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Fantastisch

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Fantastisch schrieb:

Und war ein Steilmann damals schon genauso schlimm wie später ein Hopp?

Woran macht man das jetzt fest, ob genauso schlimm oder nicht so schlimm?
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Gute Frage... deshalb kam ich ja ins Grübeln. Vieles beim Überfliegen des Wikipedia-Eintrags zu Wattenscheid erinnerte an Hopp und Hoffenheim, andere Aspekte (auch was die historische Entwicklung des Vereins betrifft) relativierten es wieder. Man muss Mäzenatentum (um mal einen neutralen Begriff zu verwenden) wohl immer im Kontext der jeweiligen Zeit sehen. Und das Kapitel Steilmann ist ja eh längst abgeschlossen.
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Die SG Wattenscheid ist zurück in der Regionalliga und viele Fans waren mit dabei.
https://www.kicker.de/vor-mega-kulisse-wattenscheid-09-kehrt-in-die-regionalliga-zurueck-904848/artikel
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Achja, das waren schon verrückte Zeiten Anfang der 90er... Wattenscheid spielte Bundesliga und Kaiserslautern wurde Deutscher Meister!

Und war ein Steilmann damals schon genauso schlimm wie später ein Hopp?
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DBecki schrieb:

SGV Freiberg. Auch so ein Verein, den keiner braucht. Mir wären die Stukis lieber gewesen.


Dass mir die Kickers auch lieber wären, ist klar. Aber Freiberg ist fast ununterbrochen seit 20 Jahren Oberligist und hatte ja auch schon früher gute Spieler (Schnatterer, Leibold). Haben halt keinen Namen als Verein außerhalb von Bawü.

Stg Kickers und Trier können ja zumindest noch aufsteigen. Also einer von beiden.
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Dieser Strang bildet so nebenbei in Sachen Geographie weiter.. Musste erstmal Tante Wiki befragen, wo das Schwaben-Freiberg überhaupt liegt. Kannte bisher nur das in Sachsen.
Ach, da kommt der fast schon legendäre Schnatterer her, interessant.
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Nix gegen Stadtallendorf, aber als Traditionsfreund würde ich derzeit einen der anderen "Zweiten" als weiteren Aufsteiger eher bevorzugen (derzeit Wormatia Worms und Stuttgarter Kickers).
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Klar, zwei absolute Traditionsvereine, denen es natürlich auch zu gönnen wäre. Mein Daumendrücken resultiert aus einer gewissen Verbundenheit, weil ich mal im Kreis Marburg-Biedenkopf gearbeitet habe und weil Mittelhessen neben Steinbach ein weiterer Regionalligist gut täte, zumal Gießen jetzt abgestiegen ist..
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Im letzten Spiel seiner Existenz verdirbt Hessen Dreieich den Stadtallendorfern den lange sicher geglaubten direkten Aufsteig. Gleichzeitig sichert sich Fulda durch einen Auswärtssieg bei den durchaus auch spielstarken Eddersheimern überraschend noch Platz eins und den Aufstieg in die Regionalliga. Gratulation an die "Barockstadt" und Daumen gedrückt für die Relegation für Stadtallendorf!
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Danke für Deine Statistiken. Liebe Statistiken ja!

Anna AIRling hat zwar nur ein Spiel gemacht, wurde halt einmal eingewechselt, hat aber auch ein verdammt wichtiges Tor per Kopf gemacht.

Davon ab: Natürlich wäre es echt geil, wenn man so Zahlen im Frauenfußball hätte, wie in anderen Ländern. Da unterstützen die Ultras aber auch die Frauen. Wünsche ich mir hier vielleicht auch, gerade mal in wichtigen Spielen. Denn sie sind immer noch ein Teil von uns. Ich erwarte es ja gar nicht mal bei jedem Spiel. Aber ab und an wäre das doch schon ganz schön.
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Denis schrieb:

Denn sie sind immer noch ein Teil von uns.

Ich weiß schon, wie du das meinst, im Sinne von "Denn sie sind immerhin ein Teil von uns". Also sie gehören zur großen, bunten und vielfältigen Eintracht-Familie.
Wenn man es aber eher in der zeitlichen Dimension sieht, sind sie noch nicht so lange ein Teil von uns. Jetzt im Juli gerade mal 2 Jahre. Vielleicht muss da erst langsam etwas zusammenwachsen. Ich selber habe ja auch erst letzten Herbst mein Interesse für die SGE-Frauen entdeckt (in der Art, dass ich auch zu ihnen ins Stadion gehe) und könnte mir vorstellen, dass es bei einigen anderen Fans auch noch etwas Zeit braucht.
Und, ja, warum nicht auch mal die Ultras aus dem Waldstadion am Brentanobad, aber natürlich nicht als Konkurrenz, sondern als gute und möglichst harmonische Ergänzung zur bereits bestehenden, zahlenmäßig kleineren, aber sehr treuen und engagierten Fanzsene, die noch aus den FFC-Zeiten stammt.
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Ok, so langsam habe ich die Sache dann auch realisiert und versucht, das Ganze schriftlich zu verarbeiten.
Achtung: Viel Text! Oder wie ich gerade nach der Vorschau gesehen habe: Verdammt viel Text. Hui. Und wahrscheinlich an mancher Stelle zensiert. Vielleicht quält sich aber trotzdem noch jemand durch

Bühnenreif, der Auftritt in blütenweißem Karnickelpelz
Vorbei die Zeiten von Prügeleien um Kippengeld
Alles begann hinterm Gütergleis Richtung Bitterfeld
Und morgen erricht' ich meine Tyrannei in der dritten Welt


Die Euphorie wich schnell der Nervosität. Am frühen Morgen des 10. Mais, einem Dienstag, verwandelte sich die Nervosität in Angst.

Nichtsahnend warf ich einen Blick auf mein smartes Telefon und erfreute mich daran, dass mir Kate schon zur frühen Stunde liebevolle Grüße ins Büro übermittelte. Beim Betrachten der digitalen Liebesbotschaft bleib mir das noch nicht angeknabberte Frühstück im Halse stecken. Das Bild ihres gerade durchgeführten Coronatests zeigte auf Höhe des „T“ eine dicke Linie zu viel an. Was für eine Scheiße. In erster Linie natürlich für sie, platzte damit doch ihr vor langem gebuchtes Seminar am Wochenende. Ganz egoistisch betrachtet sah ich jetzt jedoch auch ein Problem auf mich zukommen. Zwar war ich fußball- und eintrachtbedingt über das letzte Wochenende physisch von Kate getrennt, allerdings verbrachten wir die letzten Stunden vor dem positiven Test dann engumschlungen im heimischen Bettel. Kam ich bis jetzt unfassbarer Weise noch um eine Infektion herum, stand mir nun der Endgegner bevor. Zum beschissenst möglichen Zeitpunkt. Als einer der wenigen den Gästeblock bei Betis gesund verlassen, Barca und West Ham coronafrei überlebt – Ersteres mit Fragezeichen, Zweiteres im Gegensatz zu Kate. Die ganze Familie hatte es, mit einer infizierten Kollegin im Büro gehockt – ja, selbst die Omikron-Höhle in der Vereinskneipe des KFC Dessel Sport konnte mir nichts anhaben. Wenn ich jetzt nochmal davonkommen sollte, hatte ich es entweder schon unbemerkt gehabt oder ich bin wirklich immun dagegen. Oder ganz einfach Super Man. Ich konnte nur noch hoffen, dass die Eierlikör-Kur bei den Geiselgangstern im Rahmen der Bembelbar genügend Schutz aufgebaut hat. Ansonsten findet das Finale ohne mich statt.  

