EvilRabbit schrieb: Ist das nicht irgendwie bezeichnend, dass gerade in Zeiten, in denen jeder Mülleimer kameraüberwacht wird, sich sowas immer weiter häuft? Irgendwie ein schlechtes Zeugnis für die Schäubles unseres Landes...
Zum Gesabbel des Schäuble: Kameraüberwacht verhindert keine Straftaten, sie werden trotzdem gemacht, nur oftmals an anderen Orten. Die Kameras helfen höchsten den Täter schneller zu fassen, aber das war es auch schon. Sollte so eine Kamera wirklich was nutzen, dann müsste auch jemand dahinter sitzen der die Bilder ständig überwacht und die Polizei müsste dann sehr schnell vor Ort sein. Aber was passiert in Deutschland, man streicht immer mehr Stellen bei der Polizei und wundert sich das die Sicherheit auf den Strassen abnimmt. Wenn man hört das in manchen Gegenden immer mehr Reviere geschlossen werden und nachts nur ein Streifenwagen unterwegs ist, dann wundert einen garnix mehr.
Ist das aber nicht die Konsequenz der Verschuldung des Landes? Zunächst hat man das Beamtentum soweit runter geschraubt, dass nur noch die nötigsten Aufgaben von Beamten erledigt werden. Dies hat jedoch nicht dazu geführt, dass man wirklich mehr Geld hat. Eher hat man noch weniger. So muss jetzt in den wenigen Bereichen, in denen es noch Beamte gibt gespart werden: Bildung, Polizei, Justiz. Die folgen sehen wir ja. Stellen streichen, Arbeitszeiten rauf. Und dann wundert man sich, dass das Vertauen der Bevölkerung in den Staat sinkt.
Und irgendwie hängt doch alles zusammen: Das Geld das in der Bildung eingespart wird ist doch u.a. für die Perspektivlosigkeit der Jugendlichen verantwortlich. Das Geld das bei der Polizei gespart wird fehlt um bei Übergriffen schnell vor Ort zu sein. Das Geld das in der Justiz eingespart wird führt dazu das viele Verfahren aus Kapazitätsmangel eingestellt werden.
Und ob die Privatisierung der Gefängnisse sich positiv auf Resozialisierung der Gefangenen auswirkt wage ich auch zu bezweifeln.
Aber war alles etwas off topic.
das war überhaupt nicht off topic
Bundestverdienstkreuze verleihen wird bejubelt - es kostet ja nichts , Polizei ,Lehrer, Sozialarbeiter etc fordern im Gedenkgotesdienst für die Opfer auch Klasse! Aber wenn es um konkrete Politik geht , gehen Steuersenkungen und schlanker Staat natürlich vor......
EvilRabbit schrieb: Jo, dank Leuten wie unserem geliebten Ministerpräsidenten, der Recht und Ordnung predigt und gleichtzeitig die Polizei schrumpft
Um's Stadion herum oder bei Demonstrationen sind immer recht viele davon...
Die sind eben Freund und Helfer. Fragt sich nur wessen..
Hat hier irgendjemand mehr Polizei bei Demos oder Fußballspielen gefordert? In deiner anarchistischen Blümchenwelt brauch man vielleicht keine Polizei. In der wirklichen Welt, kann man sehen, was passiert, wenn es nicht genügend Polizei gibt. http://www.eintracht.de/meine_eintracht/forum/8/11167133,11815138/goto/ Kritik an Polizeieinsätzen kann man auch so formulieren, ohne die Notwendigkeit von Polizei generell abzustreiten.
Soso, die "wirkliche Welt" in Deutschland ist also gleich der bei den sich gegenseitig murksenden Skipetaren im Vielvölkerstaat nach Tito. Sorry, aber das miteinander in einen Topf zu werfen ist ganz schön abgedreht, findest du nicht auch ?
Mag sein. Trotzdem weißt du nur zu gut, was passiert, wenn man an die Bürger eine Lizenz zur Gewalt verteilt. Deutschland hat ganz bestimmt noch nicht den Gegenbeweis angetreten.
Hier gehts doch nicht um Lizenzen zur Gewalt. Das sind Ausgeburte aus den medialen Hetzkampagnen der Politiker, welche damit ihren Überwachungsstaat legitimieren wollen.
