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a.saftsack

42593

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reggaetyp schrieb:
Die Orte der Schande:
SPON

Da kann jeder gucken, wo Schwerpunkte der Übergriffe sind und welcher Art sie waren.
Gruselig. Aber notwendig.


Ist aber nicht vollständig.

U.a. in Hofheim a. Ts. - direkt vor den Toren Ffm's gelegen - haben dieses Jahr auch irgendwelche Heinzis mit dem Luftgewehr auf die Fensterscheiben der dortigen Flüchtlingunterkunft geballert (und die Containeranlage mit "Refugees not welcome!"-Stickern zugepflastert).
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Interessante (noch nicht bestätigte) Berichte in der griechischen Presse ( http://greece.greekreporter.com/2015/07/21/tsipras-allegedly-asked-russia-for-10-bln-to-print-drachmas/ ):

"Greek Prime Minister Alexis Tsipras has asked Russian President Vladimir Putin for 10 billion dollars in order to print drachmas, according to newspaper “To Vima.”

(...)Tsipras also sent similar loan requests to China and Iran, but to no avail, the report said.

(...)

Tsipras was planning the return to the drachma since early 2015 and was counting on Russia’s help to achieve this goal. According to the report, Panos Kammenos, Yiannis Dragasakis, Yanis Varoufakis, Nikos Pappas, Panagiotis Lafazanis and other key coalition members were aware of his plan.

In his first visit to Moscow, Tsipras condemned the European Union policy in Ukraine and supported the referendum of east Ukraine seeking secession. It was then that Germany realized Greece was prepared to shift alliances, something that would threaten the Eurozone cohesion. Tsipras was hoping that Germany would back down under that threat and offer Greece a generous debt haircut. At the time, Tsipras had the rookie ambition that he could change Europe, the report continued.

(...)

The July 5 referendum was a test for Tsipras to see what the Greek people were thinking about Europe and the Eurozone. However, on the night of the referendum, word came from Russia that Putin did not want to support Greece’s return to the drachma. That was confirmed the days that followed. After that, Tsipras had no choice left but to “surrender” to German Chancellor Angela Merkel and sign the third bailout package."


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Das würde auch die 180-Grad-Kehrtwende von Tsipras nach dem OXI-Referendum begründen... - bewegte man sich zuvor zielstrebig auf selbstbewusstem Crashkurs mit den Führern der Eurozone... - schmeißt auf einmal am Morgen nach dem erfolgreichem Referendum Varoufakis den Büttel hin, während  Tsipras das lautstarke "OXI"-Ergebnis des Referendums in ein "Das griechische Volk hat mir damit das Mandat gegeben ein weiteres Bailoutprogramm abzunicken" uminterpretiert.

Die Frage dann wäre: Was erwartet sich Putin strategisch davon, wenn er der griechischen Regierung auf einmal (für diese offenbar vollkommen unerwartet) in den Rücken fällt - und damit den Auseinanderfall der Eurozone damit bis auf Weiteres ein Stück weit aufgeschoben hat?
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President of Greek Banks Association Louka Katseli appealed at the citiznes to return their money to the banks. “Banks are absolutely trustworthy,” Katseli told Mega TV “as guaranteed by the ECB and the Bank Association, but they would have been even more powerful if 40 billion euros had not been withdrawn in the last months.

Katseli, a former PASOK Minister, appealed to citizens to return their deposits  to the banks “now that the banks are open” after a three-week holiday and capital controls.

“Let’s all help our economy,” Katseli urged Greeks and added “If you take your money out of your chests and houses – which are not safe in any case – and deposit at banks, this will enhance liquidity.”


Source: http://www.keeptalkinggreece.com/2015/07/20/banks-union-appeals-to-greeks-to-return-their-money-to-banks/

       
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LDKler schrieb:


Diese "Realität" ist aber kein Naturgesetz sondern menschengemacht, kann also auch von Menschen wieder geändert werden.


Natürlich ist es ein Naturgesetz.

Die Lehre vom menschlichen Handeln folgt durchgängig durch die Jahrtausende hinweg einigen Grundaxiomen - der Glaube daran, dass man einen "neuen Menschen" schaffen kann, der sich nicht mehr wie ein Mensch verhält, hat insbesondere im vergangenen Jahrhundert bereits zu etlichen hundert Millionen Todesopfern durch solcherlei Experimente am lebenden Objekt geführt.

Du kannst DICH und dein Verhalten ändern - und anderen beispielhaft vorleben und/oder davon argumentativ davon zu überzeugen zu versuchen, so zu handeln, wie du handelst.

Die Tendenz allerdings anderen Menschen seine eigenen Ansichten von der Welt gewaltsam (=politisch) aufoktroyieren zu wollen, hat noch niemals in der Geschichte zu etwas Gutem geführt.

Dies endet zwangsläufig in totalitären Staatssystemen und Massenmord - wie auch die Geschichte wieder und wieder und wieder gezeigt hat.



Wir sind uns also darin einig, dass diese Entwicklung Scheisse ist?
Wenn  ja, was wären denn deine Vorschläge, etwas daran zu ändern?
Es einfach hinzunehmen, kanns ja wohl nicht sein, oder?



