Theodor W. Adorno Aspekte des neuen Rechtsradikalismus
[ ] Vieles hat sich seitdem geändert, manches aber ist gleich geblieben oder heute, 50 Jahre später, wieder da. Und so liest sich Aspekte des neuen Rechtsradikalismus wie eine Flaschenpost an die Zukunft, deren Wert für unsere Gegenwart Volker Weiß in seinem Nachwort herausarbeitet.
Barack Obama - Wo wir stehen suhrkamp taschenbuch 4994, 57 Seiten; ISBN: 978-3-518-46994-1.
Mit etwas Verzögerung habe ich das obige Taschenbuch gelesen, welches ich empfehlen möchte. Es handelt sich um die Transkription einer Rede Obamas, die er am 07. September 2018 vor Studierende der University of Illinois at Urbana-Champaign anlässlich der Entgegennahme des Douglas Award for Ethics in Government gehalten hat.
Mit dieser Rede meldete sich Barack Obama das erste Mal nach seiner Präsidentschaft öffentlich mit einer Bestandsaufnahme zur Lage der Nation zurück. Er brach damit ein Stück weit mit der politischen Tradition der USA, nach der sich ehemalige Präsidenten nicht zum Tagesgeschehen äußern, sondern anstandslos von der politischen Bühne abtreten und Platz für neue Stimmen und Ideen machen.
Mit der ihm eigenen sprachlichen Eleganz und gedanklichen Klarheit vermeidet er weitestgehend einseitige Schuldzuschreibung und beschwört stattdessen die Kraft des ehrlichen und integeren Streit.
Er führt dazu aus:
"Ich will ehrlich sein: Manchmal streite ich mit progressiven Freunden darüber, was angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen zu tun ist. Da gibt es wohlmeinende, für die soziale Gerechtigkeit brennende Menschen, die glauben, dass die Dinge schon so schlecht stehen und die Linien schon so klar gezogen sind, dass wir Feuer mit Feuer bekämpfen und den Republikanern dasselbe antun sollten wie sie uns, dass wir uns ihre Taktik aneignen sollten, alles das behaupten sollten, was die Leute hören wollen, und uns Lügen über die andere Seite ausdenken.
Ich bin da anderer Meinung. Was nicht daran liegt, dass ich ein Weichei bin. Was nicht daran liegt, dass ich mich für ein zahnloses, sinnentleertes Zweiparteiensystem einsetzen will. Ich stimme dieser Ansicht nicht zu, weil die Erosion unserer zivilgesellschaftlichen Institutionen und unseres bürgerlichen Vertrauens, weil das Schüren von Wut, Politikverdrossenheit und der Wunsch, sich gegenseitig anzubrüllen, immer nur denjenigen in die Hände spielt, die nicht an die Kraft der kollektiven Handelns glauben."
Er will den Dialog aufgrund der Schubladen nicht in eine einseitige Richtung kippen lassen, sondern verlangt vielmehr:
„Wenn Demokratie funktionieren soll, müssen wir in der Lage sein, uns in Menschen hineinzuversetzen, die anders sind, die andere Erfahrungen gemacht haben und die aus anderen Kontexten kommen.“
Wer nicht lesen mag, kann sich die Rede auch unter dem nachfolgenden link anschauen:
So, Corona Zeit ist Lesezeit und da möchte ich gerne zwei Empfehlungen aussprechen.
1793 von Niklas Natt och Dag
"1793" würde ich als Psychothriller klassifizieren obwohl sich das Buch schwer einordnen lässt. Es spielt jedenfalls im Stockholm des Jahres 1793 und dreht sich um einen brutalen Mord, der von einem verstümmelten Kriegsveteranen und einem todkranken Juristen aufgeklärt wird.
Faszinierend fand ich die Story an sich, gepaart mit dem Sittengemälde des Stockholms des ausgehenden 18ten Jahrhunderts. Auf jeden Fall lesenswert, aber nichts für schwache Nerven.
Eine kurze Geschichte der Menschheit von Yuval Noah Harari
"Eine kurze Geschichte der Menschheit" beleuchtet den Werdegang des Homo Sapiens von der Urzeit bis heute und wir kommen da gar nicht gut weg. Für mich ein unterhaltsam geschriebenes Buch, rund um die biologischen und soziologischen Aspekte unserer Geschichte.
So, Corona Zeit ist Lesezeit und da möchte ich gerne zwei Empfehlungen aussprechen.
1793 von Niklas Natt och Dag
"1793" würde ich als Psychothriller klassifizieren obwohl sich das Buch schwer einordnen lässt. Es spielt jedenfalls im Stockholm des Jahres 1793 und dreht sich um einen brutalen Mord, der von einem verstümmelten Kriegsveteranen und einem todkranken Juristen aufgeklärt wird.
Faszinierend fand ich die Story an sich, gepaart mit dem Sittengemälde des Stockholms des ausgehenden 18ten Jahrhunderts. Auf jeden Fall lesenswert, aber nichts für schwache Nerven.
