mikulle
11255
Adlerist schrieb:
Ich frage mich gerade: Hat Philae eine(n/) Art Kompass? Und wenn, zeigt der Norden? Oder wo die Sonne steht?
Jain, der "Kompass", mit dem man Magnetfelder messen kann, wäre das Magnetometer an Bord des Landers. Damit misst man aber das Magnetfeld des Sonnenwindes (ich gehe einfach mal davon aus, dass der Komet kein eigenes nennenswertes Magnetfeld besitzt) und somit hätte man Information zur Lage des Landers bzgl. jenes Magnetfeldes. Dieses Magnetometer kann ohne Energie allerdings nicht betrieben werden kann...
Die Sonnenrichtung könnte man sich z.B. mit einen Sonnensensor anzeigen lassen, über den Philae - soweit ich weiss - nicht verfügt (könnte eh nur mit Energie betrieben werden).
Dennoch vermute(!) ich, dass man aufgrund der Messungen (Magnetfeld) bei der Landung und der gemachten Fotos und des Profils der Sonneneinstrahlung auf die Solarzellen eine ungefähre Vorstellung davon hat, wie der Lander auf dem Kometen ausgerichtet ist.
Nein, das geht nicht, da Philae nicht ansprechbar ist. Er müsste erst genügend Sonne bekommen, um dann gesteuert werden zu können.
Sollte man Philae auf Fotos identifizieren können, wüsste man halt genau wo er ist, aber praktische Konsequenzen hat das zunächst nicht.
Zum einen wüsste man, in welchen Zeiträumen Philae aufgrund der Geometrie überhaupt Kontakt zu Rosetta haben könnte. Und man kann bessere Vorhersagen treffen, ob er überhaupt jemals genügend Sonnenlicht bekommt, um seine Batterien aufzuladen.
Sollte Philae sich allerdings in den nächsten Monaten tatsächlich noch einmal melden können, wird das Wissen um seinen genauen Ort äußerst wertvoll.
Ach ja, eine Sache noch: seit der Landung auf dem Kometen hat die SGE keinen Punkt mehr abgegeben. Hoffen wir, dass diese Aussage auch heute Abend nach 22:15 Uhr noch gilt
Sollte man Philae auf Fotos identifizieren können, wüsste man halt genau wo er ist, aber praktische Konsequenzen hat das zunächst nicht.
Zum einen wüsste man, in welchen Zeiträumen Philae aufgrund der Geometrie überhaupt Kontakt zu Rosetta haben könnte. Und man kann bessere Vorhersagen treffen, ob er überhaupt jemals genügend Sonnenlicht bekommt, um seine Batterien aufzuladen.
Sollte Philae sich allerdings in den nächsten Monaten tatsächlich noch einmal melden können, wird das Wissen um seinen genauen Ort äußerst wertvoll.
Ach ja, eine Sache noch: seit der Landung auf dem Kometen hat die SGE keinen Punkt mehr abgegeben. Hoffen wir, dass diese Aussage auch heute Abend nach 22:15 Uhr noch gilt
Es gibt übrigens einige Kometenbilder, die von Rosetta aufgenommen wurden, auf denen man Merkmale erkennen kann, die "möglicherweise" der Philae Lander sein könnten. Daher werden in den nächsten Tagen diese "Kandidaten" mit Hilfe der hochauflösenden OSIRIS Kamera aus 20 km Entfernung genauer untersucht (es werden also weitere Bilder gemacht). Eventuell kann man Philae ja doch noch auf einem der Bilder identifizieren und so seine "endgültige Parkposition" bestimmen.
Nachtrag zum Philae Lander:
Der vorhergesehene Landeplatz liegt nördlich des (Kometen-) Äquators. Die "endgültige Parkposition" ist zwar ein Stück entfernt, aber vermutlich nahe des Äquators. Sie Sonneneinstrahlung verhält sich so, dass in den kommenden Monaten sowohl für den ursprünglichen Landeplatz als auch für die Äquatorregion die Sonne immer höher steigen wird.
Die Sonne kreuzt den Kometenäquator im Mai 2015. Es gibt also berechtigte Hoffnung, dass Philae sich bis dahin wieder meldet. Es sei denn, das Ding steht dermaßen verschattet in einer Spalte, dass auch die höher stehende Sonne nicht ausreicht.
Der vorhergesehene Landeplatz liegt nördlich des (Kometen-) Äquators. Die "endgültige Parkposition" ist zwar ein Stück entfernt, aber vermutlich nahe des Äquators. Sie Sonneneinstrahlung verhält sich so, dass in den kommenden Monaten sowohl für den ursprünglichen Landeplatz als auch für die Äquatorregion die Sonne immer höher steigen wird.
