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Einschnitte bei Sozialleistungen

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Neue Runde, neues Glück.  

Habe die Diskussion jetzt größtenteils gelesen und bin auf jeden Fall positiv überrascht, dass wir mittlerweile recht sachlich über solch schwierige Themen diskutieren können.  

Neues aus der Anstalt:

Danke für den Link, die Sendung ist einfach genial, schade, dass sie (für meinen Geschmack) von zu wenig Leuten gesehen wird.

arti hat mehrmals nach Alternativen gefragt und ich denke wir sind uns einig, dass in D ein strukturelles Problem besteht (Vermögensverteilung, Subventionierungen, eine Politik unfrei von Lobbyismus...)

Der allgemein vorherrschende Keynesianismus ist für manche Wirtschaftstheoretiker der Knackpunkt, denn:

"Daneben bezeichnet Keynesianismus auch verschiedene wirtschaftspolitische Modelle, die darauf ausgerichtet sind, die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen zu steuern und bei Bedarf die Wirtschaft durch vermehrte Staatsausgaben zu beleben."

Um Montesquieu zu zitieren:

"...dass in den Ländern, wo man nur vom Handelsgeist beseelt ist, auch mit allen menschlichen Handlungen und allen sittlichen Tugenden Handel getrieben wird: selbst die kleinsten Dinge, welche die Menschlichkeit gebietet, werden dort nur durch Geld getan oder gewährt."

Hier wird das Problem konkretisiert:

Milton Friedman:

http://de.wikipedia.orgwiki/Milton_Friedman#Kapitalismus_und_Freiheit_.281962.29

"Friedman, der sich als klassischen Liberalen betrachtete, hob besonders die Vorteile eines freien Marktes und die Nachteile staatlicher Eingriffe hervor."

„Ein Staat, der Recht und Ordnung aufrecht erhielte, Eigentumsrechte definierte, als Medium diente, durch welches wir Eigentumsrechte und andere Regeln des ökonomischen Spiels ändern könnten, Streitigkeiten über die Interpretation der Regeln entschiede, die Erfüllung von Verträgen durchsetzte, den Wettbewerb förderte, eine Währungsverfassung bereitstellte, Aktivitäten entfaltete, um technischen Monopolen entgegen zu wirken und solche Nachbarschaftseffekte zu bewältigen, die weithin als hinreichend erachtet werden, um staatliche Intervention zu rechtfertigen, und der private Wohltätigkeit ergänzte wie die Familie bei dem Bemühen, den Unmündigen, ob geistig Behinderten oder Kind zu schützen - solch ein Staat hätte eindeutig wichtige Funktionen zu erfüllen .“
   – Milton Friedman

(Die letzte Unterstreichung ist für mich der entscheidende Punkt)

"Mit der Behauptung, die Armen zu unterstützen, ziehe der Sozialstaat mit seiner mächtigen Wohlfahrts-Bürokratie dem Mann im Büro und an der Werkbank das Geld aus der Tasche. Teile man aber den Betrag, der bis kurz vor 1980 in den USA zur Bekämpfung der Armut ausgegeben wurde, durch die Zahl der Menschen, die nach amtlicher Statistik bedürftig sind, dann müsste das Einkommen dieser Bedürftigen eineinhalb- bis zweimal so groß sein wie das durchschnittliche Einkommen der Bevölkerung. In Wirklichkeit bliebe für die Bedürftigen wenig übrig. Denn das Geld werde vor allem für die Bürokratie und Personalkosten verwendet."

Habe schon länger die Theorien von Bürgergeld und Bedingungsloses Grundeinkommen im Hinterkopf.

Da gibt es wirklich interessante Ansätze.

http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/ss97/GRUNDEIN/teil2/1_3.htm

In diesem Artikel geht es um das Speenhamland 1795 bis 1834 - Recht auf Einkommen im England der Industrialisierung.

