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Ukraine-Krieg

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SGE_Werner schrieb:

Man kann trotzdem die Situation 1914 nicht wirklich mit heute vergleichen. Ganz andere Gesellschaften, ganz andere Haltungen zum Krieg, ganz andere militärische Möglichkeiten und ganz andere militärische Gegebenheiten.

Dazu noch viel mehr Bündnis-Wirrwarr als jetzt.

Wie gesagt... Ich gestehe den Ukrainern ihren Widerstand zu und im Gegensatz zu anderen Usern war ich nicht bereit Ende Februar schon zu empfehlen man möge doch das Handtuch werfen nur um kurzfristig ein paar Leben zu verschonen. Aber aktuell frage ich mich schon, was die Ukraine noch erreichen will. Also ganz nüchtern betrachtet.


Ukraine kapituliert, ok, und was glaubst du passiert dann? Was passiert dann mit den Menschen in der Ukraine, die eine souveräne Ukraine wollen (also eigentlich fast alle)? Was die Russen im Stande sind zu machen, sollte doch mittlerweile bekannt sein, auch wenn es überhaupt nicht neu ist.

Und hört Putin dann auf, wenn die Ukraine kapituliert hat?

Ich bin sehr froh, dass wir die Ukraine unterstützen, wie wir sie unterstützen.

Was mir richtig Schiss macht ist die Wahl in Frankreich. Je nach Ausgang war es das dann mit einem vereinten Westen betreffend Sanktionen und Waffenlieferungen. Putin hat dann eine verbündete in unseren Reihen, eine Atommacht, die einzige Atommacht auf dem europäischen Festland. Ich mag mir die Konsequenzen gar nicht vorstellen, wo das noch alles hinführen wird. Hat der Zeitpunkt des Krieges evtl auch etwas mit der Wahl in Frankreich zu tun?

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Deine Sorge teile ich und hoffe sehr, dass sie sich in zwei Tagen gleichsam in Luft auflöst!
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SGE_Werner schrieb:

Vael schrieb:

Nun was die Ukraine will oder nicht, es ist die Sache der Ukraine, und wenn sie weiter kämpfen will, ist es unsere Pflicht sie zu unterstützen!


Schon, aber man kann der ukrainischen Führung und der ukrainischen Bevölkerung gleichzeitig trotzdem mal die Frage stellen, die ich gerade auch gestellt habe... Was wollt Ihr denn realistisch erreichen? Und was könnt Ihr realistisch erreichen? Sie werden den Donbass nicht zurückbekommen, sie werden auch Mariupol nicht mehr zurückbekommen. Mit jedem Tag wird die Verhandlungsposition (wenn man das so nennen kann) schlechter als noch vor paar Wochen. Wenn die Ukraine diesen Weg geht und das ist ihr gutes Recht, dann ist es nach 2 Monaten auch mein gutes Recht aus reinem Kosten-Nutzen-Verhältnis die ukrainische Haltung mit Unverständnis zu begleiten.


Die Heimat verteidigen, bis aufs Blut, bis zum letzten, und das tun sie Tapfer, haben die Sowjets übrigens auch, und wurden per Lend and Lease vollgepumpt bis sie das Glück wenden konnten.
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Vael schrieb:

Die Heimat verteidigen, bis aufs Blut, bis zum letzten, und das tun sie Tapfer, haben die Sowjets übrigens auch, und wurden per Lend and Lease vollgepumpt bis sie das Glück wenden konnten.
       


Die Sowjetunion war aber nicht um den Faktor unterlegen wie jetzt die Ukraine. Wie gesagt, die Ukraine kann das gerne tun, aber dann muss sie sich darauf einstellen, dass wir hier von einem jahrelangen Krieg reden, in dem die Zahl der gefallenen / ermordeten Ukrainer vermutlich in den Millionenbereich gehen wird. Ohne Garantie, dass man gewinnen wird. Wenn man sich dessen bewusst ist und bereit ist das Opfer zu tragen, dann sollen sie es tun. Nur werde ich halt genauso abstumpfen wie bei jedem langwierigen Krieg. Und vermutlich nicht nur ich. Man wird sich an die Toten gewöhnen und irgendwann fragen, was die Unterstützung denn noch bringen soll. Und am Ende könnte trotzdem ein umfassender militärischer Sieg Russlands stehen und eine auf Jahrzehnte feststehende Annektion.

Ich bin einfach nach 2 Monaten desillusioniert. Wir helfen der Ukraine in einer Form, dass sie den Krieg in die Länge ziehen kann, ihn aber nicht gewinnt. Wir schaden Russland nicht genug, dass sie den Krieg beenden wollen. Wir wirken nicht konsequent genug, als dass Russland wirklich Angst vor uns bekommt. Alles halbgar für mich. Man liefert paar Waffen, guckt betroffen und regt sich über die Verbrechen der Russen auf. Ich wüsste ja gerne auf welches Ziel wir hinarbeiten in diesem Konflikt. Was die Ukraine will, das ist noch am ehesten nachvollziehbar.
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Zum einen weiß ich nicht, ob die Stimmung auch bei Teilen der russisch-sprachigen Bevölkerung in bestimmten Gebieten gekippt ist, da sich die Gewalt der russische Aggression ja auch gegen sie gerichtet hat.
Und wie gesagt: Ich glaube nicht, dass die Ukraine einer Lösung in Friedensverhandlungen zustimmen kann, in der sie komplett vom Schwarzen Meer abgeschnitten wäre.
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brodo schrieb:

Zum einen weiß ich nicht, ob die Stimmung auch bei Teilen der russisch-sprachigen Bevölkerung in bestimmten Gebieten gekippt ist, da sich die Gewalt der russische Aggression ja auch gegen sie gerichtet hat.
Und wie gesagt: Ich glaube nicht, dass die Ukraine einer Lösung in Friedensverhandlungen zustimmen kann, in der sie komplett vom Schwarzen Meer abgeschnitten wäre.


Die Stimmung wird mehr als gekippt sein, wenn man an die Protestler in besetzten Städten denkt oder an den unfassbaren Widerstand, der geleistet wird, auch im tiefsten Osten.

Insofern müsste die Wahlstatistik nach den ganzen Bomben und Gräueltaten ohne Aussage sein.
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Schönesge schrieb:

Hat der Zeitpunkt des Krieges evtl auch etwas mit der Wahl in Frankreich zu tun?

Der Zeitpunkt des Krieges hat Le Pen eher geschadet.
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WürzburgerAdler schrieb:

Schönesge schrieb:

Hat der Zeitpunkt des Krieges evtl auch etwas mit der Wahl in Frankreich zu tun?

Der Zeitpunkt des Krieges hat Le Pen eher geschadet.


Erstmal ja, jetzt ja anscheinend nicht mehr. Wenn sie gewinnt, kann es auf jeden Fall richtig düster werden. Ein Sieg spielt Putin auf jeden Fall komplett in die Karten, ein destabilisiertes Europa kann er derzeit extrem gut gebrauchen.
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SGE_Werner schrieb:

Man kann trotzdem die Situation 1914 nicht wirklich mit heute vergleichen. Ganz andere Gesellschaften, ganz andere Haltungen zum Krieg, ganz andere militärische Möglichkeiten und ganz andere militärische Gegebenheiten.

Dazu noch viel mehr Bündnis-Wirrwarr als jetzt.

Wie gesagt... Ich gestehe den Ukrainern ihren Widerstand zu und im Gegensatz zu anderen Usern war ich nicht bereit Ende Februar schon zu empfehlen man möge doch das Handtuch werfen nur um kurzfristig ein paar Leben zu verschonen. Aber aktuell frage ich mich schon, was die Ukraine noch erreichen will. Also ganz nüchtern betrachtet.


Ukraine kapituliert, ok, und was glaubst du passiert dann? Was passiert dann mit den Menschen in der Ukraine, die eine souveräne Ukraine wollen (also eigentlich fast alle)? Was die Russen im Stande sind zu machen, sollte doch mittlerweile bekannt sein, auch wenn es überhaupt nicht neu ist.

Und hört Putin dann auf, wenn die Ukraine kapituliert hat?

Ich bin sehr froh, dass wir die Ukraine unterstützen, wie wir sie unterstützen.

