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Robert Enke ist tot

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RebellionFFM schrieb:
ich weiß nicht, aber seit mittwoch beschäftigt mich wirklich die thematik, was wäre passiert wenn enke sich zu seinen depressionen bekennt hätte, bzw. wie wäre in den deutschen stadion aufgenommen???

ich kann mir nur zwei szenarien vorstellen, nachdem er sich zu seiner krankheit bekannt hätte:

das erste szenario wäre, dass er eine pause macht (evtl. sogar wie deisler zurück getreten wäre). jedoch wenn er zurück gekommen wäre, wie wäre er in den stadion wieder aufgenommen worden? man neigt ja häufig dazu diese krankheit als einen normalen hänger oder vielleicht als "spinnerei" einzustufen. evtl. hätte es wohl schmährufe gegeben und banner indem man sich über ihn lustig gemacht hätte.
ich persönlich finde dieses szenario schon schlimm mir vorzustellen (damit ist gemeint die womöglich aufgetauchten schmährufe + banner indem man sich über ihn lustig gemacht hätte)

szenario zwei wäre, dass die fans in den deutschen stadion dies aufgenommen hätten und versucht hätten ihn irgendwie wieder aufzubauen. abgesehen davon, dass die hannover 96 fans ihr idol sowieso versucht hätten wieder aufzubauen, wäre dann noch die unterstützung von den restlichen deutschen fans gekommen.
dieses szenario würde ich mal als heitere welt bezeichnen und ich weiß nicht, ob dies so gkeommen wäre...

wie es ausgegangen wäre kann man wohl jetzt nicht mehr sagen...ich persönlich stell mir diese frage jetzt schon seit dem mittwoch morgen, als bekannt wurde das es ein selbstmord war wegen starken depressionen. ich komme aber auf keine richtige antwort...
womöglich weil man dies nicht mehr beantworten kann und dies immer eine so berühmt "was wäre wenn" - frage bleiben wird.  


Glaub mir, es hätte niemals verumglimpfende Schmährufe oder Banner gegeben!! Vielleicht von ein paar einzelnen Unbelehrbaren, aber nicht von der Masse!! Schon gar nicht bei einem tadelosen Sportsmann wie Robert Enke...

Fussball ist kein Ponyhof das wissen wir alle... und das ist auch gut so!

Aber ich denke schon das in einem so extremen Fall wie beispielsweise bei Robert Enke die Fans Gespür bewiesen hätten...
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Rocky_Balboa schrieb:
Rocky_Balboa schrieb:
Leopard schrieb:
Rocky_Balboa schrieb:
Leopard schrieb:
Rocky_Balboa schrieb:
Jetzt die grosse Trauer zeigen aber noch vor Wochen den generischen tormann beschimpfen usw

Jetzt lasst mal die Kirche im Dorf.  


Darum geht es nicht. Es geht darum, dass man einem kranken Menschen, dem seine Krankheit letztlich sein Leben gekostet hat, nicht nach seinenm Tod als Feigling beschimpfen sollte.


Soll ich jetzt meine Meinung ändern nur weil er tot ist?? es ändert nix daran dass er viele Menschen die ihn liebten allein gelassen hat. Seine Frau an erster Stelle.



Gibt genau zwei Möglichkeiten:

1. Du hast es nicht gerallt.
2. Du willst es nicht rallen.

Wenn Du so argumentierst, dann kannst Du auch sagen, dass jemand, der  an einem Herzinfrakt oder an Krebs stirbt, seine Angehörigen im Stich lässt.



Herzinfarkt ist nicht das selbe wie vor einen Zug zu hüpfen.

Für mich ist er ein Feigling. Die tatsache dass er tot ist und halb deutschland jetzt trauert ändert meine meinung die ich in den letzten tagen über ihn bekommen habe nicht. So jetzt verstanden?????




