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Es war 2018 und die launische Diva bat uns zum Tanz

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Während dieses 2018 so langsam zwischen Skispringen, Silvestervorbereitungen und mäßigem Wetter austrudelt und während die meisten schon fleißig damit beschäftigt sind, Pläne für 2019 zu schmieden, da kann man sich natürlich fragen, ob es wirklich einem weiteren Jahresrückblicks bedarf. Aber hat es dieses 2018 vielleicht doch noch mal verdient, dass man zurückblickt? Denn aus Eintracht-Sicht bleibt festzuhalten:

Was für ein Jahr!

2018 wird für eine ganze Generation Eintracht-Fans für immer als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem sie den ersten richtigen Titel mit ihrer Mannschaft feiern konnten. Diese eine Nacht in Berlin überstrahlt alles. Und natürlich soll auf dieses Ereignis weiter unten noch mal eingegangen werden, wenngleich dazu im Prinzip eigentlich schon alles gesagt, alles geschrieben und  jede Emotion dieses magischen Ereignisses in Wort und Bild eingefangen wurde.

Und auch wenn dieser große Triumph alles überstrahlt, so braucht niemand zu denken, dass die Eintracht es ihren Anhängerinnen und Anhänger in diesem Jahr leicht gemacht hätte. Im Gegenteil! Es war wie immer ein Jahr, in der die launische Diva natürlich  auch wieder  Diva war. Sie war auch 2018 die gewohnte Zicke, das bockige Kind, die Sprunghafte, die schwierige Lady, die  man seit Jahren kennt. Sie nahm ihre Anhängerinnen und Anhänger mit, auf einen wilden Ritt durch das Jahr. Die Diva bat zum Tanz und es sollte kein Auge trocken bleiben. Ein Eintracht-Jahr, was so ziemlich alles an Emotionen zu bieten hatte, die der Fußball so auslösen kann. Euphorie, Genuss, Spaß, Verzückung, Hingabe, Ekstase  aber auch Frust, Verzweiflung, Wut, und Enttäuschung.

Und es begann eigentlich alles ganz entspannt. Es war sogar verdächtig schön zu Beginn des Jahres. Was war das für ein Hochgefühl, mit dem die meisten Eintracht-Fans in dieses 2018 gestartet sind. Wir hatten eine bunte Mannschaft, die die Stadt Frankfurt bestens repräsentierte, die zudem erfolgreich Fußball spielte. Wir hatten mit Kevin-Prince Boateng genau den zu dieser Mannschaft passenden, schillernden Leader, der sowohl auf dem Platz aber auch neben dem Platz ein guter Mann war. Wir hatten auch noch einen Trainer, der diese Mannschaft formte, der voran ging, der neben seinen sportlichen Fähigkeiten, über den Tellerrand zu blicken schien, der für Werte stand, der den Finger in die richtigen Wunden zu legen schien, als er z.B. äußerte:

„Zu meiner Zeit gab es solche Sachen nicht. Wo gibt es denn so was, dass einer sagt: Ich komme oder ich komme nicht. Wo ist die Verantwortung geblieben? Wo ist der Vertrag, der zählt? Früher galt das gesprochene Wort. Inzwischen zählt ein Fünfjahresvertrag genauso wenig wie ein Halbjahresvertrag. Das ist sehr bedenklich"

Und als wäre das alles nicht schon zufriedenstellend genug, konnte  Eintracht Frankfurt und alle die es mit diesem Verein halten auch noch stolz drauf sein, dass sie einen Präsidenten Namens Peter Fischers hat, der gesellschaftliche Verantwortung übernahm. Indem er den Mut hatte, Stellung zu beziehen, Dinge ansprach, die eigentlich immer gesellschaftlicher Konsens waren, die aber in den letzten Jahren in Frage gestellt wurden. Ein Präsident, der dafür einstand, dass bei Eintracht Frankfurt jeder willkommen ist, außer diejenigen, die für Hass, Hetze, Ausgrenzung und Unmenschlichkeit stehen. Im Prinzip  sprach er Selbstverständlichkeiten aus. Die Zurückhaltung anderer Fußballfunktionäre bei diesem Thema und das Echo, welches Fischers klare Kante auslöste, zeigten jedoch, dass es so wichtig war, dass Eintracht Frankfurt in Person des Präsidenten für diese Mitmenschlichkeit einsteht und dass er sich dabei auf die überwältigende Mehrheit der Vereinsmitglieder und Eintracht-Fans stützen kann.

Einer der Höhepunkte dieser glückseligen Eintracht-Zeit zu Jahresbeginn war sicher dieses legendäre Montagsspiel gegen Leipzig. Nicht nur, dass unsere Mannschaft einen sportlich vermutlich überlegenen Gegner mit Einsatz, Kampf und Leidenschaft niederrang, nein, auch die Fanszene brachte durch einen kreativen aber gleichzeitig genau richtig nervigen Protest ihren Unwillen über diese Montagsspiele zum Ausdruck. Das ganze eingebunden in eine abgesprochene und auf gegenseitiges Vertrauen beruhende Zusammenarbeit zwischen Verantwortlichen und der Fanszene, ohne dass dieses Vertrauen in irgendeiner Form von irgendjemand missbraucht worden wäre.


Man konnte schon stolz sein, auf das Bild, welches die Eintracht im ersten Quartal des Jahres so abgab. Klar, das Diva-Gen blitzte hier und da auf, als die Eintracht z.B. auf Platz 2 springen konnte und das Spiel in Augsburg aber fast schon folgerichtig auf ganzer Linie verkackte. Aber kaum jemand gab etwas auf die kleinen Wolken, die bereits zu dieser Zeit über dem  Eintracht-Himmel aufzogen. Keiner ahnte, was dieser glücklich-beseelte Eintracht-Welt wenige Wochen später aufgebürdet werden würde.

Denn die Eintracht wäre nicht unsere Eintracht, wenn sie uns alle nicht wieder in die Achterbahn packen würde: Der Frühling 2018 lies sich lange bitten, bis er in Fahrt kam. Was war das für ein zugiges, ungemütliches Spiel gegen Mainz. Aber irgendwann war Ostern in Deutschland. Die Eintracht spielte auswärts in Bremen. Und die Gerüchte waren längst in der Welt. Gerüchte, die besagten, dass das passieren würde, was nicht passieren darf. Das, was für viele Eintracht-Anhängerinnen und Anhänger gänzlich ausgeschlossen schien. Der "tugendhafte" und "von Werten getriebene" Eintracht-Trainer sollte den Absprung in Richtung Bayern München planen.

Zunächst wurden diejenigen noch versucht zu verspotten, die dieses Szenario als ein realistisches einschätzten, sie wurden angegriffen und ins lächerliche gezogen. Heute weiß man, dass dies die Reflexe von verliebten Narren waren, die zu naiv waren, um Kovac diesen Bruch mit seinen eigenen Worten zuzutrauen.

Ein Link.

Noch so ein Link.

Irgendwo in den Weiten des Netzes ist auch noch ein Video mit dem Originalzitat "Stand jetzt" zu finden. Das ist aber von Sport1 direkt und daher mit sehr viel Werbung vorher, daher an dieser Stelle der Verzicht auf diesen Link.

In den Tagen wurden Phrasen von Kovac gedroschen, die Diskussionen im realen wie virtuellen Leben ebbten dennoch nicht ab. Und sie wurden verbittert geführt, zwischen verblendeten und realistischen. Bis es am 12. April schließlich zu jenem „Dynamischen Donnerstag“ kam, der für viele Eintracht-Anhänger das  in den letzten Monate so mühevoll aufgebaute Kartenhaus zum Einstürzen brachte.


Als Eintracht-Anhänger überkam einen wieder dieser Verdacht, dass jedem Hochgefühl zwangsläufig ein Tritt in die Eier folgen muss. Was folgte, war emotional sicher die schwierigste, aber zumindest die widersprüchlichste Zeit 2018, die die Eintracht-Fan-Seele durchzustehen hatte. Sollte man Kovac sofort raus schmeißen oder würde ein Trainerwechsel im Saison-Endspurt mehr Schaden als Nutzen bringen? Und spurlos gingen diese Wochen weder an den Fans noch an der Mannschaft vorüber. Im Nachhinein darf man allen Beteuerungen der damaligen Zeit zum Trotz festhalten, dass der durchgedrungenen Trainerwechsel negative Folgen auf den sportlichen Zustand der Mannschaft hatte. Klar, es gab einzelne, herausragende Highlights: Das Pokalhalbfinale auf Schalke, mit Jovics Sensationstor  (was für ein Tor!), oder auch der Sieg gegen den HSV, der Einwechslung  von Meier und diesem Treffer (was für ein Drehbuch!).

Dass der Absprung des Trainers aber einen sportlichen Bruch nach sich zog, wurde im Nachhinein nicht mal von den Spielern dementiert. Nachdem im Saisonfinale schließlich die sicher geglaubte Europapokalteilnahme durch fahrlässige, da vermeidbare Niederlagen, wie gegen Hertha, bei den Bayern oder auf Schalke, verspielt wurde, flackerte neben Entsetzen auch immer wieder die Wut auf Niko Kovac auf. Die Stimmung war jedenfalls am Tiefpunkt. Und das groteskerweise, obwohl mit dem Pokalfinale ein absolutes Highlight bevorstand. Aber selbst eingefleischten Eintracht-Fans fiel es nach diesen Nackenschlägen schwer, sich für das Pokalfinale zu motivieren und den Frust und die Enttäuschung der letzten Wochen aus den Knochen zu schütteln. Basti und Marvin von Eintracht-Podcast haben die Stimmung damals ganz gut auf den Punkt gebracht.  


Aber Eintracht Frankfurt wäre nicht Eintracht Frankfurt, wenn sie emotional nicht genau das folgen ließe, was man am wenigsten von ihr erwarten würde. Und so kam dieser 19. Mai 2018. Selbstverständlich ist eigentlich schon alles geschrieben worden, alles besprochen und alles gesagt worden, was die Magie dieses Tages, dieses Abends ausgemacht hat, was zu der nicht für möglich gehaltenen Gefühls-Explosion führte. Andererseits  man kann diesen Tag einfach nicht oft genug revuepassieren lassen. Es ging schon morgens los. Ganz Berlin war von Eintrachtlerinnen und Eintrachtlern übervölkert. Das kannte man ja schon aus dem Vorjahr. Und auch das Wetter spielte wieder mit. Ein warmer Sommertag legte sich über die Hauptstadt. Und der Breitscheidplatz füllte sich von Stunde zu Stunde mit mehr Eintracht-Fans. Es war ein großes Hallo überall. Immer wieder bekannte Gesichter. Auch aus diesem Forum bekannte User waren zuhauf vor Ort. Und selbst wenn man sich vorher vorgenommen hatte, nicht so viel vor dem Spiel trinken zu wollen, so musste man aufgrund der zahlreichen Leute, mit denen man von Herzen gerne anstoßen wollte, in Kombination mit diesem warmen Sommerwetter, dann doch solche Vorsätze über Bord werfen.

