Unterdessen bekundete der Chef der Linksfraktion im Bundestag, Gregor Gysi, Verständnis für die chinesische Tibet-Politik. Die jüngsten Ausschreitungen seien dadurch in Gang gekommen, "dass Tibeter Läden anzündeten, Chinesen angriffen. Das ist überall verboten", sagte Gysi der Zeitschrift "Super Illu". Der Zeitpunkt für die Eskalation sei kurz vor den olympischen Spielen gewählt worden, weil diese die chinesische Führung zur Zurückhaltung zwängen. Seine Partei sei gegen eine Abtrennung Tibets von China, sagte Gysi weiter. Vielmehr sollte China Tibet ein Höchstmaß an Autonomie gewähren.quelle:reuters
Ein echter Skandal diese Äußerungen von Gysi! Ich hoffe nur der User Maobit nimmt sie nicht wieder zum Anlass jeder linken Meinung einen Hang zum Faschismus zu unterstellen.
@yeboah1981: Es ist doch mit der Linkspartei wieder wie beim Tschetschenienkrieg: Plötzlich wird der Pazifismus sehr relativ. Das überrascht mich nicht (eigentlich habe ich ja solche Stimmen vorhergesagt und, daß ich damit auch im Inland so richtig liege, macht mich einfach traurig).
Keine Angst, ich setze dehalb noch lange nicht jeden linken Idealisten mit dem moralischen Tiefflieger Gysi gleich. Man sollte sich nur bewußt machen, daß dieser Mann ein Parteivorsitzender ist und das auch bedenken, wenn es wieder um eine Machtbeteiligung seiner "lupenreinen Demokraten" geht (ich weiß, das copyright liegt beim Gazprom-Genossen).
Gysi wird am Rad des Lebens in der nächsten Episode bestenfalls als Schlange teilnehmen.
Freiheit für alle Menschen. Freiheit für die Tibeter überall. Nieder mit der Knechtschaft jedweder Couleur.
Es hat zwar ein bisschen gedauert, bis die TID (Tibet Initiative Deutschland) auf ihrer Website auf die aktuelle Situation reagiert hat, aber inzwischen kann man sich dort einen Überblick über Nachrichten und geplante Protestaktionen verschaffen:
Unterdessen bekundete der Chef der Linksfraktion im Bundestag, Gregor Gysi, Verständnis für die chinesische Tibet-Politik. Die jüngsten Ausschreitungen seien dadurch in Gang gekommen, "dass Tibeter Läden anzündeten, Chinesen angriffen. Das ist überall verboten", sagte Gysi der Zeitschrift "Super Illu". Der Zeitpunkt für die Eskalation sei kurz vor den olympischen Spielen gewählt worden, weil diese die chinesische Führung zur Zurückhaltung zwängen. Seine Partei sei gegen eine Abtrennung Tibets von China, sagte Gysi weiter. Vielmehr sollte China Tibet ein Höchstmaß an Autonomie gewähren.quelle:reuters
Ein echter Skandal diese Äußerungen von Gysi! Ich hoffe nur der User Maobit nimmt sie nicht wieder zum Anlass jeder linken Meinung einen Hang zum Faschismus zu unterstellen.
Bin kein Freund Gysis und seiner "Linken", aber zuhören bzw. lesen sollte man schon, bevor man losbrüllt. Weiß nicht, ob er so falsch liegt. Du schon ? "Skandal" zu schreien, ersetzt kein Argument. Den Zeitpunkt für den Aufstand kurz vor den anstehenden Spielen zu wählen, dürfte tatsächlich Methode haben. Das macht sie (den Aufstand und den Zeitpunkt) allerdings noch nicht unlauter. Der Dalai Lama fordert die Autonomie Tibets (die zwar existiert, aber nur auf dem Papier), nicht die Unabhängigkeit von China. Macht Gysi auch. Soweit OK. Daß maobit offenbar den gewaltsamenAufstand unterstützt und nicht den gewaltlosen Widerstand, den der Dalai Lama von seinem Volk fordert, ist vermutlich seinem Hass auf die chinesische Gewaltherrschaft in Tibet und seinen hautnahen Erfahrungen mit dieser (in Berlin ?) geschuldet. Daß "die Linke", die ja nach der Auffassung von maobit als Nachfolgepartei der SED anzusehen ist, die Politik des Genossen Putin gegen Tschtschenien unterstützt (tut sie das ?), dürfte auch (wem eigentlich außer maobit ?) klar sein.
Der Dalai Lama, gefragt nach einer möglichen Nähe von Buddhismus und Marxismus:
"Den sozialistischen Ideen von Gerechtigkeit und Brüderlichkeit in der Welt fühle ich mich durch die buddhistischen Lehren auf jeden Fall verbunden, denn das kapitalistische System hat auch seine Schattenseiten. Mir missfällt vor allem die immer größer werdende Kluft zwischen Armen und Reichen." (Dalai Lama: Mitgefühl und Weisheit. Ein großer Mensch im Gespräch mit Felizitas von Schönborn. Herder, Freiburg 1994)
Es ist doch fakt, dass zu erst Geschäfte demoliert bzw. in Brand gesteckt wurden und anschließend auch die Chinesen von "Aufständischen" angegriffen wurden. Hierfür gab es zu Beginn genügend Film- und Bildmaterial von ausländischen Journalisten (auch von unseren Deutschen).
In jedem Land der Welt würde sich die Staatsmacht gegen einen solchen Mob wehren. Zunächst wurden auch unbewaffnete Sicherheitskräfte hingeschickt. (auch hierfür gibt es genug Medienberichte).
Nachdem diese Sicherheitskräfte ebenfalls keine Ruhe schaffen konnten, wurden schließlich bewaffnete Kräfte eingesetzt. Auch das würde in jedem Staat der Welt passieren. Kein Staat würde eine Anarchie in einem Teil seines Landes dulden.
Das Geschrei um "Free Tibet" kann ich sowieso nicht mehr hören. Tibet ist ein autonomer Teil des Chinesischen Staatsgebietes. Das Gebiet gehört seit über 200 Jahren zu China.