Was mir richtig Schiss macht ist die Wahl in Frankreich. Je nach Ausgang war es das dann mit einem vereinten Westen betreffend Sanktionen und Waffenlieferungen. Putin hat dann eine verbündete in unseren Reihen, eine Atommacht, die einzige Atommacht auf dem europäischen Festland. Ich mag mir die Konsequenzen gar nicht vorstellen, wo das noch alles hinführen wird. Hat der Zeitpunkt des Krieges evtl auch etwas mit der Wahl in Frankreich zu tun?

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Schönesge schrieb:

Ukraine kapituliert, ok, und was glaubst du passiert dann? Was passiert dann mit den Menschen in der Ukraine, die eine souveräne Ukraine wollen (also eigentlich fast alle)? Was die Russen im Stande sind zu machen, sollte doch mittlerweile bekannt sein, auch wenn es überhaupt nicht neu ist.



Meine Güte, ich habe vor 2 Monaten klar Partei ergriffen dafür, dass die Ukraine kämpfen sollte. Wenn es nach mir gehen würde, hätten wir längst ne Flugverbotszone plus Stationierung von atomaren Mittelstreckenraketen im Baltikum. Dann kann Russland überlegen, ob sie mit untergehen wollen oder mal einsehen, dass es auch für uns Grenzen gibt. Stattdessen gehen wir in einen stumpfen Zermürbungskampf. Glaubst Du etwa, ich bin so naiv, dass Du diese Fragen so stellen musst, wie Du sie hier stellst? Mir war von Anfang an klar, dass Putin auf Menschenleben sch... und wie einst Stalin da Menschen niederschießen und foltern lassen wird.

Ich finde die Art, wie wir die Ukraine unterstützen, reicht eben nicht dazu, dass die Ukraine überhaupt eines ihrer Ziele zwingend erreichen kann. Ganz einfach.

Und bei der Grafik ging es mir nicht um die Stimmung, sondern darum, was Putin als "russlandfreundliche" Gebiete ansehen und annektieren könnte. Dass die Stimmung aktuell eine andere ist, ist auch klar.

Ich weiß nicht, wie man Beiträge von mir so bewusst so falsch interpretieren kann. Da gehe ich lieber wieder aus der Diskussion raus.
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Schönesge schrieb:

Ukraine kapituliert, ok, und was glaubst du passiert dann? Was passiert dann mit den Menschen in der Ukraine, die eine souveräne Ukraine wollen (also eigentlich fast alle)? Was die Russen im Stande sind zu machen, sollte doch mittlerweile bekannt sein, auch wenn es überhaupt nicht neu ist.



Meine Güte, ich habe vor 2 Monaten klar Partei ergriffen dafür, dass die Ukraine kämpfen sollte. Wenn es nach mir gehen würde, hätten wir längst ne Flugverbotszone plus Stationierung von atomaren Mittelstreckenraketen im Baltikum. Dann kann Russland überlegen, ob sie mit untergehen wollen oder mal einsehen, dass es auch für uns Grenzen gibt. Stattdessen gehen wir in einen stumpfen Zermürbungskampf. Glaubst Du etwa, ich bin so naiv, dass Du diese Fragen so stellen musst, wie Du sie hier stellst? Mir war von Anfang an klar, dass Putin auf Menschenleben sch... und wie einst Stalin da Menschen niederschießen und foltern lassen wird.

Ich finde die Art, wie wir die Ukraine unterstützen, reicht eben nicht dazu, dass die Ukraine überhaupt eines ihrer Ziele zwingend erreichen kann. Ganz einfach.

Und bei der Grafik ging es mir nicht um die Stimmung, sondern darum, was Putin als "russlandfreundliche" Gebiete ansehen und annektieren könnte. Dass die Stimmung aktuell eine andere ist, ist auch klar.

Ich weiß nicht, wie man Beiträge von mir so bewusst so falsch interpretieren kann. Da gehe ich lieber wieder aus der Diskussion raus.
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SGE_Werner schrieb:

Wenn es nach mir gehen würde, hätten wir längst ne Flugverbotszone plus Stationierung von atomaren Mittelstreckenraketen im Baltikum. Dann kann Russland überlegen, ob sie mit untergehen wollen oder mal einsehen, dass es auch für uns Grenzen gibt.


Das wäre zumindest konsequent.
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Kurzfristige Ziele: den Krieg im Osten dahingehend offen zu halten, so dass die gut ausgebildeten Truppen (etliche 10Tsd. Soldaten) nicht eingekesselt und vernichtet werden. Besetzte Gebiete im Süden "so gut wie möglich" zurückerobern, Odessa halten bzw. den Krieg davon fern halten.

Fluchtkorridore aus den belagerten Städten sind dauerhaft ein Thema. Sicher kommen neue Härtefälle hinzu, je nach Kriegsverlauf ... Also wird das Aushandeln von Fluchtkorridoren uns noch lange beschäftigen.  

Verhandlungen führen, die den Status der Krim grundsätzlich offen halten, aber "erstmal" für ein paar Jahre nicht gegen die Besatzung vorgehen. Die Unabhängigkeit von den - vor dem jetzigen Krieg - von Seperatisten besetzten Gebieten und Luhansk und Donezk für die nächsten paar Jahre nicht durch Waffengewalt in Frage zu stellen ....

Und dann geht es im nächsten Schritt an Zugeständnisse bzgl. Nato-Mitgliedschaft, (verbindliche) internationale Schutzabkommen, EU, etc.

Was die Waffengleichheit angeht, sieht es wohl bereits ohne unsere (popeligen) 100 Marder ganz gut für die Ukraine aus. Wenn man nur die Hälfte von dem glaubt, was da im Tagesspiegel (und diversen anderen Quellen!) steht, wäre die Erbeutung von selbst nutzbaren Panzern in nennenswerten Zahl etc. schon ein Zeichen für sehr grosse militärische "Leistungen". Auch der Zuwachs an eigenen Kampfflugzeugen (bei gleichzeitiger Vernichtung etlicher russischer Flugzeuge) zeigt, dass es nicht völlig aussichtslos bleiben muss ...

Ukraine soll mittlerweile über mehr Panzer verfügen als Russland  
https://www.tagesspiegel.de/politik/mehr-von-putin-als-von-scholz-bekommen-ukraine-soll-mittlerweile-ueber-mehr-panzer-verfuegen-als-russland/28271140.html

Das Ziel kann m. E., also nachdem wie ich den ukrainischen Präsidenten einschätze, nur sein, so schnell wie möglich so stark und gefährlich zu werden, eben dass der extrem bösartige Feind verstehen muss, dass er nicht gewinnen kann und zügig selbst Zugeständnisse machen muss. Dies um am Ende wenigstens irgendwelche Kleinigkeiten zu Hause als großen Erfolg verkaufen zu können.

Ein Grauen, dass das unerreichbar, oder bestenfalls in weiter Ferne zu liegen scheint und es bis dahin noch viel zu viele unschuldige Zivilisten in fürchterliches Leid stürzen wird. ...
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Schönesge schrieb:

Ukraine kapituliert, ok, und was glaubst du passiert dann? Was passiert dann mit den Menschen in der Ukraine, die eine souveräne Ukraine wollen (also eigentlich fast alle)? Was die Russen im Stande sind zu machen, sollte doch mittlerweile bekannt sein, auch wenn es überhaupt nicht neu ist.



Meine Güte, ich habe vor 2 Monaten klar Partei ergriffen dafür, dass die Ukraine kämpfen sollte. Wenn es nach mir gehen würde, hätten wir längst ne Flugverbotszone plus Stationierung von atomaren Mittelstreckenraketen im Baltikum. Dann kann Russland überlegen, ob sie mit untergehen wollen oder mal einsehen, dass es auch für uns Grenzen gibt. Stattdessen gehen wir in einen stumpfen Zermürbungskampf. Glaubst Du etwa, ich bin so naiv, dass Du diese Fragen so stellen musst, wie Du sie hier stellst? Mir war von Anfang an klar, dass Putin auf Menschenleben sch... und wie einst Stalin da Menschen niederschießen und foltern lassen wird.

Ich finde die Art, wie wir die Ukraine unterstützen, reicht eben nicht dazu, dass die Ukraine überhaupt eines ihrer Ziele zwingend erreichen kann. Ganz einfach.

Und bei der Grafik ging es mir nicht um die Stimmung, sondern darum, was Putin als "russlandfreundliche" Gebiete ansehen und annektieren könnte. Dass die Stimmung aktuell eine andere ist, ist auch klar.