Die Marschroute war klar: Solange ich keine Symptome habe, mache ich auch keinen Test. Selbstredend folgte ich dieser Weisung nur zu 50%. Trotz keinerlei Anzeichen einer Ansteckung bohrte ich dann doch wiederholt in der Nase. Das hat schon etwas von Selbstgeißelung. Die Minuten, bis das Ergebnis angezeigt wird, sind dann doch von einem unangenehmen Kribbeln begleitet. Selten war ich aber so froh über negative Ergebnisse. Als ich zum Wochenende hin immer noch quietschfidel war, stellte ich die Überprüfung meines Gesundheitszustandes dann auch ein. Da ich von Kate ja auch strikt isoliert war, sollte die Sache jetzt safe sein und die Vorfreude auf den vierten Andalusien- und dritten Sevilla-Aufenthalt in diesem Jahr (und damit dem in meinem ganzen Leben bisher vierten Andalusien- bzw. dritten Sevilla-Aufenthalt insgesamt) konnte beginnen. Immerhin hatte ich mittlerweile auch eine Karte. Und das kostete wieder Nerven. Wer auch immer im Eintracht Ticketservice meinte, mir keine Mails mehr zukommen zu lassen, ist nicht gerade mein bester Freund. Während um mich rum alle über ihre Zusagen jubelten oder Absagen weinten, erhielt ich mal wieder keine Info. Wenigstens kam ich im 23. Versuch (stimmt tatsächlich – damit wesentlich schneller als bei den Barcelona Tickets) in der Hotline durch und die Sache mit den Karten konnte geklärt werden. Mit den mich nicht erreichenden E-Mails hingegen nicht. Subber Sach. Hätte ich einen Tag länger gewartet oder niemanden erreicht, wären die Teile einfach verfallen…

Damit sollte die Sache jetzt aber safe sein und die Vorfreude auf den vierten Andalusien- und dritten Sevilla-Aufenthalt in diesem Jahr (und damit dem in meinem ganzen Leben bisher vierten Andalusien- bzw. dritten Sevilla-Aufenthalt insgesamt) konnte beginnen. Immerhin hatte ich inzwischen auch einen Flug. Und sogar eine Unterkunft. Letztere gebucht um 4:00 Uhr nachts, als ich wegen Stress aufgrund akuter Unorganisiertheit nicht schlafen konnte. Der obligatorische Check bei Trivago offerierte eine 8,6 auf Booking für die Nacht vorm Spiel, mitten im Zentrum, mit Stornooption für 120,-€ im DZ. Damit zwar immer noch das vielleicht teuerste Bett, das ich je gebucht hatte, im Verhältnis zum sonstigen Markt aber auch eines der größten Schnäppchen, die ich je geschossen habe. Zum Vergleich: Der zweitbilligste Eintrag lag bei ca. 600,-€ und war am ***** der Welt. Da kann man auch mal 200,-€ für nen Rückflug raushauen. Donnerstagmorgens um 7:00 ab Málaga über Lissabon, Landung FRA 12:40. Gebucht vier Tage nach (!) dem Halbfinale. Ernstgemeinte Frage: Warum hat den sonst fast keiner gebucht? Viel besser geht es doch nicht, gerade in Anbetracht der sonst so gewählten Routen und Preise. Das soll sich jetzt nicht so lesen, dass ich mords der Macker bin und alle anderen dumm, würde mich aber echt mal interessieren. Wie dem auch sei, die Tage vor dem Finale Grande waren alles andere alles entspannend und nervenschonend. Spaß ist was Anderes. Und um eine Anreise musste ich mich ja auch noch kümmern. Im Nachhinein blöd, wenn man das aus Aberglauben erst nach erfolgreichem Finaleinzug machen möchte. Im Endeffekt hat alles geklappt. Und damit springen wir auch direkt in den ICE von Frankfurt nach Nürnberg.

Und wieder raus. Noch ein Cider am dortigen Flughafen und lachhafte 8,-€ später sind MJ und ich bereits in Bologna. Einen Fußmarsch, drei Büchsen Moretti bzw. Peroni, ein paar Quizkarten und ähnlich lächerliche 30,-€ später ist dann auch schon Dienstag, der 17. Mai, und wir befinden uns in Málaga. Strapazieren wir die Sache nicht über. Kurz etwas durch die Gassen gelatscht, was gegessen, hier schon Unmengen sonnenverbrannte und literweise Bier saufende Schotten gesehen und mit BlaBlaCar rüber nach Sevilla. Eingecheckt, die Kombination aus Bierpreisen im Souvenirshop (!) um die Ecke (80 Cent die Büchse) und Dachterrasse ausgenutzt, später in angewachsener Runde unter gefühlt tausenden sonnenverbrannten und Bier saufenden Schotten unter den Setas de Sevilla gechillt, den Abend dann in noch größerer Runde in einer Shisha Bar (warum?) am Flussufer ausklingen lassen. Ich war ganz schön voll.

Mittwoch, 18.05.2022, Sevilla

Never change a running system. Vor ziemlich genau vier Jahren waren wir bekanntermaßen zum letzten Mal in einem Finale. Eine kleine Information, die ich in meiner damaligen schriftlichen Ausarbeitung – auf die ich in den folgenden Zeilen Seiten wohl noch öfter Bezug nehmen werde – galanterweise ausgelassen habe, möchte ich hier dann doch ergänzen. Auf dem Hinweg nach Berlin musste ich mich mehrfach übergeben. Meine logische Schlussfolgerung: Kein Titelgewinn und vorheriges Kotzen. Sportliche Höchstleistungen vollbringe ich da, wie ich mir mit dem Finger im Hals die halb verdauten Tapas der letzten Nacht herauswürge. Voller Einsatz für den Pokal! Körperlich geht es mir danach nicht besser. Mit Mühe und Not und nur dank der Hilfe dreier Cola bekomme ich mein erstes Bier des Tages runter. Ich kann nur hoffen, dass mich keiner der zig Schotten um uns herum beobachtet. Literweise Bier saufend, sonnenverbrannt, mittlerweile sogar singend – aber immer freundlich. Wieso sich die Rothäute aber NEBEN einen Sonnenschirm setzen oder trotz Verbrennungen dritten Grades auf dem nackten Oberkörper nur die Mundpartie (!) mit Sonnencreme einschmieren, könnten sie wohl nicht mal verständlich erklären, wenn wir sie danach fragen würden. Deren Dialekt versteht jetzt wirklich kein Mensch. Ay!

Um 14:15 Uhr wird zum Treffpunkt an einem Park, ca. 2km nördlich des Estadio Estadio Ramón Sánchez Pizjuán gerufen. Der Neuner, der uns nach der Pokalübergabe wieder nach Málaga bringen soll, wird dort ankommen. Kurz Fritz verabschiedet und MJ überzeugt, dass ein 45minütiger Fußweg mit Rucksack bei 40°C die weitaus bessere Idee als eine Uber-Fahrt ist, machen wir uns – Achtung: es folgt die ultimative Phrase – per pedes auf die glühenden Socken. Unterwegs passieren wir gefühlt Milliarden sonnenverbrannte und Bier saufende Schotten, aber so langsam auch vermehrt ein paar im blütenweißen Karnickelpelz gekleidete Adlers. Hier und da werden bekannte Gesichter abgegrüßt, bei manchen freut man sich, bei anderen fragt man sich, was die hier machen – eine Frage, die ich mir zwischenzeitlich auch mehrfach selbst stelle. Völlig dehydriert kommen wir am Parkplatz an. Bevor ich jedem „Gude“ gesagt, bevor ich meinen Rucksack abgelegt, bevor ich mich in den Schatten geworfen und bevor ich den mitgebrachten Kanister Wasser über mich geschüttet habe, drückt mir Ede eine Dose Tinto de Verano in die Hand. Das wäre der Shit. Nee, bei so Freunden brauchste echt keine Offenbacher mehr. Erfrischend ist es dennoch.

Schnell teilt sich die Meute wieder auf. Der eine muss noch schnell ins Hostel, der andere auf’s Fanfest, der Großteil wechselt einfach nur die Straßenseite und kehrt in Jesús‘ Edelbistro ein. Hier, nördlich des Stadions, ist von der bevorstehenden Veranstaltung nichts zu erahnen. Keine sonnenverbrannten und Bier saufenden Schotten, keine schneeweißen Adler. Nur ein authentisches Straßencafé mit lokaler Kundschaft. Und uns. Bier aus nur halbgefüllten Gläsern; Pommes mit Aioli, die die Konsistenz von Sperma und eine vermutete Wirkung analog der Anti-Baby-Pille hat; ein Zigarettenautomat, der den Fünfer erst im zehnten Versuch akzeptiert; eine Toilettenspülung, die die größeren Ausscheidungen trotz – oder wegen - der vorherrschenden Wasserknappheit erst im dritten Anlauf verabschiedet; eine Thekenkraft, die aus ihrer Unlust keinen Hehl macht – kurz gesagt: Genau unser Ding. Nee, da verzichten wir gerne auf Fanfest oder gar den legendären Fanmarsch (Unwort des Jahres!). Warum in der unbarmherzigen Sonne quälen, den ausgelaugten Körper noch mehr Strapazen aussetzen und zu allem Überfluss am Ende noch von den Bullen zusammenknüppelt werden, wenn uns Jesús – und nach dessen Feierabend seine unmotivierte Nachfolgerin – schmackhaftes Cruzcampo ausschenkt. OT: Übrigens ist der Cruzcampo Mönch ja wohl mal der geilste Bierrepräsentant überhaupt.