Was ist denn beispielsweise mit den Basken oder den Katalanen in Europa? Hier fordert doch auch keiner, dass die einen eigenen Staat bekommen müssen. Schlimm genug, dass die Serben eine Teilung ihres Staatsgebietes hinnehmen mussten.
Was wäre, wenn die Sorben einen eigenen Staat forden würden? Wäre Deutschland bereit einen Teil seines Staatsgebietes zu räumen?
@pedro: Wenn eine Partei zu Demonstrationen gegen den Irak-Krieg aufruft, aber sich beim Tschetschenien-Krieg merkwürdig ruhig bis relativierend (das Wort "Unterstützung" hast Du benutzt) verhält, dann ist das für mich eindeutig genug und wundert mich nicht.
Ob nun eine Olympiade in China ansteht oder nicht: Die jahrzehntelange Ansiedlung von Han-Chinesen zur Verdrängung der Tibeter, der Ausschluss der Tibeter von Bildungsmöglichkeiten und besseren Arbeitsplätzen - sich dagegen zu wehren, empfinde ich als verständlich. Die Ausweisung der ausländischen Journalisten, das verzögerte Zugeben vom Einsatz von Schusswaffen (die Tibeter sind sicher schwer bewaffnet ) - das zeigt doch wohin die Reise geht. Wie 1959 und 1989: Immer feste druff. Und bloß kein Wort mit dem Dalai Lama reden - warum eigentlich nicht?
Daß der Dalai Lama nach Jahrzehnten der Unterdrückung die jungen Tibeter mit seinem Aufruf zum Gewaltverzicht nicht mehr erreicht ist nur logisch. Es hat sich doch durch gewaltfreien Widerstand nichts geändert. Es läuft wieder wie in Ungarn 1956: Ein Volk wird von außen unterjocht und da es keine lohnenden Bodenschätze zu bieten hat und der Unterdrücker mächtig ist, traut sich keiner zu helfen.
Übrigens kann man sich auch in Berlin mit der Materie beschäftigen und ich kenne einige Leute, die in Tibet waren und sich bei der Tibet-Initiative einbringen. Ich bin genau so nah dran wie Gysi, der sich in Deinen Augen ja trotz Nachrichtensperre auch äußern darf.
Ich wünsche auch den Kurden, den Palästinensern und anderen bedrängten Völkern, daß sie sich befreien und ihre Kultur selbst bestimmen können. Das muß nicht zu eigenen Staaten führen, aber die Rechte der Sorben in Deutschland oder der Katalanen in Spanien wären schon wünschenswert.
Noch etwas: Die Linke ist faktisch die Nachfolgepartei der SED und nicht "nach der Auffassung von maobit als Nachfolgepartei der SED anzusehen". Aber in Deinen Augen entstand sie wahrscheinlich aus einem Vakuum humanistischer Utopie, um die Menschheit ins Licht zu führen.
Ja gehts denn noch? Ignoranz? Frust? Zynismus? Dennoch will ich Deine Ausführungen nicht einfach unwidersprochen so stehen lassen:
shinji schrieb: Was ist denn Falsch an der Aussage von Gysi?
Es ist doch fakt, dass zu erst Geschäfte demoliert bzw. in Brand gesteckt wurden und anschließend auch die Chinesen von "Aufständischen" angegriffen wurden. Hierfür gab es zu Beginn genügend Film- und Bildmaterial von ausländischen Journalisten (auch von unseren Deutschen).
Vielleicht sollte man am Rande erwähnen, dass es sich bei dem Mob um Tibeter handelt, die von den Chinesen nach deren Okkupation (!) im eigenen Land zur Minderheit gemacht wurden - weltweit ein wohl einmaliger Vorgang. Was die ausgeübte Gewalt gegen Menschen in Tibet anbelangt, so lassen die Nachrichten im Ganzen vermuten, dass sie am umfangreichsten und massivsten von Chinesen an Tibetern ausgeübt wird, und nicht umgekehrt. Dass hingegen die Proteste von Tibetern initiiert wurden, und dass das Vorfeld der Olympiade in Peking dabei strategisch genützt wird, ist offensichtlich und mehr als verständlich.
shinji schrieb: In jedem Land der Welt würde sich die Staatsmacht gegen einen solchen Mob wehren. Zunächst wurden auch unbewaffnete Sicherheitskräfte hingeschickt. (auch hierfür gibt es genug Medienberichte).
Nachdem diese Sicherheitskräfte ebenfalls keine Ruhe schaffen konnten, wurden schließlich bewaffnete Kräfte eingesetzt. Auch das würde in jedem Staat der Welt passieren. Kein Staat würde eine Anarchie in einem Teil seines Landes dulden.
Das Geschrei um "Free Tibet" kann ich sowieso nicht mehr hören. Tibet ist ein autonomer Teil des Chinesischen Staatsgebietes. Das Gebiet gehört seit über 200 Jahren zu China.
Tibet ist in der Tat autonomer Teil der Volksrepublik China, nachdem deren Truppen das Land 1950 überfallen, okkupiert und das Staatsoberhaupt, den Dalai Lama, ins Exil getrieben haben. Nebenbei: über Jahrhunderte waren auch schon mal große Teile Chinas tibetisch. Sollen wir daraus lernen, dass der Dalai Lama legitimer Herrscher in Peking zu sein hätte?
shinji schrieb: Was ist denn beispielsweise mit den Basken oder den Katalanen in Europa? Hier fordert doch auch keiner, dass die einen eigenen Staat bekommen müssen. Schlimm genug, dass die Serben eine Teilung ihres Staatsgebietes hinnehmen mussten.
Was wäre, wenn die Sorben einen eigenen Staat forden würden? Wäre Deutschland bereit einen Teil seines Staatsgebietes zu räumen?
Obwohl es niemals baskische oder katalanische, geschweige denn sorbische, oberschwäbische oder nordwesthessische Staatsgebilde von vergleichbarer Autonomie wie Tibet gegeben hat, haben selbst die Basken und Katalanen in ihren Regionen eine weitaus größere Selbstbestimmung als heute Tibet. F r e e T i b e t
shinji schrieb: Was ist denn Falsch an der Aussage von Gysi?
