Der Zero-Covid Ansatz für Deutschland stammt aus dem Jahresanfang 2021, als gerade die ersten Menschen ihre Impfung erhielten. Zu dem Zeitpunkt war das eine Möglichkeit Menschenleben zu retten. Wichtig ist in meinen Augen sich daran zu erinnern, dass es bei der für Deutschland in den Raum gebrachten Zero-Covid-Strategie darum ging, die Infektionszahlen möglichst gering zu halten, um ganz gezielt über Kontaktverfolgung weitere Verbreitung unterbinden zu können. Langfristige und wiederkehrende flächendeckende Schließungen sollten verhindert werden.
Schon klar. Dabei wurden aber sowohl die Wirkmacht der Impfungen, als auch die Mutationsgeschwindigkeit des Virus massiv unterschätzt. Die Menschen, die immunschwach oder besonders gefährdet sind, sterben trotz Impfung immer noch. Wenn es um irgendwas ging, dann darum das kaputt gesparte Gesundheitssystem vor dem totalen Kollaps zu bewahren.
Ganz davon abgesehen, muss man heute einfach eingestehen, dass wir unfassbare Kollateralschäden durch die monatelangen Kontaktbeschränkungen erzeugt haben. Zwei komplette Geburtsjahrgänge ohne trainiertes Immunsystem, zwei Einschulungsjahrgänge ohne stabile soziale Bezugsrahmen, vier Semester Studienanfänge ohne Bezugs- und Unterstützungsrahmen. Wir haben nebenbei das gesamte psychiatrische und therapeutische Netz auf Jahre hinaus in die Überlastung geführt. Jugendhilfe und Kinderkliniken sind am Zusammenbrechen, die Struktur der Arbeitsförderung ist weitgehend zerstört und in allen sozialen und pflegerischen Berufen haben massenweise Fachkräfte die Grätsche gemacht. Ein Komplettlockdown im Sinne der Null-Covid-Strategie hätte weiten Teilen der benannten Struktur komplett den Rest gegeben.
Ich habe momentan in fast jeder 9. oder 10. Klasse 2-3 Mädchen mit Depressionen und/oder Suizidgedanken. Alle in Therapie, meist ambulant mittlerweile einige aber auch stationär, wenn sie denn das Glück haben, einen Platz zu bekommen. In einem Fall übernehmen wir das Kind morgens direkt von den Eltern, weil die Angst haben, es auch nur eine Sekunde alleine zu lassen. Dazu kommen in den 5. Klassen massive Lücken in der Rechtschreibung und der Sprachbeherrschung. Abischnitt ist aber 0,2 Prozentpunkte besser geworden. Weil man den Lernstoff gekürzt hat.
Bei euch hat dann aber immerhin ein Großteil einen Therapieplatz, wenn ich das richtig herauslese. Bei uns gibt es diverse Fälle, die einfach nirgends unterkommen. In meiner Q3 (Abi-Jahrgang) habe ich zwei Kandidaten, die sich aus Mangel an professioneller Hilfe nun selbst mit Alkohol therapieren und damit auch recht offen umgehen.
Hinzu die von dir geschilderten Lernrückstände, die aber nicht nur die 5er betreffen. Auch die Oberstufe schreibt im Durchschnitt kürzere und inhaltlich schwächere Texte, hat enorme Probleme mit Ausdruck und Satzbau - wurde ja alles zwei Jahre lang nicht verlangt.
Aber ja, der Abischnitt wird wieder mal besser ausfallen als im letzten Jahr. Selbst bei denen, die im März Abi machen, der letzte Lockdown also während der Einführungsphase lag, werden noch im aktuellen Halbjahr munter die Themen gestrichen...
Zum ersten Teil, liegt das wirklich nur an der Corona-Situation oder nehmen die Sachen eher überhand durch das ständige online sein? Ernstgemeinte Frage, da diese Krankheiten generell immer stärker ansteigen. Den zweiten Teil kann ich mir sehr gut vorstellen, ich hatte halt das Glück, das meine Frau Elternzeit hatte und intensiv mit meiner Großen geübt hat und ja sie ist wesentlich besser in Rechtschreibung und Grammatik als ich.
Ganz davon abgesehen, muss man heute einfach eingestehen, dass wir unfassbare Kollateralschäden durch die monatelangen Kontaktbeschränkungen erzeugt haben.
Deine angebrachten Punkte kann ich großteils nachvollziehen, bin aber zu weit weg von den Auswirkungen, um eine Einschätzung darüber vornehmen zu können, wie das abzuwägen wäre.
Ohne Dich damit in Bedrängnis bringen zu wollen fände ich es interessant, ob es inzwischen Untersuchungen gibt, die eine halbwegs vernünftige Gesamtbetrachtung vornehmen. Weißt du dazu etwas?
Mich würde mal interessieren, wie die Befürworter der Null-Covid Strategie (xaver, ldkler) mittlerweile angesichts China auf diesen Ansatz schauen. Da haben wir ja nochmal Glück gehabt, dass sich das bei uns nicht durchgesetzt hat. Auch die Impfdebatte wurde ja in weiten Teilen ad absurdum geführt. Schon heftig, wenn ich heute zurückblicke. Würde noch einmal eine ähnliche Situation entstehen, ich wäre nach dem ersten notwendigen Lockdown angesichts der Kollateralschäden der Covid Maßnahmen raus.
Mich würde mal interessieren, wie die Befürworter der Null-Covid Strategie (xaver, ldkler) mittlerweile angesichts China auf diesen Ansatz schauen. Da haben wir ja nochmal Glück gehabt, dass sich das bei uns nicht durchgesetzt hat. Auch die Impfdebatte wurde ja in weiten Teilen ad absurdum geführt. Schon heftig, wenn ich heute zurückblicke. Würde noch einmal eine ähnliche Situation entstehen, ich wäre nach dem ersten notwendigen Lockdown angesichts der Kollateralschäden der Covid Maßnahmen raus.
Zunächst mal muss man festhalten, dass ein entgegen den ersten Befürchtungen vergleichsweise "glimpflicher" Verlauf der Pandemie in erster Linie den Impfstoffen zuzuschreiben ist. Die hatten wir bei den Lockdowns noch nicht. Alles, was nach den ersten Impfungen an Maßnahmen getroffen wurde, wurde schrittweise zurückgefahren, bis zu einem fast schon unbedeutenden Maß (Maskenpflicht an bestimmten Stellen). Weißt du, was ohne Impfstoffe gewesen wäre, was z. B. mit dir passiert wäre, wenn du nach dem ersten Lockdown "raus" gewesen wärst?
Was du zu den Kollateralschäden schreibst, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Trotzdem eines dazu: war Corona nicht eigentlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? Das Fass, das da hieß: menschliche Unzulänglichkeiten (Erziehung+Bildung), unwürdige soziale Missstände und unzureichende Ausstattung der Sozial-, Erziehungs- und Psycho-Arbeiter?
Was du zu den Kollateralschäden schreibst, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Trotzdem eines dazu: war Corona nicht eigentlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? Das Fass, das da hieß: menschliche Unzulänglichkeiten (Erziehung+Bildung), unwürdige soziale Missstände und unzureichende Ausstattung der Sozial-, Erziehungs- und Psycho-Arbeiter?
Das erklärt aber ja nicht das Mehr an psychischen Auffälligkeiten und Erkrankungen, eher die fehlenden Möglichkeiten darauf zu reagieren bzw. sie besser abzufangen. Wie gesagt, auch wenn ich mit unserer Landesjugendbehörde rede, da ist schon ein deutliches Mehr an Problemen jetzt da als vor 2020 (und da waren es schon genug) und das hat viel mit Corona zu tun, dazu kommt jetzt noch die Ukraine (gliedert mal hunderttausende Kinder ins deutsche System ein und die sind auch noch traumatisiert...)
Und wie ich schon mal schrieb, bzgl. der Spätfolgen der Corona-Zeit plant man bei uns in der Behörde die Maßnahmen derzeit bis 2035. Und das betrifft nur die Jugendhilfe. In wie weit es Sinn gemacht hat vor allem Schulen und Kitas zu schließen, während man kaum darauf geachtet hat, wie Homeoffice usw. durchgesetzt wird...
Zugegebenermaßen hatte aber ein hartes Vorgehen in der 1. Welle und auch in der 2. / 3. Welle (bis die Impfungen Wirkung entfalten haben) kaum Alternativen, die Frage ist nur, ob alles sinnvoll war. Ich wäre aber auch ungern Politiker gewesen.
Zunächst mal muss man festhalten, dass ein entgegen den ersten Befürchtungen vergleichsweise "glimpflicher" Verlauf der Pandemie in erster Linie den Impfstoffen zuzuschreiben ist.
Ist das so? Die Erwartung die im Raum stand war, dass durch das Durchimpfen der Bevölkerung der Pandemie ein Ende gesetzt wird. Wir hatten etliche Diskussionen darüber, dass die Impfquote zu gering ist und wir deshalb Angst vor der Überlastung des Gesundheitssystems haben müssen. Tatsächlich muss man Rückblickend sagen, dassdie gsnze Nummer vor allem deshalb glimpflich ablief, weil das Virus durch Mutation an Schärfe verloren hat UND die Impfung die Zeit bis zu dieser Entschärfung einigermaßen gebrückt hat. Ein Ende ist in Sicht, weil das Virus jetzt durchgerauscht ist. Die Impfungen haben etliche Leben gerettet. Als alleinigen Gamechanger sehe ich sie nicht.
WürzburgerAdler schrieb:
Was du zu den Kollateralschäden schreibst, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Trotzdem eines dazu: war Corona nicht eigentlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? Das Fass, das da hieß: menschliche Unzulänglichkeiten (Erziehung+Bildung), unwürdige soziale Missstände und unzureichende Ausstattung der Sozial-, Erziehungs- und Psycho-Arbeiter?
Klar waren wir schon lange auf Kante. Trotzdem muss man das was an Maßnahmen ergriffen wurde im Kontext der Realität sehen. Und die war eben, ein System auf Kante. Schon im Winter 20 wurde das von Professoren und Praktikern aus Schule, Kinder- und Jugendhilfe, -psychiatrie und -therapie deutlich benannt. Das heißt, dass man die Situation die jetzt da ist, wissentlich bereit war in Kauf zu nehmen. Man hat priorisiert - und schweigt es jetzt tot!
Nur als Beispiel: man weiß wie die Situation bezüglich Fachkräften derzeit ist: beschissen. Und man weiß, dass es Jahre dauern wird. Trotzdem hat man, weil es sich gut anhört, einen Rechtsanspruch auf Betreuung für Kinder im Schulalter verankert - wohlwissend, dass man nicht mal dazu in der Lage ist den bereits existierenden Rechtsanspruch auf Betreuung im Vorschulalter zu wuppen. Man weiß was man tut.
Mich würde mal interessieren, wie die Befürworter der Null-Covid Strategie (xaver, ldkler) mittlerweile angesichts China auf diesen Ansatz schauen. Da haben wir ja nochmal Glück gehabt, dass sich das bei uns nicht durchgesetzt hat. Auch die Impfdebatte wurde ja in weiten Teilen ad absurdum geführt. Schon heftig, wenn ich heute zurückblicke. Würde noch einmal eine ähnliche Situation entstehen, ich wäre nach dem ersten notwendigen Lockdown angesichts der Kollateralschäden der Covid Maßnahmen raus.
Zunächst mal muss man festhalten, dass ein entgegen den ersten Befürchtungen vergleichsweise "glimpflicher" Verlauf der Pandemie in erster Linie den Impfstoffen zuzuschreiben ist. Die hatten wir bei den Lockdowns noch nicht. Alles, was nach den ersten Impfungen an Maßnahmen getroffen wurde, wurde schrittweise zurückgefahren, bis zu einem fast schon unbedeutenden Maß (Maskenpflicht an bestimmten Stellen). Weißt du, was ohne Impfstoffe gewesen wäre, was z. B. mit dir passiert wäre, wenn du nach dem ersten Lockdown "raus" gewesen wärst?
Was du zu den Kollateralschäden schreibst, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Trotzdem eines dazu: war Corona nicht eigentlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? Das Fass, das da hieß: menschliche Unzulänglichkeiten (Erziehung+Bildung), unwürdige soziale Missstände und unzureichende Ausstattung der Sozial-, Erziehungs- und Psycho-Arbeiter?
Was du zu den Kollateralschäden schreibst, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Trotzdem eines dazu: war Corona nicht eigentlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? Das Fass, das da hieß: menschliche Unzulänglichkeiten (Erziehung+Bildung), unwürdige soziale Missstände und unzureichende Ausstattung der Sozial-, Erziehungs- und Psycho-Arbeiter?
Das erklärt aber ja nicht das Mehr an psychischen Auffälligkeiten und Erkrankungen, eher die fehlenden Möglichkeiten darauf zu reagieren bzw. sie besser abzufangen. Wie gesagt, auch wenn ich mit unserer Landesjugendbehörde rede, da ist schon ein deutliches Mehr an Problemen jetzt da als vor 2020 (und da waren es schon genug) und das hat viel mit Corona zu tun, dazu kommt jetzt noch die Ukraine (gliedert mal hunderttausende Kinder ins deutsche System ein und die sind auch noch traumatisiert...)
Und wie ich schon mal schrieb, bzgl. der Spätfolgen der Corona-Zeit plant man bei uns in der Behörde die Maßnahmen derzeit bis 2035. Und das betrifft nur die Jugendhilfe. In wie weit es Sinn gemacht hat vor allem Schulen und Kitas zu schließen, während man kaum darauf geachtet hat, wie Homeoffice usw. durchgesetzt wird...
Zugegebenermaßen hatte aber ein hartes Vorgehen in der 1. Welle und auch in der 2. / 3. Welle (bis die Impfungen Wirkung entfalten haben) kaum Alternativen, die Frage ist nur, ob alles sinnvoll war. Ich wäre aber auch ungern Politiker gewesen.
Was du zu den Kollateralschäden schreibst, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Trotzdem eines dazu: war Corona nicht eigentlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? Das Fass, das da hieß: menschliche Unzulänglichkeiten (Erziehung+Bildung), unwürdige soziale Missstände und unzureichende Ausstattung der Sozial-, Erziehungs- und Psycho-Arbeiter?
Das erklärt aber ja nicht das Mehr an psychischen Auffälligkeiten und Erkrankungen, eher die fehlenden Möglichkeiten darauf zu reagieren bzw. sie besser abzufangen.
Doch, das tut es eben genau schon. Hätten wir das Personal und die Mittel, besser auf solche Dinge wie Corona reagieren und sie abfangen zu können, würde niemand darüber reden. Tatsache ist aber in meinen Augen, dass die von mir vorgebrachten Punkte die Situation der Betroffenen eben noch wesentlich verschlimmerten, während sie bei Nichtbetroffenen (also in Häusern mit guter Bildung, sozialem Status und ganz anderen Mitteln und Möglichkeiten, mit der Pandemie fertigzuwerden: mehr Platz, Geld für Privatlehrer, Computerausstattung etc.pp.) eben wesentlich leichter zu handeln waren.
Dies gilt ja nicht nur für Corona, sondern auch für alle anderen Krisen, z. B. die Rekordinflation.
Ich habe momentan in fast jeder 9. oder 10. Klasse 2-3 Mädchen mit Depressionen und/oder Suizidgedanken. Alle in Therapie, meist ambulant mittlerweile einige aber auch stationär, wenn sie denn das Glück haben, einen Platz zu bekommen. In einem Fall übernehmen wir das Kind morgens direkt von den Eltern, weil die Angst haben, es auch nur eine Sekunde alleine zu lassen. Dazu kommen in den 5. Klassen massive Lücken in der Rechtschreibung und der Sprachbeherrschung. Abischnitt ist aber 0,2 Prozentpunkte besser geworden. Weil man den Lernstoff gekürzt hat.
Bei euch hat dann aber immerhin ein Großteil einen Therapieplatz, wenn ich das richtig herauslese. Bei uns gibt es diverse Fälle, die einfach nirgends unterkommen. In meiner Q3 (Abi-Jahrgang) habe ich zwei Kandidaten, die sich aus Mangel an professioneller Hilfe nun selbst mit Alkohol therapieren und damit auch recht offen umgehen.
Hinzu die von dir geschilderten Lernrückstände, die aber nicht nur die 5er betreffen. Auch die Oberstufe schreibt im Durchschnitt kürzere und inhaltlich schwächere Texte, hat enorme Probleme mit Ausdruck und Satzbau - wurde ja alles zwei Jahre lang nicht verlangt.