Es wurde festgestellt, dass:

"Weder das geschichtliche Experiment von Speenhamland, noch die zeitlich und bevölkerungsmäßig beschränkten US-amerikanischen Versuche mit einer Einkommensgarantie lassen Schlüsse darauf zu, welche Folgen die Einführung eines die Grundbedürfnisse abdeckenden Rechts auf Einkommen für alle, unabhängig von einer Arbeitsleistung, nach sich ziehen würde. Die amerikanische Diskussion und die breite Unterstützung, die die Idee dort von Seiten der Ökonomen verschiedenster Lager gefunden hat läßt darauf schließen, daß sie vom ökonomischen Standpunkt ernst zu nehmende Vorteile bietet: Verwaltungsvereinfachung und dadurch bedingte Einsparungen, Effizienz durch Einbeziehung aller in Frage kommenden Gruppen und Personen, Schaffung zusätzlicher Nachfrage und Nutzung von Überkapazitäten der Wirtschaft durch Anhebung der niedrigsten Einkommen, Subventionierung von Tätigkeiten (im informellen oder im formellen Sektor), die notwendig oder sinnvoll, jedoch marktwirtschaftlich nicht finanzierbar sind. Insgesamt würde damit nicht nur mehr soziale Gerechtigkeit hergestellt, sondern gleichzeitig Freiräume eröffnet für eine sinnvolle Weiterentwicklung der Wirtschaft und der Gesamtgesellschaft."


Das bedingungslose Grundeinkommen, ermöglicht eine neue Wertverteilung.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bedingungsloses_Grundeinkommen

"Das Konzept des BGE sieht eine Zuwendung für jedermann vor, die als Grundlage zur Sicherung der Existenz und der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben dienen soll. Es würde weder eine sozialadministrative Bedürftigkeitsprüfung erfolgen, noch eine Bereitschaft zur Arbeit gefordert. Auf der anderen Seite entfallen alle allgemeinen steuer- und abgabenfinanzierten Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld, Sozialhilfe oder Kindergeld. Inwieweit besondere soziale Bedürftigkeit gesondert berücksichtigt wird, ist den den verschiedenen Modellen unterschiedlich vorgesehen."

Die Theorie steckt noch in den Kinderschuhen, aber ich glaube, es ist zumindest mal ein konstruktiver Ansatz, der die wirklichen Missstände benennt.

Weiter im Text:

"Die gesellschaftliche Entwicklung hat dazu geführt, dass nur ein Teil der Tätigkeiten in der modernen, marktorientierten Gesellschaft als Arbeit entlohnt wird. Tätigkeiten im sozialen Bereich wie beispielsweise in der Kindererziehung, in der Betreuung nicht selbständiger Menschen (Alte, Behinderte) oder in der Jugendarbeit werden hingegen zumeist nicht finanziell vergütet, es sei denn diese Tätigkeiten sind institutionalisiert. Das BGE sorgt hier für einen Ausgleich.

Hinzu kommt der Wegfall der Stigmatisierung Arbeitsloser, die bei einer im System liegenden Arbeitslosigkeit für eine große Zahl von Menschen unvermeidlich ist. Eine Gesellschaft, die das systematisch in Kauf nimmt, verstößt gegen die Menschenwürde und gegen das Grundrecht auf Arbeit. Das BGE führt zu einer Verbesserung der sozialen Sicherheit, ermöglicht Teilhabe, vermeidet Ausgrenzung und gestattet alternative Lebenspläne wie zum Beispiel Bildungsphasen, die die Erwerbsarbeit unterbrechen."

Anmerkung zur letzten Unterstreichung:

Das ist einer meiner wichtigen Standpunkte, die Gesellschaft ist auf ständige Weiterentwicklung und Fortschritt ausgelegt, aber es wird versäumt, den Nährboden dafür zu bereiten.

Denn was ist eine Gesellschaft wert ohne Bildung?