Der Freitod von Enke hat mich sehr getroffen.Nicht nur weil ich ihn gemocht habe , sonern auch weil eine sehr nahe Verwandte seit langen Jahren an schweren Depressionen leidet und schon zweimal versucht hat sich das Leben zu nehmen.Wenn Du hautnah miterleben müsstest wie sich ein solcher Mensch quält würdest Du das Wort "Feigling" in diesem Zusammenhang nicht mehr in den Mund nehmen.So halte ich Dir jetzt einfach zugute,dass Du einfach nicht weisst von was Du sprichst.
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es wird leider so sein, wie immer: 2 wochen lang ist die republik in heller aufregung, jeder schwadroniert, dass die gesellschaft sich ändern müsse, dass so manches falsch läuft, dass ja alles so schlimm ist, dass erst DAS passieren musste, damit man hinschaut blablabla und nach den besagten zwei wochen ist das dominierende thema wieder die wirtschaftskrise und die gesundheitsreform. genauso, wie es immer der fall ist, wenn in einer schule ein amoklauf passiert.
selbstverständlich wird sich auch in diesem fall nichts langfristig und nachhaltig ändern, obwohl es allerhöchste zeit wäre.
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Natürlich wird das Thema mit der Zeit wieder zurücktreten, das ist ganz normal. Aber ich denke, dieses Ereignis wird Spuren hinterlassen. Hoffentlich wird das dann auch zu positiven Konsequenzen führen. Die Rede von Herrn Zwanziger zum Beispiel, in der er zu einer breiten und offenen Diskussion von Tabuthemen aufgefordert hat, schien mir kein Blabla zu sein.
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Knueller schrieb:
es wird leider so sein, wie immer: 2 wochen lang ist die republik in heller aufregung, jeder schwadroniert, dass die gesellschaft sich ändern müsse, dass so manches falsch läuft, dass ja alles so schlimm ist, dass erst DAS passieren musste, damit man hinschaut blablabla und nach den besagten zwei wochen ist das dominierende thema wieder die wirtschaftskrise und die gesundheitsreform. genauso, wie es immer der fall ist, wenn in einer schule ein amoklauf passiert.
selbstverständlich wird sich auch in diesem fall nichts langfristig und nachhaltig ändern, obwohl es allerhöchste zeit wäre.


so schaut es wohl leider aus
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adlerkadabra schrieb:
Natürlich wird das Thema mit der Zeit wieder zurücktreten, das ist ganz normal. Aber ich denke, dieses Ereignis wird Spuren hinterlassen. Hoffentlich wird das dann auch zu positiven Konsequenzen führen. Die Rede von Herrn Zwanziger zum Beispiel, in der er zu einer breiten und offenen Diskussion von Tabuthemen aufgefordert hat, schien mir kein Blabla zu sein.



Dem kann ich nur zustimmen. Die Diskussion hat bereits begonnen, das Thema Suizid und Depressionen ist in aller Munde und das nicht nur bezogen auf Sportler.
Es ist Anlass für viele Menschen, sich selbst zu fragen, ob sie in ihrem Leben schon mal depressive Phasen erlebt haben oder ob es sie irgendwann mal selbst betreffen könnte. Es reicht nicht, nur die Sensibilität und Wahrnehmung für andere zu verbessern oder gesellschaftliche Veränderungen zu erwarten.  In erster Linie sollte jeder auch sich selbst gegenüber sensibel sein und sich hinterfragen, wie man mit eigenen Schwächen umgeht, ob man in der Lage und mutig genug ist, sich Hilfe zu holen, wenn notwendig.
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RebellionFFM schrieb:
ich weiß nicht, aber seit mittwoch beschäftigt mich wirklich die thematik, was wäre passiert wenn enke sich zu seinen depressionen bekennt hätte, bzw. wie wäre in den deutschen stadion aufgenommen???

