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franknfurter

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...und bis Ende der 60er gab es auch die Bundesliga-Reserverunde. Die würde ich auch gerne wieder sehen, statt der ganzen U23-Teams der Vereine aus den Profiligen, die den Wettbewerb in den Amateurklassen ad absurdum führen.

fnf
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Na toll Rigo, musst du wieder mal alles ausplappern? Feick hält die ganze Zeit dicht, Ehinger bereitet still und heimlich die beleuchtete Bühne vor, Kurtchen hat die alte Fahne zum Dirigieren wieder rausgekramt, das Marketing hat die Tanzgruppe der ehemaligen Galaktischen akquiriert, der Präsi trägt schon die rosa Kapo-Shirts Probe, die passend zum Schal in der Kurve für ein einheitliches Bild sorgen sollen... aber du musst die ganze Überraschung verderben.

fnf
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Bigbamboo schrieb:

Schon klar, alleine durch den Sticky in diesem Forum - aber schau' Dir mal Propains Post an. Dann wirst Du verstehen, was ich bezweckte.  


Nur, dass der Sticky nix mit www.eintracht-archiv.de zu tun hat. Bei mir gibts  aach viele Bildscher ; -))

fnf
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Bigbamboo schrieb:
*hoch*

Einfach um diesen schönen Text dem Vergessen zu entreissen.    


Vergessen wird hier nix:

http://eintracht-archiv.de/fanhistorie.html

fnf
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frankfurt-mein schrieb:

achja, der trend für den modebewussten mann geht in dieser saison in  richtung pink pulli und orangefarbene schuhe - megacool!  


Aber auch nur bei den Basketballern.

fnf

ps. Ja, ich habe den Tisch abgeräumt.
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Grabi65 schrieb:
Klasse.

Können wir dem Autor/den Autoren an dieser Stelle auch noch die Ehre einer namentlichen Erwähnung zuteil werden lassen, oder ist selbiger nicht mehr zu eruieren?


Der Champagner ist von Heinz Ott, der schwarze Tag von Ludwig Dotzert. Die beiden waren wohl quasi die 'Stammspieler'.

fnf
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Grabi65 schrieb:
@ franknfurter
Haste der Fainress halber auch noch einen Artikel mit "Lebertran-Fußball" aus der Zeit? Lyrische Elogen über "Champagner-Fußball" gehen einem Schreiber nämlich auch leichter von der Hand als Artikel über Grottenkicks.


Dein Wunsch...


15.02.54 (Der neue Sport)

Henigs schwarzer Tag

Keiner bremste Hugo Rastetter

Es geschah innerhalb von zehn Minuten und ausgerechnet in jenen zehn Minuten, in denen die Eintracht sonst am stärksten ist: nämlich in der Zeit unmittelbar nach dem Wechsel. Nichts deutete vorher darauf hin. Die Eintracht hatte in der ersten Halbzeit nicht so wie gegen den VfB Stuttgart gespielt — wer konnte das erwarten auf fremdem und grundlosem Boden.

Sie hatte immerhin leichte Vorteile im Mittelfeld, spielte zweckbewußt und eifriger, und die Deckungsschnitzer der ersten Viertelstunde schob man auf die übliche Anfangsnervosität. Sie schien sich bei der Pause längst gelegt zu haben. Schon war man geneigt, den schwelenden Gefahrenherd um Rastetter nicht mehr so ernst zu nehmen. Je mehr die Zeit fortschritt, desto mehr heiterte sich der Himmel auf. Und die Pause wurde in der Eintracht-Ecke in bester Stimmung verbracht. Und dann brachen auf einmal die Planken; das schwelende Feuer um Rastetter griff um sich. Der Mühlburger „Fritz Walter" holte zum großen Schlag aus. Jeder Trick, jeder Paß, jede Täuschung von ihm wirkte auf einmal tödlich. Hugo brachte seine Mitstürmer derart intelligent in Stellung, daß diese einfach nichts mehr verderben konnten.

