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Berlin Calling - Countdown zum Finale

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Gude

Bots - Was wollen wir trinken (7 Tage lang)

https://www.youtube.com/watch?v=gh3Y_jtDADo

Alles was jetzt noch kommt nennt man Genuss
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Steinat1975 schrieb:

Gude

Bots - Was wollen wir trinken (7 Tage lang)

https://www.youtube.com/watch?v=gh3Y_jtDADo

Alles was jetzt noch kommt nennt man Genuss


Sehr gut! Vor allem darf man sich dieses Lied nicht durch blöde Assoziation in Hoffenheimer Richtung kaputt machen lassen.

Ansonsten hätte ich noch den hier:

https://www.youtube.com/watch?v=usk9vxmHTG8
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Steinat1975 schrieb:

Gude

Bots - Was wollen wir trinken (7 Tage lang)

https://www.youtube.com/watch?v=gh3Y_jtDADo

Alles was jetzt noch kommt nennt man Genuss


Sehr gut! Vor allem darf man sich dieses Lied nicht durch blöde Assoziation in Hoffenheimer Richtung kaputt machen lassen.

Ansonsten hätte ich noch den hier:

https://www.youtube.com/watch?v=usk9vxmHTG8
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Brodowin schrieb:

Steinat1975 schrieb:

Gude

Bots - Was wollen wir trinken (7 Tage lang)

https://www.youtube.com/watch?v=gh3Y_jtDADo

Alles was jetzt noch kommt nennt man Genuss


Sehr gut! Vor allem darf man sich dieses Lied nicht durch blöde Assoziation in Hoffenheimer Richtung kaputt machen lassen.

Ansonsten hätte ich noch den hier:

https://www.youtube.com/watch?v=usk9vxmHTG8


Gänsehaut
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Hatten am Freitag einen neuen Stammtisch im Restaurant und wie sich dann herausstellte war es ein BVB-Fanclub.
Hab dann ganz fix die Eintracht-Gläser aus dem Lager geholt und extra kleine Biere angeboten. Hat für den ein oder anderen Schmunzler gesorgt. War ganz witzig. Jedenfalls haben die nur 4 Karten bekommen für den ganzen Fanclub....der ein oder andere hätte mir ja fast leid getan der leer ausgegangen ist

Vielleicht sollte ich für das nächste Treffen Mini DFB-Pokale besorgen weil am Samstag werden die nix holen.

Vorfreude könnte nicht größer sein zum Spiel!
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Steinat1975 schrieb:

Gude

Bots - Was wollen wir trinken (7 Tage lang)

https://www.youtube.com/watch?v=gh3Y_jtDADo

Alles was jetzt noch kommt nennt man Genuss


Sehr gut! Vor allem darf man sich dieses Lied nicht durch blöde Assoziation in Hoffenheimer Richtung kaputt machen lassen.

Ansonsten hätte ich noch den hier:

https://www.youtube.com/watch?v=usk9vxmHTG8
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Brodowin schrieb:

Sehr gut! Vor allem darf man sich dieses Lied nicht durch blöde Assoziation in Hoffenheimer Richtung kaputt machen lassen.

Ist sowieso der Witz des Jahrhunderts, dass dieser Plastik- und Kommerzverein ausgerechnet die Hymne der Friedens- und Alternativbewegung der 80er-Jahre als Torjubelmelodie verwendet.
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Brodowin schrieb:

Sehr gut! Vor allem darf man sich dieses Lied nicht durch blöde Assoziation in Hoffenheimer Richtung kaputt machen lassen.

Ist sowieso der Witz des Jahrhunderts, dass dieser Plastik- und Kommerzverein ausgerechnet die Hymne der Friedens- und Alternativbewegung der 80er-Jahre als Torjubelmelodie verwendet.
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Das kotzt mich auch unfassbar an.
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Um meiner Vorfreude Ausdruck zu verleihen der dazu passende Song:

Nickelback - Song On Fire
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Ihr Leud, ich hab so was von Bock auf dieses Endspiel nächste Woche!!!

Man kanns nicht oft genug ansehen und anhören:


https://www.youtube.com/watch?v=qxZV2jdxpX4
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Ihr Leud, ich hab so was von Bock auf dieses Endspiel nächste Woche!!!

Man kanns nicht oft genug ansehen und anhören:


https://www.youtube.com/watch?v=qxZV2jdxpX4
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Dann haben wir insgesamt schon zwei ?!
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Dann haben wir insgesamt schon zwei ?!
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Und hier auch noch mal drei.
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So, weil es hier so schön passt, noch mal mein 1988-Finale-Erlebnisbericht aus der vorletzten Fan geht vor. Normalerweise bleibt das ja in der Fgv, was ich dort schreibe. Aber ich hoffe diese Ausnahme wird mir nachgesehen. Denn Berlin Calling...

