adlerkadabra schrieb: Was wir noch nicht gewürdigt haben: ich bin mir sicher, dass die Rosetta/Philae Mission von Bedeutung ist gerade auch im Hinblick auf eine mögliche Gefährdung der Erde durch NEOs (Near Earth Objects), namentlich größere Asteroiden auf Kollisionskurs. Die wahrscheinlichsten der bislang erwogenen Szenarien zur Abwendung einer solchen Gefahr beinhalten die Herausforderung, ein solches Objekt gezielt anzufliegen und darauf zu landen. Genau das wurde hier geleistet.
Und natürlich zu wissen aus was sie bestehen und mit welchen Werkzeugen man sie bearbeiten müsste um sie denn im Fall der Fälle auch zerstören zukönnen.
adlerkadabra schrieb: Was wir noch nicht gewürdigt haben: ich bin mir sicher, dass die Rosetta/Philae Mission von Bedeutung ist gerade auch im Hinblick auf eine mögliche Gefährdung der Erde durch NEOs (Near Earth Objects), namentlich größere Asteroiden auf Kollisionskurs. Die wahrscheinlichsten der bislang erwogenen Szenarien zur Abwendung einer solchen Gefahr beinhalten die Herausforderung, ein solches Objekt gezielt anzufliegen und darauf zu landen. Genau das wurde hier geleistet.
Und natürlich zu wissen aus was sie bestehen und mit welchen Werkzeugen man sie bearbeiten müsste um sie denn im Fall der Fälle auch zerstören zukönnen.
Zerstören gehört nicht unbedingt zu den vorrangigen Optionen. Computersimulationen haben ergeben, dass nach einer Sprengung anstelle des kompakten Brockens wahrscheinlich der Trümmerhaufen weiter die eingeschlagene Bahn verfolgen und die Erde gewissermaßen von einer gewaltigen kosmischen Schrotladung getroffen würde, was noch verheerendere Auswirkungen haben könnte als ein singulärer Treffer.
Daher diskutiert man u.a. die Möglichkeit, eine Sonde auf dem Objekt zu landen, sie dort fest zu verankern (also genau das, was diesmal leider nicht geklappt hat) und dann das Triebwerk wieder zu zünden. Von dem erzeugten Schub würde man sich eine Bahnveränderung erhoffen, die ausreichend wäre, um den Asteroiden vorbei fliegen zu lassen.
NEOs sind andere Objekte als Kometen, haben also eine anderen Aufbau / Festigkeit. Eine weitere Schwierigkeit bei NEOs ist, dass man vermutlich nicht jahrelang Zeit hat eine Mission zu fliegen, die eine kleine Relativgeschwindigkeit des NEOs und der Mission ermöglicht, um darauf zu landen. Eine wesentliche Errungenschaft sehe ich aber in der Rosetta Mission diesbezüglich, dass man sich (als Europäer) erstmals mittels optischer Navigation sich einem Objekt (Komet) genähert hat, was man vorher noch nie gemacht hat. Die Bahn des Kometen war vor der Ankunft Rosettas nur auf wenige Tausend Kilometer bekannt. So kann man natürlich nicht landen. Man hat also Rosetta relativ zum Kometen navigiert und nicht relativ zu einer vorher errechneten Bahn (wie z.B. bei Mars oder anderen Planeten des Sonnensystems). Diese Fähigkeit würde man bei Annäherung an NEOs sicher auch brauchen.
So sehe ich das auch. Wobei eine Erkenntnis der jetzigen Mission zu sein scheint (!), dass der Komet von ziemlich dichter, kompakter Beschaffenheit ist. Sollte sich das bestätigen, wäre es eine Überraschung - bislang bemühte man da ja gern das Bild vom "schmutzigen Schneeball".
Und auch Asteroiden können ziemlich verschieden daher kommen. Die v.a. aus Kohlenstoff bestehenden C-Asteroiden dürften um einiges bröseliger sein als ein superkompakter Nickel-Eisen-Asteroid der M-Klasse.
Dass es durchaus Sinn macht, die NEOs nach Möglichkeit gut im Auge zu behalten, illustriert recht nachdrücklich dieser Bericht, der den Impakt eines 1,5 km durchmessenden Asteroiden mit ca. 72.000 km/h dokumentiert - der Bursche hat ein Loch in unser schönes Süddeutschland gemacht, das Nördlinger Ries.
