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Gedanken im Fluss - Meine Sportgemeinde Eintracht

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Gedanken zum Samstag:

Nach der desaströsen Leistung und dem fussballerischen Freitod einer Ikone am Samstag nahe eines Wiesbadener Vorortes drängt sich in mir ein Schrei nach außen, der sich eine ganze Weile stumm in meiner Seele versteckt hielt. Er schlummerte dort, unauffällig und verhalten in einer dunklen Ecke. Von Natur aus lautstark, mit offensivem Charakter, optimistisch und treu, über alle Kritik erhaben, nun aber nur noch eingeschüchtert durch Zweifel an der eigenen sonst grund-soliden Überzeugung. Mit Fäusten geschlagen und mit Füßen getreten zwingt es ihn vehement nach außen.

Ich schlucke kurz und atme tief aus, ohne vorher einzuatemen – symptomatisch, denn es ist einfach viel mehr drin´ in mir als rausgelassen wurde. Aber das hat am Samstag ein Ende. Es wird das an die Oberfläche treten was ein ganzes Fussballjahr nicht existent sein durfte. Viel zu gut waren Pressearbeit und Floskelei, viel zu clever die Tretminen-Räumkommandos um negativer Berichterstattung rechtzeitig mit „so ein Unsinn“ zu begegnen. Die Presse ist hart, in Frankfurt vielleicht mehr als anderswo, subjektiv betrachtet. Doch man müsste sich gelegentlich auch mal objektiv die Frage stellen, warum das so ist. Bei aller Liebe zu 4-5 Jahren beständiger Weiterentwicklung und folgenden 1-2 Jahren nahezu ohnmächtiger, rezessiver Kapitulation im Verein – trotz einem tollen Leistungszentrum und einer weitgehend schuldenfreien Eintracht: Es reicht.

Unaufgeregt sind wir bei Eintracht Frankfurt nämlich schon lange nicht mehr. Keine klaren Ansagen und zu kleine Schritte in einer Liga, die den Adlern davon zu fliegen scheint. Nicht alles was in Interviews so nordisch kühl klingt und erfahren clever glänzt ist auch Gold. Understatement zur rechten Zeit ist essentiell und wirkt erhaben, schießt aber keine Tore oder entdeckt bzw. entwickelt gute Fussballspieler. Das schafft einzig und allein guter Sport. Oder Geld.

Da letzteres an einem finanzschwachen Platz wie dem Rhein-Main-Gebiet unmöglich zu beschaffen scheint und die Verhandlungsposition um Sponsorengelder auch mehr schlecht als recht anmutet, kann und muss sich der Traditionsverein auf Ersteres besinnen. Gar nicht so einfach für einen Kader mit dermaßen limitierter, spielerischer Intelligenz – besteht das Portfolio doch immer noch großteils aus denen, die vor wenigen Jahren ihr Geld noch mit Spielen gegen Erzgebirge Aue und Wacker Burghausen verdienten. Dass sie es bald nicht wieder tun, garantiert lediglich die Tatsache, dass Burghausen nicht mehr zweitklassig spielt. Weitere Garantien: Momentan Fehlanzeige.

Wer billig kauft, kauft 2x.

Dass transfertechnisch am Main keine goldenen Wechsel gelingen die Millionen einstreichen ist bekannt - dafür ist die Scouting- Abteilung einfach zu sehr nicht vorhanden. Spieler wie Holtby oder Gündogan werden von vermeintlich gleichstarken oder schwächeren Vereinen für kleines Geld ausgeliehen. Im Gegenzug scheitert ein Caio-Transfer angeblich an Knieproblemen die, wen wundert es, bei uns nicht entdeckt wurden. Die viele gelobte Jugendarbeit des Projekts Skibbe blieb scheinbar in Leverkusen.
Auch in die Kerbe Cenk Tosun (16 Spiele, 12 Tore erzielt, 4 vorbereitet) könnte man hier schlagen. Aber das lassen wir.

Es wird jahrelang davon gesprochen, was bei Eintracht Frankfurt NICHT geht. Wir können dies nicht machen, wir können uns das nicht leisten… Wann wird mal das angesprochen was wir machen KÖNNEN?

Nach der indiskutablen Leistung vom Wochenende in Mainz hier ein Auszug aus dem Kapitel „Für Laien erkennbare Mängel und wie man diesen erfolgreich begegnen kann“:

- Bin ich größer als mein Gegenspieler lache ich, denn ich gewinne nahezu JEDES Kopfballduell!