ich kann mir nur zwei szenarien vorstellen, nachdem er sich zu seiner krankheit bekannt hätte:

das erste szenario wäre, dass er eine pause macht (evtl. sogar wie deisler zurück getreten wäre). jedoch wenn er zurück gekommen wäre, wie wäre er in den stadion wieder aufgenommen worden? man neigt ja häufig dazu diese krankheit als einen normalen hänger oder vielleicht als "spinnerei" einzustufen. evtl. hätte es wohl schmährufe gegeben und banner indem man sich über ihn lustig gemacht hätte.
ich persönlich finde dieses szenario schon schlimm mir vorzustellen (damit ist gemeint die womöglich aufgetauchten schmährufe + banner indem man sich über ihn lustig gemacht hätte)

szenario zwei wäre, dass die fans in den deutschen stadion dies aufgenommen hätten und versucht hätten ihn irgendwie wieder aufzubauen. abgesehen davon, dass die hannover 96 fans ihr idol sowieso versucht hätten wieder aufzubauen, wäre dann noch die unterstützung von den restlichen deutschen fans gekommen.
dieses szenario würde ich mal als heitere welt bezeichnen und ich weiß nicht, ob dies so gkeommen wäre...

wie es ausgegangen wäre kann man wohl jetzt nicht mehr sagen...ich persönlich stell mir diese frage jetzt schon seit dem mittwoch morgen, als bekannt wurde das es ein selbstmord war wegen starken depressionen. ich komme aber auf keine richtige antwort...
womöglich weil man dies nicht mehr beantworten kann und dies immer eine so berühmt "was wäre wenn" - frage bleiben wird.  


Die Problematik hätte ich ganz woanders gesehen. Profisport ist einfach ein Bereich, indem es großen Druck gibt. Wie hätten Trainer und Funktionäre damit umgehen sollen.
Hätte Löw ihn zur Nummer 1 machen müssen, aus Angst dass er sonst wieder in ein Loch fällt? Hätte man einen Torhüter in nem WM Spiel stecken können, wenn man Angst hat, dass ihn der Druck zu sehr belastet? Selbe Frage bei Hannover, wenn da mal irgendwann die Leistung nicht gestimmt hätte. Hätten die Hannover Funktionäre (oder andere er hat ja auch durchaus mal mit nem Wechsel geliebäugelt) ihm immer nen Vertrag geben müssen?
Alle Fragen natürlich begleitet von den Diskussionen von Fans und Journalisten.

Es hätte einfach keinen Weg gegeben mit der Sache richtig umzugehen, so dass ein Rücktritt, wie von Deisler das einzig mögliche gewesen wäre. Wie oft hat man bei Deisler den Spruch gelesen "nicht für den Profi Fussball geschaffen"? Leider ist das wohl auch die Realität.
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adlerkadabra schrieb:
Natürlich wird das Thema mit der Zeit wieder zurücktreten, das ist ganz normal. Aber ich denke, dieses Ereignis wird Spuren hinterlassen. Hoffentlich wird das dann auch zu positiven Konsequenzen führen. Die Rede von Herrn Zwanziger zum Beispiel, in der er zu einer breiten und offenen Diskussion von Tabuthemen aufgefordert hat, schien mir kein Blabla zu sein.

Sehe ich zumindest in Teilen ähnlich. Das erste Mal hinterlässt immer Spuren, weshalb das Thema Amoklauf in Schulen ein schlechtes Beispiel ist - Erfurt ist sieben Jahre her, das Thema ist in gewisser Hinsicht längst in unserer Kultur verwurzelt. Alle Nachfolgetaten stehen mehr oder weniger im Schatten dieser Entwicklung, durchbrechen lässt sich das im Grunde nur indem man eine neue Stufe der Brutalität erreicht.

Im Grunde genommen stellt sich nur die Frage, wie die Konsequenzen letztlich aussehen. Enke wird man auf lange Zeit nicht vergessen, dafür sorgt die längst in Gang gesetzte Heroisierung seiner Person. Sicher wird vieles sich schon in den kommenden Wochen abschwächen, teilweise auch zu Recht weil da jetzt in der Trauer natürlich auch einfach viel geredet wird. Wenn das Thema nicht totgeredet wird, sehe ich aber schon die Chance, dass sich da zumindest ein klein wenig was bewegt.
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FräuleinAdler schrieb:
... In erster Linie sollte jeder auch sich selbst gegenüber sensibel sein und sich hinterfragen, wie man mit eigenen Schwächen umgeht, ob man in der Lage und mutig genug ist, sich Hilfe zu holen, wenn notwendig.


