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Es war 2018 und die launische Diva bat uns zum Tanz

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Danke für diese tollen Zeilen.

Gerade in den letzten Stunden eines Jahres lässt man es gerne nochmal Revué passieren.
Es war ein in allen Segmenten tolles Jahr. Gerne möchte ich auch nochmal das Vorstandstreffen erwähnen, es war ein absolutes Highlight und Privileg dabei gewesen zu sein.

2019 darf gerne ähnlich erfolgreich werden.

Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr und ein anständiges Jahr 2019.
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Vielen lieben Dank für die tollen Zeilen, sitze gerade hier und heule. Sooo schee wars.
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Vielen Dank für das schöne Feedback in diesem Thread!
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Vielen lieben Dank für diesen tollen Beitrag. Es hat riesig Spaß gemacht.

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Dann hier auch nochmal für alle zum nachlesen
19.05. / Pokalfinale Berlin
Bayern München 1:3 Eintracht Frankfurt



Ach ja, herrlich, wunderbar
So geht es nun auch dieses Jahr
Nach Berlin zum allerletzten Akt
Der Saison. Für viele ist der Ausgang klar
Der Heynckes kriegt sein Double - Fakt!
Nee, Quatsch, auch dieses Spiel muss
Erst einmal gewonnen werden
Weil – Goldene Regel auf Erden:
Vorher aufzugeben wär’ ja Stuss!

Na toll! Kovac vercoacht sein letztes Spiel
Schon vor dem ersten Pfiff - So‘n Schrott!
Er nimmt der Eintracht doch recht viel
Positiver Energie, indem er unsren Fußballgott
Erst gar nicht in den Kader holt
Die Mannschaft ist heute auf Abwehr gepolt
Kovac befürchtet den Sturmlauf der Roten
Weder Jovic noch Haller sind aufgeboten
Stattdessen spielt Boateng auf der Zehn
Rebic und Wolf sollen in dem System
Die Außen doppeln und die Abwehr stärken
Im Mittelfeld soll Hasebe werken
Auf einer Linie mit Mascarell und de Guzman
Die letzte Kette dahinter besteht dann
Aus da Costa, Salcedo und Abraham
Und Willems ganz links
Allerdings
Kann Hasebe sich jederzeit zurück ins
Band der Fünferkette fallen lassen
So glaubt unser Trainer die Bayern zu fassen
Zu kriegen. Und sie vielleicht zu überraschen
Mit dem einen oder andren Kontertor
Sforza SGE – Eintracht vor!
Die Mannschaft bildet einen Kreis
Sie wollen am Ende den großen Preis
Für sich verbuchen ...

Und schon geht‘s los. Die Adler versuchen
Die Bayern gleich in deren Hälfte unter
Druck zu setzen. Das geht ja munter
Los. Boateng mit langen Hacken
Aber kann Wolf das Laufduell packen?
Kann er nicht! Süle klärt mit langem Bein
Jetzt schnickt James eine Zauberpass
Auf Kimmich. Der war echt krass
gut geschnickt, aber Kimmich kann den nicht
verwerten. Die Chance war groß ...
Salcedo steht Lewandowski im Weg
Das gibt Gelb von Zwayer und Freistoß
Von der Strafraumecke. Die Mauer steht
Hradecky erwartet Lewandowskis Schuss
Und der wird gefährlich. Die Spinne muss
Sich ganz schön strecken. Ui, Unterkante
Der Latte. Aber, das nenn ich mal ein Glück
Der Ball springt deutlich ins Feld zurück
Hasebe klärt zu ersten Ecke ...

Jetzt spielt Süle James in Bedrängnis
Doch da naht schon von hinten Verhängnis
In Form von Rebic. Der hängt wie eine Zecke
An James und greift sich den Ball
Doppelpass Boateng und dann mit Ultraschall
Ab in Richtung bayrisches Tor.
Er legt sich die Pille noch einmal vor
Süle, Hummels und James hetzen
Ihm hinterher. Doch zu ihrem Entsetzen
Kann Rebic noch abziehen, bevor ihn
Die Grätsche von Hummels glatt niederstreckt
Aber da rollt schon die Kugel genau dahin
Wo sie hingehört: ins linke Eck!
Ulreich tut, was man als Torwart so tut
Wenn man im bayrischen Frieden ruht:
Er springt dran vorbei. Der Ball schlägt ein!
Eins Null für die Eintracht!
Kann das wahr sein?
Der David hat dem Goliath schon mal
Ein ersten Steinchen ins Gesicht geschossen
In Jupps Gesicht: ein Anflug von Qual
Anders Kovac: der hat es genossen
Und in der Arena tanzt der Saal
Ja, tatsächlich, das Dach ist geschlossen
Damit man die Leinwand besser sieht

Die Bayern sind jetzt leicht angestochen
Sie versuchen noch mehr Druck zu machen
Ribery macht so typische Ribery-Sachen
Und lässt sich fallen. Die Freistoßflanke
Landet auf Müllers Schulterknochen
Schlechte Kopfballtechnik. Danke
So geht der Ball knapp rechts vorbei.
Und erspart so Bayern die Müh eines Torschreis
Im Gegenzug kontern die Adler mit Boateng
Der sticht den Ball durch. Das wird eng,
aber Wolf kann den Pass noch erlaufen
Aber die Flanke gerät deutlich zu weit

Jetzt muss wieder Hradecky durchschnaufen
Eine Flanke von Müller. Kimmich hat Zeit
Sich in der Mitte freizulaufen
– und köpft
Also langsam ist unser Glück wohl erschöpft
Wieder geht der Ball nur sehr knapp vorbei
Auf der anderen Seite war grad da Costa dabei
Die erste Ecke für uns rauszuholen
Daraus wird ein Konter; Pass auf den Polen
Doch der haut auch diesen Ball ins Aus
Oder sagen wir: die Spinne guckt den raus!
Salihamidzic ist kurz vorm Ausrasten
Seine Bayern verpassen den Kasten
Ein ums andere Mal.
Sie sind, ehrlich gesagt
Noch nicht sehr gefährlich. Wär ich gefragt
Würd ich sagen: Da ist auch viel Streuung drin
Ihr bester Trick bisher: Sie werfen sich hin
Und versuchen dann den Freistoß zu nutzen
Doch es gelingt unsrer Kette alles wegzuputzen
Was da so in den Strafraum schwebt
Es steht weiter Eins Null
Das Träumchen lebt!

Gut, jetzt fällt dem Müller der Ball vor den Spann
Er knallt einen Aufsetzer, aber dann
Fliegt auch schon wieder die Spinne
Und auch diesen Ball greift sich der Finne
Die Roten üben weiter nur Freistoßtricks
Ribery fällt mal wieder wegen nix
Und Zwayer drauf rein. Aber wie eben
Schießt Lewandowski auch den daneben
Es sind schon gut 35 Minuten vorbei
Jetzt spielt Boateng wieder Rebic frei
Der spielt Süle einen Knoten in die Beine
Er tut als wolle er schießen, hat aber eine feine
Idee: de Guzman steht da am Elfer alleine
Und so legt Rebic den Ball sehr gut vor
De Guzman aber ist ob der genialen Idee
Total überrascht. Das hätte das zweite Tor
Sein können. Aber de Guzman, O weh
Rutscht weg. Kann die Chance nicht
Nutzen.
Willems kriegt Riberys Arm ins Gesicht  
Doch Zwayer lässt lieber weiterspielen
Das war jetzt wieder einer von vielen
Unsauberen Aktionen des Franzosen
Jetzt läuft sich da Costa auf rechts aus den Hosen
Er schlägt eine ganz passable Banane
Aber Wolf ist ’nen halben Kopf zu klein
So bekommt er den Ball halt nicht rein

Jetzt blockt Hasebe Thiago – ich ahne
Übles. Zwayer pfeift und gibt Makato die Gelbe
Sorry, das ist wieder genau dasselbe
Wie auch bei Salcedo: total überzogen!
Und jetzt geben die Schiris noch ungelogen
Den Roten drei Minuten Nachspielzeit
Kimmich rennt in Willems und sogleich
Zieht Zwayer schon die nächste Karte
Diesmal für Willems – das ist eine harte
Entscheidung, um nicht zu sagen: lächerlich!
So langsam wird das Gepfeife leicht einseitig
Aber okay, das sind wir ja schon gewohnt
Die Bayern werden gerne von den Schiris belohnt
Da werden öfter mal Augen zugekniffen
Und stattdessen der Gegner angepfiffen
Und Wehe, wenn sich da mal einer beschwert
Der wird von den Bayern persönlich gesperrt
Aber, warum sich darüber noch aufregen
Es steht Eins Null. Da hilft keine Nachspielzeit
Die ist jetzt auch abgelaufen, weswegen
Schiedsrichter Zwayer zum Pausenbier pfeift
Und schon ist die erste Halbzeit vorbei


Pause. Mal schauen, ob mein Puls wiederkehrt?
Irgendwie läuft das hier heute verkehrt
Also entgegen allen Erwartungen
Den Bayern ist nicht so viel gelungen
Und meine Adler kämpfen wie schon
Lange nicht mehr. Eine Situation
Wie gemalt für einen kleinen Infarkt
Mein Herz pumpt schwach, mein Herz schlägt stark
Und zwischen drin geht es gar nicht mehr
Zwischen Hoffnung und Angst geht es hin und her
Aber wir führen und wir führen zurecht
Die Bayern haben zwar Ballbesitz, aber zu schlecht
Spielen sie ihre Angriffe aus. Sie hätten
Sicher schon längst ausgleichen können
Aber die Adler, sie kämpfen und rennen
Und werfen sich den Roten entgegen
Als ginge es hier und heut um ihr Leben
Die Spannung ist kaum noch zu ertragen
Kann unser David den Goliath schlagen?
In meinem Köpfchen rasen Gedanken
Beim Eins Null kam die Arena ins Schwanken
Wie wird das erst, wenn es so bleibt?
Nach dreißig Jahren. Es wär’ ja mal Zeit ...


Zur zweiten Hälfte wechseln die Fans
Erst mal bunten Nebel ein.
Man kann nichts sehen
Diese Faszination kann ich nicht verstehen
Rauch stinkt und sieht leider scheiße aus
Es zieht langsam aus dem Stadion raus
Und Zwayer kann das Spiel wieder frei
Geben. Es sind noch alle Spieler dabei
Keiner der Trainer sah Gründe zu wechseln
Jetzt kann Willems eine weite Flanke drechseln
Genau auf den Kopf vom Prinzen. Der zielt
Schön in den Winkel. Aber Ulreich hielt!
Die Eintracht macht das gar nicht so schlecht
Geht jetzt selbst mehr nach vorne; dem alten
Plan zufolge, den Gegner von Hradecky fernzuhalten
Und ich denke, dass ist auch dem Trainer recht
Jetzt aber stößt Süle mal in eine Lücke
Ein Steilpass auf Kimmich reißt die Abwehr in Stücke
Der legt die Pille auf Lewandowski zurück
Der trifft sie nicht richtig, aber zu seinem Glück
Fälscht Mascarell den Ball auch noch leicht ab
Der rollt an Hradecky vorbei und schlägt knapp
Neben dem rechten Pfosten ein ...
Mist verdammt, ein frühes Eins Eins
Das genau sollte doch so nicht sein
Der kleine Vorteil der Adler dahin

Die stehen jetzt wieder tief hintendrin
Und erwarten die Angriffe des FCB
Jetzt bloß nicht noch eins ...
Das täte weh
Aber, puh, Kimmich verzieht
Oder war das als Pass gemeint?
Die Adler stehen dahinten vereint
Und was auch geschieht
Sie werfen sich tapfer in jeden Ball
Unser Mittelfeld ist einfach überall
Sie versuchen das Aufbauspiel der Bayern
Zu stören. Mit Erfolg. Die Roten eiern
Wieder nur rum. Zu unentschlossen
Wirkt ihr Spiel. Und den Ausgleich geschossen
Hat auch einer von uns. Dass das mal klar ist
Auch wenn der Pole so tut, als ob das nicht wahr ist

Was man jetzt schon mal feststellen kann
Die Eintracht verteidigt da wie ein Mann
Der Ausgleich hat sie nicht so erschüttert
Wie man vielleicht annehmen kann
Die Roten haben kurz mal die Chance gewittert
Mit dem Momentum des Ausgleichs im Rücken
Noch weiter in Richtung Hradecky zu rücken
Und die Adler in den Strafraum zu drücken
Aber die machen die Räume sehr eng
Zur Verstärkung kommt sogar Boateng
An den Fünfer zurück. Ja, so macht
Man eine disziplinierte Abwehrschlacht

Kovac wirft nun Gacinovic ins Spiel
Der kommt für Wolf, dem gelang heut nicht viel
Aber er hat seine Seite mit da Costa gehalten
Ansonsten scheint erst mal alles beim Alten
Lewandowski lässt sich mal wieder fallen
Aber selbst Zwayer kann nicht bei allen
Schwalbenversuchen pfeifen. Stattdessen
Geht jetzt Gacinovic auf und davon
Das ist eine schöne Kontersituation
Er schlägt einen Ball auf die andere Seite
Den nimmt der Prince volle Breitseite
Und nagelt ihn volley knapp nebens Tor
Aber gut. Die Adler trauen sich jetzt weiter vor
Der nächste Schussversuch kommt von Omar
Mascarell. Nach einer abgewehrten Ecke war
Er so frei, den Ball stramm aus der Luft zu nehmen
Herr Ulreich muss sich da schon mal bequemen
Spontan die Fäuste hochzureißen
Die Eintracht versucht sie jetzt festzubeißen
Eine Eckenserie, doch die bringt nichts ein
Außer ein paar schöne Eintrachtlieder ...

Die Weltstarauswahl versucht jetzt wieder
Mehr Spielkontrolle aufzubauen
Doch Heynckes scheint seinem Team nicht zu trauen
Thiago ist raus; Tolisso soll’s richten
Aber das beeindruckt die Adler mitnichten
Jetzt bringt sich mal Ribery in die Abwehr ein
Sein Rückpass bringt Ulreich beizeiten
In Schwierigkeiten
Der nagelt den Ball prompt
flach raus, knapp an da Costa vorbei
Mann, wenn der an den Ball kommt
Das Tor war ganz frei
Aber schon rollt der Konter, Müller lässt
Den Ball durch, Tolisso nimmt ihn mit
Stößt aufs Tor zu, aber mit einem langen Schritt
Läuft Hasebe ihn ab
Puh, das war knapp!
Quasi, Rettung im allerletzten Moment
Bravo Makoto.
Heynckes erkennt
Dass Müller heut nicht die Butter vom Brot spielt
Er bringt jetzt Coman, wahrscheins um gezielt
Das Flügelspiel über rechts nochmal zu stärken
Abraham geht da gegen Alaba zu Werke
Ja, kann man pfeifen. Und wird gepfiffen
Wieder hat sich Lewandowski die Pille gegriffen
Und wieder versemmelt er die Möglichkeit.

Trotzdem, es wird allmählich Zeit,
Dass Kovac die Entwicklung bemerkt
Und jetzt mit Russ die Verteidigung stärkt
Hasebe rückt wohl auf de Guzmans Platz
Und weiter geht die wilde Hatz
James lanciert eine gefährliche Flanke
Aber Salcedo hat noch seine rechte Quante
Am Ball, damit der Pole das Leder
Nicht sauber spielen kann, so dass der Ball weder
Ins Tor oder gegen Pfosten, sondern nur
Ins Seitenaus geht.
Ein Blick auf die Uhr
Das Spiel hat noch 15 Minuten Futur
Auf der anderen Seite gibt’s Rebic pur
Der ist heut eine echte Frohnatur
Und ertanzt gegen zwei Bayern ’ne Ecke
Aber Zwayer hat bei der mal wieder ne kecke
Und sehr eigene Sicht auf das Geschehen
Offensivfoul. Na gut, das kann man so sehen
Aber trotzdem, bisher pfeift Herr Zwayer
Immer noch tendenziell für die Bayern
Geschenkt. Dann muss es halt ohne gehen ...

Mascarell zeigt mal wieder, was er kann
Den Ball erobern und ihn dann
Schnell weiterspielen. Sehr elegant
Dreht sich jetzt Rebic um einen Mann
Und erläuft sich mit zwei drei Schritten
Einen Vorsprung. Er ist in der Mitte
Links und rechts sind Anspielstationen
Aber die will er wohl heute schonen
Das war zu eigensinnig. Da muss er passen
Und da Costa das Tor schießen lassen
Aber egal, der Kroate hat Spass
Der Prinz spielt ’nen Uwe-Bein-Gedächtnis-Pass
Wieder stürmt Rebic gen Bayern Abwehr
Er ist ganz alleine. Mhm, das ist schwer
Doch er versucht’s noch vom Strafraumeck
Ulreich bewegt sich nicht wirklich vom Fleck
Der sieht, die Pille fliegt weit rechts vorbei
Jetzt sieht’s auch die Kurve ...
Und so erstickt der Jubelschrei
Die Roten stellen sich mal wieder zur Ecke
Hummels steht da ganz am Ende der Strecke
Der Ball kommt hoch weit, Hummels steigt auf
Nimmt das Schicksal jetzt doch seinen Lauf?
Die Bogenlampe senkt sich hinter der Spinne
Alle Eintrachtfans halten kurz inne
Den kann sogar Hradecky nicht halten
Aber der Ball prallt an den Balken
Und springt wieder knapp ins Feld zurück
Abraham klärt. Puh, das war wieder Glück!
Die Spannung ist kaum noch auszuhalten
Man sieht viele Fans die Hände falten
Um Stoßgebete gen Himmel zu schicken
Die werden erhört ...
Der Prinz hat heut Lust am Kicken
Er erkämpft am Rande des Felds den Ball
Und da Costa plant einen Überfall
Der drischt die Pille mal weit Richtung Ulreich
Auf dem Weg dahin kommt es sogleich
Wieder zum üblichen Laufduell
Mit Süle und Hummels, doch Ante ist schnell
Er legt sich den Ball per Kopfball vor
Ulreich zögert. Er kommt nicht aus dem Tor
Süle und Hummels sind abgehängt
Rebic streckt das Bein und versenkt
Die Pille mit einem Lächeln im Kasten
Jaaaaahh! Zwei Eins! Zwei Eins!
Der Rest ist Ausrasten
Rebic stürmt wie ein Hürdensprinter
Über Werbung und Zäune um weit dahinter
Mit den Fans sein Tor zu feiern ...
Aber was ist das?
Die Münchner leiern
Sich da eine Protestnote aus den Rippen
Man sieht den Polen sich an den Unterarm tippen
Was? Das soll Handspiel gewesen sein?
Also ich würde mal sagen: Ganz klar Nein!
Klar geht der Ball leicht an Boatengs Hand
Aber keine Absicht, aus kurzer Distanz
Flippert da die Pille hoch. Das ist ganz
Sicher kein Grund, das Tor wegzupfeifen
Gut, UHs Gesicht hat schon rote Streifen
Aber auch das ist ja kein Grund.
Zwayer guckt Videobeweise und
Zeigt dann auf den Anstoß: Die Bude zählt!
Alle Freunde der Eintracht sind froh
Das war Teil Zwei von Antes Inferno

Aber Manno, das hat die Nerven gequält
Doch jetzt verfestigt sich die Euphorie
Die Chance zu gewinnen – so groß wie nie
Es sind ja kaum mehr zehn Minuten zu spielen
Ob es den Bayern reicht, noch ein Tor zu erzielen?
Mein Kopf mischt ’ne Überdosis Adrenalin an
Als Eintrachtfan denkt man ja, man wäre nie dran
Vor allem nicht gegen die Überbayern
Aber die Adlerfans auf den Rängen feiern
Und feuern die kleine Eintracht an
Tja, Ihr Bayern, so geht Zwölfter Mann
Jetzt geht es nur noch ums Verteidigen
Ach, wie kann man die Münchner besser beleidigen
Als ihnen den sichergeglaubten Pokal
Zu entreißen. Verdammt, das wäre doch mal
Balsam für die geschundene Eintrachtseele
Eine Flanke von rechts. Getümmel im Strafraum
Unsere finnische Spinne sieht den Ball kaum
Aber der Schuss von James trifft nur Russ
In wenigen Sekunden wäre offiziell Schluss
Die reguläre Spielzeit ist gleich vorbei
Kovac beschwört die Zeitpolizei
Er wäre ja heut mal für: Pünktlich Schluss!
Dass er noch vier Minuten warten muss
Macht ihn nicht glücklich ...

Abraham köpft da einen Ball ausdrücklich
Aus der gefährlichen Zone raus
Kovac schickt Haller zur Luftunterstützung
Für Rebic aufs Feld. Und zur Verblüffung
Der Roten zieht Abraham über das ganze Feld
Bis er erschöpft über die Auslinie fällt
Das Solo bringt einen Zeitvorteil, weil
Die Sekunden vergehen. Hummels geht steil
Aber der Ball landet wieder im Aus
Es springt nur wieder eine Ecke raus
Das ist vielleicht schon die letzte Aktion
Russ klärt per Kopf die Situation
Doch der Ball findet nochmal zum Fünfer zurück
Ein Zweikampf zwischen Prinz und Martinez
Der Ball fällt Wagner mit etwas Glück
Vor die Füße, er dreht sich, schießt jetzt
Aber Hradecky macht sein längstes Bein
Er wehrt den Schuss ab!
Aber nein!
Was geht denn jetzt da schon wieder?
Da legt sich nochmal ein Bayer nieder
Und jetzt wollen sie trotz Vorteil Elfmeter
In der letzten Minute? Geht’s noch was später?
Jetzt wollen sie den Ausgleich erzwingen
Indem sie den Schiedsrichter dazu bringen
Ihnen nun einen Elfer zu schenken ...
Oh Mann, ich habe die größten Bedenken
Ja, man könnte wohl einen Elfmeter geben
Aber wenn man Martinez da beim Abheben
Sieht: also das sieht auch ’was merkwürdig aus
Zwayer geht wieder zum Montitor raus
Um sich das Ganze noch mal anzuschauen
Die Adlerfans packt das nackte Grauen
Zuoft hat man uns grad gegen die Roten
Seltsame Entscheidungen angeboten
Ich erinnere da nur mal ans Finale 2006
Und heute auch? Es ist wie verhext
Es waren doch nur noch ein, zwei Minuten
Mein Herz fängt schon mal an zu bluten
Hat Zwayer den Mut in diesem Moment
gegen die Bayern zu stimmen?
Es brennt
In meiner Brust: Vorhofflimmern
Wer wird den Elfer in unseren Kasten zimmern?
Oder wird es auch noch Hradis großer Tag
Gedanken, die man so gar nicht haben mag
Zwayer schaut sich Wiederholungen an
Er dreht sich ab. Er pfeift ...
Und dann
Zeigt er tatsächlich auf die Ecke
Es gibt Eckball. Schicksal verrecke!
Was tust Du mir heute wieder an?
Ulreich reiht sich vor Hradecky ein
Kimmich tritt nun den Eckball rein
Aber Willems kommt als Erster dran
Und köpft den Ball auf Gacinovic
Der erkennt die Chance, rennt wie ein Blitz
Legt die Pille an Coman vorbei. Der war
Letzter Mann. Ulreich ist nicht da!
Was jetzt folgt kann man so nicht inszenieren
Hummels kann nur hinterher galoppieren
Auch Alaba kann es nur vergeblich probieren
Das ganze Stadion erkennt den Moment
Gacinovic rennt und rennt und rennt
Der kleine Flitzer schaut sich drei- viermal um
Er weiß, gleich ist das Finale rum
Und er wird das Spiel herrlich beenden
Mit seinem Tor!
Alle Eintrachtler senden
Beste Wünsche für die siebzig Meter
Die Bank springt auf und ’nen Augenblick später
Laufen sie für Mijat am Feldrand Spalier
Rebic greift sich Kovac in Wrestlingmanier
Und schreit ihm das Ohr ab
Der Bayernblock schweigt wie ein Grab
Jupp zeigt sein Augsburger Puppengesicht
Ausdruckslos – der Goliath fasst es nicht!
Bei den Adlerfans wandelt sich das Raunen
Über ungläubiges Staunen
in wildes Geschrei
Niemand holt diesen Gacinovic heute noch ein
Es ertönt ein unfassbarer Jubelchor
Und schon kullert der Ball ins leere Tor ...

Das ist jetzt nicht wahr! Kann das wahr sein?
Der Wahnsinn in Tüten. Das Glück in Dosen
Die kleine Eintracht schlägt den großen
Favoriten: die übermächtigen Sonderbayern!
Auf deren Gesichtern herrscht tiefster Winter
Und die fanatischen Eintrachtfans feiern
Den kleinen Hundertmetersprinter
Lauf, Forrest, Lauf!
Es ist unfassbar!
Ja, auch ein Sieg gegen die Bayern ist machbar
Natürlich, na klar, es hat auch Glück gebraucht
Zwei Bayernchancen sind an der Latte verraucht
Zwei Videobeweise wurden für uns gewertet
Und erst mit Mijats Sprint hat sich der Verdacht erhärtet
Dass das Unmögliche heute doch möglich wird
Mein Herz und mein Kopf sind ziemlich verwirrt:
So also fühlt sich Gewinnen an?
Was die Eintracht dreißig Jahre nicht kann
Verflüchtigt sich mit diesem Augenblick
Und trotz der Verwirrung spüre ich jetzt das Glück
Ich steh im nächtlichen Waldstadion
Es besteht zur Gänze aus Emotion
Wildfremde Menschen liegen sich in den Armen
Mit jedem Abklatschen spürt man einen warmen
Schauer durch den Körper ziehen ...

Kovac weint. Es sei ihm alles verziehen
Und ich hoffe, er verzeiht mir auch den Beginn
Dieses Gedichts. Ich glaubte nicht an ihn
Und seine Aufstellung so ohne Sturm
Aber: Der zweite Vogel kriegt den Wurm
Er hat Heynckes Bayern in die Falle gelockt
Seine Taktik war am Ende sehr abgezockt
So wird es doch noch ein versöhnliches Ende
Und die Kovacs sind ab heute Legende

Der große Pokal wird schnell noch graviert
Und Charly Körbel, sichtlich gerührt
Darf den Pott auf die Bühne tragen
Sein „fünfter Pokalsieg“! Noch Fragen?
Jetzt gibt es erst mal Silber für die Bayern
Doch die haben keine Lust mehr zu feiern
Sie verschwinden wortlos in die Kabine
Das nenne ich mal schlechte Miene
Zum schlechten Spiel zu machen
Wär’s nicht so traurig, wär’s wohl zum lachen
Statt den Deutschen Pokalsieger zu ehren
Verschwinden die Bayern. Und so verkehren
Sie jeden Gedanken an sportliche Fairness
In eine Farce. Da sollte der DFB mal Stress
Machen und die Bayern an ein gewisses Niveau
Erinnern; Von wegen professionell und so ...
Aber egal: Wir sind Pokalsieger!
Für schlechte Verlierer gibt’s keine Lieder
Diese Ode gilt allein unseren Jungs
Unsterblich wird diese Erinnerung
Jetzt stehen sie da, alle aufgereiht
Mit ihren Medaillen. Jetzt wird es Zeit
Abraham und unser Fußballgott Alex
Haben die Hand am Pott.
Das ist besser als Sex!
Dieser Jubel wird lange Zeit nicht verhallen
Danke dafür. Ich danke Euch allen ...


