Dieser Text des Herrn Franzke ist in der Tat nicht nur von ergreifender Weltfremdheit, Unreflektiertheit und vor allem Ahnungslosigkeit. Auch rein sprachlich gesehen erreichen billige Wendungen wie "Mitgefangen etc." bestenfalls Bild-Niveau. Sie zielen auf eine primitive Emotionalisierung des Lesers und sind eines seriösen Journalisten, geschweige denn eines Chefredakteurs überaus unwürdig.
Natürlich ist es eine doncuijoteske Reaktion, das Kicker-Abo als Reaktion auf ein solches Machwerk abzubestellen - aber vergessen wir nicht: der weltberühmte Roman heißt nicht umsonst nicht "Don Franzke".
Tolle Reaktion auf diesen ekelhaften Kommentar aus dem Kicker. Bitte diesen Post an ALLE möglichen Newsletter, Blogs, unabhängige Zeitungen etc. schicken.
ElzerAdler schrieb: Letztendlich habe dem Kicker doch eine Mail geschrieben, da ich denke, das man dort ruhig ein wenig was zu lesen bekommen sollte und ein Punkt im offenen Brief vom c-e nicht enthalten war, der mich persönlich dann doch sehr geärgert hat.
Wenn es interessiert, der kann gerne einen Blick darauf werfen:
An Kicker online Chefredaktion
Offener Brief
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich lese ihr Magazin nun seit über 15 Jahren und glaube daher, mir ein (wenn auch subjektives) Urteil über Ihren Stil erlauben zu können. Die Berichterstattung über das aktuell Geschehen um "König Fussball" und auch die anderen Sportarten, welche (mehr oder weniger) im Fokus des Sportinteressierten stehen, befand sich bisher stets auf einem Niveau, welches mir die Lektüre des Kicker zu einem kurzweiligen Vergnügen machte.
Zwar stimme ich nicht immer mit der jeweiligen Ansicht des zuständigen Redakteurs überein, war jedoch bisher immer in der Lage, die geäußerte Meinung auf Basis der dargelegten Argumente akzeptieren zu können.
Mit dem am heutigen Tage auf Ihrer Internetpräsenz veröffentlichten Kommentar von Herrn Franzke zu den aktuellen Vorfällen in deutschen Stadien verlassen Sie dieses Niveau jedoch deutlich. Die Art und Weise, wie diese schon teilweise polemisch zu nennende Abhandlung daherkommt, ist eine Beleidung jedes Fans, der sich nicht von der eindimensionalen Panikmache mancher Medien anstecken lässt.
Allein die Wortwahl wäre schon ausreichend, den Artikel bedenklich zu finden. Wenn Sie sich beispielsweise an den Balkankonflikt in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts erinnern, werden Sie sehr schnell feststellen, dass eine solche Wortwahl bestenfalls unangebracht ist, selbst wenn es „im übertragenden Sinne“ gemeint gewesen sein sollte. Geschmacklos, wenn hier ein Platzsturm (den ich ausdrücklich nicht gutheiße) mit einem Massengenozid gleichgesetzt wird. Eigentlich bin ich so etwas vom Boulevard gewohnt, nicht jedoch von Ihnen.
„Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen“… Wollen Sie die alttestamentarische Sippenhaftung wieder einführen? Und was ist ihre Erwartungshaltung? Keine Duldung bedeutet im konkreten Fall was? Das der Stadionbesucher, der in der Nähe eines Bengalowerfers steht, sich vielleicht in eine für ihn nicht kalkulierbare Situation begibt, die ihn möglicherweise in Gefahr bringt nur um Konsequenzen für die eigene Person (Stadionverbot ?) zu vermeiden. Ich finde dies fast schon surreal.
„Warum sollen Bayern München, Schalke 04 oder Borussia Dortmund bestraft werden wegen Vereinen wie zum Beispiel Köln und Frankfurt, die einen wachsenden Teil ihrer Stehplatzbesucher nicht in den Griff bekommen?“ Eine Unterteilung in Gut und Böse, namentlich benannte Vereine, deren Fans hiermit abgestempelt werden, kategorisiert als friedliebend oder gewalttätig. „Schickeria München“ sagt Ihnen sicherlich was, aber dies scheint ja nur eine Minderheit zu sein, die nicht relevant ist. Obwohl, im Kontext mit Ihrem Kommentar gesehen gibt es keine Minderheiten, also warum diese Aufzählung?
Jeder größere Verein in Deutschland hat leider auch seine Problemklientel. Weil nun mal im Stadion Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft zusammenfinden, verschiedenste Charaktere mit ganz unterschiedlichem Hintergrund. Und da es in unserer Gesellschaft auch Menschen mit sehr seltsamen Vorstellungen vom menschlichen Zusammenleben gibt, finden sich diese auch im Stadion wieder, in jedem Stadion dieser Republik, in dem Profifußball gespielt wird (und nicht nur dort).
Das der Fußball damit umgehen muss und es keine Frage ist, das Gewalt nicht toleriert werden darf, steht außer Frage. Aber mit der Erzeugung von Feinbildern, die man einzelne Vereine eingrenzt, wird das Problem sicherlich nicht gelöst.
