Ich sehe das Ganze differenziert. Ich halte weder etwas von Parolen wie "Griechenland raus" oder "jetzt wollen die faulen Griechen unser Geld", noch von Geld reinstecken ohne Sinn und Plan.
Niemand hier im Thread dürfte genau wissen, was besser ist (für uns, für die EU und für Griechenland), Griechenland pleite gehen lassen, raus aus dem Euro gehen, oder Kredite geben. Ich habe dazu mittlerweile 100 "Experten" mit 1000 Meinungen gehört. Alle haben ihre Argumente. Ich schlußfolgere daraus, dass es schlicht nicht klar ist, welche Option die beste ist, bzw. man bei keiner Option weiß, wie es danach weitergeht.
Wenn wir Griechenland aushelfen, ist es ja nicht so, dass die Griechen jetzt unser Geld bekommen und verjubeln dürfen. Vielmehr sichern wir damit, dass die Banken (auch die deutschen), die griechische Papiere haben, nicht auf eben diesen sitzen bleiben sondern ihr Geld bekommen. Es ist also kein "Geschenk" an den Otto-Normal-Griechen, sondern mal wieder eines an die Banken.
Würde man Griechenland pleite gehen lassen, würden die Banken einen Haufen Geld verlieren, da man einem nackten Mann nicht in die Taschen greifen kann.
Würde Griechenland aus dem Euro austreten, die Drachme wieder einführen und gegenüber dem Euro abwerten, würden die Banken ebenfalls Geld verlieren, da dann entweder die Kredite nichts mehr wert sind oder (falls sie in Euro notiert bleiben) mit einer schwachen Drachme nicht bedient werden können.
Die Frage ist jetzt, lohnt es sich, den Banken erneut zur Seite zu springen, weil die Folgen z.B. für den Euro und die anderen EU-Länder dann weniger schlimm sind als bei einer Pleite.
Dies ist zu einem großen Teil eine psychologische Frage, denn es gibt für mich keinen realen Grund, warum der Euro fällt, wenn es Griechenland schlecht geht. Für meine Euros bekomme ich in Deutschland und vielen anderen Ländern immer noch gute Waren, er ist also für mich weiterhin genauso viel Wert. Dass er unter der Griechenland-Krise leidet, hat rein psychologische Gründe. Er fällt, weil die Leute GLAUBEN, dass es ihm schlecht geht und dass er weiter fällt.
Eine echte Gefahr sehe ich auch noch nicht, denn der Euro war in letzter Zeit sehr hoch und ist jetzt auf einem Niveau, dass man mit Blick auf die Vergangenheit durchaus noch als "gehoben" bezeichnen kann (er war ja auch schon unter einem Dollar!).
Aber gut, das sollen Experten beantworten. Wichtig für mich wäre, wenn man Griechenland hilft, dass man nicht in ein Fass ohne Boden investiert, sondern es einen Plan gibt, wie Griechenland nach der Überbrückung wieder Kredite am Markt bekommt und von seinem Defizit runter kommt.
Da sehe ich ehrlich gesagt schwarz. Die Schulden sind im Vergleich zur Wirtschaftsleistung so hoch, dass ich sehr daran zweifle, dass man über einen längeren Zeitraum dem Volk solch große Einschnitte zumuten kann, wie nötig wären. Es reicht eben nicht mehr, die MWSt um zwei Punkte zu erhöhen und die Löhne im öffentlichen Sektor um ein paar Punkte zu senken.
Griechenland hat massiv über seinen Verhältnissen gelebt. Jetzt knallt's eben. Aber wir brauchen da gar nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen. Das gilt auch für uns. Ob Soziales Netz, Gesundheitswesen, Rentensystem oder Infrastruktur - überall fehlt das Geld, was wir dafür bräuchten, unseren Lebensstandard aufrecht zu erhalten. Noch klappt es - über Schulden. Weil unsere Wirtschaftsleistung ein Pfund ist, mit dem wir gegenüber den Schuldnern wuchern können. Griechenland hat da eben viel weniger zu bieten.
Aber irgendwann dürfte es auch hier knallen - an eine Rückzahlung der Schulden glaube ich nicht. Auch hier hat man sich an liebgewonnene Standards gewöhnt und erachtet Dinge als selbstverständlich, die wir uns eigentlich so nicht mehr leisten können. Auch in Deutschland wird ein Politiker, der sparen will, nur solange beklatscht, bis es an den eigenen Geldbeutel geht.
