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Landroval

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Um das zu bewerten und zu sagen, ob man sie gesehen haben muss oder nicht, muss ich sie ja anschauen.

Nächstes Jahr Pokalsieg nach Europapokalsieg wie letztes Mal oder nicht?
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Aber auf jeden Fall!

Die Anstalt: gesehen oder nicht?
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Hamburg

Die Anstalt vom 24.05.22: muss man gesehen haben oder eher nicht?
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philadlerist schrieb:

Adler_Steigflug schrieb:

Ich finde die Bezeichnung Champions-League weiterhin sackedämlich.

A) sind nicht nur die Champions vertreten und
B) handelt es sich um einem Cup und keine League

Aber "Pokal der Landesmeister" lässt sich so schlecht besingen 😀


Zumal es ja auch nicht nur Landesmeister sind, nichwa?



Europaleague Sieger sollen gerüchteweise auch dabei sein
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sgevolker schrieb:

philadlerist schrieb:

Adler_Steigflug schrieb:

Ich finde die Bezeichnung Champions-League weiterhin sackedämlich.

A) sind nicht nur die Champions vertreten und
B) handelt es sich um einem Cup und keine League

Aber "Pokal der Landesmeister" lässt sich so schlecht besingen 😀


Zumal es ja auch nicht nur Landesmeister sind, nichwa?



Europaleague Sieger sollen gerüchteweise auch dabei sein

Diese sind sogar, im Gegensatz zu Unmengen anderer Teilnehmer, wirkliche Champions!
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Die letzten Jahre hatte ich immer mal irgendwie den Traum, die CL-Hymne im Stadion zu hören. Der Gedanke daran trieb mir regelmäßig beinahe ein wenig Pipi in die Äuglein.
Jetzt haben wir uns für die CL qualifiziert und die Art der Qualifikation ist so ungemein großartig und überwältigend, dass mich die CL-Teilnahme emotional überhaupt nicht berührt.

Der UEFA-Cup Sieg ist das Größte, was ich mir mit der Eintracht vorstellen kann.
Jemand schrieb hier vor ein paar Tagen, er habe die Eintracht jetzt durchgespielt. Und das trifft meine Gefühlslage ziemlich gut.
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Luzbert schrieb:

Der UEFA-Cup Sieg ist das Größte, was ich mir mit der Eintracht vorstellen kann.

Das war der DFB-Pokalsieg für mich auch ... und trotzdem kam es jetzt anders.

Verrückter Vogel, der ich nun geworden bin, denke ich Mal (ganz kurz nur!) an Ajax Amsterdam, die 2019 erst im HF der CL gescheitert sind. Warum sollten wir mit 2-3 Verstärkungen nicht für weitere Überraschungen sorgen können? Die Neugier auf die CL ist gigantisch, was auf uns zukommen wird, kann niemand erahnen.

Groß wird es so oder so!  
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Da zum Spiel und dem Drumherum jetzt ja schon alles gesagt wurde, begrenze ich mich mal auf ein Erlebnis, welches für uns den ohnehin schon unvergesslichen Trip zu einem Overkill der Glückseligkeit machte:

Dafür muss ich etwas ausholen. Wir, drei Jungs, hatten alle bereits vor oder kurz nach dem Hinspiel bei West Ham Flüge nach Sevilla gebucht. Mit Manu traf ich mich auf Palma de Mallorca von wo aus es Dienstag Abend zu Benni nach Málaga ging, der bereits Mittags angereist war.

Bis eine Woche (!) vor dem Finale hatten wir ein einfaches Appartement in Sevilla gebucht für 700€ für 3 Nächte. Trotz allem haben wir immer wieder bei booking und bei Expedia geschaut, ob nicht „noch etwas besseres“ reinkam. Und siehe da,  am 11. Mai, nur ein paar Tage vor dem
Finale, erschien plötzlich bei Expedia das Barcelo Renacimiento. 5 Sterne. Mehrere Pools. Ein Traum.

Und dann der Preis. Hier ist dem Hotel wohl ein „Fehler“ unterlaufen. Denn wenn man von 2 auf 3 Erwachsenen umstellte verschwanden plötzlich die Abzockerpreise und ein 40qm Deluxe Zimmer mit Doppelbett und Schlafcouch wurde uns für 80€ pro Nacht und Person angezeigt. 80€ !! In einem 5 Sterne Schuppen wohlgemerkt. Während man anderswo von 600€ Pro Nacht für einen 8er Schlafsaal las. Wir also natürlich sofort gebucht. Geil!

Doch es kam alles noch viel besser:

Nachdem wir ab Málaga endlich komplett waren und mit dem Mietwagen nach Sevilla gefahren sind, kamen wir Dienstag Nacht gegen 2 Uhr in dem Hotel an. Direkt in die Tiefgarage runter, Wagen abgestellt und hoch in die riesige Empfangshalle. Zu unserem
Verwundern waren überall Eintracht Schilder aufgestellt. Auf den Video-Walls im Hotel liefen überall Eintracht Videos aus den letzten Wochen und Monaten. Benni fand das so geil, dass er da nachts um 2 etwas lauter wurde, woraufhin ein offizieller Typ mit Eintracht Shirt zu uns kam und das sagte, was diesen Trip endgültig zu einem absoluten Highlight machen sollte:

„Seid bitte etwas leiser, die Mannschaft schläft schon“ !!!

Wir schauten uns alle drei verdutzt an und konnten nur ungläubig grinsen. Darauf gingen wir erstmal vor die Rezeption ins Freie eine Rauchen, wo wir sofort den Mannschaftsbus sahen, bewacht von der spanischen Polizei.
Es war tatsächlich das Mannschaftshotel! Gebucht erst einige Tage vorher für ein absoluten Schnäppchenpreis. Wahnsinn.

Der Rest ist schnell erzählt. Am nächsten Morgen beim Frühstück trafen wir bereits die ersten Legenden. Charly Körbel, Alex Meier, Marco Russ, Tuta, Kostic, Hellmann, Fischer usw... wie durchgeknallte Groupies machten wir Selfies I’d hielten das ein oder andere Schwätzchen. Später noch die ganze Mannschaft nach der Teambesprechung gesehen, mit Hinti Bilder gemacht, der bereits richtig gut drauf war und meinte ein Kopfball Tor in der 90. Minute würde reichen.

Nunja. Nach diesem emotionalen Overkill am Final-Morgen sind wir erstmal in die Stadt, Mietwagen abgeben, bissi rumlaufen. Unendliche Hitze. Wir beschlossen zurück ins Hotel zu fahren und uns an den Pool zu legen und Bier an der Pool Bar zu ordern. Auf einmal springt Glasner in den Pool. Was für ein Erlebnis. Es war ca. 15 Uhr.
6 Stunden vor dem größten Spiel der Vereinsgeschichte und wir schwimmen mit dem Eintracht Trainer im Pool unter Palmen.

So weit, so gut. Dann Taxi ins Stadion, Spiel, Hitze, kein Wasser, Verlängerung, Elfmeterschießen, Trapp, Borre, Fanfest bis 4 Uhr, zurück ins Hotel.

Dort trudelten dann so langsam die Spieler von der Party Location ein. Kostic mit gefühlt 10 Pizza Kartons. War super drauf und natürlich noch Siegerbilder mit ihm gemacht. Touré war der nächste, der uns auch die Medaille anfassen lies. Nach und nach trudelten die meisten ein, inklusive Fischer, sichtlich angeschlagen, aber glückselig. Wie wir.

Diese „zufällige“ Buchung im Mannschaftshotel beim größten Triumph der letzten 40 Jahre - ein unvergessliches Erlebnis.
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Obi-Wan Kenobi schrieb:

Diese „zufällige“ Buchung im Mannschaftshotel beim größten Triumph der letzten 40 Jahre - ein unvergessliches Erlebnis.        

So etwas bekommt nur ein echter Jedi hin! Da war die Macht wohl mit Dir Sehr geil!!!
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Hi Forumsuser
Mein Nachbar hat in seinem Keller eine Einladungkarte aus dem Jahre 1959 gefunden.
Mit dieser Karte wurde die Meistermannschaft der SGE zum Empfang im Rathaus durch den damaligen Bürgermeisters der Stadt Frankfurt geladen.
Die Rückseite der Karte wurde von der gesamten Mannschaft unterschrieben.
Der Zustand ist dem Alter entsprechend bzw besser.
Vielleicht ist ja ein Sammler da draussen, den es in den Fingern juckt.
Bitte  melden per PN
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Hi namenick,

frag' doch lieber zuerst beim Eintracht-Museum an!