Vielleicht ist die Sprengung doch eine Option. Ist abhängig von der Beschaffenheit des Boliden. Wird er in viele kleine Teile zersprengt , ist der Anteil , der auf der Oberfläche ankommt kleiner ( wegen Verglühen in der Atmosphäre ). Der grosse Brocken in Russland kam ja auch nur langsam nach unten , die hauptsächlichen Schäden entstanden durch den Airburst. Man kann nur hoffen , dass man über sowas nicht irgendwann mal nachdenken muss ...
Zum ersten Mal überhaupt zeigt ein Foto Planeten im Moment ihrer Entstehung! Ein Teleskop der Europäischen Südsternwarte ESO auf dem Cerro Paranal in der chilenischen Atacama-Wüste hat es aufgenommen: den ganz jungen Stern HL Tauri, selber quasi noch in Geburt begriffen, darum herum die riesige Staubscheibe, in der Planeten sich bilden und gerade dabei sind, sich ihre Bahnen freizuräumen.
Ein ehemaliger Kollege von mir arbeitet in der Flight Dynamics Gruppe für die Rosetta Mission. Sehr beneidenswert, an so einem Projekt teilhaben zu dürfen.
Vielleicht kann ich ihn ja mal zu einem Gastbeitrag motivieren. Dann aber sicher nur auf Englisch oder Flämisch. ,-)
Feigling schrieb: Danke für all die lesenswerten Beiträge.
Ein ehemaliger Kollege von mir arbeitet in der Flight Dynamics Gruppe für die Rosetta Mission. Sehr beneidenswert, an so einem Projekt teilhaben zu dürfen.
Vielleicht kann ich ihn ja mal zu einem Gastbeitrag motivieren. Dann aber sicher nur auf Englisch oder Flämisch. ,-)
Feigling schrieb: Danke für all die lesenswerten Beiträge.
Ein ehemaliger Kollege von mir arbeitet in der Flight Dynamics Gruppe für die Rosetta Mission. Sehr beneidenswert, an so einem Projekt teilhaben zu dürfen.
Vielleicht kann ich ihn ja mal zu einem Gastbeitrag motivieren. Dann aber sicher nur auf Englisch oder Flämisch. ,-)
Feigling schrieb: Danke für all die lesenswerten Beiträge.
Ein ehemaliger Kollege von mir arbeitet in der Flight Dynamics Gruppe für die Rosetta Mission. Sehr beneidenswert, an so einem Projekt teilhaben zu dürfen.
Vielleicht kann ich ihn ja mal zu einem Gastbeitrag motivieren. Dann aber sicher nur auf Englisch oder Flämisch. ,-)
Oh, ein Kollege. Ich habe einen Verdacht, wen Du meinst
Feigling schrieb: Danke für all die lesenswerten Beiträge.
Ein ehemaliger Kollege von mir arbeitet in der Flight Dynamics Gruppe für die Rosetta Mission. Sehr beneidenswert, an so einem Projekt teilhaben zu dürfen.
Vielleicht kann ich ihn ja mal zu einem Gastbeitrag motivieren. Dann aber sicher nur auf Englisch oder Flämisch. ,-)
Ich arbeite seit 1999 (unter anderen) an Rosetta in der Flugdynamik. In der Tat ist die Rosetta Mission ein Höhepunkt in der beruflichen Laufbahn eines jeden Kollegen. Generell versuche ich gern, Einblicke in die Arbeit zu geben. Allerdings drehen sich die Diskussionen zumeist um wissenschaftliche Fragestellungen, die wir in der Flugdynamik nicht beantworten - dafür sind eben die Wisschenschaftler zuständig.
In der Flugdynamik werden im Wesentlichen die folgenden Gebiete behandelt. Missionsdesign (wo und wie fliegt man wo entlang - in Absprachen mit den Wissenschaftlern) , Navigation (Berechnung der aktuellen Position, deren Vorhersage), Berechnung von Manövern für die weitere Mission, Kontrolle der Lage des Satelliten. Für die Roettamission gibt es viele "zum ersten Mal" und "anders als für andere Missionen".
Bevor ich das Forum zuschwallere, wäre es hilfreich zu wissen, welche Interessengebiete es gibt, zu denen ich Auskunft geben könnte.
Danke, wunderbar, es dürfte nicht allzu viele Fußballforen geben, in denen Infos zu Weltraummissionen aus erster Hand zu kriegen sind
Mich würde im Grund die ganze weitere Flugdynamik interessieren:
- wann erreicht der Komet voraussichtlich den Punkt größter Sonnennähe?