Hier im Schatten, in der Obhut von Jesús, komme ich tatsächlich wieder zurück ins Leben. Die Runde ist gesellig. Es ist sogar so gesellig, dass wir den minutiös ausgetüftelten Plan, pünktlich mit Öffnung der Stadiontore diese zu passieren, kurzfristig ad acta legen. Erst nach der gefühlt siebten – und in Wahrheit der wahrscheinlich mindestens siebten - wirklich allerletzten Runde bricht der verbliebene Rest auf. Am Stadion vom leider kartenlosen MJ (keine Chance, wirklich so gut wir alles probiert, wie verhext) verabschiedet, zeigt sich, dass unsere spontane Umgestaltung des Zeitplans von beeindruckendem Erfolg gekrönt ist. Exakt null Minuten benötigen wir, um die nicht vorhandene Schlange vor den beiden Ticket- und Taschenkontrollen zu durchschreiten. Es bleibt sogar noch Zeit, um eine 1,5l Flasche Wasser zu teilen. Wie wichtig diese Flüssigkeitszufuhr werden sollte, können wir zu diesem Zeitpunkt trotz schon eingegangener Warnungen noch nicht richtig abschätzen. Als der letzte Tropfen inhaliert und das finale Drehkreuz überquert ist, zeigt die Uhr 20:12 Uhr an. Wir sind zwar mal wieder in schöner Gemütlichkeit versackt und somit viel später als wir eigentlich sollten, aber immer noch mehr als rechtzeitig drin. Aber nicht nur das. Bis hierher war das alles noch halbwegs spaßig. Bis hier war alles abstrakt. Genau jetzt, mit Betreten des Blocks, realisiere ich so richtig, warum zur Hölle wir eigentlich hier sind. Das ist das verschissene UEFA Cup Finale. Und wir spielen mit. Wir. Die verkackte Eintracht. Im Europapokalfinale. Bis hierher hätte ich gedacht, dass wir unfreiwillige Darsteller bei der Wiedergeburt der Versteckten Kamera sind. Sind wir aber nicht. Das ist real. Wir sind im Finale. Um den Europapokal. Gegen die Glasgow Rangers. Schneeweiße Adler gegen sonnenverbrannte und Bier saufende Schotten. Fußball!

Finale

45 Minuten noch bis zum Anpfiff. Die Beine in eine halbwegs aushaltbare Position bringen, gegen die Nervosität ankämpfen, Überblick verschaffen. Schon ein paar mehr Gers mehr im Stadion als Adler. Aber gut, denen ist auch alles egal. Keine Chance gegen die auf dem Schwarzmarkt. Dafür hoffentlich im Stadion. Halbe Stunde noch. Kippe. Bisschen Singen. Durchatmen.

Kurz vor Neun ist es soweit. Die offizielle Eröffnungszeremonie auf dem Rasen beginnt. Zum Glück verdeckt mir die Blockfahne alsbald den Blick darauf, so dass ich die Scheiße nicht sehen muss. Nochmal kurz überlegt und schon muss ich meine Aussage revidieren. Ich stehe ja fähnchenwedelnd unterhalb der Heiligen Diva. Verdammt. Und wieso zur Hölle brennen mir immer so die Schultern, wenn ich ne Papptafel – oder in dem Fall jetzt eine Fahne – hochhalten muss? Aua. Ich muss pissen und ich hab Durst. Aber darum kümmer ich mich später. Ich Naivling.

Der Ball rollt. Irgendjemand hatte Anstoß. Ich habe keine Ahnung wer. Jedenfalls gibt es jetzt kein Zurück mehr. Da müssen wir jetzt alle durch. Der Puls steigt, die Atmung wird schwer, die Hände schwitzen. Gut, letzteres machen sie eh schon den ganzen Tag. Es sind ja immer noch über 30 Grad nach Anders Celsius. Vom Tornetz auf unserer Seite sehe ich nur die obere Hälfte. Wenn überhaupt. Welch Kontrast zum 19. Mai 2018. Damals habe ich mich bekanntermaßen mehr oder weniger bewusst auf die Gegentribüne gehockt, diesmal noch viel bewusster mitten in den Pulk geschmissen. Es tut auch gut, die ganzen Leidensgenossen um einen rum zu haben. Ich bin nicht alleine. Spaß macht das alles trotzdem nicht. Das Herz rast, ich bin kurz vor Schnappatmung, die Hände tropfen vor Schweiß. Vom Spiel bekomme ich in der Anfangsphase nicht viel mit. Fast schon mechanisch klatsche ich mal im Takt mit oder singe ein paar Lieder, die richtige Brachialität will sich aber nicht einstellen. Ich hauche meine Anfeuerungen eher raus als dass ich eine aktive Hilfe beim Support wäre. Mehr geht nicht. Damit bin ich aber immer noch aktiver als die Gegenseite. Wenigstens etwas.

Schon ist Halbzeit. Das ging ja recht fix, denke ich. So schlimm war es ja gar nicht. Aber verdammte Kacke, wir könnten mal ein Tor schießen. Würde die Sache vielleicht entspannen. Egal, ich muss ja immer noch pissen. Und habe Durst. Also mal rausgequetscht und Augenzeuge des Chaos geworden. Am ersten Kiosk geht direkt der Rollo runter. Findet nicht jeder so witzig. Bevor es richtig ungemütlich wird, verziehe ich mich auf die Sanitäranlage. Pipi lassen. Und frisch machen. Mehrere Hände Leitungswasser in Gesicht, Nacken und Haare, anschließend ein Vielfaches davon in den Mund. Schmeckt überraschend gut. Ich erkenne keinen großen Unterschied zum leckeren Leitungswasser aus der östlichen Wetterau. Dementsprechend wiederhole ich diesen Vorgang im Laufe des Abends auch noch einige Male. Da ich auch im Nachgang mit keinerlei Problemen zu kämpfen habe, wird das Wasser auf jeden Fall trinkbar gewesen sein. Erst im Nachgang erfahre ich, dass das wohl ziemlich verchlort, zwischenzeitlich sogar abgestellt war und einige Leute nach dem Konsum mit Magen-Darm-Problemen zu kämpfen hatten. Interessant. Normalerweise habe ich doch den empfindlichen Verdauungstrakt, aber das hier macht mir gar nichts aus. Im Gegenteil. Es ist sogar beinahe lebensrettend. Wahrscheinlich hat die Knobisoße mittags jede Geschmacksknospe zerstört, gastrointestinal betrachtet aber für ausreichend Schutz gesorgt. Danke Jesús.

Zurück am Platz – ich habe einen etwas sichereren Stand als im ersten Durchgang – rollt der Ball wieder. Irgendjemand hatte Anstoß. Ich habe keine Ahnung wer. Jetzt gibt es erst recht kein Zurück mehr. Da müssen wir jetzt alle durch. Der Puls steigt, die Atmung wird schwer, die Hände schwitzen. Die Anspannung steigt. Vom Spiel bekomme ich etwas mehr mit, so richtig viel passiert aber nicht. Egal, wir holen das Ding. Ich bin optimistisch, singe etwas lauter. Auf dem Rasen ist eh keine Gefahr, dass irgendwas passiert. Weiter Ball Trapp, Kopfbälle im Mittelfeld. Kann ja nix passieren – würde nicht eine Verkettung unglücklicher Aktionen dafür sorgen, dass ein gewisser Herr Joe Aribo plötzlich alleine vor unserem Kasten auftaucht. Und einnetzt. Und das Stadion in ein Tollhaus verwandelt. Und mir einen selten zuvor verspürten Stich ins viel zu wild pochende Herz versetzt. Ich ertappe mich sogar dabei, wie ich auf einen warum auch immer zu unseren Gunsten regulierenden Einsatz des VAR hoffe. Das war ja auch klar Foul. Oder Hand. Mein anderes Ich interveniert zum Glück sofort. VAR ist böse. Dieser dunkle Gedanke beschreibt dennoch am besten meine Verzweiflung.