***

Der letzte Titel.

Es war das vorletzte Jahr in Deutschland, wo für unsereins die Welt noch in Ordnung war. Unsereins sind Westdeutsche, und das bin ich als gebürtiger Frankfurter (am Main!) schließlich. Also für uns begann die Sowjetunion kurz hinter Bebra oder Helmstedt. Da musste man sich noch keinen Kopf machen, welche unzähligen Kleinstaaten aus Jugoslawien rausgeploppt sind. Welche Länder, im allertiefsten Asien dem europäischen Fußballverband angehören. Welcher Teil der damals noch nicht ehemaligen CSSR den Euro als Währung hat, oder auch nicht - und überhaupt. Nicht mal den Euro gab es. Sondern die gute alte Westmark. Als Geld halt noch Geld war.

Mitten in diesem sowjet-sozialistischen Reich, das für uns bestenfalls so bekannt war wie die dunkle Seite des Mondes, gab es aber noch ein Stück uns vertraute Zivilisation. Westberlin (wie der westliche Teil unserer heutigen Hauptstadt im offiziellen DDR-Jargon genannt wurde). Es war die Frontstadt der freien Welt, die Dank fehlender Sperrstunden (damals in Westdeutschland gang und gäbe) und fehlender Wehrpflicht (damals in Westdeutschland gang und gäbe), der Magnet für die Jugend und Aussteiger in der westdeutschen Provinz war. Die machten letztendlich ab den 70ern Berlin aus. Berlin, also Westberlin, war besonders. Berlin war anders. Ein wenig Bowie hier, ein wenig Currywurst da, mit einem, selbst für Frankfurter, unglaublich schrillen Nachtleben. Hier war nicht die Bundesrepublik und schon gar nicht war es hier langweilig. Eingerahmt von den Kindern des Bahnhof Zoos und eben der DDR, für jeden erkennbar durch die Mauer, die sich mitten durch die Stadt zog. Berlin war aber eins nicht - nämlich Fußball. Hertha, zwischendurch auch mal Tasmania und Blau Weiß 90, tummelten sich mehr schlecht als recht ab und an mal in der Bundesliga. Während Tasmania als die Schießbude der Bundesligageschichte einging, stand Hertha eher für Bundesligaskandale und deren Fans, genauer "Hertha Frösche", hatten zwischen Ende der 70er und Anfang der 80er mit den miesesten Ruf unter den Fußballfans in Deutschland. Berlin war in der allgemeinen Wahrnehmung graue Fußball-Provinz.

Berlin spielte aber natürlich im deutschen Nachkriegs-Selbstverständnis eine besondere Rolle. Daher hatte der DFB die undankbare Aufgabe, auf der einen Seite die Fußball-EM 1988 nach Deutschland zu holen, Berlin aber nicht für dieses Turnier zu berücksichtigen. Denn die Sowjetunion und mit ihr alle Staaten, die in deren Abhängigkeit standen, hätten nicht für die EM in Deutschland gestimmt, wenn Berlin als Spielort vorgesehen gewesen wäre.
Komischerweise war das knapp eineinhalbjahrzehnte zuvor bei der WM 1974 in Deutschland (West) noch kein Problem gewesen, als Deutschland (West) das Auftaktspiel im Berliner Olympiastadion hatte und gegen Chile gewann. So kam es, dass Berlin als Entschädigung dafür, dass die EM 1988 einen Bogen um die Stadt machen musste, das DFB-Pokal-Finale zugesprochen wurde. Berlin ab 1985 als vorerst fester Endspiel-Austragungsort durch den DFB ernannt. Das "Deutsche Wembley" Resultat eines Politikums. Die wenigsten wissen das heute noch.

Das Finale im EM-Jahr wurde demnach zum vierten Mal in Folge in Berlin ausgetragen. Die Eintracht wollte nach 1974, 75 und 81 dazu passend auch den vierten Pokal-Titel holen. Der Weg dahin war aber nicht ganz ohne. Denn im Halbfinale musste man als krasser Außenseiter bei den unmittelbar vor der Deutschen Meisterschaft stehenden Bremern antreten. Es war fast erwartungsgemäß ein Spiel auf ein Tor. Genauer, gegen Uli Stein. Auch wenn Uli Stein mit dem HSV diverse Titel gewinnen konnte, z.B. den Landesmeister Europapokal und nicht zuletzt, im Jahr davor, den DFB Pokal, war das vermutlich das beste Spiel seiner Karriere. Die Werder Angriffswellen rollten quasi im Sekunden-Takt auf Uli Stein zu. Aber er hielt nicht nur, was er halten konnte, sondern dazu auch diverse Unhaltbare, die man eigentlich nicht halten konnte. Bremen verzweifelte und die Eintracht hatte einen einzigen lichten Moment: Dieter Schlindwein auf Frank Schulz. Wer als Eintrachtfan damals das Spiel verfolgen konnte, wird das nie vergessen! Es war das einzige Tor an diesem Abend und die Eintracht damit im Finale! Besser, Uli Stein war im Finale. Und er war das sogar als Titelverteidiger.