- ist damit zu rechnen, dass er diesen Punkt einigermaßen unbeschädigt passiert? (oder wird es ihn dabei zerlegen, wie seinen Kollegen neulich - Namen habe ich leider vergessen?)
- ab welchem Punkt der Sonnenannäherung wird man versuchen, wieder Kontakt zu Philae aufzunehmen resp. sie wieder aufzuwecken? D.h.: ab wann wird das Landerchen über signifikant mehr Energie verfügen?
- Gibt es zur Zeit Kontakt zu Rosetta? Wenn ja: was sagt sie so?
- Anschlussfrage an Frage 1 und 2: was wird mit Rosetta und Philae passieren, wenn der Komet seine größte Annäherung an die Sonne erreicht?
Hmm, bei solcher Nähe zur Mission... hätte man da nicht vielleicht ein Entchen oder zumindest einen Eintracht-Aufkleber mit auf den Kometen nehmen können? Beispiele gibt es da ja schon für Portal 2 auf der ISS
Im Ernst, vielen Dank für die missionsnahen Eindrücke
Habe heute einen freien Tag (jede Menge Überstunden, wieso dürfte klar sein )...
Kurz, um Missverständnisse zu vermeiden: ich unterscheide zwischen Rosetta = Satellit, ist gesund und fliegt um den Kometen herum Philae = Lander, kein Kontakt mehr, kennen wir alle von der letzten Woche
Den sonnennähesten Punkt wird der Komet Mitte August 2015 erreichen. Der Abstand des Kometen zur Sonne wird knapp 1.3 mal der Abstand Sonne-Erde sein. Im Moment sind wir bei mehr als der doppelten Distanz. Der Rosetta Satellit ist dafür gebaut, um diese Annäherung zu überstehen.
Was aber bis dahin und darüber hinaus mit dem Kometen passiert? Sag ich doch, wissenschaftlich Frage, bin ich nicht für zuständig Man weiss es einfach nicht und aus diesem Grund fliegt man die Rosetta Mission, um das herauszufinden. Der Komet wird zunächst aktiver werden. Aktivität, also den Verlust von Material, konnte man bisher schon recht gut beobachten und das wird deutlich mehr werden. Insbesondere die "Halsregion" des Kometen scheint ein bevorzugter Ort für Jets (stahlartiger Materieverlust) zu sein. Das konnte man bisher prima sehen. Ob das reichen wird, um den Kometen in mehrere Einzelteile zerfallen zu lassen, werden wir sehen. Wie gesagt, es ist das erste Mal, dass man Kometenaktivität systematisch und aus der Nähe beobachten kann.
Wir haben täglich Kontakt zum Rosetta Satelliten und wir bekommen auch täglich Bilder von der Kometenoberfläche, denn daran müssen wir uns orientieren, um festzustellen, wo genau der Satellit sich befindet. Rosetta fliegt im Moment in ca. 30 km Höhe genau über der Tag-Nacht Grenze des Kometen. Das hat zum einen den Grund, dass Rosetta nie und niemals in den Sonnenschatten gelangen darf (ist der Satellit nicht für gebaut) und zum anderen, ist entlang dieser Tag-Nacht Grenze die Kometenaktivität geringer. Weiterhin kann man natürlich durch die seitliche Sonneneinstrahlung viele Merkmale auf der Kometenoberfläche gut auflösen.
Die abstrahlende Materie ist natürlich ein Problem für die Navigation, da sie den Satelliten nach außen drückt. Die Kometenaktivität ist momentan ja noch relativ gering, sie lässt sich aber sehr schwer vorhersagen, insbesondere wenn sich Jets ausbilden werden. Das wird also noch sehr sehr spannend die nächsten Monate...
Die Bahnen von Rosetta um den Kometen sind im wesentlichen für die nächsten 6 Monate bereits geplant. Man wird sich dem Kometen nähern (bis auf 8 km vom Kometenzentrum), man wird weiter weg gehen, Regionen überfliegen, die man noch nicht so gut kennt, und auch oft die Tag-Nacht-Grenze entlang fliegen. Rosetta hat neben Kameras noch eine Menge wissenschaftliche Experimente an Bord und wird viele Fragen beantworten können, wenn auch nicht im Rahmen eines so spektakulären Experimentes wie der Landung.
Ich gehe jetzt erst mal Laufen ... nachher schreibe ich noch etwas über Philae.