In den letzten Tagen hat man sich – bzw. zumindest ich mir – ja immer eingeredet, dass das hier und heute auch schiefgehen kann. Die Rangers haben den großen BVB und die glorreichen Rasenballisten rausgeworfen. Danke dafür. Aber warum sollen die dann ausgerechnet an der verkackten Eintracht scheitern? Nein, zu 100% siegesgewiss war ich nicht. Ich ertappte mich sogar dabei, wie ich unter der Dusche zur Melodie von „You are my sunshine“ davon sang, dass Eintracht Frankfurt mein Leben ist und ich immer weiter zu ihr stehen werde, auch wenn das Spiel mal verloren geht. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich dabei schon voller Inbrunst dieses Lied mit tränenüberflutetem Gesicht in den andalusischen Nachthimmel schmettern. Ich war vorbereitet auf die Niederlage, dachte ich. Einen Scheiß war ich, erkenne ich eben gerade. Egal, wie sehr man sich auch einredet, dass wir ganz vielleicht eventuell ohne Pokal nach Hause fahren könnten, wirklich ernsthaft hat man an dieses Szenario nicht gedacht. Im Moment des Gegentors zerreißt es mir alles. Ich kann nicht mal fluchen. Das muss diese vielzitierte Schockstarre sein. Als ich wieder einigermaßen zu mir komme, äußere ich einen wohl lange gereiften Gedanken: „Warum tut man sich diese Scheiße eigentlich an? Ich hör‘ auf zum Fußball fahren.“

Die Sache ist durch. Wir schießen hier kein Tor mehr. So eine elendige Scheiße. Zum Glück sind die Spieler etwas optimistischer. Lindstrøm gleicht beinahe direkt aus, Kamada ist kurze Zeit später noch knapper dran. Wer solche Dinger nicht macht, verliert. Ungeschriebenes Gesetz. Verdammte Hacke. Ich kann nichts machen, außer Stoßgebete Richtung Firmament senden und ansonsten apathisch auf den Rasen zu starren. Und Haare raufen. Im Gegensatz zu Berlin vor vier Jahren asche ich mir heute dabei wenigstens nicht auf den Kopf. Selbst zum Rauchen bin ich zu schwach, von der fehlenden Lust mal ganz abgesehen. Wieso tut man sich sowas eigentlich an? Kein normaler Mensch kann sowas ertragen. Kein normaler Mensch würde zur Eintracht fahren.

„JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA! Verfickte *******! Ja! Ja Ja!“ Der Ball ist im Tor! Und ich befinde mich ca. fünf Reihen unter meinem eigentlichen Platz. „Ja verdammt!“ Ihr kennt das ja mittlerweile. Wir schießen ein Tor, ich beleidige wild um mich. Brauch ich halt. Nach dem Urschrei ist es aber nicht die Freude, die überwiegt, sondern Erleichterung. Wir sind doch noch nicht tot. Es geht wieder was. Was gut für das Spiel – oder besser gesagt für den aus unserer Sicht Ausgang des Spiels – ist, ist aber mal sowas von schlecht für mein Nervenkostüm. Ab jetzt geht gar nichts mehr. Ich bekomme nicht mal wirklich mit, dass Martin den Abgang gemacht hat und daraufhin die Unterstützung kurzzeitig gestoppt wird – Gude Besserung! Ich bin eh nicht in der Lage zu singen. Ich bin komplett im Tunnel. Mein Ruhepuls ist abwechselnd bei null und 200. Wahrscheinlich sogar im selben Moment. In gewisser Weise bin ich gerade sogar froh, dass Kate die Woche vorher in strikter Quarantäne war. So konnte sie mir auch nicht die Haare schneiden, wodurch ich eine relativ griffige Wolle auf der Schädeldecke trage. Hilft ungemein beim ständigen Raufen. Genauso froh bin ich über Edes Anwesenheit. So kommen wenigstens ab und an mal ein paar dumme Sprüche, die uns sogar ab und an mal kichern lassen. Ich glaube, die Ablenkung tut unserem weiteren Umfeld auch gut. Besonders dieses Tier mit der Nummer 3 da hinten drin wird des Öfteren Gegenstand unserer Analysen. Was ein Klotz. Die meiste Zeit wiederhole ich aber mantraartig meine Idee von meinem zukünftigen Leben. Ich fahr‘ nicht mehr zum Fußball. Das kann kein Mensch aushalten.

Ohne Scheiß, sollte euch irgendjemand mal weismachen wollen, dass so ein Finale ja eine große Party und ein Riesenspaß ist, zeigt dem Vogel einfach den Mittelfinger. Das krasse Gegenteil. Das ist die komplette Hölle. Kein Mensch kann das aushalten. Und dann gibt es noch einen Nachschlag in Form einer Verlängerung. Wollt ihr mich eigentlich verarschen? Wieso können wir nicht einfach lockerflockig easypeasy 3:0 gewinnen. Wäre wahrscheinlich zu einfach, also ab in den Drama Modus. Bevor es weitergeht, suche ich nochmal den Erfrischungsraum aus. Mehrere Hände Leitungswasser in Gesicht, Nacken und Haare, anschließend ein Vielfaches davon in den Mund. Schmeckt immer noch gut. Gibt immer noch keine Probleme mit dem Bäuchlein.

Als so weiter. Wieder hat jemand Anstoß, wieder weiß ich nicht wer, wieder hinterfrage ich dauernd, was ich hier eigentlich mache und wieso ich nicht einfach samstags zu Hause den Rasen mähe und danach die 59 Cent Bratwürste von Tönnies auf den Grill haue. Wäre zwar komplett scheiße, aber wenn man sich keine Gedanken über sein Tun macht, hat man wenigstens selbst ein sorgenfreies Leben. Irgendwie zu beneiden, ändern tun wir eh nix. Welch dystopische Gedanken, besser kann man meinen Gemütszustand aber nicht beschreiben. Währenddessen räumt der Dreier weiterhin alles ab, raufe ich meine Haare, messe meinen Ruhepuls (irgendwo zwischen null und 200. Zur gleichen Zeit) und beschließe endgültig, mit der Fußballfahrerei aufzuhören. Die Sportschau ist doch auch schön.

Seitenwechsel. Irgendjemand stößt an, keine Ahnung wer. Mir wird immer schlechter. Das ist das letzte Mal, dass ich zum Fußball fahre. Macht doch rational betrachtet alles keinen Sinn. Ansonsten ändert sich nichts. Bis zu dieser beinahe verhängnisvollen 118. Minute. Der Querpass vor unser Tor. Der Abschluss in den beinahe leeren Kasten. Der endgültige Stich ins Herz, der Schuss in den Kopf, das Fallbeil auf den Nacken. Das Bein Kevin Trapps. Der knapp drüber gehende Nachschuss. Alles geht so schnell, dass ich meine Gefühle nicht beschreiben kann. Als die Gefahr gebannt ist, habe ich ein doppeltes Déjà Vu. Ich fühle mich zum Einen ins Berliner Olympiastadion versetzt. Mal wieder. Nach Boatengs absolut sauberen Tackling in der gefühlt 156. Minute hält Hradecki den Schuss von – ich glaube – Sandro Wagner. Das war sowas von ein fertiges Tor, die Szene geht in der Nachbetrachtung aber komplett in der Diskussion um die Nicht-Elfmeterentscheidung unter. Ich sehe sofort die Parallele zwischen den beiden Paraden zu diesem späten Zeitpunkt im Spiel und ziehe automatisch die Schlussfolgerung: Die Geschichte wiederholt sich immer. Wir gewinnen das Ding heute! Kurze Anmerkung noch hierzu: Ich habe mir gerade nochmal die letzten Minuten des Pokalfinals angeschaut. Immer noch unfassbar. Und es ist immer noch so, als wäre ich im Stadion. Immer noch die Angst, dass die Bayern doch noch den Ausgleich machen. Immer noch diese unaushaltbare Angst während des VAR Einsatzes, dass der Elfmeterpfiff doch erfolgt. Immer noch diese Gänsehaut bei Gaćinovićs Lauf. Und immer noch Tränen, wenn der Ball im Netz einschlägt. Und wieder Tränen, wenn ich das nur schreibe. Egal, wie der Abend in Sevilla ausgehen wird, gefühlsmäßig wird der 19. Mai 2018 nicht zu toppen sein.

