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rotundschwarz

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Exil
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Jutebeutel
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Strahlender Sonnenschein, es ist schweinekalt. Als wir an diesem Donnerstagnachmittag am Trainingsgelände ankommen, werden hinter der Haupttribüne gerade die Fahnen gewechselt -  morgen spielt der FSV in „unserem“ Stadion, 11  FSV-Fahnen hängen schon, die letzte Eintracht-Fahne am Mast ist gerade auf dem Weg nach unten. Oops. Das Training findet (wie wohl immer in letzter Zeit?) vor der Wintersporthalle statt. Immerhin kann man jetzt (danke uaa!) von beiden Seiten durch die Gitter schauen. Wir entscheiden uns für die Sonnenseite – natürlich. Die Trainingstruppe ist überschaubar – nur die Rekonvaleszenten und die, die in den vergangenen Wochen nicht von Beginn an gespielt haben, tummeln sich auf dem Platz.. Das Training hat bereits begonnen – es wird Fußballtennis gespielt. Langweilig? Nein – weder uns beim Zuschauen noch den Jungs beim Spielen. Wir konzentrieren uns auf die Teams die direkt vor uns spielen - Chris bildet ein Team mit Paddy Ochs, Caio mit Vasi, Ümit mit Kreso Ljubicic. Es ist absolut spannend, die unterschiedlichen Spielweisen und Stimmungen auf dem Platz zu beobachten. Chris und Ochs z.B. sind konzentriert, aber entspannt. Ein klein bisschen gehemmt wirkt Ochs durch seine Manschette, er bewegt sich nicht ganz so rund, Armbewegungen etwas vorsichtig – aber er geht hin, macht, das sieht ganz gut aus. Vasi und Caio werden zu unserem Lieblingsteam. Die beiden wollen ihr Match (gegen Krük und Mehdi, wenn ichs richtig in Erinnerung habe) unbedingt gewinnen und überzeugen durch eminent **gg hohe Spielkultur. Die Angriffsbälle aus dem gegnerischen Feld werden in der Regel nicht nur irgendwie angenommen, sondern hoch gestoppt, so dass Zeit ist das Spiel aufzubauen – ordentliches Zuspiel, häufig mit dem Kopf über zwei Stationen – dann der Angriffsball, ebenfalls per Kopf – von Vasi oder Caio. Richtig gut machen die das. Vasi von hinten, Caio ruft: „Gib Ball.“ Sie liegen schnell vorn, dann eine Schwächephäse. Krük lästert: „Ha, sie zeigen Nerven.“ „Ihr seid nervös, ihr seid nervös.“ Tatsächlich Krük und Mehdi kommen heran, machen drei Punkte hintereinander. Angriffskopfball Caio im Netz, Kopfball Vasi zu lang – aus. Aber dann nimmt „unser Team“ wieder Fahrt auf. Kopfball ins Halbfeld von Vasi – unerreichbar. Caio macht die Becker-Faust, Vasi reckt die Arme in die Luft. Jetzt sind sie wieder in ihrem Spiel. Caio erwischt einen scharf kommenden Angriffsball grad noch über der Grasnarbe und schnickst ihn hoch nach vorn – Vasi köpft hart ins Halbfeld – unerreichbar. Abpfiff. Team Vasi hat gewonnen – großer Jubel, Caio strahlt, Vasi klopft ihm auf die Schulter, die beiden umarmen sich, Hands up. Das war einfach nur schön.

Die Sieger wechseln jetzt das Feld und wandern ein Spielfeld weiter – direkt vor uns jetzt Korkmaz und Ljubicic. Ein ganz anderes Bild. Die beiden sind ebenso engagiert, aber weit weniger aufeinander abgestimmt als Team VasiCaio. Sie spielen mit viel Einsatz, aber deutlich unkoordinierter. Ümit ist extrem ehrgeizig. Will jeden Ball sofort verwandeln, häufig überhastet, viele Bälle landen deshalb im Netz oder sind zu scharf zu lang, zu ungenau. Aus? Der Ball war doch nicht aus. Ümit unterbricht mehrfach das Spiel und beschwert sich beim neben dem Netz postierten Schiedsrichter. Zweimal wird eine Entscheidung revidiert, drei, vier mal nicht. Ümit ist erkennbar sauer, drischt einen Ball mit voller Wucht in den Zaun. Rumms.