Es geht schlicht um die Frage, ob Mitmenschlichkeit an einen abgehobenen Staatsapparat delegiert werden kann und soll, oder nicht, oder ob nicht gerade umgekehrt die längst leider erfolgte "Delegation von Verantwortung" zum Rückgang von Gemeinsinn und zu solchen Ereignissen führt, wie sie her in Rede stehen und die seit Jahrzehnten immer weiter verfeinerte Vergegensätzlichung der Bevölkerung, ihre systematische Verspaltung, der immer weiter getriebene Geist des Egoismus' und des Profits, welcher durch genau den Staat, dem du die Verantwortung für solches Gemeinsinnen übertragen willst, gewaltsam gestützt wird, nicht die wirkliche Ursache für die Gleichgültigkeit der Menschen und ihre Entsolidarisierung ist.
@pedro Die Voraussetzungen zu schaffen, dass der Staat unnötig wird, sollte das vielleicht größte Menschheitsziel sein. Da bin ich mit dir. Aber solange dies nicht der Fall ist, kann der Staat nicht einfach all seine Aufgaben an die Gesellschaft abwälzen: Bürgerwehren und Hilfspolizisten, Eltern müssen in den Schulen die Lehrer ersetzen, Suppenküchen statt Wohlfahrt. Wenn man es realistisch betrachtet, wäre das die Folge deiner Forderungen, die in der Theorie natürlich schön klingen.
yeboah1981 schrieb: @nicole Mehr topic geht gar nicht.
@pedro Die Voraussetzungen zu schaffen, dass der Staat unnötig wird, sollte das vielleicht größte Menschheitsziel sein. Da bin ich mit dir. Aber solange dies nicht der Fall ist, kann der Staat nicht einfach all seine Aufgaben an die Gesellschaft abwälzen: Bürgerwehren und Hilfspolizisten, Eltern müssen in den Schulen die Lehrer ersetzen, Suppenküchen statt Wohlfahrt. Wenn man es realistisch betrachtet, wäre das die Folge deiner Forderungen, die in der Theorie natürlich schön klingen.
wie man es auch nennt, eine gewisse Art Staat wirds immer geben, sobald sich eine Gemeinschaft bildet und zusammen organisiert. Wenn nicht sind wir in der Steinzeit und selbst da hat die Familie oder Sippe eine Gemeinschaft gebildet übrigens sogar eine soziale... der alte Vater, der nicht mehr jagen gehen konnte wurde mitgefüttert- so faul er auch rumhockte. - wenn man auch das noch ablehnt, landet man im Tierreich.
Es geht schlicht um die Frage, ob Mitmenschlichkeit an einen abgehobenen Staatsapparat delegiert werden kann und soll, oder nicht, oder ob nicht gerade umgekehrt die längst leider erfolgte "Delegation von Verantwortung" zum Rückgang von Gemeinsinn und zu solchen Ereignissen führt, wie sie her in Rede stehen und die seit Jahrzehnten immer weiter verfeinerte Vergegensätzlichung der Bevölkerung, ihre systematische Verspaltung, der immer weiter getriebene Geist des Egoismus' und des Profits, welcher durch genau den Staat, dem du die Verantwortung für solches Gemeinsinnen übertragen willst, gewaltsam gestützt wird, nicht die wirkliche Ursache für die Gleichgültigkeit der Menschen und ihre Entsolidarisierung ist.
erstmal gratulation zu diesem satzungetüm. der literturnobelpreis ist aber leider schon vergeben.
ansonsten kann ich nicht wirklich feststellen, dass eure positionen soweit auseinander sind. es ist lediglich so, dass du dem staat nicht zutraust was y81 einfordert.
ich teile deine einschätzung, wenn man sich hier in den diversen politischen threads umschaut ist das "jeder ist seines glückes schmied" und das "wer abkackt hat selbst schuld" weit verbreitet. ich teile auch deine einschätzung dass dieses lesitungsprinzip zu einer entsolidarisierung der menschen geführt hat. nicht aller, aber vieler.
gleichzeitig sehe ich aber nicht wie die menschen das selbst wieder in den griff bekommen sollen ohne dass die politik sich signifikant ändert. "the winner takes it all" gilt nicht mehr nur im sport, bei "wer wird millionär" oder "deutschland sucht den superstar". es ist von ganz, ganz vielen verinnerlicht worden die nie auch nur in die nähe des goldenen löffels kommen werden.