Die Sonne kreuzt den Kometenäquator im Mai 2015. Es gibt also berechtigte Hoffnung, dass Philae sich bis dahin wieder meldet. Es sei denn, das Ding steht dermaßen verschattet in einer Spalte, dass auch die höher stehende Sonne nicht ausreicht.
Bin vor allem sehr angetan davon, dass die Mannschaft nach 5 Niederlagen am Stück, nach der Null-Punkte-Erwartung für das BMG Spiel und nach dem frühen Rückstand sich nicht seinem vermeintlich vorgezeichneten Schicksal ergeben hat.
Kampf kann man erwarten; dass das Spiel aber obendrein mit Tempo und spielerischer Klasse gewonnen wurde, lässt mir heute die Sonne aus dem A... scheinen.
Kampf kann man erwarten; dass das Spiel aber obendrein mit Tempo und spielerischer Klasse gewonnen wurde, lässt mir heute die Sonne aus dem A... scheinen.
jona_m schrieb:
Ich bin tatsächlich auch ein wenig verwundert, dass man doch nicht so genau weiß wo Philae sich nun genau befindet. Ich hatte da irgendwie nen anderen Eindruck, aber da muss ich mich ja nu getäuscht haben. Vielen Dank trotzdem schon mal für die Infos aus erster Hand.
Wie gesagt, bisher wurde er noch nicht in seiner endgültigen Parkposition gesichtet. Es gibt aber ein schönes Bild, auf dem man die drei Fußabdrücke der ersten Landung im Staub erkennen kann und weiter rechts "macht sich Philae grad aus dem Staub " und überfliegt ein dunkles Gebiet.
http://www.esa.int/spaceinimages/Images/2014/11/OSIRIS_spots_Philae_drifting_across_the_comet
Seither keine Bilder von ihm.
adlerkadabra schrieb:
Nochmals: besten Dank für diese Informationen aus erster Hand.
Naive Frage: kann Rosetta den Lander nicht optisch auf der Kometenoberfläche ausmachen? So groß ist diese schließlich nicht, und zweifellos ist eine hochauflösende Camera an Bord. Oder, anders gefragt: warum scheint dies doch nicht so einfach zu sein, denn ich kann mich nicht erinnern, ein solches Pic bislang gesehen zu haben.
Hoffe jedenfalls sehr, dass Philae in größerer Sonnennähe sich eines schönen Tages wieder buchstäblich für seine Aufgabe erwärmt und Laut gibt. Wünsche euch allerbesten Erfolg!
Danke. Mit der hochauflösenden Kamera (OSIRIS) ist es möglich, Philae zu erkennen (kommt natürlich auf die Entfernung des Satelliten zum Kometen an). Nun ist der Bildausschnitt dieser Kamera nicht der größte, d.h. es ist schwer, systematisch zu suchen. Diese OSIRIS Kamera ist ein wissenschaftliches Experiment und daher haben wir keine Kontrolle wann die wo Bilder machen. Aber soviel ich weiss, wird es versucht.
Bedenke auch, dass Kontrast ein Problem wird, denn der Komet ist fast schwarz (lass Dich nicht von den nachbearbeiteten Bildern täuschen) und wenn Philae irgendwo im Schatten sitzt, schätze ich die Erfolgsaussicht als nicht so groß ein. Aber versuchen muss man es, vielleicht hat man ja Glück.
Ich freue mich, dass in diesem Forum die Präzision der Rosetta Navigation gewürdigt wird, denn das ist für mich als Flugdynamiker natürlich ein absolutes Highlight.
Nur mal als Bild:
Jemand steht am Äquator und möchte einen bestimmten Punkt in 500 Millionen km anvisieren. Stellt er seine Uhr um eine Sekunde falsch, guckt er eine Richtung die um 4 Milligrad falsch ist. Somit verfehlt er den anvisierten Punkt um 35000 Kilometer!
Je weiter der Satellit von der Erde weg ist, desto schwieriger also die Navigation. Deshalb navigiert Rosetta relativ zum Kometen. D.h. wir machen Bilder vom Kometen, und gucken inwieweit tatsächliche und vorhergesagte Richtung z.B. eines Kraters voneinander abweichen. Diese Information fließt zurück in unser Kometenmodell (Position, Geschwindigkeit, Masse, Rotation, Oberflächenstruktur) und unser Bahnmodell von Rosetta (Position, Geschwindigkeit, Kräfte durch Anziehung, Strahlungsdruck von Sonne oder Kometenteilchen) und es wird alles zusammen neu geschätzt.