Aber ja, der Abischnitt wird wieder mal besser ausfallen als im letzten Jahr. Selbst bei denen, die im März Abi machen, der letzte Lockdown also während der Einführungsphase lag, werden noch im aktuellen Halbjahr munter die Themen gestrichen...
Mich würde mal interessieren, wie die Befürworter der Null-Covid Strategie (xaver, ldkler) mittlerweile angesichts China auf diesen Ansatz schauen. Da haben wir ja nochmal Glück gehabt, dass sich das bei uns nicht durchgesetzt hat. Auch die Impfdebatte wurde ja in weiten Teilen ad absurdum geführt. Schon heftig, wenn ich heute zurückblicke. Würde noch einmal eine ähnliche Situation entstehen, ich wäre nach dem ersten notwendigen Lockdown angesichts der Kollateralschäden der Covid Maßnahmen raus.
Zunächst mal muss man festhalten, dass ein entgegen den ersten Befürchtungen vergleichsweise "glimpflicher" Verlauf der Pandemie in erster Linie den Impfstoffen zuzuschreiben ist. Die hatten wir bei den Lockdowns noch nicht. Alles, was nach den ersten Impfungen an Maßnahmen getroffen wurde, wurde schrittweise zurückgefahren, bis zu einem fast schon unbedeutenden Maß (Maskenpflicht an bestimmten Stellen). Weißt du, was ohne Impfstoffe gewesen wäre, was z. B. mit dir passiert wäre, wenn du nach dem ersten Lockdown "raus" gewesen wärst?
Was du zu den Kollateralschäden schreibst, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Trotzdem eines dazu: war Corona nicht eigentlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? Das Fass, das da hieß: menschliche Unzulänglichkeiten (Erziehung+Bildung), unwürdige soziale Missstände und unzureichende Ausstattung der Sozial-, Erziehungs- und Psycho-Arbeiter?
Zunächst mal muss man festhalten, dass ein entgegen den ersten Befürchtungen vergleichsweise "glimpflicher" Verlauf der Pandemie in erster Linie den Impfstoffen zuzuschreiben ist.
Ist das so? Die Erwartung die im Raum stand war, dass durch das Durchimpfen der Bevölkerung der Pandemie ein Ende gesetzt wird. Wir hatten etliche Diskussionen darüber, dass die Impfquote zu gering ist und wir deshalb Angst vor der Überlastung des Gesundheitssystems haben müssen. Tatsächlich muss man Rückblickend sagen, dassdie gsnze Nummer vor allem deshalb glimpflich ablief, weil das Virus durch Mutation an Schärfe verloren hat UND die Impfung die Zeit bis zu dieser Entschärfung einigermaßen gebrückt hat. Ein Ende ist in Sicht, weil das Virus jetzt durchgerauscht ist. Die Impfungen haben etliche Leben gerettet. Als alleinigen Gamechanger sehe ich sie nicht.
WürzburgerAdler schrieb:
Was du zu den Kollateralschäden schreibst, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Trotzdem eines dazu: war Corona nicht eigentlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? Das Fass, das da hieß: menschliche Unzulänglichkeiten (Erziehung+Bildung), unwürdige soziale Missstände und unzureichende Ausstattung der Sozial-, Erziehungs- und Psycho-Arbeiter?
Klar waren wir schon lange auf Kante. Trotzdem muss man das was an Maßnahmen ergriffen wurde im Kontext der Realität sehen. Und die war eben, ein System auf Kante. Schon im Winter 20 wurde das von Professoren und Praktikern aus Schule, Kinder- und Jugendhilfe, -psychiatrie und -therapie deutlich benannt. Das heißt, dass man die Situation die jetzt da ist, wissentlich bereit war in Kauf zu nehmen. Man hat priorisiert - und schweigt es jetzt tot!
Nur als Beispiel: man weiß wie die Situation bezüglich Fachkräften derzeit ist: beschissen. Und man weiß, dass es Jahre dauern wird. Trotzdem hat man, weil es sich gut anhört, einen Rechtsanspruch auf Betreuung für Kinder im Schulalter verankert - wohlwissend, dass man nicht mal dazu in der Lage ist den bereits existierenden Rechtsanspruch auf Betreuung im Vorschulalter zu wuppen. Man weiß was man tut.
ich sehe keine Parallelen zwischen dem Ansatz den China fährt und dem NoCovidansatz, der von Wissenschaftlern für Europa vorgeschlagen wurde. Ich bin ehrlich enttäuscht, dass auch Du dieses Narrativ bedienst. Schade.
Training für das Immunsystem gehört, wenn man der Wissenschaft glaubt, ins Bereich der Mythen. Ein Immunsystem braucht kein Training durch Krankheit.
Was allerdings passiert ist, dass Infektionen, die mit Massnahmen nicht oder in verringertem Masse aufgetreten sind, und nach Krankheit eine temporäre Teilimmunität erzeugen, jetzt mit dem fortgesetzten Zurückfahren der Massnahmen nachgeholt werden. Diese Infektionen fallen aber jetzt nicht heftiger aus, nur weil sie letztes Jahr ausgefallen sind, sondern sind jetzt einfach nur mehr. Schütze ich mich, gehe ich um so länger dieser Infektion aus dem Weg.
Isabella Eckerle schreibt dazu auf twitter
Isabella Eckerle schrieb:
Service-Tweet: Es gibt kein "Infektions-Konto", dass man abarbeiten muss, damit man am Ende des Jahres bei null ist. Wenn man sich weniger ansteckt als der Durchschnitt, dann muss man das nicht später nachholen. Man ist dann einfach weniger krank & fehlt weniger (z.B. Schule).
Daten aus Dänemark weissen darauf hin, dass bei RSV der Effekt der ausgefallenen Infektionen sogar positiv gewesen sein könnte. Der Verlauf ist umso heftiger, umso kleiner Kinder sind. D.h. der Jahrgang der RSV jetzt ein oder zwei Jahre später nachholt, hat im Schnitt weniger heftige Verläufe.
Es gibt aber nachwievor die Hypothese, dass durch eine Coronainfektion das Immunsystem angegriffen sein könnte.
D.h. es gibt nachwievor Argumente für zurückhaltende Massnahme, wie Luftfilter im öffentlichen Bereichen (sprich Gesetze für Lufthygiene, wie sie es schon lange bei Wasser gibt) und Regeln für Maskentragen.
FrankenAdler schrieb:
Ist das so? Die Erwartung die im Raum stand war, dass durch das Durchimpfen der Bevölkerung der Pandemie ein Ende gesetzt wird. Wir hatten etliche Diskussionen darüber, dass die Impfquote zu gering ist und wir deshalb Angst vor der Überlastung des Gesundheitssystems haben müssen.
Das war aber nicht die ursprüngliche Erwartungshaltung an einen Impfstoff. Dass der Impfstoff so gut wirken wird, war nicht zu erwarten, dass er auch bei der Vielzahl an Varianten weiterhin so gut wirken wird, war auch nicht zu erwarten.
Aber es ist richtig, dass es eine Zeitlang Hoffnung gab, dass bei der guten Performance der Impfung durch einen hohen Impfgrad die Pandemie beendet werden könnte, aber so ganz sicher war man sich da meines Wissens nicht, es schien aber zumindest mal eine möglicher Weg aus der Pandemie zu sein.
Es wurde aber auch früh vermutet, dass durch eine hohe Anzahl an Infektionen, das Mutationsrisiko erhöht wird. Das war eines der Argumente für eine NoCovid-Strategie.
FrankenAdler schrieb:
Tatsächlich muss man Rückblickend sagen, dassdie gsnze Nummer vor allem deshalb glimpflich ablief, weil das Virus durch Mutation an Schärfe verloren hat UND die Impfung die Zeit bis zu dieser Entschärfung einigermaßen gebrückt hat. Ein Ende ist in Sicht, weil das Virus jetzt durchgerauscht ist. Die Impfungen haben etliche Leben gerettet. Als alleinigen Gamechanger sehe ich sie nicht.
Das Virus hat hauptsächlich durch die Impfung an Schärfe verloren. Das Virus (Omikronvariante) an sich liegt in der Gefährlichkeit immer noch zwischen alpha und delta (näher an alpha), d.h. es ist immer noch gefährlicher als der Wildtyp.
Temporär waren Massnahmen gamechanger, auf längere Sicht war es die Impfung.
FrankenAdler schrieb:
Klar waren wir schon lange auf Kante. Trotzdem muss man das was an Maßnahmen ergriffen wurde im Kontext der Realität sehen. Und die war eben, ein System auf Kante. Schon im Winter 20 wurde das von Professoren und Praktikern aus Schule, Kinder- und Jugendhilfe, -psychiatrie und -therapie deutlich benannt. Das heißt, dass man die Situation die jetzt da ist, wissentlich bereit war in Kauf zu nehmen. Man hat priorisiert - und schweigt es jetzt tot!
Nur als Beispiel: man weiß wie die Situation bezüglich Fachkräften derzeit ist: beschissen. Und man weiß, dass es Jahre dauern wird. Trotzdem hat man, weil es sich gut anhört, einen Rechtsanspruch auf Betreuung für Kinder im Schulalter verankert - wohlwissend, dass man nicht mal dazu in der Lage ist den bereits existierenden Rechtsanspruch auf Betreuung im Vorschulalter zu wuppen. Man weiß was man tut.
das ist richtig, man hat klar priorisiert. Man hat sich für die Wirtschaft und gegen Kinder entschieden, das wird jetzt nochmal deutlicher.
Ich denke nachwievor, dass gewisse Massnahmen im Betreuungs- und Schulbereich sinnvoll waren. Aber die wichtigen Dinge ist man nicht angegangen. Luftfilter, Masken, Fernunterricht. Und die Priorisierung, dass Schulen/Kindergärten als letztes geschlossen und als erstes geöffnet werden und davor andere Massnahmen wichtiger sind.
Ich befürchte auch, dass sich da auf absehbare Zeit nicht viel ändern wird. Auch aus der aktuellen Koalition ist da so wie es aussieht weder mittel- noch langfristig Besserung zu erwarten.
Ganz davon abgesehen, muss man heute einfach eingestehen, dass wir unfassbare Kollateralschäden durch die monatelangen Kontaktbeschränkungen erzeugt haben.
Deine angebrachten Punkte kann ich großteils nachvollziehen, bin aber zu weit weg von den Auswirkungen, um eine Einschätzung darüber vornehmen zu können, wie das abzuwägen wäre.
Ohne Dich damit in Bedrängnis bringen zu wollen fände ich es interessant, ob es inzwischen Untersuchungen gibt, die eine halbwegs vernünftige Gesamtbetrachtung vornehmen. Weißt du dazu etwas?
Ohne Dich damit in Bedrängnis bringen zu wollen fände ich es interessant, ob es inzwischen Untersuchungen gibt, die eine halbwegs vernünftige Gesamtbetrachtung vornehmen. Weißt du dazu etwas?
In der Jugendhilfe werden die Landes- und Bundesstatistiken wohl Anfang März vorliegen. Wie es bei den Krankenkassen und Psychiatrien ausschaut weiß ich nicht. Das dürfte dann interessant werden. Was ich sagen kann ist, dass anders als von mir und vielen Kolleg*innen erwartet, der Einbruch erst gegen letzten Jahreswechsel und nicht bereits zum Schuljahreswechsel 20/21 gekommen ist, also mit vier, fünf Monaten Verzögerung. Meine Hypothese ist, dass zunächst noch die Euphorie der Normalisierung getragen hat und erst sichtbar werden musste, wer alles unterwegs "verloren gegangen" ist.
Ich werde berichten, wenn die Zahlen vorliegen. Werner bekommt das wahrscheinlich vor mir schon mit.
Ich kann nur sagen, dass es erhebliche Personalprobleme nicht nur in den Ämtern, sondern auch vermehrt bei den Jugendhilfe-Leistungserbringern gibt, also dass viele Pädagogen auch in den letzten 2 Jahren hingeschmissen haben. Es wird sehr auf Pflege , Krankenpflege immer geachtet, aber kaum auf diesen Bereich.
Übrigens mal für Lese-Interessierte das Positionspapier der Landesjugendämter (eines der LJA gehört ja zu meinem Arbeitgeber) von vor einem Jahr bzgl. der Zeit nach Corona bzgl. Kinder / Jugendliche
Die meisten Probleme werden erst in vielen Jahren sichtbar werden, viele psychischen und sozialen Sachverhalte kristallisieren sich ja bekanntlich auch erst nach Jahren heraus bzw. werden erst bemerkt, wenn Personen im Jugendalter sind oder erwachsen. Das wird dann über Jahrzehnte noch die Gesellschaft beschäftigen, so wie eben auch Long Covid viele Menschen lange beschäftigen wird.
Und ich zitiere ganz nett mal einen User
"Das ist bitter notwendig und mittlerweile, man muss das so deutlich sagen, geraten mit jedem Tag den dieser unseelige Dauerlockdown anhält mehr Kinder und Familien an ihre absolute Belastungsgrenze. Mich persönlich graust es total vor dem neuen Schuljahr. Dann werden etliche Kinder und Jugendliche, die auf Grund der endlosen Schließungen völlig vom Radar verschwunden sind, mit massiven Auffälligkeiten vor Lehrer*Innen und Erzieher*Innen sitzen. " (3. Mai 2021)
Stationäre Jugendhilfe ist ebenso völlig am Limit. Das gesamte Netz der Kinder- und Jugendhilfe läuft auf Sparflamme! Das mag man gerade vielleicht nicht hören, aber das sind realistische Probleme für Frauen, Kinder, Jugendliche. Da geht es teilweise um nicht mehr und nicht weniger als ums nackte Überleben. (20. März 2020)
Nur damit jeder in 5-10 Jahren weiß, dass Pädagogen das wussten, was kommen wird. Die Beiträge sind natürlich von FA.
Ich glaub, Du würdest echt Deinen Spaß haben FA mit meinen Landesjugendamt-Kollegen. Bist auf nen Kaffee eingeladen, aber musst halt die 200 km fahren.
Was du zu den Kollateralschäden schreibst, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Trotzdem eines dazu: war Corona nicht eigentlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? Das Fass, das da hieß: menschliche Unzulänglichkeiten (Erziehung+Bildung), unwürdige soziale Missstände und unzureichende Ausstattung der Sozial-, Erziehungs- und Psycho-Arbeiter?
Das erklärt aber ja nicht das Mehr an psychischen Auffälligkeiten und Erkrankungen, eher die fehlenden Möglichkeiten darauf zu reagieren bzw. sie besser abzufangen. Wie gesagt, auch wenn ich mit unserer Landesjugendbehörde rede, da ist schon ein deutliches Mehr an Problemen jetzt da als vor 2020 (und da waren es schon genug) und das hat viel mit Corona zu tun, dazu kommt jetzt noch die Ukraine (gliedert mal hunderttausende Kinder ins deutsche System ein und die sind auch noch traumatisiert...)
Und wie ich schon mal schrieb, bzgl. der Spätfolgen der Corona-Zeit plant man bei uns in der Behörde die Maßnahmen derzeit bis 2035. Und das betrifft nur die Jugendhilfe. In wie weit es Sinn gemacht hat vor allem Schulen und Kitas zu schließen, während man kaum darauf geachtet hat, wie Homeoffice usw. durchgesetzt wird...
Zugegebenermaßen hatte aber ein hartes Vorgehen in der 1. Welle und auch in der 2. / 3. Welle (bis die Impfungen Wirkung entfalten haben) kaum Alternativen, die Frage ist nur, ob alles sinnvoll war. Ich wäre aber auch ungern Politiker gewesen.
Was du zu den Kollateralschäden schreibst, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Trotzdem eines dazu: war Corona nicht eigentlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? Das Fass, das da hieß: menschliche Unzulänglichkeiten (Erziehung+Bildung), unwürdige soziale Missstände und unzureichende Ausstattung der Sozial-, Erziehungs- und Psycho-Arbeiter?
Das erklärt aber ja nicht das Mehr an psychischen Auffälligkeiten und Erkrankungen, eher die fehlenden Möglichkeiten darauf zu reagieren bzw. sie besser abzufangen.
