supernatural schrieb: Korruptionsskandal. Ist ja nicht das erste Mal. Ich mag ja nur an das verkaufte Halbfinale von Bayern gegen St. Petersburg erinnern.
Das da nichts dran war, hast du allerdings schon mitbekommen?
supernatural schrieb: Korruptionsskandal. Ist ja nicht das erste Mal. Ich mag ja nur an das verkaufte Halbfinale von Bayern gegen St. Petersburg erinnern.
Das da nichts dran war, hast du allerdings schon mitbekommen?
selbst der verlinkte Artikel stellt das nur als These hin
Ob bei der FC Bayern Geschichte nichts dran ist, weiss man nicht (Fußballverbände wie UEFA und FIFA sind ja hochintegere Vereinigungen, mit den ehrlichsten und fairsten Mitgliedern besetzt, wo garantiert noch nie foul gespielt wurde). Jedenfalls ist Limacher zurückgetreten und der Sapina-Kumpel Boksic dementiert jetzt über seine Anwälte.
Viel merkwürdiger findet die Fussballwelt das gestrige CL-Spiel. Nach den 2 (bzw. 3) Eigentoren von Cluj hat bestimmt jeder mal an Schiebung gedacht.
Dies hatten sie hauptsächlich dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass die recht dusseligen Rumänen das seltene Kunststück vollbrachten, fünf Tore zu schießen - und trotzdem zu verlieren. Das funktionierte nur, weil ihnen in der ersten Halbzeit innerhalb von sechs Minuten zwei Eigentore gelangen. Insgesamt waren es mit gutem Willen drei, denn Clujs Kapitän Cadú schoss bei einem Klärungsversuch in der 77. Minute den zurzeit glückseligen Bayern-Torjäger Mario Gomez so unglücklich an, dass der Ball von dessen Bein ins Tor hüpfte. m.spiegel.de/article.do?id=724107
Die Art und Weise, wie die Eigentore zustande kamen, lässt aber keine Absicht vermuten. Das waren ja jetzt keine Rückgaben, an die der Torhüter nicht mehr rankam, sondern unglücklich abgefälschte Bälle.
Ein Spassvogel hat offenbar zu einem vor einem Monat eingestellten Youtube Video den Titel & Kommentar gestern geändert - allerdings fälschlich 4 Eigentore angegeben. Trotzdem netter Trick
Aber Spass beiseite, so ganz koscher finde ich die Cadu Eigentore nicht. Man darf niemandem was unterstellen und wird es letztlich nie wissen - selbst bei Jones krassem Flugkopfball 2007 gegen Leverkusen nicht: http://www.youtube.com/watch?v=tYne3jfStIM (ab 20. Sekunde).
In Dänemark zeichnet sich auch ein Wettskandal ab - Spieler sollen auf Niederlagen ihres Vereins gewettet haben:
Wird nun auch der dänische Fußballsport von einem Wettskandal erschüttert? Offenbar sollen gleich mehrere Spieler unterschiedlicher Vereine auf eine Niederlage ihres eigenen Clubs gewettet haben. http://www.nordschleswiger.dk/SEEEMS/20000.asp?artid=26670
Desweiteren steht in der Zeit ein lesenswerter Artikel über Pele Wollitz, den Trainer des VFL Osnabrück zum Zeitpunkt der Spielmanipulationen:
Ein Opfer der Wettmafia
Der Trainer Pele Wollitz stieg mit dem VfL Osnabrück in die Dritte Liga ab. Auch weil seine Spieler mit der Wettmafia zusammenarbeiteten. Das hat ihn verändert.
..."Hinten patzte einer zu oft: Marcel Schuon." Und: "Der schwarze Tag des Marcel Schuon, zum unmöglichen Zeitpunkt". Der Kicker gab Schuon die Note 5,5. Anzeige
In diesen Tagen wird Claus-Dieter Wollitz noch öfter an diese Szenen denken, als er es ohnehin schon tut. An die Fehlpässe und Stellungsfehler seiner Mannschaft. An verschossene Elfmeter und halbherzig geführte Zweikämpfe. An Missgeschicke, die er sich damals nicht erklären konnte. http://www.zeit.de/sport/2010-10/wollitz-osnabrueck-wettskandal-schuon?page=1
Der Bochumer Prozess wird sich noch ziemlich in die Länge ziehen:
Wie das Bochumer Landgericht signalisierte, wird voraussichtlich bis Ende 2011 verhandelt. ... Die Stimmung im Prozess blieb angespannt. In einem älteren Befangenheitsantrag hatte einer der Verteidiger dem Gericht sogar «Übereifer» vorgeworfen. Außerdem hieß es in dem Schreiben wörtlich: «Wenn die Kammer dem Verfahren nicht gewachsen ist, sollte sie es einstellen.» http://www.wiesbadener-kurier.de/sport/national_und_international/topnews/9570792.htm
Danach könnten sich die Angeklagten mit ihren Mittelsmännern vermutlich neu absprechen bzw. ihre Aussagen abstimmen.
Inhaltlich blieb es gestern noch relativ belanglos. Es ging u.a. um die Biographien der Angeklagten und die Verwendung der eingenommenen Gelder:
...Geschäftsführer einer Discothek, Kellner, Geschäftsführer eines Spielcasinos und Kraftfahrer. Dabei verdiente er in den vergangenen Jahren nach eigenen Angaben nur etwa 1000 Euro netto. Dennoch erwarb er 2008 ein Haus für 255.000 Euro und bezahlte 155.000 Euro in bar. Tuna A., dem vor allem im spektakulären Fall des ehemaligen belgischen Zweitligisten Union Royale Namur mit der Übernahme von Schulden in Höhe von 700.000 Euro zur Einflussnahme auf die Spieler von der Staatsanwaltschaft eine maßgebliche Rolle zugewiesen wird, http://www.zeit.de/sport-newsticker/2010/10/27/259239xml?page=2
In dem aktuellen Prozess geht es nur um einen Bruchteil der abgelaufenen Wetten:
Der Prozess ist erst der Auftakt der juristischen Aufarbeitung des Wettskandals. Insgesamt wird gegen mehr als 250 Personen ermittelt. Die Wetteinsätze sollen sich auf rund 12 Millionen Euro, die erzielten Gewinne auf 7,5 Millionen Euro belaufen haben. Die Höhe der gezahlten Bestechungsgelder beträgt nach Angaben der Ermittler etwa 1,5 Millionen Euro http://www.zeit.de/sport-newsticker/2010/10/27/259239xml?page=2
Denn mit 12 Millionen Euro entsprechen die Wetteinsätze weniger als dem Monatsumsatz Sapinas bei einem einzigen Wettanbieter:
Sapina erwähnte darin auch, dass er bei dem asiatischen Wettanbieter SBO allein "im September über 20 Millionen Umsatz gehabt" habe. Seine Umsätze bei anderen asiatischen Wettanbietern wie der Firma IBC, so Sapina im weiteren Verlauf des Gesprächs, seien dabei noch gar nicht berücksichtig http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,690986,00.html
Der DFB kritisiert weiterhin, dass ihm die Akteneinsicht grösstenteils verweigert wird.
Dem Verbandschef liegt vor allem eine bessere Akteneinsicht am Herzen: «Die Zusammenarbeit mit der Berliner Staatsanwaltschaft im Fall Hoyzer war exzellent. In Bochum ist es schwieriger, wir bekommen bislang nur bescheidenen Einblick in die Akten.» http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1059453
Hoyzer war dabei bekanntlich der auserkorene Sündenbock. Die hinter den Handlangern stehenden Leute sind immer noch unbekannt.
Interview mit dem Interwetten-Chef: ...den Hoyzer-Skandal habe ja ich ausgelöst. Wir waren damals Marketingpartner der deutschen Fussballliga. Bei einem Meeting habe ich den damaligen Ligachef Wilfried Straub gefragt: «Ist es Ihnen eigentlich egal, dass in Deutschland Spiele verschoben werden?» Der war natürlich empört, wie ich so etwas behaupten und seine Ligen skandalisieren könne. Ich sagte: «Ich skandalisiere gar nichts. Sie haben einen Wettskandal - wissen es nur noch nicht.»