Es ist doch fakt, dass zu erst Geschäfte demoliert bzw. in Brand gesteckt wurden und anschließend auch die Chinesen von "Aufständischen" angegriffen wurden. Hierfür gab es zu Beginn genügend Film- und Bildmaterial von ausländischen Journalisten (auch von unseren Deutschen).
In jedem Land der Welt würde sich die Staatsmacht gegen einen solchen Mob wehren. Zunächst wurden auch unbewaffnete Sicherheitskräfte hingeschickt. (auch hierfür gibt es genug Medienberichte).
Nachdem diese Sicherheitskräfte ebenfalls keine Ruhe schaffen konnten, wurden schließlich bewaffnete Kräfte eingesetzt. Auch das würde in jedem Staat der Welt passieren. Kein Staat würde eine Anarchie in einem Teil seines Landes dulden.
Das Geschrei um "Free Tibet" kann ich sowieso nicht mehr hören. Tibet ist ein autonomer Teil des Chinesischen Staatsgebietes. Das Gebiet gehört seit über 200 Jahren zu China.
Was ist denn beispielsweise mit den Basken oder den Katalanen in Europa? Hier fordert doch auch keiner, dass die einen eigenen Staat bekommen müssen. Schlimm genug, dass die Serben eine Teilung ihres Staatsgebietes hinnehmen mussten.
Was wäre, wenn die Sorben einen eigenen Staat forden würden? Wäre Deutschland bereit einen Teil seines Staatsgebietes zu räumen?
So isses. Allerdings ist die Forderung nach einem eigenen Staat Tibet nicht ungeteilt. Nachdem der Dalai Lama früher diesen Staat forderte, ist er nunmehr von dieser Forderung abgerückt. Die chinesische Staatsführung sieht seine Kursänderung jedoch lediglich als taktisches Manöver an. Tatsächlich fordern zahlreiche tibetische Exilorganisationen, darunter auch die Exilregierung in Indien, und der Anführer des Tibetischen Jugendkongresses, Tsewang Rigzin, der wohl zugleich als Kopf des Aufstands anzusehen ist, nach wie vor die Unabhängigkeit Tibets von China. Das der Dalai Lama in seinem Exil in Indien tatsächlich ständigen Kontakt zur Exilregierung und weiteren Unabhängigkeitsorganisationen hält, dürfte außer Frage stehen. Die chinesische Staatsführung jedenfalls glaubt seinen Beteuerungen, daß es ihm nur um die Verwirklichung der Autonomie gehe und er eine Beendigung der Gewalthandlungen seitens der tibetischen Seite fordert, nicht. Sie geht davon aus, daß eine Aufgabenteilung in der Front gegen China und für die Unabhängigkeit vorliegt.
Allerdings könnte diese Haltung auch Ausdruck dafür sein, mit der Politik der Zerstreuung der Tibeter und damit dem Leerlaufen der Forderungen nach Unabhängigkeit Tibets seitens der chinesischen Führung fortfahren zu wollen. Die Tibeter leben heute zumeist in anderen Provinzen Chinas, die nach der Aufteilung und Abtrennung Tibets geschaffen wurden und damit nicht mehr in der autonomen Region. Damit und mit der Ansiedlung chinesischer Volksgruppenangehöriger in Tibet will China offenbar der Separationspolitik Schritt für Schritt den Boden entziehen.
Unterdessen gehen die Versuche der Einmischung der "freien Welt" in die inneren Angelegenheiten Chinas weiter. Inzwischen droht der Präsident des europäischen Parlaments Hans-Gert Pöttering (CDU) der chinesischen Führung mit dem Boykott der olympischen Spiele und fordert für deren Durchführung die Aufnahme von Verhandlungen mit dem Dalai Lama seitens der chinesischen Führung. Diese Einmschungsversuche sind allerdings sehr offensichtlich mit den Interessen an einer Machtaufweichung der chinesischen Führung und ihrer Ersetzung durch ein dieser "freien" Weltclique angehöriges Machtgefüge zu erklären. Im Westen nichts neues...
... Allerdings könnte diese Haltung auch Ausdruck dafür sein, mit der Politik der Zerstreuung der Tibeter und damit dem Leerlaufen der Forderungen nach Unabhängigkeit Tibets seitens der chinesischen Führung fortfahren zu wollen. Die Tibeter leben heute zumeist in anderen Provinzen Chinas, die nach der Aufteilung und Abtrennung Tibets geschaffen wurden und damit nicht mehr in der autonomen Region. Damit und mit der Ansiedlung chinesischer Volksgruppenangehöriger in Tibet will China offenbar der Separationspolitik Schritt für Schritt den Boden entziehen. ...
Diese "Ansiedlungspolitik" ist rassistisch, autoritär, imperialistisch. Dinge, die bei anderen Ländern völlig zu recht angeprangert werden, scheinen bei den Chinesen für einige okay zu sein.
Kein Wort dazu, daß unsere Sorben hier Rechte haben, von denen Tibeter nur träumen.
... Allerdings könnte diese Haltung auch Ausdruck dafür sein, mit der Politik der Zerstreuung der Tibeter und damit dem Leerlaufen der Forderungen nach Unabhängigkeit Tibets seitens der chinesischen Führung fortfahren zu wollen. Die Tibeter leben heute zumeist in anderen Provinzen Chinas, die nach der Aufteilung und Abtrennung Tibets geschaffen wurden und damit nicht mehr in der autonomen Region. Damit und mit der Ansiedlung chinesischer Volksgruppenangehöriger in Tibet will China offenbar der Separationspolitik Schritt für Schritt den Boden entziehen. ...
Diese "Ansiedlungspolitik" ist rassistisch, autoritär, imperialistisch. Dinge, die bei anderen Ländern völlig zu recht angeprangert werden, scheinen bei den Chinesen für einige okay zu sein.
Kein Wort dazu, daß unsere Sorben hier Rechte haben, von denen Tibeter nur träumen.