Was heute unvorstellbar ist, war damals das Normalste überhaupt. Einen Tag nach dem unerwarteten Halbfinal-Triumph in Bremen kurzer Anruf beim Eintracht-Shop in der Bethmannstraße. Sofort durchgekommen und vier Karten für das Finale bestellt. "Wenn's geht bitte mit Studenten-Ermäßigung". Hatte geklappt. Zwei oder drei Wochen später waren die Karten da. Wie bereits erwähnt, war Berlin, insbesondere aufgrund der fehlenden Sperrstunde, immer eine Reise wert. Ein verlängertes Wochenende war daher für uns Pflicht. Also bereits am Donnerstag vor dem Spiel zu viert in den mit Eintracht-Fahne und Schals beflaggten Polo und ab auf die Autobahn.

Am Grenzübergang Helmstedt / Marienborn konnte sich ein DDR-Zöllner beim Anblick unseres Autos die Prognose nicht verkneifen, dass Bochum gewinnen wird. Bochum war unser Finalgegner. Ohne auch nur zu ahnen, wie sehr wir mit unserem Leben spielten, mindestens aber zu einem innerdeutschen Konflikt zu werden, raunte ich ihn an, woher er denn überhaupt Ahnung von der Bundesliga hätte? Die könne er bestenfalls eh nur in Schwarzweiß sehen. Zur Erklärung, in der DDR war natürlich Westfernsehen schauen verboten. Aufgrund unterschiedlicher Systeme - sowohl politisch wie auch fernsehtechnisch - konnte man im Osten, wenn man denn Westfernsehen trotzdem schaute, dieses nur in Schwarzweiß empfangen. Statt uns auf der Stelle festzunehmen, winkte er zur Erleichterung meiner leichenblassen Mitfahrer nur lächelnd ab. Glück gehabt.

In Berlin angekommen, schien rund um die Gedächtniskirche alles in Bochumer Hand zu sein. Wir waren aus der Eintracht-Gemeinde offenbar eher die Ausnahme so früh in Berlin. Das war uns schon auf der Transitautobahn aufgefallen, als gefühlt jedes zweite Auto Bochumer Kennzeichen hatte. Der Großteil der Frankfurter kam am Freitag oder erst am Samstag selbst zum Spiel. Egal, schnell weg von den Bochumern und ab in die Westberliner Nachtleben-Szene und irgendwie versuchen gegen die Aufregung, die von Stunde zur Stunde bis zum Finaltag stieg, anzukämpfen.

Der 28. Mai 1988 war ein schwül heißer Sommertag. In beiden Teilen der Stadt übrigens. Mittlerweile waren im Berliner Straßenbild auch die Frankfurter Farben ausreichend vertreten. Offiziell 20.000 kamen nach Berlin. Im ausverkauften Berliner Olympiastadion waren wir in der Kurve der Anzeigetafel. Während wir noch durch den ein oder anderen Erfolg zu Beginn der 80er etwas verwöhnt und schon fast zu siegessicher waren, wirkten die Bochumer um einiges euphorischer. Für die schien der Tag ein Tick emotionaler als für uns zu sein.

Was sollte bei uns auch groß schiefgehen? Wir hatten mit dem Ungarn Lajos Detari, bis dahin der teuerste Transfer der Bundesligageschichte (!), internationalen Flair und mit Kapitän Charly Körbel, der bis dahin bei allen Pokalsiegen der Eintracht dabei war, fast schon eine Sieg-Garantie. Aber in dieser Bundesligasaison 87/88 hatten wir gegen Bochum beide Spielen mit jeweils 0:1 verloren. Es war also eher ein Spiel auf Augenhöhe aus dem tabellarischen Bundesliga-Mittelmaß. Denn die Eintracht hatte die beste Zeit irgendwie hinter sich, auch wenn sie von den Namen im Team her, nicht nur wegen Uli Stein, deutlich klangvoller in diesem Endspiel war.