Als wir den Kometen anflogen haben wir ihn erstmals im April in Bildern (vom Satelliten gemacht) gesehen. Anschließend wurde die Geschwindigkeit von Rosetta relativ zum Kometen Stück für Stück verringert. Im August flogen wir dann auf der Tagseite des Kometen im Dreieck (100 bis 70 km) vor dem Kometen entlang, um ihn kennenzulernen. So enstanden erste Schätzungen seiner Anziehungskraft und erste Modelle, die seine Figur und Oberfläche charakterisieren. Diese wurden im weiteren Verlauf immer verfeinert und im Oktober waren wir für etliche Tage nur 10 km von Kometenzentrum entfernt.
Danach sind wir wieder auf 30 km Entfernung (Tag-Nacht-Grenze) gegangen, um das Absetzen von Philae vorzubereiten. Hätte sich etwas verschoben, wären wir einfach auf dieser Bahn geblieben und hätten Philae 14 Tage später absetzen können.
Zum Absetzen wurde ein Manöver gemacht, das Rosetta auf 5 km vom Kometenzentrum entfernt gezielt hat, der Lander wurde aber vor dieser kürzesten Entfernung von 5 km abgesetzt (bei 22.5 km) und danach hat Rosetta sofort ein Manöver gemacht, um für die nächsten Stunden den Funkkontakt zu Philae halten zu können (sonst wären wir schnell hinter dem Horizont verschwunden).
Diese ganze Manövrierei war natürlich mit viel Rechnerei verbunden und wir haben's ganz gut gemacht. Man muss aber auch mal sagen, dass der Satellit sich wunderbar verhalten hat!
Um bei Boccias Vergleich mit dem Einparken zu bleiben: als meine Frau mit ihrem Auto beim Anfahren in unsere Hauswand rauschte, sagte sie, dass sich das Auto anders verhalten hätte, als sie es erwartete. Das kann man sicher nicht von Rosetta behaupten.
Um nochmal den Blick aufs Wesentliche zu richten: Morgen ist Spieltag! Für jeden Punkt, den wir aus Gladbach mitnehmen, macht Philae nochmal einen Freudensprung auf dem Kometen
Nur mal als Bild:
Jemand steht am Äquator und möchte einen bestimmten Punkt in 500 Millionen km anvisieren. Stellt er seine Uhr um eine Sekunde falsch, guckt er eine Richtung die um 4 Milligrad falsch ist. Somit verfehlt er den anvisierten Punkt um 35000 Kilometer!
Je weiter der Satellit von der Erde weg ist, desto schwieriger also die Navigation. Deshalb navigiert Rosetta relativ zum Kometen. D.h. wir machen Bilder vom Kometen, und gucken inwieweit tatsächliche und vorhergesagte Richtung z.B. eines Kraters voneinander abweichen. Diese Information fließt zurück in unser Kometenmodell (Position, Geschwindigkeit, Masse, Rotation, Oberflächenstruktur) und unser Bahnmodell von Rosetta (Position, Geschwindigkeit, Kräfte durch Anziehung, Strahlungsdruck von Sonne oder Kometenteilchen) und es wird alles zusammen neu geschätzt.
Als wir den Kometen anflogen haben wir ihn erstmals im April in Bildern (vom Satelliten gemacht) gesehen. Anschließend wurde die Geschwindigkeit von Rosetta relativ zum Kometen Stück für Stück verringert. Im August flogen wir dann auf der Tagseite des Kometen im Dreieck (100 bis 70 km) vor dem Kometen entlang, um ihn kennenzulernen. So enstanden erste Schätzungen seiner Anziehungskraft und erste Modelle, die seine Figur und Oberfläche charakterisieren. Diese wurden im weiteren Verlauf immer verfeinert und im Oktober waren wir für etliche Tage nur 10 km von Kometenzentrum entfernt.
Danach sind wir wieder auf 30 km Entfernung (Tag-Nacht-Grenze) gegangen, um das Absetzen von Philae vorzubereiten. Hätte sich etwas verschoben, wären wir einfach auf dieser Bahn geblieben und hätten Philae 14 Tage später absetzen können.
Zum Absetzen wurde ein Manöver gemacht, das Rosetta auf 5 km vom Kometenzentrum entfernt gezielt hat, der Lander wurde aber vor dieser kürzesten Entfernung von 5 km abgesetzt (bei 22.5 km) und danach hat Rosetta sofort ein Manöver gemacht, um für die nächsten Stunden den Funkkontakt zu Philae halten zu können (sonst wären wir schnell hinter dem Horizont verschwunden).
