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Auf dem Weg durch Deutschland zuckt irgendwo an der Leitplanke einer Autobahn leblos ein Deutschlandfähnchen. Achtlos brausen die Lkws, vollgepackt mit den Segnungen der industrialisierten Warenwelt daran vorbei, hinter mir drängelt ein Audi A8, während auf der mittleren Spur ein Golf seit knapp 50 Kilometern die Fahrbahn blockiert. Im Aldi sind heute Schulsachen im Angebot; Mäppchen, Zeichenblöcke und Lineale. Hausfrauen in Birkenstocktretern mit geschätzten 30 kg Übergewicht und wulstigen Oberarmen schieben ihre Einkaufswagen herrisch durch die Gänge während dir FR von heute klar stellt, dass die BILD ca 11 Mio Bundesbürger erreicht und Angestellte der Banken sich trotz 40° im Schatten strikt an den Dress-Code halten müssen. „Aber im Einvernehmen mit dem Kunden könne über ein Ausziehen des Jacketts gesprochen werden“.  (FR) An einem geparktem Passat flattert ein Strafzettel. Vor und hinter ihm sind ca zwanzig freie Parkplätze – Anwohnerparkplätze. War da was?

Ja, klar, die beste WM aller Zeiten; fluffig-mediterane Deutsche inmitten einer bunten Heerschar internationaler Fußball-Fans feierten die größte Party seit dem Einmarsch in Polen. Feiernde Engländer hüpfen von Brücken in die Flüsse und Klinsi macht den Motivator von Kaisers Gnaden. Während ebenjener Kaiser locker 3 Millionen Hubschrauber-Bonus-Meilen sammelt und sich über Frankfurt von Leipzig nach Berlin fliegen lässt. Damals machte der Witz die Runde, bei jedem Fluggeräusch „Hör mal, Beckenbauer kommt“ zu sagen. Sogar die Polizei hielt sich zurück. Naja, so wird es uns weis-gemacht, schließlich waren niemals zuvor die Cops so präsent wie während der dollen Tage. Dennoch gewährte man den Fussball-Fans so etwas wie „Narrenfreiheit“. Selten passte dieses Wort besser als zu den Zeiten der WM. Überall flatterten die schwarz-rot-gelben Fähnchen, an den Autos, den Häuserwänden und in den Hirnen derjenigen, die achselzuckend eine Erhöhung der Mehrwertsteuer um satte 3% hinnehmen. Ganz zu schweigen von der Gesundheitsreform und der simplen Tatsache, dass den Rentnern, die dieses Land nach dem Kriege tapfer aufgebaut haben nicht nur eine Erhöhung ihrer Bezüge verweigert wird, sondern zudem ein Teil dessen, was sie sich hart erarbeitet haben fürderhin versteuert wird. Während der kleine Mann also brav sein Fähnchen schwingt, gar stolz auf alles ist, erklärt der große, dass er seine Produktion ganz dringend in den Osten verlegen muss, Stolz hin, Stolz her, was sind da schon 5.000 Arbeitsplätze. Also, auf geht’s: Hartz 4, dadurch kostet Arbeit einen Euro pro Stunde – Leistung lohnt sich wieder, fragt sich nur für wen. Man könnte da z.b. den Herrn Steinbrück fragen, der mit treuherzigem Augenaufschlag erklärt, dass es unabdingbar sei, den Unternehmen weitere Vergünstigungen zu gewähren um Arbeitsplätze zu schaffen. Was sich ja in der Vergangenheit schon prima bewährt hat. Dadurch wird halt (leider, leider) für den kleinen Mann (auch für die kleine Frau) alles ein bisschen teurer. Macht nix, wir haben ja die BILD und peppige Aufkleber und sagen alle „DU“ und singen vorm zu Bett gehen „Einigkeit und Recht und Freiheit“.