Wieso waren Sie davon überzeugt? Weil ich die Manipulationen gesehen habe. Wir bekamen regelmässig hohe Einsätze auf einzelne Spiele und sahen, dass diese Spiele immer wieder durch Schiedsrichterfehler oder extreme, Slapstick-artige Szenen entschieden wurden. Und immer zu unseren Ungunsten! Da beginnt man darüber nachzudenken, ob das wirklich alles nur Zufall sein kann.
Daraus entstand der Hoyzer-Skandal - der Schiedsrichter wurde bestraft, sass im Gefängnis, alles gut. Robert Hoyzer war doch nichts anderes als ein Bauernopfer.
Wie meinen Sie das? Er war ein Handlanger. Dass hingegen Fussballer und Wetter zusammengehören und gemeinsame Sache machen, war eindeutig. Ihre gemeinsame Herkunft sah ich in unserer Kundenkartei. Die deutsche Fussballliga interessierte das nicht - sie nagelte Hoyzer plakativ an die Wand und behauptete, damit sei das Problem gelöst. Ich wusste, dass das nicht stimmt. http://www.tagesanzeiger.ch/sport/weitere/Nicht-jedes-Eigentor-ist-ein-gewolltes-Eigentor/story/27578254
Der Wettmarkt ist dabei so lukrativ, dass sich das organisierte Verbrechen sehr dafür interessiert:
Auf 200 Milliarden Euro Umsatz weltweit wird der Wettmarkt geschätzt. 200 Milliarden Euro – zum Vergleich: Mercedes-Benz hat 2009 knapp 100 Milliarden Euro Umsatz verzeichnet. Europa, Afrika, Asien, Amerika – überall auf dem Erdball wetten Menschen auf Sportergebnisse. Bei diesen Summen ein scheinbar lukratives Geschäft. Und noch jemand möchte mitverdienen: die organisierte Kriminalität.
... „Sport weckt das Interesse der Mafia, weil viele Leute auf Sport wetten und dementsprechend die Einnahmen extrem hoch sind. Sportler und Funktionäre haben Einfluss auf das jeweilige Ergebnis und sind deshalb Ziele von Wettern oder Leuten, die im Wettgeschäft tätig sind. Während meiner Zeit hatte ich einige Buchmacher, die für mich illegal Wetten annahmen. In Folge dessen platzierten auch Sportler bei diesen Buchmachern Wetten. Auf diese Sportler hatten wir es abgesehen, um die Ergebnisse der Spiele zu manipulieren.“
... „Oft machen die Sportler die Fehler von ganz alleine, sie Wetten und verstricken sich immer tiefer in Wettschulden. Dann können sie nicht mehr zahlen oder wollen nicht, dass die Öffentlichkeit von ihrer Spielsucht erfährt. Und dann wird ihnen gesagt: OK, entweder zahlst Du uns eine bestimmte Summe jede Woche, jeden Monat, oder Du bezahlst Deine Schulden, indem Du ein Spiel manipulierst. Natürlich ist auch Einschüchterung eine Maßnahme.
...
„Die Sportler waren für uns ein lukratives Wirtschaftsgut. Wir warteten nur darauf, dass sie Fehler machten, dass sie sich verschuldeten. Wenn die von mir kontrollierten Buchmacher mir sagten, dass ein Spieler bereits $ 25000, $ 30000 bis zu $ 50000 Schulden hat, sagte ich ihnen: Lass ihn weiter wetten, lass ihn 1 Million Schulden haben. Für mich waren das nur Papiertransaktionen, wir haben denen nie wirklich Geld gegeben. Das lief per Telefon. Je tiefer die Sportler in die Schulden rutschten – desto mehr Einfluss hatte ich und konnte das praktisch endlos nutzen.“
... „Wenn dann zum Beispiel auffällt, dass man Wetten von deutschen Kunden ablehnt, weil man kein gutes Gefühl hat oder die Wetten sehr limitiert, und ein paar Minuten nachdem man diese Wetten abgelehnt hat von deutschen Kunden, kriegt man sie auf einmal von irgendwelchen Kunden vom Balkan, dann kann man sich schon denken, da gibt es irgendwelche Organisationen dahinter.“
... Von 2002 bis 2006 war INTERWETTEN Marketing-Partner der Deutschen Fußballliga DFL. Im Jahr 2004 informierte Wolfgang Fabian die deutschen Fußballverbände. Und doch folgte keine angemessene Reaktion, keine konsequente Verfolgung der Ursachen. Die Meldungen über betrügerische Netzwerke in Europa gab es also bereits ein Jahr vor dem Fall Hoyzer. Unübersehbare Auffälligkeiten, die auf Wettmanipulation im deutschen Fußball hinwiesen.
O-Ton Wolfgang Fabian: „Ich habe der DFL schon damals gesagt, dass ich hier eine Organisation dahinter sehe, deswegen meine ich, man hat Hoyzer als medialen Sündenbock dahin gestellt, aber die Organisation, die dahintersteht, für die er halt gewisse Tätigkeiten ausgeführt hat, die ist ungeschoren geblieben, oder es hat, vielleicht hat es wen interessiert. Ich habe nie erfahren, ob es jemals Nachforschungen gegeben hat. www.wdr5.de/fileadmin/user_upload/Sendungen/Dok5_das_Feature/2010/Februar/Manuskripte/02_21_Tor_Sieg_Betrug.pdf
Folgt man der Sündenbock-These des Interwetten-Chefs, so stellt sich die Frage nach den Hintermännern. Hier hatte das LKA Hessen 2006 einen grossen Fisch geangelt, der seine Hände auch im aktuellen Wettskandal als Hintermann im Spiel gehabt haben soll. Der Wettpate (seine genaue Idendität konnte nicht geklärt werden, verschiedene Pässe, verschiedene Namen, das Gericht nannte ihn Lim) wurde 2007 vom Landgericht Frankfurt wegen diversen verschobenen Spielen verurteilt.
Leider scheint auch Selim Teber beteiligt gewesen zu sein. Er wurde von Lim wahrscheinlich während seiner Kaiserslauterner Zeit angeworben und fand sich während seiner Hoffenheimer Zeit in Lims Handykontakten und PC, stritt aber jede Beteiligung ab.
...Kurz nach 14 Uhr, eineinhalb Stunden vor Anpfiff, beginnt William Bee Wah Lim, Wetten auf einen Sieg Hannovers zu setzen: Erst 250 000 Euro und dann eine Million, die er über Adrian Simm in Asien plazieren will. Um 14.45 Uhr bestätigt Simm die 1-Million-Euro-Wette:
"Hannover 96 -0,50 0.850 78,000
Hannover 96 -0,75 0,870 30,000
Hannover 96 -0,75 0.900 500,000
Hannover 96 -0,50 0.710 392,000
Total 1m euro."
Lim antwortet:
"5000eu fou ok."
Adrian Simm meldet:
"Sure." Und: "Thanks."
Die Sprache der Zocker kennt keine Schnörkel. Welches Spiel, welche Wette, welche Quote, welcher Einsatz, und das alles in Kürzeln, mehr nicht. Asian Handicap nennt sich diese Wette, sie ist die meistgespielte Asiens. "-0,50" steht für einen Sieg Hannovers, egal wie hoch, "0,850" für die Quote, das heißt: auf jeden gesetzten Euro 85 Cent Gewinn. Und "78,000" ist der Einsatz in Euro. Auf diesen Ausgang setzt Lim noch weitere 392 000 Euro. Die Wette "-0,75" bedeutet: Hannover siegt mit mindestens zwei Toren, darauf setzt Lim insgesamt 530 000 Euro. Als Sonderprämie bekommt Adrian 5000 Euro. "Fou", for you, für dich.
Lim setzt immer weiter an diesem Samstag, insgesamt 2,8 Millionen Euro auf eine Niederlage Kaiserslauterns im ersten Spiel des neuen Trainers Wolfgang Wolf.
Schon nach einer halben Stunde führt Hannover 2:0. "Unfassbar, das ist desolat, was Lautern macht", kommentiert der Premiere-Mann Michael Born das zweite Tor für Hannover in seiner Live-Reportage.
Nach dem 4:1 schreibt Adrian: "Congrats!!!! Hehehe."
Am Ende verliert Kaiserslautern 1:5, vier der Tore kassiert das Team nach Ecken und einem Freistoß. Nach Abpfiff schreibt Lim: "Beer".
Adrians Antwort: "Dance."