Wie viele Menschen würden sich geistig und/oder bildungstechnisch gern weiterentwickeln (Fortbildungen, Lehrgänge, andere miteinander verknüpfbare Bereiche), werden aber aufgrund der durch durch die Marktwirtschaft herrschenden Existenzängste davon abgehalten?

("Ich brauch Geld, ich muss meinen Lebensunterhalt verdienen")

Und warum haben wir alle die Existenzängste, was ist deren Ursache?

Friedman:

"Es existiere demzufolge in Wirklichkeit kein Trade-off zwischen Inflationsbekämpfung und Beschäftigungspolitik, wie die Wirtschaftstheorie früher behauptet hatte. Eine Geldpolitik mit dem Ziel der Vollbeschäftigung sei damit zum Scheitern verurteilt und führe schlimmstenfalls zur Steigerung der Inflation."

Also kann man festhalten, dass aufgrund der wirtschaftlichen Struktur und der Beschneidung politischer Regierungsfähigkeiten durch wirtschaftliche Zwänge die Lösung der heutigen Probleme bezüglich Arbeitsplatzschaffung und dadurch auch der sozialen Leistungen und das Abdriften in eine 2-Klassengesellschaft nicht umgesetzt werden kann.

In der Schweiz überlegt man Folgendes:

Initiative Grundeinkommen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Initiative_Grundeinkommen

"Rationalisierung der Arbeit
Gemäss der Initiative hinkt die soziale und kulturelle Entwicklung der technischen Entwicklung hinterher. Eine unzureichende soziale Bewertung erfahren zum Beispiel die Pflege und Fürsorge für andere Menschen, die Kindererziehung oder der Einsatz für die Umwelt aus eigener Initiative. Die schrittweise Entflechtung der Arbeit vom Einkommenszweck könne diese Unterbewertung gemäss der Initiative wesentlich aufheben.

Sozialer Ausgleich
Aus Sicht der Initiative stammt die Festsetzung der Steuer anhand der Leistungsfähigkeit und den daraus resultierenden Einkommen aus der Zeit, als Selbstversorgung vorherrschte. In der heutigen Zeit der globalen Fremdversorgung, wo Selbstversorgung kaum mehr möglich ist und jeder fast ausschliesslich von den Leistungen anderer lebt, sei es sinnvoll, die Steuer nicht mehr in der Herstellung, sondern an der Stelle des Kaufs und Verbrauchs von Gütern und Dienstleistungen in Form einer Konsumsteuer zu erheben."

Zum Schluss möchte ich noch auf das Werk von Jeremy Rifkin hinweisen, ein führender US-amerikanischer Soziologe, Ökonom und Publizist.

http://de.wikipedia.org/wiki/Jeremy_Rifkin

Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft

"The End of Work zeigt, dass es durch den Produktivitätszuwachs in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem dramatischen Verschwinden von Fabrikarbeitsplätzen gekommen ist. Dies gilt trotz des Wirtschaftswachstums im selben Zeitraum. Anhand weltweiter Wirtschaftsdaten wird gezeigt, dass sich diese Entwicklung in Zukunft in dramatischer Form fortsetzen wird. Rifkin erwartet, dass bis 2010 nur noch 12% der Weltbevölkerung in der Produktion arbeitet. Bis 2020 sollen es nur noch 2% der Weltbevölkerung sein. Laut Rifkin ist hiermit von 2010 bis 2020 zu erwarten, dass es in der Produktion ein Rückgang der Werktätigen auf ca. 1/6 des heutigen Wertes geben wird. Für andere Wirtschaftsbereiche ist wegen der zunehmenden Automatisierung ein ähnlicher Rückgang abzusehen. Dies zeigt Rifkin anhand weltweiter Wirtschaftsdaten für die nicht produktiven Wirtschaftssektoren."

