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Robert Enke ist tot

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1000 Beiträge, die es, das wünschten wir uns wohl alle, besser nie gegeben hätte. Alles Gute da oben!
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a.saftsack schrieb:
Knueller schrieb:
EvilRabbit schrieb:

Sehe ich zumindest in Teilen ähnlich. Das erste Mal hinterlässt immer Spuren, weshalb das Thema Amoklauf in Schulen ein schlechtes Beispiel ist - Erfurt ist sieben Jahre her, das Thema ist in gewisser Hinsicht längst in unserer Kultur verwurzelt. Alle Nachfolgetaten stehen mehr oder weniger im Schatten dieser Entwicklung, durchbrechen lässt sich das im Grunde nur indem man eine neue Stufe der Brutalität erreicht.


Hmm, weil also Erfurt grausam war, schaut man bei den Folgetaten nicht mehr genau hin, man kennt das ja schon. Ein interessanter Ansatz, der meine These ja unterstützt.  


...was im Endeffekt ja gar nichts sonderlich Außergewöhnliches ist - Stichwort "Nachrichtenwerttheorie".

Wenn jetzt jede Woche ein Bundesligatorhüter vor den Zug springen würde, wäre jede dieser Aktionen nicht weniger dramatisch, als der Präzedenzfall Enke es nun vielleicht war oder ist - alleine...: Es würde irgendwann kaum noch jemanden interessieren, da es schlicht zur Normalität, Gewohnheit würde.

Und wer diese von mir hier dargestellte fiktive Vorstellung ein wenig makaber finden mag, der führe sich nur bitte mal vor Augen, wie mit den vielfältigen Kriegen, Anschlägen, Gewaltätigkeiten, Morden usw. usf. auf der Welt medial-gesellschaftlich umgegangen wird... - wie viele, objektiv betrachtet, weitaus dramatischere Vorgänge allenfalls die Randspalten der Zeitungen füllen - wenn überhaupt.
Zwischen dem Nippen an der Kaffeetasse und dem Biss ins Frühstücksbrötchen nebenbei meist ohne wirkliche innere Regung überflogen - wenn man sich nach dem Überfliegen der Überschriften überhaupt die Mühe macht, den zugehörigen Artikel zu lesen. "Kennt man ja schon", uninteressant...

"Größte Trauerfeier seit Adenauer" lauteten gestern bundesweit die Schlagzeilen... - ich erlaube mir, dass schon ein wenig, sagen wir mal, bedenklich zu finden.
Wie sich massenmedial vermittelt gezielt derartige kollektive Gefühlsaufwallungen des Volkes steuern lassen... - da wird mir ehrlich gesagt ganz anders.
Mag das nun im Falle der Trauer um Robert Enke noch eine relativ harmlose Angelegenheit gewesen sein... - so ist das generelle Prinzip etwas, was jedweden aufgeklärten Bürger einen kalten Schauer über den Rücken jagen sollte.
Ein Volk, welches in der Breite derart dressiert und manipulationsbereit ist, verfügt über kein sonderlich starkes Immunsystem mehr, welches sich entwickelnden totalitären Ansätzen von Natur aus entgegentritt.

"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit" hat mal ein recht gescheiter Mensch formuliert... - dass man auf diesem Wege im Großen und Ganzen nicht wirklich vorangeschritten ist, ist leider auch keine so recht neue Erkenntnis. Es stand am Dienstag Abend direkt nach dem Bekanntwerden der Meldung schon zu erwarten, dass die nächsten Tage relativ "anstrengend" werden würden - überraschend, dass das alles ziemlich kranke Ausmaße annehmen würde, war es letztlich jedoch nicht - so funktioniert letztlich nun einmal unsere Gesellschaft; dieses System.
Demgemäß hätte es mich sogar eher verwundert, wenn man das Thema Enke nicht "groß fährt" - zu profitträchtig ist dieses Thema. Sei es durch direkte pekuniäre Vorteile im großen oder auch bloß im kleinen Stil - oder auch nur einfach durch den Versuch, persönliche PR unter Ausnutzung des Hypes um diese Geschichte zu betreiben.
Ein jeder versucht eben, dabei seinen Schnitt zu machen. Persönliche Profitmaximierung (welche, ich schrieb es im Satz zuvor, nicht ausschließlich materiell greifbare Güter umfasst) spielt, auch hier, eine Rolle ersten Ranges - normal, schließlich leben wir in einem System, welches persönliche Nutzenmaximierung quasi als Ziel und Sinn des Lebens proklamiert. Moralisches resp. pietätvolles Handeln ist nur solange interessant, als dass die daraus erfolgenden Gewinne (meist zunächst eher immaterieller Natur), die drohenden Verluste bei einem Verstoß gegen gewisse Anstands- und moralischen Regeln nicht übersteigen. Ausnahmen mögen auch hier die Regel bestätigen (und vor diesen Ausnahmen habe ich in den meisten Fällen auch wirklichen Respekt, da sie sich den ungeschriebenen "Regeln des Systems" entgegenstellen - obwohl es für sie vielleicht im Großen und Ganzen profitabler wäre, "gewöhnlich" zu handeln).

Es ist schade, dass unter diesem ganzen Popanz, der rund um die traurige Geschichte von Robert Enke veranstaltet wird, die wirkliche, ehrliche Trauer - welche auch hier, wie bei praktisch jedem anderen Todesfall existieren dürfte - nahezu untergeht.
Dennoch glaube ich nicht, dass jede Träne, die in den vergangenen Tagen vergossen wurde, auch wenn selbige von den einzelnen Leuten in dem Falle und in dem Moment sicherlich "ernst gemeint" war und ihren Ursprung in einer tatsächlichen traurigen Stimmungslage der jeweils betreffenden Individuen besitzt, auch geflossen wäre, wenn dieses Thema nicht derart aufgeblasen worden wäre.
Manche Leute sollten sich in diesem Zusammenhang vielleicht einmal fragen, ob sie wirklich ihre persönliche Gefühlswelt (wie im Übrigen überhaupt ihre "Weltsicht") derart von den durch die Medien vermittelten Geschichten abhängig machen sollten... - in positiver, wie negativer Hinsicht.