Eine kurze Geschichte der Menschheit von Yuval Noah Harari
"Eine kurze Geschichte der Menschheit" beleuchtet den Werdegang des Homo Sapiens von der Urzeit bis heute und wir kommen da gar nicht gut weg. Für mich ein unterhaltsam geschriebenes Buch, rund um die biologischen und soziologischen Aspekte unserer Geschichte.
Eine kurze Geschichte der Menschheit von Yuval Noah Harari
Inklusive der weiteren Bände uneingeschränkt zu empfehlen
Ich les gemütlich Warhammer 40k, da kommt einem die Realität dann immer so friedlich und zivilisiert vor
Und mit Baby und Forum ist mein Gehirn für komplexe Themen ausgelastet
*Hüstel* sehr literarisch. Wenn der Imperator oder die Inquistion das mit bekommen würden. Der Exterminatus wäre dein.
Tomàs de Torquemada ist zwar schon 522 Jahre tot, aber der unselige Geist der Verfolgung und Ausgrenzung Andersdenkender und Andersgläubiger lebt immer noch.....
Ist gar nicht so schlimm, im Gegenteil. Meine Frau musste mich vor einigen Jahren auch erst ein wenig überreden, aber im Nachhinein immer noch eines der besten Bücher, das ich je gelesen habe. Von Seite 1 an spannend wie ein Krimi und dabei wirklich große Literatur.
Tolstoi ist im Vergleich dazu glaube ich deutlich härtere Kost. Zum rantasten kann ich aber "Tolstojs letztes Jahr" von Jay Parini sehr empfehlen.
Wer sich in der fußballfreien Zeit zumindest literarisch mit dem Ball beschäftigen möchte, könnte es z.B. mit "Das Wunder von Castel die Sangro" von Joe McGinniss versuchen. Eine tragisch schöne Außenseitergeschichte für alle Kommerzgegner.
Eine kurze Geschichte der Menschheit von Yuval Noah Harari
Inklusive der weiteren Bände uneingeschränkt zu empfehlen
Ich les gemütlich Warhammer 40k, da kommt einem die Realität dann immer so friedlich und zivilisiert vor
Und mit Baby und Forum ist mein Gehirn für komplexe Themen ausgelastet
*Hüstel* sehr literarisch. Wenn der Imperator oder die Inquistion das mit bekommen würden. Der Exterminatus wäre dein.
Tomàs de Torquemada ist zwar schon 522 Jahre tot, aber der unselige Geist der Verfolgung und Ausgrenzung Andersdenkender und Andersgläubiger lebt immer noch.....
"Die Triffids" von John Wyndham kann ich als leichte Lektüre für Balkon und Garten empfehlen. Gefunden habe ich das Buch vor ein paar Wochen über die Spiegel Liste "Bücher für die Quarantäne" oder so.
"Die Triffids" ist ein Endzeitroman ohne großen literarischen Anspruch, irgendwo zwischen Perry Rhodan und "The Stand" mit knapp 200 Seiten (TB).
Die Story:
Die Menscheit wird von einem Kometen oder einer Biowaffe (man weis es nicht so genau) komplett gebblendet. Die einzigen die noch sehen sind die, die zum Zeitpunkt des Ereignisses den Himmel nicht sehen konnten.
Die Sehenden übernehmen dann auf die eine oder andere Weise das Kommando.
Jetzt wird's Corona-mässig, denn die Blindheit wird begelitet von einer tödlichen Seuche ähnlich der Cholera. Zeitgleich reissen sich noch Genmanipulierte mobile Pflanzen, die Triffids, von Ihren Ketten los. Die sind nicht nur 2 -3 Meter groß, sondern auch noch Fleischfresser und gehen zusätzlich auf die Menschen los.
Wie gesagt, literarisch nicht aufregend, aber wer noch nicht genug Endzeit live hat kommt mit dem Büchlein unterhaltsam über ein Wochenende.
Ich habe "Rausch" vor etwa 8 Jahren gelesen. Ich fand das Buch auch recht gut. Allerdings muss ich heute feststellen, dass bis auf die Grundgeschichte kaum etwas in meiner Erinnerung hängen geblieben ist. Ein kleines Minus also bei "andauerndem Beeindrucktsein".
Nun, wo du Perry Rhodan angesprochen hast, ich fange gerade Neo an, interessantes Reboot der Serie, wenn auch ein wenig zu dunkel für meinen Geschmack.
Wieder ein Fußballbuch. Oder vielleicht doch nicht.
Hool ist das Erstlingswerk von Philipp Winkler. Der Ich-Erzähler Heiko, ein Hannoveraner Hooligan, gehört zu denjenigen, die sich zu Schlägereien mit Hooligans anderer Vereine verabreden. Wozu? Ganz einfach: um in der Hooliganszene aufzurücken, um Hannover 96 in der Hooliganszene bekannt zu machen, es endlich "auf die Karte zu setzen".
Heiko ist kein Ultra. Für diese "Flachwichser" hat er nur Spott und Verachtung übrig. Er pendelt zwischen Fitnessstudio, seinem verwahrlosten Heim als Untermieter bei einem Kampfhundezüchter, der Stammkneipe und den Schlachtfeldern der Fußballszene. Selbst im Stadion gibt es eine Hierarchie in der Kurve.