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Teil 4:

Eine Nacht für die Diva

Nachdem wir grob sondiert hatten, wer um uns herum ist, ging es auch schon los. Spielerbegrüßung, verpatzter Anlauf zur Choreo, Banner wieder eingeholt und nochmal … Diesmal haben auch die ahnungslosen Leute besser aufgepasst und so funktionierte die vollständige Entfaltung beim 2. Versuch gut genug. Peinlich, aber keiner hat es gemerkt, oder?

Anpfiff.

Das Spiel kennt jeder von uns, 0:1 aus dem Nichts, 2 Großchancen zum Ausgleich vergeben, DAS Tor!  

Mein Respekt an die Leute, die die Koordination der Kurve trotz der schwierigen Umstände so genial hinbekommen haben. Martin S. wünsche ich alles Gute, bestmögliche und schnelle Genesung! Scheixxe, was war denn das? Wir haben die Atmosphäre im Stadion geprägt, mit Einsatz und Willen gegen eine fiese und hochgelobte Überzahl! Eigenlob stinkt bekanntlich, sei es drum: Wir waren genial!
 
Nachdem Kevin das Spiel mit der unglaublichen Parade endgültig in das Elfmeterschießen gebracht hatte, kann ich mich nicht mehr an so viele Einzelheiten erinnern. Ein paar bleiben hängen: die skurrile Situation nach Daichis Elfer z. B., als keiner im Umkreis richtig jubelte, meine Tochter mich entsetzt anschaute und „Papa, war der nicht drin?“ fragte. „Doch!“ sagte ich. Der gehaltene Elfer ist noch eingebrannt und das später vorm letzten Schottenelfer veranstaltete Theater des Schiris habe ich ebenfalls noch im Kopf. Wie unglaublich souverän Kevin damit umging: stark! Unsere Schützen waren echt unglaublich nervenstark …

Dem Moment des Sieges werde ich hoffentlich nie vergessen! Feuerwerk im Kopf, Glück pur!  

Wir liegen uns in den Armen, als alte Glücks-Heulsuse, die ich in solchen Fällen gerne Mal bin, fehlten mir diesmal allerdings die Tränen. Es war zu anstrengend gewesen. Als die Aufforderung von unten kam: „Und jetzt nochmal im Herzen von Europa! … So laut wie jeder kann!“ kam nur noch ein leiser Chor zusammen, obwohl sich alle so sehr anstrengten, dass noch laute Töne herauskommen. Das war schon richtig witzig, aber so wussten wir, dass die letzten Reserven zum richtigen Zeitpunkt aufgebraucht worden waren.

Die Schottenfans sind fast alle weg, als die Silbernen um die Hälse ihrer mäßig unterstützten Spieler gehängt wurden. Applaudierten wir halt artig, an deren Stelle …

Nach dem Feiern der Mannschaft gingen wir dann irgendwann los, trafen uns vor dem Stadion mit unserer neuen Freundin, um am Fan-Fest etwas trinken zu gehen und um unser Gepäck abzuholen.

Unsere Gepäckrückgabe hat gut funktioniert, Getränke bekamen wir nicht mehr. Keine Ahnung wie viele Stunden wir nun nichts bekommen konnten. Mist.

Also auf zu den Shuttlebussen. An der Straße herrschte das Chaos. Gedrängel, unerreichbare Busse, etliche Positionswechsel (also mal 300 Meter in die eine, dann wieder in die andere Richtung), dann per Zufall irgendwann doch in einen überfüllten Bus gelangt. Das Problem war, dass kontinuierlich mehr Leute nachkamen, als von den Bussen abgeholt wurden. Keine Wutz hat die Organisation übernommen. Was auf der Anreise so wunderbar organisiert war, war nun leider einfach nur Mist.

Am Flughafen angekommen wurde dann endlich wieder alles normal. Ausnahmezustand beendet: Toiletten, Waschbecken (sogar mit fließend Wasser!), alle Getränke, die das Herz begehrte und ein schöner ungemütlicher Platz auf dem harten Boden. Perfekt!

Nachdem wir gut ausgeruht zu unserem Flieger kamen war dort bereits freie Platzwahl ausgerufen worden. Das war OK, denn wir konnten deswegen wieder zusammensitzen. In Frankfurt angekommen fuhren wir noch vom Terminal 2 zum 1er zusammen, um uns dann zu verabschieden. Sicher wird man sich schon schnell wieder treffen, die CL wird uns doch sowieso wieder zum Reisen „zwingen“.  

Als ich dann meine freudestrahlende Frau im Arm hatte, die uns abholen kam, ist mir doch noch etwas ins Auge geflogen. Ich kann halt nicht raus, aus meiner Haut! 😉

Ende
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Teil 3:

… dem (leider viel zu kurzen) Moment, der unmittelbar auf die Geburt eines eigenen Kindes folgt. Wenn man also durch und durch glücklich ist und es nichts gibt, was dieses Gefühl eintrüben könnte, so klar und wach, wie man in einem solchen Augenblick ist, während man doch gleichzeitig auch komplett abwesend und weggetreten ist, neben dem eigenen Körper schwebt. Für eine Frau mit noch viel engerer Bindung zum Baby mag dieser Vergleich nicht so gut zutreffen, vielleicht aber für den ein oder anderen Papa.

Aufbruch zum Stadion, ein Lebensereignis nimmt seinen Lauf.

Bei gigantischer Hitze, fast 40 Grad ist es wohl, geht es also los. Die Laune ist gut, es wird gesungen, Fans und anderen Leuten, die überall auf Balkonen und an Fenstern stehen zugewunken und – mit plötzlich in die Hand gedrückten Aufklebern – die ein oder andere Laterne verschönert. An einer Gaststätte vorbeilaufend gehe ich zu einem Tisch Schotten und überreiche einen Aufkleber. Ein kurzes Gespräch ergibt sich, man wünscht sich Glück und weiter geht’s. Aus unserer Gruppe entdeckt jemand einen Supermarkt in einer Seitenstraße und wir beschließen Eis zu holen und noch etwas zu trinken. Wir ahnten zu diesem Zeitpunkt nicht, dass uns diese Entscheidung die weiteren Stunden sehr erleichtern würde.

Als das überschüssige Eis aus der großen Packung an andere vorbeikommende Fans verteilt war und wir etwas getrunken hatten (ich hatte eine riesige Flasche mit fürchterlich schmeckender Elektrolyt-Plörre gekauft) gingen wir kurz weiter. Nach ca. 300 Metern Metern gelangten wir an eine Polizei-Sperre. Am Schild der nahe gelegenen Eck-Apotheke waren zwei Anzeigen. Die an der Hauptstraße zeigte 39 Grad an, die der Nebenstraße nur 38 Grad. Betonpiste, kein Luftzug, Polizei und stinkende Pferde.

Das Stadion nicht mehr weit entfernt, Unruhe macht sich im Zug breit. Die Polizei bedroht uns, wir wissen nicht warum und bekommen natürlich auch nicht gesagt, wann und wie es weitergehen wird.  Bis zum Spiel ist noch genug Zeit, wir schwitzen wie verrückt, Abertausenden geht es genauso.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, tatsächlich waren es wohl ca. 35-40 Minuten des Wartens im Glutofen, gelangten wir an das Stadion. Ticketaktivierung verlief reibungslos, die nette Dame hat das perfekt hinbekommen und bei der Kontrolle kam ich auch mit nur einem Anschiss durch, weil ich eine Packung Fishermans nicht vorgezeigt hatte und der Polizist das nicht OK fand. Das klärte sich dann aber zum Glück schnell und wir 4, die nach dem schrecklichen Fanmarsch noch zusammen waren, trafen uns ein paar Meter weiter zur vorläufigen Verabschiedung. Von 4 Powerbanks bekamen wir Übrigens 2 durch (die der Damen …), der einzige Raucher musste zudem noch sein Feuerzeug abgeben.  