Und so folgte auf das Drama um Robert Enke, ein Drama der ganz anderen Art... - welches aber leider nur zu erwartbar für unsere kaputte Gesellschaft und ihre teils kranke Funktionsweise war und ist.

Von daher erlaube ich mir, den ganzen Bohei, der nun um "den Fall Enke" im Nachhinein veranstaltet wird, zum überwiegenden Teil ein wenig resignierend zur Kenntnis zu nehmen - und möchte diesen Beitrag an dieser Stelle mit einem anderen Ausspruch, welcher von dem bereits oben angeführten gescheiten Mann einst verwandt wurde beenden... - sapere aude!


Also erstmal alle Achtung für die Ausführungen.
Ich glaube viele verstehen was du meinst.

Nur es ist schon so, dass eine Betroffenheit eher gegeben ist

a) weil man die Person kennt
b) weil die Person aus der selben Region ist
c) weil die Person in der Öffentlichkeit stand
d) weil der Tod der Person medial "aus geschlachtet" wird.

Gestern z.B. ruft mich meine Schwägerin an, der Bruder meines Schwagers sei gestorben. Ich habe ihn 3 mal gesehen und trotzdem war ich bedrückt und betroffen. Habe mir Gedanken gemacht nur ein paar Jahre älter als ich selbst. Kerngesund und dann so was.

Lese ich in der Zeitung, dass ein Mann im Alter von 50 verstorben ist, der noch dazu aus meinem Wohnort kommt, ist  meine Betroffenheit gegeben, obwohl ich ihn nicht kennen.

Sehe ich im Fernsehen, dass der oder der Künstler gestorben ist, dann geht mir das vielleicht Nahe, vielleicht mochte ihn und seine Arbeit.

Und jetzt bei Enke. Selbstmord - ungläubiges Kopfschütteln - hat doch alles. Auftritt der Frau, die mir so ein wenig die Augen öffnete, was Robert Enke, aber besonders seine Frau erlitten haben. Tränen von Männer, die sonst nicht weinen. Ich mittendrin, vorm Fernseher, mit Tränen in den Augen.

Ja und in der Zwischenzeit sind Tausend von armen Menschen verhungert. Ja und viele haben sich umgebracht. Und würde ich diese Menschen kennen oder wäre sie mir "naeher gebracht" worden, auch um sie wäre in traurig gewesen.

Gruß Afrigaaner
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Knueller schrieb:
es wird leider so sein, wie immer: 2 wochen lang ist die republik in heller aufregung, jeder schwadroniert, dass die gesellschaft sich ändern müsse, dass so manches falsch läuft, dass ja alles so schlimm ist, dass erst DAS passieren musste, damit man hinschaut blablabla und nach den besagten zwei wochen ist das dominierende thema wieder die wirtschaftskrise und die gesundheitsreform. genauso, wie es immer der fall ist, wenn in einer schule ein amoklauf passiert.
selbstverständlich wird sich auch in diesem fall nichts langfristig und nachhaltig ändern, obwohl es allerhöchste zeit wäre.



Wenn ich dieses Gespräch mit dem DFB-Präsidenten, Herrn Zwanziger, in der FAZ von heute lese, habe ich doch die Hoffnung, daß der letzte Teil Deiner Aussage vielleicht zu pessimistisch ist. Es wäre sehr zu wünschen.

http://www.faz.net/s/RubBC20E7BC6C204B29BADA5A79368B1E93/Doc~E489617BCB96B42268ACA3A7AF22CD478~ATpl~Ecommon~Sspezial.html?nwl_sportanalysen
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SeniorAdler schrieb:
Knueller schrieb:
es wird leider so sein, wie immer: 2 wochen lang ist die republik in heller aufregung, jeder schwadroniert, dass die gesellschaft sich ändern müsse, dass so manches falsch läuft, dass ja alles so schlimm ist, dass erst DAS passieren musste, damit man hinschaut blablabla und nach den besagten zwei wochen ist das dominierende thema wieder die wirtschaftskrise und die gesundheitsreform. genauso, wie es immer der fall ist, wenn in einer schule ein amoklauf passiert.
selbstverständlich wird sich auch in diesem fall nichts langfristig und nachhaltig ändern, obwohl es allerhöchste zeit wäre.



Wenn ich dieses Gespräch mit dem DFB-Präsidenten, Herrn Zwanziger, in der FAZ von heute lese, habe ich doch die Hoffnung, daß der letzte Teil Deiner Aussage vielleicht zu pessimistisch ist. Es wäre sehr zu wünschen.

http://www.faz.net/s/RubBC20E7BC6C204B29BADA5A79368B1E93/Doc~E489617BCB96B42268ACA3A7AF22CD478~ATpl~Ecommon~Sspezial.html?nwl_sportanalysen


Gut, vielleicht mag Herr Zwanziger tatsächlich engagiert sein. Ich traue es ihm sogar zu. Allein, die Enttabuisierung und die Prävention der Krankheit fordert mehr, als einen Psychologen im Betreuerstab einer Fußballmannschaft oder warme Worten, für die man dann die Ehrenplakette des Bundes deutscher Psychiater erhält.
Ein generelles Umdenken, gerade in der beruflichen Welt, ist notwendig und wäre daher wünschenswert. Das ist natürlich nicht Zwanzigers Aufgabe, sondern betrifft das gesamte System. Und von daher glaube ich nicht an tatsächliche Veränderungen.
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War für mich,eine sehr bewegende Trauerfeier und ich danke,Frau Enke,dass Sie dieses zugelassen hat obwohl, es ihr verdammt schwergefallen ist.
So konnte ich mich per TV,von einem grossen Sportsmann,einen sehr wertvollen Menschen verabschieden und konnte teilhaben mit meiner Trauer und Betroffenheit ,dass wir so egoistisch-gleichgültig und einfach nur egoistisch durchs Leben gehen und damit zähle ich mich dazu-gehen.

