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Erlebnisse aus Bordeaux

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jona_m schrieb:
Bin auch immer wieder erstaunt von den Leuten die nach Zypern oder Bordeaux fahren und dann beim McDo essen. Aber gut, muss ja jeder selber wissen.



Genau, wenn man Nachmittags ankommt und am nächsten Morgen in aller Frühe weg fährt, dann hat man doch massig Zeit dort essen zu gehen, man kann doch deshalb ruhig aufs Spiel verzichten.
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propain schrieb:
jona_m schrieb:
Bin auch immer wieder erstaunt von den Leuten die nach Zypern oder Bordeaux fahren und dann beim McDo essen. Aber gut, muss ja jeder selber wissen.



Genau, wenn man Nachmittags ankommt und am nächsten Morgen in aller Frühe weg fährt, dann hat man doch massig Zeit dort essen zu gehen, man kann doch deshalb ruhig aufs Spiel verzichten.


Ähm jo...

Mal ganz ehrlich wir sind Donnerstag 14h30 mim Zug angekommen und Freitags um 14h23 wieder weggefahren. Wir waren froh um 16h30 beim Treffpunkt zu sein und Freitags in der Markthalle ein paar Austern verkostigen zu können. Großartig nach einer Trattoria oder ähnlichem haben wir jetzt nicht gesucht. Es wurde halt gegesen was es in der Nähe des Siegesplatz gab.Glaube es war Wildbraten Zur Not hätte es auch der McD getan.

Ich war doch net "Zum großen Fressen" in Bordeaux, sondern um das Spiel zu sehen und Spaß zu haben. ....und den hatten wir.



Übrigens umsteigen in 21 Minuten vom Gare de L'Est zum Monparnasse geht...    
Die freundliche SNCF Polizei hat aber den Zug am Monparnasse solange angehalten bis jeder Eintrachtfan an Bord war.    

Auf der Rückfahrt mit 70 Minuten Umsteigezeit ging es auch easy aber der Pariser Berufsverkehr Freitagabends um 18h ist schon heftig. Drängeln am Einlass ist da nix dagegen...
 
   
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Ganz kurz ins Stichpunkten zu der großartigen Tour

> Am Flughafen in FFM gab es Kontrollen wie wenn wir in die USA fliegen würden, zunächst der normale Scan dann abtasten wie von sehr genauen Stadionordnern (Schuhe ausziehen, Griff in den Gürtelbereich etc.), dann noch die Prüfung der Personalausweise gegenüber der Datei Gewalttäter Sport am Gate selbst

> Im Flugzeug selbst waren 3/4 Frankfurter und das Bier und der Wein war in der AirFrance Maschiene schon nach der Hälfte des Services aus, dann gabs Schnapps  

> Ankunft CDG, der erste Pendelbuss war total überlaufen, daraufhin wurden 2 weitere Pendelbusse zwischen CDG und ORY bestellt

> In Orly waren wirklich viele Frankfurter im Flughafen unterwegs, die ersten Leute haben uns schon angesprochen was denn hier los wäre    aber auch das sie Bordeaux die Daumen drücken

> Ankunft Bordeaux, klasse Wetter, tolle Stimmung im Flieger, wieder den Alkohol leer gesoffen - Pilot und Crew fandens lustig (vermutlich mal was anderes) die übrigen (Franzosen) konnten auch lachen über die Gesänge und haben sich nicht gestört o.ä. gefühlt

> Lange das Hotel (Mercur) in der Altstadt gesucht und festgestellt, dass SkyReporter Klaus Veltman und ein Teil des Eintracht-Trosses (Presse und Co.) mit im Hotel waren

> nach 1h vorglühen mit Bier gings Richtung Irish Pub, dann weiter mit dem Mob zum Stadion, fand die Atmosphäre der Polizei gegenüber Märschen wie bspw. gegen Offenbach deutlich entspannter - hab selbst gar nicht mitbekommen wo die uns genau begleitet haben (Hubschrauber und Straßensperren -  mehr hab ich gar nicht mitbekommen, keine Kammeras etc.)

> Pfeffersprayeinsatz und Schlackstockeinsatz direkt am Eingang
> Ohne Kartekontrolle und Durchsuchung ins Stadion, interessante Sandwiches mit Pommes drin gegessen  

> Stimmung beim Spiel fand ich durchwachsen, weil es einfach schwer zu koordinieren war - der eine Capo hat das angestimmt, der andere was anderes. die einen Fans waren schneller beim Singen als die anderen etc.

> Stadion hat mir übrigens gut gefallen - auch wenn das viele mit denen ich gesprochen habe, anders gesehn haben

> Nach dem Spiel zunächst zum Irish Pub und dann in andere Bars in Zentrum

> nur mit freundlich eingestellten Leuten zu tun gehabt (Pubs, Straßen, Hotel etc.)

> Freitag zunächst gut essen gewesen dann TouriTour inkl. Picknick an der Garonne, wo uns die Polizei nach einem prüfenden Blick auch weitermachen ließ und noch weitere Frankfurter dazu kamen   hinter uns lief irgendwann noch eine PonnyDemo lang (mehrerer hundert Leute mit kleinen Pferden, Megaphonen und Transparenten vll. hats noch jemand gesehen    ) dann die Altstadt besichtigt (Kathedrale, deutscher U-Boot Bunker, Oper, unsw.) dann auf den Weihnachtsmarkt und mit anderen Eintracht-Fans gesungen und getrunken. Spätabends bis Sperrstunde wieder in Bars und mit Franzosen und Frankfurtern gefeiert und weiter gebechert

> Samstag gings mit vielen anderen Frankfurtern im Flieger nach Amsterdam wo wir noch mal die Altstadt und den Weihnachtsmarkt unsicher machten und gefragt wurden ob die Eintracht heute in Amsterdam spielt   geschätzt waren noch mal 200 Frankfurter sehr verteilt in der Amsterdamer Altstadt unterwegs. Abends gings dann in einem Flieger zurück nach Frankfurt wo wir gegen 11 rum gelandet sind

Tolle Tour, tolle Menschen getroffen, schöne Städte (Bordeaux und Amsterdam) kennengelernt -> Schön dabei gewesen zu sein
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Auf mehrfachen Wunsch dann also doch noch. Achtung, XXL!

Oui oui, fromage! - oder: Wir waren alle in Bordeaux!

Europacup, Europacup in diesem Jahr! Nachdem ich 2006 schon nicht hatte dabei sein können, träumte ich nun dieses Mal davon, wenigstens ein Europacup-Auswärtsspiel erleben zu können. Doch angesichts der weit entfernten Spielorte und meines aufgrund meiner beruflichen Umorientierung und Ausbildung eher begrenzten Budgets sah es zwischendurch nicht so aus, als ob sich dieser Traum realisieren lassen könnte. Doch dann bot mir Sonja an, mit ihr nach Bordeaux zu fahren. Ein Spiel, zu dem auch Petra reisen wollte, aber nicht wusste, wie. So fand sich schließlich unsere kleine Reisegruppe zusammen, bestellte Karten, buchte ein Hotelzimmer und plante die Tour...