Ein Satz, den ich in den letzten Tagen in der Berichterstattung irgendwo aufgeschnappt hab, ist mir da besonders im Kopf hängen geblieben:

Schwächen zeigen heißt Stärke zeigen.

Hätte Robert Enke seine Schwächen gezeigt und sich ernsthaft Hilfe gesucht, wäre er vielleicht noch am Leben....


Hätte, hätte, hätte....
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Tja... ich muss auch zugeben, das mich das Ganze schon sehr mitgenommen hat. Der UserRockyBalboa oder wie auch immer sollte besser mal die Klappe halten, wenn man von nix Ahnung hat. Ich kenne mich bezüglich Depressionen auch nicht so aus, aber es muss eine ganz schlimme Krankheit sein..... hab mich gestern mit Fussball-Kollegen unterhalten und da erzählte mir einer, das in seiner Verwandschaft auch jemand ist, der schwere Depressionen hat. Derjenige hat schon "VIER" mal versucht sich das Leben zu nehmen...  :neutral-face Beim letzten Mal hat er Salzsäure getrunken...  
Nur krass..... das zeigt echt, wie verzweifelt jemand sein muss. Er liegt auf der Intensiv-Station....  
Auch der Selbstmord, sich vor den Zug zu werfen ist heftig, da man durchaus lt. einiger Berichte im Internet die letzten Sekunden durchaus noch mitbekommen kann und nicht sofort tod ist... ach will gar nicht mehr drüber nachdenken.
Aber wer hier Robert Enke als Feigling tituliert, sollte sich besser einmal informieren, "was" für eine schlimme Krankheit schwere Depressionen überhaupt sind und dann vielleicht noch einmal drüber nachdenken.
Ruhe in Frieden Robert!!!  
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R I P  
o
b
enke
r
trauer        

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k....k.....
k...k......
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enke
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trauer        
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ich weiss nicht ob es schon geschrieben wurde, aber ich bin heilfroh das wir am wochenende nicht gegen hannover spielen. die schalker können eigentlich nur verlieren...
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adlerkadabra schrieb:
Natürlich wird das Thema mit der Zeit wieder zurücktreten, das ist ganz normal. Aber ich denke, dieses Ereignis wird Spuren hinterlassen. Hoffentlich wird das dann auch zu positiven Konsequenzen führen. Die Rede von Herrn Zwanziger zum Beispiel, in der er zu einer breiten und offenen Diskussion von Tabuthemen aufgefordert hat, schien mir kein Blabla zu sein.


Eine ganz starke Rede von Zwanziger.

@ Cino
ich bin auch froh,daß wir in den nächsten Wochen nicht gegen Hannover spielen müssen.
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Das Hannover und Umgebung trauern kann ich gut verstehen, auch mich hat der Tod geschockt.

Trotzdem finde ich das Ausschlachten und die Inszenierung langsam befremdlich    Irgendwie unwürdig, sorry.
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Eintracht-Laie schrieb:
Das Hannover und Umgebung trauern kann ich gut verstehen, auch mich hat der Tod geschockt.

Trotzdem finde ich das Ausschlachten und die Inszenierung langsam befremdlich    Irgendwie unwürdig, sorry.


Ich nehme mal an du fragst dich ob Robert Enke das gewollt hätte, Live Übertragung der Trauerfeier in 5 Sendern , Sarg mitten aufm Spielfeld, Spiegel Titelthema etc.?
Ich denk mal das muss einzig seine Frau entscheiden, sie wird für all das ja wohl eine Genehmigung erteilt haben, ob aus freien Stücken oder noch im Schock kann man halt nicht beurteilen. Vielleicht ist sie der Auffassung, dass er so das letzte Mal "sozial engagiert" sein kann und anderen Menschen hilft mit ihrer Krankheit umzugehen.