- Als Verteidiger gehe ich schon beim Schuss des Gegners davon aus, dass mein Keeper den Ball hält, und da ich nach 30 Spieltagen auch in Frankfurt weiß wie schwer der flatternde Plastikball festzuhalten ist, bin ich VOR meinem Gegenspieler bei meinem Torwart, um den taumelnden Abpraller-Ball weg zu hauen!

- Nach Ballgewinn in der Abwehr: Vollgas nach VORNE! Da gibt’s nur eine Richtung für den Ball – GEGNERISCHER KASTEN!

- Nach Ballverlust vorne: 180° Kehrtwende und nach hinten im Sprint, bis ich kotze! Und dann geht’s weiter bis zum Kollaps Verliere ich einen Ball, geht’s hinterher, koste es was es wolle, das ist MEIN Ball, MEINER ganz allein!

- Beim Aufwärmen halte ich die Schnauze und scherze nicht groß mit meinen Teamkameraden. Bei Übungen die das „Beine heben“ verlangen hebe ich auch wirklich die Beine und tue nicht nur so als ob. Ich konzentriere mich bereits auf das Spiel und brenne auf den Anpfiff!

- Zweikampfverhalten definiert sich durch Einsatz, demnach auch körperliche Aufopferung. Ich ziehe den Fuß nicht weg, wenn der Gegner ihn nicht auch weg zieht, sondern verschaffe mir durch sehr hartes aber immer faires Einsteigen schon früh im Spiel Respekt für die kommenden Infights.

- 2 Stürmer können doppelt so viele Chancen vergeben wie einer, allerdings HABEN sie auch tendenziell doppelt so viele Chancen.

- Wenn großartige Fans bereit sind durch ganz Deutschland zu reisen, in guten wie in schlechten Zeiten, ihr letztes Hemd, ihr letztes Haar und ihre letzten Nerven zu geben für den Adler, dann sollte ICH bereit sein ihnen Spiel für Spiel wieder neu beweisen zu wollen, dass sie gut daran tun & dass ich es wert bin den Adler auf der Brust zu tragen!

Ein weiser, alter, grüner Mensch (kein grüner Politiker, ich sagte weise!) sagte einst im Kino: „Angst führt zu Wut, Wut führt zu Hass, und Hass führt zu unsäglichem Leid.“

Addiert ergeben diese Gefühle einen Cocktail aus Enttäuschung und Verzweiflung, Ohnmacht und Wut. Der schmeckt vermutlich keinem von uns, dennoch hat man ihn uns serviert. Denn selbst beim Klassenerhalt müssen die letzten Seiten des Buches „Sportgemeinde Eintracht Frankfurt 1899 - die Leidenschaft der Region“ ebenso wie die Struktur und Leitung des Vereins neu geschrieben oder zumindest kritisch lektoriert werden. Vielleicht für die Zukunft mal mit ein bisschen weniger schön-malenden Floskeln und ein bisschen mehr Substanz im Text.

Für alle Zeit - Sportgemeinde Eintracht.
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wenns denn mal helfen würde  
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..wenns denn mal gehört würde...  
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Mittelstürmer schrieb:
"Zweikampfverhalten definiert sich durch Einsatz, demnach auch körperliche Aufopferung. Ich ziehe den Fuß nicht weg, wenn der Gegner ihn nicht auch weg zieht, sondern verschaffe mir durch sehr hartes aber immer faires Einsteigen schon früh im Spiel Respekt für die kommenden Infights."


Ich nehme mal den Teil deines Textes zum Anlass dir in deiner Argumentation für die gesamte Rückrunde unter MS recht zu geben.

Aber seit dem Bremenspiel hatte sich das Blatt aus meiner Sicht doch gewendet.
Genau das was du oben schilderst hat Marco Russ mit der Einleitung zum 1:1 gemacht (was Kid in seinem Blog übrigens schön beschrieben hat).

Ich war nach Bremen, nach Hoffenheim und auch nach dem Bayernspiel (das wir ohne Zweifel hätten gewinnen können) guter Dinge, dass wir das packen.

Das Mainzspiel war jedoch nicht nur ein Rückschritt sondern hunderte. Das ist für mich zunächst einmal unerklärlich.

ABER wenn wir es schaffen sollten gegen Köln unsere Form der letzten streckenweise guten Partien (Hoffenheim nur Halbzeit 1, Bayern und Bremen HZ 2) wieder erreichen zu können, könnte es vielleicht doch noch gut ausgehen.