"mein haus, mein pferd, meine yacht" und "geiz ist geil" als gesellschaftlicher gegenentwurf zur solidargemeinschaft.
da dem so ist hat die politik dann aber auch die aufgabe die rahmenbedingungen dahingehend zu gestalten, so sie nicht daran interessiert ist daran etwas zu ändern, die auswüchse möglichst minimal bleiben.
ansonsten hast du ganz schnell bürgerwehren auf der strasse und bei der vorstellung gruselt es mich.
@pedro Die Voraussetzungen zu schaffen, dass der Staat unnötig wird, sollte das vielleicht größte Menschheitsziel sein. Da bin ich mit dir. Aber solange dies nicht der Fall ist, kann der Staat nicht einfach all seine Aufgaben an die Gesellschaft abwälzen: Bürgerwehren und Hilfspolizisten, Eltern müssen in den Schulen die Lehrer ersetzen, Suppenküchen statt Wohlfahrt. Wenn man es realistisch betrachtet, wäre das die Folge deiner Forderungen, die in der Theorie natürlich schön klingen.
Es lassen sich auch schon jetzt durchaus Verhältnisse realisieren, wo es den Staat nicht braucht. Ich rede nicht von Bürgerwehren und HiPos, sondern einfach von einer solidarischeren Gemeinschaft.
Du hast es eben infolge deiner Jugend nicht erlebt, wie schnell die Menschen sich zusammentun und die Kälte und die Gleichgültigkeit abgeschüttelt wird.
Da wird es dann plötzlich nicht mehr möglich, Lehrer durch Eltern zu ersetzen, oder die Armen mit Suppenküchen abzuspeisen. Genau da geht es doch, wenn man den Staat brav machen lässt, hin.
Vielmehr wird das alles ganz schnell dem Staat abgetrotzt und erkämpft. Das war schon immer der Fall war, wenn es um soziale Errungenschaften ging; vom allgemeinen Kreissaal bis zur Rente.
Nein, wenn es um Gemeinsinn und Fortschritt für die Volksmassen ging und geht, dann war das stets nur gegen und niemals mit dem Staat zu erreichen.
Ich befürworte doch soziales Engagement der Bürger. Wo denkst du hin? Wenn allerdings, der Staat dies, gerade im Feld der Sicherheit (back to topic) von den Bürgern einfordert, hat das ein ganz bestimmtes Geschmäckle.
yeboah1981 schrieb: Ich befürworte doch soziales Engagement der Bürger. Wo denkst du hin? Wenn allerdings, der Staat dies, gerade im Feld der Sicherheit (back to topic) von den Bürgern einfordert, hat das ein ganz bestimmtes Geschmäckle.
Nach dieser Logik muss man sich dann aber fragen, wieso unterlassene Hilfeleistung strafbar ist. Dass der Staat das einfordert ist doch offensichtlich Fakt, wenn auch mit der Einschränkung sich nicht selbst in Gefahr bringen zu müssen.
Von daher ist dieses "Geschmäckle" schon relativ alt...
EvilRabbit schrieb: Nach dieser Logik muss man sich dann aber fragen, wieso unterlassene Hilfeleistung strafbar ist. Dass der Staat das einfordert ist doch offensichtlich Fakt, wenn auch mit der Einschränkung sich nicht selbst in Gefahr bringen zu müssen.
Von daher ist dieses "Geschmäckle" schon relativ alt...
Es ist etwas anderes, ob man jemandem in Notsituationen wie Unfällen helfen muss, oder aber mit Gewalt in bestimmten Situationen einschreiten muss. Deshalb ist dieses "Geschmäckle" zu differenzieren.
yeboah 1981 schrieb: Wenn allerdings, der Staat dies, gerade im Feld der Sicherheit (back to topic) von den Bürgern einfordert, hat das ein ganz bestimmtes Geschmäckle.
Der Staat hat da gar nix einzufordern. Das ist Sache der Menschen selbst. Man mischt sich ein und tut sich zusammen und sieht nicht zu, wie einer zusammengetreten wird. Dazu braucht man weder Bürgerwehren oder Hipos noch Staat. Dazu muß man allerdings schon mal die Erfahrung der Solidarität gesucht und gemacht haben; von nichts kommt nichts.
