>

Macht Fussball noch Bock?

#
Definitiv nein!
#
hsv-fan1887 schrieb:

Definitiv nein!

Wieso? Das was der HSV macht hat doch mit Fußball echt nichts zu tun.

Fußball habe ich für mich inzwischen fast ausschließlich auf die Eintracht reduziert. EL und CL schaue ich, mit einer einjährigen Unterbrechung, seit über 10 Jahren nicht mehr. Die Nationalmannschaft nur noch bei Turnieren und ggf. bei Quali-Spielen, wenn sonst gar nichts im TV kommt. Am Freitag habe ich seit Ewigkeiten mal wieder ein Freundschaftsspiel gesehen, das aber auch nur, weil ich mal ins Düsseldorfer Stadion wollte und für 10 Euro incl. Begleitperson hat es sich ja auch gelohnt.
#
Der Fußball hat sich leider sehr verändert.
Und jede neue Veränderung bringt neue weitere Veränderungen mit sich.
Ich liebte früher den Fußball und schaute jedes Spiel, wenn ich Zeit hatte.
Meistens nahm ich mir die Zeit.
Es gab nichts anderes wie Fußball und Tennis in meinem Leben.

Aber die letzten 15 Jahre wurden so schlimm, das ich gut und gerne auf viele interessante Spiele verzichte.
Alleine schon die ganzen Wettskandale, haben viel kaputt gemacht.
Mittlerweile schaue ich nur noch das was ich möchte.
Denn die Übertragungen werden auch andauernd schlimmer.
Immer mehr sinnlose Werbung, immer schlechtere Reporter, dazu der ganze !! Mist mit den Schiedsrichtern.

Nein dieser Fußball wird zwar geduldet, aber der Spaß ist anderen Dingen gewichen.

#
Hat das vielleicht auch (bei vielen von uns) mit dem Alter zu tun?

Mit Mitte 30 haben sich die Interessen/Prioritäten einfach verschoben. Mal eben ein Wochenende opfern um nach Hamburg, Rostock oder sonstwohin zu fahren ist bei mir heute einfach nicht mehr drin; bin aber auch in einem Beruf tätig, in dem ich fast jeden Samstag arbeite.
#
ein sehr interessanter Thread, finde auch gut wie hier argumentiert wird
ich kann mich im Prinzip in allen Beiträgen wieder finden.

Ich verfolge den Fussball seit über 40 Jahren, als Jugendlicher und als Student habe ich nach Möglichkeit fast jedes Fussball Spiel im Free TV gesehen. Das Interesse ist rapide gesunken: kein CL/EL Spiel mehr, Pokalspiele entscheide ich intuitiv, Test Länderspiele eher selten, WM/EM aber nicht mehr exzessiv, aber die meisten Spiele sehe ich. SGE Spiele gehören allerdings zum Pflichtprogramm, Oster Sonntag hat aber die Familie Vorrang......

woher kommt das Desinteresse: Übersättigung (einfach zu viel Fußball), zu viel Kommerzgedöns, Champ. League ist langweilig geworden (immer die gleichen ganz vorne) etc.

Zusammenfassend:
Bock auf Fußball: ja, aber deutlich weniger, es ist aber auch nicht weiter tragisch, das Leben ändert sich.
#
ein sehr interessanter Thread, finde auch gut wie hier argumentiert wird
ich kann mich im Prinzip in allen Beiträgen wieder finden.

Ich verfolge den Fussball seit über 40 Jahren, als Jugendlicher und als Student habe ich nach Möglichkeit fast jedes Fussball Spiel im Free TV gesehen. Das Interesse ist rapide gesunken: kein CL/EL Spiel mehr, Pokalspiele entscheide ich intuitiv, Test Länderspiele eher selten, WM/EM aber nicht mehr exzessiv, aber die meisten Spiele sehe ich. SGE Spiele gehören allerdings zum Pflichtprogramm, Oster Sonntag hat aber die Familie Vorrang......

woher kommt das Desinteresse: Übersättigung (einfach zu viel Fußball), zu viel Kommerzgedöns, Champ. League ist langweilig geworden (immer die gleichen ganz vorne) etc.

Zusammenfassend:
Bock auf Fußball: ja, aber deutlich weniger, es ist aber auch nicht weiter tragisch, das Leben ändert sich.
#
Tafelberg schrieb:

Oster Sonntag hat aber die Familie Vorrang......

Wir haben unser Oster Sonntag Abendessen auf mittags verlegt.
#
NÖ!

Abnabelung schreitet voran.Bald ist Schicht im Schacht.Komplett!
#
WuerzburgerAdler schrieb:

Ich denke, es gibt zwei Arten von Kriterien, ob Fußball noch Bock macht.

Das eine ist die immer wieder spannende Frage, wie es ausgeht. Wer wird Meister, Weltmeister, CL-Sieger etc. Hier kann man die ganze Sache wohl nur noch ertragen, wenn man Fan einer bestimmten Mannschaft ist und mit dieser mitfiebert. Alles andere ist zu einer elitären Geldmaschine verkommen, in der die Titel nur noch unter wenigen Mannschaften ausgemacht werden. Wenn überhaupt.
Gefördert wird diese Kein-Bock-mehr-Haltung durch Nichteinhaltung des Financial Fair Play, der 50+1-Regel, der Vergabe von Welt- und Europameisterschaften, der entsprechenden Korruption und was dergleichen mehr ist.
Ebenso durch das erschreckend schwache Niveau in der Bundesliga.

Das andere ist der Fußball an sich, so wie er von etlichen Teams fast bis zur Perfektion gespielt wird. Es sind zwar nicht viele, aber einigen Teams (inkl. Nationalmannschaften) kann man heute sehr wohl noch mit Genuss und Bewunderung zuschauen.
Wie diese Spiele dann ausgehen ist fast schon Nebensache. Aber diese Mannschaften und ihre Spieler zu sehen macht schon noch Bock.


Ich kann dem weitgehend folgen, was du da schreibst. Das letzte Länderspiel zwischen Deutschland und Spanien wollte ich z.B. gar nicht gucken, da zeitgleich Eishockey kam. Bin dann aber doch hängen geblieben, da es wirklich sehr ansprechender Fußball von beiden Mannschaften war.

Ich würde Deinen zwei Arten von Fußball-Leidenschaft aber noch eine dritte hinzufügen. Ich weiß nicht so richtig, wie ich Sie bezeichnen soll. Vielleicht einfach als "Leidenschaft an sich" ....oder so.  Davon ist tatsächlich in den unteren Ligen immer noch einiges zusehen und ich persönlich würde da auch nicht so schwarz malen wie du, dass der Sportplatz als Treffpunkt an Bedeutung verloren hat. Dafür gibt es im Amateur-Fußball und auch insbesondere im Nachwuchsfußball immer noch viel zu viele Sachen, die ziemlich ok sind und die mich tatsächlich immer wieder regelmäßig flashen.  

