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Anschläge in Nordirland - zwei britische Soldaten sterben

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nilho schrieb:
Pedrogranata schrieb:
Es gibt nur wenige Nationen, bei denen der Imperialismus ihrer Herrschenden bisher mehr Unterstützung fand, als in England.

Unvorstellbar, daß so etwas heute in Deutschland gesungen wird:


   ...To thee belongs the rural reign;
   Thy cities shall with commerce shine;
   All thine shall be the subject main,
   And every shore it circles thine.
 
   (...Dir gehört die Herrschaft über das Land,
   Deine Städte sollen im Glanze des Handels strahlen,
   Ganz dein soll das unterworfene Meer sein,
   und dein jedes Gestade, das es umschließt.)

http://www.youtube.com/watch?v=zobt8ZoPtfE&feature=related


   ...Wider still and wider      
   Shall thy bounds be set;
   |: God, who made thee mighty,
   Make thee mightier yet.

   (...Weiter noch und weiter
   Sollen deine Grenzen ausgedehnt werden;
   |: Gott, der dich mächtig gemacht hat,
   Möge dich noch mächtiger machen. )

http://www.youtube.com/watch?v=THYgeETrkPs


Kennst du den Text der Marseillaise? Dagegen ist das geradezu harmlos. Es ist einfach in einer völlig anderen Zeit entstanden. Zu der Zeit hat man bei uns wahrscheinlich "Was ist des Deutschen Vaterland" und die "Wacht am Rhein" gesungen. Dass der Nationalismus und der Imperialismus in fast allen europäischen Großmächten im 19. Jahrhundert fester Bestandteil der Wahrnehmung und in der Geselschaft tief verankert war, ist unbestritten. Nur, was hat das mit der heutigen Situation zu tun?



Die Marseillaise ist mitnichten und in keiner Zeile imperialistisch. Das bei der Marseillaise zweifellos triefende Blut ist "blaues" Blut, nämlich das der Feudalisten, der Adligen. Es heißt dort vielmehr: "Das unreine Blut (das der feindlichen Soldaten nämlich) tränke unserer Äcker Furchen!", also eben nicht die Ackerfurchen sonstwo. Es geht in der Marseillaise vielmehr um den Kampf und die Machtergreifung der Bourgeoisie, des "Citoyen", gegenüber den Feudalherren und den Krieg gegen die Invasoren der europäischen Feudalmächte gegen die Revolution des Bürgertums in Frankreich.

In den von mir zitierten britischen Hymnen geht es dagegen um die Ausdehnung der Macht, um "Grenzen", die "auszudehnen" sind und das "unterworfene Meer", dessen "jedes Gestade", also alles, was sich weltweit Küste nennt, britisch sein soll.

Nordirland steht als Bollwerk des britischen Imperialismus, welches, auch noch unmittelbar in seiner Nähe, mit britischen Siedlern bevölkert ist und daher, wie etwa die Falkland-Inseln, eine symbolhafte Bastion für die britischen imperialen Ausdehnungen darstellt.

Es geht beim Nordirlandkonflikt eben nicht nur um Nationalismus, sondern eben um Imperialismus. Die "Plantators of Ulster", die englischen (protestantischen) Siedler, die ab 1609 der Eroberung durch die Normannen (Engländer) folgten, enteigneten und entrechteten weitgehend die irische (katholische) Bevölkerung Ulsters. Die Loyalists machten aus Ulster einen "protestantischen Staat für ein protestantisches Volk".  

Die Analogie zu Palästina liegt natürlich auf der Hand. Deswegen versuchst du wohl auch Nebelkerzen zu zünden. Es ist ja kein Wunder, daß Obama gerade George Mitchell, der 1998 das "Good-Friday-Agreement" für Nordirland vermittelte, welches zu einem weitgehenden Ende des über Dekaden tobenden blutigen Konflikts dort führte, zum Gesandten für den Nahen Osten ernannte. Möge er ein ähnliches Geschick auch dort beweisen.
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Pedrogranata schrieb:
nilho schrieb:
nilho schrieb:
nilho schrieb:

Kennst du den Text der Marseillaise? Dagegen ist das geradezu harmlos.


Nachtrag: Damit meine ich nicht die Aussage (Vertedigung, Sturz der Tyrannen) sondern die Wortwahl: die rächende Armee, die Frankreichs Feinde vernichtet, das unreine Blut das die Äcker tränken soll, etc.  


Nachtrag 2: Warum die Marseillaise als Beispiel? Auch die wird heute noch gesungen. Ähnlich wie Rule Britannia und Land of Hope and Glory. Das hat wahrscheinlich mehr mit Patriotismus als mit Imperialismusphantasien der britischen Bürger zu tun.


Ob du wohl sowas schreiben würdest, wenn beim nächsten Länderspiel gegen Frankreich die "Wacht am Rhein" erklingt...
Glaubst du, die Briten verstehen nicht, was sie da singen ?


