So, nächste Runde: Da auch für David Abraham bislang nur der Willkommen-Thread existiert, bin ich mal so frei und eröffne auch für ihn einen eigenen Thread. Verdient hat er es nämlich alle mal.
Und es gibt gute Gründe, über ihn zu reden. Wie in den letzten Tagen bekannt wurde, hat unser Abraham seinen Vertrag, trotz finanziell lukrativerer Möglichkeiten im arabischen Raum oder gar in Fernost bei uns verlängert. Das ist nicht nur erfreulich sondern in diesen Zeiten durchaus bemerkenswert, in denen Fußballprofis und ihren Beratern ja der Ruf nachhängt, dass sie bei ihrer Karriereplanung in erster Linie den Kontostand im Hinterkopf haben.
Daher war es sicherlich keine schlechte Idee, dass die Presseabteilung der Eintracht vor wenigen Tagen die Frankfurter Pressevertreter zum Gespräch mit David Abraham luden. Das führte zwar am Folgetag dazu, dass in allen lokalen Presseerzeugnissen inhaltlich so ziemlich das gleiche stand, aber immerhin überboten sich die Schreiber in ihrer Kreativität bei der Wahl von Metaphern, mit denen sie die Bedeutung Abrahams für die Eintracht illustrierten. Sachen wie „Verteidigungsminister“, „Abwehrchef und Integrationshelfer“ oder „Der Dichthalter“ waren da zu lesen. Nun mag der ein oder andere in der Vergangenheit nicht immer so richtig zufrieden mit der Berichterstattung der Frankfurter Pressevertreter gewesen sein, aber die Substantive, die dem guten David Abraham da angehängt wurden, treffen irgendwie allesamt ins Schwarze.
David Abraham ist einer der Schlüsselfiguren für den Frankfurter Aufschwung und erfährt hier völlig zu Recht eine enorme Wertschätzung. In der Sommerpause, in der keiner wirklich wusste, wie die Reise von Eintracht Frankfurt weiter gehen sollte, hat Bruno Hübner ihn für den einzigen Spieler erklärt, der unverkäuflich sei. So holte sich u.a. Werder Bremen einen Korb, bei den Bemühungen um eine Verpflichtung. Beim derzeitigen Tabellenstand der Stadtmusikanten-Truppe wird David Abraham doppelt froh darüber sein.
Bevor es aber weiter um die Bedeutung von ihm für unsere Mannschaft geht, so soll auch hier ein kleiner Blick auf die Herkunft und den Weg geworfen werden, der David letztlich zu unserer Eintracht führte:
David Ángel Abraham wurde am 15.07.1986 im kleinen Ort Chabás in der Provinz Santa Fe in Argentinien geboren. Es muss ein freudig erregtes Argentinien gewesen sein, in dass der kleine David damals hineingeboren wurde. Denn als sei die bloße Tatsache seiner Geburt nicht schon Grund genug zu grenzenloser Freude, so wurde auch noch die Nationalmannschaft Argentiniens gute zwei Wochen vor der Geburt von David, am 29. Juni 1986 im Aztekenstadion zu Mexiko-Stadt Fußballweltmeister. Es ist also nicht auszuschließen, dass die gute Stimmung im Lande zu den Zeiten von Davids Geburt positive Auswirkung auf seine spätere fußballerische Laufbahn hatte.
Wenn man mit Hilfe von Google Earth nach dem kleinen Chabás in der Provinz Santa Fe sucht, so stößt man auf einen offensichtlich sehr überschaubaren Ort, in mitten von erkennbar landwirtschaftlich genutzten Feldern und Viehweiden. Irgendwo im Mitten von Nirgendwo möchte man sagen. Bis in die nächste Großstadt, nach Rosario, sind es von dort ca. 80 km. Wenn man den Seiten des Internets Glauben schenken kann, die einem die Luftlinie zwischen zwei Orten berechnen, dann ist David Abraham ca. 11549 km von Frankfurt entfernt geboren und aufgewachsen. Man könnte jetzt geneigt sein zu behaupten, dass dieser David Abraham also irgendwo aus der Pampa stammen muss. Nur ist diese Aussage in diesem Falle keines Wegs despektierlich zu verstehen, sondern entspricht offensichtlich den Tatsachen. Bei Wikipedia ist über die Provinz Santa Fe zu lesen: „Der reiche Süden der Provinz ist fruchtbar und gehört zur feuchten Pampa, mit vielfältiger Land- und Viehwirtschaft.“ Die Pampa also, jenes fruchtbare Grasland, welches große Teile Argentiniens überzieht, welches unendliche Weiten zu bieten hat und welches einstmals die Heimat der viel beschriebenen Gauchos gewesen sein soll. Dort kommt er her unser David Abraham.