In der ersten Halbzeit plätscherte meiner Erinnerung nach das Spiel ohne besondere Höhepunkte vor sich hin. Bis der Bochumer Leitfeld dann die vermeintliche Führung gegen die Eintracht erzielte. Aber Gott sei Dank wegen Abseits abgepfiffen. Angeblich zeigten die Fernsehbilder, dass das Tor zu Unrecht nicht gegeben wurde. Ich kann das nicht beurteilen. Habe diese Bilder nie gesehen. Weiß das nur vom Hörensagen. Ist letztendlich auch völlig egal.
Nach diesem "Hallo Wach", kam die Eintracht besser ins Spiel und konnte in der zweiten Halbzeit die Bochumer leicht dominieren. Ohne aber wirklich für so richtige Torgefahr sorgen zu können. Die Bochumer standen dicht, die Eintracht, zumindest vom Papier her immerhin mit Smolarek und Detari in der Offensive eigentlich sehr kreativ, weitgehend ideenlos.

Die Uhrzeiger der Anzeigentafel wanderten immer mehr Richtung Verlängerung, da ertönte knapp 10 Minuten vor Schluss ein Pfiff. Freistoß für die Eintracht! Etwa 18 Meter vor dem Tor! Detari legte sich den Ball zurecht. In diesem Augenblick ging das kollektive Bewusstsein durch die Eintracht Kurve, dass Detari das "Ding" macht! Unglaublich! Nie davor und ich glaube auch nie wieder danach, hatte ich jemals dieses sichere Gefühl im Stadion. Alle Frankfurter waren überzeugt, dass jetzt die Entscheidung fallen wird. Detari, in der Hinrunde noch oft und ungerechterweise belächelt, zelebrierte in der Rückrunde geradezu Freistöße. Es war seine allergrößte Stärke. Der ein oder andere Sieg, auch in diesem Pokalwettbewerb, resultierten aus seinen unglaublichen Standards. Und jetzt war die Freistoß-Position für ihn geradezu gemalt! Es war die 81. Minute. Er lief an, schoss, der Ball flog perfekt an Zumdick vorbei gezirkelt und zappelte - wie erwartet - im Netz! Ein Torschrei-Orkan in der Eintracht-Kurve! Das war's!  

Die Eintracht spielte danach auf Zeit und brachte die knappe Führung sicher durch. Charly Körbel gewann zum vierten Mal den Pokal, den er nun als Kapitän entgegennahm. Er war damit bei allen vier Pokalsiegen der Eintracht dabei gewesen! Die Party stieg im Stadion. Wir konnten uns einfach nicht daran satt sehen, wie unsere Jungs vor der Kurve den Pokal immer wieder hochhielten. Keiner von uns konnte auch nur im Ansatz ahnen, dass es der letzte Titel der Eintracht für Generationen sein wird. Selbst eine erneute Pokalfinal-Teilnahme in Berlin sollte 18 Jahre auf sich warten lassen. An diesem Tag einfach nicht vorstellbar. Wir genossen den Sieg und träumten von der bevorstehenden Europapokal-Saison und überhaupt einer tollen Zukunft mit Lajos Detari. Denn er versprach bei einem Pokalsieg in Frankfurt zu bleiben. Aber das ist eine andere Geschichte.

Irgendwann später an diesem Tag, irgendwo in Berlin, stieg ich in eine U-Bahn, vollbesetzt mit Bochumern. Gut gelaunt rief ich denen zu: "Ich habe den Pokal! Was habt ihr?"


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So, weil es hier so schön passt, noch mal mein 1988-Finale-Erlebnisbericht aus der vorletzten Fan geht vor. Normalerweise bleibt das ja in der Fgv, was ich dort schreibe. Aber ich hoffe diese Ausnahme wird mir nachgesehen. Denn Berlin Calling...

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Der letzte Titel.

Es war das vorletzte Jahr in Deutschland, wo für unsereins die Welt noch in Ordnung war. Unsereins sind Westdeutsche, und das bin ich als gebürtiger Frankfurter (am Main!) schließlich. Also für uns begann die Sowjetunion kurz hinter Bebra oder Helmstedt. Da musste man sich noch keinen Kopf machen, welche unzähligen Kleinstaaten aus Jugoslawien rausgeploppt sind. Welche Länder, im allertiefsten Asien dem europäischen Fußballverband angehören. Welcher Teil der damals noch nicht ehemaligen CSSR den Euro als Währung hat, oder auch nicht - und überhaupt. Nicht mal den Euro gab es. Sondern die gute alte Westmark. Als Geld halt noch Geld war.