Ich hoffe es ist nicht zu unübersichtlich geraten und ich würde gern eure Meinung zu oben genannten Theorien erfahren. Ich bin der Ansicht, dass es so nicht weitergehen kann und dass große, strukturelle Veränderungen vorgenommen werden müssen.

Sowohl die Befürworter einer harten Sparpolitik, als auch die Verteidiger sozial schwächer Gestellten sollten hier einen gemeinsamen Ansatz finden können.

Als Metapher könnte man sagen, dass unsere Wirtschaft der alte VW-Käfer ist, der nur durch Reperaturen, die seinen Marktwert um ein Vielfaches übersteigen, fahrbereit gehalten wird. Und es fehlt der Mut oder der Wille, sich ein neues Auto zu besorgen. Mit neuer Technik, ganz zeitgemäß.


„Das Ziel einer Gesellschaft, in der ein(e) jede(r) weniger arbeitet, damit alle Arbeit finden und besser leben können, wird somit heute zu einem der wichtigsten Faktoren des Zusammenhalts der Gewerkschaft und der Erneuerung sozialer Freiheitsbewegungen.“

-André Gorz-
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seventh_son schrieb:
Ewigtreuer schrieb:


Finde ich zwar etwas düster gezeichnet, aber sooo abwegig ist es nun auch wieder nicht. Wenn man bedenkt, dass für einige Schüler die Schulspeisung die einzige Möglichkeit ist, sich wenigstens 1x am Tag satt zu essen


Liegt das aber nicht vielleicht auch daran, dass die Eltern nicht gelernt haben zu haushalten, selbst zu kochen, Vorratshaltung etc.? Evtl. auch an mangelnder Motivation, alles für die Kinder zu tun? Das hat sicher viel mit dem Umfeld zu tun. Meine Frau ist Bankkauffrau und bekommt sowas am Schalter oft mit. Da wird das Hartz4-Geld abgeholt und erstmal gegenüber zu McDonalds gegangen mit den vier Kindern. Da fehlt's halt einfach auch.

Ich denke z.B., meine Frau würde in so einer Situation einfach besser klar kommen weil sie Haushalten, Kochen etc. schon zu Hause auf dem Bauernhof gelernt hat.

Da müßte man vielleicht auch schon in der Schule ansetzen.


Das ist aber kein Hartz4 spezifisches Problem. Schau Dir doch mal an wie dick unsere Kinder sind. Wir gehen auch hin und wieder zum M oder King, kochen aber ansonsten jeden Abend, obwohl wir beide berufstätig sind. Unser Sohn isst zudem mittags kostenpflichtig in der Schule.

Man muss mal klar sehen, dass man für einen MCD-Besuch mit der kompletten Familie fast eine Woche lang einmal täglich kochen kann. Und wenn man sogar jede Woche dahin geht, ist es nicht verwunderlich, wenn am Ende des Geldes noch viel Monat übrig ist.
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@seventh_son

vieles von dem was du schreibst klingt gut und richtig aber jetzt muss ich doch mal was zum Thema Kindererziehung etc sagen.

die These die du vertritst , dass viele hartz 4 Empfänger schlicht nicht haushalten können und Teile Ihres geldes mehr oder weniger sinnfrei verblödeln mag stimmen, ist aber kein spezifisches hartz4 Problem.

Schon mal was von Wohlstandsverwahrlosung gehört? Wie viele Kinder reicher Eltern werden mit Handys Fernsehern,Computern tetc überhäuft, weil Karriere Mama und Karriere Papa damit die mangelnde Zeit und damit Zuneigung überdecken wollen und sich freikaufen wollen.

Warum bekommen diese Familien dann überhaupt Kindergeld ? damit der
11jährige auch ein i Phone hat ?
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Basaltkopp schrieb:


Das ist aber kein Hartz4 spezifisches Problem. Schau Dir doch mal an wie dick unsere Kinder sind. Wir gehen auch hin und wieder zum M oder King, kochen aber ansonsten jeden Abend, obwohl wir beide berufstätig sind. Unser Sohn isst zudem mittags kostenpflichtig in der Schule.