Aber solange man seine Hoffnungen auch nur für 3 Cents auf den Staat legt, wird daraus nichts werden. Der Staat und die Profiteure, die ihn in der Hand haben, sind an größerer Zwietracht und nicht an Solidarität interessiert. Dazu gehört auch die Angst voreinander und die vor dem Staat.
EvilRabbit schrieb: Nach dieser Logik muss man sich dann aber fragen, wieso unterlassene Hilfeleistung strafbar ist. Dass der Staat das einfordert ist doch offensichtlich Fakt, wenn auch mit der Einschränkung sich nicht selbst in Gefahr bringen zu müssen.
Von daher ist dieses "Geschmäckle" schon relativ alt...
Es ist etwas anderes, ob man jemandem in Notsituationen wie Unfällen helfen muss, oder aber mit Gewalt in bestimmten Situationen einschreiten muss. Deshalb ist dieses "Geschmäckle" zu differenzieren.
"Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft."
EvilRabbit schrieb: Nach dieser Logik muss man sich dann aber fragen, wieso unterlassene Hilfeleistung strafbar ist. Dass der Staat das einfordert ist doch offensichtlich Fakt, wenn auch mit der Einschränkung sich nicht selbst in Gefahr bringen zu müssen.
Von daher ist dieses "Geschmäckle" schon relativ alt...
Es ist etwas anderes, ob man jemandem in Notsituationen wie Unfällen helfen muss, oder aber mit Gewalt in bestimmten Situationen einschreiten muss. Deshalb ist dieses "Geschmäckle" zu differenzieren.
"Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft."
Da wird nix differenziert.
"(...)und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr(...)
yeboah 1981 schrieb: Wenn allerdings, der Staat dies, gerade im Feld der Sicherheit (back to topic) von den Bürgern einfordert, hat das ein ganz bestimmtes Geschmäckle.
Der Staat hat da gar nix einzufordern. Das ist Sache der Menschen selbst. Man mischt sich ein und tut sich zusammen und sieht nicht zu, wie einer zusammengetreten wird. Dazu braucht man weder Bürgerwehren oder Hipos noch Staat. Dazu muß man allerdings schon mal die Erfahrung der Solidarität gesucht und gemacht haben; von nichts kommt nichts.
Aber solange man seine Hoffnungen auch nur für 3 Cents auf den Staat legt, wird daraus nichts werden. Der Staat und die Profiteure, die ihn in der Hand haben, sind an größerer Zwietracht und nicht an Solidarität interessiert. Dazu gehört auch die Angst voreinander und die vor dem Staat.
Ich finde, du musst jetzt nicht persönlich werden. Du hast keine Ahnung, was ich für Solidaritätserfahrungen gemacht habe, und keine, ob ich Zivilcourage in brenzligen Situationen zeige. Also lass das raus und lies noch mal den Anfang dieser Diskussion, wo ich klar mache, dass der Staat eben Zivilcourage auf keinen Fall einfordern darf. Gegen Zivilcourage, Engagement, Nicht-Wegsehen usw. hab ich mich nirgendswo ausgesprochen. Da verdrehst du einem mal wieder die Worte.
yeboah1981 schrieb: (...) @pedro Die Voraussetzungen zu schaffen, dass der Staat unnötig wird, sollte das vielleicht größte Menschheitsziel sein. (...)
"Immerhin hat das den Staat zur Hölle gemacht, daß ihn der Mensch zu seinem Himmel machen wollte." (Friedrich Hölderlin, 'Hyperion')
Die Abschaffung ist die Utopie, deren Einlösung ich nicht zu sehen vermag.
Derweil wäre es immerhin schon mal ein guter Schritt, den Staat weg vom Moloch hin zu einem vernünftigen und humanen, dem Allgemeinwohl dienenden Gebilde zu verändern. Von Menschen, für Menschen.
yeboah 1981 schrieb: Wenn allerdings, der Staat dies, gerade im Feld der Sicherheit (back to topic) von den Bürgern einfordert, hat das ein ganz bestimmtes Geschmäckle.
Der Staat hat da gar nix einzufordern. Das ist Sache der Menschen selbst. Man mischt sich ein und tut sich zusammen und sieht nicht zu, wie einer zusammengetreten wird. Dazu braucht man weder Bürgerwehren oder Hipos noch Staat. Dazu muß man allerdings schon mal die Erfahrung der Solidarität gesucht und gemacht haben; von nichts kommt nichts.