Danke,Frau Enke!
*Ich schäme mich nicht-meiner Tränen.

An den Zugführer und seine Familie,ich wünsche Ihnen,alles erdenklich Liebe und hoffe und wünsche Ihnen,von ganzem Herzen,dass Sie dieses Drama(unverschuldet),irgendwann verarbeiten und bewältigen können und werden.
Wünsche ihnen viel Kraft dazu und denke an Sie.

An alle hier,die meinen,es wäre feige gewesen von Robert;:
"Ich wünsche euch,von ganzem Herzen,dass *ihr* mit so einer Situation,nie konfrontiert werdet,sei es Familie,Eltern,Verwandte Freunde und Bekannte und nein,dass ist nicht ironisch gemeint.
Wie sagte Theo Zwanziger in seiner Rede,ie Würde des Menschen,ist und sollte untasstbar bleiben.
Trotz diesen tragischen,sinnlosen Tod,nichts dazugelernt,eigentlich schade,wie verroht und kalt ist doch die Welt.
Es lebe der Egoismus-Kälte -Verrohtheit-Gleichgültigkeit.
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Knueller schrieb:

Ein generelles Umdenken, gerade in der beruflichen Welt, ist notwendig und wäre daher wünschenswert. Das ist natürlich nicht Zwanzigers Aufgabe, sondern betrifft das gesamte System. Und von daher glaube ich nicht an tatsächliche Veränderungen.


Ich glaube leider auch nicht so recht an ein generelles Umdenken, das ja alle Bereiche unserer Leistungsgesellschaft betrifft. Und der Fussball ist immer Teil dieser Leistungsgesellschaft, insbesondere in seiner Höchstleistungsausprägung, der Bundesliga.

Und in unserer Leistungsgesellschaft zählt am Ende nur eines: Das Ergebnis, das wirtschaftliche, das sportliche usw. Es muss innerhalb einer bestimmten Zeit da sein. Oder es muss maximiert werden usw. Der Weg zum Ergebnis ist egal. Da sind wir Fussballzuschauer doch auch mit beteiligt. Wenn da einer der gegnerischen Mannschaft am Boden liegt und "wir" liegen im Rückstand, dann soll dieser "H...sohn" oder diese "S.." schnell aufsteh'n, usw. Hauptsache, unser Ergebnis stimmt am Ende, während der 90 Minuten herrscht "Dschungelkrieg" (Zitat O. Rehagel). Damit der gewonnen werden kann, werden Medikamente eingeworfen, die nicht auf der Dopingliste stehen, werden schmerzstillende Spritzen verpasst, werden Elfer und Freistöße geschunden und und... Hauptsache das Ergebnis stimmt.

Wie in der Wirtschaft, da wird auch "geschummelt", getrickst und und... das Ziel muss erreicht werden. Kranke schleppen sich zur Arbeit, schmeißen Aufputschmittel ein, abends dann Beruhigungsmittel oder Alkohol zum "Runterfahren". Die Opfer, die ein Burn-Out-Syndrom haben, bleiben am Wegesrand zurück... und die Karawane zieht weiter...
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sotirios005 schrieb:
Knueller schrieb:

Ein generelles Umdenken, gerade in der beruflichen Welt, ist notwendig und wäre daher wünschenswert. Das ist natürlich nicht Zwanzigers Aufgabe, sondern betrifft das gesamte System. Und von daher glaube ich nicht an tatsächliche Veränderungen.


Ich glaube leider auch nicht so recht an ein generelles Umdenken, das ja alle Bereiche unserer Leistungsgesellschaft betrifft. Und der Fussball ist immer Teil dieser Leistungsgesellschaft, insbesondere in seiner Höchstleistungsausprägung, der Bundesliga.

Und in unserer Leistungsgesellschaft zählt am Ende nur eines: Das Ergebnis, das wirtschaftliche, das sportliche usw. Es muss innerhalb einer bestimmten Zeit da sein. Oder es muss maximiert werden usw. Der Weg zum Ergebnis ist egal. Da sind wir Fussballzuschauer doch auch mit beteiligt. Wenn da einer der gegnerischen Mannschaft am Boden liegt und "wir" liegen im Rückstand, dann soll dieser "H...sohn" oder diese "S.." schnell aufsteh'n, usw. Hauptsache, unser Ergebnis stimmt am Ende, während der 90 Minuten herrscht "Dschungelkrieg" (Zitat O. Rehagel). Damit der gewonnen werden kann, werden Medikamente eingeworfen, die nicht auf der Dopingliste stehen, werden schmerzstillende Spritzen verpasst, werden Elfer und Freistöße geschunden und und... Hauptsache das Ergebnis stimmt.

Wie in der Wirtschaft, da wird auch "geschummelt", getrickst und und... das Ziel muss erreicht werden. Kranke schleppen sich zur Arbeit, schmeißen Aufputschmittel ein, abends dann Beruhigungsmittel oder Alkohol zum "Runterfahren". Die Opfer, die ein Burn-Out-Syndrom haben, bleiben am Wegesrand zurück... und die Karawane zieht weiter...


Sehr gut gesehen.Tatsache ist,dass es bei einem einfachen Arbeiter ,schon losgeht.
Robert Enke-hätte die Möglichkeit gehabt-finanziell, abgesichert war er,
zu sagen,dass wars,aber für ihn war der Sport,sein Lebensinhalt.
Ihm ging es wirtschaftlich,finanziell gut,er hatte *wieder*,eine kleine Familie und wie im wahren Leben,stellt man sich die Frage*Warum*,und findet keine Antwort-vielleicht will man sie nicht finden oder man ist dermassen kaputt,dass
man garnicht mehr weiss,wie man reagieren soll und tut.
Mir ist gestern,ganz deutlich bewusst geworden,man muss und soll Prioritäten setzen und ich habe sie gesetzt und die Bestätigung,bekam ich heute Abend und mir war klar,ich habe richtig gehandelt.
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Auch wenns nichts zur Sache tut: Bin ich der einzige, der sich gefragt hat, wie sich Jens Weinreich während der Rede von Herr Zwanziger über Menschlichkeit und Nächstenliebe gefühlt hat?
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sotirios005 schrieb:
Knueller schrieb:

Ein generelles Umdenken, gerade in der beruflichen Welt, ist notwendig und wäre daher wünschenswert. Das ist natürlich nicht Zwanzigers Aufgabe, sondern betrifft das gesamte System. Und von daher glaube ich nicht an tatsächliche Veränderungen.


