Gott, is des Lättsche schon wieder weit nach hinten gewandert
Als er 1999 mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet wurde, hielt Arnold Stadler eine Rede mit dem schönen Titel: ‚Erbarmen mit dem Seziermesser’.
Und genau auf dieser schärfsten aller Messerschneiden schreibt er weiter über die Sehnsucht nach Glück und Liebe, auf eine Weise, dass man nicht weiß, ob lachen oder weinen, und dabei nicht einmal die Wahl hat.
Stadler zeigt „seine“ Menschen in ihren Verrenkungen und Irrläufen nach dem Glück, aber so, dass es eben immer deutlich das Glück bleibt, nach dem sie unterwegs oder inmitten von dem sie vielleicht immer schon sind und es nur nicht, oder nur immer ganz kurz, merken. Aber hat man Glück, wenn man es nicht merkt? Andersens kleine Meerjungfrau, die ihren Fischschwanz in zwei Menschenbeine spalten lässt, aus Sehnsucht, zu dem Preis, dass sie auf dem festen Land dafür jeden einzelnen Schritt spürt, als liefe sie auf scharfgeschliffenen Messerklingen – sie ist ganz in der Liebe und wird sich wahrscheinlich an den Schmerz gewöhnen. Was vielleicht schon wieder ein Unglück wäre.
Auch wenn Stadlers Menschen gewissermaßen ganz beiläufig Gequälte sind – er schildert es so, dass es das Selbstverständlichste der Welt ist, und das ist es schließlich auch. Die Faktizität der Umstände ist ihre Komik, oder umgekehrt, über die man lachen muss, oder umgekehrt (aber ist weinen das Gegenteil von lachen?). Allein schon kraft seiner Sprache legt Stadler seinen Lesern nahe, dass die Gezeichneten eben in ihrem Gezeichnetsein ihre Würde haben . In keinem seiner Bücher hat Stadler je auch nur einen „seiner“ Menschen verraten, indem er ihn der Lächerlichkeit preisgegeben hätte. Niemals.
Von diesem wunderbaren Autor ist neu erschienen:
Komm, gehen wir. Roman. S. Fischer, Frankfurt a.M., Mai 2007
Kurzbeschreibung (Amazon) Jim kommt aus Florida, jetzt ist er in Italien auf der Suche nach seinen Vorfahren. Rosemarie und Roland möchten heiraten, und Capri ist ihre vorgezogene Hochzeitsreise. Es ist ihr letzter Tag. Da kommt Jim an den Strand und fragt nach einem Schluck Wasser. Das ist ein Anfang, denn jede Liebe beginnt mit einem Blick. Was dann passiert, passiert in einer Nacht. Sie vergessen die Zeit, und später haben sie ein Leben lang etwas, das sie nicht vergessen können. "Komm, gehen wir" ist die Geschichte von drei Leben, drei Lieben, Glück und Unglück. Es bleibt die Sehnsucht. Das war fast alles. So als wäre die Liebe etwas gewesen.
Über den Autor (Amazon) Arnold Stadler wurde 1954 geboren. Er studierte katholische Theologie in München und Rom, anschließend Germanistik in Freiburg und Köln. Er lebt in Sallahn und Berlin. Stadler wurde neben zahlreichen weiteren Preisen 1999 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.
Ganz aktuell heute in der TAZ eine schöne Besprechung des Romans:
„Und natürlich gibt es diese Momente und diese Sätze, Stadler-Momente, Stadler-Sätze, Stadler-Lebensläufe mit ihren Wendungen, die einen Mann dahin bringen können, mit einem Tangaslip bekleidet in einem Kaninchenstall zu sitzen und mit Hilfe von Ehehygieneartikeln (also Pornobildern) zu leben (also zu onanieren), und dabei an seine Schwägerin zu denken, die soeben mit seiner Frau in der Küche ein Schwätzchen hält. Die Kaninchen schauen unbeeindruckt. (...) Den stärksten Teil des Buches bildet ein rund vierzig Seiten umfassendes Kapitel, in dem Roland und Jim zu einer Hochzeit in Rolands Heimatdorf nahe Meßkirch fahren. Hier, im Süddeutschen und seiner Melange aus Katholizismus, Doppel- und echter Moral, Scham, Schweigen, Besäufnissen und Onanie, kennt Stadler sich aus wie kein anderer deutscher Schriftsteller. Und er schreibt darüber so glänzend, so komisch und wahrhaftig wie kein anderer, fängt Beobachtungen ein, die so einfach wie frappierend formuliert sind: "Sie hatte ein Hochzeitssträußchen am Revers ihres gepunkteten Kleides. Darüber war ihr Haar, das noch ganz weiß war. Die anderen älteren Damen waren schon alle blond."
Ich habs gerade gelesen und fand es schrecklich!! OK...Lokalkolorit und man kennt die Straßen und Plätze. Das war aber auch schon alles. Stellenweise war es sogar ekelisch. Nie mehr Andreas Franz
Mein Post ist an die absolut falsche Stelle geplumpst. Ich wollte nur meinen Senf zu "Jung, blond, tot" von Andreas Franz dazugeben (keine Ahnung, wie ich an die richtige Stelle komme, bin halt "alt, blond und blöd")
Etwas für die Schlüssellochkucker unter euch. Ich sag nur , sehr vernüglich.
So isser halt, der Mensch.
Die geheimen Tagebücher von Samuel Pepys
Aus der Amazon.de-Redaktion Heute gelten die Aufzeichnungen des belesenen Emporkömmlings Samuel Pepys (1633 - 1703) als "intimste Tagebücher der Weltliteratur" (Dietrich Schwanitz). Als man im Nachlass des königlichen Bediensteten sechs in Schweinsleder gebundene Journale fand, konnte man das allerdings noch nicht erahnen. Denn Pepys hatte seinen Blick durchs Schlüsselloch der britischen Gesellschaft im 17. Jahrhundert in kaum entschlüsselbarer Kurzschrift verfasst; erst 1819 konnte ein Teil der Texte entziffert werden. Aus diesem biografischen Konglomerat eines Lebens zwischen weltmännischer Eleganz und großem intellektuellem Witz auf der einen sowie bürokratischem Arbeitsethos und speichelleckerischer Unterwürfigkeit auf der anderen Seite versammeln Die geheimen Tagebücher die schönsten Passagen. An manchen Stellen lesen sich Pepys Aufzeichnungen wie die von Thomas Mann: da etwa, wo er akribisch seine Verdauungsbeschwerden verzeichnet oder die Liste jener Damen, denen er die Hand küssen durfte. An anderen Stellen, etwa bei der Schilderung seiner Liebeleien, nehmen sich die Texte ein wenig wie die von Casanova aus. Aber eigentlich sind Die geheimen Tagebücher ein ganz eigenes, wundervolles Stück großer Literatur.