Die Pokalsieger von 1988 waren bei Beve auf der Bühne, Peter Fischer und Axel Hellmann mischten sich unter das Volk. Ein buntes Treiben im Schatten der Gedächtniskirche. Und überall war eine besondere Stimmung greifbar. Oft wurde gefragt „Warum denn nicht?“ oder gesagt „Heute liegt was in der Luft“ und es waren keine Floskeln. Klar, jeder war sich der Außenseiterrolle der Eintracht bewusst, aber es war eine Zuversicht zu spüren, die nicht aufgesetzt war. Es war kein Zweckoptimismus, sondern ein positives Gefühl zu spüren. Und spätestens nach den Worten von Peter Fischer auf den Breitscheidplatz, die wie so oft bei Peter eine Gratwanderung zwischen überzogenem Pathos und geiler Motivation waren, war man sich einig, dass da heute was gehen kann. Wenig später setzte sich jedenfalls der imposante Fanmarsch mit zehntausenden Eintrachtlern in Richtung Olympiastadion in Bewegung. Im Stadion dann ein Bild, welches das ohnehin schon imposante Bild aus dem Pokalfinale 2017 noch mal um Längen übertraf. Nicht nur das legendärische Choreo-Shirt mit der 12 auf dem Rücken, auch das Fahnenmeer, das vermutlich das größte war, was es je in einem deutschen Fußballstadion gegeben hatte, unfuckingfassbar!  

Schon vor dem Spiel Gänsehautatmosphäre pur. Fahnenmeer, Bierrosetten-Regen und Charly Körbel beim Reintragen des Pokals sichtlich angefasst  beim Blick in die Kurve, wo sein Bild entrollt wurde. Die Frankfurter Kurve erzeugte eine Lautstärke, wie sie das Olympiastadion zu Berlin vermutlich noch nicht oft erlebt hat. Und als dann Rebic den Ball im Mittelfeld erobert, auf Boateng spielt, dieser wiederum einen langen Steilpass spielt und Rebic diesen erläuft und den Ball ins Tor knallt, hebt das Olympiastadion zum ersten mal an diesem Abend ab.  Eine Mischung aus Freude, Ungläubigkeit und dem Gedanken „wie lange geht das gut?“ auf der Tribüne. Aber die Eintracht rettet den Vorsprung in die Pause.

Nach dem Seitenwechsel kommt es dann doch zum für viele erwartbaren Ausgleich. Aber die Bayern tun sich schwer, trotz einiger Chancen bleibt die Eintracht eine harte Nuss. Und dann plötzlich, als bei einigen auf der Tribüne schon der Gedanke vorhanden war „Egal wie das hier heute ausgeht, die Eintracht wurde nicht abgeschossen und war ein würdiger Gegner“, da fliegt dieser lange Ball von Danny Da Costa Richtung Strafraum der Bayern. Rebic nimmt Fahrt auf, als ob eine Büffelherde Richtung Bayernstrafraum unterwegs ist. Süle und Hummels versuchen zu folgen. Aber Rebic bringt all seine Dynamik aufs Feld und schießt den Ball aus vollem Lauf am Bayern-Torwart vorbei. Das Stadion explodiert! Pure Emotion. Erdbeben.  

Dann Video Beweis. Bange Minuten. Keiner im Stadion weiß, um was es eigentlich geht. Zweyer. Zeigt auf den Mittelkreis. Tor! Das Stadion explodiert ein zweites Mal. Jetzt muss es doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir das nicht über die Zeit bringen. Aber im Nacken sitzt einem das Wissen um diesen verdammten Bayern-Dusel. Gleichzeitig ist da aber auch wieder diese Zuversicht, die einen durch den Tag trug: Wenn nicht heute, wann dann?

Die Bayern greifen an, Hektik im Strafraum, die Roten protestieren. Wieder Video-Beweis. Und schon wieder weiß keiner im Stadion, um was es eigentlich geht. Zweyer an der Außenlinie, er lässt sich Zeit, will zurück aufs Feld, zögert  noch mal und schaut sich die Szene erneut an. Bange Sekunden, dann zeigt er auf die Ecke. Erleichterung. Die Bayern aber noch mal mit einer Ecke. Ullreich im gegnerischen Strafraum. Die Ecke kommt rein, Willems mit dem Kopf und der Rest ist pure Emotion, Außerkraftsetzen aller Gesetzmäßigkeiten im Fußball, Schwerelosigkeit. Gacinovic setzt zum Lauf aller Läufe an. Die Kurve flippt aus, die Ersatzbank der Eintracht kennt kein Halten mehr, denn alle wissen, was jetzt passiert. Und doch ist dieser Moment völlig surreal. "Ekstase auf hessisch".

Es ist wie in einem Film. In so einem völlig überdrehten Hollywood-Abenteuer-Film. Wo irgendwo im Dschungel in Lateinamerika gerade die letzte Anakonda  besiegt wurde, die den letzten  Stein frei gegeben hat, den man in diesem Inka-Tempel einsetzen muss, damit sich der entscheidenden Mechanismus in Gang setzt. Genau diesen "Stein" führt Mijat auf diesen Metern am Fuß. Und er setzt ihn zielsicher an die dafür vorgesehene Stelle des  Inka-Tempel Namens Berliner Olympiastadion ein. Und der Mechanismus lässt nicht lange auf sich warten. Er sorgt dafür, dass sich der dunkle Berliner Nachthimmel plötzlich öffnet, dass er voller Geigen hängt, alles erstrahlt in Gold. Das Olympiastadion zu Berlin ist mit einem Schlag der schönste, schillerndste und prunkvollste Ort der Welt. Der seit dreißig Jahren verschollen geglaubte Schatz tut sich mit einem Mal  in seiner ganzen Schönheit vor den Augen der Eintracht-Fans auf.

Es ist nicht nur diese Schönheit des Augenblicks: Dieser Moment hat zudem heilende Wirkung. Innerhalb von Sekunden wird ein tiefsitzender Stachel aus der Eintracht-Fan-Seele gezogen. Ein Stachel, der sich mit jedem Abstieg, mit jedem verlorenen Endspiel, mit jeder durchlebten Existenzangst um diesen Verein, mit jedem für die SGE tätigen Knallkopf (Osram, Rohr und wie sie alle hießen) und mit jedem Chaos, welches so oft in diesem Club herrschte, tiefer  in die Fan-Seele gebohrt hatte. Dieser Stachel hat viel Schmerz, Wut und teilweise Verzweiflung verursachte. Aber er ist plötzlich weg. Es ist wie eine Befreiung. Plötzlich schmerzt nichts mehr. Auf klaffende Wunden der Vergangenheit wurde in einem Moment ein sofort wirksames Balsam gelegt. Das ganze Chaos, die ganzen Tränen, das ganze in die Eintracht investierte Herzblut ergibt plötzlich einen Sinn.  

Und die Kraft dieses Momentes erlaubt es dann sogar, dass man als gekränkter Fan dem Trainer Niko Kovac aufrichtig verzeiht. Denn natürlich hat er uns enttäuscht. Aber er hat uns auch diesen verdammten Pokal geschenkt. Was eine Achterbahn der Gefühle!

Charly wider des Protokolls

Siegerehrung

Prince  


Es gibt vermutlich nur ganz wenige Momente im Leben, in denen alles einen Sinn ergibt, Augenblicke, die sich durch und durch perfekt anfühlen. Momente des puren, ungetrübten Glückes.  Genau so einen Moment hielt der späte Abend des 19. Mai 2018 für tausende Eintracht-Fans bereit. Gestandene Männer mit Tränen in den Augen, man lag sich in den Armen. Mit Leuten, mit denen man schon so manche Eintracht-Schlacht geschlagen hatte, mit denen man zu Punktspielen in Oberhausen und Erfurt war, aber auch mit Leuten, die man noch nie zuvor gesehen hatte. Denn alle fühlten in diesem Moment das Gleiche. Es waren alles Adler. Zehntausende. Eine Mischung aus grenzenloser Euphorie, ungläubigem Staunen, immer wieder auch des kurzen Innehaltens um den Moment in vollen Zügen aufzusaugen.


Die folgende Nacht wurde von den Adlern in Berlin dann ganz unterschiedlich zelebriert. Natürlich gab es die, die völlig euphorisiert die Hauptstadt zum Beben brachten. Bei sehr vielen war es aber auch eine unerwartet zurückhaltende Nacht. Die auch von unendlicher Freude geprägt war, die aber eher ungläubig und ruhig mit dem ein oder anderen (bzw. sehr vielen) Siegerbier(en) begangen wurde. Stille Freude kann auch sehr intensiv sein.

Und es folgten ja noch Tage der Freude:

Frankfurt im Ausnahmezustand

Römerberg – legenderisch

„In Frankford uff de Audobahn, da is heud Nacht was los, en Ami wirft ne Kippe fodd…“

Bruda, schlag de Ball lang  

Was für ein großes, friedliches, euphorisches Fest!

Ein Fest, ein Ereignis, das bis heute nachhallt. Man sollte ja mit Superlativen nicht allzu verschwenderisch umgehen, aber das waren ohne Übertreibung Momente für die Ewigkeit. Schön, dass wir dabei sein konnten.



