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Hackentrick

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Während in Spanien Millionen auf die Strasse gehen und ihren Unmut lauthals bekunden, ist es um das Occupy-Camp zu Füssen der EZB ruhig geworden. Wie in meinem letzten Posting zu dem Thema bereits angedeutet, scheint jetzt das Aus für das Zeltdorf bevorzustehen.

Zur Info und völlig wertungsfrei nachfolgend die aktuelle Pressemitteilung (vom 21.07.2012) der Occupy:Frankfurt-Aktivisten (O:F):

"Am Freitag dem 20. Juli 2012 kam es zum vierten und vermutlich letzten Gespräch zwischen Occupy:Frankfurt (O:F) und Ordnungsdezernent Frank. Ultimativ forderte er, das O:F Camp müsse Ende des Monats "besenrein" übergeben werden. Statt die von O:F seit Wochen durchgeführte Transformation, die Umgestaltung des Camps zu einer schlagkräftigen Basis des friedlichen Protestes, zu erörtern, berief er sich auf dringenden Handlungsbedarf. Die hygienischen Zustände stellten eine gesundheitliche Gefahr dar, weswegen er keine andere Alternative sähe, als das Protestcamp zum 31.07 zu schliessen.

O:F Camp hatte in den zurückliegenden Wochen ein umfangreiches Sicherheitskonzept verabschiedet, dessen Umsetzung gegenwärtig greift. Die diesbezügliche Kooperation mit der Polizei verlief zumeist zuverlässig. Dafür dankt O:F ausdrücklich.

Die Aufräumarbeiten im Camp sind weit fortgeschritten. Dafür ist die Anhäufung des Sperrmülls an der Nordseite sichtbarstes Zeichen. Der Abtransport verzögert sich, da der Müllentsorger noch Aussenstände gegenüber O:F reklamiert. Diese werden augenblicklich beglichen. Zwischenzeitlich entstandene Schulden werden von O:F zeitnah bezahlt. O:F ist ebensowenig zahlungsunfähig wie ein säumiger Schuldner. Verlängerte Zahlungsfristen sind in der alltäglichen Ökonomie gang und gäbe. Bankenpleiten und Zahlungsausfälle werden hingegen tagtäglich sozialisiert. O:F bedarf keines Rettungsschirms. O:F hilft sich selbst und Anderen!

Für die bisherigen Erfolge zur Bereinigung der Probleme im Camp zollte Frank vor zwei Wochen O:F ausdrücklich seine Anerkennung: "Ja, Sie können ruhig sagen, der Ordnungsdezernent lobt O:F!". Auf die Frage, ob O:F bislang etwa nicht alle Zusagen eingehalten habe, vermied Frank zuletzt jede Antwort.

Für das Gespräch am Freitag stand Frank im Wort, ein Konzept für die menschenwürdige Umsiedlung der Roma-Familien vorzustellen. Die Umweltdezernentin sollte sich äussern, zu dem von O:F vorgestellten Projekt der Biodiversität vor der EZB. Anstelle eines "langweiligen" (Frank) Rasens, soll rund um den gentechnikfreien, gegen Spekulation mit Nahrungsmittel, gepflanzten O:F Gartens, ein Leuchtturmprojekt urbaner Nachhaltigkeit entstehen.

Wortbruch begeht Frank mit der Nichteinhaltung seiner Zusagen. Hinterhältigkeit legt er an den Tag, wenn er mit der rechtspopulistischen Hauspostille eine Diffamierungskampagne bildet, Marke: Ratten, Roma, Rassismus.

Der Lüge macht er sich schuldig zu behaupten, O:F habe die angebotene Hilfe "nicht angenommen", oder wollte selbst einen Kammerjäger beauftragen. Richtig ist: O:F begleitete das Grünflächenamt mit einem von der Stadt bestellten Kammerjäger bei der Begehung des Protestcamps.

Genau so war es bei den politischen Verhandlungen vereinbart worden. Am nächsten Donnerstag, dem 26.7, wird zum dritten Mal eine Sozialsprechstunde des Frankfurter Vereins im Camp angeboten.