Zurück ins Hier und Jetzt. Meine zweite Erinnerung ist ähnlich emotional, aber auf einer anderen Ebene. Das sah doch gerade beinahe Eins zu Eins so aus wie in der 110. Minute an der Stamford Bridge, als Haller nach Kostics Flanke quasi genauso vor dem fast leeren Tor stand, wie es gerade eben der Stürmer der Rangers tat. Das Ende der Geschichte ist bekannt. Tingeltangel Luiz kratzte den Ball von der Linie, wir verloren im Elfmeterschießen. Und da sich die Geschichte immer wiederholt, konnte das nur eines bedeuten: Wer eine solche Chance in der Verlängerung vergibt, verliert den Penalty Shoot Out. Und das sind heute eben nicht wir. Wir gewinnen das Ding! Dazu passt auch das, was ich mir – und vielen anderen – schon seit dem Einzug Halbfinale einrede. Merkt euch: Geschichte wiederholt sich. Immer. So wie wir 2017 tragisch (naja, wohl nur aus unserer subjektiver Sicht) das Pokalfinale verloren haben, nur um ein Jahr später umso triumphaler zurückzukehren, muss es dieses Jahr auch im Europapokal passieren. Das tragische (aus wirklich objektiver Sicht) Scheitern in London 2019 war nur die Vorbereitung, um in der Folgesaison – klammern wir mal zwei Jahre Corona aus. Aber ehrlich gesagt fühlt sich auch so an, als wäre die Zeit nach dem Salzburgspiel eingefroren worden und es würde jetzt erst wieder weitergehen – eben genau in der britischen Kapitale umso triumphaler zurückzukehren. Das Schicksal will es, dass wir den Cup gewinnen. Der Weg ist vorherbestimmt – man kann ihn nicht ändern.

Mein Optimismus wehrt nur kurz. Spätestens als es Realität ist, dass wir ins Elfmeterschießen gehen, ist der Ofen bei mir wieder aus. Und dabei hab‘ ich kleiner Naivling doch wenige Stunden vorher auf Jesús‘ Klappsitzen doch noch große Töne gespuckt. „Wenn ich mir einen Ausgang malen dürfte, würden wir im Elferschießen gewinnen, wobei der letzte Schuss nach Mitternacht ausgeführt wird. Auch wenn ich das nervlich nicht aushalten würde. Prost!“ Ja, das klänge perfekt. Nach Mitternacht wäre eben schon der 19. Mai. Historisches Datum. Nicht nur für die SGE, auch für den kleinen Ösch. Und seine Kate. Immerhin seit einem Jahr der Tag unserer Eheschließung. Ein Zusammenhang mit großen Ereignissen der jüngeren Eintracht-Vergangenheit darf dabei natürlich vermutet werden. Und was könnte es für ein schöneres Geschenk zum ersten Hochzeitstag als eben das beschriebene Szenario geben? Gut, Kate könnt jetzt hier sein. Da hatte jedoch das kugelfischige Virus und der Arbeitgeber etwas dagegen, aber das sind ja Nuancen. Was mir bei meiner Aussage bezüglich „das wäre nervlich nicht auszuhalten“ hingegen nicht bewusst war, ist, was dieser lapidar dahingesagte Satz tatsächlich bedeutet. Das ist nervlich nämlich wirklich nicht auszuhalten. Nicht im Ansatz. Im Gegensatz zu den meisten anderen weißen Adlers bin ich aber ganz froh, dass nicht auf das Tor vor unserer Kurve geschossen wird. So sehe ich wenigstens besser. Wobei ich nicht weiß, ob ich überhaupt hinschauen soll. Oder das auch überhaupt kann. Ich bin heillos überfordert mit der Situation. Keiner normaler Mensch kann das aushalten. Kein normaler Mensch geht zur Eintracht. Ich bin zu alt für den Scheiß. Ich hör auf mit Fußball.

Diese vage Hoffnung immer, wenn ein Ranger anläuft, dass er vielleicht verschießt. Dieser riesige Bammel, wenn ein Adler anläuft, dass er vielleicht verschießt. Diese Erleichterung, wenn der Greifvogel nicht verschossen hat. Dieses ewige Warten, bis endlich der nächste Schütze an der Reihe ist. Das ist alles ganz schwer zu ertragen. Und trotzdem motiviere ich mich selbst. Bevor ich mit Fußball aufhöre, will ich heute diesen verfickten Pokal gewinnen. „Alter! Ich will das Ding heute gewinnen!“ Und tatsächlich, als Aaron Ramsey zum Punkt schreitet, sagt mir eine innere Intuition, dass Trapp den jetzt halten wird. Als das passiert, raste ich kurzzeitig komplett aus. Da musste mal einiges rausgeschrien werden, was sich so angestaut hatte. Erstaunlicherweise fluche ich dabei nicht. Die Angst und der Respekt vorm Scheitern ist noch zu groß. Ein mir unbekannter Fan holt mich – und nicht nur mich – wieder runter. Ruhig bleiben, das ist noch nicht durch. Hast ja recht, danke. Aber wir sind so kurz davor. So verdammt kurz davor. Das darf jetzt nicht mehr schiefgehen, das wäre zu brutal. Kostic trifft. Geil, geil, geil! Die Rangers auch. Kacke, aber egal. Wir haben es in der Hand. Rafael Borré hat es am Fuß.

Was ging mir 2018 alles durch den Kopf, als Mijat auf das leere Tor zugerannt ist. Komplettes Wirrwarr unter der Schädeldecke. Heute habe ich nur einen einzigen Gedanken. Einen einzigen Wunsch. Ich äußere ihn in Endlosschleife. Gebückt wie Quasimoto kralle ich meine Fingernägel in die Sitzschale vor mir und raufe mir gleichzeitig die Haare. Wie auch immer das anatomisch möglich ist. „Schieß den scheiß Ball ins Tor!“ Meine Stimme ist ein einziges flehendes Wimmern. Mein Körper und Geist sind nicht mehr kooperativ. Ich weiß nicht, ob meine Angst oder meine Vorfreude größer ist. Ich will nur eins. „Schieß den verdammten Ball in das verfickte scheiß Tor!“ Es ist wirklich alles, was ich in diesem Moment will. Alles andere ist scheißegal. Ich hab das Gefühl, dass mir noch nie etwas so wichtig war. Und ja, das fühlt sich richtig schäbig an bei dem Zustand, in dem sich die Welt aktuell präsentiert. Aber es ist nunmal so. Und jeder, der irgendwie emotional in diesen Moment involviert ist, wird es nachvollziehen können. „Schieß einfach nur den Ball ins Tor. Bitte!“ Ich wage einen Blick zu Uhr. 23:53 Uhr. Kacke, sieben Minuten zu früh. Aber da müssen persönliche Befindlichkeiten auch einmal einem höheren Ziel weichen. „Bitte! Schieß.Den.Ball.Ins.Tor.“