Ich glaube leider auch nicht so recht an ein generelles Umdenken, das ja alle Bereiche unserer Leistungsgesellschaft betrifft. Und der Fussball ist immer Teil dieser Leistungsgesellschaft, insbesondere in seiner Höchstleistungsausprägung, der Bundesliga.

Und in unserer Leistungsgesellschaft zählt am Ende nur eines: Das Ergebnis, das wirtschaftliche, das sportliche usw. Es muss innerhalb einer bestimmten Zeit da sein. Oder es muss maximiert werden usw. Der Weg zum Ergebnis ist egal. Da sind wir Fussballzuschauer doch auch mit beteiligt. Wenn da einer der gegnerischen Mannschaft am Boden liegt und "wir" liegen im Rückstand, dann soll dieser "H...sohn" oder diese "S.." schnell aufsteh'n, usw. Hauptsache, unser Ergebnis stimmt am Ende, während der 90 Minuten herrscht "Dschungelkrieg" (Zitat O. Rehagel). Damit der gewonnen werden kann, werden Medikamente eingeworfen, die nicht auf der Dopingliste stehen, werden schmerzstillende Spritzen verpasst, werden Elfer und Freistöße geschunden und und... Hauptsache das Ergebnis stimmt.

Wie in der Wirtschaft, da wird auch "geschummelt", getrickst und und... das Ziel muss erreicht werden. Kranke schleppen sich zur Arbeit, schmeißen Aufputschmittel ein, abends dann Beruhigungsmittel oder Alkohol zum "Runterfahren". Die Opfer, die ein Burn-Out-Syndrom haben, bleiben am Wegesrand zurück... und die Karawane zieht weiter...


Ein Umdenken im Sport und in der Wirtschaft ist tatsächlich notwendig. Das läßt sich jedoch nicht nur von "oben" dirigieren.
Sportler sind nicht gezwungen, schmerzstillende Medikamente zu nehmen und Arbeitnehmer müssen nicht krank zur Arbeit. Es gibt die Möglichkeit,  sich dem zu verweigern und zu sagen, da mach ich nicht mit. Dazu bedarf es Solidarität, gegenseitige Unterstützung und  den Mut, sich nicht allem unterzuordnen, was einem schadet.
Deswegen würde ich nicht von Opfern sprechen. Die Verantwortung für das eigene Leben und die Gesundheit sollte niemand aus der Hand geben und blind Vorgaben nach maximaler Leistung und Ergebnis hinterherlaufen.  
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Es war ungewöhnlich und überraschend, aber ich finde, wie Olli Dittrich & Co. die gestrige Dittsche-Sendung mit einer Schweigeminute begonnen haben, war sehr schön und bewegend:
http://www.youtube.com/watch?v=4imV5lmsdcQ

(Kommt heute nach Mitternacht nochmal, ich glaube auf ARD)
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Hubert_Cumberdale schrieb:
Auch wenns nichts zur Sache tut: Bin ich der einzige, der sich gefragt hat, wie sich Jens Weinreich während der Rede von Herr Zwanziger über Menschlichkeit und Nächstenliebe gefühlt hat?


Ich glaube ja. Komisch. Aber ein interessanter Gedanke!

Es ist in meinen Augen eine - teilweise - heuchlerische Diskussion. Man prangert ein "Extrem" an um dann gleich ins andere zu fallen.

Wie etwa der Journalist, der Jogi Löw fragte, ob er durch seine Nichtnominierung Enkes eine Mitschuld an dessen Selbstmord trage. Was bitte, denkt man sich bei so einer Frage?  
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Shlomo schrieb:

Wie etwa der Journalist, der Jogi Löw fragte, ob er durch seine Nichtnominierung Enkes eine Mitschuld an dessen Selbstmord trage. Was bitte, denkt man sich bei so einer Frage?  


Genau das gleiche, was sich (Sport)Journalisten bei ca 99,99% aller Fragen denken - rein gar nichts. Wenn man schon die beknackten und sinnfreien Fragen nach dem Spiel hört, sieht man doch schon alles. Nur hat diese dreiste Frage in dem Zusammenhang, eine ganz neue "Qualiät".

Evenuell oder wahrscheinlich hätte Enke, wenn er im Kreise der Nationalelf gewesen wäre, letzten Dienstag keinen Selbstmord verübt. Aber höchstwahrscheinllich hätte er es dennoch irgendwann getan.

Die Frage war dreist und übel. Löw hätte ihm direkt in die Fresse schlagen sollen und ich bin eigentlich absolut gegen solch non-verbalen Gedankenaustausch!
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@ saftsack

Ein paar Worte zu deinem letzten Beitrag.

Es ist nunmal -Gott sei's gedankt- nicht so, daß jede Woche ein Nationaltorhüter vor den Zug springt.

Der Fall besitzt durchaus eine gewisse Einmaligkeit und Tragik. Hinzu kommt, daß jeder den Mann kannte (und sei es nur aus der Entfernung). Hinzu kommt, daß der Mann unbekannterweise offenbar schwer krank war, eine persönliche Lebenstragik hatte und abseits dessen wohl ein angenehmer Mensch mit Herz war.

Was ist nun passiert, nachdem Enke sich das Leben nahm?

Die Sache wurde in Windeseile bekannt. Im Fernsehen wird es gemeldet, es steht in allen Zeitungen, das Internet ist voll davon.

Wem ist hier ein Vorwurf zu machen? Soll sich irgend ein Medium von der Berichterstattung ausnehmen mit dem Hinweis darauf, das ja schon anderswo darüber geschrieben wird?