Jetzt sollte es also weiter gehen. Im Stadion stehen wir schnell vor unserem Block, die Tür ist zu und wir werden vom Ordner weggeschickt. So gehen wir wieder eine Etage nach unten, raus zum nächsten Blockaufgang und auf dieser Etage dann zurück zu unserem Block. Ich bin mir nicht mehr sicher, glaube aber insgesamt nur 2 Kontrollen durchlaufen zu haben …

Am Getränkestand anstehend gebe ich nach etwa 20 Minuten des Wartens bei weniger als 2 Metern Vorankommen auf. Gehe ich halt später etwas holen, dachte ich mir. Dass dies der Witz des Tages sein sollte, ahnte ich nicht. Das leidige Thema schließe ich hier auch ab: eine solch menschenverachtende Scheixxe habe ich noch nie, selbst in Bremen nicht, erlebt. Bei dieser Hitze etliche Stunden keine Möglichkeit zu haben an ein Getränk zu gelangen, war Körperverletzung, nichts anderes. Der vermeintlich vorgetäuschte Wasserrohrbruch, damit das Wasser in den Toiletten abgestellt werden konnte war dann der letzte tragische Schritt. An Erfrischung war nicht zu denken, aber wenn noch mehr das widerliche Nichttrinkwasser getrunken hätten, wäre es ggf. auch zu massenhaft unerfreulichen Nebenwirkungen gekommen …
       
Nun zum Platz geklettert, ein Stadion, welches den Begriff kaum verdient. Es ist eines der übelsten Sorte: eng, steil, ohne Sicherungen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass es so etwas in Europa noch gibt. Die zwei Frauen vor mir haben scheinbar Angst aufzustehen. Eine wird später das ganze Spiel sitzen bleiben. Meine Tochter und ich sind ob der Eindrücke erstmal kurz sprachlos. Wir können es nicht glauben, dass dies ein Endspielstadion sein darf. Krass.

Mit der Zeit gewöhne ich mich daran, fühle mich sicher. Bis zwei Reihen vor mir ein junger Kerl an einem Sitz hängen bleibt, abschmiert und sich vier! Reihen weiter unten wiederfindet. Kein Witz, keine Übertreibung. Sichtlich mitgenommen kommt er wieder nach oben. Nicht viel passiert, er hatte Glück gehabt.

OK, wir wissen also jetzt, dass es tatsächlich schnell nach unten gehen kann, wenn man nicht aufpasst. Der zuvor gewonnene Eindruck hatte sich bestätigt.

Jetzt wurde es unruhig. Einige Ultras sagten, dass die Schotten links von unserem äußeren Block die Choreo zerstören würden. Was da passiert ist weiß ich nicht, später bekamen wir aber mit, dass an einer Stelle, an der die Polizei unsere weißen Abdeckungen abgerissen hatte, Schotten und Adler gemeinsam die darunter auftauchenden UEFA-Banner abrissen. Erst auf der Haupttribünenseite, kurz darauf auch auf der Gegentribünenseite.  

Als wir dann auch mental so richtig im Stadion angekommen waren, uns auf das nun folgende Lebensereignis einlassen konnten, waren wir vor Vorfreude elektrisiert. Einzig die ersten megalauten Gesänge des Gegners machten uns Sorge. Unbegründet, wie sich bald herausstellen sollte. Das Potential uns herauszufordern hätten die Unmengen (das waren schätzungsweise doppelt so viele wie wir) gehabt.

Ende Teil 3
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Jetzt habe ich auch meinen       Teil 2       fertig:

Weiter geht es mit der Landung in Sevilla. Dann ein Hinweis unserer Helfer am Flughafen (ein ganz fettes Danke an die Leute, die das bei der Hinreise so prima organisiert haben!): „Malaga bitte dort entlang!“ Wir hatten also bereits eine gewisse Berühmtheit erlangt 😉. So bekamen wir bereits unsere Boarding Pässe, um später dem vor der Rückreise zu erwartenden Chaos am Flughafen etwas entgehen zu können.

Anschließend direkt zu den Shuttle-Bussen und nach sehr kurzer Wartezeit ging es in Richtung Fan-Fest. Im Bus wieder jemanden kennengelernt, mit dem ich für die Kürze der Zeit eine ausgezeichnete Unterhaltung hatte. Luzbert hat es in seinem Bericht schon geschrieben: es kommt mir bei diesen zufällig getroffenen Adlern auch oft so vor, als würde ich den oder diejenige ewig kennen. So viel hat man weit voneinander entfernt, aber eben doch gemeinsam erlebt.
     
Am Fest angekommen trafen wir uns mit Freunden unserer Begleiterin und tranken im Schatten erst Mal ein  Bier, um dann zu Dritt einen kurzen Spaziergang durch Sevilla zu machen, auch um einen netten Platz für ein spätes Mittagessen zu finden. Bald hatten wir ein schönes Restaurant gefunden, einen Tisch bekamen wir auch und so war etwas Zeit zum Ausruhen und Genießen.
Eine Adlerin, die sich zu uns gesellte, da wir einen freien Platz am Tisch hatten, hatte auch eine interessante Geschichten zu ihrer abenteuerlichen Reise zu erzählen, so dass die Zeit schnell verging.

Zurück am Festplatz haben wir dann das überschüssige Gepäck abgegeben und kurz darauf ein paar Bilder für unsere Fussballfrauen gemacht (ich wurde angesprochen, gab die Bitte aber direkt an meine Begleitung weiter, da ich nicht so gute Bilder machen kann, wie die jungen Frauen). Als „Gegenleistung“ bekamen wir Bilder zusammen mit uns gemacht. Eine lustige Begebenheit dabei war, dass ein anderer Typ, als er das sah, beleidigt rief: „Ich durfte vorhin kein Bild mit Euch machen! ... aber der darf!?“. Die Antwort vom Betreuer unserer CL-Mädels kam spontan und witzig: „Ja stimmt, weil Du hässlich bist!“. Allgemeines Gelächter, aber es war eher so, dass ich als Papa-Typ eine Ausnahme machte. Hätten sie angefangen mit allen Jungs ein Bild machen zu müssen, wo hätte das enden sollen? Vorzug des Alters, würde ich meinen. 😊

Dann gingen wir weiter, um unserem Peter Fischer zuzuhören. Wir haben echt Glück, dass er es ist, der in unseren Tagen dem geliebten Verein vorsteht. Herausragend ist sein Optimismus! Immer wieder traf ich nun Leute, die Im Waldstadion in der Nähe plaziert sind, man fiel sich in die Arme, murmelt oder schreit etwas wie "unglaublich" oder "wir holen das Ding!". Etwas später kam noch der Auftritt von Tankard. Gerre hat mir, wie er das bei seinen Auftritten immer macht (beim 2006er-Finale bin ich im Olympiastadion beim Mitkreischen kurz ohnmächtig geworden, weil ich nicht genug Sauerstoff bekam. Wegen diesem Erlebnis hörte ich kurz danach mit dem Rauchen auf, eine der besten Entscheidungen meines Lebens! Bald ging es mir wieder sehr viel besser … ich schweife ab, wollte aber trotzdem kurz auf meine Beziehung zu diesen Jungs hinweisen) eine Gänsehaut über den Rücken gejagt. Ich liebe diesen Menschen! (ohne je mehr als einen zufälligen Smalltalk im fremden Stadion mit ihm gehabt zu haben).  

Dann machten wir uns für den Abmarsch zum Stadion bereit.

Was nun folgen sollte ist mit sonstigen Ereignissen im Leben schwer vergleichbar. Am ehesten vielleicht mit …

Ende Teil 2
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Waldstadion67 schrieb:

adler_rodgau schrieb:

denke ich dann an eine Nacht in Sevilla zurück, denke Opas Asche im Block S46 und verdrückt eine Träne. Danke, heilige Diva, Danke für deine Gnade.

Vielen lieben Dank für diesen schönen Bericht und den emotionalen Einblick. Auch ich werde diese Stunden an Deiner Seite niemals vergessen. Papa!

Der Bericht war ja schon echt bewegend. Aber das hier ist die Kirche auf der Torte!
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Luzbert schrieb:

Waldstadion67 schrieb:

adler_rodgau schrieb:

denke ich dann an eine Nacht in Sevilla zurück, denke Opas Asche im Block S46 und verdrückt eine Träne. Danke, heilige Diva, Danke für deine Gnade.

Vielen lieben Dank für diesen schönen Bericht und den emotionalen Einblick. Auch ich werde diese Stunden an Deiner Seite niemals vergessen. Papa!

