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Steuerhinterziehung als Volkssport ?

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und wieder sind Steuersünderdaten aufgetaucht - diesmal aus der Schweiz. Findet Ihr es richtig, die Daten zu kaufen um damit Steuergelder in Millionenhöhe nachzufordern?
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Was denkst du denn, wenn du schon so fragst?

Ich weiß nicht, ich bin da extrem gespalten. Die Beschaffung der Daten ist bedenklich. Erinnert mich irgendwie an einen bewaffneten Konflikt, um einen Tyrannen zu beseitigen. Gewalt mit Gewalt besiegen.

Insgesamt gönne ich es aber den Steuerhinterziehern, dass sie bald zahlen müssen. Es kann nicht sein, dass die normalen Angestellten und Arbeiter hier jeden Cent versteuern müssen und die Reichen, die es sich leisten können, ihr Geld vor dem Land verstecken, in dem sie reich geworden sind.
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Die "Normalen" und die "Reichen". Putzig.
Wollen wir noch den Aspekt Schwarzarbeit mit einfließen lassen?
Wie ist da deine Unterscheidung?

Zum Thema:
Ich tue mich extrem schwer damit das gut zu heißen. Eine diskrete Vorgehensweise hätte hier gut zu Gesicht gestanden um schon in der Öffentlichkeit nicht völlig das Gesicht zu verlieren was die Rechtmäßigkeit staatlichen Handelns angeht.
Denn damit, dass hinterzogene Steuern doch noch legalisiert werden indem knackige Strafzahlungen geleistet werden müssen, dürfte wohl kaum jemand ein ernsthaftes Problem haben.

Außer den abnormalen Reichen natürlich. Am Ende eh alles Banker. Oder Heuschrecken.  
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Ökonomisch betrachtet halte ich den deal 2,5 mio zahlen und schätzungsweise 100 mio steuereinnahmen generieren, für sinnvoll.moralisch betrachtet finde ich steuerhinterziehung unfair den anderen steuerzahlern gegenüber.juristisch ist mir allerdings die verwertbarkeit solcher informationen sehr zweifelhaft
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pipapo schrieb:
Die "Normalen" und die "Reichen". Putzig.
Wollen wir noch den Aspekt Schwarzarbeit mit einfließen lassen?
Wie ist da deine Unterscheidung?

Zum Thema:
Ich tue mich extrem schwer damit das gut zu heißen. Eine diskrete Vorgehensweise hätte hier gut zu Gesicht gestanden um schon in der Öffentlichkeit nicht völlig das Gesicht zu verlieren was die Rechtmäßigkeit staatlichen Handelns angeht.
Denn damit, dass hinterzogene Steuern doch noch legalisiert werden indem knackige Strafzahlungen geleistet werden müssen, dürfte wohl kaum jemand ein ernsthaftes Problem haben.

Außer den abnormalen Reichen natürlich. Am Ende eh alles Banker. Oder Heuschrecken.    


da bin ich ausnahmsweise mal völlig anderer meinung als du. zum einen bin ich der meinung, dass das sowieso aufgeflogen wäre.

zum anderen, und das finde ich an der aktuellen situation gut, ist man als interessierter mensch jetzt zumindest zeuge einer meinungsfindung. und liest nicht in drei wochen was da passiert ist und weil man irgendwo politisch positioniert ist fällt dann die reaktion nur noch reflexartig aus.

ich fände diese transparenz auch bei anderen entscheidungen gut, den lobbyisten dürfte sie weniger gefallen.

letztendlich bin ich auch zwiegespalten. ich sehe diebe ungern belohnt. aber wenn man einen dieb braucht um hundert diebe zu fangen? ich tendiere dazu "zähneknirschend" zu zahlen. ein gutes gefühl habe ich dabei aber nicht.
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peter schrieb:

da bin ich ausnahmsweise mal völlig anderer meinung als du.