Aber solange man seine Hoffnungen auch nur für 3 Cents auf den Staat legt, wird daraus nichts werden. Der Staat und die Profiteure, die ihn in der Hand haben, sind an größerer Zwietracht und nicht an Solidarität interessiert. Dazu gehört auch die Angst voreinander und die vor dem Staat.
Ich finde, du musst jetzt nicht persönlich werden. Du hast keine Ahnung, was ich für Solidaritätserfahrungen gemacht habe, und keine, ob ich Zivilcourage in brenzligen Situationen zeige. Also lass das raus und lies noch mal den Anfang dieser Diskussion, wo ich klar mache, dass der Staat eben Zivilcourage auf keinen Fall einfordern darf. Gegen Zivilcourage, Engagement, Nicht-Wegsehen usw. hab ich mich nirgendswo ausgesprochen. Da verdrehst du einem mal wieder die Worte.
Ich wollte nicht "persönlich" werden. Das hast du falsch verstanden.
EvilRabbit schrieb: Nach dieser Logik muss man sich dann aber fragen, wieso unterlassene Hilfeleistung strafbar ist. Dass der Staat das einfordert ist doch offensichtlich Fakt, wenn auch mit der Einschränkung sich nicht selbst in Gefahr bringen zu müssen.
Von daher ist dieses "Geschmäckle" schon relativ alt...
Es ist etwas anderes, ob man jemandem in Notsituationen wie Unfällen helfen muss, oder aber mit Gewalt in bestimmten Situationen einschreiten muss. Deshalb ist dieses "Geschmäckle" zu differenzieren.
"Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft."
Da wird nix differenziert.
"(...)und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr(...)
Da ist doch die Differenzierung. :neutral-face
Es ging um eine Differenzierung zwischen z.b. Unfall und solchen Geschichten wie hier. Es wird nicht danach differenziert, in welcher Notlage sich der Betroffene befindet. Nur danach, in welche Gefahr sich der Helfer begibt.
Wenn ich auf der Überholspur einer Autobahn einen Schwerverletzten aus seiner Karre ziehen soll, ist das ja mutmaßlich nicht weniger lebensbedrohlich, wie mich drei betrunkenen Schlägern entgegen zu stellen. Wenn es mir zuzumuten ist, bin ich von Gesetz wegen verpflichtet, zu helfen.
yeboah 1981 schrieb: Wenn allerdings, der Staat dies, gerade im Feld der Sicherheit (back to topic) von den Bürgern einfordert, hat das ein ganz bestimmtes Geschmäckle.
Der Staat hat da gar nix einzufordern. Das ist Sache der Menschen selbst. Man mischt sich ein und tut sich zusammen und sieht nicht zu, wie einer zusammengetreten wird. Dazu braucht man weder Bürgerwehren oder Hipos noch Staat. Dazu muß man allerdings schon mal die Erfahrung der Solidarität gesucht und gemacht haben; von nichts kommt nichts.
Aber solange man seine Hoffnungen auch nur für 3 Cents auf den Staat legt, wird daraus nichts werden. Der Staat und die Profiteure, die ihn in der Hand haben, sind an größerer Zwietracht und nicht an Solidarität interessiert. Dazu gehört auch die Angst voreinander und die vor dem Staat.
Natürlich braucht man für Zivilcourage keinen Staat. Das ist Sache der Bürger. Das heute viele nicht mehr helfen hat wohl einmal mit der Anonymität der Großstadt zu tun, andererseits aber auch vor der Angst (und diese wird durch die Medienberichte nicht gemindert) beim Eingreifen Opfer zu werden. Hierfür braucht es keinen Staat um diese Zustände zu ändern. Da gehe ich mit dir konform.
Aber der Staat muss schon vorher eingreifen. Er muss in die Bildung investieren, damit Jugendliche eine Perspektive haben. Er muss in soziale Einrichtungen investieren um Jugendlichen ein Auffangbecken zu geben. Das Angebot an Jugendcafe, Jugendtreffs etc. muss ausgeweitet werden, damit Jugendliche erst gar nicht ein so hohes Aggressionspotential bekommen.