Der Bericht war ja schon echt bewegend. Aber das hier ist die Kirche auf der Torte!                                                        


Aber echt, das ist soooo schön!
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Habe es immer noch nicht verarbeitet.
Eintracht Frankfurt hat den Europapokal gewonnen. Ich weiß, dass wir vor ein paar Jahren noch die Relegation auf einer kleinen Leinwand im Waldstadion geschaut haben. Seferovic hat uns erlöst und das schlimmste war abgewendet. Eintracht Fan sein bedeutete schon immer leidensfähig sein, Ambivalenzen aushalten, ein Wellenbad der Gefühle. Es war immer möglich (und ist es immer noch), dass man gegen große Clubs Spiele abliefert, die nicht von dieser Welt scheinen, während dann eine Woche später gegen einen besseren Zweitligisten man wieder gar nichts zusammen läuft.
Wenn man früher im Fussball Training mit Eintracht Trikot kam, wurde man belächelt. Der Adler hatte noch nicht die Strahlkraft von heute, zwar regional gesehen der größte Verein, aber für guten Fussball stand man in meiner Jugend nicht. Doch das war auch nie das, was den Verein ausgemacht hat. Man braucht nicht beliebt zu sein, man ist eine eingeschworene, ja eine heilige Gemeinschaft. Erst wenn man dazu gehört, versteht man langsam, was dieser Verein überhaupt bedeutet. Nicht das Schöne, das Glitzern, die Marketing Fassade, wie viele Clubs aus Europa es sich mit Millionen aus Russland und Nahost erkaufen wollen nein. Nein, eine Gemeinschaft. Die kann man nicht kaufen, nur erarbeiten.
Dass die Mannschaft und der Verein in Sevilla sich in den Himmel des europäischen Fussballs geschossen haben, war vorrangig nicht das Ergebnis von Geld und Sponsoren, sondern von Arbeit, Zusammenhalt und Unterstützung. Ein Team kann man nicht kaufen. Nicht im Fussball, nicht auf der Arbeit, nicht im Freundeskreis. Es wächst, es ist dynamisch, manchmal anstrengend, dann wieder sehr belohnen, aber einfach Kaufen, das geht nicht.
Es bildet sich aber auch durch Widerstand, durch das Belächeln, durch die Herablassung. Seit dem ich mein Herz an die Diva verloren habe, das war beim DFB Pokal Spiel gegen S06, mein erster Stadion Besuch, wurde man immer noch Belächelt. Eintracht Fan hat bedeutet, sich mit wenig zu Begnügen, sich dem Hohn anderer "Fans" auszusetzen, sich im Training anzuhören, was für ein Witzverein man doch sei. Es kamen Abstiege, ständige Saisons im Niemandsland der Tabelle, ein Hin und Her, Spieler, die nicht lange blieben. Konstant war eigentlich nur die Unkonstanz. Als man sich seit Jahren dann wieder, nach Abstiegen, 2017 für ein Finale im DFB Pokal qualifizieren konnte, war die Euphorie groß. Doch die Mannschaft schien noch nicht bereit. Doch der Verein, die Fans, die Spieler. Alle hatte Blut geleckt. Und ein Jahr später wurde vollendet. Auch wenn ich 2018 nicht im Stadion war, das Gefühl war Wahnsinn. Ein Titel der Eintracht. Nach dieser langen Zeit. Ich kann heute noch nicht richtig beschreiben, wie ich mich in diesem Moment gefühlt habe. Es wurde alles zurück gezahlt. Die Leiden, die Katastrophalen Sonntagsspiele in der zweiten Liga vorm TV, bei denen mich Freunde fragten, warum ich mir das überhaupt antue. Es war der Gipfel. Etwas völliges unreales. Aber als ich auf dem Römer stand, die Mannschaft den Pokal hochreckte, Der Prince seinen Satz für die Ewigkeit sagte, da dachte ich , da hatte ich alles gesehen, was ich je wollte. Ich war durch. Eintracht Frankfurt durchgespielt. Besser wird es nicht mehr. Über eine Meisterschaft zu reden scheint bei der Gewichtsverteilung eh Absurd. Und sich man in einem Europa Pokal durchzusetzen bei all den stärkeren Mannschaften quasi absoluter Quatsch.
Doch es ging ein Ruck durch den Verein. Was folgte, war völlig krank. Trainer weg, Mannschaft auf links gedreht aber eine Reise durch die Europa League, mit einer fussballerischen Qualität, wie ich sie bei Eintracht Frankfurt noch nie gesehen habe. Ein Durchmarsch, eine Macht. Und kurz vorm Gipfel ungeschlagen im Elfmeter-Schießen ausgeschieden. Jeder war sich sicher: Das wiederholt sich so schnell nicht mehr. So nah kommen wir einem Europäischen Pokal nie wieder.
Es kam wieder ein Umbruch. Corona, eine andere Mannschaft, finanziell konnte man sich wohl über Wasser halten, aber die Mannschaft war eine andere.
Leere Stadien, Keine Freunde treffen, Fussball gerät in den Hintergrund...
Dann die historische Chance auf die Champions League, so nah kann man gar nicht ran kommen. Und dann durch das Ego eines einzigen Mannes verspielt. Grüße gehen raus. Die Qualifikation für die Euro League wirkt wie ein Trostpreis ob der vertanen Chance, die über die Bundesliga so schnell nicht mehr kommt. Nicht mit unseren Mitteln.
Doch die Stimmung war irgendwann wieder da, Fans durften wieder kommen, erst einige, dann gegen Fürth auch wieder alle. Nur um dann den FC Barcelona zu einem Europäischen Heimspiel begrüßen zu dürfen. Vor vollem Haus. Im Waldstadion. Was will man eigentlich noch mehr? Ein Pflichtspiel. Gegen Barca. Völliger Wahnsinn. Dann eine Choreo für den Jürgen. 90 min Vollgas. Und was macht eine Mannschaft, die indivuell nicht nur den überbezahlten Schönlingen aus Spanien, sondern wohl auch der Mannschaft der 18/19er Saison unterlegen schien? Sie ringt der Übermannschaft ein Unentschieden ab, um eine Woche später wohl eines der legendärsten Auswärtsspiele der Vereinsgeschichte abzuliefern und Barca steht da, schaut 30k Leute im Camp Nou an, und heult später wie eine Schulhof Mannschaft, dass so viele Fans da waren. Absoluter Wahnsinn.
Daheim auf der Couch saß ich, Corona gebeutelt und traurig, ein solches Spektakel verpasst zu haben. Ich wollte gar nichts hören. Von diesem Triumph, von dieser Ekstase. Ich wollte nur, dass es weiter geht.
Diesmal ganz zum Ende. Zum Finale. Und dann. Wieder London. West Ham, ein Halbfinale. Aber nun das Hinspiel dort und das Rückspiel vor den besten Fans der Welt. Wenn es diesmal nix wird, weiß ich auch nicht weiter.
Klar, die Mega Auswärtskulisse im Hinspiel blieb aus. Und da die Vereine jetzt auch wissen, was sie mit Frankfurt erwartet, wird es wohl nie wieder ein zweites Barca geben. Die Mannschaft unbeeindruckt. Kaum Siege in der Bundesliga, aber gegen West Ham drehen sie auf und gewinnen. Sogar souverän. Beste Anzeichen fürs Hinspiel. Direkt nach dem Hinspiel buchen wir Flug und Hotel nach Sevilla. Es muss diesmal alles passen. Es muss.
Eine Woche warten. Die Nerven sind angespannt. Konzentration auf irgendwas anderes nicht möglich. Noch bis kurz vorm Anstoß wusste ich nicht, was ich fühlen sollte. Noch beim Halten der Blockfahne im Oberrang kann ich die Emotionen nicht deuten. Was folgt, ist eine Achterbahn Fahrt. Hinti mit Verletzung raus, alles scheint gegen uns zu stehen. Doch die Eintracht hat das Glück des Tüchtigen. Rot für West Ham. Tor durch Borré. Ein ungefährdeter Sieg. ABPIFF. FINALE! Tränen, emotionaler Stillstand, Platzsturm, richtig feiern mit der Mannschaft war nicht möglich. Was man fühlen sollte, war mir nicht klar.
Es schien surreal. Eintracht Frankfurt erreicht das Finale des Europapokals. Was soll man davon halten? Es folgt eine chaotische Ticket Vergabe, etwas enttäuscht, kein Ticket zu erhalten, aber kurz vor der Entscheidenden Woche kommt langsam die absolute Freude, nach Spanien zu Fliegen.