Ich bin vor kurzem durch einen Freund zufällig in das Spiel St. Pauli gegen Braunschweig geraten. Mir war ziemlich egal, wer gewinnt.  Es war Zweitliga-Abnutzungskampf vom Feinsten. Der Platz war tief und nach dem Spiel glich er einem gepflügten Acker. Jedem Spieler waren die Platzverhältnisse am Trikot abzulesen. Der Ball lief 90 Minuten  gefühlt bei keiner der beiden Mannschaft über mehr als vier Stationen. Es gab wenige Torraum-Szenen und am Ende ging es 0:0 aus. Und doch war es ein packendes Spiel. Beide Mannschaften wollten ohne Ende. Dazu leidenschaftliche Heim-Fans, die jede gelungene Grätsche mit Beifall honorierten und ein imposanter Auswärts-Support. Das Spiel hat mich ohne Übertreibung bis zur letzten Sekunde gefesselt.

Und dann sehe ich ein paar Tage später das CL-Rückspiel zwischen PSG und Real Madrid. Auch Abnutzungskampf. Aber auf einem ganz anderen fußballerischen Niveau. Da standen schon wirklich feine Fußballer auf dem Platz. Schön anzusehen. Und spannend war es zunächst auch. Aber nach der ersten Halbzeit hatte ich plötzlich keinen Bock mehr, weiter zu schauen. Ich hab einfach abgeschaltet. Weiß nicht warum. Ich habe mir stattdessen dann lieber die neue Platte von Olli Schulz angehört. Und beim Lied "Du schockst nicht mehr" habe ich mich im Bezug auf meine CL-Leidenschaft plötzlich extrem verstanden gefühlt.

Aber auch diese CL würde sich vermutlich wieder ganz anders anfühlen, wenn da plötzlich die Frankfurter Eintracht mitmischen würde. Fußball ist halt auch sehr subjektiv. Und das ist auch ok so.
#
Brodowin schrieb:

Und dann sehe ich ein paar Tage später das CL-Rückspiel zwischen PSG und Real Madrid. Auch Abnutzungskampf. Aber auf einem ganz anderen fußballerischen Niveau. Da standen schon wirklich feine Fußballer auf dem Platz. Schön anzusehen. Und spannend war es zunächst auch. Aber nach der ersten Halbzeit hatte ich plötzlich keinen Bock mehr, weiter zu schauen. Ich hab einfach abgeschaltet. Weiß nicht warum.


Exakt mein Empfinden. Es langweilt mich. Es ist irgendwie seelenlos.
Zweifelsohne ist es klasse Fussball, da passieren Dinge zum Zunge schnalzen. Aber die Protagonisten sind mir zu weit weg vom "normalen" Leben. Wenn ich das Theater um Neymar aktuell wieder sehe, der kassiert dreckiges blutiges Geld nach seinem Wechsel zu PSG, schwimmt im Überfluß, und hat ein halbes Jahr nach seinem Wechsel plötzlich kein Bock mehr auf PSG... wie kann man so etwas noch verstehen? Geschweige denn unterstützen? Das ist die reine Perversion.

Klar ist auch die SGE Teil dieses kranken Geschäfts. Und bei einer CL-Teilnahme erst recht.
Es ist ein Gewissenskonflikt. Wahrscheinlich würde ich im Block stehen und vor Freude ausrasten ohne Ende, um mich danach zu fragen was ich da überhaupt mache und warum ich meine Grundsätze so über Bord werfe.

Hab mir am Sonntag die komplette 2.Hälfte OFC-Worms angeschaut auf sport1. Und ich hatte Spaß dabei. Ich war irgendwie gefesselt. Und ich würde es auch nochmal schauen wenn es parallel zu Real-PSG laufen würde.
Alleine daran sieht man wie sich meine Sichtweise, mein Gefühl für Fussball geändert hat. Besorgniserregend würde ich sagen...
#
Mein Konsum ist auch definitiv weniger geworden.
Seit den FIFA Skandalen versuche ich keine WM mehr zu konsumieren. Bei Brasilien hat es aufgrund des Erfolges der Deutschen Nationalmannschaft nicht ganz geklappt. Russland und Katar werden aber definitiv ignoriert. Sehr zu empfehlen das Buch "FIFA-MAFIA" von Thomas Kistner.
CL schaue ich jetzt auch schon 2-3 Jahre nicht mehr. Einerseits bin ich nicht bereit Sky und Konsorten noch Geld in den Rachen zu schmeißen, andererseits sind es eh immer dieselben Verdächtigen.
EL schaue ich noch ab und zu wenn nicht gerade Hopp oder Rattenball läuft.

Dafür habe ich den Fußball um die Ecke entdeckt. Unser Fußballverein in der Stadt spielt Verbandsliga.
Lieber schaue ich mir Fußball mit Emotionen an als irgendwelchen Hochglanz-Fußball auf högschtem Nivea(u).
#
Gut, das waren jetzt so ca. 20 Beiträge, nicht gerade repräsentativ. Trotzdem drängt sich bei der allgemeinen Tendenz die Frage auf: Wozu dann die ganze Aufregung um Montagsspiele, um 50+1, um die FIFA, die UEFA, den DFB, wenn es scheinbar immer weniger Fußballfreunde interessiert?
Und warum sind die Stadien voll, hat Sky so viele Abonnenten, wenn sich die meisten abwenden?
#
Gerade bei Spiegel-Online über ein paar Eindrücke aus England gestolpert:

http://www.spiegel.de/sport/fussball/england-und-der-amateurfussball-fritten-tattoos-emotionen-a-1199595.html
#
Gerade bei Spiegel-Online über ein paar Eindrücke aus England gestolpert:

http://www.spiegel.de/sport/fussball/england-und-der-amateurfussball-fritten-tattoos-emotionen-a-1199595.html
#
Brodowin schrieb:

Gerade bei Spiegel-Online über ein paar Eindrücke aus England gestolpert:

http://www.spiegel.de/sport/fussball/england-und-der-amateurfussball-fritten-tattoos-emotionen-a-1199595.html

Sehr guter Bericht. Danke!
Macht einen nachdenklich.
#
Gut, das waren jetzt so ca. 20 Beiträge, nicht gerade repräsentativ. Trotzdem drängt sich bei der allgemeinen Tendenz die Frage auf: Wozu dann die ganze Aufregung um Montagsspiele, um 50+1, um die FIFA, die UEFA, den DFB, wenn es scheinbar immer weniger Fußballfreunde interessiert?
Und warum sind die Stadien voll, hat Sky so viele Abonnenten, wenn sich die meisten abwenden?
#
WuerzburgerAdler schrieb:

Wozu dann die ganze Aufregung um Montagsspiele, um 50+1, um die FIFA, die UEFA, den DFB, wenn es scheinbar immer weniger Fußballfreunde interessiert?