Diese ganze Manövrierei war natürlich mit viel Rechnerei verbunden und wir haben's ganz gut gemacht. Man muss aber auch mal sagen, dass der Satellit sich wunderbar verhalten hat!
Um bei Boccias Vergleich mit dem Einparken zu bleiben: als meine Frau mit ihrem Auto beim Anfahren in unsere Hauswand rauschte, sagte sie, dass sich das Auto anders verhalten hätte, als sie es erwartete. Das kann man sicher nicht von Rosetta behaupten.
Um nochmal den Blick aufs Wesentliche zu richten: Morgen ist Spieltag! Für jeden Punkt, den wir aus Gladbach mitnehmen, macht Philae nochmal einen Freudensprung auf dem Kometen
So, noch kurz zum Lander:
Es ist noch etwas früh, verlässliche Vorhersagen zu treffen.
Der Lander kann ja nicht direkt mit der Erde kommunizieren, sondern das geht nur via Mutterschiff Rosetta.
Die Kommunikation zwischen Lander und Rosettasatellit hat nach der Landung relativ gut geklappt, obwohl wir nicht wissen wo genau der Lander sich befindet.
Die Vorhersagen, um den Funkkontakt zwischen den beiden herzustellen, basiert auf der ursprünglich geplanten Landesteile (die wir ja auch gut getroffen haben). Es gab zwei mehrstündige Slots pro Tag, wobei sich die tatsächlichen Anfangs- und Endzeiten des vorhergesagten Kontaktes aufgrund des anderen Landeortes verschoben haben. Aber in jedem Slot wurde Kontakt hergestellt.
Das wird also irgendwie funktionieren, wenn der Lander sich wieder melden sollte.
Das Problem ist natürlich die Energie, und die Batterien brauchen Wärme und Licht, um sich wieder aufzuladen. Um dazu verlässliche Aussagen zu treffen, müssten wir wissen wo er sich genau befindet, wie seine Ausrichtung ist (wohin seine Figurenachse zeigt) und vor allem wie seine direkte Umgebung aussieht (Hügel, Berge). Das wissen wir aber nicht.
Die Rotationsachse des Kometen ist bisher sehr stabil, also fest im Raum. Durch die sich verändernde Geometrie dieser raumfesten Achse zur Sonne im weiteren Verlauf der Sonnenannäherung, werden einige Bereiche besser, andere weniger gut ausgeleuchtet als im Moment.
Ob Philae davon profitiert, muss man aber wissen wo sich der Lander auf dem Kometen befindet. Daran wird gearbeitet, das genauer zu bestimmen. Dazu müssen aber eine Menge zusammengetragen werden (Bilder, Magnetfeldmessungen, Daten vom CONCERT Experiment werden helfen). Das ist leider nicht ganz so einfach, weil jeder die Rechte an seinen Daten besitzt und es nicht vorgesehen war, mit diesen Daten mal eine Positionsbestimmung zu machen. Da gibt es also kein System, in dem Du alle Daten reinwirfst und hinten kommt das Ergebnis raus. Dummerweise (aus meiner Sicht) liegen die "Lander-Operations" nach dem Absetzen des Landers vom Rosettasatelliten nicht in unseren Händen (ESA/ESOC), sondern in den eines Konsortiums von CNES und DLR.
Im Moment gibt es also in erster Linie Hoffnung und im Hintergrund das Bemühen, mehr herauszukriegen.
Es ist noch etwas früh, verlässliche Vorhersagen zu treffen.
Der Lander kann ja nicht direkt mit der Erde kommunizieren, sondern das geht nur via Mutterschiff Rosetta.
Die Kommunikation zwischen Lander und Rosettasatellit hat nach der Landung relativ gut geklappt, obwohl wir nicht wissen wo genau der Lander sich befindet.
Die Vorhersagen, um den Funkkontakt zwischen den beiden herzustellen, basiert auf der ursprünglich geplanten Landesteile (die wir ja auch gut getroffen haben). Es gab zwei mehrstündige Slots pro Tag, wobei sich die tatsächlichen Anfangs- und Endzeiten des vorhergesagten Kontaktes aufgrund des anderen Landeortes verschoben haben. Aber in jedem Slot wurde Kontakt hergestellt.
Das wird also irgendwie funktionieren, wenn der Lander sich wieder melden sollte.
