Zico21 schrieb: Interessant dürfte werden, was passiert wenn Assange tatsächlich festgenommen wird, für den Fall soll Wikileaks nämlich vorgesorgt haben:
Bei Wikileaks scheint man sich auf die FBI-Aktivitäten einzustellen. Darauf deutet eine Datei hin, die auf der Plattform selbst und in Datei-Tauschnetzen aufgetaucht ist. Sie heißt "insurance.aes256" - möglicherweise eine Versicherung, die nach dem Standard AES256 verschlüsselt sein soll. Im Netz wird spekuliert, was in der 1,4 Gigabyte großen Datei stecken könnte. Würden Assange oder ein anderer Hauptaktivist festgenommen werden, könnten sie ein entsprechendes Passwort freigeben, um Informationen zu veröffentlichen. Das behauptet jedenfalls eine Mehrheit der Internetuser. Dass die Datei sehr umfangreich ist, zeigt ein Vergleich mit den Afghanistan-Dokumenten. Die knapp 90.000 Dokumente über den Krieg am Hindukusch "wiegen" nur 75 Megabyte. Also ein Bruchteil der neuen Insurance-File.
Wikileaks ruft im Moment auch dazu auf, die Datei runterzuladen, z.B. hier
merkwürdig... über zensursula wurden sich di efinger wund geschrieben, und was hier gerade läuft juckt keine sau mehr.
langsam scheint sich heraus zu stellen, dass die dokumente mehr wert haben, als teflon-angie zu stigmatisieren: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,733230,00.html Es war eine politische Katastrophe - jetzt wird klar, wie der Kopenhagener Klimagipfel vor einem Jahr so spektakulär scheitern konnte. Die enthüllten US-Botschaftsdepeschen verraten, dass die USA und China gemeinsame Sache machten. Die zwei größten Klimasünder hintertrieben alle Pläne der Europäer.
krass finde ich: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,733200,00.html Dem Arrest waren lange Verhandlungen zwischen der Polizei und Assanges Anwälten vorausgegangen. Die Polizei hatte sich geweigert, Assange mitzuteilen, weshalb genau er eigentlich gesucht werde. Das werde er erst nach seiner Festnahme erfahren. Offenbar ist für ihn Einzelhaft mit Kontaktsperre vorgesehen.
die kombi einzelhaft und kontaktsperre verbinde ich eher mit andreas baader und als mit jörg kachelmann.
stuzig macht mich auch das vehemente zurückschlagen des imperiums. wikileaks hat wahrscheinlich schon immer gegen die AGB's ihrer IT- und finanzdienstleister verstoßen. nun scheint der lange arm der usa zu zeigen, was sie alle drauf haben, um ihre weltweite schmierenkomödie am laufen zu halten.
Zico21 schrieb: Interessant dürfte werden, was passiert wenn Assange tatsächlich festgenommen wird, für den Fall soll Wikileaks nämlich vorgesorgt haben:
Bei Wikileaks scheint man sich auf die FBI-Aktivitäten einzustellen. Darauf deutet eine Datei hin, die auf der Plattform selbst und in Datei-Tauschnetzen aufgetaucht ist. Sie heißt "insurance.aes256" - möglicherweise eine Versicherung, die nach dem Standard AES256 verschlüsselt sein soll. Im Netz wird spekuliert, was in der 1,4 Gigabyte großen Datei stecken könnte. Würden Assange oder ein anderer Hauptaktivist festgenommen werden, könnten sie ein entsprechendes Passwort freigeben, um Informationen zu veröffentlichen. Das behauptet jedenfalls eine Mehrheit der Internetuser. Dass die Datei sehr umfangreich ist, zeigt ein Vergleich mit den Afghanistan-Dokumenten. Die knapp 90.000 Dokumente über den Krieg am Hindukusch "wiegen" nur 75 Megabyte. Also ein Bruchteil der neuen Insurance-File.
Wikileaks ruft im Moment auch dazu auf, die Datei runterzuladen, z.B. hier
So, habe mich jetzt auch mal ein bisschen in das Thema eingelesen und sitze jetzt hier am Rechner und habe ein ziemlich beschissenes Gefühl! Besser gesagt, ein beklemmendes.
Erschrecken tut mich auch gerade, dass das Thema sehr wenig beachtet wird. Für mich ist das ein weiterer Hinweis dafür, dass wir immer nur von Demokratie reden, diese aber von den Herrschaften, die diesen Begriff immer medial wirksam in die Welt schreien, mit Füßen treten und nur für Ihre Machenschaften nutzen. Die Demokratie steht am Abgrund und ist nur eine Farse. Wir werden nach Strich und Faden verarscht und wenn jemand zu unbequem wird, wird er eben einfach abgesägt. Für mich mittlerweile ein Wunder, dass er noch lebt. OK, noch haben wir keine russischen Verhältnisse.
Assange muss geholfen werden! Das steht für mich fest. Hat vielleicht jemand einen Link zu einer Plattform, die sich für Assange einsetzt? Am besten auf deutsch, da mein denglisch für dieses Thema nicht ausreicht.
adler67 schrieb: ...Erschrecken tut mich auch gerade, dass das Thema sehr wenig beachtet wird...
Das Thema ist (neben dem Verletzten aus "Wetten, dass...?") ziemlich präsent in den Medien.
