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"Lohnt" es sich noch, Fußballfan zu sein?

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bernie schrieb:
Offensichtlich habe ich gerade meine Midlife-Krise in Sachen Fandasein.


In Italien wird ein Fußballfan im Auto erschossen, anschließend kommt es zu schwersten Krawallen.
In Nürnberg werden die Fans schlimmer als Vieh in einem Tunnel zusammengepfercht, ein mir bekanntes 16-jähriges Mädchen bekommt von einem Polizisten, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort steht mal schnell heftigst einen Schlag ins Gesicht mit heftig blutender Lippe.
In München läuft Uli H. verbal gegen die letzten echten Fans Amok und schießt dabei im Eifer des Gefechts auch die Sponsoren an.

Ich stelle mir im Moment folgende Fragen über deren Beantwortung ich für mich persönlich doch heftige Gedanken mache.

Sind supportende Fans nur noch geduldet, um einem Eventpublikum einen entsprechenden Rahmen zu bieten ?

Erfolg um jeden Preis ?(Beispiel: Gazprom 06, Wegfall der 50+1 Regel)

Was ist Fankultur und wen interessiert das noch?

Warum ist man so bekloppt und jubelt den Angestellten de AGs und GmbHs auf dem Rasen noch zu ?

Warum werden Fußballfans von der Staatsmacht unter Generalverdacht gestellt und als Bürger 2. Klasse angesehen?

Warum werden von vielen Fans alle Polizisten als Feinde betrachtet? (Vielen von denen macht das auch keinen Spaß, auch das weiß ich aus persönlichen Schilderungen, das Problem sitzt ganz woanders).

Ich bin jetzt seit 37 Jahren Stadiongänger und da sind einige Hundert Spiele zusammengekommen. Es gab in der Fanszene, im Umfeld des Vereins und in der Gesellschaft immer wieder Veränderungen.
Fragt mal bei den anderen alten Säcken nach, wie die Derbys auf dem Müllberg liefen, was los war, wenn die Hertha-Frösche zu besuch waren.

Dennoch war die Meinung über Fußballfans imho nicht so negativ wie heute. Ich frage mich, woran das liegt.

Spieler, die aus Vereinstreue einen besser dotierten Vertrag ablehnen gibt es heute vermutlich nicht mehr. Menschlich völlig verständlich in kleineren Dimensionen machen das Millionen Arbeitnehmer so, aber diese Sprüche „ich freue mich dort auf das tolle Umfeld und die tollen Fans bla bla,) kann ich nicht mehr hören. Verarschen kann ich mich selber.  

Meine 12-jährige Tochter ist längst auch begeisterter SGE-Anhänger. Ist es richtig von mir, sie in dieser Hinsicht so zu unterstützen?
Wir waren inzwischen auch zusammen auswärts unterwegs, zum Glück gut gegangen, aber irgendwann will sie alleine los und es passiert ihr vielleicht das gleiche oder gar schlimmeres als dem oben genannten Mädchen.
Ist es wirklich richtig , einem System, auch genannt Bundesliga zu unterstützen das solche Blüten treibt?

Auch die Heerscharen der User hier im Forum, die wesentlich besser als HB und FF wissen wie man einen Bundesligisten führt gehen mir im Moment mächtig gegen den Strich.

Wie gesagt, ich muss drüber nachdenken.
Vielleicht hat de eine oder andere vielleicht sogar eine Antwort auf meine Fragen.


@berni

vorab ein Kompliment für diesen Fred. Hat mir inhaltlich sehr gut gefallen und Du sprichst damit m.E. ein sehr diskussionswürdiges Thema an.

Sicherlich ist die Entwicklung sehr bedauerlich und auch traurig, dass z.B. so Vorkommnisse wie in Italien oder Nürnberg passieren. Auch die Kommerzialisierung im Stadion sowie die Missachtung einiger Vereinsführenden gegenüber den „wahren“ Fans, die zwar nicht mit teuren Logen den Verein finanzieren, aber durch Ihren Support bekanntlich das Herzstück darstellen, gehen mir persönlich sehr gegen den Strich.
Aber was sollte die Quintessenz aus solchen Negativerlebnissen/ beispielen sein?
Das Feld zu räumen? Oder die Stimmung im Stadion den Kunden zu überlassen?
Alleine aus der Liebe zum Verein komme ich persönlich nur zu einem Schluss und zitiere in diesem Zusammenhang einen Ausschnitt aus der heutigen Ausgabe der FR, die schrieb: "Jetzt erst Recht".