Freiheit, das ist doch mal ein schönes Stichwort. Ich weiß nicht, wie viele Kameras mittlerweile unseren Alltag auf Schritt und Tritt bewachen – wahrscheinlich werden sie demnächst die Raucher unter uns gezielt herausfiltern, via biometrischem Datenabgleich identifizieren und den fälligen Strafzettel ohne Unterschrift gleich abschicken. Ausgedruckt von stolzen Ein-Euro-Jobbern. No more Klinsi anymore.

Freiheit? Freiheit der Andersdenkenden? Nix da – permanente verordnete Gängelei ist Trumpf, - was freu ich mich auf die Bundesliga-Saison 2006/07, wenn uns die Ordner von der ersten bis zur letzten Minute anstarren, wie wir es schon beim Trainingsauftakt der Eintracht am Riederwald erlebt haben. Was bei Südkorea-Togo sich bewähren durfte, taugt bei Frankfurt-Wolfsburg schon lange. Oder bei Vilbel gegen Wörsdorf. Wehe dem, der es wagt zu rauchen. Oder für die Kids ne Wasserflasche mit zu nehmen, um 4 Euro pro Becher im Stadion zu sparen.

Jetzt, wo das Ausland nicht mehr auf uns starrt, brauchts da auch keine Fassade mehr, schließlich juckts den Ordnungshüter und die Schreibtisch-Täter wenig, wenn beim Thema „Sicherheit“ über die Strenge geschlagen wird, was stört ist nicht die Tatsache der Repression, sondern die Schlagzeilen darüber.

Was ganz anderes, aber aus dem gleichen Holz geschnitzt ist die Vermassung des Fußballs. Mittlerweile blickt bspw. kein Mensch mehr bei den täglichen Veröffentlichungen zum Thema Fußball durch. Konnte ich meine Jugend mit fünf Fußballbüchern überstehen (Sammy Drechsel: Elf Freunde müsst ihr sein; Beckenbauer: Einer wie ich; Schumacher: Anpfiff; Uli Stein: Halbzeit, sowie dem Bildband der WM 1974) glaubt mittlerweile jeder Schulabsolvent ein Büchlein veröffentlichen zu müssen. Alles ist entdeckt, alles ist geschrieben: Waren Fußballer-Frisuren oder – Zitate noch vor wenigen Jahren wirklich witzig, so wirft dir heute jede Birkenstock-Aldi-Einkäuferin-die-den-Einkaufswagen-herrisch-durch-die-Gänge-schiebt  auf die Frage wohin es denn im Urlaub gehe ein lockeres „Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien“ vor die Füße. Danke, bin bedient. Fußball ist Opium des Volkes wusste schon der Revolutionär Karl Marx.

So ganz klammheimlich ist mir die Freude auf die nächste Saison abhanden gekommen, zumindest, was die Bundesliga angeht. – Wie heißt die jetzt eigentlich? Überall entstehen neue Stadien, die überall gleich aussehen – ich warte nur noch darauf, dass die Dächer demnächst aus so witzigen schwarz-rot-goldnen Hütchen bestehen, die so pittoresk die unglaubliche Lockerheit der dollen Tage symbolisierten. Am besten auf den Köpfen der St. Pauli Fans, die dann mit Totenkopfhemdchen in der funkelnigelnagelneuen Vip-Lounge (in Pauli: Separee) sitzen und mit nahezu revolutionärem Gestus Schampus schlürfen. Prost, Herr Hoeness.

Apropos Revolution: Götzl (Leiter des Personalamtes der Stadtverwaltung Frankfurt) selbst sagt, er sei in Kleidungsfragen „sehr konservativ“ Angesichts der Hitze hat es aber für seine Verhältnisse eine Revolution gegeben. Erstmals in seinem Leben trägt der Amtsleiter zum Anzug ein kurzärmeliges Hemd. „Sehr angenehm“. FR

Das wird dann den Herrn Che Guevara aber freuen. Die Idee der Freiheit ist also auch bei uns angekommen. Bin dann mal auf die Einigkeit gespannt. Oder auf das Recht.
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Sehr schön, sehr schön ... wirklich.