Dass sich nicht alle Welt für den WikiLeaks-Gründer auf die Straße stellt, ist wohl auch dem Umstand zu schulden, dass er nicht wegen WikiLeaks per Haftbefehl gesucht wurde, sondern wegen einem Sexualdelikt. Da sind viele sicher erst mal vorsichtiger, bevor sie für seine Unschuld eintreten.
Ob dieses vorgeworfene Delikt eine Farce ist, konstruiert oder provoziert wurde, könnten wir vermuten, aber wir wissen es nicht.
Und was WikiLeaks angeht: Die vielen, vielen Kommentare in den Medien (insbesondere online) und weltweiten Reaktionen zeigen eigentlich schon, dass es genügend Menschen gibt, die das Thema sehr aufmerksam und mit kritischem Geist verfolgen.
Mal eine ehrliche Frage, wem von uns würde es gefallen, wenn jemand käme und unseren Bekannten, Arbeitskollegen, Geschäftspartnern, Verwandten und sonstigen Leuten genau sagen würde, was wir wirklich von denen denken?
Wer von uns kann denn sagen, daß er allen Menschen genau das ins Gesicht sagt, was er denkt?
Ich glaube die meisten unserer Anwälte wären dann arbeitslos
Ich muss ganz ehrlich sagen, daß mir egal ist, was Diplomaten über andere Diplomaten oder Politiker denken. Zumal es zum Job gehört das Gegenüber einzuschätzen.
Das macht doch zB auch jeder hier, der zB im Verkauf oder einer Dienstleistung arbeitet.
Mich erstaunt, daß zB kaum thematisiert wird, daß Israel auf diplomatischer Ebene soviel Rückhalt in der arabischen Welt besitzt.
Es gibt einfach Informationen, die sollten nicht an die Öffentlichkeit gelangen, weil wie reagieren denn wir, wenn jemand kommt und uns ins Gesicht sagt, daß wir ein [bad]*********[/bad] seien?
Alle, die sowas mit einem Lächeln hinnehmen und dem gegenüber nicht böse wären, mal bitte Hand heben.
Enthüllungsjournalismus ist eine gute und notwendige Sache in einer Gesellschaft zur Kontrolle der Gewalten und Mächtigen.
Allerdings erwarte ich von einem Journalisten, daß er auch einschätzt, ob diese Informationen wirklich von Nutzen für die Allgemeinheit sind, oder ob nicht doch Katastrophen daraus entstehen könnten.
Wikileaks ist ein zweischneidiges Schwert. Ich jedenfalls verdamme es nicht, noch preise ich es als mutige Aktion von Kämpfern für die Freiheit.
Im Prinzip muss jede Information einzeln bewertet werden und das kritisiere ich an Wikileaks, da wird einfach alles rausgepresst, ohne Gedanken an Konsequenzen.
Man stelle sich zB vor, es wird mit Land XY über eine Freilassung von politischen Gefangenen verhandelt und plötzlich tauchen die Bewertungen über die entscheidenden Personen auf.
Hier muss die Frage gestellt werden, welche Informationen sind es wert, daß Menschenleben dafür gefährdet werden?
Ganz ehrlich, ob ein Westerwelle jetzt eitel ist oder nicht gehört definitiv nicht dazu. Es sind dadurch Vertrauensbrüche entstanden, die durchaus zukünftige Verhandlungen über gute Dinge gefährden oder sogar verhindern können.
Aufdeckungen von Skandalen, ominösen Machenschaften, illegalem Verhalten, alles top. Aber einfach den Kipplaster auspacken ohne einen Gedanken an negative Konsequenzen...
adler67 schrieb: ...Erschrecken tut mich auch gerade, dass das Thema sehr wenig beachtet wird...
Das Thema ist (neben dem Verletzten aus "Wetten, dass...?") ziemlich präsent in den Medien.
Dass sich nicht alle Welt für den WikiLeaks-Gründer auf die Straße stellt, ist wohl auch dem Umstand zu schulden, dass er nicht wegen WikiLeaks per Haftbefehl gesucht wurde, sondern wegen einem Sexualdelikt. Da sind viele sicher erst mal vorsichtiger, bevor sie für seine Unschuld eintreten.
Ob dieses vorgeworfene Delikt eine Farce ist, konstruiert oder provoziert wurde, könnten wir vermuten, aber wir wissen es nicht.
Und was WikiLeaks angeht: Die vielen, vielen Kommentare in den Medien (insbesondere online) und weltweiten Reaktionen zeigen eigentlich schon, dass es genügend Menschen gibt, die das Thema sehr aufmerksam und mit kritischem Geist verfolgen.
@adler67 & Hackentrick
das thema ist eine echte bombe, WikiLeaks is schon seit dem sommer und den veröffentlichungen zu den killern im hubschrauber im irak, ganz massiv in meiner wahrnehmung. ich denke das geht vielen so, auch wenn es da für mich wenig zu diskutieren gibt, deswegen beobachte ich im moment eher was um WikiLeaks herum passiert. und kann und will assange nicht beurteilen, da ich nicht weiß, was passiert ist. aber das hat eher etwas mit seinem privatleben zu tun und weniger mit dem, was er da losgetreten hat.
wenn die inhalte der veröffentlichten dateien stimmen, dann könnte/sollte/müsste das vielerlei anstoß liefern können, sein eigenes weltbild zu überprüfen.
wenn china und die usa gemeinsam einen klimaweltgipfel zerknacken oder arabische staaten mit israel diplomatisch verkehren um einen starken iran zu verhindern, dann sind das bedeutende informationen.