Man muss mal klar sehen, dass man für einen MCD-Besuch mit der kompletten Familie fast eine Woche lang einmal täglich kochen kann. Und wenn man sogar jede Woche dahin geht, ist es nicht verwunderlich, wenn am Ende des Geldes noch viel Monat übrig ist.


Nein, natürlich ist das nicht Hartz4-spezifisch. Das ist ein Teil unserer Wohlstandsgesellschaft. Möglichst viel haben für möglichst wenig eigenen Aufwand - warum gezielt einkaufen, die Woche im Voraus planen, wenn man doch 24 h 7 Tage die Woche zum Mäckes um die Ecke gehen kann.

Allerdings betrifft dies komischerweise die einkommensschwächeren Schichten mehr, macht es mir den Anschein. Vielleicht hängt das auch mit der Resignation zusammen, oder auch der fehlenden Bildung im Umgang mit Geld und Lebensmitteln. Sowas hat man (ok, vorzugsweise frau) früher in der Familie gelernt. Welcher Jugendliche kann heute noch kochen, wenn er das erste Mal auf eigenen Beinen steht? Aber wenn schon die Eltern lieber zur Kette gegangen sind, woher sollen sie es lernen...

Früher, gerade in Notzeiten, waren es die Armen, die besonders gut haushalten konnten und mit zwei Kartoffeln mit Geschick die Familie wieder einen Tag durchbrachten. Nur die Reichen konnten "kochen lassen". Hat sich alles sehr geändert. Heute ist gesunde Ernährung, Besuch von Sportstätten eine Frage des Geldes geworden.

Manchmal habe ich den Eindruck, wir befinden uns in einem ähnlichen Zustand wie das römische Reich kurz vor seinem Ende - die Gesellschaft hat alles im Überfluss, muss sich um nichts bemühen. Fähigkeiten und Kreativität degenerieren, man schmort im eigenen Saft. Und schleichend beginnt der Niedergang...
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In 21 Minuten isses soweit...  
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seventh_son schrieb:
Ewigtreuer schrieb:


Finde ich zwar etwas düster gezeichnet, aber sooo abwegig ist es nun auch wieder nicht. Wenn man bedenkt, dass für einige Schüler die Schulspeisung die einzige Möglichkeit ist, sich wenigstens 1x am Tag satt zu essen


Liegt das aber nicht vielleicht auch daran, dass die Eltern nicht gelernt haben zu haushalten, selbst zu kochen, Vorratshaltung etc.? Evtl. auch an mangelnder Motivation, alles für die Kinder zu tun? Das hat sicher viel mit dem Umfeld zu tun. Meine Frau ist Bankkauffrau und bekommt sowas am Schalter oft mit. Da wird das Hartz4-Geld abgeholt und erstmal gegenüber zu McDonalds gegangen mit den vier Kindern. Da fehlt's halt einfach auch.

Ich denke z.B., meine Frau würde in so einer Situation einfach besser klar kommen weil sie Haushalten, Kochen etc. schon zu Hause auf dem Bauernhof gelernt hat.

Da müßte man vielleicht auch schon in der Schule ansetzen.


Ich muss Dir größtenteils zustimmen..
Ich selber wohne in einer Gegend mit vielen sozial schwachen Familien.
Man sieht wirklich vom Monatsersten bis etwa zum 10. , 11. des Monats mehrmals täglich den Pizza-Bringdienst vorfahren. Da muss man sich nicht wundern wo das Geld bleibt.
Das kann aber nicht das Argument sein, Hartz IV Bezüge zu kürzen.
Denn sie sind auch für Leute, die gut wirtschaften, zu knapp.
Der Warenkorb, nachdem der Regelsatz berechnet wurde, ist hoffnungslos veraltet, Posten wie z.B Praxisgebühr und Medikamentenzuzahlung sind überhaupt nicht enthalten.
Dass viele nicht wirtschaften können ist unbestreitbar, darf aber nicht verallgemeinert werden (ähnlich wie bei den pöbelnden kiosk-Säufern).