Ich bin Ingenieur, deswegen versuche ich, das ganze als System zu betrachten. Und ich fürchte, wir haben ein instabiles (Geld-)system, was jetzt langsam beginnt überzuschwingen. Irgendwann wird es sich soweit selbst aufgeschwungen haben, dass es zerstörerische Kräfte entwickelt - ähnlich einer Resonanzkatastrophe bei einem Bauwerk.
Spätestens dann wird es wohl einen Reset geben - das System wird wieder auf den Ausgangszustand gebracht. Entweder langsam (hohe Inflation) oder sofort (Währungsreform). Das wird dann Heulen und Zähneklappern geben, aber dann hätte man vielleicht die Chance, mal wieder entsprechend seinen Verhältnissen zu leben, wenn auch auf niedrigerem Niveau.
Spätestens dann wird es wohl einen Reset geben - das System wird wieder auf den Ausgangszustand gebracht. Entweder langsam (hohe Inflation) oder sofort (Währungsreform). Das wird dann Heulen und Zähneklappern geben, aber dann hätte man vielleicht die Chance, mal wieder entsprechend seinen Verhältnissen zu leben, wenn auch auf niedrigerem Niveau.
Da ja alle Staaten Schulden machen ist doch davon auszugehen, dass alle über den Verhältnissen leben. Aber das kann ja auch nicht sein, wer ist denn dann der ausgenommene?
Ich verstehe dieses Schuldenkonstrukt nicht. Die Staaten nehmen Kredite bei Banken und anderen Staaten auf. Die Banken gehen Pleite und werden von den Staaten gerettet, die dafür wiederum neue Schulden bei anderen Staaten und Banken aufnehmen. Jetzt gehen die ersten Staaten Pleite und werden von Staaten gerettet, die eigentlich selbst hoffnungslos überschuldet sind...
Wenn jetzt aber letzten Endes alle pleite sind, was bedeutet das denn? An der Gesamtzahl der Güter ändert sich doch nichts, es ist doch nur der immaterielle Gegenwert der sich ändert.
Spätestens dann wird es wohl einen Reset geben - das System wird wieder auf den Ausgangszustand gebracht. Entweder langsam (hohe Inflation) oder sofort (Währungsreform). Das wird dann Heulen und Zähneklappern geben, aber dann hätte man vielleicht die Chance, mal wieder entsprechend seinen Verhältnissen zu leben, wenn auch auf niedrigerem Niveau.
Da ja alle Staaten Schulden machen ist doch davon auszugehen, dass alle über den Verhältnissen leben. Aber das kann ja auch nicht sein, wer ist denn dann der ausgenommene?
Ich verstehe dieses Schuldenkonstrukt nicht. Die Staaten nehmen Kredite bei Banken und anderen Staaten auf. Die Banken gehen Pleite und werden von den Staaten gerettet, die dafür wiederum neue Schulden bei anderen Staaten und Banken aufnehmen. Jetzt gehen die ersten Staaten Pleite und werden von Staaten gerettet, die eigentlich selbst hoffnungslos überschuldet sind...
Wenn jetzt aber letzten Endes alle pleite sind, was bedeutet das denn? An der Gesamtzahl der Güter ändert sich doch nichts, es ist doch nur der immaterielle Gegenwert der sich ändert.
Dieses System ist einfach nur krank...
Du hast recht die Güter sind da , die Technologieen sind da und sogar die Gegenwerte in Geld sind da. Nur sind sie falsch verteilt. Zumindest haben die Staaten dafür, was sie anbieten sollen zuwenig davon.
Da ja alle Staaten Schulden machen ist doch davon auszugehen, dass alle über den Verhältnissen leben. Aber das kann ja auch nicht sein, wer ist denn dann der ausgenommene?
Gute Frage. Im Moment vermutlich noch niemand. Die Kredite fallen noch nicht aus, sondern werden mit neuen Krediten bedient. Aber irgendwann wird auch die stärkste Volkswirtschaft nicht mehr kreditwürdig sein. Dann will keiner mehr irgendwem Geld geben - und dann wird das Geld und damit die Schulden entwertet. Die Ausgenommenen sind dann all jene, deren Vermögen größtenteils aus Bargeld besteht und diejenigen, die auf Bargeld lautente Kredite gegeben haben. Das Geld ist dann weg.