Sicherlich verstehen sie es. Es ist aber wohl nun einmal Tradition in Großbritannien, so wie die Night of the Proms, die sicherlich bei uns auch nicht stattfinden würde. Ich denke, dass man das so wahrnehmen sollte, ohne dem einfachen britischen Bürger Imperialismus- und Unterwerfungsgelüste zu unterstellen. Wie man dazu steht bleibt dann jedem selbst überlassen. Ich würde es nicht singen, wenn ich Brite wäre.
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Pedrogranata schrieb:

Die Marseillaise ist mitnichten und in keiner Zeile imperialistisch. Das bei der Marseillaise zweifellos triefende Blut ist "blaues" Blut, nämlich das der Feudalisten, der Adligen. Es heißt dort vielmehr: "Das unreine Blut (das der feindlichen Soldaten nämlich) tränke unserer Äcker Furchen!", also eben nicht die Ackerfurchen sonstwo. Es geht in der Marseillaise vielmehr um den Kampf und die Machtergreifung der Bourgeoisie, des "Citoyen", gegenüber den Feudalherren und den Krieg gegen die Invasoren der europäischen Feudalmächte gegen die Revolution des Bürgertums in Frankreich.


Ich gebe zu, das Beispiel war schlecht gewählt. Es war als Beispiel für Lieder von annodazumal gedacht, die heute noch gesungen werden.

Pedrogranata schrieb:

In den von mir zitierten britischen Hymnen geht es dagegen um die Ausdehnung der Macht, um "Grenzen", die "auszudehnen" sind und das "unterworfene Meer", dessen "jedes Gestade", also alles, was sich weltweit Küste nennt, britisch sein soll.

Nordirland steht als Bollwerk des britischen Imperialismus, welches, auch noch unmittelbar in seiner Nähe, mit britischen Siedlern bevölkert ist und daher, wie etwa die Falkland-Inseln, eine symbolhafte Bastion für die britischen imperialen Ausdehnungen darstellt.

Es geht beim Nordirlandkonflikt eben nicht nur um Nationalismus, sondern eben um Imperialismus. Die "Plantators of Ulster", die englischen (protestantischen) Siedler, die ab 1609 der Eroberung durch die Normannen (Engländer) folgten, enteigneten und entrechteten weitgehend die irische (katholische) Bevölkerung Ulsters. Die Loyalists machten aus Ulster einen "protestantischen Staat für ein protestantisches Volk".  


Das ist alles richtig. Nur, welche Schlüsse soll man daraus für die heutige Situation ziehen? Alle Protestanten aus Nordirland vetreiben? Die Queen nach Den Haag?

Pedrogranata schrieb:

Die Analogie zu Palästina liegt natürlich auf der Hand. Deswegen versuchst du wohl auch Nebelkerzen zu zünden. Es ist ja kein Wunder, daß Obama gerade George Mitchell, der 1998 das "Good-Friday-Agreement" für Nordirland vermittelte, welches zu einem weitgehenden Ende des über Dekaden tobenden blutigen Konflikts dort führte, zum Gesandten für den Nahen Osten ernannte. Möge er ein ähnliches Geschick auch dort beweisen.


Nette Unterstellung. Auch ich wünsche Mitchell Erfolg. Allerdings nicht auf Kosten Israels.
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Breezer schrieb:
http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/69/53/dokument.html?titel=Nordirlandkonflikt&id=58033596&top=Lexikon&suchbegriff=karfreitagsabkommen&quellen=%2BBX%2CWIKI%2C%2BSP%2C%2BMM%2CALME%2CSTAT%2C%2BMEDIA&qcrubrik=geschichte

Wen´s interessiert.....


Tut mir leid, eine geschichtliche Zusammenfassung des Konflikts, welcher die große Hungersnot auslässt, während derer die Einwohnerzahl Irlands von 8 auf 6,5 Millionen sank, kann ich nicht ganz ernst nehmen.
Die Untätigkeit Englands beim Krepieren seiner irischen Untertanen hat die Situation bis heute ganz entscheidend mitgeprägt.
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Stoppdenbus schrieb:
Breezer schrieb:
http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/69/53/dokument.html?titel=Nordirlandkonflikt&id=58033596&top=Lexikon&suchbegriff=karfreitagsabkommen&quellen=%2BBX%2CWIKI%2C%2BSP%2C%2BMM%2CALME%2CSTAT%2C%2BMEDIA&qcrubrik=geschichte

Wen´s interessiert.....


Tut mir leid, eine geschichtliche Zusammenfassung des Konflikts, welcher die große Hungersnot auslässt, während derer die Einwohnerzahl Irlands von 8 auf 6,5 Millionen sank, kann ich nicht ganz ernst nehmen.
Die Untätigkeit Englands beim Krepieren seiner irischen Untertanen hat die Situation bis heute ganz entscheidend mitgeprägt.


Hast Recht! Auch die Bezeichnung von "Londonderry" anstatt Derry lässt tief blicken.
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Breezer schrieb:
Auch die Bezeichnung von "Londonderry" anstatt Derry lässt tief blicken.
Stimmt.


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