Lim hat mit diesem Spiel rund 2,2 Millionen Euro verdient.
Dreieinhalb Monate später, im März 2006, wird er verhaftet, nachdem Beamte des Landeskriminalamts Hessen seine Telefone abgehört hatten. Sie hatten Hinweise, dass Lim Fußballspiele manipuliert. Auf den Festplatten seiner Computer fanden sie auch die Internet-Chats mit Adrian Simm. Am 1. Juni 2007 verurteilte ihn das Landgericht Frankfurt. ...
Selim Teber ist heute der Kapitän von 1899 Hoffenheim und gerade in die Bundesliga aufgestiegen. Auf der Sim-Karte eines Mobiltelefons von Lim ist seine Telefonnummer unter dem Kürzel ".1" gespeichert, sie findet sich auch in einem Notizbuch Lims. Teber hat bis zum April 2005 für den 1. FC Kaiserslautern gespielt und den Verein sieben Monate vor jenem Spiel in Hannover verlassen, danach war er für kurze Zeit in der Türkei, bevor er schließlich nach Hoffenheim wechselte. Teber war auch mit Lim im Casino von Bad Dürkheim, ein Croupier erkannte ihn.
Lim hat bei seinen Wetten in Asien nicht nur eigenes Geld gesetzt. Im Februar 2006 hörten die Ermittler ein Telefonat ab, in dem sich Tebers damaliger Teamkollege Matthias Örüm bei Lim nach den Wettquoten für das Heimspiel Hoffenheims gegen den SV Wehen erkundigte. Das Gespräch fand gut eine Stunde vor dem Anpfiff statt. Lim empfahl die Wette "Over/Under", und zwar Under 2,5, das heißt: In dem Spiel dürfen nicht mehr als zwei Tore fallen, egal für wen. Örüm willigte ein und plazierte bei Lim 15 000 Euro. Außerdem setze "Selim", gab Örüm durch, "5", also 5000 Euro. … Selim Teber sagt, dass er niemals auf ein Spiel gewettet habe, und er bestreitet auch, jemals in Wettbetrug involviert gewesen zu sein. Lim habe er nur einige wenige Male getroffen, dabei sei es jedoch nie um Wetten gegangen. Er habe auch nie Geld genommen oder ihm Kontakte zu anderen Spielern gemacht. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-59673704.html
Derweil weitet sich das Verfahren der Staatsanwaltschaft Frankfurt um manipulierte Spiele in der zweiten Liga sowie der Regionalliga Süd aus. Denn mittlerweile ermittelt das hessische Landeskriminalamt (LKA) gegen zwei Spieler des Regionalligclubs TSG Hoffenheim. Offenbar dreht es sich um den Mannschaftskapitän Matthias Örüm und dessen Mitspieler Selim Teber. Vereinspräsident Peter Hoffmann teilte mit, dass sowohl das Zimmer von Örüm im TSG-Trainingszentrum als auch dessen Wohnung in Wiesloch untersucht worden seien. Teber ist in Hoffenheim Örüms Zimmerkollege. Doris Möller-Scheu, Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft, wollte bei SPIEGEL ONLINE beide Spielernamen nicht bestätigen.
Diese Aktionen des LKA sind die Folge der Ermittlungen, die die Frankfurter Staatsanwaltschaft aufgenommen hatte, nachdem Mitte März vier Personen als Hauptverdächtige für manipulierte Fußballspiele in der zweiten Liga und Regionalliga Süd inhaftiert worden waren. Diese Ermittlungen hätten zu Anhaltspunkten bei zwei Spielern der TSG Hoffenheim geführt, betonte Möller-Scheu. Beide Akteure würden als Beschuldigte geführt und hätten vorerst keine Angaben gemacht, so die Sprecherin zu SPIEGEL ONLINE. http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,408965,00.html
Der 1. FC Kaiserslautern war schon 2005 ein globalisiertes Team. Neben dem Österreicher Macho, dem Kongolesen Lembi und dem Albaner Skela spielten an diesem Tag der Brasilianer Marcelo Pletsch, der Türke Halil Altintop, der Ivorer Boubacar Sanogo, der Kroate Mihael Mikic, der Deutsch-Iraner Ferydoon Zandi und die Deutschen Ingo Hertzsch, Torsten Reuter und Marco Engelhardt. Nur einer von ihnen spielt heute noch in Kaiserslautern. Die anderen sind weitergezogen, nach Schalke, Bremen, Cottbus, Augsburg, Griechenland, Zypern, Belgien, Kroatien. Wenn einer den Virus hatte, dann ist er mitgewandert.
Marco Engelhardt war Kapitän der Mannschaft und spielt heute in Nürnberg. "Wir hatten eine Schweinetruppe. Es gab ja Gründe, warum wir dann auch abgestiegen sind. Niemand ist für den anderen gelaufen, niemand hat die Fehler eines anderen ausgebügelt." Auf dem Weg zu seinem Auto dreht er sich noch einmal um: "Ein Spiel, bei dem ich dabei war, verschoben? Ein gespenstischer Gedanke."
… Kaiserslauterns damaliger Trainer Wolfgang Wolf hat sich die wichtigen Szenen dieses Spiels noch einmal angesehen und stemmt sich mit aller Kraft gegen den Verdacht. Den Spielern stellt er reihenweise gute Zeugnisse aus, absolute Sportsmänner, charakterlich top und willig. "Aber wenn das wirklich verschoben war, hätte ich keine Lust mehr", sagt Wolf irgendwann während des Gesprächs.
Im Wettskandal-Prozess können sich die Beteiligten momentan nicht auf das Strafmass einigen. Vorher wollen die Angeklagten offenbar nicht öffentlich aussagen:
„Flankengott“ nennt sich die Sonderkommission, die im größten Wettskandal des europäischen Fußballs ermittelt hat. Doch im Schwurgerichtssaal C 240 des Landgerichts Bochum kommt man nicht bis in den Strafraum. Juristische Quer- und Rückpässe verhinderten auch am fünften Verhandlungstag, dass zumindest einer der Angeklagten Einblicke in die Methoden der Wettmafia gibt. http://www.noz.de/artikel/49176779/quer-und-rueckpaesse-im-wettskandal-prozess
Unterdessen hat die FIFA in ihrem eigenen Korruptionsskandal sechs Funktionäre gesperrt:
Noch ein paar lustige Kommentare von Blatter zum WM-Vergabeverfahren :neutral-face
FIFA-Chef Blatter: «Alle Zweifel ausgeräumt» ... «Ich bin nicht erfreut, wenn der FIFA Korruption vorgeworfen wird. Das ist nicht fair. Es ist nicht fair, Fallen zu stellen», kritisierte Blatter. ... «Man kann geheime Absprachen nicht vermeiden», gab der FIFA-Präsident zu, aber wenn irgendetwas da nicht mit rechten Dingen zugeht, dann sollte jemand eingreifen.» Auch in der Politik, zwischen Parteien gebe es geheime Absprachen. Diese Praxis, erklärte der FIFA-Boss, ist von keinem Gericht in Europas und weltweit für unrechtmäßig erklärt worden. … Die Strafen fielen überraschend mild aus. Blatter zeigte sich «zufrieden, aber nicht glücklich» mit den Ergebnissen der Untersuchungen durch die Ethik-Kommission. Man könne nicht glücklich sein, «wenn man Mitglieder unserer Familie bestrafen muss, das ist kein Vergnügen», http://www.pz-news.de/Home/Nachrichten/Sport/Sonstiges/arid,232529_puid,1_pageid,150.html
In Bochum gab's gestern das erste Geständnis eines Wettanbieters:
...Die Details dieser Manipulationen sind erschreckend, immer wieder. Der kühle Tonfall, in dem Niederlagen vereinbart werden; der immer gleiche, niedere Beweggrund: Geld; die feste Überzeugung, dass niemand etwas merkt. Das Ausmaß dieser Niedertracht ist erst zu ermessen, wenn man die Währung versteht, in der da betrogen wird: Geld, Herz und Leidenschaft von allen, denen Fußball etwas bedeutet. http://www.ksta.de/html/artikel/1288741366219.shtml
Der nach dem Aufstieg 2007 vom VfB Stuttgart verpflichtete Marcel Schuon kommt bereits als erfahrener Wetter nach Osnabrück. Er habe schon als Jugendlicher beim VfB auf den Ausgang von Fußballspielen gewettet. Schuon und auch Bilal Aziz wetten bevorzugt bei Tanzer B., einem Mitarbeiter des jetzt angeklagten Nürettin G. Auch etliche andere Spieler wetten, manche in privaten Zirkeln, andere im Internet, andere in den einschlägigen Büros. Aziz gehört zu den aktivsten Wettern, ist in den Wettannahmestellen rund um den Bahnhof bestens ... Im Sommer 2008 lernt G. Thomas Cichon kennen, der immer häufiger und höher wettet. Seine Wettschulden wachsen. G. fragt ihn, ob er bei einer Manipulation mitmachen würde. ... Der große Schlag: Der VfL verliert am 17. April 2009 in Augsburg 0:3 – die mit Schuon und Cichon verabredete klare Niederlage ist eingetreten. Für beide Profis hat G. 25000 Euro gesetzt und den Einsatz verdoppelt. Damit ist Schuon 25000 Euro Schulden los, Cichon werden 20000 Euro erlassen, 5000 bekommt er ausgezahlt. G. kassiert 293000 Euro. http://www.noz.de/sport/vfl-osnabrueck/news/49411100/der-weg-in-den-wettsumpf