Beim ortsansässigen Fußballverein Club Atlético Hurácan Chabás erlernte er die Grundlagen des Fußballsports. Im Jahr 2003 schloss er sich dann dem Club Atlético Independiente an und erlebte dort seine ersten Jahre als Profifußballer. Bei einem Traditionsverein mit leidenschaftlichen Anhängern. Das Lokalderby zwischen CA Independiente und Racing, auch „Avellaneda-Derby“ genannt, gilt nach Boca Juniors vs. River Plate als „zweit-heißestes“ Derby in Argentinien. Und wenn man bedenkt, dass David Abraham vor diesen Fans und in dieser Atmosphäre seinen Mann gestanden hat, dann erscheint es nur allzu logisch, dass er heute stets die Ruhe bewahrt, selbst wenn das Waldstadion mal wieder zum bebenden Hexenkessel wird. Den Bildern zufolge scheint man in Argentinein übrigens eine Möglichkeit gefunden zu haben, dass es auch ganz ohne Pyro ordentlich rauchen kann. Holi-Pulver ist das Stichwort.
Im Jahr 2005 war David dann Teil der argentinischen Mannschaft, die bei der U20-WM in den Niederlanden den Weltmeistertitel holte. Mit im Aufgebot waren u.a. Spieler wie Pablo Zabaleta, Gabriel Paletta, Sergio Agüero oder auch ein gewisser Lionel Messi. Wenn die Daten des Turniers, die das Internet zur Verfügung stellt aber stimmen, dann kam David Abraham während der Endrunde nicht zum Einsatz. Dies wirft im Nachhinein natürlich kein gutes Licht auf den damaligen Trainer Francisco Ferraro, denn hätte er auf die Dienste von David vertraut, wäre Argentinien sicherlich als erstes Team in die Geschichte eingegangen, welches ohne Gegentor den U20-Weltmeistertitel holt. Soviel ist sicher.
An dieser Stelle sei ein kleiner Exkurs erlaubt: Immerhin traf die argentinische Mannschaft bei dieser besagten Endrunde am 18. Juni 2005 auf die deutsche U20-Auswahl. Trainer der deutschen Mannschaft war übrigens ein gewisser [hust]Michael Skibbe[hust]. Vermutlich vor allem wegen des Trainers unterlag die deutsche Mannschaft mit 0:1, auch wenn in der deutschen Mannschaft drei Frankfurter in der Stammformation standen, nämlich Daniyel Cimen, Alexander Huber und Christopher Reinhard. Allen dreien bleib leider eine solch solide Profi-Karriere, wie sie unser David Abraham bislang hinlegte, verwehrt. Auch wenn das Tor von Huber gegen Celta Vigo natürlich unvergessen ist und besagter Huber bis vor kurzem am Bornheimer Hang seinen Mann gestanden hat.
Aber zurück zu David: Zur Saison 2007/2008 wechselte David Abraham dann erstmals über den großen Teich und spielte eine Saison auf Leihbasis bei Gimnàstic de Tarragona, südwestlich von Barcelona, am Mittelmeerstrand. Von den Klimabedingungen sicher nicht der schlechteste Einstand für einen Südamerikaner um in der europäischen Fußballwelt Fuß zu fassen. In den Folgejahren, nämlich von 2008 bis 2012 spielte er dann durchaus erfolgreich für den FC Basel, mit denen er Titel gewann und in der Champions League spielte. Übrigens an der Seite eines in Frankfurt nicht völlig unbekannten Fußballers, der auf den Namen Benjamin Huggel hört.