deutlich wichtiger, auch für uns alle hier, als die einschätzung der amerikanischen diplomaten bezüglich merkel oder westerwelle. das ist eher gebabbel.
sehr interessant fand ich beispielsweisee den bericht über die amerikanische botschafterin, die saddam im persönlichen gespräch gesagt haben soll, dass den usa eine krieg irak gegen kuweit egal sei, in solche konflikte wolle man sich nicht einmischen.
und wenn dann eine woche später der irak in kuweit einmaschiert und die usa dem irak den krieg erklären. und damit ihren bis dahin verbündeten angreifen.
die veröffentlichungen sind puzzleteile, aber gerade zum thema nah-ost und amerikanischem selbstverständnis läßt sich mit fleiß ein weltbild zusammen setzen.
es geht nur unwesentlich um assange, es geht um die politik die uns verkauft wird und unter deren "vorgetäuschten" prämissen wir wählen geschickt werden.
in 50 jahren ist das alles geschichte und nur ein paar interessierte werden nachverfolgen wie das früher denn so war. das ist dann der blick den man heute auf ww II hat oder auf die kubakrise hat oder die jüngeren auf vietnam haben.
die öffentlichmachung dieser dokumente ermöglicht jedoch demokratisch auf aktuelle politik zu reagieren, nachdem man deren mechanismen begriffen hat.
ich vermute die amerikanische reaktion wird darin bestehen frau palin oder den ehemaligen baptistenprediger huckabee, der die hinrichtung von assange gefordert hat, als nächstes staatsoberhaupt zu inthronisieren. stramm konservative christen. womit wir dann wieder einen gottesstaat als verbündeten hätten.
ja, man kann das alles auch ignorieren und glauben, dass es einen selbst nicht betrifft.
Das ist genau so ein Fall, bei dem ich denke, daß wir eine Organisation wie WikiLeaks brauchen. Man bekommt jenseits dessen doch mittlerweile den Eindruck, man lebe in einer Parteiendiktatur, man kann wählen was man will, nur ändert sich dadurch nichts, wichtige Informationen bleiben einem im Sinne des Vorspiegelns allgmeiner Einigkeit vorenthalten und die hiesige Poltikausübung beschränkt sich darauf, private Freiheiten für ein wie und von wem auch immer erkanntes Wohl der Allgemeinheit immer stärker einzuschränken.
Hans Magnus Enzensberger schrieb einmal, daß die Überzeugung, es draußen im Lande mit Millionen von Idioten zu tun zu haben, zur psychischen Grundausstattung eines Politikers gehört. Nun, dann aber auch ständig wie ein solcher behandelt zu werden, das schmeckt mir nicht.
sehr interessant fand ich beispielsweisee den bericht über die amerikanische botschafterin, die saddam im persönlichen gespräch gesagt haben soll, dass den usa eine krieg irak gegen kuweit egal sei, in solche konflikte wolle man sich nicht einmischen.
und wenn dann eine woche später der irak in kuweit einmaschiert und die usa dem irak den krieg erklären. und damit ihren bis dahin verbündeten angreifen
Der Inhalt des Gesprächs der damaligen US-Botschafterin April Glaspie mit Saddam (wenige Tage vor dem zweiten Golfrkrieg) ist Schnee von gestern. Es wurde wenige Wochen nach Kriegsbeginn 1990 in der New York Times veröffentlicht. Wer sich auch nur ein wenig mit der Politik zum mittleren Osten beschäftigt hat, der kennt es seit Jahren.
...GLASPIE: I have a direct instruction from the President to seek better relations with Iraq...
…But we have no opinion on the Arab-Arab conflicts, like your border disagreement with Kuwait. …We hope you can solve this problem using any suitable methods… …I received an instruction to ask you, in the spirit of friendship -- not in the spirit of confrontation...
Danach kam dann die 10 Millionen PR-Story durch die Tochter des kuwaitischen US-Botschafters:
»Ich habe gesehen, wie die irakischen Soldaten mit Gewehren in das Krankenhaus kamen …, die Säuglinge aus den Brutkästen nahmen, die Brutkästen mitnahmen und die Kinder auf dem kalten Boden liegen ließen, wo sie starben.« http://de.wikipedia.org/wiki/Nijirah_al-Sabah
Saddam hatte sich als unzuverlässiger Dikatator gezeigt, nachdem lange galt:
mal ganz im ernst und auch an die verschwòrungstheoretiker. Man hat den guten man ja jetzt gefaßt bzw er hat sich selbst gestellt, wegen angeblicher vergewaltigung. Also wenn die geheimdienste usw usf so mächtig wären wie immer behauptet, meint ihr nicht die hätten sich was besseres einfallen lassen, anstatt sex ohne gummi?
Solche "Brutkastenlügen" sind das Salz in der Suppe der für die Mächtigen wichtigen Theatervorstellungen für die Völker. Sie wurden stets benutzt, um die Menschen gegeneinander aufzuhetzen, Teile von ihnen in Vernichtungslager zu stecken oder die Jugend in imperialistische Kriege zu treiben.
Deshalb sind für Rogert Gibbs, den Pressesprecher der Obama-Regierung, "WikiLeaks und Personen, die Informationen an Leute wie sie weiterreichen, ..Kriminelle."