"Es hat genaue Anweisungen gegeben", sagte er den Richtern. "Wenn es schiefläuft, sollten Elfmeter 'gemacht' werden - oder Rote Karten." Dabei habe besonders Thomas C., ehemaliger Profi des Zweitligaklubs VfL Osnabrück, großes Talent bewiesen, absichtlich schlecht zu spielen. "Der hat das ganz geschickt gemacht, das hat allen gefallen." … Ein weiterer Spieler der Osnabrücker, Bilal A., hätte es mit dem Schlechtspielen so sehr übertrieben, dass ihn der Trainer schon in der Halbzeit ausgewechselt habe. Zunächst sei es um Wetteinsätze in Höhe von 50 000 Euro und Bestechungsgelder von 25 000 Euro pro Person gegangen. Später sei allein bei der Zweitliga-Partie FC Augsburg gegen den VfL Osnabrück am 17. April 2009 ein Wettgewinn von 290 000 Euro erzielt worden. http://www.abendblatt.de/sport/fussball/article1708263/Beckenbauer-soll-Gutachter-in-Wettskandal-Prozess-werden.html
Der Umfang des Geständisses entspricht offenbar exakt dem, was bislang schon bekannt geworden ist. Man darf spekulieren, dass wenn die Taktik der Anwälte und ihrer Auftraggeber aufgeht, der Wettskandal nicht wirklich aufgeklärt werden wird. Insbesondere der Grund, warum die Staatsanwaltschaft Bochum dem DFB nur bedingte Akteneinsicht gewährt, würde mich sehr interessieren... Angesichts der Verbreitung von Fussballwetten auch unter Profispielern hat man sich wohl nach Vorbild der bewährten hessischen Methode zu brutalstmöglicher Aufklärung entschlossen.
In der Regionalliga hat Sapina 5000 Euro pro Spieler und verschobenem Spiel gezahlt (das Monatseinkommen konnte demnach von 3000-4000 Euro auf über 20.000 Euro gesteigert werden).
Bei Betrügereien in Punktspielen der Regionalliga waren nach den Erkenntnissen der Bochumer Staatsanwaltschaft sogar bis zu 5000 Euro pro Mann zu verdienen. Ein schöner Batzen Geld für Kicker, die sich auch als Topverdiener der Mannschaft mit einem geschätzten Monatseinkommen von 3000 bis 4000 Euro begnügen mussten. Nach dem Studium der Akten und einem Gespräch mit den Bochumer Kollegen ist für Mauritz sonnenklar, dass Anklage gegen Radojevic, Marinovic und Kraljevic erhoben wird. „Die Frage ist nicht mehr, ob sie angeklagt werden. Es geht um das wann und wo.“ http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Lokales/Illertissen/Lokalsport/Artikel,-Bis-zu-5000-Euro-pro-Mann-und-Spiel-_arid,2315341_regid,2_puid,2_pageid,9158.html
Zum Manipulieren von UEFA-Spielen wurde nach heute veröffentlichten Angaben von Ante Sapina auch der UEFA-Schiedsrichterobmann sowie zwei Schiedsrichter mit jeweils 50.000 bis 60.000 Euro bestochen.
Der Fußball-Wettskandal hat endgültig die Europäische Fußball-Union UEFA erreicht. Vor dem Bochumer Landgericht wurde bekannt, dass auch ein Schiedsrichter-Obmann der UEFA bestochen worden sein soll. ... Der Fußball-Funktionär habe den bestochenen Schiedsrichtern besonders lukrative Partien besorgen sollen, hieß es vonseiten der Ermittler am Rande des Prozesses. ... Bei der Europa-League-Begegnung zwischen dem FC Basel und ZSKA Sofia am 5. November 2009 habe der Schiedsrichter seines Wissens nach 50 000 bis 60 000 Euro erhalten http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1081415
Zwei der Angeklagten haben weiter ausgepackt (und kommen dafür auf Kaution frei, die anderen schweigen eisern).
Zu den heutigen News der beiden Geständnisse gehört, dass die Spielverschieber bereits 5 Monate vor Ihrer Festnahme eine Warnung über laufende Ermittlungen erhielten. Ein Informant in der Polizei habe sie benachrichtigt...
Die Beträge im Manipulationsskandal sind riesig (... und nur ein Bruchteil ist überhaupt angeklagt). 1 Million Euro pro Monat hat allein einer der Angeklagten umgesetzt, wie er heute berichtete:
(von Sapina wurde bereits vor einiger Zeit bekannt, dass er pro Monat 20 Millionen umgesetzt haben soll:
Sapina erwähnte darin auch, dass er bei dem asiatischen Wettanbieter SBO allein "im September über 20 Millionen Umsatz gehabt" habe. Seine Umsätze bei anderen asiatischen Wettanbietern wie der Firma IBC, so Sapina im weiteren Verlauf des Gesprächs, seien dabei noch gar nicht berücksichtig http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,690986,00.html)
Desweiteren war wohl auch Gewalt gegen Manipulations-Verweigerer (und erfolglose Spielverschieber) im Spiel: "Wenn es noch mal schiefgeht, wollen die Chinesen Adressen, dann bin ich auch dran“ ... Nach den Planungen der Wettmafia sollte der Torhüter des Regionalligisten SC Verl spielunfähig gemacht werden, weil er sich nicht an Manipulationen beteiligen wollte. Eine „Ohrfeige in der Disco“ wurde ebenso in Erwägung gezogen wie „irgendetwas im Getränk, damit er nicht spielen kann“, berichtete der Angeklagte Tuna A. … Mit dem Ersatztorwart sei man sich bereits über eine Spielmanipulation einig gewesen. http://www.welt.de/sport/fussball/article11604251/Torhueter-sollte-spielunfaehig-gemacht-werden.html
Der Bezug zu Chinesen könnte den vor der WM 2006 freigelassenen Lim wieder ins Spiel bringen. Lim hatte offensichtlich mehrere Bundesliga-Spiele verschoben (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-59673704.html), was aber durch DFB und DFL nicht aufgeklärt wurde. Damit könnten die beteiligten Spieler theoretisch seit Jahren weiter verschieben...
Zudem sind Chinesen für Gewaltanwendung im Fussball-Wettmarkt bekannt. Der englische Telegraph (Artikelautor Declan Hill) berichtete von 2008 zu Tode gefolterten Läufern (Handlanger der Spielmanipulatoren) im englischen Newcastle und den Methoden zur Spieler-Berherrschung in Asien. Wenn sie nicht mitmachen, gibt's zB Drohung von Gewalt gegen Familienangehörige, Kobras im Auto und ungeklärte tödliche Unfälle. Bei asiatischen Wettmarkt-Umsätzen von 450 Milliarden Euro im Jahr werden vom organisierten Verbrechen alle Mittel zum Geld gewählt:
Match-fixing: European football's dark and dangerous side
In August of 2008, the bodies of these two good-looking, charismatic Chinese students living in Newcastle were found tortured to death in the living room of their flat. ... The fixers are spoken of in whispers by frightened players and sports officials. There are stories of gang attacks, a poisonous cobra being put in a player’s car and of a goalkeeper dying in a “mysterious” car accident. ... 'We know where your sister goes to school’ or 'where your granny shops.’” http://www.telegraph.co.uk/sport/football/competitions/premier-league/3224065/Match-fixing-Premier-League-footballs-dark-and-dangerous-side-Football.html
Na ja liest man sich den Spielbericht von der Cottbus Homepage durch wäre ja der Schuldige schnell gefunden. Was dann hier los wäre ist ja kaum vorstellbar
Das da nichts dran war, hast du allerdings schon mitbekommen?
selbst der verlinkte Artikel stellt das nur als These hin
Viel merkwürdiger findet die Fussballwelt das gestrige CL-Spiel. Nach den 2 (bzw. 3) Eigentoren von Cluj hat bestimmt jeder mal an Schiebung gedacht.