Luzbert schrieb:
Ich verstehe dieses Schuldenkonstrukt nicht. Die Staaten nehmen Kredite bei Banken und anderen Staaten auf. Die Banken gehen Pleite und werden von den Staaten gerettet, die dafür wiederum neue Schulden bei anderen Staaten und Banken aufnehmen. Jetzt gehen die ersten Staaten Pleite und werden von Staaten gerettet, die eigentlich selbst hoffnungslos überschuldet sind...
Wie ich sagte, Schulden werden mit Schulden bezahlt. Bis jetzt machen da noch alle fröhlich mit, weil sie noch darauf vertrauen, dass es so weitergeht. Gleichzeitig drucken Staaten Geld und pumpen es in den Markt, so dass ein Missverhältnis zwischen realen Gütern und Gegenwert in Geld aufgebaut wird. Geld wird also peu a peu weniger Wert sein. Das zusammen mit der Schuldenproblematik ist eine gefährliche Mischung.
Luzbert schrieb:
Wenn jetzt aber letzten Endes alle pleite sind, was bedeutet das denn? An der Gesamtzahl der Güter ändert sich doch nichts, es ist doch nur der immaterielle Gegenwert der sich ändert.
Richtig! Dein Acker oder dein Klumpen Gold wird noch genausoviel Wert sein wie bisher. Das, was du an "immateriellem Gegenwert" in der Tasche hast, wird dagegen nichts mehr wert sein. Du kannst dann, als Beispiel, für deine 1000 Euro nur noch ein Gut im Wert von 1 Euro kaufen. Und die anderen 1000 Euro, die du dem Staat in Form einer Anleihe gegeben hast, sind auch weg.
Das System ist anscheinend an seinem Zenit angekommen.
Im Grunde ist es so etwas wie ein Schneeballsystem:
Du holst dir einen Porsche, obwohl du kein Geld hast. Deshalb leihst du dir das Geld vom Nachbarn. Der wiederum leiht es sich bei einem Kumpel etc. Irgendwann kannst du dir die Zinsen und Tilgung für den Nachbarn nicht mehr leisten und leihst dir deshalb Geld von einem Verwandten. Solange alle in der Kette Zinsen und Tilgung bezahlen und dafür neue Kredite aufnehmen, bekommt jeder sein Geld und der Geldfluss bleibt in Gang. Es muss sich eben nur jemand finden, der immer wieder einen Kredit gibt. Irgendwann sind alle Nachbarn, Verwandten und Freunde abgegrast - irgendwann gibt es jemand, der keine Kredite mehr bekommt.
Die ärmste Sau ist der letzte in der Kette. Der hat nämlich einen Kredit gegeben, aber keinen bekommen um seine Schulden zu decken.
So, und das ganze kann man sich jetzt so vorstellen, als würde man jedes Jahr einen Porsche kaufen.
Das Dumme ist, dass das Primat der Politik verloren zu gehen droht oder höchstwahrscheinlich bereits verloren gegangen ist. Zwar gab es, nachdem die erste Schockwelle der internationalen Finanzkrise so einigermaßen abgefedert war, keinen Mangel an markigen Politikersprüchen - man werde den Finanzsektor von nun an genau beobachten und kontrollieren, selber den Fuß dort in der Tür behalten, Transaktions-/Spekulationsgebühren erheben, die Banken handfest an den Risken beteiligen etc.
Doch passiert ist de facto nicht viel. Die Machtprobe scheint bereits einen Sieger zu haben. Und es dürfte kein demokratisch gewählter sein.
yeboah1981 schrieb: Brady, die Idee der europäischen Schicksals -und Solidargemeinschaft, auch wirtschaftlichen Gemeinschaft, hat uns die deutsche Einheit gebracht, uns zum Exportweltmeister gemacht, Deutschland den bösen Buben der Weltgeschichte eingebunden und gesellschaftstauglich gemacht. Es ist nicht so, dass wir davon bisher nix gehabt hätten. Wahrscheinlich hat kein Staat bisher so davon profitiert.
Alles was Du hier geschrieben hast stimmt, yeboah.
Der Euro und insgesamt die Intention zu einer Währung, einem Europa (der EU also), das sind Dinge, von denen unsere Urahnen nur geträumt haben.