Gezielt unterschlägt Frank das Angebot von O:F zur anderweitigen Unterbringung der Roma. Dafür hätte die Stadt lediglich die Kosten für Strom und Wasser übernehmen müssen. Das lehnte die "Stadt für Alle" schnöde ab. Mit der Begründung, Frankfurt dürfe für Minderheiten nicht attraktiver werden als andere Metropolen. Diese pragmatische Auslegung von Verwaltungsvorschriften verstösst aus Sicht von O:F massiv gegen die Menschenrechte.

An der Schnittstelle von Kommerz, Kultur und Prekariat praktiziert O:F die soziale Stadt, lebt den Versuch einer solidarischen Gesellschaft, ohne Ausgrenzung, ergebnisoffen. Franks alternativlose Auflösung des Protestcamps erteilt sämtlichen Lösungsversuchen von O:F eine kategorische Absage.

O:F macht möglich, was Frankfurt eigentlich nötig hat: Die tagtägliche Übernahme sozialer Verantwortung, die Herstellung angst- und herrschaftsfreier Räume allerorts!

Frank wird dafür bezahlt, die soziale Misere als Politikum zu missachten. Er paradiert in der Rolle eines schwarzen Hilfsherrifs, der die lokalen, immer offenkundiger werdenden Folgen einer sog. Finanzkrise, daraus resultierender Spardiktate und Verarmungspolitik einfach wegzuräumen glaubt.

Frank versteckt sich hinter Hygienemängeln. Frankfurt versteckt sich hinter Frank. Ziel ist die protestfreie Global-City. Gesäubert von Opfern eines unsozialen, menschliche wie natürliche Ressourcen verschlingenden Lebensstils. Von unter Verfolgung und Vertreibung leidenden Minderheiten. Diese Leidtragenden sind das Ergebnis einer rein nach wirtschaftlichen Interessen betriebenen EU-Osterweiterung.

Frank handelt wie es sich für den Vertreter einer demokratisch ausgemergelten polischen Klasse geziemt. Er verjagt unbotmässige Lebensweisen aus einer künftig bloss noch von Gentrifizierungs Hipstern bewohnbaren Stadt.

Ist der Staat, sind die öffentlichen Kassen, Beute internationaler Grossgläubiger, die an Krise und Krieg mehr verdienen als am Frieden, so exekutiert Frank als deren letztendlicher Handlanger den Belagerungs- und Aussnahmezustand. Bei Blockupy setzte er die Verfassung ausser Kraft. Das war die Generalprobe.

Am 31.7 folgt die eigentliche Premiere. Die anstehende Räumung ist als Teil einer bundesweiten Kampangne zu verstehen. Weitere Occupy Camps wie Düsseldorf, Hamburg und Kiel sind zum 31.7 von Räumung bedroht.

Sarkozy handhabte den Hochdruckreiniger. Frank hebelt vermittels Hygiene. Das O:F Protestcamp, das politische Mahnmal gegen die Willkür der Finanzmärkte, wird sich dem schmutzigen Plan, ESM und Fiskalpakt sauber durchzuwinken, tatkräftig in den Weg stellen.

Frank mag seine wochenlange Hinhaltetaktik als Krönung empfinden. O:F steht für zivilgesellschaftlichen Protest, unabdingbar für Bewahrung demokratischer Grundrechte. Der Ordnungsdezernent eskaliert seinerseits die soziale Unordnung und betoniert den Weg zu einer Demokratur nach russischem Vorbild.

O:F ist gekommen um zu bleiben! Dieses Mal wird Frank gehen...

Die O:F Asamblea am Sonntag den 22.7 bildet den Auftakt einer offensiven Abwehr demokratiefeindlicher Unordnungspolitik.

Occupy:Frankfurt Presseteam"


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Schaedelharry63 schrieb:
HG hat heute im blog-g folgendes hierzu verlinkt:

http://www.123recht.net/Die-Organisation-__a421__p4.html

Darin wird u.a. ausgeführt:

"Im einzelnen hat das staatliche Gericht festzustellen, ...
ob das ausgesprochene Strafmaß verhältnismäßig war..."