Sind nicht wir selbst dafür verantwortlich, wieviel wir davon sehen oder lesen möchten? Niemand zwingt uns, deshalb eine Zeitung zu kaufen, niemand zwingt uns, deshalb den Fernseher einzuschalten oder den PC.

Und wer möchte eigentlich ernsthaft in Frage stellen, daß es auf der Welt tagtäglich schlimmere Ereignisse und Tragödien gibt als den Tod eines Robert Enke?

Wenn sein Tod dafür gut ist, sich ganz persönlich mal wieder ein paar grundsätzliche Gedanken darüber zu machen, was in dieser Welt alles vor sich geht und wie wir damit umgehen (sollten), dann hat die Sache wenigstens ihr Gutes.

Ich finde es aber für sehr fragwürdig, wenn das nun von Leuten zum Anlaß genommen wird, anderen Leuten ihre Redlichkeit abzusprechen und die Wahrhaftigkeit ihrer Trauer anzuzweifeln.

Ich halte es für gut, daß in unserer schnellebigen Zeit den Leuten die Fähigkeit zum trauern noch nicht abhanden gekommen ist. Vielleicht regt das den einen oder anderen ja, wie gesagt, zu weiterführenden Überlegungen an.

Es war für mich auch sehr verständlich, daß in Hannover ein großer Trauermarsch und eine öffentlichen Trauerfeier im Stadion stattfand. Wer wollte es den Menschen dort verwehren? Die sind dort um einiges näher an der Sache dran als wir. Wie wäre wohl unsere Reaktion hier gewesen, wenn jemand aus der Eintracht-Mannschaft unter vergleichbaren Umständen zu Tode gekommen wäre?

Wie nun die Presse diese Trauerfeier in Hannover bewertet, und ob sich ein Journalist durch mehr als nur die bekannterweise oft nervend dummen Fragen hervortut, ist für mich nur eine Randnotiz. Ich habe das direkt garnicht mitbekommen, weil ich aus gutem Grund beschlossen hatte, mich über einen bestimmten Punkt hinaus nicht damit zu befassen.

Was bleibt, ist die Frage nach der "Wertigkeit des Falles Enke" vor dem Hindergrund anderer tagtäglicher Tragödien weltweit.

Ausgerechnet (?) ein Herr Zwanziger, zu dessen Person man sonst durchaus geteilter Meinung sein darf, den wichtigen Satz: "Fußball ist  n i c h t  alles!"

Konsequent weitergeführt, bedeutet das: auch Eintracht Frankfurt ist nicht alles!

Dennoch vertreiben sich viele uns hier, mitunter tagtäglich und für Stunden, die Zeit im Forum um darüber zu diskutieren, ob es nun ein Funkel gebracht hat, ob es ein Skibbe bringt, und was mit einem Caio oder Fenin los ist. Wäre es nicht besser, ein Dutzend Hunde und Katze aus ihrer unverschuldeten Misere im Tierheim zu erlösen und ihnen ein schönes Zuhause, Zeit und Liebe zu schenken, so wie Robert Enke es tat?

Und dennoch: wer von uns wollte sich das Forum nehmen lassen? Wer von uns möchte sich jetzt der Gedankenlosigkeit und dem Vorwurf einer zweifelhaften Moral ausgesetzt sehen?

Wir verdrängen hier in dem Glauben, unsere Sache sei so überaus wichtig, ebenfalls die Tragik von Sparda Bremerhaven, die ihr letztes Spiel mit 1:8 verloren. Und die SV Hemelingen ist noch schlimmer dran, die haben von ihren 14 Punktspielen nur eines gewonnen. Sicher. Nur ein Spaß. Für uns hier. Für die Betroffenen dort oben schon weniger. Die interessiert hingegen dort weniger, wie es Christoph Preuss geht. Man sieht: es ist auch eine Frage des Standortes.

Weniger spassig und keine Standortfrage ist es, daß gestern 3 Polizisten (die Bösen!) von Drogendealern teilweise schwer verletzt wurden.
Auch das ist nur eine Fußnote unter den täglichen Tragödien dieser Welt. Wo bleibt das Echo auch jener, die so sehr das Ganze im Blick haben? Wer hat das Recht, hier die Höhe der moralischen Gürtellinie festzulegen?

Wir  alle haben uns hier im Forum eine kleine Scheinwelt geschaffen, halten unsere Angelegenheiten für wichtig und selektieren, was wir an uns ranlassen und was nicht.

Keine gute Grundlage, um jetzt mit dem Finger auf Andere zu zeigen (das meine ich ganz allgemein).
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Korrektur:

Ausgerechnet (?) ein Herr Zwanziger, zu dessen Person man sonst durchaus geteilter Meinung sein darf, sagte den wichtigen Satz: "Fußball ist n i c h t alles!"
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ghostinthemachine schrieb:
@ saftsack

Ein paar Worte zu deinem letzten Beitrag.

Es ist nunmal -Gott sei's gedankt- nicht so, daß jede Woche ein Nationaltorhüter vor den Zug springt.

Der Fall besitzt durchaus eine gewisse Einmaligkeit und Tragik. Hinzu kommt, daß jeder den Mann kannte (und sei es nur aus der Entfernung). Hinzu kommt, daß der Mann unbekannterweise offenbar schwer krank war, eine persönliche Lebenstragik hatte und abseits dessen wohl ein angenehmer Mensch mit Herz war.

Was ist nun passiert, nachdem Enke sich das Leben nahm?

Die Sache wurde in Windeseile bekannt. Im Fernsehen wird es gemeldet, es steht in allen Zeitungen, das Internet ist voll davon.

Wem ist hier ein Vorwurf zu machen? Soll sich irgend ein Medium von der Berichterstattung ausnehmen mit dem Hinweis darauf, das ja schon anderswo darüber geschrieben wird?

Sind nicht wir selbst dafür verantwortlich, wieviel wir davon sehen oder lesen möchten? Niemand zwingt uns, deshalb eine Zeitung zu kaufen, niemand zwingt uns, deshalb den Fernseher einzuschalten oder den PC.