Mitten in diesem sowjet-sozialistischen Reich, das für uns bestenfalls so bekannt war wie die dunkle Seite des Mondes, gab es aber noch ein Stück uns vertraute Zivilisation. Westberlin (wie der westliche Teil unserer heutigen Hauptstadt im offiziellen DDR-Jargon genannt wurde). Es war die Frontstadt der freien Welt, die Dank fehlender Sperrstunden (damals in Westdeutschland gang und gäbe) und fehlender Wehrpflicht (damals in Westdeutschland gang und gäbe), der Magnet für die Jugend und Aussteiger in der westdeutschen Provinz war. Die machten letztendlich ab den 70ern Berlin aus. Berlin, also Westberlin, war besonders. Berlin war anders. Ein wenig Bowie hier, ein wenig Currywurst da, mit einem, selbst für Frankfurter, unglaublich schrillen Nachtleben. Hier war nicht die Bundesrepublik und schon gar nicht war es hier langweilig. Eingerahmt von den Kindern des Bahnhof Zoos und eben der DDR, für jeden erkennbar durch die Mauer, die sich mitten durch die Stadt zog. Berlin war aber eins nicht - nämlich Fußball. Hertha, zwischendurch auch mal Tasmania und Blau Weiß 90, tummelten sich mehr schlecht als recht ab und an mal in der Bundesliga. Während Tasmania als die Schießbude der Bundesligageschichte einging, stand Hertha eher für Bundesligaskandale und deren Fans, genauer "Hertha Frösche", hatten zwischen Ende der 70er und Anfang der 80er mit den miesesten Ruf unter den Fußballfans in Deutschland. Berlin war in der allgemeinen Wahrnehmung graue Fußball-Provinz.

Berlin spielte aber natürlich im deutschen Nachkriegs-Selbstverständnis eine besondere Rolle. Daher hatte der DFB die undankbare Aufgabe, auf der einen Seite die Fußball-EM 1988 nach Deutschland zu holen, Berlin aber nicht für dieses Turnier zu berücksichtigen. Denn die Sowjetunion und mit ihr alle Staaten, die in deren Abhängigkeit standen, hätten nicht für die EM in Deutschland gestimmt, wenn Berlin als Spielort vorgesehen gewesen wäre.
Komischerweise war das knapp eineinhalbjahrzehnte zuvor bei der WM 1974 in Deutschland (West) noch kein Problem gewesen, als Deutschland (West) das Auftaktspiel im Berliner Olympiastadion hatte und gegen Chile gewann. So kam es, dass Berlin als Entschädigung dafür, dass die EM 1988 einen Bogen um die Stadt machen musste, das DFB-Pokal-Finale zugesprochen wurde. Berlin ab 1985 als vorerst fester Endspiel-Austragungsort durch den DFB ernannt. Das "Deutsche Wembley" Resultat eines Politikums. Die wenigsten wissen das heute noch.

Das Finale im EM-Jahr wurde demnach zum vierten Mal in Folge in Berlin ausgetragen. Die Eintracht wollte nach 1974, 75 und 81 dazu passend auch den vierten Pokal-Titel holen. Der Weg dahin war aber nicht ganz ohne. Denn im Halbfinale musste man als krasser Außenseiter bei den unmittelbar vor der Deutschen Meisterschaft stehenden Bremern antreten. Es war fast erwartungsgemäß ein Spiel auf ein Tor. Genauer, gegen Uli Stein. Auch wenn Uli Stein mit dem HSV diverse Titel gewinnen konnte, z.B. den Landesmeister Europapokal und nicht zuletzt, im Jahr davor, den DFB Pokal, war das vermutlich das beste Spiel seiner Karriere. Die Werder Angriffswellen rollten quasi im Sekunden-Takt auf Uli Stein zu. Aber er hielt nicht nur, was er halten konnte, sondern dazu auch diverse Unhaltbare, die man eigentlich nicht halten konnte. Bremen verzweifelte und die Eintracht hatte einen einzigen lichten Moment: Dieter Schlindwein auf Frank Schulz. Wer als Eintrachtfan damals das Spiel verfolgen konnte, wird das nie vergessen! Es war das einzige Tor an diesem Abend und die Eintracht damit im Finale! Besser, Uli Stein war im Finale. Und er war das sogar als Titelverteidiger.

Was heute unvorstellbar ist, war damals das Normalste überhaupt. Einen Tag nach dem unerwarteten Halbfinal-Triumph in Bremen kurzer Anruf beim Eintracht-Shop in der Bethmannstraße. Sofort durchgekommen und vier Karten für das Finale bestellt. "Wenn's geht bitte mit Studenten-Ermäßigung". Hatte geklappt. Zwei oder drei Wochen später waren die Karten da. Wie bereits erwähnt, war Berlin, insbesondere aufgrund der fehlenden Sperrstunde, immer eine Reise wert. Ein verlängertes Wochenende war daher für uns Pflicht. Also bereits am Donnerstag vor dem Spiel zu viert in den mit Eintracht-Fahne und Schals beflaggten Polo und ab auf die Autobahn.