Der weitere Weg sollte bekannt sein: Nach einem Gastspiel beim FC Getafe in Spanien wechselte David schließlich in die Bundesliga, nach Sinsheim. Da ein Junge, der bei CA Independiente groß geworden ist, dann aber irgendwann wieder für einen richtigen Fußballverein, mit echten Fans spielen will, sagte er im Sommer 2015 sofort zu, als Eintracht Frankfurt auf ihn zukam.
Es war keine einfache erste Saison, die der Junge aus Santa Fe in Hessen erlebte. Dennoch entwickelte er sich zu einem absoluten Leistungsträger und war neben Lukas Hradecky wohl der einzige Spieler, der konstant gute Leistungen bot. Im Saisonendspurt war er schließlich einer der Garanten für die nicht mehr für möglich gehaltene Rettung.
Es gibt Momente und Spielszenen, die eingefleischten Eintracht-Anhängern auch Jahre später noch im Gedächtnis sind. Und da sind jetzt noch nicht mal unbedingt die ganz großen Dinger wie das 5:1 von Fjørtoft oder das 6:3 von Schui oder im Negativen das Foul an Weber 1992 gemeint, sondern eher solche, wie von Preuß, vom Jay Jay oder vom Du Ri.
Steht sie nicht sinnbildlich für diesen Kraftakt, der die Rettung in letzter Sekunde noch möglich machte? Dieser Wille, dieser Einsatz, den Kovac der Mannschaft bei aller spielerischen Limitiertheit am Ende noch einimpfen konnte?
Es war die 82. Minute im Heimspiel gegen Borussia Dortmund. Die Eintracht führt mit 1:0 und in der Schlussphase rollt ein Dortmunder Angriff nach dem anderen auf das Tor von Lukas zu. Dann kommt plötzlich Hendrik Mkhitaryan frei zum Abschluss, 5 Meter vor dem Tor. Normalerweise der sichere Ausgleich. Es sind tausend Gedanken, die dem emotionalen Eintracht-Fan in diesen Bruchteilen von Sekunden durch den Kopf schießen. Gedanken wie „Das war’s!“ oder „Das war es mit dem Sieg gegen den übermächtigen BVB und das war’s vielleicht auch mit dem Klassenerhalt“. Und dann wirft sich da dieser Teufelskerl von einem argentinischen Innenverteidiger mit allem was er zur Verfügung hat in diesen Schuss und verhindert somit das Gegentor. Ein epischer Moment und auch ein Moment in dem die tiefe Überzeugung in den Herzen der Fans erwuchs, dass es am Ende doch noch gut gehen könnte. Dass dieser sicher geglaubte, vermaledeite Abstieg doch noch irgendwie abzuwenden ist. Dass diese verdammte Saison doch noch halbwegs versöhnlich enden wird. All diese Gefühle entladen sich in dieser Sekunde im erleichternden Aufschrei im Stadion und bei hunderttausend Eintracht-Fans, wo auch immer sie das Spiel verfolgt haben. Die Szene der Saison!
Allein durch diese Gegebenheit ist David Abraham schon jetzt zu einem Helden von Frankfurt geworden.
Tagesaktuell ist er einer der zentralen Gestalten, die unserer Defensive Stabilität verleihen und somit den Aufschwung möglich machen. Man ist aufgrund jahrelanger Rückschläge demütig geworden in Frankfurt. Aber man darf sehr gespannt sein, wohin die Reise der aktuellen Eintracht-Mannschaft geht. Und für alle, die es mit der Eintracht halten, ist es ein verdammt beruhigendes Gefühl, dass David Abraham sich entschlossen hat, die Reise der Eintracht noch bis mindestens 2019 weiter zu begleiten. Denn mit diesem Turm, mit diesem Fels in der Brandung im Abwehrzentrum, der aus dem kleinen Örtchen Chabás stammt, welches mehr als 11.000 km vom Frankfurter Stadtwald entfernt - irgendwo zwischen Feldern und Rinderweiden - liegt, kann man entspannt den aufziehenden Stürmen entgegen blicken.
(nicht nur) Die Szene gegen Dortmund hast du wunderbar beschrieben. Das war einfach nur überragend und könnte wirklich entscheidend dazu beigetragen haben, den Abstieg doch noch abzuwenden.
