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Neun Grammatik Trend`s, der deutschen Sprache bei denen die Regeln seid Langem keinen mehr jucken

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Nachdem sich neulich eine amerikanische Freundin mit einem leicht ironischen Unterton in ihrem Blog auf einerseits sehr amüsante, aber andererseits im Ergebnis auch wie ich finde auf höchst besorgniserregende Art und Weise über 12 scheinbar (unbewusst?) nicht mehr beachtete Regeln der englischen Grammatik ["12 Useless English Grammar Rules That Should Be Eliminated (because most of us seem to think they don%u2019t exist anyway")] ausgelassen hat, fühle ich mich nun umso mehr motiviert, über ähnliche Phänomene in der deutschen Sprache zu berichten.

Wer das Exposé mit dem Titel "Its Not Like You%u2019re Good Grammer Make%u2019s You Better Then I" nachlesen möchte, dem sei ihr Blog ans Herz gelegt: http://mothernaturesmaid.wordpress.com/2012/10/28/its-not-like-youre-good-grammar-makes-you-better-then-i.

Wer kennt sie nicht, Bastian Sicks viel beachtete Werke über den "Irrgarten der deutschen Sprache" - allen voran natürlich "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod". Diese Popularität und alleine dessen Thematisierung aufmerksamer Sprachbeobachter machen deutlich, dass sich die deutsche Sprache gerade auch im Zeitalter von Globalisierung, Internet und Social Media ganz offensichtlich in einem schleichenden Veränderungsprozess befindet, was nicht selten dazu führt, dass einfache Regeln der deutschen Grammatik und Orthografie sich deutlich dem in der Öffentlichkeit allgegenwärtigen Englisch annähern. Ist Schlampigkeit, Gleichgültigkeit, fehlendes Wissen oder einfach nur schlechte Bildung schuld? Das kann ich hier nicht abschließend beantworten. Fakt ist, und ich sage es sehr vereinfacht: "Zeig mir wie du schreibst, und ich sage dir, wer du bist" - sei es in einer Bewerbung oder einfach nur in einem Internetforum, die Beherrschung von Grammatik, Orthografie und Zeichensetzung ist die Visitenkarte eines Menschen - und einigen wird dieser Umstand zum Verhängnis.

Worüber spreche ich eigentlich konkret? Bin ich pedantisch, besserwisserisch, zynisch oder übertreibe ich gar? Will ich nur damit angeben, dass ich die Regeln beherrsche? Im Grunde genommen bin ich einfach nur besorgt und auch ein wenig traurig über diese Entwicklung. Viele Regeln sind sehr einfach, man muss sie sich lediglich einmal richtig klarmachen. Nicht's, dass man nicht lernen könnte!


1. seid / seit
Seit ihr so blöd, oder tud ihr nur so? Dabei ist es doch so simpel:
"Seit" für Zeitangaben (seit zwei Wochen, seit gestern, seit 2003 ...) und "seid" für die die 2. Person Singular Präsens Indikativ von "sein" (Ihr seid spitze) bzw. für den Imperativ (Seid leise!).

2. das / dass
Dass kann doch nicht so schwer sein, dass sollte doch jedes Kind verstehen können. Das dass keiner rafft, versteh ich bi's heute nicht!
"Das" (mit einem "s") als Demonstrativ- und Relativpronomen (DAS hätte ich nie gedacht! / Das Auto, DAS ich letzte Woche gekauft habe, ist bereits kaputt) und "dass" (mit zwei "s") als Konjunktion in Nebensätzen (Ich hätte nie gedacht, DASS das Auto, das ich mir letzte Woche gekauft habe, so schnell kaputt gehen würde / Dass das Auto eine defekte Lenkung hat, das habe ich gar nicht bemerkt).

3. "hälst"
Frage: "Was hälst du von guter Sprachbeherrschung?" Antwort: "Davon halte ich gar nicht's!"
Was gemerkt? Das Verb im Kern ist halten (von "etwas halten von") und somit muss es folglich auch heißen: "Was hälTst du davon?".

4. Tod / tot
Michael Jackson's Tot kam plötzlich. Niemand konnte es fassen das er tod ist.
Mannomann! (oder manoman?!?!). Einfach mal merken: Der Tod als Nomen (das sind übrigens die Wörter, die wir im Deutschen im Gegensatz zu vielen anderen Sprachen groß schreiben - und das hat einen Sinn!) mit "d" am Ende und und das Ganze als Adjektiv ("Wie-Wort": Man kann mit "wie?" danach fragen) klein und mit "t" am Ende. Achja: "tot" ist ein so genanntes Absolutadjektiv - das heißt, es erlaubt keine Steigerung: toter (oder töter?) als tot geht nicht. Perfekter als perfekt übrigens auch nicht.

