Wie zementiert ist die Liga wirklich? (Und wie schafft man es, in der Tabelle nach vorne zu springen?)
Heribert Bruchhagen betont immer wieder, wie "zementiert" die Liga sei, zuletzt gestern im Welt-Interview. Ist das wirklich so? Ist eine zunehmende Zementierung nachweisbar? Da ich sowieso seit dem Schreiben dieses Beitrages die Abschlusstabellen der letzten 10 Jahre im Computer habe, habe ich mal nachgerechnet und dabei ein paar interessante Sachen rausgefunden.
Ich habe die letzten 10 Abschlusstabellen genommen und die Veränderungen der Mannschaften untersucht. Wieviele Plätze ging's nach oben bzw. unten? Die neuen Aufsteiger dabei wurden auf die Plätze 16 bis 18 gesetzt. Beispiel: der Zweitligameister, der 14. wird, hat sich um 2 Plätze verbessert (von 16 auf 14). Veränderungen sind als neuer Platz minus alter Platz berechnet; Verbesserungen haben daher ein negatives Vorzeichen.
Wie durchlässig ist die Liga? Und hat sich das in den letzten Jahren geändert? Welche Mannschaften haben besonders große Sprünge nach vorn gemacht? Kann man sich daran vielleicht etwas abschauen für die Eintracht? Wer Interesse an den Antworten hat, möge weiterlesen...
Durchschnittliche Änderung des Tabellenplatzes
Die durchschnittliche Änderung des Tabellenplatzes ist logischerweise null: für jede Verbesserung gibt's bei einem anderen Verein eine entsprechende Verschlechterung, das hebt sich gegenseitig auf. (Eigentlich keine tolle Erkenntnis, aber wenn bei manchem Fan eine stetige Verbesserung als selbstverständlich angesehen wird, kann man das ja noch mal betonen.) Interessanter wird der Durchschnitt dann, wenn man vorher das Vorzeichen wegwirft, also z.B. eine Verbesserung um drei Plätze und eine Verschlechterung um drei Plätze beides gleichermaßen als Veränderung um drei Plätze zählt. Dann kann man die durchschnittliche Änderung berechnen und es ergibt sich:
* Im Schnitt ändert sich der Tabellenplatz nur um gut drei Plätze.
* Das ist schon ziemlich zementiert, aber eine Tendenz zu noch weiter steigender Zementierung über die letzten 10 Jahre ist nicht zu erkennen.
* Bei einem kurzen Blick auf die frühen Bundesligajahre scheint es aber so, dass die Liga damals noch wesentlich durchlässiger war, aber dafür habe ich keine Statistik, weil ich zu faul war, alte Abschlusstabellen einzugeben.
Schauen wir nun etwas genauer hin, indem wir drei Gruppen betrachten: Änderung um bis zu drei Plätze (Gruppe A; "erwartetes Ergebnis"), Änderung um vier oder fünf Plätze (B; "auffällig") und Änderung um sechs und mehr Plätze (C; "Überraschung").
* Das bedeutet: Sagt man die Abschlusstabelle voraus, indem man einfach die Vorjahrestabelle abschreibt (Absteiger durch Aufsteiger ersetzen), dann liegt man bei knapp 2/3 der Mannschaften im Bereich plus/minus drei Plätze richtig. Jeweils gut drei Mannschaften fallen etwas bzw. deutlich aus dem Rahmen.
* In Saison 00/01 wurde die Tabelle ziemlich durcheinander gewürfelt; die Abschlusstabelle zeigt deutliche Unterschiede zur Abschlusstabelle der Vorsaison. Ansonsten relativ ähnliche Ergebnisse.
* Ein zeitlicher Trend ist für die Gruppe A nicht erkennbar. Man kann allerdings aus den Daten herauslesen, dass größere Änderungen (um 6 und mehr Plätze) in den letzten Jahren deutlich seltener geworden sind. Das stützt Heribert Bruchhagens These der zunehmenden Zementierung.
* In den letzten Jahren gibt's den Trend, dass sich Mannschaften mit externen Geldquellen hocharbeiten bzw. oben festsetzen. Die sorgen überproportional für Verbesserungen. Die Clubs, die sich ihr Geld selbst verdienen müssen, sind dann natürlich eher bei denen zu finden, die sich verschlechtern.
Gibt es "Erfolgsrezepte" für deutliche Verbesserungen?
Jeweils ein gutes Sechstel aller Teams erreichen "auffällige" bzw. "überraschende" Ergebnisse (Gruppen B und C nach der Klassifikation weiter oben). Schauen wir uns von diesen Ergebnissen die besonders interessante Hälfte an, nämlich die besonderen Verbesserungen. Vielleicht lassen sich ja daraus Rückschlüsse ziehen für die Entwicklung unserer Eintracht. Hier sind sie also, die "Aufsteiger der letzten 10 Jahre":
[font=Courier New] Verbesserung - Verein - Saison - Anmerkung
-12 LEV 2003/04 ** ----------------------------- -11 S04 2000/01 -> A ----------------------------- -10 WOB 2007/08 -> B ----------------------------- -9 BOC 2002/03 * ----------------------------- -8 BVB 2000/01 -> C -8 HER 2004/05 ** -8 BOC 2006/07 * -8 VfB 2006/07 ** ----------------------------- -7 UntHa 1999/00 * -7 VfB 2001/02 ** -7 HSV 2002/03 ** -7 MZ5 2004/05 * ----------------------------- -6 KOL 2000/01 * -6 SCF 2000/01 -> D -6 VfB 2002/03 -> E -6 FCN 2005/06 -> F ----------------------------- -5 M1860 1999/00 -> G -5 MGL 2001/02 * -5 H96 2002/03 * -5 SVW 2003/04 -> H -5 S04 2004/05 ** -5 MGL 2005/06 -> I -5 HSV 2005/06 -> J -5 COT 2006/07 * -5 KSC 2007/08 * -5 SGE 2007/08 -> ??? ----------------------------- -4 SVW 1999/00 -> K -4 HSV 1999/00 -> L -4 COT 2000/01 * -4 BOC 2003/04 -> M -4 HRO 2003/04 -> N -4 BIE 2004/05 * -4 H96 2004/05 -> O -4 SGE 2005/06 * [/font]
*: als Aufsteiger im (unteren) Mittelfeld gelandet **: nach Seuchenjahr wieder zurück auf altes Niveau - Leverkusen 03/04: von Platz 2 auf 15 und dann wieder zurück auf 3 - Hertha 04/05: von Platz 4 auf 11 und dann wieder zurück auf 3 - Stuttgart 06/07: letzte Platzierungen in der Abschlusstabelle: 2 4 5 9 1 6 - Stuttgart 01/02: von Platz 8 auf 15 und dann wieder zurück auf 8 - HSV 02/03: nach zwei Seuchenjahren wieder oben dabei
Zusammenfassung: 16x "Überraschung" (Verbesserung um mehr 6 und mehr Plätze), 18x "auffälliges Ergebnis" (Verbesserung um 4 oder 5 Plätze), zusammen 34 Fälle.