Sicherlich muss dann aber so einiges passieren, da gebe ich dir absolut recht.  
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@ Mittelstürmer

Vielen Dank für den Einblick in deine Gedankenwelt. Eine Welt, die mir nur allzu vertraut ist.

Leider findet dein Beitrag - jedenfalls bislang - nicht annähernd die Aufmerksamkeit die er verdient. Immerhin gibt es mildernde Umstände. Die Panik hat mit Macht Einzug gehalten.
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Danke für die Blumen (zum Einen) und: Ja, ich dachte auch es würde nun was passieren. Nicht durch spielerische Klasse, diese Hoffnung gebe ich auf. Aber durch ein "Über-sich-Hinauswachsen" vielleicht. Köln wird tief stehen, die Eintracht das Spiel machen müssen. Nicht unbedingt unsere Stärke, doch was sind noch unsere Stärken? Welche haben wir im Laufe der Jahre entwickelt?
Viel fällt mir da nicht ein leider.

Ich werde den Beitrag mal hier und da verlinken, vielleicht kann ein Mod ihn auch verschieben in "Unsere Eintracht". Eine "Flamme" hat er schon.  
Ich glaube viele denken so. Nicht alle natürlich, aber ein paar Mal fiel schon "Du sprichst mir aus der Seele".  
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Ein einfaches: Du sprichst mir aus der Seele. Danke
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Ich denke, dass Du den meisten hier aus der Seele sprichst.
Dass nur wenige Antworten kommen liegt wohl daran, dass man einfach keine Worte für das findet, was momentan auf dem Platz geschieht. Ehrlich gesagt fehlt mir nach dem Spiel gegen Mainz auch das Gefühl und die Hoffnung, dass da überhaupt noch etwas gehen könnte. Keine Ahnung, was die Jungs in Bitburg treiben, aber wenn nicht Patrick, Oka oder Ioannis als Urgesteine das Heft in die Hand nehmen und in einer Brandrede mal erklären, wofür der Adler auf der Brust steht, sind wir wieder zweitklassig.
Spielerisch ist die Klasse wohl ohnehin nicht zu halten - das geht nur noch über Kampf, Teamgeist und den unbedingten Willen. Die Fans haben in diesem Jahr einmal mehr alles gegeben und hätten es verdient, dass einige der Herren auf dem Rasen diese Tatsache mit einer Leistung honorieren, die der Leidenschaft in der Kurve auch endlich wieder gerecht wird.
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GoodButcher schrieb:
Ein einfaches: Du sprichst mir aus der Seele. Danke


Dito
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Sehr guter Beitrag, tatsächlich der Adler im Herzen.

Nach den Rückrundenspielen unter Skibbe und der 0:3- Selbstaufgabe gegen Mainz habe ich leider nur den Eindruck, dass die meisten Spieler des augenblicklichen Kaders gar nicht begreifen, was Mittelstürmer mit seinem Beitrag meint - ausgenommen Jung, Rode, Franz, Russ, Kittel.

Das ist doch das wirklich erschreckende, weswegen ich die Hoffnung aufgegeben habe: die Art und Weise, wie sich die Mannschaft am Samstag gegen Mainz aufgegeben hat, macht einfach nur fassungslos.

Ich verstehe auch nicht, warum es nicht möglich ist, dass der Mannschaftsrat nach dem Fiasko in Mainz mal an die Presse und an die Fans herantritt, um sich einfach mal für diese Art von Arbeitsverweigerung zu entschuldigen. Das ist einfach eine arrogante, rotzige Art; die Männer haben völlig vergessen, womit sie ihr Geld verdienen.

Ich glaube, vielen, die die SGE wirklich am Herzen liegt, haben einfach die Schnauze voll und die Kraft verloren, jeden Spieltag aufs Neue sich die Sprüche in den Interviews anzuhören, "Hurra" zu schreien, zu hoffen und anzufeuern.

Meinem Eindruck nach ist der augenblickliche Kader als Kollektiv einfach charakterlos.
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Herzlichen Dank für diesen Beitrag, Mittelstürmer. Er vereint gekonnt den emotionalen Bezug, den wir Fans zu Eintracht Frankfurt haben, mit dem Blick auf die offensichtlichen Schwachstellen.