Doch, das tut es eben genau schon. Hätten wir das Personal und die Mittel, besser auf solche Dinge wie Corona reagieren und sie abfangen zu können, würde niemand darüber reden. Tatsache ist aber in meinen Augen, dass die von mir vorgebrachten Punkte die Situation der Betroffenen eben noch wesentlich verschlimmerten, während sie bei Nichtbetroffenen (also in Häusern mit guter Bildung, sozialem Status und ganz anderen Mitteln und Möglichkeiten, mit der Pandemie fertigzuwerden: mehr Platz, Geld für Privatlehrer, Computerausstattung etc.pp.) eben wesentlich leichter zu handeln waren.
Dies gilt ja nicht nur für Corona, sondern auch für alle anderen Krisen, z. B. die Rekordinflation.
Doch, das tut es eben genau schon. Hätten wir das Personal und die Mittel, besser auf solche Dinge wie Corona reagieren und sie abfangen zu können, würde niemand darüber reden.
Die Einrichtungen finden seit Jahren kaum noch Personal, wie soll dann ein solcher Puffer vorhanden sein? Wir reden hier von zig Tausenden Menschen in einer Sparte, in der alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist bereits genommen wird Würzi. Wir haben in diesem Bereich absolute Vollbeschäftigung, der Arbeitsmarkt ist leergefegt, geh doch mal auf die Seiten der Einrichtungen und schau auf die Stellengesuche. Wen willst Du denn da einsetzen? Der Kampf um potenzielle Fachkräfte ist so riesig, da nimmt ein Bereich dem anderen das Personal weg. Wenn Du da einen Bereich förderst und dort den personellen Engpass verringerst, fehlt es an anderer Stelle.
Klar, hätte man vor 20 Jahren vllt. bei 6 Mio Arbeitslosen und knappen Ausbildungsplätzen mehr gemacht, vllt. hätte man heute weniger Probleme. Ich bezweifle aber stark, dass Du oder jemand anderes da auf den Schirm hatte "Ah, wir sollten jetzt bei sinkenden Geburtenraten nen ordentlichen Puffer in Kinderpsychiatrien oder Einrichtungen der Jugendhilfe schaffen und Geld investieren". Wir brauchen mehr Lehrer, hunderttausende für Kita-Ausbau, zehntausende für die Pflege, zehntausende für Krankenhäuser, zehntausende für Psychiatrie und das alles aus Jahrgängen, die halb so groß sind wie die von Dir oder FA. Wie soll das denn bewerkstelligt werden oder hätte das bewerkstelligt werden können? Weiß nicht...
Wie gesagt, ich bin kein Experte für Kinderpsychiatrien, Gott bewahre, aber ich kenne persönlich mehrere Menschen, die in verantwortlicheren Positionen für Kinder- und Jugendhilfe und psychiatrische Hilfen für Kinder und Jugendliche (Koordination) auf Landesebene sind und seit 30 Jahren in dem Bereich arbeiten. Deren Aussagen glaube ich. Ja, bessere Strukturen vorher hätten für geringere Probleme gesorgt, aber die Probleme wären trotzdem da. Und ich kann dieses "Mehr Geld , Mehr Personal" Geschrei mittlerweile nicht mehr hören, das selbe lese ich seit Jahren auch in der Pflege-Debatte. Hier bei uns in BaWü haben wir nicht genug verfügbares Personal und die Einrichtungen werben sich gegenseitig die Leute ab.
Meiner Erinnerung nach war ich damals im Forum ziemlich alleine mit meiner Skepsis gegenüber dem NoCovid-Konzept.
Ich kann schon verstehen, weshalb an dieses Konzept große Hoffnungen geknüpft wurden und ich möchte jetzt in der Nachschau auch nicht mit einem „Siehst Du!“ um die Ecke kommen, aber vielleicht lässt sich aus der Sache zumindest mitnehmen, dass ein bedingungs- und kritikloses „follow the science“ nicht immer als Königsweg zu den besten Ergebnissen bei politischen Entscheidungen führt.
Ich kann schon verstehen, weshalb an dieses Konzept große Hoffnungen geknüpft wurden und ich möchte jetzt in der Nachschau auch nicht mit einem „Siehst Du!“ um die Ecke kommen, aber vielleicht lässt sich aus der Sache zumindest mitnehmen, dass ein bedingungs- und kritikloses „follow the science“ nicht immer als Königsweg zu den besten Ergebnissen bei politischen Entscheidungen führt.
Diesen Absatz mag ich nochmal herausstellen! Ich würde dir nur an einer Stelle widersprechen: „follow the science“ is eigentlich völlig ok, solange man nicht glaubt, Erkenntnisgewinn aus einer Disziplin über den Erkenntnisgewinn in anderen Disziplinen stellen zu können. Der Versuch Erkenntnisse zu objektivieren ohne multikausale Auswirkungen mit in den Blick zu nehmen, ist die beste Grundlage für Kollateralschäden ohne Ende. Politik muss im besten Fall das System als Ganzes in den Blick nehmen.
Wir haben allerdings, den Logiken der Wirtschaftswissenschaften folgend, unter dem Feigenblatt der Qualitätskontrolle und Kosteneffizienz ein bürokratisches Monster im Sozial- und Gesundheitssektor geschaffen, das Ressourcen ohne Ende verschlingt, bei gleichzeitig immer schlechter werdender Grundversorgung. Unsere Lösungsstrategie ist, mehr von dem zu tun, was nicht funktioniert.
Und so halten wir es derzeit in fast allen schwierigen Bereichen. Sei es der Klimawandel, die soziale Ungleichheit oder das globale Spiel der Kräfte
Meiner Erinnerung nach war ich damals im Forum ziemlich alleine mit meiner Skepsis gegenüber dem NoCovid-Konzept.
Ähm, da ich so ziemlich jeden Beitrag hier gelesen habe in den 6 Corona-Threads, würde ich eher sagen, dass die konsequente No-Covid-Fraktion weit kleiner war als die, die nicht dafür waren. Ich glaub, Xaver traut gerade seinen Augen nicht, wenn er die Aussage von Dir liest und sich überlegt, in wie vielen Dutzenden Beiträgen er das Konzept gegen die Kritik vieler inhaltlich verteidigt hat.
Grundsätzlich geht es ja auch in der Nachbetrachtung in meinen Augen weniger darum, ob man weniger oder mehr hätte schützen sollen, sondern darum wie und wo. Ich zB saß auf Arbeit (ohne Homeoffice, weil ich mit meiner Arbeit ermöglicht habe, dass andere ins HO konnten, die zB Familie etc. hatten) und habe festgestellt, wie wenig konsequent Homeoffice, Abstände etc. kontrolliert wurden, wir haben zwar 2 Tests pro Woche bekommen, aber ob wir das gemacht haben? Pfff. Währenddessen hat man ganze Schulklassen nach Hause geschickt oder über Monate zuhause unterrichtet und dann, als sie mal in der Schule waren, täglich getestet.
Dieser Widerspruch, der wird für mich einfach bis zu meinem Lebensende nicht mehr erklärbar werden. Die Pandemiebekämpfung so stark auf dem Rücken derer auszutragen, bei denen die Folgen der Maßnahmen die größten Spuren hinterlassen können, während das Virus selbst dort am wenigsten Schaden anrichtet (zumindest mal bezogen auf Hospitalisierung / Sterblichkeit)?
Aber wie gesagt, ich möchte unseren Politikern und Politikerinnen keinen ganz großen Vorwurf machen, weil es unfassbar schwer war das richtige Maß zu finden. Nur müssen wir jetzt Lösungen finden, wie wir mit den Folgen zurecht kommen. Egal ob es körperliche Folgen sind (Long Covid etc.) oder psychische Folgen...
Meiner Erinnerung nach war ich damals im Forum ziemlich alleine mit meiner Skepsis gegenüber dem NoCovid-Konzept.
Ich kann schon verstehen, weshalb an dieses Konzept große Hoffnungen geknüpft wurden und ich möchte jetzt in der Nachschau auch nicht mit einem „Siehst Du!“ um die Ecke kommen, aber vielleicht lässt sich aus der Sache zumindest mitnehmen, dass ein bedingungs- und kritikloses „follow the science“ nicht immer als Königsweg zu den besten Ergebnissen bei politischen Entscheidungen führt.
Was du zu den Kollateralschäden schreibst, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Trotzdem eines dazu: war Corona nicht eigentlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? Das Fass, das da hieß: menschliche Unzulänglichkeiten (Erziehung+Bildung), unwürdige soziale Missstände und unzureichende Ausstattung der Sozial-, Erziehungs- und Psycho-Arbeiter?
Das erklärt aber ja nicht das Mehr an psychischen Auffälligkeiten und Erkrankungen, eher die fehlenden Möglichkeiten darauf zu reagieren bzw. sie besser abzufangen.
Doch, das tut es eben genau schon. Hätten wir das Personal und die Mittel, besser auf solche Dinge wie Corona reagieren und sie abfangen zu können, würde niemand darüber reden. Tatsache ist aber in meinen Augen, dass die von mir vorgebrachten Punkte die Situation der Betroffenen eben noch wesentlich verschlimmerten, während sie bei Nichtbetroffenen (also in Häusern mit guter Bildung, sozialem Status und ganz anderen Mitteln und Möglichkeiten, mit der Pandemie fertigzuwerden: mehr Platz, Geld für Privatlehrer, Computerausstattung etc.pp.) eben wesentlich leichter zu handeln waren.
Dies gilt ja nicht nur für Corona, sondern auch für alle anderen Krisen, z. B. die Rekordinflation.
Doch, das tut es eben genau schon. Hätten wir das Personal und die Mittel, besser auf solche Dinge wie Corona reagieren und sie abfangen zu können, würde niemand darüber reden.
Die Einrichtungen finden seit Jahren kaum noch Personal, wie soll dann ein solcher Puffer vorhanden sein? Wir reden hier von zig Tausenden Menschen in einer Sparte, in der alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist bereits genommen wird Würzi. Wir haben in diesem Bereich absolute Vollbeschäftigung, der Arbeitsmarkt ist leergefegt, geh doch mal auf die Seiten der Einrichtungen und schau auf die Stellengesuche. Wen willst Du denn da einsetzen? Der Kampf um potenzielle Fachkräfte ist so riesig, da nimmt ein Bereich dem anderen das Personal weg. Wenn Du da einen Bereich förderst und dort den personellen Engpass verringerst, fehlt es an anderer Stelle.
Klar, hätte man vor 20 Jahren vllt. bei 6 Mio Arbeitslosen und knappen Ausbildungsplätzen mehr gemacht, vllt. hätte man heute weniger Probleme. Ich bezweifle aber stark, dass Du oder jemand anderes da auf den Schirm hatte "Ah, wir sollten jetzt bei sinkenden Geburtenraten nen ordentlichen Puffer in Kinderpsychiatrien oder Einrichtungen der Jugendhilfe schaffen und Geld investieren". Wir brauchen mehr Lehrer, hunderttausende für Kita-Ausbau, zehntausende für die Pflege, zehntausende für Krankenhäuser, zehntausende für Psychiatrie und das alles aus Jahrgängen, die halb so groß sind wie die von Dir oder FA. Wie soll das denn bewerkstelligt werden oder hätte das bewerkstelligt werden können? Weiß nicht...
Wie gesagt, ich bin kein Experte für Kinderpsychiatrien, Gott bewahre, aber ich kenne persönlich mehrere Menschen, die in verantwortlicheren Positionen für Kinder- und Jugendhilfe und psychiatrische Hilfen für Kinder und Jugendliche (Koordination) auf Landesebene sind und seit 30 Jahren in dem Bereich arbeiten. Deren Aussagen glaube ich. Ja, bessere Strukturen vorher hätten für geringere Probleme gesorgt, aber die Probleme wären trotzdem da. Und ich kann dieses "Mehr Geld , Mehr Personal" Geschrei mittlerweile nicht mehr hören, das selbe lese ich seit Jahren auch in der Pflege-Debatte. Hier bei uns in BaWü haben wir nicht genug verfügbares Personal und die Einrichtungen werben sich gegenseitig die Leute ab.
Doch, das tut es eben genau schon. Hätten wir das Personal und die Mittel, besser auf solche Dinge wie Corona reagieren und sie abfangen zu können, würde niemand darüber reden.
Die Einrichtungen finden seit Jahren kaum noch Personal, wie soll dann ein solcher Puffer vorhanden sein? Wir reden hier von zig Tausenden Menschen in einer Sparte, in der alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist bereits genommen wird Würzi. Wir haben in diesem Bereich absolute Vollbeschäftigung, der Arbeitsmarkt ist leergefegt, geh doch mal auf die Seiten der Einrichtungen und schau auf die Stellengesuche. Wen willst Du denn da einsetzen? Der Kampf um potenzielle Fachkräfte ist so riesig, da nimmt ein Bereich dem anderen das Personal weg. Wenn Du da einen Bereich förderst und dort den personellen Engpass verringerst, fehlt es an anderer Stelle.
Klar, hätte man vor 20 Jahren vllt. bei 6 Mio Arbeitslosen und knappen Ausbildungsplätzen mehr gemacht, vllt. hätte man heute weniger Probleme. Ich bezweifle aber stark, dass Du oder jemand anderes da auf den Schirm hatte "Ah, wir sollten jetzt bei sinkenden Geburtenraten nen ordentlichen Puffer in Kinderpsychiatrien oder Einrichtungen der Jugendhilfe schaffen und Geld investieren". Wir brauchen mehr Lehrer, hunderttausende für Kita-Ausbau, zehntausende für die Pflege, zehntausende für Krankenhäuser, zehntausende für Psychiatrie und das alles aus Jahrgängen, die halb so groß sind wie die von Dir oder FA. Wie soll das denn bewerkstelligt werden oder hätte das bewerkstelligt werden können? Weiß nicht...
Wie gesagt, ich bin kein Experte für Kinderpsychiatrien, Gott bewahre, aber ich kenne persönlich mehrere Menschen, die in verantwortlicheren Positionen für Kinder- und Jugendhilfe und psychiatrische Hilfen für Kinder und Jugendliche (Koordination) auf Landesebene sind und seit 30 Jahren in dem Bereich arbeiten. Deren Aussagen glaube ich. Ja, bessere Strukturen vorher hätten für geringere Probleme gesorgt, aber die Probleme wären trotzdem da. Und ich kann dieses "Mehr Geld , Mehr Personal" Geschrei mittlerweile nicht mehr hören, das selbe lese ich seit Jahren auch in der Pflege-Debatte. Hier bei uns in BaWü haben wir nicht genug verfügbares Personal und die Einrichtungen werben sich gegenseitig die Leute ab.
Kleiner Funfact am Rande: für Soziale Arbeit besteht an den meisten Hochschulen immer noch ein nc. Klar, man will von Seiten der Hochschulen natürlich eher in den Bereich der Zukunftstechnologien investieren, statt Plätze für die Ausbildung von popeligen Sozialpädagog*innen zu schaffen. Da lockt die Kohle aus Industrie und Wirtschaft! Auch das haben wir der allseeligmachenden Liberalisierungsidee der Hochschulbildung zu verdanken. So geht Steuerung angesichts des Fachkräftemangels im 21. Jhdt.
Meiner Erinnerung nach war ich damals im Forum ziemlich alleine mit meiner Skepsis gegenüber dem NoCovid-Konzept.
Ich kann schon verstehen, weshalb an dieses Konzept große Hoffnungen geknüpft wurden und ich möchte jetzt in der Nachschau auch nicht mit einem „Siehst Du!“ um die Ecke kommen, aber vielleicht lässt sich aus der Sache zumindest mitnehmen, dass ein bedingungs- und kritikloses „follow the science“ nicht immer als Königsweg zu den besten Ergebnissen bei politischen Entscheidungen führt.
Ich kann schon verstehen, weshalb an dieses Konzept große Hoffnungen geknüpft wurden und ich möchte jetzt in der Nachschau auch nicht mit einem „Siehst Du!“ um die Ecke kommen, aber vielleicht lässt sich aus der Sache zumindest mitnehmen, dass ein bedingungs- und kritikloses „follow the science“ nicht immer als Königsweg zu den besten Ergebnissen bei politischen Entscheidungen führt.
Diesen Absatz mag ich nochmal herausstellen! Ich würde dir nur an einer Stelle widersprechen: „follow the science“ is eigentlich völlig ok, solange man nicht glaubt, Erkenntnisgewinn aus einer Disziplin über den Erkenntnisgewinn in anderen Disziplinen stellen zu können. Der Versuch Erkenntnisse zu objektivieren ohne multikausale Auswirkungen mit in den Blick zu nehmen, ist die beste Grundlage für Kollateralschäden ohne Ende. Politik muss im besten Fall das System als Ganzes in den Blick nehmen.