Ich weiß nicht, wie man Beiträge von mir so bewusst so falsch interpretieren kann. Da gehe ich lieber wieder aus der Diskussion raus.
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SGE_Werner schrieb:


Ich finde die Art, wie wir die Ukraine unterstützen, reicht eben nicht dazu, dass die Ukraine überhaupt eines ihrer Ziele zwingend erreichen kann. Ganz einfach.



Ich verstehe nicht, warum du jetzt eingeschnappt ob meiner Fragen wirkst. Eine Kapitulation ist nun mal keine Lösung für die Ukraine, deshalb die simple Frage, die eben fordert, entsprechende Konsequenzen einer Kapitulation bitte "mit einzukalkulieren". Eben Millionen verfolgte/ Tote, von denen wir dann wahrscheinlich nur nichts mitbekommen würden.

Und ob das was derzeit geleistet wird, am Ende nicht doch reichen wird, steht doch noch gar nicht fest. Russland hat keine unendlichen Ressourcen, und ob sie am Ende den Krieg gewinnen werden, darf mindestens mal bezweifelt werden. Außer sie bekommen Unterstützung durch Frankreich, Ungarn...

Dass man keinen dritten Weltkrieg riskieren möchte, verstehe ich. Ob man nicht trotzdem noch mehr tun könnte, frage ich mich allerdings auch. Der Spagat ist extrem schwierig. Ein Patentrezept gibt es definitiv nicht.
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SGE_Werner schrieb:


Ich finde die Art, wie wir die Ukraine unterstützen, reicht eben nicht dazu, dass die Ukraine überhaupt eines ihrer Ziele zwingend erreichen kann. Ganz einfach.



Ich verstehe nicht, warum du jetzt eingeschnappt ob meiner Fragen wirkst. Eine Kapitulation ist nun mal keine Lösung für die Ukraine, deshalb die simple Frage, die eben fordert, entsprechende Konsequenzen einer Kapitulation bitte "mit einzukalkulieren". Eben Millionen verfolgte/ Tote, von denen wir dann wahrscheinlich nur nichts mitbekommen würden.

Und ob das was derzeit geleistet wird, am Ende nicht doch reichen wird, steht doch noch gar nicht fest. Russland hat keine unendlichen Ressourcen, und ob sie am Ende den Krieg gewinnen werden, darf mindestens mal bezweifelt werden. Außer sie bekommen Unterstützung durch Frankreich, Ungarn...

Dass man keinen dritten Weltkrieg riskieren möchte, verstehe ich. Ob man nicht trotzdem noch mehr tun könnte, frage ich mich allerdings auch. Der Spagat ist extrem schwierig. Ein Patentrezept gibt es definitiv nicht.
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Schönesge schrieb:


Ich verstehe nicht, warum du jetzt eingeschnappt ob meiner Fragen wirkst.


Weil man diese Fragen nur stellt, wenn man annehmen muss, dass mir das alles nicht klar wäre. Alles, was Du beschreibst, ist mir klar. Ich sehe einfach nur mittelfristig keine Chance, dass die Ukraine ihre Position verbessert und nur darum ging es mir gerade in den Überlegungen.

Ansonsten schließe ich mich Deinem letzten Absatz natürlich vollkommen an. Also nichts für ungut. War sicherlich keine Absicht von Dir, aber es kam einfach gerade etwas doof rüber für mich. Peace.
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Schönesge schrieb:

Ukraine kapituliert, ok, und was glaubst du passiert dann? Was passiert dann mit den Menschen in der Ukraine, die eine souveräne Ukraine wollen (also eigentlich fast alle)? Was die Russen im Stande sind zu machen, sollte doch mittlerweile bekannt sein, auch wenn es überhaupt nicht neu ist.



Meine Güte, ich habe vor 2 Monaten klar Partei ergriffen dafür, dass die Ukraine kämpfen sollte. Wenn es nach mir gehen würde, hätten wir längst ne Flugverbotszone plus Stationierung von atomaren Mittelstreckenraketen im Baltikum. Dann kann Russland überlegen, ob sie mit untergehen wollen oder mal einsehen, dass es auch für uns Grenzen gibt. Stattdessen gehen wir in einen stumpfen Zermürbungskampf. Glaubst Du etwa, ich bin so naiv, dass Du diese Fragen so stellen musst, wie Du sie hier stellst? Mir war von Anfang an klar, dass Putin auf Menschenleben sch... und wie einst Stalin da Menschen niederschießen und foltern lassen wird.

Ich finde die Art, wie wir die Ukraine unterstützen, reicht eben nicht dazu, dass die Ukraine überhaupt eines ihrer Ziele zwingend erreichen kann. Ganz einfach.

Und bei der Grafik ging es mir nicht um die Stimmung, sondern darum, was Putin als "russlandfreundliche" Gebiete ansehen und annektieren könnte. Dass die Stimmung aktuell eine andere ist, ist auch klar.

Ich weiß nicht, wie man Beiträge von mir so bewusst so falsch interpretieren kann. Da gehe ich lieber wieder aus der Diskussion raus.
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SGE_Werner schrieb:

Wenn es nach mir gehen würde, hätten wir längst ne Flugverbotszone plus Stationierung von atomaren Mittelstreckenraketen im Baltikum.

So bitter es ist, aber ich denke inzwischen auch, dass die Nato viel offensiver ihre roten Linien untermauern muss. Dass wird einige Pazifisten hier triggern, aber es wird nicht funktionieren, ohne dass eine "Gegen-Bedrohung" für Putin aufgezogen wird. Nicht als Aggression, sondern als friedenserhaltende Maßnahme wie im Kalten Krieg.
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SGE_Werner schrieb:

Wenn es nach mir gehen würde, hätten wir längst ne Flugverbotszone plus Stationierung von atomaren Mittelstreckenraketen im Baltikum.

So bitter es ist, aber ich denke inzwischen auch, dass die Nato viel offensiver ihre roten Linien untermauern muss. Dass wird einige Pazifisten hier triggern, aber es wird nicht funktionieren, ohne dass eine "Gegen-Bedrohung" für Putin aufgezogen wird. Nicht als Aggression, sondern als friedenserhaltende Maßnahme wie im Kalten Krieg.
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Und gnade uns Gott, wenn die Putinistin in Frankreich die Wahl gewinnt.
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Schönesge schrieb:


Ich verstehe nicht, warum du jetzt eingeschnappt ob meiner Fragen wirkst.


Weil man diese Fragen nur stellt, wenn man annehmen muss, dass mir das alles nicht klar wäre. Alles, was Du beschreibst, ist mir klar. Ich sehe einfach nur mittelfristig keine Chance, dass die Ukraine ihre Position verbessert und nur darum ging es mir gerade in den Überlegungen.

Ansonsten schließe ich mich Deinem letzten Absatz natürlich vollkommen an. Also nichts für ungut. War sicherlich keine Absicht von Dir, aber es kam einfach gerade etwas doof rüber für mich. Peace.
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Dann hab ichs falsch verstanden, dachte wirklich, du ziehst eine Kapitulation als Lösung in Betracht. Sorry, dafür.
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Dann hab ichs falsch verstanden, dachte wirklich, du ziehst eine Kapitulation als Lösung in Betracht. Sorry, dafür.
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Schönesge schrieb:

Dann hab ichs falsch verstanden, dachte wirklich, du ziehst eine Kapitulation als Lösung in Betracht. Sorry, dafür.


Alles gut. Also Kapitulation ist vielleicht das falsche Wort. Weil man damit immer 1945 im Kopf hat. Es geht mir einfach nur darum, dass die Ukraine und auch der Westen die eigenen Möglichkeiten und das, was man bereit ist, zu opfern und zu geben, sich bewusst machen sollten und dann bzgl. Kosten/Nutzen abwägen. Da dürfen sich aber wie gesagt andere den Kopf zerbrechen. Und es ist traurig genug, dass Menschen sich jetzt den Kopf zerbrechen müssen, welche von vielen grauenhaften Optionen man nimmt.
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Schönesge schrieb:

Dann hab ichs falsch verstanden, dachte wirklich, du ziehst eine Kapitulation als Lösung in Betracht. Sorry, dafür.