Dank für die vielen Informationen und den wirklichen Spaß beim Lesen. Wollen wir doch hoffen, dass Davids Weg noch einmal in die CL führt - im Eintracht-Trikot, versteht sich.
Dank für die vielen Informationen und den wirklichen Spaß beim Lesen. Wollen wir doch hoffen, dass Davids Weg noch einmal in die CL führt - im Eintracht-Trikot, versteht sich.
Danke für diesen Beitrag. David Abraham hat sich bei uns zu einem sehr wichtigen Spieler entwickelt, auf und neben dem Platz. Ich finde ihn sehr symphatisch. Dass er uns sehr gut tut und er sich im Verein und der Stadt wohl fühlt, das ist einfach eine runde Sache.
Hoffentlich hat der argentinische Nationaltrainer das Spiel heute gesehen. Wenn die Argentinier nächsten Sommer solche Leute wie Rebic in den Griff bekommen wollen, sollten sie auf die Dienste von David nicht verzichten.
Hoffentlich hat der argentinische Nationaltrainer das Spiel heute gesehen. Wenn die Argentinier nächsten Sommer solche Leute wie Rebic in den Griff bekommen wollen, sollten sie auf die Dienste von David nicht verzichten.
Er wurde auch schon vor dem Spiel von dem bei mir menschlich nicht sehr beliebten aber für seine Sachkenntnis geschätzten Didi Hamann gewürdigt: "Mich wundert, dass da noch kein größerer Club angeklopft hat." Mich auch, ärgern tut es mich aber nicht.
Hoffentlich hat der argentinische Nationaltrainer das Spiel heute gesehen. Wenn die Argentinier nächsten Sommer solche Leute wie Rebic in den Griff bekommen wollen, sollten sie auf die Dienste von David nicht verzichten.
Also, ich brauche keine Eintrachtler bei der WM. Den Unterschied zwischen einer gespielten WM mit halber Vorbereitung und kompletter Vorbereitung sieht man immer wieder gut bei Chandler.
Und es gibt gute Gründe, über ihn zu reden. Wie in den letzten Tagen bekannt wurde, hat unser Abraham seinen Vertrag, trotz finanziell lukrativerer Möglichkeiten im arabischen Raum oder gar in Fernost bei uns verlängert. Das ist nicht nur erfreulich sondern in diesen Zeiten durchaus bemerkenswert, in denen Fußballprofis und ihren Beratern ja der Ruf nachhängt, dass sie bei ihrer Karriereplanung in erster Linie den Kontostand im Hinterkopf haben.
Daher war es sicherlich keine schlechte Idee, dass die Presseabteilung der Eintracht vor wenigen Tagen die Frankfurter Pressevertreter zum Gespräch mit David Abraham luden. Das führte zwar am Folgetag dazu, dass in allen lokalen Presseerzeugnissen inhaltlich so ziemlich das gleiche stand, aber immerhin überboten sich die Schreiber in ihrer Kreativität bei der Wahl von Metaphern, mit denen sie die Bedeutung Abrahams für die Eintracht illustrierten. Sachen wie „Verteidigungsminister“, „Abwehrchef und Integrationshelfer“ oder „Der Dichthalter“ waren da zu lesen. Nun mag der ein oder andere in der Vergangenheit nicht immer so richtig zufrieden mit der Berichterstattung der Frankfurter Pressevertreter gewesen sein, aber die Substantive, die dem guten David Abraham da angehängt wurden, treffen irgendwie allesamt ins Schwarze.
David Abraham ist einer der Schlüsselfiguren für den Frankfurter Aufschwung und erfährt hier völlig zu Recht eine enorme Wertschätzung. In der Sommerpause, in der keiner wirklich wusste, wie die Reise von Eintracht Frankfurt weiter gehen sollte, hat Bruno Hübner ihn für den einzigen Spieler erklärt, der unverkäuflich sei. So holte sich u.a. Werder Bremen einen Korb, bei den Bemühungen um eine Verpflichtung. Beim derzeitigen Tabellenstand der Stadtmusikanten-Truppe wird David Abraham doppelt froh darüber sein.
