Europa im Wandel - Populismus, Brexit und Co.
Thread wurde von skyeagle am Donnerstag, 31. Oktober 2024, 16:02 Uhr um 16:02 Uhr gesperrt weil:
Siehe: https://community.eintracht.de/forum/diskussionen/141794
Siehe: https://community.eintracht.de/forum/diskussionen/141794
Leider geschieht nichts dergleichen. AuĂer bei den Vorstandsmitgliedern und einigen Managern in FĂŒhrungspersonen, die per Boni abgemĂ€stet werden. Im Gegenteil: der Niedriglohnsektor in D wĂ€chst und wĂ€chst, der Sozialstaat zieht sich immer weiter zurĂŒck (Hartz, Renten, gedeckelte AG-BeitrĂ€ge usw.), der Mindestlohn wird auf breiter Front ausgehebelt, Leiharbeiter und befristete ArbeitsverhĂ€ltnisse werden zur Regel.
"Soziale" Marktwirtschaft. Das war einmal. Da verwundert es nicht, dass ein Juso auf solche Gedanken kommt.
Ganz anders die Situation bei den Wohnungsbaugesellschaften. Da wÀre Enteignung eigentlich die einzige logische Konsequenz.
Dann wÀre BMW nach deiner Ansicht schon kollektiviert?
https://www.automobilwoche.de/article/20180319/NACHRICHTEN/180319899/erfolgsbeteiligung-bmw-zahlt-rekordpraemie-von--euro
Hier irrte Marx, der Kapitalismus hat sich nicht zerstört, er ist flexibel und lernfÀhig und passt sich gesellschaftlichen Entwicklungen an. So entstand auch die soziale Marktwirtschaft mit all ihren Arbeitnehmerrechten.
Auch die Finanzkrise, die manche glauben lieĂ, Marx könnte doch richtig liegen, hat nichts daran geĂ€ndert.
Ich empfehle dem WA und FA einmal in die Mantel- und Era-TarifvertrĂ€ge der Metallindustrie zu schauen, oder bei der Chemie, beim Bau usw. Dann bitte auch sich von der Vielzahl von Betriebsvereinbarungen berichten lassen, die besondere Regelungen fĂŒr die die BeschĂ€ftigten beinhalteten. Vom Gesundheitsschutz bis zu Betriebsrenten, von Aktienprogrammen bis zu Ergebnis abhĂ€ngigen Sonderzahlungen.
NatĂŒrlich finden sich Beispiele der Ausbeutung, das ist aber bitte nicht die Regel.
Ich habe mein ganzes Berufsleben mit BetriebsrÀten und Gewerkschaften zusammengearbeitet, der Vorwurf vom FA ist absurd. Auch hier findet man Gegenbeispiele. Aber auch dies sind Ausnahmen.
Bei der Hessenwahl haben 7% der Arbeiter die Linke gewÀhlt, 6% der SelbstÀndigen, 6% der Beamten und 6% der Angestellten.
Also etwa gleich ĂŒber alle Berufsgruppen.
Glaubt denn heute noch jemand ernsthaft, an die Ausbeutung und Kapitalisten-Story, bei den kleinen Werten. WĂŒrde man nicht erwarten, dass die drangsalierten Arbeitnehmer massenhaft die einzige antikapitalistische Partei wĂ€hlen wĂŒrden.
Tun sie aber nicht.
Wahrscheinlich weil das Bild nicht stimmt, dass FA und WA und andere hier zeichnen.
Es stimmt vielleicht fĂŒr 7%, aber fĂŒr 93% nicht.
Marx hÀtte an diesen VerhÀltnissen die wahre Freude gehabt, das Kapital wÀre nie geschrieben worden und der Menschheit viel erspart worden.
Die Kritiker an KĂŒhnerts Thesen haben recht. Der Mann hat keine Ahnung von der realen Arbeitswelt. Seine Vorstellungen stammen von vorgestern. Seiner Partei hat er fĂŒr die bevorstehenden Wahlen einen BĂ€rendienst erwiesen. Seiner Parteichefin merkte man es an.
7,4 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland auf 450-Euro-Basis, fĂŒr 4,7 Millionen von ihnen ist es die einzige Einkommensquelle. Die Zahl der atypisch BeschĂ€ftigten ist seit 1991 stark gewachsen.
Aus dem âAtlas der Arbeitâ der Hans-Böckler-Stiftung und des Deutsche Gewerkschaftsbunds 2018. Und da sind die zahllosen befristeten und auf Leihbasis arbeitenden Menschen noch gar nicht dabei. Aber wir haben ja praktisch "VollbeschĂ€ftigung".
Vielleicht hast du gerade nicht so richtig Ahnung von der "realen" Arbeitswelt? Ich frag ja nur.
Was die Wohnungsbaugesellschaften anbelangt: frag mal bei den MĂŒnchner Mietern nach, deren Wohnungen Söder vor Jahren verkauft hat. Sofern sie dort ĂŒberhaupt noch Mieter sind.
Als Diskussionsgrundlage dienen jedenfalls die reflexartigen Aufschreie gegen KĂŒhnerts Gedanken nicht.
Allein das Gleichsetzen von verstaatlichen und kollektivieren und das am Beispiel der deutschen Bahn ist reiner Populismus (der heute vom BR in den Nachrichtensendungen bereits geschluckt und verdaut wiedergegeben wurde - hier spricht man nur noch von KĂŒhnerts VorschlĂ€gen zur Verstaatlichung von Betrieben).
Leicht ist es da nicht, wesentlich mehr, als einen Lobbyisten im GewerkschaftsmĂ€ntelchen zu sehen der pflichtschuldigst die Hand die ihn ĂŒppig fĂŒttert leckt.
Ein Arbeiterinnenvertreter könnte, wĂŒrde er Interesse darsn habe eine Perspektive ĂŒber Eigeninteressen, hier einer recht kleinen Gruppe von Betriebszugehörigen BMWlern, hinaus haben.
Gesellschaftliche Entwicklungen, SolidaritÀt, eine politische Vision.
Kurz: ich sehnte mich nach einer anderen Art von Arbeiterinnenveretern und musste an die Syndikalisten denken, an eine Gewerkschsft die Interesse darsn hat Kapitalismus als nach wie vor problematisch zu betrachten.