Als der Ball im Winkel einschlägt, platzt alles aus mir raus. Wieder kein Tourette, nur ein lautes „JAAAAAAAAAAAAAA!“ Meine weitere Erinnerung an die Sekunden nach dem entscheidenden Moment sind dunkel. Ich fliege quer durch den Block – wie so ungefähr jeder hier. Irgendwelche schweißgebadeten Kadaver werden umarmt, irgendwann finde ich mich wieder auf meinem Platz ein. Mein Unterkiefer zittert, ich bin völlig überwältigt, im Gegensatz zu Ede wollen mir aber keine Tränen kullern. Ich versuche sie zwar rauszupressen, aber es gelingt nicht. Könnte jetzt vermuten, dass ich dehydriert bin, aber so viel Leitungswasser, wie ich in mich reingeschüttet habe, dürfte das eigentlich nicht der Fall sein. Ich habe eine andere Vermutung. Klar, ich hab‘ das eh noch nicht realisiert. Ich glaube aber tatsächlich, dass mir neben – oder eher sogar vor - dieser unbändigen Freude vor allem eine ungeheure Last abgefallen ist. Das Jahr 2022 war aus persönlicher Sicht bisher ein ziemliches Kackjahr. Einem euphorischen Beginn folgte spätestens ab Ende Januar die große Krise. Mentales Down, Stress, Zukunftsangst, ausgeprägte (Miflife-)Crisis. Dazu kommt Renovierungsstress zuhause, der übliche Kack auf der Maloche, diese ständige Anspannung mit dem Fußball. Keine Zeit zum Durchschnaufen. Auswärtsspiele buchen, den Karten hinterherrennen, bei Heimspielen immer aufmerksam sein, damit möglichst das ganze Umfeld mit Tickets versorgt ist, am Wochenende selber die Schießstiefel schnüren, dabei noch versuchen ins Training zu gehen. Das schlechte Gewissen, wenn mal ein Termin abgesagt wird. Mir war bzw. ist alles zu viel. Bei jeder Kleinigkeit, die von meiner individuellen Planung abweicht, raste ich komplett aus. Da reicht es schon, dass die Bestellung der Sommerreifen nicht so perfekt geklappt hatte, wie ich das hoffte und ich dadurch exakt einmal mehr in die Werkstatt musste. Ich war in dem Moment kurz vorm Zusammenbrechen. Laufen gehen - das, was mich sonst immer komplett runtergeholt hat? Vergiss es. Wenn ich mich mal 5km über den Asphalt gequält habe, war mein einziger Gedanke, dass die eigentlich lapidare Anstrengung hoffentlich gleich vorüber ist. Einen seit Januar anhaltenden Tinnitus habe ich, die Sache mit erholsamen Schlaf funktioniert auch nicht so wirklich. In der Bude sah es teilweise aus wie Sau, in der Ecke liegt der immer größer werdende Stapel ungelesener Printerzeugnisse, irgendwie in den Modus, selbst einen der vielen offenen Berichte zu schreiben, kam ich auch nicht. Stattdessen wurde abends auf der Couch einfach sinnlos im WWW rumgesurft. Komplett Banane, aber der Ofen ist gerade aus. Und dabei ist der Ofen doch genau das, was mich über Wasser gehalten hat. Immerhin habe ich nämlich meine Liebe zum Backen erlernt. Verdammt lecker, sag ich euch. Naja, eigentlich sollte ich das nicht euch, sondern wohl eher meinem Psycho-Doc erzählen. Der hat jedoch keine Termine für mich frei. Warum ich es trotzdem tue, ist ganz einfach. So, wie ich da mit geballten Fäusten meine Freude rausposaune, merke ich, wie ich gleichzeitig innerlich gereinigt werde. Ja, ich werde jetzt nicht direkt aus meinem Loch herauskommen. Aber diese ständige Anspannung, das ständige Planen, das ständige Unter-Strom-Stehen, die ständige – wohl selbst eingeredete – Verpflichtung, überall präsent zu sein, der ständige Termindruck und vor allem diese ständige Angst vor der Niederlage – alles das ist erstmal raus. So kann ich auch ganz befreit der Siegerzeremonie folgen. Voller Endorphin, voller Freude – aber nicht in diesem Gefühl der vollkommenen Glückseligkeit, das ich in Berlin verspürte. Es stört mich nicht. Im Gegenteil. Der damalige Moment darf gerne einmalig bleiben. So komme ich wenigstens nicht in Versuchung, Vergleiche aufzustellen. Beide Erfolge sind für sich gesehen das absolut Größte. Ich finde sogar meine Singstimme wieder. Im Herzen von Europa. I Love You Baby. Oktavenreich stimme ich in den Chor ein. Mein persönliches Bild des Abends bietet unsere Nippon Connection Kamada und Hasabe Hasebe, wie sie in fernöstlicher Zurückhaltung mit der Trophäe vorm Block posieren. Herzerwärmend.

Ein Blick auf’s Handy zeigt mir, dass WhatsApp erstaunlich ruhig ist. Wenn ein Raid in der Pokémon Go Gruppe gemeldet wird, ist da mitunter mehr Traffic. Eine der wenigen Nachrichten bedeutet mir, dass ich dann aber so langsam mal aufbrechen sollte. Wir wollen ja alle unseren Flug erwischen. Um 0:43 Uhr verlasse ich den Block, etwas später das Stadionareal. In den Minuten dazwischen falle ich noch einigen bekannten Gesichtern um den Hals, für einen längeren Austausch sind wir alle zu ausgelaugt. Mehr als „Wir sind Europapokalsieger“ wäre eh nicht rumgekommen. Übrigens dämmert es mir gerade mal wieder. Wir sind Europapokalsieger. Wir, die verkackte Eintracht vom Main. Nur wir sollten heute siegen!

Entgegen der Masse, die Richtung Innenstadt, Fanfest oder was weiß ich wohin will, schlage ich den Weg gen Norden an. Alleine. Das brauche ich jetzt. Das brauche ich in so Momenten öfter. Nach dem Aus an der Stamford Bridge zog es mich zwecks erster Verarbeitung auch allein zu Fuß durch den strömenden Regen in Richtung Victoria Station. Das hat gutgetan. Genauso gut tut es jetzt. Ein Bisschen fühle ich mich wie Franz Beckenbauer auf dem Rasen des Römer Olympiastadions. Auch wenn ich den Kerl eigentlich nie verstehen kann, seinen gedankenverlorenen Walk über den einsamen Rasen verstehe ich dann doch. Getrieben bin ich von einem Gedanken. Einem primitiven Gedanken. Ich habe so unfassbare Lust auf Bier. Das Problem dabei: Wir sind in Sevilla. Und in Sevilla machen – wie ich aus drei Aufenthalten in diesem Jahr (und damit drei in meinem Leben insgesamt) gelernt habe – zur Geisterstunde die Läden dicht. Aber irgendwas sagt mir, dass ich heute noch Erfolg haben werde. Viel ist hier nördlich des Stadions aber nicht los. Kaum Menschen. Ein paar vereinzelte Schotten – immer noch sonnenverbrannt, aber nicht mehr Bier saufend (scheiße, kein Bier mehr?) – stehen wie die berüchtigten Häufchen Elend in der Gegend rum. Fast alle rufen mich zu ihnen, geben mir die Hand und gratulieren mir mit einen herzzerreißend traurigem Blich zum Sieg. Ich kann mich in diesen Moment nicht freuen. Mit der Erfahrung aus 2017 im Hinterkopf kann ich ihr Leid nachfühlen. „Ich fühl euch, trust me“, erwidere ich einem Jeden und klopfe ihnen auf die Schulter. Hier in irgendeiner Form zu jubeln wäre unangebracht. Das kann ich gleich noch machen. Und wie ich das machen werde. Am Kreisel, kurz vorm Parkplatz unseres Bullys, hat tatsächlich noch eine Bar geöffnet. Und zapft mir leckeres Cruzcampo in ein Glas. Randvoll!

Das erste trinke ich alleine. Auf die Eintracht. Auf den Pokal. Auf Kate. Auf unseren Hochzeitstag. Cheers. Nach und nach trudelt die gesamte Besatzung ein und hat ähnliche Lust auf ein erfrischendes Getränk wie ich. Einzig Geburtstagskind MJ ist etwas geknickt wegen des missglückten Stadionbesuchs. Ich kann es verstehen. Dennoch ist die allgemeine Euphorie nicht zu leugnen. Bis um 3:00 Uhr werden die Gläser nachgefüllt, dann gibt eine zünftige Kneipenschlägerei das Signal zum Aufbruch. Kein Adler im blütenweißen Karnickelpelz und kein Bier saufender und sonnenverbrannter Schotte ist involviert. Die Locals ziehen sich gegenseitig den Barhocker über den Schädel, wodurch Sebastian Rode nur noch den Preis für die zweitgrößte Platzwunde des Abends verdient. So spektakulär das auch ist, aber als die Thekenkraft die Policia informiert, machen wir uns vom Acker.
Am Airport Málaga trennen sich die meisten Wege wieder. MJ und ich haben den ersten Flug. Irgendein abgepacktes Sandwich im gottgepriesenen Meal Deal ist mein erstes Essen seit Ewigkeiten und rettet mich über den Flug. Ohne größere Komplikationen landen wir pünktlich in der Stadt des aktuellen UEFA Cup Siegers. MJ fährt direkt durch, ich laufe noch etwas durch die schönste aller Städte. Am Römer versorgt mich Knafing mit lauwarmen Binding und Frikadellenbrötchen und ich falle Moritz in die Arme, wodurch sich der Kreis endgültig schließt. Kennengelernt in Baku, wo die Europareise für unsere Generation – klammert man mal den mehr oder weniger zufälligen Einzug 2006 aus – begann, über die Jahre gute Freunde geworden, laufen wir uns hier zufällig über den Haufen. Prost!

