsversagen, sondern auf das Konsumentenverhalten zurückzuführen sein.

Auch der Kapitalismus zwingt Verbraucher nicht, auf Qualität und vernünftige Arbeitsbedingungen zu verzichten. Vielmehr setzt sich das durch, was der Nachfrager fordert. Gerade im urbanen Kontext findest du wieder vermehrt Angebote, die auf traditionelle und hochwertige Herstellungsmechanismen setzen, wie z.B. der Craft-Bier-Ansatz. Häufig initiiert von Leuten, die mit der Globalisierung aufgewachsen sind und nicht mal im Schlaf von rückwärtsgewandte Kollektivierungsideen träumen.
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Deine Beispiele dürften aber weniger auf ein Wirtschafts- oder Staatsversagen, sondern auf das Konsumentenverhalten zurückzuführen sein.

Auch der Kapitalismus zwingt Verbraucher nicht, auf Qualität und vernünftige Arbeitsbedingungen zu verzichten. Vielmehr setzt sich das durch, was der Nachfrager fordert. Gerade im urbanen Kontext findest du wieder vermehrt Angebote, die auf traditionelle und hochwertige Herstellungsmechanismen setzen, wie z.B. der Craft-Bier-Ansatz. Häufig initiiert von Leuten, die mit der Globalisierung aufgewachsen sind und nicht mal im Schlaf von rückwärtsgewandte Kollektivierungsideen träumen.
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Naja, einen Grund für das Verbraucherverhalten und den Aufschwung der Discounter habe ich ja genannt. Und der hat schon mit Wirtschafts- und Staatsversagen zu tun.

Darüber kann man allerdings gerne an anderer Stelle diskutieren. Mir ging es zunächst einmal darum, dass die These "Nie war es so gut wie heute" zu hinterfragen ist. Und dass Kühnerts Thesen - wenngleich aus einer zu erwartenden Position heraus - es durchaus Wert sind, einmal kurz darüber nachzudenken. Und wenn es nur das Nachdenken darüber ist, warum jemand solche Thesen überhaupt aufstellt.

Nochmal: ich persönlich bin relativ weit weg von Kühnerts Thesen. Am nähesten noch bezüglich der privaten Wohnungsbaugesellschaften.
Eine gewisse Form der Kollektivierung hätte - und davon bin ich überzeugt - für die Menschen und den Staat, in dem sie leben, allerdings durchaus Diskussionspotenzial.
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Deine Beispiele dürften aber weniger auf ein Wirtschafts- oder Staatsversagen, sondern auf das Konsumentenverhalten zurückzuführen sein.

Auch der Kapitalismus zwingt Verbraucher nicht, auf Qualität und vernünftige Arbeitsbedingungen zu verzichten. Vielmehr setzt sich das durch, was der Nachfrager fordert. Gerade im urbanen Kontext findest du wieder vermehrt Angebote, die auf traditionelle und hochwertige Herstellungsmechanismen setzen, wie z.B. der Craft-Bier-Ansatz. Häufig initiiert von Leuten, die mit der Globalisierung aufgewachsen sind und nicht mal im Schlaf von rückwärtsgewandte Kollektivierungsideen träumen.
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amsterdam_stranded schrieb:


         Deine Beispiele dürften aber weniger auf ein Wirtschafts- oder Staatsversagen, sondern auf das Konsumentenverhalten zurückzuführen sein.


Die Frage ist doch, woher das Konsumentenverhalten kommt. Könnte es sein, dass jahrzehntelanges Leben in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem dieses Konsumentenverhalten entscheidend mitgeprägt hat?

Mehr! Mehr! Mehr! Wie eine Art Religion. Das geht nur, wenn man auf Kosten anderer agiert oder wenn man die Kosten für einen selbst senkt. Und bei den Bäckern und Metzgereien sieht man diesen Effekt ganz besonders. Durch Kostenoptimierung bei Massenherstellungen zu biliigen Löhnen sind die Brötchen und Würstchen im Supermarkt besonders günstig. Das erfüllt schon eine Komponente. Dann muss man auch nicht noch in zwei verschiedene Geschäfte gehen. Das ist dann die andere Komponente.

Ganz aussterben werden Bäckereien übrigens natürlich nicht. Es gibt noch genug Leute, die gerne zu Ihrem Bäcker vor Ort gehen, dort einen Kaffee trinken und ein Schwätzchen halten. Das kann man bei Aldi am Brotbackautomat eher nicht.

Der Kapitalismus bedient den Traum vom Mehr , der Sozialismus bedient den Traum vom Gleichen. Beide Träume findet man in der Natur des Menschen und widersprechen sich. Man hat zeitweise mal versucht, diese Gegensätze einigermaßen in Einklang zu bringen, nannte sich in Deutschland soziale Marktwirtschaft. Ich bezweifle stark, dass wir diese noch haben.
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amsterdam_stranded schrieb:


         Deine Beispiele dürften aber weniger auf ein Wirtschafts- oder Staatsversagen, sondern auf das Konsumentenverhalten zurückzuführen sein.


Die Frage ist doch, woher das Konsumentenverhalten kommt. Könnte es sein, dass jahrzehntelanges Leben in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem dieses Konsumentenverhalten entscheidend mitgeprägt hat?