Voller Verachtung für alles Bürgerliche gilt sein einziges Augenmerk der nächsten Auseinandersetzung. Gegen die vom FC Köln, gegen Eintracht-Frankfurt-Hools, vor allem aber gegen die verhassten Rivalen von Eintracht Braunschweig. Nazis, Hells Angels, bewaffnete russische Tierhändler oder dem Alkohol verfallene Alt-Hools sind das Umfeld, gegen das er sich behaupten muss. Die Kampfszenen sind schonungslos und nicht unbedingt nach jedermanns Geschmack.
Es ist ein - dramaturgisch glänzend geschriebenes - Buch von ziemlich weit unten in Deutschland. Die Konsequenz, mit der Heiko alles, was nur nach Establishment riecht, verabscheut, erinnert an die 1968er, nur ohne Perspektive und ohne Plan. Als nach einem Überfall auf Braunschweiger Hools und anlässlich eines Länderspiels in Leipzig, bei dem man die Ossis mal ein bisschen aufmischen will, die Dinge aus dem Ruder laufen, wird es eng für Heiko. Er muss Antworten und einen Sinn für sein Treiben finden - oder auch nicht.
Philipp Winkler: Hool. Aufbau Verlag, Berlin, ISBN 9783351036454, 312 Seiten, 19,95 EUR
Hool ist das einzige Buch, das ich innerhalb eines Tages durchgelesen habe. Am Ende ein bisschen dick aufgetragen, aber nach dem Wenigen, was ich über die Kreise weiß, hervorragend geschildert, sehr authentisch und dazu noch spannend.
Habe auf einem Fußbalkongress mal einen getroffen, der mit Winkler zur Schule gegangen ist. Wenn das stimmt, was der sagt, war der Autor in seinem Leben noch nie in einem Stadion. Ganz definitiv ist es kein Aussteiger, wie ich beim Lesen dachte. Keine Ahnung, wie man es dann schafft, so eine präzise Milieustudie zu schreiben.
Wenn dem wirklich so ist, hat er nicht nur sehr intensiv, sondern auch gut recherchiert. Wobei natürlich jede Menge dichterische Freiheit dabei ist. Aber stimmig sind seine Schilderungen schon, dazu atmosphärisch derart dicht, dass man das Buch wirklich am liebsten in einem Rutsch durchliest.
Hool ist das einzige Buch, das ich innerhalb eines Tages durchgelesen habe. Am Ende ein bisschen dick aufgetragen, aber nach dem Wenigen, was ich über die Kreise weiß, hervorragend geschildert, sehr authentisch und dazu noch spannend.
Habe auf einem Fußbalkongress mal einen getroffen, der mit Winkler zur Schule gegangen ist. Wenn das stimmt, was der sagt, war der Autor in seinem Leben noch nie in einem Stadion. Ganz definitiv ist es kein Aussteiger, wie ich beim Lesen dachte. Keine Ahnung, wie man es dann schafft, so eine präzise Milieustudie zu schreiben.
Wenn dem wirklich so ist, hat er nicht nur sehr intensiv, sondern auch gut recherchiert. Wobei natürlich jede Menge dichterische Freiheit dabei ist. Aber stimmig sind seine Schilderungen schon, dazu atmosphärisch derart dicht, dass man das Buch wirklich am liebsten in einem Rutsch durchliest.
Warum werde ich ich erst jetzt auf diesen Thread aufmerksam? Egal, der Einstieg ist schon stark. Mastr i Margerita, das kennt hier eigentlich kaum jemand. Dann Verbrechen und Strafe (hab ein bisschen vorgespult). Klare Empfehlung für heiße Tage in der Dachkammer wenn der Coronakoller durchschlägt,
Wenn dem wirklich so ist, hat er nicht nur sehr intensiv, sondern auch gut recherchiert. Wobei natürlich jede Menge dichterische Freiheit dabei ist. Aber stimmig sind seine Schilderungen schon, dazu atmosphärisch derart dicht, dass man das Buch wirklich am liebsten in einem Rutsch durchliest.
Warum werde ich ich erst jetzt auf diesen Thread aufmerksam? Egal, der Einstieg ist schon stark. Mastr i Margerita, das kennt hier eigentlich kaum jemand. Dann Verbrechen und Strafe (hab ein bisschen vorgespult). Klare Empfehlung für heiße Tage in der Dachkammer wenn der Coronakoller durchschlägt,
Ja Wahnsinn, das nehm ich ja auch jetzt erst wahr. Meister und Margarita liegt hier neben mir auf dem to do Stapel. Seit ungefähr 5 Monaten, Semesterausleihe in der UB. Der Anfang war super, dann hab ich irgendwann ausgesetzt. Ich werd's vermutlich nochmal anfangen, wenn ich mir Der Gesvhichtenerzähler (Highsmith) durch bin.