Ach, liebe Adlerfans, Ihr müsst mir verzeihen
Aber ich muss mal unsern Goethe beleihen:
Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt
Glücklich allein, wer die Eintracht liebt!
Dreißig Jahre nach Lajos Detari
Mit Abstiegen, Rettungen und so mancher Partie
Die uns schier in den Wahnsinn trieb
In Rostock fehlte nur noch der eine Sieg
Meistertitel statt gewonnen zerronnen
(Mit Zwayer hätten wir auch bei Hansa gewonnen)
Nach all den Jahren voll Warten und Beten
Sooft wurden unsere Träume zertreten
Und jetzt ... hier und heute ... die Nacht in Berlin
Mein Kopf und Herz springen her und hin
Und wieder zurück ...
Was für ein Glück
Die Endorphine sind ausgerückt
Wildfremde Menschen ans Herz gedrückt
Ja, alle Hormone spielen verrückt:

Wir haben die Eintracht im Endspiel geseh’n ...
Und sie hat gewonnen. Ist das nicht schön?
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Während dieses 2018 so langsam zwischen Skispringen, Silvestervorbereitungen und mäßigem Wetter austrudelt und während die meisten schon fleißig damit beschäftigt sind, Pläne für 2019 zu schmieden, da kann man sich natürlich fragen, ob es wirklich einem weiteren Jahresrückblicks bedarf. Aber hat es dieses 2018 vielleicht doch noch mal verdient, dass man zurückblickt? Denn aus Eintracht-Sicht bleibt festzuhalten:

Was für ein Jahr!

2018 wird für eine ganze Generation Eintracht-Fans für immer als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem sie den ersten richtigen Titel mit ihrer Mannschaft feiern konnten. Diese eine Nacht in Berlin überstrahlt alles. Und natürlich soll auf dieses Ereignis weiter unten noch mal eingegangen werden, wenngleich dazu im Prinzip eigentlich schon alles gesagt, alles geschrieben und  jede Emotion dieses magischen Ereignisses in Wort und Bild eingefangen wurde.

Und auch wenn dieser große Triumph alles überstrahlt, so braucht niemand zu denken, dass die Eintracht es ihren Anhängerinnen und Anhänger in diesem Jahr leicht gemacht hätte. Im Gegenteil! Es war wie immer ein Jahr, in der die launische Diva natürlich  auch wieder  Diva war. Sie war auch 2018 die gewohnte Zicke, das bockige Kind, die Sprunghafte, die schwierige Lady, die  man seit Jahren kennt. Sie nahm ihre Anhängerinnen und Anhänger mit, auf einen wilden Ritt durch das Jahr. Die Diva bat zum Tanz und es sollte kein Auge trocken bleiben. Ein Eintracht-Jahr, was so ziemlich alles an Emotionen zu bieten hatte, die der Fußball so auslösen kann. Euphorie, Genuss, Spaß, Verzückung, Hingabe, Ekstase  aber auch Frust, Verzweiflung, Wut, und Enttäuschung.

Und es begann eigentlich alles ganz entspannt. Es war sogar verdächtig schön zu Beginn des Jahres. Was war das für ein Hochgefühl, mit dem die meisten Eintracht-Fans in dieses 2018 gestartet sind. Wir hatten eine bunte Mannschaft, die die Stadt Frankfurt bestens repräsentierte, die zudem erfolgreich Fußball spielte. Wir hatten mit Kevin-Prince Boateng genau den zu dieser Mannschaft passenden, schillernden Leader, der sowohl auf dem Platz aber auch neben dem Platz ein guter Mann war. Wir hatten auch noch einen Trainer, der diese Mannschaft formte, der voran ging, der neben seinen sportlichen Fähigkeiten, über den Tellerrand zu blicken schien, der für Werte stand, der den Finger in die richtigen Wunden zu legen schien, als er z.B. äußerte:

„Zu meiner Zeit gab es solche Sachen nicht. Wo gibt es denn so was, dass einer sagt: Ich komme oder ich komme nicht. Wo ist die Verantwortung geblieben? Wo ist der Vertrag, der zählt? Früher galt das gesprochene Wort. Inzwischen zählt ein Fünfjahresvertrag genauso wenig wie ein Halbjahresvertrag. Das ist sehr bedenklich"

Und als wäre das alles nicht schon zufriedenstellend genug, konnte  Eintracht Frankfurt und alle die es mit diesem Verein halten auch noch stolz drauf sein, dass sie einen Präsidenten Namens Peter Fischers hat, der gesellschaftliche Verantwortung übernahm. Indem er den Mut hatte, Stellung zu beziehen, Dinge ansprach, die eigentlich immer gesellschaftlicher Konsens waren, die aber in den letzten Jahren in Frage gestellt wurden. Ein Präsident, der dafür einstand, dass bei Eintracht Frankfurt jeder willkommen ist, außer diejenigen, die für Hass, Hetze, Ausgrenzung und Unmenschlichkeit stehen. Im Prinzip  sprach er Selbstverständlichkeiten aus. Die Zurückhaltung anderer Fußballfunktionäre bei diesem Thema und das Echo, welches Fischers klare Kante auslöste, zeigten jedoch, dass es so wichtig war, dass Eintracht Frankfurt in Person des Präsidenten für diese Mitmenschlichkeit einsteht und dass er sich dabei auf die überwältigende Mehrheit der Vereinsmitglieder und Eintracht-Fans stützen kann.

Einer der Höhepunkte dieser glückseligen Eintracht-Zeit zu Jahresbeginn war sicher dieses legendäre Montagsspiel gegen Leipzig. Nicht nur, dass unsere Mannschaft einen sportlich vermutlich überlegenen Gegner mit Einsatz, Kampf und Leidenschaft niederrang, nein, auch die Fanszene brachte durch einen kreativen aber gleichzeitig genau richtig nervigen Protest ihren Unwillen über diese Montagsspiele zum Ausdruck. Das ganze eingebunden in eine abgesprochene und auf gegenseitiges Vertrauen beruhende Zusammenarbeit zwischen Verantwortlichen und der Fanszene, ohne dass dieses Vertrauen in irgendeiner Form von irgendjemand missbraucht worden wäre.


Man konnte schon stolz sein, auf das Bild, welches die Eintracht im ersten Quartal des Jahres so abgab. Klar, das Diva-Gen blitzte hier und da auf, als die Eintracht z.B. auf Platz 2 springen konnte und das Spiel in Augsburg aber fast schon folgerichtig auf ganzer Linie verkackte. Aber kaum jemand gab etwas auf die kleinen Wolken, die bereits zu dieser Zeit über dem  Eintracht-Himmel aufzogen. Keiner ahnte, was dieser glücklich-beseelte Eintracht-Welt wenige Wochen später aufgebürdet werden würde.

Denn die Eintracht wäre nicht unsere Eintracht, wenn sie uns alle nicht wieder in die Achterbahn packen würde: Der Frühling 2018 lies sich lange bitten, bis er in Fahrt kam. Was war das für ein zugiges, ungemütliches Spiel gegen Mainz. Aber irgendwann war Ostern in Deutschland. Die Eintracht spielte auswärts in Bremen. Und die Gerüchte waren längst in der Welt. Gerüchte, die besagten, dass das passieren würde, was nicht passieren darf. Das, was für viele Eintracht-Anhängerinnen und Anhänger gänzlich ausgeschlossen schien. Der "tugendhafte" und "von Werten getriebene" Eintracht-Trainer sollte den Absprung in Richtung Bayern München planen.

Zunächst wurden diejenigen noch versucht zu verspotten, die dieses Szenario als ein realistisches einschätzten, sie wurden angegriffen und ins lächerliche gezogen. Heute weiß man, dass dies die Reflexe von verliebten Narren waren, die zu naiv waren, um Kovac diesen Bruch mit seinen eigenen Worten zuzutrauen.

Ein Link.

Noch so ein Link.

Irgendwo in den Weiten des Netzes ist auch noch ein Video mit dem Originalzitat "Stand jetzt" zu finden. Das ist aber von Sport1 direkt und daher mit sehr viel Werbung vorher, daher an dieser Stelle der Verzicht auf diesen Link.

In den Tagen wurden Phrasen von Kovac gedroschen, die Diskussionen im realen wie virtuellen Leben ebbten dennoch nicht ab. Und sie wurden verbittert geführt, zwischen verblendeten und realistischen. Bis es am 12. April schließlich zu jenem „Dynamischen Donnerstag“ kam, der für viele Eintracht-Anhänger das  in den letzten Monate so mühevoll aufgebaute Kartenhaus zum Einstürzen brachte.


Als Eintracht-Anhänger überkam einen wieder dieser Verdacht, dass jedem Hochgefühl zwangsläufig ein Tritt in die Eier folgen muss. Was folgte, war emotional sicher die schwierigste, aber zumindest die widersprüchlichste Zeit 2018, die die Eintracht-Fan-Seele durchzustehen hatte. Sollte man Kovac sofort raus schmeißen oder würde ein Trainerwechsel im Saison-Endspurt mehr Schaden als Nutzen bringen? Und spurlos gingen diese Wochen weder an den Fans noch an der Mannschaft vorüber. Im Nachhinein darf man allen Beteuerungen der damaligen Zeit zum Trotz festhalten, dass der durchgedrungenen Trainerwechsel negative Folgen auf den sportlichen Zustand der Mannschaft hatte. Klar, es gab einzelne, herausragende Highlights: Das Pokalhalbfinale auf Schalke, mit Jovics Sensationstor  (was für ein Tor!), oder auch der Sieg gegen den HSV, der Einwechslung  von Meier und diesem Treffer (was für ein Drehbuch!).

Dass der Absprung des Trainers aber einen sportlichen Bruch nach sich zog, wurde im Nachhinein nicht mal von den Spielern dementiert. Nachdem im Saisonfinale schließlich die sicher geglaubte Europapokalteilnahme durch fahrlässige, da vermeidbare Niederlagen, wie gegen Hertha, bei den Bayern oder auf Schalke, verspielt wurde, flackerte neben Entsetzen auch immer wieder die Wut auf Niko Kovac auf. Die Stimmung war jedenfalls am Tiefpunkt. Und das groteskerweise, obwohl mit dem Pokalfinale ein absolutes Highlight bevorstand. Aber selbst eingefleischten Eintracht-Fans fiel es nach diesen Nackenschlägen schwer, sich für das Pokalfinale zu motivieren und den Frust und die Enttäuschung der letzten Wochen aus den Knochen zu schütteln. Basti und Marvin von Eintracht-Podcast haben die Stimmung damals ganz gut auf den Punkt gebracht.  


Aber Eintracht Frankfurt wäre nicht Eintracht Frankfurt, wenn sie emotional nicht genau das folgen ließe, was man am wenigsten von ihr erwarten würde. Und so kam dieser 19. Mai 2018. Selbstverständlich ist eigentlich schon alles geschrieben worden, alles besprochen und alles gesagt worden, was die Magie dieses Tages, dieses Abends ausgemacht hat, was zu der nicht für möglich gehaltenen Gefühls-Explosion führte. Andererseits  man kann diesen Tag einfach nicht oft genug revuepassieren lassen. Es ging schon morgens los. Ganz Berlin war von Eintrachtlerinnen und Eintrachtlern übervölkert. Das kannte man ja schon aus dem Vorjahr. Und auch das Wetter spielte wieder mit. Ein warmer Sommertag legte sich über die Hauptstadt. Und der Breitscheidplatz füllte sich von Stunde zu Stunde mit mehr Eintracht-Fans. Es war ein großes Hallo überall. Immer wieder bekannte Gesichter. Auch aus diesem Forum bekannte User waren zuhauf vor Ort. Und selbst wenn man sich vorher vorgenommen hatte, nicht so viel vor dem Spiel trinken zu wollen, so musste man aufgrund der zahlreichen Leute, mit denen man von Herzen gerne anstoßen wollte, in Kombination mit diesem warmen Sommerwetter, dann doch solche Vorsätze über Bord werfen.

Die Pokalsieger von 1988 waren bei Beve auf der Bühne, Peter Fischer und Axel Hellmann mischten sich unter das Volk. Ein buntes Treiben im Schatten der Gedächtniskirche. Und überall war eine besondere Stimmung greifbar. Oft wurde gefragt „Warum denn nicht?“ oder gesagt „Heute liegt was in der Luft“ und es waren keine Floskeln. Klar, jeder war sich der Außenseiterrolle der Eintracht bewusst, aber es war eine Zuversicht zu spüren, die nicht aufgesetzt war. Es war kein Zweckoptimismus, sondern ein positives Gefühl zu spüren. Und spätestens nach den Worten von Peter Fischer auf den Breitscheidplatz, die wie so oft bei Peter eine Gratwanderung zwischen überzogenem Pathos und geiler Motivation waren, war man sich einig, dass da heute was gehen kann. Wenig später setzte sich jedenfalls der imposante Fanmarsch mit zehntausenden Eintrachtlern in Richtung Olympiastadion in Bewegung. Im Stadion dann ein Bild, welches das ohnehin schon imposante Bild aus dem Pokalfinale 2017 noch mal um Längen übertraf. Nicht nur das legendärische Choreo-Shirt mit der 12 auf dem Rücken, auch das Fahnenmeer, das vermutlich das größte war, was es je in einem deutschen Fußballstadion gegeben hatte, unfuckingfassbar!  

Schon vor dem Spiel Gänsehautatmosphäre pur. Fahnenmeer, Bierrosetten-Regen und Charly Körbel beim Reintragen des Pokals sichtlich angefasst  beim Blick in die Kurve, wo sein Bild entrollt wurde. Die Frankfurter Kurve erzeugte eine Lautstärke, wie sie das Olympiastadion zu Berlin vermutlich noch nicht oft erlebt hat. Und als dann Rebic den Ball im Mittelfeld erobert, auf Boateng spielt, dieser wiederum einen langen Steilpass spielt und Rebic diesen erläuft und den Ball ins Tor knallt, hebt das Olympiastadion zum ersten mal an diesem Abend ab.  Eine Mischung aus Freude, Ungläubigkeit und dem Gedanken „wie lange geht das gut?“ auf der Tribüne. Aber die Eintracht rettet den Vorsprung in die Pause.

Nach dem Seitenwechsel kommt es dann doch zum für viele erwartbaren Ausgleich. Aber die Bayern tun sich schwer, trotz einiger Chancen bleibt die Eintracht eine harte Nuss. Und dann plötzlich, als bei einigen auf der Tribüne schon der Gedanke vorhanden war „Egal wie das hier heute ausgeht, die Eintracht wurde nicht abgeschossen und war ein würdiger Gegner“, da fliegt dieser lange Ball von Danny Da Costa Richtung Strafraum der Bayern. Rebic nimmt Fahrt auf, als ob eine Büffelherde Richtung Bayernstrafraum unterwegs ist. Süle und Hummels versuchen zu folgen. Aber Rebic bringt all seine Dynamik aufs Feld und schießt den Ball aus vollem Lauf am Bayern-Torwart vorbei. Das Stadion explodiert! Pure Emotion. Erdbeben.  

Dann Video Beweis. Bange Minuten. Keiner im Stadion weiß, um was es eigentlich geht. Zweyer. Zeigt auf den Mittelkreis. Tor! Das Stadion explodiert ein zweites Mal. Jetzt muss es doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir das nicht über die Zeit bringen. Aber im Nacken sitzt einem das Wissen um diesen verdammten Bayern-Dusel. Gleichzeitig ist da aber auch wieder diese Zuversicht, die einen durch den Tag trug: Wenn nicht heute, wann dann?

Die Bayern greifen an, Hektik im Strafraum, die Roten protestieren. Wieder Video-Beweis. Und schon wieder weiß keiner im Stadion, um was es eigentlich geht. Zweyer an der Außenlinie, er lässt sich Zeit, will zurück aufs Feld, zögert  noch mal und schaut sich die Szene erneut an. Bange Sekunden, dann zeigt er auf die Ecke. Erleichterung. Die Bayern aber noch mal mit einer Ecke. Ullreich im gegnerischen Strafraum. Die Ecke kommt rein, Willems mit dem Kopf und der Rest ist pure Emotion, Außerkraftsetzen aller Gesetzmäßigkeiten im Fußball, Schwerelosigkeit. Gacinovic setzt zum Lauf aller Läufe an. Die Kurve flippt aus, die Ersatzbank der Eintracht kennt kein Halten mehr, denn alle wissen, was jetzt passiert. Und doch ist dieser Moment völlig surreal. "Ekstase auf hessisch".

Es ist wie in einem Film. In so einem völlig überdrehten Hollywood-Abenteuer-Film. Wo irgendwo im Dschungel in Lateinamerika gerade die letzte Anakonda  besiegt wurde, die den letzten  Stein frei gegeben hat, den man in diesem Inka-Tempel einsetzen muss, damit sich der entscheidenden Mechanismus in Gang setzt. Genau diesen "Stein" führt Mijat auf diesen Metern am Fuß. Und er setzt ihn zielsicher an die dafür vorgesehene Stelle des  Inka-Tempel Namens Berliner Olympiastadion ein. Und der Mechanismus lässt nicht lange auf sich warten. Er sorgt dafür, dass sich der dunkle Berliner Nachthimmel plötzlich öffnet, dass er voller Geigen hängt, alles erstrahlt in Gold. Das Olympiastadion zu Berlin ist mit einem Schlag der schönste, schillerndste und prunkvollste Ort der Welt. Der seit dreißig Jahren verschollen geglaubte Schatz tut sich mit einem Mal  in seiner ganzen Schönheit vor den Augen der Eintracht-Fans auf.

Es ist nicht nur diese Schönheit des Augenblicks: Dieser Moment hat zudem heilende Wirkung. Innerhalb von Sekunden wird ein tiefsitzender Stachel aus der Eintracht-Fan-Seele gezogen. Ein Stachel, der sich mit jedem Abstieg, mit jedem verlorenen Endspiel, mit jeder durchlebten Existenzangst um diesen Verein, mit jedem für die SGE tätigen Knallkopf (Osram, Rohr und wie sie alle hießen) und mit jedem Chaos, welches so oft in diesem Club herrschte, tiefer  in die Fan-Seele gebohrt hatte. Dieser Stachel hat viel Schmerz, Wut und teilweise Verzweiflung verursachte. Aber er ist plötzlich weg. Es ist wie eine Befreiung. Plötzlich schmerzt nichts mehr. Auf klaffende Wunden der Vergangenheit wurde in einem Moment ein sofort wirksames Balsam gelegt. Das ganze Chaos, die ganzen Tränen, das ganze in die Eintracht investierte Herzblut ergibt plötzlich einen Sinn.  

Und die Kraft dieses Momentes erlaubt es dann sogar, dass man als gekränkter Fan dem Trainer Niko Kovac aufrichtig verzeiht. Denn natürlich hat er uns enttäuscht. Aber er hat uns auch diesen verdammten Pokal geschenkt. Was eine Achterbahn der Gefühle!

Charly wider des Protokolls

Siegerehrung

Prince  


Es gibt vermutlich nur ganz wenige Momente im Leben, in denen alles einen Sinn ergibt, Augenblicke, die sich durch und durch perfekt anfühlen. Momente des puren, ungetrübten Glückes.  Genau so einen Moment hielt der späte Abend des 19. Mai 2018 für tausende Eintracht-Fans bereit. Gestandene Männer mit Tränen in den Augen, man lag sich in den Armen. Mit Leuten, mit denen man schon so manche Eintracht-Schlacht geschlagen hatte, mit denen man zu Punktspielen in Oberhausen und Erfurt war, aber auch mit Leuten, die man noch nie zuvor gesehen hatte. Denn alle fühlten in diesem Moment das Gleiche. Es waren alles Adler. Zehntausende. Eine Mischung aus grenzenloser Euphorie, ungläubigem Staunen, immer wieder auch des kurzen Innehaltens um den Moment in vollen Zügen aufzusaugen.


Die folgende Nacht wurde von den Adlern in Berlin dann ganz unterschiedlich zelebriert. Natürlich gab es die, die völlig euphorisiert die Hauptstadt zum Beben brachten. Bei sehr vielen war es aber auch eine unerwartet zurückhaltende Nacht. Die auch von unendlicher Freude geprägt war, die aber eher ungläubig und ruhig mit dem ein oder anderen (bzw. sehr vielen) Siegerbier(en) begangen wurde. Stille Freude kann auch sehr intensiv sein.

Und es folgten ja noch Tage der Freude:

Frankfurt im Ausnahmezustand

Römerberg – legenderisch

„In Frankford uff de Audobahn, da is heud Nacht was los, en Ami wirft ne Kippe fodd…“

Bruda, schlag de Ball lang  

Was für ein großes, friedliches, euphorisches Fest!

Ein Fest, ein Ereignis, das bis heute nachhallt. Man sollte ja mit Superlativen nicht allzu verschwenderisch umgehen, aber das waren ohne Übertreibung Momente für die Ewigkeit. Schön, dass wir dabei sein konnten.



Aber unsere Eintracht wäre nicht unsere Eintracht, wenn sie nicht sofort wieder die Achterbahn der Gefühle angeschmissen hätte. Das letzte Siegerbier war noch nicht ausgetrunken, da schlugen die Wellen schon wieder hoch. Der Vertrag von Alex Meier wurde nicht verlängert. Eine Meldung, die nicht wirklich überraschend kam, die aber dennoch einschlug. Und damit nicht genug: Marius Wolf, einer der Pokalhelden verabschiedete sich Richtung Ruhrgebiet. Und als durchsickerte, dass dabei von einer Kaufoption Gebrauch gemacht wurde, die den guten Wolf vermutlich unter Marktwert hat weiterziehen lassen, ging es hoch her. Was sich die Verantwortlichen der Eintracht in diesem Forum und an anderen Stellen der virtuellen und der realen Welt anhören durften, war mit unschön noch defensiv beschrieben. Und das war erst der Auftakt: Es folgte eine Sommerpause, in der man es kaum für möglich hielt, dass der SGE vor wenigen Wochen der größte sportliche Erfolg seit drei Jahrzehnten gelungen war. Es wurde gezetert, es wurde gemosert, es wurden Leute in Frage gestellt, dass es eine wahre Freude war.

"Nur Ergänzungsspieler geholt."

"Eine verlorene Transferphase."

"Einfach verpasst, den nächsten Schritt zu machen."

"Den Effekt des Pokalerfolgs leider komplett verpuffen lassen und nur Wundertüten geholt."

"Es kann nur darum gehen, in der kommenden Saison nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben."

Klar, kurzzeitig wurde sich verdutzt die Augen gerieben, als es unseren (so ahnungslosen und teilweise sogar eiskalten) Verantwortlichen tatsächlich gelungen war, den Vertrag mit unserem Vize-Weltmeister zu verlängern. Dann folgte jedoch die 0:5 Klatsche im so genannten Supercup. Und auch wenn Fredi Bobic im wenige Tage zuvor stattgefundenen Forum-Vorstandstreffen ausdrücklich darauf hingewiesen hatte, dass dieses Spiel zur Unzeit komme und ihm vermutlich schon so ein Spielverlauf schwante, wurde dieses Spiel verwendet, um wieder alles in Frage zu stellen. Als dann auch noch das ärgerliche Pokal-Aus bei einem Viertligisten folgte, waren endgültig die Alarmglocken an. Der holprige Saisonstart ließ nicht nur in diesem Forum, sondern auch in der Frankfurter Lokalpresse die Nerven blank liegen. Und alle hatten natürlich irgendwie das abschreckende Beispiel 1.FC Köln aus der Vorsaison im Nacken. Wie sollte das nur werden mit der Doppelbelastung? Verdammte Axt, es konnte einem Himmelangst und bange werden.

Aber unsere Eintracht, wäre nicht unsere Eintracht, wenn die Achterbahnfahrt nicht  wieder eine unerwartete Wendung nehmen würde. Die Diva nahm sich die Freiheit heraus und machte mal wieder das genaue Gegenteil von dem, was alle erwarteten: Europapokal, Büffelherde, Adi Hütter, Siegesserien,  7:1, Torschützenliste, Haller, Jovic, Rebic, Kostic, Da Costa, Hasebe…wen und was soll man nicht noch alles aufzählen um nichts und niemand zu vergessen?

Der viel beschworene Einbruch auf Grund der Doppelbelastung lies und lies auf sich warten. Was für ein Auftritt in Europa!  Klar,  auf der Zielgerade von 2018 konnte man merken, dass der Tank langsam auf Reserve läuft, dass die Reifen abgenutzt sind und dass der Boxenstopp, der zwar noch den Namen Winterpause trägt aber in Wirklichkeit eher eine verlängerte Länderspielpause ist, genau zum richtigen Zeitpunkt kommt. Aber was war das bitte für ein unglaublicher Herbst mit unserer Eintracht?

2018. Ein gigantisches Eintracht-Jahr. Sicher kein Entspanntes für alle, die es mit dem Adler halten. Es war ein Diva-Jahr. Eine Achterbahn. Ein anstrengendes und kräftezehrendes Jahr. Aber eines für die Ewigkeit, das steht außer Frage.

Und was bleibt jetzt noch zu sagen so kurz vor dem Jahreswechsel? Schreibt gerne über eure Erinnerungen und Eintracht-Momente aus 2018 in diesem Thread! Jeder erlebt es ja ganz persönlich und daher auch immer ein bisschen anders.

Ansonsten bleibt zu sagen: Rutscht gut rein, ins neue Jahr! Bleibt gesund und ansonsten, wie ihr seid, denn sonst würde es hier ja langweilig werden. Genießt die ruhigen Tage, die Euch hoffentlich vergönnt sind. Denn so spätestens ab Mitte Januar ist es wieder so weit, ab dann zieht Euch besser einen Helm auf. Denn dann wird die launische Diva wieder zum Tanz bitten. 2019 und somit ein neues Eintracht-Jahr steht an. Wo die Reise hin gehen wird, kann „Stand Jetzt“ keiner sagen. Nur eines ist sicher: Es wird wieder ein wilder Ritt, bei dem kein Auge trocken bleiben wird. Sonst wäre es schließlich nicht unsere Eintracht.  Und was soll ich sagen, ich freu mich drauf!


Viva la Diva!
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Tiefe Empfindungen in wunderbare Zeilen gepackt! Vielen Dank Brodowin.
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Danke Brodowin....
da geht auch einem alten Adler das Herz auf, der soviel unfaßbar Schönes, aber auch viel Bitteres mit seinem Verein erlebt hat....ist halt die Diva, die wir alle lieben...danke nochmals....
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Ich hoffe Brodowin hat nichts dagegen. Aber passt einfach zum Threadtitel und 2018 war für die Eintracht - und damit für uns alle! - so epochal, dass ich auch noch mal meinen Beitrag zum Pokalsieg für die Fan geht vor hier reinstelle. Der ist auch meinem Freund Hilde gewidmet, der in der Nacht nach dem HSV-Spiel - und damit 2 Wochen vor dem Triumph - völlig überraschend aus dem Leben gerissen wurde:

THERE IS NO GOALKEEPER!

Berlin. 19.5.2018. Ein Fußballspiel. Die 95. oder 96. Minute? Egal! Mijat Gacinovic bekommt den Ball und rennt gekonnt an einen heraneilenden gegnerischen Spieler vorbei. Vor ihm ein leeres Tor!
Wir alle in der Kurve umarmen uns in Erwartung des Urknalls, der unmittelbar und doch so weit entfernt bevorsteht. Wie angeblich bei einer Nahtod-Erfahrung, wenn in Sekundenbruchteilen das ganze Leben noch mal Revue passiert wird, werden auch diese 70 Meter und gut acht Sekunden die letzten 30 Jahre noch mal im Schnelldurchlauf durch die fassungslosen Gehirnwindungen rasen.

70 Meter und acht Sekunden bis in die Ewigkeit.

Berlin. 28.5.1988. Ein Fußballspiel. Deutschland war geteilt. Um nach Berlin zu kommen, benötigte man, wenn die Anreise per Bahn, Auto oder Bus angetreten wurde, einen gültigen Reisepass. Am Brandenburger Tor, Wahrzeichen von Berlin und ganz Deutschland (Ost und West), rammelten gelangweilt die Karnickel zwischen Grenzpatrouillen. An diesem Tag gastierte die Eintracht im Berliner Olympiastadion zum Pokalfinale gegen den VfL Bochum. Die Eintracht galt als leichter Favorit, hatte sie doch schon 1974, 1975 und 1981 den Pokal gewonnen. Nun stand sie aber erstmals in Berlin im Finale. Berlin wurde ein paar Jahre zuvor zum festen Endspielort bestimmt, um eine Art deutsches Wembley zu schaffen. Das entschied der DFB allerdings aus einer politisch geschuldeten Situation heraus, da Deutschland die EM 1988 austragen wollte. Das konnte aber nur gelingen, wenn man die Sowjetunion und den von der Sowjetunion abhängigen Staaten positiv für die deutsche Bewerbung stimmen konnte. Konnte man letztendlich nur um den Preis, dass Berlin (West), der Stachel innerhalb der damaligen sozialistischen Welt, als Austragungsort für die EM geopfert wurde. Die EM eine reine westdeutsche Veranstaltung! Berlin bekam als Trost das westdeutsche Pokalfinale.