Und noch etwas ist die vorliegende Auswahl: Sie ist eine wundervolle Hommage an den wundervollen Übersetzer und Zeichner Volker Kriegel, der über Auswahl, Illustration und Neuübersetzung des Pepys'schen Werks verstarb. Roger Willemsen als Herausgeber und Robert Gernhard, Greser & Lenz, F. K. Waechter, Bernd Pfarr, Ernst Kahl und andere haben sein Projekt nun zu Ende geführt. Und das in einer rundherum gelungenen Weise. --Stefan Kellerer
Kurzbeschreibung In einer privaten Geheimschrift abgefaßt, lagerten die zwölf Bände seiner Tagebücher über 100 Jahre ungelesen in einer Bibliothek. Erst 1818 gelang es, die Tagebücher zu entschlüsseln. Volker Kriegel hat dieses gigantische Diamantenfeld mehrfach umgegraben und für den heutigen Leser die spannendsten Stellen herausgesiebt.
Er war ein wetterwendischer Opportunist, ein Frauenjäger der dreistesten Art, ein barscher Vorgesetzter - und ein manischer Tagebuchschreiber. Samuel Pepys (1633-1703) legte in seinem Tagebüchern über alles Rechenschaft ab - über seine (manchmal mafiösen) Geschäftsmethoden im Marineamt, seine Ausschweifungen in düstren Kneipen und fremden Betten, seine Ehezwistigkeiten, seine Krankheiten, seine Speisezettel, seine Erniedrigungen, seine Selbstzweifel, seine Verdauungsstörungen. Entstanden ist so ein einzigartiges Dokument, in dem spannendstes zeitgeschichtliches Material, privateste Bemerkungen und absonderliche Ideen eine abenteuerliche, faszinierende und auch hochkomische Melange bilden.
HeinzGründel schrieb: Etwas für die Schlüssellochkucker unter euch. Ich sag nur , sehr vernüglich.
So isser halt, der Mensch.
Die geheimen Tagebücher von Samuel Pepys
Aus der Amazon.de-Redaktion Heute gelten die Aufzeichnungen des belesenen Emporkömmlings Samuel Pepys (1633 - 1703) als "intimste Tagebücher der Weltliteratur" (Dietrich Schwanitz). Als man im Nachlass des königlichen Bediensteten sechs in Schweinsleder gebundene Journale fand, konnte man das allerdings noch nicht erahnen. Denn Pepys hatte seinen Blick durchs Schlüsselloch der britischen Gesellschaft im 17. Jahrhundert in kaum entschlüsselbarer Kurzschrift verfasst; erst 1819 konnte ein Teil der Texte entziffert werden. Aus diesem biografischen Konglomerat eines Lebens zwischen weltmännischer Eleganz und großem intellektuellem Witz auf der einen sowie bürokratischem Arbeitsethos und speichelleckerischer Unterwürfigkeit auf der anderen Seite versammeln Die geheimen Tagebücher die schönsten Passagen. An manchen Stellen lesen sich Pepys Aufzeichnungen wie die von Thomas Mann: da etwa, wo er akribisch seine Verdauungsbeschwerden verzeichnet oder die Liste jener Damen, denen er die Hand küssen durfte. An anderen Stellen, etwa bei der Schilderung seiner Liebeleien, nehmen sich die Texte ein wenig wie die von Casanova aus. Aber eigentlich sind Die geheimen Tagebücher ein ganz eigenes, wundervolles Stück großer Literatur.
Und noch etwas ist die vorliegende Auswahl: Sie ist eine wundervolle Hommage an den wundervollen Übersetzer und Zeichner Volker Kriegel, der über Auswahl, Illustration und Neuübersetzung des Pepys'schen Werks verstarb. Roger Willemsen als Herausgeber und Robert Gernhard, Greser & Lenz, F. K. Waechter, Bernd Pfarr, Ernst Kahl und andere haben sein Projekt nun zu Ende geführt. Und das in einer rundherum gelungenen Weise. --Stefan Kellerer
Kurzbeschreibung In einer privaten Geheimschrift abgefaßt, lagerten die zwölf Bände seiner Tagebücher über 100 Jahre ungelesen in einer Bibliothek. Erst 1818 gelang es, die Tagebücher zu entschlüsseln. Volker Kriegel hat dieses gigantische Diamantenfeld mehrfach umgegraben und für den heutigen Leser die spannendsten Stellen herausgesiebt.
Er war ein wetterwendischer Opportunist, ein Frauenjäger der dreistesten Art, ein barscher Vorgesetzter - und ein manischer Tagebuchschreiber. Samuel Pepys (1633-1703) legte in seinem Tagebüchern über alles Rechenschaft ab - über seine (manchmal mafiösen) Geschäftsmethoden im Marineamt, seine Ausschweifungen in düstren Kneipen und fremden Betten, seine Ehezwistigkeiten, seine Krankheiten, seine Speisezettel, seine Erniedrigungen, seine Selbstzweifel, seine Verdauungsstörungen. Entstanden ist so ein einzigartiges Dokument, in dem spannendstes zeitgeschichtliches Material, privateste Bemerkungen und absonderliche Ideen eine abenteuerliche, faszinierende und auch hochkomische Melange bilden.
es macht mich immernoch supertraurig (ich liebe die arbeit von pfarr), aber bernd pfarr hat kriegel nur um ein knappes jahr überlebt und hat daher wahrscheinlich nur wenig beitragen können, da er schon sehr lange sehr krank war, aber die liste der "nachbearbeiter" liest sich so als sei das werk unverzichtbar.
muß mal wieder in "nächte wie samt" blättern. *seufz laut*
Wie heute bekannt gegeben wurde, erhält den diesjährigen Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt der 1951 in Frankfurt am Main geborene Autor Martin Mosebach.
Offiziell unter einer anderen Begründung, in Wirklichkeit aber selbstverständlich als Co-Autor dieses Buches:
Die Eintracht von Brigitte Heinrich, Martin Mosebach, Ror Wolf, Eckhard Henscheid
Eine kleine Perle, an der man wegen des Autors wohl achtlos vorübergehen würde, ist für mich "Der blaurote Methusalem" von - Karl May! Ein herrlich absurder Roman, in dem sich eine Reisegesellschaft wegen einer Erbschaftsangelegenheit auf den Weg nach China macht. Es reisen: Der "blaurote Methusalem", ein ewiger Burschenschafts-Student, sein riesiger Neufundländer, der immer ein 2 Liter (!) Bierglas im Maul trägt, ein Diener, der eine große Wasserpfeife trägt, damit sein Herr unterwegs bequem rauchen kann, ein Kapitän, der sich einbildet, perfekt chinesisch zu sprechen, indem er einfach deutsch spricht und an jedes Wort tsching, tschang oder tschung dranhängt, ein enorm dicker Holländer, der sich selbst "das unglückliche Nilpferd" nennt, und in ständiger Sorge ist, nicht genug zu essen zu kriegen und abzumagern...wirklich schräg und nett zu lesen!