Danke, Schaedelharry63! Also wird - soweit ich das verstehe - insbesondere die Verhältnismässigkeit entscheidend sein. Die anderen Punkte scheinen ja m.E. erfüllt...
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@Schaedelharry63 und Dirty-Harry:

Wie gesagt, ich kenne mich damit nicht aus, könnte mir jedoch durchaus vorstellen, dass ein ordentliches Gericht die Sache wieder zurück an die DFB-Rechtsprechung verweist...

Vielleicht kann einer unserer Rechtsexperten dazu etwas mehr sagen.
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Sehr ernüchternd finde ich auch den Absatz aus der heutigen FNP-Printausgabe:

[...] "Frankfurter Fans gehen über Leichen, so Nachreiner, der noch während des Plädoyers von Christoph Schickhardt das Gericht brüskierte und den Saal in Richtung Heimat verliess. Prozessbeobachter hatten das Gefühl, dass Nachreiner der Verlauf der Verhandlung recht egal gewesen war und dass sein Strafantrag bereits vor der Verhandlung feststand." [...] Klaus Veit, FNP vom 21. Juli 2012

Abgesehen davon, dass die Verhandlung und das Urteil in meinen Augen eine Farce darstellt (und sich übrigens gleich mal am neuen Verhaltenskodex von DFB / DFL / Vereine / Innenministerkonferenz orientiert: "Wir stehen für eine konsequente Sanktionierung"), stellt sich mir als juristischem Laien die Frage, inwieweit überhaupt Chancen vor einem 'ordentlichen Gericht' bestehen, wenn man sich als Verein der DFB-Gerichtsbarkeit freiwillig unterworfen hat. Dort steht ja in §9a, dass ein Verein für das Verhalten seiner Fans verantwortlich ist (wie auch immer das umgesetzt werden soll).

Besteht da nicht das Risiko, dass ein normales Gericht diesen Fall aus o.g. Grund gar nicht aufnimmt?  
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hijackthis schrieb:
...Was noch fehlt und das wird kommen ist der Aufstand derjenigen, die sich nicht mehr verarschen lassen wollen, denen man eh schon alles, was lebens- und liebenswert ist, genommen hat...

Sorry, das sehe ich nicht so. Wo waren denn in den vergangenen Jahren die Millionen Hartz4'ler, um für eine menschenwürdigere Behandlung aufzustehen? Wo gab es in unserem Land den Aufstand gegen das aus dem Ruder laufende Finanzsystem (abgesehen von den wenigen Occupy-Leutchen, die dafür auch noch verhöhnt werden). Wo sind denn die vielen Hunderttausend aktiven Fussballfans, um gegen Repressionen, Sippenhaft und fehlende Differenzierung zu protestieren?

Nur in iNet-Foren, Blogs und in den Kneipen herrscht ein Aufschrei. Dabei müsste es auf Deutschlands Strassen längst brennen vor Empörung.

Das haben 'die Eliten' in den vergangenen Jahren schon fein hingekriegt. Sobald Protest laut wird, wird kriminalisiert (am Beispiel Fussballfans = Chaoten ist das doch am besten zu beobachten). Dann duckt sich der deutsche Michel und es kann weitergehen wie gehabt...
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Heute hat die Bundeswehr in einer feierlichen Zeremonie offiziell die Verantwortung über die Provinz Kundus an die afghanischen Amtsträger übergeben. Allerdings wird die Bundeswehr Kundus noch nicht verlassen - alle Aktivitäten werden jedoch ab sofort in erster Linie durch afghanische Sicherheitskräfte durchgeführt.

Kundus wurde seit 2003 von den deutschen Einheiten kontrolliert. In dieser Provinz liessen seitdem 15 deutsche Soldaten ihr Leben.

Mit der Übergabe erfolgt ein weiterer grosser Schritt zum vollständigen Rückzug der ISAF aus Afghanistan. Es wird sehr interessant sein zu beobachten, wie sich die Lage in Kundus in den nächsten Monaten entwickelt. In meinem vorherigen Posting habe ich ja bereits auf meinen Blogartikel hingewiesen, der eine ähnliche Situation in der allerdings härter umkämpften Provinz Kunar beschreibt. Das afghanische Militär dort ist nicht besonders glücklich über den bevorstehenden Rückzug der amerikanischen Truppen.
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Schade... Wollte gerade schreiben, dass es sich um eine akustisch gesteuerte Duschanlage handelt. Dass sie nur auf dreimaliges Klatschen und dem Absingen von "It's raining again" reagiert...