Alles gut. Also Kapitulation ist vielleicht das falsche Wort. Weil man damit immer 1945 im Kopf hat. Es geht mir einfach nur darum, dass die Ukraine und auch der Westen die eigenen Möglichkeiten und das, was man bereit ist, zu opfern und zu geben, sich bewusst machen sollten und dann bzgl. Kosten/Nutzen abwägen. Da dürfen sich aber wie gesagt andere den Kopf zerbrechen. Und es ist traurig genug, dass Menschen sich jetzt den Kopf zerbrechen müssen, welche von vielen grauenhaften Optionen man nimmt.
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SGE_Werner schrieb:

Schönesge schrieb:

Dann hab ichs falsch verstanden, dachte wirklich, du ziehst eine Kapitulation als Lösung in Betracht. Sorry, dafür.


Alles gut. Also Kapitulation ist vielleicht das falsche Wort. Weil man damit immer 1945 im Kopf hat. Es geht mir einfach nur darum, dass die Ukraine und auch der Westen die eigenen Möglichkeiten und das, was man bereit ist, zu opfern und zu geben, sich bewusst machen sollten und dann bzgl. Kosten/Nutzen abwägen. Da dürfen sich aber wie gesagt andere den Kopf zerbrechen. Und es ist traurig genug, dass Menschen sich jetzt den Kopf zerbrechen müssen, welche von vielen grauenhaften Optionen man nimmt.

Was meinst du den mit Kosten/Nutzen genau?
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Vael schrieb:

Die Heimat verteidigen, bis aufs Blut, bis zum letzten, und das tun sie Tapfer, haben die Sowjets übrigens auch, und wurden per Lend and Lease vollgepumpt bis sie das Glück wenden konnten.
       


Die Sowjetunion war aber nicht um den Faktor unterlegen wie jetzt die Ukraine. Wie gesagt, die Ukraine kann das gerne tun, aber dann muss sie sich darauf einstellen, dass wir hier von einem jahrelangen Krieg reden, in dem die Zahl der gefallenen / ermordeten Ukrainer vermutlich in den Millionenbereich gehen wird. Ohne Garantie, dass man gewinnen wird. Wenn man sich dessen bewusst ist und bereit ist das Opfer zu tragen, dann sollen sie es tun. Nur werde ich halt genauso abstumpfen wie bei jedem langwierigen Krieg. Und vermutlich nicht nur ich. Man wird sich an die Toten gewöhnen und irgendwann fragen, was die Unterstützung denn noch bringen soll. Und am Ende könnte trotzdem ein umfassender militärischer Sieg Russlands stehen und eine auf Jahrzehnte feststehende Annektion.

Ich bin einfach nach 2 Monaten desillusioniert. Wir helfen der Ukraine in einer Form, dass sie den Krieg in die Länge ziehen kann, ihn aber nicht gewinnt. Wir schaden Russland nicht genug, dass sie den Krieg beenden wollen. Wir wirken nicht konsequent genug, als dass Russland wirklich Angst vor uns bekommt. Alles halbgar für mich. Man liefert paar Waffen, guckt betroffen und regt sich über die Verbrechen der Russen auf. Ich wüsste ja gerne auf welches Ziel wir hinarbeiten in diesem Konflikt. Was die Ukraine will, das ist noch am ehesten nachvollziehbar.
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Erstmal danke für deine offenen Worte, wie es dir geht und was das mit dir macht.

Letztlich bist du da, wo ich schon vor einigen Wochen war.
Die Ukraine wird diesen Krieg nicht gewinnen können. Und das heißt, dass es irgendwann dazu kommen wird, dass Russland Fakten schafft. Ob dann etwas von der Ukraine übrigbleibt, in welchem Zustand sich, wenn überhaupt, dieses Übrigbleibsel von Russlands Gnaden,  befinden wird, wie viele Menschen dafür dann noch sterben müssen, ohne dass es irgendwas am Ergebnis ändert, das ist die Frage die im Raum steht.
Derzeit hat die Ukraine noch etwas zu gewinnen, derzeit hat sie noch Verhandlungsmasse. Jetzt muss Selensky versuchen zu retten was zu retten ist.
All die frommen Wünsche, Putins Regime möge in sich zusammen fallen wie ein Kartenhaus waren und sind erwiesenermaßen reinem, naiven Wunschdenken geschuldet.

Nach wie vor erschreckt es mich, mit welcher Rethorik hier teilweise ein immer sinnloser werdender Widerstand der Ukraine befeuert wird.
Dieser Widerstand wird zehntausende das Leben kosten, nicht nur die Heimat - nein - das Leben.
Dieser Krieg ist schreiendes Unrecht, getrieben von Nationslismus und Großmachtsbegehren des Drecksfaschisten im Kremel.
Und trotzdem wird um einen Weltenbrand zu verhindern, niemand aktiv in diesen Krieg eingreifen.
Die Logik des Hochrüstens, in diesem Krieg findet sie ihre perverse Vollendung!
Jeder Staat, jede Region die nicht durch eine Atommacht grschützt wird, läuft Gefahr von einer solchen "kassiert" zu werden.
Hier setzt Pazifismus eigentlich an, keine Situation entstehen zu lassen, die solche Ausweglosigkeit bedingt. Jetzt, im Krieg, ist Pazifismus wohl auch deshalb dieser Häme und hasserfüllten Kritik ausgesetzt, weil er keine Mittel für die heiße Phase der Auseinandersetzung hat.
Was dem Pazifusten bleibt ist, den Menschen im Blick zu behalten und dafür zu sprechen, dass Vernunft handlungsleitend wird. Nicht Rachsucht oder Heldenverehrung.
Der Sockel der Helden im Krieg ist aus Leichen gebaut.

In diesem Sinne erlaube ich mir, den offenen Brief an den Bundeskanzler hier einzustellen.
Als Stimme des Humanismus und der Vernunft!

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Scholz,

wir sind Menschen unterschiedlicher Herkunft, politischer Einstellungen und Positionen gegenüber der Politik der NATO, Russlands und der Bundesregierung. Wir alle verurteilen zutiefst diesen durch nichts zu rechtfertigenden Krieg Russlands in der Ukraine. Uns eint, dass wir gemeinsam vor einer unbeherrschbaren Ausweitung des Krieges mit unabsehbaren Folgen für die gesamte Welt warnen und uns gegen eine Verlängerung des Krieges und Blutvergießens mit Waffenlieferungen einsetzen.
Mit der Lieferung von Waffen haben sich Deutschland und weitere NATO-Staaten de facto zur Kriegspartei gemacht. Und somit ist die Ukraine auch zum Schlachtfeld für den sich seit Jahren zuspitzenden Konflikt zwischen der NATO und Russland über die Sicherheitsordnung in Europa geworden.

Dieser brutale Krieg mitten in Europa wird auf dem Rücken der ukrainischen Bevölkerung ausgetragen. Der nun entfesselte Wirtschaftskrieg gefährdet gleichzeitig die Versorgung der Menschen in Russland und vieler armer Länder weltweit.

Berichte über Kriegsverbrechen häufen sich. Auch wenn sie unter den herrschenden Bedingungen schwer zu verifizieren sind, so ist davon auszugehen, dass in diesem Krieg, wie in anderen zuvor, Gräueltaten begangen werden und die Brutalität mit seiner Dauer zunimmt. Ein Grund mehr, ihn rasch zu beenden.

Der Krieg birgt die reale Gefahr einer Ausweitung und nicht mehr zu kontrollierenden militärischen Eskalation ‒ ähnlich der im Ersten Weltkrieg. Es werden Rote Linien gezogen, die dann von Akteuren und Hasardeuren auf beiden Seiten übertreten werden, und die Spirale ist wieder eine Stufe weiter. Wenn Verantwortung tragende Menschen wie Sie, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, diese Entwicklung nicht stoppen, steht am Ende wieder der ganz große Krieg. Nur diesmal mit Atomwaffen, weitreichender Verwüstung und dem Ende der menschlichen Zivilisation. Die Vermeidung von immer mehr Opfern, Zerstörungen und einer weiteren gefährlichen Eskalation muss daher absoluten Vorrang haben.

Trotz zwischenzeitlicher Erfolgsmeldungen der ukrainischen Armee: Sie ist der russischen weit unterlegen und hat kaum eine Chance, diesen Krieg zu gewinnen. Der Preis eines längeren militärischen Widerstands wird ‒ unabhängig von einem möglichen Erfolg ‒ noch mehr zerstörte Städte und Dörfer und noch größere Opfer unter der ukrainischen Bevölkerung sein. Waffenlieferungen und militärische Unterstütz­ung durch die NATO verlängern den Krieg und rücken eine diplomatische Lösung in weite Ferne.