Ein schöner Tag, Petra mit Konsorten am Hessentag feiern und ich konnte in Ruhe lesen, herrlich. Altes vergessliches Hirn sei Dank eine alte Kamelle, die ich wohl schon 2-3x mal gelesen habe, aber immer wieder ein schönes Buch, sehr skurril, viele kleine Geschichten, so dass man auch mal weiterblättern kann ohne den Faden zu verlieren, es gibt nämlich keinen so richtigen..
Das Buch war: John Irving (der wo "Garp und wie er die Welt sah" schrieb): "Das Hotel New Hampshire"
Kurzbeschreibung bei amazon.de: Eine gefühlvolle Familiengeschichte, in der motorradfahrende und feministische Bären, weiße Vergewaltiger und schwarze Rächer, ein Wiener Hotel voller Hu ren ( hähähä, nur ein Leerzeichen und schon die Forums-böses-Wort-big-brother-löscht-software mit den *** überlistet...) und Anarchisten (das Wort geht trotz G8....), ein Familienhund mit Flatulenz im Endstadium, Arthur Schnitzler, Moby-Dick, der große Gatsby, Gewichtheber, Geschwisterliebe und Freud vorkommen - nicht der Freud, sondern Freud der Bärenführer.
Wer es noch nicht kennt, ich glaub die Kurzbeschreibung sagt alles. Mit gekühltem Äppler unter einem Sonnenschirm liest es sich besonders gut. Wer es kennt, sollte es noch mal probieren.
a po po (oder so ähnlich) Klassiker, wenn man schöne olle Bücher liest, sollte man unbedingt für die richtige HIntergrundmusik sorgen, z.B. Genesis "Supper's ready" & Co., vertreibt jüngere Nachbarn, auch Fliegen und macht Spass... (wem Genesis zu weich ist, auch Led Zeppelin hilft...)
Genesis vertreibt auch ältere Nachbarn ,-) Und dann soll es ja auch welche geben, die ohne Beschallung lesen und später "The dancing days" auflegen. Aber die sind rar!!!
gereizt schrieb: a po po (oder so ähnlich) Klassiker, wenn man schöne olle Bücher liest, sollte man unbedingt für die richtige HIntergrundmusik sorgen, z.B. Genesis "Supper's ready" & Co., vertreibt jüngere Nachbarn, auch Fliegen und macht Spass... (wem Genesis zu weich ist, auch Led Zeppelin hilft...)
Passt zwar nicht ganz in diesen von Belletristik geprägten Fred, ich will es aber beim Stichwort "Nachbarn vertreiben" trotzdem loswerden. Denn bei der passenden Hintergrundmusik für dieses Buch vertreibt man nicht nur direkte Nachbarn, man vertreibt ganze Stadtteile: Ich bin auf den letzten Seiten der im April neu erschienen Band-Biographie zu AC/DC aus der Feder von Murray Engleheart und Arnaud Durieux, von der ich sehr begeistert bin. Dürfte natürlich nur für Fans der Band von Interesse sein.
Auszug aus der (treffenden) Kritik von buchwurm.de:
(...) Engleheart und Durieux haben Unmengen an Fakten gesammelt und scheinbar jeden Zeitungsausschnitt, den sie kriegen konnten, verwertet. Und diese Fakten reihen sie ohne große Übergänge aneinander. Dieser fast schon atemlose Stil bewirkt ein rasantes Leseerlebnis. Man hat den Eindruck, bei einem verrückten Schulausflug dabei zu sein. Man guckt den Brüdern Young im Übungsraum über die Schulter, bis ein besoffener Bon Scott hereintorkelt. Man erlebt sie auf der Bühne, wo ein wildgewordener Angus herumtobt und gelegentlich Krakeeler eigenhändig (oder eigenfäustig) zur Räson bringt. Man düst mit ihnen im Tourbus zum nächsten Auftritt, während sie gerade Interviews geben und Brian Witze reißt. Dabei erfährt man einige kuriose Geschichten (...)
Als Nebenwirkung der Lektüre ist man übrigens schon nach wenigen Seiten an der Stereoanlage und hat "Highway to hell" auf Lautstärke 58 laufen...
AC/DC. Maximum Rock 'n' Roll. ISBN: 3453121155 Verlag: Wilhelm Heyne. 26 Euro
Zwar wurde der achtzigste Geburtstag von Juan Rulfo schon am 17.5. gefeiert, aber ich möchte doch auf seine zwei Bücher hinweisen. Der Erzählband "Der Llano in Flammen" und "Pedro Paramo".Die Erzählungen geben einen Einblick in das Leben auf dem Land in Mexiko. Wer des Spanischen mächtig ist, sollte das Buch im Original lesen. Der Ton der mexikanischen Landbewohner wird genau getroffen. Pedro Paramo gefällt mir nicht ganz so gut, aber dieser kleine Roman ist ein Vorbild für Gabriel Garcia Marquez gewesen.
Ich war erst skeptisch. Wie das so ist mit Ratschlägen a la " Mußt Du lesen". Aber dieses Buch ist wirklich schön. Es lebt wohl auch von der hervorragenden Übersetzung aus dem spanischen.
Worum gehts.
Auf der Reise, in die uns dieses Buch mitnimmt, begleitet uns der Held der Geschichte(und hierbei ist das Wort "Held" wirklich angebracht und nicht nur als Ausdruck für den Hauptcharakter zu verwenden)Daniel Sempre. Zehnjahre ist er gerade, als sein Vater ihn zum "Friedhof der Bücher" mitnimmt. An diesem geheimnissvollen Ort, begegnet ihm dann sein Schicksal in Form eines Buches, mit Namen "Der Schatten des Windes". Fasziniert von dem Roman, bemüht er sich mehr über den Autor, Julian Carax, herauszufinden doch das gestaltet sich schwierig. Welches Geheimnis umgibt diesen Autor und warum wird Daniel so von ihm angezogen? Nichts ist so wie es scheint und bei Daniels Ermittlungen und Nachforschungen, die viele Jahre in Anspruch nehmen, und auch nicht immer aus freiem Willen und bloßer Neugierde geschehen sondern auch, weil Daniel oft in große Gefahr gerät, werden immer wieder Meinungen widerlegt, Geschichten umgeschrieben, bis zum Schluss alle Enden zusammen fügen.
2 Tage für knapp sechshundert Seiten. Das Buch steht in Spanien seit 3 Jahren ganz oben auf der Bestsellerliste. Zurecht.