Freitag vor dem Endspiel. An arbeiten ist nicht wirklich zu denken, man unterhält sich, klickt im Netz rum, liest Artikel über historische Chancen und Foreneinträge, tippt auf dem Handy rum. Die Zeit geht nicht um. Dann doch kurz arbeiten, ne halbe Stunde nicht aufs Handy geguckt und die Mail verpasst. Die Uefa schreibt, es sind noch Rest Tickets verfügbar. First Come, first Serve. Ab sofort. Ich könnte heulen. Den ganzen Tag am Handy gehangen und im entscheidenden Moment die Mail verpasst. Ich logge mich ein, aktualisiere die Seite. Nichts scheint zu gehen, immer wieder kommen vereinzelt Plätze rein, doch anderw sind schneller. Im Warenkorb können Sie nicht landen.
Also ich beinahe schon die letzte Hoffnung aufgegeben habe, starre ich nach dem hundertsten Klick auf "Buy" unglaublich auf den Bildschirm. Da sind zwei Tickets für 100€, reguläre Tickets in meinem Warenkorb. Ich versuche zu zahlen, die erste Kreditkarte wurde abgelehnt, ich denke mir schon "Das wars", jetzt flieg ich eh wieder raus. Doch offensichtlich funktioniert das Ticketing der UFEA etwas besser als das der Eintracht und die Kreditkarte meines Arbeitskollegen wird akzeptiert und did Buchung geht durch. Endspiel Tickets. Ich habe Endspiel Tickets. Mich überwältigen meine Gefühle. Ich weiß nicht, was ich denken oder tun soll. Zwei Tickets. Wir bräuchten für die Gruppe doch fünf. Irre.
Erst mal aufs Rad heim, im Feld ein Schöppche trinken und alles sacken lassen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Das ganze Wochenende umtreibt mich der Gedanke, was ich machen soll. Die Karte meinem Bruder geben, der immer mit mir auf dem Dauerkarten Platz sitzt und jedes Spiel zusammen verfolgt? Moritz, meinem Trauzeugen, dann umgehe ich die die Situation entweder Christian oder Papa draußen zu lassen? Oder doch einfach Papa und seinem Kollegen die Karte geben, die auf so vielen Auswärts Spielen in der EL waren und die es sich auch irgendwie verdient hätten...
Ich schiebe die Entscheidung vor mir her. Das Wochenende ist unruhig und unentschlossen. Schließlich der Konsens für mich: Papa kommt mit, Moritz und Christian bleiben beim Fan Fest. Für mich die sicher unangenehmste Entscheidung meines Lebens. Ich kann vorweg nehmen: Ich konnte mich erst wieder richtig freuen, als wir schließlich in Sevilla waren.
Doch es tat auch gut, die Entscheidung zu treffen.
Etwas losgelöst konnte ich meinen Rucksack packen und den Montag abwarten.
Kurze Nacht, drei Uhr raus, ab zum Flughafen. Am Gate noch ein Jacky Cola, dann ab nach Lissabon, Stimmung ist gut, aber auch erwartungsvoll. Noch nie war ich mit der Eintracht in Europa Auswärts unterwegs. Es war finanziell schlicht nicht drin. Und dann direkt ein Endspiel. Mit Tickets. Wow.
In Lissabon ein kurzer Stop, Bierchen und bisschen was essen, dann weiter nach Faro.
Bierchen tat mir wohl nicht gut, mit dem Mietwagen erst mal ein ein Poller umgefahren. Der Vermieter nimmts mit Humor, wedelt mit dem zerdellten Ding und ruft "This is your cup". Nun ja, dann halt los. Autobahn, es wird immer heißer, zwei Stunden nach Sevilla. Auto geparkt und ein Spaziergang durch die heißen Gassen. Die Medien hatten nicht gelogen. Überall Blau, überall Schotten. Die ganze Stadt ist voll davon. Frankfurter kann man am Dienstag noch an einer Hand abzählen.
Die Stimmung aber gut. Die Schotten durch die Bank weg sehr nette Menschen und fassen dich gerne an. Hornhaut vom Händeschütteln ist die Folge.
Doch wir sind etwas platt von der Reise und Hitze. 35 Grad plus. Erst mal in die Klimatisierte Bude, etwas runter kommen. Dann ab durch die Stadt, alles erkunden. Sevilla ist heiß, aber schön. Die Plätze voll mit Schotten, überall wird gesungen und gefeiert. Bierchen fließen. Nach Essen und Spaziergang wird sich erst mal ausgeruht und dann nochmal in die Stadt, die allerdings immer leerer wird. Die Kneipen machen viel früher zu, als wir dachten und man musste etwas suchen, bis wir schließlich im Capitol landen, wo keine Sau ist. Egal, Jungs vom Efc und wir stellen die Bluetooth Box aufn Tisch, Malle Songs raus, Jacky Cola bestellt. Halbe Stunde später ist die Bude rappelvoll, Eintracht und Rangers feiern gemeinsam, Stimmung ist vorhanden. Wir lassen den Abend ausklingen und fallen irgendwann völlig übermüdet in die Federn. Morgen ist Endspiel. Einen trinken wir noch und dann greifen wir an!

Am nächsten Tag ballert der Schädel, die Hitze macht bereits morgens ihr übriges. Frühstück suchend, schlappen wir durch die Stadt, die Mutti findet was bei TripAdvisor und der Weg hat sich gelohnt. Wir Frühstücken ausgiebig und für mich sollte es die letzte Mahlzeit des Tages bleiben.
Doch es ist so heiß, wir warten Bier trinkend in unserer Bude auf drei weitere Jungs, die heute erst Anreisen. Stimmung ist super, es wird erzählt und gelabert doch ab Mittag hält uns nix mehr und wir laufen geschlossen zum Fan Fast auf den Prada San Sebastian. Die Eintracht hat Bühne und Leinwand aufgebaut, es erwartet uns eine weiße Masse an Leuten. Es gibt Bier, gute Laune, Live Auftritte. Doch das alles kommt nicht so ganz an mich ran. Langsam werd ich nervös, will am liebsten schon zum Stadion und das alles hinter mich bringen. Kann mich nicht konzentrieren. Und will auch gar nichts mehr Bier trinken. Im Nachhinein wohl ein guter Schachzug.
Nun vergeht die Zeit Leider kaum noch. Ich latsch über die Fan Meile, treffe Freunde, quatsche etwas, aber Aufnahmefähig bin ich nicht...
Immer wieder nervös der Blick auf die Uhr, bis endlich der Fan-Marsch Richtung Stadion los geht. Als das Signal kommen, trennen wir uns von den Jungs ohne Ticket, eine weise Entscheidung, denn der Fan Marsch entpuppte sich als schrecklich.
Anfangs zogen wir gut gelaunt durch die Straßen Sevillas, feierten und sangen, wurden von Einwohnern gefilmt und beklatscht. Kurz vorm Stadien dann berittene Polizei und immer wieder anhalten und Pferde-Sperren, die den Zug der Fans von aufteilen sollte. Die Stimmung wurde zunehmend gereizter und 300m vorm Stadion dann der endgültige Stillstand. Problem an der Sache: Kein Trinken, 40 Grad pralle Sonne mitten auf dem Asphalt, vor uns die Pferde, der Schweiß ran an uns runter. Von der Polizei keinerlei Kommunikation. Für unsere Belange wurde sich nicht interessiert. Eine Stunde kamen wir keinen Meter voran, Pferde vor uns, weiße Masse hinter uns. Völlig Absurd. Ich fand zwar noch 20€ auf dem Boden, was allerdings nur ein schwacher Trost war. Die Stimmung kippte, Angst, nicht rechtzeitig auf den Plätzen zu sein, machte sich breit. Dann endlich ein Pfiff und wir durften durch. Nochmal umständlich um ein paar Häuser Blocks und dann standen wir vor der ersten Kontrolle, in der dann die Tickets via Bluetooth aktiviert wurden. Das klappte erstaunlich reibungslos.
Direkt im Anschluss wieder Kontrolle, diesmal Polizei. Alle Taschen leer. Trotz der Email der Eintracht, in der explizit erwähnt wurde, dass Powerbanks auf Grund der elektronischen Tickets empfohlen werden, wurden diese Kommentarlos mit andere Gegenstände in Mülltonnen gepfeffert. Keine Erklärung, kein Pardon, keine Widerrede. Schikane pur. Wie schon beim Marsch gab die Polizei kein gutes Bild ab und wirkte definitiv nicht deeskalierend. Aber man kennt dies ja.
Gut, Papa wollte sich das nicht bieten lassen und trotz meiner Warnung, dass der Bulle ihn zu Brei boxt, wenn er die findet, steckte er sich das Ding in die Hose und suchte sich den ältesten Polizisten, den er finden konnte und kam damit durch.
Dennoch die Behandlung und Haltung der Polizei war unterirdisch und eine Finales nicht würdig. Zumal in der Stadt gar keine aufgehitzte Atmosphäre herrschte.
Nach dieser Tortur waren wir endlich im Stadion. Beziehungsweise davor. Groß genossen haben wir das aber nicht, sondern sind direkt zu unserem Eingang gegangen, an dem wir die Tickets scannen mussten, nur um direkt wieder alle Taschen zu kontrollieren und nochmal überprüft zu werden. Diesmal von der Security mit Hund.
Nun ja, es scheint so als hätten wir nix dabei gehabt und wir konnten unsere Plätze aufsuchen.
Oberrang, direkt neben der Fan Kurve der Eintracht, eigentlich schön im Schatten sogar. Bei Hochlaufen fielen uns direkt lange Schlangen auf, die für Getränke und Essen anstanden und da wir nach Aufsuchen unserer Plätze wider Erwarten noch ca. 1,5 Std zum Anpfiff hatten, wollte ich noch etwas zu trinken holen. Angestellt. Es ging sehr langsam voran. Nach gut 45 min sah ich dann das Kiosk. Ein kleiner Stand mit drei Jungen Kerlen vor einem fast leeren Kühlschrank(!). Es sprach sich schnell rum. Wasser war leer, Essen gab es keines mehr. Nur noch alkoholfreies Bier, Cola und Fanta. Als ich dann nach einer Stunde anstehen endlich dran war, nur noch das Bier. Ich bestellt noch drei der letzten Dosen und sie wurden in einer Seelenruhe in Becher umgefüllt. Kein Wunder, dass es hier alles ewig dauerte. Die Stimmung war auch hier schon wieder angespannt, aber nicht zwischen Fans, sondern nur auf den Veranstalter, der offensichtlich an diesem Tag gar nicht geplant oder im Griff hatte. Kein Wasser, leere Getränke vorm Anpfiff und von jeder Cola Flasche mussten die Deckel abgeschraubt werden, man könnte sie ja werfen. Ich habe noch nie eine Veranstaltung besucht, die unfähiger organisiert war. Katastrophe. Ob nun die UEFA die Schuld trägt oder der FC Sevilla, is mir scheiß egal. Absolute Amateure. Papa hatte mittlerweile Plätze in der Frankfurter Kurve besorgt, neben seinem Kumpel war noch was frei und so konnten wir endlich gegen 20.30 Uhr unsere Plätze einnehmen und uns aufs Spiel freuen. Das Bier verdunstete bereits noch vor Anpfiff.