Es ist richtig, die Forderung „Die Waffen nieder!“ in erste Linie an die russische Seite zu stellen. Doch müssen gleichzeitig weitere Schritte unternommen werden, das Blutvergießen und die Vertreibung der Menschen so schnell wie möglich zu beenden.

So bitter das Zurückweichen vor völkerrechtswidriger Gewalt auch ist, es ist die einzig realistische und humane Alternative zu einem langen zermürbenden Krieg. Der erste und wichtigste Schritt dazu wäre ein Stopp aller Waffenlieferungen in die Ukraine, verbunden mit einem auszuhandelnden sofortigen Waffenstillstand.

Wir fordern daher die Bundesregierung, die EU- und NATO-Staaten auf, die Waffenlieferungen an die ukrainischen Truppen einzustellen und die Regierung in Kiew zu ermutigen, den militär­ischen Widerstand ‒ gegen die Zusicherung von Verhandlungen über einen Waffenstillstand und eine politische Lösung ‒ zu beenden. Die bereits von Präsident Selenskyi ins Gespräch gebrachten Angebote an Moskau ‒ mögliche Neutralität, Einigung über die Anerkennung der Krim und Referenden über den zukünftigen Status der Donbass-Republiken ‒ bieten dazu eine reelle Chance.

Verhandlungen über den raschen Rückzug der russischen Truppen und die Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine sollten durch eigene Vorschläge der NATO-Staaten bezüglich berechtigter Sicherheitsinteressen Russlands und seinen Nachbarstaaten unterstützt werden.

Um jetzt weitere massive Zerstörungen der Städte so schnell wie möglich zu stoppen und Waffenstillstandsverhandlungen zu beschleunigen, sollte die Bundesregierung anregen, dass sich die derzeit belagerten, am meisten gefährdeten und bisher weitgehend unzerstörten Städte, wie Kiew, Charkiw und Odessa zu „unverteidigten Städten“ gemäß dem I. Zusatzprotokoll des Genfer Abkommen von 1949 erklären. Durch das bereits in der Haager Landkriegsordnung definierte Konzept konnten im Zweiten Weltkrieg zahlreiche Städte ihre Verwüstung verhindern.

Die vorherrschende Kriegslogik muss durch eine mutige Friedenslogik ersetzt und eine neue europäische und globale Friedensarchitektur unter Einschluss Russlands und Chinas geschaffen werden. Unser Land darf hier nicht am Rand stehen, sondern muss eine aktive Rolle einnehmen.

Hochachtungsvoll,

PD Dr. Johannes M. Becker, Politologe, ehem. Geschäftsführer des Zentrums für
Konfliktforschung in Marburg

Daniela Dahn, Journalistin, Schriftstellerin und Publizistin, Pen-Mitglied

Dr. Rolf Gössner, Rechtsanwalt und Publizist, Internationale Liga für Menschenrechte

Jürgen Grässlin, Bundessprecher DFG-VK und Aktion Aufschrei ‒ Stoppt den Waffenhandel!

Joachim Guilliard, Publizist

Dr. Luc Jochimsen, Journalistin, Fernsehredakteurin, MdB 2005-2013

Christoph Krämer, Chirurg, Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges IPPNW (deutsche Sektion)

Prof. Dr. Karin Kulow, Politikwissenschaftlerin

Dr. Helmut Lohrer, Arzt, International Councilor, IPPNW (deutsche Sektion)

Prof. Dr. Mohssen Massarrat, Politik- und Wirtschaftswissenschaftler

Dr. Hans Misselwitz, Grundwertekommission der SPD

Ruth Misselwitz, evangelische Theologin, ehem. Vorsitzende von Aktion Sühnezeichen
Friedensdienste

Prof. Dr. Norman Paech, Völkerrechtler, ehem. Mitglied des Deutschen Bundestages

Prof. Dr. Werner Ruf, Politikwissenschaftler und Soziologe

Prof. Dr. Gert Sommer, Psychologe, ehem. Direktoriummitglied des Zentrums für
Konfliktforschung in Marburg

Hans Christoph Graf von Sponeck, ehem. Beigeordneter Generalsekretär der UNO

Dr. Antje Vollmer, ehem. Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages

Konstantin Wecker, Musiker, Komponist und Autor
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👆Dank dir!
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Erstmal danke für deine offenen Worte, wie es dir geht und was das mit dir macht.

Letztlich bist du da, wo ich schon vor einigen Wochen war.
Die Ukraine wird diesen Krieg nicht gewinnen können. Und das heißt, dass es irgendwann dazu kommen wird, dass Russland Fakten schafft. Ob dann etwas von der Ukraine übrigbleibt, in welchem Zustand sich, wenn überhaupt, dieses Übrigbleibsel von Russlands Gnaden,  befinden wird, wie viele Menschen dafür dann noch sterben müssen, ohne dass es irgendwas am Ergebnis ändert, das ist die Frage die im Raum steht.
Derzeit hat die Ukraine noch etwas zu gewinnen, derzeit hat sie noch Verhandlungsmasse. Jetzt muss Selensky versuchen zu retten was zu retten ist.
All die frommen Wünsche, Putins Regime möge in sich zusammen fallen wie ein Kartenhaus waren und sind erwiesenermaßen reinem, naiven Wunschdenken geschuldet.

Nach wie vor erschreckt es mich, mit welcher Rethorik hier teilweise ein immer sinnloser werdender Widerstand der Ukraine befeuert wird.
Dieser Widerstand wird zehntausende das Leben kosten, nicht nur die Heimat - nein - das Leben.
Dieser Krieg ist schreiendes Unrecht, getrieben von Nationslismus und Großmachtsbegehren des Drecksfaschisten im Kremel.
Und trotzdem wird um einen Weltenbrand zu verhindern, niemand aktiv in diesen Krieg eingreifen.
Die Logik des Hochrüstens, in diesem Krieg findet sie ihre perverse Vollendung!
Jeder Staat, jede Region die nicht durch eine Atommacht grschützt wird, läuft Gefahr von einer solchen "kassiert" zu werden.
Hier setzt Pazifismus eigentlich an, keine Situation entstehen zu lassen, die solche Ausweglosigkeit bedingt. Jetzt, im Krieg, ist Pazifismus wohl auch deshalb dieser Häme und hasserfüllten Kritik ausgesetzt, weil er keine Mittel für die heiße Phase der Auseinandersetzung hat.
Was dem Pazifusten bleibt ist, den Menschen im Blick zu behalten und dafür zu sprechen, dass Vernunft handlungsleitend wird. Nicht Rachsucht oder Heldenverehrung.
Der Sockel der Helden im Krieg ist aus Leichen gebaut.

In diesem Sinne erlaube ich mir, den offenen Brief an den Bundeskanzler hier einzustellen.
Als Stimme des Humanismus und der Vernunft!

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Scholz,

wir sind Menschen unterschiedlicher Herkunft, politischer Einstellungen und Positionen gegenüber der Politik der NATO, Russlands und der Bundesregierung. Wir alle verurteilen zutiefst diesen durch nichts zu rechtfertigenden Krieg Russlands in der Ukraine. Uns eint, dass wir gemeinsam vor einer unbeherrschbaren Ausweitung des Krieges mit unabsehbaren Folgen für die gesamte Welt warnen und uns gegen eine Verlängerung des Krieges und Blutvergießens mit Waffenlieferungen einsetzen.
Mit der Lieferung von Waffen haben sich Deutschland und weitere NATO-Staaten de facto zur Kriegspartei gemacht. Und somit ist die Ukraine auch zum Schlachtfeld für den sich seit Jahren zuspitzenden Konflikt zwischen der NATO und Russland über die Sicherheitsordnung in Europa geworden.

Dieser brutale Krieg mitten in Europa wird auf dem Rücken der ukrainischen Bevölkerung ausgetragen. Der nun entfesselte Wirtschaftskrieg gefährdet gleichzeitig die Versorgung der Menschen in Russland und vieler armer Länder weltweit.

Berichte über Kriegsverbrechen häufen sich. Auch wenn sie unter den herrschenden Bedingungen schwer zu verifizieren sind, so ist davon auszugehen, dass in diesem Krieg, wie in anderen zuvor, Gräueltaten begangen werden und die Brutalität mit seiner Dauer zunimmt. Ein Grund mehr, ihn rasch zu beenden.