Wir haben allerdings, den Logiken der Wirtschaftswissenschaften folgend, unter dem Feigenblatt der Qualitätskontrolle und Kosteneffizienz ein bürokratisches Monster im Sozial- und Gesundheitssektor geschaffen, das Ressourcen ohne Ende verschlingt, bei gleichzeitig immer schlechter werdender Grundversorgung. Unsere Lösungsstrategie ist, mehr von dem zu tun, was nicht funktioniert.
Und so halten wir es derzeit in fast allen schwierigen Bereichen. Sei es der Klimawandel, die soziale Ungleichheit oder das globale Spiel der Kräfte
Meiner Erinnerung nach war ich damals im Forum ziemlich alleine mit meiner Skepsis gegenüber dem NoCovid-Konzept.
Ich kann schon verstehen, weshalb an dieses Konzept große Hoffnungen geknüpft wurden und ich möchte jetzt in der Nachschau auch nicht mit einem „Siehst Du!“ um die Ecke kommen, aber vielleicht lässt sich aus der Sache zumindest mitnehmen, dass ein bedingungs- und kritikloses „follow the science“ nicht immer als Königsweg zu den besten Ergebnissen bei politischen Entscheidungen führt.
Meiner Erinnerung nach war ich damals im Forum ziemlich alleine mit meiner Skepsis gegenüber dem NoCovid-Konzept.
Ähm, da ich so ziemlich jeden Beitrag hier gelesen habe in den 6 Corona-Threads, würde ich eher sagen, dass die konsequente No-Covid-Fraktion weit kleiner war als die, die nicht dafür waren. Ich glaub, Xaver traut gerade seinen Augen nicht, wenn er die Aussage von Dir liest und sich überlegt, in wie vielen Dutzenden Beiträgen er das Konzept gegen die Kritik vieler inhaltlich verteidigt hat.
Grundsätzlich geht es ja auch in der Nachbetrachtung in meinen Augen weniger darum, ob man weniger oder mehr hätte schützen sollen, sondern darum wie und wo. Ich zB saß auf Arbeit (ohne Homeoffice, weil ich mit meiner Arbeit ermöglicht habe, dass andere ins HO konnten, die zB Familie etc. hatten) und habe festgestellt, wie wenig konsequent Homeoffice, Abstände etc. kontrolliert wurden, wir haben zwar 2 Tests pro Woche bekommen, aber ob wir das gemacht haben? Pfff. Währenddessen hat man ganze Schulklassen nach Hause geschickt oder über Monate zuhause unterrichtet und dann, als sie mal in der Schule waren, täglich getestet.
Dieser Widerspruch, der wird für mich einfach bis zu meinem Lebensende nicht mehr erklärbar werden. Die Pandemiebekämpfung so stark auf dem Rücken derer auszutragen, bei denen die Folgen der Maßnahmen die größten Spuren hinterlassen können, während das Virus selbst dort am wenigsten Schaden anrichtet (zumindest mal bezogen auf Hospitalisierung / Sterblichkeit)?
Aber wie gesagt, ich möchte unseren Politikern und Politikerinnen keinen ganz großen Vorwurf machen, weil es unfassbar schwer war das richtige Maß zu finden. Nur müssen wir jetzt Lösungen finden, wie wir mit den Folgen zurecht kommen. Egal ob es körperliche Folgen sind (Long Covid etc.) oder psychische Folgen...
Dieser Widerspruch, der wird für mich einfach bis zu meinem Lebensende nicht mehr erklärbar werden. Die Pandemiebekämpfung so stark auf dem Rücken derer auszutragen, bei denen die Folgen der Maßnahmen die größten Spuren hinterlassen können, während das Virus selbst dort am wenigsten Schaden anrichtet (zumindest mal bezogen auf Hospitalisierung / Sterblichkeit)?
zumal das NoCovidkonzept eben die Kinderthematik mit aufgegriffen hat, es ging unter anderem darum Massnahmen so verträglich wie möglich für die Vulnerablen der Gesellschaft, die Kinder, zu gestalten.
Doch, das tut es eben genau schon. Hätten wir das Personal und die Mittel, besser auf solche Dinge wie Corona reagieren und sie abfangen zu können, würde niemand darüber reden.
Die Einrichtungen finden seit Jahren kaum noch Personal, wie soll dann ein solcher Puffer vorhanden sein? Wir reden hier von zig Tausenden Menschen in einer Sparte, in der alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist bereits genommen wird Würzi. Wir haben in diesem Bereich absolute Vollbeschäftigung, der Arbeitsmarkt ist leergefegt, geh doch mal auf die Seiten der Einrichtungen und schau auf die Stellengesuche. Wen willst Du denn da einsetzen? Der Kampf um potenzielle Fachkräfte ist so riesig, da nimmt ein Bereich dem anderen das Personal weg. Wenn Du da einen Bereich förderst und dort den personellen Engpass verringerst, fehlt es an anderer Stelle.
Klar, hätte man vor 20 Jahren vllt. bei 6 Mio Arbeitslosen und knappen Ausbildungsplätzen mehr gemacht, vllt. hätte man heute weniger Probleme. Ich bezweifle aber stark, dass Du oder jemand anderes da auf den Schirm hatte "Ah, wir sollten jetzt bei sinkenden Geburtenraten nen ordentlichen Puffer in Kinderpsychiatrien oder Einrichtungen der Jugendhilfe schaffen und Geld investieren". Wir brauchen mehr Lehrer, hunderttausende für Kita-Ausbau, zehntausende für die Pflege, zehntausende für Krankenhäuser, zehntausende für Psychiatrie und das alles aus Jahrgängen, die halb so groß sind wie die von Dir oder FA. Wie soll das denn bewerkstelligt werden oder hätte das bewerkstelligt werden können? Weiß nicht...
Wie gesagt, ich bin kein Experte für Kinderpsychiatrien, Gott bewahre, aber ich kenne persönlich mehrere Menschen, die in verantwortlicheren Positionen für Kinder- und Jugendhilfe und psychiatrische Hilfen für Kinder und Jugendliche (Koordination) auf Landesebene sind und seit 30 Jahren in dem Bereich arbeiten. Deren Aussagen glaube ich. Ja, bessere Strukturen vorher hätten für geringere Probleme gesorgt, aber die Probleme wären trotzdem da. Und ich kann dieses "Mehr Geld , Mehr Personal" Geschrei mittlerweile nicht mehr hören, das selbe lese ich seit Jahren auch in der Pflege-Debatte. Hier bei uns in BaWü haben wir nicht genug verfügbares Personal und die Einrichtungen werben sich gegenseitig die Leute ab.
Doch, das tut es eben genau schon. Hätten wir das Personal und die Mittel, besser auf solche Dinge wie Corona reagieren und sie abfangen zu können, würde niemand darüber reden.
Die Einrichtungen finden seit Jahren kaum noch Personal, wie soll dann ein solcher Puffer vorhanden sein? Wir reden hier von zig Tausenden Menschen in einer Sparte, in der alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist bereits genommen wird Würzi. Wir haben in diesem Bereich absolute Vollbeschäftigung, der Arbeitsmarkt ist leergefegt, geh doch mal auf die Seiten der Einrichtungen und schau auf die Stellengesuche. Wen willst Du denn da einsetzen? Der Kampf um potenzielle Fachkräfte ist so riesig, da nimmt ein Bereich dem anderen das Personal weg. Wenn Du da einen Bereich förderst und dort den personellen Engpass verringerst, fehlt es an anderer Stelle.
Klar, hätte man vor 20 Jahren vllt. bei 6 Mio Arbeitslosen und knappen Ausbildungsplätzen mehr gemacht, vllt. hätte man heute weniger Probleme. Ich bezweifle aber stark, dass Du oder jemand anderes da auf den Schirm hatte "Ah, wir sollten jetzt bei sinkenden Geburtenraten nen ordentlichen Puffer in Kinderpsychiatrien oder Einrichtungen der Jugendhilfe schaffen und Geld investieren". Wir brauchen mehr Lehrer, hunderttausende für Kita-Ausbau, zehntausende für die Pflege, zehntausende für Krankenhäuser, zehntausende für Psychiatrie und das alles aus Jahrgängen, die halb so groß sind wie die von Dir oder FA. Wie soll das denn bewerkstelligt werden oder hätte das bewerkstelligt werden können? Weiß nicht...
Wie gesagt, ich bin kein Experte für Kinderpsychiatrien, Gott bewahre, aber ich kenne persönlich mehrere Menschen, die in verantwortlicheren Positionen für Kinder- und Jugendhilfe und psychiatrische Hilfen für Kinder und Jugendliche (Koordination) auf Landesebene sind und seit 30 Jahren in dem Bereich arbeiten. Deren Aussagen glaube ich. Ja, bessere Strukturen vorher hätten für geringere Probleme gesorgt, aber die Probleme wären trotzdem da. Und ich kann dieses "Mehr Geld , Mehr Personal" Geschrei mittlerweile nicht mehr hören, das selbe lese ich seit Jahren auch in der Pflege-Debatte. Hier bei uns in BaWü haben wir nicht genug verfügbares Personal und die Einrichtungen werben sich gegenseitig die Leute ab.
Kleiner Funfact am Rande: für Soziale Arbeit besteht an den meisten Hochschulen immer noch ein nc. Klar, man will von Seiten der Hochschulen natürlich eher in den Bereich der Zukunftstechnologien investieren, statt Plätze für die Ausbildung von popeligen Sozialpädagog*innen zu schaffen. Da lockt die Kohle aus Industrie und Wirtschaft! Auch das haben wir der allseeligmachenden Liberalisierungsidee der Hochschulbildung zu verdanken. So geht Steuerung angesichts des Fachkräftemangels im 21. Jhdt.
Ich fühle mich nach wie vor missverstanden. Liegt vermutlich an mir. Deshalb ein letzter Versuch:
Die Tatsache, dass die Pandemie insbesondere im psychischen Bereich solch gravierende Folgen zeitigte, ist u.a. einer Gesellschaftsstruktur zuzuschreiben, die von "stabil" und "robust" sowie "solidarisch" weit entfernt ist. Im Gegenteil: so fragil habe ich die Gesellschaft in Deutschland noch nie erlebt. Auf der einen Seite Alleinerziehende mit Homeoffice und zwei Kindern in 2-Zimmer-Wohnungen, auf der anderen Seite Menschen, die sich private Hauslehrer und modernste Computertechnik für ihre Kids leisten können, ohne noch nicht mal auf den Preis zu schauen. Hier Querdenker und Verschwörungstechniker, dort Ärzt*innen und Pflegepersonal, die es ausbaden dürfen. Dazu ständige und hektische bis wütende Diskussionen, Besserwissereien und Misstrauen gegenüber den Entscheidern - in der Regel ohne großen Wissenshintergrund.
In anderen Zeiten haben Gesellschaften in Deutschland ganz andere Situationen meistern müssen als mal eben drei Wochen Lockdown und Maskenpflicht beim Einkaufen. Aber mich wundert es nicht, dass es angesichts der o.a. Umstände viele Menschen aus der Bahn wirft. Mit Sicherheit auch eine große Zahl Menschen, die durch die Schieflage unserer Gesellschaft, Leistungsdruck, Globalisierungs- und Digitalisierungsopfer und andere Zeiterscheinungen schon angeschlagen waren.
Dass diese dann aufgrund fehlenden Personals und Geld nicht adäquat aufgefangen werden konnten, war nur der dritte, logisch folgende Punkt in meiner Argumentation. Ihr macht es gerade zum Hauptargument.
Ich habe momentan in fast jeder 9. oder 10. Klasse 2-3 Mädchen mit Depressionen und/oder Suizidgedanken. Alle in Therapie, meist ambulant mittlerweile einige aber auch stationär, wenn sie denn das Glück haben, einen Platz zu bekommen. In einem Fall übernehmen wir das Kind morgens direkt von den Eltern, weil die Angst haben, es auch nur eine Sekunde alleine zu lassen. Dazu kommen in den 5. Klassen massive Lücken in der Rechtschreibung und der Sprachbeherrschung. Abischnitt ist aber 0,2 Prozentpunkte besser geworden. Weil man den Lernstoff gekürzt hat.
Zum ersten Teil, liegt das wirklich nur an der Corona-Situation oder nehmen die Sachen eher überhand durch das ständige online sein? Ernstgemeinte Frage, da diese Krankheiten generell immer stärker ansteigen. Den zweiten Teil kann ich mir sehr gut vorstellen, ich hatte halt das Glück, das meine Frau Elternzeit hatte und intensiv mit meiner Großen geübt hat und ja sie ist wesentlich besser in Rechtschreibung und Grammatik als ich.
Doch, das tut es eben genau schon. Hätten wir das Personal und die Mittel, besser auf solche Dinge wie Corona reagieren und sie abfangen zu können, würde niemand darüber reden.
Die Einrichtungen finden seit Jahren kaum noch Personal, wie soll dann ein solcher Puffer vorhanden sein? Wir reden hier von zig Tausenden Menschen in einer Sparte, in der alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist bereits genommen wird Würzi. Wir haben in diesem Bereich absolute Vollbeschäftigung, der Arbeitsmarkt ist leergefegt, geh doch mal auf die Seiten der Einrichtungen und schau auf die Stellengesuche. Wen willst Du denn da einsetzen? Der Kampf um potenzielle Fachkräfte ist so riesig, da nimmt ein Bereich dem anderen das Personal weg. Wenn Du da einen Bereich förderst und dort den personellen Engpass verringerst, fehlt es an anderer Stelle.
Klar, hätte man vor 20 Jahren vllt. bei 6 Mio Arbeitslosen und knappen Ausbildungsplätzen mehr gemacht, vllt. hätte man heute weniger Probleme. Ich bezweifle aber stark, dass Du oder jemand anderes da auf den Schirm hatte "Ah, wir sollten jetzt bei sinkenden Geburtenraten nen ordentlichen Puffer in Kinderpsychiatrien oder Einrichtungen der Jugendhilfe schaffen und Geld investieren". Wir brauchen mehr Lehrer, hunderttausende für Kita-Ausbau, zehntausende für die Pflege, zehntausende für Krankenhäuser, zehntausende für Psychiatrie und das alles aus Jahrgängen, die halb so groß sind wie die von Dir oder FA. Wie soll das denn bewerkstelligt werden oder hätte das bewerkstelligt werden können? Weiß nicht...
Wie gesagt, ich bin kein Experte für Kinderpsychiatrien, Gott bewahre, aber ich kenne persönlich mehrere Menschen, die in verantwortlicheren Positionen für Kinder- und Jugendhilfe und psychiatrische Hilfen für Kinder und Jugendliche (Koordination) auf Landesebene sind und seit 30 Jahren in dem Bereich arbeiten. Deren Aussagen glaube ich. Ja, bessere Strukturen vorher hätten für geringere Probleme gesorgt, aber die Probleme wären trotzdem da. Und ich kann dieses "Mehr Geld , Mehr Personal" Geschrei mittlerweile nicht mehr hören, das selbe lese ich seit Jahren auch in der Pflege-Debatte. Hier bei uns in BaWü haben wir nicht genug verfügbares Personal und die Einrichtungen werben sich gegenseitig die Leute ab.
Kleiner Funfact am Rande: für Soziale Arbeit besteht an den meisten Hochschulen immer noch ein nc. Klar, man will von Seiten der Hochschulen natürlich eher in den Bereich der Zukunftstechnologien investieren, statt Plätze für die Ausbildung von popeligen Sozialpädagog*innen zu schaffen. Da lockt die Kohle aus Industrie und Wirtschaft! Auch das haben wir der allseeligmachenden Liberalisierungsidee der Hochschulbildung zu verdanken. So geht Steuerung angesichts des Fachkräftemangels im 21. Jhdt.
Ich fühle mich nach wie vor missverstanden. Liegt vermutlich an mir. Deshalb ein letzter Versuch:
Die Tatsache, dass die Pandemie insbesondere im psychischen Bereich solch gravierende Folgen zeitigte, ist u.a. einer Gesellschaftsstruktur zuzuschreiben, die von "stabil" und "robust" sowie "solidarisch" weit entfernt ist. Im Gegenteil: so fragil habe ich die Gesellschaft in Deutschland noch nie erlebt. Auf der einen Seite Alleinerziehende mit Homeoffice und zwei Kindern in 2-Zimmer-Wohnungen, auf der anderen Seite Menschen, die sich private Hauslehrer und modernste Computertechnik für ihre Kids leisten können, ohne noch nicht mal auf den Preis zu schauen. Hier Querdenker und Verschwörungstechniker, dort Ärzt*innen und Pflegepersonal, die es ausbaden dürfen. Dazu ständige und hektische bis wütende Diskussionen, Besserwissereien und Misstrauen gegenüber den Entscheidern - in der Regel ohne großen Wissenshintergrund.