Richtig los ging es dann am Mittwochmorgen. Sehr früh am Mittwochmorgen. Um zwanzig vor fünf klingelte der Wecker, ich verputzte noch halb schlafend mein Frühstück, packte die letzten Sachen in Koffer und Rucksack, schmierte Brötchen für die Reise und machte mich schließlich gegen sechs Uhr auf den Weg zur Bushaltestelle, um nach Hofheim zu fahren, wo Sonja Petra und mich gegen sieben Uhr einsammeln wollte. An der Haltestelle die erste Ernüchterung: Die Kamera, die ich eingepackt hatte, funktionierte nicht. Trotz geladener Akkus ließ sie sich nicht einschalten, als ich ein Foto vom Eintracht-Entchen auf meinem Koffer machen wollte. Und ich ärgerte mich, dass ich nicht doch die größere Kamera eingepackt hatte. Notfalls hätte ich sie ja im Stadion abgeben können. So blieben also leider nur Handyfotos. Wie zum Teufel ist der Mensch nur früher ohne Smartphone ausgekommen???

Nachdem ich sämtliches Gepäck im Bus verstaut hatte, ging's mit Amy Winehouse auf den Ohren Richtung Hofheim. Petra teilte mir per Whats App mit, dass sie auch in Kürze soweit sei und Sonja vermeldete, dass es einige Minuten später würde. Kein Problem – Petra und ich wollten ja am Hofheimer Bahnhof sowieso noch einen Kaffee trinken. Nachdem wir im Anschluss daran noch einige Minuten in wirklich eisiger Kälte gewartet hatten, startete unsere Europapokal-Tour schließlich um halb acht. Sonja gab im Navi das Ziel Bordeaux mit Zwischenstation Mulhouse ein und wir rollten über Wiesbadener Kreuz und Mönchhofdreieck langsam Richtung Süden. Und was darf bei den Friedas auf Auswärtsfahrt nicht fehlen? Richtig – Schlager! Katja Ebstein besang den Pferdemarkt in Petersburg, Udo Jürgens war noch niemals in New York und Heino weilte unter dem Pseudonym „Regenbogen-Johnny“ in einem Wigwam in Montana. Wir machten uns einen Spaß daraus, den Text von „Santa Maria“ mal genauer zu analysieren und stellten fest, dass Roland Kaiser ganz eindeutig sexuelle Handlungen mit einem jungen Mädchen besingt. (Im Übrigen vermuten wir ja schon seit Jahren, dass es bei Heino eigentlich „Komm' in meineM Wigwam“ heißen sollte...)

Abgesehen vom üblichen stockenden Verkehr bei Karlsruhe kamen wir gut vorwärts. Zwischen Schwarzwald und Rhein hielt sich stellenweise noch hartnäckiger Nebel, ansonsten herrschte Sonnenschein. Furchtbar kalt war es allerdings immer noch, was wir bei einer kurzen Pinkelpause feststellen durften.

Ich hatte eigentlich ursprünglich daran gedacht, die Grenze schon bei Lauterbourg oder Wissembourg zu überqueren, aber das Navi leitete uns weiter auf dem rechten Rheinufer Richtung Süden. Passend dazu erklärte France Gall, die wir mittlerweile hörten, dass links und rechts vom Rhein alle Mädchen glücklich sein wollen. A propos France Gall – musikalisches Highlight dieser Fahrt war eindeutig „Haifischbaby“. Unglaublich, was früher alles auf Schallplatte gepresst wurde! Sonja schlug derweil vor, dass man doch mit „Mein Herz ist weg“ von Mademoiselle Gall prima für Organspende werben könne.

Es folgte ein letzter Stopp in Deutschland am Rastplatz Schauinsland. Zwei nette Herren in einem französischen Auto warfen mir Kusshändchen zu und die Bundespolizei nahm ein Auto gründlich auseinander, interessierte sich aber nicht für uns. Zu den Klängen von Heinos Album „Mit freundlichen Grüßen“ fuhren wir bei Mulhouse über den Rhein – und das völlig unbehelligt. Weit und breit war kein einziger Polizist zu sehen – offenbar konzentrierte man sich auf andere Grenzübergänge.

Bald passierten wir die erste „Péage“-Station, verließen das Elsass und fuhren vorbei an Belfort und Besançon durchs Franche-Comté. An einem Rastplatz trafen wir auf die ersten anderen Eintrachtler, eine Neunerbus-Besatzung aus Alsfeld. Ein paar Worte wurden gewechselt, man wünschte sich eine gute Reise und weiter ging's. Ich kannte die Strecke von Fahrten nach Südfrankreich oder Spanien – allerdings war es da immer nur bis ins Burgund gegangen und dann an der Rhône entlang Richtung Süden. Diesmal führte uns unser Weg weiter gen Westen und wir stellten fest, dass sich Frankreich ganz schön ausdehnt und in weiten Landesteilen doch recht dünn besiedelt ist. Viel Ackerbau gab es auch nicht, dafür riesige Weideflächen mit Kühen und Schafen. So eine Kuh in der Auvergne oder im Limousin scheint nicht schlecht zu leben. Von Beaune bis Montluçon ging es auf der Route Nationale weiter, zwar mit niedrigerem Tempo, dafür mautfrei. Zurück auf der Autobahn legten wir kurz vor dem Zentralmassiv noch einen Stopp an einer Raststätte ein, an der wir auf zwei andere Frankfurter trafen, die ebenfalls im Privat-PKW unterwegs waren. Sie waren in Saarbrücken über die Grenze gefahren und berichteten von umfangreichen Polizeikontrollen. Bei ihnen habe man zumindest in den Kofferraum geschaut und gefragt, ob pyrotechnische Gegenstände an Bord seien. Andere Autos seien „richtig gefilzt“ worden. Offenbar hatten wir mit dem Grenzübergang Mulhouse alles richtig gemacht.

Auf der Weiterfahrt änderte sich die Landschaft fast schlagartig. Wir fuhren ins Zentralmassiv, wo der Winter schon richtig begonnen hatte: Weiße Hänge, Tannen unter schwerer Schneelast, dazu blauer Himmel und eine tief stehende Wintersonne – toll sah das aus! Leider war es schwierig, das Ganze vom fahrenden Auto aus auf Bilder zu bannen. Den großartigsten Anblick boten dann „les volcans d'Auvergne“ - die Vulkane rund um den Puy du Dome (bekannt aus der „Volvic“-Werbung“, als sie schneebedeckt und in der Sonne vor uns lagen. Fantastisch. Hinweisschilder an der Autobahn verrieten uns, als es schon langsam wieder ins Tal ging, dass wir uns immer noch auf 700 Meter Höhe befanden. Petra schätzte, dass es vorher um die 1000 gewesen sein mochten und wir nahmen uns vor, das auf dem Heimweg zu überprüfen.