Ăbrig bliebe dennoch eine Enteignung und die Frage, ob das insgesamt nicht massiv Kapital und ArbeitsplĂ€tze abziehen wĂŒrde, halte ich fĂŒr legitim. Beteiligung und Mitbestimmung etc. oder Deckelung von GehĂ€ltern gehören dann auch noch im den Kontext. Ist halt sehr komplex. Aber KĂŒhnert da erst mal zu widersprechen halte ich fĂŒr legitim.
Was ist albern finde, ist das auf die gesamte SPD auszuweiten. Das klingt fĂŒr mich dann schon wieder wie Erdogan, so als wolle BMW seine Belegschaft mit Bussen zu den Wahlen fahren.
Leider geschieht nichts dergleichen. AuĂer bei den Vorstandsmitgliedern und einigen Managern in FĂŒhrungspersonen, die per Boni abgemĂ€stet werden. Im Gegenteil: der Niedriglohnsektor in D wĂ€chst und wĂ€chst, der Sozialstaat zieht sich immer weiter zurĂŒck (Hartz, Renten, gedeckelte AG-BeitrĂ€ge usw.), der Mindestlohn wird auf breiter Front ausgehebelt, Leiharbeiter und befristete ArbeitsverhĂ€ltnisse werden zur Regel.
"Soziale" Marktwirtschaft. Das war einmal. Da verwundert es nicht, dass ein Juso auf solche Gedanken kommt.
Ganz anders die Situation bei den Wohnungsbaugesellschaften. Da wÀre Enteignung eigentlich die einzige logische Konsequenz.
Dann wÀre BMW nach deiner Ansicht schon kollektiviert?
https://www.automobilwoche.de/article/20180319/NACHRICHTEN/180319899/erfolgsbeteiligung-bmw-zahlt-rekordpraemie-von--euro
Die IG Metal ist bei BMW auĂerdem natĂŒrlich sehr erfolgreich. Dass es da auch immer mal Probleme geben kann und dass es dabei nicht nur um die Arbtnehmerinnen geht, vor allem wenn diese Arbeitnehmerinnen zu den 12% der betriebsvereinbarten Leiharbeiterschaft gehört, is ja nicht so schlimm.
Hier mal ein netter Artikel ĂŒber die IGM bei BMW
Dann wÀre BMW nach deiner Ansicht schon kollektiviert?
https://www.automobilwoche.de/article/20180319/NACHRICHTEN/180319899/erfolgsbeteiligung-bmw-zahlt-rekordpraemie-von--euro
Die IG Metal ist bei BMW auĂerdem natĂŒrlich sehr erfolgreich. Dass es da auch immer mal Probleme geben kann und dass es dabei nicht nur um die Arbtnehmerinnen geht, vor allem wenn diese Arbeitnehmerinnen zu den 12% der betriebsvereinbarten Leiharbeiterschaft gehört, is ja nicht so schlimm.
Hier mal ein netter Artikel ĂŒber die IGM bei BMW
Sie hat gemeinsam mit dem DGB und den ArbeitgeberverbĂ€nden in der Geschichte der Republik groĂe Verdienste fĂŒr den sozialen Frieden erreicht. Die soziale Marktwirtschaft ist ohne starke Gewerkschaften nicht so erfolgreich,wie sie heute ist.
Noch ein Wort zur Dividende der Quantfamilie. Als AktionÀr bekommen sie entsprechend ihrer Aktienzahl ihre Dividende. Wie alle anderen AktionÀre auch.
Vermag da nichts kritikwĂŒrdiges erkennen.
Das ist derart grotesk, dass es eigentlich nur vom Postillon oder von der Titanic kommen kann.
Die IG Metal ist bei BMW auĂerdem natĂŒrlich sehr erfolgreich. Dass es da auch immer mal Probleme geben kann und dass es dabei nicht nur um die Arbtnehmerinnen geht, vor allem wenn diese Arbeitnehmerinnen zu den 12% der betriebsvereinbarten Leiharbeiterschaft gehört, is ja nicht so schlimm.
Hier mal ein netter Artikel ĂŒber die IGM bei BMW
Sie hat gemeinsam mit dem DGB und den ArbeitgeberverbĂ€nden in der Geschichte der Republik groĂe Verdienste fĂŒr den sozialen Frieden erreicht. Die soziale Marktwirtschaft ist ohne starke Gewerkschaften nicht so erfolgreich,wie sie heute ist.
Noch ein Wort zur Dividende der Quantfamilie. Als AktionÀr bekommen sie entsprechend ihrer Aktienzahl ihre Dividende. Wie alle anderen AktionÀre auch.
Vermag da nichts kritikwĂŒrdiges erkennen.
Hier irrte Marx, der Kapitalismus hat sich nicht zerstört, er ist flexibel und lernfÀhig und passt sich gesellschaftlichen Entwicklungen an. So entstand auch die soziale Marktwirtschaft mit all ihren Arbeitnehmerrechten.
Auch die Finanzkrise, die manche glauben lieĂ, Marx könnte doch richtig liegen, hat nichts daran geĂ€ndert.
Ich empfehle dem WA und FA einmal in die Mantel- und Era-TarifvertrĂ€ge der Metallindustrie zu schauen, oder bei der Chemie, beim Bau usw. Dann bitte auch sich von der Vielzahl von Betriebsvereinbarungen berichten lassen, die besondere Regelungen fĂŒr die die BeschĂ€ftigten beinhalteten. Vom Gesundheitsschutz bis zu Betriebsrenten, von Aktienprogrammen bis zu Ergebnis abhĂ€ngigen Sonderzahlungen.
NatĂŒrlich finden sich Beispiele der Ausbeutung, das ist aber bitte nicht die Regel.
Ich habe mein ganzes Berufsleben mit BetriebsrÀten und Gewerkschaften zusammengearbeitet, der Vorwurf vom FA ist absurd. Auch hier findet man Gegenbeispiele. Aber auch dies sind Ausnahmen.
Bei der Hessenwahl haben 7% der Arbeiter die Linke gewÀhlt, 6% der SelbstÀndigen, 6% der Beamten und 6% der Angestellten.
Also etwa gleich ĂŒber alle Berufsgruppen.