Aber laß´ Dir doch die kommende Saison nicht vermiesen. Und schon gar nicht von Ordnern im Stadion. Ich hatte eigentlich noch nie wirkliche Probleme mit denen, außer als ich das letzte Mal (war allerdings beim Public-Viewing im Waldstadion) meinen 2L Tetrapak Apfelsaft nicht mit ins Stadion nehmen durfte. 1 Liter wäre noch ok gewesen, aber 2 ... Naja, die Logik dahinter verstehe ich nicht wirklich, aber egal.
Hat sich auf diesem Sektor überhaupt soviel in den letzten 10 Jahren geändert? Mal abgesehen von den strikteren "Getränkekontrollen" war es doch eigenlich schon immer so - oder war der Wandlungsprozess einfach zu schleichend?

"Überall entstehen neue Stadien, die überall gleich aussehen" Das wiederum würde ich so nicht unterschreiben, siehe z. B. Frankfurt, Leipzig, München. Natürlich gibt es auch ausgeprägtere Gemeinsamkeiten, aber das liegt wohl viel mehr an ihrem gemeinsamen Zweck. Wenn man bedenkt, das Stadien heute eine ähnliche Wirkung in der Wahrnehmung der Menschen haben, wie früher (ganz früher) etwa Kathedralen, die das Stadtbild prägten und für die die Städte berühmt waren/wurden, findet man bei den Stadien wohl noch die größten Unterschiede. Was ich da viel schlimmer finde ist die Vereinheitlichung ganzer Innenstädte. Das hängt zum einen damit zusammen, dass die Demokratie wohl für viele Errungenschaften in die Geschichte eingehen wird, aber sicherlich nicht für ihre Baukunst. Was macht eine Stadt denn aus? Neben den Menschen natürlich, sind das vor allem einmal ihre Gebäude. Deshalb fährt man ja auch im Urlaub staunend durch Paris oder Venedig. Was passiert aber nun? Die Innenstadt (sofern sie jünger als vielleicht 20 Jahre ist) von Bochum ist nicht mehr von der Offenbachs zu unterscheiden. Überall der gleiche langweilige Kram ... . Hinzu kommen noch das in den gleichaussehenden Gebäuden auch noch die gleichen Geschäfte sitzen. Wie z. B. H&M, Saturn, dm, New Yorker, Görtz, Kamps, Pizzahut, KFC, ... und so weiter und so weiter.
Bin jetzt vielleicht ein wenig vom Thema abgekommen, aber die von Dir skizzierte Entwicklung zieht sich durch fast sämtliche Aspekte des öffentlichen Lebens.

Soooo, schlimm wird die Saison wohl trotzdem nicht werden, denn egal wie die Liga heißt, und wo Du Dein Bier unter welcher Aufsicht auch kaufen mußt: die Wahrheit liegt auf dem Platz.    

Noch eins zu den verkäuflichen Fußballprintmedien; als ich klein war ( ) und noch wesentlich anfälliger für solche Erzeugnisse (z. B. wöchentlich erscheinende Werbe-äh-"Sport"-zeitschriften) war, gab es auch nur 4 Kanäle im Fernsehen und Sat1 hat dann auch Jahre später noch nicht den ganzen Tag gesendet. Gute alte Zeit ...  

Ich hoffe trotzdem das uns die Eintracht in der kommenden Saison eine Menge Freude macht.

Greetz
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zwar anders als gewohnt, aber genauso lesenswert!

ich bin stolz, ein beve-fan zu sein!  

robertz
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Saugut!
Wieder ein echter Beve.

Sogar meine bessere Hälfte fand es richtig gut. Und das will was heißen

Liebe Grüße Heinz
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Respekt!!!!!!!!
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Dazke, Beve!
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Das ist also der Fred für all die Miesmacher und Spaßbremsen, die sich doch besser im Keller aufhalten sollten, statt die Party zu stören.