Nach dem Fußballtennis gibt es noch ein wenig Schusstraining, der Tross der Zuschauer wandert mit der Mannschaft auf die andere Seite des Zauns. Wir bleiben und beobachten das Geschehen aus der Distanz. Hinter uns parkt ein Bus mit dem Kennzeichen F-SV 3000. Darin sitzt ein Mann und schläft, die Scheiben sind angelaufen. Wir sind bereits ein wenig besorgt – aber dann bewegt er sich doch. Also alles ok. Wir wenden unsere Aufmerksamkeit wieder dem Geschehen auf dem Platz zu. Erst werden Flanken von rechts und links vors Tor geschlagen und direkt oder nach noch einem Zuspiel verwandelt. Wir sehen ein wunderschönes Direkt verwandeltes Tor von Chris (Ball fast akrobatisch aus der Luft, links vorm Tor halbhoch angenommen und gegen den Lauf von Oka ins recht obere Eck), zwei schöne an Oka vorbei geschobene Bälle von Caio, einer flach, einer hoch, direkt neben dem Pfosten. Aus der kurzen Distanz überzeugt uns vor allem Kweuke, der immer die Bälle, die kurz vorm Tor landen, abstaubt und ins rechte oder linke Eck spitzelt. Dann wird die Gruppe im Halbkreis am Strafraum versammelt, Schusstraining aus der Distanz. Eieieiei. Gruselig. Die meisten der Bälle gehen meterweit am Tor vorbei und übers Tor. Ein Ball von Kweuke so hoch wie die Bäume hinter dem Trainingsgelände. Treffer sind so selten, dass die Mannschaft applaudiert, wenn wirklich mal einer reingeht…**gg Caio trifft oben rechts, Kreso trifft fast bei jedem Versuch, wenn ich richtig gesehen habe, einmal auch Ochs.

Das Training ist aus und wir haben noch einen ganzen Patschen „Aufträge“ zu erledigen. Autogramm von Fenin aufs tschechische Nationaltrikot – das wird heute nicht klappen. Aber sonst sind wir sehr erfolgreich. Oka, freundlich, ernst, sehr schmal. Chris konzentriert, ebenfalls sehr ernst. Kweuke – ein schüchterner, freundlicher Riese. Caio, zurückhaltend, entspannt, lächelnd. Wuschu gründlich („Das Trikot spannen… sooo…“). Ochs entspannt, locker („Wird das klappen am Samstag?“ Grinst. „Ich denk schon…“ „Viel Glück!“ „Danke!“) Wir gehen weiter zu den Parkplätzen. Im Auto von Paddy Ochs baumelt am Rückspiegel ein Männchen, das einen Eintracht-Schal hochhält, im Auto von Caio wartet sein Bruder. Im Eintracht-Shop erstehen wir einen Ball und machen - wir sind inzwischen ganz schön durchgefroren -dann noch kurz Halt auf (oder in) der warmen Museums-Insel. Der Thomas-Berthold-Auftritt ist immer noch nicht ganz verdaut. Wir tauschen uns kurz aus und finden, dass Henni Nachtsheim recht hat: Es wäre nicht das schlechteste, diese verkorkste Saison für beendet zu erklären. Aber vielleicht is ja doch noch was zu retten und wir fangen am Samstag mit einem Sieg in Karlsruhe damit an? Dann kommen wir zum eigentlichen Zweck unseres Besuches: Wir wollen Spieler-Pins kaufen. Meinen alten Meier-Pin habe ich ja ausgerechnet an Alex Geburtstag verloren – das hat also erste Priorität. Davon gibt’s jede Menge, der Junge steht im Moment wohl nicht besonders hoch im Kurs. Funkel (jawohl!) und Fenin sind aus. Oooch. Aber hurrahurra. Da heute sowieso Kindergeburtstag im Museum ist, dürfen wir uns unsere Buttons selbst basteln. Der Stadionpfarrer schaut kurz vorbei und hat für alle ein Stück Schokolade.  Wir kicken hinter der Haupttribüne noch ein bisschen  mit unserem neuen Ball. Der Herr Pfarrer fährt vorbei und winkt uns. Dahinter kommt Kweuke angebraust – in einem Auto mit Offenbacher Kennzeichen. Wir grinsen. Hat ihm das noch keiner gesagt?

Ein ganz normaler, nicht mal besonders aufregender Trainingsnachmittag am Waldstadion und trotzdem: Das hat gut getan. Wir fahren froh nach Hause!
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HeinzGründel schrieb:
Ich vermute das erstere. Das ist wortwörtlich vom Sonntag!


Das glaub ich auch. Und jetzt fang ich langsam auch an, Paranoia zu entwickeln. Der Autor - "einer von uns"? Die Frager im Museum - Stichwortgeber für den später zu verfassenden Artikel? Berthold - der Einladung ins Museum nur gefolgt, um die Gelegenheit zu nutzen, um.... Hiiiiiiiiiilfe. Wir sind umzingelt.
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Diese Berthold-"Compilation" ist schlicht der Hammer. Das klingt, als sei der der Autor des Textes am Sonntag im Museum gewesen und hätte die Antworten, die Berthold auf Besucher-Fragen gegeben hat, in seinen Artikel eingestreut. Oder kann es sein, dass Berthold seine "Sicht der Dinge" tatsächlich jedem erzählt, der bei ihm vorbeikommt?
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Rumpelstilzchen
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adlerkadabra schrieb:
rotundschwarz schrieb:
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@Petra Hermann: Das funktioniert bei mir auch in kleinen Dingen. Wenn ich mich zwischen zwei Dingen nicht entscheiden kann, frage ich jemanden, welches davon ich nehmen soll - ich nehm dann das andere. Meistens.    