Weil (neben weiteren, artverwandten Themen) genau diese Dinge als ursächlich angenommen werden für den Umstand, das immer weniger eingefleischte Fans Bock haben? Nicht der Sport an sich stößt ab, sondern das "drumherum", sodaß ein Auflehnen gegen diese Umstände bzw. deren Folgen durchaus Sinn ergeben könnte. Allerdings befürchte ich, daß dieser Kampf schon verloren ist. Und das immer mehr Leute das ähnlich sehen dürften. Irgendwann läuft das Fass in so einer Situation dann halt über...

Mal sehen, ob die Sky-Abozahlen und die Auslastungsrate der Stadion auch dann so hoch bleiben, wenn ggf. in ein paar Jahren die Protagonisten auf den Rängen, welche mMn. durchaus ein elementarer Bestandteil des Erlebnisses Fussball (bzw. Bundesliga) ausmachen, zunehmend schwinden bzw. keinen bock mehr haben. Und in der Folge die Stimmung und die Leidenschaft auf den Rängen spürbar nachlassen. Ich prophezeihe mal ganz spektulativ: Auch Abo-Zahlen und Statienauslastung würde in diesem Fall zurückgehen, aber um ein paar Jahre zeitverzögert. Daher halte ich es für nicht so sinnvoll, aktuelle Abozahlen von Sky als Maßstab zu nehmen. Sie bilden nur die Gegenwart ab, lassen aber kaum Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu.
#
[sing]ohne kovac wär ich nicht mehr hier[/sing]

mir ging der gesamte fußballzirkus in der veh/kovac/reli-saison so wahnsinnig auf die nüsse, dass ich echt schon die lust verloren hatte. dann noch kittel und waldschmidt weg, dafür eine armada an leihspielern - ich war bedient.
dazu noch die blocksperre zum saisonauftakt, zu dem ich eigentlich dann gar nicht hin wollte. sah dann nach 20 minuten schalke an die wand spielen alles wieder ganz anders aus und das fieber war zurück.

aber der rahmen war schon vorher unsäglich: die vermeintlich 18 besten fußballvereine spielen einen wettbewerb, dessen gewinner quasi schon vorher feststeht.

unvergessen auch das fazit auf spiegel online zur letzten EM, die ich auch nur noch beiläufig wahrgenommen hab: nach der WM in russland, einer EM ohne festen austragungsland und der WM in katar werden wir uns noch sehnsüchtig an diese EM zurück erinnern.
vor kurzem irgendwo aufgeschnappt, dass es noch 100 tage zum WM-eröffnungsspiel russland - saudi-arabien seien. dazu noch n schiri aus dem iran, und die menschenrechtsverletzungen sind nahezu kommplett. sicherlich werde ich auch irgendwann WM spiele gucken, aber ich hab sowas von überhaupt keine vorfreude.

und seit geraumer zeit erzähle ich auch, dass spätestens mit anpfiff zur katar-WM bei mir schluss ist mit profi-fußball. mal schauen, ob das dann wirklich so kommt...
#
Xbuerger schrieb:

und seit geraumer zeit erzähle ich auch, dass spätestens mit anpfiff zur katar-WM bei mir schluss ist mit profi-fußball. mal schauen, ob das dann wirklich so kommt...

Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen die nächsten 3 Wettbewerbe nicht anzugucken, die WM in Russland (nur wegen Korruption dahin gegangen. Grüsse an den Gazprom-Kaiser), die fanfeindliche EM 2020 und natürlich die Wir-gehen-über-Leichen-WM in Katar (die auch nur wegen Korruption zustande kam). Diesen Wettbewerben werde ich mich verweigern und hoffe das es viele Fussballfans auch so machen. Wenn ich mich allerdings so umhöre werden es nicht viele sein die das machen, vielen ist es scheißegal was da gemacht wurde.
#
Gut, das waren jetzt so ca. 20 Beiträge, nicht gerade repräsentativ. Trotzdem drängt sich bei der allgemeinen Tendenz die Frage auf: Wozu dann die ganze Aufregung um Montagsspiele, um 50+1, um die FIFA, die UEFA, den DFB, wenn es scheinbar immer weniger Fußballfreunde interessiert?
Und warum sind die Stadien voll, hat Sky so viele Abonnenten, wenn sich die meisten abwenden?
#
muss kein Widerspruch per se sein.
Ins Stadion gehen, Sky haben und (nur!) SGE schauen kann ja trotzdem einen reduzierten Fußball Konsum bedeuten
#
Gut, das waren jetzt so ca. 20 Beiträge, nicht gerade repräsentativ. Trotzdem drängt sich bei der allgemeinen Tendenz die Frage auf: Wozu dann die ganze Aufregung um Montagsspiele, um 50+1, um die FIFA, die UEFA, den DFB, wenn es scheinbar immer weniger Fußballfreunde interessiert?
Und warum sind die Stadien voll, hat Sky so viele Abonnenten, wenn sich die meisten abwenden?
#
Ich denke, mit dem ersten Satz weist du schon auf das Wesentliche hin: es ist hier nicht repräsentativ. Und da ist denke ich auch der große Unterschied: wer wirklich Fan eines Vereins im ursprüngliche Sinne ist - die bedingungslose und manchmal auch unreflektierte Liebe und Unterstützung beinhaltend - dem machen alle die negativen Begleitumstände Kopfzerbrechen beziehungsweise zerstören nach und nach diese totale Identifikation mit dem Lieblingshobby. Und wer in Foren liest und schreibt - und somit ja auch Zeit abseits der eigentlichen Unterhaltung investiert und opfert - der gehört in den allermeisten Fällen in diese Kategorie.

Wer hingegen nur Sympathisant ist und an sportlicher Unterhaltung interessiert ist, den stören die ganzen Begleitumstände wenig. Ferner würde ich jene Einteilung allerdings nur ungern mit einer besser/schlechter Einstufung verbinden wollen.