In diesen zehn Minuten ging die Eintracht am gleichen Uebel zugrunde, wie damals gegen Kaiserslautern. Sie besaß keinen Mann, um den überragenden Stürmer zu bremsen. Es wäre billig, einfach dem guten Heilig die Schuld in die Schuhe zu schieben, obwohl ihm die Bewachung Rastetters oblag. Heilig ist einfach nicht der Mann dazu, einen solchen Windhund wie diesen Gegenspieler an der Kandare zu halten, Er ist physisch und psychisch nicht in der Lage dazu, besonders auf einem Schmierseifenboden, der ihn in seiner Aktionsfähigkeit stark behinderte. Aber warum begegnet man einer solchen Situation nicht einmal durch eine herzhafte taktische Maßnahme? Warum stellte man, als die Dinge immer klarer zutage traten, nicht einmal Kudraß zu Rastetter mit dem Auftrag, nichts weiter zu tun, als diesen Mann unermüdlich in die Karriere zu fahren.

Alle anderen Aufgaben waren lösbar. Obwohl Wloka den Leichtfuß Traub so schnell nicht vergessen wird, obwohl sich prompt alle jene Unsicherheiten in der Eintracht-Deckung einstellten, unter denen sie immer leidet, wenn sie keinen einwandfreien Rasenteppich unter den Füßen spürt, obwohl die Vollzugsorgane Dziwoki und Kreß erst aufwachten, als es 4:1 für Mühlburg stand — die Eintracht hätte mindestens einen Punkt mit nach Hause nehmen können. Es stimmte alles, bis auf die unzureichende Kontrolle Rastetters und bis auf die Fehlzündungen von Henig.

Henig hat Tage, an denen ihm alles gelingt, und andere, wo einfach nichts gelingt. An diesem Tag ging alles schief. Ein Tor war bestimmt haltbar, zwei andere hätte er an anderen Tagen auch gemeistert. Seine Misere rundete sich ab, als er beim Stande von 4:1 mit Kunkel zusammenprallte und stöhnend vom Platz getragen wurde. Man traute seinen Augen nicht, als in einem Augenblick, in dem nichts mehr zu verlieren, sondern nur zu gewinnen war, eine der wesentlichsten Angriffskräfte, nämlich Pfaff für Henig ins Tor ging. Man traute seinen Augen erst recht nicht, als Henig, stark bandagiert, wiederkam und nach Rechtsaußen hinaushumpelte, statt zwischen die Pfosten zurückzukehren, wo es um diese Zeit ohnehin nichts mehr zu halten gab, und man stand innerlich Kopf, als die Eintracht mit zehn Feldspielern ohne ihren Internationalen Pfaff nun beim Stande von 4:1 für den Gegner auf einmal auftrumpfte, wie noch nie in diesen neunzig Minuten.

Der Funke wurde von Weilbächer erzeugt. Was der blonde Hans in diesem Spiel im kraftverzehrenden Schlick an Energien aus sich herausholte, übertraf alles, was man von ihm gewohnt ist. Er arbeitete wie ein Kohlentrimmer. Ihm gehört die Leistungszulage, ihm und dem unermüdlichen Remlein, der allerdings trotz allem weniger Kalorien brauchte. Diese beiden standen die neunzig Minuten durch wie Turbinen. In ihrem Kraftfeld gingen Dannenmaier und Rau unter, und da auch Reichert eine Halbzeit lang mit einer Kaltschnäuzigkeit operierte, wie ein ewiger Stammspieler, schien alles in Ordnung.

Die Tore fielen bündelweise. Zuerst eine Doublette: Traub schoß das Führungstor, als Henig und Wloka aufeinander zurasten und beide im ungünstigsten Moment abstoppten, damit der Karlsruher Mittelstürmer auch ja Zeit genug hatte, um richtig zu zielen. Unmittelbar darauf fiel der Ausgleich, als Remlein wider die Latte knallte und Reichert präzis ins obere Eck nachschoß. Damit war das Soll der ersten Halbzeit erfüllt.