Glaubt denn heute noch jemand ernsthaft, an die Ausbeutung und Kapitalisten-Story, bei den kleinen Werten. WĂŒrde man nicht erwarten, dass die drangsalierten Arbeitnehmer massenhaft die einzige antikapitalistische Partei wĂ€hlen wĂŒrden.
Tun sie aber nicht.
Wahrscheinlich weil das Bild nicht stimmt, dass FA und WA und andere hier zeichnen.
Es stimmt vielleicht fĂŒr 7%, aber fĂŒr 93% nicht.
Marx hÀtte an diesen VerhÀltnissen die wahre Freude gehabt, das Kapital wÀre nie geschrieben worden und der Menschheit viel erspart worden.
Die Kritiker an KĂŒhnerts Thesen haben recht. Der Mann hat keine Ahnung von der realen Arbeitswelt. Seine Vorstellungen stammen von vorgestern. Seiner Partei hat er fĂŒr die bevorstehenden Wahlen einen BĂ€rendienst erwiesen. Seiner Parteichefin merkte man es an.
7,4 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland auf 450-Euro-Basis, fĂŒr 4,7 Millionen von ihnen ist es die einzige Einkommensquelle. Die Zahl der atypisch BeschĂ€ftigten ist seit 1991 stark gewachsen.
Aus dem âAtlas der Arbeitâ der Hans-Böckler-Stiftung und des Deutsche Gewerkschaftsbunds 2018. Und da sind die zahllosen befristeten und auf Leihbasis arbeitenden Menschen noch gar nicht dabei. Aber wir haben ja praktisch "VollbeschĂ€ftigung".
Vielleicht hast du gerade nicht so richtig Ahnung von der "realen" Arbeitswelt? Ich frag ja nur.
Was die Wohnungsbaugesellschaften anbelangt: frag mal bei den MĂŒnchner Mietern nach, deren Wohnungen Söder vor Jahren verkauft hat. Sofern sie dort ĂŒberhaupt noch Mieter sind.
Als Diskussionsgrundlage dienen jedenfalls die reflexartigen Aufschreie gegen KĂŒhnerts Gedanken nicht.
Die Aufschreie gegen seine Thesen nicht, aber die verquerte Gedankenwelt eines Jungen, der im Leben nie was fertig bekommen hat, schon.
KĂŒhnert scheint schon das Parteibuch der GrĂŒnen in der Tasche zu haben, und auf irgend nen sicheren Listenplatz zu stehen.
Anders kann man sich diese Selbstzerstörung der SPD kaum erklÀren.
Die GrĂŒnde fĂŒr eine Arbeit auf 450 Euro-Basis sind vielfĂ€ltig. Zumal bei einer BedĂŒrftigkeit in jedem Fall staatliche Transferleistungen wie Wohngeld, aufstockende Leistungen nach dem SGB II, Kindergeld etc. als weitere Einkommensquelle hinzukommen.
Ich wage es auch zu bezweifeln, dass es besser wĂ€re, anstelle einer Arbeit auf 450 Euro-Basis oder ein befristetes ArbeitsverhĂ€ltnis ĂŒberhaupt keine Arbeit zu haben und ausschlieĂlich von Transferleistungen zu leben.
Um es mal drastisch auszudrucken. Nur wenn es den Menschen richtig dreckig geht, entsteht eine Basis fĂŒr soziale Unruhen, aus der dann die Radikalen hoffen an die Macht zu kommen.
Warum erwĂ€hnst Du den Verkauf von Wohnungen in Bayern und nicht den in Berlin durch Rot/Rot, die sie jetzt versuchen durch Enteignung wieder zurĂŒck zu holen. Zumindest will das die Linke und Teile der SPD und der GrĂŒnen.
Und noch eine Zahl. Aktuell sind 800.000 offene Stellen gemeldet. Real werden es noch mehr sein.
Heute morgen habe ich auf der BrötchentĂŒte den Werbeaufdruck der BĂ€ckerei gelesen, sie suchen neue Mitarbeiter. Das gleiche steht auf vielen Schaufensterscheiben und LKWs.
Deutschland ging es nie besser als heute, vom Azubi bis zum Rentner.
7,4 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland auf 450-Euro-Basis, fĂŒr 4,7 Millionen von ihnen ist es die einzige Einkommensquelle. Die Zahl der atypisch BeschĂ€ftigten ist seit 1991 stark gewachsen.
Aus dem âAtlas der Arbeitâ der Hans-Böckler-Stiftung und des Deutsche Gewerkschaftsbunds 2018. Und da sind die zahllosen befristeten und auf Leihbasis arbeitenden Menschen noch gar nicht dabei. Aber wir haben ja praktisch "VollbeschĂ€ftigung".
Vielleicht hast du gerade nicht so richtig Ahnung von der "realen" Arbeitswelt? Ich frag ja nur.
Was die Wohnungsbaugesellschaften anbelangt: frag mal bei den MĂŒnchner Mietern nach, deren Wohnungen Söder vor Jahren verkauft hat. Sofern sie dort ĂŒberhaupt noch Mieter sind.
Als Diskussionsgrundlage dienen jedenfalls die reflexartigen Aufschreie gegen KĂŒhnerts Gedanken nicht.
Die Aufschreie gegen seine Thesen nicht, aber die verquerte Gedankenwelt eines Jungen, der im Leben nie was fertig bekommen hat, schon.
KĂŒhnert scheint schon das Parteibuch der GrĂŒnen in der Tasche zu haben, und auf irgend nen sicheren Listenplatz zu stehen.
Anders kann man sich diese Selbstzerstörung der SPD kaum erklÀren.
7,4 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland auf 450-Euro-Basis, fĂŒr 4,7 Millionen von ihnen ist es die einzige Einkommensquelle. Die Zahl der atypisch BeschĂ€ftigten ist seit 1991 stark gewachsen.
Aus dem âAtlas der Arbeitâ der Hans-Böckler-Stiftung und des Deutsche Gewerkschaftsbunds 2018. Und da sind die zahllosen befristeten und auf Leihbasis arbeitenden Menschen noch gar nicht dabei. Aber wir haben ja praktisch "VollbeschĂ€ftigung".
Vielleicht hast du gerade nicht so richtig Ahnung von der "realen" Arbeitswelt? Ich frag ja nur.