Ich hoffe nur das Teresa Enke jetzt in den Medien nicht zu einem neuen Matthias Steiner aufgebaut wird und bis Weihnachten in jeder Talkshow, jedem Jahresrückblick rumgereicht wird.
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Nachtrag: Für die Tätigkeiten der Medien gibt sie wohl keine Genehmigung, jedoch für Trauerfeiern, Interviews etc.
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EvilRabbit schrieb:

Sehe ich zumindest in Teilen ähnlich. Das erste Mal hinterlässt immer Spuren, weshalb das Thema Amoklauf in Schulen ein schlechtes Beispiel ist - Erfurt ist sieben Jahre her, das Thema ist in gewisser Hinsicht längst in unserer Kultur verwurzelt. Alle Nachfolgetaten stehen mehr oder weniger im Schatten dieser Entwicklung, durchbrechen lässt sich das im Grunde nur indem man eine neue Stufe der Brutalität erreicht.


Hmm, weil also Erfurt grausam war, schaut man bei den Folgetaten nicht mehr genau hin, man kennt das ja schon. Ein interessanter Ansatz, der meine These ja unterstützt. Ich hoffe natürlich auch, dass "der Fall Enke" (Spiegel) etwas bewegt, glaube aber nicht daran. Schon allein deshalb, weil sich ganz grundlegende Dinge ändern müssten, da hat im Endeffekt dann doch keiner Bock drauf.
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Knueller schrieb:
EvilRabbit schrieb:

Sehe ich zumindest in Teilen ähnlich. Das erste Mal hinterlässt immer Spuren, weshalb das Thema Amoklauf in Schulen ein schlechtes Beispiel ist - Erfurt ist sieben Jahre her, das Thema ist in gewisser Hinsicht längst in unserer Kultur verwurzelt. Alle Nachfolgetaten stehen mehr oder weniger im Schatten dieser Entwicklung, durchbrechen lässt sich das im Grunde nur indem man eine neue Stufe der Brutalität erreicht.


Hmm, weil also Erfurt grausam war, schaut man bei den Folgetaten nicht mehr genau hin, man kennt das ja schon. Ein interessanter Ansatz, der meine These ja unterstützt.  


...was im Endeffekt ja gar nichts sonderlich Außergewöhnliches ist - Stichwort "Nachrichtenwerttheorie".

Wenn jetzt jede Woche ein Bundesligatorhüter vor den Zug springen würde, wäre jede dieser Aktionen nicht weniger dramatisch, als der Präzedenzfall Enke es nun vielleicht war oder ist - alleine...: Es würde irgendwann kaum noch jemanden interessieren, da es schlicht zur Normalität, Gewohnheit würde.

Und wer diese von mir hier dargestellte fiktive Vorstellung ein wenig makaber finden mag, der führe sich nur bitte mal vor Augen, wie mit den vielfältigen Kriegen, Anschlägen, Gewaltätigkeiten, Morden usw. usf. auf der Welt medial-gesellschaftlich umgegangen wird... - wie viele, objektiv betrachtet, weitaus dramatischere Vorgänge allenfalls die Randspalten der Zeitungen füllen - wenn überhaupt.
Zwischen dem Nippen an der Kaffeetasse und dem Biss ins Frühstücksbrötchen nebenbei meist ohne wirkliche innere Regung überflogen - wenn man sich nach dem Überfliegen der Überschriften überhaupt die Mühe macht, den zugehörigen Artikel zu lesen. "Kennt man ja schon", uninteressant...

"Größte Trauerfeier seit Adenauer" lauteten gestern bundesweit die Schlagzeilen... - ich erlaube mir, dass schon ein wenig, sagen wir mal, bedenklich zu finden.
Wie sich massenmedial vermittelt gezielt derartige kollektive Gefühlsaufwallungen des Volkes steuern lassen... - da wird mir ehrlich gesagt ganz anders.
Mag das nun im Falle der Trauer um Robert Enke noch eine relativ harmlose Angelegenheit gewesen sein... - so ist das generelle Prinzip etwas, was jedweden aufgeklärten Bürger einen kalten Schauer über den Rücken jagen sollte.
Ein Volk, welches in der Breite derart dressiert und manipulationsbereit ist, verfügt über kein sonderlich starkes Immunsystem mehr, welches sich entwickelnden totalitären Ansätzen von Natur aus entgegentritt.