In anderen Zeiten haben Gesellschaften in Deutschland ganz andere Situationen meistern müssen als mal eben drei Wochen Lockdown und Maskenpflicht beim Einkaufen. Aber mich wundert es nicht, dass es angesichts der o.a. Umstände viele Menschen aus der Bahn wirft. Mit Sicherheit auch eine große Zahl Menschen, die durch die Schieflage unserer Gesellschaft, Leistungsdruck, Globalisierungs- und Digitalisierungsopfer und andere Zeiterscheinungen schon angeschlagen waren.
Dass diese dann aufgrund fehlenden Personals und Geld nicht adäquat aufgefangen werden konnten, war nur der dritte, logisch folgende Punkt in meiner Argumentation. Ihr macht es gerade zum Hauptargument.
Dass diese dann aufgrund fehlenden Personals und Geld nicht adäquat aufgefangen werden konnten, war nur der dritte, logisch folgende Punkt in meiner Argumentation. Ihr macht es gerade zum Hauptargument.
Fand ich aber jetzt nicht sofort erkennbar in Deinem Beitrag, sorry.
Mir ging es ja zuvor vor allem um die nun psychisch labilen Kinder und Jugendlichen bzw die Folgen ihrer Probleme im späteren Leben inkl der fehlenden Strukturen...
In anderen Zeiten haben Gesellschaften in Deutschland ganz andere Situationen meistern müssen als mal eben drei Wochen Lockdown und Maskenpflicht beim Einkaufen.
Weiß nicht, finde es etwas unfair zu sagen "Früher gab es viel schlimmere Situationen, als mal eben drei Wochen Lockdown und Maskenpflicht beim Einkauf" Dies verniedlicht die Situation auf 3 Wochen und Maske im Rewe - es waren definitiv mehr Einschränkungen für viele Menschen. Im Privatleben und auch wirtschaftlich. Vielleicht mag es sich für Dich so angefühlt haben und Du hast Glück gehabt, warst privilegiert. Viele andere Menschen haben es aus meiner Erfahrung weitaus schlimmer erlebt.
Da war mir dein Fokus jetzt auf Grund deiner Beiträge nicht so klar. Ich denke es geht da um eine Entwicklung, die verschiedene Problematiken verknüpft und zuspitzt.
Wir haben ab Ende der 90er Jahre einen Umbau der Gesellschaft erlebt, weg von einem fürsorglichem Wohlfahrtsstaat, hin zu Kosteneffizienz und Effektivierung von staatlichen Leistungen. Gleichzeitig wurde das deutsche System der innerfamiliären Betreuung von Kindern hin zu durchgängiger Fremdbetreuung in institutionalisierter Form mehr und mehr zum Standard. Konnten Familien vor 30 Jahren noch relativ problemlos von einem Gehalt leben, gelingt dies durch den Umbau der Arbeitswelt hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft mit breitem Niedriglohnsektor bei gleichzeitig weitgehendem Wegfall der sozialen Grundsicherung vielen Menschen nicht mal mehr, wenn beide Eltern arbeiten. Fremdbetreuung von Kindern ab einem Jahr ist mittlerweile für viele Menschen alternativlos, weil Existenzgrundlage! Staatlicherseits hat man darauf mit einem Rechtsanspruch reagiert UND mit dem Gute KiTa Gesetz versucht, Qualitätsstandards zu implementieren, um über reine Vetreuung hinaus Förderung in den KiTas zu stärken. Allerdings hat man versucht, dies mit dem bestehenden Personal, ohne qualitative Aufwertung der Ausbildung zu wuppen. Im Gegenteil. Man hat schon vor über 10 Jahren Ausbildungsstandards gesenkt, Ausbildung beschleunigt um an "Fachkräfte" heranzukommen. Damit hat man in den EinrichtungenDruck erhöht durch Dokumentationspflichten und teilweise Verschulung ohne adäquate personelle Aufstockung bei gleichzeitiger Senkung des Ausbildungsniveaus. Gesellschaftlich ist die Angst des sozialen Abstiegs omnipräsent. Selbst relativ gut verdienende Menschen stehen permanent unter dem Druck, bei schon geringen Störungen, von sozialem Abstieg bedroht zu sein. Gleichzeitig scheinen erlebte Normalitäten zunehmend für weite Teile unerreichbar (Haus, stabile Perspektive).
In diese Gemengenlage bricht die Pandemie. Einrichtungen werden flächendeckend geschlossen, die Menschen kommen in existenzielke Nöte, müssen gleichzeitig ihre Kinder betreuen und versuchen, ihr Lebensmodell abzusichern. Der Druck schlägt unvermindert auf Kinder und Jugendliche durch, die in dieser Zeit weder ihre vertrauten Bezugssysteme (Schule, KiTa) noch ihre Freund*innen und Peers zur Verfügung haben. Eine systemische Katastrophe, unter dem Diktat der pragmatischen, fast ausschließlich auf das Gesundheitssystem ausgerichteten Coronapolitik völlig vernachlässigte Situation, teils diskutiert, in keiner Weise auch nur perspektivisch aufgegriffen.
Das ist jetzt nur ein kleiner Ausschnitt der weitaus komplexeren Gemengenlage. Das was du da sonst noch in's Feld führst, kommt dazu. Ich verenge aus persönlicher Betroffenheit und fachlicher Perspektive halt auf diesen Themenkomplex und beklage das Desaster.
Ich fühle mich nach wie vor missverstanden. Liegt vermutlich an mir. Deshalb ein letzter Versuch:
Die Tatsache, dass die Pandemie insbesondere im psychischen Bereich solch gravierende Folgen zeitigte, ist u.a. einer Gesellschaftsstruktur zuzuschreiben, die von "stabil" und "robust" sowie "solidarisch" weit entfernt ist. Im Gegenteil: so fragil habe ich die Gesellschaft in Deutschland noch nie erlebt. Auf der einen Seite Alleinerziehende mit Homeoffice und zwei Kindern in 2-Zimmer-Wohnungen, auf der anderen Seite Menschen, die sich private Hauslehrer und modernste Computertechnik für ihre Kids leisten können, ohne noch nicht mal auf den Preis zu schauen. Hier Querdenker und Verschwörungstechniker, dort Ärzt*innen und Pflegepersonal, die es ausbaden dürfen. Dazu ständige und hektische bis wütende Diskussionen, Besserwissereien und Misstrauen gegenüber den Entscheidern - in der Regel ohne großen Wissenshintergrund.
In anderen Zeiten haben Gesellschaften in Deutschland ganz andere Situationen meistern müssen als mal eben drei Wochen Lockdown und Maskenpflicht beim Einkaufen. Aber mich wundert es nicht, dass es angesichts der o.a. Umstände viele Menschen aus der Bahn wirft. Mit Sicherheit auch eine große Zahl Menschen, die durch die Schieflage unserer Gesellschaft, Leistungsdruck, Globalisierungs- und Digitalisierungsopfer und andere Zeiterscheinungen schon angeschlagen waren.
Dass diese dann aufgrund fehlenden Personals und Geld nicht adäquat aufgefangen werden konnten, war nur der dritte, logisch folgende Punkt in meiner Argumentation. Ihr macht es gerade zum Hauptargument.
Dass diese dann aufgrund fehlenden Personals und Geld nicht adäquat aufgefangen werden konnten, war nur der dritte, logisch folgende Punkt in meiner Argumentation. Ihr macht es gerade zum Hauptargument.
Fand ich aber jetzt nicht sofort erkennbar in Deinem Beitrag, sorry.
Mir ging es ja zuvor vor allem um die nun psychisch labilen Kinder und Jugendlichen bzw die Folgen ihrer Probleme im späteren Leben inkl der fehlenden Strukturen...
Fand ich aber jetzt nicht sofort erkennbar in Deinem Beitrag, sorry.
Ich sagte ja, es lag vermutlich an mir.
SGE_Werner schrieb:
Mir ging es ja zuvor vor allem um die nun psychisch labilen Kinder und Jugendlichen bzw die Folgen ihrer Probleme im späteren Leben inkl der fehlenden Strukturen...
Jepp. Und mir darum, dass die Pandemie diese Erscheinungen eher als Auslöser herbeiführte denn als Ursache.
Ich fühle mich nach wie vor missverstanden. Liegt vermutlich an mir. Deshalb ein letzter Versuch:
Die Tatsache, dass die Pandemie insbesondere im psychischen Bereich solch gravierende Folgen zeitigte, ist u.a. einer Gesellschaftsstruktur zuzuschreiben, die von "stabil" und "robust" sowie "solidarisch" weit entfernt ist. Im Gegenteil: so fragil habe ich die Gesellschaft in Deutschland noch nie erlebt. Auf der einen Seite Alleinerziehende mit Homeoffice und zwei Kindern in 2-Zimmer-Wohnungen, auf der anderen Seite Menschen, die sich private Hauslehrer und modernste Computertechnik für ihre Kids leisten können, ohne noch nicht mal auf den Preis zu schauen. Hier Querdenker und Verschwörungstechniker, dort Ärzt*innen und Pflegepersonal, die es ausbaden dürfen. Dazu ständige und hektische bis wütende Diskussionen, Besserwissereien und Misstrauen gegenüber den Entscheidern - in der Regel ohne großen Wissenshintergrund.
In anderen Zeiten haben Gesellschaften in Deutschland ganz andere Situationen meistern müssen als mal eben drei Wochen Lockdown und Maskenpflicht beim Einkaufen. Aber mich wundert es nicht, dass es angesichts der o.a. Umstände viele Menschen aus der Bahn wirft. Mit Sicherheit auch eine große Zahl Menschen, die durch die Schieflage unserer Gesellschaft, Leistungsdruck, Globalisierungs- und Digitalisierungsopfer und andere Zeiterscheinungen schon angeschlagen waren.
Dass diese dann aufgrund fehlenden Personals und Geld nicht adäquat aufgefangen werden konnten, war nur der dritte, logisch folgende Punkt in meiner Argumentation. Ihr macht es gerade zum Hauptargument.
In anderen Zeiten haben Gesellschaften in Deutschland ganz andere Situationen meistern müssen als mal eben drei Wochen Lockdown und Maskenpflicht beim Einkaufen.
Weiß nicht, finde es etwas unfair zu sagen "Früher gab es viel schlimmere Situationen, als mal eben drei Wochen Lockdown und Maskenpflicht beim Einkauf" Dies verniedlicht die Situation auf 3 Wochen und Maske im Rewe - es waren definitiv mehr Einschränkungen für viele Menschen. Im Privatleben und auch wirtschaftlich. Vielleicht mag es sich für Dich so angefühlt haben und Du hast Glück gehabt, warst privilegiert. Viele andere Menschen haben es aus meiner Erfahrung weitaus schlimmer erlebt.
In anderen Zeiten haben Gesellschaften in Deutschland ganz andere Situationen meistern müssen als mal eben drei Wochen Lockdown und Maskenpflicht beim Einkaufen.
Weiß nicht, finde es etwas unfair zu sagen "Früher gab es viel schlimmere Situationen, als mal eben drei Wochen Lockdown und Maskenpflicht beim Einkauf" Dies verniedlicht die Situation auf 3 Wochen und Maske im Rewe - es waren definitiv mehr Einschränkungen für viele Menschen. Im Privatleben und auch wirtschaftlich. Vielleicht mag es sich für Dich so angefühlt haben und Du hast Glück gehabt, warst privilegiert. Viele andere Menschen haben es aus meiner Erfahrung weitaus schlimmer erlebt.
Schon klar, widerspreche ich nicht. Ich wollte nur auf die Änderungen im gesellschaftlichen Leben hinaus. Ich finde, die Gesellschaft ist empfindlicher, labiler, fragiler und weniger belastbar für Ausnahmesituationen geworden. Natürlich alles im Zusammenwirken von Belastungen wie Leistungsdruck, Globalisierung, Digitalisierung, Überfrachtung etc. Zusammen mit den sozialen Schieflagen hinterlässt das Spuren.
Schon klar. Dabei wurden aber sowohl die Wirkmacht der Impfungen, als auch die Mutationsgeschwindigkeit des Virus massiv unterschätzt. Die Menschen, die immunschwach oder besonders gefährdet sind, sterben trotz Impfung immer noch. Wenn es um irgendwas ging, dann darum das kaputt gesparte Gesundheitssystem vor dem totalen Kollaps zu bewahren.
Ganz davon abgesehen, muss man heute einfach eingestehen, dass wir unfassbare Kollateralschäden durch die monatelangen Kontaktbeschränkungen erzeugt haben.
Zwei komplette Geburtsjahrgänge ohne trainiertes Immunsystem, zwei Einschulungsjahrgänge ohne stabile soziale Bezugsrahmen, vier Semester Studienanfänge ohne Bezugs- und Unterstützungsrahmen.
Wir haben nebenbei das gesamte psychiatrische und therapeutische Netz auf Jahre hinaus in die Überlastung geführt. Jugendhilfe und Kinderkliniken sind am Zusammenbrechen, die Struktur der Arbeitsförderung ist weitgehend zerstört und in allen sozialen und pflegerischen Berufen haben massenweise Fachkräfte die Grätsche gemacht.
Ein Komplettlockdown im Sinne der Null-Covid-Strategie hätte weiten Teilen der benannten Struktur komplett den Rest gegeben.
Bei euch hat dann aber immerhin ein Großteil einen Therapieplatz, wenn ich das richtig herauslese. Bei uns gibt es diverse Fälle, die einfach nirgends unterkommen. In meiner Q3 (Abi-Jahrgang) habe ich zwei Kandidaten, die sich aus Mangel an professioneller Hilfe nun selbst mit Alkohol therapieren und damit auch recht offen umgehen.
Hinzu die von dir geschilderten Lernrückstände, die aber nicht nur die 5er betreffen. Auch die Oberstufe schreibt im Durchschnitt kürzere und inhaltlich schwächere Texte, hat enorme Probleme mit Ausdruck und Satzbau - wurde ja alles zwei Jahre lang nicht verlangt.
Aber ja, der Abischnitt wird wieder mal besser ausfallen als im letzten Jahr. Selbst bei denen, die im März Abi machen, der letzte Lockdown also während der Einführungsphase lag, werden noch im aktuellen Halbjahr munter die Themen gestrichen...
Den zweiten Teil kann ich mir sehr gut vorstellen, ich hatte halt das Glück, das meine Frau Elternzeit hatte und intensiv mit meiner Großen geübt hat und ja sie ist wesentlich besser in Rechtschreibung und Grammatik als ich.
Immer geschützt unterwegs, auch beruflich in Schulen und Kitas technischer Art. 🤕🙊
Deine angebrachten Punkte kann ich großteils nachvollziehen, bin aber zu weit weg von den Auswirkungen, um eine Einschätzung darüber vornehmen zu können, wie das abzuwägen wäre.
Ohne Dich damit in Bedrängnis bringen zu wollen fände ich es interessant, ob es inzwischen Untersuchungen gibt, die eine halbwegs vernünftige Gesamtbetrachtung vornehmen. Weißt du dazu etwas?
https://www.n-tv.de/panorama/Heranwachsende-brauchen-wieder-Normalitaet-article23703329.html
Schon heftig, wenn ich heute zurückblicke. Würde noch einmal eine ähnliche Situation entstehen, ich wäre nach dem ersten notwendigen Lockdown angesichts der Kollateralschäden der Covid Maßnahmen raus.
Zunächst mal muss man festhalten, dass ein entgegen den ersten Befürchtungen vergleichsweise "glimpflicher" Verlauf der Pandemie in erster Linie den Impfstoffen zuzuschreiben ist. Die hatten wir bei den Lockdowns noch nicht.
Alles, was nach den ersten Impfungen an Maßnahmen getroffen wurde, wurde schrittweise zurückgefahren, bis zu einem fast schon unbedeutenden Maß (Maskenpflicht an bestimmten Stellen).
Weißt du, was ohne Impfstoffe gewesen wäre, was z. B. mit dir passiert wäre, wenn du nach dem ersten Lockdown "raus" gewesen wärst?