" Leon Uris' "Exodus", einer der bekanntesten Historienromane überhaupt, erzählt einerseits von der Gründung Israel, den damit verbundenen politischen Problemen und der Nachkriegssituation der Juden überhaupt, andererseits auch von den Menschen auf die die Erzählung gerichtet ist, ihrem Schicksal und ihrer Vergangenheit. Dabei gibt es immer wieder lange Rückblicke in die Vergangenheit der Hauptpersonen. Soviel zur Handlung.
Auf den fast 1000 Seiten schildert Uris spannend und dramatisch aber ebenso realitätsgetreu und historisch eine auch heute noch wichtige Geschichte. Ein toller Schinken und ein wirklich gutes Buch, sprachlich kein besonders anspruchvolles Niveau und dennoch nicht einfach ein Liebesdrama ohne Tiefgang. Zwei kleine Kritikpunkte: 1. Die Rückblicke in die Vergangenheit sind zuweilen etwas zu lange, man möchte lieber wissen, wie die geschichte der Hauptpersonen weitergeht, man hätte das Buch sicher etwas kürzen können 2. Die Protagonisten werden etwas einseitig dargestellt: So sind sie z.B alle ausserordentlich gutaussehend, gutherzig, vielseitig begabt, klug, sportlich usw. Das ist etwas schade, es fällt etwas schwer sich mit den "Vollkommenen" zu indentifizieren.- Dennoch: Ein eindrückliches Buch, wer sich für das Judentum, Israel oder die geschichte des 20.Jhts. interessiert oder einfach einen spannenden Roman lesen will, kann es mit "Exodus" aufnehmen"
"Wir stürzen. Durch die Endlosigkeit des oberen Himmels, des feurigen, der aus Licht ist, aus dem gleichen Licht, von dem unsere Kleider gemacht waren, deren Glorie von uns genommen wurde, und ich sehe Luzifer in all seiner Nacktheit, und in seiner Hässlichkeit, und mich schauert. Bereust du?, sagte er. Nein, ich bereue nicht. (Seite 5)
So beginnt Stefan Heym seinen Roman "Ahasver".
Ahasver, das ist der Schuster von Jerusalem, von dem die Legende sagt, er habe Jesus auf dem Weg nach Golgatha von seiner Tür gewiesen und sei dafür verflucht worden, bis zu dessen Wiederkunft ruhelos auf der Erde herumzuwandern. Bei Stefan Heym ist Ahasver ein gestürzter Engel, der verkörperte Revolutionär, der die Hoffnung auf die Befreiung der geknechteten Menschheit nie aufgibt. In immer neuer Gestalt kämpft er für eine bessere Welt - hier und jetzt, nicht in einem zweifelhaften Jenseits
In neunundzwanzig Kapiteln, von denen jedes nach dem Vorbild einer mittelalterlichen Ballade mit einer Kurzzusammenfassung beginnt ("Erstes Kapitel. In welchem berichtet wird, wie Gott zur Freude der Engel den Menschen erschuf [...]"), entwickelt Stefan Heym seine intelligente und satirische Geschichte. Dabei hält er sich keineswegs an die Chronologie, sondern wechselt ständig zwischen den verschiedenen Zeitebenen – Erschaffung der Welt, die letzten beiden Tage im Leben Jesu Christi, Reformationszeitalter, 1979/80, Weltuntergang – und passt auch jeweils die Sprache an
Schwere Kost? Mitnichten. Der Mann kann wirklich schreiben.
Es scheint wirklich nichts zu geben, was ein deutscher Anwalt nicht liest
Na, dann will ich mal das Litlätt-Fähnsche vorläufig obenhalten mit einem Ausflug ins Land der aufgehenden Sonne – in welchem BuLi-Forum wäre dies mehr angezeigt als bei uns?
Yasushi Inoue, Der Tod des Teemeisters. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007. Aus dem Japanischen vortrefflich übersetzt von Ursula Gräfe.
Inoue, geboren 1908, ist der große Klassiker der modernen japanischen Literatur. Sein spätes Buch Der Tod des Teemeisters zieht auf gerade einmal 160 Seiten die Summe eines großen Oeuvres.
Die zentrale Figur des Buches ist eine historische Persönlichkeit: der noch heute in Japan hochverehrte Teemeister Rikyû (1522-1591). Und hier kommen wir gleich zur ersten Besonderheit dieses außergewöhnlichen Buches: der legendäre Meister ist zwar auf jeder Seite präsent, tritt aber nicht persönlich auf, sondern wird in Form von Gesprächen und Erinnerungen in zahlreichen Prismen quasi „eingespiegelt“.
Haupterzähler ist der alte Mönch Honkaku, ein ehemaliger Schüler Rikyûs. In einer Reihe von Tagebucheintragungen versucht er im Nachhinein, den geheimnisvollen und tragischen Tod seines Meisters zu ergründen. Rikyû hat im Alter von 69 Jahren auf Anordnung des Kriegsherrn Hideyoshi Sepuku begangen, den rituellen Selbstmord mit dem Schwert. Und keiner der ihm Nahestehenden kann sich erklären, warum. Denn Riukû war ein enger und sehr geschätzter Vertrauter des mächtigen Hideyoshi, bei dem er in höchstem Ansehen stand.
Die im Buch verfolgte Spur einer Annäherung an das Unerklärliche dieses Geschehens führt nicht zu einer Aufklärung im westlichen Sinn des Wortes, sondern enthüllt Schritt um Schritt eine tragische Konstellation: die Position des Individuums im Spannungsfeld von politischer Macht und Kunst, Einzelnem und Gesellschaft, oder, fundamentaler betrachtet: zwischen vita activa und vita contemplativa, Handeln und „Sein lassen“. Die Teezeremonie selbst, in der japanischen Tradition ein spiritueller Weg (Dô) wie viele andere (Schwertweg, Bogenschießen, Kalligraphie etc.) wird kenntlich nicht als etwas esoterisch Außenliegendes, sondern als geistiger Ort, in dem sich die unterschiedlichsten Linien kreuzen.
Ein eigenartiges Buch, einfach geschrieben, aber dennoch auf Grund seiner Fremdartigkeit nicht ganz einfach zu lesen (das beginnt bereits bei den ungewohnten japanischen Namen, die allerdings im abschließenden Glossar vorbildlich erklärt und vergegenwärtigt werden). Jedenfalls ein authentisches Buch aus dem Herzen der japanischen Kultur. Für jeden, der sich für diese interessiert, eine Empfehlung.