Das Problem ist natürlich die Energie, und die Batterien brauchen Wärme und Licht, um sich wieder aufzuladen. Um dazu verlässliche Aussagen zu treffen, müssten wir wissen wo er sich genau befindet, wie seine Ausrichtung ist (wohin seine Figurenachse zeigt) und vor allem wie seine direkte Umgebung aussieht (Hügel, Berge). Das wissen wir aber nicht.
Die Rotationsachse des Kometen ist bisher sehr stabil, also fest im Raum. Durch die sich verändernde Geometrie dieser raumfesten Achse zur Sonne im weiteren Verlauf der Sonnenannäherung, werden einige Bereiche besser, andere weniger gut ausgeleuchtet als im Moment.
Ob Philae davon profitiert, muss man aber wissen wo sich der Lander auf dem Kometen befindet. Daran wird gearbeitet, das genauer zu bestimmen. Dazu müssen aber eine Menge zusammengetragen werden (Bilder, Magnetfeldmessungen, Daten vom CONCERT Experiment werden helfen). Das ist leider nicht ganz so einfach, weil jeder die Rechte an seinen Daten besitzt und es nicht vorgesehen war, mit diesen Daten mal eine Positionsbestimmung zu machen. Da gibt es also kein System, in dem Du alle Daten reinwirfst und hinten kommt das Ergebnis raus. Dummerweise (aus meiner Sicht) liegen die "Lander-Operations" nach dem Absetzen des Landers vom Rosettasatelliten nicht in unseren Händen (ESA/ESOC), sondern in den eines Konsortiums von CNES und DLR.
Im Moment gibt es also in erster Linie Hoffnung und im Hintergrund das Bemühen, mehr herauszukriegen.
Habe heute einen freien Tag (jede Menge Überstunden, wieso dürfte klar sein )...
Kurz, um Missverständnisse zu vermeiden: ich unterscheide zwischen
Rosetta = Satellit, ist gesund und fliegt um den Kometen herum
Philae = Lander, kein Kontakt mehr, kennen wir alle von der letzten Woche
Den sonnennähesten Punkt wird der Komet Mitte August 2015 erreichen. Der Abstand des Kometen zur Sonne wird knapp 1.3 mal der Abstand Sonne-Erde sein. Im Moment sind wir bei mehr als der doppelten Distanz. Der Rosetta Satellit ist dafür gebaut, um diese Annäherung zu überstehen.
Was aber bis dahin und darüber hinaus mit dem Kometen passiert? Sag ich doch, wissenschaftlich Frage, bin ich nicht für zuständig
Man weiss es einfach nicht und aus diesem Grund fliegt man die Rosetta Mission, um das herauszufinden. Der Komet wird zunächst aktiver werden. Aktivität, also den Verlust von Material, konnte man bisher schon recht gut beobachten und das wird deutlich mehr werden. Insbesondere die "Halsregion" des Kometen scheint ein bevorzugter Ort für Jets (stahlartiger Materieverlust) zu sein. Das konnte man bisher prima sehen. Ob das reichen wird, um den Kometen in mehrere Einzelteile zerfallen zu lassen, werden wir sehen. Wie gesagt, es ist das erste Mal, dass man Kometenaktivität systematisch und aus der Nähe beobachten kann.
Wir haben täglich Kontakt zum Rosetta Satelliten und wir bekommen auch täglich Bilder von der Kometenoberfläche, denn daran müssen wir uns orientieren, um festzustellen, wo genau der Satellit sich befindet. Rosetta fliegt im Moment in ca. 30 km Höhe genau über der Tag-Nacht Grenze des Kometen. Das hat zum einen den Grund, dass Rosetta nie und niemals in den Sonnenschatten gelangen darf (ist der Satellit nicht für gebaut) und zum anderen, ist entlang dieser Tag-Nacht Grenze die Kometenaktivität geringer. Weiterhin kann man natürlich durch die seitliche Sonneneinstrahlung viele Merkmale auf der Kometenoberfläche gut auflösen.
Die abstrahlende Materie ist natürlich ein Problem für die Navigation, da sie den Satelliten nach außen drückt. Die Kometenaktivität ist momentan ja noch relativ gering, sie lässt sich aber sehr schwer vorhersagen, insbesondere wenn sich Jets ausbilden werden. Das wird also noch sehr sehr spannend die nächsten Monate...
Die Bahnen von Rosetta um den Kometen sind im wesentlichen für die nächsten 6 Monate bereits geplant. Man wird sich dem Kometen nähern (bis auf 8 km vom Kometenzentrum), man wird weiter weg gehen, Regionen überfliegen, die man noch nicht so gut kennt, und auch oft die Tag-Nacht-Grenze entlang fliegen. Rosetta hat neben Kameras noch eine Menge wissenschaftliche Experimente an Bord und wird viele Fragen beantworten können, wenn auch nicht im Rahmen eines so spektakulären Experimentes wie der Landung.
