
Feigling
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Feigling
Guten Morgen. In eineinhalb Wochen hat das allerletzte Wort Geburtstag.
beckip schrieb:
Er machte doch durch Wort und Tat deutlich, daß er die Eintracht in den Abstieg "spielen" wollte, wie seine Leistungskurve und seine Spaltpilzaktionen offenbarten. Er wollte mit seiner wohlüberlegten Arbeitsverweigerung und seinen Störfeuern gegen das eigene Team und den Trainer erreichen, daß er bei Abstieg ablösefrei wechseln kann und neben einem schönen Handgeld sein Jahresgehalt mindestens verdoppeln.
In diesem Ausmaß und in dieser Deutlichkeit hat in der BuLi noch nie ein Spieler seinen Arbeitgeber (Eintracht) und seine Mannschaft verraten. Undenkbar wäre der angerichtete Schaden gewesen (zB. Ochs, Soto, Spycher usw. hätten sofort die SGE verlassen können, andere Spieler hätten Gehaltseinbußen hinnehmen müssen, der Eintracht wären Millionen verloren gegangen), wenn sein Plan aufgegangen wäre. FF und HB ist es in letzter Sekunde durch seine Verbannung aus dem Kader gelungen, den Super-Gau (Abstieg) zu vermeiden.
Meiner Meinung nach trägt dieses Verhalten sogar betrügerische und daher auch strafrechtliche Grundzüge, das im übertragen Sinne im kaufmännischen Unternehmungswesen etwa einer Unterschlagung und/oder Urkundenfäschung gleichgesetzt werden kann; hart aber wahr !
Ach, der Herr Streit. Wollte ich ja eigentlich garnichts zu sagen.
Aber mittlerweile entwickelt sich hier in meinen Augen etwas ähnliches, wie es zum Ende der Saison zu beobachten war. Durch immerwährendes Wiederholen von Gerüchten bilden sich hier Legenden, die mittlerweile offenbar als Realität anerkannt werden.
Ich habe Streit charakterlich nie besonders geschätzt und tue dies heute noch weniger als vor einem Jahr. Ihm allerdings vorzuwerfen, dass alles, was er getan hat, genau geplant war und er damit bewußt der Eintracht schaden wollte, finde ich unhaltbar und angesichts der Schwere solcher Vorwürfe auch unangebracht.
Da ist natürlich zuerst die Frage der Durchführbarkeit eines solchen "Plans". Inwieweit ein einzelner Spieler das gesamte Spiel der Mannschaft sabotieren kann, ist schon schwer zu beantworten. Hier bliebe in diesem Fall in meinen Augen höchstens der Vorwurf der Arbeitsverweigerung übrig. Denn direkte Einflussnahme (Eigentore, absichtlich am Tor vorbeischießen, dem Gegner auflegen) kann ich beim besten Willen nicht erkennen.
Vielleicht nur kurz eine westentaschenpsychologische alternative Beschreibung des Ganzen:
Streit hat eine gute bis sehr gute Hinrunde gespielt und wurde vom Kicker auf seiner Position zum besten Spieler gekürt. Und da Streit sicher nicht den bodenständigsten und selbstkritischsten Charakter besitzt (und das weiß man übrigens nicht erst seit dieser Zeit), sieht er sich in einer anderen Liga, als den Rest.
Sein Spiel zu Beginn der Rückrunde habe ich nicht als Arbeitsverweigerung empfunden, aber als deutlich egoistischer. Vielleicht ein Ausdruck dieser neuen Sicht, die er von sich selbst hatte. Während die gesamte Mannschaft immer schlechter spielte (Streit natürlich eingeschlossen), hatte man auf dem Platz oft genug den Eindruck, dass Streit die Schuld bei den anderen suchte. Wahrscheinlich eine logische Konsequenz seiner Selbsteinschätzung und vermutlich von außen schwer abzustellen.
Dass dann er (und nicht die "schlechteren" Kollegen) die Abfuhr in Form der Streichung aus dem Kader bekam, muss dann wie ein Schlag ins Gesicht gewesen und sicher so garnicht mit dem Ego vereinbar gewesen sein. Insbesondere weil die Mannschaft während seiner Abwesenheit leider teilweise wie eine offene Hose spielte.