Am Grenzübergang Helmstedt / Marienborn konnte sich ein DDR-Zöllner beim Anblick unseres Autos die Prognose nicht verkneifen, dass Bochum gewinnen wird. Bochum war unser Finalgegner. Ohne auch nur zu ahnen, wie sehr wir mit unserem Leben spielten, mindestens aber zu einem innerdeutschen Konflikt zu werden, raunte ich ihn an, woher er denn überhaupt Ahnung von der Bundesliga hätte? Die könne er bestenfalls eh nur in Schwarzweiß sehen. Zur Erklärung, in der DDR war natürlich Westfernsehen schauen verboten. Aufgrund unterschiedlicher Systeme - sowohl politisch wie auch fernsehtechnisch - konnte man im Osten, wenn man denn Westfernsehen trotzdem schaute, dieses nur in Schwarzweiß empfangen. Statt uns auf der Stelle festzunehmen, winkte er zur Erleichterung meiner leichenblassen Mitfahrer nur lächelnd ab. Glück gehabt.

In Berlin angekommen, schien rund um die Gedächtniskirche alles in Bochumer Hand zu sein. Wir waren aus der Eintracht-Gemeinde offenbar eher die Ausnahme so früh in Berlin. Das war uns schon auf der Transitautobahn aufgefallen, als gefühlt jedes zweite Auto Bochumer Kennzeichen hatte. Der Großteil der Frankfurter kam am Freitag oder erst am Samstag selbst zum Spiel. Egal, schnell weg von den Bochumern und ab in die Westberliner Nachtleben-Szene und irgendwie versuchen gegen die Aufregung, die von Stunde zur Stunde bis zum Finaltag stieg, anzukämpfen.

Der 28. Mai 1988 war ein schwül heißer Sommertag. In beiden Teilen der Stadt übrigens. Mittlerweile waren im Berliner Straßenbild auch die Frankfurter Farben ausreichend vertreten. Offiziell 20.000 kamen nach Berlin. Im ausverkauften Berliner Olympiastadion waren wir in der Kurve der Anzeigetafel. Während wir noch durch den ein oder anderen Erfolg zu Beginn der 80er etwas verwöhnt und schon fast zu siegessicher waren, wirkten die Bochumer um einiges euphorischer. Für die schien der Tag ein Tick emotionaler als für uns zu sein.

Was sollte bei uns auch groß schiefgehen? Wir hatten mit dem Ungarn Lajos Detari, bis dahin der teuerste Transfer der Bundesligageschichte (!), internationalen Flair und mit Kapitän Charly Körbel, der bis dahin bei allen Pokalsiegen der Eintracht dabei war, fast schon eine Sieg-Garantie. Aber in dieser Bundesligasaison 87/88 hatten wir gegen Bochum beide Spielen mit jeweils 0:1 verloren. Es war also eher ein Spiel auf Augenhöhe aus dem tabellarischen Bundesliga-Mittelmaß. Denn die Eintracht hatte die beste Zeit irgendwie hinter sich, auch wenn sie von den Namen im Team her, nicht nur wegen Uli Stein, deutlich klangvoller in diesem Endspiel war.

In der ersten Halbzeit plätscherte meiner Erinnerung nach das Spiel ohne besondere Höhepunkte vor sich hin. Bis der Bochumer Leitfeld dann die vermeintliche Führung gegen die Eintracht erzielte. Aber Gott sei Dank wegen Abseits abgepfiffen. Angeblich zeigten die Fernsehbilder, dass das Tor zu Unrecht nicht gegeben wurde. Ich kann das nicht beurteilen. Habe diese Bilder nie gesehen. Weiß das nur vom Hörensagen. Ist letztendlich auch völlig egal.
Nach diesem "Hallo Wach", kam die Eintracht besser ins Spiel und konnte in der zweiten Halbzeit die Bochumer leicht dominieren. Ohne aber wirklich für so richtige Torgefahr sorgen zu können. Die Bochumer standen dicht, die Eintracht, zumindest vom Papier her immerhin mit Smolarek und Detari in der Offensive eigentlich sehr kreativ, weitgehend ideenlos.