Von den 16 "Überraschungen" sind 6 in Wirklichkeit doch nicht so überraschend, weil ein Verein nach einem "Seuchenjahr" einfach wieder an das alte Leistungsniveau anknüpfen konnte. Außerdem finden sich 12 Vereine, die sich als Aufsteiger in ihrer ersten Bundesligasaison im (unteren) Mittelfeld plazieren konnten. Lediglich drei davon haben sich länger als vier Jahre in Liga 1 gehalten: Hannover, Bielefeld, Eintracht. Womit auch schon alle Vereine aufgezählt wären, die sich in den letzten 10 Jahren in der Bundesliga etablieren konnten. Sehr Interessant ist auch, dass die besten Aufsteiger der letzten 10 Jahre (2x Bochum, Unterhaching, Mainz, Köln) sich allesamt nicht dauerhaft in der Bundesliga etablieren konnten.
Rechnet man die gut plazierten Aufsteiger und die Teams, die ein Seuchenjahr gut überstanden haben, heraus, dann bleiben in den letzten 10 Jahren gerade mal 16 Mannschaften übrig, die in der Tabelle nennenswerte Sprünge nach vorne gemacht haben. Und ja, "nennenswerter Sprung nach vorne" ist bei mir schon eine Verbesserung um gerade mal vier Plätze.
Wenn ich vorher in die Runde gefragt hätte: "Wie oft gab's in den letzten 10 Jahren den Fall, dass sich eine nicht gerade frisch aufgestiegene Mannschaft um 4 und mehr Plätze verbessert hat, und zwar 'echte' Verbesserung, nicht nach einem Seuchenjahr wieder auf das alte hohe Niveau zurückgekehrt?", was wäre dann wohl die Antwort gewesen? Vermutlich sowas in der Art von "Nur vier Plätze? Das ist doch gar nix. Hunderte!" Nein, falsch, gerade mal 16. Oben sind sie aufgelistet. Alle 16 Fälle sind mit bemerkenswerten Erfolgen und Namen verbunden, die es wert sind, näher betrachtet zu werden. Wer die Bundesliga nicht erst seit wenigen Jahren verfolgt, wird sich bestimmt zurückerinnern können. Hier sind die Erläuterungen zu diesen 16 bemerkenswerten Erfolgen:
-> A: Huub Stevens macht S04 zur Spitzenmannschaft; das war das Jahr mit der "Meisterschaft der Herzen". -> B: Felix Magath sorgt dafür, dass die jährlichen Millioneninvestitionen in Wolfburg sich endlich mal auszahlen. -> C: Unter Hitzfeld wird der BVB zum Spitzenteam. Dass dazu mit nicht vorhandenem Geld die Bayern bei den Spielergehältern überboten werden und später das Kartenhaus zusammenkracht, ist ein anderes Thema -> D: Für Freiburg geht's Volker Finke in einem guten Jahr mal von 12 auf 6 roch. Zwei Jahre später trotzdem Abstieg. -> E: Felix Magath formt aus den "jungen Wilden" (Kuranyi, Hinkel, Hildebrand & Co) ein Spitzenteam -> F: Hans Meyer bringt Nürnberg vom unteren Mittelfeld ins obere Mittelfeld. Zwei Jahre später trotzdem Abstieg. -> G: Mit Spielern wie Thomas Häßler und Martin Max erreicht 1860 München unter Trainer Werner Lorant in einer optimal verlaufenden Saison sogar die Qualifikation zur Champions League. Danach geht's allerdings steil bergab. In vier Jahren von Champions League Quali bis zum Abstieg als Vorletzter. -> H: Werder holt als Vorjahres-6. Meisterschaft und Pokalsieg. Thomas Schaaf macht die Mittelfeldraute mit schnellem Kombinationsfußball in der Bundesliga populär. -> I: Gladbach springt von 15 auf 10. Im Jahr danach Abstieg als Tabellenletzter. -> J: Thomas Doll bringt den HSV von 8 auf 3. Ein halbes Jahr später wird er auf einem Abstiegsplatz liegend entlassen und durch Huub Stevens ersetzt, der den HSV mit der zweitbesten Rückrunde unter allen Mannschaften völlig überraschend noch in den UI-Cup bringt. -> K: Von 13 auf 9. Erste Saison von Thomas Schaaf, der die gefährlich schlingernden Bremer zunächst mal im Mittelfeld stabilisieren kann. -> L: Frank Pagelsdorf führt mit Offensivfußball den HSV als 3. in die Champions League. Es folgt der Absturz: Ein Jahr später wird er entlassen, das Folgejahr endet auf einem völlig enttäuschenden 13. Platz. -> M: Peter Neururer führt den VfL Bochum im zweiten Bundesligajahr in den UEFA-Cup. In der folgenden Saison Abstieg. -> N: Rostock verbessert sich von Platz 13 auf Platz 9. In der folgenden Saison Abstieg . -> O: Hannover springt von 14 auf 10. Danach 12, 11, 8. Unspektakulär. Aber im Vergleich zu den ganzen anderen Clubs, bei denen auf einen Sprung nach oben der Abstieg folgt, vielleicht doch nicht so schlecht...
Liest sich doch ziemlich ernüchternd, oder?
Da sieht man die "Politik der kleinen Schritte" (Bruchhagen) bzw. das "organische Wachstum" (entsprechende Bezeichnung von den HSV-Verantwortlichen) doch gleich mit ganz anderen Augen. Da stellt man fest, dass "echte" große Schritte nach vorn verdammt selten sind, schaut sich diese wenigen Fälle näher an, um sich davon leiten zu lassen, und was stellt man fest? Ein paar Erfolge, die mit großen Namen (Stevens, Hitzfeld, Magath, Schaaf) verbunden sind -- und Rest liest sich eher als Sammlung von Pleiten, Pech und Pannen. Große Schritte erwecken übergroße Erwartungen und führen geradewegs nach unten.
Das waren 15 Fälle. In den letzten 10 Jahren Bundesliga gab es gerade mal sieben dauerhafte, echte Qualitätssprünge (und dabei ist Thomas Schaaf bei Werder schon doppelt gezählt, einmal für das Etablieren im Mittelfeld, einmal für den Sprung an die Tabellenspitze). Dafür aber acht Mal der totale Absturz nach einen Entwicklungssprung -- und wenn man den Absturz nicht gerade auf CL-Kandidaten-Niveau beginnt, endet er fast immer in Liga 2 (und 1860 München hat sogar vorgemacht, dass man von CLQ-Niveau ausgehend innerhalb von vier Jahren absteigen kann). Ein Punkt fehlt noch in der Liste:
-> ???: Friedhelm Funkel führt die Frankfurter Eintracht in der Saison 2007/08 von der Abstiegszone (Platz 14) ins Mittelfeld auf Platz 9. Und was kommt danach?!
Ich habe nach dieser Analyse meine Saisonziele für die Eintracht abgesenkt. In den nächsten beiden Jahren zwischen den Plätzen 10 und 13 landen, nichts mit dem Abstieg zu tun bekommen, das wäre durchaus ein Ergebnis, bei dem man zufrieden sein müsste. Eine Wiederholung von Platz 9 oder irgendwas in dieser Nähe wäre sensationell. Mit dem Sprung von 14 auf 9 im letzten Jahr haben wir nämlich ein Ergebnis, wo der Abstieg viel wahrscheinlicher ist als jede Verbesserung.