Was du zu den Kollateralschäden schreibst, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Trotzdem eines dazu: war Corona nicht eigentlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? Das Fass, das da hieß: menschliche Unzulänglichkeiten (Erziehung+Bildung), unwürdige soziale Missstände und unzureichende Ausstattung der Sozial-, Erziehungs- und Psycho-Arbeiter?
Das erklärt aber ja nicht das Mehr an psychischen Auffälligkeiten und Erkrankungen, eher die fehlenden Möglichkeiten darauf zu reagieren bzw. sie besser abzufangen. Wie gesagt, auch wenn ich mit unserer Landesjugendbehörde rede, da ist schon ein deutliches Mehr an Problemen jetzt da als vor 2020 (und da waren es schon genug) und das hat viel mit Corona zu tun, dazu kommt jetzt noch die Ukraine (gliedert mal hunderttausende Kinder ins deutsche System ein und die sind auch noch traumatisiert...)
Und wie ich schon mal schrieb, bzgl. der Spätfolgen der Corona-Zeit plant man bei uns in der Behörde die Maßnahmen derzeit bis 2035. Und das betrifft nur die Jugendhilfe. In wie weit es Sinn gemacht hat vor allem Schulen und Kitas zu schließen, während man kaum darauf geachtet hat, wie Homeoffice usw. durchgesetzt wird...
Zugegebenermaßen hatte aber ein hartes Vorgehen in der 1. Welle und auch in der 2. / 3. Welle (bis die Impfungen Wirkung entfalten haben) kaum Alternativen, die Frage ist nur, ob alles sinnvoll war. Ich wäre aber auch ungern Politiker gewesen.
Ist das so? Die Erwartung die im Raum stand war, dass durch das Durchimpfen der Bevölkerung der Pandemie ein Ende gesetzt wird. Wir hatten etliche Diskussionen darüber, dass die Impfquote zu gering ist und wir deshalb Angst vor der Überlastung des Gesundheitssystems haben müssen.
Tatsächlich muss man Rückblickend sagen, dassdie gsnze Nummer vor allem deshalb glimpflich ablief, weil das Virus durch Mutation an Schärfe verloren hat UND die Impfung die Zeit bis zu dieser Entschärfung einigermaßen gebrückt hat. Ein Ende ist in Sicht, weil das Virus jetzt durchgerauscht ist.
Die Impfungen haben etliche Leben gerettet. Als alleinigen Gamechanger sehe ich sie nicht.
Klar waren wir schon lange auf Kante. Trotzdem muss man das was an Maßnahmen ergriffen wurde im Kontext der Realität sehen. Und die war eben, ein System auf Kante. Schon im Winter 20 wurde das von Professoren und Praktikern aus Schule, Kinder- und Jugendhilfe, -psychiatrie und -therapie deutlich benannt.
Das heißt, dass man die Situation die jetzt da ist, wissentlich bereit war in Kauf zu nehmen.
Man hat priorisiert - und schweigt es jetzt tot!
Nur als Beispiel: man weiß wie die Situation bezüglich Fachkräften derzeit ist: beschissen. Und man weiß, dass es Jahre dauern wird. Trotzdem hat man, weil es sich gut anhört, einen Rechtsanspruch auf Betreuung für Kinder im Schulalter verankert - wohlwissend, dass man nicht mal dazu in der Lage ist den bereits existierenden Rechtsanspruch auf Betreuung im Vorschulalter zu wuppen.
Man weiß was man tut.
Zunächst mal muss man festhalten, dass ein entgegen den ersten Befürchtungen vergleichsweise "glimpflicher" Verlauf der Pandemie in erster Linie den Impfstoffen zuzuschreiben ist. Die hatten wir bei den Lockdowns noch nicht.
Alles, was nach den ersten Impfungen an Maßnahmen getroffen wurde, wurde schrittweise zurückgefahren, bis zu einem fast schon unbedeutenden Maß (Maskenpflicht an bestimmten Stellen).
Weißt du, was ohne Impfstoffe gewesen wäre, was z. B. mit dir passiert wäre, wenn du nach dem ersten Lockdown "raus" gewesen wärst?
Was du zu den Kollateralschäden schreibst, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Trotzdem eines dazu: war Corona nicht eigentlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? Das Fass, das da hieß: menschliche Unzulänglichkeiten (Erziehung+Bildung), unwürdige soziale Missstände und unzureichende Ausstattung der Sozial-, Erziehungs- und Psycho-Arbeiter?
Das erklärt aber ja nicht das Mehr an psychischen Auffälligkeiten und Erkrankungen, eher die fehlenden Möglichkeiten darauf zu reagieren bzw. sie besser abzufangen. Wie gesagt, auch wenn ich mit unserer Landesjugendbehörde rede, da ist schon ein deutliches Mehr an Problemen jetzt da als vor 2020 (und da waren es schon genug) und das hat viel mit Corona zu tun, dazu kommt jetzt noch die Ukraine (gliedert mal hunderttausende Kinder ins deutsche System ein und die sind auch noch traumatisiert...)
Und wie ich schon mal schrieb, bzgl. der Spätfolgen der Corona-Zeit plant man bei uns in der Behörde die Maßnahmen derzeit bis 2035. Und das betrifft nur die Jugendhilfe. In wie weit es Sinn gemacht hat vor allem Schulen und Kitas zu schließen, während man kaum darauf geachtet hat, wie Homeoffice usw. durchgesetzt wird...
Zugegebenermaßen hatte aber ein hartes Vorgehen in der 1. Welle und auch in der 2. / 3. Welle (bis die Impfungen Wirkung entfalten haben) kaum Alternativen, die Frage ist nur, ob alles sinnvoll war. Ich wäre aber auch ungern Politiker gewesen.
Doch, das tut es eben genau schon. Hätten wir das Personal und die Mittel, besser auf solche Dinge wie Corona reagieren und sie abfangen zu können, würde niemand darüber reden. Tatsache ist aber in meinen Augen, dass die von mir vorgebrachten Punkte die Situation der Betroffenen eben noch wesentlich verschlimmerten, während sie bei Nichtbetroffenen (also in Häusern mit guter Bildung, sozialem Status und ganz anderen Mitteln und Möglichkeiten, mit der Pandemie fertigzuwerden: mehr Platz, Geld für Privatlehrer, Computerausstattung etc.pp.) eben wesentlich leichter zu handeln waren.
Dies gilt ja nicht nur für Corona, sondern auch für alle anderen Krisen, z. B. die Rekordinflation.
Bei euch hat dann aber immerhin ein Großteil einen Therapieplatz, wenn ich das richtig herauslese. Bei uns gibt es diverse Fälle, die einfach nirgends unterkommen. In meiner Q3 (Abi-Jahrgang) habe ich zwei Kandidaten, die sich aus Mangel an professioneller Hilfe nun selbst mit Alkohol therapieren und damit auch recht offen umgehen.
Hinzu die von dir geschilderten Lernrückstände, die aber nicht nur die 5er betreffen. Auch die Oberstufe schreibt im Durchschnitt kürzere und inhaltlich schwächere Texte, hat enorme Probleme mit Ausdruck und Satzbau - wurde ja alles zwei Jahre lang nicht verlangt.
Aber ja, der Abischnitt wird wieder mal besser ausfallen als im letzten Jahr. Selbst bei denen, die im März Abi machen, der letzte Lockdown also während der Einführungsphase lag, werden noch im aktuellen Halbjahr munter die Themen gestrichen...
Zunächst mal muss man festhalten, dass ein entgegen den ersten Befürchtungen vergleichsweise "glimpflicher" Verlauf der Pandemie in erster Linie den Impfstoffen zuzuschreiben ist. Die hatten wir bei den Lockdowns noch nicht.
Alles, was nach den ersten Impfungen an Maßnahmen getroffen wurde, wurde schrittweise zurückgefahren, bis zu einem fast schon unbedeutenden Maß (Maskenpflicht an bestimmten Stellen).
Weißt du, was ohne Impfstoffe gewesen wäre, was z. B. mit dir passiert wäre, wenn du nach dem ersten Lockdown "raus" gewesen wärst?
Was du zu den Kollateralschäden schreibst, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Trotzdem eines dazu: war Corona nicht eigentlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? Das Fass, das da hieß: menschliche Unzulänglichkeiten (Erziehung+Bildung), unwürdige soziale Missstände und unzureichende Ausstattung der Sozial-, Erziehungs- und Psycho-Arbeiter?
Ist das so? Die Erwartung die im Raum stand war, dass durch das Durchimpfen der Bevölkerung der Pandemie ein Ende gesetzt wird. Wir hatten etliche Diskussionen darüber, dass die Impfquote zu gering ist und wir deshalb Angst vor der Überlastung des Gesundheitssystems haben müssen.
Tatsächlich muss man Rückblickend sagen, dassdie gsnze Nummer vor allem deshalb glimpflich ablief, weil das Virus durch Mutation an Schärfe verloren hat UND die Impfung die Zeit bis zu dieser Entschärfung einigermaßen gebrückt hat. Ein Ende ist in Sicht, weil das Virus jetzt durchgerauscht ist.
Die Impfungen haben etliche Leben gerettet. Als alleinigen Gamechanger sehe ich sie nicht.
Klar waren wir schon lange auf Kante. Trotzdem muss man das was an Maßnahmen ergriffen wurde im Kontext der Realität sehen. Und die war eben, ein System auf Kante. Schon im Winter 20 wurde das von Professoren und Praktikern aus Schule, Kinder- und Jugendhilfe, -psychiatrie und -therapie deutlich benannt.
Das heißt, dass man die Situation die jetzt da ist, wissentlich bereit war in Kauf zu nehmen.
Man hat priorisiert - und schweigt es jetzt tot!
Nur als Beispiel: man weiß wie die Situation bezüglich Fachkräften derzeit ist: beschissen. Und man weiß, dass es Jahre dauern wird. Trotzdem hat man, weil es sich gut anhört, einen Rechtsanspruch auf Betreuung für Kinder im Schulalter verankert - wohlwissend, dass man nicht mal dazu in der Lage ist den bereits existierenden Rechtsanspruch auf Betreuung im Vorschulalter zu wuppen.
Man weiß was man tut.
Training für das Immunsystem gehört, wenn man der Wissenschaft glaubt, ins Bereich der Mythen. Ein Immunsystem braucht kein Training durch Krankheit.
Quarks fasst das Thema in einem Video sehr gut zusammen. https://www.youtube.com/watch?v=shpFs9vYMeM
Was allerdings passiert ist, dass Infektionen, die mit Massnahmen nicht oder in verringertem Masse aufgetreten sind, und nach Krankheit eine temporäre Teilimmunität erzeugen, jetzt mit dem fortgesetzten Zurückfahren der Massnahmen nachgeholt werden. Diese Infektionen fallen aber jetzt nicht heftiger aus, nur weil sie letztes Jahr ausgefallen sind, sondern sind jetzt einfach nur mehr. Schütze ich mich, gehe ich um so länger dieser Infektion aus dem Weg.
Isabella Eckerle schreibt dazu auf twitter
Daten aus Dänemark weissen darauf hin, dass bei RSV der Effekt der ausgefallenen Infektionen sogar positiv gewesen sein könnte. Der Verlauf ist umso heftiger, umso kleiner Kinder sind. D.h. der Jahrgang der RSV jetzt ein oder zwei Jahre später nachholt, hat im Schnitt weniger heftige Verläufe.
Es gibt aber nachwievor die Hypothese, dass durch eine Coronainfektion das Immunsystem angegriffen sein könnte.
D.h. es gibt nachwievor Argumente für zurückhaltende Massnahme, wie Luftfilter im öffentlichen Bereichen (sprich Gesetze für Lufthygiene, wie sie es schon lange bei Wasser gibt) und Regeln für Maskentragen.
Das war aber nicht die ursprüngliche Erwartungshaltung an einen Impfstoff. Dass der Impfstoff so gut wirken wird, war nicht zu erwarten, dass er auch bei der Vielzahl an Varianten weiterhin so gut wirken wird, war auch nicht zu erwarten.
Aber es ist richtig, dass es eine Zeitlang Hoffnung gab, dass bei der guten Performance der Impfung durch einen hohen Impfgrad die Pandemie beendet werden könnte, aber so ganz sicher war man sich da meines Wissens nicht, es schien aber zumindest mal eine möglicher Weg aus der Pandemie zu sein.
Es wurde aber auch früh vermutet, dass durch eine hohe Anzahl an Infektionen, das Mutationsrisiko erhöht wird. Das war eines der Argumente für eine NoCovid-Strategie.
Das Virus hat hauptsächlich durch die Impfung an Schärfe verloren. Das Virus (Omikronvariante) an sich liegt in der Gefährlichkeit immer noch zwischen alpha und delta (näher an alpha), d.h. es ist immer noch gefährlicher als der Wildtyp.
Temporär waren Massnahmen gamechanger, auf längere Sicht war es die Impfung.
das ist richtig, man hat klar priorisiert. Man hat sich für die Wirtschaft und gegen Kinder entschieden, das wird jetzt nochmal deutlicher.
Ich denke nachwievor, dass gewisse Massnahmen im Betreuungs- und Schulbereich sinnvoll waren.
Aber die wichtigen Dinge ist man nicht angegangen. Luftfilter, Masken, Fernunterricht.
Und die Priorisierung, dass Schulen/Kindergärten als letztes geschlossen und als erstes geöffnet werden und davor andere Massnahmen wichtiger sind.
Ich befürchte auch, dass sich da auf absehbare Zeit nicht viel ändern wird. Auch aus der aktuellen Koalition ist da so wie es aussieht weder mittel- noch langfristig Besserung zu erwarten.
Deine angebrachten Punkte kann ich großteils nachvollziehen, bin aber zu weit weg von den Auswirkungen, um eine Einschätzung darüber vornehmen zu können, wie das abzuwägen wäre.
Ohne Dich damit in Bedrängnis bringen zu wollen fände ich es interessant, ob es inzwischen Untersuchungen gibt, die eine halbwegs vernünftige Gesamtbetrachtung vornehmen. Weißt du dazu etwas?
In der Jugendhilfe werden die Landes- und Bundesstatistiken wohl Anfang März vorliegen. Wie es bei den Krankenkassen und Psychiatrien ausschaut weiß ich nicht. Das dürfte dann interessant werden.
Was ich sagen kann ist, dass anders als von mir und vielen Kolleg*innen erwartet, der Einbruch erst gegen letzten Jahreswechsel und nicht bereits zum Schuljahreswechsel 20/21 gekommen ist, also mit vier, fünf Monaten Verzögerung. Meine Hypothese ist, dass zunächst noch die Euphorie der Normalisierung getragen hat und erst sichtbar werden musste, wer alles unterwegs "verloren gegangen" ist.
Ich werde berichten, wenn die Zahlen vorliegen. Werner bekommt das wahrscheinlich vor mir schon mit.
Übrigens mal für Lese-Interessierte das Positionspapier der Landesjugendämter (eines der LJA gehört ja zu meinem Arbeitgeber) von vor einem Jahr bzgl. der Zeit nach Corona bzgl. Kinder / Jugendliche
http://www.bagljae.de/assets/downloads/14-12-21_positionspapier-agjf_bagljae.docx.pdf
Vieles da schon angesprochen...
Die meisten Probleme werden erst in vielen Jahren sichtbar werden, viele psychischen und sozialen Sachverhalte kristallisieren sich ja bekanntlich auch erst nach Jahren heraus bzw. werden erst bemerkt, wenn Personen im Jugendalter sind oder erwachsen. Das wird dann über Jahrzehnte noch die Gesellschaft beschäftigen, so wie eben auch Long Covid viele Menschen lange beschäftigen wird.
Und ich zitiere ganz nett mal einen User
"Das ist bitter notwendig und mittlerweile, man muss das so deutlich sagen, geraten mit jedem Tag den dieser unseelige Dauerlockdown anhält mehr Kinder und Familien an ihre absolute Belastungsgrenze.
Mich persönlich graust es total vor dem neuen Schuljahr. Dann werden etliche Kinder und Jugendliche, die auf Grund der endlosen Schließungen völlig vom Radar verschwunden sind, mit massiven Auffälligkeiten vor Lehrer*Innen und Erzieher*Innen sitzen. " (3. Mai 2021)
Stationäre Jugendhilfe ist ebenso völlig am Limit.
Das gesamte Netz der Kinder- und Jugendhilfe läuft auf Sparflamme!