Warum werde ich ich erst jetzt auf diesen Thread aufmerksam? Egal, der Einstieg ist schon stark. Mastr i Margerita, das kennt hier eigentlich kaum jemand. Dann Verbrechen und Strafe (hab ein bisschen vorgespult). Klare Empfehlung für heiße Tage in der Dachkammer wenn der Coronakoller durchschlägt,
Ja Wahnsinn, das nehm ich ja auch jetzt erst wahr. Meister und Margarita liegt hier neben mir auf dem to do Stapel. Seit ungefähr 5 Monaten, Semesterausleihe in der UB. Der Anfang war super, dann hab ich irgendwann ausgesetzt. Ich werd's vermutlich nochmal anfangen, wenn ich mir Der Gesvhichtenerzähler (Highsmith) durch bin.
Der Bulgakow ist hochklassig, aber keine leichte Kost. Alltagsleben in der jungen Sowjetunion, satirisch und grotesk gezeichnet. Eigentlich ein Wunder, dass der Roman überhaupt erscheinen durfte und Stalin selbst sich für den Autoren später verwendete, als er dann doch verboten wurde. Eines der Bücher, die man nicht vergessen wird.
Ja Wahnsinn, das nehm ich ja auch jetzt erst wahr. Meister und Margarita liegt hier neben mir auf dem to do Stapel. Seit ungefähr 5 Monaten, Semesterausleihe in der UB. Der Anfang war super, dann hab ich irgendwann ausgesetzt. Ich werd's vermutlich nochmal anfangen, wenn ich mir Der Gesvhichtenerzähler (Highsmith) durch bin.
Der Bulgakow ist hochklassig, aber keine leichte Kost. Alltagsleben in der jungen Sowjetunion, satirisch und grotesk gezeichnet. Eigentlich ein Wunder, dass der Roman überhaupt erscheinen durfte und Stalin selbst sich für den Autoren später verwendete, als er dann doch verboten wurde. Eines der Bücher, die man nicht vergessen wird.
Der Roman unterlag in der Sowjetunion aber der Zensur und erschien ungekürzt nur im Samisdat ( sam = selbst, isdat‘ = herausgeben), was für die UdSSR eine nicht unübliche Weise, war die Zensur zu umgehen. Einige Werke, wie z. B. der geniale Trinkerroman „Moskva - Petushki“ von Venedikt Jerofeev ( auf Deutsch: Die Reise nach Petjuschki) wurden sogar handschriftlich ins Ausland geschmuggelt ( in diesem Fall Israel). Das nannte man dann Tamisdat ( Tam = dort). Unter dem von Stalin vorgegebenen Kunstdiktat des Sowjetischen Realismus, hätte Bulgakovs Roman keine Chance gehabt. Deshalb erschien er in der UdSSR auch erst irgendwann in den 60ern.
Der Bulgakow ist hochklassig, aber keine leichte Kost. Alltagsleben in der jungen Sowjetunion, satirisch und grotesk gezeichnet. Eigentlich ein Wunder, dass der Roman überhaupt erscheinen durfte und Stalin selbst sich für den Autoren später verwendete, als er dann doch verboten wurde. Eines der Bücher, die man nicht vergessen wird.
Der Roman unterlag in der Sowjetunion aber der Zensur und erschien ungekürzt nur im Samisdat ( sam = selbst, isdat‘ = herausgeben), was für die UdSSR eine nicht unübliche Weise, war die Zensur zu umgehen. Einige Werke, wie z. B. der geniale Trinkerroman „Moskva - Petushki“ von Venedikt Jerofeev ( auf Deutsch: Die Reise nach Petjuschki) wurden sogar handschriftlich ins Ausland geschmuggelt ( in diesem Fall Israel). Das nannte man dann Tamisdat ( Tam = dort). Unter dem von Stalin vorgegebenen Kunstdiktat des Sowjetischen Realismus, hätte Bulgakovs Roman keine Chance gehabt. Deshalb erschien er in der UdSSR auch erst irgendwann in den 60ern.
Der Comiczeichner Sergey Alimov hat Illustrationen des Romans herausgebracht. Die hingen hier mal in einer Ausstellung und haben mich dann dazu bewogen, das Buch zu lesen, bzw. dessen erste 20 Seiten.
(Beinahe) erster Satz: "Als Schmidt die Spitzen der Pinnacles sah, wusste er gleich, dass es der richtige Ort war."
Letzter Satz: "All das vernahm ich in Stille und Schweigen, dann kehrte das Wesen zurück in den Himmel, und ich war wieder ganz allein an diesem verlassenen Ort."
Hari Kunzru, 'Götter ohne Menschen'. Liebeskind, 2020.
Ein großartiger Roman, der auf mannigfache Weise Einblick in die amerikanische Gesellschaft gibt und im Ansatz verständlich macht, was man sonst von hier aus nur schwer versteht.
Aneinander gereiht: eine Serie von jeweils eher kurzen Kapiteln, angesiedelt in einem Zeitraum von etwa vierhundert Jahren und daher jeweils mit unterschiedlichen Personen/Gruppen im Fokus. Das Besondere: die verschiedenen Zeitebenen kommen im Verlauf der Romans mehrfach vor, das Erzählen etabliert sich also in Gestalt etlicher zeitlich definierter, ineinander verschränkter Stränge.