Übrigens, nur mal so nebenbei: Friedhelm Funkel ist neben Felix Magath und Thomas Schaaf der einzige Trainer, der zweimal in der Liste der größen Verbesserungen auftaucht, wobei zugegebenermaßen einmal der Sprung vom Zweitliga-Dritten auf Platz 14 mitgerechnet ist. Soviel zum gerne geäußerten Vorwurf "Funkel ist kein Trainer, der uns nach oben bringen kann"...
Schafft Funkel die dauerhafte Etablierung der Eintracht außerhalb der Abstiegszone, wäre das Erfolgsgeschichte Nummer 8 und wir hätten Gleichstand zwischen 8 Erfolgsgeschichten und 8 Pleiten bei 16 auffälligen Entwicklungsprüngen in der Tabelle. Funkel stünde dann in einer Reihe mit: 2x Magath, 2x Schaaf, Hitzfeld, Stevens und Rangnick (für die Etablierung Hannovers in Liga 1; da ist Hoffenheim noch nicht mitberechnet!).
Zusammenfassung
* 2/3 aller Mannschaften landen am Saisonende plus/minus drei Plätze da, wo sie vor Saisonbeginn gestartet sind. Daran hat sich in den letzten 10 Jahren wenig geändert. Große Sprünge (nach oben wie unten) sind jedoch zuletzt etwas seltener geworden.
* Veränderungen nach oben und Veränderungen nach unten sind erstmal gleich wahrscheinlich. Eine Verbesserung um vier und mehr Plätze erreicht etwa ein Sechstel aller Mannschaften. Also gerade mal 3 von 18 gestarteten Mannschaften jedes Jahr.
* Eine "echte" Verbesserung um 4 Plätze in der Abschlusstabelle (d.h. auf ein Niveau, das man in den Jahren zuvor noch nicht hatte) ist noch seltener. Das eigentlich scheint nichts besonderes zu sein. Ist es aber. Gibt's wesentlich seltener als man denkt.
* Bei solchen "echten" Verbesserungen gibt's eine 50%-Chance für den anschließenden Komplett-Absturz, der fast immer in Liga 2 endet. Ich wiederhole hier nochmal meine These, dass das Stoppen der Abwärtsspirale bei der Eintracht nach völlig verkorkstem Saisonstart in die Saison 2008/09 eine der am meisten unterschätzten Trainerleistungen der letzten Jahre war.
* Wenn Hannover 2004/05 von Platz 14 auf Platz 10 springt und in den beiden Jahren danach sich auf den Plätzen 12 und 11 stabilisiert (anstatt wie die meisten gleichartigen Clubs wieder abzusteigen), ist das eine der Erfolgsstories der Bundesliga der letzten 10 Jahre. Klingt saublöd, muss man wohl mehrfach lesen und länger drüber nachdenken, ist aber so... Wo sollen die größeren Erfolgsstories denn sein? Oben ist alles aufgelistet, was es an Verbesserungen gab. Schluss mit den Träumereien, willkommen in der Realität!
* In der aktuellen Situation der Eintracht ist das Ziel "Nichtabstieg" wesentlich anspruchsvoller als alle denken. Je größer der Schritt nach vorne, desto gefährlicher werden überzogene Erwartungen. Die allermeisten Mannschaften, die das erreicht haben, was Bruchhagen, Funkel & Co hier zuletzt aufgebaut haben, steigen binnen zweier Jahren auch wieder ab. Oben sind diverse Beispiele aufgezählt. Also lieber schön langsam nach vorne...
ausgesprochen interessant, insbesondere die analyse der auf schnelle aufstiege in der tabelle folgenden abstürze finde ich erstaunlich. sowas hat man zwar immer im kopf (sinngemäß "wer hoch steigt kann auch tief fallen"), derart mit fakten belegt macht es dann aber doch nochmal einen ganz anderen eindruck. zudem ist es ja durchaus auffällig, dass aufsteiger die die klasse im ersten jahr halten, sich in den folgejahren trotzdem nur selten etablieren. nachhaltigkeit geht im fußball offensichtlich nicht über monate, sondern über jahre, und ich denke da machen wir uns aktuell ziemlich gut.
Erstmal Respekt für den Beitrag,einen grosse Schritt nach oben kannst du eigentlich nur noch machen mit einem Investor der viel Kohle bereitstellt und nicht auf sofortigem Gewinn bzw Erfolg aus ist,oder du erreichst das Pokalfinale wo der Gegner schon für die Championsliga qualifiziert ist und du in den Uefacup bzw zur Qualifikation kommst oder gewinnst das Finale und dann noch so lange wie möglich im Cup bleiben die letzte Möglichkeit in meinen Augen wäre noch das du eine Perfekte Saison hinlegst ,ohne Verletzte ,Glück im richtigen Moment und einen guten Lauf,aber ansonsten halte ich es wie H.B die die oben stehen werden auf längerer Hinsicht nicht einzuholen sein weil einfach die Finanziellen Möglichkiten ausgereitzt sind und das Fernsehgeld zu ungerechten teilen verteilt ist.
Hochmut kommt vor dem Fall oder wie war das?! Ich glaube einige vergessen was vor paar Jahren hier ab ging... Ich verstehe es einfach nicht wie man Herrn Bruchhagen so wenig vertrauen schenkt und Ihm teilweise die Kompetenz abreden will. Der Mann ist GOLD wert und einige versuchen Ihm hier nen Strick zu drehen. Wenn jetzt größere Summen investiert werden würden, wir uns aber nicht wie gehofft weiter entwickeln und man sich kurzum in die 2te Liga verabschiedet, dann will es natürlich keiner gewesen sein. Schliesslich muss man ja auch mal ein Risiko eingehen... Vllt sollten wir uns ein Beispiel an Gladbach nehmen, die sind wenn sie diese Saison wieder absteigen aber sowas von Mausetot...Bzw kratzen ihre letzten Euros zusammen und verkaufen Ihr Tafelsilber (Marin etc). Erschreckend wie in einer relativ kleinen Stadt(Einwohnerzahl) eine so große Erwartungshaltung herrschen kann. Ich vertraue HB voll und ganz, er kennt die Mechanismen wie kein 2ter. Vllt sollte man die WW-Krise auch nicht ganz aussen vor lassen, ausgestanden ist die noch lange nicht...
Bin ja schon ein kleiner Statisitk-Fan hier im Forum, diese Analyse ist aber einer der besten und gelungensten, die ich hier bisher gesehen habe!!!
Insbesondere die Gefahr eines Abstiegs nach sehr erfolgreichen (z.B. UEFA-Cup-) Jahr habe ich immer vermutet, dass es aber so "gefährlich" sein kann, Überraschungsmannschaft zu sein, wusste ich auch nicht.
Dieser Beitrag sollte für einige Forumsmitglieder tägliche Abendlektüre werden!