....und richtig!!! Man müsste schon in der Schule ansetzen.
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Bishop-Six schrieb:
...aüßerst nachdenkenswerte Dinge


Wow - dazu muss ich mich erst mal schlau lesen  
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Auf jeden Fall müsste man schon in der Schule ansetzen. Andererseits kann und darf man aber die Schulen nicht dafür verantwortlich machen, dass die Eltern in Sachen Erziehung oftmals gar nichts mehr auf die Kette bekommen...

Und zu Deinen Pizzafreunden. In diesem Fall würde eine Erhöhung der Hartz4-Sätze nur bedeuten, dass der Pizzablitz dann bis zum 13. oder 14. des Monats was zu tun hätte. Die Kinder hätten nichts davon, selbst wenn der Satz für die Kind erhöht würde. Aber das ist freilich auch kein Argument gegen eine Erhöhung.
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municadler schrieb:
@seventh_son

vieles von dem was du schreibst klingt gut und richtig aber jetzt muss ich doch mal was zum Thema Kindererziehung etc sagen.

die These die du vertritst , dass viele hartz 4 Empfänger schlicht nicht haushalten können und Teile Ihres geldes mehr oder weniger sinnfrei verblödeln mag stimmen, ist aber kein spezifisches hartz4 Problem.

Schon mal was von Wohlstandsverwahrlosung gehört? Wie viele Kinder reicher Eltern werden mit Handys Fernsehern,Computern tetc überhäuft, weil Karriere Mama und Karriere Papa damit die mangelnde Zeit und damit Zuneigung überdecken wollen und sich freikaufen wollen.

Warum bekommen diese Familien dann überhaupt Kindergeld ? damit der
11jährige auch ein i Phone hat ?


Da gebe ich dir vollkommen Recht, siehe mein letztes Posting.

Nur trifft es eben Kinder von Hartz4-Beziehern noch schlimmer, weil eben weniger Kohle zur Verfügung steht und wenn man selbst die elementarsten Dinge der Haushaltsführung nicht klappen, bleibt halt nur noch Burger und Playstation.
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Basaltkopp schrieb:
Auf jeden Fall müsste man schon in der Schule ansetzen. Andererseits kann und darf man aber die Schulen nicht dafür verantwortlich machen, dass die Eltern in Sachen Erziehung oftmals gar nichts mehr auf die Kette bekommen...

Und zu Deinen Pizzafreunden. In diesem Fall würde eine Erhöhung der Hartz4-Sätze nur bedeuten, dass der Pizzablitz dann bis zum 13. oder 14. des Monats was zu tun hätte. Die Kinder hätten nichts davon, selbst wenn der Satz für die Kind erhöht würde. Aber das ist freilich auch kein Argument gegen eine Erhöhung.


Deswegen wäre ich auch nicht generell gegen eine Erhöhung in Form von Sachleistungen , beispielsweise Bücher, Schulmaterial oder Sportklamotten/Vereinsbeiträge für die Kiddies
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Ewigtreuer schrieb:
Basaltkopp schrieb:
Auf jeden Fall müsste man schon in der Schule ansetzen. Andererseits kann und darf man aber die Schulen nicht dafür verantwortlich machen, dass die Eltern in Sachen Erziehung oftmals gar nichts mehr auf die Kette bekommen...

Und zu Deinen Pizzafreunden. In diesem Fall würde eine Erhöhung der Hartz4-Sätze nur bedeuten, dass der Pizzablitz dann bis zum 13. oder 14. des Monats was zu tun hätte. Die Kinder hätten nichts davon, selbst wenn der Satz für die Kind erhöht würde. Aber das ist freilich auch kein Argument gegen eine Erhöhung.