Wir fuhren hinunter ins Département Corrèze, als langsam die Abenddämmerung aufzog. Da wir Richtung Westen unterwegs waren, dauerte es noch, bis es richtig dunkel war. Dann zeigte sich draußen ein wunderbarer Sternenhimmel. Vom Bordelais sahen wir allerdings nichts – das lag in völliger Dunkelheit da, so dass wir an diesem Tag tatsächlich in Frankreich keinen einzigen Weinstock zu sehen bekommen hatten. Das Navi zeigte noch etwa eine halbe Stunde Fahrtzeit an, als Sonja auf ihrem Ipod ihre Eintracht-Playliste startete, so dass wir standesgemäß zu den Klängen von „Im Herzen von Europa“ auf Bordeaux zu rollten. Nachdem wir schließlich die richtige Einfahrt zum Parkplatz entdeckt hatten, checkten wir im „Ibis Budget Bordeaux Sud“ in Villenave d'Ornon ein. Mittlerweile war es etwa halb acht abends. Reine Fahrtzeit: Etwa elf Stunden. Wir waren gut durchgekommen.

Sonja hatte den ganzen Tag hinterm Steuer gesessen und war dementsprechend müde. Sie wollte sich nur noch beim McDonald's gegenüber eine Kleinigkeit holen und dann ein bisschen Champions League im Fernsehen gucken. Petra und ich dagegen waren zwar auch nicht mehr ganz taufrisch, hatten aber vor, noch einen Abstecher in die Stadt zu machen und etwas essen zu gehen. Vor unserer Abreise hatte ich noch herausgefunden, dass ganz in der Nähe unseres Hotels eine direkte Buslinie in die Innenstadt verkehrte – sogar bis nach Mitternacht. Zur Sicherheit lud ich mir aus dem Internet noch den genauen Linienplan auf mein Handy. Nach einigen Minuten Wartezeit erschien ein Bus mit einem sehr netten Fahrer, der uns erklärte, wie das Entwerten der Tickets funktionierte. Wir gondelten in Richtung Innenstadt und beobachteten, wie sich vom Vorort zur Stadtmitte das Erscheinungsbild der Straßen draußen veränderte. Am Palais de Justice stiegen wir aus und ich ging erstmal zum Geldautomaten. Während wir dort noch standen, wankte uns bereits die erste Gruppe in orange über den Weg: „Ey Mädels, geht mit uns einen trinken!“ Wir lehnten dankend ab und machten uns auf den Weg in die Altstadt, nachdem ich noch kurz auf dem Handy den Stadtplan abgerufen hatte. Was wäre der Mensch ohne Smartphone?

Wir bewunderten kurz die Kathedrale von außen (von innen wollten wir sie am nächsten Tag anschauen) und schlenderten durch die Straßen und Gässchen. Bordeaux hat eine wirklich schöne Altstadt. Die typisch französischen Stadthäuser aus hellem Sandstein mit schmiedeeisernen Gittern, mittendrin immer wieder kleine Plätze mit Cafés und Restaurants. Ich kenne ja einiges von Frankreich, aber wenige Orte haben bisher so typisch französisch (wenn man bei einem Land mit so unterschiedlichen Regionen überhaupt davon sprechen kann) auf mich gewirkt.

Zunächst passierten wir einige Einkaufsstraßen, dann kamen wir zunehmend an Restaurants vorbei. Allerdings hatten nicht alle an diesem Mittwochabend auch geöffnet und indische, japanische oder thailändische Lokale konnten uns nicht wirklich locken. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, in Bordeaux auf jeden Fall einmal Foie Gras und einmal Austern zu essen. Bei der Kirche St.-Pierre bogen wir in eine Seitenstraße ein und entdeckten ein kleines schnuckeliges Restaurant, das mit zwei handgeschriebenen Tafeln vor dem Eingang für zwei Menüs warb, die ziemlich preisgünstig waren und lecker klangen. Drinnen gab es nur etwa zehn Tische und für uns war noch einer frei. Nach einem Blick in die Karte entschieden wir uns für ein Drei-Gänge-Menü für 28 Euro (inklusive Apéritif) und es gelang mir, unfallfrei für uns Kir pêche bzw. cassis, Foie Gras und Faux-Filet auf französisch zu bestellen Im Elsass trinke ich immer Gewürztraminer zur Foie Gras, hier war ich mir nicht ganz sicher, was einen passenden Wein anging und fragte die Bedienung nach einer Empfehlung. Wir entschieden uns für einen Montbazillac, der ganz hervorragend zur Vorspeise passte. Zum Hauptgang bestellten wir uns eine Flasche Médoc, der sich sehr gut zum Faux-Filet machte. Das ganze Menü schlossen dann eine Crème brûlée und ein Espresso ab. Lecker!

Mittlerweile war es schon nach 23 Uhr, aber wir beschlossen, zum Abschluss des Abends noch irgendwo ein Bier trinken zu gehen und schlenderten weiter durch die Altstadt. Vor einem Restaurant unterhielten wir uns einige Zeit mit einigen älteren Eintracht-Anhängern, die berichteten, dass sie dort sehr gut gegessen hätten und dass noch mehr Frankfurter unten im Keller säßen. Ich schielte auf die Speisekarte und sah, dass es dort Austern gab. Das war vielleicht etwas für den nächsten Tag... Schließlich verabschiedeten wir uns und gingen weiter, ausgelassen „Oooooohhhh, wir fahren alle nach Bordeaux“ singend. Ein Grüppchen orange bemützter Jungs schaute ganz erschrocken, als ihm aus einer Gasse plötzlich zwei singende Frauen entgegen kamen... Wir landeten in einer gut besuchten Kneipe, in der auch einige Frankfurter saßen. Der Laden hatte zwar eine britische Fahne vor der Türe hängen und warb mit Newcastle Brown Ale und Guinness, schenkte aber auch französisches Bier aus.

Offenbar war man schon auf internationale Kundschaft eingestellt, denn der Barkeeper warf einen Blick auf meinen Eintracht-Schal und begrüßte mich mit: „Hi.“ Seine Miene hellte sich sichtlich auf, als ich „Bonsoir, je voudrais deux grandes pressions Kronenbourg, s'il vous plaît“ entgegnete. Während ich noch bestellte, war Petra schon freudig an einen Tisch geflitzt, an dem sie Bekannte entdeckt hatte. Wir gesellten uns auf ein Bier zu Flo, Thor, Christina und den anderen, knipsten Fotos und unterhielten uns über Anreise, Hotels etc. Ich schaute derweil noch nach, wann die Busse nach Villenave zurückfahren sollten. Da wir den vorletzten Bus um halb eins gerne erwischen wollten, verabschiedeten wir uns um kurz nach Mitternacht und machten uns auf den Weg zur Haltestelle.