Die EU ist ein Gewinn für Deutschland und die anderen EU-Staaten. daran kann es keinen Zweifel geben!
Doch beim Geld hört´s irgendwann auf mit der Freundschaft. Wie schon erwähnt, die Intention zum Euro ist und war löblich. Aber die Umsetzung konnte eigentlich nicht richtig funktionieren, weil die Volkswirtschaften nie homogen sein werden können.
Die Engländer und Dänen wußten, was sie taten, als sie bei ihrer Währung blieben.
Der Euro hat Vorteile. Nun scheinen aber die Nachteile zu erscheinen, mit möglicherweise ungeahnten Folgen.
Das wäre schlimm. Ich hoffe, dass hier noch einiges gerade gebogen werden kann.
Und ja, ich bin der Meinung, dass wir die D-Mark wieder einführen sollten!
adlerkadabra schrieb: @seventh son: gute Darstellung, wie ich finde.
Das Dumme ist, dass das Primat der Politik verloren zu gehen droht oder höchstwahrscheinlich bereits verloren gegangen ist. Zwar gab es, nachdem die erste Schockwelle der internationalen Finanzkrise so einigermaßen abgefedert war, keinen Mangel an markigen Politikersprüchen - man werde den Finanzsektor von nun an genau beobachten und kontrollieren, selber den Fuß dort in der Tür behalten, Transaktions-/Spekulationsgebühren erheben, die Banken handfest an den Risken beteiligen etc.
Doch passiert ist de facto nicht viel. Die Machtprobe scheint bereits einen Sieger zu haben. Und es dürfte kein demokratisch gewählter sein.
Das ist richtig. Liegt wohl daran, dass mittlerweile die großen Finanzakteure de facto mitregieren, in dem sie einerseits Einfluss auf die Politik ausüben und andererseits so "wichtig" geworden sind, dass man sie als "systemrelevant" nicht kaputt gehen lassen kann und will.
Allerdings löst ein Regulierung der Finanzmärkte auch nicht die hausgemachten Probleme der Staaten - die übermäßige Verschuldung. Ohne die Spekulation würden wir heute vielleicht nicht von "Griechenland am Abgrund" reden, aber irgendwann würde das auch so kommen.
Wenn man noch das Währungsgebiet der DM-Mark hätte (also Deutschland), käme auch niemand auf die Idee, das Saarland oder Sachsen wegen wirtschaftlichem Rückstand gegenüber z. B. Baden-Württemberg ausgliedern zu wollen. Europa wächst zusammen, das Währungsgebiet ist jetzt der Euro-Raum. Da ist es für mich nicht nur ökonomisch, sondern auch moralisch notwendig, dass man Griechenland hilft. Die Griechen werden dafür ja auch zu radikalen Sparmaßnahmen gezwungen und es wird eine zunehmende Menge richtig armer Bevölkerungsteile dort geben, die sich z. B. keinen Zahnersatz mehr leisten können usw. usf.
mein lieber sotirios005, ich lasse meinen Zahnersatz nuuuuuuuuuuuuur nach meiner aktuellen Kassenlage behandeln, das erspart mir die Urlaubsplanung, griechische Verhältnisse würde ich da nicht anführen, nur, "haste was in der Tasch kannste beißen" meine griechische Schwägerin hat diesen Spruch von mir eher missbilligend aufgenommen zum Thema zurück,jajahelf, ich finanzier ja auch AKWs, also Bescheisserle @ all
hat eigentlich jemand lust, mir das volkswirtschaftliche szenario eines griechischen staatsbankrotts (vulgu: umschuldung) zu erklären. als ich zur schule ging hat man mir noch erklärt, dass auf staatsbankrott bürgerkrieg folge, was sich wohl schon mittlerweile zt. überholt hat. dass die drachme danach nix mehr wert ist, interessiert ja auch niemanden mehr... ich danke für tiefergehende antworten
->Beim Staatsbankrott erklärt Griechenland seine Zahlungsunfähigkeit ->Banken verlieren Milliarden, die Griechenland ihnen schuldet ->Wieder Bankenrettungen in anderen EU-Staaten ->Die Rating-Agenturen setzen andere Länder in ähnlichen Situationen weiter herunter ->Der Euro stürzt ins Bodenlose
In Griechenland würden Gehälter und Renten nicht mehr gezahlt, Kredite nicht mehr vergeben, die Wirtschaft bricht komplett zusammen. Könnte wirklich Bürgerkriegsähnliche Unruhen mit sich bringen.