Was die Wohnungsbaugesellschaften anbelangt: frag mal bei den MĂŒnchner Mietern nach, deren Wohnungen Söder vor Jahren verkauft hat. Sofern sie dort ĂŒberhaupt noch Mieter sind.
Als Diskussionsgrundlage dienen jedenfalls die reflexartigen Aufschreie gegen KĂŒhnerts Gedanken nicht.
Die GrĂŒnde fĂŒr eine Arbeit auf 450 Euro-Basis sind vielfĂ€ltig. Zumal bei einer BedĂŒrftigkeit in jedem Fall staatliche Transferleistungen wie Wohngeld, aufstockende Leistungen nach dem SGB II, Kindergeld etc. als weitere Einkommensquelle hinzukommen.
Ich wage es auch zu bezweifeln, dass es besser wĂ€re, anstelle einer Arbeit auf 450 Euro-Basis oder ein befristetes ArbeitsverhĂ€ltnis ĂŒberhaupt keine Arbeit zu haben und ausschlieĂlich von Transferleistungen zu leben.
Das ist sicher richtig, allerdings habe ich das auch nicht behauptet. Ausgangspunkt war meine Aussage zum RĂŒckzug des Sozialstaats bei gleichzeitigem Vormarsch eines immer gröĂer werdenden Niedriglohnsektors. Diejenigen, die von 800 oder 900 Euro pro Monat eine Familie ernĂ€hren sollen, sind hier ja noch gar nicht eingerechnet. Stetig gekĂŒrzte Sozialleistungen und drastisch verringerte Renten tun ihr Ăbriges.
Wenn du allein die 4,7 Mio. 450-Euro-Jobber, die keine andere Einnahmequelle haben, zu den Arbeitslosen hinzuzÀhlst (was sie de facto sind), ergibt das keine glÀnzende, sondern eine deprimierende Arbeitsmarktstatistik.
7,4 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland auf 450-Euro-Basis, fĂŒr 4,7 Millionen von ihnen ist es die einzige Einkommensquelle. Die Zahl der atypisch BeschĂ€ftigten ist seit 1991 stark gewachsen.
Aus dem âAtlas der Arbeitâ der Hans-Böckler-Stiftung und des Deutsche Gewerkschaftsbunds 2018. Und da sind die zahllosen befristeten und auf Leihbasis arbeitenden Menschen noch gar nicht dabei. Aber wir haben ja praktisch "VollbeschĂ€ftigung".
Vielleicht hast du gerade nicht so richtig Ahnung von der "realen" Arbeitswelt? Ich frag ja nur.
Was die Wohnungsbaugesellschaften anbelangt: frag mal bei den MĂŒnchner Mietern nach, deren Wohnungen Söder vor Jahren verkauft hat. Sofern sie dort ĂŒberhaupt noch Mieter sind.
Als Diskussionsgrundlage dienen jedenfalls die reflexartigen Aufschreie gegen KĂŒhnerts Gedanken nicht.
Um es mal drastisch auszudrucken. Nur wenn es den Menschen richtig dreckig geht, entsteht eine Basis fĂŒr soziale Unruhen, aus der dann die Radikalen hoffen an die Macht zu kommen.
Warum erwĂ€hnst Du den Verkauf von Wohnungen in Bayern und nicht den in Berlin durch Rot/Rot, die sie jetzt versuchen durch Enteignung wieder zurĂŒck zu holen. Zumindest will das die Linke und Teile der SPD und der GrĂŒnen.
Und noch eine Zahl. Aktuell sind 800.000 offene Stellen gemeldet. Real werden es noch mehr sein.
Heute morgen habe ich auf der BrötchentĂŒte den Werbeaufdruck der BĂ€ckerei gelesen, sie suchen neue Mitarbeiter. Das gleiche steht auf vielen Schaufensterscheiben und LKWs.
Deutschland ging es nie besser als heute, vom Azubi bis zum Rentner.
Ja, du mich auch.
Super Beispiel. Gerade schreibe ich an einem Artikel ĂŒber die Situation der BĂ€ckereien. Die stellt sich nĂ€mlich so dar:
Das traditionelle BĂ€ckerhandwerk stirbt aus. Der Billig-Konkurrenz der Discounter, die mit Fertigbackmischungen und Teiglingen aus dem nahen und fernen Osten ohne jegliche NĂ€hrwerte Dumpingpreise aufrufen, können sie lediglich ihre QualitĂ€t entgegenhalten - was von immer mehr Verbrauchern allerdings immer weniger geschĂ€tzt wird. Vielleicht, weil sie bei 800 bis 900 Euro netto auf den Cent schauen mĂŒssen? Keine Ahnung.
Die Folge: ihren Mitarbeiter/innen können die traditionellen BĂ€cker kaum noch ein vernĂŒnftiges Gehalt bieten. Also fehlt es an Azubis und Mitarbeiter/innen an allen Ecken und Enden.
Dasselbe gilt im Ăbrigen auch fĂŒr die Discounter. Hier gehören die Mitarbeiter/innen in der Backwarenabteilung (die ja nur noch aufbacken mĂŒssen) zu den GehaltsempfĂ€ngern am unteren Ende der Skala.
Traditionelle BĂ€ckereien sind seit Jahren auf dem RĂŒckzug. Gerade erst gestern ein Rechercheinterview mit einem alteingesessenen BĂ€cker gefĂŒhrt, der seine BĂ€ckerei zugesperrt hat und nun in einer Fabrik arbeitet.
Deutschland ging es nie besser als heute.
Deshalb werden es die Enteignungsforderer auch sehr schwer haben zu argumentieren. Ich hab damals die Diskussionen und Entwicklungen sehr genau mitverfolgt. Wegen völliger Ăberschuldung mussten sich StĂ€dte von Assets trennen, im Westen wie im Osten.
DĂŒsseldorf entschuldete sich mit dem Verkauf seiner Wohnungsbaugesellschaft komplett, Dresden ebenso. In der sĂ€chsischen Landeshauptstadt wurde der Verkauf der Wohnungen auch mit Hilfe von Die Linke ermöglicht.