Das zweite Torbündel fiel in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit, und zwar vernichtend. Eine Rastetter-Flanke schwebte am Tor vorbei, ohne daß Henig eingriff. Strittmatter legte geschickt zu Traub zurück. 2:1! Rastetter faßte einen verirrten Ball an der 16-Meterlinie ab und schoß halbhoch und scharf. 3:1! Und Kunkel lief über das halbe Feld, hatte gerade noch die Kraft, den Ball auf das Tor zu dirigieren, und über die Hände von Henig rollte das Leder ins Netz. Die Riederwälder hatten gar nicht Zeit, das ganze Ausmaß dieses Schlages zu begreifen, als Henig draußen bandagiert wurde, mit zehn Mann und geschlagen wie noch nie in dieser Saison, vollbrachten sie eine imposante Kraftleistung, die jedoch nur noch zu dem letzten Torbündel führte. In der 88. Minute schlenzte Remlein einen Handelfmeter in die äußerste linke Ecke (Sommerlatt hatte Hand gemacht). Aber die Deckung war inzwischen so blind geworden, daß sie nicht merkte, wie sich Kunkel in den Strafraum schlich und prompt einen Paß aus dem Hintergrund erhielt und den alten Abstand ungestört wiederherstellte.
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lt.commander schrieb:
Mit jeder Mark, ähhh Tschuldigung, Euro welche Medien wie Spieler seit diesem Spiel teurer geworden sind, im selben Verhältnis scheint mir Spiel und Sprachkultur billiger geworden zu sein.





Ich gebe allerdings  zu bedenken, dass zwar Medien teurer werden, aber parallel die schreibende Zunft nicht besser entlohnt wird. Wenn du die Zeilenhonorare anschaust, die heute ein Freier kassiert, dann kann er nur überleben, wenn er Masse rausklotzt. Einfache Rechnung - du kassierst 50 Cent pro Druckzeile, sind bei 100 Zeilen 50 Euro, mindestens 200 Euro am Tag solltest du aber umsetzen, da ja die ganze Versicherungschose, Altersversorgung, Ausfallzeiten (Krankheit, Urlaub) auch finanziert sein wollen. Dann haben die meisten Freien nicht nur Fahrtkosten, sondern auch die Arbeitsausstattung (vom Schreibtisch bis zum Notebook) selbst zu finanzieren. Sprich - du kloppst 400 Zeilen am Tag raus (wenn du in der glücklichen Lage bist, einen Abnehmer zu finden) - da bleibt Qualität auf der Strecke. Zum Vergleich - soweit ich mich erinnere, hatten die gewiss nicht schlecht entlohnten, fest angestellten Schreiber bei der FAZ Mitte der 80er eine Zeilenvorgabe von 50 pro Tag. Da lässt sich dann auch trefflich Qualität herstellen.

So, genug, muss Zeilen kloppen

fnf
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schusch schrieb:
So sehr ich mich darüber freue: Aber wenn 30 min nach Spielschluss der Spielbericht rechtzeitig zum Andruck oder für die Online-Ausgabe in die Redaktion gemailt werden muss, dann findet man nicht die Zeit, das so schön auszuarbeiten. Aber es ginge besser, das stimmt schon.


Wobei "Der neue Sport" am Montag, also einen Tag nach dem Spiel, erschien. Wenn also Samstag Bundesliga ist, dürfte ich da in der FR am Montag nicht....?
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FanTomas schrieb:

Also ich konnte fünf Wochen nach meiner Geburt noch keine Volleyschüsse abfeuern....  


Mit "Scheppe" ist Willi Kraus, der Vater von Wolfgang Kraus, gemeint. Der Sohnemann hat die Spitznahmen seines Vaters geerbt.

http://eintracht-archiv.de/krauswi.html

fnf
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Grabi65 schrieb:
DAS ist Qualität!