yeboah1981 schrieb: Brady, die Idee der europäischen Schicksals -und Solidargemeinschaft, auch wirtschaftlichen Gemeinschaft, hat uns die deutsche Einheit gebracht, uns zum Exportweltmeister gemacht, Deutschland den bösen Buben der Weltgeschichte eingebunden und gesellschaftstauglich gemacht. Es ist nicht so, dass wir davon bisher nix gehabt hätten. Wahrscheinlich hat kein Staat bisher so davon profitiert.
Schatz, wir müssen reden...
(so einen Stuss hätte ich von DIR am allerwenigsten erwartet)
yeboah1981 schrieb: Brady, die Idee der europäischen Schicksals -und Solidargemeinschaft, auch wirtschaftlichen Gemeinschaft, hat uns die deutsche Einheit gebracht, uns zum Exportweltmeister gemacht, Deutschland den bösen Buben der Weltgeschichte eingebunden und gesellschaftstauglich gemacht. Es ist nicht so, dass wir davon bisher nix gehabt hätten. Wahrscheinlich hat kein Staat bisher so davon profitiert.
Schatz, wir müssen reden...
(so einen Stuss hätte ich von DIR am allerwenigsten erwartet)
Nimm das "Schicksalsgemeinschaft" raus! Der Begriff schwirrte undifferenziert in meinem Schädel. Außerdem ist das sowieso nur eine Seite der Medaille. Meine Europa kritische Haltung hab ich in dem Beitrag nicht zum Ausdruck gebracht. Ich dachte mir auch, dass brady einer linken Kritik der politischen Ökonomie nicht sonderlich zugänglich wäre.
Nimm das "Schicksalsgemeinschaft" raus! Der Begriff schwirrte undifferenziert in meinem Schädel. Außerdem ist das sowieso nur eine Seite der Medaille. Meine Europa kritische Haltung hab ich in dem Beitrag nicht zum Ausdruck gebracht. Ich dachte mir auch, dass brady einer linken Kritik der politischen Ökonomie nicht sonderlich zugänglich wäre.
Wahrscheinlich... Wahrscheinlich hätten wir bei deiner Kritik sogar einige Überschneidungen...
Brady schrieb: Ist ein Scherz....das die Griechen mit 53 in Rente gehn oder?
Quelle?
Stellt Griechenland jetzt mal nicht als das "land of milk and honey" hin. Ein im Tourismus beschäftigter Grieche verdient durchschnittlich 800 Euro. Was stimmt: Im Gegensatz zu Deutschland zahlt der Staat besser als die freie Wirtschaft. Weshalb es einen "Überschuss" an staatlich beschäftigten gibt.
Niemand hier im Thread dürfte genau wissen, was besser ist (für uns, für die EU und für Griechenland), Griechenland pleite gehen lassen, raus aus dem Euro gehen, oder Kredite geben. Ich habe dazu mittlerweile 100 "Experten" mit 1000 Meinungen gehört. Alle haben ihre Argumente. Ich schlußfolgere daraus, dass es schlicht nicht klar ist, welche Option die beste ist, bzw. man bei keiner Option weiß, wie es danach weitergeht.
Wenn wir Griechenland aushelfen, ist es ja nicht so, dass die Griechen jetzt unser Geld bekommen und verjubeln dürfen. Vielmehr sichern wir damit, dass die Banken (auch die deutschen), die griechische Papiere haben, nicht auf eben diesen sitzen bleiben sondern ihr Geld bekommen. Es ist also kein "Geschenk" an den Otto-Normal-Griechen, sondern mal wieder eines an die Banken.
Würde man Griechenland pleite gehen lassen, würden die Banken einen Haufen Geld verlieren, da man einem nackten Mann nicht in die Taschen greifen kann.
Würde Griechenland aus dem Euro austreten, die Drachme wieder einführen und gegenüber dem Euro abwerten, würden die Banken ebenfalls Geld verlieren, da dann entweder die Kredite nichts mehr wert sind oder (falls sie in Euro notiert bleiben) mit einer schwachen Drachme nicht bedient werden können.
