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Corona-Virus (Teil II)


Thread wurde von SGE_Werner am Sonntag, 20. Dezember 2020, 20:22 Uhr um 20:22 Uhr gesperrt weil:
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SemperFi schrieb:

Luzbert schrieb:

"Wir müssen lernen mit dem Virus zu leben"


Antwort: Nein.
Ich will auch nicht lernen mit HIV zu leben oder Krebs, sondern lernen wie wir die Bitches ausrotten können.
Ich will nicht lernen mit Alzheimer oder Demens zu leben, sondern lernen, wie wir das verhindern und behandeln.

Solche Ausdrücke kommen fast nur von Leuten, die in ihrem Leben noch nie lernen mussten mit etwas wirklich beschissenem zu leben.

Covid-19 mit HIV und Krebs zu vergleichen ist ganz einfach Bullshit. Sorry, aber da kommt mir die Galle hoch! Eine bis dato unheilbare Immunerkrankung, gegen welche man sich (relativ) einfach schützen kann und eine nicht-infektiöse Arschlochkrankheit mit Covid zu vergleichen, bei dem die allermeisten Menschen von alleine wieder gesunden und viele davon noch nicht mal Symptome haben wird den unendlich vielen Menschen auf dieser Welt, die mit besagten schlimmen Krankheiten zu kämpfen haben in keinster Weise gerecht. Auch wenn es hier, wie bei vielen anderen Krankheiten, schwere Verläufe mit Todesfolge oder Langzeitschäden gibt. Das ist ne ganz andere Hausnummer.

Natürlich wäre ein Leben mit Corona möglich, immerhin geben Forscher gerade alles dafür genau das zu tun: Einen Impfstoff finden. Verschwinden wird das Zeug nämlich nicht.

Ich hoffe dein Beitrag war nur aus der Emotion und nicht aus Überzeugung heraus geschrieben.

Mein Vater hatte jahrelang Krebs und ist letzenendes daran oder damit gestorben. Ich weiß, was es heißt mit so etwas beschissenem zu Leben. Und ich kann den von dir zitierten Satz zwar nicht voll unterschreiben, möchte ihn aber ergänzen: "Wir können lernen mit dem Virus zu leben."
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Hombre, komm mal wieder runter. Mein Beileid wegen deinen Vater. Semper Fi  wird wohl kaum diese Krankheiten 1:1 gleichsetzen wollen, es ging wohl eher darum, dass es bescheuert und menschenverachtend ist, lapidar zu erzählen, man müsse mit einer potentiell tödlichen Krankheit halt leben. Mein Vater, mein Opa und mein  Onkel sind an Krebs verstorben, und trotzdem habe ich diese Aussage nicht in den falschen Hals bekommen.
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SemperFi schrieb:

Luzbert schrieb:

"Wir müssen lernen mit dem Virus zu leben"


Antwort: Nein.
Ich will auch nicht lernen mit HIV zu leben oder Krebs, sondern lernen wie wir die Bitches ausrotten können.
Ich will nicht lernen mit Alzheimer oder Demens zu leben, sondern lernen, wie wir das verhindern und behandeln.

Solche Ausdrücke kommen fast nur von Leuten, die in ihrem Leben noch nie lernen mussten mit etwas wirklich beschissenem zu leben.

Covid-19 mit HIV und Krebs zu vergleichen ist ganz einfach Bullshit. Sorry, aber da kommt mir die Galle hoch! Eine bis dato unheilbare Immunerkrankung, gegen welche man sich (relativ) einfach schützen kann und eine nicht-infektiöse Arschlochkrankheit mit Covid zu vergleichen, bei dem die allermeisten Menschen von alleine wieder gesunden und viele davon noch nicht mal Symptome haben wird den unendlich vielen Menschen auf dieser Welt, die mit besagten schlimmen Krankheiten zu kämpfen haben in keinster Weise gerecht. Auch wenn es hier, wie bei vielen anderen Krankheiten, schwere Verläufe mit Todesfolge oder Langzeitschäden gibt. Das ist ne ganz andere Hausnummer.

Natürlich wäre ein Leben mit Corona möglich, immerhin geben Forscher gerade alles dafür genau das zu tun: Einen Impfstoff finden. Verschwinden wird das Zeug nämlich nicht.

Ich hoffe dein Beitrag war nur aus der Emotion und nicht aus Überzeugung heraus geschrieben.

Mein Vater hatte jahrelang Krebs und ist letzenendes daran oder damit gestorben. Ich weiß, was es heißt mit so etwas beschissenem zu Leben. Und ich kann den von dir zitierten Satz zwar nicht voll unterschreiben, möchte ihn aber ergänzen: "Wir können lernen mit dem Virus zu leben."
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sonofanarchy schrieb:

...


Kontext.

Das Argument "wir müssen lernen damit zu leben" wird in der Covidsituation ausschließlich zur Verharmlosung und Förderung nicht Covid bezogener Argumente genutzt.

Und nein, in diesem Kontext will ich nicht lernen damit zu leben, weil dieses hier argumentativ vorgebrachte leben = sich ergeben.

Wäre es wirklich in der Debatte als "wir lernen Abstand zu halten und die Maßnahmen einzuhalten", dann ja dann würde ich dir zustimmen, weil dies ein produktives "wir lernen damit zu leben" wäre.
Ist es aber nicht. Es ist ein, lasst halt die sterben, die daran sterben, ich will nur nicht eingeschränkt werden.

Es ist ein verlogenes "lernen" und da kommt mir die Galle hoch.

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sonofanarchy schrieb:

...


Kontext.

Das Argument "wir müssen lernen damit zu leben" wird in der Covidsituation ausschließlich zur Verharmlosung und Förderung nicht Covid bezogener Argumente genutzt.

Und nein, in diesem Kontext will ich nicht lernen damit zu leben, weil dieses hier argumentativ vorgebrachte leben = sich ergeben.

Wäre es wirklich in der Debatte als "wir lernen Abstand zu halten und die Maßnahmen einzuhalten", dann ja dann würde ich dir zustimmen, weil dies ein produktives "wir lernen damit zu leben" wäre.
Ist es aber nicht. Es ist ein, lasst halt die sterben, die daran sterben, ich will nur nicht eingeschränkt werden.

Es ist ein verlogenes "lernen" und da kommt mir die Galle hoch.