Allerdings kann ich nicht erkennen, worin du den Grund für diese Schwachstellen ausmachst und wie du meinst, dass diese eliminiert werden könnten. Ich selber empfand für diesen Gesichtspunkt die Diskussion im Thread So wie Athletic Bilbao? als sehr fruchtbar. Vielleicht kann an die Diskussion dort oder auch hier angeknüpft werden.
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Alles richtig. Aber eigentlich gehe ich davon aus, dass ein Bundesligaprofi all diese Dinge von der E-Jugend an eingetrichtert bekommt. Wie ein Aufschlag beim Tennis. Es kann doch nicht sein, dass diese Grundlegenden Dinge der Grund sind, warum eine Mannschaft absteigt. Das will einfach nicht in meinen Kopf. Das ist mir wirklich unbegreiflich.
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[quote=Magic_Moses] aber wenn nicht Patrick, Oka oder Ioannis als Urgesteine das Heft in die Hand nehmen und in einer Brandrede mal erklären, wofür der Adler auf der Brust steht, sind wir wieder zweitklassig.

...Patrick Ochs hat das mittlerweile wohl vergessen - auf ihn brauchst Du nicht mehr bauen...

@mittelstürmer: guter Beitrag
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Ich stoße erst jetzt auf den Thread, stimme Dir Mittelstürmer aber zu.

Warum so viele dieser Essentials vollständig verschüttet sind, dazu habe ich eine Idee würde aber mit deren Preisgabe, diesen schönen Thread zerschießen.
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concordia-eagle schrieb:
Ich stoße erst jetzt auf den Thread, stimme Dir Mittelstürmer aber zu.

Warum so viele dieser Essentials vollständig verschüttet sind, dazu habe ich eine Idee würde aber mit deren Preisgabe, diesen schönen Thread zerschießen.


Dann kannst du es im Was lief schief Thread posten.

Ich finde mich bei den Gedankengängen in vielen Punkten wieder.

Vielen Dank!
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Heute Nachmittag habe ich mir vorgenommen auch einen solch ähnlichen Test zu verfassen der meine Lähmung seit Samstag 15:30 Uhr beschreibt.

Dein Test hat es dann gut getroffen.

Was ich mich nun frage: Wie mit der Mannschaft umgehen wenn sie am Samstag zu "Eye of the Tiger" ins Stadion einläuft und der Kurve zuklatscht?
Verdient hat sie keinen Beifall. Jedoch bringt es nicht die Mannschaft anzufeinden bzw. auszupfeiffen.

100% Support schon beim warmmachen um den Herrschaften zu zeigen wie es ist, mit voller Leidenschaft für den Verein dazu sein?!
Ich weiß es nicht !
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Vollgas, vom Einlaufen zum Aufwärmen bis zum Schlusspfiff. Etwas anderes geht nicht.
Unruhe und Wut bringen uns nicht weiter in der kniffligen Situation. Bedingungslose Liebe verbinden uns, die große Liebe und mich.
Ihre derzeitige Unfähigkeit ist ein Infekt, für den sie nichts kann. Wir müssen ihr helfen diese Phase zu überstehen, uns irgendwie im Oberhaus halten und dann gemeinsam den Vitaminhaushalt der Liebsten neu aufbauen. Wir, und die Ärzte im Vorstand, die Schwestern von der Presse und die Pfleger vom Gesamtverein.
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Es ist momentan eine triste Welt für einen Eintrachtfan. Wo geht die Fahrt hin? Wie kann es sein, dass eine Mannschaft, die in der Hinrunde so gefestigt wirkte, dermaßen ins Nichts abstürzt und Richtung 2. Liga taumelt?

Man kann für Samstag nur eine Sache hoffen - das der Trend nicht unser friend ist . Wir haben alle kapituliert - vllt zeigt die Mannschaft ja diesmal, dass sie es noch nicht getan hat. Alleine der Glaube fehlt bei dem Scherbenhaufen, den wir vorliegen haben.

Danke für den schönen Text! Sprichst allen denke ich mal aus der Seele
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Mittelstürmer schrieb:
Gedanken zum Samstag:

Nach der desaströsen Leistung und dem fussballerischen Freitod einer Ikone am Samstag nahe eines Wiesbadener Vorortes drängt sich in mir ein Schrei nach außen, der sich eine ganze Weile stumm in meiner Seele versteckt hielt. Er schlummerte dort, unauffällig und verhalten in einer dunklen Ecke. Von Natur aus lautstark, mit offensivem Charakter, optimistisch und treu, über alle Kritik erhaben, nun aber nur noch eingeschüchtert durch Zweifel an der eigenen sonst grund-soliden Überzeugung. Mit Fäusten geschlagen und mit Füßen getreten zwingt es ihn vehement nach außen.