Länger als ein/zwei Stündchen kann ich mich aber nicht mehr motivieren. Der Körper ist endgültig im *****, das T-Shirt durchgeschwitzt, der Rucksack auf dem Buckel zu schwer. Ich schleppe mich noch ins Nordend, kraxele in den fünften Stock, kann mich sogar überwinden, das Barthaar zu entfernen und eine Dusche zu nehmen, ehe ich ins Bett plumpse und erstmal die Augen schließe. Am späten Nachmittag weckt mich die wiedergenese Kate und wir stoßen auf unser Jubiläum und den Triumph mit Pizza und Spezi an, während im Hintergrund die HR Übertragung des Autokorsos läuft. Aufraffen können wir uns nicht mehr. Never change a running system. 2018 haben wir die Jubelfeier auch gemeinsam am Bildschirm verfolgt, wenn auch damals via Instagram Livestream am Flughafen Nairobis. So, und das war jetzt ziemlich viel Text (und es kommt auch noch was), zusammengefasst bleibt nur eine Sache festzuhalten. WIR sind EUROPAPOKALSIEGER. Basta! Ach, und wir spielen jetzt ja auch in der Champions League. Scheiß Champions League. Die Ausgeburt des Teufels, das Grundübel des Fußballs. Eigentlich gar keinen Bock drauf, aber ich werde trotzdem hinrennen. Denn eines ist klar: Ich werde weiter zum Fußball fahren.

Bevor wir die Trophäe dann wieder in die pflegende Obhut Peter Feldmanns geben, möchte ich den Text mit einem finalen Gedanken abschließen: Das, was diesen Titelgewinn so besonders macht, ist der Punkt, dass es sich anfühlt, als hätte man aktiv dazu beigetragen. Oder besser gesagt: Ich bin der festen Überzeugung, dass wir alle einen klitzekleinen Anteil am Erfolg haben. Ohne diese grenzenlose Unterstützung, diese unbändige Euphorie auf allen Ebenen wäre das nicht möglich gewesen. Da hat ein jeder, der irgendwann und -wo im weißen Shirt im Stadion seinen Schal hochgestreckt hat; jeder, der sich vorm Fernseher die Seele aus dem Leib gebrüllt hat; jeder, der mit dem Adler auf der Brust über die Zeil oder durch den Vogelsberg gewandert ist; jeder, der an unserem Ticketsystem verzweifelt ist; jedes Kind, das im Jugendtraining das Trikot von Kostic trägt; und jeder weitere, der in den letzten Wochen und Jahren in irgendeiner Form den Adler hochgehalten, seinen Beitrag. Aber ganz besonders will ich an dieser Stelle nochmal die aktive Fanszene hervorheben. Ohne diesen erzeugten Europapokalhype, der schon zu Zweitligazeiten (Paderbornska) seinen Anfang nahm und spätestens nach dem Aufstieg so richtig groß wurde und sich aus dem aktiven Kreis auf die restliche Fanszene, den Verein, die Stadt und die ganze Region ausbreitete, hätten wir nie und nimmer den Europapokal gewonnen. Vielleicht hätten wir es schaffen können, irgendwann mal zufällig den DFB Pokal zu gewinnen, aber diese epischen Reisen durch Europa – und das war es 2013/14 schon – hätten nie und nimmer so erfolgreich stattfinden können. Dafür gilt es auch einfach mal, den Jungs und Mädels, die sich tage-, nächte-, wochen-, monatelang den ***** aufreißen, danke zu sagen. Bei allen grandiosen Choreos, bei aller epochaler Stimmung, auch bei allen Fehltritten – aber diese Euphorie, dieser Hype und der dadurch entstandene Erfolg ist das größte, was eine Fanszene erreichen kann. DANKE! Und ja, natürlich braucht man im Verein, in der Mannschaft und im Umfeld auch Personen, die diese Saat aufnehmen. Und diese haben wir glücklicherweise. Aber denen wurde ja schon genug gedankt Trotzdem auch hier: DANKE!

Epilog
Es hat nicht lange gedauert. Am Samstag, dem 21. Mai, war ich wieder beim Fußball. (Genaugenommen sogar schon am Freitag, das war aber der heimische Dorfverein. Leider verloren). Natürlich ohne Eintrachtbezug, um einen Titel ging es aber trotzdem. Thüringenpokal im selten bespielten Stadion der Freundschaft in Gera. Und während sich da vor einer gut aufgelegten Südkurve die Teams von Meuselwitz und Jena auf dem Rasen abmühen, irgendwas zustande zu bekommen, philosophiere ich biertrinkend mit Matze, wie geil wir doch sind und dass wir ja nach den Bayern der wohl mit Abstand erfolgreichste Club Deutschlands der letzten Jahre sind. Zwei Titelgewinne, einmal zusätzlich im Finale, zweimal zusätzlich in einem Halbfinale. Kann sich sehen lassen. Ja, und just in diesem Moment überkommt mich eine Gänsehaut und ich realisiere so richtig, was da am Mittwoch passiert ist. Wir sind wirklich Europapokalsieger. Das ist ja unfassbar. Später abends zuhause laufen nicht nur Szenen unseres Spiels über den Bildschirm, sondern auch Tränen durch mein Gesicht. Europapokalsieger. Wir alle! Wie gut das tut. Mir persönlich. Es sind jetzt gerade mal vier Tage, aber in denen habe ich total motiviert Sport gemacht, endlich mal wieder einen guten Lauf absolviert, der mir Spaß gemacht hat. Ich habe den Stapel ungelesener Hefte und Bücher in die Hand genommen und angefangen abzuarbeiten. Und wie ihr alle seht, habe ich sogar meine Schreibblockade gelöst. Ich hoffe, dieser Zustand hält noch länger an. Was auf jeden Fall ewig anhält: Eintracht Frankfurt – UEFA Cup Sieger 2022!
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Vielleicht habe ich auch etwas übersehen in den letzten Jahren, aber schön, hier nach gefühlt langer Zeit mal wieder einen "echten Oesch" zu lesen! War früher immer  schon ein Markenzeichen für gute Spielberichte von spannenden, exotischen Grounds, wo man selber wohl kaum hinkommen wird...
Vielen Dank für deine Eindrücke!
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Brady74 schrieb:

franzzufuss schrieb:

Die verirrte Seele Feldmann will am morgigen Mittwoch um 11.30 Uhr vor seinem Dienstzimmer im Römer ein Erklärung abgeben.🙋


Meine Kwelle u.a.

https://www.hessenschau.de/politik/frankfurts-oberbuergermeister-feldmann-kuendigt-statement-an-ruecktritt---oder-was,feldmann-optionen-100.html

Vorm Dienstzimmer? Auf dem Balkon wäre aller Ehren wert.


Wieso vor dem Dienstzimmer? Hat er nicht aufgeräumt oder hat er die Wände voller Kalender, welche man früher in Werkstätten bewundern konnte? Fragen über Fragen
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kenny506 schrieb:

Wieso vor dem Dienstzimmer?

Er stellt sich der Presse dort in seiner neuen Funktion vor: Bürobote in der Stadtverwaltung.
Dann sind die Flure, Treppenhäuser und Aufzüge sein Zuhause.
Und in einem Flur im Römer, an einer bestimmten Stelle, kann er künftig immer daran denken, wie er dort mal für ein paar Augenblicke den Pokal in den Händen hielt....
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Hi Alan,
thanks a lot for sharing your experiences and feelings here! We really appreciate it.
All the best to you and the Rangers!
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Ok.. hat sich gelohnt wach zu bleiben...!
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Dachte zuerst das käme aus dem FCK-Block...  
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Krasses Feuerwerk... hoffentlich kein Bärendienst für die Mannschaft....
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Lautern macht auch nix aus den Räumen
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jetzt schon!
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Das hätte es sein müssen!
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Feigling schrieb:

Was für ein Spiel ... Rasenschach geht anders.