Tatsache ist, daß die internationale Staatengemeinschaft, auch Deutschland, Tibet als Bestandteil des Chinesischen Staatsterritoriums anerkennt und einer Anerkennung eines unabhängien Tibet stets eine Absage erteilt hat.
Und eine Erklärung der Bundesregierung zur Ablehnung der andauernden englischen Okkupation Nordirlands, zur Unterdrückung der katalanischen und baskischen Völker, sowie eine Entschuldigung für die und Rückgabe zahlreicher geraubter Kulturschätze aus der Kolonialgeschichte Deutschlands steht ebenso aus, wie bei den anderen Kolonialmächten. Und was das deutsche Kerbholz mit seiner Ausländerpolitik und -Hetze ansonsten aufzuweisen hat, sollte angesichts der unverschämten Einmischungen Herrn Pöttering die Schamröte ins Gesicht treiben.
@pedro: Jetzt komm mir doch nicht wieder staatstragend. Pöttering ist mir so was von... Daß Merkel sich nicht hat verbieten lassen, mit dem Dalai Lama zu sprechen ist aber in meinem Sinne der richtige Weg. Daraufhin hat sich China massiv in unsere Angelegenheiten eingemischt, statt einfach selber mal mit ihm zu babbeln. Konfrontation statt Dialog, seit Jahrzehnten.
Es geht um kulturelle Freiheit und die Verhinderung rassistischer Verdrängungspolitik. Ein eigener Staat ist dafür gar nicht nötig (und war es im Kosovo auch nicht).
Fakt ist: Du und ich können uns hier frei austauschen und den Pöttering verbal auseinander nehmen. Dadurch landen wir vielleicht auf irgendwelchen inoffiziellen Listen und werden bei der nächsten Verkehrskontrolle extrem gefilzt, aber wir werden nicht inhaftiert, können Hessisch, Tibetisch oder Suaheli babbeln, schreiben und lernen bis zum Kotzen, bei der Müllabfuhr, als Anwalt, bei einer Splitterpartei, der Tibet-Initiative oder im Puff arbeiten, von Berlin nach München und zurück ziehen so oft wir wollen und von der Ufologen-Messe bis zum satanistischen Ritualsex jeder Religion oder Ideologie anhängen, solange wir niemanden anders damit schädigen - nix anderes wünsche ich den Tibetern auch (und den Kurden, Palästinensern, Nordiren, usw.).
Einen Fehler durch andere zu rechtfertigen, hat noch niemals weitergeholfen
Der Fall Tibet liegt so klar wie nur möglich - ich wiederhole mich gern noch einmal: 1950 massivster und von langer Hand durch Mao vorbereiteter Einmarsch chinesischer Truppen in Tibet. Das Staatsoberhaupt, der Dalai Lama, wird ins nordindische Exil gezwungen. Und zwar ganz und gar gegen den Willen der überwältigenden Mehrheit seines Volkes, die heute nichts anders als vor sechzig Jahren nichts mehr ersehnt als seine und all der anderen Mönche, die im Volk größtes Ansehen genießen, Rückkehr. Das begehrteste Gastgeschenk in Tibet sind noch heute Fotografien des Dalai Lama oder anderer hoher geistlicher Lehrer. Wird man allerdings mit solch einem Foto erwischt, dann Gnade einem Buddha. Wie, bitte sehr, kann man das rechtfertigen?
Dass Tibet mittlerweile zum Müllabladeplatz Chinas verkommt; dass der sehr bemerkenswerte tibetische Buddhismus nach Maßgabe Chinas seine alleinige Daseinsberechtigung in Form von einer Art spirituellem Disneyland für Touristen haben soll; dass die Tibeter inzwischen zur Minderheit im eigenen Land geworden sind (im eigenen Land, ich spreche nicht von anrainenden chinesischen Provinzen) - wodurch soll all das gerechtfertigt sein?
Und wodurch (besser: zu welchem Zweck) möchte man begründen, dass die Aussage des Dalai Lama, den Status der autonomen Region und damit eine gewisse Supervision Chinas anzuerkennen, wenn nur Tibet seine eigene kulturelle Integrität bewahren darf, nicht aufrichtig sei? Ebenso wie sein Beharren auf Gewaltlosigkeit? Dieser Mann, der sehr zurecht international höchste Anerkennung als moralische Instanz genießt, meint, was er sagt, und umgekehrt - dazu brauch man sich nur einmal die Mühe machen und einige seiner Schriften zu lesen. Dass er, was das Primat des Gewaltverzichts anbelangt, sich im Widerspruch zur Organisation der Jungen Tibeter befindet, sollte nicht überraschen. Er spricht als buddhistischer Mönch, als älterer Mann, der zudem gewzungenermaßen im Ausland lebt. Die Tibeter, die das Recht der Selbstverteidigung für sich reklamieren, sind vorwiegend jüngere Männer, die im Land leben und den Repressionen dort täglich ausgesetzt sind. Wie sollte da keine Differenz der Positionen bestehen? Jedenfalls hat seit Gandhi kein führender Staatsmann so beharrlich auf ahimsa, Gewaltfreiheit, bestanden, wie der Dalai Lama.
Dass die westliche Welt in solchen Fällen in einem Spektrum reagiert, das von ratlos über naiv bis verlogen reicht, ist allerdings wahr. Leider.
Die Voraussetzung für Gespräche lautet, dass der Dalai Lama erklärt, nicht für die Unabhängigkeit Tibets einzutreten und zugleich sowohl Tibet als auch Taiwan als «untrennbare Teile des chinesischen Territoriums» anerkennt.
Die erste Forderung dürfte er erfüllt haben, die zweite nicht.
So er dies nicht tut, habe ich große Zweifel daran, daß er tatsächlich die Autonomie unter der Oberhoheit Chinas will, es sich vielmehr um eine konzertierte Aktion von DL, Tibetischer Exilregierung und Taiwanesischer Guomindang handelt.
Weißte was mich interessiert Pedro. Warum hat die vermeintlich allmächtige KP in China solche Angst vor einem Männlein von knapp 55 Kilo Gewicht? Der Mann hat weder eine Privatarmee ,noch verfügt er über nennenswertes Vermögen. Sein politischer Einfluß-ist wenn man von deutschen OberstudienrätInnen absieht -gleich null.