Aber unsere Eintracht wäre nicht unsere Eintracht, wenn sie nicht sofort wieder die Achterbahn der Gefühle angeschmissen hätte. Das letzte Siegerbier war noch nicht ausgetrunken, da schlugen die Wellen schon wieder hoch. Der Vertrag von Alex Meier wurde nicht verlängert. Eine Meldung, die nicht wirklich überraschend kam, die aber dennoch einschlug. Und damit nicht genug: Marius Wolf, einer der Pokalhelden verabschiedete sich Richtung Ruhrgebiet. Und als durchsickerte, dass dabei von einer Kaufoption Gebrauch gemacht wurde, die den guten Wolf vermutlich unter Marktwert hat weiterziehen lassen, ging es hoch her. Was sich die Verantwortlichen der Eintracht in diesem Forum und an anderen Stellen der virtuellen und der realen Welt anhören durften, war mit unschön noch defensiv beschrieben. Und das war erst der Auftakt: Es folgte eine Sommerpause, in der man es kaum für möglich hielt, dass der SGE vor wenigen Wochen der größte sportliche Erfolg seit drei Jahrzehnten gelungen war. Es wurde gezetert, es wurde gemosert, es wurden Leute in Frage gestellt, dass es eine wahre Freude war.

"Nur Ergänzungsspieler geholt."

"Eine verlorene Transferphase."

"Einfach verpasst, den nächsten Schritt zu machen."

"Den Effekt des Pokalerfolgs leider komplett verpuffen lassen und nur Wundertüten geholt."

"Es kann nur darum gehen, in der kommenden Saison nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben."

Klar, kurzzeitig wurde sich verdutzt die Augen gerieben, als es unseren (so ahnungslosen und teilweise sogar eiskalten) Verantwortlichen tatsächlich gelungen war, den Vertrag mit unserem Vize-Weltmeister zu verlängern. Dann folgte jedoch die 0:5 Klatsche im so genannten Supercup. Und auch wenn Fredi Bobic im wenige Tage zuvor stattgefundenen Forum-Vorstandstreffen ausdrücklich darauf hingewiesen hatte, dass dieses Spiel zur Unzeit komme und ihm vermutlich schon so ein Spielverlauf schwante, wurde dieses Spiel verwendet, um wieder alles in Frage zu stellen. Als dann auch noch das ärgerliche Pokal-Aus bei einem Viertligisten folgte, waren endgültig die Alarmglocken an. Der holprige Saisonstart ließ nicht nur in diesem Forum, sondern auch in der Frankfurter Lokalpresse die Nerven blank liegen. Und alle hatten natürlich irgendwie das abschreckende Beispiel 1.FC Köln aus der Vorsaison im Nacken. Wie sollte das nur werden mit der Doppelbelastung? Verdammte Axt, es konnte einem Himmelangst und bange werden.

Aber unsere Eintracht, wäre nicht unsere Eintracht, wenn die Achterbahnfahrt nicht  wieder eine unerwartete Wendung nehmen würde. Die Diva nahm sich die Freiheit heraus und machte mal wieder das genaue Gegenteil von dem, was alle erwarteten: Europapokal, Büffelherde, Adi Hütter, Siegesserien,  7:1, Torschützenliste, Haller, Jovic, Rebic, Kostic, Da Costa, Hasebe…wen und was soll man nicht noch alles aufzählen um nichts und niemand zu vergessen?

Der viel beschworene Einbruch auf Grund der Doppelbelastung lies und lies auf sich warten. Was für ein Auftritt in Europa!  Klar,  auf der Zielgerade von 2018 konnte man merken, dass der Tank langsam auf Reserve läuft, dass die Reifen abgenutzt sind und dass der Boxenstopp, der zwar noch den Namen Winterpause trägt aber in Wirklichkeit eher eine verlängerte Länderspielpause ist, genau zum richtigen Zeitpunkt kommt. Aber was war das bitte für ein unglaublicher Herbst mit unserer Eintracht?

2018. Ein gigantisches Eintracht-Jahr. Sicher kein Entspanntes für alle, die es mit dem Adler halten. Es war ein Diva-Jahr. Eine Achterbahn. Ein anstrengendes und kräftezehrendes Jahr. Aber eines für die Ewigkeit, das steht außer Frage.

Und was bleibt jetzt noch zu sagen so kurz vor dem Jahreswechsel? Schreibt gerne über eure Erinnerungen und Eintracht-Momente aus 2018 in diesem Thread! Jeder erlebt es ja ganz persönlich und daher auch immer ein bisschen anders.

Ansonsten bleibt zu sagen: Rutscht gut rein, ins neue Jahr! Bleibt gesund und ansonsten, wie ihr seid, denn sonst würde es hier ja langweilig werden. Genießt die ruhigen Tage, die Euch hoffentlich vergönnt sind. Denn so spätestens ab Mitte Januar ist es wieder so weit, ab dann zieht Euch besser einen Helm auf. Denn dann wird die launische Diva wieder zum Tanz bitten. 2019 und somit ein neues Eintracht-Jahr steht an. Wo die Reise hin gehen wird, kann „Stand Jetzt“ keiner sagen. Nur eines ist sicher: Es wird wieder ein wilder Ritt, bei dem kein Auge trocken bleiben wird. Sonst wäre es schließlich nicht unsere Eintracht.  Und was soll ich sagen, ich freu mich drauf!


Viva la Diva!
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Lieber Brodowin,
es ist einfach ein Genuss, Deine Zeilen zu lesen. Hatte tatsächlich wieder ein paar Tränen in den Augen.
Vielen Dank dafür.
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Lieber Brodowin,
es ist einfach ein Genuss, Deine Zeilen zu lesen. Hatte tatsächlich wieder ein paar Tränen in den Augen.
Vielen Dank dafür.
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Sensationeller Beitrag. DANKE !
Das Jahr perfekt in Worte gefasst.
Die Intensität von 2018 ist auch am Jahresende kaum zu begreifen.

Ich möchte noch herausstellen, dass für mich vor allem auch das Setzen des
Vorstands auf Kontinuität (siehe Vertragsverlängerungen) eine gewisse Hoffnung
nährt, dass wir auch in den kommenden Jahren an den großen Erfolg und die vielen
kleinen Schritte nach vorne anknüpfen können.

Mit Bobic, Hütter, unseren Adlern auf dem Platz aber auch der gesamten Mannschaft rund um das Team sollte mir eigentlich nicht bange sein. Aber nur zu oft hat uns unsere Diva dann trotzdem wieder einen Streich gespielt.

Wie auch immer, wir sind dabei. Wir sind Eintracht.
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Danke, klasse Zusammenfassung, hab gerade Pipi in den Augen, bei dem was ich dieses Jahr mit der DIVA   erleben durfte.
Danke, Büffelherde
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Es war einmal im Jahre anno 2018 ....
... und ich nahm den Tanz, zu dem unsere Diva gebeten hatte, in meiner westfälischen "Heimat" auf, in dem es mir gelang, nach Jahren der Abstinenz, wieder stolzer Besitzer einer Dauerkarte zu werden.
Mein Vorhaben nun von Westfalen aus jedes Heimspiel der Diva besuchen zu wollen, wurde zunächst von meinen Schalker und Dortmunder Nachbarn ad absurdum geführt. Es sei rausgeschmissenes Geld, entgegneten mir meine blau-weißen und schwarz-gelben Kollegen und ich widersprach: "Liebe kennt keine Tabelle oder LIga"
Zunächst sollten die Westfalen Recht behalten und nach dem glanzvollen Pokalsieg, kam der Weggang einiger Pokal-Protagonisten, neuer unbekannter Trainer und der daraus resultierende holprige Start.
Jedoch kam schnell der "heiße Herbst 2018" und meine Kritiker verstummten nach und nach.
So schoß die Diva durch die Liga und Europa wie ein heißer Lötkolben durch die Butter und jeder Sieg gegen einen NRW-Club wurde für mich zu einem Triumphzug durch NRW.
Jedoch wäre meine Diva nicht meine Diva, wenn sie nicht vor und nach Rom auch mal gestolpert wäre.
Jetzt neigt sich das Jahr 2018 dem Ende entgegen und man merkt, das die Jungs langsam doch auf dem Zahnfleisch laufen und die Pause echt nötig wurde.
Man kann nur vermuten wohin die Diva 2019 noch tanzen wird. Ob Baku, ob nächste Saison erstmals CL (Nochmals Berlin entfällt ja diesmal) oder am Ende gar die Schale (träumen wird man ja noch dürfen )
Aber was auch immer passiert, ich werde mitten in NRW die Eintracht-Fahne hoch halten!
und wünsche allen der großen Eintracht-Familie ein gutes neues Jahr 2019 sowie Glück und Gesundheit
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Während dieses 2018 so langsam zwischen Skispringen, Silvestervorbereitungen und mäßigem Wetter austrudelt und während die meisten schon fleißig damit beschäftigt sind, Pläne für 2019 zu schmieden, da kann man sich natürlich fragen, ob es wirklich einem weiteren Jahresrückblicks bedarf. Aber hat es dieses 2018 vielleicht doch noch mal verdient, dass man zurückblickt? Denn aus Eintracht-Sicht bleibt festzuhalten:

Was für ein Jahr!

2018 wird für eine ganze Generation Eintracht-Fans für immer als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem sie den ersten richtigen Titel mit ihrer Mannschaft feiern konnten. Diese eine Nacht in Berlin überstrahlt alles. Und natürlich soll auf dieses Ereignis weiter unten noch mal eingegangen werden, wenngleich dazu im Prinzip eigentlich schon alles gesagt, alles geschrieben und  jede Emotion dieses magischen Ereignisses in Wort und Bild eingefangen wurde.

Und auch wenn dieser große Triumph alles überstrahlt, so braucht niemand zu denken, dass die Eintracht es ihren Anhängerinnen und Anhänger in diesem Jahr leicht gemacht hätte. Im Gegenteil! Es war wie immer ein Jahr, in der die launische Diva natürlich  auch wieder  Diva war. Sie war auch 2018 die gewohnte Zicke, das bockige Kind, die Sprunghafte, die schwierige Lady, die  man seit Jahren kennt. Sie nahm ihre Anhängerinnen und Anhänger mit, auf einen wilden Ritt durch das Jahr. Die Diva bat zum Tanz und es sollte kein Auge trocken bleiben. Ein Eintracht-Jahr, was so ziemlich alles an Emotionen zu bieten hatte, die der Fußball so auslösen kann. Euphorie, Genuss, Spaß, Verzückung, Hingabe, Ekstase  aber auch Frust, Verzweiflung, Wut, und Enttäuschung.