Mehr! Mehr! Mehr! Wie eine Art Religion. Das geht nur, wenn man auf Kosten anderer agiert oder wenn man die Kosten für einen selbst senkt. Und bei den Bäckern und Metzgereien sieht man diesen Effekt ganz besonders. Durch Kostenoptimierung bei Massenherstellungen zu biliigen Löhnen sind die Brötchen und Würstchen im Supermarkt besonders günstig. Das erfüllt schon eine Komponente. Dann muss man auch nicht noch in zwei verschiedene Geschäfte gehen. Das ist dann die andere Komponente.

Ganz aussterben werden Bäckereien übrigens natürlich nicht. Es gibt noch genug Leute, die gerne zu Ihrem Bäcker vor Ort gehen, dort einen Kaffee trinken und ein Schwätzchen halten. Das kann man bei Aldi am Brotbackautomat eher nicht.

Der Kapitalismus bedient den Traum vom Mehr , der Sozialismus bedient den Traum vom Gleichen. Beide Träume findet man in der Natur des Menschen und widersprechen sich. Man hat zeitweise mal versucht, diese Gegensätze einigermaßen in Einklang zu bringen, nannte sich in Deutschland soziale Marktwirtschaft. Ich bezweifle stark, dass wir diese noch haben.
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Danke, Werner. In diesem Beitrag finde ich mich wieder.
Mit einer Einschränkung: die kleinen Bistros und Cafés gibt es inzwischen beim Discounter auch, wenn auch nicht bei ALDI. Man isst dort zwar nur Luft mit Geschmacksverstärkern, aber den Leuten ist das egal.
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hawischer schrieb:

Verstehe ja, dass Du die Gesellschaft arm rechnen musst, weil ansonsten Dein ganzes politisches Weltbild zusammenbricht.

Ja, du mich auch.

hawischer schrieb:

Heute morgen habe ich auf der Brötchentüte den Werbeaufdruck der Bäckerei gelesen, sie suchen neue Mitarbeiter. Das gleiche steht auf vielen Schaufensterscheiben und LKWs.
Deutschland ging es nie besser als heute, vom Azubi bis zum Rentner.

Super Beispiel. Gerade schreibe ich an einem Artikel über die Situation der Bäckereien. Die stellt sich nämlich so dar:
Das traditionelle Bäckerhandwerk stirbt aus. Der Billig-Konkurrenz der Discounter, die mit Fertigbackmischungen und Teiglingen aus dem nahen und fernen Osten ohne jegliche Nährwerte Dumpingpreise aufrufen, können sie lediglich ihre Qualität entgegenhalten - was von immer mehr Verbrauchern allerdings immer weniger geschätzt wird. Vielleicht, weil sie bei 800 bis 900 Euro netto auf den Cent schauen müssen? Keine Ahnung.
Die Folge: ihren Mitarbeiter/innen können die traditionellen Bäcker kaum noch ein vernünftiges Gehalt bieten. Also fehlt es an Azubis und Mitarbeiter/innen an allen Ecken und Enden.
Dasselbe gilt im Übrigen auch für die Discounter. Hier gehören die Mitarbeiter/innen in der Backwarenabteilung (die ja nur noch aufbacken müssen) zu den Gehaltsempfängern am unteren Ende der Skala.
Traditionelle Bäckereien sind seit Jahren auf dem Rückzug. Gerade erst gestern ein Rechercheinterview mit einem alteingesessenen Bäcker geführt, der seine Bäckerei zugesperrt hat und nun in einer Fabrik arbeitet.

Deutschland ging es nie besser als heute.
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WuerzburgerAdler schrieb:

hawischer schrieb:

Verstehe ja, dass Du die Gesellschaft arm rechnen musst, weil ansonsten Dein ganzes politisches Weltbild zusammenbricht.

Ja, du mich auch.

hawischer schrieb:

Heute morgen habe ich auf der Brötchentüte den Werbeaufdruck der Bäckerei gelesen, sie suchen neue Mitarbeiter. Das gleiche steht auf vielen Schaufensterscheiben und LKWs.
Deutschland ging es nie besser als heute, vom Azubi bis zum Rentner.

Super Beispiel. Gerade schreibe ich an einem Artikel über die Situation der Bäckereien. Die stellt sich nämlich so dar:
Das traditionelle Bäckerhandwerk stirbt aus. Der Billig-Konkurrenz der Discounter, die mit Fertigbackmischungen und Teiglingen aus dem nahen und fernen Osten ohne jegliche Nährwerte Dumpingpreise aufrufen, können sie lediglich ihre Qualität entgegenhalten - was von immer mehr Verbrauchern allerdings immer weniger geschätzt wird. Vielleicht, weil sie bei 800 bis 900 Euro netto auf den Cent schauen müssen? Keine Ahnung.
Die Folge: ihren Mitarbeiter/innen können die traditionellen Bäcker kaum noch ein vernünftiges Gehalt bieten. Also fehlt es an Azubis und Mitarbeiter/innen an allen Ecken und Enden.
Dasselbe gilt im Übrigen auch für die Discounter. Hier gehören die Mitarbeiter/innen in der Backwarenabteilung (die ja nur noch aufbacken müssen) zu den Gehaltsempfängern am unteren Ende der Skala.
Traditionelle Bäckereien sind seit Jahren auf dem Rückzug. Gerade erst gestern ein Rechercheinterview mit einem alteingesessenen Bäcker geführt, der seine Bäckerei zugesperrt hat und nun in einer Fabrik arbeitet.

Deutschland ging es nie besser als heute.

Wo kann man deinen Artikel nachlesen wenn er fertig ist?


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