Oder steht uns da ein Koloss auf tönernen Füßen gegenüber?
HeinzGründel schrieb: Weißte was mich interessiert Pedro. Warum hat die vermeintlich allmächtige KP in China solche Angst vor einem Männlein von knapp 55 Kilo Gewicht? Der Mann hat weder eine Privatarmee ,noch verfügt er über nennenswertes Vermögen. Sein politischer Einfluß-ist wenn man von deutschen OberstudienrätInnen absieht -gleich null.
Oder steht uns da ein Koloss auf tönernen Füßen gegenüber?
Möglicherweise ja. Ich denke, es wird nicht lange dauern, da werden wir entweder eine Demokratisierung Chinas, d.h. eine angesichts der schnell fortschreitenden Nachholarbeit in Sachen Kapitalismus diese Periode abschließende Änderung, mit dem Ziel einer wirklichen Basisdemokratie in allen Lebensbereichen in Form einer Vergesellschaftung (im Gegensatz zur Verstaatlichung) erleben, oder aber eine Entwicklung, wie sie die Sowjetunion nach Gorbatschow durchmachte. In beiden Fällen geht es für den DL und die Unabhängigkeitskräfte Tibets darum, rechtzeitig in den Startlöchern zu stehen. Natürlich wird die chinesische Nomenklatur bei dieser Umwälzung in die eine oder andere Richtung in jedem Fall Federn, oder vielmehr das ganze Huhn lassen.
Interressant, grade vor ein paar Std. hab ich genau darüber an anderer Stelle etwas geschrieben. (Nicht hier im Forum) Was mich an der ganzen Sache stutzig macht ist, warum China Tibet mit aller Macht halten will. Das China damals Tibet besetzt hat um den Briten nicht die Möglichkeit zu geben auf chinesischer Seite des Himalayas Truppen zu stationieren kann ich ja noch halbwegs nachvollziehen. (Zwar mMn trotzdem falsch, aber taktisch gesehen wohl richtig.) Es geht hierbei wohl am ehesten darum dass die Chinesen in Tibet große vorkommen an Blei, Kupfer und Zink gefunden haben, was sie auch 2007 bekannt gaben. Unter einer buddhistischen Regierung würden sie nie die Erlaubniss erhalten diese Bodenschätze abzubauen. Wie sie es seit 1950 bereits mit den tibetischen Wäldern machten. Sie mussten nur 1990 das Abholzen der Wälder einschränken weil es zu massiven Erdrutschen kam. Bei den Amerikanern ging es im Irak schließlich auch um Massenvernichtungswaffen und nicht etwa um Öl. Hier geht es um gewalttätige Mönche und nicht um Bodenschätze. Nachzulesen ist das alles auf Wikipedia: Tibet - Ökonomie od. Bergbau.
Am tönernbefüßten Koloss kann was dran sein, wenn es denn stimmt, dass etwa die für die Zeit der Olypiade bereits verhökerten Übertragungsrechte vom Platz des Himmlischen Friedens bereits wieder kassiert wurden.
A.a.O. habe ich schon angemerkt, dass die nächste politische Generation Chinas allgemein, aber namentlich auch im Bezug auf Tibet durchaus unterschiedliche Präferenzen zu haben scheint. Das könnte sich für die Lösung des Konflikts als durchaus hilfreich erweisen. Wer weiß: vielleicht feiert die ältere Generation sich nochmal selbst im Licht der Olympiade, und der Wechsel erfolgt bald darauf.
Spannend wird's auf jeden Fall werden - ich persönlich rechne aufgrund erheblich unterschiedlicher Mentalität nicht mit einem Russland vergleichbaren Weg.
Lieber HG, unterschätz mir die deutschen O'Studienrätinnen nicht. Sie mögen zwar Wollstrümpfe tragen, haben's aber faustdick hinter den Ohren. Ich weiss, wovon ich rede
Lieber PG: Glaub mir, wenn Chinesen nicht allein Federn, sondern gleich ganze Hühner lassen - wird Nudelsuppe draus. Dazu mehr hier im Forum Ihres Vertrauens.
http://www.bz-berlin.de/BZ/berlin/2008/03/22/tibeter-zuendete-sich-in-berlin-an/tibeter-zuendete-sich-in-berlin-an,geo=4079716.html
Unterdessen bekundete der Chef der Linksfraktion im Bundestag, Gregor Gysi, Verständnis für die chinesische Tibet-Politik. Die jüngsten Ausschreitungen seien dadurch in Gang gekommen, "dass Tibeter Läden anzündeten, Chinesen angriffen. Das ist überall verboten", sagte Gysi der Zeitschrift "Super Illu". Der Zeitpunkt für die Eskalation sei kurz vor den olympischen Spielen gewählt worden, weil diese die chinesische Führung zur Zurückhaltung zwängen. Seine Partei sei gegen eine Abtrennung Tibets von China, sagte Gysi weiter. Vielmehr sollte China Tibet ein Höchstmaß an Autonomie gewähren.quelle:reuters
Ein echter Skandal diese Äußerungen von Gysi! Ich hoffe nur der User Maobit nimmt sie nicht wieder zum Anlass jeder linken Meinung einen Hang zum Faschismus zu unterstellen.
Es ist doch mit der Linkspartei wieder wie beim Tschetschenienkrieg: Plötzlich wird der Pazifismus sehr relativ. Das überrascht mich nicht (eigentlich habe ich ja solche Stimmen vorhergesagt und, daß ich damit auch im Inland so richtig liege, macht mich einfach traurig).
Keine Angst, ich setze dehalb noch lange nicht jeden linken Idealisten mit dem moralischen Tiefflieger Gysi gleich. Man sollte sich nur bewußt machen, daß dieser Mann ein Parteivorsitzender ist und das auch bedenken, wenn es wieder um eine Machtbeteiligung seiner "lupenreinen Demokraten" geht (ich weiß, das copyright liegt beim Gazprom-Genossen).
Gysi wird am Rad des Lebens in der nächsten Episode bestenfalls als Schlange teilnehmen.