"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit" hat mal ein recht gescheiter Mensch formuliert... - dass man auf diesem Wege im Großen und Ganzen nicht wirklich vorangeschritten ist, ist leider auch keine so recht neue Erkenntnis. Es stand am Dienstag Abend direkt nach dem Bekanntwerden der Meldung schon zu erwarten, dass die nächsten Tage relativ "anstrengend" werden würden - überraschend, dass das alles ziemlich kranke Ausmaße annehmen würde, war es letztlich jedoch nicht - so funktioniert letztlich nun einmal unsere Gesellschaft; dieses System.
Demgemäß hätte es mich sogar eher verwundert, wenn man das Thema Enke nicht "groß fährt" - zu profitträchtig ist dieses Thema. Sei es durch direkte pekuniäre Vorteile im großen oder auch bloß im kleinen Stil - oder auch nur einfach durch den Versuch, persönliche PR unter Ausnutzung des Hypes um diese Geschichte zu betreiben.
Ein jeder versucht eben, dabei seinen Schnitt zu machen. Persönliche Profitmaximierung (welche, ich schrieb es im Satz zuvor, nicht ausschließlich materiell greifbare Güter umfasst) spielt, auch hier, eine Rolle ersten Ranges - normal, schließlich leben wir in einem System, welches persönliche Nutzenmaximierung quasi als Ziel und Sinn des Lebens proklamiert. Moralisches resp. pietätvolles Handeln ist nur solange interessant, als dass die daraus erfolgenden Gewinne (meist zunächst eher immaterieller Natur), die drohenden Verluste bei einem Verstoß gegen gewisse Anstands- und moralischen Regeln nicht übersteigen. Ausnahmen mögen auch hier die Regel bestätigen (und vor diesen Ausnahmen habe ich in den meisten Fällen auch wirklichen Respekt, da sie sich den ungeschriebenen "Regeln des Systems" entgegenstellen - obwohl es für sie vielleicht im Großen und Ganzen profitabler wäre, "gewöhnlich" zu handeln).

Es ist schade, dass unter diesem ganzen Popanz, der rund um die traurige Geschichte von Robert Enke veranstaltet wird, die wirkliche, ehrliche Trauer - welche auch hier, wie bei praktisch jedem anderen Todesfall existieren dürfte - nahezu untergeht.
Dennoch glaube ich nicht, dass jede Träne, die in den vergangenen Tagen vergossen wurde, auch wenn selbige von den einzelnen Leuten in dem Falle und in dem Moment sicherlich "ernst gemeint" war und ihren Ursprung in einer tatsächlichen traurigen Stimmungslage der jeweils betreffenden Individuen besitzt, auch geflossen wäre, wenn dieses Thema nicht derart aufgeblasen worden wäre.
Manche Leute sollten sich in diesem Zusammenhang vielleicht einmal fragen, ob sie wirklich ihre persönliche Gefühlswelt (wie im Übrigen überhaupt ihre "Weltsicht") derart von den durch die Medien vermittelten Geschichten abhängig machen sollten... - in positiver, wie negativer Hinsicht.

Und so folgte auf das Drama um Robert Enke, ein Drama der ganz anderen Art... - welches aber leider nur zu erwartbar für unsere kaputte Gesellschaft und ihre teils kranke Funktionsweise war und ist.

Von daher erlaube ich mir, den ganzen Bohei, der nun um "den Fall Enke" im Nachhinein veranstaltet wird, zum überwiegenden Teil ein wenig resignierend zur Kenntnis zu nehmen - und möchte diesen Beitrag an dieser Stelle mit einem anderen Ausspruch, welcher von dem bereits oben angeführten gescheiten Mann einst verwandt wurde beenden... - sapere aude!
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@a.s

Ich kann dem, was Du schreibst, zu einem guten Teil zustimmen.

Aber wir sollten das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Ich habe hier im Forum etwa eine ganze Reihe von sehr persönlichen und bewegenden Äußerungen im Zusammenhang mit dem Selbstmord von Robert Enke lesen können. Und ich bin mir sicher, dass darüber hinaus bei nicht wenigen Menschen - selbst von Depression betroffen oder nicht - einiges an Nachdenken durch dieses Ereignis in Gang gesetzt worden ist.