Was nicht schwer ist, da ich mich ja selbst winde um einen klaren Standpunkt zu umgehen.    
Im Zweifel wäre ich aber wohl gegen den Kauf. Zähneknirschend. gereizt hat es im Parallelthread "100 Tage" eigentlich auf den Punkt gebracht.
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pipapo schrieb:
Die "Normalen" und die "Reichen". Putzig.
Wollen wir noch den Aspekt Schwarzarbeit mit einfließen lassen?
Wie ist da deine Unterscheidung?


Glaub mir, ich hab schon auf genug Leute eingeredet, was für einen Schaden Schwarzarbeit verursacht (Beträge etc.), ich hab 2 Jahre ein Stockwerk über dem Schwarzarbeitsreferat des HZA gehockt und mir einiges anhören müssen.

Leider ist Schwarzarbeit Alltag.

Aber ich hab mich eben wirklich unglücklich ausgedrückt, muss ich dir recht geben. Wer ohne Sünde ist... Es fängt klein an und hört im Großen auf. Ich habe halt für reichere Leute, die nicht auf jeden Cent schauen müssen, noch weniger Verständnis, wenn sie versuchen, vor dem deutschen Steuersystem ihr Geld in Sicherheit zu bringen.
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Ich bin für den Kauf! Man unterstützt zwar 1 schwarzes Schaf, aber wenn man dafür mehrere 100 schwarze Schafe erwischen kann, muss man das halt alles im Verhältnis sehen. Von der finanzielle Seite will ich gar nicht erst sprechen. Das wäre mal eine Investition, die sich auszahlen würde.  
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pipapo schrieb:
peter schrieb:

da bin ich ausnahmsweise mal völlig anderer meinung als du.

Was nicht schwer ist, da ich mich ja selbst winde um einen klaren Standpunkt zu umgehen.    
Im Zweifel wäre ich aber wohl gegen den Kauf. Zähneknirschend. gereizt hat es im Parallelthread "100 Tage" eigentlich auf den Punkt gebracht.


das "völlig anderer meinung" bezog sich darauf, dass du angedeutet hast, dass du es besser finden würdest, wenn diese diskussion nicht öffentlich ausgetragen würde. deswegen habe ich das auch fett markiert.
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Ich weiß, das war ja gerade das inkonsequente an meinem Beitrag. Eigentlich Mist, aber was ich nicht weiß....
Nee, nee Herr pipapo.

Soll heißen: Am besten ergibt sich eine solche Diskussion erst gar nicht. Nur dann ist alles richtig gemacht worden.
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Ohne jetzt alle Beiträge durchgelesen zu haben, bedenke man, dass einem Zumwinkel in den letzten 10 Jahren 1.000.000€ Steuerhinterziehung nachgewisen wurden. Seine alleinige Geldstrafe betrug 1.000.000€. Er hat quasi 1.000.000€ Zinsfrei als Darlehn bekommen, aber mit diesen hinterzogenen Steuern weitere 100.000-de gemacht.

Ich würde auch gerne 1.000.000 vom Staat nehmen und diese nach 10 Jahren wieder zurückzahlen. Gerne nehme ich auch 18 Monate auf Bewährung in mein Zeugnis, sofern ich auch mit einer S-Klasse abgeholt werde, denn jucken wirds eh keinen mehr, da ich niemanden mehr ein Zeugnis vorlegen werden muss (Arbeitgeber).

Das ist wie schon beschrieben, Betrug an der Gesellschaft. ich bin mir sicher, hier geht es nicht um den Handwerker, der astronomisch teuer ist. Derjenige, der jetzt Daten an den Staat verkaufen möchte, sagte schon, der Staat werde daran 100.000.000€ verdienen.

Ich möchte garnicht wissen, wievielen jetzt schon wieder der Kackstift geht, aber passieren wird eh nichts. Die zahlen schön den Betrag zurück, den sie hinterzogen haben und das wars.

Vielleicht werden Sie noch den Staat wegen Helerei verklagen, da der Staat geklaute Daten kauft. Ich würde dem Kerl der die Daten liefert, das doppelte geben und jedem, der solche Informationen bunkert.
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pipapo schrieb:
Ich weiß, das war ja gerade das inkonsequente an meinem Beitrag. Eigentlich Mist, aber was ich nicht weiß....
Nee, nee Herr pipapo.