Die zeitlich frühesten Einträge sind dem Tagebuch eines christlichen Missionars entnommen, der von Mexiko aus den Südwesten der USA bereist, die spätesten spielen in 2008/09 und handeln von einem jungen New Yorker Ehepaar - er imdischstämmig und erfolgreicher Hedgefondmanager, sie aus einer jüdischen Familie stammend und Lektorin - , die mit ihrem autistischen kleinen Sohn in die Wüste des Südwestens reisen in der Hoffnung, dort als Familie gemeinsam einen Weg aus den Spannungen des Zusammenlebens zu finden. Alle übrigen Zeitebenen dazwischen sind zwischen 1920 und 1990 angesiedelt. Wie gesagt: jede Zeitebene hat ihre eigenen Protagonisten. Und auf jeder dieser Ebenen ereignet sich Bizarres, manchmal schier Unglaubliches, das aber nüchtern erzählt und vor allem nicht erklärt wird. Wer da mehr Aufschluss möchte, ist gut beraten, die unterschiedlichen Stränge auf mögliche Zusammenhänge abzuklopfen.
Offen bleibt, ob diese Zumutungen an die Vernunft "objektiv" sind oder individueller Wahrnehmung entspringen, die sich durch extreme innere Anspannung und/oder die extremen äußeren Bedingungen der Wüste in einem im Wortsinn außer-ordentlichen Zustand befindet. Oder natürlich Beides
Beinahe das Wichtigste zum Schluss. Das zeitlich ziemlich komplex angelegte Erzählen hat einen Gravitationspunkt, eine gemeinsame Achse, einen ungewöhnlichen Ort, um den sich alle Ebenen und Kapitel drehen: die Pinnacles, eine aus drei Felsnadeln bestehende Gesteinsformation in einer der unendlich weiten und leeren Wüstenlandschaften im Südwesten der USA. Sie ist es, die durch Jahrhunderte hindurch die unterschiedlichsten Individuen oder Gruppen anzieht und den Raum für Situationen schafft, die tief in das Leben der Einzelnen eingreifen.
Aspekte des neuen Rechtsradikalismus
[ ] Vieles hat sich seitdem geändert, manches aber ist gleich geblieben oder heute, 50 Jahre später, wieder da. Und so liest sich Aspekte des neuen Rechtsradikalismus wie eine Flaschenpost an die Zukunft, deren Wert für unsere Gegenwart Volker Weiß in seinem Nachwort herausarbeitet.
https://www.suhrkamp.de/buecher/aspekte_des_neuen_rechtsradikalismus-theodor_w_adorno_58737.html
Autor Hoimar von Ditfurth
"(...)ob die Menschheit als Kollektiv in der Lage ist, ihr Verhalten zu ändern, denn dies sei elementare Voraussetzung für ihr Überleben. "
suhrkamp taschenbuch 4994, 57 Seiten;
ISBN: 978-3-518-46994-1.
Mit etwas Verzögerung habe ich das obige Taschenbuch gelesen, welches ich empfehlen möchte. Es handelt sich um die Transkription einer Rede Obamas, die er am 07. September 2018 vor Studierende der University of Illinois at Urbana-Champaign anlässlich der Entgegennahme des Douglas Award for Ethics in Government gehalten hat.
Mit dieser Rede meldete sich Barack Obama das erste Mal nach seiner Präsidentschaft öffentlich mit einer Bestandsaufnahme zur Lage der Nation zurück. Er brach damit ein Stück weit mit der politischen Tradition der USA, nach der sich ehemalige Präsidenten nicht zum Tagesgeschehen äußern, sondern anstandslos von der politischen Bühne abtreten und Platz für neue Stimmen und Ideen machen.
Mit der ihm eigenen sprachlichen Eleganz und gedanklichen Klarheit vermeidet er weitestgehend einseitige Schuldzuschreibung und beschwört stattdessen die Kraft des ehrlichen und integeren Streit.
Er führt dazu aus:
"Ich will ehrlich sein: Manchmal streite ich mit progressiven Freunden darüber, was angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen zu tun ist. Da gibt es wohlmeinende, für die soziale Gerechtigkeit brennende Menschen, die glauben, dass die Dinge schon so schlecht stehen und die Linien schon so klar gezogen sind, dass wir Feuer mit Feuer bekämpfen und den Republikanern dasselbe antun sollten wie sie uns, dass wir uns ihre Taktik aneignen sollten, alles das behaupten sollten, was die Leute hören wollen, und uns Lügen über die andere Seite ausdenken.
Ich bin da anderer Meinung. Was nicht daran liegt, dass ich ein Weichei bin. Was nicht daran liegt, dass ich mich für ein zahnloses, sinnentleertes Zweiparteiensystem einsetzen will. Ich stimme dieser Ansicht nicht zu, weil die Erosion unserer zivilgesellschaftlichen Institutionen und unseres bürgerlichen Vertrauens, weil das Schüren von Wut, Politikverdrossenheit und der Wunsch, sich gegenseitig anzubrüllen, immer nur denjenigen in die Hände spielt, die nicht an die Kraft der kollektiven Handelns glauben."