Die Frage ist jetzt, lohnt es sich, den Banken erneut zur Seite zu springen, weil die Folgen z.B. für den Euro und die anderen EU-Länder dann weniger schlimm sind als bei einer Pleite.
Dies ist zu einem großen Teil eine psychologische Frage, denn es gibt für mich keinen realen Grund, warum der Euro fällt, wenn es Griechenland schlecht geht. Für meine Euros bekomme ich in Deutschland und vielen anderen Ländern immer noch gute Waren, er ist also für mich weiterhin genauso viel Wert. Dass er unter der Griechenland-Krise leidet, hat rein psychologische Gründe. Er fällt, weil die Leute GLAUBEN, dass es ihm schlecht geht und dass er weiter fällt.
Eine echte Gefahr sehe ich auch noch nicht, denn der Euro war in letzter Zeit sehr hoch und ist jetzt auf einem Niveau, dass man mit Blick auf die Vergangenheit durchaus noch als "gehoben" bezeichnen kann (er war ja auch schon unter einem Dollar!).
Aber gut, das sollen Experten beantworten. Wichtig für mich wäre, wenn man Griechenland hilft, dass man nicht in ein Fass ohne Boden investiert, sondern es einen Plan gibt, wie Griechenland nach der Überbrückung wieder Kredite am Markt bekommt und von seinem Defizit runter kommt.
Da sehe ich ehrlich gesagt schwarz. Die Schulden sind im Vergleich zur Wirtschaftsleistung so hoch, dass ich sehr daran zweifle, dass man über einen längeren Zeitraum dem Volk solch große Einschnitte zumuten kann, wie nötig wären. Es reicht eben nicht mehr, die MWSt um zwei Punkte zu erhöhen und die Löhne im öffentlichen Sektor um ein paar Punkte zu senken.
Griechenland hat massiv über seinen Verhältnissen gelebt. Jetzt knallt's eben. Aber wir brauchen da gar nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen. Das gilt auch für uns. Ob Soziales Netz, Gesundheitswesen, Rentensystem oder Infrastruktur - überall fehlt das Geld, was wir dafür bräuchten, unseren Lebensstandard aufrecht zu erhalten. Noch klappt es - über Schulden. Weil unsere Wirtschaftsleistung ein Pfund ist, mit dem wir gegenüber den Schuldnern wuchern können. Griechenland hat da eben viel weniger zu bieten.
Aber irgendwann dürfte es auch hier knallen - an eine Rückzahlung der Schulden glaube ich nicht. Auch hier hat man sich an liebgewonnene Standards gewöhnt und erachtet Dinge als selbstverständlich, die wir uns eigentlich so nicht mehr leisten können. Auch in Deutschland wird ein Politiker, der sparen will, nur solange beklatscht, bis es an den eigenen Geldbeutel geht.
Ich bin Ingenieur, deswegen versuche ich, das ganze als System zu betrachten. Und ich fürchte, wir haben ein instabiles (Geld-)system, was jetzt langsam beginnt überzuschwingen. Irgendwann wird es sich soweit selbst aufgeschwungen haben, dass es zerstörerische Kräfte entwickelt - ähnlich einer Resonanzkatastrophe bei einem Bauwerk.
Spätestens dann wird es wohl einen Reset geben - das System wird wieder auf den Ausgangszustand gebracht. Entweder langsam (hohe Inflation) oder sofort (Währungsreform). Das wird dann Heulen und Zähneklappern geben, aber dann hätte man vielleicht die Chance, mal wieder entsprechend seinen Verhältnissen zu leben, wenn auch auf niedrigerem Niveau.
Da ja alle Staaten Schulden machen ist doch davon auszugehen, dass alle über den Verhältnissen leben.
Aber das kann ja auch nicht sein, wer ist denn dann der ausgenommene?
Ich verstehe dieses Schuldenkonstrukt nicht.
Die Staaten nehmen Kredite bei Banken und anderen Staaten auf.
Die Banken gehen Pleite und werden von den Staaten gerettet, die dafür wiederum neue Schulden bei anderen Staaten und Banken aufnehmen.
Jetzt gehen die ersten Staaten Pleite und werden von Staaten gerettet, die eigentlich selbst hoffnungslos überschuldet sind...
Wenn jetzt aber letzten Endes alle pleite sind, was bedeutet das denn?