Ich schlucke kurz und atme tief aus, ohne vorher einzuatemen – symptomatisch, denn es ist einfach viel mehr drin´ in mir als rausgelassen wurde. Aber das hat am Samstag ein Ende. Es wird das an die Oberfläche treten was ein ganzes Fussballjahr nicht existent sein durfte. Viel zu gut waren Pressearbeit und Floskelei, viel zu clever die Tretminen-Räumkommandos um negativer Berichterstattung rechtzeitig mit „so ein Unsinn“ zu begegnen. Die Presse ist hart, in Frankfurt vielleicht mehr als anderswo, subjektiv betrachtet. Doch man müsste sich gelegentlich auch mal objektiv die Frage stellen, warum das so ist. Bei aller Liebe zu 4-5 Jahren beständiger Weiterentwicklung und folgenden 1-2 Jahren nahezu ohnmächtiger, rezessiver Kapitulation im Verein – trotz einem tollen Leistungszentrum und einer weitgehend schuldenfreien Eintracht: Es reicht.

Unaufgeregt sind wir bei Eintracht Frankfurt nämlich schon lange nicht mehr. Keine klaren Ansagen und zu kleine Schritte in einer Liga, die den Adlern davon zu fliegen scheint. Nicht alles was in Interviews so nordisch kühl klingt und erfahren clever glänzt ist auch Gold. Understatement zur rechten Zeit ist essentiell und wirkt erhaben, schießt aber keine Tore oder entdeckt bzw. entwickelt gute Fussballspieler. Das schafft einzig und allein guter Sport. Oder Geld.

Da letzteres an einem finanzschwachen Platz wie dem Rhein-Main-Gebiet unmöglich zu beschaffen scheint und die Verhandlungsposition um Sponsorengelder auch mehr schlecht als recht anmutet, kann und muss sich der Traditionsverein auf Ersteres besinnen. Gar nicht so einfach für einen Kader mit dermaßen limitierter, spielerischer Intelligenz – besteht das Portfolio doch immer noch großteils aus denen, die vor wenigen Jahren ihr Geld noch mit Spielen gegen Erzgebirge Aue und Wacker Burghausen verdienten. Dass sie es bald nicht wieder tun, garantiert lediglich die Tatsache, dass Burghausen nicht mehr zweitklassig spielt. Weitere Garantien: Momentan Fehlanzeige.

Wer billig kauft, kauft 2x.

Dass transfertechnisch am Main keine goldenen Wechsel gelingen die Millionen einstreichen ist bekannt - dafür ist die Scouting- Abteilung einfach zu sehr nicht vorhanden. Spieler wie Holtby oder Gündogan werden von vermeintlich gleichstarken oder schwächeren Vereinen für kleines Geld ausgeliehen. Im Gegenzug scheitert ein Caio-Transfer angeblich an Knieproblemen die, wen wundert es, bei uns nicht entdeckt wurden. Die viele gelobte Jugendarbeit des Projekts Skibbe blieb scheinbar in Leverkusen.
Auch in die Kerbe Cenk Tosun (16 Spiele, 12 Tore erzielt, 4 vorbereitet) könnte man hier schlagen. Aber das lassen wir.

Es wird jahrelang davon gesprochen, was bei Eintracht Frankfurt NICHT geht. Wir können dies nicht machen, wir können uns das nicht leisten… Wann wird mal das angesprochen was wir machen KÖNNEN?

Nach der indiskutablen Leistung vom Wochenende in Mainz hier ein Auszug aus dem Kapitel „Für Laien erkennbare Mängel und wie man diesen erfolgreich begegnen kann“:

- Bin ich größer als mein Gegenspieler lache ich, denn ich gewinne nahezu JEDES Kopfballduell!

- Als Verteidiger gehe ich schon beim Schuss des Gegners davon aus, dass mein Keeper den Ball hält, und da ich nach 30 Spieltagen auch in Frankfurt weiß wie schwer der flatternde Plastikball festzuhalten ist, bin ich VOR meinem Gegenspieler bei meinem Torwart, um den taumelnden Abpraller-Ball weg zu hauen!

- Nach Ballgewinn in der Abwehr: Vollgas nach VORNE! Da gibt’s nur eine Richtung für den Ball – GEGNERISCHER KASTEN!