Dies hatten sie hauptsächlich dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass die recht dusseligen Rumänen das seltene Kunststück vollbrachten, fünf Tore zu schießen - und trotzdem zu verlieren. Das funktionierte nur, weil ihnen in der ersten Halbzeit innerhalb von sechs Minuten zwei Eigentore gelangen. Insgesamt waren es mit gutem Willen drei, denn Clujs Kapitän Cadú schoss bei einem Klärungsversuch in der 77. Minute den zurzeit glückseligen Bayern-Torjäger Mario Gomez so unglücklich an, dass der Ball von dessen Bein ins Tor hüpfte.
m.spiegel.de/article.do?id=724107
http://www.youtube.com/watch?v=oIkAYCg6m2Q
Aber Spass beiseite, so ganz koscher finde ich die Cadu Eigentore nicht. Man darf niemandem was unterstellen und wird es letztlich nie wissen - selbst bei Jones krassem Flugkopfball 2007 gegen Leverkusen nicht:
http://www.youtube.com/watch?v=tYne3jfStIM (ab 20. Sekunde).
Wird nun auch der dänische Fußballsport von einem Wettskandal erschüttert? Offenbar sollen gleich mehrere Spieler unterschiedlicher Vereine auf eine Niederlage ihres eigenen Clubs gewettet haben.
http://www.nordschleswiger.dk/SEEEMS/20000.asp?artid=26670
Desweiteren steht in der Zeit ein lesenswerter Artikel über Pele Wollitz, den Trainer des VFL Osnabrück zum Zeitpunkt der Spielmanipulationen:
Ein Opfer der Wettmafia
Der Trainer Pele Wollitz stieg mit dem VfL Osnabrück in die Dritte Liga ab. Auch weil seine Spieler mit der Wettmafia zusammenarbeiteten. Das hat ihn verändert.
..."Hinten patzte einer zu oft: Marcel Schuon." Und: "Der schwarze Tag des Marcel Schuon, zum unmöglichen Zeitpunkt". Der Kicker gab Schuon die Note 5,5.
Anzeige
In diesen Tagen wird Claus-Dieter Wollitz noch öfter an diese Szenen denken, als er es ohnehin schon tut. An die Fehlpässe und Stellungsfehler seiner Mannschaft. An verschossene Elfmeter und halbherzig geführte Zweikämpfe. An Missgeschicke, die er sich damals nicht erklären konnte.
http://www.zeit.de/sport/2010-10/wollitz-osnabrueck-wettskandal-schuon?page=1
Wie das Bochumer Landgericht signalisierte, wird voraussichtlich bis Ende 2011 verhandelt.
...
Die Stimmung im Prozess blieb angespannt. In einem älteren Befangenheitsantrag hatte einer der Verteidiger dem Gericht sogar «Übereifer» vorgeworfen. Außerdem hieß es in dem Schreiben wörtlich: «Wenn die Kammer dem Verfahren nicht gewachsen ist, sollte sie es einstellen.»
http://www.wiesbadener-kurier.de/sport/national_und_international/topnews/9570792.htm
Die Taktik der Verteidiger ist es, den Prozess durch eine Vielzahl von Befangenheitsanträgen soweit zu verschleppen, dass die U-Haft der Angeklagten aufgehoben werden muss.
http://nachrichten.rp-online.de/sport/gericht-steht-im-wettskandal-prozess-nun-unter-zeitdruck-1.104523
Danach könnten sich die Angeklagten mit ihren Mittelsmännern vermutlich neu absprechen bzw. ihre Aussagen abstimmen.
Inhaltlich blieb es gestern noch relativ belanglos. Es ging u.a. um die Biographien der Angeklagten und die Verwendung der eingenommenen Gelder:
...Geschäftsführer einer Discothek, Kellner, Geschäftsführer eines Spielcasinos und Kraftfahrer. Dabei verdiente er in den vergangenen Jahren nach eigenen Angaben nur etwa 1000 Euro netto. Dennoch erwarb er 2008 ein Haus für 255.000 Euro und bezahlte 155.000 Euro in bar. Tuna A., dem vor allem im spektakulären Fall des ehemaligen belgischen Zweitligisten Union Royale Namur mit der Übernahme von Schulden in Höhe von 700.000 Euro zur Einflussnahme auf die Spieler von der Staatsanwaltschaft eine maßgebliche Rolle zugewiesen wird,
http://www.zeit.de/sport-newsticker/2010/10/27/259239xml?page=2
In dem aktuellen Prozess geht es nur um einen Bruchteil der abgelaufenen Wetten:
Der Prozess ist erst der Auftakt der juristischen Aufarbeitung des Wettskandals. Insgesamt wird gegen mehr als 250 Personen ermittelt. Die Wetteinsätze sollen sich auf rund 12 Millionen Euro, die erzielten Gewinne auf 7,5 Millionen Euro belaufen haben. Die Höhe der gezahlten Bestechungsgelder beträgt nach Angaben der Ermittler etwa 1,5 Millionen Euro
http://www.zeit.de/sport-newsticker/2010/10/27/259239xml?page=2
Denn mit 12 Millionen Euro entsprechen die Wetteinsätze weniger als dem Monatsumsatz Sapinas bei einem einzigen Wettanbieter:
Sapina erwähnte darin auch, dass er bei dem asiatischen Wettanbieter SBO allein "im September über 20 Millionen Umsatz gehabt" habe. Seine Umsätze bei anderen asiatischen Wettanbietern wie der Firma IBC, so Sapina im weiteren Verlauf des Gesprächs, seien dabei noch gar nicht berücksichtig
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,690986,00.html
Der DFB kritisiert weiterhin, dass ihm die Akteneinsicht grösstenteils verweigert wird.
Dem Verbandschef liegt vor allem eine bessere Akteneinsicht am Herzen: «Die Zusammenarbeit mit der Berliner Staatsanwaltschaft im Fall Hoyzer war exzellent. In Bochum ist es schwieriger, wir bekommen bislang nur bescheidenen Einblick in die Akten.»
http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1059453
Hoyzer war dabei bekanntlich der auserkorene Sündenbock. Die hinter den Handlangern stehenden Leute sind immer noch unbekannt.
Interview mit dem Interwetten-Chef:
...den Hoyzer-Skandal habe ja ich ausgelöst. Wir waren damals Marketingpartner der deutschen Fussballliga. Bei einem Meeting habe ich den damaligen Ligachef Wilfried Straub gefragt: «Ist es Ihnen eigentlich egal, dass in Deutschland Spiele verschoben werden?» Der war natürlich empört, wie ich so etwas behaupten und seine Ligen skandalisieren könne. Ich sagte: «Ich skandalisiere gar nichts. Sie haben einen Wettskandal - wissen es nur noch nicht.»
Wieso waren Sie davon überzeugt?
Weil ich die Manipulationen gesehen habe. Wir bekamen regelmässig hohe Einsätze auf einzelne Spiele und sahen, dass diese Spiele immer wieder durch Schiedsrichterfehler oder extreme, Slapstick-artige Szenen entschieden wurden. Und immer zu unseren Ungunsten! Da beginnt man darüber nachzudenken, ob das wirklich alles nur Zufall sein kann.
Daraus entstand der Hoyzer-Skandal - der Schiedsrichter wurde bestraft, sass im Gefängnis, alles gut.
Robert Hoyzer war doch nichts anderes als ein Bauernopfer.
Wie meinen Sie das?