Uuuups: Die Party ist ja längst vorbei.



YZ

P.S.: Dieser Beitrag könnte Ironie enthalten.

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Jo, der Alltag hat uns wieder. Willkommen im Leben.
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Tja, unsere heißgeliebten Politiker haben die WM-Euphorie einfach mal ausgenutzt und ein paar Themen vorangetrieben, die sie ohne WM-Euphorie nie so ruhig hätten realisieren können (z. B. MwSt.). Eins muss man ihnen lassen: Sie haben das wirklich clever gemacht. Ich muss zugeben, dass auch ich von der WM-Euphorie sehr angesteckt war und diese ganzen politischen Spielchen erst im Nachhinein realisiert habe. Angi und Co. haben ihre Ziele also clever durchgesetzt.

Ich hoffe, dass nun auch wieder diejenigen verstummt sind, die während der WM so vor der Glotze saßen: "Och, guck ma wie die Frau Merkel sich für die Deutschen freut. Die ist doch eigentlich ganz nett."

Wie ich diesen Satz gehasst habe!!!
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schusch schrieb:
Jo, der Alltag hat uns wieder. Willkommen im Leben.

so isses.
je nach deutschlaaaaand-partylaune war/ist der nach-wm-kater mal größer, mal kleiner.
eingeholt von der realität wird aber jeder - mal früher, mal später.

hey, hab noch ne verschmutzte bitburger-deutschlandfahne im garten rumfliegen. max hat sie ja leider verschmäht

jemand interesse?
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Danke Beve!

Alles was Du schreibst und beschreibst ist traurig und traurigkeit. Und doch versprühen Deine Texte mehr Leben, mehr Emotionen und mehr Mensch als all jene die Du ansprichst.



Aber lass Dir die Freude auf die Eintracht nicht vermiesen, sie steht über allem!  
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@ Beve

Alte Übelkrähe!  ,-)
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dazke beve!

die fähnchen an der autobahn versinnbildlichen den führungslosen charakter vieler einwohner dieses landes. woher der wind auch weht, da hin solls gehn. ich werde gleich mal meinen neuen personalausweis (ist man eigentlich eigentum des staates, wenn ich einen personalausweis habe? ,-) ) ordern. und mich wahrscheinlich mit dem beamten über mein bild streiten - sehe es nicht ein auf meinem dokument nicht zu lachen. das wäre dann schlechte laune par excellence. und in 20 jahren weiß dann jeder ... "ach, das waren die mageren jahre, da konnte keiner mehr lachen."
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miep0202 schrieb:
@ Beve

Alte Übelkrähe!  ,-)  

für die jüngeren: so hat anno tobak onkel herbert wehner im bundestag mal einen abgeordneten mit dem namen "wohlrabe" angesprochen!

ja-ja, früher gabs noch typen, heute haben wir westerwelle!
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Wunderbarer Beitrag!!  Das Forum lebt ... und wie!!!
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Beves Text ist ein schönes Beispiel dafür, wie man mit Verstand und Gefühl durch die Welt gehen kann, anstatt sich von vorgegebenem Quatsch besoffen machen zu lassen. Und wenn er seiner verminderten Freude auf die nächste Saison Ausdruck verleiht, zeugt das nur von der Liebe zu diesem fantastischen Sport. Wieder einmal muss ich feststellen, dass sich solche Texte über Fußball und Fan-Sein nur hier im Forum finden lassen. Solange Menschen wie Beve dabei sind, mit all ihrer Wut und ihrem Zorn über die Verhältnisse, ist mir um die Fankultur noch nicht bange. Aber leider werden sie, insgesamt gesehen, weniger.
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Sorry, aber  deine Katerstimmung kann ich nicht so ganz nachvollziehen.