Ja aber der Funkel kann doch mit Caio net, und überhaupt ist der eh nur Mittelmaß und lässt nur Lieblinge spielen und das mit ca. 18 6ern und Ultradefensiv...
Spaß beiseite, Respekt für die Arbeit und für echte Fakten! Vielen Dank dafür,
Sehr guter Beitrag. leider gibt es davon nicht allzuviele im Forum (meine sind auch nicht immer wirklich zum lesen gedacht).
Ich hoffe das dies alle verstanden haben und die dumme Trainerdiskussion endlich ein Ende hat. Ich kann nur hoffen das wir von einem größeren rutsch (mehr als 3 Plätze) nach unten verschont bleiben. Von daher ist mir der Funkelfußball solange wir uns in der Buli etablieren noch am liebsten. Erfolg kommt vor allem!
Solange wir nicht regelmäßig Jahr um Jahr um Platz 5 spielen können, mit ausrutschern um 3 Plätze nach unten wäre das o.k., solange sollten wir echt erstmal schauen das wir genug Luft nach unten haben und nicht gleich von irgendwelchen Phantastereien träumen. Wer geht schon ins Stadion wenn Schweinfurt kommt? Die dann wegbleiben sind die welche heute hier rumnörgeln!
Deine Analyse macht ziemlich deutlich wie schwer eine dauerhafte Etablierung in der Bundesliga sein kann. Trotzdem stelle ich mir nun die Frage, ob eine Politik der kleinen Schritte auch wirklich erfolgreich sein kann. (Sicher ist ein Mittelfeldplatz schon ein Erfolg ; an dieser Stelle meine ich aber Erfolg = regelmäßige internationale Teilnahme). Interessant wäre also nun mal zu gucken, ob es einer Mannschaft in den letzten 10 - 15 Jahren gelungen ist, sich stetig wenige Plätze (durchschnittlich <3Plätze aufwärts) zu verbessern und sich letztlich im oberen Tabellendrittel festzusetzen. Vermutlich ist da das einzige Beispiel Werder Bremen. Oder ist das noch einer Mannschaft gelungen - von deiner Statistik unentdeckt - eine "Politik der kleinen Schritte" erfolgreich abzuschließen? Wenn nicht scheint die Bruchhagen These der Zementierung der Wahrheit ziemlich nahe zu kommen.
@ Aachener Adler, Kompliment für diese statistische Aufarbeitung, für die Mühe und den Aufwand meinen Dank, Chapeau !!!
Ich sehe dieses Zahlenwerk als Bestätigung der Arbeit und des Weges den HB und FF eingeschlagen haben. Es belegt statistisch das Konzept der kleinen Schritte.
Das Problem ist, das es immer wieder eine größere Anzahl, ich möchte Sie freundlicherweise "Die Ungeduldigen" nennen, gibt, die für den kurzfristigen Erfolg das "Große Ganze" gefährten wollen, weil Ihnen der Weitblick eines HB fehlt.
Kamikaze-Adler schrieb: Trotzdem stelle ich mir nun die Frage, ob eine Politik der kleinen Schritte auch wirklich erfolgreich sein kann. (Sicher ist ein Mittelfeldplatz schon ein Erfolg ; an dieser Stelle meine ich aber Erfolg = regelmäßige internationale Teilnahme). Interessant wäre also nun mal zu gucken, ob es einer Mannschaft in den letzten 10 - 15 Jahren gelungen ist, sich stetig wenige Plätze (durchschnittlich <3Plätze aufwärts) zu verbessern und sich letztlich im oberen Tabellendrittel festzusetzen.
noch anhaltende Serien: * Bremen von Platz ~7 auf Platz 2-3 (gefährdet in dieser Saison!) * HSV: gaaaaanz langsam immer besser * Stuttgart von unteren Top-10 in den Bereich 4-5 * Hannover von mittlere Zweite Liga in untere Top-10 * Bielefeld von oberes Mittelfeld Zweite Liga in unteres Mittelfeld Bundesliga (jetzt im fünften Jahr Bundesliga!) * KSC von Regionalliga in Abstiegszone Bundesliga
ehemalige Serien: * Mainz von Mittelfeld 2BL zu (unteres) Mittelfeld 1BL * Aachen unter dem Führungsduo Trainer Hecking / Manager Schmadtke: langsam von Mittelfeld 2BL bis in 1BL * phasenweise auch Bochum
Grundsätzlich gilt jedoch, dass neun der Top-10 Mannschaften von heute auch vor 10 Jahren schon Top-10 waren. Nur Hannover hat 1860 München abgelöst. Aber das zeigt, was von Top-10 zu halten ist. International hat Hannover auch noch nicht gespielt. Die sind beim gewichteten Ranking (so gewichtet wie bei der Verteilung der Fernsehgelder) Platz 8 in der Hackordnung der Bundesliga. Die Liga ist schon ziemlich zementiert. Wenn überhaupt, dann geht's langsam und mit ganz viel Geduld.
Also erstmal ist zu sagen, dass es schon ein interessanter Thread ist, jedoch stellt sich die Frage in wie weit die Statistik überhaupt aussagekräftig ist. Da nur 10 Jahre lang je 18 Tabellenpositionen ausgewertet wurden, könnte die Anzahl an Beobachtungen mit 180 viel zu gering sein, um statisch signifikante Ergebnisse zu liefern.
Eine Statistik (und wohl auch der Anspruch deiner Arbeit) ist es aber ja eigentlich Sachverhalte zu objektivieren. Wenn jedoch die Statistik an sich nur wenig Aussagekraft hat, dann ist die Interpretation wieder sehr subjektiv, auch wenn deine (subjektive) Interpretation an sich schon intelligent und logisch ist.
In wie weit sie jedoch dem eigentlichen Anspruch dieser Arbeit entspricht, ist jedoch zumindest kritisch zu hinterfragen. Einige hier meinen wohl, dass sobald ein paar Zahlen im Spiel sind,automatisch eine fundamentale Qualitätsverbesserung der Aussage impliziert wird, aber ich möchte darauf hinweisen, dass die statistische Aussagekraft schon hinterfragt werden kann (und auch sollte).
Respekt, sehr umfassend und interessant. Mir sind ein paar Punkte besonders aufgefallen:
-In den letzten zehn Jahren hatten alle Spitzenmannschaften ein Seuchenjahr. Diese Saison ist Bremen und hoffentlich Schlacke dran. Die einzige Ausnahme sind die Bayern (letztes Seuchenjahr war 91/92, wo die 3 Supertrainer Osram, Lerby, Ribbeck sie auf Platz 10 drückten; war leider nicht von Dauer). -Alle sind nach dem Seuchenjahr wieder zurück in die Spitze gekommen. -Neu oben etabliert ist in diesem Zeitraum nur Wolfsburg (untere Spitze) aus bekannten Gründen. Hoppenheim ist noch nicht etabliert. -Einige Mannschaften (Schlacke, HSV, Stuttgart) hatten ein wirklich herausragendes Jahr. Du beziehst das stark auf die Trainer - sehe ich genauso.