Was niemand der gut 25.000 Eintrachtfans ahnen konnten, die über die Transitstrecken durch die DDR nach Berlin pilgerten, dass sie den letzten Titel der Eintracht für ganze Fangenerationen erleben werden. Lajos Detari mit einem Freistoß, wie es nun mal seine Spezialität war. Als er bei der Eintracht im Sommer zuvor als Neuzugang präsentiert wurde, antwortete er auf die Frage seiner Stärke mit „Freistoß“. Per Freistoß schenkte er daher auch der Eintracht den letzten Titel.
Nach Detaris Weggang war leider auch der leichte Zauber Vergangenheit, den Detari bei der Eintracht umwehte. Ausgerechnet Charly Körbel war es, der die Eintracht am letzten Spieltag der darauffolgenden Saison in Hannover, durch sein Tor noch gerade so in die Relegation rettete. Hannover! Da traf der treue Charly bereits 1975 mit seinem goldenen Tor zum 1:0 Sieg im Pokalfinale gegen den MSV Duisburg. Überhaupt der Charly. Bei allen vier Pokalspielen war er dabei! 1988 dann als stolzer Kapitän. Die Szene, der Mittelpunkt der Choreo in der Eintrachtkurve 30 Jahre später.

Noch sieben Sekunden bis in die Ewigkeit.

Und da war die Relegation gegen Saarbrücken. Ein junger Yeboah, der die Eintracht fast erstmals in die zweite Liga ballerte. Es ging gerade noch mal gut. Die Eintracht setzte fortan verstärkt auf die Hessen. Uwe Bein und Ralf Falkenmayer. Die Ära vom „Fußball 2000“ wurde eingeläutet, für die dann ausgerechnet auch Yeboah später prägend wurde. Die Eintracht war in diesen Jahren, wie selbstverständlich, Dauergast in Europa. Aber zu einem Titel reichte es trotz des besten Fußballs, den man dieser Tage überhaupt nur spielen konnte, leider nicht. Seit dem stand die Eintracht aber für das „United Colors“.

Ohne Bein, Stein, Yeboah und Co. der schwärzeste Tag in der Eintracht-Geschichte. Erstmaliger Abstieg aus der Erstklassigkeit 1996. Sportlich und wirtschaftlich stand der Traditionsverein vor einem Scherbenhaufen. Trotzdem entstand da was. Ein neues Eintracht-Gefühl. Diesmal auf den Rängen des Waldstadions.

Noch sechs Sekunden bis in die Ewigkeit.

Die Eintracht taumelte in der zweiten Liga dem erneuten Abstieg entgegen. Es wäre der Sturz in die bedeutungslose Amateurliga gewesen. Die Fans sammelten mit Sparschweinen für einen Club, der noch wenige Monate zuvor Geld mit vollen Händen ausgab. Im Verein selbst sammelten sich die noch Übriggebliebenen, um die Eintracht, finanziell und sportlich am Ende, noch irgendwie zu retten. Nach Stepis „Lebe geht weider“, was allerdings sportlich kaum noch zutraf, kam ein „Kauz“ namens Ehrmantraut. Für viele Fans jetzt erst die emotional vollendete Ankunft in der Zweitklassigkeit. Doch die geradezu trostlos erscheinende Gegenwart weckte ein Wir-Gefühl. Eine Familie!

Es gründeten sich die Ultras Frankfurt. War die Stimmung bei der Eintracht bis dahin bestenfalls Durchschnitt, die bei gegnerischen Fans oder Vereinen kaum in Erinnerung blieb oder gar Erwähnung fand, galt die Eintracht auf einmal - quasi über Nacht -  fantechnisch als mit das Beste, was Deutschland zu bieten hatte. Nicht selten waren bei den Spielen der Eintracht in der zweiten Liga auf einmal neugierige Fans andere Vereine vor Ort, um selbst zu erleben, was UF und Co. zu Vorbildern für die meisten anderen deutschen Fanszenen machte. Die „Gaffer“ andere Fanszenen, wurden da schon bei manch einem Auswärtsspiel zu regelrechten Plagen, die man aus den Blöcken scheuchen musste, damit die Stimmung der eigenen Fans nicht unter diesen leidet. Bereits zu dieser Zeit war Martin der Vorsänger. Ein Gesicht der Kurve bis zum heutigen Tag.

Noch fünf Sekunden bis in die Ewigkeit.

Der 29.5.99 wäre nicht denkbar ohne Berger, ohne Fjörtoft aber auch ohne die unglaubliche Siegesserie einer totgesagten Truppe zuvor. Nachdem fünf Spieltag vor Schluss der HSV noch glücklich in letzter Minute ein 2:2 aus Frankfurt mitnahm, obwohl der Sieg für die Eintracht so überlebenswichtig gewesen war, schien die Messe gesungen, der erneute Abstieg unausweichlich. Das Restprogramm sprach absolut nicht für ein Happy End. Aber dem überraschenden Auswärtssieg in Bremen, folgte der Heimsieg gegen Dortmund. Am vorletzten Spieltag musste die Eintracht auf Schalke gewinnen, um nicht vorzeitig als Absteiger festzustehen. Schalke führte aber 2:0. Und die Eintracht sah in der Bundesliga-Geschichte selten gut aus im Parkstadion von Gelsenkirchen. Selbst ein Punkt würde nicht mehr reichen. Aber vor dem Wunder gegen Kaiserslautern geschah das eigentliche Wunder! Die Eintracht drehte das Spiel und gewann noch mit 3:2. Was folgte war der 29.5.99. In drei Jahrzehnten ohne Titel, war das trotzdem ein Titel für die Frankfurter Fanseelen.

Noch vier Sekunden bis in die Ewigkeit.

Das neue Jahrtausend begann zwar als Bundesligist, was sich allerdings hinter den Kulissen abspielte, war dermaßen amateurhaft, dass fast die Eintracht von der Bildfläche verschwand. Für immer! Die Helden des Aufstiegs und Klassenerhaltes, wurden nach und nach rausgeschmissen. Ein Rainer Leben, Zwischendurch-Finanzchef bei der Eintracht, warf wie in einem billigen Wirtschaftskrimi Szenarien an die Wand, mit dem Ziel, dass die Mitglieder (immer noch oberstes Organ des Vereins) einen externen Investor, der die Zügel bei der Eintracht in die Hand nehmen sollte, wie einen Messias empfangen und sich diesem ergeben würden. Es gelang bedingt. Als erster Verein der Bundesliga gründete sich für den Profifußball eine Kapitalgesellschaft aus, deren Herrscher nicht mehr Hessen, sondern Angloamerikaner waren. Es endete in der Zweitklassigkeit und der Spuk hatte schnell wieder ein Ende. Es folgten existenzbedrohende Lizenz-Krimis - Gott sei Dank mit Happy End.

Heribert Bruchhagen übernahm als Vorstandsvorsitzender das Zepter und Alex Schur köpfte beim unglaublichen 6:3 gegen Reutlingen die Eintracht zurück in die Bundesliga. Vielleicht noch ein wenig zu früh, denn die Eintracht war kaum Bundesliga tauglich und stieg wieder ab. Trotzdem ärgerlich, denn eigentlich hätte Dortmund die Lizenz entzogen bekommen müssen, wodurch die Eintracht profitiert hätte. Aber der DFB traute sich nicht ein vermeintliches Aushängeschild des deutschen Fußballs in die Drittklassigkeit zu schicken.

Es kam Funkel, der Aufstieg, ein neues Stadion und sogar Europa durch das Pokalfinale 2006, in das die Eintracht als Aufsteiger u.a. durch ein 6:0 gegen Schalke einzog. Da reichte noch die Teilnahme am Pokalfinale, um nach Europa zu kommen. In der neuen WM Arena feierte die Eintracht, erstmals nach 12 Jahren, die Rückkehr nach Europa. Über Brondby Kopenhagen in der ersten Runde gelang die Qualifikation zu den Gruppenspielen. Geradezu albern, dass das Aus in Europa im asiatischen Teil von Istanbul durch ein 2:2 besiegelt wurde. Allerdings bot die Eintracht dort einen großen Kampf, weil sie unbedingt gegen Fenerbahce gewinnen musste. Schaffte das aber trotz 2:0 Führung nicht.

Noch drei Sekunden bis in die Ewigkeit.

Die Eintracht schien in der Bundesliga wieder etabliert zu sein. Konnte aber unter Funkel aus der Rolle des ständigen Abstiegskandidaten nicht herauskommen. Eine neue Ära mit attraktiveren Fußball sollte Skibbe einläuten. Es endete im zweiten Skibbe-Jahr, nach dem in der Hinrunde ganz Frankfurt noch von Europa träumte, in der Katastrophe. Die „Rückrunde der Schande“ führte in die zweite Liga, mit der man doch nichts mehr zu tun haben wollte. Bruchhagen wurde gestutzt und bekam Bruno Hübner als Sportdirektor an die Seite sowie Axel Hellmann als neues Vorstandsmitglied, der die Eintracht strukturell modernisieren sollte.

Als Trainer für die Mission sofortiger Wiederaufstieg wurde kein geringerer als Armin Veh geholt. Wenige Jahre zuvor noch Meistertrainer beim VfB Stuttgart. Das Festgeldkonto von ca. 10 Millionen wurde geplündert, zusätzlich Patrick Ochs und Marco Russ an Wolfsburg für einige Millionen verkauft. Alex Meier, Schwegler und Co. blieben als Achse, die mit Spielern erweitert wurden, die vielleicht zu schwach für die erste Bundesliga waren, gut genug aber um den Aufstieg nach nur einem Jahr zu schaffen.

Der „Atomaufstieg“ gelang tatsächlich beim letzten Auswärtsspiel in Aachen. Der „Unfall“ repariert. Was dann in der Bundesliga folgte, war schlichtweg ein Traum. Der Aufsteiger begeisterte phasenweise mit modernen Überfallfußball und holte Punkt für Punkt. Und tatsächlich, am letzten Spieltag gelang gegen Wolfsburg der Traum von Europa, der von den Fans schon die ganze Saison über sehnsüchtig besungen wurde! Die Eintracht erreichte erstmals seit 1994 über die Liga die Qualifikation für Europa. 19 Jahre, nachdem Yeboah, Gaudino und Weber zum 3:2 Sieg in Köln trafen. 19 Jahre, nachdem Uwe Bein, der wie kein anderer für den „Fußball 2000“ bei der Eintracht stand, sein letztes Spiel für die Frankfurter absolvierte.  

Was dann die Fans aus Europa machten, war der pure Wahnsinn. 15.000 in Bordeaux, 8.000 in Porto, sogar 2.000 in Tel Aviv. Invasion der Adlerträger! Und klar, die Heimspiele waren alle samt ausverkauft. Die Eintracht machte sich in Europa wieder einen Namen. Die SGE war wieder da!

Noch zwei Sekunden bis in die Ewigkeit.

Veh war nicht mehr motiviert genug, weiterhin als Eintracht-Trainer vor allem den Gegner zum Sieg gratulieren zu müssen. Es folgte Schaaf, der für einen durchaus offensiv sehr attraktiven und punktemäßigen zumindest soliden Fußball bei der Eintracht stand. Aber, aus welchen Gründen auch immer, es passte nicht und Schaaf erklärte nach nur einer Saison seinen Abschied. Veh, der zuvor noch lustlos die Eintracht verließ, um dann zu seinem VfB Stuttgart zu kommen. Dort scheiterte er schnell und kam auf einmal wieder. Es konnte nicht gutgehen. Die Eintracht, die laut Veh, einen der stärksten Kader der letzten Jahre hatte, taumelte mut- und orientierungslos zurück in die Zweitklassigkeit. Wenn nicht vorher die Notbremse betätigt worden wäre.

Diese Notbremse hieß Niko Kovac. Er führte zwar als Nationaltrainer Kroatien zur WM nach Brasilien, war aber zu diesem Zeitpunkt ein Nobody im Bundesliga-Trainergeschäft - und vor allem ohne jegliche Erfahrung im Abstiegskampf. Eine mutige Entscheidung der sportlichen Führung, insbesondere als die ersten Spiele unter Kovac nicht die erhoffte Befreiung brachten. Die verunsicherte Eintracht-Truppe stand mit dem Rücken zur Wand, der Abstieg so gut wie besiegelt. Kovac glaubte aber unentwegt an die Rettung - fast als einziger im Eintracht-Umfeld.
Als dann die Phase der Saison erreicht wurde, wo jede Niederlage gleichbedeutend mit dem Abstieg gewesen wäre, gelang eine fast ebenso sensationelle Rettung, wie einst 1999 unter Jörg Berger. Sieg daheim gegen Mainz, dann 2:1 in Darmstadt, wo die Eintracht bereits mit 0:1 zurück lag und Darmstadt noch einen Elfmeter zum vermutlich vorentscheidenden 2:0 vergab. Das auch noch unter Ausschluss jeglicher Eintrachtfans, die mal wieder eine Kollektivstrafe des DFB über sich ergehen lassen mussten. Jetzt wo es um die Wurst ging! Ausgerechnet beim Derby in Darmstadt, wo schon ein Unentschieden den Abstieg quasi besiegelt hätte. Dann, im letzten Heimspiel der Saison, gegen den haushohen Favoriten aus Dortmund, der mit einer unglaublichen Willensleistung 1:0 geschlagen wurde. Jetzt konnte sich die Eintracht am letzten Spieltag in Bremen mit einem Unentschieden retten. Aber das Spiel „vercoachte“ Kovac, der auf 0:0 spielte, denn das hätte zum direkten Klassenerhalt gereicht, um dann, unmittelbar vor dem erlösenden Schlusspfiff, doch noch geschlagen zu werden.

Die Eintracht musste in die Relegation gegen Nürnberg. Nach einem 1:1 im Waldstadion gelang im Rückspiel in Nürnberg der verdiente 1:0 Sieg. In Erinnerung bleibt das Drama um Marco Russ, bei dem Krebs diagnostiziert wurde, was Nürnberg-Vertreter quasi als PR-Gag ansahen (…). Die Eintracht blieb in der Bundesliga. Die Rettung ähnlich wundersam, wie zuvor schon manche Rettung in der langen Vereinsgeschichte.

Ein Jahr nach der Rettung in Nürnberg, fand sich die Eintracht auf einmal im Pokalfinale wieder. Wer hätte das gedacht? Im Halbfinale musste die Eintracht, geplagt durch einige verletzungsbedingten Ausfällen, quasi mit dem letzten Aufgebot in Gladbach antreten, die sich schon vor dem Spiel im Finale wähnten. Tatsächlich dominierten die Frankfurter die erste Halbzeit, das Ergebnis nach 45 Minuten mit 1:1 ein Witz, weil komplett schmeichelhaft für die Hausherren. Die Eintracht setzte sich letztendlich im Elfmeterschießen durch und zog zum siebtem Mal in der Vereinsgeschichte ins Pokalfinale ein.

In Berlin präsentierte sich die Eintracht-Kurve eindrucksvoll. Da konnten die Dortmunder Borussen, immerhin die selbsternannten besten Fans der Welt, nur staunen! Die immer noch durch viele Ausfälle geschwächte Mannschaft, klarer Außenseiter gegen den hohen Favoriten aus Dortmund. Doch das 1:1 für Dortmund zur Halbzeit eher glücklich. Chancenplus hatten die Adler. Es reichte trotzdem nicht. Aber schon kurz nach dem Schlusspfiff, als sich die Mannschaft vor der überragenden Eintracht-Kurve feiern ließ, überwog das Gefühl, dass es das nicht gewesen sein konnte. Wir kommen wieder nach Berlin. Und dann, um zu vollenden!

Noch eine Sekunde bis in die Ewigkeit.

Wir kamen wieder nach Berlin! Wieder im Finale! Das Pfingstwochenende in Berlin begann für uns am Freitag. Stau, Hotel einchecken, in die nächste erstbeste Kneipe. Bereits in Eintracht-Hand. Natürlich nicht alle mit Karten. Das obligatorische „Haste noch eine Karte über?“ versuchten wir nicht gleich zu verneinen. Kontakte per Whatsapp angepingt, ob noch was geht. Es ging nichts mehr. Jedenfalls nichts mehr an diesem Freitag.

Am Abend lud die Eintracht zu einer Party mit gut 2.000 Gästen am Berliner Westhafen ein. Vorfreude auf das Finale. Größe zeigen und nochmal alles beschwören, was es zu beschwören gab. Denn schließlich war da ja das Versprechen!  Wiederkommen, um zu vollenden.
So richtig davon überzeugt waren aber vermutlich die wenigsten, auch wenn viele nach außen hin optimistisch taten. Stefan Minden, langjähriger freier Fan-geht-vor-Redakteur und heute Vizepräsident beim Verein, vermittelte mit seiner ureigenen fesselnden Art, weshalb wir diesmal fällig für den Pokal sind. Dass es gegen jede Logik wäre, wenn Bayern, wie so oft zuvor, wieder als Sieger den Platz verlassen würde. Nichts spreche dafür! Wenn es einen Fußballgott gäbe, dann muss die Eintracht diesmal dran sein!

Bilder von 1988 liefen über die Videowände, während sich die damaligen Pokalsieger zum Anfassen gaben. In unsere Mitte Manni Binz. Nur Lajos fehlte.

„Jüngere“ Fans fragten an dem Abend, wie es denn sei mal einen Titel zu gewinnen? In diesem Moment wurde überdeutlich, dass bereits eine ganze Generation auf ein Erlebnis wartet, was für frühere Fangenerationen der Eintracht fast schon selbstverständlich war: Ein Titelgewinn.

Die Vollendung!


Samstag, der Finaltag, ist ganz Berlin fest in Eintracht Hand. Die paar Bayernfans, die einem doch mal ab und an entgegenkommen, geben sich in einer für mich unverständlichen Sprache siegessicher. Im Gegensatz zum letzten Mal, als der Alexanderplatz kurzerhand zum Alex-Meier-Platz umbenannt wurde, ist diesmal die Fan-Party am Breitscheidplatz in (West-) Berlin an der Gedächtniskirche. Eigentlich ein gutes Omen. Denn der Tag steht, was wir dann später im Stadion durch Choreo und Aufwärmtrikot erst so richtig ins Bewusstsein gerückt bekommen, ganz unter dem Motto „30 Jahre Pokalsieger“. Und, vor 30 Jahren eben, gab es ja quasi für uns nur ein Westberlin mit dem Zentrum am Kurfürstendamm.

Wie vor 30 Jahren ist das Wetter in der Finalstadt ein frühsommerlicher Traum. Die Eintracht organisiert die „Rückkehr der Adler“, so das offizielle Motto, unter dem das Pokalfinale steht, „fan“tastisch. Wer Lust hat, kann, wenn er als Eintrachtfan zu erkennen ist, kostenlos an Spree- und Stadtrundfahrten mit eigens gecharterten Schiffen und Bussen teilnehmen, die stilgerecht mit dem rückkehrenden Eintracht-Adler gebrandet sind. Es war sogar geplant das aktuell vorhandene Baugerüst der Gedächtniskirche ganz Eintracht like zu verzieren. Leider hatte das Bezirksamt Charlottenburg was dagegen und keine Genehmigung erteilt.

Natürlich ist der Platz vor der Gedächtniskirche der Meetingpoint für alle Eintrachtfans. Treffen mit Freunden, die man seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat, weil doch so manche Vita einen aus dem Rhein-Main-Gebiet führte und denen, die man immer gerne sieht. Ob bei Heim- oder Auswärtsspielen, oder jetzt im Finale, was ja auch schon fast Routine geworden ist innerhalb eines Jahres. Leider fehlte jemand…

Wir waren zuvor noch zum Frühstück in einer Charlottenburger Kneipe verabredet, um unseren Freund und Eintrachtfan-Legende Hilde zu gedenken, der nach dem letzten Heimspiel gegen den HSV völlig überraschend und viel zu jung verstarb. Nicht nur seine Frankfurter und Berliner Freunde kamen dahin, sondern auch aus Dänemark von Bröndby IF, zu denen seit unserem Europapokal-Auftritt 2006 intensive Kontakte bestanden. Sie kamen extra nach Berlin, weil ihnen Hilde ein ganz besonderer Freund war. Über Vereinsfarben und Landesgrenzen hinweg. Gerre und Martin Stein kündigten im Vorfeld an, dass sie im Stadion später Trikots mit Hilde-Flock tragen werden. Somit war Hilde bei uns und er bei der Eintracht, an diesem so bedeutsamen Tag.

Höhepunkt am Nachmittag beim Fanfest war zweifelsohne die Rede von Peter Fischer. Man darf nicht vergessen, dass wenige Tage und Wochen zuvor in der Liga die Teilnahme an Europa leichtfertig verspielt wurde. Niko Kovac seinen dynamischen Donnerstag hatte, was bei vielen, wenn nicht sogar bei fast allen Fans den emotionalen Stecker im Vorfeld zog - und fast schon die Freude auf Berlin nahm. Dann noch gegen einen übermächtigen Gegner. Ein Jahr zuvor gegen Dortmund war man ja sogar noch annähernd auf Augenhöhe, aber es reichte dennoch nicht. Was wird es diesmal?  Es geht irgendwie dann doch nur darum, über das Drumherum an diesem Tag, das Beste für sich zu machen.

Dann kommt Fischer, unser Präsident auf die Bühne! Ein emotionaler Auftritt, der nicht emotionaler sein kann! Er beschwört, er betet, er reißt mit, er weint, er schreit: „Ich will den Pokal“. Er will nicht mehr mit einer Teilnahme-Medaille des Verlierers abgespeist werden. Das hatte er in seiner Amtszeit bereits zweimal ertragen müssen (2006, 2017), ein drittes Mal erträgt er das nicht. Er will nach dem Finale aus diesem „verdammten Pokal“ trinken. Peter steckt an. Das kann er. Und schon gleich mit deutlich mehr Motivation und vielleicht auch einen Tick weniger Zweifel am Spielausgang, ab zum Fanmarsch.

Der Fanmarsch, diesmal mit vielleicht 3.000 - 4.000 Teilnehmern, ist bereits auch schon ein liebgewonnenes Ritual bei Europapokal-Auftritten, wie natürlich erst recht beim Pokalfinale geworden. Treffpunkt Sophie-Charlotte-Platz, vier Kilometer bis zum Olympiastadion.

Die Berliner Anwohner finden das Spektakel recht amüsant. Sitzen teilweise vor die Haustür mit Flaschenbier in der Hand und fühlen sich beim Vorbeimarsch der Frankfurter gut unterhalten. Die vorbeimarschierenden Frankfurter wiederum, sind gnadenlos der Sonne ausgesetzt, die sich in der Hauptstadt von der besonders heißen Seite zeigt. Kein Wunder, dass sich angrenzende Getränke- und Supermärkte, wie auch alle Kneipen auf dem Weg, über fette Zusatz-Einnahmen freuen dürfen.
Einige Bierflaschen später erreichen wir den Vorplatz des Olympiastadions. Zwar bleibt uns heute Helene Fischer erspart, aber Stände eines Bayern-Sponsors nerven ziemlich ab. Dieser Club und dessen Sponsoren, wie im Zweifel auch Fans, haben ganz offensichtlich ein anderes Selbstverständnis vom Fußball. Ich denke an Stefans Worte vom Vorabend: Wenn es einen Fußballgott gibt…

Kumpels begrüßt, die wie durch ein Wunder noch spontan an Karten kamen und auf dem letzten Drücker nach Berlin rasten. Jetzt schnell durch die Kontrollen in die Kurve, bevor wieder irgendwelche Arschlöcher unsere Choreoshirts an sich reißen, um diese bei Ebay meistbietend zu verhökern. Zum Kotzen, dass wir solche Gedanken bzw. Befürchtungen haben müssen. Aber leider bestätigen sich wieder mal die Erfahrungen vom letzten Jahr. Mögen diese miesen Kameradenschweine, einen anderen Ausdruck für Vereinsmitglieder und Dauerkarteninhaber (nur die sind ja angeblich in der Kurve), die aus reiner Raffgier andere Eintrachtler um ihre Andenken bringen, gibt es nicht.

So klar, wie sich die Bayern als Sieger des Fußballspiels sehen, so klar sehen wir uns als Sieger auf den Rängen. Die Party geht los! Gerre, mittlerweile routiniert, singt er nach 2006 und 2017 nun schon zum dritten Mal vor der Kurve, gibt wieder alles. Neben ihn Helden von 1988. Angeblich hat Gerre vor dem Finale abgespeckt, um besser ins Trikot zu passen. Ok, Trikot war eine Nummer zu klein gewählt (wie bei mir übrigens auch…).

Wie bereits erwähnt und jetzt besonders auffällig, alle Aktivitäten rund um die Eintracht-Kurve stehen unter dem Motto „30 Jahre Pokalsieger“. Lajos steht diesmal neben Gerre, nicht wie letztes Jahr unser Gott Grabi, der ja mit dem Tankard-Song verdientermaßen gehuldigt wird. Die Spieler wärmen sich im Innenraum mit Trikots auf, die an das Pokalsiegertrikot von 88 erinnern, mitsamt alten Eintracht-Adler. Die Choreoshirts in der Kurve, die wir glücklicherweise noch für uns ergattern können, sind ebenfalls an diese Trikots angelehnt. Statt Sponsorenaufschrift „Höchst“ steht halt „Frankfurt“ quer drauf.

Die Choreo startet. Wir stehen unter dem Plakat. Was wir nicht wissen, es ist Charly Körbel, der alle vier bisherigen Pokalsiege der Eintracht als Spieler bestreitete und zur Krönung, beim letzten Titel 1988, den Pokal als Kapitän in den Himmel reckte. Dieser Moment festgehalten, ist der Mittelpunkt der mit Fahnen und Konfetti untermalten Choreo, während der leibhaftige Charly Körbel den Pokal in den Innenraum trägt. Man kann nur erahnen, was in diesem Augenblick in seinem Kopf vorgehen muss. Wehrmutstopfen war die Mannschaftsaufstellung. Kovac nahm unserem Fußballgott die Ehre dem Finalkader angehören zu dürfen. Noch kurz „Kovac raus“ durch die Lippen gepresst, dann geht’s los.

So ein Finale ist kein Witz für einen Eintrachtfan. Es ist der pure emotionale Existenzkampf, bei dem alle Gedanken und alle Innereien auf links gedreht werden. Alles andere, das ganze Drumherum, in der Kurve wie auch der ganze sonstige Scheiß, der auf dieser Welt noch so stattfindet, ist in diesen 90 Minuten einfach nur vollkommen belanglos. Alle Körperzellen sind fokussiert, auf das, was sich auf 105 x 68 Metern abspielt.

Und dann, wir wollen es nicht wahrhaben, nach den üblichen Bayern-Chancen, die irgendwo an Latte, Pfosten oder in den Armen von Hrádecký endeten, stürmt Rebic los, zieht ab, und JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA, TOOOOOOOOOOR, WIR FÜHREN!!!

Viel zu früh… der zweite Gedanke, wenn nicht sogar schon der erste Gedanke. Oh je, in allen Szenarien, die man in der schlaflosen Nacht zuvor durchgespielt hatte, war die einzig erfolgsversprechende, dass wir das entscheidende goldene Tor vielleicht erst in der Nachspielzeit erzielen. So waren aber mit eben dieser Nachspielzeit noch fast 80 endlose Minuten zu spielen. Die Bayern werden jetzt ernst machen. Sicher. Ganz sicher!

Halbzeit. Ich weiß nicht mehr was groß nach dem Tor passierte und wie ich es bis zur Halbzeit überleben konnte. Aber jetzt waren mal ein paar Minuten zum Verschnaufen und mal länger die Möglichkeit mit ungläubigen Blick die Anzeigentafel zu realisieren. Da steht es wirklich, wir führen! 1:0. Oh mein Gott, wie soll ich die zweite Halbzeit überleben? Jetzt, wo wir vielleicht wirklich eine kleine realistische Chance haben? Ach was. Die Bayern kommen raus, machen ihre Tore. Immerhin die erste Halbzeit haben wir gewonnen. Vielleicht mal irgendwann in Zukunft ein schwacher Trost, wie man sich letztes Jahr über den Ausgleich von Rebic freuen konnte und, dass es keine Debakel gegen Dortmund wurde. Aber mehr wird nicht drin sein. Unser Schicksal.