*
Und jetzt, Inamoto-san, Großmeister des Soccero-Dô: möge kein Rostocker den Eintracht-Strafraum ungestraft betreten
Der bedeutende französische Sozialphilosoph hat sich gestern gemeinsam mit seiner seit langem schwerkranken Frau das Leben genommen. Der ‚Brief an D.’ ist seit letztes Buch, eine ganz außerordentliche, bewegende und sehr persönliche Liebeserklärung eben an seine Frau:
„Wir sprechen über etwas, was zuvor Verdichtung, autobiografische Erzählung, ja Bild geworden ist, sprechen über Gorz' allerletztes, erst vor wenigen Tagen auf Deutsch übersetztes Buch "Brief an D". "Bald wirst du jetzt zweiundachtzig sein. Du bist um sechs Zentimeter kleiner geworden, Du wiegst nur noch fünfundvierzig Kilo, und immer noch bist Du schön, graziös und begehrenswert. Seit achtundfünfzig Jahren leben wir nun zusammen, und ich liebe Dich mehr denn je. Kürzlich habe ich mich von Neuem in Dich verliebt, und wieder trage ich in meiner Brust diese zehrende Leere, die einzig die Wärme Deines Körpers an dem meinen auszufüllen vermag." Als das Büchlein, das gerade einmal 98 Seiten umfasst, voriges Jahr in Frankreich erschien, wurde es sofort ein Erfolg und verkaufte sich binnen Kurzem zigmal so viel wie das bisherige Gesamtwerk des Sozialtheoretikers. Journalisten ungleich jüngeren Jahrgangs, die vermutlich höchstens wussten, dass der Sartre-Freund in den 50er-Jahren zuerst in Françoise Girouds "L'Express" geschrieben und dann mit einigen Gleichgesinnten die bis heute moderat links gebliebene Wochenzeitschrift "Le Nouvel Observateur" gegründet hatte, machten sich plötzlich auf den Weg vom quirligen Paris hinaus in die französische Provinz des Burgund in der Nähe von Troyes.“
Möchte hier mal ein Buch empfehlen, das ich durch Zufall in der Stadtbücherei in Frankfurt entdeckt habe und mir sehr nahe gegangen ist: "Die Romantiker" von Barbara Gowdy, einer kanadischen Schriftstellerin. http://www.amazon.de/Die-Romantiker-Barbara-Gowdy/dp/388897335X. Im Grunde ist dieses Buch über eine aussichtslose Liebesgeschichte alles andere als romantisch, eher traurig und verzweifelt, aber auch ironisch und manchmal sogar witzig. Eines der besten Romane, die ich in diesem Jahr gelesen habe.
Als er 1999 mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet wurde, hielt Arnold Stadler eine Rede mit dem schönen Titel: ‚Erbarmen mit dem Seziermesser’.
Und genau auf dieser schärfsten aller Messerschneiden schreibt er weiter über die Sehnsucht nach Glück und Liebe, auf eine Weise, dass man nicht weiß, ob lachen oder weinen, und dabei nicht einmal die Wahl hat.
Stadler zeigt „seine“ Menschen in ihren Verrenkungen und Irrläufen nach dem Glück, aber so, dass es eben immer deutlich das Glück bleibt, nach dem sie unterwegs oder inmitten von dem sie vielleicht immer schon sind und es nur nicht, oder nur immer ganz kurz, merken. Aber hat man Glück, wenn man es nicht merkt? Andersens kleine Meerjungfrau, die ihren Fischschwanz in zwei Menschenbeine spalten lässt, aus Sehnsucht, zu dem Preis, dass sie auf dem festen Land dafür jeden einzelnen Schritt spürt, als liefe sie auf scharfgeschliffenen Messerklingen – sie ist ganz in der Liebe und wird sich wahrscheinlich an den Schmerz gewöhnen. Was vielleicht schon wieder ein Unglück wäre.
Auch wenn Stadlers Menschen gewissermaßen ganz beiläufig Gequälte sind – er schildert es so, dass es das Selbstverständlichste der Welt ist, und das ist es schließlich auch. Die Faktizität der Umstände ist ihre Komik, oder umgekehrt, über die man lachen muss, oder umgekehrt (aber ist weinen das Gegenteil von lachen?). Allein schon kraft seiner Sprache legt Stadler seinen Lesern nahe, dass die Gezeichneten eben in ihrem Gezeichnetsein ihre Würde haben . In keinem seiner Bücher hat Stadler je auch nur einen „seiner“ Menschen verraten, indem er ihn der Lächerlichkeit preisgegeben hätte. Niemals.
Von diesem wunderbaren Autor ist neu erschienen:
Komm, gehen wir. Roman. S. Fischer, Frankfurt a.M., Mai 2007
http://www.amazon.de/Komm-gehen-Roman-Arnold-Stadler/dp/3100751272/ref=pd_bbs_sr_1/302-7104207-0378442?ie=UTF8&s=books&qid=1180192614&sr=8-1
Kurzbeschreibung (Amazon)
Jim kommt aus Florida, jetzt ist er in Italien auf der Suche nach seinen Vorfahren. Rosemarie und Roland möchten heiraten, und Capri ist ihre vorgezogene Hochzeitsreise. Es ist ihr letzter Tag. Da kommt Jim an den Strand und fragt nach einem Schluck Wasser. Das ist ein Anfang, denn jede Liebe beginnt mit einem Blick. Was dann passiert, passiert in einer Nacht. Sie vergessen die Zeit, und später haben sie ein Leben lang etwas, das sie nicht vergessen können. "Komm, gehen wir" ist die Geschichte von drei Leben, drei Lieben, Glück und Unglück. Es bleibt die Sehnsucht. Das war fast alles. So als wäre die Liebe etwas gewesen.
Über den Autor (Amazon)
Arnold Stadler wurde 1954 geboren. Er studierte katholische Theologie in München und Rom, anschließend Germanistik in Freiburg und Köln. Er lebt in Sallahn und Berlin. Stadler wurde neben zahlreichen weiteren Preisen 1999 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.
Ganz aktuell heute in der TAZ eine schöne Besprechung des Romans:
http://www.taz.de/dx/2007/05/26/a0025.1/text.ges,1
Zirkusnummer Liebe
Arnold Stadler erzählt in seinem neuen Roman "Komm, gehen wir" auf vielen Umwegen eine Dreiecksgeschichte
VON CHRISTOPH SCHRÖDER
Daraus:
„Und natürlich gibt es diese Momente und diese Sätze, Stadler-Momente, Stadler-Sätze, Stadler-Lebensläufe mit ihren Wendungen, die einen Mann dahin bringen können, mit einem Tangaslip bekleidet in einem Kaninchenstall zu sitzen und mit Hilfe von Ehehygieneartikeln (also Pornobildern) zu leben (also zu onanieren), und dabei an seine Schwägerin zu denken, die soeben mit seiner Frau in der Küche ein Schwätzchen hält. Die Kaninchen schauen unbeeindruckt.
(...)