Beispielsweise schaue ich seit einigen Jahren sehr gerne die NFL Playoffs mit dem Superbowl als Highlight. Ich verfolge weder einzelne Vereine noch habe ich ein Team, von dem ich Fan im obigen Sinne bin, sondern bin "lediglich" an spannender, sportlicher Unterhaltung interessiert. Ich denke auch nicht, dass man sich für diese Herangehensweise erklären müsste.

Problematisch hingegen wird dies im Fall des Profifußballs allerdings insofern, als dass das Sympathisantentum durch den unglaublichen Fußballboom seit Anfang der 2000er so groß geworden ist, dass es in der Anzahl die richtigen Fans deutlich übersteigt und somit nun auch alle wichtigen Faktoren für diese größte Gruppe ausgerichtet werden: Fernsehfreundlichkeit etc. Und da wir nunmal in einer durch und durch kommerzialisierten Welt leben, orientiert sich auch der Fußball an jener großen Gruppe, mit der sich das Meiste Geld machen lässt.

Für den klassischen Fan ist das ziemlich ernüchternd. Etwas überspitzt kommt da mit dem Sympathisantentum eine neue größere Gruppe, auf die der Fußball nun vollständig ausgelegt wird. Kein Wunder, dass sich nun nicht wenige klassische Fans abwenden oder ein wenig die Lust verlieren. Ich selbst schließe mich dabei auch nicht aus.

Wie viele andere verfolge ich Spiele im Europacup im Gegensatz zu früher auch nur noch am Rande, schalte vielleicht mal rein, wenn nichts anderes läuft oder wenn es langsam in die entscheidende K.O.-Phase geht, gleichwohl auch mit immer weniger Enthusiasmus, da für gewöhnlich eh die gleichen Vereine im Halbfinale oder Finale stehen.

Auch in der Bundesliga bin ich fast nur noch auf die Eintracht fokussiert. Mittlerweile langweilen mich ziemlich viele Spiele, so dass ich nach dem Eintracht-Spiel am Samstagnachmittag auch lieber zum örtlichen Basketballverein gehe oder mir eine andere Sportart anschaue, als mir irgendein Leipzig-Hoffenheim Spiel anzusehen...

Hingegen würde ich an dieser Stelle aber eine Lanze für die WM brechen, auf die ich mich persönlich auch weiterhin unheimlich freue. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man es schafft, all die mafiösen Begleitumstände etc auszublenden (sofern man das denn überhaupt will). Dennoch bleibt die WM für mich in seiner jetzigen Form der sportlich spannendste Wettbewerb im Profifußball.

Würde wir hier vor der Saison tippen müssen, wer im CL-Halbfinale steht, würden dabei wohl unglaubliche viele Überschneidungen auftreten, die dann letztendlich mit wenigen Ausnahmen auch so eintreten. Die Tipps zu den Halbfinalisten bei der WM dürften hingegen hier deutlich stärker differieren, von der späteren Wirklichkeit dann ganz zu schweigen.

Kein Land kann sich eine Startruppe zusammenkaufen und kein Favorit ist vor einem schlechten Tag gefeit. Klassische Do-or-Die Spiele mit ungewissem Ausgang, bei denen der Sieger vor Anpfiff in der Regel nicht zu 90% feststeht. Das schaue ich mir einfach gerne an.

Dennoch bleibt es "nur" sehr schöne Unterhaltung. Bedingt durch meine Sozialisation kann ich mir auch nichts anderes vorstellen, als der deutschen Mannschaft dabei kräftig die Daumen zu drücken. Im Gegensatz zu früher ist es allerdings nur noch dieses Daumen drücken - vom obigen Fan-Sein habe ich mich bei den aktuellen Entwicklungen um den Fußball im Allgemeinen und dem DFB im Speziellen auch schon seit einigen Jahren verabschiedet. Ein spannendes Turnier wird es für mich dennoch sicherlich, auch wenn die deutsche Mannschaft früh ausscheiden sollte.


Sportliche Grüße,
Okocha-Flix

#
Selbstverständlich macht Fußball noch Bock. Aber ich dosiere halt bewusster. Von früher war ich gewohnt mitzunehmen was kam. Heute läuft permanent Fußball und wenn mal nichts läuft, dann kommen selbst im Moma oder sonstwo dämliche Berichte vom Bayern-Training oder was weiß ich. Damit es mir nicht zuviel wird, verfolge ich praktisch nur noch die Eintracht, gucke hier und da mal, was z.B. der MSV oder Hanau 93 oder auch der FC Sao Paulo so treiben, aber fremde Spiele gucke ich praktisch gar nicht mehr an. Wird mir zu viel.

Bei CL und Co. ist mir das einfach zu viel Trara und vor allem zu banal. Da wird halt die ganze Berichterstattung auf komplette Laien ausgelegt, die man damit ködert, dass da ganz viele Stars gegeneinander antreten. Das gefällt mir nicht, auch wenn manche Spiele qualitativ sicher ansprechend sein dürften. Aber da fehlt mir einfach die Emotion, wenn sich da Investoren mittels ihrer Spielzeuge messen. Außerdem widerstrebt mir, dass die Bundesligisten so blöd waren, das Vehikel für die Scheißbayern zu geben, die ja immer eine europäische Eliteliga wollten und dank Umstrukturierung (früher wars mal der Meister, heute sinds 4 Vertreter je großem Land) auch bekommen haben ... und die deutschen Vereine sind blöd genug, Steigbügelhalter zu spielen und freuen sich wahrscheinlich noch, dass sie die Eliteliga verhindert haben.

Klar macht Fußball noch Bock, aber mir halt vor allem dann, wenn erstens die Eintracht dabei ist und ich zweitens auch mit dem Gegner etwas verbinde und ein faires Duell erwarte. Das ist bei Lautern, Nürnberg, Köln und Co. der Fall aber nicht bei irgendwelchen mit Geld aus Unternehmen oder Fernsehgeldern aufgeblähten Konstrukten.

Nationalmannschaft? Turniere ja, Pflichtspiele kaum, Freundschaftsspiele so gut wie nie.

Aber mir würde etwas fehlen, wenn ich nicht bescheid wüsste. Worüber würde ich mich denn sonst aufregen können?
#
Ich denke, mit dem ersten Satz weist du schon auf das Wesentliche hin: es ist hier nicht repräsentativ. Und da ist denke ich auch der große Unterschied: wer wirklich Fan eines Vereins im ursprüngliche Sinne ist - die bedingungslose und manchmal auch unreflektierte Liebe und Unterstützung beinhaltend - dem machen alle die negativen Begleitumstände Kopfzerbrechen beziehungsweise zerstören nach und nach diese totale Identifikation mit dem Lieblingshobby. Und wer in Foren liest und schreibt - und somit ja auch Zeit abseits der eigentlichen Unterhaltung investiert und opfert - der gehört in den allermeisten Fällen in diese Kategorie.