Und wer möchte eigentlich ernsthaft in Frage stellen, daß es auf der Welt tagtäglich schlimmere Ereignisse und Tragödien gibt als den Tod eines Robert Enke?

Wenn sein Tod dafür gut ist, sich ganz persönlich mal wieder ein paar grundsätzliche Gedanken darüber zu machen, was in dieser Welt alles vor sich geht und wie wir damit umgehen (sollten), dann hat die Sache wenigstens ihr Gutes.

Ich finde es aber für sehr fragwürdig, wenn das nun von Leuten zum Anlaß genommen wird, anderen Leuten ihre Redlichkeit abzusprechen und die Wahrhaftigkeit ihrer Trauer anzuzweifeln.

Ich halte es für gut, daß in unserer schnellebigen Zeit den Leuten die Fähigkeit zum trauern noch nicht abhanden gekommen ist. Vielleicht regt das den einen oder anderen ja, wie gesagt, zu weiterführenden Überlegungen an.

Es war für mich auch sehr verständlich, daß in Hannover ein großer Trauermarsch und eine öffentlichen Trauerfeier im Stadion stattfand. Wer wollte es den Menschen dort verwehren? Die sind dort um einiges näher an der Sache dran als wir. Wie wäre wohl unsere Reaktion hier gewesen, wenn jemand aus der Eintracht-Mannschaft unter vergleichbaren Umständen zu Tode gekommen wäre?

Wie nun die Presse diese Trauerfeier in Hannover bewertet, und ob sich ein Journalist durch mehr als nur die bekannterweise oft nervend dummen Fragen hervortut, ist für mich nur eine Randnotiz. Ich habe das direkt garnicht mitbekommen, weil ich aus gutem Grund beschlossen hatte, mich über einen bestimmten Punkt hinaus nicht damit zu befassen.

Was bleibt, ist die Frage nach der "Wertigkeit des Falles Enke" vor dem Hindergrund anderer tagtäglicher Tragödien weltweit.

Ausgerechnet (?) ein Herr Zwanziger, zu dessen Person man sonst durchaus geteilter Meinung sein darf, den wichtigen Satz: "Fußball ist  n i c h t  alles!"

Konsequent weitergeführt, bedeutet das: auch Eintracht Frankfurt ist nicht alles!

Dennoch vertreiben sich viele uns hier, mitunter tagtäglich und für Stunden, die Zeit im Forum um darüber zu diskutieren, ob es nun ein Funkel gebracht hat, ob es ein Skibbe bringt, und was mit einem Caio oder Fenin los ist. Wäre es nicht besser, ein Dutzend Hunde und Katze aus ihrer unverschuldeten Misere im Tierheim zu erlösen und ihnen ein schönes Zuhause, Zeit und Liebe zu schenken, so wie Robert Enke es tat?

Und dennoch: wer von uns wollte sich das Forum nehmen lassen? Wer von uns möchte sich jetzt der Gedankenlosigkeit und dem Vorwurf einer zweifelhaften Moral ausgesetzt sehen?

Wir verdrängen hier in dem Glauben, unsere Sache sei so überaus wichtig, ebenfalls die Tragik von Sparda Bremerhaven, die ihr letztes Spiel mit 1:8 verloren. Und die SV Hemelingen ist noch schlimmer dran, die haben von ihren 14 Punktspielen nur eines gewonnen. Sicher. Nur ein Spaß. Für uns hier. Für die Betroffenen dort oben schon weniger. Die interessiert hingegen dort weniger, wie es Christoph Preuss geht. Man sieht: es ist auch eine Frage des Standortes.

Weniger spassig und keine Standortfrage ist es, daß gestern 3 Polizisten (die Bösen!) von Drogendealern teilweise schwer verletzt wurden.
Auch das ist nur eine Fußnote unter den täglichen Tragödien dieser Welt. Wo bleibt das Echo auch jener, die so sehr das Ganze im Blick haben? Wer hat das Recht, hier die Höhe der moralischen Gürtellinie festzulegen?

Wir  alle haben uns hier im Forum eine kleine Scheinwelt geschaffen, halten unsere Angelegenheiten für wichtig und selektieren, was wir an uns ranlassen und was nicht.

Keine gute Grundlage, um jetzt mit dem Finger auf Andere zu zeigen (das meine ich ganz allgemein).


Deinem Beitrag ist absolut nichts hinzuzufügen!
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ghostinthemachine schrieb:
@ saftsack

Ein paar Worte zu deinem letzten Beitrag.

Es ist nunmal -Gott sei's gedankt- nicht so, daß jede Woche ein Nationaltorhüter vor den Zug springt.

Der Fall besitzt durchaus eine gewisse Einmaligkeit und Tragik. Hinzu kommt, daß jeder den Mann kannte (und sei es nur aus der Entfernung). Hinzu kommt, daß der Mann unbekannterweise offenbar schwer krank war, eine persönliche Lebenstragik hatte und abseits dessen wohl ein angenehmer Mensch mit Herz war.

Was ist nun passiert, nachdem Enke sich das Leben nahm?

Die Sache wurde in Windeseile bekannt. Im Fernsehen wird es gemeldet, es steht in allen Zeitungen, das Internet ist voll davon.

Wem ist hier ein Vorwurf zu machen? Soll sich irgend ein Medium von der Berichterstattung ausnehmen mit dem Hinweis darauf, das ja schon anderswo darüber geschrieben wird?

Sind nicht wir selbst dafür verantwortlich, wieviel wir davon sehen oder lesen möchten? Niemand zwingt uns, deshalb eine Zeitung zu kaufen, niemand zwingt uns, deshalb den Fernseher einzuschalten oder den PC.

Und wer möchte eigentlich ernsthaft in Frage stellen, daß es auf der Welt tagtäglich schlimmere Ereignisse und Tragödien gibt als den Tod eines Robert Enke?

Wenn sein Tod dafür gut ist, sich ganz persönlich mal wieder ein paar grundsätzliche Gedanken darüber zu machen, was in dieser Welt alles vor sich geht und wie wir damit umgehen (sollten), dann hat die Sache wenigstens ihr Gutes.