Sehe meinen Verdacht bestätigt, dass ihr euch bei dem Ganzen was gedacht habt ,-) Allein schon die Navigation von Rosetta um den Kometen herum scheint einigermaßen komplex zu sein, nicht zuletzt aufgrund von dessen Eigendynamik im Zusammenspiel mit dem Sonnenwind. Vielen Dank jedenfalls, v.a. für die good news, dass Rosetta wohl ausreichend robust sein dürfte, um die Passage durch den Perihel (sonnennächster Punkt der Umlaufbahn) zu überstehen.
Und natürlich zu wissen aus was sie bestehen und mit welchen Werkzeugen man sie bearbeiten müsste um sie denn im Fall der Fälle auch zerstören zukönnen.
Zerstören gehört nicht unbedingt zu den vorrangigen Optionen. Computersimulationen haben ergeben, dass nach einer Sprengung anstelle des kompakten Brockens wahrscheinlich der Trümmerhaufen weiter die eingeschlagene Bahn verfolgen und die Erde gewissermaßen von einer gewaltigen kosmischen Schrotladung getroffen würde, was noch verheerendere Auswirkungen haben könnte als ein singulärer Treffer.
Daher diskutiert man u.a. die Möglichkeit, eine Sonde auf dem Objekt zu landen, sie dort fest zu verankern (also genau das, was diesmal leider nicht geklappt hat) und dann das Triebwerk wieder zu zünden. Von dem erzeugten Schub würde man sich eine Bahnveränderung erhoffen, die ausreichend wäre, um den Asteroiden vorbei fliegen zu lassen.
Eine wesentliche Errungenschaft sehe ich aber in der Rosetta Mission diesbezüglich, dass man sich (als Europäer) erstmals mittels optischer Navigation sich einem Objekt (Komet) genähert hat, was man vorher noch nie gemacht hat. Die Bahn des Kometen war vor der Ankunft Rosettas nur auf wenige Tausend Kilometer bekannt. So kann man natürlich nicht landen. Man hat also Rosetta relativ zum Kometen navigiert und nicht relativ zu einer vorher errechneten Bahn (wie z.B. bei Mars oder anderen Planeten des Sonnensystems). Diese Fähigkeit würde man bei Annäherung an NEOs sicher auch brauchen.
Und auch Asteroiden können ziemlich verschieden daher kommen. Die v.a. aus Kohlenstoff bestehenden C-Asteroiden dürften um einiges bröseliger sein als ein superkompakter Nickel-Eisen-Asteroid der M-Klasse.
Dass es durchaus Sinn macht, die NEOs nach Möglichkeit gut im Auge zu behalten, illustriert recht nachdrücklich dieser Bericht, der den Impakt eines 1,5 km durchmessenden Asteroiden mit ca. 72.000 km/h dokumentiert - der Bursche hat ein Loch in unser schönes Süddeutschland gemacht, das Nördlinger Ries.
http://www.dlr.de/dlr/desktopdefault.aspx/tabid-10081/151_read-12176/year-all/#/gallery/17219
http://spaceflightnow.com/2014/11/18/philae-finds-comet-harbors-organics/
http://www.eso.org/public/news/eso1436/
Zum ersten Mal überhaupt zeigt ein Foto Planeten im Moment ihrer Entstehung! Ein Teleskop der Europäischen Südsternwarte ESO auf dem Cerro Paranal in der chilenischen Atacama-Wüste hat es aufgenommen: den ganz jungen Stern HL Tauri, selber quasi noch in Geburt begriffen, darum herum die riesige Staubscheibe, in der Planeten sich bilden und gerade dabei sind, sich ihre Bahnen freizuräumen.
Wir leben wahrhaftig in spannenden Zeiten!
Ein ehemaliger Kollege von mir arbeitet in der Flight Dynamics Gruppe für die Rosetta Mission. Sehr beneidenswert, an so einem Projekt teilhaben zu dürfen.
Vielleicht kann ich ihn ja mal zu einem Gastbeitrag motivieren. Dann aber sicher nur auf Englisch oder Flämisch. ,-)
das wäre großartig!
English nehmen wir, flämisch wäre schwierig.
Oh, ein Kollege. Ich habe einen Verdacht, wen Du meinst
Das wäre in der Tat sehr fein.
In der Flugdynamik werden im Wesentlichen die folgenden Gebiete behandelt. Missionsdesign (wo und wie fliegt man wo entlang - in Absprachen mit den Wissenschaftlern) , Navigation (Berechnung der aktuellen Position, deren Vorhersage), Berechnung von Manövern für die weitere Mission, Kontrolle der Lage des Satelliten. Für die Roettamission gibt es viele "zum ersten Mal" und "anders als für andere Missionen".