Der vielzitierte Ausspruch, dass er doch noch einmal alles für die Eintracht geben wolle, spricht für mich eigentlich noch deutlicher gegen eine von langer Hand geplante Intrige. So einen Spruch hätte man da nie gebracht, wenn man das alles kühl kalkuliert hätte, da es ein schlechtes Licht auf die eigene Profieinstellung wirft. Ich denke, das zeigt vielmehr, dass Streit viele Dinge (wie sich in der Öffentlichkeit äußern) deutlich schlechter kann, als er an guten Tagen Fussball spielt.
Dass er vorher nicht alles gegeben hat, halte ich für sehr wahrscheinlich (sonst hätte er schon sehr viele gaaaanz schlechte Tage haben müssen). Dass dies Absicht war, um aus dem Vertrag zu kommen, folgt für mich daraus nicht zwingend. Es ist vielleicht vielmehr ein Ausdruck seiner Selbstüberschätzung und fehlender Indentifizierung mit Verein und Mannschaft. Und somit eine Charakterfrage.
Dass man ihm das übel nimmt und ihn deshalb gerne loswerden möchte, halte ich für nachvollziehbar.
Ich persönlich würde ihn gerne behalten. Aber allein aufgrund seiner sportlichen Fähigkeiten. In einer funktionierenden Mannschaft wird er Leistung bringen. Aber er wird nicht die Ärmel hochkrempeln, wenn es aufs Ganze geht. Das hat er letzte Saison nicht getan und ich denke, wenn nichts Unerwartetes passiert sollte sich daran nichts ändern. Er ist kein Führungsspieler, aber ein (sehr) begabter Schönwetterspieler. Ob man so jemanden behalten will - wie gesagt Geschmacksache. Er kann den Unterschied machen oder er kann der Mannschaft schaden.
Nur um zum Thema zurückzukommen... Ob meine Einschätzung des Spielers Streit stimmt? Keine Ahnung. Aber ich denke, man kann dieses Szenario auch nicht von der Hand weisen. Und ob man ohne deutlich Beweise für eine absichtliche geplante Intrige gegen Eintracht Frankfurt seitens des Spielers so etwas hier als Tatsachen darstellen sollte, das halte ich doch für sehr zweifelhaft. Auch wenns "nur" Streit trifft, sind solche Anschuldigungen schon ganz schön heftig und doch etwas anderes, als Kritik an seinem Charakter.
HeinzGründel schrieb:
Ich halte die Demokratie schon für einen universellen Wert. Wie übrigens auch die Menschenrechte.
Beides kann man auch nach außen mit einem berechtigten Sendungsbewußtsein vertreten.
Ja, mag sein. Ich denke, man sollte aber noch zwischen der "idealen" Demokratie und ihren Realisierungen unterscheiden. "Demokratie" ist nicht gleich "Demokratie", nichtmal in der westlichen Hemispäre, die kulturell ja doch noch relativ eng verbunden ist.
Was historisch alles als "Demokratie" stattgefunden hat ist, hat in Details mit unseren heutigen Vorstellungen nichts zu tun, sondern war auch einem steten Wandel unterworfen. Vor hundertfünfzig Jahren, war es überhaupt nicht selbstverständlich, dass Frauen am politischen Leben teilnehmen, in der Antike waren noch viel mehr Menschen davon ausgeschlossen. Was wir heute haben, ist der letzte Entwicklungsschritt, aber dennoch auch nur der Versuch einer Realisierung der Theorie. Und das ist dann genau der Punkt, wo ich es anmaßend finde, herzugehen, und Demokratie nur nach unserem letzten Stand zu definieren. Denn ein sehr wichtiger Punkt ist doch der:
HeinzGründel schrieb:
Das Kernproblem scheint mir zu sein, dass die Völker dieser Welt buchstäblich in unterschiedlichen Jahrhunderten leben. Weniger technologisch als vor allem geistig betrachtet.