Wie befürchtet und noch mehr erwartet, die Bayern lassen sich nicht lange bitten. Lewandowski bringt die Bayern auf die Spur. FUCK!!! Ich nehme das Spiel nicht mehr im vollen Bewusstsein wahr. Mein Körper zerfrisst sich selbst, während das Geschehen um mich herum, sich immer mehr zu entfernen droht. Kann sein, dass irgendwer mit mir spricht. Keine Ahnung. Ich höre nichts. Aber wer sollte jetzt auch sprechen? Wozu? Mit wem? Wir sind nicht zur gesellige Unterhaltungen an diesem Ort, zu dieser Zeit. Wir sind da, um zu sterben oder aber neu geboren zu werden!

Langsam merke ich, dass die Eintracht sich keineswegs in ihr vermeintliches Schicksal ergeben will. SMS von meiner Freundin, die beruflich bedingt daheimbleiben musste und das Spiel in der Glotze sieht: „Gerade Naheinstellung vom Prince. Das Gesicht! Der will hier und heute gewinnen!“. Bis ich diese SMS irgendwann wahrnehme, merke ich schon selbst, dass diese Eintracht mehr will als der satt wirkende Gegner. Ein paar gute Chancen, eine ganze Reihe von Ecken, wir waren voll da!

Rebic, REBIC, REEEEEEEEEEEBIIIIIIIIIIICCCCCCCCCCC!!!!!!!!!!! JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!!!!!! Urschrei! Heulen! Umarmen! Tanzen! Noch mehr Tanzen – Schock! Der Schiri rennt zum Monitor. Was haben die Grufties vor den Monitoren gesehen, was er nicht gesehen hat? Hat Rebic den Ball mit der Hand mitgenommen? War es Abseits? Ich sacke in mich zusammen. Sehe nur noch Füße. Kann doch alles nicht sein… Dann Jubel! Ich rappel mich wieder auf. Was war? Tor zählt!!! JAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!!!!!! 81. Minute! Wie Detari 30 Jahre zuvor! Das kann doch alles nicht sein?

Was jetzt passiert, nehme ich nicht mehr als durch mich selbst wahr. Habe meinen Körper schon längst verlassen. Keine klaren Gedanken mehr. Ach, überhaupt keine Gedanken mehr. Regungslos, wie zu Kalk erstarrt, vergehen die Jahre. Der Glaube ist immer noch nicht da, aber auf einmal Hoffnung, dass es doch irgendwie klappen könnte. Eine dritte Finalniederlage in Folge, so viel ist klar, würde ich nicht verkraften. Das würde mich zu Elend verwandeln. Schulterklopfer der kommenden Tage und Wochen spuken in meinem Kopf: „Mensch, Andy, Kopf hoch, fast hättet Ihr die Bayern geschlagen. Darauf kannst Du doch Stolz sein?!“. Bilder von Peter Fischer rasen ungewollt durch meine Birne, der mich am Mittag noch so emotional erwischt hat, wie er, mit hängendem Kopf die Glückwünsche für eine „gute Leistung“ entgegennimmt. Nein, nein, nein, ich will das nicht. Lieber deutlich verlieren. Schon zur Halbzeit aussichtslos zurück. Aber nicht so, nicht jetzt!

Nachspielzeit wird angezeigt, wir umarmen uns jetzt alle. Entweder wir erleben gleich den kompletten Wahnsinn oder den totalen Niederschlag. Abraham, unser Kapitän im Finale, der zwei Wochen noch zuvor im Ligaspiel gegen den HSV unserem Kapitän sein Abschiedsgeschenk servierte, rennt auf einmal wie ein Irrer rechts außen um sein Leben! Dann weiß er nicht mehr wohin mit dem Ball. Sollte das Unmögliche wahr werden, wäre das so symbolisch, wie 30 Jahre zuvor, der leider schon verstorbene Włodzimierz Smolarek, der an genau der selben Stelle versucht hatte genauso Zeit zu gewinnen. Aber was einst gegen Bochum den Schlusspfiff und dann den Sieg brachte, brachte jetzt noch lange keine Beruhigung.

Der nächste Angriff der Bayern erreicht mich nur noch im Delirium. Keine Ahnung was da war, ob ich das mittlerweile träume oder doch noch real ist, aber der Schiri rennt wieder zum Monitor. Ok, das wars. Elfmeter. Ich rufe meine verbliebene Kraft zusammen und schreie, ohne dass den Schrei irgendwer hört: „Lukas hält! Hradecky hält den Elfer und wird zum Helden!“. Ecke! ECKE!?!?!? Ok, machen die Bayern halt so noch das Tor.

Alle Adern platzen, dann der Kopf - und auf einmal stürmt einer im Eintracht-Trikot auf das leere (!!!) Tor zu! Wir wachsen auf den Zehenspitzen, wir klammern uns, wir erdrücken uns, denn wir wissen - was jetzt passiert, passiert für eine ganze Fangeneration, passiert für die Ewigkeit!

Mijat Gaćinović rennt zur Kurve, der Ball rollt über die Linie, das Tornetz zappelt:
Ab jetzt ist nichts mehr so, wie es mal war! Danke Hilde!




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Ich hoffe Brodowin hat nichts dagegen. Aber passt einfach zum Threadtitel und 2018 war für die Eintracht - und damit für uns alle! - so epochal, dass ich auch noch mal meinen Beitrag zum Pokalsieg für die Fan geht vor hier reinstelle. Der ist auch meinem Freund Hilde gewidmet, der in der Nacht nach dem HSV-Spiel - und damit 2 Wochen vor dem Triumph - völlig überraschend aus dem Leben gerissen wurde:

THERE IS NO GOALKEEPER!

Berlin. 19.5.2018. Ein Fußballspiel. Die 95. oder 96. Minute? Egal! Mijat Gacinovic bekommt den Ball und rennt gekonnt an einen heraneilenden gegnerischen Spieler vorbei. Vor ihm ein leeres Tor!
Wir alle in der Kurve umarmen uns in Erwartung des Urknalls, der unmittelbar und doch so weit entfernt bevorsteht. Wie angeblich bei einer Nahtod-Erfahrung, wenn in Sekundenbruchteilen das ganze Leben noch mal Revue passiert wird, werden auch diese 70 Meter und gut acht Sekunden die letzten 30 Jahre noch mal im Schnelldurchlauf durch die fassungslosen Gehirnwindungen rasen.

70 Meter und acht Sekunden bis in die Ewigkeit.

Berlin. 28.5.1988. Ein Fußballspiel. Deutschland war geteilt. Um nach Berlin zu kommen, benötigte man, wenn die Anreise per Bahn, Auto oder Bus angetreten wurde, einen gültigen Reisepass. Am Brandenburger Tor, Wahrzeichen von Berlin und ganz Deutschland (Ost und West), rammelten gelangweilt die Karnickel zwischen Grenzpatrouillen. An diesem Tag gastierte die Eintracht im Berliner Olympiastadion zum Pokalfinale gegen den VfL Bochum. Die Eintracht galt als leichter Favorit, hatte sie doch schon 1974, 1975 und 1981 den Pokal gewonnen. Nun stand sie aber erstmals in Berlin im Finale. Berlin wurde ein paar Jahre zuvor zum festen Endspielort bestimmt, um eine Art deutsches Wembley zu schaffen. Das entschied der DFB allerdings aus einer politisch geschuldeten Situation heraus, da Deutschland die EM 1988 austragen wollte. Das konnte aber nur gelingen, wenn man die Sowjetunion und den von der Sowjetunion abhängigen Staaten positiv für die deutsche Bewerbung stimmen konnte. Konnte man letztendlich nur um den Preis, dass Berlin (West), der Stachel innerhalb der damaligen sozialistischen Welt, als Austragungsort für die EM geopfert wurde. Die EM eine reine westdeutsche Veranstaltung! Berlin bekam als Trost das westdeutsche Pokalfinale.

Was niemand der gut 25.000 Eintrachtfans ahnen konnten, die über die Transitstrecken durch die DDR nach Berlin pilgerten, dass sie den letzten Titel der Eintracht für ganze Fangenerationen erleben werden. Lajos Detari mit einem Freistoß, wie es nun mal seine Spezialität war. Als er bei der Eintracht im Sommer zuvor als Neuzugang präsentiert wurde, antwortete er auf die Frage seiner Stärke mit „Freistoß“. Per Freistoß schenkte er daher auch der Eintracht den letzten Titel.
Nach Detaris Weggang war leider auch der leichte Zauber Vergangenheit, den Detari bei der Eintracht umwehte. Ausgerechnet Charly Körbel war es, der die Eintracht am letzten Spieltag der darauffolgenden Saison in Hannover, durch sein Tor noch gerade so in die Relegation rettete. Hannover! Da traf der treue Charly bereits 1975 mit seinem goldenen Tor zum 1:0 Sieg im Pokalfinale gegen den MSV Duisburg. Überhaupt der Charly. Bei allen vier Pokalspielen war er dabei! 1988 dann als stolzer Kapitän. Die Szene, der Mittelpunkt der Choreo in der Eintrachtkurve 30 Jahre später.

Noch sieben Sekunden bis in die Ewigkeit.

Und da war die Relegation gegen Saarbrücken. Ein junger Yeboah, der die Eintracht fast erstmals in die zweite Liga ballerte. Es ging gerade noch mal gut. Die Eintracht setzte fortan verstärkt auf die Hessen. Uwe Bein und Ralf Falkenmayer. Die Ära vom „Fußball 2000“ wurde eingeläutet, für die dann ausgerechnet auch Yeboah später prägend wurde. Die Eintracht war in diesen Jahren, wie selbstverständlich, Dauergast in Europa. Aber zu einem Titel reichte es trotz des besten Fußballs, den man dieser Tage überhaupt nur spielen konnte, leider nicht. Seit dem stand die Eintracht aber für das „United Colors“.

Ohne Bein, Stein, Yeboah und Co. der schwärzeste Tag in der Eintracht-Geschichte. Erstmaliger Abstieg aus der Erstklassigkeit 1996. Sportlich und wirtschaftlich stand der Traditionsverein vor einem Scherbenhaufen. Trotzdem entstand da was. Ein neues Eintracht-Gefühl. Diesmal auf den Rängen des Waldstadions.

Noch sechs Sekunden bis in die Ewigkeit.

Die Eintracht taumelte in der zweiten Liga dem erneuten Abstieg entgegen. Es wäre der Sturz in die bedeutungslose Amateurliga gewesen. Die Fans sammelten mit Sparschweinen für einen Club, der noch wenige Monate zuvor Geld mit vollen Händen ausgab. Im Verein selbst sammelten sich die noch Übriggebliebenen, um die Eintracht, finanziell und sportlich am Ende, noch irgendwie zu retten. Nach Stepis „Lebe geht weider“, was allerdings sportlich kaum noch zutraf, kam ein „Kauz“ namens Ehrmantraut. Für viele Fans jetzt erst die emotional vollendete Ankunft in der Zweitklassigkeit. Doch die geradezu trostlos erscheinende Gegenwart weckte ein Wir-Gefühl. Eine Familie!

Es gründeten sich die Ultras Frankfurt. War die Stimmung bei der Eintracht bis dahin bestenfalls Durchschnitt, die bei gegnerischen Fans oder Vereinen kaum in Erinnerung blieb oder gar Erwähnung fand, galt die Eintracht auf einmal - quasi über Nacht -  fantechnisch als mit das Beste, was Deutschland zu bieten hatte. Nicht selten waren bei den Spielen der Eintracht in der zweiten Liga auf einmal neugierige Fans andere Vereine vor Ort, um selbst zu erleben, was UF und Co. zu Vorbildern für die meisten anderen deutschen Fanszenen machte. Die „Gaffer“ andere Fanszenen, wurden da schon bei manch einem Auswärtsspiel zu regelrechten Plagen, die man aus den Blöcken scheuchen musste, damit die Stimmung der eigenen Fans nicht unter diesen leidet. Bereits zu dieser Zeit war Martin der Vorsänger. Ein Gesicht der Kurve bis zum heutigen Tag.

Noch fünf Sekunden bis in die Ewigkeit.

Der 29.5.99 wäre nicht denkbar ohne Berger, ohne Fjörtoft aber auch ohne die unglaubliche Siegesserie einer totgesagten Truppe zuvor. Nachdem fünf Spieltag vor Schluss der HSV noch glücklich in letzter Minute ein 2:2 aus Frankfurt mitnahm, obwohl der Sieg für die Eintracht so überlebenswichtig gewesen war, schien die Messe gesungen, der erneute Abstieg unausweichlich. Das Restprogramm sprach absolut nicht für ein Happy End. Aber dem überraschenden Auswärtssieg in Bremen, folgte der Heimsieg gegen Dortmund. Am vorletzten Spieltag musste die Eintracht auf Schalke gewinnen, um nicht vorzeitig als Absteiger festzustehen. Schalke führte aber 2:0. Und die Eintracht sah in der Bundesliga-Geschichte selten gut aus im Parkstadion von Gelsenkirchen. Selbst ein Punkt würde nicht mehr reichen. Aber vor dem Wunder gegen Kaiserslautern geschah das eigentliche Wunder! Die Eintracht drehte das Spiel und gewann noch mit 3:2. Was folgte war der 29.5.99. In drei Jahrzehnten ohne Titel, war das trotzdem ein Titel für die Frankfurter Fanseelen.

Noch vier Sekunden bis in die Ewigkeit.

Das neue Jahrtausend begann zwar als Bundesligist, was sich allerdings hinter den Kulissen abspielte, war dermaßen amateurhaft, dass fast die Eintracht von der Bildfläche verschwand. Für immer! Die Helden des Aufstiegs und Klassenerhaltes, wurden nach und nach rausgeschmissen. Ein Rainer Leben, Zwischendurch-Finanzchef bei der Eintracht, warf wie in einem billigen Wirtschaftskrimi Szenarien an die Wand, mit dem Ziel, dass die Mitglieder (immer noch oberstes Organ des Vereins) einen externen Investor, der die Zügel bei der Eintracht in die Hand nehmen sollte, wie einen Messias empfangen und sich diesem ergeben würden. Es gelang bedingt. Als erster Verein der Bundesliga gründete sich für den Profifußball eine Kapitalgesellschaft aus, deren Herrscher nicht mehr Hessen, sondern Angloamerikaner waren. Es endete in der Zweitklassigkeit und der Spuk hatte schnell wieder ein Ende. Es folgten existenzbedrohende Lizenz-Krimis - Gott sei Dank mit Happy End.

Heribert Bruchhagen übernahm als Vorstandsvorsitzender das Zepter und Alex Schur köpfte beim unglaublichen 6:3 gegen Reutlingen die Eintracht zurück in die Bundesliga. Vielleicht noch ein wenig zu früh, denn die Eintracht war kaum Bundesliga tauglich und stieg wieder ab. Trotzdem ärgerlich, denn eigentlich hätte Dortmund die Lizenz entzogen bekommen müssen, wodurch die Eintracht profitiert hätte. Aber der DFB traute sich nicht ein vermeintliches Aushängeschild des deutschen Fußballs in die Drittklassigkeit zu schicken.

Es kam Funkel, der Aufstieg, ein neues Stadion und sogar Europa durch das Pokalfinale 2006, in das die Eintracht als Aufsteiger u.a. durch ein 6:0 gegen Schalke einzog. Da reichte noch die Teilnahme am Pokalfinale, um nach Europa zu kommen. In der neuen WM Arena feierte die Eintracht, erstmals nach 12 Jahren, die Rückkehr nach Europa. Über Brondby Kopenhagen in der ersten Runde gelang die Qualifikation zu den Gruppenspielen. Geradezu albern, dass das Aus in Europa im asiatischen Teil von Istanbul durch ein 2:2 besiegelt wurde. Allerdings bot die Eintracht dort einen großen Kampf, weil sie unbedingt gegen Fenerbahce gewinnen musste. Schaffte das aber trotz 2:0 Führung nicht.

Noch drei Sekunden bis in die Ewigkeit.

Die Eintracht schien in der Bundesliga wieder etabliert zu sein. Konnte aber unter Funkel aus der Rolle des ständigen Abstiegskandidaten nicht herauskommen. Eine neue Ära mit attraktiveren Fußball sollte Skibbe einläuten. Es endete im zweiten Skibbe-Jahr, nach dem in der Hinrunde ganz Frankfurt noch von Europa träumte, in der Katastrophe. Die „Rückrunde der Schande“ führte in die zweite Liga, mit der man doch nichts mehr zu tun haben wollte. Bruchhagen wurde gestutzt und bekam Bruno Hübner als Sportdirektor an die Seite sowie Axel Hellmann als neues Vorstandsmitglied, der die Eintracht strukturell modernisieren sollte.

Als Trainer für die Mission sofortiger Wiederaufstieg wurde kein geringerer als Armin Veh geholt. Wenige Jahre zuvor noch Meistertrainer beim VfB Stuttgart. Das Festgeldkonto von ca. 10 Millionen wurde geplündert, zusätzlich Patrick Ochs und Marco Russ an Wolfsburg für einige Millionen verkauft. Alex Meier, Schwegler und Co. blieben als Achse, die mit Spielern erweitert wurden, die vielleicht zu schwach für die erste Bundesliga waren, gut genug aber um den Aufstieg nach nur einem Jahr zu schaffen.

Der „Atomaufstieg“ gelang tatsächlich beim letzten Auswärtsspiel in Aachen. Der „Unfall“ repariert. Was dann in der Bundesliga folgte, war schlichtweg ein Traum. Der Aufsteiger begeisterte phasenweise mit modernen Überfallfußball und holte Punkt für Punkt. Und tatsächlich, am letzten Spieltag gelang gegen Wolfsburg der Traum von Europa, der von den Fans schon die ganze Saison über sehnsüchtig besungen wurde! Die Eintracht erreichte erstmals seit 1994 über die Liga die Qualifikation für Europa. 19 Jahre, nachdem Yeboah, Gaudino und Weber zum 3:2 Sieg in Köln trafen. 19 Jahre, nachdem Uwe Bein, der wie kein anderer für den „Fußball 2000“ bei der Eintracht stand, sein letztes Spiel für die Frankfurter absolvierte.  

Was dann die Fans aus Europa machten, war der pure Wahnsinn. 15.000 in Bordeaux, 8.000 in Porto, sogar 2.000 in Tel Aviv. Invasion der Adlerträger! Und klar, die Heimspiele waren alle samt ausverkauft. Die Eintracht machte sich in Europa wieder einen Namen. Die SGE war wieder da!

Noch zwei Sekunden bis in die Ewigkeit.

Veh war nicht mehr motiviert genug, weiterhin als Eintracht-Trainer vor allem den Gegner zum Sieg gratulieren zu müssen. Es folgte Schaaf, der für einen durchaus offensiv sehr attraktiven und punktemäßigen zumindest soliden Fußball bei der Eintracht stand. Aber, aus welchen Gründen auch immer, es passte nicht und Schaaf erklärte nach nur einer Saison seinen Abschied. Veh, der zuvor noch lustlos die Eintracht verließ, um dann zu seinem VfB Stuttgart zu kommen. Dort scheiterte er schnell und kam auf einmal wieder. Es konnte nicht gutgehen. Die Eintracht, die laut Veh, einen der stärksten Kader der letzten Jahre hatte, taumelte mut- und orientierungslos zurück in die Zweitklassigkeit. Wenn nicht vorher die Notbremse betätigt worden wäre.

Diese Notbremse hieß Niko Kovac. Er führte zwar als Nationaltrainer Kroatien zur WM nach Brasilien, war aber zu diesem Zeitpunkt ein Nobody im Bundesliga-Trainergeschäft - und vor allem ohne jegliche Erfahrung im Abstiegskampf. Eine mutige Entscheidung der sportlichen Führung, insbesondere als die ersten Spiele unter Kovac nicht die erhoffte Befreiung brachten. Die verunsicherte Eintracht-Truppe stand mit dem Rücken zur Wand, der Abstieg so gut wie besiegelt. Kovac glaubte aber unentwegt an die Rettung - fast als einziger im Eintracht-Umfeld.
Als dann die Phase der Saison erreicht wurde, wo jede Niederlage gleichbedeutend mit dem Abstieg gewesen wäre, gelang eine fast ebenso sensationelle Rettung, wie einst 1999 unter Jörg Berger. Sieg daheim gegen Mainz, dann 2:1 in Darmstadt, wo die Eintracht bereits mit 0:1 zurück lag und Darmstadt noch einen Elfmeter zum vermutlich vorentscheidenden 2:0 vergab. Das auch noch unter Ausschluss jeglicher Eintrachtfans, die mal wieder eine Kollektivstrafe des DFB über sich ergehen lassen mussten. Jetzt wo es um die Wurst ging! Ausgerechnet beim Derby in Darmstadt, wo schon ein Unentschieden den Abstieg quasi besiegelt hätte. Dann, im letzten Heimspiel der Saison, gegen den haushohen Favoriten aus Dortmund, der mit einer unglaublichen Willensleistung 1:0 geschlagen wurde. Jetzt konnte sich die Eintracht am letzten Spieltag in Bremen mit einem Unentschieden retten. Aber das Spiel „vercoachte“ Kovac, der auf 0:0 spielte, denn das hätte zum direkten Klassenerhalt gereicht, um dann, unmittelbar vor dem erlösenden Schlusspfiff, doch noch geschlagen zu werden.

Die Eintracht musste in die Relegation gegen Nürnberg. Nach einem 1:1 im Waldstadion gelang im Rückspiel in Nürnberg der verdiente 1:0 Sieg. In Erinnerung bleibt das Drama um Marco Russ, bei dem Krebs diagnostiziert wurde, was Nürnberg-Vertreter quasi als PR-Gag ansahen (…). Die Eintracht blieb in der Bundesliga. Die Rettung ähnlich wundersam, wie zuvor schon manche Rettung in der langen Vereinsgeschichte.

Ein Jahr nach der Rettung in Nürnberg, fand sich die Eintracht auf einmal im Pokalfinale wieder. Wer hätte das gedacht? Im Halbfinale musste die Eintracht, geplagt durch einige verletzungsbedingten Ausfällen, quasi mit dem letzten Aufgebot in Gladbach antreten, die sich schon vor dem Spiel im Finale wähnten. Tatsächlich dominierten die Frankfurter die erste Halbzeit, das Ergebnis nach 45 Minuten mit 1:1 ein Witz, weil komplett schmeichelhaft für die Hausherren. Die Eintracht setzte sich letztendlich im Elfmeterschießen durch und zog zum siebtem Mal in der Vereinsgeschichte ins Pokalfinale ein.

In Berlin präsentierte sich die Eintracht-Kurve eindrucksvoll. Da konnten die Dortmunder Borussen, immerhin die selbsternannten besten Fans der Welt, nur staunen! Die immer noch durch viele Ausfälle geschwächte Mannschaft, klarer Außenseiter gegen den hohen Favoriten aus Dortmund. Doch das 1:1 für Dortmund zur Halbzeit eher glücklich. Chancenplus hatten die Adler. Es reichte trotzdem nicht. Aber schon kurz nach dem Schlusspfiff, als sich die Mannschaft vor der überragenden Eintracht-Kurve feiern ließ, überwog das Gefühl, dass es das nicht gewesen sein konnte. Wir kommen wieder nach Berlin. Und dann, um zu vollenden!

Noch eine Sekunde bis in die Ewigkeit.

Wir kamen wieder nach Berlin! Wieder im Finale! Das Pfingstwochenende in Berlin begann für uns am Freitag. Stau, Hotel einchecken, in die nächste erstbeste Kneipe. Bereits in Eintracht-Hand. Natürlich nicht alle mit Karten. Das obligatorische „Haste noch eine Karte über?“ versuchten wir nicht gleich zu verneinen. Kontakte per Whatsapp angepingt, ob noch was geht. Es ging nichts mehr. Jedenfalls nichts mehr an diesem Freitag.

Am Abend lud die Eintracht zu einer Party mit gut 2.000 Gästen am Berliner Westhafen ein. Vorfreude auf das Finale. Größe zeigen und nochmal alles beschwören, was es zu beschwören gab. Denn schließlich war da ja das Versprechen!  Wiederkommen, um zu vollenden.
So richtig davon überzeugt waren aber vermutlich die wenigsten, auch wenn viele nach außen hin optimistisch taten. Stefan Minden, langjähriger freier Fan-geht-vor-Redakteur und heute Vizepräsident beim Verein, vermittelte mit seiner ureigenen fesselnden Art, weshalb wir diesmal fällig für den Pokal sind. Dass es gegen jede Logik wäre, wenn Bayern, wie so oft zuvor, wieder als Sieger den Platz verlassen würde. Nichts spreche dafür! Wenn es einen Fußballgott gäbe, dann muss die Eintracht diesmal dran sein!

Bilder von 1988 liefen über die Videowände, während sich die damaligen Pokalsieger zum Anfassen gaben. In unsere Mitte Manni Binz. Nur Lajos fehlte.

„Jüngere“ Fans fragten an dem Abend, wie es denn sei mal einen Titel zu gewinnen? In diesem Moment wurde überdeutlich, dass bereits eine ganze Generation auf ein Erlebnis wartet, was für frühere Fangenerationen der Eintracht fast schon selbstverständlich war: Ein Titelgewinn.

Die Vollendung!


Samstag, der Finaltag, ist ganz Berlin fest in Eintracht Hand. Die paar Bayernfans, die einem doch mal ab und an entgegenkommen, geben sich in einer für mich unverständlichen Sprache siegessicher. Im Gegensatz zum letzten Mal, als der Alexanderplatz kurzerhand zum Alex-Meier-Platz umbenannt wurde, ist diesmal die Fan-Party am Breitscheidplatz in (West-) Berlin an der Gedächtniskirche. Eigentlich ein gutes Omen. Denn der Tag steht, was wir dann später im Stadion durch Choreo und Aufwärmtrikot erst so richtig ins Bewusstsein gerückt bekommen, ganz unter dem Motto „30 Jahre Pokalsieger“. Und, vor 30 Jahren eben, gab es ja quasi für uns nur ein Westberlin mit dem Zentrum am Kurfürstendamm.

Wie vor 30 Jahren ist das Wetter in der Finalstadt ein frühsommerlicher Traum. Die Eintracht organisiert die „Rückkehr der Adler“, so das offizielle Motto, unter dem das Pokalfinale steht, „fan“tastisch. Wer Lust hat, kann, wenn er als Eintrachtfan zu erkennen ist, kostenlos an Spree- und Stadtrundfahrten mit eigens gecharterten Schiffen und Bussen teilnehmen, die stilgerecht mit dem rückkehrenden Eintracht-Adler gebrandet sind. Es war sogar geplant das aktuell vorhandene Baugerüst der Gedächtniskirche ganz Eintracht like zu verzieren. Leider hatte das Bezirksamt Charlottenburg was dagegen und keine Genehmigung erteilt.

Natürlich ist der Platz vor der Gedächtniskirche der Meetingpoint für alle Eintrachtfans. Treffen mit Freunden, die man seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat, weil doch so manche Vita einen aus dem Rhein-Main-Gebiet führte und denen, die man immer gerne sieht. Ob bei Heim- oder Auswärtsspielen, oder jetzt im Finale, was ja auch schon fast Routine geworden ist innerhalb eines Jahres. Leider fehlte jemand…

Wir waren zuvor noch zum Frühstück in einer Charlottenburger Kneipe verabredet, um unseren Freund und Eintrachtfan-Legende Hilde zu gedenken, der nach dem letzten Heimspiel gegen den HSV völlig überraschend und viel zu jung verstarb. Nicht nur seine Frankfurter und Berliner Freunde kamen dahin, sondern auch aus Dänemark von Bröndby IF, zu denen seit unserem Europapokal-Auftritt 2006 intensive Kontakte bestanden. Sie kamen extra nach Berlin, weil ihnen Hilde ein ganz besonderer Freund war. Über Vereinsfarben und Landesgrenzen hinweg. Gerre und Martin Stein kündigten im Vorfeld an, dass sie im Stadion später Trikots mit Hilde-Flock tragen werden. Somit war Hilde bei uns und er bei der Eintracht, an diesem so bedeutsamen Tag.