Ăbrigens hat man damals die Konzerne als Investoren klar bevorzugt. Wohnungen in Berlin und Dresden wurden im Schnitt fĂŒr
35.000 EUR verkauft. Es gab durchaus Stimmen, die forderten, dass man lieber den Mietern zu diesem Preis die Wohnungen anbieten solle. Pikanterweise gab es aber zwei Gegenmeinungen: Die Politik erstens wollte lieber im Gesamtpaket mit Sanierungs- und Instandhaltungsvorgabe verkaufen statt Einzelvermakelung und zweitens wollten damals viele Mieter schlicht nicht zu diesem Preis kaufen, obwohl sie sich das hÀtten leisten können. Der Zins war zwar deutlich höher, aber mit dem Verweis dass man als Mieter keine Nachteile hÀtte, vor allem in Bezug auf lfd. Kosten wie Instandhaltung, Hausgeldern, etc. nahmen viele von Anfang an davon Abstand.
Zahlreiche Kommunen quer durch Deutschland folgten dann den Beispielen. Vor allem Berlin, aber auch quasi-staatliche Gesellschaften wie die Bahn verkauften durchweg Pakete mit Wohnungen an Deutsche Annington, Gagfah, usw. Das war alles so 2005-2008.
Mit Lehman und der Subprime-Krise, abstĂŒrzenden AktienmĂ€rkten wurden dann die Karten neu gemischt. Die Wirtschaft taumelte, Staaten mussten hunderte Milliarden in die Hand nehmen, damit es nicht zu schwersten Verwerfungen kommt. AIG, Bear Stearns, BoA, GM, RBoS, alles musste gerettet werden. Eine Entwicklung, die sich so nicht vorhersehen lieĂ. Wer nur ein paar Monate vor Lehman gesagt hĂ€tte, die Bank ginge komplett pleite wĂ€re als Aluhut-TrĂ€ger in jedem Forum verspottet worden.
Der EZB blieb nichts mehr anderes ĂŒbrig, als den Realzins auf Null zu setzen. Und wo kein Geld mehr zu verdienen ist, wird logischerweise das Kapital abgezogen und woanders angelegt.
Heute strömt alles in die AktienmĂ€rkte und eben Immobilien. Beide Investitionsfelder erklimmen Rekordhöhen. Wer will auch schon freiwillig einem Staat wie Deutschland noch sein Geld leihen, wenn er fĂŒr 1000 angelegte Euros 990 in zehn Jahren garantiert zurĂŒckbekommt? Die Papiere werden zwar abgesetzt, aber nur weil Versicherungen gesetzlich dazu gezwungen sind, in diese AAA-gerateten Papiere zu investieren. Die wĂŒrden auch lieber auf dem freien Kapitalmarkt investieren, können aber nicht. Der Staat hat sich gesetzlich mit den RentenversicherungstrĂ€gern einen Garantieabnehmer fĂŒr seine Anleihen geschaffen. Das blickt nur kaum jemand. Ăbrig bleiben jene Staaten mit Ramschstatus, die ebenfalls ihre Anleihen absetzen mĂŒssen, um nicht Insolvenz erklĂ€ren zu mĂŒssen. Das ĂŒbernimmt groĂzĂŒgig die EZB selbst und tĂŒrmt die Risiken prozentual zulasten ihrer EigentĂŒmer.
Kein Mensch kann so einen irrationalen Wahnsinn vorhersehen. Aber das Marktgeschehen wurde und wird von Staatshandeln bestimmt. Der Staat wird daher vor Gericht wie gesagt schwer zu argumentieren haben, warum er plötzlich die Wohnungen zurĂŒckhaben will, die er einst bevorzugt an ebenjene Investoren verkaufte.
Die GrĂŒnde fĂŒr eine Arbeit auf 450 Euro-Basis sind vielfĂ€ltig. Zumal bei einer BedĂŒrftigkeit in jedem Fall staatliche Transferleistungen wie Wohngeld, aufstockende Leistungen nach dem SGB II, Kindergeld etc. als weitere Einkommensquelle hinzukommen.
Ich wage es auch zu bezweifeln, dass es besser wĂ€re, anstelle einer Arbeit auf 450 Euro-Basis oder ein befristetes ArbeitsverhĂ€ltnis ĂŒberhaupt keine Arbeit zu haben und ausschlieĂlich von Transferleistungen zu leben.
Das ist sicher richtig, allerdings habe ich das auch nicht behauptet. Ausgangspunkt war meine Aussage zum RĂŒckzug des Sozialstaats bei gleichzeitigem Vormarsch eines immer gröĂer werdenden Niedriglohnsektors. Diejenigen, die von 800 oder 900 Euro pro Monat eine Familie ernĂ€hren sollen, sind hier ja noch gar nicht eingerechnet. Stetig gekĂŒrzte Sozialleistungen und drastisch verringerte Renten tun ihr Ăbriges.
Wenn du allein die 4,7 Mio. 450-Euro-Jobber, die keine andere Einnahmequelle haben, zu den Arbeitslosen hinzuzÀhlst (was sie de facto sind), ergibt das keine glÀnzende, sondern eine deprimierende Arbeitsmarktstatistik.
Schon bewusst, dass das Geld fĂŒr Sozialleistungen irgendwo anders erwirtschaftet werden muss?
Und das passiert nicht durch die Beamten, Angestellten in stÀdtischen Verwaltungen und von der Allgemeinheit bezahlten Sozialarbeiterin. Wobei die Forderungen gerne von diesen kommen...
Das ist sicher richtig, allerdings habe ich das auch nicht behauptet. Ausgangspunkt war meine Aussage zum RĂŒckzug des Sozialstaats bei gleichzeitigem Vormarsch eines immer gröĂer werdenden Niedriglohnsektors. Diejenigen, die von 800 oder 900 Euro pro Monat eine Familie ernĂ€hren sollen, sind hier ja noch gar nicht eingerechnet. Stetig gekĂŒrzte Sozialleistungen und drastisch verringerte Renten tun ihr Ăbriges.
Wenn du allein die 4,7 Mio. 450-Euro-Jobber, die keine andere Einnahmequelle haben, zu den Arbeitslosen hinzuzÀhlst (was sie de facto sind), ergibt das keine glÀnzende, sondern eine deprimierende Arbeitsmarktstatistik.
Schon bewusst, dass das Geld fĂŒr Sozialleistungen irgendwo anders erwirtschaftet werden muss?
Und das passiert nicht durch die Beamten, Angestellten in stÀdtischen Verwaltungen und von der Allgemeinheit bezahlten Sozialarbeiterin. Wobei die Forderungen gerne von diesen kommen...