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Ich möchte mal ganz aktuell den Weltärztechef Montomery zitieren:

Zu einer möglichen Impfung gegen das neuartige Coronavirus sagte Montgomery der Zeitung, diese sei "kein Allheilmittel".

Bis die gesamte Bevölkerung geimpft sei, wird "es zwei, drei Jahre dauern". Denn für eine Impfung aller auf einen Schlag gebe es "weder genug Dosen noch genug Personal". "Wir müssen noch über Jahre mit dem Virus leben und damit umgehen: Abstand halten, Hände waschen, Masken tragen", resümierte Montgomery.

Man mag zu ihm stehen wie man will, ich fürchte leider, dass er Recht hat. Da ist mir der Argumentationskontext ehrlich gesagt auch völlig egal. Uns wird nichts anderes übrig bleiben. Oder sollen wir uns wie bisher wellenartig von einem "Lockdown" zum nächsten hangeln? Oder dauerhaft Kontakte vermeiden? Je länger diese Situation besteht, umso weniger Zuspruch werden die Maßnahmen bekommen. Für diese Erkenntnis braucht man kein Experte sein. Was also soll man sonst aus der Entwicklung der vergangenen Monate folgern?
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sonofanarchy schrieb:

...


Kontext.

Das Argument "wir müssen lernen damit zu leben" wird in der Covidsituation ausschließlich zur Verharmlosung und Förderung nicht Covid bezogener Argumente genutzt.

Und nein, in diesem Kontext will ich nicht lernen damit zu leben, weil dieses hier argumentativ vorgebrachte leben = sich ergeben.

Wäre es wirklich in der Debatte als "wir lernen Abstand zu halten und die Maßnahmen einzuhalten", dann ja dann würde ich dir zustimmen, weil dies ein produktives "wir lernen damit zu leben" wäre.
Ist es aber nicht. Es ist ein, lasst halt die sterben, die daran sterben, ich will nur nicht eingeschränkt werden.

Es ist ein verlogenes "lernen" und da kommt mir die Galle hoch.

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SemperFi schrieb:

Wäre es wirklich in der Debatte als "wir lernen Abstand zu halten und die Maßnahmen einzuhalten", dann ja dann würde ich dir zustimmen, weil dies ein produktives "wir lernen damit zu leben" wäre.
Ist es aber nicht. Es ist ein, lasst halt die sterben, die daran sterben, ich will nur nicht eingeschränkt werden.

Es ist ein verlogenes "lernen" und da kommt mir die Galle hoch.


So sieht es aus.
@sonofanarchy Ich schätze, das hast Du einfach missverstanden.
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Ich möchte mal ganz aktuell den Weltärztechef Montomery zitieren:

Zu einer möglichen Impfung gegen das neuartige Coronavirus sagte Montgomery der Zeitung, diese sei "kein Allheilmittel".

Bis die gesamte Bevölkerung geimpft sei, wird "es zwei, drei Jahre dauern". Denn für eine Impfung aller auf einen Schlag gebe es "weder genug Dosen noch genug Personal". "Wir müssen noch über Jahre mit dem Virus leben und damit umgehen: Abstand halten, Hände waschen, Masken tragen", resümierte Montgomery.

Man mag zu ihm stehen wie man will, ich fürchte leider, dass er Recht hat. Da ist mir der Argumentationskontext ehrlich gesagt auch völlig egal. Uns wird nichts anderes übrig bleiben. Oder sollen wir uns wie bisher wellenartig von einem "Lockdown" zum nächsten hangeln? Oder dauerhaft Kontakte vermeiden? Je länger diese Situation besteht, umso weniger Zuspruch werden die Maßnahmen bekommen. Für diese Erkenntnis braucht man kein Experte sein. Was also soll man sonst aus der Entwicklung der vergangenen Monate folgern?
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sonofanarchy schrieb:

Ich möchte mal ganz aktuell den Weltärztechef Montomery zitieren:

Zu einer möglichen Impfung gegen das neuartige Coronavirus sagte Montgomery der Zeitung, diese sei "kein Allheilmittel".

Bis die gesamte Bevölkerung geimpft sei, wird "es zwei, drei Jahre dauern". Denn für eine Impfung aller auf einen Schlag gebe es "weder genug Dosen noch genug Personal". "Wir müssen noch über Jahre mit dem Virus leben und damit umgehen: Abstand halten, Hände waschen, Masken tragen", resümierte Montgomery.

Man mag zu ihm stehen wie man will, ich fürchte leider, dass er Recht hat. Da ist mir der Argumentationskontext ehrlich gesagt auch völlig egal. Uns wird nichts anderes übrig bleiben. Oder sollen wir uns wie bisher wellenartig von einem "Lockdown" zum nächsten hangeln? Oder dauerhaft Kontakte vermeiden? Je länger diese Situation besteht, umso weniger Zuspruch werden die Maßnahmen bekommen. Für diese Erkenntnis braucht man kein Experte sein. Was also soll man sonst aus der Entwicklung der vergangenen Monate folgern?

Ich möchte jetzt keine unnötig dicken Bretter bohren, aber vielleicht könnte man ja über den Tellerrand des aktuellen Augenblicks mal hinausschauen. Vielleicht wird uns nämlich am Ende etwas ganz anderes nicht übrig bleiben, nämlich uns ein paar grundlegende Fragen zu stellen:

Seit wann ist eine Kultur des Feierns und der Zerstreuung ein in Stein gemeißeltes Gesetz? Seit den 19-Zwanzigern? Oder doch schon seit Sodom?
Seit wann gehört es zu einer Gesellschaft einfach dazu, dass ca. 40 % der Bevölkerung in irgendeiner Weise "vorerkrankt" ist? Und zwar in erster Linie mit Zivilisationskrankheiten?
Seit wann bedeutet "Freiheit", dass die unbeschränkte Lebensentfaltung nach eigenem Ermessen wichtiger und höher einzuschätzen ist als das Recht auf Unversehrtheit des Lebens?