Die Mehrheit der deutschen Presse und eine breite Front in den Parteien bis hin zu den Grünen verurteilt ebenfalls Wikileaks und verteidigt das Recht des Staates auf Geheimhaltung.
Die meisten bedienen sich wie SemperFi dabei eines billigen Tricks, den Schutz von Staatsgeheimnissen mit dem Schutz der Privatsphäre gleichzusetzen:
SemperFi schrieb: "..wem von uns würde es gefallen, wenn jemand käme und unseren Bekannten, Arbeitskollegen, Geschäftspartnern, Verwandten und sonstigen Leuten genau sagen würde, was wir wirklich von denen denken?..Ich muss ganz ehrlich sagen, daß mir egal ist, was Diplomaten über andere Diplomaten oder Politiker denken..Es gibt einfach Informationen, die sollten nicht an die Öffentlichkeit gelangen, weil wie reagieren denn wir, wenn jemand kommt und uns ins Gesicht sagt, daß wir ein ****** seien?"
Dieses "Argument" findet sich in vielen Kommentaren. Man unterstellt, die Staatsgeheimnisse, welche Millionen Menschen betreffen, seien dasselbe wie die vertrauliche Behandlung persönlicher Dinge und Wikileaks untergrabe "grundlos die Institutionen der Diplomatie..Wikileaks hat den Unterschied von Interesse der Öffentlichkeit und öffentlichem Interesse nicht verstanden." (So etwa der Chef der Sozialdemokraten im Europa-Parlament Martin Schulz am 3.12. in seinem Gastkommentar in der Frankfurter Rundschau).
Der preußische Obrigkeitsstaat lässt grüßen. Damals wurde von Liberalen wie Max Weber der Kaiser als der Hüter des "öffentlichen Interesse" gegen eine damals andere Sozialdemokratie im Parlament verteidigt, die sich (noch) gegen die Aufrüstung der deutsche Kriegsflotte, die Eroberung von Kolonien und die deutsche Vormacht in Mitteleuropa stellten.
Die Konstruktion eines Gegensatzes zwischen öffentlichem Interesse und dem Interesse der Öffentlichkeit ist das Kennzeichen demokratiefeindlicher Bestrebungen.
Man spricht sich damit dafür aus, daß der Staat andere Interessen hat als das Volk und es deshalb der Geheimhaltung bedarf. Das ist der Kern der Angriffe auf WikiLeaks.
Schulz:„Ohne Vertraulichkeit kein offenes Gespräch, weniger Informationen und vielleicht mehr falsche Entscheidungen." Er meint die Politiker und Gewerkschaftsfunktionäre, die Vereinbarungen gegen die Interessen der meisten Menschen ausmauscheln und fest darauf vertrauen, daß ihre Mauscheleien niemals ans Licht kommen. Wo kämen wir auch hin, wenn jeder weiß, was die Kanzlerin den Bank-Managern verspricht, was die Opposition mit der Regierung unter einen Hut steckt, oder was Gewerkschaftsführer mit Konzernchefs vereinbaren. Die bestehende Ordnung würde in den Grundfesten erschüttert.
Deshalb verkündet Cem Özdemir im Fernsehen: Wikileaks habe "eine Grenze überschritten, die unserer Demokratie insgesamt nicht gut tut" und das Handelsblatt schreibt: "Was die US-Politik erschüttert, darf auch die Wirtschaft nicht kaltlassen: Wenn heute anscheinend ohne erkennbare Mühe die Kommandozentrale Washington mit der Veröffentlichung von Geheimdepeschen bloßgestellt wird, kann es morgen General Electric treffen oder Siemens, Daimler oder die Deutsche Bank."
Vor 40 Jahren erhielten Daniel Ellsberg, der die Pentagon-Papers veröffentlichte und damit die gezielten Lügen zur Rechtfertigung des Vietnamkrieges aufdeckte, oder Carl Bernstein und Bob Woodward für die Aufdeckung des Watergate-Skandals noch zahlreiche Ehrungen. Und keinen Menschen interessierte, ob sich unter den aufgedeckten Dokumenten irgendwelche Notizen über den Wortlaut von persönlichen Geringschätzigkeiten oder Beleidigungen der handelnden Politiker oder Diplomaten befanden, mit denen jetzt versucht wird, den Gehalt der Veröffentlichungen von Wikileaks als billige Lauschwanzerei von privaten Bemerkungen abzutun.
Assange werden dagegen erst rufmordende Anschuldigungen an den Hals gehängt und er selbst weltweit gejagt und eingelocht.
Die Erklärung für diesen Wandel ist ziemlich einfach: die Sparprogramme zu Gunsten der Reichen und Mächtigen, die Streichungen von Sozialleistungen, die Rettungspakete für die Banken, die Kriegseinsätze am Hindukusch lassen sich nicht so einfach dem Volk auftischen und die Verteidiger demokratischer Rechte und des freien Wortes sind unter der Politikerkaste und ihrer Journaille nicht mehr gefragt, wenn es im Zusammenhang mit diesen Plänen um die Durchsetzung autoritärer Strukturen geht.
da ich mich noch nie mit politik und schon gar nicht mit dem nahen osten beschäftigt habe bin ich über jeden froh, der mir die welt anhand irgendwelcher links erklären kann. you are the man.