Das mag man gerade vielleicht nicht hören, aber das sind realistische Probleme für Frauen, Kinder, Jugendliche. Da geht es teilweise um nicht mehr und nicht weniger als ums nackte Überleben. (20. März 2020)
Nur damit jeder in 5-10 Jahren weiß, dass Pädagogen das wussten, was kommen wird. Die Beiträge sind natürlich von FA.
Ich glaub, Du würdest echt Deinen Spaß haben FA mit meinen Landesjugendamt-Kollegen. Bist auf nen Kaffee eingeladen, aber musst halt die 200 km fahren.
Das erklärt aber ja nicht das Mehr an psychischen Auffälligkeiten und Erkrankungen, eher die fehlenden Möglichkeiten darauf zu reagieren bzw. sie besser abzufangen. Wie gesagt, auch wenn ich mit unserer Landesjugendbehörde rede, da ist schon ein deutliches Mehr an Problemen jetzt da als vor 2020 (und da waren es schon genug) und das hat viel mit Corona zu tun, dazu kommt jetzt noch die Ukraine (gliedert mal hunderttausende Kinder ins deutsche System ein und die sind auch noch traumatisiert...)
Und wie ich schon mal schrieb, bzgl. der Spätfolgen der Corona-Zeit plant man bei uns in der Behörde die Maßnahmen derzeit bis 2035. Und das betrifft nur die Jugendhilfe. In wie weit es Sinn gemacht hat vor allem Schulen und Kitas zu schließen, während man kaum darauf geachtet hat, wie Homeoffice usw. durchgesetzt wird...
Zugegebenermaßen hatte aber ein hartes Vorgehen in der 1. Welle und auch in der 2. / 3. Welle (bis die Impfungen Wirkung entfalten haben) kaum Alternativen, die Frage ist nur, ob alles sinnvoll war. Ich wäre aber auch ungern Politiker gewesen.
Doch, das tut es eben genau schon. Hätten wir das Personal und die Mittel, besser auf solche Dinge wie Corona reagieren und sie abfangen zu können, würde niemand darüber reden. Tatsache ist aber in meinen Augen, dass die von mir vorgebrachten Punkte die Situation der Betroffenen eben noch wesentlich verschlimmerten, während sie bei Nichtbetroffenen (also in Häusern mit guter Bildung, sozialem Status und ganz anderen Mitteln und Möglichkeiten, mit der Pandemie fertigzuwerden: mehr Platz, Geld für Privatlehrer, Computerausstattung etc.pp.) eben wesentlich leichter zu handeln waren.
Dies gilt ja nicht nur für Corona, sondern auch für alle anderen Krisen, z. B. die Rekordinflation.
Die Einrichtungen finden seit Jahren kaum noch Personal, wie soll dann ein solcher Puffer vorhanden sein? Wir reden hier von zig Tausenden Menschen in einer Sparte, in der alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist bereits genommen wird Würzi. Wir haben in diesem Bereich absolute Vollbeschäftigung, der Arbeitsmarkt ist leergefegt, geh doch mal auf die Seiten der Einrichtungen und schau auf die Stellengesuche. Wen willst Du denn da einsetzen? Der Kampf um potenzielle Fachkräfte ist so riesig, da nimmt ein Bereich dem anderen das Personal weg. Wenn Du da einen Bereich förderst und dort den personellen Engpass verringerst, fehlt es an anderer Stelle.
Klar, hätte man vor 20 Jahren vllt. bei 6 Mio Arbeitslosen und knappen Ausbildungsplätzen mehr gemacht, vllt. hätte man heute weniger Probleme. Ich bezweifle aber stark, dass Du oder jemand anderes da auf den Schirm hatte "Ah, wir sollten jetzt bei sinkenden Geburtenraten nen ordentlichen Puffer in Kinderpsychiatrien oder Einrichtungen der Jugendhilfe schaffen und Geld investieren". Wir brauchen mehr Lehrer, hunderttausende für Kita-Ausbau, zehntausende für die Pflege, zehntausende für Krankenhäuser, zehntausende für Psychiatrie und das alles aus Jahrgängen, die halb so groß sind wie die von Dir oder FA. Wie soll das denn bewerkstelligt werden oder hätte das bewerkstelligt werden können? Weiß nicht...
Wie gesagt, ich bin kein Experte für Kinderpsychiatrien, Gott bewahre, aber ich kenne persönlich mehrere Menschen, die in verantwortlicheren Positionen für Kinder- und Jugendhilfe und psychiatrische Hilfen für Kinder und Jugendliche (Koordination) auf Landesebene sind und seit 30 Jahren in dem Bereich arbeiten. Deren Aussagen glaube ich. Ja, bessere Strukturen vorher hätten für geringere Probleme gesorgt, aber die Probleme wären trotzdem da. Und ich kann dieses "Mehr Geld , Mehr Personal" Geschrei mittlerweile nicht mehr hören, das selbe lese ich seit Jahren auch in der Pflege-Debatte. Hier bei uns in BaWü haben wir nicht genug verfügbares Personal und die Einrichtungen werben sich gegenseitig die Leute ab.
Ich kann schon verstehen, weshalb an dieses Konzept große Hoffnungen geknüpft wurden und ich möchte jetzt in der Nachschau auch nicht mit einem „Siehst Du!“ um die Ecke kommen, aber vielleicht lässt sich aus der Sache zumindest mitnehmen, dass ein bedingungs- und kritikloses „follow the science“ nicht immer als Königsweg zu den besten Ergebnissen bei politischen Entscheidungen führt.
Diesen Absatz mag ich nochmal herausstellen!
Ich würde dir nur an einer Stelle widersprechen: „follow the science“ is eigentlich völlig ok, solange man nicht glaubt, Erkenntnisgewinn aus einer Disziplin über den Erkenntnisgewinn in anderen Disziplinen stellen zu können. Der Versuch Erkenntnisse zu objektivieren ohne multikausale Auswirkungen mit in den Blick zu nehmen, ist die beste Grundlage für Kollateralschäden ohne Ende.
Politik muss im besten Fall das System als Ganzes in den Blick nehmen.
Wir haben allerdings, den Logiken der Wirtschaftswissenschaften folgend, unter dem Feigenblatt der Qualitätskontrolle und Kosteneffizienz ein bürokratisches Monster im Sozial- und Gesundheitssektor geschaffen, das Ressourcen ohne Ende verschlingt, bei gleichzeitig immer schlechter werdender Grundversorgung.
Unsere Lösungsstrategie ist, mehr von dem zu tun, was nicht funktioniert.
Und so halten wir es derzeit in fast allen schwierigen Bereichen. Sei es der Klimawandel, die soziale Ungleichheit oder das globale Spiel der Kräfte
Ähm, da ich so ziemlich jeden Beitrag hier gelesen habe in den 6 Corona-Threads, würde ich eher sagen, dass die konsequente No-Covid-Fraktion weit kleiner war als die, die nicht dafür waren. Ich glaub, Xaver traut gerade seinen Augen nicht, wenn er die Aussage von Dir liest und sich überlegt, in wie vielen Dutzenden Beiträgen er das Konzept gegen die Kritik vieler inhaltlich verteidigt hat.
Grundsätzlich geht es ja auch in der Nachbetrachtung in meinen Augen weniger darum, ob man weniger oder mehr hätte schützen sollen, sondern darum wie und wo. Ich zB saß auf Arbeit (ohne Homeoffice, weil ich mit meiner Arbeit ermöglicht habe, dass andere ins HO konnten, die zB Familie etc. hatten) und habe festgestellt, wie wenig konsequent Homeoffice, Abstände etc. kontrolliert wurden, wir haben zwar 2 Tests pro Woche bekommen, aber ob wir das gemacht haben? Pfff. Währenddessen hat man ganze Schulklassen nach Hause geschickt oder über Monate zuhause unterrichtet und dann, als sie mal in der Schule waren, täglich getestet.
Dieser Widerspruch, der wird für mich einfach bis zu meinem Lebensende nicht mehr erklärbar werden. Die Pandemiebekämpfung so stark auf dem Rücken derer auszutragen, bei denen die Folgen der Maßnahmen die größten Spuren hinterlassen können, während das Virus selbst dort am wenigsten Schaden anrichtet (zumindest mal bezogen auf Hospitalisierung / Sterblichkeit)?
Aber wie gesagt, ich möchte unseren Politikern und Politikerinnen keinen ganz großen Vorwurf machen, weil es unfassbar schwer war das richtige Maß zu finden. Nur müssen wir jetzt Lösungen finden, wie wir mit den Folgen zurecht kommen. Egal ob es körperliche Folgen sind (Long Covid etc.) oder psychische Folgen...
Ich kann schon verstehen, weshalb an dieses Konzept große Hoffnungen geknüpft wurden und ich möchte jetzt in der Nachschau auch nicht mit einem „Siehst Du!“ um die Ecke kommen, aber vielleicht lässt sich aus der Sache zumindest mitnehmen, dass ein bedingungs- und kritikloses „follow the science“ nicht immer als Königsweg zu den besten Ergebnissen bei politischen Entscheidungen führt.
Doch, das tut es eben genau schon. Hätten wir das Personal und die Mittel, besser auf solche Dinge wie Corona reagieren und sie abfangen zu können, würde niemand darüber reden. Tatsache ist aber in meinen Augen, dass die von mir vorgebrachten Punkte die Situation der Betroffenen eben noch wesentlich verschlimmerten, während sie bei Nichtbetroffenen (also in Häusern mit guter Bildung, sozialem Status und ganz anderen Mitteln und Möglichkeiten, mit der Pandemie fertigzuwerden: mehr Platz, Geld für Privatlehrer, Computerausstattung etc.pp.) eben wesentlich leichter zu handeln waren.
Dies gilt ja nicht nur für Corona, sondern auch für alle anderen Krisen, z. B. die Rekordinflation.
Die Einrichtungen finden seit Jahren kaum noch Personal, wie soll dann ein solcher Puffer vorhanden sein? Wir reden hier von zig Tausenden Menschen in einer Sparte, in der alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist bereits genommen wird Würzi. Wir haben in diesem Bereich absolute Vollbeschäftigung, der Arbeitsmarkt ist leergefegt, geh doch mal auf die Seiten der Einrichtungen und schau auf die Stellengesuche. Wen willst Du denn da einsetzen? Der Kampf um potenzielle Fachkräfte ist so riesig, da nimmt ein Bereich dem anderen das Personal weg. Wenn Du da einen Bereich förderst und dort den personellen Engpass verringerst, fehlt es an anderer Stelle.
Klar, hätte man vor 20 Jahren vllt. bei 6 Mio Arbeitslosen und knappen Ausbildungsplätzen mehr gemacht, vllt. hätte man heute weniger Probleme. Ich bezweifle aber stark, dass Du oder jemand anderes da auf den Schirm hatte "Ah, wir sollten jetzt bei sinkenden Geburtenraten nen ordentlichen Puffer in Kinderpsychiatrien oder Einrichtungen der Jugendhilfe schaffen und Geld investieren". Wir brauchen mehr Lehrer, hunderttausende für Kita-Ausbau, zehntausende für die Pflege, zehntausende für Krankenhäuser, zehntausende für Psychiatrie und das alles aus Jahrgängen, die halb so groß sind wie die von Dir oder FA. Wie soll das denn bewerkstelligt werden oder hätte das bewerkstelligt werden können? Weiß nicht...
Wie gesagt, ich bin kein Experte für Kinderpsychiatrien, Gott bewahre, aber ich kenne persönlich mehrere Menschen, die in verantwortlicheren Positionen für Kinder- und Jugendhilfe und psychiatrische Hilfen für Kinder und Jugendliche (Koordination) auf Landesebene sind und seit 30 Jahren in dem Bereich arbeiten. Deren Aussagen glaube ich. Ja, bessere Strukturen vorher hätten für geringere Probleme gesorgt, aber die Probleme wären trotzdem da. Und ich kann dieses "Mehr Geld , Mehr Personal" Geschrei mittlerweile nicht mehr hören, das selbe lese ich seit Jahren auch in der Pflege-Debatte. Hier bei uns in BaWü haben wir nicht genug verfügbares Personal und die Einrichtungen werben sich gegenseitig die Leute ab.
Kleiner Funfact am Rande: für Soziale Arbeit besteht an den meisten Hochschulen immer noch ein nc. Klar, man will von Seiten der Hochschulen natürlich eher in den Bereich der Zukunftstechnologien investieren, statt Plätze für die Ausbildung von popeligen Sozialpädagog*innen zu schaffen. Da lockt die Kohle aus Industrie und Wirtschaft! Auch das haben wir der allseeligmachenden Liberalisierungsidee der Hochschulbildung zu verdanken.
So geht Steuerung angesichts des Fachkräftemangels im 21. Jhdt.
Ich kann schon verstehen, weshalb an dieses Konzept große Hoffnungen geknüpft wurden und ich möchte jetzt in der Nachschau auch nicht mit einem „Siehst Du!“ um die Ecke kommen, aber vielleicht lässt sich aus der Sache zumindest mitnehmen, dass ein bedingungs- und kritikloses „follow the science“ nicht immer als Königsweg zu den besten Ergebnissen bei politischen Entscheidungen führt.
Diesen Absatz mag ich nochmal herausstellen!
Ich würde dir nur an einer Stelle widersprechen: „follow the science“ is eigentlich völlig ok, solange man nicht glaubt, Erkenntnisgewinn aus einer Disziplin über den Erkenntnisgewinn in anderen Disziplinen stellen zu können. Der Versuch Erkenntnisse zu objektivieren ohne multikausale Auswirkungen mit in den Blick zu nehmen, ist die beste Grundlage für Kollateralschäden ohne Ende.
Politik muss im besten Fall das System als Ganzes in den Blick nehmen.
Wir haben allerdings, den Logiken der Wirtschaftswissenschaften folgend, unter dem Feigenblatt der Qualitätskontrolle und Kosteneffizienz ein bürokratisches Monster im Sozial- und Gesundheitssektor geschaffen, das Ressourcen ohne Ende verschlingt, bei gleichzeitig immer schlechter werdender Grundversorgung.
Unsere Lösungsstrategie ist, mehr von dem zu tun, was nicht funktioniert.
Und so halten wir es derzeit in fast allen schwierigen Bereichen. Sei es der Klimawandel, die soziale Ungleichheit oder das globale Spiel der Kräfte
Ich kann schon verstehen, weshalb an dieses Konzept große Hoffnungen geknüpft wurden und ich möchte jetzt in der Nachschau auch nicht mit einem „Siehst Du!“ um die Ecke kommen, aber vielleicht lässt sich aus der Sache zumindest mitnehmen, dass ein bedingungs- und kritikloses „follow the science“ nicht immer als Königsweg zu den besten Ergebnissen bei politischen Entscheidungen führt.
Ähm, da ich so ziemlich jeden Beitrag hier gelesen habe in den 6 Corona-Threads, würde ich eher sagen, dass die konsequente No-Covid-Fraktion weit kleiner war als die, die nicht dafür waren. Ich glaub, Xaver traut gerade seinen Augen nicht, wenn er die Aussage von Dir liest und sich überlegt, in wie vielen Dutzenden Beiträgen er das Konzept gegen die Kritik vieler inhaltlich verteidigt hat.
Grundsätzlich geht es ja auch in der Nachbetrachtung in meinen Augen weniger darum, ob man weniger oder mehr hätte schützen sollen, sondern darum wie und wo. Ich zB saß auf Arbeit (ohne Homeoffice, weil ich mit meiner Arbeit ermöglicht habe, dass andere ins HO konnten, die zB Familie etc. hatten) und habe festgestellt, wie wenig konsequent Homeoffice, Abstände etc. kontrolliert wurden, wir haben zwar 2 Tests pro Woche bekommen, aber ob wir das gemacht haben? Pfff. Währenddessen hat man ganze Schulklassen nach Hause geschickt oder über Monate zuhause unterrichtet und dann, als sie mal in der Schule waren, täglich getestet.
Dieser Widerspruch, der wird für mich einfach bis zu meinem Lebensende nicht mehr erklärbar werden. Die Pandemiebekämpfung so stark auf dem Rücken derer auszutragen, bei denen die Folgen der Maßnahmen die größten Spuren hinterlassen können, während das Virus selbst dort am wenigsten Schaden anrichtet (zumindest mal bezogen auf Hospitalisierung / Sterblichkeit)?
