Kennt jemand von euch in Frankfurt eigentlich den Sommerweg? Doch, doch, ihr kennt ihn alle, ihr wisst es vielleicht bloß nicht! Mir ging es ganz genauso, bis ich vor kurzem auf der Museumsseite einmal den Stadionplan angeklickt und genauer betrachtet habe. Der Sommerweg ist nämlich nach diesem Plan der gerade Weg vom Stadionhaupteingang an der Mörfelder Landstraße direkt auf die Haupttribüne zu, also der Weg, den Viele von uns schon so oft gegangen sind. Er liegt zwischen – auch diese Wege tragen im Plan Bezeichnungen – dem Westtribünen- und dem Osttribünenweg. Ich kenne den Sommerweg noch unter einem älteren, martialischerem Namen: „Aufmarsch-Allee“ hieß er in den alten Stadionplänen aus den 20´er Jahren. Er ist dort beschrieben als 400 Meter lange, gerade Linie, die nach einem kleinen Linksschwenk direkt auf das Hauptgebäude des gesamten Stadionareals führt. Durch diese Linienführung entfaltet der Weg auch seine besondere Wirkung, in dem er automatisch unseren Blick auf den zentralen Ort des Geschehens lenkt. Wie oft sind schon Bekannte, die ich zum ersten Mal zum Stadionbesuch verführt hatte, genau an dieser Stelle, an der sich der Blick erstmals voll entwickeln kann, stehen geblieben, um das Bild erst einmal auf sich wirken zu lassen. Hierbei spielen auch die beiden Medientürme links und rechts vom Stadionbau, die an die alten Flutlichtmaste erinnern, eine große Rolle. Die Plätze links und rechts vom Sommerweg – heute Trainingsgelände der Eintrachtspieler – hießen früher „Übungs- und Festwiese“ oder auch „Fest- und Spielwiese“; fast zehntausend Sportler haben dort bei der ersten Großveranstaltung, der Arbeiterolympiade 1925, für Massenübungen Platz gefunden. Noch vor hundert Jahren wäre dies übrigens ein lebensgefährlicher Standort gewesen; bekanntermaßen befand sich ja auf dem Gelände die Militärschießbahn und da die Gegentribüne den Kugelfang für die Gesamtanlage darstellte, hätte man hier mitten im Feuer der Übungsschützen gestanden. Historisch interessant ist die Wegstrecke vom Haupteingang zum Stadion noch unter einem weiteren Aspekt; der alte Forstmeister Otto Fleck beschreibt es in dem Festbuch zur Stadionweihe am 21.Mai 1925 wie folgt: „...Die von SW ( Südwest ) nach NO (Nordost ) das Gelände aufteilende Mittellinie, bezeichnet die Wegmitte der zum ehemaligen Kaiserlichen Gundhof führenden alten Gundstraße, die noch in ihrer südwestlichen Fortsetzung erhalten geblieben ist...“. Wenn auch heute der Sommerweg = Aufmarsch-Allee als Mittellinie erscheint, wird beim Betrachten der alten Pläne doch deutlich, dass eher der etwa 50 Meter weiter östlich verlaufende jetzige Osttribünenweg mit dieser Beschreibung gemeint ist. Hinter der Gegentribüne durch das heutige Gelände der Sportverbände führte der gerade Weg früher ganz durch den Stadtwald, vorbei am jetzigen Flughafengebiet, bis zum Gundhof, heute noch in Überresten als heutiges Ausflugslokal im Norden von Mörfelden-Walldorf erfahrbar. Land- und Forstwirtschaftliche Güter wurden hier über die Jahrhunderte produziert und zur Versorgung der Frankfurter Stadtbevölkerung über die Gundstraße transportiert. Der Name Gundhof hängt mit der früheren – bereits unter den Merowingern als fränkische Militärkolonie gegründeten- Siedlung Guntheim ( Gundheim ) und dem kleinen Fließgewässer Gundbach zusammen. Die Siedlung wurde im frühen Mittelalter aufgegeben ( Wüstung ), der Hof aber war jedoch offenbar ertragreich und blieb in seiner Funktion erhalten. Ende des 17.Jhd. wurde hier eine größere Gruppe der religionsverfolgten Waldenser aus Südfrankreich angesiedelt; in den letzten Kriegsjahren des 2. Weltkriegs spielt sich hier ein dunkles Kapitel ab, als russische Zwangsarbeiter für Land- und Forstarbeit untergebracht werden. Zurück zu den Wegen im Waldstadion. Lassen sich nicht vielleicht bessere Namen für die genannten Wege finden? Ost- und Westtribünenweg sind ja sicher zweckmäßige Bezeichnungen, aber schön sind sie nicht. Der Hintergrund für den Namen „Sommerweg“ erschließt sich mir leider gar nicht. Vielleicht könnte der Weg „Waldstadionallee “ heißen oder „ United-Colours-Avenue “, aber ganz bestimmt fällt jemandem noch etwas Besseres ein. Einen „Jan-Aage-Fjörtoft-Platz“ soll es in Frankfurt ja auch schon geben...