@pedro
da habe ich weitestgehend die gleiche perspektive wie du.
je weniger die menschen zusammenhänge erkennen um so mehr reduziert sich ihr fokus auf das eigene gesichtsfeld. und so soll es auch schön bleiben, denn diejenigen die uns mit informationen versorgen sitzen auf der spitze des eisbergs und würden diesen platz ungern abgeben.
und leider gibt es ganz viele menschen, die gar nicht so genau wissen wollen wie dinge zusammenhängen. weil es sie dann beunruhigt und beunruhigt sein wollen sie nicht. das stabilisiert diejenigen, die informationen zurückhalten und argumentieren, dass die menschen nicht alles wissen müssen. als zuckerl gibts dann noch sarrazin und hartz IV zur allgemeinen entrüstung und die welt dreht sich in ruhe weiter.
um eine politische entscheidung treffen zu können sollte man aber ziemlich viel wissen.
Man spricht sich damit dafür aus, daß der Staat andere Interessen hat als das Volk und es deshalb der Geheimhaltung bedarf. Das ist der Kern der Angriffe auf WikiLeaks.
so schätze ich das auch ein. die sind gewählt und sollen mal machen und ich möchte gar nicht wissen was in meinem namen geschieht. und wir nennen das ganze demokratie und gut ist´s. eine weit verbreitete haltung, es sei denn es geht um die inländischen themen. aber das hatte ich ja oben schon, dass die auch vorgegeben werden.
da die unterlagen primär und vordergründig die usa betreffen: wenn jemandem im irak die beine weggesprengt werden ist es für ihn/sie ein bisserl zu spät sich zu informieren, wie dieser krieg begründet und tatsächlich zu stande gekommen ist. wenn die option sich zu informieren vorher bestanden hätte, dann wäre er/sie vielleicht gar nicht dort.
das kann man durchaus auf deutsche soldaten in afghanistan abstrahieren, die dort öffentlichkeitswirksam zum bau von schulen und brunnen entsendet wurden.
Sagen zumindest inranische Regierungskreise. Da gehört Paranoia noch zur Einstellungsvoraussetzung.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,732810,00.html
http://www.sueddeutsche.de/politik/wikileaks-gruender-britische-polizei-verhaftet-julian-assange-1.1033093
Da der Fall jetzt eingetreten ist, warten wir mal auf das Passwort.
langsam scheint sich heraus zu stellen, dass die dokumente mehr wert haben, als teflon-angie zu stigmatisieren:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,733230,00.html
Es war eine politische Katastrophe - jetzt wird klar, wie der Kopenhagener Klimagipfel vor einem Jahr so spektakulär scheitern konnte. Die enthüllten US-Botschaftsdepeschen verraten, dass die USA und China gemeinsame Sache machten. Die zwei größten Klimasünder hintertrieben alle Pläne der Europäer.
krass finde ich:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,733200,00.html
Dem Arrest waren lange Verhandlungen zwischen der Polizei und Assanges Anwälten vorausgegangen. Die Polizei hatte sich geweigert, Assange mitzuteilen, weshalb genau er eigentlich gesucht werde. Das werde er erst nach seiner Festnahme erfahren. Offenbar ist für ihn Einzelhaft mit Kontaktsperre vorgesehen.
die kombi einzelhaft und kontaktsperre verbinde ich eher mit andreas baader und als mit jörg kachelmann.
stuzig macht mich auch das vehemente zurückschlagen des imperiums. wikileaks hat wahrscheinlich schon immer gegen die AGB's ihrer IT- und finanzdienstleister verstoßen. nun scheint der lange arm der usa zu zeigen, was sie alle drauf haben, um ihre weltweite schmierenkomödie am laufen zu halten.
wenn das wirklich eine versicherung ist, wirkt sie nur, solange das passwort nicht veröffentlicht ist.
das wird erst im allerletzten moment veröffentlicht, wenn klar ist, daß nix mehr geht.
schade eigentlich.
Erschrecken tut mich auch gerade, dass das Thema sehr wenig beachtet wird.
Für mich ist das ein weiterer Hinweis dafür, dass wir immer nur von Demokratie reden, diese aber von den Herrschaften, die diesen Begriff immer medial wirksam in die Welt schreien, mit Füßen treten und nur für Ihre Machenschaften nutzen.
Die Demokratie steht am Abgrund und ist nur eine Farse.
Wir werden nach Strich und Faden verarscht und wenn jemand zu unbequem wird, wird er eben einfach abgesägt.
Für mich mittlerweile ein Wunder, dass er noch lebt.
OK, noch haben wir keine russischen Verhältnisse.
Assange muss geholfen werden! Das steht für mich fest.
Hat vielleicht jemand einen Link zu einer Plattform, die sich für Assange einsetzt?
Am besten auf deutsch, da mein denglisch für dieses Thema nicht ausreicht.
Das Thema ist (neben dem Verletzten aus "Wetten, dass...?") ziemlich präsent in den Medien.
Dass sich nicht alle Welt für den WikiLeaks-Gründer auf die Straße stellt, ist wohl auch dem Umstand zu schulden, dass er nicht wegen WikiLeaks per Haftbefehl gesucht wurde, sondern wegen einem Sexualdelikt. Da sind viele sicher erst mal vorsichtiger, bevor sie für seine Unschuld eintreten.
Ob dieses vorgeworfene Delikt eine Farce ist, konstruiert oder provoziert wurde, könnten wir vermuten, aber wir wissen es nicht.