Im diesen Sinne.. Gruß Apollon
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Toller Beitrag! Fragen, mit welchen ich mich sehr intensiv beschäftige.

Als Kind und Jugendlicher war ich ab Ende der 60 er bis ca. Anfang 80er regelmäßg dabei.Dann gab es eine ewige Pause und seit jetzt wieder 12 Jahre intensiv mit DK dabei.

Die Rahmenbedingungen um den Fußball herum haben sich alleine in den letzten 12 Jahren erheblich verändert. Wie hat Bruchhagen so schön im DSF gesagt: Die Situation / Tabelle ist zementiert.

Welchen Einfluß Vermarktung und Medien haben, hat nicht zuletzt die " Mega-WM 2006" gezeigt.
Ich kämpfe noch mit mir, aber eigentlich ist die Entscheidung gefallen: Ende der Saison ziehe ich mich zumindest für eine Spielzeit zurück.
So sehr ich Sport mag, die Faszination/ Spannung des Spiels, Stimmung/ Gemeinschaft im Stadion--- so sehr lehne ich die Entwicklung als kommerzielles Medienspektakel ab.Was den letzten Teil angeht ,kann ich mir halt morgens im Badspiegel nicht mehr ins Gesicht sehen.
Weniger Sendezeiten im Fernsehen, um die Leute zu Arena/ Premiere zu drängen.
Sponsoren/ Wirtschaftsunternehmen mit zweifelhaftem Ruf als fester Bestandteil der Liga!!Als Zünglein an der Waage des sportl. Erfolgs.
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Was in Italien vorgeht, würde ich gar nicht mit einbeziehen in die Überlegung.

Die Abwägung der positiven und negativen Eindrücke, die man als Fussballfan so erlebt führen wohl bei jedem zu einem anderen Resultat.

Mein persönliches Resultat offenbarte sich mir, als vor ein paar Jahren die Eintracht ja drohte im Nirgendwo der Oberliga zu versinken.
Da habe ich zu meiner eigenen Verblüffung festgestellt, dass ich dann mit Sicherheit immer noch 2-wöchentlich zur Eintracht gehen würde und die meisten Auswärtsspiele auch.

Auch als ich im Studium und im Job im Ausland war, ich habe die wildesten Hürden überwunden um irgendwie bei der Eintracht zu sein. Keine Heimreise nach Deutschland, die nicht vom Terminplan der Eintracht bestimmt war.

Mich persönlich stört die Kommerzialisierung gar nicht so sehr und wenn dann häufig an ganz anderen Punkten, als hier oft im Formum angesprochen.
Das Gehalt der Spieler ist mir völlig egal - ebenso mit welchem Kapitaleinsatz Sponsoren unterwegs sind.
Mich stört nicht, wenn Spieler den Verein verlassen will, weil es anderswo eine bessere Perspektive gibt. das habe ich als B-Jugendlicher in den 80ern bereits gemacht

Ich finde es auch nicht schlecht, wenn es im Waldstadion Logen gibt und Business Seats und wer will, der kann unter dem Spielfeld parken.

Mich stört dann eher, dass vor dem Spiel dauernd die Musik so laut gespielt wird und die Fans übertönt werden.
Dass im Stadion erst diese dämliche Karte gekauft werden muss, damit man dann eine Wurst bezahlen kann.

Aber unterm Strich - ich finde es klasse Fussball und die Eintracht !!!!
Und mit Kumpels vor dem Spiel treffen - zusammen da hingehen unterwegs Spass machen und bischen Plauschen.

Und dann der Spielbeginn und das Mitfiebern

P.S. ich habe auch schonmal einen guten Job ausgeschlagen, weil ich dann nicht mehr die Heimspiele hätte besuchen können...


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duschhaube00 schrieb:
Was in Italien vorgeht, würde ich gar nicht mit einbeziehen in die Überlegung.

Die Abwägung der positiven und negativen Eindrücke, die man als Fussballfan so erlebt führen wohl bei jedem zu einem anderen Resultat.