Höhepunkt am Nachmittag beim Fanfest war zweifelsohne die Rede von Peter Fischer. Man darf nicht vergessen, dass wenige Tage und Wochen zuvor in der Liga die Teilnahme an Europa leichtfertig verspielt wurde. Niko Kovac seinen dynamischen Donnerstag hatte, was bei vielen, wenn nicht sogar bei fast allen Fans den emotionalen Stecker im Vorfeld zog - und fast schon die Freude auf Berlin nahm. Dann noch gegen einen übermächtigen Gegner. Ein Jahr zuvor gegen Dortmund war man ja sogar noch annähernd auf Augenhöhe, aber es reichte dennoch nicht. Was wird es diesmal?  Es geht irgendwie dann doch nur darum, über das Drumherum an diesem Tag, das Beste für sich zu machen.

Dann kommt Fischer, unser Präsident auf die Bühne! Ein emotionaler Auftritt, der nicht emotionaler sein kann! Er beschwört, er betet, er reißt mit, er weint, er schreit: „Ich will den Pokal“. Er will nicht mehr mit einer Teilnahme-Medaille des Verlierers abgespeist werden. Das hatte er in seiner Amtszeit bereits zweimal ertragen müssen (2006, 2017), ein drittes Mal erträgt er das nicht. Er will nach dem Finale aus diesem „verdammten Pokal“ trinken. Peter steckt an. Das kann er. Und schon gleich mit deutlich mehr Motivation und vielleicht auch einen Tick weniger Zweifel am Spielausgang, ab zum Fanmarsch.

Der Fanmarsch, diesmal mit vielleicht 3.000 - 4.000 Teilnehmern, ist bereits auch schon ein liebgewonnenes Ritual bei Europapokal-Auftritten, wie natürlich erst recht beim Pokalfinale geworden. Treffpunkt Sophie-Charlotte-Platz, vier Kilometer bis zum Olympiastadion.

Die Berliner Anwohner finden das Spektakel recht amüsant. Sitzen teilweise vor die Haustür mit Flaschenbier in der Hand und fühlen sich beim Vorbeimarsch der Frankfurter gut unterhalten. Die vorbeimarschierenden Frankfurter wiederum, sind gnadenlos der Sonne ausgesetzt, die sich in der Hauptstadt von der besonders heißen Seite zeigt. Kein Wunder, dass sich angrenzende Getränke- und Supermärkte, wie auch alle Kneipen auf dem Weg, über fette Zusatz-Einnahmen freuen dürfen.
Einige Bierflaschen später erreichen wir den Vorplatz des Olympiastadions. Zwar bleibt uns heute Helene Fischer erspart, aber Stände eines Bayern-Sponsors nerven ziemlich ab. Dieser Club und dessen Sponsoren, wie im Zweifel auch Fans, haben ganz offensichtlich ein anderes Selbstverständnis vom Fußball. Ich denke an Stefans Worte vom Vorabend: Wenn es einen Fußballgott gibt…

Kumpels begrüßt, die wie durch ein Wunder noch spontan an Karten kamen und auf dem letzten Drücker nach Berlin rasten. Jetzt schnell durch die Kontrollen in die Kurve, bevor wieder irgendwelche Arschlöcher unsere Choreoshirts an sich reißen, um diese bei Ebay meistbietend zu verhökern. Zum Kotzen, dass wir solche Gedanken bzw. Befürchtungen haben müssen. Aber leider bestätigen sich wieder mal die Erfahrungen vom letzten Jahr. Mögen diese miesen Kameradenschweine, einen anderen Ausdruck für Vereinsmitglieder und Dauerkarteninhaber (nur die sind ja angeblich in der Kurve), die aus reiner Raffgier andere Eintrachtler um ihre Andenken bringen, gibt es nicht.

So klar, wie sich die Bayern als Sieger des Fußballspiels sehen, so klar sehen wir uns als Sieger auf den Rängen. Die Party geht los! Gerre, mittlerweile routiniert, singt er nach 2006 und 2017 nun schon zum dritten Mal vor der Kurve, gibt wieder alles. Neben ihn Helden von 1988. Angeblich hat Gerre vor dem Finale abgespeckt, um besser ins Trikot zu passen. Ok, Trikot war eine Nummer zu klein gewählt (wie bei mir übrigens auch…).

Wie bereits erwähnt und jetzt besonders auffällig, alle Aktivitäten rund um die Eintracht-Kurve stehen unter dem Motto „30 Jahre Pokalsieger“. Lajos steht diesmal neben Gerre, nicht wie letztes Jahr unser Gott Grabi, der ja mit dem Tankard-Song verdientermaßen gehuldigt wird. Die Spieler wärmen sich im Innenraum mit Trikots auf, die an das Pokalsiegertrikot von 88 erinnern, mitsamt alten Eintracht-Adler. Die Choreoshirts in der Kurve, die wir glücklicherweise noch für uns ergattern können, sind ebenfalls an diese Trikots angelehnt. Statt Sponsorenaufschrift „Höchst“ steht halt „Frankfurt“ quer drauf.

Die Choreo startet. Wir stehen unter dem Plakat. Was wir nicht wissen, es ist Charly Körbel, der alle vier bisherigen Pokalsiege der Eintracht als Spieler bestreitete und zur Krönung, beim letzten Titel 1988, den Pokal als Kapitän in den Himmel reckte. Dieser Moment festgehalten, ist der Mittelpunkt der mit Fahnen und Konfetti untermalten Choreo, während der leibhaftige Charly Körbel den Pokal in den Innenraum trägt. Man kann nur erahnen, was in diesem Augenblick in seinem Kopf vorgehen muss. Wehrmutstopfen war die Mannschaftsaufstellung. Kovac nahm unserem Fußballgott die Ehre dem Finalkader angehören zu dürfen. Noch kurz „Kovac raus“ durch die Lippen gepresst, dann geht’s los.

So ein Finale ist kein Witz für einen Eintrachtfan. Es ist der pure emotionale Existenzkampf, bei dem alle Gedanken und alle Innereien auf links gedreht werden. Alles andere, das ganze Drumherum, in der Kurve wie auch der ganze sonstige Scheiß, der auf dieser Welt noch so stattfindet, ist in diesen 90 Minuten einfach nur vollkommen belanglos. Alle Körperzellen sind fokussiert, auf das, was sich auf 105 x 68 Metern abspielt.

Und dann, wir wollen es nicht wahrhaben, nach den üblichen Bayern-Chancen, die irgendwo an Latte, Pfosten oder in den Armen von Hrádecký endeten, stürmt Rebic los, zieht ab, und JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA, TOOOOOOOOOOR, WIR FÜHREN!!!

Viel zu früh… der zweite Gedanke, wenn nicht sogar schon der erste Gedanke. Oh je, in allen Szenarien, die man in der schlaflosen Nacht zuvor durchgespielt hatte, war die einzig erfolgsversprechende, dass wir das entscheidende goldene Tor vielleicht erst in der Nachspielzeit erzielen. So waren aber mit eben dieser Nachspielzeit noch fast 80 endlose Minuten zu spielen. Die Bayern werden jetzt ernst machen. Sicher. Ganz sicher!

Halbzeit. Ich weiß nicht mehr was groß nach dem Tor passierte und wie ich es bis zur Halbzeit überleben konnte. Aber jetzt waren mal ein paar Minuten zum Verschnaufen und mal länger die Möglichkeit mit ungläubigen Blick die Anzeigentafel zu realisieren. Da steht es wirklich, wir führen! 1:0. Oh mein Gott, wie soll ich die zweite Halbzeit überleben? Jetzt, wo wir vielleicht wirklich eine kleine realistische Chance haben? Ach was. Die Bayern kommen raus, machen ihre Tore. Immerhin die erste Halbzeit haben wir gewonnen. Vielleicht mal irgendwann in Zukunft ein schwacher Trost, wie man sich letztes Jahr über den Ausgleich von Rebic freuen konnte und, dass es keine Debakel gegen Dortmund wurde. Aber mehr wird nicht drin sein. Unser Schicksal.

Wie befürchtet und noch mehr erwartet, die Bayern lassen sich nicht lange bitten. Lewandowski bringt die Bayern auf die Spur. FUCK!!! Ich nehme das Spiel nicht mehr im vollen Bewusstsein wahr. Mein Körper zerfrisst sich selbst, während das Geschehen um mich herum, sich immer mehr zu entfernen droht. Kann sein, dass irgendwer mit mir spricht. Keine Ahnung. Ich höre nichts. Aber wer sollte jetzt auch sprechen? Wozu? Mit wem? Wir sind nicht zur gesellige Unterhaltungen an diesem Ort, zu dieser Zeit. Wir sind da, um zu sterben oder aber neu geboren zu werden!

Langsam merke ich, dass die Eintracht sich keineswegs in ihr vermeintliches Schicksal ergeben will. SMS von meiner Freundin, die beruflich bedingt daheimbleiben musste und das Spiel in der Glotze sieht: „Gerade Naheinstellung vom Prince. Das Gesicht! Der will hier und heute gewinnen!“. Bis ich diese SMS irgendwann wahrnehme, merke ich schon selbst, dass diese Eintracht mehr will als der satt wirkende Gegner. Ein paar gute Chancen, eine ganze Reihe von Ecken, wir waren voll da!

Rebic, REBIC, REEEEEEEEEEEBIIIIIIIIIIICCCCCCCCCCC!!!!!!!!!!! JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!!!!!! Urschrei! Heulen! Umarmen! Tanzen! Noch mehr Tanzen – Schock! Der Schiri rennt zum Monitor. Was haben die Grufties vor den Monitoren gesehen, was er nicht gesehen hat? Hat Rebic den Ball mit der Hand mitgenommen? War es Abseits? Ich sacke in mich zusammen. Sehe nur noch Füße. Kann doch alles nicht sein… Dann Jubel! Ich rappel mich wieder auf. Was war? Tor zählt!!! JAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!!!!!! 81. Minute! Wie Detari 30 Jahre zuvor! Das kann doch alles nicht sein?

Was jetzt passiert, nehme ich nicht mehr als durch mich selbst wahr. Habe meinen Körper schon längst verlassen. Keine klaren Gedanken mehr. Ach, überhaupt keine Gedanken mehr. Regungslos, wie zu Kalk erstarrt, vergehen die Jahre. Der Glaube ist immer noch nicht da, aber auf einmal Hoffnung, dass es doch irgendwie klappen könnte. Eine dritte Finalniederlage in Folge, so viel ist klar, würde ich nicht verkraften. Das würde mich zu Elend verwandeln. Schulterklopfer der kommenden Tage und Wochen spuken in meinem Kopf: „Mensch, Andy, Kopf hoch, fast hättet Ihr die Bayern geschlagen. Darauf kannst Du doch Stolz sein?!“. Bilder von Peter Fischer rasen ungewollt durch meine Birne, der mich am Mittag noch so emotional erwischt hat, wie er, mit hängendem Kopf die Glückwünsche für eine „gute Leistung“ entgegennimmt. Nein, nein, nein, ich will das nicht. Lieber deutlich verlieren. Schon zur Halbzeit aussichtslos zurück. Aber nicht so, nicht jetzt!

Nachspielzeit wird angezeigt, wir umarmen uns jetzt alle. Entweder wir erleben gleich den kompletten Wahnsinn oder den totalen Niederschlag. Abraham, unser Kapitän im Finale, der zwei Wochen noch zuvor im Ligaspiel gegen den HSV unserem Kapitän sein Abschiedsgeschenk servierte, rennt auf einmal wie ein Irrer rechts außen um sein Leben! Dann weiß er nicht mehr wohin mit dem Ball. Sollte das Unmögliche wahr werden, wäre das so symbolisch, wie 30 Jahre zuvor, der leider schon verstorbene Włodzimierz Smolarek, der an genau der selben Stelle versucht hatte genauso Zeit zu gewinnen. Aber was einst gegen Bochum den Schlusspfiff und dann den Sieg brachte, brachte jetzt noch lange keine Beruhigung.

Der nächste Angriff der Bayern erreicht mich nur noch im Delirium. Keine Ahnung was da war, ob ich das mittlerweile träume oder doch noch real ist, aber der Schiri rennt wieder zum Monitor. Ok, das wars. Elfmeter. Ich rufe meine verbliebene Kraft zusammen und schreie, ohne dass den Schrei irgendwer hört: „Lukas hält! Hradecky hält den Elfer und wird zum Helden!“. Ecke! ECKE!?!?!? Ok, machen die Bayern halt so noch das Tor.

Alle Adern platzen, dann der Kopf - und auf einmal stürmt einer im Eintracht-Trikot auf das leere (!!!) Tor zu! Wir wachsen auf den Zehenspitzen, wir klammern uns, wir erdrücken uns, denn wir wissen - was jetzt passiert, passiert für eine ganze Fangeneration, passiert für die Ewigkeit!

Mijat Gaćinović rennt zur Kurve, der Ball rollt über die Linie, das Tornetz zappelt:
Ab jetzt ist nichts mehr so, wie es mal war! Danke Hilde!




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Auch ein geiler Beitrag, absolut würdig der Eröffnung von Brodowin
Glaube nicht, dass es irgendwo noch ein anderes Forum gibt, in dem so gut geschrieben wird
Danke an alle und einen guten Rutsch in ein tolles Neues Jahr mit vielen Eintrachtsiegen!
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Ebenfalls sehr stark, Andy. Sehr, sehr stark!
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Ich hoffe Brodowin hat nichts dagegen. Aber passt einfach zum Threadtitel und 2018 war für die Eintracht - und damit für uns alle! - so epochal, dass ich auch noch mal meinen Beitrag zum Pokalsieg für die Fan geht vor hier reinstelle. Der ist auch meinem Freund Hilde gewidmet, der in der Nacht nach dem HSV-Spiel - und damit 2 Wochen vor dem Triumph - völlig überraschend aus dem Leben gerissen wurde:

THERE IS NO GOALKEEPER!

Berlin. 19.5.2018. Ein Fußballspiel. Die 95. oder 96. Minute? Egal! Mijat Gacinovic bekommt den Ball und rennt gekonnt an einen heraneilenden gegnerischen Spieler vorbei. Vor ihm ein leeres Tor!
Wir alle in der Kurve umarmen uns in Erwartung des Urknalls, der unmittelbar und doch so weit entfernt bevorsteht. Wie angeblich bei einer Nahtod-Erfahrung, wenn in Sekundenbruchteilen das ganze Leben noch mal Revue passiert wird, werden auch diese 70 Meter und gut acht Sekunden die letzten 30 Jahre noch mal im Schnelldurchlauf durch die fassungslosen Gehirnwindungen rasen.

70 Meter und acht Sekunden bis in die Ewigkeit.

Berlin. 28.5.1988. Ein Fußballspiel. Deutschland war geteilt. Um nach Berlin zu kommen, benötigte man, wenn die Anreise per Bahn, Auto oder Bus angetreten wurde, einen gültigen Reisepass. Am Brandenburger Tor, Wahrzeichen von Berlin und ganz Deutschland (Ost und West), rammelten gelangweilt die Karnickel zwischen Grenzpatrouillen. An diesem Tag gastierte die Eintracht im Berliner Olympiastadion zum Pokalfinale gegen den VfL Bochum. Die Eintracht galt als leichter Favorit, hatte sie doch schon 1974, 1975 und 1981 den Pokal gewonnen. Nun stand sie aber erstmals in Berlin im Finale. Berlin wurde ein paar Jahre zuvor zum festen Endspielort bestimmt, um eine Art deutsches Wembley zu schaffen. Das entschied der DFB allerdings aus einer politisch geschuldeten Situation heraus, da Deutschland die EM 1988 austragen wollte. Das konnte aber nur gelingen, wenn man die Sowjetunion und den von der Sowjetunion abhängigen Staaten positiv für die deutsche Bewerbung stimmen konnte. Konnte man letztendlich nur um den Preis, dass Berlin (West), der Stachel innerhalb der damaligen sozialistischen Welt, als Austragungsort für die EM geopfert wurde. Die EM eine reine westdeutsche Veranstaltung! Berlin bekam als Trost das westdeutsche Pokalfinale.

Was niemand der gut 25.000 Eintrachtfans ahnen konnten, die über die Transitstrecken durch die DDR nach Berlin pilgerten, dass sie den letzten Titel der Eintracht für ganze Fangenerationen erleben werden. Lajos Detari mit einem Freistoß, wie es nun mal seine Spezialität war. Als er bei der Eintracht im Sommer zuvor als Neuzugang präsentiert wurde, antwortete er auf die Frage seiner Stärke mit „Freistoß“. Per Freistoß schenkte er daher auch der Eintracht den letzten Titel.
Nach Detaris Weggang war leider auch der leichte Zauber Vergangenheit, den Detari bei der Eintracht umwehte. Ausgerechnet Charly Körbel war es, der die Eintracht am letzten Spieltag der darauffolgenden Saison in Hannover, durch sein Tor noch gerade so in die Relegation rettete. Hannover! Da traf der treue Charly bereits 1975 mit seinem goldenen Tor zum 1:0 Sieg im Pokalfinale gegen den MSV Duisburg. Überhaupt der Charly. Bei allen vier Pokalspielen war er dabei! 1988 dann als stolzer Kapitän. Die Szene, der Mittelpunkt der Choreo in der Eintrachtkurve 30 Jahre später.

Noch sieben Sekunden bis in die Ewigkeit.

Und da war die Relegation gegen Saarbrücken. Ein junger Yeboah, der die Eintracht fast erstmals in die zweite Liga ballerte. Es ging gerade noch mal gut. Die Eintracht setzte fortan verstärkt auf die Hessen. Uwe Bein und Ralf Falkenmayer. Die Ära vom „Fußball 2000“ wurde eingeläutet, für die dann ausgerechnet auch Yeboah später prägend wurde. Die Eintracht war in diesen Jahren, wie selbstverständlich, Dauergast in Europa. Aber zu einem Titel reichte es trotz des besten Fußballs, den man dieser Tage überhaupt nur spielen konnte, leider nicht. Seit dem stand die Eintracht aber für das „United Colors“.

Ohne Bein, Stein, Yeboah und Co. der schwärzeste Tag in der Eintracht-Geschichte. Erstmaliger Abstieg aus der Erstklassigkeit 1996. Sportlich und wirtschaftlich stand der Traditionsverein vor einem Scherbenhaufen. Trotzdem entstand da was. Ein neues Eintracht-Gefühl. Diesmal auf den Rängen des Waldstadions.

Noch sechs Sekunden bis in die Ewigkeit.

Die Eintracht taumelte in der zweiten Liga dem erneuten Abstieg entgegen. Es wäre der Sturz in die bedeutungslose Amateurliga gewesen. Die Fans sammelten mit Sparschweinen für einen Club, der noch wenige Monate zuvor Geld mit vollen Händen ausgab. Im Verein selbst sammelten sich die noch Übriggebliebenen, um die Eintracht, finanziell und sportlich am Ende, noch irgendwie zu retten. Nach Stepis „Lebe geht weider“, was allerdings sportlich kaum noch zutraf, kam ein „Kauz“ namens Ehrmantraut. Für viele Fans jetzt erst die emotional vollendete Ankunft in der Zweitklassigkeit. Doch die geradezu trostlos erscheinende Gegenwart weckte ein Wir-Gefühl. Eine Familie!

Es gründeten sich die Ultras Frankfurt. War die Stimmung bei der Eintracht bis dahin bestenfalls Durchschnitt, die bei gegnerischen Fans oder Vereinen kaum in Erinnerung blieb oder gar Erwähnung fand, galt die Eintracht auf einmal - quasi über Nacht -  fantechnisch als mit das Beste, was Deutschland zu bieten hatte. Nicht selten waren bei den Spielen der Eintracht in der zweiten Liga auf einmal neugierige Fans andere Vereine vor Ort, um selbst zu erleben, was UF und Co. zu Vorbildern für die meisten anderen deutschen Fanszenen machte. Die „Gaffer“ andere Fanszenen, wurden da schon bei manch einem Auswärtsspiel zu regelrechten Plagen, die man aus den Blöcken scheuchen musste, damit die Stimmung der eigenen Fans nicht unter diesen leidet. Bereits zu dieser Zeit war Martin der Vorsänger. Ein Gesicht der Kurve bis zum heutigen Tag.

Noch fünf Sekunden bis in die Ewigkeit.

Der 29.5.99 wäre nicht denkbar ohne Berger, ohne Fjörtoft aber auch ohne die unglaubliche Siegesserie einer totgesagten Truppe zuvor. Nachdem fünf Spieltag vor Schluss der HSV noch glücklich in letzter Minute ein 2:2 aus Frankfurt mitnahm, obwohl der Sieg für die Eintracht so überlebenswichtig gewesen war, schien die Messe gesungen, der erneute Abstieg unausweichlich. Das Restprogramm sprach absolut nicht für ein Happy End. Aber dem überraschenden Auswärtssieg in Bremen, folgte der Heimsieg gegen Dortmund. Am vorletzten Spieltag musste die Eintracht auf Schalke gewinnen, um nicht vorzeitig als Absteiger festzustehen. Schalke führte aber 2:0. Und die Eintracht sah in der Bundesliga-Geschichte selten gut aus im Parkstadion von Gelsenkirchen. Selbst ein Punkt würde nicht mehr reichen. Aber vor dem Wunder gegen Kaiserslautern geschah das eigentliche Wunder! Die Eintracht drehte das Spiel und gewann noch mit 3:2. Was folgte war der 29.5.99. In drei Jahrzehnten ohne Titel, war das trotzdem ein Titel für die Frankfurter Fanseelen.

Noch vier Sekunden bis in die Ewigkeit.

Das neue Jahrtausend begann zwar als Bundesligist, was sich allerdings hinter den Kulissen abspielte, war dermaßen amateurhaft, dass fast die Eintracht von der Bildfläche verschwand. Für immer! Die Helden des Aufstiegs und Klassenerhaltes, wurden nach und nach rausgeschmissen. Ein Rainer Leben, Zwischendurch-Finanzchef bei der Eintracht, warf wie in einem billigen Wirtschaftskrimi Szenarien an die Wand, mit dem Ziel, dass die Mitglieder (immer noch oberstes Organ des Vereins) einen externen Investor, der die Zügel bei der Eintracht in die Hand nehmen sollte, wie einen Messias empfangen und sich diesem ergeben würden. Es gelang bedingt. Als erster Verein der Bundesliga gründete sich für den Profifußball eine Kapitalgesellschaft aus, deren Herrscher nicht mehr Hessen, sondern Angloamerikaner waren. Es endete in der Zweitklassigkeit und der Spuk hatte schnell wieder ein Ende. Es folgten existenzbedrohende Lizenz-Krimis - Gott sei Dank mit Happy End.

Heribert Bruchhagen übernahm als Vorstandsvorsitzender das Zepter und Alex Schur köpfte beim unglaublichen 6:3 gegen Reutlingen die Eintracht zurück in die Bundesliga. Vielleicht noch ein wenig zu früh, denn die Eintracht war kaum Bundesliga tauglich und stieg wieder ab. Trotzdem ärgerlich, denn eigentlich hätte Dortmund die Lizenz entzogen bekommen müssen, wodurch die Eintracht profitiert hätte. Aber der DFB traute sich nicht ein vermeintliches Aushängeschild des deutschen Fußballs in die Drittklassigkeit zu schicken.

Es kam Funkel, der Aufstieg, ein neues Stadion und sogar Europa durch das Pokalfinale 2006, in das die Eintracht als Aufsteiger u.a. durch ein 6:0 gegen Schalke einzog. Da reichte noch die Teilnahme am Pokalfinale, um nach Europa zu kommen. In der neuen WM Arena feierte die Eintracht, erstmals nach 12 Jahren, die Rückkehr nach Europa. Über Brondby Kopenhagen in der ersten Runde gelang die Qualifikation zu den Gruppenspielen. Geradezu albern, dass das Aus in Europa im asiatischen Teil von Istanbul durch ein 2:2 besiegelt wurde. Allerdings bot die Eintracht dort einen großen Kampf, weil sie unbedingt gegen Fenerbahce gewinnen musste. Schaffte das aber trotz 2:0 Führung nicht.

Noch drei Sekunden bis in die Ewigkeit.

Die Eintracht schien in der Bundesliga wieder etabliert zu sein. Konnte aber unter Funkel aus der Rolle des ständigen Abstiegskandidaten nicht herauskommen. Eine neue Ära mit attraktiveren Fußball sollte Skibbe einläuten. Es endete im zweiten Skibbe-Jahr, nach dem in der Hinrunde ganz Frankfurt noch von Europa träumte, in der Katastrophe. Die „Rückrunde der Schande“ führte in die zweite Liga, mit der man doch nichts mehr zu tun haben wollte. Bruchhagen wurde gestutzt und bekam Bruno Hübner als Sportdirektor an die Seite sowie Axel Hellmann als neues Vorstandsmitglied, der die Eintracht strukturell modernisieren sollte.

Als Trainer für die Mission sofortiger Wiederaufstieg wurde kein geringerer als Armin Veh geholt. Wenige Jahre zuvor noch Meistertrainer beim VfB Stuttgart. Das Festgeldkonto von ca. 10 Millionen wurde geplündert, zusätzlich Patrick Ochs und Marco Russ an Wolfsburg für einige Millionen verkauft. Alex Meier, Schwegler und Co. blieben als Achse, die mit Spielern erweitert wurden, die vielleicht zu schwach für die erste Bundesliga waren, gut genug aber um den Aufstieg nach nur einem Jahr zu schaffen.

Der „Atomaufstieg“ gelang tatsächlich beim letzten Auswärtsspiel in Aachen. Der „Unfall“ repariert. Was dann in der Bundesliga folgte, war schlichtweg ein Traum. Der Aufsteiger begeisterte phasenweise mit modernen Überfallfußball und holte Punkt für Punkt. Und tatsächlich, am letzten Spieltag gelang gegen Wolfsburg der Traum von Europa, der von den Fans schon die ganze Saison über sehnsüchtig besungen wurde! Die Eintracht erreichte erstmals seit 1994 über die Liga die Qualifikation für Europa. 19 Jahre, nachdem Yeboah, Gaudino und Weber zum 3:2 Sieg in Köln trafen. 19 Jahre, nachdem Uwe Bein, der wie kein anderer für den „Fußball 2000“ bei der Eintracht stand, sein letztes Spiel für die Frankfurter absolvierte.  

Was dann die Fans aus Europa machten, war der pure Wahnsinn. 15.000 in Bordeaux, 8.000 in Porto, sogar 2.000 in Tel Aviv. Invasion der Adlerträger! Und klar, die Heimspiele waren alle samt ausverkauft. Die Eintracht machte sich in Europa wieder einen Namen. Die SGE war wieder da!

Noch zwei Sekunden bis in die Ewigkeit.

Veh war nicht mehr motiviert genug, weiterhin als Eintracht-Trainer vor allem den Gegner zum Sieg gratulieren zu müssen. Es folgte Schaaf, der für einen durchaus offensiv sehr attraktiven und punktemäßigen zumindest soliden Fußball bei der Eintracht stand. Aber, aus welchen Gründen auch immer, es passte nicht und Schaaf erklärte nach nur einer Saison seinen Abschied. Veh, der zuvor noch lustlos die Eintracht verließ, um dann zu seinem VfB Stuttgart zu kommen. Dort scheiterte er schnell und kam auf einmal wieder. Es konnte nicht gutgehen. Die Eintracht, die laut Veh, einen der stärksten Kader der letzten Jahre hatte, taumelte mut- und orientierungslos zurück in die Zweitklassigkeit. Wenn nicht vorher die Notbremse betätigt worden wäre.