Die Reihe der Fragen ist beliebig erweiterbar. Und so unwahrscheinlich es ist, dass sich heute jemand ernsthaft solche Fragen stellt, so sicher werden diese Fragen auf der Agenda stehen, wenn das Virus erst einmal lustig zu einem unbeimpfbaren Stoff mutiert ist, der auch vor Kindern und jungen Erwachsenen nicht mehr Halt macht.
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Mal eine Info aus den USA
(im Rahmen des fact checking der gestrigen Debatte / Quelle MSNBC - jama internal medicine)

Covid-19 bei jungen Erwachsenen 18 bis 34

21% needed intensive care
10% needed ventilators
2,7% died

Und für jeden einzelnen bedeutet es eine preexisting condition, die eine Krankenversicherung in der Zukunft unbezahlbar machen könnte.


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kleine anmerkung noch dazu, es wurde angemerkt, dass der bericht zur uebersterblichkeit des cdc fuer dieses jahr bis jetzt, den groessen prozentualen anstieg der uebersterblichkeit in der altersgruppe von 25 bis 44 zeigt:

https://www.cdc.gov/mmwr/volumes/69/wr/mm6942e2.htm?s_cid=mm6942e2_w

The total number of excess deaths (deaths above average levels) from January 26 through October 3 ranged from a low of approximately 841 in the youngest age group (<25 years) to a high of 94,646 among adults aged 75–84 years.§§ However, the average percentage change in deaths over this period compared with previous years was largest for adults aged 25–44 years (26.5%) (Figure 2).


<25 Jahre liegt die Uebersterblichkeit dem Bericht zufolge 2% unter dem Schnitt.
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sonofanarchy schrieb:

Ich möchte mal ganz aktuell den Weltärztechef Montomery zitieren:

Zu einer möglichen Impfung gegen das neuartige Coronavirus sagte Montgomery der Zeitung, diese sei "kein Allheilmittel".

Bis die gesamte Bevölkerung geimpft sei, wird "es zwei, drei Jahre dauern". Denn für eine Impfung aller auf einen Schlag gebe es "weder genug Dosen noch genug Personal". "Wir müssen noch über Jahre mit dem Virus leben und damit umgehen: Abstand halten, Hände waschen, Masken tragen", resümierte Montgomery.

Man mag zu ihm stehen wie man will, ich fürchte leider, dass er Recht hat. Da ist mir der Argumentationskontext ehrlich gesagt auch völlig egal. Uns wird nichts anderes übrig bleiben. Oder sollen wir uns wie bisher wellenartig von einem "Lockdown" zum nächsten hangeln? Oder dauerhaft Kontakte vermeiden? Je länger diese Situation besteht, umso weniger Zuspruch werden die Maßnahmen bekommen. Für diese Erkenntnis braucht man kein Experte sein. Was also soll man sonst aus der Entwicklung der vergangenen Monate folgern?

Ich möchte jetzt keine unnötig dicken Bretter bohren, aber vielleicht könnte man ja über den Tellerrand des aktuellen Augenblicks mal hinausschauen. Vielleicht wird uns nämlich am Ende etwas ganz anderes nicht übrig bleiben, nämlich uns ein paar grundlegende Fragen zu stellen:

Seit wann ist eine Kultur des Feierns und der Zerstreuung ein in Stein gemeißeltes Gesetz? Seit den 19-Zwanzigern? Oder doch schon seit Sodom?
Seit wann gehört es zu einer Gesellschaft einfach dazu, dass ca. 40 % der Bevölkerung in irgendeiner Weise "vorerkrankt" ist? Und zwar in erster Linie mit Zivilisationskrankheiten?
Seit wann bedeutet "Freiheit", dass die unbeschränkte Lebensentfaltung nach eigenem Ermessen wichtiger und höher einzuschätzen ist als das Recht auf Unversehrtheit des Lebens?

Die Reihe der Fragen ist beliebig erweiterbar. Und so unwahrscheinlich es ist, dass sich heute jemand ernsthaft solche Fragen stellt, so sicher werden diese Fragen auf der Agenda stehen, wenn das Virus erst einmal lustig zu einem unbeimpfbaren Stoff mutiert ist, der auch vor Kindern und jungen Erwachsenen nicht mehr Halt macht.
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WuerzburgerAdler schrieb:

Seit wann ist eine Kultur des Feierns und der Zerstreuung ein in Stein gemeißeltes Gesetz? Seit den 19-Zwanzigern? Oder doch schon seit Sodom?


Ein in Stein gemeißeltes Gesetz ist es sicherlich nicht, aber es gibt zB Volksfeste seit dem Mittelalter.

WuerzburgerAdler schrieb:

Seit wann gehört es zu einer Gesellschaft einfach dazu, dass ca. 40 % der Bevölkerung in irgendeiner Weise "vorerkrankt" ist?


Berechtigter Einwand.

WuerzburgerAdler schrieb:

Seit wann bedeutet "Freiheit", dass die unbeschränkte Lebensentfaltung nach eigenem Ermessen wichtiger und höher einzuschätzen ist als das Recht auf Unversehrtheit des Lebens?


Ganz heikler Punkt, Würzi. Eine Beschränkung der Lebensentfaltung kann auch krank machen. Da gilt es immer wieder aufs Neue abzuwägen.

WuerzburgerAdler schrieb:

wenn das Virus erst einmal lustig zu einem unbeimpfbaren Stoff mutiert ist, der auch vor Kindern und jungen Erwachsenen nicht mehr Halt macht.        


Dass das beim Corona-Virus passiert, ist unwahrscheinlicher als dass Oxxenbach in den nächsten 20 Jahren noch mal erste Liga spielt. Kenne keinen Virologen, der so ein Szenario (spürbar höhere Sterblichkeitsrate und mindestens genauso infektiös) für realistisch hält. Mein Kollege wird bestimmt gleich wieder ne Studie finden, aber viele können es nicht sein. Beim nächsten Virus kann das natürlich wieder anders aussehen.

Letztlich bin ich der Meinung, dass es eine Abwägung geben muss. Natürlich können wir jetzt noch paar Lockdowns machen mit erheblichen Einschränkungen, dann kann man aber davon ausgehen, dass die breite Mehrheit, die Corona nicht fürchten muss, irgendwann auf die Barrikaden geht. Ich glaube nicht, dass das über den Frühling nächstes Jahr hinaus noch gut geht. Der "subjektiv empfundendene" Schaden, der dann durch die Maßnahmen entsteht, wird irgendwann den Schaden, den ein unkontrolliertes Durchseuchen der Bevölkerung verursachen würde, übertreffen. Und die Leute werden sich dann schon fragen, warum wir zB das Land in Teilen stilllegen, um zehntausende Menschenleben zu retten, gleichzeitig aber nicht mal es gebacken bekommen, im Krankenhaus einfachste Hygieneregeln einzuhalten, so dass dort jedes Jahr genauso viele Menschen durch Krankenhauskeime sterben. Oder warum wir Zigaretten nicht ganz verbieten... Oder Alkohol. Das ist ja der Punkt mit den Zivilisationskrankheiten.