Dh. wenn man die Genesung nach Seuche ausblendet, hat es nur Wolfsburg geschafft, sich aus dem relativ sicheren Mittelfeld ganz nach oben zu arbeiten. Ob sie dort oben bleiben, muß man auch abwarten. Erste Anzeichen von Problemen gibt es schon (überteuerte Spieler wie Zaccardo und Barzagli). Hier hängt alles von Porsche/VW ab.
Leider beantwortest Du Deine Unterfrage nicht - wie man es trotz allem schaffen kann, weiter hoch zu kommen. Stadion, Fanbasis, Professionalität sind bei uns vorhanden. Ich denke, es geht nur über 2x hintereinander international spielen. Deshalb ärgert mich die Rückrunde letztes Jahr auch so, da war die Chance da, egal ob verdient oder nicht. Ein Ausnahmetrainer - das wäre noch eine Möglichkeit.
(Und wie schafft man es, in der Tabelle nach vorne zu springen?)
Heribert Bruchhagen betont immer wieder, wie "zementiert" die Liga sei, zuletzt gestern im Welt-Interview. Ist das wirklich so? Ist eine zunehmende Zementierung nachweisbar? Da ich sowieso seit dem Schreiben dieses Beitrages die Abschlusstabellen der letzten 10 Jahre im Computer habe, habe ich mal nachgerechnet und dabei ein paar interessante Sachen rausgefunden.
Ich habe die letzten 10 Abschlusstabellen genommen und die Veränderungen der Mannschaften untersucht. Wieviele Plätze ging's nach oben bzw. unten? Die neuen Aufsteiger dabei wurden auf die Plätze 16 bis 18 gesetzt. Beispiel: der Zweitligameister, der 14. wird, hat sich um 2 Plätze verbessert (von 16 auf 14). Veränderungen sind als neuer Platz minus alter Platz berechnet; Verbesserungen haben daher ein negatives Vorzeichen.
Wie durchlässig ist die Liga? Und hat sich das in den letzten Jahren geändert? Welche Mannschaften haben besonders große Sprünge nach vorn gemacht? Kann man sich daran vielleicht etwas abschauen für die Eintracht? Wer Interesse an den Antworten hat, möge weiterlesen...
Durchschnittliche Änderung des Tabellenplatzes
Die durchschnittliche Änderung des Tabellenplatzes ist logischerweise null: für jede Verbesserung gibt's bei einem anderen Verein eine entsprechende Verschlechterung, das hebt sich gegenseitig auf. (Eigentlich keine tolle Erkenntnis, aber wenn bei manchem Fan eine stetige Verbesserung als selbstverständlich angesehen wird, kann man das ja noch mal betonen.) Interessanter wird der Durchschnitt dann, wenn man vorher das Vorzeichen wegwirft, also z.B. eine Verbesserung um drei Plätze und eine Verschlechterung um drei Plätze beides gleichermaßen als Veränderung um drei Plätze zählt. Dann kann man die durchschnittliche Änderung berechnen und es ergibt sich:
[font=Courier New]
1999/00: 2.9
2000/01: 4.6
2001/02: 2.8
2002/03: 3.7
2003/04: 3.4
2004/05: 3.9
2005/06: 2.4
2006/07: 3.0
2007/08: 3.3
[/font]
* Im Schnitt ändert sich der Tabellenplatz nur um gut drei Plätze.
* Das ist schon ziemlich zementiert, aber eine Tendenz zu noch weiter steigender Zementierung über die letzten 10 Jahre ist nicht zu erkennen.
* Bei einem kurzen Blick auf die frühen Bundesligajahre scheint es aber so, dass die Liga damals noch wesentlich durchlässiger war, aber dafür habe ich keine Statistik, weil ich zu faul war, alte Abschlusstabellen einzugeben.
Schauen wir nun etwas genauer hin, indem wir drei Gruppen betrachten: Änderung um bis zu drei Plätze (Gruppe A; "erwartetes Ergebnis"), Änderung um vier oder fünf Plätze (B; "auffällig") und Änderung um sechs und mehr Plätze (C; "Überraschung").
[font=Courier New]
................A....B....C...
------------------------------
.1999/00:......12....3....3...
.2000/01:.......9....1....8...
.2001/02:......14....1....3...
.2002/03:......11....2....5...
.2003/04:......11....4....3...
.2004/05:.......9....5....4...
.2005/06:......11....5....2...
.2006/07:......11....4....3...
.2007/08:......11....5....2...
------------------------------
Durchschnitt:.11,0..3,3..3,7..
[/font]
* Das bedeutet: Sagt man die Abschlusstabelle voraus, indem man einfach die Vorjahrestabelle abschreibt (Absteiger durch Aufsteiger ersetzen), dann liegt man bei knapp 2/3 der Mannschaften im Bereich plus/minus drei Plätze richtig. Jeweils gut drei Mannschaften fallen etwas bzw. deutlich aus dem Rahmen.
* In Saison 00/01 wurde die Tabelle ziemlich durcheinander gewürfelt; die Abschlusstabelle zeigt deutliche Unterschiede zur Abschlusstabelle der Vorsaison. Ansonsten relativ ähnliche Ergebnisse.
* Ein zeitlicher Trend ist für die Gruppe A nicht erkennbar. Man kann allerdings aus den Daten herauslesen, dass größere Änderungen (um 6 und mehr Plätze) in den letzten Jahren deutlich seltener geworden sind. Das stützt Heribert Bruchhagens These der zunehmenden Zementierung.
* In den letzten Jahren gibt's den Trend, dass sich Mannschaften mit externen Geldquellen hocharbeiten bzw. oben festsetzen. Die sorgen überproportional für Verbesserungen. Die Clubs, die sich ihr Geld selbst verdienen müssen, sind dann natürlich eher bei denen zu finden, die sich verschlechtern.
Gibt es "Erfolgsrezepte" für deutliche Verbesserungen?
Jeweils ein gutes Sechstel aller Teams erreichen "auffällige" bzw. "überraschende" Ergebnisse (Gruppen B und C nach der Klassifikation weiter oben). Schauen wir uns von diesen Ergebnissen die besonders interessante Hälfte an, nämlich die besonderen Verbesserungen. Vielleicht lassen sich ja daraus Rückschlüsse ziehen für die Entwicklung unserer Eintracht. Hier sind sie also, die "Aufsteiger der letzten 10 Jahre":
[font=Courier New]
Verbesserung - Verein - Saison - Anmerkung
-12 LEV 2003/04 **
-----------------------------
-11 S04 2000/01 -> A
-----------------------------
-10 WOB 2007/08 -> B
-----------------------------
-9 BOC 2002/03 *
-----------------------------
-8 BVB 2000/01 -> C
-8 HER 2004/05 **
-8 BOC 2006/07 *
-8 VfB 2006/07 **
-----------------------------
-7 UntHa 1999/00 *
-7 VfB 2001/02 **
-7 HSV 2002/03 **
-7 MZ5 2004/05 *
-----------------------------
-6 KOL 2000/01 *
-6 SCF 2000/01 -> D
-6 VfB 2002/03 -> E
-6 FCN 2005/06 -> F
-----------------------------
-5 M1860 1999/00 -> G
-5 MGL 2001/02 *
-5 H96 2002/03 *
-5 SVW 2003/04 -> H
-5 S04 2004/05 **
-5 MGL 2005/06 -> I
-5 HSV 2005/06 -> J
-5 COT 2006/07 *
-5 KSC 2007/08 *
-5 SGE 2007/08 -> ???