Aber wie gesagt, ich möchte unseren Politikern und Politikerinnen keinen ganz großen Vorwurf machen, weil es unfassbar schwer war das richtige Maß zu finden. Nur müssen wir jetzt Lösungen finden, wie wir mit den Folgen zurecht kommen. Egal ob es körperliche Folgen sind (Long Covid etc.) oder psychische Folgen...
zumal das NoCovidkonzept eben die Kinderthematik mit aufgegriffen hat, es ging unter anderem darum Massnahmen so verträglich wie möglich für die Vulnerablen der Gesellschaft, die Kinder, zu gestalten.
Die Einrichtungen finden seit Jahren kaum noch Personal, wie soll dann ein solcher Puffer vorhanden sein? Wir reden hier von zig Tausenden Menschen in einer Sparte, in der alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist bereits genommen wird Würzi. Wir haben in diesem Bereich absolute Vollbeschäftigung, der Arbeitsmarkt ist leergefegt, geh doch mal auf die Seiten der Einrichtungen und schau auf die Stellengesuche. Wen willst Du denn da einsetzen? Der Kampf um potenzielle Fachkräfte ist so riesig, da nimmt ein Bereich dem anderen das Personal weg. Wenn Du da einen Bereich förderst und dort den personellen Engpass verringerst, fehlt es an anderer Stelle.
Klar, hätte man vor 20 Jahren vllt. bei 6 Mio Arbeitslosen und knappen Ausbildungsplätzen mehr gemacht, vllt. hätte man heute weniger Probleme. Ich bezweifle aber stark, dass Du oder jemand anderes da auf den Schirm hatte "Ah, wir sollten jetzt bei sinkenden Geburtenraten nen ordentlichen Puffer in Kinderpsychiatrien oder Einrichtungen der Jugendhilfe schaffen und Geld investieren". Wir brauchen mehr Lehrer, hunderttausende für Kita-Ausbau, zehntausende für die Pflege, zehntausende für Krankenhäuser, zehntausende für Psychiatrie und das alles aus Jahrgängen, die halb so groß sind wie die von Dir oder FA. Wie soll das denn bewerkstelligt werden oder hätte das bewerkstelligt werden können? Weiß nicht...
Wie gesagt, ich bin kein Experte für Kinderpsychiatrien, Gott bewahre, aber ich kenne persönlich mehrere Menschen, die in verantwortlicheren Positionen für Kinder- und Jugendhilfe und psychiatrische Hilfen für Kinder und Jugendliche (Koordination) auf Landesebene sind und seit 30 Jahren in dem Bereich arbeiten. Deren Aussagen glaube ich. Ja, bessere Strukturen vorher hätten für geringere Probleme gesorgt, aber die Probleme wären trotzdem da. Und ich kann dieses "Mehr Geld , Mehr Personal" Geschrei mittlerweile nicht mehr hören, das selbe lese ich seit Jahren auch in der Pflege-Debatte. Hier bei uns in BaWü haben wir nicht genug verfügbares Personal und die Einrichtungen werben sich gegenseitig die Leute ab.
Kleiner Funfact am Rande: für Soziale Arbeit besteht an den meisten Hochschulen immer noch ein nc. Klar, man will von Seiten der Hochschulen natürlich eher in den Bereich der Zukunftstechnologien investieren, statt Plätze für die Ausbildung von popeligen Sozialpädagog*innen zu schaffen. Da lockt die Kohle aus Industrie und Wirtschaft! Auch das haben wir der allseeligmachenden Liberalisierungsidee der Hochschulbildung zu verdanken.
So geht Steuerung angesichts des Fachkräftemangels im 21. Jhdt.
Die Tatsache, dass die Pandemie insbesondere im psychischen Bereich solch gravierende Folgen zeitigte, ist u.a. einer Gesellschaftsstruktur zuzuschreiben, die von "stabil" und "robust" sowie "solidarisch" weit entfernt ist. Im Gegenteil: so fragil habe ich die Gesellschaft in Deutschland noch nie erlebt. Auf der einen Seite Alleinerziehende mit Homeoffice und zwei Kindern in 2-Zimmer-Wohnungen, auf der anderen Seite Menschen, die sich private Hauslehrer und modernste Computertechnik für ihre Kids leisten können, ohne noch nicht mal auf den Preis zu schauen. Hier Querdenker und Verschwörungstechniker, dort Ärzt*innen und Pflegepersonal, die es ausbaden dürfen. Dazu ständige und hektische bis wütende Diskussionen, Besserwissereien und Misstrauen gegenüber den Entscheidern - in der Regel ohne großen Wissenshintergrund.
In anderen Zeiten haben Gesellschaften in Deutschland ganz andere Situationen meistern müssen als mal eben drei Wochen Lockdown und Maskenpflicht beim Einkaufen. Aber mich wundert es nicht, dass es angesichts der o.a. Umstände viele Menschen aus der Bahn wirft. Mit Sicherheit auch eine große Zahl Menschen, die durch die Schieflage unserer Gesellschaft, Leistungsdruck, Globalisierungs- und Digitalisierungsopfer und andere Zeiterscheinungen schon angeschlagen waren.
Dass diese dann aufgrund fehlenden Personals und Geld nicht adäquat aufgefangen werden konnten, war nur der dritte, logisch folgende Punkt in meiner Argumentation. Ihr macht es gerade zum Hauptargument.
Den zweiten Teil kann ich mir sehr gut vorstellen, ich hatte halt das Glück, das meine Frau Elternzeit hatte und intensiv mit meiner Großen geübt hat und ja sie ist wesentlich besser in Rechtschreibung und Grammatik als ich.
Kleiner Funfact am Rande: für Soziale Arbeit besteht an den meisten Hochschulen immer noch ein nc. Klar, man will von Seiten der Hochschulen natürlich eher in den Bereich der Zukunftstechnologien investieren, statt Plätze für die Ausbildung von popeligen Sozialpädagog*innen zu schaffen. Da lockt die Kohle aus Industrie und Wirtschaft! Auch das haben wir der allseeligmachenden Liberalisierungsidee der Hochschulbildung zu verdanken.
So geht Steuerung angesichts des Fachkräftemangels im 21. Jhdt.
Die Tatsache, dass die Pandemie insbesondere im psychischen Bereich solch gravierende Folgen zeitigte, ist u.a. einer Gesellschaftsstruktur zuzuschreiben, die von "stabil" und "robust" sowie "solidarisch" weit entfernt ist. Im Gegenteil: so fragil habe ich die Gesellschaft in Deutschland noch nie erlebt. Auf der einen Seite Alleinerziehende mit Homeoffice und zwei Kindern in 2-Zimmer-Wohnungen, auf der anderen Seite Menschen, die sich private Hauslehrer und modernste Computertechnik für ihre Kids leisten können, ohne noch nicht mal auf den Preis zu schauen. Hier Querdenker und Verschwörungstechniker, dort Ärzt*innen und Pflegepersonal, die es ausbaden dürfen. Dazu ständige und hektische bis wütende Diskussionen, Besserwissereien und Misstrauen gegenüber den Entscheidern - in der Regel ohne großen Wissenshintergrund.
In anderen Zeiten haben Gesellschaften in Deutschland ganz andere Situationen meistern müssen als mal eben drei Wochen Lockdown und Maskenpflicht beim Einkaufen. Aber mich wundert es nicht, dass es angesichts der o.a. Umstände viele Menschen aus der Bahn wirft. Mit Sicherheit auch eine große Zahl Menschen, die durch die Schieflage unserer Gesellschaft, Leistungsdruck, Globalisierungs- und Digitalisierungsopfer und andere Zeiterscheinungen schon angeschlagen waren.
Dass diese dann aufgrund fehlenden Personals und Geld nicht adäquat aufgefangen werden konnten, war nur der dritte, logisch folgende Punkt in meiner Argumentation. Ihr macht es gerade zum Hauptargument.
Fand ich aber jetzt nicht sofort erkennbar in Deinem Beitrag, sorry.
Mir ging es ja zuvor vor allem um die nun psychisch labilen Kinder und Jugendlichen bzw die Folgen ihrer Probleme im späteren Leben inkl der fehlenden Strukturen...
Weiß nicht, finde es etwas unfair zu sagen "Früher gab es viel schlimmere Situationen, als mal eben drei Wochen Lockdown und Maskenpflicht beim Einkauf"
Dies verniedlicht die Situation auf 3 Wochen und Maske im Rewe - es waren definitiv mehr Einschränkungen für viele Menschen. Im Privatleben und auch wirtschaftlich.
Vielleicht mag es sich für Dich so angefühlt haben und Du hast Glück gehabt, warst privilegiert. Viele andere Menschen haben es aus meiner Erfahrung weitaus schlimmer erlebt.
Ich denke es geht da um eine Entwicklung, die verschiedene Problematiken verknüpft und zuspitzt.
Wir haben ab Ende der 90er Jahre einen Umbau der Gesellschaft erlebt, weg von einem fürsorglichem Wohlfahrtsstaat, hin zu Kosteneffizienz und Effektivierung von staatlichen Leistungen. Gleichzeitig wurde das deutsche System der innerfamiliären Betreuung von Kindern hin zu durchgängiger Fremdbetreuung in institutionalisierter Form mehr und mehr zum Standard. Konnten Familien vor 30 Jahren noch relativ problemlos von einem Gehalt leben, gelingt dies durch den Umbau der Arbeitswelt hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft mit breitem Niedriglohnsektor bei gleichzeitig weitgehendem Wegfall der sozialen Grundsicherung vielen Menschen nicht mal mehr, wenn beide Eltern arbeiten. Fremdbetreuung von Kindern ab einem Jahr ist mittlerweile für viele Menschen alternativlos, weil Existenzgrundlage!
Staatlicherseits hat man darauf mit einem Rechtsanspruch reagiert UND mit dem Gute KiTa Gesetz versucht, Qualitätsstandards zu implementieren, um über reine Vetreuung hinaus Förderung in den KiTas zu stärken.
Allerdings hat man versucht, dies mit dem bestehenden Personal, ohne qualitative Aufwertung der Ausbildung zu wuppen. Im Gegenteil. Man hat schon vor über 10 Jahren Ausbildungsstandards gesenkt, Ausbildung beschleunigt um an "Fachkräfte" heranzukommen.
Damit hat man in den EinrichtungenDruck erhöht durch Dokumentationspflichten und teilweise Verschulung ohne adäquate personelle Aufstockung bei gleichzeitiger Senkung des Ausbildungsniveaus.
Gesellschaftlich ist die Angst des sozialen Abstiegs omnipräsent. Selbst relativ gut verdienende Menschen stehen permanent unter dem Druck, bei schon geringen Störungen, von sozialem Abstieg bedroht zu sein.
Gleichzeitig scheinen erlebte Normalitäten zunehmend für weite Teile unerreichbar (Haus, stabile Perspektive).
In diese Gemengenlage bricht die Pandemie. Einrichtungen werden flächendeckend geschlossen, die Menschen kommen in existenzielke Nöte, müssen gleichzeitig ihre Kinder betreuen und versuchen, ihr Lebensmodell abzusichern. Der Druck schlägt unvermindert auf Kinder und Jugendliche durch, die in dieser Zeit weder ihre vertrauten Bezugssysteme (Schule, KiTa) noch ihre Freund*innen und Peers zur Verfügung haben.
Eine systemische Katastrophe, unter dem Diktat der pragmatischen, fast ausschließlich auf das Gesundheitssystem ausgerichteten Coronapolitik völlig vernachlässigte Situation, teils diskutiert, in keiner Weise auch nur perspektivisch aufgegriffen.
Das ist jetzt nur ein kleiner Ausschnitt der weitaus komplexeren Gemengenlage. Das was du da sonst noch in's Feld führst, kommt dazu. Ich verenge aus persönlicher Betroffenheit und fachlicher Perspektive halt auf diesen Themenkomplex und beklage das Desaster.
Die Tatsache, dass die Pandemie insbesondere im psychischen Bereich solch gravierende Folgen zeitigte, ist u.a. einer Gesellschaftsstruktur zuzuschreiben, die von "stabil" und "robust" sowie "solidarisch" weit entfernt ist. Im Gegenteil: so fragil habe ich die Gesellschaft in Deutschland noch nie erlebt. Auf der einen Seite Alleinerziehende mit Homeoffice und zwei Kindern in 2-Zimmer-Wohnungen, auf der anderen Seite Menschen, die sich private Hauslehrer und modernste Computertechnik für ihre Kids leisten können, ohne noch nicht mal auf den Preis zu schauen. Hier Querdenker und Verschwörungstechniker, dort Ärzt*innen und Pflegepersonal, die es ausbaden dürfen. Dazu ständige und hektische bis wütende Diskussionen, Besserwissereien und Misstrauen gegenüber den Entscheidern - in der Regel ohne großen Wissenshintergrund.
In anderen Zeiten haben Gesellschaften in Deutschland ganz andere Situationen meistern müssen als mal eben drei Wochen Lockdown und Maskenpflicht beim Einkaufen. Aber mich wundert es nicht, dass es angesichts der o.a. Umstände viele Menschen aus der Bahn wirft. Mit Sicherheit auch eine große Zahl Menschen, die durch die Schieflage unserer Gesellschaft, Leistungsdruck, Globalisierungs- und Digitalisierungsopfer und andere Zeiterscheinungen schon angeschlagen waren.
Dass diese dann aufgrund fehlenden Personals und Geld nicht adäquat aufgefangen werden konnten, war nur der dritte, logisch folgende Punkt in meiner Argumentation. Ihr macht es gerade zum Hauptargument.
Fand ich aber jetzt nicht sofort erkennbar in Deinem Beitrag, sorry.
Mir ging es ja zuvor vor allem um die nun psychisch labilen Kinder und Jugendlichen bzw die Folgen ihrer Probleme im späteren Leben inkl der fehlenden Strukturen...
Ich sagte ja, es lag vermutlich an mir.
Jepp. Und mir darum, dass die Pandemie diese Erscheinungen eher als Auslöser herbeiführte denn als Ursache.
Die Tatsache, dass die Pandemie insbesondere im psychischen Bereich solch gravierende Folgen zeitigte, ist u.a. einer Gesellschaftsstruktur zuzuschreiben, die von "stabil" und "robust" sowie "solidarisch" weit entfernt ist. Im Gegenteil: so fragil habe ich die Gesellschaft in Deutschland noch nie erlebt. Auf der einen Seite Alleinerziehende mit Homeoffice und zwei Kindern in 2-Zimmer-Wohnungen, auf der anderen Seite Menschen, die sich private Hauslehrer und modernste Computertechnik für ihre Kids leisten können, ohne noch nicht mal auf den Preis zu schauen. Hier Querdenker und Verschwörungstechniker, dort Ärzt*innen und Pflegepersonal, die es ausbaden dürfen. Dazu ständige und hektische bis wütende Diskussionen, Besserwissereien und Misstrauen gegenüber den Entscheidern - in der Regel ohne großen Wissenshintergrund.
In anderen Zeiten haben Gesellschaften in Deutschland ganz andere Situationen meistern müssen als mal eben drei Wochen Lockdown und Maskenpflicht beim Einkaufen. Aber mich wundert es nicht, dass es angesichts der o.a. Umstände viele Menschen aus der Bahn wirft. Mit Sicherheit auch eine große Zahl Menschen, die durch die Schieflage unserer Gesellschaft, Leistungsdruck, Globalisierungs- und Digitalisierungsopfer und andere Zeiterscheinungen schon angeschlagen waren.
Dass diese dann aufgrund fehlenden Personals und Geld nicht adäquat aufgefangen werden konnten, war nur der dritte, logisch folgende Punkt in meiner Argumentation. Ihr macht es gerade zum Hauptargument.
Weiß nicht, finde es etwas unfair zu sagen "Früher gab es viel schlimmere Situationen, als mal eben drei Wochen Lockdown und Maskenpflicht beim Einkauf"
Dies verniedlicht die Situation auf 3 Wochen und Maske im Rewe - es waren definitiv mehr Einschränkungen für viele Menschen. Im Privatleben und auch wirtschaftlich.
Vielleicht mag es sich für Dich so angefühlt haben und Du hast Glück gehabt, warst privilegiert. Viele andere Menschen haben es aus meiner Erfahrung weitaus schlimmer erlebt.
Schon klar, widerspreche ich nicht. Ich wollte nur auf die Änderungen im gesellschaftlichen Leben hinaus. Ich finde, die Gesellschaft ist empfindlicher, labiler, fragiler und weniger belastbar für Ausnahmesituationen geworden. Natürlich alles im Zusammenwirken von Belastungen wie Leistungsdruck, Globalisierung, Digitalisierung, Überfrachtung etc. Zusammen mit den sozialen Schieflagen hinterlässt das Spuren.