Aber Du hast ja schon des Rätsels Lösung gefunden  
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giordani schrieb:
Der "Hodentöter" (H. Wehner) aus Dreggers Stahlhelmfraktion, der sich früher schon als Pinochet-Freund und Mudschahedin-Verherrlicher für Löwenthals rechtes ZDF-Magazin hervortat hat noch nie Probleme mit Autokraten und Diktatoren gehabt.

Ist das nicht ein bisschen sehr schwarz-weiss gedacht, giordani? Man muss nicht in der Vergangenheit bohren, um eine aktuelle Meinung blosszustellen.

Ausserdem: Pinochet hatte noch ganz andere Freunde... FJS, Friedensnobelpreisträger Kissinger. Und ich schaue gerne mal nach, welche unserer Politiker dem Assad bereits kollegial die Hand gereicht haben!
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Die gestrige Sendung "Hart aber fair" mit Frank Plasberg hat auch nicht dazu beigetragen, differenziert über die Situation in Syrien zu debatieren.

Jürgen Todenhöfers (von der Redaktion besetzt als netter Verschwörungstheoretiker) Mahnungen und Erlebnisse wurden u.a. von Claudia Roth (besetzt als nichtswissende Lautsprecherin) galant ignoriert. Somit lautet der allgemeine Grundtenor weiterhin: Assads Schergen schiessen die friedliche Bevölkerung zusammen.

Wen's interessiert: Meine Medienkritik "hart aber fair" vom 9. Juli 2012!
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dito schrieb:
In anbetracht der aktuellen Diskussionen in der Presse, würde mich mal interresieren was aus deiner geplanten Tour geworden ist.


Welche aktuellen Diskussionen in der Presse meinst Du? Geht es um die fünf Verunglückten am Lagginhorn?

Zu Deiner Frage: Ich habe mein Vorhaben umgesetzt und habe im vergangenen Frühherbst gemeinsam mit einem lokalen Bergführer (vom Alpin Center Zermatt) das Matterhorn über die klassische Route Hörnligrat in Angriff genommen. Im Gegensatz zu den hochfrequentierten Sommermonaten war zum Glück die Anzahl der Seilschaften überschaubar (12 Teams haben sich in der Nacht bereit gemacht). Morgens um 8.40 Uhr stand ich auf dem Gipfel. Auf- und Abstieg (Start: Berghaus Matterhorn -> Gipfel -> Abstieg und Rückweg nach Zermatt) haben insgesamt etwas über 14 Stunden gedauert.

Klettertechnisch habe ich schon Anspruchsvolleres erlebt, aber der Aufstieg war eine ziemlich harte und anstrengende Kraftprobe.

Momentan plane ich - neben einer Klettersteigtour - gerade das Aletschhorn.
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Das Thema wird immer brisanter, die Not immer grösser, aber dieser Thread ist eingeschlafen wegen festgefahrenen, verbalen Grabenkriegen durch uns, die wir eigentlich keine Ahnung von den Vorgängen in Syrien haben...

Die Reportage "Syrien - Tödliche Sackgasse?" (lief u.a. heute Abend auf Phoenix und müsste noch in der ZDF-Mediathek zu finden sein) ist urplötzlich mal eine angenehm zurückhaltende Bewertung der aktuellen Situation in Syrien.

Und siehe da: Aus ist die Mär vom alleinigen Schurken al-Assad, der uns als solcher bis dato in den deutschen Medien präsentiert wurde (bitte nicht missverstehen: Ich betrachte al-Assad und sein Regime keineswegs als lupenreine Demokraten!).

Wie ich es bereits schon einmal in diesem Thread schrieb: Die Lage ist viel zu kompliziert für den obligatorischen 3-Minüter in der Tagesschau.

Die Reportage (nix Verschwörungsblog, sondern öffentlich-rechtliches TV) berichtet u.a.:

- Mitnichten ist der grössere Teil der syrischen Bevölkerung auf Seiten der Aufständischen. Viele Menschen leiden unter Übergriffen, Plünderung und Vertreibung durch die Rebellen.