Dort kam allerdings eine ganze Weile kein Bus vorbei. Ein Blick auf den Aushangfahrplan zeigte andere Zeiten als auf der Website an. So standen wir also noch zwanzig Minuten da und starteten Wechselgesänge mit vorbeilaufenden Eintracht-Fans, was die einheimische Bevölkerung teils mit erschrockenem, teils mit amüsiertem Gesichtsausdruck quittierte. Dass das Fandasein manchmal seltsame Blüten treibt, stellten wir fest, als uns zwei andere Eintrachtler nach dem Weg in die Altstadt fragten. Am Dialekt waren sie sofort als Rheinländer zu identifizieren, Mitglieder allerdings bei einem EFC aus der Würzburger Region. Mark und Rüdiger – so hießen sie – hätten uns dann gerne noch auf ein Bier mitgenommen, wir lehnten allerdings dankend ab. Immerhin schenkten sie uns das Bier, mit dem sie gerade durch die Straßen wanderten, und so gelangte Petra in den Besitz eines der Europacup-Limited-Edition-Becher aus dem Irish Pub in Bordeaux. (Am nächsten Morgen sollte sie ankündigen, diesen irgendwann einmal an ihre Enkel vererben zu wollen.)

Ein erneut sehr netter Busfahrer brachte uns zurück nach Villenave d'Ornon. Wir waren die letzten Passagiere im Bus, verabschiedeten uns artig und liefen zurück zum Hotel. Mittlerweile war es wieder richtig kalt geworden und die Scheiben der parkenden Autos waren mit einer Eisschicht überzogen, in die Petra mehrfach „SGE“ ritzte. Sonja lag schon in tiefem Schlummer, als wir gegen halb zwei unser Hotelzimmer betraten und ins Bett fielen.

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker um viertel nacht acht. Nacheinander tapsten wir ins Bad und begaben uns hinunter zum Frühstück. Erkenntnis Nummer eins: Saftgläser bei Hotel-Frühstücksbuffets sind immer viel zu klein. Erkenntnis Nummer zwei: Croissants schmecken eben wirklich nirgendwo so gut wie in Frankreich. In Deutschland haben viele immer noch nicht kapiert, dass da ordentlich Butter an den Teig gehört.

Nach dem petit déjeuner machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt von Bordeaux. Der Plan war, das Auto schon morgens in der Nähe des Stadions abzustellen und von dort mit der Straßenbahn in die Stadt zu fahren, ein bisschen Sightseeing zu betreiben, etwas essen zu gehen und sich dann am frühen Abend wieder auf den Weg zum Stadion zu machen. Draußen war es sonnig und eigentlich ganz angenehm, so dass ich sowohl auf die Strumpfhose unter der Jeans als auch auf die gefütterten Schuhe verzichtete.

Sonja chauffierte uns durch die Straßen von Villenave und die Außenbezirke von Bordeaux. In der Nähe des Stadions waren bereits Ordner dabei, Sperren zu errichten und Parkverbotsschilder aufzustellen. Wir erspähten ein Hinweisschild auf ein Parkhaus und steuerten dies an. Nachdem wir gesehen hatten, dass es rund um die Uhr geöffnet und der Tagespreis bezahlbar war, fuhr Sonja hinein und stellte das Auto dort ab. Wir beschlossen, vor dem Spiel noch einmal kurz zurückzukehren und alles, was nicht im Stadion gebraucht wurde, im Auto zu lassen. Dann zogen wir los zur Straßenbahnstation. Das Stade Jacques Chaban Delmas lag tatsächlich mitten in einem Wohngebiet – es war kaum vorstellbar, dass hier eine komplette Trennung von Fangruppen möglich sein sollte. Wir fuhren mit der Straßenbahn bis zur Station Hôtel de ville und sichteten unterwegs zahlreiche Eintracht-Fans – die meisten davon in orange.

Unser Weg führte uns zunächst zur Kathedrale St. André. Dort liefen uns erneut Thor, Flo und der Rest der Truppe über den Weg, mit der wir am Vorabend noch ein Bier getrunken hatten. Die Kathedrale entpuppte sich als sehr schön und absolut sehenswert. Wir trafen noch auf einige andere Frankfurter, die den Vormittag ebenfalls für ein kleines Kulturprogramm nutzten, man tauschte sich über die Anreise, die ersten Eindrücke von der Stadt und ähnliches aus. Und als gerade keiner hinguckte, setzte ich die Eintracht-Ente vor einer goldenen Adlerfigur auf ein Geländer und knipste sie. Man will ja schließlich niemanden in seinen religiösen Gefühlen verletzen.

Nachdem wir die Kathedrale wieder verlassen hatten, schlenderten wir weiter durch die Gässchen der Altstadt. Vorbei am „L'Assiette du Vieux St. Pierre“, unserem Restaurant vom Vorabend. Als wir gerade auf einem kleinen Platz standen und die Umgebung fotografierten, hörten wir plötzlich jemanden rufen. Vor einem Café saß Rudi Köhler mit zwei Kumpels. Wir begrüßten uns freundlich gegenseitig und wechselten einige Worte mit den Herren, zogen dann aber noch weiter, da wir unbedingt noch ans Ufer der Garonne wollten. Während wir am Brunnen vor dem Palais de la bourse standen, kam uns plötzlich Bernie entgegen, der für die offizielle Facebook-Seite der Eintracht und den „Impressionen aus Bordeaux“-Thread im Forum auf der Suche nach Motiven war. Wir unterhielten uns einige Minuten, ehe Bernie uns vor dem Brunnen ablichtete. Dann winkte er noch einen HR-Radioreporter dabei, dem wir im Rahmen eines kleinen Interviews erklären durften, warum wir nicht in orange unterwegs waren. Ans Ufer der Garonne, die dort schon ein großer beeindruckender Fluss ist, kamen wir dann auch noch. Wenn es dort im November schon so schön ist, wie muss es dann erst im Sommer sein? Für mich stand spätestens in diesem Moment fest, dass ich unbedingt in der warmen Jahreszeit einmal nach Bordeaux möchte.

Kurz darauf ging es weiter durch die Straßen von Bordeaux – auf der Suche nach dem Lokal, bei dem ich am Vorabend die Austern auf der Karte gesehen hatte. Wir klapperten alle in Frage kommenden Gässchen ab, aber da wir uns dummerweise den Namen nicht gemerkt hatten, fanden wir den Laden nicht. Stattdessen hatten wir ein anderes nettes Erlebnis. „Guckt mal, der Herri,“ meinte Sonja plötzlich. „Nein, das ist er nicht. Das ist einer, der ihm ähnlich sieht,“ entgegnete Petra. Wir warteten ab, bis der Mann näher kam und stellten fest, dass er es doch war – Heribert Bruchhagen beim Spaziergang durch Bordeaux. Wir grüßten freundlich, Herr Bruchhagen grüßte zurück und schwärmte dann von der Stadt. Seit zwei Stunden sei er schon unterwegs und ganz begeistert davon, wie schön doch Bordeaux sei. Woraufhin wir erklärten, dass wir seine Einschätzung bezüglich der Stadt voll und ganz teilten. (Über meinen Vergleich, dass Heribert einsam durch Bordeaux wandelte wie einst James Dean auf dem berühmten „Boulevard of broken dreams“-Foto, musste Sonja noch am nächsten Tag lachen.)