Er will den Dialog aufgrund der Schubladen nicht in eine einseitige Richtung kippen lassen, sondern verlangt vielmehr:
„Wenn Demokratie funktionieren soll, müssen wir in der Lage sein, uns in Menschen hineinzuversetzen, die anders sind, die andere Erfahrungen gemacht haben und die aus anderen Kontexten kommen.“
Wer nicht lesen mag, kann sich die Rede auch unter dem nachfolgenden link anschauen:
https://youtu.be/m4BNG-nL2sI
1793 von Niklas Natt och Dag
"1793" würde ich als Psychothriller klassifizieren obwohl sich das Buch schwer einordnen lässt.
Es spielt jedenfalls im Stockholm des Jahres 1793 und dreht sich um einen brutalen Mord, der von einem verstümmelten Kriegsveteranen und einem todkranken Juristen aufgeklärt wird.
Faszinierend fand ich die Story an sich, gepaart mit dem Sittengemälde des Stockholms des ausgehenden 18ten Jahrhunderts. Auf jeden Fall lesenswert, aber nichts für schwache Nerven.
Eine kurze Geschichte der Menschheit von Yuval Noah Harari
"Eine kurze Geschichte der Menschheit" beleuchtet den Werdegang des Homo Sapiens von der Urzeit bis heute und wir kommen da gar nicht gut weg. Für mich ein unterhaltsam geschriebenes Buch, rund um die biologischen und soziologischen Aspekte unserer Geschichte.
Inklusive der weiteren Bände uneingeschränkt zu empfehlen
1793 von Niklas Natt och Dag
"1793" würde ich als Psychothriller klassifizieren obwohl sich das Buch schwer einordnen lässt.
Es spielt jedenfalls im Stockholm des Jahres 1793 und dreht sich um einen brutalen Mord, der von einem verstümmelten Kriegsveteranen und einem todkranken Juristen aufgeklärt wird.
Faszinierend fand ich die Story an sich, gepaart mit dem Sittengemälde des Stockholms des ausgehenden 18ten Jahrhunderts. Auf jeden Fall lesenswert, aber nichts für schwache Nerven.
Eine kurze Geschichte der Menschheit von Yuval Noah Harari
"Eine kurze Geschichte der Menschheit" beleuchtet den Werdegang des Homo Sapiens von der Urzeit bis heute und wir kommen da gar nicht gut weg. Für mich ein unterhaltsam geschriebenes Buch, rund um die biologischen und soziologischen Aspekte unserer Geschichte.
Inklusive der weiteren Bände uneingeschränkt zu empfehlen
Ich les gemütlich Warhammer 40k, da kommt einem die Realität dann immer so friedlich und zivilisiert vor
Und mit Baby und Forum ist mein Gehirn für komplexe Themen ausgelastet
Inklusive der weiteren Bände uneingeschränkt zu empfehlen
Ich les gemütlich Warhammer 40k, da kommt einem die Realität dann immer so friedlich und zivilisiert vor
Und mit Baby und Forum ist mein Gehirn für komplexe Themen ausgelastet
*Hüstel* sehr literarisch. Wenn der Imperator oder die Inquistion das mit bekommen würden. Der Exterminatus wäre dein.
Ich les gemütlich Warhammer 40k, da kommt einem die Realität dann immer so friedlich und zivilisiert vor
Und mit Baby und Forum ist mein Gehirn für komplexe Themen ausgelastet
*Hüstel* sehr literarisch. Wenn der Imperator oder die Inquistion das mit bekommen würden. Der Exterminatus wäre dein.
Tomàs de Torquemada ist zwar schon 522 Jahre tot, aber der unselige Geist der Verfolgung und Ausgrenzung Andersdenkender und Andersgläubiger lebt immer noch.....
Ein kleines Wortspiel sei mir erlaubt in Bezugnahme auf die Heimscheisser mit ihrem analen Problem und dem Klopapier.
Von welchem Scheiß wollt ihr euch Reinigen?
Wow.
Das ist schwere Kost.
Ein kleines Wortspiel sei mir erlaubt in Bezugnahme auf die Heimscheisser mit ihrem analen Problem und dem Klopapier.
Von welchem Scheiß wollt ihr euch Reinigen?
Wow.
Das ist schwere Kost.
Ist gar nicht so schlimm, im Gegenteil. Meine Frau musste mich vor einigen Jahren auch erst ein wenig überreden, aber im Nachhinein immer noch eines der besten Bücher, das ich je gelesen habe. Von Seite 1 an spannend wie ein Krimi und dabei wirklich große Literatur.
Tolstoi ist im Vergleich dazu glaube ich deutlich härtere Kost. Zum rantasten kann ich aber "Tolstojs letztes Jahr" von Jay Parini sehr empfehlen.