Den stärksten Teil des Buches bildet ein rund vierzig Seiten umfassendes Kapitel, in dem Roland und Jim zu einer Hochzeit in Rolands Heimatdorf nahe Meßkirch fahren. Hier, im Süddeutschen und seiner Melange aus Katholizismus, Doppel- und echter Moral, Scham, Schweigen, Besäufnissen und Onanie, kennt Stadler sich aus wie kein anderer deutscher Schriftsteller. Und er schreibt darüber so glänzend, so komisch und wahrhaftig wie kein anderer, fängt Beobachtungen ein, die so einfach wie frappierend formuliert sind: "Sie hatte ein Hochzeitssträußchen am Revers ihres gepunkteten Kleides. Darüber war ihr Haar, das noch ganz weiß war. Die anderen älteren Damen waren schon alle blond."
***
So isser halt, der Mensch.
Die geheimen Tagebücher
von Samuel Pepys
Aus der Amazon.de-Redaktion
Heute gelten die Aufzeichnungen des belesenen Emporkömmlings Samuel Pepys (1633 - 1703) als "intimste Tagebücher der Weltliteratur" (Dietrich Schwanitz). Als man im Nachlass des königlichen Bediensteten sechs in Schweinsleder gebundene Journale fand, konnte man das allerdings noch nicht erahnen. Denn Pepys hatte seinen Blick durchs Schlüsselloch der britischen Gesellschaft im 17. Jahrhundert in kaum entschlüsselbarer Kurzschrift verfasst; erst 1819 konnte ein Teil der Texte entziffert werden.
Aus diesem biografischen Konglomerat eines Lebens zwischen weltmännischer Eleganz und großem intellektuellem Witz auf der einen sowie bürokratischem Arbeitsethos und speichelleckerischer Unterwürfigkeit auf der anderen Seite versammeln Die geheimen Tagebücher die schönsten Passagen. An manchen Stellen lesen sich Pepys Aufzeichnungen wie die von Thomas Mann: da etwa, wo er akribisch seine Verdauungsbeschwerden verzeichnet oder die Liste jener Damen, denen er die Hand küssen durfte. An anderen Stellen, etwa bei der Schilderung seiner Liebeleien, nehmen sich die Texte ein wenig wie die von Casanova aus. Aber eigentlich sind Die geheimen Tagebücher ein ganz eigenes, wundervolles Stück großer Literatur.
Und noch etwas ist die vorliegende Auswahl: Sie ist eine wundervolle Hommage an den wundervollen Übersetzer und Zeichner Volker Kriegel, der über Auswahl, Illustration und Neuübersetzung des Pepys'schen Werks verstarb. Roger Willemsen als Herausgeber und Robert Gernhard, Greser & Lenz, F. K. Waechter, Bernd Pfarr, Ernst Kahl und andere haben sein Projekt nun zu Ende geführt. Und das in einer rundherum gelungenen Weise. --Stefan Kellerer
Kurzbeschreibung
In einer privaten Geheimschrift abgefaßt, lagerten die zwölf Bände seiner Tagebücher über 100 Jahre ungelesen in einer Bibliothek. Erst 1818 gelang es, die Tagebücher zu entschlüsseln. Volker Kriegel hat dieses gigantische Diamantenfeld mehrfach umgegraben und für den heutigen Leser die spannendsten Stellen herausgesiebt.
Er war ein wetterwendischer Opportunist, ein Frauenjäger der dreistesten Art, ein barscher Vorgesetzter - und ein manischer Tagebuchschreiber. Samuel Pepys (1633-1703) legte in seinem Tagebüchern über alles Rechenschaft ab - über seine (manchmal mafiösen) Geschäftsmethoden im Marineamt, seine Ausschweifungen in düstren Kneipen und fremden Betten, seine Ehezwistigkeiten, seine Krankheiten, seine Speisezettel, seine Erniedrigungen, seine Selbstzweifel, seine Verdauungsstörungen. Entstanden ist so ein einzigartiges Dokument, in dem spannendstes zeitgeschichtliches Material, privateste Bemerkungen und absonderliche Ideen eine abenteuerliche, faszinierende und auch hochkomische Melange bilden.
http://www.amazon.de/Die-geheimen-Tageb%C3%BCcher-Eichborn-Berlin/dp/382183742X
es macht mich immernoch supertraurig (ich liebe die arbeit von pfarr), aber bernd pfarr hat kriegel nur um ein knappes jahr überlebt und hat daher wahrscheinlich nur wenig beitragen können, da er schon sehr lange sehr krank war, aber die liste der "nachbearbeiter" liest sich so als sei das werk unverzichtbar.
muß mal wieder in "nächte wie samt" blättern. *seufz laut*
peter
EINTRACHT GOES DARMSTADT
Wie heute bekannt gegeben wurde, erhält den diesjährigen Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt der 1951 in Frankfurt am Main geborene Autor Martin Mosebach.
Offiziell unter einer anderen Begründung, in Wirklichkeit aber selbstverständlich als Co-Autor dieses Buches:
Die Eintracht
von Brigitte Heinrich, Martin Mosebach, Ror Wolf, Eckhard Henscheid
http://www.amazon.de/Die-Eintracht-Brigitte-Heinrich/dp/3865970028/ref=sr_1_16/302-7104207-0378442?ie=UTF8&s=books&qid=1181208280&sr=8-16
Das Buch war: John Irving (der wo "Garp und wie er die Welt sah" schrieb): "Das Hotel New Hampshire"
Kurzbeschreibung bei amazon.de:
Eine gefühlvolle Familiengeschichte, in der motorradfahrende und feministische Bären, weiße Vergewaltiger und schwarze Rächer, ein Wiener Hotel voller Hu ren ( hähähä, nur ein Leerzeichen und schon die Forums-böses-Wort-big-brother-löscht-software mit den *** überlistet...) und Anarchisten (das Wort geht trotz G8....), ein Familienhund mit Flatulenz im Endstadium, Arthur Schnitzler, Moby-Dick, der große Gatsby, Gewichtheber, Geschwisterliebe und Freud vorkommen - nicht der Freud, sondern Freud der Bärenführer.
Wer es noch nicht kennt, ich glaub die Kurzbeschreibung sagt alles. Mit gekühltem Äppler unter einem Sonnenschirm liest es sich besonders gut. Wer es kennt, sollte es noch mal probieren.
Herr RA: Danke für den Karl-May-Tipp!
Und dann soll es ja auch welche geben, die ohne Beschallung lesen und später "The dancing days" auflegen. Aber die sind rar!!!
Passt zwar nicht ganz in diesen von Belletristik geprägten Fred, ich will es aber beim Stichwort "Nachbarn vertreiben" trotzdem loswerden. Denn bei der passenden Hintergrundmusik für dieses Buch vertreibt man nicht nur direkte Nachbarn, man vertreibt ganze Stadtteile: Ich bin auf den letzten Seiten der im April neu erschienen Band-Biographie zu AC/DC aus der Feder von
Murray Engleheart und Arnaud Durieux, von der ich sehr begeistert bin. Dürfte natürlich nur für Fans der Band von Interesse sein.