Und was WikiLeaks angeht: Die vielen, vielen Kommentare in den Medien (insbesondere online) und weltweiten Reaktionen zeigen eigentlich schon, dass es genügend Menschen gibt, die das Thema sehr aufmerksam und mit kritischem Geist verfolgen.
Wer von uns kann denn sagen, daß er allen Menschen genau das ins Gesicht sagt, was er denkt?
Ich glaube die meisten unserer Anwälte wären dann arbeitslos
Ich muss ganz ehrlich sagen, daß mir egal ist, was Diplomaten über andere Diplomaten oder Politiker denken.
Zumal es zum Job gehört das Gegenüber einzuschätzen.
Das macht doch zB auch jeder hier, der zB im Verkauf oder einer Dienstleistung arbeitet.
Mich erstaunt, daß zB kaum thematisiert wird, daß Israel auf diplomatischer Ebene soviel Rückhalt in der arabischen Welt besitzt.
Es gibt einfach Informationen, die sollten nicht an die Öffentlichkeit gelangen, weil wie reagieren denn wir, wenn jemand kommt und uns ins Gesicht sagt, daß wir ein [bad]*********[/bad] seien?
Alle, die sowas mit einem Lächeln hinnehmen und dem gegenüber nicht böse wären, mal bitte Hand heben.
Enthüllungsjournalismus ist eine gute und notwendige Sache in einer Gesellschaft zur Kontrolle der Gewalten und Mächtigen.
Allerdings erwarte ich von einem Journalisten, daß er auch einschätzt, ob diese Informationen wirklich von Nutzen für die Allgemeinheit sind, oder ob nicht doch Katastrophen daraus entstehen könnten.
Wikileaks ist ein zweischneidiges Schwert.
Ich jedenfalls verdamme es nicht, noch preise ich es als mutige Aktion von Kämpfern für die Freiheit.
Im Prinzip muss jede Information einzeln bewertet werden und das kritisiere ich an Wikileaks, da wird einfach alles rausgepresst, ohne Gedanken an Konsequenzen.
Man stelle sich zB vor, es wird mit Land XY über eine Freilassung von politischen Gefangenen verhandelt und plötzlich tauchen die Bewertungen über die entscheidenden Personen auf.
Hier muss die Frage gestellt werden, welche Informationen sind es wert, daß Menschenleben dafür gefährdet werden?
Ganz ehrlich, ob ein Westerwelle jetzt eitel ist oder nicht gehört definitiv nicht dazu.
Es sind dadurch Vertrauensbrüche entstanden, die durchaus zukünftige Verhandlungen über gute Dinge gefährden oder sogar verhindern können.
Aufdeckungen von Skandalen, ominösen Machenschaften, illegalem Verhalten, alles top.
Aber einfach den Kipplaster auspacken ohne einen Gedanken an negative Konsequenzen...
Sehr zweischneidiges Schwert.
@adler67 & Hackentrick
das thema ist eine echte bombe, WikiLeaks is schon seit dem sommer und den veröffentlichungen zu den killern im hubschrauber im irak, ganz massiv in meiner wahrnehmung. ich denke das geht vielen so, auch wenn es da für mich wenig zu diskutieren gibt, deswegen beobachte ich im moment eher was um WikiLeaks herum passiert. und kann und will assange nicht beurteilen, da ich nicht weiß, was passiert ist. aber das hat eher etwas mit seinem privatleben zu tun und weniger mit dem, was er da losgetreten hat.
wenn die inhalte der veröffentlichten dateien stimmen, dann könnte/sollte/müsste das vielerlei anstoß liefern können, sein eigenes weltbild zu überprüfen.
wenn china und die usa gemeinsam einen klimaweltgipfel zerknacken oder arabische staaten mit israel diplomatisch verkehren um einen starken iran zu verhindern, dann sind das bedeutende informationen.
deutlich wichtiger, auch für uns alle hier, als die einschätzung der amerikanischen diplomaten bezüglich merkel oder westerwelle. das ist eher gebabbel.
sehr interessant fand ich beispielsweisee den bericht über die amerikanische botschafterin, die saddam im persönlichen gespräch gesagt haben soll, dass den usa eine krieg irak gegen kuweit egal sei, in solche konflikte wolle man sich nicht einmischen.
und wenn dann eine woche später der irak in kuweit einmaschiert und die usa dem irak den krieg erklären. und damit ihren bis dahin verbündeten angreifen.
die veröffentlichungen sind puzzleteile, aber gerade zum thema nah-ost und amerikanischem selbstverständnis läßt sich mit fleiß ein weltbild zusammen setzen.
es geht nur unwesentlich um assange, es geht um die politik die uns verkauft wird und unter deren "vorgetäuschten" prämissen wir wählen geschickt werden.
in 50 jahren ist das alles geschichte und nur ein paar interessierte werden nachverfolgen wie das früher denn so war. das ist dann der blick den man heute auf ww II hat oder auf die kubakrise hat oder die jüngeren auf vietnam haben.
die öffentlichmachung dieser dokumente ermöglicht jedoch demokratisch auf aktuelle politik zu reagieren, nachdem man deren mechanismen begriffen hat.
ich vermute die amerikanische reaktion wird darin bestehen frau palin oder den ehemaligen baptistenprediger huckabee, der die hinrichtung von assange gefordert hat, als nächstes staatsoberhaupt zu inthronisieren. stramm konservative christen. womit wir dann wieder einen gottesstaat als verbündeten hätten.