Bevor ich das Forum zuschwallere, wäre es hilfreich zu wissen, welche Interessengebiete es gibt, zu denen ich Auskunft geben könnte.
Mich würde im Grund die ganze weitere Flugdynamik interessieren:
- wann erreicht der Komet voraussichtlich den Punkt größter Sonnennähe?
- ist damit zu rechnen, dass er diesen Punkt einigermaßen unbeschädigt passiert? (oder wird es ihn dabei zerlegen, wie seinen Kollegen neulich - Namen habe ich leider vergessen?)
- ab welchem Punkt der Sonnenannäherung wird man versuchen, wieder Kontakt zu Philae aufzunehmen resp. sie wieder aufzuwecken? D.h.: ab wann wird das Landerchen über signifikant mehr Energie verfügen?
- Gibt es zur Zeit Kontakt zu Rosetta? Wenn ja: was sagt sie so?
- Anschlussfrage an Frage 1 und 2: was wird mit Rosetta und Philae passieren, wenn der Komet seine größte Annäherung an die Sonne erreicht?
Gleichviel: ich drücke alle Daumen!
Beispiele gibt es da ja schon für Portal 2 auf der ISS
Im Ernst, vielen Dank für die missionsnahen Eindrücke
Kurz, um Missverständnisse zu vermeiden: ich unterscheide zwischen
Rosetta = Satellit, ist gesund und fliegt um den Kometen herum
Philae = Lander, kein Kontakt mehr, kennen wir alle von der letzten Woche
Den sonnennähesten Punkt wird der Komet Mitte August 2015 erreichen. Der Abstand des Kometen zur Sonne wird knapp 1.3 mal der Abstand Sonne-Erde sein. Im Moment sind wir bei mehr als der doppelten Distanz. Der Rosetta Satellit ist dafür gebaut, um diese Annäherung zu überstehen.
Was aber bis dahin und darüber hinaus mit dem Kometen passiert? Sag ich doch, wissenschaftlich Frage, bin ich nicht für zuständig
Man weiss es einfach nicht und aus diesem Grund fliegt man die Rosetta Mission, um das herauszufinden. Der Komet wird zunächst aktiver werden. Aktivität, also den Verlust von Material, konnte man bisher schon recht gut beobachten und das wird deutlich mehr werden. Insbesondere die "Halsregion" des Kometen scheint ein bevorzugter Ort für Jets (stahlartiger Materieverlust) zu sein. Das konnte man bisher prima sehen. Ob das reichen wird, um den Kometen in mehrere Einzelteile zerfallen zu lassen, werden wir sehen. Wie gesagt, es ist das erste Mal, dass man Kometenaktivität systematisch und aus der Nähe beobachten kann.
Wir haben täglich Kontakt zum Rosetta Satelliten und wir bekommen auch täglich Bilder von der Kometenoberfläche, denn daran müssen wir uns orientieren, um festzustellen, wo genau der Satellit sich befindet. Rosetta fliegt im Moment in ca. 30 km Höhe genau über der Tag-Nacht Grenze des Kometen. Das hat zum einen den Grund, dass Rosetta nie und niemals in den Sonnenschatten gelangen darf (ist der Satellit nicht für gebaut) und zum anderen, ist entlang dieser Tag-Nacht Grenze die Kometenaktivität geringer. Weiterhin kann man natürlich durch die seitliche Sonneneinstrahlung viele Merkmale auf der Kometenoberfläche gut auflösen.
Die abstrahlende Materie ist natürlich ein Problem für die Navigation, da sie den Satelliten nach außen drückt. Die Kometenaktivität ist momentan ja noch relativ gering, sie lässt sich aber sehr schwer vorhersagen, insbesondere wenn sich Jets ausbilden werden. Das wird also noch sehr sehr spannend die nächsten Monate...
Die Bahnen von Rosetta um den Kometen sind im wesentlichen für die nächsten 6 Monate bereits geplant. Man wird sich dem Kometen nähern (bis auf 8 km vom Kometenzentrum), man wird weiter weg gehen, Regionen überfliegen, die man noch nicht so gut kennt, und auch oft die Tag-Nacht-Grenze entlang fliegen. Rosetta hat neben Kameras noch eine Menge wissenschaftliche Experimente an Bord und wird viele Fragen beantworten können, wenn auch nicht im Rahmen eines so spektakulären Experimentes wie der Landung.
Ich gehe jetzt erst mal Laufen ... nachher schreibe ich noch etwas über Philae.
Guten Lauf!
Der mit Abstand interessanteste Thread derzeit.