Auszug aus der (treffenden) Kritik von buchwurm.de:
(...) Engleheart und Durieux haben Unmengen an Fakten gesammelt und scheinbar jeden Zeitungsausschnitt, den sie kriegen konnten, verwertet. Und diese Fakten reihen sie ohne große Übergänge aneinander. Dieser fast schon atemlose Stil bewirkt ein rasantes Leseerlebnis. Man hat den Eindruck, bei einem verrückten Schulausflug dabei zu sein. Man guckt den Brüdern Young im Übungsraum über die Schulter, bis ein besoffener Bon Scott hereintorkelt. Man erlebt sie auf der Bühne, wo ein wildgewordener Angus herumtobt und gelegentlich Krakeeler eigenhändig (oder eigenfäustig) zur Räson bringt. Man düst mit ihnen im Tourbus zum nächsten Auftritt, während sie gerade Interviews geben und Brian Witze reißt. Dabei erfährt man einige kuriose Geschichten (...)
Als Nebenwirkung der Lektüre ist man übrigens schon nach wenigen Seiten an der Stereoanlage und hat "Highway to hell" auf Lautstärke 58 laufen...
AC/DC. Maximum Rock 'n' Roll. ISBN: 3453121155
Verlag: Wilhelm Heyne. 26 Euro
Mir fielen ein paar wunderbare Bücher in die Hände.
1)Der Schatten des Windes. (Taschenbuch)
von Carlos Ruiz Zafon
http://www.amazon.de/Schatten-Windes-Carlos-Ruiz-Zafon/dp/3518458000/ref=pd_bbs_sr_1/302-5614346-8260811?ie=UTF8&s=books&qid=1188110554&sr=8-1
Ich war erst skeptisch. Wie das so ist mit Ratschlägen a la " Mußt Du lesen". Aber dieses Buch ist wirklich schön. Es lebt wohl auch von der hervorragenden Übersetzung aus dem spanischen.
Worum gehts.
Auf der Reise, in die uns dieses Buch mitnimmt, begleitet uns der Held der Geschichte(und hierbei ist das Wort "Held" wirklich angebracht und nicht nur als Ausdruck für den Hauptcharakter zu verwenden)Daniel Sempre. Zehnjahre ist er gerade, als sein Vater ihn zum "Friedhof der Bücher" mitnimmt. An diesem geheimnissvollen Ort, begegnet ihm dann sein Schicksal in Form eines Buches, mit Namen "Der Schatten des Windes". Fasziniert von dem Roman, bemüht er sich mehr über den Autor, Julian Carax, herauszufinden doch das gestaltet sich schwierig. Welches Geheimnis umgibt diesen Autor und warum wird Daniel so von ihm angezogen? Nichts ist so wie es scheint und bei Daniels Ermittlungen und Nachforschungen, die viele Jahre in Anspruch nehmen, und auch nicht immer aus freiem Willen und bloßer Neugierde geschehen sondern auch, weil Daniel oft in große Gefahr gerät, werden immer wieder Meinungen widerlegt, Geschichten umgeschrieben, bis zum Schluss alle Enden zusammen fügen.
2 Tage für knapp sechshundert Seiten.
Das Buch steht in Spanien seit 3 Jahren ganz oben auf der Bestsellerliste. Zurecht.
2)Leon Uris " Exodus
http://www.amazon.de/Exodus-gro%C3%9Fe-Epos-Gr%C3%BCndung-Israels/dp/3453138341/ref=pd_bowtega_3/302-5614346-8260811?ie=UTF8&s=books&qid=1188111883&sr=1-3
Tja was soll man sagen. Geschichte lesbar gemacht.
Ich darf mal zitieren.
" Leon Uris' "Exodus", einer der bekanntesten Historienromane überhaupt, erzählt einerseits von der Gründung Israel, den damit verbundenen politischen Problemen und der Nachkriegssituation der Juden überhaupt, andererseits auch von den Menschen auf die die Erzählung gerichtet ist, ihrem Schicksal und ihrer Vergangenheit. Dabei gibt es immer wieder lange Rückblicke in die Vergangenheit der Hauptpersonen. Soviel zur Handlung.
Auf den fast 1000 Seiten schildert Uris spannend und dramatisch aber ebenso realitätsgetreu und historisch eine auch heute noch wichtige Geschichte. Ein toller Schinken und ein wirklich gutes Buch, sprachlich kein besonders anspruchvolles Niveau und dennoch nicht einfach ein Liebesdrama ohne Tiefgang. Zwei kleine Kritikpunkte: 1. Die Rückblicke in die Vergangenheit sind zuweilen etwas zu lange, man möchte lieber wissen, wie die geschichte der Hauptpersonen weitergeht, man hätte das Buch sicher etwas kürzen können 2. Die Protagonisten werden etwas einseitig dargestellt: So sind sie z.B alle ausserordentlich gutaussehend, gutherzig, vielseitig begabt, klug, sportlich usw. Das ist etwas schade, es fällt etwas schwer sich mit den "Vollkommenen" zu indentifizieren.- Dennoch: Ein eindrückliches Buch, wer sich für das Judentum, Israel oder die geschichte des 20.Jhts. interessiert oder einfach einen spannenden Roman lesen will, kann es mit "Exodus" aufnehmen"
Das triffts ziemlich gut.
3) Stefan Heym " Ahasver"
http://www.amazon.de/Ahasver-Stefan-Heym/dp/3596253314/ref=pd_bowtega_3/302-5614346-8260811?ie=UTF8&s=books&qid=1188111792&sr=1-3
Ein großes Stück deutscher Literatur.
"Wir stürzen.
Durch die Endlosigkeit des oberen Himmels, des feurigen, der aus Licht ist, aus dem gleichen Licht, von dem unsere Kleider gemacht waren, deren Glorie von uns genommen wurde, und ich sehe Luzifer in all seiner Nacktheit, und in seiner Hässlichkeit, und mich schauert.
Bereust du?, sagte er.
Nein, ich bereue nicht. (Seite 5)
So beginnt Stefan Heym seinen Roman "Ahasver".