Aber der Staat muss auch im bereich der Polizei investieren. Gerade zu Uhrzeiten, in denen man nicht auf die Hilfe der Mitbürger vertrauen kann, also nachts bzw. jetzt sobald es dunkel ist könnten mehr Streifenwagen, gerade an "abgelegneren Orten" schon die Sicherheit steigern. Ich z.B. bewundere jede Frau, die in der Dämmerung alleine in die Buga oder den Grüneburgpark laufen geht. Ich persönlich würde mich dort alleine nicht sicher fühlen.
Und der Staat muss auch in der Justiz investieren. Es kann nicht sein, dass gerade im Jugendstrafrecht, welches vom Erziehungscharakter geprägt sein soll ein Prozess erst 8, 10 oder 12 Monate nach der Tat stattfindet. Die erzieherische Wirkung verpufft in diesem Fall, da die Konsequenz der Tat nicht unmittelbar folgt. Auch hier ist der Staat in der Pflicht.
yeboah1981 schrieb: (...) @pedro Die Voraussetzungen zu schaffen, dass der Staat unnötig wird, sollte das vielleicht größte Menschheitsziel sein. (...)
"Immerhin hat das den Staat zur Hölle gemacht, daß ihn der Mensch zu seinem Himmel machen wollte." (Friedrich Hölderlin, 'Hyperion')
Die Abschaffung ist die Utopie, deren Einlösung ich nicht zu sehen vermag.
Derweil wäre es immerhin schon mal ein guter Schritt, den Staat weg vom Moloch hin zu einem vernünftigen und humanen, dem Allgemeinwohl dienenden Gebilde zu verändern. Von Menschen, für Menschen.
Das ist dann aber kein "Staat" mehr, wenn er aus den Menschen selbst besteht und diese sich dort selbstorganisieren.
"Staat" ist etwas isoliertes, abgehobenes, ein "Apparat" ("Repräsentativ-Demokratie"), auf den ich nicht direkten Einfluss nehmen kann, dessen "Abgeordnete" ich nicht jederzeit abwählen kann und die "nur ihrem Gewissen" unterworfen sind und nicht Weisungen und nicht Aufträgen.
Man sollte diese Ghettos aus den 70er Jahren abreißen und mit menschlichem Maß neu bauen.
Ich bin der Überzeugung ,dass auch diese unmenschliche Betonarchitektur ein Mosaiksteinchen ist. Wie soll man ein Mensch werden, wenn man wie ein Käfighuhn wohnen muß?
das war überhaupt nicht off topic
Bundestverdienstkreuze verleihen wird bejubelt - es kostet ja nichts , Polizei ,Lehrer, Sozialarbeiter etc fordern im Gedenkgotesdienst für die Opfer auch Klasse!
Aber wenn es um konkrete Politik geht , gehen Steuersenkungen und schlanker Staat natürlich vor......
Hier gehts doch nicht um Lizenzen zur Gewalt. Das sind Ausgeburte aus den medialen Hetzkampagnen der Politiker, welche damit ihren Überwachungsstaat legitimieren wollen.
Es geht schlicht um die Frage, ob Mitmenschlichkeit an einen abgehobenen Staatsapparat delegiert werden kann und soll, oder nicht, oder ob nicht gerade umgekehrt die längst leider erfolgte "Delegation von Verantwortung" zum Rückgang von Gemeinsinn und zu solchen Ereignissen führt, wie sie her in Rede stehen und die seit Jahrzehnten immer weiter verfeinerte Vergegensätzlichung der Bevölkerung, ihre systematische Verspaltung, der immer weiter getriebene Geist des Egoismus' und des Profits, welcher durch genau den Staat, dem du die Verantwortung für solches Gemeinsinnen übertragen willst, gewaltsam gestützt wird, nicht die wirkliche Ursache für die Gleichgültigkeit der Menschen und ihre Entsolidarisierung ist.
@pedro Die Voraussetzungen zu schaffen, dass der Staat unnötig wird, sollte das vielleicht größte Menschheitsziel sein. Da bin ich mit dir. Aber solange dies nicht der Fall ist, kann der Staat nicht einfach all seine Aufgaben an die Gesellschaft abwälzen: Bürgerwehren und Hilfspolizisten, Eltern müssen in den Schulen die Lehrer ersetzen, Suppenküchen statt Wohlfahrt. Wenn man es realistisch betrachtet, wäre das die Folge deiner Forderungen, die in der Theorie natürlich schön klingen.
wie man es auch nennt, eine gewisse Art Staat wirds immer geben, sobald sich eine Gemeinschaft bildet und zusammen organisiert.