Wer hingegen nur Sympathisant ist und an sportlicher Unterhaltung interessiert ist, den stören die ganzen Begleitumstände wenig. Ferner würde ich jene Einteilung allerdings nur ungern mit einer besser/schlechter Einstufung verbinden wollen.

Beispielsweise schaue ich seit einigen Jahren sehr gerne die NFL Playoffs mit dem Superbowl als Highlight. Ich verfolge weder einzelne Vereine noch habe ich ein Team, von dem ich Fan im obigen Sinne bin, sondern bin "lediglich" an spannender, sportlicher Unterhaltung interessiert. Ich denke auch nicht, dass man sich für diese Herangehensweise erklären müsste.

Problematisch hingegen wird dies im Fall des Profifußballs allerdings insofern, als dass das Sympathisantentum durch den unglaublichen Fußballboom seit Anfang der 2000er so groß geworden ist, dass es in der Anzahl die richtigen Fans deutlich übersteigt und somit nun auch alle wichtigen Faktoren für diese größte Gruppe ausgerichtet werden: Fernsehfreundlichkeit etc. Und da wir nunmal in einer durch und durch kommerzialisierten Welt leben, orientiert sich auch der Fußball an jener großen Gruppe, mit der sich das Meiste Geld machen lässt.

Für den klassischen Fan ist das ziemlich ernüchternd. Etwas überspitzt kommt da mit dem Sympathisantentum eine neue größere Gruppe, auf die der Fußball nun vollständig ausgelegt wird. Kein Wunder, dass sich nun nicht wenige klassische Fans abwenden oder ein wenig die Lust verlieren. Ich selbst schließe mich dabei auch nicht aus.

Wie viele andere verfolge ich Spiele im Europacup im Gegensatz zu früher auch nur noch am Rande, schalte vielleicht mal rein, wenn nichts anderes läuft oder wenn es langsam in die entscheidende K.O.-Phase geht, gleichwohl auch mit immer weniger Enthusiasmus, da für gewöhnlich eh die gleichen Vereine im Halbfinale oder Finale stehen.

Auch in der Bundesliga bin ich fast nur noch auf die Eintracht fokussiert. Mittlerweile langweilen mich ziemlich viele Spiele, so dass ich nach dem Eintracht-Spiel am Samstagnachmittag auch lieber zum örtlichen Basketballverein gehe oder mir eine andere Sportart anschaue, als mir irgendein Leipzig-Hoffenheim Spiel anzusehen...

Hingegen würde ich an dieser Stelle aber eine Lanze für die WM brechen, auf die ich mich persönlich auch weiterhin unheimlich freue. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man es schafft, all die mafiösen Begleitumstände etc auszublenden (sofern man das denn überhaupt will). Dennoch bleibt die WM für mich in seiner jetzigen Form der sportlich spannendste Wettbewerb im Profifußball.

Würde wir hier vor der Saison tippen müssen, wer im CL-Halbfinale steht, würden dabei wohl unglaubliche viele Überschneidungen auftreten, die dann letztendlich mit wenigen Ausnahmen auch so eintreten. Die Tipps zu den Halbfinalisten bei der WM dürften hingegen hier deutlich stärker differieren, von der späteren Wirklichkeit dann ganz zu schweigen.

Kein Land kann sich eine Startruppe zusammenkaufen und kein Favorit ist vor einem schlechten Tag gefeit. Klassische Do-or-Die Spiele mit ungewissem Ausgang, bei denen der Sieger vor Anpfiff in der Regel nicht zu 90% feststeht. Das schaue ich mir einfach gerne an.

Dennoch bleibt es "nur" sehr schöne Unterhaltung. Bedingt durch meine Sozialisation kann ich mir auch nichts anderes vorstellen, als der deutschen Mannschaft dabei kräftig die Daumen zu drücken. Im Gegensatz zu früher ist es allerdings nur noch dieses Daumen drücken - vom obigen Fan-Sein habe ich mich bei den aktuellen Entwicklungen um den Fußball im Allgemeinen und dem DFB im Speziellen auch schon seit einigen Jahren verabschiedet. Ein spannendes Turnier wird es für mich dennoch sicherlich, auch wenn die deutsche Mannschaft früh ausscheiden sollte.


Sportliche Grüße,
Okocha-Flix

#
Du schreibst viel Richtiges. Zum Beispiel, dass an die Stelle des klassischen Fußballfans eine große Masse an Unterhaltungsjunkies getreten ist, die die Stadien und das Sky-Säckel füllen. Teilweise ist das Sensationslust (z. B. durch das Hypen bestimmter Spieler), teilweise die Suche nach Zerstreuung oder "Events". Wie nachhaltig das sein wird, wird man sehen. Ich denke, das ist erfolgsabhängig. Die Allianz-Arena ist ja auch immer zu einem großen Teil von Touristen besucht, die sich gerne einmal die Startruppe anschauen wollen und massenhaft Selfies im vollen Stadion verschicken.

Es kommt noch eine Gruppe hinzu: die der Ausgehungerten. Leipzig, oder auch Würzburg, da erlebe ich das hautnah mit. Die Kickers spielen einen fürchterlichen Fußball, aber die Leute strömen zum Dallenberg. Auch dies wird kaum besonders nachhaltig sein.

Jedenfalls kümmert diese Gruppen die Probleme, die der Fußball hat, kaum. Wenn sie diese überhaupt wahrnehmen.

Was bleibt, ist der Sport an sich. Spitzensport zu beobachten ist für mich nach wie vor ein Hochgenuss, egal ob Football, Basketball, Handball oder eben Fußball. Da dieser in der Bundesliga kaum noch geboten wird, bleiben tatsächlich nur noch die CL und eine WM/EM. Bis jetzt ist es mir gelungen, das Drumherum zumindest für 90 Minuten auszublenden. Die WM in Katar wird das wahrscheinlich nicht mehr schaffen. Und ich hoffe nicht, dass es die Eintracht irgendwann mal schafft, meine Treue derart auf die Probe zu stellen, dass daraus ein Konflikt wird.
#
Du schreibst viel Richtiges. Zum Beispiel, dass an die Stelle des klassischen Fußballfans eine große Masse an Unterhaltungsjunkies getreten ist, die die Stadien und das Sky-Säckel füllen. Teilweise ist das Sensationslust (z. B. durch das Hypen bestimmter Spieler), teilweise die Suche nach Zerstreuung oder "Events". Wie nachhaltig das sein wird, wird man sehen. Ich denke, das ist erfolgsabhängig. Die Allianz-Arena ist ja auch immer zu einem großen Teil von Touristen besucht, die sich gerne einmal die Startruppe anschauen wollen und massenhaft Selfies im vollen Stadion verschicken.