Ahasver, das ist der Schuster von Jerusalem, von dem die Legende sagt, er habe Jesus auf dem Weg nach Golgatha von seiner Tür gewiesen und sei dafür verflucht worden, bis zu dessen Wiederkunft ruhelos auf der Erde herumzuwandern. Bei Stefan Heym ist Ahasver ein gestürzter Engel, der verkörperte Revolutionär, der die Hoffnung auf die Befreiung der geknechteten Menschheit nie aufgibt. In immer neuer Gestalt kämpft er für eine bessere Welt - hier und jetzt, nicht in einem zweifelhaften Jenseits
In neunundzwanzig Kapiteln, von denen jedes nach dem Vorbild einer mittelalterlichen Ballade mit einer Kurzzusammenfassung beginnt ("Erstes Kapitel. In welchem berichtet wird, wie Gott zur Freude der Engel den Menschen erschuf [...]"), entwickelt Stefan Heym seine intelligente und satirische Geschichte. Dabei hält er sich keineswegs an die Chronologie, sondern wechselt ständig zwischen den verschiedenen Zeitebenen – Erschaffung der Welt, die letzten beiden Tage im Leben Jesu Christi, Reformationszeitalter, 1979/80, Weltuntergang – und passt auch jeweils die Sprache an
Schwere Kost? Mitnichten. Der Mann kann wirklich schreiben.
Es scheint wirklich nichts zu geben, was ein deutscher Anwalt nicht liest
Na, dann will ich mal das Litlätt-Fähnsche vorläufig obenhalten mit einem Ausflug ins Land der aufgehenden Sonne – in welchem BuLi-Forum wäre dies mehr angezeigt als bei uns?
Yasushi Inoue, Der Tod des Teemeisters. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007. Aus dem Japanischen vortrefflich übersetzt von Ursula Gräfe.
Inoue, geboren 1908, ist der große Klassiker der modernen japanischen Literatur. Sein spätes Buch Der Tod des Teemeisters zieht auf gerade einmal 160 Seiten die Summe eines großen Oeuvres.
Die zentrale Figur des Buches ist eine historische Persönlichkeit: der noch heute in Japan hochverehrte Teemeister Rikyû (1522-1591). Und hier kommen wir gleich zur ersten Besonderheit dieses außergewöhnlichen Buches: der legendäre Meister ist zwar auf jeder Seite präsent, tritt aber nicht persönlich auf, sondern wird in Form von Gesprächen und Erinnerungen in zahlreichen Prismen quasi „eingespiegelt“.
Haupterzähler ist der alte Mönch Honkaku, ein ehemaliger Schüler Rikyûs. In einer Reihe von Tagebucheintragungen versucht er im Nachhinein, den geheimnisvollen und tragischen Tod seines Meisters zu ergründen. Rikyû hat im Alter von 69 Jahren auf Anordnung des Kriegsherrn Hideyoshi Sepuku begangen, den rituellen Selbstmord mit dem Schwert. Und keiner der ihm Nahestehenden kann sich erklären, warum. Denn Riukû war ein enger und sehr geschätzter Vertrauter des mächtigen Hideyoshi, bei dem er in höchstem Ansehen stand.
Die im Buch verfolgte Spur einer Annäherung an das Unerklärliche dieses Geschehens führt nicht zu einer Aufklärung im westlichen Sinn des Wortes, sondern enthüllt Schritt um Schritt eine tragische Konstellation: die Position des Individuums im Spannungsfeld von politischer Macht und Kunst, Einzelnem und Gesellschaft, oder, fundamentaler betrachtet: zwischen vita activa und vita contemplativa, Handeln und „Sein lassen“. Die Teezeremonie selbst, in der japanischen Tradition ein spiritueller Weg (Dô) wie viele andere (Schwertweg, Bogenschießen, Kalligraphie etc.) wird kenntlich nicht als etwas esoterisch Außenliegendes, sondern als geistiger Ort, in dem sich die unterschiedlichsten Linien kreuzen.
Ein eigenartiges Buch, einfach geschrieben, aber dennoch auf Grund seiner Fremdartigkeit nicht ganz einfach zu lesen (das beginnt bereits bei den ungewohnten japanischen Namen, die allerdings im abschließenden Glossar vorbildlich erklärt und vergegenwärtigt werden). Jedenfalls ein authentisches Buch aus dem Herzen der japanischen Kultur. Für jeden, der sich für diese interessiert, eine Empfehlung.
*
Und jetzt, Inamoto-san, Großmeister des Soccero-Dô: möge kein Rostocker den Eintracht-Strafraum ungestraft betreten
Aus aktuellem Anlass empfehle ich
Andrè Gorz: ‚Brief an D.’
Der bedeutende französische Sozialphilosoph hat sich gestern gemeinsam mit seiner seit langem schwerkranken Frau das Leben genommen. Der ‚Brief an D.’ ist seit letztes Buch, eine ganz außerordentliche, bewegende und sehr persönliche Liebeserklärung eben an seine Frau:
http://www.amazon.de/Brief-D-Andre-Gorz/dp/3858693537/ref=pd_bbs_sr_1/303-6449114-2515438?ie=UTF8&s=books&qid=1190799916&sr=8-1
In seinem Nachruf in der heutigen Ausgabe der ‚Welt’
http://www.welt.de/welt_print/article1213372/Eine_grosse_Liebe.html
schreibt Marko Martin:
„Wir sprechen über etwas, was zuvor Verdichtung, autobiografische Erzählung, ja Bild geworden ist, sprechen über Gorz' allerletztes, erst vor wenigen Tagen auf Deutsch übersetztes Buch "Brief an D".
"Bald wirst du jetzt zweiundachtzig sein. Du bist um sechs Zentimeter kleiner geworden, Du wiegst nur noch fünfundvierzig Kilo, und immer noch bist Du schön, graziös und begehrenswert. Seit achtundfünfzig Jahren leben wir nun zusammen, und ich liebe Dich mehr denn je. Kürzlich habe ich mich von Neuem in Dich verliebt, und wieder trage ich in meiner Brust diese zehrende Leere, die einzig die Wärme Deines Körpers an dem meinen auszufüllen vermag."
Als das Büchlein, das gerade einmal 98 Seiten umfasst, voriges Jahr in Frankreich erschien, wurde es sofort ein Erfolg und verkaufte sich binnen Kurzem zigmal so viel wie das bisherige Gesamtwerk des Sozialtheoretikers. Journalisten ungleich jüngeren Jahrgangs, die vermutlich höchstens wussten, dass der Sartre-Freund in den 50er-Jahren zuerst in Françoise Girouds "L'Express" geschrieben und dann mit einigen Gleichgesinnten die bis heute moderat links gebliebene Wochenzeitschrift "Le Nouvel Observateur" gegründet hatte, machten sich plötzlich auf den Weg vom quirligen Paris hinaus in die französische Provinz des Burgund in der Nähe von Troyes.“
Die Fliegen
von J.-P. Sartre
"Die Romantiker" von Barbara Gowdy, einer kanadischen Schriftstellerin. http://www.amazon.de/Die-Romantiker-Barbara-Gowdy/dp/388897335X.
Im Grunde ist dieses Buch über eine aussichtslose Liebesgeschichte alles andere als romantisch, eher traurig und verzweifelt, aber auch ironisch und manchmal sogar witzig. Eines der besten Romane, die ich in diesem Jahr gelesen habe.