Mein persönliches Resultat offenbarte sich mir, als vor ein paar Jahren die Eintracht ja drohte im Nirgendwo der Oberliga zu versinken.
Da habe ich zu meiner eigenen Verblüffung festgestellt, dass ich dann mit Sicherheit immer noch 2-wöchentlich zur Eintracht gehen würde und die meisten Auswärtsspiele auch.

Auch als ich im Studium und im Job im Ausland war, ich habe die wildesten Hürden überwunden um irgendwie bei der Eintracht zu sein. Keine Heimreise nach Deutschland, die nicht vom Terminplan der Eintracht bestimmt war.

Mich persönlich stört die Kommerzialisierung gar nicht so sehr und wenn dann häufig an ganz anderen Punkten, als hier oft im Formum angesprochen.
Das Gehalt der Spieler ist mir völlig egal - ebenso mit welchem Kapitaleinsatz Sponsoren unterwegs sind.
Mich stört nicht, wenn Spieler den Verein verlassen will, weil es anderswo eine bessere Perspektive gibt. das habe ich als B-Jugendlicher in den 80ern bereits gemacht

Ich finde es auch nicht schlecht, wenn es im Waldstadion Logen gibt und Business Seats und wer will, der kann unter dem Spielfeld parken.

Mich stört dann eher, dass vor dem Spiel dauernd die Musik so laut gespielt wird und die Fans übertönt werden.
Dass im Stadion erst diese dämliche Karte gekauft werden muss, damit man dann eine Wurst bezahlen kann.

Aber unterm Strich - ich finde es klasse Fussball und die Eintracht !!!!
Und mit Kumpels vor dem Spiel treffen - zusammen da hingehen unterwegs Spass machen und bischen Plauschen.

Und dann der Spielbeginn und das Mitfiebern

P.S. ich habe auch schonmal einen guten Job ausgeschlagen, weil ich dann nicht mehr die Heimspiele hätte besuchen können...






Auch in Deiner persönlichen Position sehe ich mich z.T. wieder : Stressiger Arbeitsaltag- manchmal Frust-: Da hilft die Vorfreude aufs nächte Spiel schon gewaltig( Brot und Spiele ).
Da ich auch gelegentl. am Wochenende arbeiten muß und ich bezüglich meiner berufl- Kompetenz selbstbewußt bin, war auch bei mir der Fußballbesuch schon Gegenstand beim Einstellungsgespräch. Einmal wollten sie mich verarschen- trotz gegenteiliger Absprache dann Fußballbesuche verhindern" Die Arbeit geht immer vor". Am nächsten Tag waren die dann doch geschockt , daß eine versierte Arbeitskraft wegen Nichteinhaltung getroffener Absprachen sofort gekündigt hat.
Und der Fußballbesuch fand statt!!!!!!!    

In den anderen Punkten haben wir andere Auffassungen. Leider muß ich für mich sagen. Die negative Entwicklung im Fußball spiegelt für mich die negative Entwicklung der Gesellschaft wieder.Ich meine sogar : Die Entwicklung im Fußball ist noch schlimmer und heftiger als in der Gesellschaft.
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bleib halt zuhause du lutscher!
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tant schrieb:
bleib halt zuhause du lutscher!