Zurück zu den Wegen im Waldstadion. Lassen sich nicht vielleicht bessere Namen für die genannten Wege finden? Ost- und Westtribünenweg sind ja sicher zweckmäßige Bezeichnungen, aber schön sind sie nicht. Der Hintergrund für den Namen „Sommerweg“ erschließt sich mir leider gar nicht. Vielleicht könnte der Weg „Waldstadionallee “ heißen oder „ United-Colours-Avenue “, aber ganz bestimmt fällt jemandem noch etwas Besseres ein. Einen „Jan-Aage-Fjörtoft-Platz“ soll es in Frankfurt ja auch schon geben...
Geht nach offiz. Aussage nicht sowas, da man dann die ganzen Pläne, Verordnungen und so weiter ändern muss und das zu teuer ist.
Alfred-Pfaff-Weg würde mir gefallen, für die beiden anderen hätte ich auch schon Namen, aber da hoffe ich das sie noch lange nicht umbenannt werden, da Straßen und Wege in Deutschland eigentlich nur nach Verstorbenen benannt werden sollen. Fänd ich ne tolle Geste, wenn man schon Stadien nicht mehr nach Sportlern benennt.
Solange Grabi und Holz (hoffentlich sehr, sehr lange!!) am Leben sind, sollte man erst mal nix groß umbenennen. Alfred Pfaff ist bereits verstorben, für ihn sollte einer dieser Wege ebenfalls gedanklich reserviert bleiben.
Zunächst einmal ein großes wenn auch spätes Dankeschön für den Ausgangsbeitrag! Leider hat er nicht annähernd die Beachtung gefunden, die er verdient hat.
Zur Frage der Namensgebung für die Wege: grundsätzlich bejahe ich, wenn Namen auf historische Begebenheiten hinweisen in unserer schnellebigen Zeit. Nur wer die Vergangenheit kennt, versteht die Gegenwart.
danke für die Reise in die Geschichte. Ich mag so etwas ;- )
Hier noch zwei ältere Grafiken, die das Geschriebene visualisieren.
Zunächst eine Zeichnung, die 1924, also vor der Fertigstellung des Stadions, vom verantwortlichen Gartenbaudirektor Bromme angefertigt wurde und die auf der Rückseite der Hefte zur Arbeiterolympiade 1925 erschien:
Dann ein Übersichtsplan des Stadionareals ca. 1928.
So ungefähr sah das vorher aus. Das Bild hier ist ca. von 1923 zeigt den Kugelfang (links) sowie die einzelnen Schießbahnen. Die Anlage war zu dieser Zeit allerdings schon außer Betrieb.
Und schließlich ein Blick die Anmarschstraße entlang auf die Haupttribüne (Postkarte der Stadiongesellschaft von 1926)
Optisch macht´s natürlich mehr her. Vielen Dank dafür. Und natürlich auch für die sonstige Resonanz. Ich finde, der Ort des Geschehens hat immer seinen Einfluss auf das Geschehen selbst und da sollte man doch wissen, wo man sich bewegt.
Damit etwas bleibt, braucht es Raum. Räume schaffen Haltepunkte in der Zeit, vielleicht besser: gegen die Zeit. Das ist ein Thema, das mich in den vergangenen Jahren in unterschiedlicher Form immer wieder beschäftigt hat und beschäftigt - deswegen hab ich mich jetzt grad besonders gefreut, als ich hier auf deinen Beitrag gestoßen bin. Und viel gelernt hab ich jetzt auch - danke!!
...aber mal abgesehen davon: Wer wüßte im Moment nicht gerne, wo der Sommerweg ist?
vielen Dank für die Bilder auch von meiner Seite! Habsch gleich mal abgespeichert.
Am interessantesten finde ich das Bild von 1923 von der alten Schießanlage.
Gäbe es nur eine Zeitmaschine, damit ich mich mal für ne halbe Stunde auf dem Gelände von damals rumtreiben könnte - bis rüber zum GD.