Es kommt noch eine Gruppe hinzu: die der Ausgehungerten. Leipzig, oder auch Würzburg, da erlebe ich das hautnah mit. Die Kickers spielen einen fürchterlichen Fußball, aber die Leute strömen zum Dallenberg. Auch dies wird kaum besonders nachhaltig sein.

Jedenfalls kümmert diese Gruppen die Probleme, die der Fußball hat, kaum. Wenn sie diese überhaupt wahrnehmen.

Was bleibt, ist der Sport an sich. Spitzensport zu beobachten ist für mich nach wie vor ein Hochgenuss, egal ob Football, Basketball, Handball oder eben Fußball. Da dieser in der Bundesliga kaum noch geboten wird, bleiben tatsächlich nur noch die CL und eine WM/EM. Bis jetzt ist es mir gelungen, das Drumherum zumindest für 90 Minuten auszublenden. Die WM in Katar wird das wahrscheinlich nicht mehr schaffen. Und ich hoffe nicht, dass es die Eintracht irgendwann mal schafft, meine Treue derart auf die Probe zu stellen, dass daraus ein Konflikt wird.
#
WuerzburgerAdler schrieb:

Du schreibst viel Richtiges. Zum Beispiel, dass an die Stelle des klassischen Fußballfans eine große Masse an Unterhaltungsjunkies getreten ist, die die Stadien und das Sky-Säckel füllen. Teilweise ist das Sensationslust (z. B. durch das Hypen bestimmter Spieler), teilweise die Suche nach Zerstreuung oder "Events". Wie nachhaltig das sein wird, wird man sehen. Ich denke, das ist erfolgsabhängig. Die Allianz-Arena ist ja auch immer zu einem großen Teil von Touristen besucht, die sich gerne einmal die Startruppe anschauen wollen und massenhaft Selfies im vollen Stadion verschicken.

Es kommt noch eine Gruppe hinzu: die der Ausgehungerten. Leipzig, oder auch Würzburg, da erlebe ich das hautnah mit. Die Kickers spielen einen fürchterlichen Fußball, aber die Leute strömen zum Dallenberg. Auch dies wird kaum besonders nachhaltig sein.

Jedenfalls kümmert diese Gruppen die Probleme, die der Fußball hat, kaum. Wenn sie diese überhaupt wahrnehmen.

Was bleibt, ist der Sport an sich. Spitzensport zu beobachten ist für mich nach wie vor ein Hochgenuss, egal ob Football, Basketball, Handball oder eben Fußball. Da dieser in der Bundesliga kaum noch geboten wird, bleiben tatsächlich nur noch die CL und eine WM/EM. Bis jetzt ist es mir gelungen, das Drumherum zumindest für 90 Minuten auszublenden. Die WM in Katar wird das wahrscheinlich nicht mehr schaffen. Und ich hoffe nicht, dass es die Eintracht irgendwann mal schafft, meine Treue derart auf die Probe zu stellen, dass daraus ein Konflikt wird.



Da gehe ich absolut mit. Meiner bescheidenden Einschätzung nach, wird die Blase des Fußballs auch irgendwann platzen - zumindest die der Bundesliga. Gleichwohl das Bild des Platzens eher falsch ist, da es vermutlich eher schleichend verläuft, wozu es jetzt vielleicht schon die ersten Anzeichen gibt.

Im Gegensatz zu treuen Fans dürfte die Bindung von den Unterhaltungssympathisanten weniger stark sein. Noch weitere Skandale, weitere Meisterschaften am 28. Spieltag und weitere Werksvereine etc und es drängt sich vielleicht eine neue Sportart auf.

Fußball und speziell die Bundesliga profitiert derzeit in meinen Augen noch unheimlich von der Historie. Man hat mit den Vätern damals Sportschau geschaut, wurde mit ins Stadion genommen, hat sich auf die Radiokonferz gefreut etc.Es war halt lange Zeit auch jenes Event, was man am einfachsten verfolgen konnte.

Durch Streamingmöglichkeiten etc. gibt es mittlerweile aber auch sehr einfache Wege, sich "seine" Sportarten anzuschauen. Mein Sportkonsum ist  - um ehrlich zu sein - in den letzten Jahren eher gestiegen, denn gefallen - obwohl ich immer weniger Lust an der Bundesliga habe. Aber ich kann nun auch sehr einfach die NBA vefolgen, die NFL gibt es wöchentlich im TV, es gibt viel Wintersport und auch Großereignisse bei Handball, Volleyball oder ähnlichem vermarkten sich über unterschiedliche mediale Wege. Diese Konkurrenz spürt der Fußball nur langsam und seine Rolle als Sportart Nummer 1 wird er in Deutschland vermutlich zu meinen Lebzeiten auch nicht mehr verlieren. Trotzdem wird die Bundesliga ihren jetzigen Status nicht aufrechterhalten, wenn sie keine Lösung für den unfairen und lediglich über Finanzen ablaufenden Wettbewerb findet.

Wohin das Ganze dann führt, mag ich nicht seriös beurteilen. Vielleicht findet auch eine gesundende Schrumpfung statt, vielleicht auch kommerzialisierte Systeme, die ich mir bisher für die Bundesliga gar nicht vorstellen kann.

Bleibt nur zu hoffen, dass das meiner Liebe zur Eintracht nicht schadet...

Sportliche Grüße,
Okocha-Flix

#
WuerzburgerAdler schrieb:

Du schreibst viel Richtiges. Zum Beispiel, dass an die Stelle des klassischen Fußballfans eine große Masse an Unterhaltungsjunkies getreten ist, die die Stadien und das Sky-Säckel füllen. Teilweise ist das Sensationslust (z. B. durch das Hypen bestimmter Spieler), teilweise die Suche nach Zerstreuung oder "Events". Wie nachhaltig das sein wird, wird man sehen. Ich denke, das ist erfolgsabhängig. Die Allianz-Arena ist ja auch immer zu einem großen Teil von Touristen besucht, die sich gerne einmal die Startruppe anschauen wollen und massenhaft Selfies im vollen Stadion verschicken.

Es kommt noch eine Gruppe hinzu: die der Ausgehungerten. Leipzig, oder auch Würzburg, da erlebe ich das hautnah mit. Die Kickers spielen einen fürchterlichen Fußball, aber die Leute strömen zum Dallenberg. Auch dies wird kaum besonders nachhaltig sein.