sehr qualifizierter beitrag
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Bleib´halt zu Hause Du Lutscher........, mag eine Aussage sein, die dem "Hardcore ULTRA bis hin hin zur Bewußtlosigkeit Anhänger genehm sein mag. Wie muß ich mich jedoch in diesem großen Pool der verschiedenen SGE-Anhänger fühlen. Bin ich schlechter Anhänger,weil ich ortsbedingt nicht mehr jedes Heimspiel besuchen kann? Bin ich guter Anhänger, weil mein Herz an jedem Spieltag bis zum Hals schlägt? Welche Kriterien muß man denn heutzutage erfüllen um der "akzeptierte Fan" zu sein? Viele von Euch kennen noch den Markus Bauer aus Bensheim..., ein "Fan" durch und durch. Nun ist er Papa und Familienoberhaupt, geht dadurch auch weniger zu den Spielen. Ist er deswegen weniger Fan?? Das sollte eine objektive Frage sein, die sich jeder selbst stellen sollte..... Für meine Person darf ich ganz konkret sagen, daß ich es als lohnenswert empfinde Fußballfan zu sein. Auch wenn ich mal, wie in Bremen, in die Verlegenheit gelangen sollte, in einen Pozileikreisel zu geraten, werde ich dennoch meine Einstellung dem Fansein gegenüber nicht zu ändern!
Stellt Euch weiterhin dar als Anhänger der Frankfurter Eintracht, lasst Euch nicht zu Parolen hinreissen, sondern seid was Ihr seid: Adler im Herzen......
Gruß, spassbolzer
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spassbolzer schrieb:
Bleib´halt zu Hause Du Lutscher........, mag eine Aussage sein, die dem "Hardcore ULTRA bis hin hin zur Bewußtlosigkeit Anhänger genehm sein mag. Wie muß ich mich jedoch in diesem großen Pool der verschiedenen SGE-Anhänger fühlen. Bin ich schlechter Anhänger,weil ich ortsbedingt nicht mehr jedes Heimspiel besuchen kann? Bin ich guter Anhänger, weil mein Herz an jedem Spieltag bis zum Hals schlägt? Welche Kriterien muß man denn heutzutage erfüllen um der "akzeptierte Fan" zu sein? Viele von Euch kennen noch den Markus Bauer aus Bensheim..., ein "Fan" durch und durch. Nun ist er Papa und Familienoberhaupt, geht dadurch auch weniger zu den Spielen. Ist er deswegen weniger Fan?? Das sollte eine objektive Frage sein, die sich jeder selbst stellen sollte..... Für meine Person darf ich ganz konkret sagen, daß ich es als lohnenswert empfinde Fußballfan zu sein. Auch wenn ich mal, wie in Bremen, in die Verlegenheit gelangen sollte, in einen Pozileikreisel zu geraten, werde ich dennoch meine Einstellung dem Fansein gegenüber nicht zu ändern!
Stellt Euch weiterhin dar als Anhänger der Frankfurter Eintracht, lasst Euch nicht zu Parolen hinreissen, sondern seid was Ihr seid: Adler im Herzen......
Gruß, spassbolzer


Ein guter Beitrag (zumal mit meinem deckungsgleich ,-)  ,-) )

Schoenes Wochenende

Gruss Afrigaaner
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Vielleicht sollte man gerade die letzten Vorkommnisse in Italien und Bayern mal dazu nutzen die alten verkrusteten Feindschaften zwischen verschiedenen Clubs aufzubrechen und gemeinsam gegen die aktuellen Trends (Über-Kommerzialisierung des Fußballs und Kriminalisierung der Fußballfans) in der Bundesliga anzugehen.
Jeder, in ganz Deutschland, regt sich darüber auf. Aber keiner macht etwas sinnvolles. Demos sind für den Moment sicherlich nicht schlecht um seinem Unmut Ausdruck zu verleihen, aber was bleibt nach dem Demozug? Jedenfalls nichts geifbares.
M. E. müssten sich die Fanvertreter aller 1. und 2. Ligisten zu einer Tagung zusammenfinden und ein Konzept ausarbeiten, welches dann aber auch zu realisieren ist und keine utopischen Forderungen stellt.
Weiterhin sollte die Polizei vielmehr in einen Dialog einbezogen werden, damit beide Seiten ihre Wünsche und auch Ängste vortragen können.
Und das alles nach Möglichkeit recht schleunigst. Wenn wir mal soweit sind wie in Italien oder Bayern ist es zu spät.
Also, zusammen für den Fußball einstehen! Und zwar alle Fußballfans aller Vereine gemeinsam!
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Hollywood77 schrieb:
Vielleicht sollte man gerade die letzten Vorkommnisse in Italien und Bayern mal dazu nutzen die alten verkrusteten Feindschaften zwischen verschiedenen Clubs aufzubrechen und gemeinsam gegen die aktuellen Trends (Über-Kommerzialisierung des Fußballs und Kriminalisierung der Fußballfans) in der Bundesliga anzugehen.
Jeder, in ganz Deutschland, regt sich darüber auf. Aber keiner macht etwas sinnvolles. Demos sind für den Moment sicherlich nicht schlecht um seinem Unmut Ausdruck zu verleihen, aber was bleibt nach dem Demozug? Jedenfalls nichts geifbares.
M. E. müssten sich die Fanvertreter aller 1. und 2. Ligisten zu einer Tagung zusammenfinden und ein Konzept ausarbeiten, welches dann aber auch zu realisieren ist und keine utopischen Forderungen stellt.
Weiterhin sollte die Polizei vielmehr in einen Dialog einbezogen werden, damit beide Seiten ihre Wünsche und auch Ängste vortragen können.
Und das alles nach Möglichkeit recht schleunigst. Wenn wir mal soweit sind wie in Italien oder Bayern ist es zu spät.
Also, zusammen für den Fußball einstehen! Und zwar alle Fußballfans aller Vereine gemeinsam!