Ja, wir werden mit dem Virus leben lernen müssen. In der Hinsicht, dass er nicht verschwinden wird. Bis es einen Impfstoff gibt, müssen wir aber eine gewisse Rücksicht (AHA etc.) tragen, damit in einer Bevölkerung, in der praktisch keine Immunität gegen dieses Virus besteht, nicht unnötigerweise eine sechsstellige Zahl an Menschen stirbt.
Ich will auch nichts relativieren, ich bin aber irgendwann Pragmatiker. Ich möchte zumindest wieder einen erheblichen Teil des Lebens zurück haben, das es vor Corona gab. Auch wenn wir so manche Sitten und Verhaltensweisen dringend "überdenken" müssten. Überlegen müssen, was wirklich für uns selbst wichtig ist. Dass auch mal weniger mehr sein kann.
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Auch Erlangen jetzt auf über 50.
Maßgabe der Stadtverwaltung: permanent Masken tragen, dauerlüften.
Gleichzeitig schränken wir die Kontakte zu Familien in keiner Weise ein!
Wir machen "was erlaubt ist".
Der Apell der Politik, Kontakte auf das Nötigste zu beschränken - gilt nur für Privatpersonen. Ich meine hey, warum telefonieren, wenn man auch zusammensitzen kann?

Hab mich vorhin daran erinnert, dass man auf Anruf krank geschrieben wird ...
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sonofanarchy schrieb:

Ich möchte mal ganz aktuell den Weltärztechef Montomery zitieren:

Zu einer möglichen Impfung gegen das neuartige Coronavirus sagte Montgomery der Zeitung, diese sei "kein Allheilmittel".

Bis die gesamte Bevölkerung geimpft sei, wird "es zwei, drei Jahre dauern". Denn für eine Impfung aller auf einen Schlag gebe es "weder genug Dosen noch genug Personal". "Wir müssen noch über Jahre mit dem Virus leben und damit umgehen: Abstand halten, Hände waschen, Masken tragen", resümierte Montgomery.

Man mag zu ihm stehen wie man will, ich fürchte leider, dass er Recht hat. Da ist mir der Argumentationskontext ehrlich gesagt auch völlig egal. Uns wird nichts anderes übrig bleiben. Oder sollen wir uns wie bisher wellenartig von einem "Lockdown" zum nächsten hangeln? Oder dauerhaft Kontakte vermeiden? Je länger diese Situation besteht, umso weniger Zuspruch werden die Maßnahmen bekommen. Für diese Erkenntnis braucht man kein Experte sein. Was also soll man sonst aus der Entwicklung der vergangenen Monate folgern?

Ich möchte jetzt keine unnötig dicken Bretter bohren, aber vielleicht könnte man ja über den Tellerrand des aktuellen Augenblicks mal hinausschauen. Vielleicht wird uns nämlich am Ende etwas ganz anderes nicht übrig bleiben, nämlich uns ein paar grundlegende Fragen zu stellen:

Seit wann ist eine Kultur des Feierns und der Zerstreuung ein in Stein gemeißeltes Gesetz? Seit den 19-Zwanzigern? Oder doch schon seit Sodom?
Seit wann gehört es zu einer Gesellschaft einfach dazu, dass ca. 40 % der Bevölkerung in irgendeiner Weise "vorerkrankt" ist? Und zwar in erster Linie mit Zivilisationskrankheiten?
Seit wann bedeutet "Freiheit", dass die unbeschränkte Lebensentfaltung nach eigenem Ermessen wichtiger und höher einzuschätzen ist als das Recht auf Unversehrtheit des Lebens?

Die Reihe der Fragen ist beliebig erweiterbar. Und so unwahrscheinlich es ist, dass sich heute jemand ernsthaft solche Fragen stellt, so sicher werden diese Fragen auf der Agenda stehen, wenn das Virus erst einmal lustig zu einem unbeimpfbaren Stoff mutiert ist, der auch vor Kindern und jungen Erwachsenen nicht mehr Halt macht.
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WuerzburgerAdler schrieb:

sonofanarchy schrieb:

Ich möchte mal ganz aktuell den Weltärztechef Montomery zitieren:

Zu einer möglichen Impfung gegen das neuartige Coronavirus sagte Montgomery der Zeitung, diese sei "kein Allheilmittel".

Bis die gesamte Bevölkerung geimpft sei, wird "es zwei, drei Jahre dauern". Denn für eine Impfung aller auf einen Schlag gebe es "weder genug Dosen noch genug Personal". "Wir müssen noch über Jahre mit dem Virus leben und damit umgehen: Abstand halten, Hände waschen, Masken tragen", resümierte Montgomery.

Man mag zu ihm stehen wie man will, ich fürchte leider, dass er Recht hat. Da ist mir der Argumentationskontext ehrlich gesagt auch völlig egal. Uns wird nichts anderes übrig bleiben. Oder sollen wir uns wie bisher wellenartig von einem "Lockdown" zum nächsten hangeln? Oder dauerhaft Kontakte vermeiden? Je länger diese Situation besteht, umso weniger Zuspruch werden die Maßnahmen bekommen. Für diese Erkenntnis braucht man kein Experte sein. Was also soll man sonst aus der Entwicklung der vergangenen Monate folgern?

Ich möchte jetzt keine unnötig dicken Bretter bohren, aber vielleicht könnte man ja über den Tellerrand des aktuellen Augenblicks mal hinausschauen. Vielleicht wird uns nämlich am Ende etwas ganz anderes nicht übrig bleiben, nämlich uns ein paar grundlegende Fragen zu stellen:

Seit wann ist eine Kultur des Feierns und der Zerstreuung ein in Stein gemeißeltes Gesetz? Seit den 19-Zwanzigern? Oder doch schon seit Sodom?
Seit wann gehört es zu einer Gesellschaft einfach dazu, dass ca. 40 % der Bevölkerung in irgendeiner Weise "vorerkrankt" ist? Und zwar in erster Linie mit Zivilisationskrankheiten?
Seit wann bedeutet "Freiheit", dass die unbeschränkte Lebensentfaltung nach eigenem Ermessen wichtiger und höher einzuschätzen ist als das Recht auf Unversehrtheit des Lebens?