Jedenfalls kümmert diese Gruppen die Probleme, die der Fußball hat, kaum. Wenn sie diese überhaupt wahrnehmen.

Was bleibt, ist der Sport an sich. Spitzensport zu beobachten ist für mich nach wie vor ein Hochgenuss, egal ob Football, Basketball, Handball oder eben Fußball. Da dieser in der Bundesliga kaum noch geboten wird, bleiben tatsächlich nur noch die CL und eine WM/EM. Bis jetzt ist es mir gelungen, das Drumherum zumindest für 90 Minuten auszublenden. Die WM in Katar wird das wahrscheinlich nicht mehr schaffen. Und ich hoffe nicht, dass es die Eintracht irgendwann mal schafft, meine Treue derart auf die Probe zu stellen, dass daraus ein Konflikt wird.



Da gehe ich absolut mit. Meiner bescheidenden Einschätzung nach, wird die Blase des Fußballs auch irgendwann platzen - zumindest die der Bundesliga. Gleichwohl das Bild des Platzens eher falsch ist, da es vermutlich eher schleichend verläuft, wozu es jetzt vielleicht schon die ersten Anzeichen gibt.

Im Gegensatz zu treuen Fans dürfte die Bindung von den Unterhaltungssympathisanten weniger stark sein. Noch weitere Skandale, weitere Meisterschaften am 28. Spieltag und weitere Werksvereine etc und es drängt sich vielleicht eine neue Sportart auf.

Fußball und speziell die Bundesliga profitiert derzeit in meinen Augen noch unheimlich von der Historie. Man hat mit den Vätern damals Sportschau geschaut, wurde mit ins Stadion genommen, hat sich auf die Radiokonferz gefreut etc.Es war halt lange Zeit auch jenes Event, was man am einfachsten verfolgen konnte.

Durch Streamingmöglichkeiten etc. gibt es mittlerweile aber auch sehr einfache Wege, sich "seine" Sportarten anzuschauen. Mein Sportkonsum ist  - um ehrlich zu sein - in den letzten Jahren eher gestiegen, denn gefallen - obwohl ich immer weniger Lust an der Bundesliga habe. Aber ich kann nun auch sehr einfach die NBA vefolgen, die NFL gibt es wöchentlich im TV, es gibt viel Wintersport und auch Großereignisse bei Handball, Volleyball oder ähnlichem vermarkten sich über unterschiedliche mediale Wege. Diese Konkurrenz spürt der Fußball nur langsam und seine Rolle als Sportart Nummer 1 wird er in Deutschland vermutlich zu meinen Lebzeiten auch nicht mehr verlieren. Trotzdem wird die Bundesliga ihren jetzigen Status nicht aufrechterhalten, wenn sie keine Lösung für den unfairen und lediglich über Finanzen ablaufenden Wettbewerb findet.

Wohin das Ganze dann führt, mag ich nicht seriös beurteilen. Vielleicht findet auch eine gesundende Schrumpfung statt, vielleicht auch kommerzialisierte Systeme, die ich mir bisher für die Bundesliga gar nicht vorstellen kann.

Bleibt nur zu hoffen, dass das meiner Liebe zur Eintracht nicht schadet...

Sportliche Grüße,
Okocha-Flix

#
Okocha-Flix schrieb:

Meiner bescheidenden Einschätzung nach, wird die Blase des Fußballs auch irgendwann platzen - zumindest die der Bundesliga. Gleichwohl das Bild des Platzens eher falsch ist, da es vermutlich eher schleichend verläuft, wozu es jetzt vielleicht schon die ersten Anzeichen gibt.

Schreib ich schon länger.
Man kann gewisse Ermüdungsanzeichen eigentlich kaum übersehen.
#
Der folgende Text, die folgenden Meinungen, sind natürlich nur aus meiner Sicht geschrieben. Weder spreche ich für die Allgemeinheit, noch versuche ich den Fußball besser oder schlechter zu machen. Alles nur aus meiner persönlichen Sicht:

Bundesliga
Die Bundesliga lebt natürlich vom Abschneiden des eigenen Vereins im Vergleich zu den anderen Mannschaften. Da macht als Eintracht-Fan die Bundesliga in dieser Saison natürlich sehr viel Spaß und "bockt".
Andererseits lebt eine Liga auch von der Spannung: Wer wird Meister? Diese Frage stellt sich seit Jahren in der Liga nicht und es ist zu befürchten, dass sie sich diese in den nächsten Jahren auch nicht stellen wird. Dies wertet eine Liga mächtig, mächtig ab.
Wenn die Bayern in der Vorbereitungsphase auf die neue Saison mehr vom Gewinn der CL reden, die Meisterschaft in der Liga als selbstverständlich nehmen, dann ist doch alles gesagt wie es um den nationalen Zustand der Liga bestellt ist.
Der uns alle bekannte Sportreporter Marcel Reif sagte einmal in einer Diskussionsrunde (Lanz? Sport1?) dass die Meisterschaft langweilig ist, jeder Fan sich seine "eigene Meisterschaft" suchen müsse. Damit meinte er den Kampf seines Vereins um internationale Plätze oder gegen den Abstieg.
Mit diesen Worten hat er nicht so unrecht. Egal von welchem Verein man Fan ist, man will seinen Verein in der Tabelle möglichst weit oben sehen.
Eine Liga lebt aber nicht von der Spannung: Wer steigt ab, wer bleibt drin. - Sie lebt von der Frage: Wer wird Meister.
Eine Frage, die sich in immer weniger Ligen stellt. In immer mehr Ligen sind Serienmeister die Regel. Um es deutlich zu sagen: Langeweile um die Meisterschaft pur.
Daher interessiert mich die Bundesliga nur in dem Punkt Eintracht Frankfurt. - Es ist mir inzwischen egal ob die Bayern im März oder April Meister werden. Kämpft die Eintracht nicht um den Klassenerhalt ist mir der Abstiegskampf egal. Dümpelt die Eintracht die ganze Saison im gesicherten Mittelfeld, dann ist mir die Bundesliga egal. Es kommt einfach keine Emotion mehr auf.
In dieser Saison ist die Emotion da. Es geht um eine europäische Pokalteilnahme. - Letztmals hatte ich dieses Fieber in der Relegationssaison.