„Die diese "Fans" sogar noch subventionieren mit vergünstigten Tickets und der Bezuschussung von Reisen zu den Auswärtsspielen? Diese Subventionspolitik gibt es weder bei Rockkonzerten noch bei anderen Großveranstaltungen. Allein dort, wo Gewalt wächst und begünstigt wird, macht ein Stehplatzverbot Sinn.“ Subventionen und Bezuschussungen sind für die Fans, die Ihren Verein unterstützen und ihm quer durch die Republik folgen, Woche für Woche, Jahr für Jahr. Weil die Vereine die Unterstützung der Fans nicht nur zu schätzen wissen, sondern auch, weil die Fans nicht neben dem Verein existieren, sondern ein Teil davon sind. Wenn man damit auch die unterstützt, die es nicht verdienen, dann ist dies leider etwas, das in dem Kontext nicht zu vermeiden ist. Denn wenn man es vermeiden könnte, würde man es tun. Aber Ihnen wäre es wohl lieber, wenn tausende von friedlichen Fans wegen einer Gruppe Unbelehrbarer bestraft wird. Sippenhaft für Fans, weil Politik und Gremien konzeptionell bei diesem Thema versagt haben. Die Last der Problemlösung sehen sie also bei den Fans und nehmen die Zuständigen aus der Verantwortung.
Außerdem stellen es jedoch so hin, als ob hier Vereine absichtlich eine Art „Terrorismusfinanzierung“ betreiben und man hier bewusst Gewalt fördert. Dies ist in aller Deutlichkeit eine absolute Frechheit gegenüber den handelnden Personen. Ich habe noch auch nur im Ansatz eine Aussage vernommen oder Maßnahme erlebt, die zu solch einer Feststellung berechtigt.
Ich könnte noch mehr anbringen, halte aber allein dies schon für ausreichend. Zum Abschluss nur noch eine Anmerkung: Wie sie sicherlich schon vermuten, bin ich Fan der Frankfurter Eintracht. Und ja, ich bin stolz darauf. Stolz, Teil einer Gemeinschaft zu sein, der unterschiedliche Generationen, gesellschaftliche Schichten, Glaubensgemeinschaften und ethnische Abstammungen angehören, welche alle durch die Liebe zu unserem Verein verbunden sind. Es ist eine Leidenschaft, die mehr ist als nur im Stadion zu sitzen und Fussball anzusehen. Denn letztendlich geht es um die Menschen, mit denen wir die Eintracht erleben, es geht um uns als Ganzes. Und da ist die Art und Weise, wie Sie hier (nicht nur) mit Eintracht Frankfurt umgehen, respektlos und ein Schlag ins Gesicht.
Ich erwarte nicht zwingend eine Antwort, aber wenn vor dem nächsten Kommentar zu vielleicht eine gewisse Selbstreflektion vonstattengeht, wäre mir dies schon ausreichend.
SGESeph schrieb: Was die Argumentation angeht gut, aber leider etwas zu polemisch. So kann man den Brief zu leicht unter "der will nur stänkern" packen...
Mag sein aber kannst Du das argumentativ begründen?
SGESeph schrieb: Was die Argumentation angeht gut, aber leider etwas zu polemisch. So kann man den Brief zu leicht unter "der will nur stänkern" packen...
Kein Vergleich zu dem, was der Kicker-Schreiberling da populistisch abgeliefert hat
SGESeph schrieb: Was die Argumentation angeht gut, aber leider etwas zu polemisch. So kann man den Brief zu leicht unter "der will nur stänkern" packen...
SGESeph schrieb: Was die Argumentation angeht gut, aber leider etwas zu polemisch. So kann man den Brief zu leicht unter "der will nur stänkern" packen...
Das kann man grundsätzlich immer, wenn man nur will, egal was geschrieben wird. Es hängt beim Lesen halt davon ab, ob jemand für die Argumentation überhaupt zugänglich ist oder nicht. Und das ist aktuell noch die große Unbekannte in der Gleichung.
Dieser Text des Herrn Franzke ist in der Tat nicht nur von ergreifender Weltfremdheit, Unreflektiertheit und vor allem Ahnungslosigkeit. Auch rein sprachlich gesehen erreichen billige Wendungen wie "Mitgefangen etc." bestenfalls Bild-Niveau. Sie zielen auf eine primitive Emotionalisierung des Lesers und sind eines seriösen Journalisten, geschweige denn eines Chefredakteurs überaus unwürdig.
Natürlich ist es eine doncuijoteske Reaktion, das Kicker-Abo als Reaktion auf ein solches Machwerk abzubestellen - aber vergessen wir nicht: der weltberühmte Roman heißt nicht umsonst nicht "Don Franzke".
klasse Kommentar! Touche!
Peter T.
Ich fürchte - und das meine ich wertfrei - ich fürchte um zu verstehen, was CE da erwiederte, dazu fehlen ihm einfach die intellektuellen Mittel
Dem möchte ich mich anschließen!
Toll, dass es vor allem jemand ist, der den Rechtsstaat vertritt, und weiß wovon er schreibt
Mag sein aber kannst Du das argumentativ begründen?
Kein Vergleich zu dem, was der Kicker-Schreiberling
da populistisch abgeliefert hat
schreib halt selbst einen...
[img]http://www.smilies.raideg.de/smiley.php?bild=R2VtaXNjaHQvc3VwZXIuZ2lm[/img]
Das kann man grundsätzlich immer, wenn man nur will, egal was geschrieben wird. Es hängt beim Lesen halt davon ab, ob jemand für die Argumentation überhaupt zugänglich ist oder nicht. Und das ist aktuell noch die große Unbekannte in der Gleichung.
Wir werden sehen....