Die nächsten drei Stunden in Worte zu fassen ist für mich sehr schwierig. Die Choreo der Ultras, die EL Hymne, der Kreis der Mannschaft, all das verschwamm ineinander. Wir waren platt, aber freuten uns. Schließlich der Anpfiff und die Eintracht spielte ihr erstes Europa Pokal Finale seit 42 Jahren...

Ich habe wohl schon bessere Spiele gesehen, aber in ihrer Dynamik wohl kaum ein spannenderes. Der Seppl, der nach ein paar Minuten blutet und mit Verband weiterspielt. Die Chancen und der Druck unserer Mannschaft, die Fans auf den Rängen, die 90min Vollgas gaben. Und mitten drin stehe ich und gucke zu. Manchmal so sprachlos ob der Situation, dass ich wirklich beim Endspiel im Stadion stehe und brülle. Bis zur Halbzeit hatte ich ein gutes Gefühl, wir hatten Chancen, die wir teilweise fahrlässig vergeben haben und die Rangers waren eher defensiv orientiert mit kaum Drang nach vorne. Wir hatten definitiv die Oberhand, nur der Dosenöffner fehlte.
In der Halbzeit versuchte Papa nochmal sein Glück, da unsere Nachbarin kurz vorher mit zwei Wasserflaschen hoch kam, allerdings war nichts zu machen. Kein Wasser und selbst in den Toiletten war das Wasser abgestellt (später stellte sich heraus, dass es wohl keine Trinkwasserqualität hatte). Ein Disaster. Der Hals wurde also immer trockener und der Körper Hitzte sich spürbar auf, was sich allerdings nicht auf die Fangesängen auswirkte. Nach wie vor Peitschten wir die Weißen nach vorne. Von den Rangers hörte man bis auf ein paar Male, bei dem sie immer lauthals das selbe Lied sangen gar nichts. Dem britischen Fussball fehlt es nicht an Stimme auf den Rängen, wohl aber an organisiertem Support. Schade, aber wenn ihr eure Chancen nicht nutzen wollt, Pech gehabt.
Papa sagte noch in der Halbzeit zu mir "Hier gewinnt der, der das erste Tor schießt". Wir kamen etwas fahrig aus der Kabine, der Druck ließ nach, Rangers hatte ein paar gute Minuten, aber die wurden abgewehrt. Als dann alles wieder etwas geregelter schien, passierte es: Fehler beim Kopfball, Tuta stolpert, Aribo ist durch und schiebt neben Trapp den Ball ins Netz. Was für ein unglaubliches Slapstick Tor. Dämlicher kann man nicht in Rückstand geraten. In der Kurve wurde es still. Zumindest ganz kurz.
Die Leistung der Mannschaft war an diesem Tag wirklich nicht herausragend und eine blieben oftmals hinter ihren Möglichkeiten zurück und vertendelten Bälle. Insgesamt war es allerdings wie oft in dieser Saison: Im letzten Drittel zu wenig und irgendwie auch ohne Idee. Das Gefühl, das Ganze hier noch zu drehen schwand. Allerdings nur für ein paar Minuten.
Dann schlug Kostic, mal wieder Kostic, seine gefühlt 20. Flanke auf den kleinen Borre, diesmal flach in den Fünfer. Was wie ein völlig harmloser Ball wirkte und mich bereits fluchen ließ, hatte die Rangers aber wohl auf dem falschen Fuß erwischt. Borre hielt sein Goldfüßchen hin und schob den Ball rein. Die Kurve explodierte. Da war das Tor, das Ding aus dem Nichts, die Eintracht hatte sich wieder aufgebäumt. Und wieder war es Borre, der in den Schlussphase dieser Saison wohl endlich seinen Torriecher gefunden hatte. Was für eine Geschichte. Tor gegen Barca, Tor gegen West Ham, nun Tor im Finale. Es freute mich tierisch für den Jungen, seine harte Arbeit in der ganzen Saison zahlte sich aus!
Nun war sie wieder da, die Kurve, die weiße Wand und hörte nicht mehr auf zu Singen. Es lag in der Luft, es war noch etwas möglich.
Die Mannschaft allerdings wurde zunehmend müder, Temperaturen und der Ersatzgeschwächte Kader machten sich bemerkbar. Lindstroem musste raus, Tuta ebenfalls, kurz vor Schlusspfiff dann auch der Seppl Rose, der sich spätestens mit diesem Spiel Legendenstatus erarbeitet hatte. Doch dann der Schlusspfiff. Es ging in die Verlängerung und es lag in Luft, dass eigentlich nur noch ein krasser Fehler das Spiel entscheiden konnte.
Mannschaft und Tribüne hängten sich rein, die Ersatzspieler wurden ihrem Namen bis auf einem gerecht und man muss sich mal auf der Zunge zergehen lassen, wer am Ende für die Eintracht verteidigt hat. Hasebe, Lenz, Toure. Von der nominellen Erbesetzung war keiner mehr auf dem Feld. Und Makoto steht da, mit seinen 38 Jahren und beruhigt die Hintermannschaft mit seiner Erfahrung. Wahnsinn! Allein das ist schon eine Geschichte.