Freiheit für alle Menschen. Freiheit für die Tibeter überall. Nieder mit der Knechtschaft jedweder Couleur.
http://www.tibet-initiative.de/
Bin kein Freund Gysis und seiner "Linken", aber zuhören bzw. lesen sollte man schon, bevor man losbrüllt.
Weiß nicht, ob er so falsch liegt. Du schon ? "Skandal" zu schreien, ersetzt kein Argument.
Den Zeitpunkt für den Aufstand kurz vor den anstehenden Spielen zu wählen,
dürfte tatsächlich Methode haben. Das macht sie (den Aufstand und den Zeitpunkt) allerdings noch nicht unlauter. Der Dalai Lama fordert die Autonomie Tibets (die zwar existiert, aber nur auf dem Papier), nicht die Unabhängigkeit von China. Macht Gysi auch. Soweit OK. Daß maobit offenbar den gewaltsamen Aufstand unterstützt und nicht den gewaltlosen Widerstand, den der Dalai Lama von seinem Volk fordert, ist vermutlich seinem Hass auf die chinesische Gewaltherrschaft in Tibet und seinen hautnahen Erfahrungen mit dieser (in Berlin ?) geschuldet. Daß "die Linke", die ja nach der Auffassung von maobit als Nachfolgepartei der SED anzusehen ist, die Politik des Genossen Putin gegen Tschtschenien unterstützt (tut sie das ?), dürfte auch (wem eigentlich außer maobit ?) klar sein.
"Den sozialistischen Ideen von Gerechtigkeit und Brüderlichkeit in der Welt fühle ich mich durch die buddhistischen Lehren auf jeden Fall verbunden, denn das kapitalistische System hat auch seine Schattenseiten. Mir missfällt vor allem die immer größer werdende Kluft zwischen Armen und Reichen."
(Dalai Lama: Mitgefühl und Weisheit. Ein großer Mensch im Gespräch mit Felizitas von Schönborn. Herder, Freiburg 1994)
Es ist doch fakt, dass zu erst Geschäfte demoliert bzw. in Brand gesteckt wurden und anschließend auch die Chinesen von "Aufständischen" angegriffen wurden. Hierfür gab es zu Beginn genügend Film- und Bildmaterial von ausländischen Journalisten (auch von unseren Deutschen).
In jedem Land der Welt würde sich die Staatsmacht gegen einen solchen Mob wehren. Zunächst wurden auch unbewaffnete Sicherheitskräfte hingeschickt. (auch hierfür gibt es genug Medienberichte).
Nachdem diese Sicherheitskräfte ebenfalls keine Ruhe schaffen konnten, wurden schließlich bewaffnete Kräfte eingesetzt. Auch das würde in jedem Staat der Welt passieren. Kein Staat würde eine Anarchie in einem Teil seines Landes dulden.
Das Geschrei um "Free Tibet" kann ich sowieso nicht mehr hören. Tibet ist ein autonomer Teil des Chinesischen Staatsgebietes. Das Gebiet gehört seit über 200 Jahren zu China.
Was ist denn beispielsweise mit den Basken oder den Katalanen in Europa? Hier fordert doch auch keiner, dass die einen eigenen Staat bekommen müssen. Schlimm genug, dass die Serben eine Teilung ihres Staatsgebietes hinnehmen mussten.
Was wäre, wenn die Sorben einen eigenen Staat forden würden? Wäre Deutschland bereit einen Teil seines Staatsgebietes zu räumen?
Wenn eine Partei zu Demonstrationen gegen den Irak-Krieg aufruft, aber sich beim Tschetschenien-Krieg merkwürdig ruhig bis relativierend (das Wort "Unterstützung" hast Du benutzt) verhält, dann ist das für mich eindeutig genug und wundert mich nicht.
Ob nun eine Olympiade in China ansteht oder nicht: Die jahrzehntelange Ansiedlung von Han-Chinesen zur Verdrängung der Tibeter, der Ausschluss der Tibeter von Bildungsmöglichkeiten und besseren Arbeitsplätzen - sich dagegen zu wehren, empfinde ich als verständlich. Die Ausweisung der ausländischen Journalisten, das verzögerte Zugeben vom Einsatz von Schusswaffen (die Tibeter sind sicher schwer bewaffnet ) - das zeigt doch wohin die Reise geht. Wie 1959 und 1989: Immer feste druff. Und bloß kein Wort mit dem Dalai Lama reden - warum eigentlich nicht?
Daß der Dalai Lama nach Jahrzehnten der Unterdrückung die jungen Tibeter mit seinem Aufruf zum Gewaltverzicht nicht mehr erreicht ist nur logisch. Es hat sich doch durch gewaltfreien Widerstand nichts geändert. Es läuft wieder wie in Ungarn 1956: Ein Volk wird von außen unterjocht und da es keine lohnenden Bodenschätze zu bieten hat und der Unterdrücker mächtig ist, traut sich keiner zu helfen.
Übrigens kann man sich auch in Berlin mit der Materie beschäftigen und ich kenne einige Leute, die in Tibet waren und sich bei der Tibet-Initiative einbringen. Ich bin genau so nah dran wie Gysi, der sich in Deinen Augen ja trotz Nachrichtensperre auch äußern darf.
Ich wünsche auch den Kurden, den Palästinensern und anderen bedrängten Völkern, daß sie sich befreien und ihre Kultur selbst bestimmen können. Das muß nicht zu eigenen Staaten führen, aber die Rechte der Sorben in Deutschland oder der Katalanen in Spanien wären schon wünschenswert.
Noch etwas: Die Linke ist faktisch die Nachfolgepartei der SED und nicht "nach der Auffassung von maobit als Nachfolgepartei der SED anzusehen". Aber in Deinen Augen entstand sie wahrscheinlich aus einem Vakuum humanistischer Utopie, um die Menschheit ins Licht zu führen.