- Saudi-Arabien und Katar scheinen mittels den Rebellen in Syrien einen Stellvertreterkrieg gegen den Iran zu führen.

- USA / Türkei / der Westen haben Interessen in Syrien wegen der Situation im Nahen Osten - gleichzeitig ist in Syrien ein strategisch wichtiger Mittelmeerhafen für die russische Flotte.  

- Volksgruppen bekämpfen sich: Sunniten versus Alawiten. Geht es da um Demokratie und Freiheit oder um alte, fundamentale und kulturelle Zugehörigkeiten?

Wie gesagt... Die Situation dort ist viel zu kompliziert, um hier aus westeuropäischer Sicht das s/w-Denken anzusetzen. Und vor allem: Das ganze Thema ist wieder einmal ein Beispiel, wie die wenig investigative Berichterstattung in den "schnellen Medien" (Nachrichtensendungen TV & Radio, Online-Meldungen, etc.) unser Bild und unsere Meinung prägen kann. Das geht so weit, dass man sich hier im Thread gegenseitig verhöhnt, weil man meint, die Meinungshoheit zu haben...

Ein bisschen Demut wäre (wie in vielen Dingen des Lebens) auch hier mal angebracht.

So. Und jetzt freue ich mich auf den obligatorischen Einzeiler von User Brady.

PS: Sorry, habe das alles eben nur mal grob zusammengezimmert. Habe uhrzeitbedingt grad keine Lust auf Links, tiefere Ausführungen, etc. Bitte hiermit um Nachsicht!  
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Ich finde es mal wieder lustig, wie die Diskussion über den harmlosen Einschnitt medial geführt wird und welche Argumente da von beiden Seiten aufgefahren werden.

Weniger lustig finde ich, dass es über die rechtlich erlaubt und erwünschten, extrem nachwirkenden und traumatisierenden geschlechtszuweisenden Operationen* bei intersexuellen Säuglingen (Zwitter) nur in Fachkreisen Debatten gibt. Statistisch gesehen, landet aus diesem Grund in Deutschland jeden Tag ein Kind auf dem OP-Tisch. Und zwar zwangsweise.

(* Kastration, hormonelle Behandlungen, Einsetzen einer künstlichen Vagina, u.a.)

An alle, die für das Verbot des Wegschnippelns der Vorhaut bei Kindern eintreten: Bitte dann auch dringend die Zwangs-OP's bei Intersexuellen anprangern

Mir geht es nicht um den Druck auf die Tränendrüse oder Herummoralisieren. Ich will mit dem Beispiel nur zeigen, wie schnell ein eigentlich banales Thema den Weg auf die Titelseiten schafft, während wirklich Skandalöses der breiten Öffentlichkeit praktisch nicht bekannt ist.
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giordani schrieb:
Beim Kauf eines jedweden Speichermediums, Brenners oder anderer Vervielfältigungsgeräte ist auch eine GEMA-Abgabe enthalten.....
http://de.wikipedia.org/wiki/Pauschalabgabe

Und die für USB-Sticks und Speicherkarten wird übrigens ab nächste Woche kräftig erhöht
http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article106373740/Gema-erhoeht-Speicher-Abgabe-um-1850-Prozent.html

Super, danke! Wieder was gelernt...
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Nur eine kurze Anmerkung zu 'früher':

Klar haben wir Songs von der Platte oder aus dem Radio auf Kassette aufgenommen und für den eigenen Bedarf, die aktuelle Freundin oder eine Party benutzt.

Beim Kauf der Kassette war jedoch im Kaufpreis eine Lizenzgebühr an die GEMA inkludiert (den prozentualen Anteil weiss ich gerade nicht). Insofern haben wir 'früher' auch für solche Nutzungsrechte bezahlt...

@double_pi: Du machst gerade den Fehler, auf den ich in meinem ersten Posting in diesem Thread hingewiesen habe. Urheberrecht ist nicht nur GEMA und betrifft nicht nur Musik.