Und es begann eigentlich alles ganz entspannt. Es war sogar verdächtig schön zu Beginn des Jahres. Was war das für ein Hochgefühl, mit dem die meisten Eintracht-Fans in dieses 2018 gestartet sind. Wir hatten eine bunte Mannschaft, die die Stadt Frankfurt bestens repräsentierte, die zudem erfolgreich Fußball spielte. Wir hatten mit Kevin-Prince Boateng genau den zu dieser Mannschaft passenden, schillernden Leader, der sowohl auf dem Platz aber auch neben dem Platz ein guter Mann war. Wir hatten auch noch einen Trainer, der diese Mannschaft formte, der voran ging, der neben seinen sportlichen Fähigkeiten, über den Tellerrand zu blicken schien, der für Werte stand, der den Finger in die richtigen Wunden zu legen schien, als er z.B. äußerte:

„Zu meiner Zeit gab es solche Sachen nicht. Wo gibt es denn so was, dass einer sagt: Ich komme oder ich komme nicht. Wo ist die Verantwortung geblieben? Wo ist der Vertrag, der zählt? Früher galt das gesprochene Wort. Inzwischen zählt ein Fünfjahresvertrag genauso wenig wie ein Halbjahresvertrag. Das ist sehr bedenklich"

Und als wäre das alles nicht schon zufriedenstellend genug, konnte  Eintracht Frankfurt und alle die es mit diesem Verein halten auch noch stolz drauf sein, dass sie einen Präsidenten Namens Peter Fischers hat, der gesellschaftliche Verantwortung übernahm. Indem er den Mut hatte, Stellung zu beziehen, Dinge ansprach, die eigentlich immer gesellschaftlicher Konsens waren, die aber in den letzten Jahren in Frage gestellt wurden. Ein Präsident, der dafür einstand, dass bei Eintracht Frankfurt jeder willkommen ist, außer diejenigen, die für Hass, Hetze, Ausgrenzung und Unmenschlichkeit stehen. Im Prinzip  sprach er Selbstverständlichkeiten aus. Die Zurückhaltung anderer Fußballfunktionäre bei diesem Thema und das Echo, welches Fischers klare Kante auslöste, zeigten jedoch, dass es so wichtig war, dass Eintracht Frankfurt in Person des Präsidenten für diese Mitmenschlichkeit einsteht und dass er sich dabei auf die überwältigende Mehrheit der Vereinsmitglieder und Eintracht-Fans stützen kann.

Einer der Höhepunkte dieser glückseligen Eintracht-Zeit zu Jahresbeginn war sicher dieses legendäre Montagsspiel gegen Leipzig. Nicht nur, dass unsere Mannschaft einen sportlich vermutlich überlegenen Gegner mit Einsatz, Kampf und Leidenschaft niederrang, nein, auch die Fanszene brachte durch einen kreativen aber gleichzeitig genau richtig nervigen Protest ihren Unwillen über diese Montagsspiele zum Ausdruck. Das ganze eingebunden in eine abgesprochene und auf gegenseitiges Vertrauen beruhende Zusammenarbeit zwischen Verantwortlichen und der Fanszene, ohne dass dieses Vertrauen in irgendeiner Form von irgendjemand missbraucht worden wäre.


Man konnte schon stolz sein, auf das Bild, welches die Eintracht im ersten Quartal des Jahres so abgab. Klar, das Diva-Gen blitzte hier und da auf, als die Eintracht z.B. auf Platz 2 springen konnte und das Spiel in Augsburg aber fast schon folgerichtig auf ganzer Linie verkackte. Aber kaum jemand gab etwas auf die kleinen Wolken, die bereits zu dieser Zeit über dem  Eintracht-Himmel aufzogen. Keiner ahnte, was dieser glücklich-beseelte Eintracht-Welt wenige Wochen später aufgebürdet werden würde.

Denn die Eintracht wäre nicht unsere Eintracht, wenn sie uns alle nicht wieder in die Achterbahn packen würde: Der Frühling 2018 lies sich lange bitten, bis er in Fahrt kam. Was war das für ein zugiges, ungemütliches Spiel gegen Mainz. Aber irgendwann war Ostern in Deutschland. Die Eintracht spielte auswärts in Bremen. Und die Gerüchte waren längst in der Welt. Gerüchte, die besagten, dass das passieren würde, was nicht passieren darf. Das, was für viele Eintracht-Anhängerinnen und Anhänger gänzlich ausgeschlossen schien. Der "tugendhafte" und "von Werten getriebene" Eintracht-Trainer sollte den Absprung in Richtung Bayern München planen.

Zunächst wurden diejenigen noch versucht zu verspotten, die dieses Szenario als ein realistisches einschätzten, sie wurden angegriffen und ins lächerliche gezogen. Heute weiß man, dass dies die Reflexe von verliebten Narren waren, die zu naiv waren, um Kovac diesen Bruch mit seinen eigenen Worten zuzutrauen.

Ein Link.

Noch so ein Link.

Irgendwo in den Weiten des Netzes ist auch noch ein Video mit dem Originalzitat "Stand jetzt" zu finden. Das ist aber von Sport1 direkt und daher mit sehr viel Werbung vorher, daher an dieser Stelle der Verzicht auf diesen Link.

In den Tagen wurden Phrasen von Kovac gedroschen, die Diskussionen im realen wie virtuellen Leben ebbten dennoch nicht ab. Und sie wurden verbittert geführt, zwischen verblendeten und realistischen. Bis es am 12. April schließlich zu jenem „Dynamischen Donnerstag“ kam, der für viele Eintracht-Anhänger das  in den letzten Monate so mühevoll aufgebaute Kartenhaus zum Einstürzen brachte.


Als Eintracht-Anhänger überkam einen wieder dieser Verdacht, dass jedem Hochgefühl zwangsläufig ein Tritt in die Eier folgen muss. Was folgte, war emotional sicher die schwierigste, aber zumindest die widersprüchlichste Zeit 2018, die die Eintracht-Fan-Seele durchzustehen hatte. Sollte man Kovac sofort raus schmeißen oder würde ein Trainerwechsel im Saison-Endspurt mehr Schaden als Nutzen bringen? Und spurlos gingen diese Wochen weder an den Fans noch an der Mannschaft vorüber. Im Nachhinein darf man allen Beteuerungen der damaligen Zeit zum Trotz festhalten, dass der durchgedrungenen Trainerwechsel negative Folgen auf den sportlichen Zustand der Mannschaft hatte. Klar, es gab einzelne, herausragende Highlights: Das Pokalhalbfinale auf Schalke, mit Jovics Sensationstor  (was für ein Tor!), oder auch der Sieg gegen den HSV, der Einwechslung  von Meier und diesem Treffer (was für ein Drehbuch!).

Dass der Absprung des Trainers aber einen sportlichen Bruch nach sich zog, wurde im Nachhinein nicht mal von den Spielern dementiert. Nachdem im Saisonfinale schließlich die sicher geglaubte Europapokalteilnahme durch fahrlässige, da vermeidbare Niederlagen, wie gegen Hertha, bei den Bayern oder auf Schalke, verspielt wurde, flackerte neben Entsetzen auch immer wieder die Wut auf Niko Kovac auf. Die Stimmung war jedenfalls am Tiefpunkt. Und das groteskerweise, obwohl mit dem Pokalfinale ein absolutes Highlight bevorstand. Aber selbst eingefleischten Eintracht-Fans fiel es nach diesen Nackenschlägen schwer, sich für das Pokalfinale zu motivieren und den Frust und die Enttäuschung der letzten Wochen aus den Knochen zu schütteln. Basti und Marvin von Eintracht-Podcast haben die Stimmung damals ganz gut auf den Punkt gebracht.  


Aber Eintracht Frankfurt wäre nicht Eintracht Frankfurt, wenn sie emotional nicht genau das folgen ließe, was man am wenigsten von ihr erwarten würde. Und so kam dieser 19. Mai 2018. Selbstverständlich ist eigentlich schon alles geschrieben worden, alles besprochen und alles gesagt worden, was die Magie dieses Tages, dieses Abends ausgemacht hat, was zu der nicht für möglich gehaltenen Gefühls-Explosion führte. Andererseits  man kann diesen Tag einfach nicht oft genug revuepassieren lassen. Es ging schon morgens los. Ganz Berlin war von Eintrachtlerinnen und Eintrachtlern übervölkert. Das kannte man ja schon aus dem Vorjahr. Und auch das Wetter spielte wieder mit. Ein warmer Sommertag legte sich über die Hauptstadt. Und der Breitscheidplatz füllte sich von Stunde zu Stunde mit mehr Eintracht-Fans. Es war ein großes Hallo überall. Immer wieder bekannte Gesichter. Auch aus diesem Forum bekannte User waren zuhauf vor Ort. Und selbst wenn man sich vorher vorgenommen hatte, nicht so viel vor dem Spiel trinken zu wollen, so musste man aufgrund der zahlreichen Leute, mit denen man von Herzen gerne anstoßen wollte, in Kombination mit diesem warmen Sommerwetter, dann doch solche Vorsätze über Bord werfen.

Die Pokalsieger von 1988 waren bei Beve auf der Bühne, Peter Fischer und Axel Hellmann mischten sich unter das Volk. Ein buntes Treiben im Schatten der Gedächtniskirche. Und überall war eine besondere Stimmung greifbar. Oft wurde gefragt „Warum denn nicht?“ oder gesagt „Heute liegt was in der Luft“ und es waren keine Floskeln. Klar, jeder war sich der Außenseiterrolle der Eintracht bewusst, aber es war eine Zuversicht zu spüren, die nicht aufgesetzt war. Es war kein Zweckoptimismus, sondern ein positives Gefühl zu spüren. Und spätestens nach den Worten von Peter Fischer auf den Breitscheidplatz, die wie so oft bei Peter eine Gratwanderung zwischen überzogenem Pathos und geiler Motivation waren, war man sich einig, dass da heute was gehen kann. Wenig später setzte sich jedenfalls der imposante Fanmarsch mit zehntausenden Eintrachtlern in Richtung Olympiastadion in Bewegung. Im Stadion dann ein Bild, welches das ohnehin schon imposante Bild aus dem Pokalfinale 2017 noch mal um Längen übertraf. Nicht nur das legendärische Choreo-Shirt mit der 12 auf dem Rücken, auch das Fahnenmeer, das vermutlich das größte war, was es je in einem deutschen Fußballstadion gegeben hatte, unfuckingfassbar!  