CL
Die CL interessiert mich überhaupt nicht mehr. Lediglich das Endspiel schaue ich noch. Weniger weil es mich interessiert, sondern da mich die Arbeitskollegen darauf ansprechen. Wissen, dass ich fußballinteressiert bin und meine Meinung hören wollen. Nur darum.
Für mich ist die CL der inzwischen langweiligste aller Wettbewerbe. Es gibt einen Pool von 12 (vielleicht 16) Mannschaften, die in Europa die Top8 unter sich ausspielen. Diese Saison beweist wieder einmal: Erst ab dann wird die CL halbwegs interessant. Wobei mir die Ergebnisse reichen. Ich brauche keine bewegten Bilder.
Real Madrid vs. Bayern München (oder Dortmund zum 7. Mal in 10 Jahren ist so spannend wie Sandhausen vs. Heidenheim).

EL
Den Wettbewerb kann man getrost abschaffen. Den interessiert niemanden außer den Fans der beteiligten Vereine. Die Wertschätzung an diesem Wettbewerb kann man schon an der Verteilung der Gelder durch den europäischen Verband ersehen. Die EL ist einfach nur ein schlechter Witz und hat ihre Grundlage wohl nur dadurch, dass es noch genug Gelder von diversen TV-Anstalten gibt. - Das letzte EL-Spiel, welches ich gesehen habe, war der letzte Auftritt unserer Eintracht gegen Porto.

DFB-Pokal
Der wohl einzige Wettbewerb, in dem es noch so etwas wie Spannung gibt. Selbst im Finale gegen Bayern München oder Borussia Dortmund kann man gut aussehen, lange mithalten, wie unsere Eintracht bereits bewiesen hat.
Kommen dann irgendwelche ehemaligen Top-Fußballer und schlagen Setzlisten im Pokal vor, dann kann man diesen Wettbewerb auch gleich einstampfen.

Nationalmannschaft
Spiele der Nationalmannschaft nur noch bei Großturnieren. Seitdem Heimniederlagen in Testspielen gegen Australien und Norwegen hingenommen wurden, da man "testen wollte" brauche ich diese nicht mehr. Heimniederlagen gegen Australien empfinde ich als fußballerischen Gipfel der Peinlichkeit. Beschämend.
An dem Löw-Bashing beteilige ich nicht (mehr). Der Erfolg gibt ihm recht. Aber ich freue mich auf Enthüllungen in ca. 20 Jahren, wenn alle Vermutungen als Wahrheit bestätigt werden.

"Moderner Fußballl"
Lange habe ich mich mit allem abgefunden, was der sogenannte "moderne Fußball" an Ungemach mit sich bringt. Ab dem Neymar-Transfer war es aber vorbei.
Ohne die Moralkeule schwingen zu wollen, aber ich vermute der Neymar-Transfer inklusive Ablöse kostet Paris wohl locker 1 Milliarde Euro. - An Weihnachten sieht man Aufrufe von vielen Hilfsorganisationen die um Spenden betteln. - Wenn man sieht, welche Summen der europäische Fußball inzwischen umsetzt, wie viel Gutes man tun könnte, dann wird mir schlecht.
Über China wird gelacht, wenn die eine Verordnung machen, dass die gleiche Summe der Ablöse für einen Spieler an den Verband bezahlt werden muss um die eigene Jugend zu fördern. - Ich würde da noch einen Schritt weiter gehen. Jeder Verein muss bei einem Transfer ab einer gewissen Summe, die gleiche Summe an Hilfsorganisationen spenden. - Für mich ist es pervers dass wir im Fußball nicht mehr von Millionen, sondern von Milliarden reden und anderorts haben Menschen kein sauberes Trinkwasser.
Nichts dagegen das Sportler gut verdienen, ein jeder kann nach einigen Jahren Profisport ausgesorgt haben. Aber die Summen die an Spieler und Berater bezahlt werden sind inzwischen doch uferlos.

Eintrittspreise/Kosten für Spiele
Man soll von Euro nicht mehr in D-Mark umrechnen. Warum wohl? Weil einem dann der Beschiss auffällt. - Zu D-Mark-Zeiten bezahlte ich für die Anreise per Bahn inklusive Ticket 30 Mark ins Waldstadion. Dazu noch die Kosten was ich verfutterte oder versoff. - 30 Mark sind 15 Euro, dafür komme ich inzwischen nicht mehr weit. Da kann ich zwei Bahnstationen weiterfahren und wieder heimfahren.

Übersättigung
Ob es eine Übersättigung an Fußball gibt obliegt an jedem selbst. Niemand muss einschalten. Daher ist eine Übersättigung immer individuell. Für mich gibt es keine Übersättigung, da mich CL/EL/Nationalmannschaft kaum mehr interessieren. Ich muss nicht jeden rollenden Ball sehen.

Liebe zum Fußball
Meine Liebe zum Fußball ist nach wie vor vorhanden. Zum Glück bin ich kein Fan, der den "Hochglanzfußball" braucht. Mir reicht ein rollender Ball auch in der C-Klasse. Daher komme ich noch auf meine Kosten.
Meine Arbeitszeiten ermöglichen mir nur sehr selten den Besuch eines BL-Spiels, ich muss da auf die unteren Ligen und frühere Anstoßzeiten ausweichen. - Und komme auf meine Kosten.

Fazit:
SIE haben uns den Fußball genommen. SIE haben uns durch Eventfans und Ultras ersetzt, die sich gut im Stadion fühlen. Vor 12.000 Fans im Dezember gegen Wattenscheid, dass kennen doch nur noch die "alten Säcke". - Ja, von der Stimmung her war da weniger, vom Fußballenthusiasmus war da mehr.
Das Rad der Zeit lässt sich nicht zurück drehen. Dies ist mir bewusst.

Mir tut es nur weh, dass ich als leidenschaftlicher Fußballfan durch das Gebahren und der Folgen des modernen Fußballs immer mehr von diesem weggedrängt werde. (Zeitaufwand, Kosten, etc.) - Dafür haben immer weniger "Fans" Verständnis. - Kann ich denen nicht übel nehmen. - Nehmt einen 20-jährigen Fan und wie der den Profifußball erlebt, der versteht uns "alten" nicht mehr, übt - aus seiner Sicht berechtigte - Kritik an uns.

SIE haben es geschafft. - UNS aus den Stadien heraus zu züchten.

Dennoch bleibt mein Bock auf Fußball ungebrochen. Dann eben in unteren Ligen. Dort trifft man auch immer mehr der bekannten Gesichter. - Die Entwicklung ist aber traurig. - Wer zahlen kann ist da, wer nicht eben nicht. - Traurig.

'

Ach, zu jedem Punkt könnte ich noch so viel mehr Schreiben, aber der Beitrag ist lange genug. Danke an alle, die diesen in voller Länge gelesen haben.


Teilen