Er war ein Handlanger. Dass hingegen Fussballer und Wetter zusammengehören und gemeinsame Sache machen, war eindeutig. Ihre gemeinsame Herkunft sah ich in unserer Kundenkartei. Die deutsche Fussballliga interessierte das nicht - sie nagelte Hoyzer plakativ an die Wand und behauptete, damit sei das Problem gelöst. Ich wusste, dass das nicht stimmt.
http://www.tagesanzeiger.ch/sport/weitere/Nicht-jedes-Eigentor-ist-ein-gewolltes-Eigentor/story/27578254
Der Wettmarkt ist dabei so lukrativ, dass sich das organisierte Verbrechen sehr dafür interessiert:
Auf 200 Milliarden Euro Umsatz weltweit wird der
Wettmarkt geschätzt. 200 Milliarden Euro – zum Vergleich: Mercedes-Benz hat 2009 knapp
100 Milliarden Euro Umsatz verzeichnet. Europa, Afrika, Asien, Amerika – überall auf dem
Erdball wetten Menschen auf Sportergebnisse. Bei diesen Summen ein scheinbar lukratives
Geschäft. Und noch jemand möchte mitverdienen: die organisierte Kriminalität.
...
„Sport weckt das Interesse der Mafia, weil viele Leute auf Sport wetten und
dementsprechend die Einnahmen extrem hoch sind. Sportler und Funktionäre haben
Einfluss auf das jeweilige Ergebnis und sind deshalb Ziele von Wettern oder Leuten, die im
Wettgeschäft tätig sind. Während meiner Zeit hatte ich einige Buchmacher, die für mich
illegal Wetten annahmen. In Folge dessen platzierten auch Sportler bei diesen Buchmachern
Wetten. Auf diese Sportler hatten wir es abgesehen, um die Ergebnisse der Spiele zu
manipulieren.“
...
„Oft machen die Sportler die Fehler von ganz alleine, sie Wetten und verstricken sich immer
tiefer in Wettschulden. Dann können sie nicht mehr zahlen oder wollen nicht, dass die
Öffentlichkeit von ihrer Spielsucht erfährt. Und dann wird ihnen gesagt: OK, entweder zahlst Du uns eine bestimmte Summe jede Woche, jeden Monat, oder Du bezahlst Deine
Schulden, indem Du ein Spiel manipulierst. Natürlich ist auch Einschüchterung eine
Maßnahme.
...
„Die Sportler waren für uns ein lukratives Wirtschaftsgut. Wir warteten nur darauf, dass sie
Fehler machten, dass sie sich verschuldeten. Wenn die von mir kontrollierten Buchmacher
mir sagten, dass ein Spieler bereits $ 25000, $ 30000 bis zu $ 50000 Schulden hat, sagte ich
ihnen: Lass ihn weiter wetten, lass ihn 1 Million Schulden haben. Für mich waren das nur
Papiertransaktionen, wir haben denen nie wirklich Geld gegeben. Das lief per Telefon. Je
tiefer die Sportler in die Schulden rutschten – desto mehr Einfluss hatte ich und konnte das
praktisch endlos nutzen.“
...
„Wenn dann zum Beispiel auffällt, dass man Wetten von deutschen Kunden ablehnt, weil
man kein gutes Gefühl hat oder die Wetten sehr limitiert, und ein paar Minuten nachdem
man diese Wetten abgelehnt hat von deutschen Kunden, kriegt man sie auf einmal von
irgendwelchen Kunden vom Balkan, dann kann man sich schon denken, da gibt es
irgendwelche Organisationen dahinter.“
...
Von 2002 bis 2006 war INTERWETTEN Marketing-Partner der Deutschen Fußballliga DFL.
Im Jahr 2004 informierte Wolfgang Fabian die deutschen Fußballverbände. Und doch folgte
keine angemessene Reaktion, keine konsequente Verfolgung der Ursachen. Die Meldungen
über betrügerische Netzwerke in Europa gab es also bereits ein Jahr vor dem Fall Hoyzer.
Unübersehbare Auffälligkeiten, die auf Wettmanipulation im deutschen Fußball hinwiesen.
O-Ton Wolfgang Fabian:
„Ich habe der DFL schon damals gesagt, dass ich hier eine Organisation dahinter sehe,
deswegen meine ich, man hat Hoyzer als medialen Sündenbock dahin gestellt, aber die
Organisation, die dahintersteht, für die er halt gewisse Tätigkeiten ausgeführt hat, die ist
ungeschoren geblieben, oder es hat, vielleicht hat es wen interessiert. Ich habe nie erfahren,
ob es jemals Nachforschungen gegeben hat.
www.wdr5.de/fileadmin/user_upload/Sendungen/Dok5_das_Feature/2010/Februar/Manuskripte/02_21_Tor_Sieg_Betrug.pdf
Leider scheint auch Selim Teber beteiligt gewesen zu sein. Er wurde von Lim wahrscheinlich während seiner Kaiserslauterner Zeit angeworben und fand sich während seiner Hoffenheimer Zeit in Lims Handykontakten und PC, stritt aber jede Beteiligung ab.
...Kurz nach 14 Uhr, eineinhalb Stunden vor Anpfiff, beginnt William Bee Wah Lim, Wetten auf einen Sieg Hannovers zu setzen: Erst 250 000 Euro und dann eine Million, die er über Adrian Simm in Asien plazieren will. Um 14.45 Uhr bestätigt Simm die 1-Million-Euro-Wette:
"Hannover 96 -0,50 0.850 78,000
Hannover 96 -0,75 0,870 30,000
Hannover 96 -0,75 0.900 500,000
Hannover 96 -0,50 0.710 392,000
Total 1m euro."
Lim antwortet:
"5000eu fou ok."
Adrian Simm meldet:
"Sure." Und: "Thanks."
Die Sprache der Zocker kennt keine Schnörkel. Welches Spiel, welche Wette, welche Quote, welcher Einsatz, und das alles in Kürzeln, mehr nicht. Asian Handicap nennt sich diese Wette, sie ist die meistgespielte Asiens. "-0,50" steht für einen Sieg Hannovers, egal wie hoch, "0,850" für die Quote, das heißt: auf jeden gesetzten Euro 85 Cent Gewinn. Und "78,000" ist der Einsatz in Euro. Auf diesen Ausgang setzt Lim noch weitere 392 000 Euro. Die Wette "-0,75" bedeutet: Hannover siegt mit mindestens zwei Toren, darauf setzt Lim insgesamt 530 000 Euro. Als Sonderprämie bekommt Adrian 5000 Euro. "Fou", for you, für dich.
Lim setzt immer weiter an diesem Samstag, insgesamt 2,8 Millionen Euro auf eine Niederlage Kaiserslauterns im ersten Spiel des neuen Trainers Wolfgang Wolf.
Schon nach einer halben Stunde führt Hannover 2:0. "Unfassbar, das ist desolat, was Lautern macht", kommentiert der Premiere-Mann Michael Born das zweite Tor für Hannover in seiner Live-Reportage.
Nach dem 4:1 schreibt Adrian: "Congrats!!!! Hehehe."
Am Ende verliert Kaiserslautern 1:5, vier der Tore kassiert das Team nach Ecken und einem Freistoß. Nach Abpfiff schreibt Lim: "Beer".
Adrians Antwort: "Dance."
Lim hat mit diesem Spiel rund 2,2 Millionen Euro verdient.
Dreieinhalb Monate später, im März 2006, wird er verhaftet, nachdem Beamte des Landeskriminalamts Hessen seine Telefone abgehört hatten. Sie hatten Hinweise, dass Lim Fußballspiele manipuliert. Auf den Festplatten seiner Computer fanden sie auch die Internet-Chats mit Adrian Simm. Am 1. Juni 2007 verurteilte ihn das Landgericht Frankfurt.
...
Selim Teber ist heute der Kapitän von 1899 Hoffenheim und gerade in die Bundesliga aufgestiegen. Auf der Sim-Karte eines Mobiltelefons von Lim ist seine Telefonnummer unter dem Kürzel ".1" gespeichert, sie findet sich auch in einem Notizbuch Lims. Teber hat bis zum April 2005 für den 1. FC Kaiserslautern gespielt und den Verein sieben Monate vor jenem Spiel in Hannover verlassen, danach war er für kurze Zeit in der Türkei, bevor er schließlich nach Hoffenheim wechselte. Teber war auch mit Lim im Casino von Bad Dürkheim, ein Croupier erkannte ihn.