Diese Notbremse hieß Niko Kovac. Er führte zwar als Nationaltrainer Kroatien zur WM nach Brasilien, war aber zu diesem Zeitpunkt ein Nobody im Bundesliga-Trainergeschäft - und vor allem ohne jegliche Erfahrung im Abstiegskampf. Eine mutige Entscheidung der sportlichen Führung, insbesondere als die ersten Spiele unter Kovac nicht die erhoffte Befreiung brachten. Die verunsicherte Eintracht-Truppe stand mit dem Rücken zur Wand, der Abstieg so gut wie besiegelt. Kovac glaubte aber unentwegt an die Rettung - fast als einziger im Eintracht-Umfeld.
Als dann die Phase der Saison erreicht wurde, wo jede Niederlage gleichbedeutend mit dem Abstieg gewesen wäre, gelang eine fast ebenso sensationelle Rettung, wie einst 1999 unter Jörg Berger. Sieg daheim gegen Mainz, dann 2:1 in Darmstadt, wo die Eintracht bereits mit 0:1 zurück lag und Darmstadt noch einen Elfmeter zum vermutlich vorentscheidenden 2:0 vergab. Das auch noch unter Ausschluss jeglicher Eintrachtfans, die mal wieder eine Kollektivstrafe des DFB über sich ergehen lassen mussten. Jetzt wo es um die Wurst ging! Ausgerechnet beim Derby in Darmstadt, wo schon ein Unentschieden den Abstieg quasi besiegelt hätte. Dann, im letzten Heimspiel der Saison, gegen den haushohen Favoriten aus Dortmund, der mit einer unglaublichen Willensleistung 1:0 geschlagen wurde. Jetzt konnte sich die Eintracht am letzten Spieltag in Bremen mit einem Unentschieden retten. Aber das Spiel „vercoachte“ Kovac, der auf 0:0 spielte, denn das hätte zum direkten Klassenerhalt gereicht, um dann, unmittelbar vor dem erlösenden Schlusspfiff, doch noch geschlagen zu werden.

Die Eintracht musste in die Relegation gegen Nürnberg. Nach einem 1:1 im Waldstadion gelang im Rückspiel in Nürnberg der verdiente 1:0 Sieg. In Erinnerung bleibt das Drama um Marco Russ, bei dem Krebs diagnostiziert wurde, was Nürnberg-Vertreter quasi als PR-Gag ansahen (…). Die Eintracht blieb in der Bundesliga. Die Rettung ähnlich wundersam, wie zuvor schon manche Rettung in der langen Vereinsgeschichte.

Ein Jahr nach der Rettung in Nürnberg, fand sich die Eintracht auf einmal im Pokalfinale wieder. Wer hätte das gedacht? Im Halbfinale musste die Eintracht, geplagt durch einige verletzungsbedingten Ausfällen, quasi mit dem letzten Aufgebot in Gladbach antreten, die sich schon vor dem Spiel im Finale wähnten. Tatsächlich dominierten die Frankfurter die erste Halbzeit, das Ergebnis nach 45 Minuten mit 1:1 ein Witz, weil komplett schmeichelhaft für die Hausherren. Die Eintracht setzte sich letztendlich im Elfmeterschießen durch und zog zum siebtem Mal in der Vereinsgeschichte ins Pokalfinale ein.

In Berlin präsentierte sich die Eintracht-Kurve eindrucksvoll. Da konnten die Dortmunder Borussen, immerhin die selbsternannten besten Fans der Welt, nur staunen! Die immer noch durch viele Ausfälle geschwächte Mannschaft, klarer Außenseiter gegen den hohen Favoriten aus Dortmund. Doch das 1:1 für Dortmund zur Halbzeit eher glücklich. Chancenplus hatten die Adler. Es reichte trotzdem nicht. Aber schon kurz nach dem Schlusspfiff, als sich die Mannschaft vor der überragenden Eintracht-Kurve feiern ließ, überwog das Gefühl, dass es das nicht gewesen sein konnte. Wir kommen wieder nach Berlin. Und dann, um zu vollenden!

Noch eine Sekunde bis in die Ewigkeit.

Wir kamen wieder nach Berlin! Wieder im Finale! Das Pfingstwochenende in Berlin begann für uns am Freitag. Stau, Hotel einchecken, in die nächste erstbeste Kneipe. Bereits in Eintracht-Hand. Natürlich nicht alle mit Karten. Das obligatorische „Haste noch eine Karte über?“ versuchten wir nicht gleich zu verneinen. Kontakte per Whatsapp angepingt, ob noch was geht. Es ging nichts mehr. Jedenfalls nichts mehr an diesem Freitag.

Am Abend lud die Eintracht zu einer Party mit gut 2.000 Gästen am Berliner Westhafen ein. Vorfreude auf das Finale. Größe zeigen und nochmal alles beschwören, was es zu beschwören gab. Denn schließlich war da ja das Versprechen!  Wiederkommen, um zu vollenden.
So richtig davon überzeugt waren aber vermutlich die wenigsten, auch wenn viele nach außen hin optimistisch taten. Stefan Minden, langjähriger freier Fan-geht-vor-Redakteur und heute Vizepräsident beim Verein, vermittelte mit seiner ureigenen fesselnden Art, weshalb wir diesmal fällig für den Pokal sind. Dass es gegen jede Logik wäre, wenn Bayern, wie so oft zuvor, wieder als Sieger den Platz verlassen würde. Nichts spreche dafür! Wenn es einen Fußballgott gäbe, dann muss die Eintracht diesmal dran sein!

Bilder von 1988 liefen über die Videowände, während sich die damaligen Pokalsieger zum Anfassen gaben. In unsere Mitte Manni Binz. Nur Lajos fehlte.

„Jüngere“ Fans fragten an dem Abend, wie es denn sei mal einen Titel zu gewinnen? In diesem Moment wurde überdeutlich, dass bereits eine ganze Generation auf ein Erlebnis wartet, was für frühere Fangenerationen der Eintracht fast schon selbstverständlich war: Ein Titelgewinn.

Die Vollendung!


Samstag, der Finaltag, ist ganz Berlin fest in Eintracht Hand. Die paar Bayernfans, die einem doch mal ab und an entgegenkommen, geben sich in einer für mich unverständlichen Sprache siegessicher. Im Gegensatz zum letzten Mal, als der Alexanderplatz kurzerhand zum Alex-Meier-Platz umbenannt wurde, ist diesmal die Fan-Party am Breitscheidplatz in (West-) Berlin an der Gedächtniskirche. Eigentlich ein gutes Omen. Denn der Tag steht, was wir dann später im Stadion durch Choreo und Aufwärmtrikot erst so richtig ins Bewusstsein gerückt bekommen, ganz unter dem Motto „30 Jahre Pokalsieger“. Und, vor 30 Jahren eben, gab es ja quasi für uns nur ein Westberlin mit dem Zentrum am Kurfürstendamm.

Wie vor 30 Jahren ist das Wetter in der Finalstadt ein frühsommerlicher Traum. Die Eintracht organisiert die „Rückkehr der Adler“, so das offizielle Motto, unter dem das Pokalfinale steht, „fan“tastisch. Wer Lust hat, kann, wenn er als Eintrachtfan zu erkennen ist, kostenlos an Spree- und Stadtrundfahrten mit eigens gecharterten Schiffen und Bussen teilnehmen, die stilgerecht mit dem rückkehrenden Eintracht-Adler gebrandet sind. Es war sogar geplant das aktuell vorhandene Baugerüst der Gedächtniskirche ganz Eintracht like zu verzieren. Leider hatte das Bezirksamt Charlottenburg was dagegen und keine Genehmigung erteilt.

Natürlich ist der Platz vor der Gedächtniskirche der Meetingpoint für alle Eintrachtfans. Treffen mit Freunden, die man seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat, weil doch so manche Vita einen aus dem Rhein-Main-Gebiet führte und denen, die man immer gerne sieht. Ob bei Heim- oder Auswärtsspielen, oder jetzt im Finale, was ja auch schon fast Routine geworden ist innerhalb eines Jahres. Leider fehlte jemand…

Wir waren zuvor noch zum Frühstück in einer Charlottenburger Kneipe verabredet, um unseren Freund und Eintrachtfan-Legende Hilde zu gedenken, der nach dem letzten Heimspiel gegen den HSV völlig überraschend und viel zu jung verstarb. Nicht nur seine Frankfurter und Berliner Freunde kamen dahin, sondern auch aus Dänemark von Bröndby IF, zu denen seit unserem Europapokal-Auftritt 2006 intensive Kontakte bestanden. Sie kamen extra nach Berlin, weil ihnen Hilde ein ganz besonderer Freund war. Über Vereinsfarben und Landesgrenzen hinweg. Gerre und Martin Stein kündigten im Vorfeld an, dass sie im Stadion später Trikots mit Hilde-Flock tragen werden. Somit war Hilde bei uns und er bei der Eintracht, an diesem so bedeutsamen Tag.

Höhepunkt am Nachmittag beim Fanfest war zweifelsohne die Rede von Peter Fischer. Man darf nicht vergessen, dass wenige Tage und Wochen zuvor in der Liga die Teilnahme an Europa leichtfertig verspielt wurde. Niko Kovac seinen dynamischen Donnerstag hatte, was bei vielen, wenn nicht sogar bei fast allen Fans den emotionalen Stecker im Vorfeld zog - und fast schon die Freude auf Berlin nahm. Dann noch gegen einen übermächtigen Gegner. Ein Jahr zuvor gegen Dortmund war man ja sogar noch annähernd auf Augenhöhe, aber es reichte dennoch nicht. Was wird es diesmal?  Es geht irgendwie dann doch nur darum, über das Drumherum an diesem Tag, das Beste für sich zu machen.

Dann kommt Fischer, unser Präsident auf die Bühne! Ein emotionaler Auftritt, der nicht emotionaler sein kann! Er beschwört, er betet, er reißt mit, er weint, er schreit: „Ich will den Pokal“. Er will nicht mehr mit einer Teilnahme-Medaille des Verlierers abgespeist werden. Das hatte er in seiner Amtszeit bereits zweimal ertragen müssen (2006, 2017), ein drittes Mal erträgt er das nicht. Er will nach dem Finale aus diesem „verdammten Pokal“ trinken. Peter steckt an. Das kann er. Und schon gleich mit deutlich mehr Motivation und vielleicht auch einen Tick weniger Zweifel am Spielausgang, ab zum Fanmarsch.

Der Fanmarsch, diesmal mit vielleicht 3.000 - 4.000 Teilnehmern, ist bereits auch schon ein liebgewonnenes Ritual bei Europapokal-Auftritten, wie natürlich erst recht beim Pokalfinale geworden. Treffpunkt Sophie-Charlotte-Platz, vier Kilometer bis zum Olympiastadion.

Die Berliner Anwohner finden das Spektakel recht amüsant. Sitzen teilweise vor die Haustür mit Flaschenbier in der Hand und fühlen sich beim Vorbeimarsch der Frankfurter gut unterhalten. Die vorbeimarschierenden Frankfurter wiederum, sind gnadenlos der Sonne ausgesetzt, die sich in der Hauptstadt von der besonders heißen Seite zeigt. Kein Wunder, dass sich angrenzende Getränke- und Supermärkte, wie auch alle Kneipen auf dem Weg, über fette Zusatz-Einnahmen freuen dürfen.
Einige Bierflaschen später erreichen wir den Vorplatz des Olympiastadions. Zwar bleibt uns heute Helene Fischer erspart, aber Stände eines Bayern-Sponsors nerven ziemlich ab. Dieser Club und dessen Sponsoren, wie im Zweifel auch Fans, haben ganz offensichtlich ein anderes Selbstverständnis vom Fußball. Ich denke an Stefans Worte vom Vorabend: Wenn es einen Fußballgott gibt…

Kumpels begrüßt, die wie durch ein Wunder noch spontan an Karten kamen und auf dem letzten Drücker nach Berlin rasten. Jetzt schnell durch die Kontrollen in die Kurve, bevor wieder irgendwelche Arschlöcher unsere Choreoshirts an sich reißen, um diese bei Ebay meistbietend zu verhökern. Zum Kotzen, dass wir solche Gedanken bzw. Befürchtungen haben müssen. Aber leider bestätigen sich wieder mal die Erfahrungen vom letzten Jahr. Mögen diese miesen Kameradenschweine, einen anderen Ausdruck für Vereinsmitglieder und Dauerkarteninhaber (nur die sind ja angeblich in der Kurve), die aus reiner Raffgier andere Eintrachtler um ihre Andenken bringen, gibt es nicht.

So klar, wie sich die Bayern als Sieger des Fußballspiels sehen, so klar sehen wir uns als Sieger auf den Rängen. Die Party geht los! Gerre, mittlerweile routiniert, singt er nach 2006 und 2017 nun schon zum dritten Mal vor der Kurve, gibt wieder alles. Neben ihn Helden von 1988. Angeblich hat Gerre vor dem Finale abgespeckt, um besser ins Trikot zu passen. Ok, Trikot war eine Nummer zu klein gewählt (wie bei mir übrigens auch…).

Wie bereits erwähnt und jetzt besonders auffällig, alle Aktivitäten rund um die Eintracht-Kurve stehen unter dem Motto „30 Jahre Pokalsieger“. Lajos steht diesmal neben Gerre, nicht wie letztes Jahr unser Gott Grabi, der ja mit dem Tankard-Song verdientermaßen gehuldigt wird. Die Spieler wärmen sich im Innenraum mit Trikots auf, die an das Pokalsiegertrikot von 88 erinnern, mitsamt alten Eintracht-Adler. Die Choreoshirts in der Kurve, die wir glücklicherweise noch für uns ergattern können, sind ebenfalls an diese Trikots angelehnt. Statt Sponsorenaufschrift „Höchst“ steht halt „Frankfurt“ quer drauf.

Die Choreo startet. Wir stehen unter dem Plakat. Was wir nicht wissen, es ist Charly Körbel, der alle vier bisherigen Pokalsiege der Eintracht als Spieler bestreitete und zur Krönung, beim letzten Titel 1988, den Pokal als Kapitän in den Himmel reckte. Dieser Moment festgehalten, ist der Mittelpunkt der mit Fahnen und Konfetti untermalten Choreo, während der leibhaftige Charly Körbel den Pokal in den Innenraum trägt. Man kann nur erahnen, was in diesem Augenblick in seinem Kopf vorgehen muss. Wehrmutstopfen war die Mannschaftsaufstellung. Kovac nahm unserem Fußballgott die Ehre dem Finalkader angehören zu dürfen. Noch kurz „Kovac raus“ durch die Lippen gepresst, dann geht’s los.

So ein Finale ist kein Witz für einen Eintrachtfan. Es ist der pure emotionale Existenzkampf, bei dem alle Gedanken und alle Innereien auf links gedreht werden. Alles andere, das ganze Drumherum, in der Kurve wie auch der ganze sonstige Scheiß, der auf dieser Welt noch so stattfindet, ist in diesen 90 Minuten einfach nur vollkommen belanglos. Alle Körperzellen sind fokussiert, auf das, was sich auf 105 x 68 Metern abspielt.

Und dann, wir wollen es nicht wahrhaben, nach den üblichen Bayern-Chancen, die irgendwo an Latte, Pfosten oder in den Armen von Hrádecký endeten, stürmt Rebic los, zieht ab, und JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA, TOOOOOOOOOOR, WIR FÜHREN!!!

Viel zu früh… der zweite Gedanke, wenn nicht sogar schon der erste Gedanke. Oh je, in allen Szenarien, die man in der schlaflosen Nacht zuvor durchgespielt hatte, war die einzig erfolgsversprechende, dass wir das entscheidende goldene Tor vielleicht erst in der Nachspielzeit erzielen. So waren aber mit eben dieser Nachspielzeit noch fast 80 endlose Minuten zu spielen. Die Bayern werden jetzt ernst machen. Sicher. Ganz sicher!

Halbzeit. Ich weiß nicht mehr was groß nach dem Tor passierte und wie ich es bis zur Halbzeit überleben konnte. Aber jetzt waren mal ein paar Minuten zum Verschnaufen und mal länger die Möglichkeit mit ungläubigen Blick die Anzeigentafel zu realisieren. Da steht es wirklich, wir führen! 1:0. Oh mein Gott, wie soll ich die zweite Halbzeit überleben? Jetzt, wo wir vielleicht wirklich eine kleine realistische Chance haben? Ach was. Die Bayern kommen raus, machen ihre Tore. Immerhin die erste Halbzeit haben wir gewonnen. Vielleicht mal irgendwann in Zukunft ein schwacher Trost, wie man sich letztes Jahr über den Ausgleich von Rebic freuen konnte und, dass es keine Debakel gegen Dortmund wurde. Aber mehr wird nicht drin sein. Unser Schicksal.

Wie befürchtet und noch mehr erwartet, die Bayern lassen sich nicht lange bitten. Lewandowski bringt die Bayern auf die Spur. FUCK!!! Ich nehme das Spiel nicht mehr im vollen Bewusstsein wahr. Mein Körper zerfrisst sich selbst, während das Geschehen um mich herum, sich immer mehr zu entfernen droht. Kann sein, dass irgendwer mit mir spricht. Keine Ahnung. Ich höre nichts. Aber wer sollte jetzt auch sprechen? Wozu? Mit wem? Wir sind nicht zur gesellige Unterhaltungen an diesem Ort, zu dieser Zeit. Wir sind da, um zu sterben oder aber neu geboren zu werden!

Langsam merke ich, dass die Eintracht sich keineswegs in ihr vermeintliches Schicksal ergeben will. SMS von meiner Freundin, die beruflich bedingt daheimbleiben musste und das Spiel in der Glotze sieht: „Gerade Naheinstellung vom Prince. Das Gesicht! Der will hier und heute gewinnen!“. Bis ich diese SMS irgendwann wahrnehme, merke ich schon selbst, dass diese Eintracht mehr will als der satt wirkende Gegner. Ein paar gute Chancen, eine ganze Reihe von Ecken, wir waren voll da!

Rebic, REBIC, REEEEEEEEEEEBIIIIIIIIIIICCCCCCCCCCC!!!!!!!!!!! JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!!!!!! Urschrei! Heulen! Umarmen! Tanzen! Noch mehr Tanzen – Schock! Der Schiri rennt zum Monitor. Was haben die Grufties vor den Monitoren gesehen, was er nicht gesehen hat? Hat Rebic den Ball mit der Hand mitgenommen? War es Abseits? Ich sacke in mich zusammen. Sehe nur noch Füße. Kann doch alles nicht sein… Dann Jubel! Ich rappel mich wieder auf. Was war? Tor zählt!!! JAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!!!!!! 81. Minute! Wie Detari 30 Jahre zuvor! Das kann doch alles nicht sein?

Was jetzt passiert, nehme ich nicht mehr als durch mich selbst wahr. Habe meinen Körper schon längst verlassen. Keine klaren Gedanken mehr. Ach, überhaupt keine Gedanken mehr. Regungslos, wie zu Kalk erstarrt, vergehen die Jahre. Der Glaube ist immer noch nicht da, aber auf einmal Hoffnung, dass es doch irgendwie klappen könnte. Eine dritte Finalniederlage in Folge, so viel ist klar, würde ich nicht verkraften. Das würde mich zu Elend verwandeln. Schulterklopfer der kommenden Tage und Wochen spuken in meinem Kopf: „Mensch, Andy, Kopf hoch, fast hättet Ihr die Bayern geschlagen. Darauf kannst Du doch Stolz sein?!“. Bilder von Peter Fischer rasen ungewollt durch meine Birne, der mich am Mittag noch so emotional erwischt hat, wie er, mit hängendem Kopf die Glückwünsche für eine „gute Leistung“ entgegennimmt. Nein, nein, nein, ich will das nicht. Lieber deutlich verlieren. Schon zur Halbzeit aussichtslos zurück. Aber nicht so, nicht jetzt!

Nachspielzeit wird angezeigt, wir umarmen uns jetzt alle. Entweder wir erleben gleich den kompletten Wahnsinn oder den totalen Niederschlag. Abraham, unser Kapitän im Finale, der zwei Wochen noch zuvor im Ligaspiel gegen den HSV unserem Kapitän sein Abschiedsgeschenk servierte, rennt auf einmal wie ein Irrer rechts außen um sein Leben! Dann weiß er nicht mehr wohin mit dem Ball. Sollte das Unmögliche wahr werden, wäre das so symbolisch, wie 30 Jahre zuvor, der leider schon verstorbene Włodzimierz Smolarek, der an genau der selben Stelle versucht hatte genauso Zeit zu gewinnen. Aber was einst gegen Bochum den Schlusspfiff und dann den Sieg brachte, brachte jetzt noch lange keine Beruhigung.

Der nächste Angriff der Bayern erreicht mich nur noch im Delirium. Keine Ahnung was da war, ob ich das mittlerweile träume oder doch noch real ist, aber der Schiri rennt wieder zum Monitor. Ok, das wars. Elfmeter. Ich rufe meine verbliebene Kraft zusammen und schreie, ohne dass den Schrei irgendwer hört: „Lukas hält! Hradecky hält den Elfer und wird zum Helden!“. Ecke! ECKE!?!?!? Ok, machen die Bayern halt so noch das Tor.

Alle Adern platzen, dann der Kopf - und auf einmal stürmt einer im Eintracht-Trikot auf das leere (!!!) Tor zu! Wir wachsen auf den Zehenspitzen, wir klammern uns, wir erdrücken uns, denn wir wissen - was jetzt passiert, passiert für eine ganze Fangeneration, passiert für die Ewigkeit!

Mijat Gaćinović rennt zur Kurve, der Ball rollt über die Linie, das Tornetz zappelt:
Ab jetzt ist nichts mehr so, wie es mal war! Danke Hilde!




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Danke Andy, für das Einstellen deines sehr bewegenden Textes! Ganz groß!!!
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Ich hoffe Brodowin hat nichts dagegen. Aber passt einfach zum Threadtitel und 2018 war für die Eintracht - und damit für uns alle! - so epochal, dass ich auch noch mal meinen Beitrag zum Pokalsieg für die Fan geht vor hier reinstelle. Der ist auch meinem Freund Hilde gewidmet, der in der Nacht nach dem HSV-Spiel - und damit 2 Wochen vor dem Triumph - völlig überraschend aus dem Leben gerissen wurde:

THERE IS NO GOALKEEPER!

Berlin. 19.5.2018. Ein Fußballspiel. Die 95. oder 96. Minute? Egal! Mijat Gacinovic bekommt den Ball und rennt gekonnt an einen heraneilenden gegnerischen Spieler vorbei. Vor ihm ein leeres Tor!
Wir alle in der Kurve umarmen uns in Erwartung des Urknalls, der unmittelbar und doch so weit entfernt bevorsteht. Wie angeblich bei einer Nahtod-Erfahrung, wenn in Sekundenbruchteilen das ganze Leben noch mal Revue passiert wird, werden auch diese 70 Meter und gut acht Sekunden die letzten 30 Jahre noch mal im Schnelldurchlauf durch die fassungslosen Gehirnwindungen rasen.

70 Meter und acht Sekunden bis in die Ewigkeit.

Berlin. 28.5.1988. Ein Fußballspiel. Deutschland war geteilt. Um nach Berlin zu kommen, benötigte man, wenn die Anreise per Bahn, Auto oder Bus angetreten wurde, einen gültigen Reisepass. Am Brandenburger Tor, Wahrzeichen von Berlin und ganz Deutschland (Ost und West), rammelten gelangweilt die Karnickel zwischen Grenzpatrouillen. An diesem Tag gastierte die Eintracht im Berliner Olympiastadion zum Pokalfinale gegen den VfL Bochum. Die Eintracht galt als leichter Favorit, hatte sie doch schon 1974, 1975 und 1981 den Pokal gewonnen. Nun stand sie aber erstmals in Berlin im Finale. Berlin wurde ein paar Jahre zuvor zum festen Endspielort bestimmt, um eine Art deutsches Wembley zu schaffen. Das entschied der DFB allerdings aus einer politisch geschuldeten Situation heraus, da Deutschland die EM 1988 austragen wollte. Das konnte aber nur gelingen, wenn man die Sowjetunion und den von der Sowjetunion abhängigen Staaten positiv für die deutsche Bewerbung stimmen konnte. Konnte man letztendlich nur um den Preis, dass Berlin (West), der Stachel innerhalb der damaligen sozialistischen Welt, als Austragungsort für die EM geopfert wurde. Die EM eine reine westdeutsche Veranstaltung! Berlin bekam als Trost das westdeutsche Pokalfinale.

Was niemand der gut 25.000 Eintrachtfans ahnen konnten, die über die Transitstrecken durch die DDR nach Berlin pilgerten, dass sie den letzten Titel der Eintracht für ganze Fangenerationen erleben werden. Lajos Detari mit einem Freistoß, wie es nun mal seine Spezialität war. Als er bei der Eintracht im Sommer zuvor als Neuzugang präsentiert wurde, antwortete er auf die Frage seiner Stärke mit „Freistoß“. Per Freistoß schenkte er daher auch der Eintracht den letzten Titel.
Nach Detaris Weggang war leider auch der leichte Zauber Vergangenheit, den Detari bei der Eintracht umwehte. Ausgerechnet Charly Körbel war es, der die Eintracht am letzten Spieltag der darauffolgenden Saison in Hannover, durch sein Tor noch gerade so in die Relegation rettete. Hannover! Da traf der treue Charly bereits 1975 mit seinem goldenen Tor zum 1:0 Sieg im Pokalfinale gegen den MSV Duisburg. Überhaupt der Charly. Bei allen vier Pokalspielen war er dabei! 1988 dann als stolzer Kapitän. Die Szene, der Mittelpunkt der Choreo in der Eintrachtkurve 30 Jahre später.

Noch sieben Sekunden bis in die Ewigkeit.

Und da war die Relegation gegen Saarbrücken. Ein junger Yeboah, der die Eintracht fast erstmals in die zweite Liga ballerte. Es ging gerade noch mal gut. Die Eintracht setzte fortan verstärkt auf die Hessen. Uwe Bein und Ralf Falkenmayer. Die Ära vom „Fußball 2000“ wurde eingeläutet, für die dann ausgerechnet auch Yeboah später prägend wurde. Die Eintracht war in diesen Jahren, wie selbstverständlich, Dauergast in Europa. Aber zu einem Titel reichte es trotz des besten Fußballs, den man dieser Tage überhaupt nur spielen konnte, leider nicht. Seit dem stand die Eintracht aber für das „United Colors“.

Ohne Bein, Stein, Yeboah und Co. der schwärzeste Tag in der Eintracht-Geschichte. Erstmaliger Abstieg aus der Erstklassigkeit 1996. Sportlich und wirtschaftlich stand der Traditionsverein vor einem Scherbenhaufen. Trotzdem entstand da was. Ein neues Eintracht-Gefühl. Diesmal auf den Rängen des Waldstadions.

Noch sechs Sekunden bis in die Ewigkeit.

Die Eintracht taumelte in der zweiten Liga dem erneuten Abstieg entgegen. Es wäre der Sturz in die bedeutungslose Amateurliga gewesen. Die Fans sammelten mit Sparschweinen für einen Club, der noch wenige Monate zuvor Geld mit vollen Händen ausgab. Im Verein selbst sammelten sich die noch Übriggebliebenen, um die Eintracht, finanziell und sportlich am Ende, noch irgendwie zu retten. Nach Stepis „Lebe geht weider“, was allerdings sportlich kaum noch zutraf, kam ein „Kauz“ namens Ehrmantraut. Für viele Fans jetzt erst die emotional vollendete Ankunft in der Zweitklassigkeit. Doch die geradezu trostlos erscheinende Gegenwart weckte ein Wir-Gefühl. Eine Familie!

Es gründeten sich die Ultras Frankfurt. War die Stimmung bei der Eintracht bis dahin bestenfalls Durchschnitt, die bei gegnerischen Fans oder Vereinen kaum in Erinnerung blieb oder gar Erwähnung fand, galt die Eintracht auf einmal - quasi über Nacht -  fantechnisch als mit das Beste, was Deutschland zu bieten hatte. Nicht selten waren bei den Spielen der Eintracht in der zweiten Liga auf einmal neugierige Fans andere Vereine vor Ort, um selbst zu erleben, was UF und Co. zu Vorbildern für die meisten anderen deutschen Fanszenen machte. Die „Gaffer“ andere Fanszenen, wurden da schon bei manch einem Auswärtsspiel zu regelrechten Plagen, die man aus den Blöcken scheuchen musste, damit die Stimmung der eigenen Fans nicht unter diesen leidet. Bereits zu dieser Zeit war Martin der Vorsänger. Ein Gesicht der Kurve bis zum heutigen Tag.