Du schreibst von Mehrwertsteuererhöhung, Renten und von der Gesundheitsreform, vermengst das Ganze mit der WM, Deutschlandfähnchen und Partystimmung, und schon steht das alles in einem negativen Licht. Nicht, daß ich irgentwelche politischen Entscheidungen hier rechtfertigen möchte (ganz gewiss nicht), aber wenn in einem anderen Thread von Israelfahnen im Block die Rede ist, dann heißt es einheitlich: Politik und Fußball sind zu trennen! Gilt das für die WM nicht? Zählt das nur, wenn es um die Eintracht und ihre Fans geht, aber nicht für den Ottonormalbürger und die Fussballweltmeisterschaft?

Ich denke man kann auch einfach die WM ganz isoliert für sich betrachten: Die Stimmung war prima, Randale blieb aus, viele Gäste aus aller Welt die ebenfalls von der Stimmung begeistert waren. Warum das alles mit deiner (zum Teil sicher berechtigten) Kritik an Gott und der Welt vermengt werden muss, kann ich leider nicht nachvollziehen....
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Hans-Dampf schrieb:
Sorry, aber  deine Katerstimmung kann ich nicht so ganz nachvollziehen.

Du schreibst von Mehrwertsteuererhöhung, Renten und von der Gesundheitsreform, vermengst das Ganze mit der WM, Deutschlandfähnchen und Partystimmung, und schon steht das alles in einem negativen Licht. Nicht, daß ich irgentwelche politischen Entscheidungen hier rechtfertigen möchte (ganz gewiss nicht), aber wenn in einem anderen Thread von Israelfahnen im Block die Rede ist, dann heißt es einheitlich: Politik und Fußball sind zu trennen! Gilt das für die WM nicht? Zählt das nur, wenn es um die Eintracht und ihre Fans geht, aber nicht für den Ottonormalbürger und die Fussballweltmeisterschaft?


einheitlich heisst es sicherlich nicht, sport und politik zu trennen, da sport und politik nicht zu trennen sind. das weiß auch der herr koch, der sich mit ronaldinho aufs bild drängelt und das weiß auch frau merkel, die nicht müde wurde, den herrn bundestrainer zu herzen. so völlig interesselos und ideologiefrei, gell? auch weil begriffe wie "nation" oder "patriotismus" so völlig wertfrei und zusammenhanglos sind - und mit politischen interessen rein gar nichts zu schaffen haben. das weiß auch die BILD.

auch steht die partystimmung mitnichten in einem negativem licht; ich habe schlicht und ergreifend versucht, zusammenhänge aufzudecken, die ganz und gar nicht zufällig sind. das gilt auch für die eintracht und bspw. deren reklamepartner "fraport", welche die sge völlig uneigennützig unterstützen, weil ihnen die eintracht so am herzen liegt. deshalb schreiben sie auch ihre propaganda niemals im eintracht-magazin nieder.



Ich denke man kann auch einfach die WM ganz isoliert für sich betrachten: Die Stimmung war prima, Randale blieb aus, viele Gäste aus aller Welt die ebenfalls von der Stimmung begeistert waren. Warum das alles mit deiner (zum Teil sicher berechtigten) Kritik an Gott und der Welt vermengt werden muss, kann ich leider nicht nachvollziehen....


nun, wenn du es nicht nachvollziehen kannst, dann ist dies nicht weiter schlimm. nur: wie kann man die wm so ganz isoliert betrachten? so ohne die entstehung, die mannigfaltigen interessen, die dahinter stehen, die inszenierte propaganda der sponsoren? und weshalb sollte sie isoliert betrachtet werden; weshalb sollen nur die global player, die merkels und kochs die wm für ihre zwecke benützen dürfen? und so ganz nebenbei u.a. sicherheitsstandarts installieren, die uns auch nach der wm begleiten werden; sicherheitsstandarts, die ich als pure repression sehe. die totalüberwachung, die willkürlichen stadionverbote, die einheitlichen caterer, und und und... und dies gilt ja nicht nur für den fußball, wo die immer gleichen leute in den aufsichtsräten sitzen und ihre vorstellung von leben (fußball) uns aufdrücken.

soviele fragen, so wenig antworten?
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Beverungen schrieb:

soviele fragen, so wenig antworten?