Es wurden noch einige Worte gewechselt und Erinnerungsfotos geschossenn, ehe der Herr Vorstandsvorsitzende und die drei Friedas alle wieder ihrer Wege gingen und es Zeit für etwas zu trinken war.

Da wir nicht mehr lange herumsuchen wollten, beschlossen wir, einfach wieder zu dem Café zurückzukehren, in dem wir Rudi getroffen hatten, der mit seinen beiden Begleitern noch immer dort saß. Wir ließen uns ebenfalls an einem Tisch im Außenbereich nieder. Mit Jacke war es dort auch Ende November gut auszuhalten. Bei einem Blick auf die Weinkarte stellte ich fest, dass es dort auch Champagner gab und bestellte für Petra und mich je ein Glas. Sonja blieb bei Coke Zero. Abgesehen von Rudis Grüppchen und uns saßen auch noch einige andere Frankfurter an den Cafétischen. Während die einen nur des Englischen mächtig zu sein schienen, waren andere immerhin bemüht, rudimentäre Sprachkenntnisse anzuwenden: „Oui, oui, fromage,“ sagte einer, wohl nur, um überhaupt etwas zu sagen, das französisch klang. Andere waren bereits so kreativ gewesen, den Schlachtruf „Salut, ça va, die Frankfurter sind da!“ zu erdenken. Später wechselten wir ins Innere der Kneipe, wohin sich Rudi und Co. schon zurückgezogen hatten. O-Ton: „Man kann doch nicht draußen sitzen, wenn drinnen ABBA läuft!“

Drinnen gab's dann was zu essen (Crevettes sautées für Petra, Steak für mich), eine Karaffe Rotwein und schließlich spendierte der Chef für unseren gesamten Tisch noch eine Flasche Apfellikör, der vor allem die Herren intensiv zusprachen. Die Stimmung war bestens und wurde zunehmend weinseliger. Rudi erklärte, in seinem nächsten Leben gerne als Frau und Mitglied unseres EFC wiedergeboren werden zu wollen und himmelte zwei Mädels am Nebentisch an, zu denen sein perfekt französisch sprechender Kollege schließlich sogar einen Kontakt herstellte. Sonja vollzog nach der Fahrt in einem öffentlichen Verkehrsmittel und dem Gang in eine Kirche die dritte für sie außergewöhnliche Handlung an diesem Tag: Sie trank ein Glas Schnaps. A propos Schnaps: Nachdem die Flasche leer war, spendierte Monsieur le patron am Tresen noch eine Runde – am liebsten hätte er uns wohl gar nicht mehr gehen lassen. Wir machten uns dann aber doch auf den Weg und liefen die Rue Ste-Catherine hinunter Richtung Place de la Victoire.

Bordeaux empfing die Gäste aus Frankfurt mit offenen Armen. Am einen Laden hing ein Schild mit der Aufschrift: „Herzlich willkommen, alles Gute für Francfort“, beim anderen stand der Besitzer in der Türe und rief den deutschen Fans ein fröhliches „Guten Tag, guten Tag!“ entgegen. Als wir den Place de la Victoire erreichten, sahen wir, dass dort schon eine große Menge in orange versammelt war. Da es aber gerade einmal kurz vor vier war, hatte ich wenig Lust, mich schon mitten in die Masse zu stellen und dort die nächsten Stunden zu verbringen. In der Nähe lag eine nett aussehende Brasserie und so beschlossen wir, dort noch etwas trinken zu gehen. Als wir das Lokal betreten hatten, fügte sich einmal mehr an diesem bereits so großartig gelaufenen Tag alles so, wie es sein sollte: Eine Tafel an der Wand verkündete, dass man„Les huîtres du Cap Ferret“ anbot. Während Sonja sich noch einmal verabschiedete, um den Plattenladen in der Fußgängerzone unsicher zu machen, bestellten Petra und ich uns also ein halbes Dutzend Austern und eine Flasche weißen Bordeaux Entre-deux-mers. Weshalb die Kellnerin meinte, mich darauf hinweisen zu müssen, dass dies aber ein Weißwein sei, frage ich mich noch immer. Dachte sie, dass die Deutschen zu Meeresfrüchten Rotwein trinken??? Wein wie Austern waren jedenfalls ganz hervorragend und ich schmeckte mit Sauvignon blanc prompt die Rebsorte heraus, die den größten Anteil bildete. Yes!

Nachdem wir unseren Wein geleert und bezahlt hatten, begaben wir uns in die orangene Masse. Ein paar Bekannte versorgten uns netterweise mit einem Bier und wenig später durften Petra und ich erneut Interviews geben und den Herren Klünder und Chung für Eintracht-TV Rede und Antwort stehen.

Danach überlegten wir, wo wir nun noch ein Bier für den Weg zum Stadion bekommen konnten. Petra meinte, in einem Gebäude am Place de la Victoire einen Laden ausgemacht zu haben – bei näherer Betrachtung zeigte sich jedoch, dass sich dort nur ein Postamt und ein Copy Shop befanden.Ich beschloss schließlich, zum Carrefour in der Fußgängerzone zu laufen, der mir schon auf dem Hinweg aufgefallen war. Dort angekommen zeigten sich im Bierregal schon große Lücken, es gelang uns aber noch, einen 12er-Pack Kronenbourg 1664 zu erstehen.

Zurück auf dem Place de la Victoire wurde uns schon wieder ein Mikro unter die Nase gehalten, diesmal von einem französischen Team, für das wir mehrfach „Cuillère de bois“ - also „Holzlöffel“ in die Kamera sagen durften. Es ging um irgendeine Uni-Sportmannschaft, die wohl in den gleichen Farben wie die Eintracht spielte, wenn ich es richtig verstanden habe.

Mittlerweile dämmerte der Abend, die Polizisten auf dem Platz begannen, den Zugang zu anderen Straßen für die Fans zu blockieren und der Marsch zum Stadion begann. Da wir nicht mitten in der Masse landen wollten, hielten wir uns hinter den Polizeiwagen, die hinter dem Mob herfuhren. Auch war es kein Problem, von der Straße auf den Bürgersteig zu wechseln und dort stehenzubleiben. In Deutschland hätte da vermutlich alle zwei Meter ein Polizist gestanden und jegliche Ausreißversuche unterbunden. Da wir nicht orange gekleidet waren, schien uns die französische Polizei jedoch überhaupt nicht auf dem Schirm zu haben. Andere Eintrachtler, die ebenfalls hinterher liefen, wurden schließlich im Befehlston in die orangene Menge geschickt – von uns nahm niemand Notiz, so dass wir ohne Probleme durch Seitenstraßen den Weg zum Stadion abkürzen konnten. Es folgte ein kurzer Abstecher ins Parkhaus, wo wir alles, was während des Spiels nicht gebraucht wurde, im Auto deponierten, dann ging es wieder hinaus auf die Straße.