Kaum verwunderlich. In Anlehnung an Kid: Damals liebten Journalisten die Eintracht, den Fußball und die Sprache.
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..ich kann einfach nicht anders...

(aus "Der neue Sport" vom 21.09.1953; der neue Sport wurde imho in späteren Jahren zum Sportteil der FR.)

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Klasse-Fußball - Klasse-Tore - Klasse-Schiedsrichter

Eintrachts Champagner-Fußball

Wir wissen nicht, ob am Samstagabend in Erich Dziwokis „Posthörnchen" und in Alfred Pfaffs „Sportklause" die Sektpfropfen knallten. Aber wir wissen eines: Am Nachmittag hatte die Eintracht am Hang prickelnden, perlenden Champagner-Fußball serviert. Er betäubte Bornheim und berauschte das Volk.

Der FSV versuchte es mit einem Gewalt-Streich, Richard Herrmann war sofort wie der Blitz an Krömmelbein vorbei und seine Steilvorlage nahm der „Scheppe" Kraus direkt aus der Luft. Es war ein Meisterschuß. Aber Henig riß instinktiv die Hände hoch -  das Leder gehörte ihm und der Ueberfall war mißglückt.

Was dann geschah, trug eine Stunde lang den Stempel „Made in Riederwald". Das Spielfeld wurde zur Einbahnstraße und die Eintracht zum Fußball-Dozenten. Ihr Spiel lief wie auf Gummirädern und war nach dem neuesten, englischen Fußballjournal zugeschnitten. Wirbelnde Dreieckskombinationen im FT-Tempo wechselten mit überraschenden Querpässen über die ganze Spielfeldbreite, Krömmelbein neutralisierte den ambitiösen Herrmann, Popovic wurde zum Spielzeug Wlokas, Weilbächer graste voller Wohlbehagen das 40 m tiefe Weideland ab, das auf der linken FSV-Seite heranwuchs, weil Scherer Adjutantendienste beim Kreß-Polizisten Lurz leisten mußte, und der kleine Remlein wurde zum populären Romanautor. Er schrieb das Buch „Der Schneider  himmlischer Fußballhosen".

Remlein als Kalanag

Der Ex-Ulmer verwandelte sich an diesem Nachmittag in den Kalanag des runden Leders. Die Blauschwarzen wurden in seinen Händen zu Marionetten und der Ball sein willenloses Werkzeug. Er gehorchte ihm wie ein wohldressierter Pudel. Seit Hugo Mantels Zeiten sah man keine solch millimetergenauen Flachpässe mehr. Remleins Zuspiel erreichte mit schier tödlicher Sicherheit seinen Mann — und jeder Paß kam so schnell, daß die Bornheimer Deckungsspieler keine Zeit mehr fanden, ihm den Weg zu versperren. Aber auch im harten Zweikampf mit Albin Meyer blieb Remlein in 98 von 100 Fällen Sieger. Er wurde zum Musterexemplar eines modernen Außenläufers und zum Stahlmast, um den sich das ganze Eintracht-Karussell drehte.

Die Bornheimer hatten gegen diesen Riederwälder Fußballzauber nur ihren Mut und ihren Kampfgeist in die Waagschale zu werfen. Er wog schwer, weil er aus Eisen war. Aber er genügte nicht. Remlein und Krömmelbein bohrten immer neue Sprenglöcher in den blauschwarzen Abwehrbeton und die Brisanz des von Kreß mit der Virtuosität eines Sindelar und Piola geführten Eintrachtsturmes riß ihn erbarmungslos auseinander.