- Nach Ballverlust vorne: 180° Kehrtwende und nach hinten im Sprint, bis ich kotze! Und dann geht’s weiter bis zum Kollaps Verliere ich einen Ball, geht’s hinterher, koste es was es wolle, das ist MEIN Ball, MEINER ganz allein!

- Beim Aufwärmen halte ich die Schnauze und scherze nicht groß mit meinen Teamkameraden. Bei Übungen die das „Beine heben“ verlangen hebe ich auch wirklich die Beine und tue nicht nur so als ob. Ich konzentriere mich bereits auf das Spiel und brenne auf den Anpfiff!

- Zweikampfverhalten definiert sich durch Einsatz, demnach auch körperliche Aufopferung. Ich ziehe den Fuß nicht weg, wenn der Gegner ihn nicht auch weg zieht, sondern verschaffe mir durch sehr hartes aber immer faires Einsteigen schon früh im Spiel Respekt für die kommenden Infights.

- 2 Stürmer können doppelt so viele Chancen vergeben wie einer, allerdings HABEN sie auch tendenziell doppelt so viele Chancen.

- Wenn großartige Fans bereit sind durch ganz Deutschland zu reisen, in guten wie in schlechten Zeiten, ihr letztes Hemd, ihr letztes Haar und ihre letzten Nerven zu geben für den Adler, dann sollte ICH bereit sein ihnen Spiel für Spiel wieder neu beweisen zu wollen, dass sie gut daran tun & dass ich es wert bin den Adler auf der Brust zu tragen!

Ein weiser, alter, grüner Mensch (kein grüner Politiker, ich sagte weise!) sagte einst im Kino: „Angst führt zu Wut, Wut führt zu Hass, und Hass führt zu unsäglichem Leid.“

Addiert ergeben diese Gefühle einen Cocktail aus Enttäuschung und Verzweiflung, Ohnmacht und Wut. Der schmeckt vermutlich keinem von uns, dennoch hat man ihn uns serviert. Denn selbst beim Klassenerhalt müssen die letzten Seiten des Buches „Sportgemeinde Eintracht Frankfurt 1899 - die Leidenschaft der Region“ ebenso wie die Struktur und Leitung des Vereins neu geschrieben oder zumindest kritisch lektoriert werden. Vielleicht für die Zukunft mal mit ein bisschen weniger schön-malenden Floskeln und ein bisschen mehr Substanz im Text.

Für alle Zeit - Sportgemeinde Eintracht.

guter Beitrag. Einfache Wahrheiten. Sollten sich einige der lieben Buben mal zu Gemüte führen.
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Hm. Ein sehr schöner Beitrag, den du hier schreibst.

Mir geht seit gestern immer dieser Gesang durch den Kopf

"... 2. Liga, tut schon weh - scheißegal SGE"

Und das bringt meine Befindlichkeit im Moment ziemlich auf den Punkt. Es ist mir grad, ich weiß nicht warum, gar nicht mehr so wichtig nicht abzusteigen - und bitte steinigt mich jetzt nicht, das ist mir in fast 35 Jahren Eintracht noch nie passiert, aber ich spür fast nix mehr.
Ich denk eigentlich nur noch, ok, dann muss ich nächstes Jahr nicht mehr endlose Wochen vorher Karten reservieren und kann einfach wieder losfahren wenns mir passt, ist doch schön  

Was mich absolut nicht loslässt ist, dass ich nicht im Geringsten verstehen kann, warum wir so abgestürzt sind!
Wir hatten in der Vorrunde z.T. richtig schönen Fußball geboten (ich denk nur an das Pokal Spiel gegen den HSV oder das Spiel in Lautern). Wir wirkten gewachsen und gefestigt und das Ziel 50+ erschien nicht abwegig.

Was ist dann eigentlich passiert? Was genau hat den Trainer so demontiert, warum hat die Mannschaft ihre Eier verloren?

Ich krieg das nicht zusammen.
Ich hab im Moment nur das Gefühl, dass ein Punkt erreicht ist, an dem es wechsel braucht. Richtig viel wechsel, durcheinanderschütteln und ausfegen und dann mit hungrigen, jungen Spielern angreifen.
Und ich werd wütend, wenn ich überleg, was für junge Spieler uns verlassen haben, ohne den Hauch einer Chance.

Das ist einfach nur beschissen und ich weiß noch nicht mal warum.
Denn bei aller Nachvollziehbarkeit der ganzen genannten Argumente.

Was in aller Welt ist in der Winterpause passiert????


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