Deswegen wäre ich auch nicht generell gegen eine Erhöhung in Form von Sachleistungen , beispielsweise Bücher, Schulmaterial oder Sportklamotten/Vereinsbeiträge für die Kiddies



Da bekommt man hier als nicht Betroffener in Sachen Arbeitslosigkeit aber schon verbal den Kopf abgerissen wenn man sowas vorschlagen würde. Da würde man unterstellt bekommen, sozial benachteiligte Menschen zu Menschen zweiter Klasse zu degradieren....

Hier wären IMHO auch die Jugendämter gefordert. Gerade die müssten in sozial schwächer gestellten Familien auf das Wohl der Kinder achten und da wären häufig nicht übertragbare Gutscheine für Sachleistungen für die Kinder oft sinnvoll - wenn festgestellt wird, dass die Eltern nicht haushalten können und das Geld, was den Kindern zustehen würde, anders verschwenden.
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Merkel grade: "Wir wollen Anreize zur Aufnahme von Arbeit schaffen"  
Als ob das ne Willensentscheidung wäre bei 4,5 Mio fehlenden Stellen
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Basaltkopp schrieb:
Auf jeden Fall müsste man schon in der Schule ansetzen. Andererseits kann und darf man aber die Schulen nicht dafür verantwortlich machen, dass die Eltern in Sachen Erziehung oftmals gar nichts mehr auf die Kette bekommen...

Und zu Deinen Pizzafreunden. In diesem Fall würde eine Erhöhung der Hartz4-Sätze nur bedeuten, dass der Pizzablitz dann bis zum 13. oder 14. des Monats was zu tun hätte. Die Kinder hätten nichts davon, selbst wenn der Satz für die Kind erhöht würde. Aber das ist freilich auch kein Argument gegen eine Erhöhung.


Das sehe ich auch so. Fortbildungen für ein maßvolles Haushalten wären sinnvoll. Man muss auch lernen mit Geld umgehen zu können, v.a. wenn es knapp ist.
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Ewigtreuer schrieb:
Merkel grade: "Wir wollen Anreize zur Aufnahme von Arbeit schaffen"  

Das fällt denen aber auch früh ein....
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Der Anreiz zum Arbeiten, wie auch immer man sich das vorstellen mag, ist noch das kleinste Problem.

In einigen Jahren haben wir noch mehr Arbeitslose und gleichzeitig sehr viel freie Stellen, die nicht besetzt werden können, weil zu wenige Fachkräfte auf dem Markt sind.

Oder glaubt ihr, dass der Schulabbrecher von heute jemals einer qualifizierten Tätigkeit nachgehen wird? Und der Anteil der Jugendlichen ohne Schulabschluss, von einer abgeschlossenen Ausbildung will ich erst gar nicht reden, wird in den nächsten Jahren weiter ansteigen.

Hier müsste primär angesetzt werden. Eine reine Anhebung der Sozialleistungen mindert nur die Symptome, macht den Patienten aber nicht gesund.
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Basaltkopp schrieb:
Der Anreiz zum Arbeiten, wie auch immer man sich das vorstellen mag, ist noch das kleinste Problem.

In einigen Jahren haben wir noch mehr Arbeitslose und gleichzeitig sehr viel freie Stellen, die nicht besetzt werden können, weil zu wenige Fachkräfte auf dem Markt sind.

Oder glaubt ihr, dass der Schulabbrecher von heute jemals einer qualifizierten Tätigkeit nachgehen wird? Und der Anteil der Jugendlichen ohne Schulabschluss, von einer abgeschlossenen Ausbildung will ich erst gar nicht reden, wird in den nächsten Jahren weiter ansteigen.

Hier müsste primär angesetzt werden. Eine reine Anhebung der Sozialleistungen mindert nur die Symptome, macht den Patienten aber nicht gesund.