Ein wirklich sinnvoller Beitrag. Sehe ich auch so. Ich denk mal dass die Mehrheit der Fans, egal zu wem sie haelt, andere Vereine oder deren Fans hasst. Auch wird ie Mehrheit mit der Polizei auskommen.

Mann muss keine Feindschaften foerdern, wo keine sind. Das bedeutet nicht, dass nicht der eine Polizist oder der eine Fan uebers Ziel hausgeschossen hat, aber dass soll nicht zur Regel werden.

Denn wenn es Freude macht ins Stadion zu gehen, man keine Angst haben muss, dass man verkloppt wird (dies gilt besonders, wenn man als Eltern seine Kinder dabei hat), dann freut sich auch Bernie gemeinsam mit den 2 Ehrenmaenner Petermann und HG ins Stadion zu gehen.

Gruss Afrigaaner
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Tolle Beiträge, die ich hier lese... sie stimmen nachdenklich, auch bezüglich von Gegebenheiten des Fanseins, die man selbst nur am Rande verfolgt respektive im Unterbewusstsein schon abgehakt und als normal hingenommen hat. Ich habe jetzt nicht die Fanerfahrung wie die meisten Schreiber in diesem Thread... und manche Dinge möchte ich auch gar nicht unmittelbar mitverfolgen müssen bzw. am Ende noch ein Opfer dieser Vorkommnisse sein... Es stimmt, die Fankultur stirbt... schon lange ist mir die Entwicklung aufgefallen, besonders natürlich in Frankfurt (weil ich dort schließlich am meisten verkehre)... Die Stimmung hat sich verändert... vergleiche ich meine Eindrücke vom letzten Spieltag der 2.Liga-Saison 2004/05 mit denen vom 7. Oktober diesen Jahres (2:1 gegen die "Pillendreher"), ist es leiser geworden... Naja, "leiser" ist vielleicht nicht richtig ausgedrückt... ich sag mal, die Unterstützung von den Rängen ist seit damals geringer geworden... wie gesagt, diese Entwicklung findet statt, aber nur langsam...
Hingegen habe ich gestern zum ersten Mal ein Länderspiel im Stadion verfolgt... und mein erster Gedanke nach dem Spiel - ja eigentlich schon Mitte der ersten Hälfte - war: die Fankultur stirbt! (diesmal ist dieser Satz bewusst mit Ausrufezeichen versehen) Was da abging bzw. eben nicht abging war für mich erschreckend! Ständig wurde ich - wie auch schon ab und an auf Heimspielen der Eintracht geschehen, jedoch noch nicht in solch hemmungsloser und zahlreicher Art und Weise - zurechtgewiesen, dass ich mich doch hinzusetzen hätte... nachdem mir dann wegen Verweigerung dieser "Wünsche" bis zur Pause locker 20 zusammengeknüllte Choreo Papiere an den Kopf geflogen sind, gab ich auf ... da war das Maß voll... die zweite Halbzeit habe ich mich genötigt gefühlt und nötigen lassen andauernd zu sitzen, nur bei den beiden noch folgenden deutschen Treffern stand ich kurz auf... das schlimme war: mit den Leuten konnte man auch nicht reden. Dann noch diese Stimmung vom Band .... Herrje, ich hatte mir mein erstes Länderspiel anders vorgestellt... ich hoffe, dass ich am Mittwoch in Frankfurt gegen Wales feststellen kann, dass diese beschauliche Atmosphäre in Hannover die Ausnahme war ... ansonsten wird mein zweites gleichzeitig mein letztes Länderspiel sein... und nach diesen Erlebnissen am gestrigen Abend freue ich mich schon wie seit langem nicht mehr darauf meine Eintracht bald wieder live zu sehen... ich glaube zwar, dass ich jetzt ein Wenig vom Thema abgekommen bin, aber die investierte Zeit sollte jetzt dennoch online stehen... ich freue mich schon auf Meinungen...
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Achso, zur eigentlich Frage des Threads:

Es "lohnt" sich solange, wie man sich noch auf einen Stadionbesuch freuen kann! Wenn dies nicht mehr der Fall ist, dann... ich mag gar nicht dran denken...
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In der SZ gabs kürzlich den passenden Cartoon auf Deine Frage, lieber Bernie:

Hoeness, mit knallroter Birne, empört über die eigenen Fans. / Grübelt. / Verkündet dann auf einer Pressekonferenz, dass es dem FCBäh gelungen sei, sich für 24 Mill. € mit zusätzlichen Fans zu verstärken (im Cartoon unerklärlicherweise aus Dortmund - wo haben die bloß ihren guten Ruf her?). / Die rücken dann auch brav an, noch in den gelben Leibscher, aber immerhin schon mit roten Schals drüber. / Gefragt, was sie zu diesem Schritt motiviert habe: "Ich will endlich mal wieder international schreien"; "Immerhin unterschreie ich damit den letzten großen Vetrag in meiner Karriere" etc.

Mit anderen Worten: wir alle müssen sehr viel smarter werden. Und mehr auf unsere Frisuren achten. Dann gehts ...
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Beim Thread-Titel bekam ich erst einen Schrecken - beim Lesen aber war ich angenehm überrascht. Die Fragen die bernie sich stellt beschäftigen sicher auch andere und doch sind die Antworten bzw ist die Antwort einfach. Ich werde bald 42 und bin seit Kindheit an SGE´ler - ohne wenn und aber. Es gab nie den Hauch eines Flirts mit einem "Kundenclub" - nie wollte ich ein anderes Trikot als das der SGE. Ich vergleich das mal mit einer Liebe zu einer Frau...sie berührt mich - mich und mein Herz - ich lerne sie so zu lieben wie ich sie kennenlerne - wir beide altern gemeinsam - vieles ändert sich - vielleicht geht sie sogar ganz...aber immer werde ich die Frau lieben die ich kennenlerne...so geht es mir mit der SGE...egal was passiert...mein Herz wird immer an der SGE hängen - sogar dann wenn es sie mal nicht mehr geben sollte.