Ich gehe jetzt erst mal Laufen ... nachher schreibe ich noch etwas über Philae.
Kurz, um Missverständnisse zu vermeiden: ich unterscheide zwischen
Rosetta = Satellit, ist gesund und fliegt um den Kometen herum
Philae = Lander, kein Kontakt mehr, kennen wir alle von der letzten Woche
Den sonnennähesten Punkt wird der Komet Mitte August 2015 erreichen. Der Abstand des Kometen zur Sonne wird knapp 1.3 mal der Abstand Sonne-Erde sein. Im Moment sind wir bei mehr als der doppelten Distanz. Der Rosetta Satellit ist dafür gebaut, um diese Annäherung zu überstehen.
Was aber bis dahin und darüber hinaus mit dem Kometen passiert? Sag ich doch, wissenschaftlich Frage, bin ich nicht für zuständig
Man weiss es einfach nicht und aus diesem Grund fliegt man die Rosetta Mission, um das herauszufinden. Der Komet wird zunächst aktiver werden. Aktivität, also den Verlust von Material, konnte man bisher schon recht gut beobachten und das wird deutlich mehr werden. Insbesondere die "Halsregion" des Kometen scheint ein bevorzugter Ort für Jets (stahlartiger Materieverlust) zu sein. Das konnte man bisher prima sehen. Ob das reichen wird, um den Kometen in mehrere Einzelteile zerfallen zu lassen, werden wir sehen. Wie gesagt, es ist das erste Mal, dass man Kometenaktivität systematisch und aus der Nähe beobachten kann.
Wir haben täglich Kontakt zum Rosetta Satelliten und wir bekommen auch täglich Bilder von der Kometenoberfläche, denn daran müssen wir uns orientieren, um festzustellen, wo genau der Satellit sich befindet. Rosetta fliegt im Moment in ca. 30 km Höhe genau über der Tag-Nacht Grenze des Kometen. Das hat zum einen den Grund, dass Rosetta nie und niemals in den Sonnenschatten gelangen darf (ist der Satellit nicht für gebaut) und zum anderen, ist entlang dieser Tag-Nacht Grenze die Kometenaktivität geringer. Weiterhin kann man natürlich durch die seitliche Sonneneinstrahlung viele Merkmale auf der Kometenoberfläche gut auflösen.
Die abstrahlende Materie ist natürlich ein Problem für die Navigation, da sie den Satelliten nach außen drückt. Die Kometenaktivität ist momentan ja noch relativ gering, sie lässt sich aber sehr schwer vorhersagen, insbesondere wenn sich Jets ausbilden werden. Das wird also noch sehr sehr spannend die nächsten Monate...
Die Bahnen von Rosetta um den Kometen sind im wesentlichen für die nächsten 6 Monate bereits geplant. Man wird sich dem Kometen nähern (bis auf 8 km vom Kometenzentrum), man wird weiter weg gehen, Regionen überfliegen, die man noch nicht so gut kennt, und auch oft die Tag-Nacht-Grenze entlang fliegen. Rosetta hat neben Kameras noch eine Menge wissenschaftliche Experimente an Bord und wird viele Fragen beantworten können, wenn auch nicht im Rahmen eines so spektakulären Experimentes wie der Landung.
Ich gehe jetzt erst mal Laufen ... nachher schreibe ich noch etwas über Philae.
Ich arbeite seit 1999 (unter anderen) an Rosetta in der Flugdynamik. In der Tat ist die Rosetta Mission ein Höhepunkt in der beruflichen Laufbahn eines jeden Kollegen. Generell versuche ich gern, Einblicke in die Arbeit zu geben. Allerdings drehen sich die Diskussionen zumeist um wissenschaftliche Fragestellungen, die wir in der Flugdynamik nicht beantworten - dafür sind eben die Wisschenschaftler zuständig.
In der Flugdynamik werden im Wesentlichen die folgenden Gebiete behandelt. Missionsdesign (wo und wie fliegt man wo entlang - in Absprachen mit den Wissenschaftlern) , Navigation (Berechnung der aktuellen Position, deren Vorhersage), Berechnung von Manövern für die weitere Mission, Kontrolle der Lage des Satelliten. Für die Roettamission gibt es viele "zum ersten Mal" und "anders als für andere Missionen".