An der Gesamtzahl der Güter ändert sich doch nichts, es ist doch nur der immaterielle Gegenwert der sich ändert.
Dieses System ist einfach nur krank...
Du hast recht die Güter sind da , die Technologieen sind da und sogar die Gegenwerte in Geld sind da. Nur sind sie falsch verteilt. Zumindest haben die Staaten dafür, was sie anbieten sollen zuwenig davon.
Gute Frage. Im Moment vermutlich noch niemand. Die Kredite fallen noch nicht aus, sondern werden mit neuen Krediten bedient. Aber irgendwann wird auch die stärkste Volkswirtschaft nicht mehr kreditwürdig sein. Dann will keiner mehr irgendwem Geld geben - und dann wird das Geld und damit die Schulden entwertet. Die Ausgenommenen sind dann all jene, deren Vermögen größtenteils aus Bargeld besteht und diejenigen, die auf Bargeld lautente Kredite gegeben haben. Das Geld ist dann weg.
Wie ich sagte, Schulden werden mit Schulden bezahlt. Bis jetzt machen da noch alle fröhlich mit, weil sie noch darauf vertrauen, dass es so weitergeht. Gleichzeitig drucken Staaten Geld und pumpen es in den Markt, so dass ein Missverhältnis zwischen realen Gütern und Gegenwert in Geld aufgebaut wird. Geld wird also peu a peu weniger Wert sein. Das zusammen mit der Schuldenproblematik ist eine gefährliche Mischung.
Richtig! Dein Acker oder dein Klumpen Gold wird noch genausoviel Wert sein wie bisher. Das, was du an "immateriellem Gegenwert" in der Tasche hast, wird dagegen nichts mehr wert sein. Du kannst dann, als Beispiel, für deine 1000 Euro nur noch ein Gut im Wert von 1 Euro kaufen. Und die anderen 1000 Euro, die du dem Staat in Form einer Anleihe gegeben hast, sind auch weg.
Das System ist anscheinend an seinem Zenit angekommen.
Du holst dir einen Porsche, obwohl du kein Geld hast. Deshalb leihst du dir das Geld vom Nachbarn. Der wiederum leiht es sich bei einem Kumpel etc.
Irgendwann kannst du dir die Zinsen und Tilgung für den Nachbarn nicht mehr leisten und leihst dir deshalb Geld von einem Verwandten. Solange alle in der Kette Zinsen und Tilgung bezahlen und dafür neue Kredite aufnehmen, bekommt jeder sein Geld und der Geldfluss bleibt in Gang. Es muss sich eben nur jemand finden, der immer wieder einen Kredit gibt. Irgendwann sind alle Nachbarn, Verwandten und Freunde abgegrast - irgendwann gibt es jemand, der keine Kredite mehr bekommt.
Die ärmste Sau ist der letzte in der Kette. Der hat nämlich einen Kredit gegeben, aber keinen bekommen um seine Schulden zu decken.
So, und das ganze kann man sich jetzt so vorstellen, als würde man jedes Jahr einen Porsche kaufen.
Ich sollte anstelle von Lebensversicherungen wohl in Gold investieren
Schade... :neutral-face
Das Dumme ist, dass das Primat der Politik verloren zu gehen droht oder höchstwahrscheinlich bereits verloren gegangen ist. Zwar gab es, nachdem die erste Schockwelle der internationalen Finanzkrise so einigermaßen abgefedert war, keinen Mangel an markigen Politikersprüchen - man werde den Finanzsektor von nun an genau beobachten und kontrollieren, selber den Fuß dort in der Tür behalten, Transaktions-/Spekulationsgebühren erheben, die Banken handfest an den Risken beteiligen etc.
Doch passiert ist de facto nicht viel. Die Machtprobe scheint bereits einen Sieger zu haben. Und es dürfte kein demokratisch gewählter sein.
Alles was Du hier geschrieben hast stimmt, yeboah.
Der Euro und insgesamt die Intention zu einer Währung, einem Europa (der EU also), das sind Dinge, von denen unsere Urahnen nur geträumt haben.
Die EU ist ein Gewinn für Deutschland und die anderen EU-Staaten. daran kann es keinen Zweifel geben!