5. "Einzigste/r/s"
Wenn dir dass bekannt vorkommt, bist du mit Sicherheit nicht der Einzigste.
Gleicher Fall wie das Absolutadjektiv: Der/die/das Einzigste/r ist bereits eine Art Superlativ. Das Wort selbst macht schon deutlich, dass es sich um DIE einzig und allein absolute Form handelt, da braucht man keine Steigerung. Genauso bei völlig und total. Hier ist keine graduelle Abstufung möglich - entweder völlig oder total - oder eben gar nicht.
Puh, langer Artikel bist jetzt - bin schon total fertig. Oder seit ihr totaler fertig? Oder gar total fertiger?

6. Interpunktion
Komma's Punkte Ausrufezeichen und Fragezeichen im Übrigen auch sowas wie Semikolon's oder Gedankenstriche dienen dazu unsere Sprache lesbarer und strukturierter zu machen dass kann man doch nachvollziehen oder etwa nicht
Wenn du hier auf Anhieb alle's prima verstehen konntest, dann hast du wohl die Fähigkeit, dir Interpunktion spontan dazuzudenken und konntest somit den Satz dir selbst (oder selber???) strukturieren. Viele aber müssen solche Gebilde drei- bis viermal lesen und rätseln weiter. Erleichtere ihnen die Arbeit, hilf ihnen und las's sie schneller lesen!

7. Das gefühlte Komma
Gefühlte Temperaturen, dass kennt jeder. Aber gefühltes Komma? Vielleicht auch: Das gefühlte Komma, scheint ein nicht ganz seltenes Phänomen, in deutschen Sätzen zu sein.
Wie kommt es dazu? Viele Kommata in der deutschen Sprache stehen an der Stelle von Sprechpausen in der gesprochenen Sprache: "Bereits zwei Tage nach ihrer Operation [Sprechpause] konnte sie das Krankenhaus wieder verlassen". Nicht allzu selten ein Komma nach "Operation" lesen.
Kommas trennen zudem zwei (Satzteile mit) Prädikate(n) voneinander: "Bevor sie ins Krankenhaus eingewiesen wurde [Verb1], telefonierte [Verb2] sie noch mit ihrem Hausarzt". Nun wird diese Regel häufig überinterpretiert: "Nach dem Verlassen des Krankenhauses, war ihr ganz übel". Falsch! "Nach dem Verlassen des Krankenhauses [kam hier schon ein Prädikat? - Nein! "Verlassen" ist ein Substantiv, das Verlassen] war ihr ganz übel" (ohne Komma) ist korrekt.

8. Das "Deppenapostroph"
Bei den folgenden beiden letzten beschriebenen Phänomenen meine's Exposé's zeigt sich wohl am deutlichsten (oder ist das etwa ein Absolutadjektiv?!?) der Einfluss des Englischen auf die deutsche Sprache.
Ob Kathrin's Friseursalong, die AGB's des Laden's, Hans's Auto, Handie`s, Dienstag's, link's oder recht`s - alle's schon gesehen bzw. nicht´s ist unmöglich.
Erste Regel ist, im Deutschen gibt es KEIN Genitiv-Apostroph wie im Englischen: Während in England ein Laden ruhig "Mary's shop" heißen dürfte, bleibt es in Deutschland Emmas Laden. Auch die immer häufiger gesehene zusätzliche Markierung des Plural-"S" mit einem Apostroph (oder gar Akzent!) ist am totalsten falsch! Der Job - die Jobs, das Auto - die Autos, und nicht anders. Übrigens auch die AGB (und nicht "AGBs" oder gar "AGB's") - denn was heißt "AGB" eigentlich? Antwort: "Allgemeine Geschäftsbedingungen" (oder Geschäfts Bedingungen, hehe), also bereits ein "en"-Plural. Es heißt schließlich NICHT "Allgemeine GeschäftsbedingungenS".

9. Das "Deppenleerzeichen"
Es geht um sog. Komposita - also Substantiven, die aus zwei oder mehr zusammengesetzten Nomen bestehen. Was werden wir Deutschen nicht überall auf der Welt für unsere langen Wörter bewundert. "Donaudampfschifffahrtskapitänsmütze" - ist das nicht herrlich?! Sollten wir nicht froh darüber sein, dass uns unsere tolle deutsche Sprache so einfach die Möglichkeit gibt, fast beliebig Nomen aneinanderzureihen, um so immer längere, kuriose Wörter entstehen zu lassen?
Aber nein, was tun wir mittlerweile? Wir zerpflücken alles - nach englischem Vorbild: "Bahnhofs Markt" (wobei wir ja noch froh sein können, wenn es kein "Bahnhof`s Markt" ist!), Auto Wäsche, Party Service, Butter Milch. Was für Amerikaner, Briten und Australier korrekterweise der "car park", die "university library" oder der "book shop" sind, sind für uns aber der Kundenparkplatz (oder Kunden-Parkplatz), die Universitätsbibliothek (Universitäts-Bibliothek) oder ganz einfach der Bücherladen.
Ich persönlich finde es am äußersten sinnvoll das dass im Deutschen so ist. Wer etwa's Grammatik Gespür hat, der weis's das jedes einzelne Wort zwischen zwei Leerzeichen eine gewisse Funktion hat, Teil eines Satzgliedes ist oder selbst eins darstellt. Aus diesem Grunde ist z.B. "das Afrika Gewächshaus" einfach grammatikalisch falsch, weil sich der Begleiter (hier: "das") nur auf EINE graphemisch verbundene Einheit (zuammengeschrieben oder mit Bindestrichen) beziehen kann, und zwar bei einem Kompositum auf den letzten Teil, auf das Determinatum (lat. für "das Bezeichnete"). "Das" bezieht sich eben auf "Gewächshaus", folglich "das Afrika-Gewächshaus", ansonsten stünde da "das Afrika" und "Gewächshaus" wäre allein auf weiter Flur in der Savanne.