Der Anreiz zur Aufnahme von Arbeit ist doch ganz einfach zu lösen:
Her mit Arbeitsplätzen von denen man leben kann - damit ist das durch
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Ewigtreuer schrieb:
Merkel grade: "Wir wollen Anreize zur Aufnahme von Arbeit schaffen"  
Als ob das ne Willensentscheidung wäre bei 4,5 Mio fehlenden Stellen


Ich seh NTV
Es werden nur die Blöcke vorgestellt. konkrete Aussagen vermeidet man vor der Presse( dann kommen auch keine ungewollten Nachfragen)

Allgemeines Gelaber. U.a . die dümliche Aussage"Anreize zur Arbeitsaufnahme "
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Ewigtreuer schrieb:


Der Anreiz zur Aufnahme von Arbeit ist doch ganz einfach zu lösen:
Her mit Arbeitsplätzen von denen man leben kann - damit ist das durch



Pssst, das ist doch zu einfach. Die Lösung ist eine leistungsfordernde allgemeinverbindliche arbeitsbeschaffende gütererzeugende fortbildungsorientirete gabelstaplerscheinische Humankapitaleinbindung.

So in etwa.
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@bishop six

Zu den von Dir vorgestellten Ansätzen könnte man ein ganzes Seminar bestreiten, insofern ist es schwierig, darauf fundiert einzugehen.

Aus verschiedenen Gründen befürworte ich ein bedingungsloses Grundeinkommen, halte es aber für politisch nicht durchsetzbar. Es ist ja nicht einmal durchsetzbar, daß, für alle die arbeiten, ein existenzsichernder Lohn gezahlt wird.

Die Produktivitätssteigerung durch technischen Fortschritt und damit einhergehender Rationalisierung ist in unserem Wirtschaftssystem wie ein Naturgesetz. Früher hieß es, daß dadurch für alle die Arbeit leichter und weniger wird. Heute werden die stigmatisiert, die vom Produktionsprozeß aussortiert werden.

Die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik, die von Leuten wie Friedmann (und arti) befürwortet wird, löst die Probleme nicht, sondern sie verschärft sie. Die immer lauthals verkündete freie Marktwirtschaft existiert höchstens auf dem Wochenmarkt, ansonsten ist sie eine reine Fiktion. De facto haben wir in wichtigen Feldern ein Oligopolstruktur (Energie). Und es wird auf freien Märkten immer eine massive Tendenz zur Oligopolbildung geben. Mir graut es schon vor dem von der Regierung propagierten Elektroauto. Bei bestehenden Strukturen auf dem Strommarkt würde dadurch mit Sicherheit der Strom auch für Haushalte sündhaft teuer.

Unsere Politiker sind doch längst auch nur Manager, die die Dinge irgendwie tagesaktuell handlen. Wer von denen hat denn die Zeit (oder nimmt sie sich) um mal ernsthaft nachzudenken, sich weiterzubilden etc. ? Da werden keine Ideen entwickelt (höchstens von denen im Ruhestand) und wenn, wären sie gegen vorherrschende Ideologien und Interessen nicht durchsetzbar.

Insofern bedaure ich inzwischen, daß der verfluchte Finanzmarkt mit Unsummen gestützt wurde, weil wir dafür nach und nach das letzte Hemd ausgezogen bekommen, ohne daß sich irgendwas grundlegendes verändert.
Ein Ende mit Schrecken wäre vermutlich die bessere Alternative gewesen, da sich dann - vielleicht - die Möglichkeit eines partiellen Neubeginns ergeben hätte. Nun kriegen wir Schrecken ohne Ende. Und schuld sind dann die Hartz IV-Empfänger, die Griechen oder das Globalisierungsgespenst oder wer auch immer noch aus der Kiste geholt wird.
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selten so inhaltsleeren quatsch gehört.


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