Doch beim Geld hört´s irgendwann auf mit der Freundschaft. Wie schon erwähnt, die Intention zum Euro ist und war löblich. Aber die Umsetzung konnte eigentlich nicht richtig funktionieren, weil die Volkswirtschaften nie homogen sein werden können.
Die Engländer und Dänen wußten, was sie taten, als sie bei ihrer Währung blieben.
Der Euro hat Vorteile. Nun scheinen aber die Nachteile zu erscheinen, mit möglicherweise ungeahnten Folgen.
Das wäre schlimm. Ich hoffe, dass hier noch einiges gerade gebogen werden kann.
Und ja, ich bin der Meinung, dass wir die D-Mark wieder einführen sollten!
Das ist richtig. Liegt wohl daran, dass mittlerweile die großen Finanzakteure de facto mitregieren, in dem sie einerseits Einfluss auf die Politik ausüben und andererseits so "wichtig" geworden sind, dass man sie als "systemrelevant" nicht kaputt gehen lassen kann und will.
Allerdings löst ein Regulierung der Finanzmärkte auch nicht die hausgemachten Probleme der Staaten - die übermäßige Verschuldung. Ohne die Spekulation würden wir heute vielleicht nicht von "Griechenland am Abgrund" reden, aber irgendwann würde das auch so kommen.
Europa wächst zusammen, das Währungsgebiet ist jetzt der Euro-Raum. Da ist es für mich nicht nur ökonomisch, sondern auch moralisch notwendig, dass man Griechenland hilft. Die Griechen werden dafür ja auch zu radikalen Sparmaßnahmen gezwungen und es wird eine zunehmende Menge richtig armer Bevölkerungsteile dort geben, die sich z. B. keinen Zahnersatz mehr leisten können usw. usf.
meine griechische Schwägerin hat diesen Spruch von mir eher missbilligend aufgenommen
zum Thema zurück,jajahelf, ich finanzier ja auch AKWs, also Bescheisserle @ all
->Beim Staatsbankrott erklärt Griechenland seine Zahlungsunfähigkeit
->Banken verlieren Milliarden, die Griechenland ihnen schuldet
->Wieder Bankenrettungen in anderen EU-Staaten
->Die Rating-Agenturen setzen andere Länder in ähnlichen Situationen weiter herunter
->Der Euro stürzt ins Bodenlose
In Griechenland würden Gehälter und Renten nicht mehr gezahlt, Kredite nicht mehr vergeben, die Wirtschaft bricht komplett zusammen. Könnte wirklich Bürgerkriegsähnliche Unruhen mit sich bringen.
Schatz, wir müssen reden...
(so einen Stuss hätte ich von DIR am allerwenigsten erwartet)
http://www.esowatch.com/ge/index.php?title=Alles_Schall_und_Rauch
Ich glaube nicht, dass wir Einträge dieses "Blogs" hier diskutieren sollten.
Nimm das "Schicksalsgemeinschaft" raus! Der Begriff schwirrte undifferenziert in meinem Schädel. Außerdem ist das sowieso nur eine Seite der Medaille. Meine Europa kritische Haltung hab ich in dem Beitrag nicht zum Ausdruck gebracht. Ich dachte mir auch, dass brady einer linken Kritik der politischen Ökonomie nicht sonderlich zugänglich wäre.
Wahrscheinlich...
Wahrscheinlich hätten wir bei deiner Kritik sogar einige Überschneidungen...
http://www.faz.net/s/Rub0E9EEF84AC1E4A389A8DC6C23161FE44/Doc~ED7252FF91C064AC2A8F75ADFF5D72FF7~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Auch bei uns sind seinere Gespraeche sehr Popular.
http://ekonomika.idnes.cz/ekonom-kritizuje-pomoc-recku-statni-dluhy-znici-evropanum-uspory-1dp-/eko-zahranicni.asp?c=A100429_1376919_eko-zahranicni_fih
http://www.faz.net/m/%7B1B1322AD-F400-4A5E-8912-3299DD4DE58C%7DPicture.jpg
Der feiner Kerl.
Quelle?
Stellt Griechenland jetzt mal nicht als das "land of milk and honey" hin. Ein im Tourismus beschäftigter Grieche verdient durchschnittlich 800 Euro. Was stimmt: Im Gegensatz zu Deutschland zahlt der Staat besser als die freie Wirtschaft. Weshalb es einen "Überschuss" an staatlich beschäftigten gibt.