Und ich kann die Meinung nicht unterstützen, dass wegen der Möglichkeiten des Internets jetzt alles geändert werden sollte. Aber da bin ich wohl eher 'oldschool'...
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double_pi schrieb:
...ich rede davon, dass man ein lied sowohl kommerziell als auch nichtkommerziell nutzen kann. eine kommerzielle nutzung wäre, dass man das lied in einem club spielt, für den man eintritt verlangt. eine nichtkommerzielle nutzung wäre es, wenn man das lied zuhause hört ohne davon finanziell zu profitieren. ich denke, dass der autor das auch so meinte.

Nimm mal bei Deinem Beispiel anstelle einem Song ein Foto, für das der Fotograf eigentlich Nutzungsgebühren haben möchte, weil er davon lebt.

Klar ist es nichtkommerziell, wenn Du es Dir runterlädst, es in einem Shop als Poster drucken lässt und dann an Deine Wand hängst. Du hast dann aber den offiziellen Kauf hintergangen und der Fotograf geht leer aus.

Also kommerzielle / nichtkommerzielle Nutzung funktioniert m. E. nicht als Regelung...

Vielleicht eher die Kunst-Flatrate für digitale Inhalte?
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double_pi schrieb:
Lieber frei als gerecht
von Michael Seemann
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/warum-urheberrecht-und-internet-nicht-zusammenpassen-a-828246.html

Es steht jedem frei, seine Werke für jedermann zur Verfügung zu stellen. Dafür gibt es ja beispielsweise das Verfahren der CreativeCommons-Lizenz.

Eine völlige Aufhebung des Urheberrechts kann aber doch nicht die Lösung sein. Denke mal bitte an die vielen Fotografen, die davon leben, dass ihre Bilder verwertet werden und deren Fotos Du z.B. (illegal) von jeder Online-Nachrichtenseite runterladen könntest, um sie für Deinen Blog oder auf Facebook oder hier im Forum zu nutzen.

Künstler / Kreative müssen die Verwertung ihres Schaffens selber kontrollieren und von der Nutzung ihrer Werke finanziell profitieren können, wenn sie das wollen.

Da müssen andere Modelle her.
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Afrigaaner schrieb:
...Der einzige Einwand, den ich hatte, war daß ich es nicht gut finde jetzt zu klagen, weil ich glaube daß die sich sehr gut abgesichert haben und der schwarze Peter dann eben bei der Post liegt...


Hier geht es nicht um etwaige rechtliche Schritte, die vielleicht der eine oder andere im Nachhinein noch anstrengen will, und die dann die Zusteller treffen würden.

Es geht um das diffamierende Gefeixe, das die Mehrheit - die durch Nichtstun die BILD-Aktion ermöglicht hat - gegenüber Leuten anstimmt, die sich im Vorfeld beim Springer-Verlag gegen die Zustellung ausgesprochen haben.

Man könnte - wenn man die Diskussion zuspitzen wollte - sogar geneigt sein zu behaupten, dass Zigmillionen Deutscher durch ihre stillschweigende Duldung die Verschwendung von wertvollen Ressourcen unterstützt haben (Wasser, Holz, etc.)... Aber wir wollen es jetzt mal nicht überteiben  ,-)
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S-G-Eintracht schrieb:
...Daher finde ich die Darstellung der Piratenpartei bislang als absolut einseitig...

Die Piraten haben sich anfangs der Debatte ziemlich weit aus dem Fenster gewagt, weil sich da teilweise Leute öffentlich zum Thema geäussert haben, die tatsächlich nicht die geringste Ahnung davon hatten.

Nach dem Aufschrei wegen Sven Regeners Äusserungen und der Kampagne "Wir sind die Urheber" kam jedoch anscheinend auch die Piratenpartei zur Besinnung.

Soweit ich informiert bin, finden sich derzeit landesweit für einen Meinungsaustausch Diskussionsrunden mit Piraten, Urhebern und Verwertern zusammen. Sicher ein hilfreicher Prozess.