Schon vor dem Spiel Gänsehautatmosphäre pur. Fahnenmeer, Bierrosetten-Regen und Charly Körbel beim Reintragen des Pokals sichtlich angefasst  beim Blick in die Kurve, wo sein Bild entrollt wurde. Die Frankfurter Kurve erzeugte eine Lautstärke, wie sie das Olympiastadion zu Berlin vermutlich noch nicht oft erlebt hat. Und als dann Rebic den Ball im Mittelfeld erobert, auf Boateng spielt, dieser wiederum einen langen Steilpass spielt und Rebic diesen erläuft und den Ball ins Tor knallt, hebt das Olympiastadion zum ersten mal an diesem Abend ab.  Eine Mischung aus Freude, Ungläubigkeit und dem Gedanken „wie lange geht das gut?“ auf der Tribüne. Aber die Eintracht rettet den Vorsprung in die Pause.

Nach dem Seitenwechsel kommt es dann doch zum für viele erwartbaren Ausgleich. Aber die Bayern tun sich schwer, trotz einiger Chancen bleibt die Eintracht eine harte Nuss. Und dann plötzlich, als bei einigen auf der Tribüne schon der Gedanke vorhanden war „Egal wie das hier heute ausgeht, die Eintracht wurde nicht abgeschossen und war ein würdiger Gegner“, da fliegt dieser lange Ball von Danny Da Costa Richtung Strafraum der Bayern. Rebic nimmt Fahrt auf, als ob eine Büffelherde Richtung Bayernstrafraum unterwegs ist. Süle und Hummels versuchen zu folgen. Aber Rebic bringt all seine Dynamik aufs Feld und schießt den Ball aus vollem Lauf am Bayern-Torwart vorbei. Das Stadion explodiert! Pure Emotion. Erdbeben.  

Dann Video Beweis. Bange Minuten. Keiner im Stadion weiß, um was es eigentlich geht. Zweyer. Zeigt auf den Mittelkreis. Tor! Das Stadion explodiert ein zweites Mal. Jetzt muss es doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir das nicht über die Zeit bringen. Aber im Nacken sitzt einem das Wissen um diesen verdammten Bayern-Dusel. Gleichzeitig ist da aber auch wieder diese Zuversicht, die einen durch den Tag trug: Wenn nicht heute, wann dann?

Die Bayern greifen an, Hektik im Strafraum, die Roten protestieren. Wieder Video-Beweis. Und schon wieder weiß keiner im Stadion, um was es eigentlich geht. Zweyer an der Außenlinie, er lässt sich Zeit, will zurück aufs Feld, zögert  noch mal und schaut sich die Szene erneut an. Bange Sekunden, dann zeigt er auf die Ecke. Erleichterung. Die Bayern aber noch mal mit einer Ecke. Ullreich im gegnerischen Strafraum. Die Ecke kommt rein, Willems mit dem Kopf und der Rest ist pure Emotion, Außerkraftsetzen aller Gesetzmäßigkeiten im Fußball, Schwerelosigkeit. Gacinovic setzt zum Lauf aller Läufe an. Die Kurve flippt aus, die Ersatzbank der Eintracht kennt kein Halten mehr, denn alle wissen, was jetzt passiert. Und doch ist dieser Moment völlig surreal. "Ekstase auf hessisch".

Es ist wie in einem Film. In so einem völlig überdrehten Hollywood-Abenteuer-Film. Wo irgendwo im Dschungel in Lateinamerika gerade die letzte Anakonda  besiegt wurde, die den letzten  Stein frei gegeben hat, den man in diesem Inka-Tempel einsetzen muss, damit sich der entscheidenden Mechanismus in Gang setzt. Genau diesen "Stein" führt Mijat auf diesen Metern am Fuß. Und er setzt ihn zielsicher an die dafür vorgesehene Stelle des  Inka-Tempel Namens Berliner Olympiastadion ein. Und der Mechanismus lässt nicht lange auf sich warten. Er sorgt dafür, dass sich der dunkle Berliner Nachthimmel plötzlich öffnet, dass er voller Geigen hängt, alles erstrahlt in Gold. Das Olympiastadion zu Berlin ist mit einem Schlag der schönste, schillerndste und prunkvollste Ort der Welt. Der seit dreißig Jahren verschollen geglaubte Schatz tut sich mit einem Mal  in seiner ganzen Schönheit vor den Augen der Eintracht-Fans auf.

Es ist nicht nur diese Schönheit des Augenblicks: Dieser Moment hat zudem heilende Wirkung. Innerhalb von Sekunden wird ein tiefsitzender Stachel aus der Eintracht-Fan-Seele gezogen. Ein Stachel, der sich mit jedem Abstieg, mit jedem verlorenen Endspiel, mit jeder durchlebten Existenzangst um diesen Verein, mit jedem für die SGE tätigen Knallkopf (Osram, Rohr und wie sie alle hießen) und mit jedem Chaos, welches so oft in diesem Club herrschte, tiefer  in die Fan-Seele gebohrt hatte. Dieser Stachel hat viel Schmerz, Wut und teilweise Verzweiflung verursachte. Aber er ist plötzlich weg. Es ist wie eine Befreiung. Plötzlich schmerzt nichts mehr. Auf klaffende Wunden der Vergangenheit wurde in einem Moment ein sofort wirksames Balsam gelegt. Das ganze Chaos, die ganzen Tränen, das ganze in die Eintracht investierte Herzblut ergibt plötzlich einen Sinn.  

Und die Kraft dieses Momentes erlaubt es dann sogar, dass man als gekränkter Fan dem Trainer Niko Kovac aufrichtig verzeiht. Denn natürlich hat er uns enttäuscht. Aber er hat uns auch diesen verdammten Pokal geschenkt. Was eine Achterbahn der Gefühle!

Charly wider des Protokolls

Siegerehrung

Prince  


Es gibt vermutlich nur ganz wenige Momente im Leben, in denen alles einen Sinn ergibt, Augenblicke, die sich durch und durch perfekt anfühlen. Momente des puren, ungetrübten Glückes.  Genau so einen Moment hielt der späte Abend des 19. Mai 2018 für tausende Eintracht-Fans bereit. Gestandene Männer mit Tränen in den Augen, man lag sich in den Armen. Mit Leuten, mit denen man schon so manche Eintracht-Schlacht geschlagen hatte, mit denen man zu Punktspielen in Oberhausen und Erfurt war, aber auch mit Leuten, die man noch nie zuvor gesehen hatte. Denn alle fühlten in diesem Moment das Gleiche. Es waren alles Adler. Zehntausende. Eine Mischung aus grenzenloser Euphorie, ungläubigem Staunen, immer wieder auch des kurzen Innehaltens um den Moment in vollen Zügen aufzusaugen.


Die folgende Nacht wurde von den Adlern in Berlin dann ganz unterschiedlich zelebriert. Natürlich gab es die, die völlig euphorisiert die Hauptstadt zum Beben brachten. Bei sehr vielen war es aber auch eine unerwartet zurückhaltende Nacht. Die auch von unendlicher Freude geprägt war, die aber eher ungläubig und ruhig mit dem ein oder anderen (bzw. sehr vielen) Siegerbier(en) begangen wurde. Stille Freude kann auch sehr intensiv sein.

Und es folgten ja noch Tage der Freude:

Frankfurt im Ausnahmezustand

Römerberg – legenderisch

„In Frankford uff de Audobahn, da is heud Nacht was los, en Ami wirft ne Kippe fodd…“

Bruda, schlag de Ball lang  

Was für ein großes, friedliches, euphorisches Fest!

Ein Fest, ein Ereignis, das bis heute nachhallt. Man sollte ja mit Superlativen nicht allzu verschwenderisch umgehen, aber das waren ohne Übertreibung Momente für die Ewigkeit. Schön, dass wir dabei sein konnten.



Aber unsere Eintracht wäre nicht unsere Eintracht, wenn sie nicht sofort wieder die Achterbahn der Gefühle angeschmissen hätte. Das letzte Siegerbier war noch nicht ausgetrunken, da schlugen die Wellen schon wieder hoch. Der Vertrag von Alex Meier wurde nicht verlängert. Eine Meldung, die nicht wirklich überraschend kam, die aber dennoch einschlug. Und damit nicht genug: Marius Wolf, einer der Pokalhelden verabschiedete sich Richtung Ruhrgebiet. Und als durchsickerte, dass dabei von einer Kaufoption Gebrauch gemacht wurde, die den guten Wolf vermutlich unter Marktwert hat weiterziehen lassen, ging es hoch her. Was sich die Verantwortlichen der Eintracht in diesem Forum und an anderen Stellen der virtuellen und der realen Welt anhören durften, war mit unschön noch defensiv beschrieben. Und das war erst der Auftakt: Es folgte eine Sommerpause, in der man es kaum für möglich hielt, dass der SGE vor wenigen Wochen der größte sportliche Erfolg seit drei Jahrzehnten gelungen war. Es wurde gezetert, es wurde gemosert, es wurden Leute in Frage gestellt, dass es eine wahre Freude war.

"Nur Ergänzungsspieler geholt."

"Eine verlorene Transferphase."

"Einfach verpasst, den nächsten Schritt zu machen."

"Den Effekt des Pokalerfolgs leider komplett verpuffen lassen und nur Wundertüten geholt."

"Es kann nur darum gehen, in der kommenden Saison nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben."

Klar, kurzzeitig wurde sich verdutzt die Augen gerieben, als es unseren (so ahnungslosen und teilweise sogar eiskalten) Verantwortlichen tatsächlich gelungen war, den Vertrag mit unserem Vize-Weltmeister zu verlängern. Dann folgte jedoch die 0:5 Klatsche im so genannten Supercup. Und auch wenn Fredi Bobic im wenige Tage zuvor stattgefundenen Forum-Vorstandstreffen ausdrücklich darauf hingewiesen hatte, dass dieses Spiel zur Unzeit komme und ihm vermutlich schon so ein Spielverlauf schwante, wurde dieses Spiel verwendet, um wieder alles in Frage zu stellen. Als dann auch noch das ärgerliche Pokal-Aus bei einem Viertligisten folgte, waren endgültig die Alarmglocken an. Der holprige Saisonstart ließ nicht nur in diesem Forum, sondern auch in der Frankfurter Lokalpresse die Nerven blank liegen. Und alle hatten natürlich irgendwie das abschreckende Beispiel 1.FC Köln aus der Vorsaison im Nacken. Wie sollte das nur werden mit der Doppelbelastung? Verdammte Axt, es konnte einem Himmelangst und bange werden.

