Corona - Gedanken zur Wirtschaft
Thread wurde von SGE_Werner am Donnerstag, 31. Oktober 2024, 16:00 Uhr um 16:00 Uhr gesperrt weil:
Siehe https://community.eintracht.de/forum/diskussionen/141794
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Hast du nicht!
Wenn ich sage, dass die Wirtschaft für die Menschen da sein soll und du daraufhin antwortest, dass sich die Wirtschaft wieder erholen wird, aber einige Menschen dabei auf der Strecke bleiben werden, dann fühle ich mich hochgradig verarscht. Und die für dich bestmögliche Interpretationen solchen Verhaltens ist, dass du doof bis zum Anschlag bist. Jede andere Erklärung wäre noch schlimmer für dich.
Zumindest bin ich schlau genau mich nicht weiter auf dieses Niveau herab zu begeben.
Für alle, die sich ernsthaft mal mit den wirtschaftlichen Zusammenhängen und den kurz- und mittelfristigen Auswirkungen des Shutdowns für Wirtschaft, Gesellschaft und damit auch für das Gesundheitssystem auseinander setzen wollen, empfehle ich folgendes Interview:
https://www.capital.de/wirtschaft-politik/thomas-straubhaar-die-oeffentliche-meinung-wird-kippen
Interessanter Artikel.... in verkürzter, etwas polemischer Form hat das ja auch Jens Lehmann so geäußert, daraufhin hat er den Shitstorm seines Lebens bekommen.
Es deckt sich auch größtenteils mit meiner Mutmaßung das wir spätestens im Mai wieder zu einem "normalen" Leben zurückkehren müssen, sicherlich mit Einschränkungen verbunden... aber die Gesellschaft hält eine monatelange Isolation nicht aus. Der Schaden würde apokalyptisch sein, und damit meine ich nicht den finanziellen Schaden...
Ich weiß nicht, ob das bis Mai dauern würde.
Vor knapp 10 Tagen, als die meisten hier noch zum Heimspiel gegen Basel wollten, hat der Shutdown angefangen. Knapp eine Woche später reicht ein Blick auf die Startseite von Bild.de und man erkennt, dass den Berichten über das Virus und die Maßnahmen ansich jetzt schon die ersten panische Berichte und Hilferufe über die wirtschaftlichen Konsequenzen folgen:
„Fahrlehrer, Bäcker, Fotograf, die blanke Pleite Angst der Unternehmer“
„Alarmbrief von fünf Handelsriesen an Altmaier: Herr Minister, es geht um unsere Zukunft“
„Tränen Appell vom Chef der Bäckerei Bosselmann“
„Frankfurter Gastronom: Herr Altmaier halten Sie ihr Versprechen“
Nach gerade mal 5 Werktagen Shutdown! Fünf!
Es müssen jetzt Diskussionen geführt werden zu Renditeobergrenzen und wo ein Existenzmaximum liegen soll. Es hat ja im Kleine schon begonnen, die Bundesregierung führt ja jetzt neue Mieterschutzgesetze ein, um in Not geratene Mieter zu schützen. Das brauchen wir überall.
Und wenn ich jetzt höre, dass 150 Mrd. neue Schulden zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise ausgegeben werden sollen, dann bedeutet das ja, dass weiter zusätzliches Geld geschaffen wird. Und wo landet es am Ende? Da, wo alles andere Geld auch schon letztlich gelandet ist: Bei Quandt, bei Schwarz, bei Hopp, bei Blackrock, bei Bezos, bei den Koch-Brüdern und all den anderen aus der kleinen Clique der Geld- und Machtelite, die den Rest der Menschheit ausbeutet, aussaugt und ausblutet.
Nein, macht keine neuen Schulden sondern holt euch das Geld in Form einer einmaligen Abgabe auf die Milliardenvermögen und verteilt das dann als adhoc-Maßnahme auf alle, die jetzt durch Corona in Existenzsorgen stecken.
Und wenn Corona überstanden ist, dann lasst uns ein neues Wirtschaftssystem errichten, dass nicht mehr auf der Ausbeutung der Massen zugunsten der kleine Clique der Finanzoligarchen beruht.
Wie so ein Wirtschaftssystem aussehen kann, hat Joseph Stiglitz hier beschrieben:
https://www.blaetter.de/ausgabe/2019/oktober/die-wirtschaft-die-wir-brauchen
Davor hat man ja gerade Sorge, dass China sich überdurchschnittlich schnell berappelt, während der Westen noch mit der Krise und den Auswirkungen kämpft und die Firmen zum Übernahmekandidat werden.
Ideen wie neues Wirtschaftssystem, Bedingungsloses Grundeinkommen, etc. sind Szenarien, die nur dann funktionieren, wenn es globale Richtlinien gibt, an die sich auch alle halten. Aber das ist ja selbst bei common sense Themen wie dem Pariser Abkommen schon nicht umsetzbar. Scheren die USA aus, dann scheren die nächsten aus, weil sie Nachteile gegenüber den USA für ihre eigene Wirtschaft befürchten.
Oder dem Walfang - was nützt es groß, wenn 190 Staaten dies verurteilen und Japan, Island und noch ein paar andere sagen dann "dankeschön für's Überlassen"?
Und so Themen wie Artenschutz sind eher minimale Themen, wo kein Land echte Einbußen befürchten muss, wenn es einfach nur mitzieht.
Deswegen sind Fantasien von einem anderen "humaneren" Wirtschaftssystem, die es ja in den letzten Jahren immer gab (ich erinnere nur mal an die Debatten der Piratenpartei dazu), mit oder ohne Corona-Krise etwas sehr unrealistisch.
Als überzeugter Marktwirtschaftler bin ich ganz klar der Auffassung, dass diese Wirtschaftsform der größtmöglichen Anzahl an Teilnehmern den größtmöglichen Wohlstand bringt.
Es gibt aber verschiedene Formen sich marktwirtschaftlich zu betätigen und richtige oder falsche Entscheidungen zu treffen.
Es gibt sehr viele, die studierten mit mir BWL, da waren viele bei, die das einfach nur so taten, weil sie nichts besseres wussten (das ist meist dann die Fraktion, die dann im Anschluss "irgendwas mit Medien" macht), dann gab es die Fraktion, die fraß alles unkritisch, was der Prof. ihnen vorsetzte (die heuern dann vorzugsweise bei den Big4 an) usw.
Ich stand vielem in meinem Studium immer kritisch gegenüber. Vor allem im Fach "Finanzierung" sträubten sich mir oft die Haare, weil irgendwelche Modellannahmen auch nur in der Theorie stimmig sind und für langfristiges unternehmerisches Handeln nicht taugen.
Vorgänge wie "feindliche Übernahmen" waren bis in die 90er Jahre in Deutschland undenkbar, weil sich die Deutschland AG gegenseitig mit Beteiligungen schützte. Daraus speiste sich ein großer Teil von Deutschlands Wohlstand. Die Industrie konnte produzieren, innovativ entwickeln, wachsen, ohne zuviel von ihren Erlösen dem Shareholder ausschütten zu müssen und war gleichzeitig trotzdem vor Aufkäufen der Konkurrenz geschützt.
Dieser deutsche Sonderweg hat uns zu dem Land nach dem Zweiten Weltkrieg gemacht, das wir heute sind.
Mit Mannesmann wurde dann erstmals eine deutsche Industrieperle zugunsten der Shareholder plattgemacht.
Und dann folgten immer mehr Firmen bzw. Eigentümer und verkauften an Hedge Fonds, Private Equity Gesellschaften oder Marktkonkurrenten.
Allein die fatale Entscheidung, solche Wirtschaftssubjekte ans Ruder zu lassen, die es oft nur auf die Vermögensgegenstände abgesehen haben und liquide Mittel absaugen wollen.
Es gibt den richtigen und den falschen Weg. Und ein Unternehmen, das seine Immobilien verkauft und sie dann zurückmietet, nur um z.B. davon die Dividende an irgendwelche Shareholder auszuschütten, die außer dass sie Anteile der Firma halten nichts zur Produktivität beitragen, so eine Firma glaubt nicht mehr an ihre eigene Zukunft und hat auch keine. Es handelt quasi selbstmörderisch.
Bezogen auf die Corona-Krise werden vor allem all jene Firmen in Bredouille kommen und nach dem Staat schreien, die durch kurzfristiges und/oder shareholder-value-getriebenes Handeln keinen Überbrückungsspielraum mehr haben.
In der BWL werden wie schon erwähnt, irgendwelche Annahmemodelle gemacht, wie die optimale Finanzierung ist - konkret mündet das dann in Empfehlungen, dass man Firmengebäude verkaufen und zurückmieten kann, weil man die Erlöse verzinst wieder besser an den Kapitalmärkten platzieren kann, usw.
Zum Glück hab ich mir meinen Abstand diesen Thesen gegenüber bewahrt und halte nach wie vor überhaupt nichts davon, sich in Abhängigkeit zu begeben.
Bezogen auf die Coronakrise dürfte daher all jenen Firmen der Laden um die Ohren fliegen, die dem Rat solcher Finanzierungsexperten gefolgt sind.
Ich für meinen Teil gehe dann lieber zurück auf das altgediente Sprichwort: "Eigner Herd ist goldes Wert".
Bezogen auf die Firmen oder aber auch Privatpersonen heißt das: Wer in Eigentum lebt und keine Miete zahlen muss, der kann sich jetzt deutlich entspannter zurücklehnen. Firmen wie ALDI, denen fast jeder Supermarkt als Eigentum gehört (war ein Credo der Albrecht-Brüder) kommen viel sicherer durch die Krise als wenn sie hohe Mietzahlungen stemmen müssen, wobei die Supermarkte noch nichts von Krise merken dürften.
Viel eher trifft es da schon die Autohersteller, die dramatischst einbüßen. Aber BMW und VW dürften zumindest was eine feindliche Übernahme anbelangt deutlich entspannter sein. Solange Quandt, Klatten, Piech und Porsche nicht verkaufen wollen, solange sind diese Firmen auch nicht angreifbar. Um Daimler hingegen muss man sich eher Sorgen machen.
Und selbst innerhalb der Bundesliga sollte sich das Prinzip des eigenen Herdes bewahrheiten - ein Bundesligist, dem das Stadion allein gehört, der hat keine millionenschweren Mietzahlungen. Während wir vermutlich mit 0 oder 51500 Zuschauern noch eine gewisse Grundzahlung an den Eigentümer leisten dürften.
Beim Prinzip Verschuldung ist es genauso. Wer sich in der Niedrigzinsphase dazu verleiten ließ, richtig Kapital aufzunehmen, weil das geschenktes Geld ist, dessen Unternehmen darf sich jetzt nicht wundern, wenn plötzlich in der Krise der ausgemalte Zins- und Tilgungsplan wegen fehlender Einnahmen ins Wanken gerät. Denn auch Gelder zum Zins von 1% müssen zurückgezahlt werden.
Sinnloses Gebashe gegen irgendwelche Milliardäre, die die Arbeiterklasse ausbeuten, bringt überhaupt niemanden weiter und geht an der Sache völlig vorbei. Trifft man zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen, dann kann man ein Unternehmen sicher durch eine Krise bringen. Wer langfristig denkt, macht sowas in der Regel automatisch. D.h., man macht sich nicht vom Kapitalmarkt abhängig und man legt Reserven an, von denen man zehren kann statt Verschuldungen einzugehen ("Spare in der Zeit, dann hast du in der Not").
Es wäre deshalb schon viel gewonnen, wenn Entscheider und Firmeneigentümer in der Krise mal reflektieren, ob sie die richtigen Entscheidungen treffen und ob man das nicht durch geeignete Maßnahmen verbessern könnte.
Jeder Wirtschaftsratgeber aus der Bahnhofsbuchhandlung gibt Privatpersonen den Tipp, für Krisenzeiten oder unvorhergesehene Ausgaben mindestens 3 Monatsgehälter auf die hohe Kante zu legen. Warum sollte ein verantwortungsvoller Unternehmer nicht auch mindestens so viel Cash thesaurieren, um seine Mitarbeiter davon drei Monate bezahlen zu können ohne dass gleich nach Staatsknete geschrien wird?
Danke! Auf den Punkt gebracht!
Ich finde das Thema durchaus angebracht, aber ich weiß nicht, ob sowas Grundsätzliches, auch wenn es im Kontext mit Corona jetzt stehen mag, hier in den Thread reingehört oder nicht in einen Extra-Thread.
Wie passt das zusammen?
Und ich stelle dir nochmal die Fragen von Vorgestern:
Frag dich doch mal, warum unser Wirtschaftssystem es nicht verkraftet, wenn mal temporär weniger konsumiert wird. Ist doch eigentlich völlig ok, Leute können ja auch unabhängig von Corona mal ganz freiwillig entschleunigen wollen. Das geht aber offenkundig nicht. Ist doch krass, oder? Scheint also grundsätzlich etwas schief zu laufen. Wirtschaft soll ja für den Menschen da sein, aber aktuell zwingt uns die Wirtschaft anscheinend zum Konsum. Ich find diese Freiheitsbegrenzung voll💩, du nicht?
Wie wärs, wenn du dich mal unvoreingenommen mit diesen Fragen beschäftigen würdest?
Ja klar könnte man sich nochmal Zeit kaufen, und es noch eine weile weiter laufen lassen, aber wozu? Irgendwann kommt der Crash ja so oder so zwangsläufig. Er ist systemimmanent.
Und es geht mir auch keinesfalls darum, AfD-like die Gesellschaft gegeneinander auszuspielen. Es geht ja nur um eine ganz kleine Clique von Finanzfeudalisten, die ja selbst diese Gesellschaft spalten. Woher kommt wohl der Hass gegen Hopp z. B.?
Meine Intention ist weder das Wirtschaftssystem zu kritisieren noch es zu legitimieren. Der Zustand ist wie er ist und ich möchte auf die möglichen Konsequenzen aufmerksam machen.
Deine Frage, ob das System grundsätzlich das richtige ist oder nicht, stellt sich für mich in der aktuellen Situation nicht. Und ich finde es, wie eben auch schon ein anderer User schrieb, auch etwas deplatziert die aktuelle Situation für irgendwelche linken Umsturzphantasien zu instrumentalisieren.
Mir geht es um direkte wirtschaftliche UND soziale Auswirkungen, der Maßnahmen, deren Folgen vielleicht noch nicht jeder wahr nimmt, auf die man im Zuge dieser Forderung nach Shutdown und Ausgangssperre aber aufmerksam machen sollte.
So wie es Frankenadler z.B. gerade für den sozial schwachen Bereich, häusliche Gewalt, jugendbetreuung usw getan hat.
Alles gut, mir ging es nur darum, dass das Thema durchaus diskussionswürdig ist, aber in dieser Tiefe vielleicht hier einfach nicht gut ausdiskutiert werden kann. Dazu ist dieser Thread ja eher ein sehr allgemein gehaltener Thread über Corona selbst. Ich persönlich würde da einen Thread "Corona - Wirtschaftssystem überdenken?" eher für sinnvoll erachten. Dann kann man auch auf diesen Aspekt gut eingehen und er geht nicht in diesem Sammel-Monster-Thread unter.
Womöglich mit dem Verkauf von Aluhüten?
Lies mal meinen Stiglitz-link. Ich denke, dann wird klarer, wo ich hinwill.