Die Uhrzeiger der Anzeigentafel wanderten immer mehr Richtung Verlängerung, da ertönte knapp 10 Minuten vor Schluss ein Pfiff. Freistoß für die Eintracht! Etwa 18 Meter vor dem Tor! Detari legte sich den Ball zurecht. In diesem Augenblick ging das kollektive Bewusstsein durch die Eintracht Kurve, dass Detari das "Ding" macht! Unglaublich! Nie davor und ich glaube auch nie wieder danach, hatte ich jemals dieses sichere Gefühl im Stadion. Alle Frankfurter waren überzeugt, dass jetzt die Entscheidung fallen wird. Detari, in der Hinrunde noch oft und ungerechterweise belächelt, zelebrierte in der Rückrunde geradezu Freistöße. Es war seine allergrößte Stärke. Der ein oder andere Sieg, auch in diesem Pokalwettbewerb, resultierten aus seinen unglaublichen Standards. Und jetzt war die Freistoß-Position für ihn geradezu gemalt! Es war die 81. Minute. Er lief an, schoss, der Ball flog perfekt an Zumdick vorbei gezirkelt und zappelte - wie erwartet - im Netz! Ein Torschrei-Orkan in der Eintracht-Kurve! Das war's!  

Die Eintracht spielte danach auf Zeit und brachte die knappe Führung sicher durch. Charly Körbel gewann zum vierten Mal den Pokal, den er nun als Kapitän entgegennahm. Er war damit bei allen vier Pokalsiegen der Eintracht dabei gewesen! Die Party stieg im Stadion. Wir konnten uns einfach nicht daran satt sehen, wie unsere Jungs vor der Kurve den Pokal immer wieder hochhielten. Keiner von uns konnte auch nur im Ansatz ahnen, dass es der letzte Titel der Eintracht für Generationen sein wird. Selbst eine erneute Pokalfinal-Teilnahme in Berlin sollte 18 Jahre auf sich warten lassen. An diesem Tag einfach nicht vorstellbar. Wir genossen den Sieg und träumten von der bevorstehenden Europapokal-Saison und überhaupt einer tollen Zukunft mit Lajos Detari. Denn er versprach bei einem Pokalsieg in Frankfurt zu bleiben. Aber das ist eine andere Geschichte.

Irgendwann später an diesem Tag, irgendwo in Berlin, stieg ich in eine U-Bahn, vollbesetzt mit Bochumern. Gut gelaunt rief ich denen zu: "Ich habe den Pokal! Was habt ihr?"


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Danke Andy für diesen wunderbaren  Bericht!
Hammer!!!

 

Und danke übrigens auch, dass ich jetzt den Zusammenhang kenne, warum Berlin Endspiel-Ort geworden ist. Das war mir tatsächlich so noch nicht bekannt.
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Ja, vielen Dank, Andy!
Wieder was gelernt!
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Danke Andy, ein wirklich toller Bericht!

Zu jenem Freistoß: Es war der spätere Frankfurter Epp, der damals im Bochum-Trikot den Frankfurter Holger Friz foulte. - Da wusste der Epp scheinbar schon was die Zukunft für ihn bringt. Eine im SGE-Trikot.

Detari ... ein Ausnahmefußballer vor dem Herrn! Der nach Anlaufschwierigkeiten dass Frankfurter Publikum in Ekstase versetzt hat. Auch ich war mir seinerzeit sicher ... der macht den rein. - Dann noch 10 Minuten Bollwerk und der Pott gehört uns. - So kam es auch.

Nur in einem Punkt möchte ich Dir widersprechen: Je öfter ich die alte VHS-Kassette mit dem Pokalfinale quäle, desto mehr komme ich zu der Erkenntnis: Der VfL war über 90 Minuten gesehen das bessere Team in einem wahrlich schwachen Pokalfinale.

VHS-Kassette quälen ... Pokalsieg 81 + 88, UEFA-Cup-Spiele gegen Gladach ... die machen es auch nicht ewig. - Die Möglichkeit zur Digitalisierung habe ich nicht. - Sollte jemand jene Spiele digitalisiert haben, dann bitte bei mir per PN melden.
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Danke Andy, ein wirklich toller Bericht!

Zu jenem Freistoß: Es war der spätere Frankfurter Epp, der damals im Bochum-Trikot den Frankfurter Holger Friz foulte. - Da wusste der Epp scheinbar schon was die Zukunft für ihn bringt. Eine im SGE-Trikot.

Detari ... ein Ausnahmefußballer vor dem Herrn! Der nach Anlaufschwierigkeiten dass Frankfurter Publikum in Ekstase versetzt hat. Auch ich war mir seinerzeit sicher ... der macht den rein. - Dann noch 10 Minuten Bollwerk und der Pott gehört uns. - So kam es auch.