-----------------------------
-4 SVW 1999/00 -> K
-4 HSV 1999/00 -> L
-4 COT 2000/01 *
-4 BOC 2003/04 -> M
-4 HRO 2003/04 -> N
-4 BIE 2004/05 *
-4 H96 2004/05 -> O
-4 SGE 2005/06 *
[/font]
*: als Aufsteiger im (unteren) Mittelfeld gelandet
**: nach Seuchenjahr wieder zurück auf altes Niveau
- Leverkusen 03/04: von Platz 2 auf 15 und dann wieder zurück auf 3
- Hertha 04/05: von Platz 4 auf 11 und dann wieder zurück auf 3
- Stuttgart 06/07: letzte Platzierungen in der Abschlusstabelle: 2 4 5 9 1 6
- Stuttgart 01/02: von Platz 8 auf 15 und dann wieder zurück auf 8
- HSV 02/03: nach zwei Seuchenjahren wieder oben dabei
Zusammenfassung: 16x "Überraschung" (Verbesserung um mehr 6 und mehr Plätze), 18x "auffälliges Ergebnis" (Verbesserung um 4 oder 5 Plätze), zusammen 34 Fälle.
Von den 16 "Überraschungen" sind 6 in Wirklichkeit doch nicht so überraschend, weil ein Verein nach einem "Seuchenjahr" einfach wieder an das alte Leistungsniveau anknüpfen konnte. Außerdem finden sich 12 Vereine, die sich als Aufsteiger in ihrer ersten Bundesligasaison im (unteren) Mittelfeld plazieren konnten. Lediglich drei davon haben sich länger als vier Jahre in Liga 1 gehalten: Hannover, Bielefeld, Eintracht. Womit auch schon alle Vereine aufgezählt wären, die sich in den letzten 10 Jahren in der Bundesliga etablieren konnten. Sehr Interessant ist auch, dass die besten Aufsteiger der letzten 10 Jahre (2x Bochum, Unterhaching, Mainz, Köln) sich allesamt nicht dauerhaft in der Bundesliga etablieren konnten.
Rechnet man die gut plazierten Aufsteiger und die Teams, die ein Seuchenjahr gut überstanden haben, heraus, dann bleiben in den letzten 10 Jahren gerade mal 16 Mannschaften übrig, die in der Tabelle nennenswerte Sprünge nach vorne gemacht haben. Und ja, "nennenswerter Sprung nach vorne" ist bei mir schon eine Verbesserung um gerade mal vier Plätze.
Wenn ich vorher in die Runde gefragt hätte: "Wie oft gab's in den letzten 10 Jahren den Fall, dass sich eine nicht gerade frisch aufgestiegene Mannschaft um 4 und mehr Plätze verbessert hat, und zwar 'echte' Verbesserung, nicht nach einem Seuchenjahr wieder auf das alte hohe Niveau zurückgekehrt?", was wäre dann wohl die Antwort gewesen? Vermutlich sowas in der Art von "Nur vier Plätze? Das ist doch gar nix. Hunderte!" Nein, falsch, gerade mal 16. Oben sind sie aufgelistet. Alle 16 Fälle sind mit bemerkenswerten Erfolgen und Namen verbunden, die es wert sind, näher betrachtet zu werden. Wer die Bundesliga nicht erst seit wenigen Jahren verfolgt, wird sich bestimmt zurückerinnern können. Hier sind die Erläuterungen zu diesen 16 bemerkenswerten Erfolgen:
-> A: Huub Stevens macht S04 zur Spitzenmannschaft; das war das Jahr mit der "Meisterschaft der Herzen".
-> B: Felix Magath sorgt dafür, dass die jährlichen Millioneninvestitionen in Wolfburg sich endlich mal auszahlen.
-> C: Unter Hitzfeld wird der BVB zum Spitzenteam. Dass dazu mit nicht vorhandenem Geld die Bayern bei den Spielergehältern überboten werden und später das Kartenhaus zusammenkracht, ist ein anderes Thema
-> D: Für Freiburg geht's Volker Finke in einem guten Jahr mal von 12 auf 6 roch. Zwei Jahre später trotzdem Abstieg.
-> E: Felix Magath formt aus den "jungen Wilden" (Kuranyi, Hinkel, Hildebrand & Co) ein Spitzenteam
-> F: Hans Meyer bringt Nürnberg vom unteren Mittelfeld ins obere Mittelfeld. Zwei Jahre später trotzdem Abstieg.
-> G: Mit Spielern wie Thomas Häßler und Martin Max erreicht 1860 München unter Trainer Werner Lorant in einer optimal verlaufenden Saison sogar die Qualifikation zur Champions League. Danach geht's allerdings steil bergab. In vier Jahren von Champions League Quali bis zum Abstieg als Vorletzter.
-> H: Werder holt als Vorjahres-6. Meisterschaft und Pokalsieg. Thomas Schaaf macht die Mittelfeldraute mit schnellem Kombinationsfußball in der Bundesliga populär.
-> I: Gladbach springt von 15 auf 10. Im Jahr danach Abstieg als Tabellenletzter.
-> J: Thomas Doll bringt den HSV von 8 auf 3. Ein halbes Jahr später wird er auf einem Abstiegsplatz liegend entlassen und durch Huub Stevens ersetzt, der den HSV mit der zweitbesten Rückrunde unter allen Mannschaften völlig überraschend noch in den UI-Cup bringt.
-> K: Von 13 auf 9. Erste Saison von Thomas Schaaf, der die gefährlich schlingernden Bremer zunächst mal im Mittelfeld stabilisieren kann.
-> L: Frank Pagelsdorf führt mit Offensivfußball den HSV als 3. in die Champions League. Es folgt der Absturz: Ein Jahr später wird er entlassen, das Folgejahr endet auf einem völlig enttäuschenden 13. Platz.
-> M: Peter Neururer führt den VfL Bochum im zweiten Bundesligajahr in den UEFA-Cup. In der folgenden Saison Abstieg.
-> N: Rostock verbessert sich von Platz 13 auf Platz 9. In der folgenden Saison Abstieg .
-> O: Hannover springt von 14 auf 10. Danach 12, 11, 8. Unspektakulär. Aber im Vergleich zu den ganzen anderen Clubs, bei denen auf einen Sprung nach oben der Abstieg folgt, vielleicht doch nicht so schlecht...
Liest sich doch ziemlich ernüchternd, oder?
Da sieht man die "Politik der kleinen Schritte" (Bruchhagen) bzw. das "organische Wachstum" (entsprechende Bezeichnung von den HSV-Verantwortlichen) doch gleich mit ganz anderen Augen. Da stellt man fest, dass "echte" große Schritte nach vorn verdammt selten sind, schaut sich diese wenigen Fälle näher an, um sich davon leiten zu lassen, und was stellt man fest? Ein paar Erfolge, die mit großen Namen (Stevens, Hitzfeld, Magath, Schaaf) verbunden sind -- und Rest liest sich eher als Sammlung von Pleiten, Pech und Pannen. Große Schritte erwecken übergroße Erwartungen und führen geradewegs nach unten.