Glanzstück Eintracht-Sturm

Dieser Eintrachtsturm hatte es in sich. Wenn er in Aktion trat, wurde er zum reißenden Gebirgsbach. Er schwemmte alles hinweg, was sich ihm entgegenzustellen wagte. Erich Dziwoki kam bis auf Zentimeter dem Außenstürmeridealbild nahe, der „Hochzeiter" Geier präsentierte sich in echter Polterabendstimmung, Weilbächer entwickelte die Angriffskraft eines Düsenjägers und Richard Kreß zeigte sich den erstaunten Augen des Bundestrainers in einer Paradeform, die mit Lautstärke 12 nach seiner Eingliederung in die Nationalelf schrie. Er machte Lurz zu einem armen Mann und war der spitze Dorn im Auge der Bornheimer Abwehr. Nur einmal trat er selbst als Torschütze  auf.   Aber  vier   weitere   der   sechs Eintrachttreffer trugen sein Signum. Das erste servierte er dem dankbaren Weilbächer geradezu mit der Eleganz eines englischen Butlers, und auf einem goldenen Tablett. Pfaff blieb — welch' Ueberraschung — der blasseste Mann in diesem lebenssprühenden, vor Gesundheit strotzenden Quintett. Aber er war durch eine Oberschenkelzerrung schwer gehandicapt, und das entschuldigte vieles.

Bornheims Sturm schlief nicht. Er rackerte sich nach Kräften ab und stieß immer wieder vor. Aber W. Mayer und Scherer überließen ihn — notgedrungen — zu sehr seinem eigenen Schicksal und weil Popovic und Albin Meyer von Wloka und Remlein restlos schachmatt gesetzt wurden, bestand er faktisch nur aus drei Mann. Mit diesem „Dreizack" konnte man die Eintrachtdeckung nicht aus den Angeln heben. Man konnte sie ankratzen, aber nicht erdolchen. Bechtold, Heilig und Henig wurden mit dem Trio ziemlich mühelos fertig, solange der Eintrachtsturm auf Touren lief. Ihre ernsthafte Belastungsprobe kam erst, als es schon 6:0 hieß und die Spielmacher der Eintracht bewußt kurz traten. Herrmann und der ungemein wendige Kunkel verschafften sich jetzt wiederholt freies Schußfeld. Aber Henig war selbst für einen „Trostpreis" nicht zu haben. Er zog die Jalousie herunter und sagte energisch nein. Interessanter weise zielten sein Schilderhaus fast ebensoviele Schüsse an, wie das des bedauernswerten Klemm. Nach unserer Statistik hieß das Torschußverhältnis 25:23 für die Eintracht. Es spricht für Henigs, der ganzen Eintrachtabwehr Klasse, daß auch nicht ein Ball ihm entwischte.

Wacklige FSV-Abwehr

Auch in diesem Kampf — einem großen, gehaltreichen Kampf, dessen Rasanz auch die „Fans" in Highbury enthusiasmiert hätte — offenbarte sich die derzeitige, bedenklich stimmende Schwäche der FSV-Deckung wieder in aller Deutlichkeit. Lurz, Nold, Scherer und selbst Werner Niebel waren dem Wirbelwindtempo des Eintrachtsturms einfach nicht gewachsen. Sie wurden ausgespielt und überspielt, weil ihre Reaktionsschnelligkeit nicht ausreichte, weil sie körperlich und geistig nicht wendig genug waren.

Nold überstand das Derbyinferno noch am besten, und Werner Niebel hatte nach der Pause einige große Szenen, als er mit Scherer den Platz tauschte und das Steuerrad des führungslos dahintreibenden FSV-Schiffes ergriff. Auch Werner Mayer tauchte jetzt aus der Versenkung empor — aber das Spiel der Bornheimer blieb zerhackt, improvisiert, systemlos. Zuviel blieb dem Zufall überlassen und zuviel der Initiative des einzelnen.

Klemm tat den 30000 in der Seele leid. Er kam sich in seinem Gehäuse vor wie ein armer Sünder. Aber niemand werfe einen Stein auf ihn. Er schlug sich prächtig. Trotz des halben Dutzends Tore, die man ihm aufbrummte. Gegen sie war kein Heilkraut gewachsen. Sie gehörten samt und sonders zur Kategorie der unhaltbaren.