Soll heißen: Am besten ergibt sich eine solche Diskussion erst gar nicht. Nur dann ist alles richtig gemacht worden.


ich habe da einen anderen ansatz an politik. wenn die politik das offen legen würde was passiert und warum was in die wege geleitet wird, dann würde dadurch möglicherweise die politikverdrossenheit wieder stärker eingedämmt.

wenn ich nachvollziehen kann warum etwas etwas passiert und auch wenn das mir vielleicht nicht gefällt, die argument jedoch sinnvoll sind, dann kann ich das vielleicht/wahrscheinlich besser mittragen, auch wenn ich anders entschieden hätte.

dieses "die machen doch eh was sie wollen" würde vielleicht ein wenig ausgehebelt, denn dann würde nachvollziehbarer wie politik im tagesgeschäft funktioniert.
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Ganz einfach:

Die DVD kaufen ist falsch.
Die DVD nicht kaufen ist auch falsch.

Da kann sich jeder sein falsches aussuchen.

Ich bin für runterhandeln,  dann die Steuersünder zur Kasse bitten .
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@peter
Ich habs wohl nicht so mit sauberem formulieren. Ich bin im Grunde ganz bei dir, von Ausnahmen abgesehen, was die Offenheit politischer Entscheidungen angeht.
Mit "ergibt sich erst gar nicht" beziehe ich mich darauf, dass es zwingend notwendig sein muss die Möglichkeiten von Steuerhinterziehung (und hierzu auch nochmal: kein Privileg der "Reichen") bereits an der Quelle, also im Inland, zu unterminieren.
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Gelduebergabe fingieren, den Dieb festnehmen und die Daten sicherstellen...

Wenn man solche Daten ankauft, dann doch bitte diskret. Da haette man doch auch irgend eine Geschichte einfaedeln koennen, wie der BND die Daten "gefunden" habe, statt sowas vorher breit in der Oeffentlichkeit zu diskutieren. Unter diesen Umstaenden jetzt ist ein Kauf in meinen Augen eigentlich nicht mehr zu vertreten.
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Feigling schrieb:
Gelduebergabe fingieren, den Dieb festnehmen und die Daten sicherstellen...

Wenn man solche Daten ankauft, dann doch bitte diskret. Da haette man doch auch irgend eine Geschichte einfaedeln koennen, wie der BND die Daten "gefunden" habe, statt sowas vorher breit in der Oeffentlichkeit zu diskutieren. Unter diesen Umstaenden jetzt ist ein Kauf in meinen Augen eigentlich nicht mehr zu vertreten.  


und dann steht in einem jahr im "spiegel" wer an dem deal beteiligt war, von wem die daten kamen und wer das geld freigegeben hat. und dann ist die öffentliche empörung riesig und es werden köpfe gefordert.

ich glaube wirklich nicht, dass man auf so etwas den deckel lange drauf halten kann. dazu funktioniert der investigative journalismus doch zu gut, glücklicher weise.

im übrigen muß ich eine gewisse häme eingestehen. diejenigen, die annehmen können, dass ihre daten dabei sind, dürften gerade eine schwierige zeit haben. und das gefällt mir.
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peter schrieb:

im übrigen muß ich eine gewisse häme eingestehen. diejenigen, die annehmen können, dass ihre daten dabei sind, dürften gerade eine schwierige zeit haben. und das gefällt mir.


Sehe ich auch so. Nur weil es in den letzten 30 Jahren so einfach und "sicher" war, muss dies ja nicht für die Zukunft gelten. Diese Bürger haben vor vielen Jahren bewusst die Steuer hinterzogen. Denke mal die Bundesregierung wird nach dem Kauf noch etwas warten, um mehr Selbstanzeigen im Vorfeld zu bekommen. Das macht dann nochmal 100 Millionen Steuereinnahmen obendrauf.
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SGE_Werner schrieb:
pipapo schrieb:
Die "Normalen" und die "Reichen". Putzig.
Wollen wir noch den Aspekt Schwarzarbeit mit einfließen lassen?
Wie ist da deine Unterscheidung?