Lim hat bei seinen Wetten in Asien nicht nur eigenes Geld gesetzt. Im Februar 2006 hörten die Ermittler ein Telefonat ab, in dem sich Tebers damaliger Teamkollege Matthias Örüm bei Lim nach den Wettquoten für das Heimspiel Hoffenheims gegen den SV Wehen erkundigte. Das Gespräch fand gut eine Stunde vor dem Anpfiff statt. Lim empfahl die Wette "Over/Under", und zwar Under 2,5, das heißt: In dem Spiel dürfen nicht mehr als zwei Tore fallen, egal für wen. Örüm willigte ein und plazierte bei Lim 15 000 Euro. Außerdem setze "Selim", gab Örüm durch, "5", also 5000 Euro.
…
Selim Teber sagt, dass er niemals auf ein Spiel gewettet habe, und er bestreitet auch, jemals in Wettbetrug involviert gewesen zu sein. Lim habe er nur einige wenige Male getroffen, dabei sei es jedoch nie um Wetten gegangen. Er habe auch nie Geld genommen oder ihm Kontakte zu anderen Spielern gemacht.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-59673704.html
Derweil weitet sich das Verfahren der Staatsanwaltschaft Frankfurt um manipulierte Spiele in der zweiten Liga sowie der Regionalliga Süd aus. Denn mittlerweile ermittelt das hessische Landeskriminalamt (LKA) gegen zwei Spieler des Regionalligclubs TSG Hoffenheim. Offenbar dreht es sich um den Mannschaftskapitän Matthias Örüm und dessen Mitspieler Selim Teber. Vereinspräsident Peter Hoffmann teilte mit, dass sowohl das Zimmer von Örüm im TSG-Trainingszentrum als auch dessen Wohnung in Wiesloch untersucht worden seien. Teber ist in Hoffenheim Örüms Zimmerkollege. Doris Möller-Scheu, Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft, wollte bei SPIEGEL ONLINE beide Spielernamen nicht bestätigen.
Diese Aktionen des LKA sind die Folge der Ermittlungen, die die Frankfurter Staatsanwaltschaft aufgenommen hatte, nachdem Mitte März vier Personen als Hauptverdächtige für manipulierte Fußballspiele in der zweiten Liga und Regionalliga Süd inhaftiert worden waren. Diese Ermittlungen hätten zu Anhaltspunkten bei zwei Spielern der TSG Hoffenheim geführt, betonte Möller-Scheu. Beide Akteure würden als Beschuldigte geführt und hätten vorerst keine Angaben gemacht, so die Sprecherin zu SPIEGEL ONLINE.
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,408965,00.html
Der 1. FC Kaiserslautern war schon 2005 ein globalisiertes Team. Neben dem Österreicher Macho, dem Kongolesen Lembi und dem Albaner Skela spielten an diesem Tag der Brasilianer Marcelo Pletsch, der Türke Halil Altintop, der Ivorer Boubacar Sanogo, der Kroate Mihael Mikic, der Deutsch-Iraner Ferydoon Zandi und die Deutschen Ingo Hertzsch, Torsten Reuter und Marco Engelhardt. Nur einer von ihnen spielt heute noch in Kaiserslautern. Die anderen sind weitergezogen, nach Schalke, Bremen, Cottbus, Augsburg, Griechenland, Zypern, Belgien, Kroatien. Wenn einer den Virus hatte, dann ist er mitgewandert.
Marco Engelhardt war Kapitän der Mannschaft und spielt heute in Nürnberg. "Wir hatten eine Schweinetruppe. Es gab ja Gründe, warum wir dann auch abgestiegen sind. Niemand ist für den anderen gelaufen, niemand hat die Fehler eines anderen ausgebügelt." Auf dem Weg zu seinem Auto dreht er sich noch einmal um: "Ein Spiel, bei dem ich dabei war, verschoben? Ein gespenstischer Gedanke."
…
Kaiserslauterns damaliger Trainer Wolfgang Wolf hat sich die wichtigen Szenen dieses Spiels noch einmal angesehen und stemmt sich mit aller Kraft gegen den Verdacht. Den Spielern stellt er reihenweise gute Zeugnisse aus, absolute Sportsmänner, charakterlich top und willig. "Aber wenn das wirklich verschoben war, hätte ich keine Lust mehr", sagt Wolf irgendwann während des Gesprächs.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-59673704.html
„Flankengott“ nennt sich die Sonderkommission, die im größten Wettskandal des europäischen Fußballs ermittelt hat. Doch im Schwurgerichtssaal C 240 des Landgerichts Bochum kommt man nicht bis in den Strafraum. Juristische Quer- und Rückpässe verhinderten auch am fünften Verhandlungstag, dass zumindest einer der Angeklagten Einblicke in die Methoden der Wettmafia gibt.
http://www.noz.de/artikel/49176779/quer-und-rueckpaesse-im-wettskandal-prozess
Unterdessen hat die FIFA in ihrem eigenen Korruptionsskandal sechs Funktionäre gesperrt:
Mit teilweise langen Sperren für sechs Funktionäre hat der Fußball-Weltverband FIFA auf Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit WM-Bewerbungen reagiert.
http://www.pz-news.de/Home/Nachrichten/Sport/Sonstiges/arid,232274_puid,1_pageid,150.html
FIFA-Chef Blatter: «Alle Zweifel ausgeräumt»
...
«Ich bin nicht erfreut, wenn der FIFA Korruption vorgeworfen wird. Das ist nicht fair. Es ist nicht fair, Fallen zu stellen», kritisierte Blatter.
...
«Man kann geheime Absprachen nicht vermeiden», gab der FIFA-Präsident zu, aber wenn irgendetwas da nicht mit rechten Dingen zugeht, dann sollte jemand eingreifen.» Auch in der Politik, zwischen Parteien gebe es geheime Absprachen. Diese Praxis, erklärte der FIFA-Boss, ist von keinem Gericht in Europas und weltweit für unrechtmäßig erklärt worden.
…
Die Strafen fielen überraschend mild aus. Blatter zeigte sich «zufrieden, aber nicht glücklich» mit den Ergebnissen der Untersuchungen durch die Ethik-Kommission. Man könne nicht glücklich sein, «wenn man Mitglieder unserer Familie bestrafen muss, das ist kein Vergnügen»,
http://www.pz-news.de/Home/Nachrichten/Sport/Sonstiges/arid,232529_puid,1_pageid,150.html
...Die Details dieser Manipulationen sind erschreckend, immer wieder. Der kühle Tonfall, in dem Niederlagen vereinbart werden; der immer gleiche, niedere Beweggrund: Geld; die feste Überzeugung, dass niemand etwas merkt. Das Ausmaß dieser Niedertracht ist erst zu ermessen, wenn man die Währung versteht, in der da betrogen wird: Geld, Herz und Leidenschaft von allen, denen Fußball etwas bedeutet.
http://www.ksta.de/html/artikel/1288741366219.shtml
Der nach dem Aufstieg 2007 vom VfB Stuttgart verpflichtete Marcel Schuon kommt bereits als erfahrener Wetter nach Osnabrück. Er habe schon als Jugendlicher beim VfB auf den Ausgang von Fußballspielen gewettet. Schuon und auch Bilal Aziz wetten bevorzugt bei Tanzer B., einem Mitarbeiter des jetzt angeklagten Nürettin G. Auch etliche andere Spieler wetten, manche in privaten Zirkeln, andere im Internet, andere in den einschlägigen Büros. Aziz gehört zu den aktivsten Wettern, ist in den Wettannahmestellen rund um den Bahnhof bestens
...
Im Sommer 2008 lernt G. Thomas Cichon kennen, der immer häufiger und höher wettet. Seine Wettschulden wachsen. G. fragt ihn, ob er bei einer Manipulation mitmachen würde.
...