Kenn ich ähnlich und ganz anders. Eine befreundete Malerin, die's net so mit den häuslichen Dingen hat, macht es, wenn sie nicht weiß, was einkaufen, einfach so, dass sie sich irgend jemanden raussucht im Supermarkt und dieser Person dann haargenau Ware um Ware hinterherkauft. Die Leute sind dann manchmal etwas befremdet, wenn sie mit dem identischen Einkauf hinter ihnen an der Kasse steht, aber es funktioniert.

**gnihihi** Da kann sie aber interessante Erfahrungen machen. Neulich stand jemand vor mir an der Kasse: Eine Fertigpizza, eine Flasche Johnny Walker, ein Fruchtjoghurt. (Das is übrigens sowieso spannend, anhand der Befüllung von Einkaufswagen kann man sich ganze Romane ausdenken   )


@Eintracht-Grenzenlos und wg. ak-Vorschlag nach dieser Methode neu zu verpflichten

Wenn man den obigen Einkauf als Muster nimmt, wäre das z.B.:
Einmal Wichniarek (= auf den Punkt jederzeit einsetzbar)
Einmal Sanogo (= einigermaßen erschwinglich, erstmal wirkungsvoll, aber auf Dauer nix genaues)
Einmal Poldi (= süß)
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Das Foto von Marco Engelhardt is ja ächt der Hammer. Dieser Blick. Wie ein Engel. Passt aber, denn blondgelockte Schön-Fixe haben in Karlsruhe ja Tradition – ich denk da z.B. an Sterni Sternkopf und ein witziges Zitat von Uli Höness, das ich leider nicht mehr zusammenbekommen, von wegen Fön. Und die Nummer mit der Nummer? Finde ich schon ein bisschen peinlich. Obwohl: Seit ich gestern David Beckham in seinen merkwürdigen Hosen gesehen habe, weiß ich, dass die Peinlichkeitsgrenze nach unten anscheinend unendlich ist.

@Complice:  Endlich hat das einer mal deutlich gesagt. Ball – schießen – Tor. Eigentlich ganz einfach! Ich bin sicher, dass der Leo das am Samstag beherzigt!

@ wib's Einwurf:  

@Thomas: Danke. Schöööön. Nur schad, dass es diesmal keinen Taktikzettel gab. Aber die Karlsruher sind in ihrer Spielanlage halt noch komplexer als die Kölner (ich fürchte: so ist es wirklich smile:
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rompel schrieb:
ich war gestern zufällig bei einer Veranstaltung in der Commerzbank-Arena. Da dachte ich mir, ich schau mir mal das Training am Abend ein wenig an...

ich glaube FF trainiert falsch. Die Spieler hatten jedenfalls schon mal die falschen Trikots an. Da stand überall FSV drauf.


AR


Skandal, aber wenn's was nützt  

@Petra Hermann: Das funktioniert bei mir auch in kleinen Dingen. Wenn ich mich zwischen zwei Dingen nicht entscheiden kann, frage ich jemanden, welches davon ich nehmen soll - ich nehm dann das andere. Meistens.  
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Farbe im Spiel
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BanänscheBanänsche
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complice schrieb:
pascal11 schrieb:
womeninblack schrieb:



Also gemäß jedem SAW-Bericht von gestern abend und heute liegen Habib und Alex im Bett....



Ja, das war wohl gestern. Heute war Alex am trainieren und Habib ist wohl im Wald gelaufen. So schnell kann's gehen...



**gnihihii**  Sache gibt's.
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Schlange
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Flieg, Engele, Flieg
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Wenn ich die Sache mit dem renitenten Haushalt-geht-mich-nix-an-Mann richtig verstehe, wird der ja zunächst mal n seinem **gg "Fehlverhalten" bestärkt, damit er dann so richtig gierig auf spülen, kochen, putzen wird. Dann könnte man es ja statt mit paradoxer Aufstellung doch auch mal mit paradoxer Motivation der Spieler    Also:

Libero - heute auf keinen Fall ein Tor schießen.
Marco - Federico grundsätzlich laufen lassen.
Maddin - im Strafraum immer fallen lassen.

und so weiter  
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Mach mir den Tiger  
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Rien ne va plus
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Wer sucht, der findet.
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Die Sonne strahlt vom Himmel - ein feiner Tag zum Geburstag haben  
Alle guten Wünsche zum heutigen Tag und fürs neue Lebensjahr,
Kerstin
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Punkt Punkt Komma Strich