Glaub mir, ich hab schon auf genug Leute eingeredet, was für einen Schaden Schwarzarbeit verursacht (Beträge etc.), ich hab 2 Jahre ein Stockwerk über dem Schwarzarbeitsreferat des HZA gehockt und mir einiges anhören müssen.

Leider ist Schwarzarbeit Alltag.

Aber ich hab mich eben wirklich unglücklich ausgedrückt, muss ich dir recht geben. Wer ohne Sünde ist... Es fängt klein an und hört im Großen auf. Ich habe halt für reichere Leute, die nicht auf jeden Cent schauen müssen, noch weniger Verständnis, wenn sie versuchen, vor dem deutschen Steuersystem ihr Geld in Sicherheit zu bringen.


Ich schätze deine Beiträge im Allgemeinen sehr.

Aber diesmal muss ich leider widersprechen. Schwarzarbeit ist kein aktiv entworfener Plan von Gaunern, es ist ein Produkt von Jahrzehnten der Steuerverschwendung und fehlendem Ausgabegewissen.

Eie Frage, die mich schon lange brennend interessiert:

Wenn der Staat ein Unternehmen wäre und gekonnte Kaufmänner in der Geschäftsführung, wie hoch wären die tatsächlich notwendigen Ausgaben? (Stichwort Haushaltsloch, Neuverschuldung usw...)
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Wie hoch die tatsächlichen Kosten währen,ist schwer zu sagen.
Man hätte geringere Staatsausgaben,aber mehr Arbeitslose,weil die entsprechenden Staatsausgaben fehlen,die ebenfalls Arbeitsplätze schaffen.
Man darf das nicht zum Exzess treiben,aber ein völliger Rückzug des Staates ist
ebenfalls fatal.

Beispiel :USA Hier wird sehr viel weniger staatlich gelenkt (ja,ich weiss GM und die Banken),die haben ebenfalls massive Arbeitsmarktprobleme.

Weiteres Beispiel :Singapore

Dies sollten alle Marktradikalen bedenken.

Zur CD : Mit bekanntwerden der Existenz,war ein Ankauf zwingend.Welche Auswirkungen auf die Stimmung hätte es,die sogenannten Grossen laufenzulassen ?
Das würde niemand verstehen,würde das Restvertrauen weiter Bevölkerungskreise in unseren Staat völlig untergraben und entsprechenden Gruppen einiges an Propagandamunition liefern.
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fromgg schrieb:
Wie hoch die tatsächlichen Kosten währen,ist schwer zu sagen.
Man hätte geringere Staatsausgaben,aber mehr Arbeitslose,weil die entsprechenden Staatsausgaben fehlen,die ebenfalls Arbeitsplätze schaffen.
Man darf das nicht zum Exzess treiben,aber ein völliger Rückzug des Staates ist
ebenfalls fatal.

Beispiel :USA Hier wird sehr viel weniger staatlich gelenkt (ja,ich weiss GM und die Banken),die haben ebenfalls massive Arbeitsmarktprobleme.

Weiteres Beispiel :Singapore

Dies sollten alle Marktradikalen bedenken.

Zur CD : Mit bekanntwerden der Existenz,war ein Ankauf zwingend.Welche Auswirkungen auf die Stimmung hätte es,die sogenannten Grossen laufenzulassen ?
Das würde niemand verstehen,würde das Restvertrauen weiter Bevölkerungskreise in unseren Staat völlig untergraben und entsprechenden Gruppen einiges an Propagandamunition liefern.


Zusätzlich würde es anderen "Ich weiß nicht wohin mit meinem Geld" eine zusätzliche Motivation geben, weiterhin Geld oder noch mehr Geld beiseite zu schieben, da ja eh nichts unternommen wird!


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