Um es mal drastisch auszudrucken. Nur wenn es den Menschen richtig dreckig geht, entsteht eine Basis fĂŒr soziale Unruhen, aus der dann die Radikalen hoffen an die Macht zu kommen.
Warum erwĂ€hnst Du den Verkauf von Wohnungen in Bayern und nicht den in Berlin durch Rot/Rot, die sie jetzt versuchen durch Enteignung wieder zurĂŒck zu holen. Zumindest will das die Linke und Teile der SPD und der GrĂŒnen.
Und noch eine Zahl. Aktuell sind 800.000 offene Stellen gemeldet. Real werden es noch mehr sein.
Heute morgen habe ich auf der BrötchentĂŒte den Werbeaufdruck der BĂ€ckerei gelesen, sie suchen neue Mitarbeiter. Das gleiche steht auf vielen Schaufensterscheiben und LKWs.
Deutschland ging es nie besser als heute, vom Azubi bis zum Rentner.
Ja, du mich auch.
Super Beispiel. Gerade schreibe ich an einem Artikel ĂŒber die Situation der BĂ€ckereien. Die stellt sich nĂ€mlich so dar:
Das traditionelle BĂ€ckerhandwerk stirbt aus. Der Billig-Konkurrenz der Discounter, die mit Fertigbackmischungen und Teiglingen aus dem nahen und fernen Osten ohne jegliche NĂ€hrwerte Dumpingpreise aufrufen, können sie lediglich ihre QualitĂ€t entgegenhalten - was von immer mehr Verbrauchern allerdings immer weniger geschĂ€tzt wird. Vielleicht, weil sie bei 800 bis 900 Euro netto auf den Cent schauen mĂŒssen? Keine Ahnung.
Die Folge: ihren Mitarbeiter/innen können die traditionellen BĂ€cker kaum noch ein vernĂŒnftiges Gehalt bieten. Also fehlt es an Azubis und Mitarbeiter/innen an allen Ecken und Enden.
Dasselbe gilt im Ăbrigen auch fĂŒr die Discounter. Hier gehören die Mitarbeiter/innen in der Backwarenabteilung (die ja nur noch aufbacken mĂŒssen) zu den GehaltsempfĂ€ngern am unteren Ende der Skala.
Traditionelle BĂ€ckereien sind seit Jahren auf dem RĂŒckzug. Gerade erst gestern ein Rechercheinterview mit einem alteingesessenen BĂ€cker gefĂŒhrt, der seine BĂ€ckerei zugesperrt hat und nun in einer Fabrik arbeitet.
Deutschland ging es nie besser als heute.
Auch der Kapitalismus zwingt Verbraucher nicht, auf QualitĂ€t und vernĂŒnftige Arbeitsbedingungen zu verzichten. Vielmehr setzt sich das durch, was der Nachfrager fordert. Gerade im urbanen Kontext findest du wieder vermehrt Angebote, die auf traditionelle und hochwertige Herstellungsmechanismen setzen, wie z.B. der Craft-Bier-Ansatz. HĂ€ufig initiiert von Leuten, die mit der Globalisierung aufgewachsen sind und nicht mal im Schlaf von rĂŒckwĂ€rtsgewandte Kollektivierungsideen trĂ€umen.
Wo kann man deinen Artikel nachlesen wenn er fertig ist?
Dann solltest Du bei der Jobbörse beim Jobcenter oder anderen Portalen nach BÀckereien suchen, die Personal einstellen wollen. Und die auch befragen. Damit der Artikel ausgewogen wird.
Ja, du mich auch.
Super Beispiel. Gerade schreibe ich an einem Artikel ĂŒber die Situation der BĂ€ckereien. Die stellt sich nĂ€mlich so dar:
Das traditionelle BĂ€ckerhandwerk stirbt aus. Der Billig-Konkurrenz der Discounter, die mit Fertigbackmischungen und Teiglingen aus dem nahen und fernen Osten ohne jegliche NĂ€hrwerte Dumpingpreise aufrufen, können sie lediglich ihre QualitĂ€t entgegenhalten - was von immer mehr Verbrauchern allerdings immer weniger geschĂ€tzt wird. Vielleicht, weil sie bei 800 bis 900 Euro netto auf den Cent schauen mĂŒssen? Keine Ahnung.
Die Folge: ihren Mitarbeiter/innen können die traditionellen BĂ€cker kaum noch ein vernĂŒnftiges Gehalt bieten. Also fehlt es an Azubis und Mitarbeiter/innen an allen Ecken und Enden.
Dasselbe gilt im Ăbrigen auch fĂŒr die Discounter. Hier gehören die Mitarbeiter/innen in der Backwarenabteilung (die ja nur noch aufbacken mĂŒssen) zu den GehaltsempfĂ€ngern am unteren Ende der Skala.
Traditionelle BĂ€ckereien sind seit Jahren auf dem RĂŒckzug. Gerade erst gestern ein Rechercheinterview mit einem alteingesessenen BĂ€cker gefĂŒhrt, der seine BĂ€ckerei zugesperrt hat und nun in einer Fabrik arbeitet.
Deutschland ging es nie besser als heute.
Auch der Kapitalismus zwingt Verbraucher nicht, auf QualitĂ€t und vernĂŒnftige Arbeitsbedingungen zu verzichten. Vielmehr setzt sich das durch, was der Nachfrager fordert. Gerade im urbanen Kontext findest du wieder vermehrt Angebote, die auf traditionelle und hochwertige Herstellungsmechanismen setzen, wie z.B. der Craft-Bier-Ansatz. HĂ€ufig initiiert von Leuten, die mit der Globalisierung aufgewachsen sind und nicht mal im Schlaf von rĂŒckwĂ€rtsgewandte Kollektivierungsideen trĂ€umen.
DarĂŒber kann man allerdings gerne an anderer Stelle diskutieren. Mir ging es zunĂ€chst einmal darum, dass die These "Nie war es so gut wie heute" zu hinterfragen ist. Und dass KĂŒhnerts Thesen - wenngleich aus einer zu erwartenden Position heraus - es durchaus Wert sind, einmal kurz darĂŒber nachzudenken. Und wenn es nur das Nachdenken darĂŒber ist, warum jemand solche Thesen ĂŒberhaupt aufstellt.