Wenn nicht sind wir in der Steinzeit und selbst da hat die Familie oder Sippe eine Gemeinschaft gebildet übrigens sogar eine soziale... der alte Vater, der nicht mehr jagen gehen konnte wurde mitgefüttert- so faul er auch rumhockte. - wenn man auch das noch ablehnt, landet man im Tierreich.
Es geht schlicht um die Frage, ob Mitmenschlichkeit an einen abgehobenen Staatsapparat delegiert werden kann und soll, oder nicht, oder ob nicht gerade umgekehrt die längst leider erfolgte "Delegation von Verantwortung" zum Rückgang von Gemeinsinn und zu solchen Ereignissen führt, wie sie her in Rede stehen und die seit Jahrzehnten immer weiter verfeinerte Vergegensätzlichung der Bevölkerung, ihre systematische Verspaltung, der immer weiter getriebene Geist des Egoismus' und des Profits, welcher durch genau den Staat, dem du die Verantwortung für solches Gemeinsinnen übertragen willst, gewaltsam gestützt wird, nicht die wirkliche Ursache für die Gleichgültigkeit der Menschen und ihre Entsolidarisierung ist.
erstmal gratulation zu diesem satzungetüm. der literturnobelpreis ist aber leider schon vergeben.
ansonsten kann ich nicht wirklich feststellen, dass eure positionen soweit auseinander sind. es ist lediglich so, dass du dem staat nicht zutraust was y81 einfordert.
ich teile deine einschätzung, wenn man sich hier in den diversen politischen threads umschaut ist das "jeder ist seines glückes schmied" und das "wer abkackt hat selbst schuld" weit verbreitet. ich teile auch deine einschätzung dass dieses lesitungsprinzip zu einer entsolidarisierung der menschen geführt hat. nicht aller, aber vieler.
gleichzeitig sehe ich aber nicht wie die menschen das selbst wieder in den griff bekommen sollen ohne dass die politik sich signifikant ändert. "the winner takes it all" gilt nicht mehr nur im sport, bei "wer wird millionär" oder "deutschland sucht den superstar". es ist von ganz, ganz vielen verinnerlicht worden die nie auch nur in die nähe des goldenen löffels kommen werden.
"mein haus, mein pferd, meine yacht" und "geiz ist geil" als gesellschaftlicher gegenentwurf zur solidargemeinschaft.
da dem so ist hat die politik dann aber auch die aufgabe die rahmenbedingungen dahingehend zu gestalten, so sie nicht daran interessiert ist daran etwas zu ändern, die auswüchse möglichst minimal bleiben.
ansonsten hast du ganz schnell bürgerwehren auf der strasse und bei der vorstellung gruselt es mich.
Es lassen sich auch schon jetzt durchaus Verhältnisse realisieren, wo es den Staat nicht braucht. Ich rede nicht von Bürgerwehren und HiPos, sondern einfach von einer solidarischeren Gemeinschaft.
Du hast es eben infolge deiner Jugend nicht erlebt, wie schnell die Menschen sich zusammentun und die Kälte und die Gleichgültigkeit abgeschüttelt wird.
Da wird es dann plötzlich nicht mehr möglich, Lehrer durch Eltern zu ersetzen, oder die Armen mit Suppenküchen abzuspeisen. Genau da geht es doch, wenn man den Staat brav machen lässt, hin.
Vielmehr wird das alles ganz schnell dem Staat abgetrotzt und erkämpft. Das war schon immer der Fall war, wenn es um soziale Errungenschaften ging; vom allgemeinen Kreissaal bis zur Rente.
Nein, wenn es um Gemeinsinn und Fortschritt für die Volksmassen ging und geht, dann war das stets nur gegen und niemals mit dem Staat zu erreichen.
Außerdem war ich im Kinderladen.
Blockwart allez...
Von daher ist dieses "Geschmäckle" schon relativ alt...
Es ist etwas anderes, ob man jemandem in Notsituationen wie Unfällen helfen muss, oder aber mit Gewalt in bestimmten Situationen einschreiten muss. Deshalb ist dieses "Geschmäckle" zu differenzieren.
Der Staat hat da gar nix einzufordern. Das ist Sache der Menschen selbst. Man mischt sich ein und tut sich zusammen und sieht nicht zu, wie einer zusammengetreten wird. Dazu braucht man weder Bürgerwehren oder Hipos noch Staat.