Ich finde es aber für sehr fragwürdig, wenn das nun von Leuten zum Anlaß genommen wird, anderen Leuten ihre Redlichkeit abzusprechen und die Wahrhaftigkeit ihrer Trauer anzuzweifeln.

Ich halte es für gut, daß in unserer schnellebigen Zeit den Leuten die Fähigkeit zum trauern noch nicht abhanden gekommen ist. Vielleicht regt das den einen oder anderen ja, wie gesagt, zu weiterführenden Überlegungen an.

Es war für mich auch sehr verständlich, daß in Hannover ein großer Trauermarsch und eine öffentlichen Trauerfeier im Stadion stattfand. Wer wollte es den Menschen dort verwehren? Die sind dort um einiges näher an der Sache dran als wir. Wie wäre wohl unsere Reaktion hier gewesen, wenn jemand aus der Eintracht-Mannschaft unter vergleichbaren Umständen zu Tode gekommen wäre?

Wie nun die Presse diese Trauerfeier in Hannover bewertet, und ob sich ein Journalist durch mehr als nur die bekannterweise oft nervend dummen Fragen hervortut, ist für mich nur eine Randnotiz. Ich habe das direkt garnicht mitbekommen, weil ich aus gutem Grund beschlossen hatte, mich über einen bestimmten Punkt hinaus nicht damit zu befassen.

Was bleibt, ist die Frage nach der "Wertigkeit des Falles Enke" vor dem Hindergrund anderer tagtäglicher Tragödien weltweit.

Ausgerechnet (?) ein Herr Zwanziger, zu dessen Person man sonst durchaus geteilter Meinung sein darf, den wichtigen Satz: "Fußball ist  n i c h t  alles!"

Konsequent weitergeführt, bedeutet das: auch Eintracht Frankfurt ist nicht alles!

Dennoch vertreiben sich viele uns hier, mitunter tagtäglich und für Stunden, die Zeit im Forum um darüber zu diskutieren, ob es nun ein Funkel gebracht hat, ob es ein Skibbe bringt, und was mit einem Caio oder Fenin los ist. Wäre es nicht besser, ein Dutzend Hunde und Katze aus ihrer unverschuldeten Misere im Tierheim zu erlösen und ihnen ein schönes Zuhause, Zeit und Liebe zu schenken, so wie Robert Enke es tat?

Und dennoch: wer von uns wollte sich das Forum nehmen lassen? Wer von uns möchte sich jetzt der Gedankenlosigkeit und dem Vorwurf einer zweifelhaften Moral ausgesetzt sehen?

Wir verdrängen hier in dem Glauben, unsere Sache sei so überaus wichtig, ebenfalls die Tragik von Sparda Bremerhaven, die ihr letztes Spiel mit 1:8 verloren. Und die SV Hemelingen ist noch schlimmer dran, die haben von ihren 14 Punktspielen nur eines gewonnen. Sicher. Nur ein Spaß. Für uns hier. Für die Betroffenen dort oben schon weniger. Die interessiert hingegen dort weniger, wie es Christoph Preuss geht. Man sieht: es ist auch eine Frage des Standortes.

Weniger spassig und keine Standortfrage ist es, daß gestern 3 Polizisten (die Bösen!) von Drogendealern teilweise schwer verletzt wurden.
Auch das ist nur eine Fußnote unter den täglichen Tragödien dieser Welt. Wo bleibt das Echo auch jener, die so sehr das Ganze im Blick haben? Wer hat das Recht, hier die Höhe der moralischen Gürtellinie festzulegen?

Wir  alle haben uns hier im Forum eine kleine Scheinwelt geschaffen, halten unsere Angelegenheiten für wichtig und selektieren, was wir an uns ranlassen und was nicht.

Keine gute Grundlage, um jetzt mit dem Finger auf Andere zu zeigen (das meine ich ganz allgemein).

Danke....
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ghostinthemachine schrieb:
@ saftsack

Ein paar Worte zu deinem letzten Beitrag.

Es ist nunmal -Gott sei's gedankt- nicht so, daß jede Woche ein Nationaltorhüter vor den Zug springt.

Der Fall besitzt durchaus eine gewisse Einmaligkeit und Tragik. Hinzu kommt, daß jeder den Mann kannte (und sei es nur aus der Entfernung). Hinzu kommt, daß der Mann unbekannterweise offenbar schwer krank war, eine persönliche Lebenstragik hatte und abseits dessen wohl ein angenehmer Mensch mit Herz war.

Was ist nun passiert, nachdem Enke sich das Leben nahm?

Die Sache wurde in Windeseile bekannt. Im Fernsehen wird es gemeldet, es steht in allen Zeitungen, das Internet ist voll davon.

Wem ist hier ein Vorwurf zu machen? Soll sich irgend ein Medium von der Berichterstattung ausnehmen mit dem Hinweis darauf, das ja schon anderswo darüber geschrieben wird?

Sind nicht wir selbst dafür verantwortlich, wieviel wir davon sehen oder lesen möchten? Niemand zwingt uns, deshalb eine Zeitung zu kaufen, niemand zwingt uns, deshalb den Fernseher einzuschalten oder den PC.

Und wer möchte eigentlich ernsthaft in Frage stellen, daß es auf der Welt tagtäglich schlimmere Ereignisse und Tragödien gibt als den Tod eines Robert Enke?

Wenn sein Tod dafür gut ist, sich ganz persönlich mal wieder ein paar grundsätzliche Gedanken darüber zu machen, was in dieser Welt alles vor sich geht und wie wir damit umgehen (sollten), dann hat die Sache wenigstens ihr Gutes.

Ich finde es aber für sehr fragwürdig, wenn das nun von Leuten zum Anlaß genommen wird, anderen Leuten ihre Redlichkeit abzusprechen und die Wahrhaftigkeit ihrer Trauer anzuzweifeln.

Ich halte es für gut, daß in unserer schnellebigen Zeit den Leuten die Fähigkeit zum trauern noch nicht abhanden gekommen ist. Vielleicht regt das den einen oder anderen ja, wie gesagt, zu weiterführenden Überlegungen an.