Dementsprechend muss man in meinen Augen auch überlegen, ob es sinnvoll ist, einer Gesellschaft, die eine völlig andere Struktur hat, eine Realisierung von Demokratie, die für unsere Gesellschaft gemacht ist, aufzudrücken.
Das heißt ja gar nicht, dass man dort nicht versuchen soll, eine Demokratie zu etablieren. Aber vielleicht lieber nicht mit der großen Schablone, die bei uns wunderbar passen mag, aber sicher nicht überall.
Vielleicht ist es sinnvoll, irgendwelchen Scheichs, Adelshäusern, o.Ä. gewisse exklusiven Rechte zu überlassen und das Volk erstmal Stück für Stück politisch durch Mitspracherechte zu emanzipieren. Das ist in England auch passiert, nur eben vor längerer Zeit und über größere Zeiträume. Wieso sollten diese Staaten das nicht auch für sich selbst entwickeln. Auf jeden Fall wäre eine solche, selbst geformte Demokratie stärker verwurzelt, als ein künstliches Konstrukt, dass jemand dort aufgebaut hat, nur "weil wir das schon immer so gemacht haben".
Genug Möglichkeiten und Ansatzpunkte zur Einflussnahme wären ja dann noch gegeben. Man könnte die Entwicklung hin zu demokratischeren Strukturen unterstützen, ohne dass dies von heute auf morgen geschehen muss und ohne dass es ganz genau so wie bei uns auszusehen hat. Unsere Form der Demokratie muss ja auch nicht der Weisheit letzter Schluss und das Ende der Entwicklung sein. Vielleicht finden die sogar etwas besseres?
Schoppenpetzer schrieb:
Ich finde es ist arroganter, fremde Erkenntnisse mit der Begründung abzulehnen, daß es nicht von einem selbst erfunden wäre.
Das kann ja wohl wirklich nicht Dein Ernst sein?!
Wie Sdb bereits beschrieben hat, ist eine demokratische Staatsform nichts Universelles, das man einfach über eine Gesellschaft "drüberstülpen" kann. Dies ist in meinen Augen auch der Fehler, der von Staaten mit ausgeprägtem Sendungsbewusstsein oft genug gemacht wird.
Eine "westliche Demokratie" hat Jahrhunderte der Entwicklung hinter sich, voller Durchbrüche und Rückschläge. In dieser Zeit hat sich die Gesellschaft ebenso mit entwickelt, so dass das politische System immer mehr oder weniger zu ihr "gepasst" hat.
Warum gleiten denn viele "demokratischen" Staaten in Afrika oder im nahen Osten oder sonstwo in Korruption, Misswirtschaft und Diktaturen ab? Doch auch, weil dort oft gar keine Gesellschaft existert, die eine solche Demokratie zu tragen und verteidigen gelernt hat. Da kann es deutlich erfolgreicher sein, eine demokratische Staatsform, angepasst an die dortigen Gesellschaftsstrukturen , zu etablieren. Auch wenn diese vielleicht in gewissen Bereichen Freiheiten anders definiert und stärker einschränkt, als westliche Staatsformen. Immerhin besteht in diesem Fall die Möglichkeit einer langsamen, eigenständigen Entwicklung zu einer passendenden Demokratie.
Schoppenpetzer schrieb:
Wenn alle so denken, dann würden wir heute noch im undurchdringlcihen Wald Germaniens leben.
Dementsprechend finde ich das auch nur polemisch und unpassend, da zwischen die Entwicklung von Orient und Okzident lange genug fast völlig unabhängig von Statten ging und die Lage sich damit unmöglich auf solch ein simples Beispiel einer räumlich begrenzten, gemeinsamen Entwicklung herunterkochen lässt.
Ohne dass irgendetwas von meinem Geschriebenen irgendwie helfen könnte, den Konflikt dort zu lösen, finde ich trotzdem, dass man sich nicht schon die Betrachtung zu einfach machen darf. Insbesondere auch, was das Anlegen (uns) passender Maßstäbe angeht. Ich denke, das hast du auch gar nicht nötig.