Gruss Armin
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Der Fred der "Alten und Weisen"......  Spaß beiseite. Mir gefällt einfach daß hier mal sachlich über unsere Leidenschaft gesprochen wird, ohne pubertierende Hitzköpfigkeit. Wie in der AH: Mehr mit dem Kopf um lange Laufwege zu vermeiden.....Wie man sich ansonsten hier im Forum begegnet, sich verbal die Schnauze demoliert....., schade drum! Der Fußball entwickelt sich leider immer mehr zur Frustablassinstitution. Ihr seid Schuld daß es mir nicht besser geht.....
Bullshit, leider. Lasst uns ein eigenes Forum der "autarken, lebenserfahrenen und völlig ausgeglichenen Eintrachtanhänger" gründen ! Nochmals Spaß beiseite......
Natürlich war es ein Adrenalinstoß  in den 80ern mal mit dem Mob mitzurennen, aber auch ich überlege mir ernsthaft, meine Tochter, die schon mit dem Eintracht-Schnuller aufwachsen "musste" mit zu Spielen zu nehmen, bei denen ich nicht weiß wie sich die "Situation" entwickelt. Vielleicht sollte man alle Fans in Zukunft dazu verdonnern Eltern zu werden, um die Agressivität aus dem Sport zu nehmen   Schon wieder Spaß beiseite.....
Ich danke nur allen Postern dieses Freds für die Besonnenheit der Beiträge....
Gruß spassbolzer
@FrankieVallie: Ich war am Samstag auch im Maschsee Rumpelfeld, musste leider ähnliche Erfahrungen machen. Als Exilhesse in Hannoi muß man viel ertragen, eben auch die Hannoieraner. Seltsames Volk, verstehen keinen Dialekt und haben den Humor im Keller. Schade drum. Wenn ich nicht bei den Eintracht Spielen sein kann, schaue ich mir ab und an den Jägermeisterclub an,die haben noch Spaß am Fußball.....
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Also erstmal finde ich schlimm, dass in fast jedem Post der Beitrag gelobt werden muss. Nicht weil er mir nicht gefällt, sondern weil es leider so ist, dass echt gute Beiträge seltener geworden sind. Das ist genau die Parallele zum Fussball an sich. Der gute Fussball, und damit meine ich nicht nur die 90 Minuten sondern alles drumherum, ist so nicht mehr vorhanden. Die angesprochenen Punkte wie gesteuerte Stimmung vom Band, hinsetzen müssen (gut, kann mir nicht passieren solange es 40b gibt), aber auch der Fussballtourismus in allen Bereichen, das macht vieles anders. Kaputt möchte ich da nicht einmal sagen. Ich glaube einfach, dass wir einen Wandel mitmachen, den viele in den Altersklassen von 30 aufwärts nicht mehr verstehen. Die Kommerzialisierung die immer wieder angesprochen wird, das ist doch nur das Spiegelbild der Gesellschaft. In allen Bereichen wird das so gehandhabt. Früher gab es Rockbands für die revoluzzenden Jugend, heute gibt es DSDS und Popstars. Früher ging man in den G-Block, F-Block oder E-Block oder die anderen (bei uns im Ort) auf die Kackersstehtribühne und hat sich ein mieses Spiel bei 0 Grad angesehen, dass gg Bochum 0:1 verloren wurde. Na und, da hat man dann in der Kneipe nachher geschimpft wie ein Rohrspatz und ist nächste Woche wieder hin. Heute werden nach einem Spiel auf der "Nordwestkurve" unendlich lange Diskussionen im Forum eröffnet wie die Stimmung war, wer Schuld ist an der schlechten Stimmung und wieso der Martin eventuell schlecht drauf war. Es wird über die Spieler auf dem Platz entweder unglaublich ungerecht geschimpft (z.B. Huggel letzte Saison) oder sie werden unberechtigt hoch in den Himmel gelobt (wie Albert S. jetzt). Es gibt nur noch hopp oder topp.  Das alles sind doch die Randerscheinungen die den gesamten Fussball verändern. Wir (ich zähle mich mit 42 mal dazu) Älteren können das erstens nicht verstehen und zweitens nicht akzeptieren, dass unser Fussball so wie er war, nicht mehr existiert Man kann dem auf verschiedene Art begegnen. So wie es Miep beschrieben hat, so mache ich es auch. Ich/wir (wir sind schon ein paar mehr) blenden einfach ganz viel aus und freuen uns, wenn wir am Bierstand oder im Block, die gleichen Gesichter immer wieder treffen, die schon vor x-Jahren da standen. Es ist doch immer wieder nett, wenn der grinsende Schusch ankommt, oder Erwin Stein einem zur Begrüßung von hinten auf die Platte haut. Man nimmt einen Schoppen, schaut das Spiel, regt sich auf oder freut sich und geht dann beschwingt nach Hause, in die Kneipe oder sonstwohin. Wenn man es so nimmt dann geht es noch und macht auch Spaß. Man kann aber auch die Augen aufmachen und gerade dort, wo die angeblich größten Revoluzzer stehen, erkennen dass der Weg der Veränderung vorgegeben ist. Leider ist dort der sog. Fussballtourismus am größten, wo man es eigentlich nicht vermutet. Es sind eben nicht die Gegentribünensitzer, sondern ganz viele Leute auf den Stehrängen, die da sind, weil es einfach schick ist. Da stehen Leute, die kennen jedes Lied und sei es noch so kompliziert, auswendig. Aber die haben von dem was das auf dem Rasen passiert sehr wenig  Ahnung, verstehen viele Gemütsregungen von z.B. mir nicht und können auch mal ein emotionales Schweigen (aus der Anspannung heraus) nicht verstehen, sondern schauen einen ungläubig an, wenn nicht "dauerupportet" wird. Wenn man nach einer indiskutablen Leistung die Heroen mal nicht bejubelt erntet man vielerorts Unverständnis usw. So ändern sich die Zeiten, der Event Fussball wird durch die Offiziellen und durch die geldgeilen bzw. zum Erfolg genötigten Vereine verändert. Auch die Zuschauer selbst verändern das Gesamtbild des Fussballs. Ich finde es ja sogar gut, dass es einen Familienblock gibt und ich finde es gut, dass sich die Essens- und Getränkestände verzehnfacht haben. Ich muss dann aber leider auch damit leben, dass sich das Gesamtbild verändert. Ich lasse hier mal die Ordnungskräfte aussen vor, dass ist wiederum eine Extradiskussion. Die Medien allerdings, die kann ich nicht aussen vor lassen, denn auch die machen natürlich einen extrem großen Teil der Veränderung aus. Durch die hundert Interviews, tausende Wiederholung von Aktionen, ständige Fussballbeschallung, dadurch wird auch vieles anders. Wie schön nostalgisch war es damals, als man nach einem Heimspiel schnell in die Stammkneipe gefahren ist, um die Sportschau zu sehen. Heute wird über die verschiedensten Medienkanäle alles hundertmal durchgekaut und durch die vielen Berichte, Hintergrundstories usw.  eine Popart des Fussballs erschaffen, die nichts mehr mit dem gemein hat, was ich aus meiner Jugend und frühen Erwachsenenzeit kenne. Fussball ist Pop und Poldi, Schweini und Lahm sind ihre Stars. Das kann man akzeptieren, ausblenden oder wegbleiben. Ich blende da lieber mal aus und schaffe mir meine eigene Fussballrealität.