In der 115. Minute fiel meinem Vater dann plötzlich etwas wichtiges ein. Er kramte in seinem Beutel und holte seine Pillendose raus, zog eine durchsichtige, graue Hartkapsel raus und schüttete den Inhalt in seine Handfläche. Jetzt war Opa auch im Stadion angekommen. Wir teilten uns das Häufchen auf, rieben uns damit die Hände ein, verdrückten ein Tränchen, solange der ausgetrocknete Körper es noch zuließ.
Opa kam wohl gerade noch rechtzeitig. Einen Augenblick später parierte Trapp eine Chance der Rangers, bei der ich mir sicher war, unsere Pokalträume würden sich soeben in Luft auflösen, kurz vor Schluss, der Todesstoß. Doch es kam anders. Trapp parierte, wir jubelten, der Schiri pfiff kurze Zeit später ab. Papa sagt immer, es gibt keine Zufälle. Fußball Fans tendieren zum Aberglaube. Dieser Schal muss mit, in diesem Trikot haben wir xy besiegt, das hatte ich beim Berlin Finale an. Vielelcijg war Opa der Zufall, den es brauchte, genau zu richtigen Zeit hat er uns von oben zugeschaut und Kevin hat pariert. Es gibt keine Zufälle.
Opa, ich hätte so gerne beide Karten Dir und Papa gegeben. Es hätte mir gelangt, mit Dir eine Sangria zu trinken und mich wirklich gefreut, wenn Du das Spiel hättest verfolgen können. Es war Dir nicht vergönnt, aber es hat wohl alles seine Zeit. Danke, dass Du mit uns dort warst. Ein kleiner Teil von Dir liegt nun oben im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán, im Block S46, Reihe 21 (Wieder kein Zufall, selbe Reihe haben unsere DK Plätze im Waldstadion). Wir haben an Dich gedacht und vermissen Dich.

Nun hieß es alles oder nichts. Wieder ein Euro League Spiel im Elfmeterschießen entscheiden. Spannung bis zum Schluss, der Gipfel der Nervosität. Und doch war ich äußerlich sehr ruhig. Irgendwas sagte mir, dass Trapp schon einen hält. Beunruhigt eher ob unserer Schützen.
Wir verloren die Platzwahl, und im Nachhinein bin ich recht froh darüber, da so etwas auch immer den Druck nehmen kann. Dafür durften wir Nachlegen, bei Elfmeter Schießen immer gut.
Die ersten drei Schützen beider Teams trafen, wobei die Rangers sehr gut schossen. Dann sagte ich laut vor dem vierten Rangers Schützen zu mir selbst "Mensch Kevin, denk an die Izabelle" und Trapp machte sich unsterblich und parierte Den Ball von Aaron Ramsey. In der Kurve begann die Kernschmelze. Es kochte. Kostic verwandelte, wobei ich es irgendwie gepasst hätte, wenn er verschießt. Es wäre einfach Diva mäßig Eintracht gewesen und so ganz sein Spiel war es nicht. Aber er traf und das bedeutete zwei Matchbälle für uns. Der Schütze der Rangers verwandelte mit Hilfe des Pfostens, obwohl Trapp die Ecke ahnte und nun lag es an unserem kleine Kolumbianer, die Eintracht nach 42 Jahren den Pokal nach Hause zu holen. Anfang der Saison noch oft gescholten, da er nicht traf und selbst die 100prozentigen auslies, stand er jetzt da am Elfmeter Punkt in Sevilla, vor einer blauen Wand, im wohl größten Spiel seiner Karriere und wartete auf den Pfiff des Schiedsrichters (der btw eine absolute Fluppe war und uns nur verpfiffen hat, keine Grüße, du *********).
Papa wollte nicht so recht hingucken, ich starte gebannt. Pfiff, Anlauf, oben Links, Tor.
Die Kurve brauch auseinander.

Menschen lagen sich in den Armen, wer noch Wasser im Körper hatte, weinte Tränen der Freunde in den Nachthimmel von Sevilla. Ich umarmte meinen Vater, wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und musste mich erst mal setzen.

Eintracht Frankfurt.
Gewinnt den Europapokal.
Ungeschlagen.
Und ich stehe im Stadion und sehe es mir an.
Der Gipfel der Glückseligkeit.
Was diese Truppe geleistet hat, was dieser Trainer geleistet hat, es wirkt wie im Märchen! Und das ist es auch ein Märchen, wie es nur ein Verein wie Eintracht Frankfurt schreiben kann. Mit Fans, mit Umfeld, mit Tradition, welche man für Geld nie kaufen können wird. Es wirkt wie die Rache an einem System, dass solche Geschehnisse gar nicht zu dulden scheint.

Und doch stehe ich da, oder Knie, ich weiß es nicht mehr.
Mein Körper wirkte auf einmal wie ausgepumpt. Leer, Platt, Gefühlslos. Ich weiß bis jetzt nicht, wie ich das einordnen soll, ob ich nicht doch irgendwann aufwache und alles nur geträumt war.
In Frankfurt singen wir bei "Schwarz Weiß wie Schnee", dass wir den DFB Pokal/UEFA Cup und die deutsche Meisterschaft holen. Manchmal fand ich das selbst etwas überzogen, weit weg der Realität, vielleicht zurecht von anderen Fans belächelt, schien die Eintracht doch Jahrelang wie ein Verein, der ab und zu zwischen den Ligen pendelt und sich im Niemandsland einordnet. Und jetzt, innerhalb von vier Jahren, sowohl den DFB Pokal als auch den Europacup. Das kann doch alles nicht ganz war sein. Oben drauf die direkte Qualifikation zur Champions League. Champions League. In Frankfurt. Im Waldstadion. Mit Hymne...
Das gab's bis dato bei mir nur bei FIFA an der Play Station im Karriere Modus. Und selbst da fühlte ich mich manchmal absolut bescheuert, wenn Frankfurt dann den Digital-Pott holte.

Und nun stehe ich in Sevilla, die Mannschaft erhält den Pokal. Meine Gefühlswelt unbeschreiblich. Axel Hellmann hat einen Tag später im Römer gesagt, dass es nicht verwunderlich ist, im Jahr von Grabowskis Tod den Titel wieder nach Frankfurt zu bringen. Wieder ist er da, der Kein-Zufall. Der Kreis schließt sich. Für den Verein, für die Spieler, die vor ein paar Jahren in London Danke waren und so unverdient ausschieden. Und irgendwie auch für mich, der im Leben nicht damit gerechnet hätte, einmal einen europäischen Titel mit der Eintracht erleben zu dürfen. Mir war der DFB Pokal ja bereits genug...
Die Diva, sie hat für uns gebeten. Und sie wurde erhört.

Als die Mannschaft vor der Kurve stand, sagte ich dann gar nichts mehr, sondern genoss den Anblick der Spieler, die ihre Leistung selber kaum fassen konnten.
Der Durst trieb uns dann etwas früher aus dem Stadion, als vielleicht nötig gewesen wäre, doch wir mussten trinken. Seit mittlerweile rund 8 Stunden mehr oder weniger ohne Flüssigkeit war es einfach an der Zeit. Der Rückweg war ruhig und jeder war in sich gekehrt und wir hielten nach Bars Ausschau, um noch einen Absacker zu trinken und das Ganze zu verarbeiten. Aber auch dem hatte die UEFA wohl einen Riegel vorgeschoben. Auf der Fan Meile war auch nichts mehr los, aber in einer Seitenstraße fanden wir ein Hotel, dass und Bier verkaufte und uns wohl auf ne Nachfrage nach einer Coke auch ein bisschen weißes Pulver andrehen wollte. Wir lehnten dankend ab und gingen mit Bier und Cola zurück zu unserer Unterkunft, ab auf die Dachterrasse. Der Tag war für alle Beteiligten emotional und physisch einfach zu anstrengend, als dass wir jetzt noch groß Lust hatten, die letzte offene Kneipe der Stadt zu finden. Wir tranken Bier in der immer noch warmen Luft Sevillas und schauten uns die Reaktionen daheim und aus dem Stadion an. Nach und nach trudelten die Leute aus unserer Gruppe ein, die woanders im Stadion waren oder das Spiel auf der Fanmeile verfolgten. Wir tauschten unsere Emotionen aus und ließen den Abend ausklingen. Nach einer kurzen, kalten Dusche fiel ich ins Bett, absolut kaputt.