Dort trafen wir auf weitere Freunde und Bekannte. Ich begrüßte Niko und Ariane und unterhielt mich mit Frank und Johanna. Nur war auf einmal Petra verschwunden. Sonja und ich standen noch eine ganze Zeitlang vor dem Eingang des Stadions und warteten auf sie, aber sie war weit und breit nicht zu sehen. Schließlich ließ ich das restliche Bier stehen und machte mich mit Sonja auf den Weg ins Stade Jacques Chaban Delmas. Die Kontrollen waren kaum der Rede wert. Ein Ordner warf einen kurzen Blick auf meine Karte und schickte mich dann weiter „chez ma collègue pour les femmes“, die aber auch nur kurz in meine Umhängetasche schaute und mich dann passieren ließ. Später erfuhren wir, dass Ordner und Kassenhäuschen schon vorher von einer größeren Fanmasse überrannt worden waren und sich die Pyro schon im Stadion befand. Da erübrigten sich dann dementsprechend strengere Kontrollen.

Sonja und ich versuchten, in unseren Block zu kommen, doch der war schon sehr voll. Versuche, sich weiter nach oben durchzuwühlen, endeten jedes Mal in einer Sackgasse. Schließlich verließen wir den Block, nahmen auf der Außenseite der Tribüne eine Treppe ganz nach oben und fanden oben links am Zaun zum Nachbarblock noch Platz. Sonja ging nochmal raus, um für uns beide Cola zu organisieren. Petra meldete sich kurz, um zu fragen, in welchem Block wir seien. Danach hörten wir nichts mehr von ihr. Weil der Akku meines Handys auch langsam abbaute, schickte ich ihr zur Sicherheit noch Sonjas Nummer.

Die komplette Nordwestkurve war gefüllt mit Eintracht-Fans. Und wirklich alle schienen orange zu tragen. Waren diejenigen, die vorher angekündigt hatten, die Aktion zu boykottieren, nun doch noch eingeknickt? Wir hatten tatsächlich das Gefühl, die einzigen zu sein, die nichts orangenes an hatten. Orange hin, orange her – es war beeindruckend, diese Masse von Leuten zu sehen, die auf den unterschiedlichsten Wegen die rund 1200 km lange Reise auf sich genommen hatten, um die Eintracht zu unterstützen, die an diesem Abend den Einzug in die nächste Runde der Europa League perfekt machen konnte.

Armin Veh hatte verletzungsbedingt die Mannschaft umstellen müssen und wie wir schon vermutet hatten, kam Marc-Oliver Kempf in der Innenverteidigung zu seinem ersten Europa-Einsatz. Außerdem war Pirmin Schwegler wieder von Anfang an dabei.

Zu Spielbeginn rauchte und brannte es natürlich in der Kurve, es verließ aber kein Feuerwerkskörper den Block und dank der Architektur des Stadions zog der Rauch auch schnell ab. Wir sahen eine nicht allzu spektakuläre Partie mit einigen (nicht wirklich zwingenden) Chancen auf beiden Seiten. Phasenweise hatte die Eintracht ein wenig mehr vom Spiel, später drehte Bordeaux mehr auf. Insgesamt präsentierten sich aber beide Mannschaften nicht wirklich in Glanzform. 0:0 stand es zur Pause. Immerhin war die Stimmung in der Kurve absolut europacupwürdig.

In Hälfte zwei kamen beide Teams zu zwingenderen Torgelegenheiten und Kevin Trapp durfte sich über mangelnde Beschäftigung nicht beklagen, vereitelte er doch mehrere Großchancen der Girondins. Bei der Eintracht war zur zweiten Halbzeit Schröck für Joselu ins Spiel gekommen, später wechselte Armin Veh noch Martin Lanig für Sebastian Rode ein, zehn Minuten vor Schluss kam Lakic für den glücklosen Kadlec. Als viele wohl schon mit einem torlosen Unentschieden rechneten (und wohl hofften, dass der Gegner nicht wieder in der 86. Minute zuschlagen würde), fiel dann doch noch das Tor für die Eintracht. Barnetta spielte vorm Tor quer auf den frei stehenden Lanig und der erzielte in der 83. Minute das 1:0. Sonja und ich fielen uns jubelnd in die Arme. Wie auch immer die Partie zwischen Tel Aviv und Nikosia ausgehen mochte – die Eintracht stand damit in der nächsten Runde der Europa League. Da war es auch egal, dass wir ein eher schwaches Spiel gesehen hatten. Die Mannschaft wurde in der Kurve ausgiebig bejubelt und sogar die Ordner feierten mit und folgten der Aufforderung, sich hinzusetzen gleich zweimal. (Sie kapierten nur nicht, wann sie wieder aufstehen und hüpfen sollten smile: Nachdem die Mannschaft in Richtung Kabine verschwunden war, wurden Rufe nach Armin Veh laut, doch der Trainer ließ sich eine Weile bitten, ehe er schließlich in der Kurve erschien, wo er frenetisch gefeiert wurde. Schließlich schwenkte er sogar noch unter dem Jubel der Fans eine große Eintracht-Fahne und setzte sich eine orangene Mütze auf, mit der er mich irgendwie an Papa Schlumpf erinnerte.

Nachdem Trainer und Mannschaft sich verabschiedet hatten, machten Sonja und ich uns auf den Weg zum Ausgang. Ich schrieb Petra, dass wir unter dem großen Torbogen auf sie warteten, bekam aber keine Antwort. Geetha stand auf einmal kurz vor uns und begrüßte uns, ehe sie wieder zu ihrer Reisegruppe zurückkehrte, mit der sie am nächsten Tag noch nach Paris fahren wollte. Schließlich bekam ich eine SMS von Markus – Petra sei bei ihm und Sandra und man wolle noch gemeinsam in die Stadt gehen. Wie denn unser Hotel heiße? Nachdem ich ihm das mtgeteilt hatte, machten Sonja und ich uns auf den Weg zum Auto. Petra würde ja dann sicherlich mit Taxi oder Bus zurückkommen. Wir fuhren aus dem Parkhaus und eine Straße in Stadionnähe entlang, als ich auf einmal glaubte, Petra am Straßenrand gesehen zu haben. Sonja hielt an und ich lief in die Richtung. Tatsächlich – da stand sie mit Gerd, Beve und Pia. Der Akku ihres Handys war schließlich leer gewesen, so dass sie uns nicht hatte erreichen können.Tatsächlich hatte sie gar nicht mit Markus und Sandra noch in die Stadt gewollt. Gerd hatte noch mehrfach versucht, Sonja zu erreichen, aus irgendeinem Grund vergeblich. Petra jedenfalls war erleichtert, uns wiedergefunden zu haben und wir fuhren zurück nach Villenave. Schließlich war es erneut fast zwei Uhr bis wir im Bett lagen.