Aber unsere Eintracht, wäre nicht unsere Eintracht, wenn die Achterbahnfahrt nicht  wieder eine unerwartete Wendung nehmen würde. Die Diva nahm sich die Freiheit heraus und machte mal wieder das genaue Gegenteil von dem, was alle erwarteten: Europapokal, Büffelherde, Adi Hütter, Siegesserien,  7:1, Torschützenliste, Haller, Jovic, Rebic, Kostic, Da Costa, Hasebe…wen und was soll man nicht noch alles aufzählen um nichts und niemand zu vergessen?

Der viel beschworene Einbruch auf Grund der Doppelbelastung lies und lies auf sich warten. Was für ein Auftritt in Europa!  Klar,  auf der Zielgerade von 2018 konnte man merken, dass der Tank langsam auf Reserve läuft, dass die Reifen abgenutzt sind und dass der Boxenstopp, der zwar noch den Namen Winterpause trägt aber in Wirklichkeit eher eine verlängerte Länderspielpause ist, genau zum richtigen Zeitpunkt kommt. Aber was war das bitte für ein unglaublicher Herbst mit unserer Eintracht?

2018. Ein gigantisches Eintracht-Jahr. Sicher kein Entspanntes für alle, die es mit dem Adler halten. Es war ein Diva-Jahr. Eine Achterbahn. Ein anstrengendes und kräftezehrendes Jahr. Aber eines für die Ewigkeit, das steht außer Frage.

Und was bleibt jetzt noch zu sagen so kurz vor dem Jahreswechsel? Schreibt gerne über eure Erinnerungen und Eintracht-Momente aus 2018 in diesem Thread! Jeder erlebt es ja ganz persönlich und daher auch immer ein bisschen anders.

Ansonsten bleibt zu sagen: Rutscht gut rein, ins neue Jahr! Bleibt gesund und ansonsten, wie ihr seid, denn sonst würde es hier ja langweilig werden. Genießt die ruhigen Tage, die Euch hoffentlich vergönnt sind. Denn so spätestens ab Mitte Januar ist es wieder so weit, ab dann zieht Euch besser einen Helm auf. Denn dann wird die launische Diva wieder zum Tanz bitten. 2019 und somit ein neues Eintracht-Jahr steht an. Wo die Reise hin gehen wird, kann „Stand Jetzt“ keiner sagen. Nur eines ist sicher: Es wird wieder ein wilder Ritt, bei dem kein Auge trocken bleiben wird. Sonst wäre es schließlich nicht unsere Eintracht.  Und was soll ich sagen, ich freu mich drauf!


Viva la Diva!
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Ganz großes Kino, Brudawin.

Herzlichen Dank fürs Mitnehmen.
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Chapeau Brodowin,

ein Beitrag, der mir Gänsehaut beschert. Eine fantastische Geschichte, erzählt von einem begnadeten Erzähler.

Danke dafür.

Freue mich schon auf den nächsten Rückblick, vielleicht mit Anekdoten aus Baku
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Super! Danke Brodowin! Diese Zeilen sind ein Geschenk im alten Jahr und steigern meine Vorfreude auf‘s neue.
Alles Gute f. 2019!
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Besser kann man kaum das Jahr der Eintracht verabschieden.
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Was eine Achterbahn, alles noch einmal durchlebt, vielen Dank! Ich war wieder voll dabei.

Da ich leider kein großer Schreiber bin, möchte ich einfach nur noch mal daraufhin weisen: Seid bereit wenn die Achterbahn wieder in Richtung Boden kracht, aber genießt es solange man (scheinbar) mit den Händen die Sterne greifen kann.

Guten Rutsch!

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Sehr schön, am vorletzten Tag des Jahres noch einmal so etwas zu lesen und mit den eigenen Erinnerungen zu verknüpfen. Vielen Dank dafür!
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Sehr stark, Brodowin. Sehr, sehr stark!
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Vielen, vielen Dank für diese tolle und emotionale Zusammenfassung

Gänsehaut und Pipi inne Augen inklusive

Allen einen guten Rutsch und auf ein weiteres erfolgreiches Diva-Jahr!!!
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There is no Goalkeeper!
THERE IS NO GAOLKEEPER!!!

Vielen Dank für den umfassenden Rückblick, Brodowin.

Europacup im nächsten Jahr!
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ist Brodowin Schriftsteller, er hat ja unglaubliche Fähigkeiten etwas auszudrücken, mein Respekt.

2018 war einer der aufregendsten Jahre meines > 40 Jahre Fansein:
Kovac Wechseltheater, DFB Pokal Sieg inkl. Berlin Reise (leider "nur"  Public Viewing), neue Eintracht mit neuen Trainer und Mannschaft mit  Ab und beachtlichen Auf
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Lieber Brodowin,
ganz große Klasse!
Ein toller Rückblick und eine tolle Zusammenfassung, die nicht besser hätte sein können.
Herzlichen Dank!
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Danke!  Gelungener und vor allem alles gut zusammenfassender Beitrag.
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Vielen Dank für diesen hervorragenden und umfassenden Rückblick!
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Felix Zwayer says: CORNER!!! unvergessen....
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Während dieses 2018 so langsam zwischen Skispringen, Silvestervorbereitungen und mäßigem Wetter austrudelt und während die meisten schon fleißig damit beschäftigt sind, Pläne für 2019 zu schmieden, da kann man sich natürlich fragen, ob es wirklich einem weiteren Jahresrückblicks bedarf. Aber hat es dieses 2018 vielleicht doch noch mal verdient, dass man zurückblickt? Denn aus Eintracht-Sicht bleibt festzuhalten:

Was für ein Jahr!

2018 wird für eine ganze Generation Eintracht-Fans für immer als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem sie den ersten richtigen Titel mit ihrer Mannschaft feiern konnten. Diese eine Nacht in Berlin überstrahlt alles. Und natürlich soll auf dieses Ereignis weiter unten noch mal eingegangen werden, wenngleich dazu im Prinzip eigentlich schon alles gesagt, alles geschrieben und  jede Emotion dieses magischen Ereignisses in Wort und Bild eingefangen wurde.

Und auch wenn dieser große Triumph alles überstrahlt, so braucht niemand zu denken, dass die Eintracht es ihren Anhängerinnen und Anhänger in diesem Jahr leicht gemacht hätte. Im Gegenteil! Es war wie immer ein Jahr, in der die launische Diva natürlich  auch wieder  Diva war. Sie war auch 2018 die gewohnte Zicke, das bockige Kind, die Sprunghafte, die schwierige Lady, die  man seit Jahren kennt. Sie nahm ihre Anhängerinnen und Anhänger mit, auf einen wilden Ritt durch das Jahr. Die Diva bat zum Tanz und es sollte kein Auge trocken bleiben. Ein Eintracht-Jahr, was so ziemlich alles an Emotionen zu bieten hatte, die der Fußball so auslösen kann. Euphorie, Genuss, Spaß, Verzückung, Hingabe, Ekstase  aber auch Frust, Verzweiflung, Wut, und Enttäuschung.

Und es begann eigentlich alles ganz entspannt. Es war sogar verdächtig schön zu Beginn des Jahres. Was war das für ein Hochgefühl, mit dem die meisten Eintracht-Fans in dieses 2018 gestartet sind. Wir hatten eine bunte Mannschaft, die die Stadt Frankfurt bestens repräsentierte, die zudem erfolgreich Fußball spielte. Wir hatten mit Kevin-Prince Boateng genau den zu dieser Mannschaft passenden, schillernden Leader, der sowohl auf dem Platz aber auch neben dem Platz ein guter Mann war. Wir hatten auch noch einen Trainer, der diese Mannschaft formte, der voran ging, der neben seinen sportlichen Fähigkeiten, über den Tellerrand zu blicken schien, der für Werte stand, der den Finger in die richtigen Wunden zu legen schien, als er z.B. äußerte:

„Zu meiner Zeit gab es solche Sachen nicht. Wo gibt es denn so was, dass einer sagt: Ich komme oder ich komme nicht. Wo ist die Verantwortung geblieben? Wo ist der Vertrag, der zählt? Früher galt das gesprochene Wort. Inzwischen zählt ein Fünfjahresvertrag genauso wenig wie ein Halbjahresvertrag. Das ist sehr bedenklich"

Und als wäre das alles nicht schon zufriedenstellend genug, konnte  Eintracht Frankfurt und alle die es mit diesem Verein halten auch noch stolz drauf sein, dass sie einen Präsidenten Namens Peter Fischers hat, der gesellschaftliche Verantwortung übernahm. Indem er den Mut hatte, Stellung zu beziehen, Dinge ansprach, die eigentlich immer gesellschaftlicher Konsens waren, die aber in den letzten Jahren in Frage gestellt wurden. Ein Präsident, der dafür einstand, dass bei Eintracht Frankfurt jeder willkommen ist, außer diejenigen, die für Hass, Hetze, Ausgrenzung und Unmenschlichkeit stehen. Im Prinzip  sprach er Selbstverständlichkeiten aus. Die Zurückhaltung anderer Fußballfunktionäre bei diesem Thema und das Echo, welches Fischers klare Kante auslöste, zeigten jedoch, dass es so wichtig war, dass Eintracht Frankfurt in Person des Präsidenten für diese Mitmenschlichkeit einsteht und dass er sich dabei auf die überwältigende Mehrheit der Vereinsmitglieder und Eintracht-Fans stützen kann.

Einer der Höhepunkte dieser glückseligen Eintracht-Zeit zu Jahresbeginn war sicher dieses legendäre Montagsspiel gegen Leipzig. Nicht nur, dass unsere Mannschaft einen sportlich vermutlich überlegenen Gegner mit Einsatz, Kampf und Leidenschaft niederrang, nein, auch die Fanszene brachte durch einen kreativen aber gleichzeitig genau richtig nervigen Protest ihren Unwillen über diese Montagsspiele zum Ausdruck. Das ganze eingebunden in eine abgesprochene und auf gegenseitiges Vertrauen beruhende Zusammenarbeit zwischen Verantwortlichen und der Fanszene, ohne dass dieses Vertrauen in irgendeiner Form von irgendjemand missbraucht worden wäre.


Man konnte schon stolz sein, auf das Bild, welches die Eintracht im ersten Quartal des Jahres so abgab. Klar, das Diva-Gen blitzte hier und da auf, als die Eintracht z.B. auf Platz 2 springen konnte und das Spiel in Augsburg aber fast schon folgerichtig auf ganzer Linie verkackte. Aber kaum jemand gab etwas auf die kleinen Wolken, die bereits zu dieser Zeit über dem  Eintracht-Himmel aufzogen. Keiner ahnte, was dieser glücklich-beseelte Eintracht-Welt wenige Wochen später aufgebürdet werden würde.