Dazu muß man allerdings schon mal die Erfahrung der Solidarität gesucht und gemacht haben; von nichts kommt nichts.
Aber solange man seine Hoffnungen auch nur für 3 Cents auf den Staat legt, wird daraus nichts werden. Der Staat und die Profiteure, die ihn in der Hand haben, sind an größerer Zwietracht und nicht an Solidarität interessiert. Dazu gehört auch die Angst voreinander und die vor dem Staat.
"Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft."
Da wird nix differenziert.
"(...)und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr(...)
Da ist doch die Differenzierung. :neutral-face
"Immerhin hat das den Staat zur Hölle gemacht, daß ihn der Mensch zu seinem Himmel machen wollte." (Friedrich Hölderlin, 'Hyperion')
Die Abschaffung ist die Utopie, deren Einlösung ich nicht zu sehen vermag.
Derweil wäre es immerhin schon mal ein guter Schritt, den Staat weg vom Moloch hin zu einem vernünftigen und humanen, dem Allgemeinwohl dienenden Gebilde zu verändern. Von Menschen, für Menschen.
Ich wollte nicht "persönlich" werden. Das hast du falsch verstanden.
Es ging um eine Differenzierung zwischen z.b. Unfall und solchen Geschichten wie hier. Es wird nicht danach differenziert, in welcher Notlage sich der Betroffene befindet. Nur danach, in welche Gefahr sich der Helfer begibt.
Wenn ich auf der Überholspur einer Autobahn einen Schwerverletzten aus seiner Karre ziehen soll, ist das ja mutmaßlich nicht weniger lebensbedrohlich, wie mich drei betrunkenen Schlägern entgegen zu stellen. Wenn es mir zuzumuten ist, bin ich von Gesetz wegen verpflichtet, zu helfen.
Natürlich braucht man für Zivilcourage keinen Staat. Das ist Sache der Bürger. Das heute viele nicht mehr helfen hat wohl einmal mit der Anonymität der Großstadt zu tun, andererseits aber auch vor der Angst (und diese wird durch die Medienberichte nicht gemindert) beim Eingreifen Opfer zu werden. Hierfür braucht es keinen Staat um diese Zustände zu ändern. Da gehe ich mit dir konform.
Aber der Staat muss schon vorher eingreifen. Er muss in die Bildung investieren, damit Jugendliche eine Perspektive haben. Er muss in soziale Einrichtungen investieren um Jugendlichen ein Auffangbecken zu geben.
Das Angebot an Jugendcafe, Jugendtreffs etc. muss ausgeweitet werden, damit Jugendliche erst gar nicht ein so hohes Aggressionspotential bekommen.
Aber der Staat muss auch im bereich der Polizei investieren. Gerade zu Uhrzeiten, in denen man nicht auf die Hilfe der Mitbürger vertrauen kann, also nachts bzw. jetzt sobald es dunkel ist könnten mehr Streifenwagen, gerade an "abgelegneren Orten" schon die Sicherheit steigern. Ich z.B. bewundere jede Frau, die in der Dämmerung alleine in die Buga oder den Grüneburgpark laufen geht. Ich persönlich würde mich dort alleine nicht sicher fühlen.
Und der Staat muss auch in der Justiz investieren. Es kann nicht sein, dass gerade im Jugendstrafrecht, welches vom Erziehungscharakter geprägt sein soll ein Prozess erst 8, 10 oder 12 Monate nach der Tat stattfindet. Die erzieherische Wirkung verpufft in diesem Fall, da die Konsequenz der Tat nicht unmittelbar folgt. Auch hier ist der Staat in der Pflicht.
Das ist dann aber kein "Staat" mehr, wenn er aus den Menschen selbst besteht und diese sich dort selbstorganisieren.
"Staat" ist etwas isoliertes, abgehobenes, ein "Apparat" ("Repräsentativ-Demokratie"), auf den ich nicht direkten Einfluss nehmen kann, dessen "Abgeordnete" ich nicht jederzeit abwählen kann und die "nur ihrem Gewissen" unterworfen sind und nicht Weisungen und nicht Aufträgen.
Ich bin der Überzeugung ,dass auch diese unmenschliche Betonarchitektur ein Mosaiksteinchen ist. Wie soll man ein Mensch werden, wenn man wie ein Käfighuhn wohnen muß?