Der große Schlag: Der VfL verliert am 17. April 2009 in Augsburg 0:3 – die mit Schuon und Cichon verabredete klare Niederlage ist eingetreten. Für beide Profis hat G. 25000 Euro gesetzt und den Einsatz verdoppelt. Damit ist Schuon 25000 Euro Schulden los, Cichon werden 20000 Euro erlassen, 5000 bekommt er ausgezahlt. G. kassiert 293000 Euro.
http://www.noz.de/sport/vfl-osnabrueck/news/49411100/der-weg-in-den-wettsumpf
"Es hat genaue Anweisungen gegeben", sagte er den Richtern. "Wenn es schiefläuft, sollten Elfmeter 'gemacht' werden - oder Rote Karten." Dabei habe besonders Thomas C., ehemaliger Profi des Zweitligaklubs VfL Osnabrück, großes Talent bewiesen, absichtlich schlecht zu spielen. "Der hat das ganz geschickt gemacht, das hat allen gefallen."
…
Ein weiterer Spieler der Osnabrücker, Bilal A., hätte es mit dem Schlechtspielen so sehr übertrieben, dass ihn der Trainer schon in der Halbzeit ausgewechselt habe. Zunächst sei es um Wetteinsätze in Höhe von 50 000 Euro und Bestechungsgelder von 25 000 Euro pro Person gegangen. Später sei allein bei der Zweitliga-Partie FC Augsburg gegen den VfL Osnabrück am 17. April 2009 ein Wettgewinn von 290 000 Euro erzielt worden.
http://www.abendblatt.de/sport/fussball/article1708263/Beckenbauer-soll-Gutachter-in-Wettskandal-Prozess-werden.html
Der Umfang des Geständisses entspricht offenbar exakt dem, was bislang schon bekannt geworden ist. Man darf spekulieren, dass wenn die Taktik der Anwälte und ihrer Auftraggeber aufgeht, der Wettskandal nicht wirklich aufgeklärt werden wird. Insbesondere der Grund, warum die Staatsanwaltschaft Bochum dem DFB nur bedingte Akteneinsicht gewährt, würde mich sehr interessieren... Angesichts der Verbreitung von Fussballwetten auch unter Profispielern hat man sich wohl nach Vorbild der bewährten hessischen Methode zu brutalstmöglicher Aufklärung entschlossen.
Bei Betrügereien in Punktspielen der Regionalliga waren nach den Erkenntnissen der Bochumer Staatsanwaltschaft sogar bis zu 5000 Euro pro Mann zu verdienen. Ein schöner Batzen Geld für Kicker, die sich auch als Topverdiener der Mannschaft mit einem geschätzten Monatseinkommen von 3000 bis 4000 Euro begnügen mussten. Nach dem Studium der Akten und einem Gespräch mit den Bochumer Kollegen ist für Mauritz sonnenklar, dass Anklage gegen Radojevic, Marinovic und Kraljevic erhoben wird. „Die Frage ist nicht mehr, ob sie angeklagt werden. Es geht um das wann und wo.“
http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Lokales/Illertissen/Lokalsport/Artikel,-Bis-zu-5000-Euro-pro-Mann-und-Spiel-_arid,2315341_regid,2_puid,2_pageid,9158.html
Der Fußball-Wettskandal hat endgültig die Europäische Fußball-Union UEFA erreicht. Vor dem Bochumer Landgericht wurde bekannt, dass auch ein Schiedsrichter-Obmann der UEFA bestochen worden sein soll.
...
Der Fußball-Funktionär habe den bestochenen Schiedsrichtern besonders lukrative Partien besorgen sollen, hieß es vonseiten der Ermittler am Rande des Prozesses.
...
Bei der Europa-League-Begegnung zwischen dem FC Basel und ZSKA Sofia am 5. November 2009 habe der Schiedsrichter seines Wissens nach 50 000 bis 60 000 Euro erhalten
http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1081415
Super Service!
Zu den heutigen News der beiden Geständnisse gehört, dass die Spielverschieber bereits 5 Monate vor Ihrer Festnahme eine Warnung über laufende Ermittlungen erhielten. Ein Informant in der Polizei habe sie benachrichtigt...
«Ich habe schon im Juni 2009 erfahren, dass eine Sonderkommission ermittelt und dass unsere Telefone abgehört werden», sagte Tuna A. den Richtern.
Heimlicher Tippgeber soll ein Informant bei der Polizei gewesen sein.
http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/sport_nt/article11600313/Erste-Angeklagte-vor-Freilassung.html
Die Beträge im Manipulationsskandal sind riesig (... und nur ein Bruchteil ist überhaupt angeklagt). 1 Million Euro pro Monat hat allein einer der Angeklagten umgesetzt, wie er heute berichtete:
Bei den Fußballwetten der Angeklagten ging es um unglaubliche Beträge. Nürretin G., der selbst sechs Wettbüros besaß und zu den Drahtziehern gehören soll, antwortete auf die Frage, wie viel er pro Monat eingesetzt habe: „Eine Million.“
http://www.welt.de/sport/fussball/article11604251/Torhueter-sollte-spielunfaehig-gemacht-werden.html
(von Sapina wurde bereits vor einiger Zeit bekannt, dass er pro Monat 20 Millionen umgesetzt haben soll:
Sapina erwähnte darin auch, dass er bei dem asiatischen Wettanbieter SBO allein "im September über 20 Millionen Umsatz gehabt" habe. Seine Umsätze bei anderen asiatischen Wettanbietern wie der Firma IBC, so Sapina im weiteren Verlauf des Gesprächs, seien dabei noch gar nicht berücksichtig
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,690986,00.html)
Desweiteren war wohl auch Gewalt gegen Manipulations-Verweigerer (und erfolglose Spielverschieber) im Spiel:
"Wenn es noch mal schiefgeht, wollen die Chinesen Adressen, dann bin ich auch dran“
...
Nach den Planungen der Wettmafia sollte der Torhüter des Regionalligisten SC Verl spielunfähig gemacht werden, weil er sich nicht an Manipulationen beteiligen wollte. Eine „Ohrfeige in der Disco“ wurde ebenso in Erwägung gezogen wie „irgendetwas im Getränk, damit er nicht spielen kann“, berichtete der Angeklagte Tuna A.
…
Mit dem Ersatztorwart sei man sich bereits über eine Spielmanipulation einig gewesen.
http://www.welt.de/sport/fussball/article11604251/Torhueter-sollte-spielunfaehig-gemacht-werden.html
Der Bezug zu Chinesen könnte den vor der WM 2006 freigelassenen Lim wieder ins Spiel bringen. Lim hatte offensichtlich mehrere Bundesliga-Spiele verschoben (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-59673704.html), was aber durch DFB und DFL nicht aufgeklärt wurde. Damit könnten die beteiligten Spieler theoretisch seit Jahren weiter verschieben...
Zudem sind Chinesen für Gewaltanwendung im Fussball-Wettmarkt bekannt. Der englische Telegraph (Artikelautor Declan Hill) berichtete von 2008 zu Tode gefolterten Läufern (Handlanger der Spielmanipulatoren) im englischen Newcastle und den Methoden zur Spieler-Berherrschung in Asien. Wenn sie nicht mitmachen, gibt's zB Drohung von Gewalt gegen Familienangehörige, Kobras im Auto und ungeklärte tödliche Unfälle. Bei asiatischen Wettmarkt-Umsätzen von 450 Milliarden Euro im Jahr werden vom organisierten Verbrechen alle Mittel zum Geld gewählt:
Match-fixing: European football's dark and dangerous side
In August of 2008, the bodies of these two good-looking, charismatic Chinese students living in Newcastle were found tortured to death in the living room of their flat.
...
The fixers are spoken of in whispers by frightened players and sports officials. There are stories of gang attacks, a poisonous cobra being put in a player’s car and of a goalkeeper dying in a “mysterious” car accident.
...
'We know where your sister goes to school’ or 'where your granny shops.’”
http://www.telegraph.co.uk/sport/football/competitions/premier-league/3224065/Match-fixing-Premier-League-footballs-dark-and-dangerous-side-Football.html
Danke
http://www.spox.com/de/sport/fussball/zweiteliga/1012/News/wettskandal-bundesligaspiel-vfl-bochum-energie-cottbus-in-ermittlungsakten-ulrich-lepsch.html
Und dann noch schnell der Spielbericht von Cottbuser Seite:
http://www.fcenergie.de/archiv/2008/spiel.php?ID=4973
So, nun darf spekuliert werden...
Na ja liest man sich den Spielbericht von der Cottbus Homepage durch wäre ja der Schuldige schnell gefunden. Was dann hier los wäre ist ja kaum vorstellbar