Da verweise ich doch mal auf eintrachleaks.
ok, dann nehme ich den nebensatz gerne zurück. und danke für den hinweis.
aber das ist schon ziemlich selbsterklärend
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,733307,00.html
kurze anmerkung:
ja, man kann das alles auch ignorieren und glauben, dass es einen selbst nicht betrifft.
Das ist genau so ein Fall, bei dem ich denke, daß wir eine Organisation wie WikiLeaks brauchen.
Man bekommt jenseits dessen doch mittlerweile den Eindruck, man lebe in einer Parteiendiktatur, man kann wählen was man will, nur ändert sich dadurch nichts, wichtige Informationen bleiben einem im Sinne des Vorspiegelns allgmeiner Einigkeit vorenthalten und die hiesige Poltikausübung beschränkt sich darauf, private Freiheiten für ein wie und von wem auch immer erkanntes Wohl der Allgemeinheit immer stärker einzuschränken.
Hans Magnus Enzensberger schrieb einmal, daß die Überzeugung, es draußen im Lande mit Millionen von Idioten zu tun zu haben, zur psychischen Grundausstattung eines Politikers gehört.
Nun, dann aber auch ständig wie ein solcher behandelt zu werden, das schmeckt mir nicht.
Der Inhalt des Gesprächs der damaligen US-Botschafterin April Glaspie mit Saddam (wenige Tage vor dem zweiten Golfrkrieg) ist Schnee von gestern. Es wurde wenige Wochen nach Kriegsbeginn 1990 in der New York Times veröffentlicht. Wer sich auch nur ein wenig mit der Politik zum mittleren Osten beschäftigt hat, der kennt es seit Jahren.
http://www.chss.montclair.edu/english/furr/glaspie.html
http://books.google.de/books?id=A-PRy--seDcC&pg=PA93&lpg=PA93&dq=I+received+an+instruction+to+ask+you,+in+the+spirit+of+friendship+--+not+in+the+spirit+of+confrontation+--+regarding+your+intentions.&source=bl&ots=fc1AmTr5iG&sig=j_ehX4MHDvobt26JxPx5s4aEHD0&hl=de&ei=xNb-TJX1G4Og8QPRhvSMCw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=4&ved=0CDUQ6AEwAw#v=onepage&q=I%20received%20an%20instruction%20to%20ask%20you%2C%20in%20the%20spirit%20of%20friendship%20--%20not%20in%20the%20spirit%20of%20confrontation%20--%20regarding%20your%20intentions.&f=false
...GLASPIE: I have a direct instruction from the President to seek better relations with Iraq...
…But we have no opinion on the Arab-Arab conflicts, like your border disagreement with Kuwait.
…We hope you can solve this problem using any suitable methods…
…I received an instruction to ask you, in the spirit of friendship -- not in the spirit of confrontation...
Danach kam dann die 10 Millionen PR-Story durch die Tochter des kuwaitischen US-Botschafters:
»Ich habe gesehen, wie die irakischen Soldaten mit Gewehren in das Krankenhaus kamen …, die Säuglinge aus den Brutkästen nahmen, die Brutkästen mitnahmen und die Kinder auf dem kalten Boden liegen ließen, wo sie starben.«
http://de.wikipedia.org/wiki/Nijirah_al-Sabah
Saddam hatte sich als unzuverlässiger Dikatator gezeigt, nachdem lange galt:
"Sicher ist er ein [bad]****[/bad]nsohn. Aber er ist unser [bad]****[/bad]nsohn." Nur wenn die von den USA gestützten Despoten anfangen, eigene Wege zu gehen, dann nennen sie sie "Faschisten" oder "Diktatoren".[/i]
http://www.miprox.de/USA_speziell/Freiheit_fuer_die_einen_ist_Sklaverei_fuer_die_anderen_Arundhati_Roy-12_10_01.htm
http://www.youtube.com/watch?v=Fv28_q98Xe8
Deshalb sind für Rogert Gibbs, den Pressesprecher der Obama-Regierung, "WikiLeaks und Personen, die Informationen an Leute wie sie weiterreichen, ..Kriminelle."
Die Mehrheit der deutschen Presse und eine breite Front in den Parteien bis hin zu den Grünen verurteilt ebenfalls Wikileaks und verteidigt das Recht des Staates auf Geheimhaltung.
Die meisten bedienen sich wie SemperFi dabei eines billigen Tricks, den Schutz von Staatsgeheimnissen mit dem Schutz der Privatsphäre gleichzusetzen:
Dieses "Argument" findet sich in vielen Kommentaren. Man unterstellt, die Staatsgeheimnisse, welche Millionen Menschen betreffen, seien dasselbe wie die vertrauliche Behandlung persönlicher Dinge und Wikileaks untergrabe "grundlos die Institutionen der Diplomatie..Wikileaks hat den Unterschied von Interesse der Öffentlichkeit und öffentlichem Interesse nicht verstanden." (So etwa der Chef der Sozialdemokraten im Europa-Parlament Martin Schulz am 3.12. in seinem Gastkommentar in der Frankfurter Rundschau).
Der preußische Obrigkeitsstaat lässt grüßen. Damals wurde von Liberalen wie Max Weber der Kaiser als der Hüter des "öffentlichen Interesse" gegen eine damals andere Sozialdemokratie im Parlament verteidigt, die sich (noch) gegen die Aufrüstung der deutsche Kriegsflotte, die Eroberung von Kolonien und die deutsche Vormacht in Mitteleuropa stellten.