Interessant auch, daß sich auf dem Gelände seit 80 Jahren von der räumlichen Aufteilung her garnicht viel verändert hat, jedenfalls in den Bereichen die mir noch geläufig sind.
Interessant auch, daß sich auf dem Gelände seit 80 Jahren von der räumlichen Aufteilung her garnicht viel verändert hat, jedenfalls in den Bereichen die mir noch geläufig sind.
Ich kann mich noch dran erinnern, als die Eintracht-Eishockeyabteilung - lange bevor es die Eissporthalle am Ratsweg gab - auf einer Kunsteisfläche in der alten Radrennbahn vor 100 Zuschauern gespielt hat.
Und dann gibt es auch irgendwo ein schönes Bild von dieser Kunsteisfläche mit Publikumslauf, wo der Grabi mit seiner späteren Ehefrau Schlittschuh' läuft. Lange her...
Doch, doch, ihr kennt ihn alle, ihr wisst es vielleicht bloß nicht!
Mir ging es ganz genauso, bis ich vor kurzem auf der Museumsseite einmal den Stadionplan angeklickt und genauer betrachtet habe.
Der Sommerweg ist nämlich nach diesem Plan der gerade Weg vom Stadionhaupteingang an der Mörfelder Landstraße direkt auf die Haupttribüne zu, also der Weg, den Viele von uns schon so oft gegangen sind.
Er liegt zwischen – auch diese Wege tragen im Plan Bezeichnungen – dem Westtribünen- und dem Osttribünenweg.
Ich kenne den Sommerweg noch unter einem älteren, martialischerem Namen: „Aufmarsch-Allee“ hieß er in den alten Stadionplänen aus den 20´er Jahren. Er ist dort beschrieben als 400 Meter lange, gerade Linie, die nach einem kleinen Linksschwenk direkt auf das Hauptgebäude des gesamten Stadionareals führt.
Durch diese Linienführung entfaltet der Weg auch seine besondere Wirkung, in dem er automatisch unseren Blick auf den zentralen Ort des Geschehens lenkt. Wie oft sind schon Bekannte, die ich zum ersten Mal zum Stadionbesuch verführt hatte, genau an dieser Stelle, an der sich der Blick erstmals voll entwickeln kann, stehen geblieben, um das Bild erst einmal auf sich wirken zu lassen.
Hierbei spielen auch die beiden Medientürme links und rechts vom Stadionbau, die an die alten Flutlichtmaste erinnern, eine große Rolle.
Die Plätze links und rechts vom Sommerweg – heute Trainingsgelände der Eintrachtspieler – hießen früher „Übungs- und Festwiese“ oder auch „Fest- und Spielwiese“; fast zehntausend Sportler haben dort bei der ersten Großveranstaltung, der Arbeiterolympiade 1925, für Massenübungen Platz gefunden.
Noch vor hundert Jahren wäre dies übrigens ein lebensgefährlicher Standort gewesen; bekanntermaßen befand sich ja auf dem Gelände die Militärschießbahn und da die Gegentribüne den Kugelfang für die Gesamtanlage darstellte, hätte man hier mitten im Feuer der Übungsschützen gestanden.
Historisch interessant ist die Wegstrecke vom Haupteingang zum Stadion noch unter einem weiteren Aspekt; der alte Forstmeister Otto Fleck beschreibt es in dem Festbuch zur Stadionweihe am 21.Mai 1925 wie folgt: „...Die von SW ( Südwest ) nach NO (Nordost ) das Gelände aufteilende Mittellinie, bezeichnet die Wegmitte der zum ehemaligen Kaiserlichen Gundhof führenden alten Gundstraße, die noch in ihrer südwestlichen Fortsetzung erhalten geblieben ist...“.
Wenn auch heute der Sommerweg = Aufmarsch-Allee als Mittellinie erscheint, wird beim Betrachten der alten Pläne doch deutlich, dass eher der etwa 50 Meter weiter östlich verlaufende jetzige Osttribünenweg mit dieser Beschreibung gemeint ist.
Hinter der Gegentribüne durch das heutige Gelände der Sportverbände führte der gerade Weg früher ganz durch den Stadtwald, vorbei am jetzigen Flughafengebiet, bis zum Gundhof, heute noch in Überresten als heutiges Ausflugslokal im Norden von Mörfelden-Walldorf erfahrbar.
Land- und Forstwirtschaftliche Güter wurden hier über die Jahrhunderte produziert und zur Versorgung der Frankfurter Stadtbevölkerung über die Gundstraße transportiert.