Der Krieg birgt die reale Gefahr einer Ausweitung und nicht mehr zu kontrollierenden militärischen Eskalation ‒ ähnlich der im Ersten Weltkrieg. Es werden Rote Linien gezogen, die dann von Akteuren und Hasardeuren auf beiden Seiten übertreten werden, und die Spirale ist wieder eine Stufe weiter. Wenn Verantwortung tragende Menschen wie Sie, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, diese Entwicklung nicht stoppen, steht am Ende wieder der ganz große Krieg. Nur diesmal mit Atomwaffen, weitreichender Verwüstung und dem Ende der menschlichen Zivilisation. Die Vermeidung von immer mehr Opfern, Zerstörungen und einer weiteren gefährlichen Eskalation muss daher absoluten Vorrang haben.

Trotz zwischenzeitlicher Erfolgsmeldungen der ukrainischen Armee: Sie ist der russischen weit unterlegen und hat kaum eine Chance, diesen Krieg zu gewinnen. Der Preis eines längeren militärischen Widerstands wird ‒ unabhängig von einem möglichen Erfolg ‒ noch mehr zerstörte Städte und Dörfer und noch größere Opfer unter der ukrainischen Bevölkerung sein. Waffenlieferungen und militärische Unterstütz­ung durch die NATO verlängern den Krieg und rücken eine diplomatische Lösung in weite Ferne.

Es ist richtig, die Forderung „Die Waffen nieder!“ in erste Linie an die russische Seite zu stellen. Doch müssen gleichzeitig weitere Schritte unternommen werden, das Blutvergießen und die Vertreibung der Menschen so schnell wie möglich zu beenden.

So bitter das Zurückweichen vor völkerrechtswidriger Gewalt auch ist, es ist die einzig realistische und humane Alternative zu einem langen zermürbenden Krieg. Der erste und wichtigste Schritt dazu wäre ein Stopp aller Waffenlieferungen in die Ukraine, verbunden mit einem auszuhandelnden sofortigen Waffenstillstand.

Wir fordern daher die Bundesregierung, die EU- und NATO-Staaten auf, die Waffenlieferungen an die ukrainischen Truppen einzustellen und die Regierung in Kiew zu ermutigen, den militär­ischen Widerstand ‒ gegen die Zusicherung von Verhandlungen über einen Waffenstillstand und eine politische Lösung ‒ zu beenden. Die bereits von Präsident Selenskyi ins Gespräch gebrachten Angebote an Moskau ‒ mögliche Neutralität, Einigung über die Anerkennung der Krim und Referenden über den zukünftigen Status der Donbass-Republiken ‒ bieten dazu eine reelle Chance.

Verhandlungen über den raschen Rückzug der russischen Truppen und die Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine sollten durch eigene Vorschläge der NATO-Staaten bezüglich berechtigter Sicherheitsinteressen Russlands und seinen Nachbarstaaten unterstützt werden.

Um jetzt weitere massive Zerstörungen der Städte so schnell wie möglich zu stoppen und Waffenstillstandsverhandlungen zu beschleunigen, sollte die Bundesregierung anregen, dass sich die derzeit belagerten, am meisten gefährdeten und bisher weitgehend unzerstörten Städte, wie Kiew, Charkiw und Odessa zu „unverteidigten Städten“ gemäß dem I. Zusatzprotokoll des Genfer Abkommen von 1949 erklären. Durch das bereits in der Haager Landkriegsordnung definierte Konzept konnten im Zweiten Weltkrieg zahlreiche Städte ihre Verwüstung verhindern.

Die vorherrschende Kriegslogik muss durch eine mutige Friedenslogik ersetzt und eine neue europäische und globale Friedensarchitektur unter Einschluss Russlands und Chinas geschaffen werden. Unser Land darf hier nicht am Rand stehen, sondern muss eine aktive Rolle einnehmen.

Hochachtungsvoll,

PD Dr. Johannes M. Becker, Politologe, ehem. Geschäftsführer des Zentrums für
Konfliktforschung in Marburg

Daniela Dahn, Journalistin, Schriftstellerin und Publizistin, Pen-Mitglied

Dr. Rolf Gössner, Rechtsanwalt und Publizist, Internationale Liga für Menschenrechte

Jürgen Grässlin, Bundessprecher DFG-VK und Aktion Aufschrei ‒ Stoppt den Waffenhandel!

Joachim Guilliard, Publizist

Dr. Luc Jochimsen, Journalistin, Fernsehredakteurin, MdB 2005-2013

Christoph Krämer, Chirurg, Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges IPPNW (deutsche Sektion)

Prof. Dr. Karin Kulow, Politikwissenschaftlerin

Dr. Helmut Lohrer, Arzt, International Councilor, IPPNW (deutsche Sektion)

Prof. Dr. Mohssen Massarrat, Politik- und Wirtschaftswissenschaftler

Dr. Hans Misselwitz, Grundwertekommission der SPD

Ruth Misselwitz, evangelische Theologin, ehem. Vorsitzende von Aktion Sühnezeichen
Friedensdienste

Prof. Dr. Norman Paech, Völkerrechtler, ehem. Mitglied des Deutschen Bundestages

Prof. Dr. Werner Ruf, Politikwissenschaftler und Soziologe

Prof. Dr. Gert Sommer, Psychologe, ehem. Direktoriummitglied des Zentrums für
Konfliktforschung in Marburg

Hans Christoph Graf von Sponeck, ehem. Beigeordneter Generalsekretär der UNO

Dr. Antje Vollmer, ehem. Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages

Konstantin Wecker, Musiker, Komponist und Autor
#
Mir fehlen die Worte.
Es tut so weh, solch einen obszönen Text hier lesen zu müssen.
Lasst endlich den Kriegsverbrecher durch.
Diese Parole hätten wir den Menschen im Warschauer Ghetto und den Alliierten im WK2 zurufen sollen?
Die Waffen nieder, damit Putin triumphiert?
#
Erstmal danke für deine offenen Worte, wie es dir geht und was das mit dir macht.

Letztlich bist du da, wo ich schon vor einigen Wochen war.
Die Ukraine wird diesen Krieg nicht gewinnen können. Und das heißt, dass es irgendwann dazu kommen wird, dass Russland Fakten schafft. Ob dann etwas von der Ukraine übrigbleibt, in welchem Zustand sich, wenn überhaupt, dieses Übrigbleibsel von Russlands Gnaden,  befinden wird, wie viele Menschen dafür dann noch sterben müssen, ohne dass es irgendwas am Ergebnis ändert, das ist die Frage die im Raum steht.
Derzeit hat die Ukraine noch etwas zu gewinnen, derzeit hat sie noch Verhandlungsmasse. Jetzt muss Selensky versuchen zu retten was zu retten ist.
All die frommen Wünsche, Putins Regime möge in sich zusammen fallen wie ein Kartenhaus waren und sind erwiesenermaßen reinem, naiven Wunschdenken geschuldet.

Nach wie vor erschreckt es mich, mit welcher Rethorik hier teilweise ein immer sinnloser werdender Widerstand der Ukraine befeuert wird.
Dieser Widerstand wird zehntausende das Leben kosten, nicht nur die Heimat - nein - das Leben.
Dieser Krieg ist schreiendes Unrecht, getrieben von Nationslismus und Großmachtsbegehren des Drecksfaschisten im Kremel.
Und trotzdem wird um einen Weltenbrand zu verhindern, niemand aktiv in diesen Krieg eingreifen.
Die Logik des Hochrüstens, in diesem Krieg findet sie ihre perverse Vollendung!
Jeder Staat, jede Region die nicht durch eine Atommacht grschützt wird, läuft Gefahr von einer solchen "kassiert" zu werden.
Hier setzt Pazifismus eigentlich an, keine Situation entstehen zu lassen, die solche Ausweglosigkeit bedingt. Jetzt, im Krieg, ist Pazifismus wohl auch deshalb dieser Häme und hasserfüllten Kritik ausgesetzt, weil er keine Mittel für die heiße Phase der Auseinandersetzung hat.
Was dem Pazifusten bleibt ist, den Menschen im Blick zu behalten und dafür zu sprechen, dass Vernunft handlungsleitend wird. Nicht Rachsucht oder Heldenverehrung.
Der Sockel der Helden im Krieg ist aus Leichen gebaut.