Die Reihe der Fragen ist beliebig erweiterbar. Und so unwahrscheinlich es ist, dass sich heute jemand ernsthaft solche Fragen stellt, so sicher werden diese Fragen auf der Agenda stehen, wenn das Virus erst einmal lustig zu einem unbeimpfbaren Stoff mutiert ist, der auch vor Kindern und jungen Erwachsenen nicht mehr Halt macht.

Bohr ruhig weiter Dickbretter, sind interessante Fragen. Den Schluss sehe ich allerdings etwas anders: grundsätzlich dürfte die Wahrscheinlichkeit, dass das Virus zu Ebola-Kaliber mutiert, ebenso groß oder besser wohl klein sein wie eine Mutation zu absoluter Ungefährlichkeit.
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WuerzburgerAdler schrieb:

Seit wann ist eine Kultur des Feierns und der Zerstreuung ein in Stein gemeißeltes Gesetz? Seit den 19-Zwanzigern? Oder doch schon seit Sodom?


Ein in Stein gemeißeltes Gesetz ist es sicherlich nicht, aber es gibt zB Volksfeste seit dem Mittelalter.

WuerzburgerAdler schrieb:

Seit wann gehört es zu einer Gesellschaft einfach dazu, dass ca. 40 % der Bevölkerung in irgendeiner Weise "vorerkrankt" ist?


Berechtigter Einwand.

WuerzburgerAdler schrieb:

Seit wann bedeutet "Freiheit", dass die unbeschränkte Lebensentfaltung nach eigenem Ermessen wichtiger und höher einzuschätzen ist als das Recht auf Unversehrtheit des Lebens?


Ganz heikler Punkt, Würzi. Eine Beschränkung der Lebensentfaltung kann auch krank machen. Da gilt es immer wieder aufs Neue abzuwägen.

WuerzburgerAdler schrieb:

wenn das Virus erst einmal lustig zu einem unbeimpfbaren Stoff mutiert ist, der auch vor Kindern und jungen Erwachsenen nicht mehr Halt macht.        


Dass das beim Corona-Virus passiert, ist unwahrscheinlicher als dass Oxxenbach in den nächsten 20 Jahren noch mal erste Liga spielt. Kenne keinen Virologen, der so ein Szenario (spürbar höhere Sterblichkeitsrate und mindestens genauso infektiös) für realistisch hält. Mein Kollege wird bestimmt gleich wieder ne Studie finden, aber viele können es nicht sein. Beim nächsten Virus kann das natürlich wieder anders aussehen.

Letztlich bin ich der Meinung, dass es eine Abwägung geben muss. Natürlich können wir jetzt noch paar Lockdowns machen mit erheblichen Einschränkungen, dann kann man aber davon ausgehen, dass die breite Mehrheit, die Corona nicht fürchten muss, irgendwann auf die Barrikaden geht. Ich glaube nicht, dass das über den Frühling nächstes Jahr hinaus noch gut geht. Der "subjektiv empfundendene" Schaden, der dann durch die Maßnahmen entsteht, wird irgendwann den Schaden, den ein unkontrolliertes Durchseuchen der Bevölkerung verursachen würde, übertreffen. Und die Leute werden sich dann schon fragen, warum wir zB das Land in Teilen stilllegen, um zehntausende Menschenleben zu retten, gleichzeitig aber nicht mal es gebacken bekommen, im Krankenhaus einfachste Hygieneregeln einzuhalten, so dass dort jedes Jahr genauso viele Menschen durch Krankenhauskeime sterben. Oder warum wir Zigaretten nicht ganz verbieten... Oder Alkohol. Das ist ja der Punkt mit den Zivilisationskrankheiten.

Ja, wir werden mit dem Virus leben lernen müssen. In der Hinsicht, dass er nicht verschwinden wird. Bis es einen Impfstoff gibt, müssen wir aber eine gewisse Rücksicht (AHA etc.) tragen, damit in einer Bevölkerung, in der praktisch keine Immunität gegen dieses Virus besteht, nicht unnötigerweise eine sechsstellige Zahl an Menschen stirbt.
Ich will auch nichts relativieren, ich bin aber irgendwann Pragmatiker. Ich möchte zumindest wieder einen erheblichen Teil des Lebens zurück haben, das es vor Corona gab. Auch wenn wir so manche Sitten und Verhaltensweisen dringend "überdenken" müssten. Überlegen müssen, was wirklich für uns selbst wichtig ist. Dass auch mal weniger mehr sein kann.
#
Ein paar Sätze dazu:

Ich erinnere mich, dass du im Frühjahr schon den Coronaherbst prognostiziert hast inkl. dem wachsenden Unmut der Bevölkerung. Was ändert das an der Situation? Und wenn du zehnmal zumindest einen Teil deines alten Lebens zurückhaben willst - was ich gut verstehen kann - was ändert das? Denkst du allen Ernstes, eine unkontrollierte Durchseuchung wäre das kleinere Übel? Weißt du wirklich, wie groß - und im Übrigen auch wirtschaftlich bedeutsam - die Gruppe der Risikopatienten eigentlich ist? Weißt du wirklich, was der Zusammenbruch des Gesundheitswesens nach sich ziehen würde?

Ich bin nicht mehr der Meinung, dass wir "so manche Sitten und Verhaltensweisen dringend überdenken" müssten. Ich bin inzwischen vielmehr der Meinung, dass wir es tun werden - gezwungenermaßen. Wir schaffen es nicht, uns geordnet und diszipliniert einer solchen Krise entgegenzustellen - also werden wir die Folgen tragen müssen.

Und das gilt nicht nur für Corona.
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Auch Erlangen jetzt auf über 50.
Maßgabe der Stadtverwaltung: permanent Masken tragen, dauerlüften.
Gleichzeitig schränken wir die Kontakte zu Familien in keiner Weise ein!
Wir machen "was erlaubt ist".
Der Apell der Politik, Kontakte auf das Nötigste zu beschränken - gilt nur für Privatpersonen. Ich meine hey, warum telefonieren, wenn man auch zusammensitzen kann?

Hab mich vorhin daran erinnert, dass man auf Anruf krank geschrieben wird ...
#
FrankenAdler schrieb:

Hab mich vorhin daran erinnert, dass man auf Anruf krank geschrieben wird ...

Hätte ich dir überhaupt nicht zugetraut. Again what learned.
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Ach, an meinem alten Leben bin ich eigentlich nicht groß interessiert. Eher schon daran, noch ein gewisses Quantum, besser noch: Qualum (gibts das?) vom neuen erfahren zu können.

Gerade entdeckt - klingt interessant https://www.n-tv.de/wissen/Prozac-wirkt-gegen-Covid-19-article22120075.html

Überhaupt verspreche ich mir von Heilmitteln mehr als von Impfung. Wobei sich freilich beide sinnvoll ergänzen können.
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FrankenAdler schrieb:

Hab mich vorhin daran erinnert, dass man auf Anruf krank geschrieben wird ...

Hätte ich dir überhaupt nicht zugetraut. Again what learned.
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Conner30 schrieb:

FrankenAdler schrieb:

Hab mich vorhin daran erinnert, dass man auf Anruf krank geschrieben wird ...

Hätte ich dir überhaupt nicht zugetraut. Again what learned.

Was? Dass ich dazu fähig bin mich zu erinnern?
Ich denke man muss jetzt beobachten, was da kommt. Wenn es fahrlässig wird, wird sich der eine oder die andere von uns bestimmt mehr daran erinnern, was unseren Arbeitgebern unsere Arbeit wert ist - 3,3 Prozent in drei Jahren - als an das klatschen.
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Ein paar Sätze dazu:

Ich erinnere mich, dass du im Frühjahr schon den Coronaherbst prognostiziert hast inkl. dem wachsenden Unmut der Bevölkerung. Was ändert das an der Situation? Und wenn du zehnmal zumindest einen Teil deines alten Lebens zurückhaben willst - was ich gut verstehen kann - was ändert das? Denkst du allen Ernstes, eine unkontrollierte Durchseuchung wäre das kleinere Übel? Weißt du wirklich, wie groß - und im Übrigen auch wirtschaftlich bedeutsam - die Gruppe der Risikopatienten eigentlich ist? Weißt du wirklich, was der Zusammenbruch des Gesundheitswesens nach sich ziehen würde?

Ich bin nicht mehr der Meinung, dass wir "so manche Sitten und Verhaltensweisen dringend überdenken" müssten. Ich bin inzwischen vielmehr der Meinung, dass wir es tun werden - gezwungenermaßen. Wir schaffen es nicht, uns geordnet und diszipliniert einer solchen Krise entgegenzustellen - also werden wir die Folgen tragen müssen.

Und das gilt nicht nur für Corona.
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WuerzburgerAdler schrieb:

Ich erinnere mich, dass du im Frühjahr schon den Coronaherbst prognostiziert hast inkl. dem wachsenden Unmut der Bevölkerung


Danke für die Erinnerung. Stimmt. Ist leider so gekommen. Hätte mich liebend gerne geirrt.

WuerzburgerAdler schrieb:

Denkst du allen Ernstes, eine unkontrollierte Durchseuchung wäre das kleinere Übel?


Nicht ich denke das, Du kannst aber davon ausgehen, dass um so länger die Maßnahmen gehen, das die Bevölkerung immer "mehrheitlicher" denken wird. Ich bin mir noch unschlüssig, wo ich mich verorten soll zwischen Pragmatismus und Sorge. Ich weiß, dass wir nicht nichts tun können, ich weiß aber auch, dass wir nicht alles tun können, was möglich wäre, um die Pandemie zu stoppen. Ein absoluter Balanceakt. Jeden Tag aufs Neue.

WuerzburgerAdler schrieb:

Weißt du wirklich, wie groß - und im Übrigen auch wirtschaftlich bedeutsam - die Gruppe der Risikopatienten eigentlich ist?


Unstrittig. Aber ich kenne mittlerweile genug Risikopatienten, die das Risiko eingehen, lieber ihre Enkel zu sehen und früher zu sterben, weil sie angesteckt werden, statt daheim mit ihren 82 Jahren sich zu verbuddeln. Letztlich gibt es noch über 40 Millionen Erwerbstätige, die ihre Jobs nicht verlieren wollen und irgendwann vllt. nicht mehr bereit sind, ihre Existenz zu gefährden, damit statt 500.000 zumeist Senioren nur 50.000 sterben. Ich befürchte, da werden viele Menschen sich selbst irgendwann am Nächsten sein. Ich sag nicht, dass ich so denke, ich sag nur, was ich denke, was gesellschaftlich passieren wird.

WuerzburgerAdler schrieb:

Weißt du wirklich, was der Zusammenbruch des Gesundheitswesens nach sich ziehen würde?


Es wird ziemlich sicher keinen Zusammenbruch geben, nur eine Überlastung, die dazu führen wird, dass man Menschen nicht mehr behandeln kann. Das werden dann vorrangig die mit den geringsten Überlebenschancen sein. Gut, das kann man dann auch als Zusammenbruch bezeichnen. Dann bricht nämlich der Glaube an unser Gesundheitssystem zusammen und jegliche Moral geht dabei flöten. Das kann man definitiv als Zusammenbruch bezeichnen.

WuerzburgerAdler schrieb:

Ich bin inzwischen vielmehr der Meinung, dass wir es tun werden - gezwungenermaßen.


Wegen Corona? Menschen ändern meistens nur etwas, wenn sie sich akut bedroht fühlen. Eine Pandemie mit vllt. 1 % Sterblichkeit wird auf Dauer nicht als Bedrohungsszenario genügen. Genauso wenig der Klimawandel, solange der nicht konkret existenzbedrohlich wirkt. Der verläuft halt für irdische Verhältnisse rasant, aber für menschliche Verhältnisse oft zu langsam (Jahrzehnte). Wenn irgendwo Flut ist, wird alles in Bewegung gesetzt, wenn es um die Vermeidung von mehr Fluten in der Zukunft geht und man was ändern müsste am eigenen Verhalten, dann hapert es.

Sorry, dass das so kalt wirkt, aber ich habe den Glauben an die Gesellschaft und die Menschen schon lange verloren.
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WuerzburgerAdler schrieb:

Ich erinnere mich, dass du im Frühjahr schon den Coronaherbst prognostiziert hast inkl. dem wachsenden Unmut der Bevölkerung


Danke für die Erinnerung. Stimmt. Ist leider so gekommen. Hätte mich liebend gerne geirrt.

WuerzburgerAdler schrieb:

Denkst du allen Ernstes, eine unkontrollierte Durchseuchung wäre das kleinere Übel?


Nicht ich denke das, Du kannst aber davon ausgehen, dass um so länger die Maßnahmen gehen, das die Bevölkerung immer "mehrheitlicher" denken wird. Ich bin mir noch unschlüssig, wo ich mich verorten soll zwischen Pragmatismus und Sorge. Ich weiß, dass wir nicht nichts tun können, ich weiß aber auch, dass wir nicht alles tun können, was möglich wäre, um die Pandemie zu stoppen. Ein absoluter Balanceakt. Jeden Tag aufs Neue.

WuerzburgerAdler schrieb:

Weißt du wirklich, wie groß - und im Übrigen auch wirtschaftlich bedeutsam - die Gruppe der Risikopatienten eigentlich ist?


Unstrittig. Aber ich kenne mittlerweile genug Risikopatienten, die das Risiko eingehen, lieber ihre Enkel zu sehen und früher zu sterben, weil sie angesteckt werden, statt daheim mit ihren 82 Jahren sich zu verbuddeln. Letztlich gibt es noch über 40 Millionen Erwerbstätige, die ihre Jobs nicht verlieren wollen und irgendwann vllt. nicht mehr bereit sind, ihre Existenz zu gefährden, damit statt 500.000 zumeist Senioren nur 50.000 sterben. Ich befürchte, da werden viele Menschen sich selbst irgendwann am Nächsten sein. Ich sag nicht, dass ich so denke, ich sag nur, was ich denke, was gesellschaftlich passieren wird.

WuerzburgerAdler schrieb:

Weißt du wirklich, was der Zusammenbruch des Gesundheitswesens nach sich ziehen würde?


Es wird ziemlich sicher keinen Zusammenbruch geben, nur eine Überlastung, die dazu führen wird, dass man Menschen nicht mehr behandeln kann. Das werden dann vorrangig die mit den geringsten Überlebenschancen sein. Gut, das kann man dann auch als Zusammenbruch bezeichnen. Dann bricht nämlich der Glaube an unser Gesundheitssystem zusammen und jegliche Moral geht dabei flöten. Das kann man definitiv als Zusammenbruch bezeichnen.

WuerzburgerAdler schrieb:

Ich bin inzwischen vielmehr der Meinung, dass wir es tun werden - gezwungenermaßen.


Wegen Corona? Menschen ändern meistens nur etwas, wenn sie sich akut bedroht fühlen. Eine Pandemie mit vllt. 1 % Sterblichkeit wird auf Dauer nicht als Bedrohungsszenario genügen. Genauso wenig der Klimawandel, solange der nicht konkret existenzbedrohlich wirkt. Der verläuft halt für irdische Verhältnisse rasant, aber für menschliche Verhältnisse oft zu langsam (Jahrzehnte). Wenn irgendwo Flut ist, wird alles in Bewegung gesetzt, wenn es um die Vermeidung von mehr Fluten in der Zukunft geht und man was ändern müsste am eigenen Verhalten, dann hapert es.

Sorry, dass das so kalt wirkt, aber ich habe den Glauben an die Gesellschaft und die Menschen schon lange verloren.
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Ich teile deine Einschätzung Werner. Die Menschen werden sich nicht grundsätzlich ändern.  Und existenzbedrohend ist eine Pandemie bei 1% Sterblichkeit sicher nicht, Sie werden nur immer "coronamüder".
Ein gutes Beispiel ist das sgn: "Klopapierverhalten", Die Regale leeren sich mit dem Ansteigen der Fallzahlen drastisch. Du als Zahlenguru könntest doch sicherlich eine Gleichung erstellen , die das  berechnen kann.
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Ich denke wir sollten erst dann wirklich aufmerken, wenn im weiteren Anstieg der Infektionszahlen die Nachfrage nach Klopapier zurückgehen sollte.

À propos: Österreich bringt eine Covid-Sondermarke raus, auf Klopapier gedruckt. Kein Spaß.Ist so.

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Ich teile deine Einschätzung Werner. Die Menschen werden sich nicht grundsätzlich ändern.  Und existenzbedrohend ist eine Pandemie bei 1% Sterblichkeit sicher nicht, Sie werden nur immer "coronamüder".
Ein gutes Beispiel ist das sgn: "Klopapierverhalten", Die Regale leeren sich mit dem Ansteigen der Fallzahlen drastisch. Du als Zahlenguru könntest doch sicherlich eine Gleichung erstellen , die das  berechnen kann.
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wegjubler schrieb:

Und existenzbedrohend ist eine Pandemie bei 1% Sterblichkeit sicher nicht,


fuer einen von 100 ist das existenzbedrohend. sogar sehr.
fuer 10-30% mit potentiellen langzeitfolgen nicht ganz so, bzw da wissen wir es noch nicht so genau.

traurig finde ich, dass wir weniger drastische massnahmen zu tode diskutiert haben, weil wir das ja den menschen nicht zumuten koennen.

jetzt diskutieren wir ob wir den coronamuedenmenschen einen lockdown oder aehnliches zumuten muessen oder koennen.

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WuerzburgerAdler schrieb:

Seit wann ist eine Kultur des Feierns und der Zerstreuung ein in Stein gemeißeltes Gesetz? Seit den 19-Zwanzigern? Oder doch schon seit Sodom?


Ein in Stein gemeißeltes Gesetz ist es sicherlich nicht, aber es gibt zB Volksfeste seit dem Mittelalter.

WuerzburgerAdler schrieb:

Seit wann gehört es zu einer Gesellschaft einfach dazu, dass ca. 40 % der Bevölkerung in irgendeiner Weise "vorerkrankt" ist?


Berechtigter Einwand.

WuerzburgerAdler schrieb:

Seit wann bedeutet "Freiheit", dass die unbeschränkte Lebensentfaltung nach eigenem Ermessen wichtiger und höher einzuschätzen ist als das Recht auf Unversehrtheit des Lebens?


Ganz heikler Punkt, Würzi. Eine Beschränkung der Lebensentfaltung kann auch krank machen. Da gilt es immer wieder aufs Neue abzuwägen.

WuerzburgerAdler schrieb:

wenn das Virus erst einmal lustig zu einem unbeimpfbaren Stoff mutiert ist, der auch vor Kindern und jungen Erwachsenen nicht mehr Halt macht.        


Dass das beim Corona-Virus passiert, ist unwahrscheinlicher als dass Oxxenbach in den nächsten 20 Jahren noch mal erste Liga spielt. Kenne keinen Virologen, der so ein Szenario (spürbar höhere Sterblichkeitsrate und mindestens genauso infektiös) für realistisch hält. Mein Kollege wird bestimmt gleich wieder ne Studie finden, aber viele können es nicht sein. Beim nächsten Virus kann das natürlich wieder anders aussehen.

Letztlich bin ich der Meinung, dass es eine Abwägung geben muss. Natürlich können wir jetzt noch paar Lockdowns machen mit erheblichen Einschränkungen, dann kann man aber davon ausgehen, dass die breite Mehrheit, die Corona nicht fürchten muss, irgendwann auf die Barrikaden geht. Ich glaube nicht, dass das über den Frühling nächstes Jahr hinaus noch gut geht. Der "subjektiv empfundendene" Schaden, der dann durch die Maßnahmen entsteht, wird irgendwann den Schaden, den ein unkontrolliertes Durchseuchen der Bevölkerung verursachen würde, übertreffen. Und die Leute werden sich dann schon fragen, warum wir zB das Land in Teilen stilllegen, um zehntausende Menschenleben zu retten, gleichzeitig aber nicht mal es gebacken bekommen, im Krankenhaus einfachste Hygieneregeln einzuhalten, so dass dort jedes Jahr genauso viele Menschen durch Krankenhauskeime sterben. Oder warum wir Zigaretten nicht ganz verbieten... Oder Alkohol. Das ist ja der Punkt mit den Zivilisationskrankheiten.

Ja, wir werden mit dem Virus leben lernen müssen. In der Hinsicht, dass er nicht verschwinden wird. Bis es einen Impfstoff gibt, müssen wir aber eine gewisse Rücksicht (AHA etc.) tragen, damit in einer Bevölkerung, in der praktisch keine Immunität gegen dieses Virus besteht, nicht unnötigerweise eine sechsstellige Zahl an Menschen stirbt.
Ich will auch nichts relativieren, ich bin aber irgendwann Pragmatiker. Ich möchte zumindest wieder einen erheblichen Teil des Lebens zurück haben, das es vor Corona gab. Auch wenn wir so manche Sitten und Verhaltensweisen dringend "überdenken" müssten. Überlegen müssen, was wirklich für uns selbst wichtig ist. Dass auch mal weniger mehr sein kann.
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SGE_Werner schrieb:

Ich will auch nichts relativieren, ich bin aber irgendwann Pragmatiker. Ich möchte zumindest wieder einen erheblichen Teil des Lebens zurück haben, das es vor Corona gab. Auch wenn wir so manche Sitten und Verhaltensweisen dringend "überdenken" müssten. Überlegen müssen, was wirklich für uns selbst wichtig ist.  

Ich glaube, da sind wir hier alle auch nicht so weit voneinander entfernt in unseren Standpunkten. Ich will mich nur immer wieder gegen dieses Bild wehren, dass vor allem im "Social-Media-Bereich" gerne gezeichnet wird, wonach der überwiegende Teil der Bevölkerung derzeit unter "massiven Einschränkungen" so sehr leidet, dass dieser Teil der Bevölkerung kurz vorm Durchdrehen steht. Und ich möchte ausdrücklich nicht in Abrede stellen, dass Leute unter den derzeitigen Bedingungen sehr leiden und sich eingeschränkt fühlen. Natürlich gibt es solche Schicksale und gerade Leute, die mit Einsamkeit, Lebenskrisen, Verlusten oder psychischen Herausforderungen zu kämpfen haben verdienen jede Anerkennung und jede Solidarität und da ist ein lapidar daher gesprochenes "jetzt stellt euch mal nicht so an!" nicht nur unangemessen sondern auch kontraproduktiv.

Gut möglich, dass ich in einer Blase lebe. Aber in meinem Real-Life sehe ich vor allem Menschen, die halt irgendwie mit der Situation umzugehen versuchen. Die zwar ab und zu mal fluchen und  sagen "Scheiß-Corona!", die aber das Beste aus der Zeit zu machen versuchen. Die improvisieren und neue, kreative Wege gehen. Die zum Teil neue Freiheiten genießen, die sich beispielsweise durch "Home-Office" ergeben haben. Die keinen Verschwörungs-Mythen nachhängen und sich nicht in pauschaler Politik-Schelte ergehen oder kurz davor sind auszuflippen.
SGE_Werner schrieb:

Dass auch mal weniger mehr sein kann.

Da hat mir auch  die Zeit seit März geholfen. Wenn ich einen Strich unter die letzten Monate mache, habe ich persönlich mehr gewonnen, als durch Einschränkungen verloren. Ich bin mir aber bewusst, dass ich da in einer glücklichen Situation bin, die sich nicht pauschal auf andere übertragen lässt. Daher soll das hier nicht belehrend oder so sein sondern einfach nur eine andere, auch vorhandene Perspektive auf die Situation zeigen. Ich hab auf viele  Dinge eine neue Sicht, kann  viele Dinge  viel mehr als vorher schätzen. Und die Zeit hat mir auch ein paar Sachen gezeigt, auf die ich verzichten kann, ohne Einbuße von Lebensqualität.
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Ich denke wir sollten erst dann wirklich aufmerken, wenn im weiteren Anstieg der Infektionszahlen die Nachfrage nach Klopapier zurückgehen sollte.

À propos: Österreich bringt eine Covid-Sondermarke raus, auf Klopapier gedruckt. Kein Spaß.Ist so.

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wer kein klopapier im einzelhandel mehr bekommt, intensiviert seine online bestellungen aus oesterreich.

so kann man die wirtschaft auch ankurblen.
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