Der Name Gundhof hängt mit der früheren – bereits unter den Merowingern als fränkische Militärkolonie gegründeten- Siedlung Guntheim ( Gundheim ) und dem kleinen Fließgewässer Gundbach zusammen. Die Siedlung wurde im frühen Mittelalter aufgegeben ( Wüstung ), der Hof aber war jedoch offenbar ertragreich und blieb in seiner Funktion erhalten. Ende des 17.Jhd. wurde hier eine größere Gruppe der religionsverfolgten Waldenser aus Südfrankreich angesiedelt; in den letzten Kriegsjahren des 2. Weltkriegs spielt sich hier ein dunkles Kapitel ab, als russische Zwangsarbeiter für Land- und Forstarbeit untergebracht werden.
Zurück zu den Wegen im Waldstadion. Lassen sich nicht vielleicht bessere Namen für die genannten Wege finden?
Ost- und Westtribünenweg sind ja sicher zweckmäßige Bezeichnungen, aber schön sind sie nicht.
Der Hintergrund für den Namen „Sommerweg“ erschließt sich mir leider gar nicht.
Vielleicht könnte der Weg „Waldstadionallee “ heißen oder „ United-Colours-Avenue “, aber ganz bestimmt fällt jemandem noch etwas Besseres ein.
Einen „Jan-Aage-Fjörtoft-Platz“ soll es in Frankfurt ja auch schon geben...
Vielen Dank
Geht nach offiz. Aussage nicht sowas, da man dann die ganzen Pläne, Verordnungen und so weiter ändern muss und das zu teuer ist.
Zur Frage der Namensgebung für die Wege: grundsätzlich bejahe ich, wenn Namen auf historische Begebenheiten hinweisen in unserer schnellebigen Zeit. Nur wer die Vergangenheit kennt, versteht die Gegenwart.
danke für die Reise in die Geschichte. Ich mag so etwas ;- )
Hier noch zwei ältere Grafiken, die das Geschriebene visualisieren.
Zunächst eine Zeichnung, die 1924, also vor der Fertigstellung des Stadions, vom verantwortlichen Gartenbaudirektor Bromme angefertigt wurde und die auf der Rückseite der Hefte zur Arbeiterolympiade 1925 erschien:
Dann ein Übersichtsplan des Stadionareals ca. 1928.
So ungefähr sah das vorher aus. Das Bild hier ist ca. von 1923 zeigt den Kugelfang (links) sowie die einzelnen Schießbahnen. Die Anlage war zu dieser Zeit allerdings schon außer Betrieb.
Und schließlich ein Blick die Anmarschstraße entlang auf die Haupttribüne (Postkarte der Stadiongesellschaft von 1926)
Damit etwas bleibt, braucht es Raum. Räume schaffen Haltepunkte in der Zeit, vielleicht besser: gegen die Zeit. Das ist ein Thema, das mich in den vergangenen Jahren in unterschiedlicher Form immer wieder beschäftigt hat und beschäftigt - deswegen hab ich mich jetzt grad besonders gefreut, als ich hier auf deinen Beitrag gestoßen bin. Und viel gelernt hab ich jetzt auch - danke!!
...aber mal abgesehen davon: Wer wüßte im Moment nicht gerne, wo der Sommerweg ist?
vielen Dank für die Bilder auch von meiner Seite! Habsch gleich mal abgespeichert.
Am interessantesten finde ich das Bild von 1923 von der alten Schießanlage.
Gäbe es nur eine Zeitmaschine, damit ich mich mal für ne halbe Stunde auf dem Gelände von damals rumtreiben könnte - bis rüber zum GD.
Interessant auch, daß sich auf dem Gelände seit 80 Jahren von der räumlichen Aufteilung her garnicht viel verändert hat, jedenfalls in den Bereichen die mir noch geläufig sind.
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/architektur/?em_cnt=615531&
Dann wär der Sommerweg eine Hotelzufahrt geworden. Zum Glück hat denen dann doch das Geld gefehlt, bzw. die Sache war finanziell zu riskant.
Ich kann mich noch dran erinnern, als die Eintracht-Eishockeyabteilung - lange bevor es die Eissporthalle am Ratsweg gab - auf einer Kunsteisfläche in der alten Radrennbahn vor 100 Zuschauern gespielt hat.
Und dann gibt es auch irgendwo ein schönes Bild von dieser Kunsteisfläche mit Publikumslauf, wo der Grabi mit seiner späteren Ehefrau Schlittschuh' läuft. Lange her...