Die Konstruktion eines Gegensatzes zwischen öffentlichem Interesse und dem Interesse der Öffentlichkeit ist das Kennzeichen demokratiefeindlicher Bestrebungen.
Man spricht sich damit dafür aus, daß der Staat andere Interessen hat als das Volk und es deshalb der Geheimhaltung bedarf. Das ist der Kern der Angriffe auf WikiLeaks.
Schulz:„Ohne Vertraulichkeit kein offenes Gespräch, weniger Informationen und vielleicht mehr falsche Entscheidungen."
Er meint die Politiker und Gewerkschaftsfunktionäre, die Vereinbarungen gegen die Interessen der meisten Menschen ausmauscheln und fest darauf vertrauen, daß ihre Mauscheleien niemals ans Licht kommen.
Wo kämen wir auch hin, wenn jeder weiß, was die Kanzlerin den Bank-Managern verspricht, was die Opposition mit der Regierung unter einen Hut steckt, oder was Gewerkschaftsführer mit Konzernchefs vereinbaren. Die bestehende Ordnung würde in den Grundfesten erschüttert.
Deshalb verkündet Cem Özdemir im Fernsehen: Wikileaks habe "eine Grenze überschritten, die unserer Demokratie insgesamt nicht gut tut" und das Handelsblatt schreibt: "Was die US-Politik erschüttert, darf auch die Wirtschaft nicht kaltlassen: Wenn heute anscheinend ohne erkennbare Mühe die Kommandozentrale Washington mit der Veröffentlichung von Geheimdepeschen bloßgestellt wird, kann es morgen General Electric treffen oder Siemens, Daimler oder die Deutsche Bank."
Vor 40 Jahren erhielten Daniel Ellsberg, der die Pentagon-Papers veröffentlichte und damit die gezielten Lügen zur Rechtfertigung des Vietnamkrieges aufdeckte, oder Carl Bernstein und Bob Woodward für die Aufdeckung des Watergate-Skandals noch zahlreiche Ehrungen.
Und keinen Menschen interessierte, ob sich unter den aufgedeckten Dokumenten irgendwelche Notizen über den Wortlaut von persönlichen Geringschätzigkeiten oder Beleidigungen der handelnden Politiker oder Diplomaten befanden, mit denen jetzt versucht wird, den Gehalt der Veröffentlichungen von Wikileaks als billige Lauschwanzerei von privaten Bemerkungen abzutun.
Assange werden dagegen erst rufmordende Anschuldigungen an den Hals gehängt und er selbst weltweit gejagt und eingelocht.
Die Erklärung für diesen Wandel ist ziemlich einfach:
die Sparprogramme zu Gunsten der Reichen und Mächtigen, die Streichungen von Sozialleistungen, die Rettungspakete für die Banken, die Kriegseinsätze am Hindukusch lassen sich nicht so einfach dem Volk auftischen und die Verteidiger demokratischer Rechte und des freien Wortes sind unter der Politikerkaste und ihrer Journaille nicht mehr gefragt, wenn es im Zusammenhang mit diesen Plänen um die Durchsetzung autoritärer Strukturen geht.
da ich mich noch nie mit politik und schon gar nicht mit dem nahen osten beschäftigt habe bin ich über jeden froh, der mir die welt anhand irgendwelcher links erklären kann. you are the man.
@pedro
da habe ich weitestgehend die gleiche perspektive wie du.
je weniger die menschen zusammenhänge erkennen um so mehr reduziert sich ihr fokus auf das eigene gesichtsfeld. und so soll es auch schön bleiben, denn diejenigen die uns mit informationen versorgen sitzen auf der spitze des eisbergs und würden diesen platz ungern abgeben.
und leider gibt es ganz viele menschen, die gar nicht so genau wissen wollen wie dinge zusammenhängen. weil es sie dann beunruhigt und beunruhigt sein wollen sie nicht. das stabilisiert diejenigen, die informationen zurückhalten und argumentieren, dass die menschen nicht alles wissen müssen. als zuckerl gibts dann noch sarrazin und hartz IV zur allgemeinen entrüstung und die welt dreht sich in ruhe weiter.
um eine politische entscheidung treffen zu können sollte man aber ziemlich viel wissen.
Man spricht sich damit dafür aus, daß der Staat andere Interessen hat als das Volk und es deshalb der Geheimhaltung bedarf. Das ist der Kern der Angriffe auf WikiLeaks.
so schätze ich das auch ein. die sind gewählt und sollen mal machen und ich möchte gar nicht wissen was in meinem namen geschieht. und wir nennen das ganze demokratie und gut ist´s. eine weit verbreitete haltung, es sei denn es geht um die inländischen themen. aber das hatte ich ja oben schon, dass die auch vorgegeben werden.
da die unterlagen primär und vordergründig die usa betreffen: wenn jemandem im irak die beine weggesprengt werden ist es für ihn/sie ein bisserl zu spät sich zu informieren, wie dieser krieg begründet und tatsächlich zu stande gekommen ist. wenn die option sich zu informieren vorher bestanden hätte, dann wäre er/sie vielleicht gar nicht dort.
das kann man durchaus auf deutsche soldaten in afghanistan abstrahieren, die dort öffentlichkeitswirksam zum bau von schulen und brunnen entsendet wurden.