Bevor ich das Forum zuschwallere, wäre es hilfreich zu wissen, welche Interessengebiete es gibt, zu denen ich Auskunft geben könnte.
In der Flugdynamik werden im Wesentlichen die folgenden Gebiete behandelt. Missionsdesign (wo und wie fliegt man wo entlang - in Absprachen mit den Wissenschaftlern) , Navigation (Berechnung der aktuellen Position, deren Vorhersage), Berechnung von Manövern für die weitere Mission, Kontrolle der Lage des Satelliten. Für die Roettamission gibt es viele "zum ersten Mal" und "anders als für andere Missionen".
Bevor ich das Forum zuschwallere, wäre es hilfreich zu wissen, welche Interessengebiete es gibt, zu denen ich Auskunft geben könnte.
Feigling schrieb:
Danke für all die lesenswerten Beiträge.
Ein ehemaliger Kollege von mir arbeitet in der Flight Dynamics Gruppe für die Rosetta Mission. Sehr beneidenswert, an so einem Projekt teilhaben zu dürfen.
Vielleicht kann ich ihn ja mal zu einem Gastbeitrag motivieren. Dann aber sicher nur auf Englisch oder Flämisch. ,-)
Oh, ein Kollege. Ich habe einen Verdacht, wen Du meinst
NEOs sind andere Objekte als Kometen, haben also eine anderen Aufbau / Festigkeit. Eine weitere Schwierigkeit bei NEOs ist, dass man vermutlich nicht jahrelang Zeit hat eine Mission zu fliegen, die eine kleine Relativgeschwindigkeit des NEOs und der Mission ermöglicht, um darauf zu landen.
Eine wesentliche Errungenschaft sehe ich aber in der Rosetta Mission diesbezüglich, dass man sich (als Europäer) erstmals mittels optischer Navigation sich einem Objekt (Komet) genähert hat, was man vorher noch nie gemacht hat. Die Bahn des Kometen war vor der Ankunft Rosettas nur auf wenige Tausend Kilometer bekannt. So kann man natürlich nicht landen. Man hat also Rosetta relativ zum Kometen navigiert und nicht relativ zu einer vorher errechneten Bahn (wie z.B. bei Mars oder anderen Planeten des Sonnensystems). Diese Fähigkeit würde man bei Annäherung an NEOs sicher auch brauchen.
Eine wesentliche Errungenschaft sehe ich aber in der Rosetta Mission diesbezüglich, dass man sich (als Europäer) erstmals mittels optischer Navigation sich einem Objekt (Komet) genähert hat, was man vorher noch nie gemacht hat. Die Bahn des Kometen war vor der Ankunft Rosettas nur auf wenige Tausend Kilometer bekannt. So kann man natürlich nicht landen. Man hat also Rosetta relativ zum Kometen navigiert und nicht relativ zu einer vorher errechneten Bahn (wie z.B. bei Mars oder anderen Planeten des Sonnensystems). Diese Fähigkeit würde man bei Annäherung an NEOs sicher auch brauchen.
Tackleberry schrieb:
... auf mich wirkt es alles momentan so als wäre die Mission im Grunde überwiegend gescheitert, und man versucht sie nun doch irgendwie als Erfolg zu verkaufen. Vielleicht, um sie und ihre Kosten vor der Öffentlichkeit zu rechtfertigen, vielleicht, um den anderen Weltraumbehörden gegenüber nicht als Loser darzustehen.
Bedenke, dass die medienträchtige Landung des Philae Landers nur ein Experiment der gesamten Rosetta Mission ist. Die Rosetta Mission ist kerngesund, der Satellit betreibt seit Monaten aktiv Wissenschaft und wird im Laufe nächsten Jahres das weitere "Aufwachen" des Kometen aufgrund der Sonnenannäherung beobachten können. Die Experimente geben im wesentlichen Aufschluss über die Zusammensetzung des Kometen.
Andere Weltraumbehörden, die überhaupt in der Lage sind, eine solche Mission zu fliegen sind NASA/JPL und mit Abstrichen JAXA (Japan). Denen gegenüber braucht man sich nicht zu rechtfertigen, da man dort sehr wohl weiss, welcher Erfolg Rosetta und auch die Philae Landung bisher war.
Tackleberry schrieb:
Noch nicht einmal ein anständiges Panoramabild konnte man liefern - nur Stückwerk, welches der Laie eh nicht versteht und nicht hinterfragt.
Das stimmt, ist aber auch nicht Ziel der Mission gewesen. Ob man solch ein Medienspektakel dafür veranstalten muss, ist allerdings eine zulässige Frage...