Der Rest der Reise ist schnell erzählt. Den Tag ließen wir Langsam angehen, frühstückten gemütlich direkt um die Ecke in einem noch besseren Café als am ersten Tag und spazierten dann durch die Stadt zu unseren Autos. Fahrt nach Faro, Mietwagen mit Gasoleta statt Diesel betanken (Grüße an den Vater) und ab zum Flughafen. Sie Stimmung war gut, aber ruhig. Man merkte jedem an, dass er erst einmal verarbeiten musste, was da geschehen war. Flug nach Lissabon, ereignislos. Dann leider Verspätung und sinnloses Rumsitzen auf dem Rollfeld (Portugiesen sind auch keine Meister der Kommunikation), dann endlich mit einer Stunde Verspätung Landung in Frankfurt mit herrlichem Anblick auf die Skyline und das Stadion, rot erleuchtet. Mit etwas Ärger an der Gepäckausgabe auf Grund längerer Wartezeit schloss sich unsere Reise. Mir wars egal, die Mutti war bereits früher von Sevilla geflogen und hatte kühles Bier zum abholen mitgebracht. Also stand ich vorm Flughafen und trank ruhig mein Bier, bevor wir dann endlich nach Hause fuhren.

Von Papa lief ich selig mit einem Radler nach Hause. Irgendwie fühlte es sich sehr komisch an, nach Hause zu kommen. Viel lieber säße ich noch in Sevilla, um das ganze irgendwie zu verarbeiten. Solche Spiele Verändern einen und ich weiß jetzt, warum mein Vater damals nach Berlin, wo er im Stadion war, einige Tage letargisch gar nicht ansprechbar war. Viel geschlafen hat und gar nicht richtig drüber reden konnte. Klar, Berlin kam vielleicht noch ein Tick überraschender als der jetzige Titel, aber insgesamt geht es mir nun ähnlich. Nun beginnt ein Prozess des Verstehens, des Wahrwerdens und irgendwann denke ich dann an eine Nacht in Sevilla zurück, denke Opas Asche im Block S46 und verdrückt eine Träne. Danke, heilige Diva, Danke für deine Gnade.
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adler_rodgau schrieb:

Habe es immer noch nicht verarbeitet.
Eintracht Frankfurt hat den Europapokal gewonnen.
...
Danke, heilige Diva, Danke für deine Gnade.


Ein sehr lesenswerter Bericht. Fesselnd, eine grosse Freude!
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„Europas beste Mannschaft“ oder „Die Ehre an diesem Tag ein Teil des Ganzen gewesen sein zu dürfen“

Wo fange ich mit der Geschichte meiner Tagesreise an? Am besten vielleicht mit dem Beitrag:

Landroval schrieb: Abfahrt Richtung Flughafen um 3.30 Uhr: vorher noch versuchen etwas zu schlafen oder einfach durchmachen?
„Wedge schrieb: Wenigsten ein paar Stunden pennen, sonst haste nix vom Tag.

Das war ein überaus guter Rat, gebracht hat er mir viel, denn fast 2 Stunden Schlaf (neben 3 Stunden unruhig und glockenhellwach Umherwälzen) haben den Akku im Nachhinein betrachtet offenbar so weit gefüllt, dass ich dies was nun noch alles geschehen sollte, sehr gut und für meine Verhältnisse sogar recht entspannt, erleben konnte. Danke lieber Wedge! 😉 Meine Tochter hat es - so viel vorweg - auch ohne Schlaf hinbekommen, sie war viel zu aufgeregt, trotz bereits zuvor 3 Finalspielen, Abstiegen, Aufstiegen, Relegation und massig Auswärtsfahrten. Ich dachte sie sei cooler, aber sie ist halt doch nur meine Tochter, konnte sie sich nicht aussuchen!

Also geht es los, früh zum Flughafen, direkt in die Gruppe am Schalter eingereiht, den Boarding Pass geholt und ab zum Gate. Es waren zu diesem Zeitpunkt schon sehr viele von uns am Flughafen, die Stimmung war der Tageszeit angemessen. Irgendwo hinsetzen und chillen. Manche konnten tatsächlich noch ein kurzes Nickerchen machen, bis wir dann mit einer kleinen Verspätung abheben konnten. Die nebensächlich „kleine Verspätung“ genannte Tatsache bekam bald schon eine neue Bedeutung. Im Flugzeug haben wir eine sehr nette junge Frau kennengelernt, die unsere Sitzreihe komplettierte. Sie wurde im Verlauf des Ausflugs zur guten Freundin und begleitete uns bis zur Verabschiedung am Flughafen, ca. 1 Tag später.

Nach einem ruhigen Flug, im Flieger waren doch viele noch nicht so richtig wach, also sowohl vom Reisekomfort als auch von der Geräuschkulisse im Inneren, kam die Durchsage, dass wir in etwa 15 Minuten in Sevilla landen werden. Vorfreude macht sich breit, ein leichtes Raunen geht durch den Flieger. Eine der Grundvoraussetzungen für einen gelungenen Tag haben wir also gleich erreicht. Kaum zu glauben, aber 5 Minuten später die Durchsage, dass der Sevilla-Airport geschlossen wurde und wir daher nicht dort landen dürfen. Die Durchsage war sehr seriös und vom Käpt’n persönlich, weswegen ich die Vermutung einiger anderer Adler*innen nicht teilen konnte, dass es sich um einen Scherz handelte. Mit so etwas macht man keine Witze! Kurze Zeit später landeten wir …

… in Malaga. ☹

OK, wie geht es weiter? Schnell hatte man herausgefunden, dass alle Züge Malaga-Sevilla „ausgebucht“ seien (Gerücht oder Wahrheit lässt sich an dieser Stelle nicht klären, aber es war ein erheblicher Dämpfer für unsere Stimmung). Die Mietwagenfirmen waren nicht erreichbar, aber Fahrzeuge für die Masse an Fans auch sicher ohnehin nicht in ausreichender Menge vorhanden (neben uns parkte eine baugleiche Maschine – randvoll mit Anhängern unseres finalen Gegners).

Also blieb nichts übrig, als endlos lange 20-30 Minuten zu warten, eben genau so lange, bis wir gesagt bekamen, dass der Flug nach Sevilla fortgesetzt werden würde, da der dortige Flughafen wieder geöffnet wurde. Erleichterung allenthalben, riesigste Erleichterung! Also warteten wir nun entspannt die Betankung von über 7Tsd. Litern ab, auch den Start der Rangers-Maschine … und dann ging es nach „nur“ 2 Stunden Wartezeit im Flugzeug, wie warm und stickig es darin mittlerweile war will vermutlich niemand wissen, weiter.

Ende Teil1
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Das der Römerberg heute zum hellsten Ort in Deutschland wird weil jedem die Sonne aus dem Ar.sch scheint.
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propain schrieb:

Das der Römerberg heute zum hellsten Ort in Deutschland wird weil jedem die Sonne aus dem Ar.sch scheint.      

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propain schrieb:

Wenn ich jetzt schon wieder die Äußerungen von Scholz zu den Besuchen in die Ukraine höre, der Typ scheint nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte zu sein.


Ja, da frage ich mich auch, was dem Kanzler so im Kopf herumgeistert. Es ist mir schleierhaft ...
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handgepflückt

Abfahrt Richtung Flughafen um 3.30 Uhr: vorher noch versuchen etwas zu schlafen oder einfach durchmachen?
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Solange man seine Zugansdaten hat, kann man sich mit jedem Handy in die ticketapp einloggen und müsste sein Ticket wiederhaben.
Bei einem physischen Ticket hat man keine Chance.

Ich trage übrigens das Finalticket von 2018 bei mir und mit ins Stadion 😎
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Luzbert schrieb:

Ich trage übrigens das Finalticket von 2018 bei mir und mit ins Stadion 😎        

Super, dann kann ja nichts schiefgehen!
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Man hätte sie auch als Print@Home anbieten können, aber da hätte man natürlich nicht die 15 Euro aus der Tasche ziehen können.

Wie ich das mitbekommen wollen bei mir viele die Karte als Plastik, trotz der Abzocke durch die Eintracht.
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propain schrieb:

Wie ich das mitbekommen wollen bei mir viele die Karte als Plastik, trotz der Abzocke durch die Eintracht.                                                        

Bei mir (und im weiteren Bekanntenkreis) auch. Selbst ein paar der jungen Leute haben schon gesagt, dass sie wieder die Plastikkarte haben möchten. Einige sammeln ihre Karten, ich selbst habe auch noch nie eine meiner DK weggeworfen, höchstens im Laufe der Jahre mal eine verschlampt ...  
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Zahnarztfrauen
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S40 ist es bei uns geworden.
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Stinkmorschel