Es war für mich auch sehr verständlich, daß in Hannover ein großer Trauermarsch und eine öffentlichen Trauerfeier im Stadion stattfand. Wer wollte es den Menschen dort verwehren? Die sind dort um einiges näher an der Sache dran als wir. Wie wäre wohl unsere Reaktion hier gewesen, wenn jemand aus der Eintracht-Mannschaft unter vergleichbaren Umständen zu Tode gekommen wäre?

Wie nun die Presse diese Trauerfeier in Hannover bewertet, und ob sich ein Journalist durch mehr als nur die bekannterweise oft nervend dummen Fragen hervortut, ist für mich nur eine Randnotiz. Ich habe das direkt garnicht mitbekommen, weil ich aus gutem Grund beschlossen hatte, mich über einen bestimmten Punkt hinaus nicht damit zu befassen.

Was bleibt, ist die Frage nach der "Wertigkeit des Falles Enke" vor dem Hindergrund anderer tagtäglicher Tragödien weltweit.

Ausgerechnet (?) ein Herr Zwanziger, zu dessen Person man sonst durchaus geteilter Meinung sein darf, den wichtigen Satz: "Fußball ist  n i c h t  alles!"

Konsequent weitergeführt, bedeutet das: auch Eintracht Frankfurt ist nicht alles!

Dennoch vertreiben sich viele uns hier, mitunter tagtäglich und für Stunden, die Zeit im Forum um darüber zu diskutieren, ob es nun ein Funkel gebracht hat, ob es ein Skibbe bringt, und was mit einem Caio oder Fenin los ist. Wäre es nicht besser, ein Dutzend Hunde und Katze aus ihrer unverschuldeten Misere im Tierheim zu erlösen und ihnen ein schönes Zuhause, Zeit und Liebe zu schenken, so wie Robert Enke es tat?

Und dennoch: wer von uns wollte sich das Forum nehmen lassen? Wer von uns möchte sich jetzt der Gedankenlosigkeit und dem Vorwurf einer zweifelhaften Moral ausgesetzt sehen?

Wir verdrängen hier in dem Glauben, unsere Sache sei so überaus wichtig, ebenfalls die Tragik von Sparda Bremerhaven, die ihr letztes Spiel mit 1:8 verloren. Und die SV Hemelingen ist noch schlimmer dran, die haben von ihren 14 Punktspielen nur eines gewonnen. Sicher. Nur ein Spaß. Für uns hier. Für die Betroffenen dort oben schon weniger. Die interessiert hingegen dort weniger, wie es Christoph Preuss geht. Man sieht: es ist auch eine Frage des Standortes.

Weniger spassig und keine Standortfrage ist es, daß gestern 3 Polizisten (die Bösen!) von Drogendealern teilweise schwer verletzt wurden.
Auch das ist nur eine Fußnote unter den täglichen Tragödien dieser Welt. Wo bleibt das Echo auch jener, die so sehr das Ganze im Blick haben? Wer hat das Recht, hier die Höhe der moralischen Gürtellinie festzulegen?

Wir  alle haben uns hier im Forum eine kleine Scheinwelt geschaffen, halten unsere Angelegenheiten für wichtig und selektieren, was wir an uns ranlassen und was nicht.

Keine gute Grundlage, um jetzt mit dem Finger auf Andere zu zeigen (das meine ich ganz allgemein).



Super - Wahnsinn - sollte jeder lesen. Danke
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Afrigaaner schrieb:

Super - Wahnsinn - sollte jeder lesen. Danke


Ja, unbedingt !

Ähnlich zu diesem Satz, habe ich das auch meiner Tochter erklärt:

"Hinzu kommt, daß jeder den Mann kannte (und sei es nur aus der Entfernung). "

Wenn man z. B. in Zeitungen o. ä. nicht weniger tragische Schicksale liest, geht einem das evtl. nahe, aber es berührt einem nicht so intensiv, da man kein Gesicht hinter dem geschilderten Schicksal "sieht".

Das ist bei Robert Enke anders, die meisten von uns haben ihn schon spielen sehen. Hinter diesem Schicksal ist ein Gesicht.
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Michael Sternkopf hat übrigens gestern im Heimspiel Depressionen zu seiner Zeit beim FCB zugegeben.
Er musste Medikamente nehmen usw...

Seine fussballerische Biographie ist schon recht dekungsgleich mit der von Sebastian Deisler.
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War gestern zum dritten mal (inclusive trauermarsch) am Stadion und kann es immer noch nicht fassen,dass er nicht
mehr da ist.wenn man sich die ganzen Kerzen ansieht,sich die Grüße,Botschaften durchliest bekommt man ne Gänsehaut und Tränen in den Augen.wie beliebt dieser mensch doch war.ich glaube er war sich dessen gar nicht bewusst.da ich in Hannover wohne,war ich immer der erste der gg deren Spieler gepöbelt hat aber bei Enke war das anders.der kam immer sympathisch rüber auch weil hier stets in den Medien über sein soziales engagement etc. berichtet wurde und er auch trotz seines Ruhms und erfolges auf dem Boden geblieben ist.nun ist er nicht
mehr da,werde sein auftreten und seine paraden,mit denen er mich oft zur weissglut gebracht hat wenn's gg uns ging,vermissen.von mir aus könnte er gg uns ab sofort jeden Ball halten und von mir aus noch 5 schießen.leider nur ein Traum...fands auch Klasse wieviele Fans von anderen vereinen vorbeischauen und ihre Fahnen,Schals,beileidsbekundungen niederlegen.Hamburg,Bayern,Dortmund,Schalke,Hertha,Köln,Nürnberg,bremen,gladbach,sogar die Stuttgart Ultras.von all denen konnte man was am Stadion finden.bemerkenswert auch die Braunschweig Schals,dessen Beziehung zu 96,der von Offenbach zu uns ähnelt."da sieht man mal wie unwichtig die aufgeblähten Scharmützel in der bundesliga sind"              R.I.P. Robert Enke


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