Vielleicht sollte man am Rande erwähnen, dass es sich bei dem Mob um Tibeter handelt, die von den Chinesen nach deren Okkupation (!) im eigenen Land zur Minderheit gemacht wurden - weltweit ein wohl einmaliger Vorgang. Was die ausgeübte Gewalt gegen Menschen in Tibet anbelangt, so lassen die Nachrichten im Ganzen vermuten, dass sie am umfangreichsten und massivsten von Chinesen an Tibetern ausgeübt wird, und nicht umgekehrt. Dass hingegen die Proteste von Tibetern initiiert wurden, und dass das Vorfeld der Olympiade in Peking dabei strategisch genützt wird, ist offensichtlich und mehr als verständlich.
Tibet ist in der Tat autonomer Teil der Volksrepublik China, nachdem deren Truppen das Land 1950 überfallen, okkupiert und das Staatsoberhaupt, den Dalai Lama, ins Exil getrieben haben. Nebenbei: über Jahrhunderte waren auch schon mal große Teile Chinas tibetisch. Sollen wir daraus lernen, dass der Dalai Lama legitimer Herrscher in Peking zu sein hätte?
Obwohl es niemals baskische oder katalanische, geschweige denn sorbische, oberschwäbische oder nordwesthessische Staatsgebilde von vergleichbarer Autonomie wie Tibet gegeben hat, haben selbst die Basken und Katalanen in ihren Regionen eine weitaus größere Selbstbestimmung als heute Tibet.
F r e e T i b e t
[img]http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3c/Flag_of_Tibet[/img]
Du sprichst mir aus der Seele. Vielen Dank.
So isses.
Allerdings ist die Forderung nach einem eigenen Staat Tibet nicht ungeteilt.
Nachdem der Dalai Lama früher diesen Staat forderte, ist er nunmehr von dieser Forderung abgerückt. Die chinesische Staatsführung sieht seine Kursänderung jedoch lediglich als taktisches Manöver an. Tatsächlich fordern zahlreiche tibetische Exilorganisationen, darunter auch die Exilregierung in Indien, und der Anführer des Tibetischen Jugendkongresses, Tsewang Rigzin, der wohl zugleich als Kopf des Aufstands anzusehen ist, nach wie vor die Unabhängigkeit Tibets von China. Das der Dalai Lama in seinem Exil in Indien
tatsächlich ständigen Kontakt zur Exilregierung und weiteren Unabhängigkeitsorganisationen hält, dürfte außer Frage stehen. Die chinesische Staatsführung jedenfalls glaubt seinen Beteuerungen, daß es ihm nur um die Verwirklichung der Autonomie gehe und er eine Beendigung der Gewalthandlungen seitens der tibetischen Seite fordert, nicht. Sie geht davon aus, daß eine Aufgabenteilung in der Front gegen China und für die Unabhängigkeit vorliegt.
http://www.hna.de/hptopnewsstart/00_20080321103850_Analyse_China_lehnt_Dialog_mit_Luegner_Dalai_Lam.html
Allerdings könnte diese Haltung auch Ausdruck dafür sein, mit der Politik der Zerstreuung der Tibeter und damit dem Leerlaufen der
Forderungen nach Unabhängigkeit Tibets seitens der chinesischen Führung fortfahren zu wollen. Die Tibeter leben heute zumeist in anderen Provinzen Chinas, die nach der Aufteilung und Abtrennung Tibets geschaffen wurden und damit nicht mehr in der autonomen Region. Damit und mit der Ansiedlung chinesischer Volksgruppenangehöriger in Tibet will China offenbar der Separationspolitik Schritt für Schritt den Boden entziehen.
Unterdessen gehen die Versuche der Einmischung der "freien Welt" in die inneren Angelegenheiten Chinas weiter. Inzwischen droht der Präsident des europäischen Parlaments Hans-Gert Pöttering (CDU) der chinesischen Führung mit dem Boykott der olympischen Spiele und fordert für deren Durchführung die Aufnahme von Verhandlungen mit dem Dalai Lama seitens der chinesischen Führung. Diese Einmschungsversuche sind allerdings sehr offensichtlich mit den Interessen an einer Machtaufweichung der chinesischen
Führung und ihrer Ersetzung durch ein dieser "freien" Weltclique angehöriges Machtgefüge zu erklären. Im Westen nichts neues...
Diese "Ansiedlungspolitik" ist rassistisch, autoritär, imperialistisch. Dinge, die bei anderen Ländern völlig zu recht angeprangert werden, scheinen bei den Chinesen für einige okay zu sein.
Kein Wort dazu, daß unsere Sorben hier Rechte haben, von denen Tibeter nur träumen.
Tatsache ist, daß die internationale Staatengemeinschaft, auch Deutschland,
Tibet als Bestandteil des Chinesischen Staatsterritoriums anerkennt und einer
Anerkennung eines unabhängien Tibet stets eine Absage erteilt hat.
http://de.wikipedia.org/wiki/Tibet#Tibets_Status
Und eine Erklärung der Bundesregierung zur Ablehnung der andauernden englischen Okkupation Nordirlands, zur Unterdrückung der katalanischen und baskischen Völker, sowie eine Entschuldigung für die und Rückgabe zahlreicher geraubter Kulturschätze aus der Kolonialgeschichte Deutschlands steht ebenso aus, wie bei den anderen Kolonialmächten.
Und was das deutsche Kerbholz mit seiner Ausländerpolitik und -Hetze ansonsten aufzuweisen hat, sollte angesichts der unverschämten Einmischungen Herrn Pöttering die Schamröte ins Gesicht treiben.
Jetzt komm mir doch nicht wieder staatstragend. Pöttering ist mir so was von...
Daß Merkel sich nicht hat verbieten lassen, mit dem Dalai Lama zu sprechen ist aber in meinem Sinne der richtige Weg. Daraufhin hat sich China massiv in unsere Angelegenheiten eingemischt, statt einfach selber mal mit ihm zu babbeln. Konfrontation statt Dialog, seit Jahrzehnten.
Es geht um kulturelle Freiheit und die Verhinderung rassistischer Verdrängungspolitik. Ein eigener Staat ist dafür gar nicht nötig (und war es im Kosovo auch nicht).