Erst einmal: Wir genießen heute auf der Welt ein Wohlstandsniveau wie noch niemals zuvor in der Menschheit; es gibt weniger Armut/Krieg/Gewalt als jemals zuvor.

"Diese Entwicklung" ist mir daher  deutlich zu allgemein verfasst.

Ja, es gibt etliche Tendenzen und Entwicklungen die mich extrem besorgt stimmen - aber widerum auch andere, die mich mit enormer Hoffnung in die Zukunft blicken lassen und/oder den Antrieb geben meinen kleinen Teil dazu zu leisten, die Welt hoffentlich als "besseren Ort zu hinterlassen".

Vorschläge daran etwas zu ändern: Ich glaube nicht an politische Lösungen; Politik kann lediglich große Versprechungen machen - ist aber nicht produktiv tätig im Sinne einer nachhaltigen Verbesserung der Lebenssituation ihrer Untertanen (das Gegenteil ist der Fall).

Von daher: Es hilft nur Bildung, Bildung, Bildung - und die Rückbesinnung auf Eigenverantwortung ("Give a man a fish and feed him for a day - teach a man how to fish and feed him for a lifetime" )sowie ein konsequentes Zurückdrängen des Staates aus allen Lebensbereichen.

Dies kann allerdings nicht gewaltsam erfolgen - der Markt muss die besseren technischen Lösungen bereitstellen, die staatliche Monopole und Einflussnahme zunehmend obsolet machen. Durch natürliche Selektion der besseren Alternativen.

Sprich: Wenn du siehst, dass es bestimmten Menschengruppen "schlecht geht" (= unerfüllte Bedürfnisse) - sie es als Chance dort unternehmerisch tätig zu werden und den Leuten Lösungen für ihre Probleme anzubieten (s. z.B.: https://de.wikipedia.org/wiki/Muhammad_Yunus ).

...und davon abgesehen: Ich habe es weiter oben bereits geschrieben. Die Zustände in den Sweatshops mögen nun in der Tat nicht gerade annehmlich sein - dennoch ziehen die Leute diese Arbeit der Arbeit auf dem Reisfeld vor (sonst würden sie es nicht tun).
Du hattest die selben Entwicklungsstufen zuvor in China, in Vietnam... - und nun eben Kambodscha/Bangladesh.
Die Leute haben durchaus selbst ein Streben danach ihre Situation zu verbessern - und insbesondere auch die Situation ihrer Kinder.

In Deutschland ist man allerdings vor nicht allzu langer Zeit auch noch im Untertagebau unter miesen Arbeitsbedingungen in irgendwelchen Stollen tief unter der Erde herumgekrochen... - das würde dort heutzutage auch praktisch niemand mehr machen wollen.

Es sind nun einmal Entwicklungsstufen, die eine bestimmte Gesellschaft durchzumachen hat. Wohlstand muss nun einmal erst geschaffen und erarbeitet werden.

Natürlich würde ich es "besser finden", wenn niemand in solchen Positionen arbeiten müsste und die ganzen Produkte vollautomatisch von Robotern gefertigt werden - während die Bangladeshis allesamt im klimatisierten Eigenheim mit Pool sitzen.

Nur: Das ist eben nicht realistisch an dieser Stelle.

Und was Griechenland (und in Folge das restliche Europa) an dieser Stelle betrifft, so hat u.a. ein Roland Baader schon vor langer Zeit vorausgesagt:

"Was wir in den letzten Jahrzehnten im Kreditrausch vorgefressen haben, werden wir in den nächsten Jahrzehnten nachhungern müssen. Es wird furchbar werden”."

Auch das ist eine Entwicklung, die ich "nicht gut" finde - aber eine vollkommen absehbare Entwicklung, wenn man sich in der breiten Masse der Illusion hingibt, dass es dem Staat möglich sei Wohlstand zu schaffen/generieren.

Auch in Deutschland wird in Folge der Lebensstandard drastisch sinken -  während die Leute, die darauf vertraut haben, dass ihnen der Staat einmal ein beschauliches Auskommen im Alter garantieren könne, feststellen werden müssen, dass das Geld schon anderweitig verbraucht wurde (Hint: Das staatliche Rentensystem entspricht im Aufbau dem eines Schneeballsystems - findet man nicht mehr genug Deppen, die einzahlen - ist das Spiel vorbei).
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LDKler schrieb:
a.saftsack schrieb:
Wie lautet deine Antwort auf die Frage, warum die gegebene Person (O-Ton aus einem Gespräch mit einem Startup-Investor aus Singapur) sein Geld lieber in den Developer aus Schweden stecken soll, wenn er in Indonesien dafür das fünffache an Output erhält?

Unter dem absoluten Wettbewerbsprinzip der Globalisierung, wie wir es derzeit haben, gibt es überhaupt keinen Grund, den Schweden zu beschäftigen.
Aber wenn man keine globalen Lohn- und Sozialdumpingspirale nach unten will, muss man daran etwas ändern. Bedenke, jetzt ist noch der Indonesier günstig, aber schon Morgen macht es vielleicht der Burmese für 500 Euro und der Indonesier guckt blöd aus der Wäsche.





Willkommen in der Realität.