Wer sich in der fußballfreien Zeit zumindest literarisch mit dem Ball beschäftigen möchte, könnte es z.B. mit "Das Wunder von Castel die Sangro" von Joe McGinniss versuchen. Eine tragisch schöne Außenseitergeschichte für alle Kommerzgegner.
*Hüstel* sehr literarisch. Wenn der Imperator oder die Inquistion das mit bekommen würden. Der Exterminatus wäre dein.
Tomàs de Torquemada ist zwar schon 522 Jahre tot, aber der unselige Geist der Verfolgung und Ausgrenzung Andersdenkender und Andersgläubiger lebt immer noch.....
Gefunden habe ich das Buch vor ein paar Wochen über die Spiegel Liste "Bücher für die Quarantäne" oder so.
"Die Triffids" ist ein Endzeitroman ohne großen literarischen Anspruch, irgendwo zwischen Perry Rhodan und "The Stand" mit knapp 200 Seiten (TB).
Die Story:
Die Menscheit wird von einem Kometen oder einer Biowaffe (man weis es nicht so genau) komplett gebblendet. Die einzigen die noch sehen sind die, die zum Zeitpunkt des Ereignisses den Himmel nicht sehen konnten.
Die Sehenden übernehmen dann auf die eine oder andere Weise das Kommando.
Jetzt wird's Corona-mässig, denn die Blindheit wird begelitet von einer tödlichen Seuche ähnlich der Cholera.
Zeitgleich reissen sich noch Genmanipulierte mobile Pflanzen, die Triffids, von Ihren Ketten los.
Die sind nicht nur 2 -3 Meter groß, sondern auch noch Fleischfresser und gehen zusätzlich auf die Menschen los.
Wie gesagt, literarisch nicht aufregend, aber wer noch nicht genug Endzeit live hat kommt mit dem Büchlein unterhaltsam über ein Wochenende.
Hool ist das Erstlingswerk von Philipp Winkler. Der Ich-Erzähler Heiko, ein Hannoveraner Hooligan, gehört zu denjenigen, die sich zu Schlägereien mit Hooligans anderer Vereine verabreden. Wozu? Ganz einfach: um in der Hooliganszene aufzurücken, um Hannover 96 in der Hooliganszene bekannt zu machen, es endlich "auf die Karte zu setzen".
Heiko ist kein Ultra. Für diese "Flachwichser" hat er nur Spott und Verachtung übrig. Er pendelt zwischen Fitnessstudio, seinem verwahrlosten Heim als Untermieter bei einem Kampfhundezüchter, der Stammkneipe und den Schlachtfeldern der Fußballszene. Selbst im Stadion gibt es eine Hierarchie in der Kurve.
Voller Verachtung für alles Bürgerliche gilt sein einziges Augenmerk der nächsten Auseinandersetzung. Gegen die vom FC Köln, gegen Eintracht-Frankfurt-Hools, vor allem aber gegen die verhassten Rivalen von Eintracht Braunschweig. Nazis, Hells Angels, bewaffnete russische Tierhändler oder dem Alkohol verfallene Alt-Hools sind das Umfeld, gegen das er sich behaupten muss. Die Kampfszenen sind schonungslos und nicht unbedingt nach jedermanns Geschmack.
Es ist ein - dramaturgisch glänzend geschriebenes - Buch von ziemlich weit unten in Deutschland. Die Konsequenz, mit der Heiko alles, was nur nach Establishment riecht, verabscheut, erinnert an die 1968er, nur ohne Perspektive und ohne Plan. Als nach einem Überfall auf Braunschweiger Hools und anlässlich eines Länderspiels in Leipzig, bei dem man die Ossis mal ein bisschen aufmischen will, die Dinge aus dem Ruder laufen, wird es eng für Heiko. Er muss Antworten und einen Sinn für sein Treiben finden - oder auch nicht.
Philipp Winkler: Hool. Aufbau Verlag, Berlin, ISBN 9783351036454, 312 Seiten, 19,95 EUR
Hool ist das einzige Buch, das ich innerhalb eines Tages durchgelesen habe. Am Ende ein bisschen dick aufgetragen, aber nach dem Wenigen, was ich über die Kreise weiß, hervorragend geschildert, sehr authentisch und dazu noch spannend.
Habe auf einem Fußbalkongress mal einen getroffen, der mit Winkler zur Schule gegangen ist. Wenn das stimmt, was der sagt, war der Autor in seinem Leben noch nie in einem Stadion. Ganz definitiv ist es kein Aussteiger, wie ich beim Lesen dachte. Keine Ahnung, wie man es dann schafft, so eine präzise Milieustudie zu schreiben.
Hool ist das einzige Buch, das ich innerhalb eines Tages durchgelesen habe. Am Ende ein bisschen dick aufgetragen, aber nach dem Wenigen, was ich über die Kreise weiß, hervorragend geschildert, sehr authentisch und dazu noch spannend.
Habe auf einem Fußbalkongress mal einen getroffen, der mit Winkler zur Schule gegangen ist. Wenn das stimmt, was der sagt, war der Autor in seinem Leben noch nie in einem Stadion. Ganz definitiv ist es kein Aussteiger, wie ich beim Lesen dachte. Keine Ahnung, wie man es dann schafft, so eine präzise Milieustudie zu schreiben.