Ich kann´s ja mal probieren....

Beverungen schrieb:

einheitlich heisst es sicherlich nicht, sport und politik zu trennen, da sport und politik nicht zu trennen sind. das weiß auch der herr koch, der sich mit ronaldinho aufs bild drängelt und das weiß auch frau merkel, die nicht müde wurde, den herrn bundestrainer zu herzen. so völlig interesselos und ideologiefrei, gell?


Wenn ich (oder auch andere - denn dieser Grundgedanke stammt ja nicht von mir) von der Trennung von Sport und Politik rede, dann sprechen wir doch in erster Linie "uns" an, also den gemeinen Fans. Das "die andere Seite", also sprich die Kochs und Merkels das anders sehen - keine Frage. Mit einem Ronaldinho an der Seite und einem breiten Grinsen im Gesicht kann man sich schön präsentieren, auch keine Frage. Aber dann geschieht diese Vermischung von Seiten der Politik. Bitte schön, soll sie doch.
Aber was hat unser eins damit zu tun? Wir tragen die Politik doch nicht ins Stadion - das macht sie ganz von alleine. Deswegen halte ich auch nichts davon, wenn von unserer Seite - so wie du es eben in deinem Beitrag verfasst hast - ebenfalls eine solche Vermischung stattfindet.

Es sollen ja nicht die Augen davor verschlossen werden. Aber wenn wir drüber diskutieren, dann doch bitte schon ganz weit weg vom Thema Fußball.

Beverungen schrieb:
Hans-Dampf schrieb:

Ich denke man kann auch einfach die WM ganz isoliert für sich betrachten: Die Stimmung war prima, Randale blieb aus, viele Gäste aus aller Welt die ebenfalls von der Stimmung begeistert waren. Warum das alles mit deiner (zum Teil sicher berechtigten) Kritik an Gott und der Welt vermengt werden muss, kann ich leider nicht nachvollziehen....


nun, wenn du es nicht nachvollziehen kannst, dann ist dies nicht weiter schlimm. nur: wie kann man die wm so ganz isoliert betrachten? so ohne die entstehung, die mannigfaltigen interessen, die dahinter stehen, die inszenierte propaganda der sponsoren? und weshalb sollte sie isoliert betrachtet werden; weshalb sollen nur die global player, die merkels und kochs die wm für ihre zwecke benützen dürfen?


Mit isoliert betrachten meine ich in erster Linie die Spiele und somit das Wesentliche an sich, ein 30 Meter Tor von Frings, einen Zidan in Weltklasseform, die Bestrafung arroganter Brasilianer, Engländer, die immer noch kein Elfmeterschießen gewinnen können usw usf....
All das muss ja nicht bedeuten, daß man vor der Realität die Augen verschließt, alles hinnimmt was von der Politik vorgesetzt wird und brav runterschluckt.

Wenn begeistert es schon, wenn sich die Politik im Stadion zeigt und sich Stolz mit den Erfolgreichen im Blitzlichtgewitter als Siegertyp präsentiert? Aber mich beeindruckt das nicht wirklich und (m)eine Wählerstimme ist damit gewiss nicht gewonnen.
Und das verstehe ich - speziell in diesem Fall - unter der Trennung von Sport und Politik: Du kannst nicht verhindern, daß die hohen Herren (und Damen) in´s Stadion kommen (bei der WM ebenso wie im Liga-Alltag). Aber solange keiner davon Notiz nimmt und die Sache nicht aufwirbelt, verfehlt es eben seine Wirkung. Zur Kenntniss nehmen - Kopp schütteln - abhaken - auf´s Spiel freuen. Denn das ist mir immer noch wichtiger als alles andere und bleibt bei dem Gedanken an die WM im Vordergrund....


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