Bevor es aber weiter um die Bedeutung von ihm für unsere Mannschaft geht, so soll auch hier ein kleiner Blick auf die Herkunft und den Weg geworfen werden, der David letztlich zu unserer Eintracht führte:
David Ángel Abraham wurde am 15.07.1986 im kleinen Ort Chabás in der Provinz Santa Fe in Argentinien geboren. Es muss ein freudig erregtes Argentinien gewesen sein, in dass der kleine David damals hineingeboren wurde. Denn als sei die bloße Tatsache seiner Geburt nicht schon Grund genug zu grenzenloser Freude, so wurde auch noch die Nationalmannschaft Argentiniens gute zwei Wochen vor der Geburt von David, am 29. Juni 1986 im Aztekenstadion zu Mexiko-Stadt Fußballweltmeister. Es ist also nicht auszuschließen, dass die gute Stimmung im Lande zu den Zeiten von Davids Geburt positive Auswirkung auf seine spätere fußballerische Laufbahn hatte.
Wenn man mit Hilfe von Google Earth nach dem kleinen Chabás in der Provinz Santa Fe sucht, so stößt man auf einen offensichtlich sehr überschaubaren Ort, in mitten von erkennbar landwirtschaftlich genutzten Feldern und Viehweiden. Irgendwo im Mitten von Nirgendwo möchte man sagen. Bis in die nächste Großstadt, nach Rosario, sind es von dort ca. 80 km. Wenn man den Seiten des Internets Glauben schenken kann, die einem die Luftlinie zwischen zwei Orten berechnen, dann ist David Abraham ca. 11549 km von Frankfurt entfernt geboren und aufgewachsen. Man könnte jetzt geneigt sein zu behaupten, dass dieser David Abraham also irgendwo aus der Pampa stammen muss. Nur ist diese Aussage in diesem Falle keines Wegs despektierlich zu verstehen, sondern entspricht offensichtlich den Tatsachen. Bei Wikipedia ist über die Provinz Santa Fe zu lesen: „Der reiche Süden der Provinz ist fruchtbar und gehört zur feuchten Pampa, mit vielfältiger Land- und Viehwirtschaft.“ Die Pampa also, jenes fruchtbare Grasland, welches große Teile Argentiniens überzieht, welches unendliche Weiten zu bieten hat und welches einstmals die Heimat der viel beschriebenen Gauchos gewesen sein soll. Dort kommt er her unser David Abraham.
Beim ortsansässigen Fußballverein Club Atlético Hurácan Chabás erlernte er die Grundlagen des Fußballsports. Im Jahr 2003 schloss er sich dann dem Club Atlético Independiente an und erlebte dort seine ersten Jahre als Profifußballer. Bei einem Traditionsverein mit leidenschaftlichen Anhängern. Das Lokalderby zwischen CA Independiente und Racing, auch „Avellaneda-Derby“ genannt, gilt nach Boca Juniors vs. River Plate als „zweit-heißestes“ Derby in Argentinien. Und wenn man bedenkt, dass David Abraham vor diesen Fans und in dieser Atmosphäre seinen Mann gestanden hat, dann erscheint es nur allzu logisch, dass er heute stets die Ruhe bewahrt, selbst wenn das Waldstadion mal wieder zum bebenden Hexenkessel wird. Den Bildern zufolge scheint man in Argentinein übrigens eine Möglichkeit gefunden zu haben, dass es auch ganz ohne Pyro ordentlich rauchen kann. Holi-Pulver ist das Stichwort.
Im Jahr 2005 war David dann Teil der argentinischen Mannschaft, die bei der U20-WM in den Niederlanden den Weltmeistertitel holte. Mit im Aufgebot waren u.a. Spieler wie Pablo Zabaleta, Gabriel Paletta, Sergio Agüero oder auch ein gewisser Lionel Messi. Wenn die Daten des Turniers, die das Internet zur Verfügung stellt aber stimmen, dann kam David Abraham während der Endrunde nicht zum Einsatz. Dies wirft im Nachhinein natürlich kein gutes Licht auf den damaligen Trainer Francisco Ferraro, denn hätte er auf die Dienste von David vertraut, wäre Argentinien sicherlich als erstes Team in die Geschichte eingegangen, welches ohne Gegentor den U20-Weltmeistertitel holt. Soviel ist sicher.