In diesem Sinne erlaube ich mir, den offenen Brief an den Bundeskanzler hier einzustellen.
Als Stimme des Humanismus und der Vernunft!

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Scholz,

wir sind Menschen unterschiedlicher Herkunft, politischer Einstellungen und Positionen gegenüber der Politik der NATO, Russlands und der Bundesregierung. Wir alle verurteilen zutiefst diesen durch nichts zu rechtfertigenden Krieg Russlands in der Ukraine. Uns eint, dass wir gemeinsam vor einer unbeherrschbaren Ausweitung des Krieges mit unabsehbaren Folgen für die gesamte Welt warnen und uns gegen eine Verlängerung des Krieges und Blutvergießens mit Waffenlieferungen einsetzen.
Mit der Lieferung von Waffen haben sich Deutschland und weitere NATO-Staaten de facto zur Kriegspartei gemacht. Und somit ist die Ukraine auch zum Schlachtfeld für den sich seit Jahren zuspitzenden Konflikt zwischen der NATO und Russland über die Sicherheitsordnung in Europa geworden.

Dieser brutale Krieg mitten in Europa wird auf dem Rücken der ukrainischen Bevölkerung ausgetragen. Der nun entfesselte Wirtschaftskrieg gefährdet gleichzeitig die Versorgung der Menschen in Russland und vieler armer Länder weltweit.

Berichte über Kriegsverbrechen häufen sich. Auch wenn sie unter den herrschenden Bedingungen schwer zu verifizieren sind, so ist davon auszugehen, dass in diesem Krieg, wie in anderen zuvor, Gräueltaten begangen werden und die Brutalität mit seiner Dauer zunimmt. Ein Grund mehr, ihn rasch zu beenden.

Der Krieg birgt die reale Gefahr einer Ausweitung und nicht mehr zu kontrollierenden militärischen Eskalation ‒ ähnlich der im Ersten Weltkrieg. Es werden Rote Linien gezogen, die dann von Akteuren und Hasardeuren auf beiden Seiten übertreten werden, und die Spirale ist wieder eine Stufe weiter. Wenn Verantwortung tragende Menschen wie Sie, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, diese Entwicklung nicht stoppen, steht am Ende wieder der ganz große Krieg. Nur diesmal mit Atomwaffen, weitreichender Verwüstung und dem Ende der menschlichen Zivilisation. Die Vermeidung von immer mehr Opfern, Zerstörungen und einer weiteren gefährlichen Eskalation muss daher absoluten Vorrang haben.

Trotz zwischenzeitlicher Erfolgsmeldungen der ukrainischen Armee: Sie ist der russischen weit unterlegen und hat kaum eine Chance, diesen Krieg zu gewinnen. Der Preis eines längeren militärischen Widerstands wird ‒ unabhängig von einem möglichen Erfolg ‒ noch mehr zerstörte Städte und Dörfer und noch größere Opfer unter der ukrainischen Bevölkerung sein. Waffenlieferungen und militärische Unterstütz­ung durch die NATO verlängern den Krieg und rücken eine diplomatische Lösung in weite Ferne.

Es ist richtig, die Forderung „Die Waffen nieder!“ in erste Linie an die russische Seite zu stellen. Doch müssen gleichzeitig weitere Schritte unternommen werden, das Blutvergießen und die Vertreibung der Menschen so schnell wie möglich zu beenden.

So bitter das Zurückweichen vor völkerrechtswidriger Gewalt auch ist, es ist die einzig realistische und humane Alternative zu einem langen zermürbenden Krieg. Der erste und wichtigste Schritt dazu wäre ein Stopp aller Waffenlieferungen in die Ukraine, verbunden mit einem auszuhandelnden sofortigen Waffenstillstand.

Wir fordern daher die Bundesregierung, die EU- und NATO-Staaten auf, die Waffenlieferungen an die ukrainischen Truppen einzustellen und die Regierung in Kiew zu ermutigen, den militär­ischen Widerstand ‒ gegen die Zusicherung von Verhandlungen über einen Waffenstillstand und eine politische Lösung ‒ zu beenden. Die bereits von Präsident Selenskyi ins Gespräch gebrachten Angebote an Moskau ‒ mögliche Neutralität, Einigung über die Anerkennung der Krim und Referenden über den zukünftigen Status der Donbass-Republiken ‒ bieten dazu eine reelle Chance.

Verhandlungen über den raschen Rückzug der russischen Truppen und die Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine sollten durch eigene Vorschläge der NATO-Staaten bezüglich berechtigter Sicherheitsinteressen Russlands und seinen Nachbarstaaten unterstützt werden.

Um jetzt weitere massive Zerstörungen der Städte so schnell wie möglich zu stoppen und Waffenstillstandsverhandlungen zu beschleunigen, sollte die Bundesregierung anregen, dass sich die derzeit belagerten, am meisten gefährdeten und bisher weitgehend unzerstörten Städte, wie Kiew, Charkiw und Odessa zu „unverteidigten Städten“ gemäß dem I. Zusatzprotokoll des Genfer Abkommen von 1949 erklären. Durch das bereits in der Haager Landkriegsordnung definierte Konzept konnten im Zweiten Weltkrieg zahlreiche Städte ihre Verwüstung verhindern.

Die vorherrschende Kriegslogik muss durch eine mutige Friedenslogik ersetzt und eine neue europäische und globale Friedensarchitektur unter Einschluss Russlands und Chinas geschaffen werden. Unser Land darf hier nicht am Rand stehen, sondern muss eine aktive Rolle einnehmen.

Hochachtungsvoll,

PD Dr. Johannes M. Becker, Politologe, ehem. Geschäftsführer des Zentrums für
Konfliktforschung in Marburg

Daniela Dahn, Journalistin, Schriftstellerin und Publizistin, Pen-Mitglied

Dr. Rolf Gössner, Rechtsanwalt und Publizist, Internationale Liga für Menschenrechte

Jürgen Grässlin, Bundessprecher DFG-VK und Aktion Aufschrei ‒ Stoppt den Waffenhandel!

Joachim Guilliard, Publizist

Dr. Luc Jochimsen, Journalistin, Fernsehredakteurin, MdB 2005-2013

Christoph Krämer, Chirurg, Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges IPPNW (deutsche Sektion)

Prof. Dr. Karin Kulow, Politikwissenschaftlerin

Dr. Helmut Lohrer, Arzt, International Councilor, IPPNW (deutsche Sektion)

Prof. Dr. Mohssen Massarrat, Politik- und Wirtschaftswissenschaftler

Dr. Hans Misselwitz, Grundwertekommission der SPD

Ruth Misselwitz, evangelische Theologin, ehem. Vorsitzende von Aktion Sühnezeichen
Friedensdienste

Prof. Dr. Norman Paech, Völkerrechtler, ehem. Mitglied des Deutschen Bundestages

Prof. Dr. Werner Ruf, Politikwissenschaftler und Soziologe

Prof. Dr. Gert Sommer, Psychologe, ehem. Direktoriummitglied des Zentrums für
Konfliktforschung in Marburg

Hans Christoph Graf von Sponeck, ehem. Beigeordneter Generalsekretär der UNO

Dr. Antje Vollmer, ehem. Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages

Konstantin Wecker, Musiker, Komponist und Autor
#
FrankenAdler schrieb:

Letztlich bist du da, wo ich schon vor einigen Wochen war.


Ich bin aber weiterhin der Meinung, dass Du zu früh an dem Punkt warst. Also zu früh dahingehend, dass die Ukraine klar machen konnte, welchen Preis auch Russland zahlen wird, wenn der Krieg lange währt. Aktuell sehe ich aber die Ukraine an dem "toten Punkt" angekommen, wo sie entscheiden muss, ob sie einen vielleicht jahrelangen Krieg in Kauf nehmen will oder mit einem dreckigen Minsk-Abkommen Teil 2 mit ungewissem Ausgang weiter machen möchte (halt nur die Front 100 km tiefer ins Land gedrückt plus Annektion vom Donbass).

FrankenAdler schrieb:


Nach wie vor erschreckt es mich, mit welcher Rethorik hier teilweise ein immer sinnloser werdender Widerstand der Ukraine befeuert wird.