Der junge Mannheimer Jakobi war der rechte Mann am rechten Fleck. Er war stets auf der Höhe des Balls (fast wie der Engländer Ellis), ließ sich kein X für ein U vormachen, traf seine Entscheidungen schnell und exakt und griff sofort zu, wenn es brenzlig wurde. So fand ein Klassespiel, in dem es Klassetore zu bejubeln gab, auch einen Klasseschiedsrichter.
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Was darf die Satire?

     Frau Vockerat: "Aber man muß doch
     seine Freude haben können an der
     Kunst."
     Johannes: "Man kann viel mehr haben
     an der Kunst als seine Freude."
              Gerhart Hauptmann

Wenn einer bei uns einen guten politischen Witz macht, dann sitzt halb Deutschland auf dem Sofa und nimmt übel.

  Satire scheint eine durchaus negative Sache. Sie sagt: "Nein!" Eine Satire, die zur Zeichnung einer Kriegsanleihe auffordert, ist keine. Die Satire beißt, lacht, pfeift und trommelt die große, bunte Landsknechtstrommel gegen alles, was stockt und träge ist.

  Satire ist eine durchaus positive Sache. Nirgends verrät sich der Charakterlose schneller als hier, nirgends zeigt sich fixer, was ein gewissenloser Hanswurst ist, einer, der heute den angreift und morgen den.

  Der Satiriker ist ein gekränkter Idealist: er will die Welt gut haben, sie ist schlecht, und nun rennt er gegen das Schlechte an.

  Die Satire eines charaktervollen Künstlers, der um des Guten willen kämpft, verdient also nicht diese bürgerliche Nichtachtung und das empörte Fauchen, mit dem hierzulande diese Kunst abgetan wird.

  Vor allem macht der Deutsche einen Fehler: er verwechselt das Dargestellte mit dem Darstellenden. Wenn ich die Folgen der Trunksucht aufzeigen will, also dieses Laster bekämpfe, so kann ich das nicht mit frommen Bibelsprüchen, sondern ich werde es am wirksamsten durch die packende Darstellung eines Mannes tun, der hoffnungslos betrunken ist. Ich hebe den Vorhang auf, der schonend über die Fäulnis gebreitet war, und sage: "Seht!" – In Deutschland nennt man dergleichen ›Kraßheit‹. Aber Trunksucht ist ein böses Ding, sie schädigt das Volk, und nur schonungslose Wahrheit kann da helfen. Und so ist das damals mit dem Weberelend gewesen, und mit der Prostitution ist es noch heute so.

  Der Einfluß Krähwinkels hat die deutsche Satire in ihren so dürftigen Grenzen gehalten. Große Themen scheiden nahezu völlig aus. Der einzige ›Simplicissimus‹ hat damals, als er noch die große, rote Bulldogge rechtens im Wappen führte, an all die deutschen Heiligtümer zu rühren gewagt: an den prügelnden Unteroffizier, an den stockfleckigen Bürokraten, an den Rohrstockpauker und an das Straßenmädchen, an den fettherzigen Unternehmer und an den näselnden Offizier. Nun kann man gewiß über all diese Themen denken wie man mag, und es ist jedem unbenommen, einen Angriff für ungerechtfertigt und einen anderen für übertrieben zu halten, aber die Berechtigung eines ehrlichen Mannes, die Zeit zu peitschen, darf nicht mit dicken Worten zunichte gemacht werden.

  Übertreibt die Satire? Die Satire muß übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht. Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird, und sie kann gar nicht anders arbeiten als nach dem Bibelwort: Es leiden die Gerechten mit den Ungerechten.