Und was ist dein Konzept um "daran etwas zu ändern"?
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peter schrieb:
auch in den usa, einem land mit wenigen reglementierungen,


Das halte ich für ein Gerücht (s. u.a. :  http://www.threefeloniesaday.com/Youtoo/tabid/86/Default.aspx )

Es ist auf Grund des besprochenen Lobbyings in vielen Bereichen extrem schwer in den USA ein Business aufzuziehen - die Regulierungswut bricht sich auch dort Bahn - während die großen Corporations rent-seeking über regulatory capture betreiben.

Das führt u.a. dazu, dass viele Firmen / Start-Ups die in einem ähnlich Bereich wie wir tätig sind, nach Mittelamerika oder auch Kanada abwandern - und es führt dazu, dass "der kleine Mann" eben nicht einfach mal eben so mit kaum mehr als 3 Penny in der Tasche sein eigenes Business aufziehen kann.
Aber auch dass privat organisierte Armenspeisungen mit Polizeigewahrsam enden oder der von Kindern betriebene Limonadenstand von der Polizei geschlossen wird.

Auf der anderen Seite stimme ich dir zu, dass letztlich alles einem Zyklus unterliegt - und es praktisch unmöglich ist, diesen als Einzelner in seinem Ablauf entscheidend zu beeinflussen - ob man da nun der peter oder a.saftsack aus dem Forum ist - oder Angela Merkel, Barack Obama oder Alexis Tsipras.

Diese Leute sind auch nur deshalb dort an der Spitze, weil der herrschende Zeitgeist diese eben an die Spitze gespühlt hat - sie sind das Resultat ihrer Zeit, nicht umgekehrt.

Die Möglichkeit die man als Einzelner allerdings hat, ist: Diesen Zyklus zu erkennen und zu versuchen sich entsprechend zu positionieren ( sowohl von seiner finanziellen Exposition als auch bzgl. des generellen Lebensweges).
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WuerzburgerAdler schrieb:


Klingt alles sehr hübsch - geht aber sowohl am Thema Griechenland vorbei als auch daran, dass es einer immer größer werdenden Zahl von Europäern immer schwerer fällt, von ihrem Lohn/Gehalt eine Familie zu ernähren. Um es mal gelinde auszudrücken.

Irgendetwas stimmt also an deiner Argumentationskette nicht. Vielleicht ergründen wir gemeinsam, was es ist.    



Its the bigger picture.

Das Problem ist, dass wenn ich sage:

"Griechenland braucht freie Marktwirtschaft und weniger Sozialismus. Hat schon immer in der Geschichte funktioniert - und macht auch auf theoretischer, ökonomischer und moralischer Basis Sinn."

...ist das man mit solchen Ansichten in Deutschland / im Forum einen extrem schweren Stand hat, da es eben in diesem spezifischen soziokulturellen Umfeld nur wenig mehr Sympathien zu erwecken vermag, als wenn man hier Sympathien für ISIS bekunden würde.  ,-)  
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peter schrieb:
steigendes wirtschaftswachstum ist nicht zwangsläufig mit einem allgemeinen anstieg der lebensqualität für alle verbunden.



Achtung peter - Missverständnis:

Ich rede in dem Falle von Asien/Südostasien.

Dass wir es in Deutschland/Europa hingegen mit einem Schrumpfen der Mittelschicht zu tun haben streite ich gar nicht ab - verwende dies im Gegenteil sogar selbst in meiner Argumentation.  

Auch stimme ich dir zu, dass man makroökonomische Statistiken mit Vorsicht genießen sollte.
Nicht dass die Zahlen rein mathematisch falsch berechnet wären - aber die Art und Weise wie diese Kennziffern zusammengesetzt sind, ist natürlich ein hochpolitischer Akt. Insbesondere die Zusammensetzung des GDP als DER Kennzahl überhaupt für wirtschaftliches Wachstum steht dabei berechtigterweise in scharfer Kritik.
Auch was diese Zahlen bzgl. wirtschaftlicher Entwicklung letztendlich auszusagen vermögen, ist ein Thema für sich.

Zur Bankenrettung:

Das hat mit freier Marktwirtschaft natürlich herzlich wenig zu tun - ebenso wie die aktuellen Strukturen in der Bankenlandschaft ziemlich wenig mit Marktwirtschaft zu tun haben.

Wenn ein Unternehmen schlecht wirtschaftet und pleite geht - sollte es vom Markt verschwinden und denjenigen Unternehmen Platz machen, die eben in der Lage sind ihre Ressourcen besser zu verwenden.

Ein Unternehmen allerdings auf Kosten der Steuerzahler zu "retten" schafft vollkommen perverse Anreize.

Natürlich sahen die Banken diese Eingriffe in Folge als Freibrief noch riskanter zu spekulieren - geht es gut, räumt man übermäßige Profite ab - geht es schief, lässt man halt wieder den Steuerzahler dafür bluten.

Das ist vergleichbar der Situation, dass Papi einem 1000€ fürs Kasino mitgibt (die er zuvor jemand anderem gewaltsam abgenommen hat) - gewinnt man, darf man alles behalten. Verliert man, gibt Papi dir nächste Woche wieder 1000€.
Natürlich geht man dann maximales Risiko ein.

Und oh Wunder - genau das ist es, was passiert ist.

Zu den 5€-Shirts:

Natürlich sind die Produktionsbedingungen in den Textilfabriken in Kambodscha und anderswo extrem hart.

Dennoch: Was ist die Alternative?

Wenn man möchte, dass Läden wie Primark, Kik etc. schließen, weil sie ja die günstige Arbeit an den Produktionsstandorten ausbeuten würden...

...möchte man die Klamotten ausschließlich in Deutschland/Europa produzieren lassen, so dass ein T-Shirt 20€/Stück kostet - und sich die ärmeren Bevölkerungsschichten praktisch nur noch 2nd-hand Klamotten leisten können?

...möchte man, dass die Leute in Kambodscha wieder zurückkehren müssen auf die Reisfarm auf dem Land?

Die Leute hier sind nicht dumm. Natürlich hoffen sie, dass ihre Kinder irgendwann einen besseren Job haben als sie selbst - derzeit offeriert ihnen die Arbeit in der Textilfabrik aber einen sicheren und besser bezahlten Job als die knochenharte Arbeit auf der heimischen Farm.

Früher war es China (die nun auf dem Wege sind zur unbestrittenen ökonomischen Supermacht Nummer eins im 21. Jhdt. zu werden und teilweise den Westen in Sachen technologischem Fortschritt bereits abzuhängen beginnen), später dann die Länder wie Vietnam (die mittlerweile zunehmend die Produktion von Hi-Tech-Komponenten (Samsung, Intel...) übernehmen, da China dafür mittlerweile zu teuer ist/wird) - und nun eben Kambodscha.

In 10-20 Jahren ist man auch dort wirtschaftlich einen Schritt weiter - und die Leute müssen nicht mehr ihre Tage in den Sweatshops verbringen (die wie gesagt dennoch eine Verbesserung zum vorherigen Status bringen - ansonsten würden die Leute das nicht machen).

Und zur Gewinnerseite:

Wir haben uns bewusst für ein Leben in Südostasien entschieden - und gegen Deutschland.
Eben weil dieser Trend offenkundig ist und wir hier hier dereinst bessere Chance für uns und unsere Folgegeneration sehen.

Wir leben hier derzeit von 1000 USD/Monat als 4-köpfige Familie + Hund in der Großstadt - und bezahlen nebenbei noch die Krebsbehandlung der Schwiegermutter (Folge mangelhafter Hygiene während einer Operation zur Zeit des Krieges vor 40 Jahren) .
Und wir verfügen bis dato auch nicht über nennenswerte Ersparnisse (haben allerdings einen langfristigen Plan wie wir uns diese aufbauen möchten).
Ihre Eltern haben es aus dem Nichts kommend - und letztlich in einem Slum lebend - durch harte Arbeit und geschicktes Investieren geschafft, ein ordentliches Haus mit Mittelklassestandard zu finanzieren.

Wir bezahlen dafür allerdings auch keine Hundesteuer, die Grundsteuer beträgt ca. 1 USD/Jahr, die MwSt. beträgt nur 10%; ebenso die Einkommensteuer - und irgendwelche Einzahlungen in staatliche Schneeballsystem aka "Sozialversicherung" sind quasi nicht-existent.

Wir konnten hier auch binnen einer Woche eine Firma anmelden (Bereich Fintech) und mit einem Gesamtkostenaufwand von ca. 3k USD über 1,5 Jahre hinweg betreiben... - während das Gleiche in Deutschland uns auf Grund staatlicher Regularien eine Anfangsindestinvestition in 7-stelliger Höhe (EUR) gekostet hätte, einen über mehr als 1 Jahr sich hinziehenden bürokratischen  Prozess - und uns auf Grund der staatlichen Steuergesetzgebung letztlich mit einer Kundenbasis von Null dastehen hätte lassen (da Standorte wie die Niederlande, UK oder die Schweiz da einfach den einen oder anderen Zacken innovationsfreundlichere Standorte darstellen).

Solche Hürden sind dann eben weitere Hindernisse, warum Arbeitsplätze nicht in Deutschland - sondern anderswo in der Welt geschaffen werden.

Wenn wir möchten, dass es uns und unseren Angehörigen besser geht - müssen wir besser arbeiten und klüger investieren.

Die Idee, dass man dem Staat möglichst viel von seinem verfügbaren Einkommen abgeben sollte, damit dieser es für einen "investiert"... - dafür würde man einem hier den Weg ins Irrenhaus weisen.  
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WuerzburgerAdler schrieb:
a.saftsack schrieb:
@WA:

Nun,  im Gegensatz zu Europa findest du hier in der Region ein stetes Expandieren der Mittelschicht und einen allgemeinen Aufschwung im Wohlstandsniveau - während eine Mehrheit der Leute auf sich selbst und ihre Fähigkeiten vertraut - und im Staat keine Hilfe, sondern lediglich Ballast sehen.

Wie lautet deine Antwort auf die Frage, warum die gegebene Person (O-Ton aus einem Gespräch mit einem Startup-Investor aus Singapur) sein Geld lieber in den Developer aus Schweden stecken soll, wenn er in Indonesien dafür das fünffache an Output erhält?


Aso, ich dachte, es handelt sich um einen Schweden...

Also, wenn der Singapuri einen indonesischen Developer bekommt, der genauso gut ist wie der 5 mal teurere Schwede - dann würde ich auch den Indonesier nehmen. Das nennt man Wettbewerb in einer globalisierten Welt.
In Schweden sähe die Sache schon ein wenig anders aus. Gehalt ist nicht immer gleich Output.


Damit kommen wir der Sache schon näher.

Ob der indonesische Developer vlt. Murks coded... - und der Schwede dann unter dem Strich doch die bessere Wahl gewesen wäre, das gehört zum unternehmerischen Risiko.
Es ist sein Geld, dass er dabei aufs Spiel setzt - und wenn es schief geht, ist es halt weg.
Dennoch sollte man nicht davon ausgehen, dass die Leute hier gerade erst vom Baum geklettert sind und "Made in Europe" als Gütesiegel alleine ausreicht - insbesondere die jüngere Generation die gerade heranwächst hat ein enormes Potenzial; und den Trend sehe ich sich noch verstärken in den kommenden Jahren.
De facto sind viele Tech-Firmen aus e.g. China mittlerweile innovativer als die großen Namen aus demm Westen - während man dort überwiegend bei "Made in China" immer noch ausschließlich an günstige Billigkopien westlicher Markenprodukte denkt. Das ist eine gefährliche Unterschätzung der Lage.

Der angesprochene Investor ist im Übrigen von Geburt aus Finne - lebt und arbeitet aber in Singapur, weil er (und sein Kapital) dort besser behandelt werden, als in Finnland.

Auch das gehört zum Wettbewerb in einer globalisierten Welt - den eigenen Standort attraktiv gestalten - für zufließendes Kapital und Investment - und in Folge Arbeitsplätze und Wohlstand.

Das ist im Übrigen genau das Rezept, dass Raico in seinem Essay als Ursache für den Wunder des europäischen Wohlstandes in der Vergangenheit ausgemacht hat.

Wenn man nun in Europa den umgekehrten Weg beschreitet (mehr Einheitsstaat, mehr zentralisierte Regulierung; weniger Wettbewerb) - sind wenig überraschend in Folge auch die umgekehrten Resultate zu erwarten.

Ich erkenne natürlich an, dass dieses Streben derzeit in Europa und Deutschland prävalent ist - und meine 2-3 Forenbeiträge mit Sicherheit nichts dazu beitragen, den großen Trend zu verändern.

Es muss halt erst richtig weh tun, bevor dort eine Richtungsänderung zum Besseren möglich ist.

Und da haben wir den "Gipfel des Schmerzes" in Europa noch lange nicht erreicht.
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@WA:

Nun,  im Gegensatz zu Europa findest du hier in der Region ein stetes Expandieren der Mittelschicht und einen allgemeinen Aufschwung im Wohlstandsniveau - während eine Mehrheit der Leute auf sich selbst und ihre Fähigkeiten vertraut - und im Staat keine Hilfe, sondern lediglich Ballast sehen.

Wie lautet deine Antwort auf die Frage, warum die gegebene Person (O-Ton aus einem Gespräch mit einem Startup-Investor aus Singapur) sein Geld lieber in den Developer aus Schweden stecken soll, wenn er in Indonesien dafür das fünffache an Output erhält?
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edmund schrieb:
Für interessierte, nachdenkliche Zeitgenossen, die sich nicht von jeder neoliberalen Ausdünstung benebeln lassen wollen,
Für diejenigen, die verstehen wollen, warum uns Merkel/Schäuble peinlich sein sollten:
https://www.youtube.com/watch?v=mi8RmbPAX6s
 


"Da muss man sich aber fragen, ob man so einen Wettlauf nach unten bei Löhnen und Sozialausgaben in Europa haben möchte - oder ob man nicht versucht eine Harmonisierung auf einem sozial akzeptablen Niveau hinzubekommen."

Sprich: Als Lösung schlägt der Herr Prof. Dr. Wirtschaftswissenschaftler eine Zunahme zentralstaatlicher Wirtschaftsplanungskompetenzen samt begleitender protektionistischer Maßnahmen vor.

Unbedingt zu beseitigen in diesem Zuge ist dabei u.a. die Vertragsfreiheit der betroffenen Individuen Untertanen - die doch nur darauf aus sind, sich gegenseitig regelmäßig zu übervorteilen. Und eben weil die Menschen von Natur aus schlecht sind, bedürfen sie daher der Kontrolle einer auserwählten Sorte von Menschen in den Beamtenpalästen Europas, die durch ihre benevolente Kontrolle der subalternen Massen dafür sorgen, dass der große Plan für die Zukunft Europas nicht gefährdet wird.

Denn schließlich ist es doch der Staat, der unser aller Wohlstand schafft und garantiert - und nur die weisen Herren in den Beamtenstuben der Vereinigten Staaten von Europa besitzen das Wissen um eine ordnungsgemäße Durchführung des Planes für die wirtschaftliche Entwicklung in den künftigen Vereinigten Staaten von Europa durchzuführen.

Die Realität der wirtschaftlichen Praxis sind dann doch ein wenig anders aus:

"Why should I hire a developer in  Sweden for 5000€ a month, when I can hire a guy with the same skills in Indonesia for 1000€ a month?"

Die ganze Farce wird nicht in einem ähnlichen umfassenden wirtschaftlichen Kollaps enden, wie anno 1989.

"You can't solve problems with current thinking - current problems are the result of current thinking"

Hilfreiche Lektüre: "The Collapse of Development Planning"

Aus Ralph Raico's essay ""The Theory of Economic Development and the European Miracle" :

Ralph Raico schrieb:
"The "miracle" in question consists in a simple but momentous fact: It was in Europe — and the extensions of Europe, above all, America — that human beings first achieved per capita economic growth over a long period of time. In this way, European society eluded the "Malthusian trap," enabling new tens of millions to survive and the population as a whole to escape the hopeless misery that had been the lot of the great mass of the human race in earlier times. The question is: why Europe?

(...)

Because Europe enjoyed a relative lack of political constraint. As Jean Baechler, in a pioneering work, pointedly expressed it:

'The first condition for the maximization of economic efficiency is the liberation of civil society with respect to the state…The expansion of capitalism owes its origins and raison d'être to political anarchy.'

(...)

The key to western development is to be found in the fact that, while Europe constituted a single civilization — Latin Christendom — it was at the same time radically decentralized.7  In contrast to other cultures — especially China, India, and the Islamic world — Europe comprised a system of divided and, hence, competing powers and jurisdictions.

(...)

Within this system, it was highly imprudent for any prince to attempt to infringe property rights in the manner customary elsewhere in the world. In constant rivalry with one another, princes found that outright expropriations, confiscatory taxation, and the blocking of trade did not go unpunished. The punishment was to be compelled to witness the relative economic progress of one's rivals, often through the movement of capital, and capitalists, to neighboring realms. The possibility of "exit," facilitated by geographical compactness and, especially, by cultural affinity, acted to transform the state into a "constrained predator".

Decentralization of power also came to mark the domestic arrangements of the various European polities. (...) Through the struggle for power within the realms, representative bodies came into being, and princes often found their hands tied by the charters of rights (Magna Carta, for instance) which they were forced to grant their subjects. In the end, even within the relatively small states of Europe, power was dispersed among estates, orders, chartered towns, religious communities, corps, universities, etc., each with its own guaranteed liberties. The rule of law came to be established throughout much of the Continent.

(...)

The foundations for the European miracle were, in Jones's words, the "curtailment of predatory government tax behavior" and "the limits to arbitrariness set by a competitive political arena" (Jones 1987, xix, xxi). Over time, property rights — including rights in one's own person — came to be more sharply defined, permitting owners to capture more of the benefits of investment and improvement (North 1981). With the freer disposition of private property came the possibility of ongoing innovations, tested in the market. Here, too, the rivalrous state system was highly favorable. The nations of Europe functioned "as a set of joint-stock corporations with implicit prospectuses listing resources and freedoms" in such a way as to insure "against the suppression of novelty and unorthodoxy in the system as a whole" (Jones 1987, 119). A new social class arose, consisting of merchants, capitalists, and manufacturers "with immunity from interference by the formidable social forces opposed to change, growth, and innovation" .

(...)

'Economic development in its European form required above all freedom from arbitrary political acts concerning private property. Goods and factors of production had to be free to be traded. Prices had to be set by unconditional exchange if they were to be undistorted signals of what goods and services really were in demand, where and in what quantities. '



...und wenn man sich dahingegen durchliest, was ein Herr Hollande oder ein Herr Prof. Dr. van Treeck so fordern - dann weiß man, von welcher Richtung aus der Wind weht - und vor allem auch, in welche Richtung das derzeitige Experiment in Europa sich entwickeln wird.
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Bloomberg schrieb:
"French President Francois Hollande said that the 19 countries using the euro need their own government complete with a budget and parliament to cooperate better and overcome the Greek crisis. “Circumstances are leading us to accelerate,” Hollande said in an opinion piece published by the Journal du Dimanche on Sunday. “What threatens us is not too much Europe, but a lack of it.”... Countries in favor of more integration should move ahead, forming an “avant-garde,” Hollande said."


http://www.bloomberg.com/news/articles/2015-07-19/france-s-hollande-proposes-creation-of-euro-zone-government


(*seufz*)  

"Never let a good crisis to waste."
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crasher1985 schrieb:


Und trotzdem wird man wohl das dritte Hilfspaket durchpeitschen entgegen jeder Vernunft.


Es ist ja nun einmal nicht ihr eigenes Geld.

Wenn man bei den ganzen "#nogrexit" und "uneingeschränkte Solidarität mit Griechenland"-Politikern einmal nachfragt, ob sie denn solidarischerweise nun ihr einen beträchtlichen Teil ihres Privatvermögens in griechische Staatsanleihen anlegen... - wirst du keine Antworten bekommen.

Da endet die "Uneingeschränktheit" auf einmal ganz schnell.  ,-)  
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crasher1985 schrieb:


Mir geht es einfach nciht in den Kopf wie die "Spitzenpolitiker" der EU sehenden Auges ins verderben rennen.



Es geht Ihnen um einen ganzen Haufen wohlbezahlter "Jobs" in Brüssel, die derzeit auf dem Spiel stehen.
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SGE_Werner schrieb:
Schön, dass die Bürger jahrzehntelang die positiven Auswüchse des Kapitalismus Sozialismus genossen haben und jetzt darüber fluchen, dass es auch Schattenseiten gibt.



Auch wenn es sonst kein schlechter Beitrag ist: FTFY.

Staatliche (und somit auf Gewalt basierende) Umverteilungspolitik ist so ziemlich das komplette Gegenteil von "Kapitalismus", welcher durch einen freiwilligen Austausch von Gütern mit beiderseitigem Mehrwert (= Schaffung von Wohlstand!) definiert wird.

Und wie schon immer in der Geschichte, führt eine fortgeführte Politik des Verzehrs des Kapitalstocks einer Gesellschaft ( spending & consumption anstatt von saving & investment) langfristig zur Verarmung dieser Gesellschaft - ja so eine Überraschung aber auch!

Eine Rückkehr zu kapitalistischen Wirtschaftsprinzipien und ein Rückzug des Staates ist so ziemlich das Einzige, dass Griechenland mittelfristig auf die Beine helfen könnte - schließlich sind es immer noch einzig und allein die Unternehmer und ihre Mitarbeiter in der freien Wirtschaft, die den Wohlstand einer Gesellschaft produzieren.

Das Problem ist an dieser Stelle: Syriza und ihre Anhänger stehen zum überwiegenden Teil für das genaue Gegenteil - der Staat und seine Politiker und Bürokraten sollen "Wohlstand schaffen". Das ist zwar weder theoretisch möglich noch hat es in der Praxis jemals funktioniert... - aber die Illlusion, sie ist doch so schön...

Davon ab:

Die Situation in der Griechenland weist durchaus etliche Parallelen mit jener des Deutschen Reiches nach dem 1. WK auf.  Das - damals in ähnlicher Vehemenz angeprangerte - "Schanddiktat von Versailles" und die erdrückende Schuldenlast der Reparationszahlungen führten zu einem fortwährenden Erstarken der politischen Ränder, die dem Volk versprachen dieser Situation ein Ende zu setzen...

Nach der Katastrophe des WK II hatte man daraus gelernt und Deutschland in den früheren 50er Jahren einen umfassenden Schuldenerlass gewährt - eben um die Fehler aus der Zwischenkriegszeit nicht zu wiederholen.

Das Kind ist in der Tat in den Brunnen gefallen und man hätte es niemals soweit kommen lassen dürfen - dennoch muesste man nun eine Lösung finden, die allen Seiten "gerecht" wird.

Zudem: Es gehören halt auch immer zwei Seiten dazu - wenn ich einem Junkie jeden Monat 1000€ leihe und dieser es direkt in neue Drogen reinvestiert, muss ich mich auch nicht wundern, wenn nach 5 Jahren es schwierig wird, das Geld von ihm wiederzubekommen.... - die Sache ist: Die verantwortlichen Politiker "retten" ja nicht mit ihrem Privatvermögen, sondern bedienen sich da ungeniert an dem Geld anderer Leute - der ihnen jeweils untergebenen Steuersklaven.
Nominal mag ich zwar auch von dem besagten Junkie noch Geld bekommen und kann darauf bestehen, dass er mir das irgendwann/irgendwie zurückzahlt - rational gesehen, war es einfach eine verdammt schlechte Verwendung meiner Ressourcen.
Sprich: Wenn man sich beschwert, dass die Griechen ja mehrheitlich eine Bande korrupter Verschwender ins Amt gewählt hat... - in Deutschland hat man auch die Leute ins Amt gewählt, die kein Problem damit hatten, einen Haufen Geld ihrer Untertanen in dieses schwarze Loch zu feuern um die Illusion des megalomansichen Traumes von den "Vereinigten Staaten von Europa" aufrecht zu erhalten.

Hätten wir ein "Ja" bekommen und sich die Troika oktroyierte Austeritätspolitik weitestgehend unverändert fortgesetzt, wäre das angesichts der erdrückenden Jugendarbeitslosigkeit von über 50% (der Großteil davon Wähler extremer Parteien wie Syriza oder Golden Dawn) ein sicherer Weg in den Bürgerkrieg in den kommenden Jahren gewesen (und die Kuh ist ja noch lange nicht vom Eis).
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stormfather3001 schrieb:
Maabootsche schrieb:
Tja, da geht es schon los, Apple, amazon & co akzeptieren keine griechischen Kreditkarten oder Konten mehr.
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Kapitalverkehrskontrollen-Apple-Co-blockieren-griechische-Nutzer-2735729.html


Das sind die Vorläufer des Grexit!


Warum sollten sie diese auch noch akzeptieren?

Das Geld steckt in Griechenland fest - vollkommen natürlich, dass ein Anbieter seine Dienste einstellt, wenn er für seine Produkte nicht mehr bezahlt werden kann.

Das ist natürlich desaströs für alle Wirtschaftskreisläufe die am Export / Import von Waren in Griechenland beteiligt sind.

Zeit für Plan B...
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Varoufakis nicht mehr Finanzminister:

http://yanisvaroufakis.eu/2015/07/06/minister-no-more/
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Die Griechen brauchen vor allem keine Politiker, die Ihnen irgendwelche Wunder versprechen - weder aus Brüssel noch ihre Eigengewächse - und am Ende sich doch nur zu Lasten des produktiven Teils der Bevölkerung ein gutes Leben gönnen - noch irgendwelche Almosen um ein gescheitertes System noch ein wenig länger am Laufen zu halten.


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...sondern Hilfe selbstständig auf die Beine zu kommen.

Ein Ansatz um die Kapitalkontrollen / den Zusammenbruch des Bankwesens in Griechenland zu umgehen:

http://unenumerated.blogspot.com/2015/07/the-greek-financial-mess-and-some-ways.html

Ich kenne ein paar Leute, die in Athen darum bemüht sind solche kleinen Wirtschaftskreisläufe  aufzubauen - und damit Export/Import von Waren / Dienstleistungen zu ermöglichen, ohne dass irgendwelche Kapitalkontrollen dort diesen Wirtschaftsprozess verhindern.

Falls jemand Kontakte hat, die a) entweder Waren/Dienstleistungen aus Griechenland importieren oder b) Kontakte in Griechenland, die Waren exportieren/importieren...

...wäre ich sehr daran interessiert mit den Leuten in Kontakt zu kommen um in Folge zu eruieren / die Kontakte zu verknüpfen, ob man dort Lösungsmöglichkeiten für ihre Probleme entwickeln kann.
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adlerkadabra schrieb:

Nun, aber realiter ist der € als staatenübergreifende Währung bislang doch das stärkste Signal eines vereinten Europas. Auf allen anderen Feldern wird zwar mehr oder weniger in Brüssel an Anpassungen gebastelt (gelegentlich mit eher zweifelhaftem Erfolg), aber in Außenpolitik, Verteidigungspolitik und v.a. bei Fragen wie etwa humanitäre Hilfe (Flüchtlingsproblematik), selbst bei einem Murks wie der de facto  nach In- und Ausländern (EU oder nicht, völlig egal) gesplitteten Autobahngebühr gibt es das vereinigte Europa nur ziemlich fragmentarisch.



Die Sache ist grundlegender:

Ich bin gegenüber jeglicher Konzentration von Macht skeptisch.
Macht korrumpiert - und absolute Macht korrumpiert absolut. Das ist ein grundlegendes Axiom des menschlichen Handels.

Aus diesem Grunde sehe ich nicht, dass es den Bürgern Europas zum Vorteil gereicht, wenn man das bürokratische und bürgerferne Monstrum in Brüssel mit mehr und mehr Befugnissen ausstattet, die die nationalen Selbstbestimmungsrechte zusehends aushöhlt.

Ich bin mit Sicherheit kein Freund des Staates und des Konzeptes der "Nation" - aber im Zweifelsfalle gilt dabei für mich immer noch: Je kleiner, desto feiner.

Sezessionsrecht ist ein notwendiges Grundaxiom der Freiheit - welches letztlich bis hin zur kleinsten Einheit, dem Individuum, möglich sein sollte.

Ein Wettbewerb der unterschiedlichen Ansätze und System, die den Bürgern Europas eine Wahlfreiheit lassen... - und per "Druck von unten" / "Abstimmung mit den Füßen" dafür sorgen, dass diejenigen Staatsgebilde, die ihre Angelegenheiten am Besten zu managen in der Lage sind (bzw.: Ihren Bürgern am meisten Freiraum gewähren) im Vorteil gegenüber denjenigen sind, die ihre Bevölkerung mit den meisten verfehlten Policies entnervt/drangsaliert/verarmen lässt - und in Folge entweder den Kurs ändern müssen, oder aber einen zunehmenden Aderlass des produktiven Teils ihrer Bevölkerung verkraften müssen.

Das Vorgehen der Eurokraten unterscheidet sich sicherlich in der Wahl der Mittel - nicht aber wirklich in ihrem ultimativem Ziel von den Vorhaben eines Napoleon oder Hitler, die auch schon danach strebten, ein vereinigtes Europa unter ihrer Führung zu bilden.

Ein zentral geplantes Europa, dass von einem kleinen, exklusiven Machtzirkel per Top-Down-Approach geplant wird, ist kein Europa in dem ich persönlich leben möchte.

Ich denke des Weiteren auch nicht, dass es vorteilhaft ist, wenn man Politikern und ihren Freunden das Management von Währungen überlässt (es wird - wenig überraschend - zum eigenen Vorteil hin missbraucht werden) - und bin an dieser Stelle eher dem bottum-up Ansatz von F.A. Hayek verbunden.
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adlerkadabra schrieb:

Das ist ja die Misere: das Projekt € war von Anfang an und ist bis heute ein rein ökonomisches. Gut, soll und muss es sogar auch sein, mit Betonung auf "auch". Die politische, emphatisch gesprochen: die humane Dimension? ... Ich merke, wir nähern uns bedenklich an.



Sehe ich komplett entgegengesetzt.

Das Projekt € war von Anfang an und bis heute ein rein politisches.

Ökonomische Realitäten hat man dabei (wie das in der Politik so üblich ist) behänd unter den Tisch fallen gelassen (etwas was z.B. Maggy Thatcher in der UK frühzeitig erkannte und dadurch Mitverantwortung dafür trug, dass die Briten nicht Teil der Währungsunion wurden) - mit dem erwartbaren Ausgang, den wir nun jetzt sehen.

Man hat in den Hauptstädten Europas sich halt mal wieder dem anmaßenden Glauben hingegeben, dass man mit ein paar Gesetzen und Paragraphen sich die Dinge schon so hinbiegen könne, wie man sich das wünscht.

Kurzfristig gesehen mag das funktionieren, langfristig gesehen sind die natürlichen Marktkräfte nun aber einmal stärker.