Denn die Eintracht wäre nicht unsere Eintracht, wenn sie uns alle nicht wieder in die Achterbahn packen würde: Der Frühling 2018 lies sich lange bitten, bis er in Fahrt kam. Was war das für ein zugiges, ungemütliches Spiel gegen Mainz. Aber irgendwann war Ostern in Deutschland. Die Eintracht spielte auswärts in Bremen. Und die Gerüchte waren längst in der Welt. Gerüchte, die besagten, dass das passieren würde, was nicht passieren darf. Das, was für viele Eintracht-Anhängerinnen und Anhänger gänzlich ausgeschlossen schien. Der "tugendhafte" und "von Werten getriebene" Eintracht-Trainer sollte den Absprung in Richtung Bayern München planen.

Zunächst wurden diejenigen noch versucht zu verspotten, die dieses Szenario als ein realistisches einschätzten, sie wurden angegriffen und ins lächerliche gezogen. Heute weiß man, dass dies die Reflexe von verliebten Narren waren, die zu naiv waren, um Kovac diesen Bruch mit seinen eigenen Worten zuzutrauen.

Ein Link.

Noch so ein Link.

Irgendwo in den Weiten des Netzes ist auch noch ein Video mit dem Originalzitat "Stand jetzt" zu finden. Das ist aber von Sport1 direkt und daher mit sehr viel Werbung vorher, daher an dieser Stelle der Verzicht auf diesen Link.

In den Tagen wurden Phrasen von Kovac gedroschen, die Diskussionen im realen wie virtuellen Leben ebbten dennoch nicht ab. Und sie wurden verbittert geführt, zwischen verblendeten und realistischen. Bis es am 12. April schließlich zu jenem „Dynamischen Donnerstag“ kam, der für viele Eintracht-Anhänger das  in den letzten Monate so mühevoll aufgebaute Kartenhaus zum Einstürzen brachte.


Als Eintracht-Anhänger überkam einen wieder dieser Verdacht, dass jedem Hochgefühl zwangsläufig ein Tritt in die Eier folgen muss. Was folgte, war emotional sicher die schwierigste, aber zumindest die widersprüchlichste Zeit 2018, die die Eintracht-Fan-Seele durchzustehen hatte. Sollte man Kovac sofort raus schmeißen oder würde ein Trainerwechsel im Saison-Endspurt mehr Schaden als Nutzen bringen? Und spurlos gingen diese Wochen weder an den Fans noch an der Mannschaft vorüber. Im Nachhinein darf man allen Beteuerungen der damaligen Zeit zum Trotz festhalten, dass der durchgedrungenen Trainerwechsel negative Folgen auf den sportlichen Zustand der Mannschaft hatte. Klar, es gab einzelne, herausragende Highlights: Das Pokalhalbfinale auf Schalke, mit Jovics Sensationstor  (was für ein Tor!), oder auch der Sieg gegen den HSV, der Einwechslung  von Meier und diesem Treffer (was für ein Drehbuch!).

Dass der Absprung des Trainers aber einen sportlichen Bruch nach sich zog, wurde im Nachhinein nicht mal von den Spielern dementiert. Nachdem im Saisonfinale schließlich die sicher geglaubte Europapokalteilnahme durch fahrlässige, da vermeidbare Niederlagen, wie gegen Hertha, bei den Bayern oder auf Schalke, verspielt wurde, flackerte neben Entsetzen auch immer wieder die Wut auf Niko Kovac auf. Die Stimmung war jedenfalls am Tiefpunkt. Und das groteskerweise, obwohl mit dem Pokalfinale ein absolutes Highlight bevorstand. Aber selbst eingefleischten Eintracht-Fans fiel es nach diesen Nackenschlägen schwer, sich für das Pokalfinale zu motivieren und den Frust und die Enttäuschung der letzten Wochen aus den Knochen zu schütteln. Basti und Marvin von Eintracht-Podcast haben die Stimmung damals ganz gut auf den Punkt gebracht.  


Aber Eintracht Frankfurt wäre nicht Eintracht Frankfurt, wenn sie emotional nicht genau das folgen ließe, was man am wenigsten von ihr erwarten würde. Und so kam dieser 19. Mai 2018. Selbstverständlich ist eigentlich schon alles geschrieben worden, alles besprochen und alles gesagt worden, was die Magie dieses Tages, dieses Abends ausgemacht hat, was zu der nicht für möglich gehaltenen Gefühls-Explosion führte. Andererseits  man kann diesen Tag einfach nicht oft genug revuepassieren lassen. Es ging schon morgens los. Ganz Berlin war von Eintrachtlerinnen und Eintrachtlern übervölkert. Das kannte man ja schon aus dem Vorjahr. Und auch das Wetter spielte wieder mit. Ein warmer Sommertag legte sich über die Hauptstadt. Und der Breitscheidplatz füllte sich von Stunde zu Stunde mit mehr Eintracht-Fans. Es war ein großes Hallo überall. Immer wieder bekannte Gesichter. Auch aus diesem Forum bekannte User waren zuhauf vor Ort. Und selbst wenn man sich vorher vorgenommen hatte, nicht so viel vor dem Spiel trinken zu wollen, so musste man aufgrund der zahlreichen Leute, mit denen man von Herzen gerne anstoßen wollte, in Kombination mit diesem warmen Sommerwetter, dann doch solche Vorsätze über Bord werfen.

Die Pokalsieger von 1988 waren bei Beve auf der Bühne, Peter Fischer und Axel Hellmann mischten sich unter das Volk. Ein buntes Treiben im Schatten der Gedächtniskirche. Und überall war eine besondere Stimmung greifbar. Oft wurde gefragt „Warum denn nicht?“ oder gesagt „Heute liegt was in der Luft“ und es waren keine Floskeln. Klar, jeder war sich der Außenseiterrolle der Eintracht bewusst, aber es war eine Zuversicht zu spüren, die nicht aufgesetzt war. Es war kein Zweckoptimismus, sondern ein positives Gefühl zu spüren. Und spätestens nach den Worten von Peter Fischer auf den Breitscheidplatz, die wie so oft bei Peter eine Gratwanderung zwischen überzogenem Pathos und geiler Motivation waren, war man sich einig, dass da heute was gehen kann. Wenig später setzte sich jedenfalls der imposante Fanmarsch mit zehntausenden Eintrachtlern in Richtung Olympiastadion in Bewegung. Im Stadion dann ein Bild, welches das ohnehin schon imposante Bild aus dem Pokalfinale 2017 noch mal um Längen übertraf. Nicht nur das legendärische Choreo-Shirt mit der 12 auf dem Rücken, auch das Fahnenmeer, das vermutlich das größte war, was es je in einem deutschen Fußballstadion gegeben hatte, unfuckingfassbar!  

Schon vor dem Spiel Gänsehautatmosphäre pur. Fahnenmeer, Bierrosetten-Regen und Charly Körbel beim Reintragen des Pokals sichtlich angefasst  beim Blick in die Kurve, wo sein Bild entrollt wurde. Die Frankfurter Kurve erzeugte eine Lautstärke, wie sie das Olympiastadion zu Berlin vermutlich noch nicht oft erlebt hat. Und als dann Rebic den Ball im Mittelfeld erobert, auf Boateng spielt, dieser wiederum einen langen Steilpass spielt und Rebic diesen erläuft und den Ball ins Tor knallt, hebt das Olympiastadion zum ersten mal an diesem Abend ab.  Eine Mischung aus Freude, Ungläubigkeit und dem Gedanken „wie lange geht das gut?“ auf der Tribüne. Aber die Eintracht rettet den Vorsprung in die Pause.

Nach dem Seitenwechsel kommt es dann doch zum für viele erwartbaren Ausgleich. Aber die Bayern tun sich schwer, trotz einiger Chancen bleibt die Eintracht eine harte Nuss. Und dann plötzlich, als bei einigen auf der Tribüne schon der Gedanke vorhanden war „Egal wie das hier heute ausgeht, die Eintracht wurde nicht abgeschossen und war ein würdiger Gegner“, da fliegt dieser lange Ball von Danny Da Costa Richtung Strafraum der Bayern. Rebic nimmt Fahrt auf, als ob eine Büffelherde Richtung Bayernstrafraum unterwegs ist. Süle und Hummels versuchen zu folgen. Aber Rebic bringt all seine Dynamik aufs Feld und schießt den Ball aus vollem Lauf am Bayern-Torwart vorbei. Das Stadion explodiert! Pure Emotion. Erdbeben.  

Dann Video Beweis. Bange Minuten. Keiner im Stadion weiß, um was es eigentlich geht. Zweyer. Zeigt auf den Mittelkreis. Tor! Das Stadion explodiert ein zweites Mal. Jetzt muss es doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir das nicht über die Zeit bringen. Aber im Nacken sitzt einem das Wissen um diesen verdammten Bayern-Dusel. Gleichzeitig ist da aber auch wieder diese Zuversicht, die einen durch den Tag trug: Wenn nicht heute, wann dann?

Die Bayern greifen an, Hektik im Strafraum, die Roten protestieren. Wieder Video-Beweis. Und schon wieder weiß keiner im Stadion, um was es eigentlich geht. Zweyer an der Außenlinie, er lässt sich Zeit, will zurück aufs Feld, zögert  noch mal und schaut sich die Szene erneut an. Bange Sekunden, dann zeigt er auf die Ecke. Erleichterung. Die Bayern aber noch mal mit einer Ecke. Ullreich im gegnerischen Strafraum. Die Ecke kommt rein, Willems mit dem Kopf und der Rest ist pure Emotion, Außerkraftsetzen aller Gesetzmäßigkeiten im Fußball, Schwerelosigkeit. Gacinovic setzt zum Lauf aller Läufe an. Die Kurve flippt aus, die Ersatzbank der Eintracht kennt kein Halten mehr, denn alle wissen, was jetzt passiert. Und doch ist dieser Moment völlig surreal. "Ekstase auf hessisch".