Einigkeit scheint in diesem Thread darin zu bestehen, dass das Urheberrecht weiterhin Bestand haben sollte (in welcher Form auch immer). Daraus folgernd, müsste ja dann jeder damit einverstanden sein, für die Nutzung von urheberrechtlich geschützten Werken eine sachgerechte Zahlung zu leisten. Oder?
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Ein schwieriges Thema, aber interessantes Thema hast Du da eröffnet, double_pi  

Ich habe mich in letzter Zeit intensiv damit beschäftigt, weil das Urheberrecht auch mich betrifft. Habe die internen Diskussionen bei den Piraten verfolgt, die Debatte um den Programmvorschlag im Rahmen der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen, habe mit diversen Leuten darüber gesprochen, habe die Shitstorms auf diversen Blogs im iNet erlebt und bin jetzt an dem Punkt, wo ich mir Gedanken über vorgeschlagene Alternativen mache.

Aber generell sind mir erstmal ein paar Anmerkungen wichtig:

a) Mich stört die Oberflächlichkeit der bundesweiten Diskussion, bei der fast nur über (bis dato) illegale Raubkopien und Youtube-Videos gesprochen wird.

b) Man sollte bei einem Gedankenaustausch strikt zwischen Urheberrecht und GEMA (oder anderen Verwertungsgesellschaften) trennen. Das eine hat erstmal nichts mit dem anderen zu tun.

c) Das Urheberrecht betrifft viele Bereiche: Journalismus, Fotografie, Autoren, Maler, Bildhauer, Musiker, Filmemacher, usw. usf... Was die GEMA für die Musiker und Komponisten, ist die VG Bild-Kunst für Designer, Fotografen oder Regisseure.

Ein Urheber - d.h. der Erschaffer eines Werkes (ob Text, Musik, Bild, Spiel oder was auch immer) - sollte prinzipiell erst einmal selbst die Kontrolle darüber haben können, was mit seinem 'Produkt' passiert, ohne Angst haben zu müssen, dass das Werk von Dritten unbefugt verwertet oder geändert wird. Dafür steht das Urheberrecht und ich finde das absolut richtig.

GEMA, VG Bild-Kunst u.a. sind von den Schaffenden gegründete Institutionen, die die Werke und Verwertung der Künstler im Sinne des Urheberrechts kontrollieren sollen. Auch das macht prinzipiell Sinn. Ob die Modelle in ihrer Art noch zeitgemäss sind, darüber lässt sich diskutieren. Ein Urheber (ich weiss es aus persönlicher Erfahrung) wäre absolut überfordert bei der Kontrolle seiner Werke, sollten diese Organisationen nicht mehr existieren. Denkt z.B. mal an Fotografen und ihre 1.000ten Bilder!

Ein Thema wäre für mich, inwieweit z.B. Monopolisten wie Google (via Youtube) davon profitieren, dass sie das Urheberrecht aushebeln (indem sie die Plattformen dafür schaffen) und sich jetzt als Unschuldslämmer darstellen, die wegen der bösen GEMA das Musikvideo XY nicht mehr zeigen dürfen (Ihr kennt die Einblendung bei entsprechenden Titeln).

Jut, jut... ich werde die Diskussion gespannt verfolgen!
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Basaltkopp schrieb:
...Aber fühlt Euch doch nicht als bessere Menschen, weil ihr meint, es dem Springerverlag mal so richtig gezeigt zu haben. Zumal ihr, wie bereits erwähnt, eh die falschen getroffen habt. Bezeichnend, dass ihr diesen Fakt nicht einmal akzeptiert.

Ich verwahre mich ausdrücklich dagegen, mich hier als 'besseren Menschen' darstellen zu wollen.

Dir geht es darum, dass diese Form des Protests den Adressaten (BILD) nicht juckt und Unschuldige getroffen werden?

Dann kannst Du andere Formen des Protests ebenfalls sein lassen oder die Nase darüber rümpfen. Dein armer Briefzusteller wird dann ersetzt durch den armen Einsatzpolizisten, der die Demos gegen Fluglärm, Finanzmarkt oder Nazis 'betreuen' muss.

Also bekundet der Bürger am besten seine Meinung, indem er alles in den Müll kloppt, was ihm zugemutet wird?

Ich nehme an, Du verstehst, wie ich das meine...

PS: Und nochmals - nicht ich habe den Postzusteller in diese Situation gebracht, sondern die BILD mit ihrer Idee der deutschlandweiten Verteilung, ohne uns vorher zu fragen!