Tackleberry schrieb:
... Aber da hört´s dann auch schon irgendwie - aus meiner Laiensicht - auf.
Das wissenschaftliche Kernprogram von Philase war für einige Stunden ausgelegt. Das wurde durchgeführt und die Daten konnten auch über den Rosetta Satelliten zur Erde gefunkt werden. Wir müssen ein wenig warten, was wirklich geklappt hat und welche Erkenntnisse gewonnen werden können. Allerdings wird die Zusammensetzung des Kometen auch sehr wohl durch den Rosetta Satelliten bestimmt. Niemand hat vorher einen Kometen aus der Naehe gesehen und untersucht. Das hat sich seit August 2014 geaendert. Niemand wusste vorher, was Rosetta oder Philae am und auf dem Kometen erwartet. Auch das weiss man nun. Man weiss (zugegebenermassen durch den Rosetta Satelliten) nun viel viel mehr.
Philae war ein Experiment, welches man gewagt hat, um die Herausforderung der Navigation, um auf einem Kometen zu landen, zum ersten Mal gemacht hat. Alles weitere (bzgl. Philae) sehe ich als Bonus.
Aus all diesen Gruenden ( mein "ue" ist kaputt ) ist die Rosetta Mission ein Erfolg. Den (medialen) Schwerpunkt auf Philae zu legen, wirft allerdings berechtigte Fragen auf.
adlerkadabra schrieb:
Der glückliche Umstand bei Tagish Lake war ...
Wow
Man vermutet übrigens, dass Philae richtig aufgekommen ist, aber keiner der Mechanismen, um den Lander auf der Oberfläche zu fixieren, funktioniert hat.
Das Ding ist vermutlich wieder abgeprallt und nach ca. 2 Stunden zum zweiten Mal gelandet. Momentan gibt es aber keinen Kontakt zwischen Rosetta und Philae, da der Satellit vom Lander aus gesehen hinter dem Horizont befindet. Außerdem macht Rosetta gerade ein Bahnmanöver. Wir müssen bis morgen warten, bis wir wieder was vom Lander (hoffentlich) sehen können.
Bigbamboo schrieb:
Krass, dass man so ein Ding in 500.000.000km Entfernung steuern kann.
Weiß jemand, wie die Datenübertragung da funzt? W-Lan erscheint mir ein wenig wacklig.
Datenübertragung via 35m Schüsseln von Cebreros (Spanien) oder Malargüe (Argentinien) oder New Norcia (Australien) zum Rosetta Satelliten. Der kommuniziert dann mit dem Philae Lander.
Der Rosetta Satellit war übrigens schon weiter weg von der Erde im Januar dieses Jahres als man den Satelliten nach 2,5 Jahren "Tiefschlaf" wieder aufgeweckt hat. Da waren es 600 Millionen km.
Sehr ambitioniert ist nicht nur die Datenübertragung, sondern auch die Energiegewinnung, da von der Sonne nicht mehr ganz so viel in der Entfernung ankommt.
adlerkadabra schrieb:
Das Spannende ist auch, dass es seit 2000 auf der Erde vermutlich bereits Kometenmaterie gibt. ...
Die jetzt zu erwartenden Analyseresultate werden daher gerade auch im Vergleich zu Tagish Lake wohl sehr aufschlussreich sein. Gibt es Parallelen, wenn ja, welche?
http://www.heise.de/tp/artikel/7/7388/1.html
Das "Problem" bei Proben, die auf der Erde gefunden werden, ist, dass man nicht weiss inwiefern sie "kontaminiert", also verunreinigt, wurden durch Aerosole, Regen. Auch der Eintritt und die Erhitzung durch die Erdatmosphäre "prozessiert" die Proben. Das Original gibt's halt wirklich nur direkt auf dem Kometen.
Aber ja, die jetzigen Proben (hoffentlich kann man sie nehmen) werden sehr aufschlussreich sein!
Nein, beim "Vorbeiflug" an der Sonne im August sind der Komet und Rosetta immer noch weiter von der Sonne entfernt als die Erde es ist (etwa 1.3 mal Abstand Erde-Sonne). Rosetta ist dafür gebaut und wird damit kein Problem haben. Wenn Rosetta nicht gerade unglücklich von einem sich lösenden Kometenstück getroffen wird, gibt es keinen Grund, warum der Satellit nicht auch nach August 2015 weiter beim Kometen bleiben kann und weiterhin wissenschaftlich Messungen machen kann.
Dann könnte man einen wieder einfrierenden Kometen beobachten, allerdings wird dann irgendwann mal bei Rosetta der Treibstoff ausgehen