tobago
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Das passt ganz gut zum Thema, ist aus dem SAW von Rhein Main Net:

Im Rahmen des Länderspiels am Mittwoch wurden gleich zwei Plätze gesperrt. Auf dem Rasen an der Wintersporthalle, eigentlich wollte Funkel dort trainieren, wurden gestern Werbeaufnahmen mit Nationalspielern durchgeführt. Und auf dem Trainingsplatz „eins“ wurde ein großes VIP-Zelt aufgebaut. „Die Priorität liegt nicht mehr auf dem Fußball“, sagte Funkel, der es lieber gesehen hätte, das VIP-Zelt wäre auf Platz „vier“ aufgestellt worden. „Doch dann hätten die VIP'S ja hundert Meter weiter laufen müssen...“

tobago
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Es ist schon richtig,das geile Gefühl Eintracht, das Treffen mit liebgewonnenen Leuten will und kann ich nicht missen. Wenn man vor Ort ist blendet man viele Randaspekte einfach aus.

Es gab schon immer Lebensphasen, in denen das Fansein mal mehr und mal weniger wichtig war und ist. (Egal war es mir nie)
Auch Ratgeber die meinen man sollte lieber daheim bleiben werden (vielleicht) solche Phasen erleben.

Meine beiden Kinder sind Freitag bzw. Samstag zur Welt gekommen.
Die Spielergebnisse an diesen WE´s haben mich nicht wirklich interessiert.
Das ist sicherlich alles normal und der Lauf der Zeit.

Nicht normal finde ich jedoch die aktuelle Entwicklung.
In der Allianz-Arena (letzte Saison, diese Saison habe ich mir das nicht mehr angetan) war die Stimmung im Publikum (abgesehen von unseren Fans )irgendwie eine Mischung zwischen Kaffeefahrt und Zoobesuch.
...und so etwas schüttelt mich und ich fühle mich da einfach nicht mehr wohl.
Wenn ich die weißen T-Com Männchen auf der Tribüne sehe bekomme ich Plaque.
Präsenz der Sponsoren und Mehrung der Einnahmen sind natürlich für eine wettbewerbsfähige Mannschaft wichtig, aber leider wird die eigentliche Idee und der Reiz des Fußballs dabei erdrückt.
...und trotzdem freue ich mich auf Samstag...

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bernie schrieb:


Meine beiden Kinder sind Freitag bzw. Samstag zur Welt gekommen.
Die Spielergebnisse an diesen WE´s haben mich nicht wirklich interessiert.
Das ist sicherlich alles normal und der Lauf der Zeit.






herzlichen glückwunsch

ich weiss seit zwei wochen auch, das ich papa werde *freu*
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umek schrieb:
bernie schrieb:


Meine beiden Kinder sind Freitag bzw. Samstag zur Welt gekommen.
Die Spielergebnisse an diesen WE´s haben mich nicht wirklich interessiert.
Das ist sicherlich alles normal und der Lauf der Zeit.






herzlichen glückwunsch

ich weiss seit zwei wochen auch, das ich papa werde *freu*



Die Zeit der Glückwünsche war bei mir vor 8 bzw 12 Jahren.

Aber für Euch alles Gute für die aufregende und tolle Zeit.


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