Seit ihr jetzt etwa's schlauer? Diskutiert gerne mit mir und gebt mir ein Meinung`s Bild!
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Es gibt Leute, die haben einfach zu viel Zeit.
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Dass ist mir auch schon seid längerem aufgefallen.
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Brady schrieb:
Es gibt Leute, die haben einfach zu viel Zeit.


Finde aber, gut das es mal gesagt wird.
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Johann_Gambolputty schrieb:
Dass ist mir auch schon seid längerem aufgefallen.


Da bist du nicht der einzigste...

Trotzdem ein guter Beitrag

ps. Auch ich kämpfe das ein oder andere mal mit mir^^
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grinch schrieb:


7. Das gefühlte Komma
Gefühlte Temperaturen, dass kennt jeder. ..


Wurde der jetzt extra mit eingebaut? Oder hat sich hat sich da der Fehlerteufel eingeschlichen?
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SGE-URNA schrieb:
grinch schrieb:


7. Das gefühlte Komma
Gefühlte Temperaturen, dass kennt jeder. ..


Wurde der jetzt extra mit eingebaut? Oder hat sich hat sich da der Fehlerteufel eingeschlichen?


Denk mal nach und ließ (    ) den Rest, dann weißt du e's!
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grinch schrieb:
SGE-URNA schrieb:
grinch schrieb:


7. Das gefühlte Komma
Gefühlte Temperaturen, dass kennt jeder. ..


Wurde der jetzt extra mit eingebaut? Oder hat sich hat sich da der Fehlerteufel eingeschlichen?


Denk mal nach und ließ (    ) den Rest, dann weißt du e's!


Hab ich, aber "das/dass" wurde schon unter 2. behandelt... des wegen fand ich dass etwa's merk würdig  
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Wie trennt man korrekt "grinch"?
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Hat das da oben alles was mit Tuwörtern, Wiewörtern, Zeitwörtern und so zu tun?
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adlerkadabra schrieb:
Wie trennt man korrekt "grinch"?


Mit nem Schwert - mittendurch!
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adlerkadabra schrieb:
Wie trennt man korrekt "grinch"?


Wie man´s spricht...
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raideg schrieb:
Hat das da oben alles was mit Tuwörtern, Wiewörtern, Zeitwörtern und so zu tun?


Da hat einer in der Grundschule aufgepasst!  
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raideg schrieb:
adlerkadabra schrieb:
Wie trennt man korrekt "grinch"?


Mit nem Schwert - mittendurch!


Ah, endlich jemand der noch nach der alten gordischen Regel trennt  
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Maabootsche schrieb:
adlerkadabra schrieb:
Wie trennt man korrekt "grinch"?


Wie man´s spricht...


Also grrrr-inch?
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grinch schrieb:
raideg schrieb:
Hat das da oben alles was mit Tuwörtern, Wiewörtern, Zeitwörtern und so zu tun?


Da hat einer in der Grundschule aufgepasst!    


Grundschule? Gabs bei uns nicht.
Das war früher Hauptschule - von Verben, Adjektiven & Co. habe ich das erstemal nach dem 7.Schuljahr gehört.
Dies wurde früher erst ab Mittelschule aufwärts gelehrt.
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Ich finde ja die am schlimmsten, die Grammatik und Rechtschreibung verwechseln.
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stefank schrieb:
Ich finde ja die am schlimmsten, die Grammatik und Rechtschreibung verwechseln.


Sag mal, in was für Kreisen verkehrst du eigentlich?
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Du hast das "wie" vergessen, welches das "als" an den Rand des Aussterbens gebracht hat. Keiner ist besser wie ich.  Schauderhaft.

Beim Komperativ bitte ein "als" verwenden.
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grinch schrieb:
deutlich, dass sich die deutsche Sprache gerade auch im Zeitalter von Globalisierung, Internet und Social Media ganz offensichtlich in einem schleichenden Veränderungsprozess befindet


du hast ja im großen und ganzen vollkommen recht, aber jede sprache befindet sich zu jeder zeit in einem mehr oder weniger schleichenden veränderungsprozess, nicht erst seit der globalisierung.


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