Noch fünf Sekunden bis in die Ewigkeit.

Der 29.5.99 wäre nicht denkbar ohne Berger, ohne Fjörtoft aber auch ohne die unglaubliche Siegesserie einer totgesagten Truppe zuvor. Nachdem fünf Spieltag vor Schluss der HSV noch glücklich in letzter Minute ein 2:2 aus Frankfurt mitnahm, obwohl der Sieg für die Eintracht so überlebenswichtig gewesen war, schien die Messe gesungen, der erneute Abstieg unausweichlich. Das Restprogramm sprach absolut nicht für ein Happy End. Aber dem überraschenden Auswärtssieg in Bremen, folgte der Heimsieg gegen Dortmund. Am vorletzten Spieltag musste die Eintracht auf Schalke gewinnen, um nicht vorzeitig als Absteiger festzustehen. Schalke führte aber 2:0. Und die Eintracht sah in der Bundesliga-Geschichte selten gut aus im Parkstadion von Gelsenkirchen. Selbst ein Punkt würde nicht mehr reichen. Aber vor dem Wunder gegen Kaiserslautern geschah das eigentliche Wunder! Die Eintracht drehte das Spiel und gewann noch mit 3:2. Was folgte war der 29.5.99. In drei Jahrzehnten ohne Titel, war das trotzdem ein Titel für die Frankfurter Fanseelen.

Noch vier Sekunden bis in die Ewigkeit.

Das neue Jahrtausend begann zwar als Bundesligist, was sich allerdings hinter den Kulissen abspielte, war dermaßen amateurhaft, dass fast die Eintracht von der Bildfläche verschwand. Für immer! Die Helden des Aufstiegs und Klassenerhaltes, wurden nach und nach rausgeschmissen. Ein Rainer Leben, Zwischendurch-Finanzchef bei der Eintracht, warf wie in einem billigen Wirtschaftskrimi Szenarien an die Wand, mit dem Ziel, dass die Mitglieder (immer noch oberstes Organ des Vereins) einen externen Investor, der die Zügel bei der Eintracht in die Hand nehmen sollte, wie einen Messias empfangen und sich diesem ergeben würden. Es gelang bedingt. Als erster Verein der Bundesliga gründete sich für den Profifußball eine Kapitalgesellschaft aus, deren Herrscher nicht mehr Hessen, sondern Angloamerikaner waren. Es endete in der Zweitklassigkeit und der Spuk hatte schnell wieder ein Ende. Es folgten existenzbedrohende Lizenz-Krimis - Gott sei Dank mit Happy End.

Heribert Bruchhagen übernahm als Vorstandsvorsitzender das Zepter und Alex Schur köpfte beim unglaublichen 6:3 gegen Reutlingen die Eintracht zurück in die Bundesliga. Vielleicht noch ein wenig zu früh, denn die Eintracht war kaum Bundesliga tauglich und stieg wieder ab. Trotzdem ärgerlich, denn eigentlich hätte Dortmund die Lizenz entzogen bekommen müssen, wodurch die Eintracht profitiert hätte. Aber der DFB traute sich nicht ein vermeintliches Aushängeschild des deutschen Fußballs in die Drittklassigkeit zu schicken.

Es kam Funkel, der Aufstieg, ein neues Stadion und sogar Europa durch das Pokalfinale 2006, in das die Eintracht als Aufsteiger u.a. durch ein 6:0 gegen Schalke einzog. Da reichte noch die Teilnahme am Pokalfinale, um nach Europa zu kommen. In der neuen WM Arena feierte die Eintracht, erstmals nach 12 Jahren, die Rückkehr nach Europa. Über Brondby Kopenhagen in der ersten Runde gelang die Qualifikation zu den Gruppenspielen. Geradezu albern, dass das Aus in Europa im asiatischen Teil von Istanbul durch ein 2:2 besiegelt wurde. Allerdings bot die Eintracht dort einen großen Kampf, weil sie unbedingt gegen Fenerbahce gewinnen musste. Schaffte das aber trotz 2:0 Führung nicht.

Noch drei Sekunden bis in die Ewigkeit.

Die Eintracht schien in der Bundesliga wieder etabliert zu sein. Konnte aber unter Funkel aus der Rolle des ständigen Abstiegskandidaten nicht herauskommen. Eine neue Ära mit attraktiveren Fußball sollte Skibbe einläuten. Es endete im zweiten Skibbe-Jahr, nach dem in der Hinrunde ganz Frankfurt noch von Europa träumte, in der Katastrophe. Die „Rückrunde der Schande“ führte in die zweite Liga, mit der man doch nichts mehr zu tun haben wollte. Bruchhagen wurde gestutzt und bekam Bruno Hübner als Sportdirektor an die Seite sowie Axel Hellmann als neues Vorstandsmitglied, der die Eintracht strukturell modernisieren sollte.

Als Trainer für die Mission sofortiger Wiederaufstieg wurde kein geringerer als Armin Veh geholt. Wenige Jahre zuvor noch Meistertrainer beim VfB Stuttgart. Das Festgeldkonto von ca. 10 Millionen wurde geplündert, zusätzlich Patrick Ochs und Marco Russ an Wolfsburg für einige Millionen verkauft. Alex Meier, Schwegler und Co. blieben als Achse, die mit Spielern erweitert wurden, die vielleicht zu schwach für die erste Bundesliga waren, gut genug aber um den Aufstieg nach nur einem Jahr zu schaffen.

Der „Atomaufstieg“ gelang tatsächlich beim letzten Auswärtsspiel in Aachen. Der „Unfall“ repariert. Was dann in der Bundesliga folgte, war schlichtweg ein Traum. Der Aufsteiger begeisterte phasenweise mit modernen Überfallfußball und holte Punkt für Punkt. Und tatsächlich, am letzten Spieltag gelang gegen Wolfsburg der Traum von Europa, der von den Fans schon die ganze Saison über sehnsüchtig besungen wurde! Die Eintracht erreichte erstmals seit 1994 über die Liga die Qualifikation für Europa. 19 Jahre, nachdem Yeboah, Gaudino und Weber zum 3:2 Sieg in Köln trafen. 19 Jahre, nachdem Uwe Bein, der wie kein anderer für den „Fußball 2000“ bei der Eintracht stand, sein letztes Spiel für die Frankfurter absolvierte.  

Was dann die Fans aus Europa machten, war der pure Wahnsinn. 15.000 in Bordeaux, 8.000 in Porto, sogar 2.000 in Tel Aviv. Invasion der Adlerträger! Und klar, die Heimspiele waren alle samt ausverkauft. Die Eintracht machte sich in Europa wieder einen Namen. Die SGE war wieder da!

Noch zwei Sekunden bis in die Ewigkeit.

Veh war nicht mehr motiviert genug, weiterhin als Eintracht-Trainer vor allem den Gegner zum Sieg gratulieren zu müssen. Es folgte Schaaf, der für einen durchaus offensiv sehr attraktiven und punktemäßigen zumindest soliden Fußball bei der Eintracht stand. Aber, aus welchen Gründen auch immer, es passte nicht und Schaaf erklärte nach nur einer Saison seinen Abschied. Veh, der zuvor noch lustlos die Eintracht verließ, um dann zu seinem VfB Stuttgart zu kommen. Dort scheiterte er schnell und kam auf einmal wieder. Es konnte nicht gutgehen. Die Eintracht, die laut Veh, einen der stärksten Kader der letzten Jahre hatte, taumelte mut- und orientierungslos zurück in die Zweitklassigkeit. Wenn nicht vorher die Notbremse betätigt worden wäre.

Diese Notbremse hieß Niko Kovac. Er führte zwar als Nationaltrainer Kroatien zur WM nach Brasilien, war aber zu diesem Zeitpunkt ein Nobody im Bundesliga-Trainergeschäft - und vor allem ohne jegliche Erfahrung im Abstiegskampf. Eine mutige Entscheidung der sportlichen Führung, insbesondere als die ersten Spiele unter Kovac nicht die erhoffte Befreiung brachten. Die verunsicherte Eintracht-Truppe stand mit dem Rücken zur Wand, der Abstieg so gut wie besiegelt. Kovac glaubte aber unentwegt an die Rettung - fast als einziger im Eintracht-Umfeld.
Als dann die Phase der Saison erreicht wurde, wo jede Niederlage gleichbedeutend mit dem Abstieg gewesen wäre, gelang eine fast ebenso sensationelle Rettung, wie einst 1999 unter Jörg Berger. Sieg daheim gegen Mainz, dann 2:1 in Darmstadt, wo die Eintracht bereits mit 0:1 zurück lag und Darmstadt noch einen Elfmeter zum vermutlich vorentscheidenden 2:0 vergab. Das auch noch unter Ausschluss jeglicher Eintrachtfans, die mal wieder eine Kollektivstrafe des DFB über sich ergehen lassen mussten. Jetzt wo es um die Wurst ging! Ausgerechnet beim Derby in Darmstadt, wo schon ein Unentschieden den Abstieg quasi besiegelt hätte. Dann, im letzten Heimspiel der Saison, gegen den haushohen Favoriten aus Dortmund, der mit einer unglaublichen Willensleistung 1:0 geschlagen wurde. Jetzt konnte sich die Eintracht am letzten Spieltag in Bremen mit einem Unentschieden retten. Aber das Spiel „vercoachte“ Kovac, der auf 0:0 spielte, denn das hätte zum direkten Klassenerhalt gereicht, um dann, unmittelbar vor dem erlösenden Schlusspfiff, doch noch geschlagen zu werden.

Die Eintracht musste in die Relegation gegen Nürnberg. Nach einem 1:1 im Waldstadion gelang im Rückspiel in Nürnberg der verdiente 1:0 Sieg. In Erinnerung bleibt das Drama um Marco Russ, bei dem Krebs diagnostiziert wurde, was Nürnberg-Vertreter quasi als PR-Gag ansahen (…). Die Eintracht blieb in der Bundesliga. Die Rettung ähnlich wundersam, wie zuvor schon manche Rettung in der langen Vereinsgeschichte.

Ein Jahr nach der Rettung in Nürnberg, fand sich die Eintracht auf einmal im Pokalfinale wieder. Wer hätte das gedacht? Im Halbfinale musste die Eintracht, geplagt durch einige verletzungsbedingten Ausfällen, quasi mit dem letzten Aufgebot in Gladbach antreten, die sich schon vor dem Spiel im Finale wähnten. Tatsächlich dominierten die Frankfurter die erste Halbzeit, das Ergebnis nach 45 Minuten mit 1:1 ein Witz, weil komplett schmeichelhaft für die Hausherren. Die Eintracht setzte sich letztendlich im Elfmeterschießen durch und zog zum siebtem Mal in der Vereinsgeschichte ins Pokalfinale ein.

In Berlin präsentierte sich die Eintracht-Kurve eindrucksvoll. Da konnten die Dortmunder Borussen, immerhin die selbsternannten besten Fans der Welt, nur staunen! Die immer noch durch viele Ausfälle geschwächte Mannschaft, klarer Außenseiter gegen den hohen Favoriten aus Dortmund. Doch das 1:1 für Dortmund zur Halbzeit eher glücklich. Chancenplus hatten die Adler. Es reichte trotzdem nicht. Aber schon kurz nach dem Schlusspfiff, als sich die Mannschaft vor der überragenden Eintracht-Kurve feiern ließ, überwog das Gefühl, dass es das nicht gewesen sein konnte. Wir kommen wieder nach Berlin. Und dann, um zu vollenden!

Noch eine Sekunde bis in die Ewigkeit.

Wir kamen wieder nach Berlin! Wieder im Finale! Das Pfingstwochenende in Berlin begann für uns am Freitag. Stau, Hotel einchecken, in die nächste erstbeste Kneipe. Bereits in Eintracht-Hand. Natürlich nicht alle mit Karten. Das obligatorische „Haste noch eine Karte über?“ versuchten wir nicht gleich zu verneinen. Kontakte per Whatsapp angepingt, ob noch was geht. Es ging nichts mehr. Jedenfalls nichts mehr an diesem Freitag.

Am Abend lud die Eintracht zu einer Party mit gut 2.000 Gästen am Berliner Westhafen ein. Vorfreude auf das Finale. Größe zeigen und nochmal alles beschwören, was es zu beschwören gab. Denn schließlich war da ja das Versprechen!  Wiederkommen, um zu vollenden.
So richtig davon überzeugt waren aber vermutlich die wenigsten, auch wenn viele nach außen hin optimistisch taten. Stefan Minden, langjähriger freier Fan-geht-vor-Redakteur und heute Vizepräsident beim Verein, vermittelte mit seiner ureigenen fesselnden Art, weshalb wir diesmal fällig für den Pokal sind. Dass es gegen jede Logik wäre, wenn Bayern, wie so oft zuvor, wieder als Sieger den Platz verlassen würde. Nichts spreche dafür! Wenn es einen Fußballgott gäbe, dann muss die Eintracht diesmal dran sein!

Bilder von 1988 liefen über die Videowände, während sich die damaligen Pokalsieger zum Anfassen gaben. In unsere Mitte Manni Binz. Nur Lajos fehlte.

„Jüngere“ Fans fragten an dem Abend, wie es denn sei mal einen Titel zu gewinnen? In diesem Moment wurde überdeutlich, dass bereits eine ganze Generation auf ein Erlebnis wartet, was für frühere Fangenerationen der Eintracht fast schon selbstverständlich war: Ein Titelgewinn.

Die Vollendung!


Samstag, der Finaltag, ist ganz Berlin fest in Eintracht Hand. Die paar Bayernfans, die einem doch mal ab und an entgegenkommen, geben sich in einer für mich unverständlichen Sprache siegessicher. Im Gegensatz zum letzten Mal, als der Alexanderplatz kurzerhand zum Alex-Meier-Platz umbenannt wurde, ist diesmal die Fan-Party am Breitscheidplatz in (West-) Berlin an der Gedächtniskirche. Eigentlich ein gutes Omen. Denn der Tag steht, was wir dann später im Stadion durch Choreo und Aufwärmtrikot erst so richtig ins Bewusstsein gerückt bekommen, ganz unter dem Motto „30 Jahre Pokalsieger“. Und, vor 30 Jahren eben, gab es ja quasi für uns nur ein Westberlin mit dem Zentrum am Kurfürstendamm.

Wie vor 30 Jahren ist das Wetter in der Finalstadt ein frühsommerlicher Traum. Die Eintracht organisiert die „Rückkehr der Adler“, so das offizielle Motto, unter dem das Pokalfinale steht, „fan“tastisch. Wer Lust hat, kann, wenn er als Eintrachtfan zu erkennen ist, kostenlos an Spree- und Stadtrundfahrten mit eigens gecharterten Schiffen und Bussen teilnehmen, die stilgerecht mit dem rückkehrenden Eintracht-Adler gebrandet sind. Es war sogar geplant das aktuell vorhandene Baugerüst der Gedächtniskirche ganz Eintracht like zu verzieren. Leider hatte das Bezirksamt Charlottenburg was dagegen und keine Genehmigung erteilt.

Natürlich ist der Platz vor der Gedächtniskirche der Meetingpoint für alle Eintrachtfans. Treffen mit Freunden, die man seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat, weil doch so manche Vita einen aus dem Rhein-Main-Gebiet führte und denen, die man immer gerne sieht. Ob bei Heim- oder Auswärtsspielen, oder jetzt im Finale, was ja auch schon fast Routine geworden ist innerhalb eines Jahres. Leider fehlte jemand…

Wir waren zuvor noch zum Frühstück in einer Charlottenburger Kneipe verabredet, um unseren Freund und Eintrachtfan-Legende Hilde zu gedenken, der nach dem letzten Heimspiel gegen den HSV völlig überraschend und viel zu jung verstarb. Nicht nur seine Frankfurter und Berliner Freunde kamen dahin, sondern auch aus Dänemark von Bröndby IF, zu denen seit unserem Europapokal-Auftritt 2006 intensive Kontakte bestanden. Sie kamen extra nach Berlin, weil ihnen Hilde ein ganz besonderer Freund war. Über Vereinsfarben und Landesgrenzen hinweg. Gerre und Martin Stein kündigten im Vorfeld an, dass sie im Stadion später Trikots mit Hilde-Flock tragen werden. Somit war Hilde bei uns und er bei der Eintracht, an diesem so bedeutsamen Tag.

Höhepunkt am Nachmittag beim Fanfest war zweifelsohne die Rede von Peter Fischer. Man darf nicht vergessen, dass wenige Tage und Wochen zuvor in der Liga die Teilnahme an Europa leichtfertig verspielt wurde. Niko Kovac seinen dynamischen Donnerstag hatte, was bei vielen, wenn nicht sogar bei fast allen Fans den emotionalen Stecker im Vorfeld zog - und fast schon die Freude auf Berlin nahm. Dann noch gegen einen übermächtigen Gegner. Ein Jahr zuvor gegen Dortmund war man ja sogar noch annähernd auf Augenhöhe, aber es reichte dennoch nicht. Was wird es diesmal?  Es geht irgendwie dann doch nur darum, über das Drumherum an diesem Tag, das Beste für sich zu machen.

Dann kommt Fischer, unser Präsident auf die Bühne! Ein emotionaler Auftritt, der nicht emotionaler sein kann! Er beschwört, er betet, er reißt mit, er weint, er schreit: „Ich will den Pokal“. Er will nicht mehr mit einer Teilnahme-Medaille des Verlierers abgespeist werden. Das hatte er in seiner Amtszeit bereits zweimal ertragen müssen (2006, 2017), ein drittes Mal erträgt er das nicht. Er will nach dem Finale aus diesem „verdammten Pokal“ trinken. Peter steckt an. Das kann er. Und schon gleich mit deutlich mehr Motivation und vielleicht auch einen Tick weniger Zweifel am Spielausgang, ab zum Fanmarsch.

Der Fanmarsch, diesmal mit vielleicht 3.000 - 4.000 Teilnehmern, ist bereits auch schon ein liebgewonnenes Ritual bei Europapokal-Auftritten, wie natürlich erst recht beim Pokalfinale geworden. Treffpunkt Sophie-Charlotte-Platz, vier Kilometer bis zum Olympiastadion.

Die Berliner Anwohner finden das Spektakel recht amüsant. Sitzen teilweise vor die Haustür mit Flaschenbier in der Hand und fühlen sich beim Vorbeimarsch der Frankfurter gut unterhalten. Die vorbeimarschierenden Frankfurter wiederum, sind gnadenlos der Sonne ausgesetzt, die sich in der Hauptstadt von der besonders heißen Seite zeigt. Kein Wunder, dass sich angrenzende Getränke- und Supermärkte, wie auch alle Kneipen auf dem Weg, über fette Zusatz-Einnahmen freuen dürfen.
Einige Bierflaschen später erreichen wir den Vorplatz des Olympiastadions. Zwar bleibt uns heute Helene Fischer erspart, aber Stände eines Bayern-Sponsors nerven ziemlich ab. Dieser Club und dessen Sponsoren, wie im Zweifel auch Fans, haben ganz offensichtlich ein anderes Selbstverständnis vom Fußball. Ich denke an Stefans Worte vom Vorabend: Wenn es einen Fußballgott gibt…

Kumpels begrüßt, die wie durch ein Wunder noch spontan an Karten kamen und auf dem letzten Drücker nach Berlin rasten. Jetzt schnell durch die Kontrollen in die Kurve, bevor wieder irgendwelche Arschlöcher unsere Choreoshirts an sich reißen, um diese bei Ebay meistbietend zu verhökern. Zum Kotzen, dass wir solche Gedanken bzw. Befürchtungen haben müssen. Aber leider bestätigen sich wieder mal die Erfahrungen vom letzten Jahr. Mögen diese miesen Kameradenschweine, einen anderen Ausdruck für Vereinsmitglieder und Dauerkarteninhaber (nur die sind ja angeblich in der Kurve), die aus reiner Raffgier andere Eintrachtler um ihre Andenken bringen, gibt es nicht.

So klar, wie sich die Bayern als Sieger des Fußballspiels sehen, so klar sehen wir uns als Sieger auf den Rängen. Die Party geht los! Gerre, mittlerweile routiniert, singt er nach 2006 und 2017 nun schon zum dritten Mal vor der Kurve, gibt wieder alles. Neben ihn Helden von 1988. Angeblich hat Gerre vor dem Finale abgespeckt, um besser ins Trikot zu passen. Ok, Trikot war eine Nummer zu klein gewählt (wie bei mir übrigens auch…).

Wie bereits erwähnt und jetzt besonders auffällig, alle Aktivitäten rund um die Eintracht-Kurve stehen unter dem Motto „30 Jahre Pokalsieger“. Lajos steht diesmal neben Gerre, nicht wie letztes Jahr unser Gott Grabi, der ja mit dem Tankard-Song verdientermaßen gehuldigt wird. Die Spieler wärmen sich im Innenraum mit Trikots auf, die an das Pokalsiegertrikot von 88 erinnern, mitsamt alten Eintracht-Adler. Die Choreoshirts in der Kurve, die wir glücklicherweise noch für uns ergattern können, sind ebenfalls an diese Trikots angelehnt. Statt Sponsorenaufschrift „Höchst“ steht halt „Frankfurt“ quer drauf.

Die Choreo startet. Wir stehen unter dem Plakat. Was wir nicht wissen, es ist Charly Körbel, der alle vier bisherigen Pokalsiege der Eintracht als Spieler bestreitete und zur Krönung, beim letzten Titel 1988, den Pokal als Kapitän in den Himmel reckte. Dieser Moment festgehalten, ist der Mittelpunkt der mit Fahnen und Konfetti untermalten Choreo, während der leibhaftige Charly Körbel den Pokal in den Innenraum trägt. Man kann nur erahnen, was in diesem Augenblick in seinem Kopf vorgehen muss. Wehrmutstopfen war die Mannschaftsaufstellung. Kovac nahm unserem Fußballgott die Ehre dem Finalkader angehören zu dürfen. Noch kurz „Kovac raus“ durch die Lippen gepresst, dann geht’s los.

So ein Finale ist kein Witz für einen Eintrachtfan. Es ist der pure emotionale Existenzkampf, bei dem alle Gedanken und alle Innereien auf links gedreht werden. Alles andere, das ganze Drumherum, in der Kurve wie auch der ganze sonstige Scheiß, der auf dieser Welt noch so stattfindet, ist in diesen 90 Minuten einfach nur vollkommen belanglos. Alle Körperzellen sind fokussiert, auf das, was sich auf 105 x 68 Metern abspielt.

Und dann, wir wollen es nicht wahrhaben, nach den üblichen Bayern-Chancen, die irgendwo an Latte, Pfosten oder in den Armen von Hrádecký endeten, stürmt Rebic los, zieht ab, und JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA, TOOOOOOOOOOR, WIR FÜHREN!!!

Viel zu früh… der zweite Gedanke, wenn nicht sogar schon der erste Gedanke. Oh je, in allen Szenarien, die man in der schlaflosen Nacht zuvor durchgespielt hatte, war die einzig erfolgsversprechende, dass wir das entscheidende goldene Tor vielleicht erst in der Nachspielzeit erzielen. So waren aber mit eben dieser Nachspielzeit noch fast 80 endlose Minuten zu spielen. Die Bayern werden jetzt ernst machen. Sicher. Ganz sicher!

Halbzeit. Ich weiß nicht mehr was groß nach dem Tor passierte und wie ich es bis zur Halbzeit überleben konnte. Aber jetzt waren mal ein paar Minuten zum Verschnaufen und mal länger die Möglichkeit mit ungläubigen Blick die Anzeigentafel zu realisieren. Da steht es wirklich, wir führen! 1:0. Oh mein Gott, wie soll ich die zweite Halbzeit überleben? Jetzt, wo wir vielleicht wirklich eine kleine realistische Chance haben? Ach was. Die Bayern kommen raus, machen ihre Tore. Immerhin die erste Halbzeit haben wir gewonnen. Vielleicht mal irgendwann in Zukunft ein schwacher Trost, wie man sich letztes Jahr über den Ausgleich von Rebic freuen konnte und, dass es keine Debakel gegen Dortmund wurde. Aber mehr wird nicht drin sein. Unser Schicksal.

Wie befürchtet und noch mehr erwartet, die Bayern lassen sich nicht lange bitten. Lewandowski bringt die Bayern auf die Spur. FUCK!!! Ich nehme das Spiel nicht mehr im vollen Bewusstsein wahr. Mein Körper zerfrisst sich selbst, während das Geschehen um mich herum, sich immer mehr zu entfernen droht. Kann sein, dass irgendwer mit mir spricht. Keine Ahnung. Ich höre nichts. Aber wer sollte jetzt auch sprechen? Wozu? Mit wem? Wir sind nicht zur gesellige Unterhaltungen an diesem Ort, zu dieser Zeit. Wir sind da, um zu sterben oder aber neu geboren zu werden!

Langsam merke ich, dass die Eintracht sich keineswegs in ihr vermeintliches Schicksal ergeben will. SMS von meiner Freundin, die beruflich bedingt daheimbleiben musste und das Spiel in der Glotze sieht: „Gerade Naheinstellung vom Prince. Das Gesicht! Der will hier und heute gewinnen!“. Bis ich diese SMS irgendwann wahrnehme, merke ich schon selbst, dass diese Eintracht mehr will als der satt wirkende Gegner. Ein paar gute Chancen, eine ganze Reihe von Ecken, wir waren voll da!

Rebic, REBIC, REEEEEEEEEEEBIIIIIIIIIIICCCCCCCCCCC!!!!!!!!!!! JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!!!!!! Urschrei! Heulen! Umarmen! Tanzen! Noch mehr Tanzen – Schock! Der Schiri rennt zum Monitor. Was haben die Grufties vor den Monitoren gesehen, was er nicht gesehen hat? Hat Rebic den Ball mit der Hand mitgenommen? War es Abseits? Ich sacke in mich zusammen. Sehe nur noch Füße. Kann doch alles nicht sein… Dann Jubel! Ich rappel mich wieder auf. Was war? Tor zählt!!! JAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!!!!!! 81. Minute! Wie Detari 30 Jahre zuvor! Das kann doch alles nicht sein?

Was jetzt passiert, nehme ich nicht mehr als durch mich selbst wahr. Habe meinen Körper schon längst verlassen. Keine klaren Gedanken mehr. Ach, überhaupt keine Gedanken mehr. Regungslos, wie zu Kalk erstarrt, vergehen die Jahre. Der Glaube ist immer noch nicht da, aber auf einmal Hoffnung, dass es doch irgendwie klappen könnte. Eine dritte Finalniederlage in Folge, so viel ist klar, würde ich nicht verkraften. Das würde mich zu Elend verwandeln. Schulterklopfer der kommenden Tage und Wochen spuken in meinem Kopf: „Mensch, Andy, Kopf hoch, fast hättet Ihr die Bayern geschlagen. Darauf kannst Du doch Stolz sein?!“. Bilder von Peter Fischer rasen ungewollt durch meine Birne, der mich am Mittag noch so emotional erwischt hat, wie er, mit hängendem Kopf die Glückwünsche für eine „gute Leistung“ entgegennimmt. Nein, nein, nein, ich will das nicht. Lieber deutlich verlieren. Schon zur Halbzeit aussichtslos zurück. Aber nicht so, nicht jetzt!

Nachspielzeit wird angezeigt, wir umarmen uns jetzt alle. Entweder wir erleben gleich den kompletten Wahnsinn oder den totalen Niederschlag. Abraham, unser Kapitän im Finale, der zwei Wochen noch zuvor im Ligaspiel gegen den HSV unserem Kapitän sein Abschiedsgeschenk servierte, rennt auf einmal wie ein Irrer rechts außen um sein Leben! Dann weiß er nicht mehr wohin mit dem Ball. Sollte das Unmögliche wahr werden, wäre das so symbolisch, wie 30 Jahre zuvor, der leider schon verstorbene Włodzimierz Smolarek, der an genau der selben Stelle versucht hatte genauso Zeit zu gewinnen. Aber was einst gegen Bochum den Schlusspfiff und dann den Sieg brachte, brachte jetzt noch lange keine Beruhigung.