Nochmal: ich persönlich bin relativ weit weg von KĂŒhnerts Thesen. Am nĂ€hesten noch bezĂŒglich der privaten Wohnungsbaugesellschaften.
Eine gewisse Form der Kollektivierung hĂ€tte - und davon bin ich ĂŒberzeugt - fĂŒr die Menschen und den Staat, in dem sie leben, allerdings durchaus Diskussionspotenzial.
Die Frage ist doch, woher das Konsumentenverhalten kommt. Könnte es sein, dass jahrzehntelanges Leben in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem dieses Konsumentenverhalten entscheidend mitgeprÀgt hat?
Mehr! Mehr! Mehr! Wie eine Art Religion. Das geht nur, wenn man auf Kosten anderer agiert oder wenn man die Kosten fĂŒr einen selbst senkt. Und bei den BĂ€ckern und Metzgereien sieht man diesen Effekt ganz besonders. Durch Kostenoptimierung bei Massenherstellungen zu biliigen Löhnen sind die Brötchen und WĂŒrstchen im Supermarkt besonders gĂŒnstig. Das erfĂŒllt schon eine Komponente. Dann muss man auch nicht noch in zwei verschiedene GeschĂ€fte gehen. Das ist dann die andere Komponente.
Ganz aussterben werden BĂ€ckereien ĂŒbrigens natĂŒrlich nicht. Es gibt noch genug Leute, die gerne zu Ihrem BĂ€cker vor Ort gehen, dort einen Kaffee trinken und ein SchwĂ€tzchen halten. Das kann man bei Aldi am Brotbackautomat eher nicht.
Der Kapitalismus bedient den Traum vom Mehr , der Sozialismus bedient den Traum vom Gleichen. Beide TrĂ€ume findet man in der Natur des Menschen und widersprechen sich. Man hat zeitweise mal versucht, diese GegensĂ€tze einigermaĂen in Einklang zu bringen, nannte sich in Deutschland soziale Marktwirtschaft. Ich bezweifle stark, dass wir diese noch haben.
Auch der Kapitalismus zwingt Verbraucher nicht, auf QualitĂ€t und vernĂŒnftige Arbeitsbedingungen zu verzichten. Vielmehr setzt sich das durch, was der Nachfrager fordert. Gerade im urbanen Kontext findest du wieder vermehrt Angebote, die auf traditionelle und hochwertige Herstellungsmechanismen setzen, wie z.B. der Craft-Bier-Ansatz. HĂ€ufig initiiert von Leuten, die mit der Globalisierung aufgewachsen sind und nicht mal im Schlaf von rĂŒckwĂ€rtsgewandte Kollektivierungsideen trĂ€umen.
DarĂŒber kann man allerdings gerne an anderer Stelle diskutieren. Mir ging es zunĂ€chst einmal darum, dass die These "Nie war es so gut wie heute" zu hinterfragen ist. Und dass KĂŒhnerts Thesen - wenngleich aus einer zu erwartenden Position heraus - es durchaus Wert sind, einmal kurz darĂŒber nachzudenken. Und wenn es nur das Nachdenken darĂŒber ist, warum jemand solche Thesen ĂŒberhaupt aufstellt.
Nochmal: ich persönlich bin relativ weit weg von KĂŒhnerts Thesen. Am nĂ€hesten noch bezĂŒglich der privaten Wohnungsbaugesellschaften.
Eine gewisse Form der Kollektivierung hĂ€tte - und davon bin ich ĂŒberzeugt - fĂŒr die Menschen und den Staat, in dem sie leben, allerdings durchaus Diskussionspotenzial.
Auch der Kapitalismus zwingt Verbraucher nicht, auf QualitĂ€t und vernĂŒnftige Arbeitsbedingungen zu verzichten. Vielmehr setzt sich das durch, was der Nachfrager fordert. Gerade im urbanen Kontext findest du wieder vermehrt Angebote, die auf traditionelle und hochwertige Herstellungsmechanismen setzen, wie z.B. der Craft-Bier-Ansatz. HĂ€ufig initiiert von Leuten, die mit der Globalisierung aufgewachsen sind und nicht mal im Schlaf von rĂŒckwĂ€rtsgewandte Kollektivierungsideen trĂ€umen.
Die Frage ist doch, woher das Konsumentenverhalten kommt. Könnte es sein, dass jahrzehntelanges Leben in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem dieses Konsumentenverhalten entscheidend mitgeprÀgt hat?
Mehr! Mehr! Mehr! Wie eine Art Religion. Das geht nur, wenn man auf Kosten anderer agiert oder wenn man die Kosten fĂŒr einen selbst senkt. Und bei den BĂ€ckern und Metzgereien sieht man diesen Effekt ganz besonders. Durch Kostenoptimierung bei Massenherstellungen zu biliigen Löhnen sind die Brötchen und WĂŒrstchen im Supermarkt besonders gĂŒnstig. Das erfĂŒllt schon eine Komponente. Dann muss man auch nicht noch in zwei verschiedene GeschĂ€fte gehen. Das ist dann die andere Komponente.
Ganz aussterben werden BĂ€ckereien ĂŒbrigens natĂŒrlich nicht. Es gibt noch genug Leute, die gerne zu Ihrem BĂ€cker vor Ort gehen, dort einen Kaffee trinken und ein SchwĂ€tzchen halten. Das kann man bei Aldi am Brotbackautomat eher nicht.
Der Kapitalismus bedient den Traum vom Mehr , der Sozialismus bedient den Traum vom Gleichen. Beide TrĂ€ume findet man in der Natur des Menschen und widersprechen sich. Man hat zeitweise mal versucht, diese GegensĂ€tze einigermaĂen in Einklang zu bringen, nannte sich in Deutschland soziale Marktwirtschaft. Ich bezweifle stark, dass wir diese noch haben.
Mit einer EinschrÀnkung: die kleinen Bistros und Cafés gibt es inzwischen beim Discounter auch, wenn auch nicht bei ALDI. Man isst dort zwar nur Luft mit GeschmacksverstÀrkern, aber den Leuten ist das egal.
Die Verbraucher in ihrer Gesamtheit sind aber von der Altersverteilung her ĂŒberwiegend in der sozialen Marktwirtschaft, teilweise sogar im Kommunismus sozialisiert worden. Das spricht eher dagegen, dass alleine das Leben in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem dazu fĂŒhrt, der Religion des "Geiz ist Geil" zu folgen.