Dementsprechend schwer fiel uns das Aufstehen am nächsten Morgen. Wir brauchten dringend Kaffee. Und O-Saft, jede Menge O-Saft. Während ich noch schlaftrunken ins Bad wankte, stellte Petra fest, dass sie sich am Vorabend mit einem Girondins-Fan, den sie am Stadion kennengelernt hatte, auf Facebook angefreundet hatte: „Der kann ja jetzt alles sehen, was ich poste!“

Zum Frühstück gab es dann Kaffee, viel O-Saft und erneut herrlich buttrige Croissants. Die Zeitung, die im Frühstücksraum auslag, berichtete von der orangenen Welle, die Bordeaux überflutet habe.

Im Anschluss an das Frühstück packten wir im Zimmer unsere Sachen und verließen das Hotel. Bevor es auf die Autobahn ging, wollten wir noch einen kurzen Stopp bei einem Supermarkt einlegen und uns ein paar nette Kleinigkeiten zum Mitnehmen und Mitbringen kaufen. Mit Wein, Senf, Confit de Canard, Foie Gras usw. begaben wir uns dann auf die lange Rückreise Richtung Heimat. Diesmal sahen wir das Bordelais und damit auch den Weinanbau bei Tageslicht. Ansonsten wieder jede Menge Weideflächen und Kühe im Périgord und im Limousin. Udo Jürgens war immer noch nicht in New York gewesen, Trude Herr wollte keine Schokolade und Wencke Myhre stand hinterm Tor. France Gall war noch immer ein Haifischbaby.

Um die Mittagszeit stoppten wir an einer Raststätte im Département Corrèze kurz bevor es wieder durchs Zentralmassiv gehen sollte. Wir futterten jede eines von den typisch französischen Autobahnsandwiches unter den kritischen Blicken einiger Jogginghosenträger aus einem Wagen mit Offenbacher Kennzeichen.

Dann führte uns unser Heimweg wieder durch die schneebedeckte Berglandschaft, die allerdings diesmal unter grauen Wolken da lag. Die Vulkane sahen trotzdem beeindruckend aus. Ein Blick auf die Schilder am Fahrbahnrand zeigte, dass Petra auf der Hinfahrt gut geschätzt hatte: Die Autobahn verlief hier tatsächlich in 1000 m Höhe. Nach der Fahrt durch die Berge zog sich die Strecke dann wieder endlos durch Burgund und Franche-Comté. In der Mitte Frankreichs scheint es nicht viel interessantes zu geben. Irgendwann wurde es dunkel und es war schon kurz vor acht Uhr abends, als wir die Grenze wieder bei Mulhouse überquerten. Sonja fuhr uns großartig, während Petra und ich versuchten, uns mit Facebook, Blog-G usw. auf unseren Handys die Zeit zu vertreiben. Zum Glück verfügte Sonja über ein an den Zigarettenanzünder anschließbares Ladegerät, an das wir abwechselnd unsere Telefone stöpseln konnten...

Irgendwann machten sich die zwei kurzen Nächte und die lange Reise dann bei mir bemerkbar und ich dämmerte für etwa eine Dreiviertelstunde weg, ehe ich kurz vor der hessischen Grenze zu den Klängen von Simon & Garfunkel wieder wach wurde. Draußen regnete es und das hatte es wohl den ganzen Tag getan. Zum Glück hatten wir unterwegs besseres Wetter gehabt! Gegen halb elf setzte mich Sonja dann schließlich zuhause in Bad Soden ab, ehe sie Petra nach Hofheim chauffierte und dann nach Hause fuhr. Uff, was für eine Fahrt. Unglaublich, wie viel in so kurzer Zeit passieren kann. Meine Damen, es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen unterwegs zu sein!

Und das komplette Bordeaux-Fotoalbum gibt's hier: https://www.facebook.com/media/set/?set=a.10202572620787217.1073741842.1547386314&type=1&l=e2ff64bd28
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schee  
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Da hat wohl jemand meinen Babber an dem Girondins Fanshop in der Rue St. Catherine entdeckt
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DerGeyer schrieb:
Da hat wohl jemand meinen Babber an dem Girondins Fanshop in der Rue St. Catherine entdeckt  


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Danke Kine,

fühlt sich an als wäre man dabei gewesen.
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@Kine: Sagenhaftter Bericht! Danke!  

Kine_EFC_Frieda schrieb:
Diesmal führte uns unser Weg weiter gen Westen und wir stellten fest, dass sich Frankreich ganz schön ausdehnt und in weiten Landesteilen doch recht dünn besiedelt ist. Viel Ackerbau gab es auch nicht, dafür riesige Weideflächen mit Kühen und Schafen.


Ich hatte es irgendwie genau umgekehrt erlebt. Ich war ja noch nie vorher durch F gefahren und war echt überrascht, was die für riesige Ackerflächen haben (locker 4-5 ha Stücke). Dagegen wirken unsere wie Handtücher.
Und noch mehr beeindruckt hat mich, dass entlang der Autobahn rechts wie links alles mit 2m hohem Viereck-Maschendraht eingezäunt ist.
Und das über hunderte Kilometer...wenn man da bedenkt, dass der lfd. Meter 5 EUR Minimum kostet, das müssen zwei- bis dreistellige Millionenbeträge sein.
Alles, um offenbar die Agrarböden und den Forst vor Wild zu schützen. Die betreiben schon einen deutlich höheren Aufwand, als in Deutschland.
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Ist dies wieder nur bullshit von blöd...Spieglein an der Wand...

"Zudem gab es Auseinandersetzungen zwischen mitgereisten Anhängern, Ordnern und der Polizei."

http://www.spiegel.de/sport/fussball/uefa-ermittelt-gegen-eintracht-frankfurt-a-936901.html
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Danke für die vielen Eindrücke und Berichte - hatte grade viel Spaß beim Durchzappen  
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Diegito schrieb:
Ich will es kurz fassen: Ein tolles Erlebnis in einer tollen Stadt... irgendwie hatte es was von Final-Atmosphäre, die Kneipen/Restaurants geschmückt mit Eintracht-Sachen, an jeder Ecke wurde hessisch gebabbelt, die Franzosen allesamt begeistert von den Eintrachtfans (bessere Werbung für den Verein konnte man garnicht machen, das kriegt keine Imagekampagne hin)...  darüber hinaus eine Lehrstunde der Französischen Polizei für die deutschen Kollegen wie man mit Fussballfans umzugehen hat!

Ich werde noch meinen Enkeln davon erzählen... damals in Bordeaux...  



Wir waren ebenfalls drei Tage dort und das ist auch genau mein Eindruck!  
Es war unglaublich schön locker und entspannt.