Meister und Margarita liegt hier neben mir auf dem to do Stapel. Seit ungefähr 5 Monaten, Semesterausleihe in der UB.
Der Anfang war super, dann hab ich irgendwann ausgesetzt. Ich werd's vermutlich nochmal anfangen, wenn ich mir Der Gesvhichtenerzähler (Highsmith) durch bin.
Meister und Margarita liegt hier neben mir auf dem to do Stapel. Seit ungefähr 5 Monaten, Semesterausleihe in der UB.
Der Anfang war super, dann hab ich irgendwann ausgesetzt. Ich werd's vermutlich nochmal anfangen, wenn ich mir Der Gesvhichtenerzähler (Highsmith) durch bin.
Eigentlich ein Wunder, dass der Roman überhaupt erscheinen durfte und Stalin selbst sich für den Autoren später verwendete, als er dann doch verboten wurde.
Eines der Bücher, die man nicht vergessen wird.
Meister und Margarita liegt hier neben mir auf dem to do Stapel. Seit ungefähr 5 Monaten, Semesterausleihe in der UB.
Der Anfang war super, dann hab ich irgendwann ausgesetzt. Ich werd's vermutlich nochmal anfangen, wenn ich mir Der Gesvhichtenerzähler (Highsmith) durch bin.
Eigentlich ein Wunder, dass der Roman überhaupt erscheinen durfte und Stalin selbst sich für den Autoren später verwendete, als er dann doch verboten wurde.
Eines der Bücher, die man nicht vergessen wird.
Eigentlich ein Wunder, dass der Roman überhaupt erscheinen durfte und Stalin selbst sich für den Autoren später verwendete, als er dann doch verboten wurde.
Eines der Bücher, die man nicht vergessen wird.
Die Bilder erinnern mich an die überzeichneten Darstellungen Berlins in den 'roaring 20ies'. Surreal und ambivalent:
https://www.masterandmargarita.eu/en/05media/illustratiesalimov.html
Letzter Satz: "All das vernahm ich in Stille und Schweigen, dann kehrte das Wesen zurück in den Himmel, und ich war wieder ganz allein an diesem verlassenen Ort."
Hari Kunzru, 'Götter ohne Menschen'. Liebeskind, 2020.
Ein großartiger Roman, der auf mannigfache Weise Einblick in die amerikanische Gesellschaft gibt und im Ansatz verständlich macht, was man sonst von hier aus nur schwer versteht.
Aneinander gereiht: eine Serie von jeweils eher kurzen Kapiteln, angesiedelt in einem Zeitraum von etwa vierhundert Jahren und daher jeweils mit unterschiedlichen Personen/Gruppen im Fokus. Das Besondere: die verschiedenen Zeitebenen kommen im Verlauf der Romans mehrfach vor, das Erzählen etabliert sich also in Gestalt etlicher zeitlich definierter, ineinander verschränkter Stränge.
Die zeitlich frühesten Einträge sind dem Tagebuch eines christlichen Missionars entnommen, der von Mexiko aus den Südwesten der USA bereist, die spätesten spielen in 2008/09 und handeln von einem jungen New Yorker Ehepaar - er imdischstämmig und erfolgreicher Hedgefondmanager, sie aus einer jüdischen Familie stammend und Lektorin - , die mit ihrem autistischen kleinen Sohn in die Wüste des Südwestens reisen in der Hoffnung, dort als Familie gemeinsam einen Weg aus den Spannungen des Zusammenlebens zu finden. Alle übrigen Zeitebenen dazwischen sind zwischen 1920 und 1990 angesiedelt. Wie gesagt: jede Zeitebene hat ihre eigenen Protagonisten. Und auf jeder dieser Ebenen ereignet sich Bizarres, manchmal schier Unglaubliches, das aber nüchtern erzählt und vor allem nicht erklärt wird. Wer da mehr Aufschluss möchte, ist gut beraten, die unterschiedlichen Stränge auf mögliche Zusammenhänge abzuklopfen.
Offen bleibt, ob diese Zumutungen an die Vernunft "objektiv" sind oder individueller Wahrnehmung entspringen, die sich durch extreme innere Anspannung und/oder die extremen äußeren Bedingungen der Wüste in einem im Wortsinn außer-ordentlichen Zustand befindet. Oder natürlich Beides
Beinahe das Wichtigste zum Schluss. Das zeitlich ziemlich komplex angelegte Erzählen hat einen Gravitationspunkt, eine gemeinsame Achse, einen ungewöhnlichen Ort, um den sich alle Ebenen und Kapitel drehen: die Pinnacles, eine aus drei Felsnadeln bestehende Gesteinsformation in einer der unendlich weiten und leeren Wüstenlandschaften im Südwesten der USA. Sie ist es, die durch Jahrhunderte hindurch die unterschiedlichsten Individuen oder Gruppen anzieht und den Raum für Situationen schafft, die tief in das Leben der Einzelnen eingreifen.