An dieser Stelle sei ein kleiner Exkurs erlaubt: Immerhin traf die argentinische Mannschaft bei dieser besagten Endrunde am 18. Juni 2005 auf die deutsche U20-Auswahl. Trainer der deutschen Mannschaft war übrigens ein gewisser [hust]Michael Skibbe[hust]. Vermutlich vor allem wegen des Trainers unterlag die deutsche Mannschaft mit 0:1, auch wenn in der deutschen Mannschaft drei Frankfurter in der Stammformation standen, nämlich Daniyel Cimen, Alexander Huber und Christopher Reinhard. Allen dreien bleib leider eine solch solide Profi-Karriere, wie sie unser David Abraham bislang hinlegte, verwehrt. Auch wenn das Tor von Huber gegen Celta Vigo natürlich unvergessen ist und besagter Huber bis vor kurzem am Bornheimer Hang seinen Mann gestanden hat.
Aber zurück zu David: Zur Saison 2007/2008 wechselte David Abraham dann erstmals über den großen Teich und spielte eine Saison auf Leihbasis bei Gimnàstic de Tarragona, südwestlich von Barcelona, am Mittelmeerstrand. Von den Klimabedingungen sicher nicht der schlechteste Einstand für einen Südamerikaner um in der europäischen Fußballwelt Fuß zu fassen. In den Folgejahren, nämlich von 2008 bis 2012 spielte er dann durchaus erfolgreich für den FC Basel, mit denen er Titel gewann und in der Champions League spielte. Übrigens an der Seite eines in Frankfurt nicht völlig unbekannten Fußballers, der auf den Namen Benjamin Huggel hört.
Der weitere Weg sollte bekannt sein: Nach einem Gastspiel beim FC Getafe in Spanien wechselte David schließlich in die Bundesliga, nach Sinsheim. Da ein Junge, der bei CA Independiente groß geworden ist, dann aber irgendwann wieder für einen richtigen Fußballverein, mit echten Fans spielen will, sagte er im Sommer 2015 sofort zu, als Eintracht Frankfurt auf ihn zukam.
Es war keine einfache erste Saison, die der Junge aus Santa Fe in Hessen erlebte. Dennoch entwickelte er sich zu einem absoluten Leistungsträger und war neben Lukas Hradecky wohl der einzige Spieler, der konstant gute Leistungen bot. Im Saisonendspurt war er schließlich einer der Garanten für die nicht mehr für möglich gehaltene Rettung.
Es gibt Momente und Spielszenen, die eingefleischten Eintracht-Anhängern auch Jahre später noch im Gedächtnis sind. Und da sind jetzt noch nicht mal unbedingt die ganz großen Dinger wie das 5:1 von Fjørtoft oder das 6:3 von Schui oder im Negativen das Foul an Weber 1992 gemeint, sondern eher solche, wie von Preuß, vom Jay Jay oder vom Du Ri.
Und diese eine Szene wird definitiv zu solchen, wie oben aufgeführt zählen, an die man sich erinnern wird, auch wenn es nicht mal ein Tor war sondern das genaue Gegenteil. Eine Torverhinderung!
Steht sie nicht sinnbildlich für diesen Kraftakt, der die Rettung in letzter Sekunde noch möglich machte? Dieser Wille, dieser Einsatz, den Kovac der Mannschaft bei aller spielerischen Limitiertheit am Ende noch einimpfen konnte?