Natürlich ist es bestürzend, aber es ist halt so: mit seinem kürzlich veröffentlichten Buch über dieselbe Thematik im gleichen Kontext wird Sebastian Deisler vermutlich weniger Menschen erreichen als Robert Enke mit seinem dramatischen Entschluss - obwohl er sogar zeigen kann, wie man sich aus dem Würgegriff von Krankheit und Öffentlichkeit befreit.

Dennoch, auf die Dauer, wenn die Fotostrecke der Bildzeitung mit den 24 verschiedenen Ansichten des an- und abfahrenden Leichenwagens längst im Orkus raschen medialen Vergessens gelandet ist, verdientermaßen, werden es vielleicht gerade die leiseren, die persönlichen, die individuellen Reaktionen sein, die weiter wirken und Spuren hinterlassen und vielleicht beitragen zu einem, ja, aufgeklärteren und humaneren gesellschaftlichen Umgang mit dem unheimlichen Phänomen Depression.
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Ich2009 schrieb:
Dies ist ein Zweitanmeldung ich bin schon länger hier.Kurz und schmerzlos ich bin schwer Depri und das unheilbar weil sie die folge eines Schlaganlles ist.Ich möchte euch nur mal was sagen zum Thema er wollte ja keine Hilfe.Hätte er auch nur ein Wort über seine Selbstmordschübe gesagt wäre er zwangsweise eingesperrt worden.Dan wirst du von der Polizei wie ein schwerst Verbrecher gesucht und mitgenommen worden.Nur ein gegen einen Mörder muss noch ein Haftbefehl erlassen weden und Haftprüfungstermine aber als Selbstmordgefärdeter hast solange zubleiben bis du die Ärtzte überzeugt hast.Am Anfang ist man noch unerfahren da macht man soche Fehler (ich auch).Nur wen du an eine Heilung nicht ehr glaubst  und das kan man nach Jahren ist die Frage warum soll ich mir das noch antun also halte ich den Mund.Die Krankheit ist so komplex das selst wen ich den Experten jetzt zuhöre merkt man das auch diese noch im trüben fischen.Dies soll nur ein kleiner Gedanken anstoss sein die glauben sich ein Urteil erlauben zudürfen.Für mich ist Enkes tot ganz einfach zuverstehen er hats nicht mehr länger durchgehalten und wie lange ich und andere Leidensgenossen noch durchhalten steht in den Sternen.Aber noch einlochen lassen werde ich mich nicht mehr das ist die Hölle dan soll es lieber sein so wie es kommt.



Ich weis jetzt nicht was ich von diesem Eintrag halten soll. Und dies zeigt meine Ratlosigkeit im Umgang mit depressiven Menschen. Ist der Schreiber nun betroffen oder nicht. Zieht hier jemand ne Show ab oder braucht er Hilfe.

Im ersten Moment ist man schon geneigt zu sagen warum tut Enke so was? Warum bringt sich ein Mensch um? Jemand der keine Zahnschmerzen hat(te) kann nicht mitfühlen, mit dem der unter extrem Zahnschmerzen leidet. Jemand der nicht unter Depressionen leidet wird wahrscheinlich nie verstehen, was in einem Menschen mit Depressionen vorgeht.

Ich habe mich auch erwischt. Der hat doch alles gehabt. Der konnte sich doch die besten Ärzte leisten, der hatte doch ne intakte Familie, kann ich nicht nachvollziehen. Nein ich kann es nicht, und ich bin froh drum.

Ich kann daher auch nicht feststellen ob so ein Kommentar von Ich2009 wirklich echt ist. Er ist etwas verwirrend muss ich schreiben.
Verstehe einiges nicht.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Enke von irgend einer Polizei mitgenommen worden wäre. Ich kann mir aber vorstellen, dass nicht Alle so freundlich mit ihm umgegangen wären, wie man jetzt lesen und hören kann. Und ich denke das ist noch nicht mal böser Wille. Vielmehr Unkenntnis - die nicht nur mich umgibt.

Gruß Afrigaaner


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