Fakt ist: Du und ich können uns hier frei austauschen und den Pöttering verbal auseinander nehmen. Dadurch landen wir vielleicht auf irgendwelchen inoffiziellen Listen und werden bei der nächsten Verkehrskontrolle extrem gefilzt, aber wir werden nicht inhaftiert, können Hessisch, Tibetisch oder Suaheli babbeln, schreiben und lernen bis zum Kotzen, bei der Müllabfuhr, als Anwalt, bei einer Splitterpartei, der Tibet-Initiative oder im Puff arbeiten, von Berlin nach München und zurück ziehen so oft wir wollen und von der Ufologen-Messe bis zum satanistischen Ritualsex jeder Religion oder Ideologie anhängen, solange wir niemanden anders damit schädigen - nix anderes wünsche ich den Tibetern auch (und den Kurden, Palästinensern, Nordiren, usw.).
Einen Fehler durch andere zu rechtfertigen, hat noch niemals weitergeholfen
Der Fall Tibet liegt so klar wie nur möglich - ich wiederhole mich gern noch einmal: 1950 massivster und von langer Hand durch Mao vorbereiteter Einmarsch chinesischer Truppen in Tibet. Das Staatsoberhaupt, der Dalai Lama, wird ins nordindische Exil gezwungen. Und zwar ganz und gar gegen den Willen der überwältigenden Mehrheit seines Volkes, die heute nichts anders als vor sechzig Jahren nichts mehr ersehnt als seine und all der anderen Mönche, die im Volk größtes Ansehen genießen, Rückkehr. Das begehrteste Gastgeschenk in Tibet sind noch heute Fotografien des Dalai Lama oder anderer hoher geistlicher Lehrer. Wird man allerdings mit solch einem Foto erwischt, dann Gnade einem Buddha. Wie, bitte sehr, kann man das rechtfertigen?
Dass Tibet mittlerweile zum Müllabladeplatz Chinas verkommt; dass der sehr bemerkenswerte tibetische Buddhismus nach Maßgabe Chinas seine alleinige Daseinsberechtigung in Form von einer Art spirituellem Disneyland für Touristen haben soll; dass die Tibeter inzwischen zur Minderheit im eigenen Land geworden sind (im eigenen Land, ich spreche nicht von anrainenden chinesischen Provinzen) - wodurch soll all das gerechtfertigt sein?
Und wodurch (besser: zu welchem Zweck) möchte man begründen, dass die Aussage des Dalai Lama, den Status der autonomen Region und damit eine gewisse Supervision Chinas anzuerkennen, wenn nur Tibet seine eigene kulturelle Integrität bewahren darf, nicht aufrichtig sei? Ebenso wie sein Beharren auf Gewaltlosigkeit? Dieser Mann, der sehr zurecht international höchste Anerkennung als moralische Instanz genießt, meint, was er sagt, und umgekehrt - dazu brauch man sich nur einmal die Mühe machen und einige seiner Schriften zu lesen. Dass er, was das Primat des Gewaltverzichts anbelangt, sich im Widerspruch zur Organisation der Jungen Tibeter befindet, sollte nicht überraschen. Er spricht als buddhistischer Mönch, als älterer Mann, der zudem gewzungenermaßen im Ausland lebt. Die Tibeter, die das Recht der Selbstverteidigung für sich reklamieren, sind vorwiegend jüngere Männer, die im Land leben und den Repressionen dort täglich ausgesetzt sind. Wie sollte da keine Differenz der Positionen bestehen? Jedenfalls hat seit Gandhi kein führender Staatsmann so beharrlich auf ahimsa, Gewaltfreiheit, bestanden, wie der Dalai Lama.
Dass die westliche Welt in solchen Fällen in einem Spektrum reagiert, das von ratlos über naiv bis verlogen reicht, ist allerdings wahr. Leider.
Die erste Forderung dürfte er erfüllt haben, die zweite nicht.
So er dies nicht tut, habe ich große Zweifel daran, daß er tatsächlich die Autonomie unter der Oberhoheit Chinas will, es sich vielmehr um eine konzertierte Aktion von DL, Tibetischer Exilregierung und Taiwanesischer Guomindang handelt.
Oder steht uns da ein Koloss auf tönernen Füßen gegenüber?
Möglicherweise ja.
Ich denke, es wird nicht lange dauern, da werden wir entweder eine Demokratisierung Chinas, d.h. eine angesichts der schnell fortschreitenden Nachholarbeit in Sachen Kapitalismus diese Periode abschließende Änderung,
mit dem Ziel einer wirklichen Basisdemokratie in allen Lebensbereichen in Form einer Vergesellschaftung (im Gegensatz zur Verstaatlichung) erleben, oder aber eine Entwicklung, wie sie die Sowjetunion nach Gorbatschow durchmachte. In beiden Fällen geht es für den DL und die Unabhängigkeitskräfte Tibets darum, rechtzeitig in den Startlöchern zu stehen. Natürlich wird die chinesische Nomenklatur bei dieser Umwälzung in die eine oder andere Richtung in jedem Fall Federn, oder vielmehr das ganze Huhn lassen.
A.a.O. habe ich schon angemerkt, dass die nächste politische Generation Chinas allgemein, aber namentlich auch im Bezug auf Tibet durchaus unterschiedliche Präferenzen zu haben scheint. Das könnte sich für die Lösung des Konflikts als durchaus hilfreich erweisen. Wer weiß: vielleicht feiert die ältere Generation sich nochmal selbst im Licht der Olympiade, und der Wechsel erfolgt bald darauf.
Spannend wird's auf jeden Fall werden - ich persönlich rechne aufgrund erheblich unterschiedlicher Mentalität nicht mit einem Russland vergleichbaren Weg.
Lieber HG, unterschätz mir die deutschen O'Studienrätinnen nicht. Sie mögen zwar Wollstrümpfe tragen, haben's aber faustdick hinter den Ohren. Ich weiss, wovon ich rede
Lieber PG: Glaub mir, wenn Chinesen nicht allein Federn, sondern gleich ganze Hühner lassen - wird Nudelsuppe draus. Dazu mehr hier im Forum Ihres Vertrauens.
Gute Nacht und schöne Ostern, Ihr Schelme