Der nächste Angriff der Bayern erreicht mich nur noch im Delirium. Keine Ahnung was da war, ob ich das mittlerweile träume oder doch noch real ist, aber der Schiri rennt wieder zum Monitor. Ok, das wars. Elfmeter. Ich rufe meine verbliebene Kraft zusammen und schreie, ohne dass den Schrei irgendwer hört: „Lukas hält! Hradecky hält den Elfer und wird zum Helden!“. Ecke! ECKE!?!?!? Ok, machen die Bayern halt so noch das Tor.

Alle Adern platzen, dann der Kopf - und auf einmal stürmt einer im Eintracht-Trikot auf das leere (!!!) Tor zu! Wir wachsen auf den Zehenspitzen, wir klammern uns, wir erdrücken uns, denn wir wissen - was jetzt passiert, passiert für eine ganze Fangeneration, passiert für die Ewigkeit!

Mijat Gaćinović rennt zur Kurve, der Ball rollt über die Linie, das Tornetz zappelt:
Ab jetzt ist nichts mehr so, wie es mal war! Danke Hilde!




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Danke Andy. Damit hast du dieses wundersame Ereignis metaphorisch perfekt beschrieben.
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Gänsehaut zum Jahresabschluss. Ein bewegendes Eintracht-Jahr. Und auch wenn es gelegentlich divenhaft war, so war es doch eher die schöne Seite dieser Diva dieses Jahr.

Es hat für so viel entschädigt.
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Großartige Texte und verdientes Lob, dem ich mich gerne anschließe.

2018 war klasse. Auf ein gesundes, friedliches, erfolgreiches Jahr 2019 der großen, bunten Eintracht-Familie!
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Während dieses 2018 so langsam zwischen Skispringen, Silvestervorbereitungen und mäßigem Wetter austrudelt und während die meisten schon fleißig damit beschäftigt sind, Pläne für 2019 zu schmieden, da kann man sich natürlich fragen, ob es wirklich einem weiteren Jahresrückblicks bedarf. Aber hat es dieses 2018 vielleicht doch noch mal verdient, dass man zurückblickt? Denn aus Eintracht-Sicht bleibt festzuhalten:

Was für ein Jahr!

2018 wird für eine ganze Generation Eintracht-Fans für immer als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem sie den ersten richtigen Titel mit ihrer Mannschaft feiern konnten. Diese eine Nacht in Berlin überstrahlt alles. Und natürlich soll auf dieses Ereignis weiter unten noch mal eingegangen werden, wenngleich dazu im Prinzip eigentlich schon alles gesagt, alles geschrieben und  jede Emotion dieses magischen Ereignisses in Wort und Bild eingefangen wurde.

Und auch wenn dieser große Triumph alles überstrahlt, so braucht niemand zu denken, dass die Eintracht es ihren Anhängerinnen und Anhänger in diesem Jahr leicht gemacht hätte. Im Gegenteil! Es war wie immer ein Jahr, in der die launische Diva natürlich  auch wieder  Diva war. Sie war auch 2018 die gewohnte Zicke, das bockige Kind, die Sprunghafte, die schwierige Lady, die  man seit Jahren kennt. Sie nahm ihre Anhängerinnen und Anhänger mit, auf einen wilden Ritt durch das Jahr. Die Diva bat zum Tanz und es sollte kein Auge trocken bleiben. Ein Eintracht-Jahr, was so ziemlich alles an Emotionen zu bieten hatte, die der Fußball so auslösen kann. Euphorie, Genuss, Spaß, Verzückung, Hingabe, Ekstase  aber auch Frust, Verzweiflung, Wut, und Enttäuschung.

Und es begann eigentlich alles ganz entspannt. Es war sogar verdächtig schön zu Beginn des Jahres. Was war das für ein Hochgefühl, mit dem die meisten Eintracht-Fans in dieses 2018 gestartet sind. Wir hatten eine bunte Mannschaft, die die Stadt Frankfurt bestens repräsentierte, die zudem erfolgreich Fußball spielte. Wir hatten mit Kevin-Prince Boateng genau den zu dieser Mannschaft passenden, schillernden Leader, der sowohl auf dem Platz aber auch neben dem Platz ein guter Mann war. Wir hatten auch noch einen Trainer, der diese Mannschaft formte, der voran ging, der neben seinen sportlichen Fähigkeiten, über den Tellerrand zu blicken schien, der für Werte stand, der den Finger in die richtigen Wunden zu legen schien, als er z.B. äußerte:

„Zu meiner Zeit gab es solche Sachen nicht. Wo gibt es denn so was, dass einer sagt: Ich komme oder ich komme nicht. Wo ist die Verantwortung geblieben? Wo ist der Vertrag, der zählt? Früher galt das gesprochene Wort. Inzwischen zählt ein Fünfjahresvertrag genauso wenig wie ein Halbjahresvertrag. Das ist sehr bedenklich"

Und als wäre das alles nicht schon zufriedenstellend genug, konnte  Eintracht Frankfurt und alle die es mit diesem Verein halten auch noch stolz drauf sein, dass sie einen Präsidenten Namens Peter Fischers hat, der gesellschaftliche Verantwortung übernahm. Indem er den Mut hatte, Stellung zu beziehen, Dinge ansprach, die eigentlich immer gesellschaftlicher Konsens waren, die aber in den letzten Jahren in Frage gestellt wurden. Ein Präsident, der dafür einstand, dass bei Eintracht Frankfurt jeder willkommen ist, außer diejenigen, die für Hass, Hetze, Ausgrenzung und Unmenschlichkeit stehen. Im Prinzip  sprach er Selbstverständlichkeiten aus. Die Zurückhaltung anderer Fußballfunktionäre bei diesem Thema und das Echo, welches Fischers klare Kante auslöste, zeigten jedoch, dass es so wichtig war, dass Eintracht Frankfurt in Person des Präsidenten für diese Mitmenschlichkeit einsteht und dass er sich dabei auf die überwältigende Mehrheit der Vereinsmitglieder und Eintracht-Fans stützen kann.

Einer der Höhepunkte dieser glückseligen Eintracht-Zeit zu Jahresbeginn war sicher dieses legendäre Montagsspiel gegen Leipzig. Nicht nur, dass unsere Mannschaft einen sportlich vermutlich überlegenen Gegner mit Einsatz, Kampf und Leidenschaft niederrang, nein, auch die Fanszene brachte durch einen kreativen aber gleichzeitig genau richtig nervigen Protest ihren Unwillen über diese Montagsspiele zum Ausdruck. Das ganze eingebunden in eine abgesprochene und auf gegenseitiges Vertrauen beruhende Zusammenarbeit zwischen Verantwortlichen und der Fanszene, ohne dass dieses Vertrauen in irgendeiner Form von irgendjemand missbraucht worden wäre.


Man konnte schon stolz sein, auf das Bild, welches die Eintracht im ersten Quartal des Jahres so abgab. Klar, das Diva-Gen blitzte hier und da auf, als die Eintracht z.B. auf Platz 2 springen konnte und das Spiel in Augsburg aber fast schon folgerichtig auf ganzer Linie verkackte. Aber kaum jemand gab etwas auf die kleinen Wolken, die bereits zu dieser Zeit über dem  Eintracht-Himmel aufzogen. Keiner ahnte, was dieser glücklich-beseelte Eintracht-Welt wenige Wochen später aufgebürdet werden würde.

Denn die Eintracht wäre nicht unsere Eintracht, wenn sie uns alle nicht wieder in die Achterbahn packen würde: Der Frühling 2018 lies sich lange bitten, bis er in Fahrt kam. Was war das für ein zugiges, ungemütliches Spiel gegen Mainz. Aber irgendwann war Ostern in Deutschland. Die Eintracht spielte auswärts in Bremen. Und die Gerüchte waren längst in der Welt. Gerüchte, die besagten, dass das passieren würde, was nicht passieren darf. Das, was für viele Eintracht-Anhängerinnen und Anhänger gänzlich ausgeschlossen schien. Der "tugendhafte" und "von Werten getriebene" Eintracht-Trainer sollte den Absprung in Richtung Bayern München planen.

Zunächst wurden diejenigen noch versucht zu verspotten, die dieses Szenario als ein realistisches einschätzten, sie wurden angegriffen und ins lächerliche gezogen. Heute weiß man, dass dies die Reflexe von verliebten Narren waren, die zu naiv waren, um Kovac diesen Bruch mit seinen eigenen Worten zuzutrauen.

Ein Link.

Noch so ein Link.

Irgendwo in den Weiten des Netzes ist auch noch ein Video mit dem Originalzitat "Stand jetzt" zu finden. Das ist aber von Sport1 direkt und daher mit sehr viel Werbung vorher, daher an dieser Stelle der Verzicht auf diesen Link.

In den Tagen wurden Phrasen von Kovac gedroschen, die Diskussionen im realen wie virtuellen Leben ebbten dennoch nicht ab. Und sie wurden verbittert geführt, zwischen verblendeten und realistischen. Bis es am 12. April schließlich zu jenem „Dynamischen Donnerstag“ kam, der für viele Eintracht-Anhänger das  in den letzten Monate so mühevoll aufgebaute Kartenhaus zum Einstürzen brachte.


Als Eintracht-Anhänger überkam einen wieder dieser Verdacht, dass jedem Hochgefühl zwangsläufig ein Tritt in die Eier folgen muss. Was folgte, war emotional sicher die schwierigste, aber zumindest die widersprüchlichste Zeit 2018, die die Eintracht-Fan-Seele durchzustehen hatte. Sollte man Kovac sofort raus schmeißen oder würde ein Trainerwechsel im Saison-Endspurt mehr Schaden als Nutzen bringen? Und spurlos gingen diese Wochen weder an den Fans noch an der Mannschaft vorüber. Im Nachhinein darf man allen Beteuerungen der damaligen Zeit zum Trotz festhalten, dass der durchgedrungenen Trainerwechsel negative Folgen auf den sportlichen Zustand der Mannschaft hatte. Klar, es gab einzelne, herausragende Highlights: Das Pokalhalbfinale auf Schalke, mit Jovics Sensationstor  (was für ein Tor!), oder auch der Sieg gegen den HSV, der Einwechslung  von Meier und diesem Treffer (was für ein Drehbuch!).

Dass der Absprung des Trainers aber einen sportlichen Bruch nach sich zog, wurde im Nachhinein nicht mal von den Spielern dementiert. Nachdem im Saisonfinale schließlich die sicher geglaubte Europapokalteilnahme durch fahrlässige, da vermeidbare Niederlagen, wie gegen Hertha, bei den Bayern oder auf Schalke, verspielt wurde, flackerte neben Entsetzen auch immer wieder die Wut auf Niko Kovac auf. Die Stimmung war jedenfalls am Tiefpunkt. Und das groteskerweise, obwohl mit dem Pokalfinale ein absolutes Highlight bevorstand. Aber selbst eingefleischten Eintracht-Fans fiel es nach diesen Nackenschlägen schwer, sich für das Pokalfinale zu motivieren und den Frust und die Enttäuschung der letzten Wochen aus den Knochen zu schütteln. Basti und Marvin von Eintracht-Podcast haben die Stimmung damals ganz gut auf den Punkt gebracht.  


Aber Eintracht Frankfurt wäre nicht Eintracht Frankfurt, wenn sie emotional nicht genau das folgen ließe, was man am wenigsten von ihr erwarten würde. Und so kam dieser 19. Mai 2018. Selbstverständlich ist eigentlich schon alles geschrieben worden, alles besprochen und alles gesagt worden, was die Magie dieses Tages, dieses Abends ausgemacht hat, was zu der nicht für möglich gehaltenen Gefühls-Explosion führte. Andererseits  man kann diesen Tag einfach nicht oft genug revuepassieren lassen. Es ging schon morgens los. Ganz Berlin war von Eintrachtlerinnen und Eintrachtlern übervölkert. Das kannte man ja schon aus dem Vorjahr. Und auch das Wetter spielte wieder mit. Ein warmer Sommertag legte sich über die Hauptstadt. Und der Breitscheidplatz füllte sich von Stunde zu Stunde mit mehr Eintracht-Fans. Es war ein großes Hallo überall. Immer wieder bekannte Gesichter. Auch aus diesem Forum bekannte User waren zuhauf vor Ort. Und selbst wenn man sich vorher vorgenommen hatte, nicht so viel vor dem Spiel trinken zu wollen, so musste man aufgrund der zahlreichen Leute, mit denen man von Herzen gerne anstoßen wollte, in Kombination mit diesem warmen Sommerwetter, dann doch solche Vorsätze über Bord werfen.

Die Pokalsieger von 1988 waren bei Beve auf der Bühne, Peter Fischer und Axel Hellmann mischten sich unter das Volk. Ein buntes Treiben im Schatten der Gedächtniskirche. Und überall war eine besondere Stimmung greifbar. Oft wurde gefragt „Warum denn nicht?“ oder gesagt „Heute liegt was in der Luft“ und es waren keine Floskeln. Klar, jeder war sich der Außenseiterrolle der Eintracht bewusst, aber es war eine Zuversicht zu spüren, die nicht aufgesetzt war. Es war kein Zweckoptimismus, sondern ein positives Gefühl zu spüren. Und spätestens nach den Worten von Peter Fischer auf den Breitscheidplatz, die wie so oft bei Peter eine Gratwanderung zwischen überzogenem Pathos und geiler Motivation waren, war man sich einig, dass da heute was gehen kann. Wenig später setzte sich jedenfalls der imposante Fanmarsch mit zehntausenden Eintrachtlern in Richtung Olympiastadion in Bewegung. Im Stadion dann ein Bild, welches das ohnehin schon imposante Bild aus dem Pokalfinale 2017 noch mal um Längen übertraf. Nicht nur das legendärische Choreo-Shirt mit der 12 auf dem Rücken, auch das Fahnenmeer, das vermutlich das größte war, was es je in einem deutschen Fußballstadion gegeben hatte, unfuckingfassbar!  

Schon vor dem Spiel Gänsehautatmosphäre pur. Fahnenmeer, Bierrosetten-Regen und Charly Körbel beim Reintragen des Pokals sichtlich angefasst  beim Blick in die Kurve, wo sein Bild entrollt wurde. Die Frankfurter Kurve erzeugte eine Lautstärke, wie sie das Olympiastadion zu Berlin vermutlich noch nicht oft erlebt hat. Und als dann Rebic den Ball im Mittelfeld erobert, auf Boateng spielt, dieser wiederum einen langen Steilpass spielt und Rebic diesen erläuft und den Ball ins Tor knallt, hebt das Olympiastadion zum ersten mal an diesem Abend ab.  Eine Mischung aus Freude, Ungläubigkeit und dem Gedanken „wie lange geht das gut?“ auf der Tribüne. Aber die Eintracht rettet den Vorsprung in die Pause.

Nach dem Seitenwechsel kommt es dann doch zum für viele erwartbaren Ausgleich. Aber die Bayern tun sich schwer, trotz einiger Chancen bleibt die Eintracht eine harte Nuss. Und dann plötzlich, als bei einigen auf der Tribüne schon der Gedanke vorhanden war „Egal wie das hier heute ausgeht, die Eintracht wurde nicht abgeschossen und war ein würdiger Gegner“, da fliegt dieser lange Ball von Danny Da Costa Richtung Strafraum der Bayern. Rebic nimmt Fahrt auf, als ob eine Büffelherde Richtung Bayernstrafraum unterwegs ist. Süle und Hummels versuchen zu folgen. Aber Rebic bringt all seine Dynamik aufs Feld und schießt den Ball aus vollem Lauf am Bayern-Torwart vorbei. Das Stadion explodiert! Pure Emotion. Erdbeben.  

Dann Video Beweis. Bange Minuten. Keiner im Stadion weiß, um was es eigentlich geht. Zweyer. Zeigt auf den Mittelkreis. Tor! Das Stadion explodiert ein zweites Mal. Jetzt muss es doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir das nicht über die Zeit bringen. Aber im Nacken sitzt einem das Wissen um diesen verdammten Bayern-Dusel. Gleichzeitig ist da aber auch wieder diese Zuversicht, die einen durch den Tag trug: Wenn nicht heute, wann dann?

Die Bayern greifen an, Hektik im Strafraum, die Roten protestieren. Wieder Video-Beweis. Und schon wieder weiß keiner im Stadion, um was es eigentlich geht. Zweyer an der Außenlinie, er lässt sich Zeit, will zurück aufs Feld, zögert  noch mal und schaut sich die Szene erneut an. Bange Sekunden, dann zeigt er auf die Ecke. Erleichterung. Die Bayern aber noch mal mit einer Ecke. Ullreich im gegnerischen Strafraum. Die Ecke kommt rein, Willems mit dem Kopf und der Rest ist pure Emotion, Außerkraftsetzen aller Gesetzmäßigkeiten im Fußball, Schwerelosigkeit. Gacinovic setzt zum Lauf aller Läufe an. Die Kurve flippt aus, die Ersatzbank der Eintracht kennt kein Halten mehr, denn alle wissen, was jetzt passiert. Und doch ist dieser Moment völlig surreal. "Ekstase auf hessisch".

Es ist wie in einem Film. In so einem völlig überdrehten Hollywood-Abenteuer-Film. Wo irgendwo im Dschungel in Lateinamerika gerade die letzte Anakonda  besiegt wurde, die den letzten  Stein frei gegeben hat, den man in diesem Inka-Tempel einsetzen muss, damit sich der entscheidenden Mechanismus in Gang setzt. Genau diesen "Stein" führt Mijat auf diesen Metern am Fuß. Und er setzt ihn zielsicher an die dafür vorgesehene Stelle des  Inka-Tempel Namens Berliner Olympiastadion ein. Und der Mechanismus lässt nicht lange auf sich warten. Er sorgt dafür, dass sich der dunkle Berliner Nachthimmel plötzlich öffnet, dass er voller Geigen hängt, alles erstrahlt in Gold. Das Olympiastadion zu Berlin ist mit einem Schlag der schönste, schillerndste und prunkvollste Ort der Welt. Der seit dreißig Jahren verschollen geglaubte Schatz tut sich mit einem Mal  in seiner ganzen Schönheit vor den Augen der Eintracht-Fans auf.

Es ist nicht nur diese Schönheit des Augenblicks: Dieser Moment hat zudem heilende Wirkung. Innerhalb von Sekunden wird ein tiefsitzender Stachel aus der Eintracht-Fan-Seele gezogen. Ein Stachel, der sich mit jedem Abstieg, mit jedem verlorenen Endspiel, mit jeder durchlebten Existenzangst um diesen Verein, mit jedem für die SGE tätigen Knallkopf (Osram, Rohr und wie sie alle hießen) und mit jedem Chaos, welches so oft in diesem Club herrschte, tiefer  in die Fan-Seele gebohrt hatte. Dieser Stachel hat viel Schmerz, Wut und teilweise Verzweiflung verursachte. Aber er ist plötzlich weg. Es ist wie eine Befreiung. Plötzlich schmerzt nichts mehr. Auf klaffende Wunden der Vergangenheit wurde in einem Moment ein sofort wirksames Balsam gelegt. Das ganze Chaos, die ganzen Tränen, das ganze in die Eintracht investierte Herzblut ergibt plötzlich einen Sinn.  

Und die Kraft dieses Momentes erlaubt es dann sogar, dass man als gekränkter Fan dem Trainer Niko Kovac aufrichtig verzeiht. Denn natürlich hat er uns enttäuscht. Aber er hat uns auch diesen verdammten Pokal geschenkt. Was eine Achterbahn der Gefühle!

Charly wider des Protokolls

Siegerehrung

Prince  


Es gibt vermutlich nur ganz wenige Momente im Leben, in denen alles einen Sinn ergibt, Augenblicke, die sich durch und durch perfekt anfühlen. Momente des puren, ungetrübten Glückes.  Genau so einen Moment hielt der späte Abend des 19. Mai 2018 für tausende Eintracht-Fans bereit. Gestandene Männer mit Tränen in den Augen, man lag sich in den Armen. Mit Leuten, mit denen man schon so manche Eintracht-Schlacht geschlagen hatte, mit denen man zu Punktspielen in Oberhausen und Erfurt war, aber auch mit Leuten, die man noch nie zuvor gesehen hatte. Denn alle fühlten in diesem Moment das Gleiche. Es waren alles Adler. Zehntausende. Eine Mischung aus grenzenloser Euphorie, ungläubigem Staunen, immer wieder auch des kurzen Innehaltens um den Moment in vollen Zügen aufzusaugen.


Die folgende Nacht wurde von den Adlern in Berlin dann ganz unterschiedlich zelebriert. Natürlich gab es die, die völlig euphorisiert die Hauptstadt zum Beben brachten. Bei sehr vielen war es aber auch eine unerwartet zurückhaltende Nacht. Die auch von unendlicher Freude geprägt war, die aber eher ungläubig und ruhig mit dem ein oder anderen (bzw. sehr vielen) Siegerbier(en) begangen wurde. Stille Freude kann auch sehr intensiv sein.

Und es folgten ja noch Tage der Freude:

Frankfurt im Ausnahmezustand

Römerberg – legenderisch

„In Frankford uff de Audobahn, da is heud Nacht was los, en Ami wirft ne Kippe fodd…“

Bruda, schlag de Ball lang  

Was für ein großes, friedliches, euphorisches Fest!

Ein Fest, ein Ereignis, das bis heute nachhallt. Man sollte ja mit Superlativen nicht allzu verschwenderisch umgehen, aber das waren ohne Übertreibung Momente für die Ewigkeit. Schön, dass wir dabei sein konnten.



Aber unsere Eintracht wäre nicht unsere Eintracht, wenn sie nicht sofort wieder die Achterbahn der Gefühle angeschmissen hätte. Das letzte Siegerbier war noch nicht ausgetrunken, da schlugen die Wellen schon wieder hoch. Der Vertrag von Alex Meier wurde nicht verlängert. Eine Meldung, die nicht wirklich überraschend kam, die aber dennoch einschlug. Und damit nicht genug: Marius Wolf, einer der Pokalhelden verabschiedete sich Richtung Ruhrgebiet. Und als durchsickerte, dass dabei von einer Kaufoption Gebrauch gemacht wurde, die den guten Wolf vermutlich unter Marktwert hat weiterziehen lassen, ging es hoch her. Was sich die Verantwortlichen der Eintracht in diesem Forum und an anderen Stellen der virtuellen und der realen Welt anhören durften, war mit unschön noch defensiv beschrieben. Und das war erst der Auftakt: Es folgte eine Sommerpause, in der man es kaum für möglich hielt, dass der SGE vor wenigen Wochen der größte sportliche Erfolg seit drei Jahrzehnten gelungen war. Es wurde gezetert, es wurde gemosert, es wurden Leute in Frage gestellt, dass es eine wahre Freude war.

"Nur Ergänzungsspieler geholt."

"Eine verlorene Transferphase."

"Einfach verpasst, den nächsten Schritt zu machen."

"Den Effekt des Pokalerfolgs leider komplett verpuffen lassen und nur Wundertüten geholt."

"Es kann nur darum gehen, in der kommenden Saison nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben."

Klar, kurzzeitig wurde sich verdutzt die Augen gerieben, als es unseren (so ahnungslosen und teilweise sogar eiskalten) Verantwortlichen tatsächlich gelungen war, den Vertrag mit unserem Vize-Weltmeister zu verlängern. Dann folgte jedoch die 0:5 Klatsche im so genannten Supercup. Und auch wenn Fredi Bobic im wenige Tage zuvor stattgefundenen Forum-Vorstandstreffen ausdrücklich darauf hingewiesen hatte, dass dieses Spiel zur Unzeit komme und ihm vermutlich schon so ein Spielverlauf schwante, wurde dieses Spiel verwendet, um wieder alles in Frage zu stellen. Als dann auch noch das ärgerliche Pokal-Aus bei einem Viertligisten folgte, waren endgültig die Alarmglocken an. Der holprige Saisonstart ließ nicht nur in diesem Forum, sondern auch in der Frankfurter Lokalpresse die Nerven blank liegen. Und alle hatten natürlich irgendwie das abschreckende Beispiel 1.FC Köln aus der Vorsaison im Nacken. Wie sollte das nur werden mit der Doppelbelastung? Verdammte Axt, es konnte einem Himmelangst und bange werden.

Aber unsere Eintracht, wäre nicht unsere Eintracht, wenn die Achterbahnfahrt nicht  wieder eine unerwartete Wendung nehmen würde. Die Diva nahm sich die Freiheit heraus und machte mal wieder das genaue Gegenteil von dem, was alle erwarteten: Europapokal, Büffelherde, Adi Hütter, Siegesserien,  7:1, Torschützenliste, Haller, Jovic, Rebic, Kostic, Da Costa, Hasebe…wen und was soll man nicht noch alles aufzählen um nichts und niemand zu vergessen?

Der viel beschworene Einbruch auf Grund der Doppelbelastung lies und lies auf sich warten. Was für ein Auftritt in Europa!  Klar,  auf der Zielgerade von 2018 konnte man merken, dass der Tank langsam auf Reserve läuft, dass die Reifen abgenutzt sind und dass der Boxenstopp, der zwar noch den Namen Winterpause trägt aber in Wirklichkeit eher eine verlängerte Länderspielpause ist, genau zum richtigen Zeitpunkt kommt. Aber was war das bitte für ein unglaublicher Herbst mit unserer Eintracht?

2018. Ein gigantisches Eintracht-Jahr. Sicher kein Entspanntes für alle, die es mit dem Adler halten. Es war ein Diva-Jahr. Eine Achterbahn. Ein anstrengendes und kräftezehrendes Jahr. Aber eines für die Ewigkeit, das steht außer Frage.

Und was bleibt jetzt noch zu sagen so kurz vor dem Jahreswechsel? Schreibt gerne über eure Erinnerungen und Eintracht-Momente aus 2018 in diesem Thread! Jeder erlebt es ja ganz persönlich und daher auch immer ein bisschen anders.

Ansonsten bleibt zu sagen: Rutscht gut rein, ins neue Jahr! Bleibt gesund und ansonsten, wie ihr seid, denn sonst würde es hier ja langweilig werden. Genießt die ruhigen Tage, die Euch hoffentlich vergönnt sind. Denn so spätestens ab Mitte Januar ist es wieder so weit, ab dann zieht Euch besser einen Helm auf. Denn dann wird die launische Diva wieder zum Tanz bitten. 2019 und somit ein neues Eintracht-Jahr steht an. Wo die Reise hin gehen wird, kann „Stand Jetzt“ keiner sagen. Nur eines ist sicher: Es wird wieder ein wilder Ritt, bei dem kein Auge trocken bleiben wird. Sonst wäre es schließlich nicht unsere Eintracht.  Und was soll ich sagen, ich freu mich drauf!


Viva la Diva!
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Lieber Brodowin!

Kurz und knapp: vielen Dank für deine Zeilen.
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Lieber Brodowin!

Kurz und knapp: vielen Dank für deine Zeilen.
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Danke Andy !

Mit ein paar Tränen in den Augen falle ich gleich ins Bett.
2018 war ein wirklich bemerkenswertes Jahr für unsere Eintracht.

Toll, dass Brodo und Du dies so wunderbar in Worte gefasst habt.
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Starke Texte. Einfach stark!
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der absolute Wahnsinn so was in solche Worte/Sätze zu verpacken
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Danke. Wieder Pipi in den Augen. Hört das irgendwann mal wieder auf, dass man feuchte Augen bekommt wenn man auch nur an Berlin denkt?
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Danke. Wieder Pipi in den Augen. Hört das irgendwann mal wieder auf, dass man feuchte Augen bekommt wenn man auch nur an Berlin denkt?
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Danke Andy für die tolle Zeitreise.
Hätte stundenlang weiterlesen können.
Euch allen und dem ganzen Team ein gutes Jahr 2019.


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