Das waren 15 Fälle. In den letzten 10 Jahren Bundesliga gab es gerade mal sieben dauerhafte, echte Qualitätssprünge (und dabei ist Thomas Schaaf bei Werder schon doppelt gezählt, einmal für das Etablieren im Mittelfeld, einmal für den Sprung an die Tabellenspitze). Dafür aber acht Mal der totale Absturz nach einen Entwicklungssprung -- und wenn man den Absturz nicht gerade auf CL-Kandidaten-Niveau beginnt, endet er fast immer in Liga 2 (und 1860 München hat sogar vorgemacht, dass man von CLQ-Niveau ausgehend innerhalb von vier Jahren absteigen kann). Ein Punkt fehlt noch in der Liste:
-> ???: Friedhelm Funkel führt die Frankfurter Eintracht in der Saison 2007/08 von der Abstiegszone (Platz 14) ins Mittelfeld auf Platz 9. Und was kommt danach?!
Ich habe nach dieser Analyse meine Saisonziele für die Eintracht abgesenkt. In den nächsten beiden Jahren zwischen den Plätzen 10 und 13 landen, nichts mit dem Abstieg zu tun bekommen, das wäre durchaus ein Ergebnis, bei dem man zufrieden sein müsste. Eine Wiederholung von Platz 9 oder irgendwas in dieser Nähe wäre sensationell. Mit dem Sprung von 14 auf 9 im letzten Jahr haben wir nämlich ein Ergebnis, wo der Abstieg viel wahrscheinlicher ist als jede Verbesserung.
Übrigens, nur mal so nebenbei: Friedhelm Funkel ist neben Felix Magath und Thomas Schaaf der einzige Trainer, der zweimal in der Liste der größen Verbesserungen auftaucht, wobei zugegebenermaßen einmal der Sprung vom Zweitliga-Dritten auf Platz 14 mitgerechnet ist. Soviel zum gerne geäußerten Vorwurf "Funkel ist kein Trainer, der uns nach oben bringen kann"...
Schafft Funkel die dauerhafte Etablierung der Eintracht außerhalb der Abstiegszone, wäre das Erfolgsgeschichte Nummer 8 und wir hätten Gleichstand zwischen 8 Erfolgsgeschichten und 8 Pleiten bei 16 auffälligen Entwicklungsprüngen in der Tabelle. Funkel stünde dann in einer Reihe mit: 2x Magath, 2x Schaaf, Hitzfeld, Stevens und Rangnick (für die Etablierung Hannovers in Liga 1; da ist Hoffenheim noch nicht mitberechnet!).
Zusammenfassung
* 2/3 aller Mannschaften landen am Saisonende plus/minus drei Plätze da, wo sie vor Saisonbeginn gestartet sind. Daran hat sich in den letzten 10 Jahren wenig geändert. Große Sprünge (nach oben wie unten) sind jedoch zuletzt etwas seltener geworden.
* Veränderungen nach oben und Veränderungen nach unten sind erstmal gleich wahrscheinlich. Eine Verbesserung um vier und mehr Plätze erreicht etwa ein Sechstel aller Mannschaften. Also gerade mal 3 von 18 gestarteten Mannschaften jedes Jahr.
* Eine "echte" Verbesserung um 4 Plätze in der Abschlusstabelle (d.h. auf ein Niveau, das man in den Jahren zuvor noch nicht hatte) ist noch seltener. Das eigentlich scheint nichts besonderes zu sein. Ist es aber. Gibt's wesentlich seltener als man denkt.
* Bei solchen "echten" Verbesserungen gibt's eine 50%-Chance für den anschließenden Komplett-Absturz, der fast immer in Liga 2 endet. Ich wiederhole hier nochmal meine These, dass das Stoppen der Abwärtsspirale bei der Eintracht nach völlig verkorkstem Saisonstart in die Saison 2008/09 eine der am meisten unterschätzten Trainerleistungen der letzten Jahre war.
* Wenn Hannover 2004/05 von Platz 14 auf Platz 10 springt und in den beiden Jahren danach sich auf den Plätzen 12 und 11 stabilisiert (anstatt wie die meisten gleichartigen Clubs wieder abzusteigen), ist das eine der Erfolgsstories der Bundesliga der letzten 10 Jahre. Klingt saublöd, muss man wohl mehrfach lesen und länger drüber nachdenken, ist aber so... Wo sollen die größeren Erfolgsstories denn sein? Oben ist alles aufgelistet, was es an Verbesserungen gab. Schluss mit den Träumereien, willkommen in der Realität!
* In der aktuellen Situation der Eintracht ist das Ziel "Nichtabstieg" wesentlich anspruchsvoller als alle denken. Je größer der Schritt nach vorne, desto gefährlicher werden überzogene Erwartungen. Die allermeisten Mannschaften, die das erreicht haben, was Bruchhagen, Funkel & Co hier zuletzt aufgebaut haben, steigen binnen zweier Jahren auch wieder ab. Oben sind diverse Beispiele aufgezählt. Also lieber schön langsam nach vorne...
Hochmut kommt vor dem Fall oder wie war das?! Ich glaube einige vergessen was vor paar Jahren hier ab ging... Ich verstehe es einfach nicht wie man Herrn Bruchhagen so wenig vertrauen schenkt und Ihm teilweise die Kompetenz abreden will. Der Mann ist GOLD wert und einige versuchen Ihm hier nen Strick zu drehen. Wenn jetzt größere Summen investiert werden würden, wir uns aber nicht wie gehofft weiter entwickeln und man sich kurzum in die 2te Liga verabschiedet, dann will es natürlich keiner gewesen sein. Schliesslich muss man ja auch mal ein Risiko eingehen... Vllt sollten wir uns ein Beispiel an Gladbach nehmen, die sind wenn sie diese Saison wieder absteigen aber sowas von Mausetot...Bzw kratzen ihre letzten Euros zusammen und verkaufen Ihr Tafelsilber (Marin etc). Erschreckend wie in einer relativ kleinen Stadt(Einwohnerzahl) eine so große Erwartungshaltung herrschen kann. Ich vertraue HB voll und ganz, er kennt die Mechanismen wie kein 2ter. Vllt sollte man die WW-Krise auch nicht ganz aussen vor lassen, ausgestanden ist die noch lange nicht...
So,jetzt geh ich wieder pöbeln ,-)
Bin ja schon ein kleiner Statisitk-Fan hier im Forum, diese Analyse ist aber einer der besten und gelungensten, die ich hier bisher gesehen habe!!!
Insbesondere die Gefahr eines Abstiegs nach sehr erfolgreichen (z.B. UEFA-Cup-) Jahr habe ich immer vermutet, dass es aber so "gefährlich" sein kann, Überraschungsmannschaft zu sein, wusste ich auch nicht.
Dieser Beitrag sollte für einige Forumsmitglieder tägliche Abendlektüre werden!