Es war die 82. Minute im Heimspiel gegen Borussia Dortmund. Die Eintracht führt mit 1:0 und in der Schlussphase rollt ein Dortmunder Angriff nach dem anderen auf das Tor von Lukas zu. Dann kommt plötzlich Hendrik Mkhitaryan frei zum Abschluss, 5 Meter vor dem Tor. Normalerweise der sichere Ausgleich. Es sind tausend Gedanken, die dem emotionalen Eintracht-Fan in diesen Bruchteilen von Sekunden durch den Kopf schießen. Gedanken wie „Das war’s!“ oder „Das war es mit dem Sieg gegen den übermächtigen BVB und das war’s vielleicht auch mit dem Klassenerhalt“. Und dann wirft sich da dieser Teufelskerl von einem argentinischen Innenverteidiger mit allem was er zur Verfügung hat in diesen Schuss und verhindert somit das Gegentor. Ein epischer Moment und auch ein Moment in dem die tiefe Überzeugung in den Herzen der Fans erwuchs, dass es am Ende doch noch gut gehen könnte. Dass dieser sicher geglaubte, vermaledeite Abstieg doch noch irgendwie abzuwenden ist. Dass diese verdammte Saison doch noch halbwegs versöhnlich enden wird. All diese Gefühle entladen sich in dieser Sekunde im erleichternden Aufschrei im Stadion und bei hunderttausend Eintracht-Fans, wo auch immer sie das Spiel verfolgt haben. Die Szene der Saison!
Allein durch diese Gegebenheit ist David Abraham schon jetzt zu einem Helden von Frankfurt geworden.
Tagesaktuell ist er einer der zentralen Gestalten, die unserer Defensive Stabilität verleihen und somit den Aufschwung möglich machen. Man ist aufgrund jahrelanger Rückschläge demütig geworden in Frankfurt. Aber man darf sehr gespannt sein, wohin die Reise der aktuellen Eintracht-Mannschaft geht. Und für alle, die es mit der Eintracht halten, ist es ein verdammt beruhigendes Gefühl, dass David Abraham sich entschlossen hat, die Reise der Eintracht noch bis mindestens 2019 weiter zu begleiten. Denn mit diesem Turm, mit diesem Fels in der Brandung im Abwehrzentrum, der aus dem kleinen Örtchen Chabás stammt, welches mehr als 11.000 km vom Frankfurter Stadtwald entfernt - irgendwo zwischen Feldern und Rinderweiden - liegt, kann man entspannt den aufziehenden Stürmen entgegen blicken.
Gut, dass wir ihn haben, den David Abraham.
Und darauf dürfen wir uns jetzt auch mal ein saftiges Rib-Eye-Steak vom Pampa-Rind mit herzhafter Chimichurri Sauce grillen.
Als Schlaumeier sage es hier nochmal, ich hätte ja schon im Sommer um ein Jahr verlängert. ????
Huber in Vigo. Seufz, schee wars.
(nicht nur) Die Szene gegen Dortmund hast du wunderbar beschrieben. Das war einfach nur überragend
und könnte wirklich entscheidend dazu beigetragen haben, den Abstieg doch noch abzuwenden.
Dank für die vielen Informationen und den wirklichen Spaß beim Lesen. Wollen wir doch hoffen, dass Davids Weg noch einmal in die CL führt - im Eintracht-Trikot, versteht sich.
Herzlichen Dank
Dank für die vielen Informationen und den wirklichen Spaß beim Lesen. Wollen wir doch hoffen, dass Davids Weg noch einmal in die CL führt - im Eintracht-Trikot, versteht sich.
Herzlichen Dank
Ich warte mit Ungeduld auf das Erscheinen des ledergebundenen Gesamtwerkes.
Vielen Dank.
Ich warte mit Ungeduld auf das Erscheinen des ledergebundenen Gesamtwerkes.
Vielen Dank.
David Abraham hat sich bei uns zu einem sehr wichtigen Spieler entwickelt, auf und neben dem Platz.
Ich finde ihn sehr symphatisch. Dass er uns sehr gut tut und er sich im Verein und der Stadt wohl fühlt, das ist einfach eine runde Sache.
https://pbs.twimg.com/media/CWI--LPXIAY4fYL.jpg:large
https://pbs.twimg.com/media/CWI--LPXIAY4fYL.jpg:large
Er wurde auch schon vor dem Spiel von dem bei mir menschlich nicht sehr beliebten aber für seine Sachkenntnis geschätzten Didi Hamann gewürdigt: "Mich wundert, dass da noch kein größerer Club angeklopft hat."
Mich auch, ärgern tut es mich aber nicht.
Also, ich brauche keine Eintrachtler bei der WM. Den Unterschied zwischen einer gespielten WM mit halber Vorbereitung und kompletter Vorbereitung sieht man immer wieder gut bei Chandler.