Das ist Markt, Werner. Er entwickelt sich weiter, nach den BedĂŒrfnissen der Menschen, dem Angebot, der technischen Möglichkeiten, der Infrastruktur und und und.
Vor 60 Jahren gab es noch Tante-Emma-LÀden und BuchlÀden, in jedem Dorf. Der Individualverkehr war nicht der von heute.
Es gab den Neckermann- und Quelle- und Otto-Katalog. Dort konnte man bestellen. In gröĂeren StĂ€dten gab es Kaufhof, Hertie, Karstadt, Horten, Neckermann-KaufhĂ€user.
Heute: Die Tante-Emma.LÀden - ausgestorben. Buchhandlungen musst du suchen. Katalogversender - verschwunden. KaufhÀuser reduziert auf Karstadt/Kaufhof mit sinkender Tendenz.
Heute: Es lebe das Internet, Amazon, Ebay und tausend andere haben den klassischen Einzel- und Versandhandel abgelöst. An den OrtsrÀndern haben sich Lebensmittel- und DiscounterlÀden angesiedelt. Aldi- und Lidl, Rewe und Edeka, Rossmann und und und.
Morgen: Es wird eine Weiterentwicklung geben, Wohin, wir werden es sehen.
Das alles ist Marktwirtschaft. Und natĂŒrlich lebt diese auch vom Wachstum. Wachstum gibt es seit Menschengedenken, genauso wie VerĂ€nderungen. Ohne dieses Wachstum wĂ€re die Armut und der Hunger in der Welt in den letzten Jahrzehnten nicht so stark zurĂŒckgegangen. Nimm nur das Beispiel China, seit der Marktöffnung ist das Land gewachsen, der Hunger besiegt, den Menschen geht es besser. Ja und es gibt auch Reiche, die es vorher nicht gegeben hat. Aber bitte, wer ist dabei Ă€rmer geworden?
Zur sozialen Marktwirtschaft kenne ich keine halbsweg gleichwertige Alternative. Der eine will mehr Markt, der andere mehr Soziales. Das ist normal. Ich denke doch, dass der Ausgleich insgesamt gut gelingt. Eine ParitĂ€t wird es wahrscheinlich nicht geben, dafĂŒr ist das GefĂŒge von den jeweiligen Konjunkturzyklen beeinfluĂt. Siehe die damals notwendige Hartz-Gesetzgebeung durch Rot/GrĂŒn mit UnterstĂŒtzung von Schwarz/Gelb. Manches davon ist ja wieder zurĂŒckgedreht oder abgeschwĂ€cht. Auch hier wird es sich weiterentwickeln.
Die Frage ist doch, woher das Konsumentenverhalten kommt. Könnte es sein, dass jahrzehntelanges Leben in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem dieses Konsumentenverhalten entscheidend mitgeprÀgt hat?
Mehr! Mehr! Mehr! Wie eine Art Religion. Das geht nur, wenn man auf Kosten anderer agiert oder wenn man die Kosten fĂŒr einen selbst senkt. Und bei den BĂ€ckern und Metzgereien sieht man diesen Effekt ganz besonders. Durch Kostenoptimierung bei Massenherstellungen zu biliigen Löhnen sind die Brötchen und WĂŒrstchen im Supermarkt besonders gĂŒnstig. Das erfĂŒllt schon eine Komponente. Dann muss man auch nicht noch in zwei verschiedene GeschĂ€fte gehen. Das ist dann die andere Komponente.
Ganz aussterben werden BĂ€ckereien ĂŒbrigens natĂŒrlich nicht. Es gibt noch genug Leute, die gerne zu Ihrem BĂ€cker vor Ort gehen, dort einen Kaffee trinken und ein SchwĂ€tzchen halten. Das kann man bei Aldi am Brotbackautomat eher nicht.
Der Kapitalismus bedient den Traum vom Mehr , der Sozialismus bedient den Traum vom Gleichen. Beide TrĂ€ume findet man in der Natur des Menschen und widersprechen sich. Man hat zeitweise mal versucht, diese GegensĂ€tze einigermaĂen in Einklang zu bringen, nannte sich in Deutschland soziale Marktwirtschaft. Ich bezweifle stark, dass wir diese noch haben.
Mit einer EinschrÀnkung: die kleinen Bistros und Cafés gibt es inzwischen beim Discounter auch, wenn auch nicht bei ALDI. Man isst dort zwar nur Luft mit GeschmacksverstÀrkern, aber den Leuten ist das egal.
Ja, du mich auch.
Super Beispiel. Gerade schreibe ich an einem Artikel ĂŒber die Situation der BĂ€ckereien. Die stellt sich nĂ€mlich so dar:
Das traditionelle BĂ€ckerhandwerk stirbt aus. Der Billig-Konkurrenz der Discounter, die mit Fertigbackmischungen und Teiglingen aus dem nahen und fernen Osten ohne jegliche NĂ€hrwerte Dumpingpreise aufrufen, können sie lediglich ihre QualitĂ€t entgegenhalten - was von immer mehr Verbrauchern allerdings immer weniger geschĂ€tzt wird. Vielleicht, weil sie bei 800 bis 900 Euro netto auf den Cent schauen mĂŒssen? Keine Ahnung.
Die Folge: ihren Mitarbeiter/innen können die traditionellen BĂ€cker kaum noch ein vernĂŒnftiges Gehalt bieten. Also fehlt es an Azubis und Mitarbeiter/innen an allen Ecken und Enden.
Dasselbe gilt im Ăbrigen auch fĂŒr die Discounter. Hier gehören die Mitarbeiter/innen in der Backwarenabteilung (die ja nur noch aufbacken mĂŒssen) zu den GehaltsempfĂ€ngern am unteren Ende der Skala.
Traditionelle BĂ€ckereien sind seit Jahren auf dem RĂŒckzug. Gerade erst gestern ein Rechercheinterview mit einem alteingesessenen BĂ€cker gefĂŒhrt, der seine BĂ€ckerei zugesperrt hat und nun in einer Fabrik arbeitet.
Deutschland ging es nie besser als heute.
Wo kann man deinen Artikel nachlesen wenn er fertig ist?