Ja. Ich fühl mich prima unterhalten.
Ich schau mir seit Mittwoch aber auch jeden Scheiß an, völlig entspannt.
Denn WIR sind Europas beste Mannschaft! 🥰
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So geht´s mir auch!
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Nicht unverdient...!
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Genau so ein Graupenkick wie gestern !
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Ich sehe wenig spielerische Raffinesse, aber dafür viel Tempo, Leidenschaft und Einsatz...
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Wahnsinn, wie das abgeht, auf beiden Seiten...
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Schott Mainz hätte auch was, finde ich. Kurzer Weg und weniger Konfliktpotential als OF.
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Fantastisch schrieb:

...
Kann mir jemand im Sinne eines elevator talk bitte nochmal die wichtigsten (sachlichen) Argumente contra Plörre ganz kurz und knapp geben? Oder auf eine Website verlinken, wo die Kritikpunkte gut zusammengefasst werden?
Ich weiß da nie, wo ich anfangen soll, weil es einfach so viele sind... Danke euch!

Bin da gerade auch auf der Suche... ich meine da gab es mal was - aber finde ich natürlich nicht wieder ... Daher hier nur ein paar Fundstücke aus.


Kein normales Spiel – kein normaler Gegner (faszination-fankurve.de)
vom 19.05.2022. SC Freiburg (Fanclcub) mit einer Zusammenfassung
faszination-fankurve.de schrieb:

[...]Red Bull besitzt 99% des Stammkapitals und nur auf dem Papier liegt die Stimmenmehrheit beim RasenBallsport Leipzig e.V. Dieser hat nämlich gerade einmal 20 stimmberechtigte Vereinsmitglieder, welche allesamt aus dem Red-Bull-Umfeld stammen.[...]


"Der rechte Flüüügel" (SZ.de)
vom 12. Oktober 2018. Geht dann eher um die Musik, aber allein der Abschnitt zeigt wie Mateschitz so tickt, und gehört zum Ablehnungbild hinzu.
SZ.de schrieb:
Mateschitz gehört nicht nur die Energy-Drink-Marke Red Bull, sondern seit 2007 auch Servus TV, quasi der Heimatsender des österreichischen Rechtspopulismus. Und auch die "Rechercheplattform" Addendum, gegründet vor einem Jahr, wird über ihn von einer Privatstiftung finanziert. Addendum gibt sich als Alternative zur angeblich sehr unfreien System- und Lügenpresse und stellt dabei solche Fragen: "Ist Demokratie wirklich so eine gute Idee?


Applaus? (11freunde.de)
vom 14.8.2020
11freunde.de schrieb:

[...]Denn er geht, wie es oft beim Thema Leipzig der Fall ist, kom­plett am Pro­blem vorbei. Die Kritik an RB Leipzig hat nichts mit dem Schlag­wort Tra­di­tion zu tun. Ob der Verein zehn Jahre alt ist oder 1110, das ist, mit Ver­laub, kom­plett wuppe. Es geht auch nicht darum, die sport­li­chen Leis­tungen in Abrede zu stellen. Es geht darum, und nein, das wurde anschei­nend noch nicht oft genug wie­der­holt, dass RB Leipzig ein reines Mar­ke­ting­pro­jekt ist. Einzig und allein geschaffen, um die Marke Red Bull zu stärken. RB Leipzig ist kein Fuß­ball­verein, RB Leipzig ist ein Imitat.

RB Leipzig hatte nie die Absicht, nur Fuß­ball zu spielen. Und es ist eben nicht das gleiche, wenn Ver­eine (wie zuletzt Hertha) Anteile an Inves­toren ver­kaufen oder von Tri­kot­spon­soren Mil­lio­nen­be­träge kas­sieren wie die Bayern (was nicht heißt, dass das, was in Berlin pas­siert, richtig ist). Diese Ver­eine gab es schon, bevor die Inves­toren kamen. Der ein­zige Zweck dieser Ver­eine ist nicht, mög­lichst effektiv Wer­bung zu machen.[...]


Wikipedia
Abschnitt "Kritik" hat ein paar Punkte zusammengestellt.

zb.
wikipedia schrieb:

Im Jahr 2011 sah der Wirtschaftswissenschaftler Tobias Kollmann, damals Präsident von Viktoria Köln, in Red Bull ein Unternehmen, das bei RB Leipzig „klare Wirtschafts- und Marketingziele für seine Produkte“ verfolge. Damit sei dieser Verein der erste „Marketingklub“ im deutschen Fußball. Die Aktivitäten von Red Bull bezeichnete er als „sportpolitisches Erdbeben im deutschen Fußball“.


(Link zum Artikel aus Wikepdia)
Ein Erdbeben für den deutschen Fußball.
Interview mit Tobias Kollmann. In: spox.com. 16. Juni 2009


Dann so die üblichen Punkte, die immer angesprochen werden (die mir gerade einfallen):


    * Andere Vereine werden doch auch gesponsert!
    Bei anderen Vereinen kam der Sponsor eben aus dem Erfolg hervor. RB wurde mit Geld hingestellt und konnte dann ins Geld ausgeben ohne wirklich (wie bei anderen Vereinen) ins Risiko zu gehen, das nächste Saison kein Geld mehr da ist oder keine zusätzliche Verstärkung geholt werden könnte. Jeder andere Verein muss mit Konsequenzen rechnen, wenn er viel Geld ausgibt und es nicht klappt. RB, ManCity usw. müssen das nur sehr bedingt, was dann das sportliche fast schon zweitrangig werden lässt. Und daher werden sie zurecht von vielen abgelehnt.
    Zumal die Statuten der Verbände an sich so ein Konstrukt wie RB nicht erlaubt hätten. Unklar warum jemand mit viel Geld dann doch sein Willen bekommt...
    * Sie Spielen doch so tollen Fussball!
    Mag sein, aber wenn ich in einem Computerspiel schummelt und dann Erfolg habe, applaudiert auch keiner.
    * Sie setzen auf die Jugend!
    Tun sie das? Sie kaufen viele junge Spieler, ja - das ist nicht wirklich anders als bei anderen Vereinen. Sie haben nur mehr Geld aus o.g. Gründen
    * Für Leipzig und das Umfeld wurde so viel getan!
    Fakt ist: Leipzig war ein perfekter Nährboden, da hier wenig bis gar keine Konkurrenz vorhanden war, was Profisport angeht. Daher ist dies für den Raum Leipzig sicher positiv. Aber macht es damit ja nicht per se besser, da bei allen Ungerechtigkeiten immer auch enige profitieren.
    * Wolfsburg und Leverkusen werden ja auch nicht so kritisiert!
    Auch diese ungeliebten Vereine sind lange nicht so ein reines Marketingkonzept wie RB. Aber im Kern sollten sie genausowenig erlaubt werden wie RB - da eben das 50+1 hier ausgehebelt ist und die Regel, das ein Werksmannschaft erlaubt werden darf, der heutigen Zeit nicht wirklich entspricht. Aber sie sind eben schon ewig da - RB hätte man leicht verhindern können. Und ja, nur weil es diese "Fehler" gibt, muss man nicht den nächsten Akzeptieren.


Zusätzlich ist für mich England das Paradebeispiel, wo es hinführt. Wenig(er) Stimmung, viel Event, es entscheidet mehr der Geldgeber hinter dem Club, als der sportliche Erfolg.

Und selbst gegenüber englischer Klubs fällt RB noch auf - kein Verein dort musste den Sponsor in sein Logo aufnehmen oder gar die Farben der Trikots anpassen (wie z.B. damals bei der Übernahme von Salzburg)

Ebenfalls möchte ich keinen Rechtspopulisten als Gönner haben.

Falls jemand eine Übersichtsseite im Netz kennt oder eine erstellen kann... gerne.
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Herzlichen Dank für die ausführliche und informative Zusammenstellung!