Warum man allerdings auf dem Victoria-Platz in friedlicher Athmosphäre einen Plastikcontainer für Altglas auf das Feuer schieben wollte erschließt sich mir nicht...   Zumal die Polizei das kleine Feuer geduldet hat! Gut, dass umgehend die umstehenden Eintracht-Fans eingegriffen haben. Danke!!!!

Es war eine tolle Fahrt und eine schöne Stadt!
Dem Einen oder Anderen würde ich etwas mehr Benehmen empfehlen und vielleicht mal die Kaputze runterlassen oder den Schal aus dem Gesicht ziehen...
Insgesamt war's ein schönes Erlebnis bei dem der Großteil der Eintracht-Anhänger besser war als die Mannschaft.
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DougH schrieb:
Ist dies wieder nur bullshit von blöd...Spieglein an der Wand...

"Zudem gab es Auseinandersetzungen zwischen mitgereisten Anhängern, Ordnern und der Polizei."

http://www.spiegel.de/sport/fussball/uefa-ermittelt-gegen-eintracht-frankfurt-a-936901.html


Ich kann das nicht fassen! In Bordeaux habe ich nur friedliche Eintracht-Fans erlebt. Die Bevölkerung entspannt - erstaunt - begeistert. Die Polizei Mega-Entspannt. Diese positive Nachricht war für die Presse kaum (siehe FAZ) bzw. garnicht der Rede wert.

Das es wg. Pyro eine Untersuchung gibt war mir klar. Das bei 12.000 Menschen vielleicht mal ein Gerangel entsteht -> geschenkt.

Dass dann gleich wieder in SPON von "Ausschreitungen" die Rede ist, ist für mich schlicht unfassbar. Der Journalist der das verzapft hat, kann doch nie und nimmer in Bordeaux gewesen sein.  

Nur schlechte Nachrichten sind interessant - wenn man nebenbei der Eintracht wieder eine verpassen kann, scheint dies umso mehr eine Nachricht wert zu sein.
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DougH schrieb:
Ist dies wieder nur bullshit von blöd...Spieglein an der Wand...

"Zudem gab es Auseinandersetzungen zwischen mitgereisten Anhängern, Ordnern und der Polizei."

http://www.spiegel.de/sport/fussball/uefa-ermittelt-gegen-eintracht-frankfurt-a-936901.html


Naja, was denkst du warum hunderte (wenn nicht sogar tausende) Eintracht-Fans ohne Kartenkontrolle ins Stadion gekommen sind?
Nicht weil die Ordner gesagt haben "Geht mal weiter, wir glauben euch das ihr eine Karte habt!"
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SgE-Batista schrieb:
DougH schrieb:
Ist dies wieder nur bullshit von blöd...Spieglein an der Wand...

"Zudem gab es Auseinandersetzungen zwischen mitgereisten Anhängern, Ordnern und der Polizei."

http://www.spiegel.de/sport/fussball/uefa-ermittelt-gegen-eintracht-frankfurt-a-936901.html


Naja, was denkst du warum hunderte (wenn nicht sogar tausende) Eintracht-Fans ohne Kartenkontrolle ins Stadion gekommen sind?
Nicht weil die Ordner gesagt haben "Geht mal weiter, wir glauben euch das ihr eine Karte habt!"



Doch genau so war es (zumindest bei uns)! Keiner hat uns abgetastet oder wollte die Karte sehen, obwohl alles friedlich war, als wir - relativ spät - ins Stadion sind.
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SgE-Batista schrieb:
DougH schrieb:
Ist dies wieder nur bullshit von blöd...Spieglein an der Wand...

"Zudem gab es Auseinandersetzungen zwischen mitgereisten Anhängern, Ordnern und der Polizei."

http://www.spiegel.de/sport/fussball/uefa-ermittelt-gegen-eintracht-frankfurt-a-936901.html


Naja, was denkst du warum hunderte (wenn nicht sogar tausende) Eintracht-Fans ohne Kartenkontrolle ins Stadion gekommen sind?
Nicht weil die Ordner gesagt haben "Geht mal weiter, wir glauben euch das ihr eine Karte habt!"


Mach mal den Kopp zu, anstatt Bullshit zu schreiben.
Ich musste meine Karte dem Ordner förmlich aufdrängen.
Der wollte sie trotzdem nicht sehen.
Ich wäre problemlos mit nem Flyer vom Pizzalieferservice oder einem Büchereiausweis reingekommen.
Oder ohne alles.
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reggaetyp schrieb:
SgE-Batista schrieb:
DougH schrieb:
Ist dies wieder nur bullshit von blöd...Spieglein an der Wand...

"Zudem gab es Auseinandersetzungen zwischen mitgereisten Anhängern, Ordnern und der Polizei."

http://www.spiegel.de/sport/fussball/uefa-ermittelt-gegen-eintracht-frankfurt-a-936901.html


Naja, was denkst du warum hunderte (wenn nicht sogar tausende) Eintracht-Fans ohne Kartenkontrolle ins Stadion gekommen sind?
Nicht weil die Ordner gesagt haben "Geht mal weiter, wir glauben euch das ihr eine Karte habt!"


Mach mal den Kopp zu, anstatt Bullshit zu schreiben.
Ich musste meine Karte dem Ordner förmlich aufdrängen.
Der wollte sie trotzdem nicht sehen.
Ich wäre problemlos mit nem Flyer vom Pizzalieferservice oder einem Büchereiausweis reingekommen.
Oder ohne alles.


Komm mal wieder runter Großer und höre auf mich zu beleidigen!  

Ich war mit einer die ersten die am Stadion angekommen sind und war auch beim Marsch in den vorderen Reihen.
Komisch das ich gesehen habe wie irgendwelche Absperrgitter von unserer Fans gegen ein Stadiontor geworfen wurden, um es aufzubekommen. Nachdem es dann anscheinend geklappt hat und ein paar Leutchen "AUF GEHT`S, REIN DA!!!" geschriehen haben und zig Ordner versucht haben das Tor wieder zu schließen, wurde mit allen möglichen Mitteln versucht dies zu verhindern.
Mag ja gut möglich sein das es bei euch so gewesen ist, ich sage ja auch das es nicht stimmt.
Aber was am Anfang passiert ist war alles andere als deutsch-französische Freundschaft!
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Oui Fi ou huit huitrês - Mit der Eintracht in Bordeaux

http://www.beveswelt.de/?p=6515
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Beverungen schrieb:
Oui Fi ou huit huitrês - Mit der Eintracht in Bordeaux

http://www.beveswelt.de/?p=6515


Sehr schön Beve

Der Tussi da, mit ihrem leeren Akku habt ihr eine kalte schlaflose Nacht auf der Straße erspart.
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eintracht-grenzenlos schrieb:


Sehr schön Beve

Der Tussi da, mit ihrem leeren Akku habt ihr eine kalte schlaflose Nacht auf der Straße erspart.  


mer helfe wo mer könne  


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