Nur in einem Punkt möchte ich Dir widersprechen: Je öfter ich die alte VHS-Kassette mit dem Pokalfinale quäle, desto mehr komme ich zu der Erkenntnis: Der VfL war über 90 Minuten gesehen das bessere Team in einem wahrlich schwachen Pokalfinale.

VHS-Kassette quälen ... Pokalsieg 81 + 88, UEFA-Cup-Spiele gegen Gladach ... die machen es auch nicht ewig. - Die Möglichkeit zur Digitalisierung habe ich nicht. - Sollte jemand jene Spiele digitalisiert haben, dann bitte bei mir per PN melden.
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Danke Andy, ein wirklich toller Bericht!

Zu jenem Freistoß: Es war der spätere Frankfurter Epp, der damals im Bochum-Trikot den Frankfurter Holger Friz foulte. - Da wusste der Epp scheinbar schon was die Zukunft für ihn bringt. Eine im SGE-Trikot.

Detari ... ein Ausnahmefußballer vor dem Herrn! Der nach Anlaufschwierigkeiten dass Frankfurter Publikum in Ekstase versetzt hat. Auch ich war mir seinerzeit sicher ... der macht den rein. - Dann noch 10 Minuten Bollwerk und der Pott gehört uns. - So kam es auch.

Nur in einem Punkt möchte ich Dir widersprechen: Je öfter ich die alte VHS-Kassette mit dem Pokalfinale quäle, desto mehr komme ich zu der Erkenntnis: Der VfL war über 90 Minuten gesehen das bessere Team in einem wahrlich schwachen Pokalfinale.

VHS-Kassette quälen ... Pokalsieg 81 + 88, UEFA-Cup-Spiele gegen Gladach ... die machen es auch nicht ewig. - Die Möglichkeit zur Digitalisierung habe ich nicht. - Sollte jemand jene Spiele digitalisiert haben, dann bitte bei mir per PN melden.
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rhoischnook schrieb:

Nur in einem Punkt möchte ich Dir widersprechen: Je öfter ich die alte VHS-Kassette mit dem Pokalfinale quäle, desto mehr komme ich zu der Erkenntnis: Der VfL war über 90 Minuten gesehen das bessere Team in einem wahrlich schwachen Pokalfinale.


Tatsächlich kann ich mich an das Spiel kaum noch erinnern. War irgendwie kein Schlager. Im Gegensatz zu 1981, wo noch einiges in der Erinnerung hängen geblieben ist. Oder das irre Halbfinale in Bremen. Ich habe das Finale auch nie mehr in voller Länge auf Video gesehen. Lediglich das Detari-Tor habe ich noch mehrmals gesehen. Aber das hat sich eh in mein Hirn eingebrannt.
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Danke Andy, ein wirklich toller Bericht!

Zu jenem Freistoß: Es war der spätere Frankfurter Epp, der damals im Bochum-Trikot den Frankfurter Holger Friz foulte. - Da wusste der Epp scheinbar schon was die Zukunft für ihn bringt. Eine im SGE-Trikot.

Detari ... ein Ausnahmefußballer vor dem Herrn! Der nach Anlaufschwierigkeiten dass Frankfurter Publikum in Ekstase versetzt hat. Auch ich war mir seinerzeit sicher ... der macht den rein. - Dann noch 10 Minuten Bollwerk und der Pott gehört uns. - So kam es auch.

Nur in einem Punkt möchte ich Dir widersprechen: Je öfter ich die alte VHS-Kassette mit dem Pokalfinale quäle, desto mehr komme ich zu der Erkenntnis: Der VfL war über 90 Minuten gesehen das bessere Team in einem wahrlich schwachen Pokalfinale.

VHS-Kassette quälen ... Pokalsieg 81 + 88, UEFA-Cup-Spiele gegen Gladach ... die machen es auch nicht ewig. - Die Möglichkeit zur Digitalisierung habe ich nicht. - Sollte jemand jene Spiele digitalisiert haben, dann bitte bei mir per PN melden.
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rhoischnook schrieb:

Sollte jemand jene Spiele digitalisiert haben, dann bitte bei mir per PN melden.                                                        

Das Finale von 1981 gibt es in voller Länge auf youtube. Auch kein qualitiver Leckerbissen, aber wahrscheinlich besser als eine alte VHS:
1. Halbzeit
2. Halbzeit
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iss die Fraa Rauscher mit diese Anastescha eigentlich auch am/im Mittelkreis?
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Yaaaaeeeehhhh bald geht es los.
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Lass dir von niemanden je einreden, dass du das nicht kannst...

https://www.youtube.com/watch?v=3DLLH5HHUJw

Schreibt Geschichte.

Die Unsterblichkeit wird euer Lohn sein.

Ich Glaube an euch


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