Naja, um ehrlich zu sein, fand ich Deine Beiträge hier auch manchmal erschreckend. Da kamen zu Beginn Aussagen wie: "Auch die Heldenromantik, die hier auf die absolut unterlegenen ukrainischen Streitkräfte und deren aufrechten Präsidenten projeziert wird, dürfte sich binnen Tagen erledigt haben." , was sich nicht bewahrheitet hat. Begriffe wie Abschreckungsgeilheit , Polemik , arrogantes Niedermachen von anderen Meinungen. Und noch so manches mehr. Vor allem, weil ich weiß, dass Du das eben nicht nötig hast. Genauso wenig wie es Brodo nötig hat in seinen Beiträgen schon mal vorwegzunehmen, was wen hier wie bald triggern könnte. Um mal ein Gegenbeispiel zu benennen.

Letztlich ging es Dir darum Menschenleben kurzfristig zu retten. Ich weiß aber nicht, ob dadurch langfristig mehr Menschenleben gerettet werden. Das ist aber spekulativ. Und es ging Dir darum klar zu machen, dass Putin nicht gestürzt wird und Putin alles tun wird, um seine Ziele durchzusetzen. Ich musste auch oft stutzen, wenn dann unter Zeitungen geschrieben wurde, dass Putin bald gestürzt werde... Das ist Russland. Das dauert Jahre, bis sich genug Seilschaften und genug Druck entwickelt intern, damit so jemand gestürzt wird. Und extern wird eh notfalls niedergeschossen.

Bzgl. Aufrüsten etc. bin ich entgegengesetzter Meinung als Du. Meines Erachtens ist das, was in dem offenen Brief steht und diese ganze Haltung genau das, was Putin will. Er verbreitet Terror und hofft, dass die Gegenseite aufgibt, um den Terror durch Aufgabe zu stoppen. Da steht dann "So bitter das Zurückweichen vor völkerrechtswidriger Gewalt auch ist, es ist die einzig realistische und humane Alternative zu einem langen zermürbenden Krieg"... Aber was denkt Putin, wenn wir zurückweichen? Genau. Dass wir auch zurückweichen, wenn es Moldawien trifft. Wenn es Georgien trifft, wenn es vielleicht irgendwann das Baltikum trifft. Selbst wenn letzteres in der NATO ist. Wir haben ja genug Menschen, die immer noch lieber "kniend leben statt stehend sterben" wollen. Für jemanden, dem der Tod anderer egal ist, sind Menschen, denen ihr Tod nicht egal ist, schwach. Für mich ist der Brief eben auch naiv.

Wie gesagt... Bzgl. der mittelfristigen Einschätzung des Konflikts sind wir schon ziemlich einer Meinung, was Möglichkeiten und Probleme angeht, wir haben nur andere Strategien und Ansätze.

Just my two cents.
#
Mir fehlen die Worte.
Es tut so weh, solch einen obszönen Text hier lesen zu müssen.
Lasst endlich den Kriegsverbrecher durch.
Diese Parole hätten wir den Menschen im Warschauer Ghetto und den Alliierten im WK2 zurufen sollen?
Die Waffen nieder, damit Putin triumphiert?
#
edmund schrieb:

Mir fehlen die Worte.
Es tut so weh, solch einen obszönen Text hier lesen zu müssen.
Lasst endlich den Kriegsverbrecher durch.
Diese Parole hätten wir den Menschen im Warschauer Ghetto und den Alliierten im WK2 zurufen sollen?
Die Waffen nieder, damit Putin triumphiert?


Dann möchtest du, dass wie damals im 2. Weltkrieg, Alliierte den Kampf gegen Russland aufnehmen, einen neuen Weltenbrand?
Dein Vergleich mit dem Warschauer Ghetto spottet jeder Beschreibung.
Worum es jetzt geht wäre, um in deinem zynischen "Bild" zu bleiben, Pistolen in's Ghetto zu schmuggeln und dann davor stehen und ohne weitere Beteiligung anfeuern.
Also was jetzt?
Monatelang den Menschen in der Ukraine beim sterben zusehen und sie mit Waffen ausrüsten, damit das immer schön so weiter geht - ohne positive Perspektive oder tatsächlich den Atomkrieg in Kauf nehmen um Putin Grenzen zu setzen!

Butter bei die Fische! Ross und Reitet nennen, statt rumzumoralisieren!
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FrankenAdler schrieb:

Letztlich bist du da, wo ich schon vor einigen Wochen war.


Ich bin aber weiterhin der Meinung, dass Du zu früh an dem Punkt warst. Also zu früh dahingehend, dass die Ukraine klar machen konnte, welchen Preis auch Russland zahlen wird, wenn der Krieg lange währt. Aktuell sehe ich aber die Ukraine an dem "toten Punkt" angekommen, wo sie entscheiden muss, ob sie einen vielleicht jahrelangen Krieg in Kauf nehmen will oder mit einem dreckigen Minsk-Abkommen Teil 2 mit ungewissem Ausgang weiter machen möchte (halt nur die Front 100 km tiefer ins Land gedrückt plus Annektion vom Donbass).

FrankenAdler schrieb:


Nach wie vor erschreckt es mich, mit welcher Rethorik hier teilweise ein immer sinnloser werdender Widerstand der Ukraine befeuert wird.


Naja, um ehrlich zu sein, fand ich Deine Beiträge hier auch manchmal erschreckend. Da kamen zu Beginn Aussagen wie: "Auch die Heldenromantik, die hier auf die absolut unterlegenen ukrainischen Streitkräfte und deren aufrechten Präsidenten projeziert wird, dürfte sich binnen Tagen erledigt haben." , was sich nicht bewahrheitet hat. Begriffe wie Abschreckungsgeilheit , Polemik , arrogantes Niedermachen von anderen Meinungen. Und noch so manches mehr. Vor allem, weil ich weiß, dass Du das eben nicht nötig hast. Genauso wenig wie es Brodo nötig hat in seinen Beiträgen schon mal vorwegzunehmen, was wen hier wie bald triggern könnte. Um mal ein Gegenbeispiel zu benennen.

Letztlich ging es Dir darum Menschenleben kurzfristig zu retten. Ich weiß aber nicht, ob dadurch langfristig mehr Menschenleben gerettet werden. Das ist aber spekulativ. Und es ging Dir darum klar zu machen, dass Putin nicht gestürzt wird und Putin alles tun wird, um seine Ziele durchzusetzen. Ich musste auch oft stutzen, wenn dann unter Zeitungen geschrieben wurde, dass Putin bald gestürzt werde... Das ist Russland. Das dauert Jahre, bis sich genug Seilschaften und genug Druck entwickelt intern, damit so jemand gestürzt wird. Und extern wird eh notfalls niedergeschossen.

Bzgl. Aufrüsten etc. bin ich entgegengesetzter Meinung als Du. Meines Erachtens ist das, was in dem offenen Brief steht und diese ganze Haltung genau das, was Putin will. Er verbreitet Terror und hofft, dass die Gegenseite aufgibt, um den Terror durch Aufgabe zu stoppen. Da steht dann "So bitter das Zurückweichen vor völkerrechtswidriger Gewalt auch ist, es ist die einzig realistische und humane Alternative zu einem langen zermürbenden Krieg"... Aber was denkt Putin, wenn wir zurückweichen? Genau. Dass wir auch zurückweichen, wenn es Moldawien trifft. Wenn es Georgien trifft, wenn es vielleicht irgendwann das Baltikum trifft. Selbst wenn letzteres in der NATO ist. Wir haben ja genug Menschen, die immer noch lieber "kniend leben statt stehend sterben" wollen. Für jemanden, dem der Tod anderer egal ist, sind Menschen, denen ihr Tod nicht egal ist, schwach. Für mich ist der Brief eben auch naiv.

Wie gesagt... Bzgl. der mittelfristigen Einschätzung des Konflikts sind wir schon ziemlich einer Meinung, was Möglichkeiten und Probleme angeht, wir haben nur andere Strategien und Ansätze.

Just my two cents.
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Ich sehe das Dilemma. Ich sehe aber wie du den toten Punkt. Jetzt muss entweder durch Dritte ein Eingreifen stattfindem - und wir wissen alle was das bedeuten würde oder es muss ein Ende gefunden werden.
Moldawien, Georgien müssen unter den derzeitigen Gegebenheiten zumindest in eine Assoziation mit der Nato treten. Truppenpräsenz in Moldawien und Georgien wird notwendig sein um Putin Grenzen zu setzen.
Entscheidend wird sein, den Faschisten dauerhaft wirtschaftlich abzuschneiden.


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