Es ist wie in einem Film. In so einem völlig überdrehten Hollywood-Abenteuer-Film. Wo irgendwo im Dschungel in Lateinamerika gerade die letzte Anakonda  besiegt wurde, die den letzten  Stein frei gegeben hat, den man in diesem Inka-Tempel einsetzen muss, damit sich der entscheidenden Mechanismus in Gang setzt. Genau diesen "Stein" führt Mijat auf diesen Metern am Fuß. Und er setzt ihn zielsicher an die dafür vorgesehene Stelle des  Inka-Tempel Namens Berliner Olympiastadion ein. Und der Mechanismus lässt nicht lange auf sich warten. Er sorgt dafür, dass sich der dunkle Berliner Nachthimmel plötzlich öffnet, dass er voller Geigen hängt, alles erstrahlt in Gold. Das Olympiastadion zu Berlin ist mit einem Schlag der schönste, schillerndste und prunkvollste Ort der Welt. Der seit dreißig Jahren verschollen geglaubte Schatz tut sich mit einem Mal  in seiner ganzen Schönheit vor den Augen der Eintracht-Fans auf.

Es ist nicht nur diese Schönheit des Augenblicks: Dieser Moment hat zudem heilende Wirkung. Innerhalb von Sekunden wird ein tiefsitzender Stachel aus der Eintracht-Fan-Seele gezogen. Ein Stachel, der sich mit jedem Abstieg, mit jedem verlorenen Endspiel, mit jeder durchlebten Existenzangst um diesen Verein, mit jedem für die SGE tätigen Knallkopf (Osram, Rohr und wie sie alle hießen) und mit jedem Chaos, welches so oft in diesem Club herrschte, tiefer  in die Fan-Seele gebohrt hatte. Dieser Stachel hat viel Schmerz, Wut und teilweise Verzweiflung verursachte. Aber er ist plötzlich weg. Es ist wie eine Befreiung. Plötzlich schmerzt nichts mehr. Auf klaffende Wunden der Vergangenheit wurde in einem Moment ein sofort wirksames Balsam gelegt. Das ganze Chaos, die ganzen Tränen, das ganze in die Eintracht investierte Herzblut ergibt plötzlich einen Sinn.  

Und die Kraft dieses Momentes erlaubt es dann sogar, dass man als gekränkter Fan dem Trainer Niko Kovac aufrichtig verzeiht. Denn natürlich hat er uns enttäuscht. Aber er hat uns auch diesen verdammten Pokal geschenkt. Was eine Achterbahn der Gefühle!

Charly wider des Protokolls

Siegerehrung

Prince  


Es gibt vermutlich nur ganz wenige Momente im Leben, in denen alles einen Sinn ergibt, Augenblicke, die sich durch und durch perfekt anfühlen. Momente des puren, ungetrübten Glückes.  Genau so einen Moment hielt der späte Abend des 19. Mai 2018 für tausende Eintracht-Fans bereit. Gestandene Männer mit Tränen in den Augen, man lag sich in den Armen. Mit Leuten, mit denen man schon so manche Eintracht-Schlacht geschlagen hatte, mit denen man zu Punktspielen in Oberhausen und Erfurt war, aber auch mit Leuten, die man noch nie zuvor gesehen hatte. Denn alle fühlten in diesem Moment das Gleiche. Es waren alles Adler. Zehntausende. Eine Mischung aus grenzenloser Euphorie, ungläubigem Staunen, immer wieder auch des kurzen Innehaltens um den Moment in vollen Zügen aufzusaugen.


Die folgende Nacht wurde von den Adlern in Berlin dann ganz unterschiedlich zelebriert. Natürlich gab es die, die völlig euphorisiert die Hauptstadt zum Beben brachten. Bei sehr vielen war es aber auch eine unerwartet zurückhaltende Nacht. Die auch von unendlicher Freude geprägt war, die aber eher ungläubig und ruhig mit dem ein oder anderen (bzw. sehr vielen) Siegerbier(en) begangen wurde. Stille Freude kann auch sehr intensiv sein.

Und es folgten ja noch Tage der Freude:

Frankfurt im Ausnahmezustand

Römerberg – legenderisch

„In Frankford uff de Audobahn, da is heud Nacht was los, en Ami wirft ne Kippe fodd…“

Bruda, schlag de Ball lang  

Was für ein großes, friedliches, euphorisches Fest!

Ein Fest, ein Ereignis, das bis heute nachhallt. Man sollte ja mit Superlativen nicht allzu verschwenderisch umgehen, aber das waren ohne Übertreibung Momente für die Ewigkeit. Schön, dass wir dabei sein konnten.



Aber unsere Eintracht wäre nicht unsere Eintracht, wenn sie nicht sofort wieder die Achterbahn der Gefühle angeschmissen hätte. Das letzte Siegerbier war noch nicht ausgetrunken, da schlugen die Wellen schon wieder hoch. Der Vertrag von Alex Meier wurde nicht verlängert. Eine Meldung, die nicht wirklich überraschend kam, die aber dennoch einschlug. Und damit nicht genug: Marius Wolf, einer der Pokalhelden verabschiedete sich Richtung Ruhrgebiet. Und als durchsickerte, dass dabei von einer Kaufoption Gebrauch gemacht wurde, die den guten Wolf vermutlich unter Marktwert hat weiterziehen lassen, ging es hoch her. Was sich die Verantwortlichen der Eintracht in diesem Forum und an anderen Stellen der virtuellen und der realen Welt anhören durften, war mit unschön noch defensiv beschrieben. Und das war erst der Auftakt: Es folgte eine Sommerpause, in der man es kaum für möglich hielt, dass der SGE vor wenigen Wochen der größte sportliche Erfolg seit drei Jahrzehnten gelungen war. Es wurde gezetert, es wurde gemosert, es wurden Leute in Frage gestellt, dass es eine wahre Freude war.

"Nur Ergänzungsspieler geholt."

"Eine verlorene Transferphase."

"Einfach verpasst, den nächsten Schritt zu machen."

"Den Effekt des Pokalerfolgs leider komplett verpuffen lassen und nur Wundertüten geholt."

"Es kann nur darum gehen, in der kommenden Saison nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben."

Klar, kurzzeitig wurde sich verdutzt die Augen gerieben, als es unseren (so ahnungslosen und teilweise sogar eiskalten) Verantwortlichen tatsächlich gelungen war, den Vertrag mit unserem Vize-Weltmeister zu verlängern. Dann folgte jedoch die 0:5 Klatsche im so genannten Supercup. Und auch wenn Fredi Bobic im wenige Tage zuvor stattgefundenen Forum-Vorstandstreffen ausdrücklich darauf hingewiesen hatte, dass dieses Spiel zur Unzeit komme und ihm vermutlich schon so ein Spielverlauf schwante, wurde dieses Spiel verwendet, um wieder alles in Frage zu stellen. Als dann auch noch das ärgerliche Pokal-Aus bei einem Viertligisten folgte, waren endgültig die Alarmglocken an. Der holprige Saisonstart ließ nicht nur in diesem Forum, sondern auch in der Frankfurter Lokalpresse die Nerven blank liegen. Und alle hatten natürlich irgendwie das abschreckende Beispiel 1.FC Köln aus der Vorsaison im Nacken. Wie sollte das nur werden mit der Doppelbelastung? Verdammte Axt, es konnte einem Himmelangst und bange werden.

Aber unsere Eintracht, wäre nicht unsere Eintracht, wenn die Achterbahnfahrt nicht  wieder eine unerwartete Wendung nehmen würde. Die Diva nahm sich die Freiheit heraus und machte mal wieder das genaue Gegenteil von dem, was alle erwarteten: Europapokal, Büffelherde, Adi Hütter, Siegesserien,  7:1, Torschützenliste, Haller, Jovic, Rebic, Kostic, Da Costa, Hasebe…wen und was soll man nicht noch alles aufzählen um nichts und niemand zu vergessen?

Der viel beschworene Einbruch auf Grund der Doppelbelastung lies und lies auf sich warten. Was für ein Auftritt in Europa!  Klar,  auf der Zielgerade von 2018 konnte man merken, dass der Tank langsam auf Reserve läuft, dass die Reifen abgenutzt sind und dass der Boxenstopp, der zwar noch den Namen Winterpause trägt aber in Wirklichkeit eher eine verlängerte Länderspielpause ist, genau zum richtigen Zeitpunkt kommt. Aber was war das bitte für ein unglaublicher Herbst mit unserer Eintracht?

2018. Ein gigantisches Eintracht-Jahr. Sicher kein Entspanntes für alle, die es mit dem Adler halten. Es war ein Diva-Jahr. Eine Achterbahn. Ein anstrengendes und kräftezehrendes Jahr. Aber eines für die Ewigkeit, das steht außer Frage.

Und was bleibt jetzt noch zu sagen so kurz vor dem Jahreswechsel? Schreibt gerne über eure Erinnerungen und Eintracht-Momente aus 2018 in diesem Thread! Jeder erlebt es ja ganz persönlich und daher auch immer ein bisschen anders.

Ansonsten bleibt zu sagen: Rutscht gut rein, ins neue Jahr! Bleibt gesund und ansonsten, wie ihr seid, denn sonst würde es hier ja langweilig werden. Genießt die ruhigen Tage, die Euch hoffentlich vergönnt sind. Denn so spätestens ab Mitte Januar ist es wieder so weit, ab dann zieht Euch besser einen Helm auf. Denn dann wird die launische Diva wieder zum Tanz bitten. 2019 und somit ein neues Eintracht-Jahr steht an. Wo die Reise hin gehen wird, kann „Stand Jetzt“ keiner sagen. Nur eines ist sicher: Es wird wieder ein wilder Ritt, bei dem kein Auge trocken bleiben wird. Sonst wäre es schließlich nicht unsere Eintracht.  Und was soll ich sagen, ich freu mich drauf!


Viva la Diva!
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Es ist nicht nur diese Schönheit des Augenblicks: Dieser Moment hat zudem heilende Wirkung. Innerhalb von Sekunden wird ein tiefsitzender Stachel aus der Eintracht-Fan-Seele gezogen.

Danke Brodowin insbesondere für diesen Absatz und diesen Teil deines genialen Beitrages.

Ich kann Dir gar nicht sagen wie sehr Du mir hiermit aus dem Herzen sprichst. Du triffst den Nagel auf den Kopf. So ziemlich alles was sich in den letzten 20-25 oder 30 Jahren so aufgestaut hatte. Unfassbar super geschrieben. Ich habe Tränen in den Augen bekommen und viele unglückliche Eintracht Augenblicke sind mir durch den Kopf gegangen. Man was haben wir gelitten.

Vielen Vielen Dank


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