Spaß beiseite, Respekt für die Arbeit und für echte Fakten!
Vielen Dank dafür,
Weichei
Aachener mein Komliment.
Man kann vieles wirklich anhand von Wahrscheinlichkeiten und Erfahrungswerten berechnen .
Ich hoffe das dies alle verstanden haben und die dumme Trainerdiskussion endlich ein Ende hat. Ich kann nur hoffen das wir von einem größeren rutsch (mehr als 3 Plätze) nach unten verschont bleiben. Von daher ist mir der Funkelfußball solange wir uns in der Buli etablieren noch am liebsten. Erfolg kommt vor allem!
Solange wir nicht regelmäßig Jahr um Jahr um Platz 5 spielen können, mit ausrutschern um 3 Plätze nach unten wäre das o.k., solange sollten wir echt erstmal schauen das wir genug Luft nach unten haben und nicht gleich von irgendwelchen Phantastereien träumen. Wer geht schon ins Stadion wenn Schweinfurt kommt? Die dann wegbleiben sind die welche heute hier rumnörgeln!
danke für diesen großartigen Beitrag!
Deine Analyse macht ziemlich deutlich wie schwer eine dauerhafte Etablierung in der Bundesliga sein kann.
Trotzdem stelle ich mir nun die Frage, ob eine Politik der kleinen Schritte auch wirklich erfolgreich sein kann. (Sicher ist ein Mittelfeldplatz schon ein Erfolg ; an dieser Stelle meine ich aber Erfolg = regelmäßige internationale Teilnahme). Interessant wäre also nun mal zu gucken, ob es einer Mannschaft in den letzten 10 - 15 Jahren gelungen ist, sich stetig wenige Plätze (durchschnittlich <3Plätze aufwärts) zu verbessern und sich letztlich im oberen Tabellendrittel festzusetzen.
Vermutlich ist da das einzige Beispiel Werder Bremen. Oder ist das noch einer Mannschaft gelungen - von deiner Statistik unentdeckt - eine "Politik der kleinen Schritte" erfolgreich abzuschließen? Wenn nicht scheint die Bruchhagen These der Zementierung der Wahrheit ziemlich nahe zu kommen.
Sehr schön gemacht...
Das ist ja schon fast ne Diplomarbeit. ,-)
Werd mich mal durch den Beitrag durchwühlen.
Ich sehe dieses Zahlenwerk als Bestätigung der Arbeit und des Weges den HB und FF eingeschlagen haben.
Es belegt statistisch das Konzept der kleinen Schritte.
Das Problem ist, das es immer wieder eine größere Anzahl, ich möchte Sie freundlicherweise "Die Ungeduldigen" nennen, gibt, die für den kurzfristigen Erfolg das "Große Ganze" gefährten wollen, weil Ihnen der Weitblick eines HB fehlt.
noch anhaltende Serien:
* Bremen von Platz ~7 auf Platz 2-3 (gefährdet in dieser Saison!)
* HSV: gaaaaanz langsam immer besser
* Stuttgart von unteren Top-10 in den Bereich 4-5
* Hannover von mittlere Zweite Liga in untere Top-10
* Bielefeld von oberes Mittelfeld Zweite Liga in unteres Mittelfeld Bundesliga (jetzt im fünften Jahr Bundesliga!)
* KSC von Regionalliga in Abstiegszone Bundesliga
ehemalige Serien:
* Mainz von Mittelfeld 2BL zu (unteres) Mittelfeld 1BL
* Aachen unter dem Führungsduo Trainer Hecking / Manager Schmadtke: langsam von Mittelfeld 2BL bis in 1BL
* phasenweise auch Bochum
Grundsätzlich gilt jedoch, dass neun der Top-10 Mannschaften von heute auch vor 10 Jahren schon Top-10 waren. Nur Hannover hat 1860 München abgelöst. Aber das zeigt, was von Top-10 zu halten ist. International hat Hannover auch noch nicht gespielt. Die sind beim gewichteten Ranking (so gewichtet wie bei der Verteilung der Fernsehgelder) Platz 8 in der Hackordnung der Bundesliga. Die Liga ist schon ziemlich zementiert. Wenn überhaupt, dann geht's langsam und mit ganz viel Geduld.
Siehe zu diesem Thema auch: älterer Thread von mir
Also weiter so HB. Immer schön langsam Richtung Gipfel!
Eine Statistik (und wohl auch der Anspruch deiner Arbeit) ist es aber ja eigentlich Sachverhalte zu objektivieren. Wenn jedoch die Statistik an sich nur wenig Aussagekraft hat, dann ist die Interpretation wieder sehr subjektiv, auch wenn deine (subjektive) Interpretation an sich schon intelligent und logisch ist.
In wie weit sie jedoch dem eigentlichen Anspruch dieser Arbeit entspricht, ist jedoch zumindest kritisch zu hinterfragen. Einige hier meinen wohl, dass sobald ein paar Zahlen im Spiel sind,automatisch eine fundamentale Qualitätsverbesserung der Aussage impliziert wird, aber ich möchte darauf hinweisen, dass die statistische Aussagekraft schon hinterfragt werden kann (und auch sollte).
Respekt, spitzen Zahlenwert welches absolut zur Untermauerung der Bruchagenchen These der zementierten Liga taugt.
Danke für die Arbeit, ich mag Posts die auf Fakten beruhen - die sind so herrlich unaufgeregt!
-In den letzten zehn Jahren hatten alle Spitzenmannschaften ein Seuchenjahr. Diese Saison ist Bremen und hoffentlich Schlacke dran. Die einzige Ausnahme sind die Bayern (letztes Seuchenjahr war 91/92, wo die 3 Supertrainer Osram, Lerby, Ribbeck sie auf Platz 10 drückten; war leider nicht von Dauer).
-Alle sind nach dem Seuchenjahr wieder zurück in die Spitze gekommen.
-Neu oben etabliert ist in diesem Zeitraum nur Wolfsburg (untere Spitze) aus bekannten Gründen. Hoppenheim ist noch nicht etabliert.
-Einige Mannschaften (Schlacke, HSV, Stuttgart) hatten ein wirklich herausragendes Jahr. Du beziehst das stark auf die Trainer - sehe ich genauso.
Dh. wenn man die Genesung nach Seuche ausblendet, hat es nur Wolfsburg geschafft, sich aus dem relativ sicheren Mittelfeld ganz nach oben zu arbeiten. Ob sie dort oben bleiben, muß man auch abwarten. Erste Anzeichen von Problemen gibt es schon (überteuerte Spieler wie Zaccardo und Barzagli). Hier hängt alles von Porsche/VW ab.
Leider beantwortest Du Deine Unterfrage nicht - wie man es trotz allem schaffen kann, weiter hoch zu kommen. Stadion, Fanbasis, Professionalität sind bei uns vorhanden. Ich denke, es geht nur über 2x hintereinander international spielen. Deshalb ärgert mich die Rückrunde letztes Jahr auch so, da war die Chance da, egal ob verdient oder nicht. Ein Ausnahmetrainer - das wäre noch eine Möglichkeit.