  Aber nun sitzt zutiefst im Deutschen die leidige Angewohnheit, nicht in Individuen, sondern in Ständen, in Korporationen zu denken und aufzutreten, und wehe, wenn du einer dieser zu nahe trittst. Warum sind unsere Witzblätter, unsere Lustspiele, unsere Komödien und unsere Filme so mager? Weil keiner wagt, dem dicken Kraken an den Leib zu gehen, der das ganze Land bedrückt und dahockt: fett, faul und lebenstötend.

  Nicht einmal dem Landesfeind gegenüber hat sich die deutsche Satire herausgetraut. Wir sollten gewiß nicht den scheußlichen unter den französischen Kriegskarikaturen nacheifern, aber welche Kraft lag in denen, welch elementare Wut, welcher Wurf und welche Wirkung! Freilich: sie scheuten vor gar nichts zurück. Daneben hingen unsere bescheidenen Rechentafeln über U-Boot-Zahlen, taten niemandem etwas zuleide und wurden von keinem Menschen gelesen.

  Wir sollten nicht so kleinlich sein. Wir alle – Volksschullehrer und Kaufleute und Professoren und Redakteure und Musiker und Ärzte und Beamte und Frauen und Volksbeauftragte – wir alle haben Fehler und komische Seiten und kleine und große Schwächen. Und wir müssen nun nicht immer gleich aufbegehren (›Schlächtermeister, wahret eure heiligsten Güter!‹), wenn einer wirklich einmal einen guten Witz über uns reißt. Boshaft kann er sein, aber ehrlich soll er sein. Das ist kein rechter Mann und kein rechter Stand, der nicht einen ordentlichen Puff vertragen kann. Er mag sich mit denselben Mitteln dagegen wehren, er mag widerschlagen – aber er wende nicht verletzt, empört, gekränkt das Haupt. Es wehte bei uns im öffentlichen Leben ein reinerer Wind, wenn nicht alle übel nähmen.

  So aber schwillt ständischer Dünkel zum Größenwahn an. Der deutsche Satiriker tanzt zwischen Berufsständen, Klassen, Konfessionen und Lokaleinrichtungen einen ständigen Eiertanz. Das ist gewiß recht graziös, aber auf die Dauer etwas ermüdend. Die echte Satire ist blutreinigend: und wer gesundes Blut hat, der hat auch einen reinen Teint.

  Was darf die Satire?

  Alles.


(von Ignaz Wrobel (i.e. Kurt Tucholsky))
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FFMBasser schrieb:
Dann heißt der halt nur noch so:

Ebbelwoi, Äppelwoi, Äbbelwoi, Öbbelwoi, Ebbelwei, Äppler  

ist eh hessischer als Apfelwein    


Vergiss zumindest den 'Äppler'. Äppler ist  ein eingetragenes Warenzeichen von  Possmann.
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Bigbamboo schrieb:

Das eigentlich Problem am Riederwald ist, daß auch Frauen Zutritt haben.  


Stimmt, Andi Möller war heute auch da.

fnf
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RedZone schrieb:
[

Wie lautet denn der ggT von 3528/3780    


Verwirre doch die arme Jugend nicht so.

Gaaaaaaanz einfach

Zähler (also das, was im Bruch oben steht) geteilt durch Nenner (das, was im Bruch unten steht) mal 100 gleich Bruch in Prozent.

Also bei der Ursprungsaufgabe 3/12*100

oder

3528/3780*100


oder


wenn wir bislang 16 von 33 möglichen Punkten geholt haben, sind das 16/33*100 oder 48,48 Prozent, was wiederum, wenn wir den Schnitt halten, am Ende der Saison 49 Punkte heißen würde. Das hätte letzte Saison zum sechsten Tabellenplatz gereicht, was uns wiederum in den UI-Cup gebracht hätte...
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Schoppenpetzer schrieb:
HeinzGründel schrieb:
[/img]


Also das Waldstadion ist ja klar erkennbar, aber was waren all die anderen Gebäude auf dem Bild?


Haste keinen Plan ;-?

Aber jetzt: