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brodo

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Volker Bruch ist demnächst dann Mitglieder der Querdenkerpartei Die Basis.
Wer glaubt eigentlich immer noch, dass diese verfickte Iniative von besorgten SchauspielerInnen und nicht von knallharten Querdenken ins Leben gehoben wurde?

https://www.tagesspiegel.de/politik/allesdichtmachen-initiator-volker-bruch-hat-mitgliedsantrag-bei-querdenker-partei-gestellt/27156094.html
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reggaetyp schrieb:

Wer glaubt eigentlich immer noch, dass diese verfickte Iniative von besorgten SchauspielerInnen und nicht von knallharten Querdenken ins Leben gehoben wurde?


Ich nicht.
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Halten wir also fest: Der Amateur- und Nachwuchsfußball steckt aufgrund der Pandemie in gigantischen Problemen. In den meisten Amateur-Klassen wurde die Saison annulliert. In vielen Nachwuchsligen, wurde zum zweiten Mal in Folge die Saison ohne Wertung abgebrochen. Hunderte Nachwuchstrainer mussten der Enttäuschung von tausenden geplatzter Kinderträume entgegenwirken, die Aussetzung des Spiel- und Trainingsbetriebes über Monate erklären und schließlich wieder die Botschaft einer abgebrochenen Saison überbringen. Sie mussten ihre Nachwuchskicker über Monate bei der Stange halten, obwohl sie nicht gemeinsam auf die Sportplätze durften. Der komplette Breitensport ächzt unter den Kontaktbeschränkungen die einen regulären Trainingsbetrieb erschweren, vielerorts komplett unmöglich machen. Vereine verzeichnen Mitgliederschwund, das gesellschaftlich sinnstiftende Vereinsleben ist seit über einem Jahr mehr oder weniger zum Erliegen gekommen, zahlreiche Vereinskneipen sind pleite gegangen, zahlreiche klein- und mittelständige Sponsoren mussten sich aus dem Amateur-Fußball zurück ziehen, da sie selber wegen der Pandemie unter Druck geraten sind.

Und anstatt, dass der DFB - immerhin der größte Sportverband der Welt - sich als Lobbyist für seine 25.000 Vereine an die Speerspitze einer gesellschaftlichen Rettung des Breitensports positioniert, in Talkshows auf die Nöte im Amateur- und Nachwuchssport hinweist, Hilfspakete oder gar einen solidarischen Hilfsfonds unter  Beteiligung der DFL für den Amateursport gründet, leistet sich die Verbandsführung eine erbärmliche Schlammschlacht, die das Niveau einer Schulhofschlägerei an einer Grundschule unterbietet.

Diese Leute sind so weit weg von den 25.000 Vereinen, soweit weg von den tausenden aktiven Spielerinnen und Spielern im Amateur- und Nachwuchsfußball, soweit weg von den tausenden ehrenamtlichen Trainerinnen und Trainer im Amateur- und Jugendbereich, so weit weg von den tausenden ehrenamtlichen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern und so weit weg  von den tausenden ehrenamtlich Tätigen in den Amateurvereinen und Ligen. Der Verbandsspitze geht es um ihre eigenen Eitelkeiten und nicht um das Wohlergehen der Leute, denen sie eigentlich vorstehen. Ich finde das einfach traurig.
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SGE_Werner schrieb:


         Anscheinend mögen es die 1.-Mai-Demonstranten auch kuschelig warm und haben sich ohne größere Abstände durch die Berliner Straßen gequetscht, gut sichtbar auf allen Fotos.


Erhellend, dass die Leute, die sonst bei jeder Schwurbler-Demo wenige Stunden danach hier den Thread fluten mit der Empörung, dass zB sich an die Corona-Regeln nicht gehalten wurde, nicht mal ein leises Wort der Kritik finden, dass heute an diversen Orten dicht gedrängt (wenn auch anteilig mit mehr Maskendichte als bei Schwurblern) demonstriert wurde.

Und nein, ich will damit die Schwurbler nicht mit Whataboutism schönreden, das sind einfach Deppen, die zusätzlich zu den fehlenden Abständen auch Masken für Teufelszeug halten und auf die Gesundheit aller vollends scheissen. Nur wer so viel Wert legt, deren Verstöße bei Demonstrationen aufzulisten, könnte zumindest angesichts der Bilder zB heute aus Berlin wenigstens ein wenig verhaltenen Unmut äußern.
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SGE_Werner schrieb:

SGE_Werner schrieb:


         Anscheinend mögen es die 1.-Mai-Demonstranten auch kuschelig warm und haben sich ohne größere Abstände durch die Berliner Straßen gequetscht, gut sichtbar auf allen Fotos.


Erhellend, dass die Leute, die sonst bei jeder Schwurbler-Demo wenige Stunden danach hier den Thread fluten mit der Empörung, dass zB sich an die Corona-Regeln nicht gehalten wurde, nicht mal ein leises Wort der Kritik finden, dass heute an diversen Orten dicht gedrängt (wenn auch anteilig mit mehr Maskendichte als bei Schwurblern) demonstriert wurde.

Und nein, ich will damit die Schwurbler nicht mit Whataboutism schönreden, das sind einfach Deppen, die zusätzlich zu den fehlenden Abständen auch Masken für Teufelszeug halten und auf die Gesundheit aller vollends scheissen. Nur wer so viel Wert legt, deren Verstöße bei Demonstrationen aufzulisten, könnte zumindest angesichts der Bilder zB heute aus Berlin wenigstens ein wenig verhaltenen Unmut äußern.

Ich äußere mich grundsätzlich nicht zu Dingen, die nicht in mein links-faschistoides Weltbild passen!

In diesem Sinne: Einen schönen Sonntag und "Rot Front".

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brodo schrieb:

SGE_Werner schrieb:

Man muss den potenziellen Zeitraum für Fallzahlrückgang nur genug streecken, dann passt es auch irgendwann.

Verstehe. Somit kann man vermutlich auch ein etwas laschet Vorgehen bei den Corona-Maßnahmen rechtfertigen, immerhin konnte so die Wirtschaft ein paar Euros spahn.

Da habt ihr in wielerlei Hinsicht recht.
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Luzbert schrieb:

brodo schrieb:

SGE_Werner schrieb:

Man muss den potenziellen Zeitraum für Fallzahlrückgang nur genug streecken, dann passt es auch irgendwann.

Verstehe. Somit kann man vermutlich auch ein etwas laschet Vorgehen bei den Corona-Maßnahmen rechtfertigen, immerhin konnte so die Wirtschaft ein paar Euros spahn.

Da habt ihr in wielerlei Hinsicht recht.

Und am Ende hätte uns vielleicht doch dier Einsatz von lauter Bachblüten geholfen.
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Für mich geht es bei der Wahl nur um die Frage, wähle ich das geringere Übel oder wähle ich Protest. Protest wären für mich derzeit  die Optionen „Die Partei“ zu wählen oder Zettel ungültig machen. Bis vor einigen Tagen war ich mir sicher, dass es auf eine der letzt-genannten Optionen raus läuft.

Nun ist neben der berechtigten Frage, wie sinnvoll so eine Protestwahl eh schon nicht ist, noch eine weitere Option hinzugekommen, die für mich persönlich aus zwei Facetten besteht:  Es gibt zum einen evtl. die Möglichkeit den Bundeskanzler Armin Laschet zu verhindern und gleichzeitig die Möglichkeit, dass eine Frau Chefin der Bundesregierung wird. Das sind beides keine besonders visionäre Wahl-Motive und erst Recht keine, die sich argumentativ an den Wahlprogrammen der jeweiligen Parteien orientieren. Aber ich muss ganz offen gestehen, dass es mir  vor einem Bundeskanzler Armin Laschet, der Friedrich Merz in sein Team geholt hat, ziemlich gruselt.  

Und „die Grünen“ bieten selbstverständlich Angriffsfläche ohne Ende. Gerade zum Beispiel die Grünen in Hessen, die einen Peter Beuth mit tragen, die Teil einer Landesregierung sind, die kein gutes Bild in der Aufklärung des Anschlags von Hanau abgibt usw.  Alles Einwände, die ich teile und die mich richtig sauer machen.

Aber es geht ja eben auch um das geringste Übel. Und weil meine bescheidene Lebenserfahrung mir sagt, dass Frauen die besseren Führungskräfte sind, spielt auch das eine Rolle in meiner Erwägung. Natürlich sind Frauen nicht per se und in jedem Fall die besseren Führungskräfte. Und selbstverständlich  gibt es tolle männliche Führungskräfte und grottige weibliche Führungskräfte.  Aber unterm Strich halte ich Frauen inzwischen für die besseren.

Das mal als Einblick in meine derzeitigen und  völlig zu Recht angreifbaren Überlegungen, die ja bislang nur auf emotionaler Basis entstanden sind, ohne dass ich irgendein Wahlprogramm einer Partei für den Bundestagswahlkampf bisher gelesen habe.

Und wenn Omid Nouripour z.B. tatsächlich gestalterische Möglichkeiten in der Außenpolitik von Deutschland bekäme, würde ich mich damit wohler  fühlen, als wenn das irgendein FDP-Heini macht.
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brodo schrieb:

Hat Streeck dann auf den letzten Metern also doch noch Recht gehabt?


So ist es. Man muss den potenziellen Zeitraum für Fallzahlrückgang nur genug streecken, dann passt es auch irgendwann.
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SGE_Werner schrieb:

Man muss den potenziellen Zeitraum für Fallzahlrückgang nur genug streecken, dann passt es auch irgendwann.

Verstehe. Somit kann man vermutlich auch ein etwas laschet Vorgehen bei den Corona-Maßnahmen rechtfertigen, immerhin konnte so die Wirtschaft ein paar Euros spahn.
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Ähnlich wie gestern stagnierende Todeszahlen, ganz leicht sinkende Intensivpatientenzahlen, ordentlich sinkende Fallzahlen, hohe Impfzahlen.

Morgen wahrscheinlich keine Meldungen über Impfungen, weil Feiertag. Vermutlich auch etwas Meldeverzug bei den Fallzahlen.

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SGE_Werner schrieb:

ordentlich sinkende Fallzahlen


Hat Streeck dann auf den letzten Metern also doch noch Recht gehabt?

"Wie wir das im vergangenen Frühjahr gesehen haben – gehen im März, spätestens April die Infektionszahlen nach unten."

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Irgendwann hab ich den Film hier schon mal erwähnt und ich kann ihn nur erneut wirklich weiter empfehlen:

Weit - Die Geschichte von einem Weg um die Welt

Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=KwNASyvE5jE

Soweit ich weiß ist der Film derzeit nur über die Homepage des Films zu beziehen und/oder dort zu streamen.

https://www.weitumdiewelt.de/film/
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Rechtzeitig zum Beginn der Grillsaison:
"Die letzten Köhler von Rumänien"
Zu finden in der arte-Mediathek.
Was für ein archaisches, hartes und schmutziges Handwerk. Bis etwa Mitte des vergangenen Jahrhunderts auch in unseren Wäldern noch häufig anzutreffen.
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Danke, ich hoffe ich finde die Tage mal Zeit, mir das anzuschauen.
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Michael Meyer-Hermann  heute bei Lanz:

https://twitter.com/SaarlAudioslave/status/1387890241672028164

Er sagt das, was er immer sagt. Hätte nur mal jemand auf ihn gehört...
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Hat heute jemand Illner gesehen? Zur Frage "Freiheit, Solidarität, Widerspruch - spaltet Corona das Land?" waren heute Liefers, Kubicki und Palmer eingeladen. Für die Wissenschaft am Start war Mai Thi von Mai Lab. An der Seitenlinie vermutlich Tschentscher. Ich habe es leider (oder zum Glück?) verpasst - vielleicht möchte jemand eine kurze Zusammenfassung geben, ob die Kandidaten etwas zur Ablehnung der Fragestellung beitragen konnten?
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HessiP schrieb:

Hat heute jemand Illner gesehen? Zur Frage "Freiheit, Solidarität, Widerspruch - spaltet Corona das Land?" waren heute Liefers, Kubicki und Palmer eingeladen. Für die Wissenschaft am Start war Mai Thi von Mai Lab. An der Seitenlinie vermutlich Tschentscher. Ich habe es leider (oder zum Glück?) verpasst - vielleicht möchte jemand eine kurze Zusammenfassung geben, ob die Kandidaten etwas zur Ablehnung der Fragestellung beitragen konnten?


Liefers hat wieder keine Argumente (Achtung Wortspiel) geliefers, warum es sinnvoll war dieses Video zu machen, trotzdem - wie gesagt - Narrative der Schwurbler bedient (einheitliche Medienberichterstattung, man darf manches nicht mehr sagen, es wird nur auf die Virologen gehört - alle anderen gesellschaftlichen Bereiche werden ausgeklammert, schweigende Mehrheit). Kubicki und Palmer haben ihre Rolle als Stereotyp für "alte, weiße Männer" blendend ausgefüllt und sich darin sichtlich wohl gefühlt, Tschentscher dabei quasi ausgeschlossen. Mai Thi hatte die besten Argumente aber wegen der Scheiß-Performance der anderen (vor allem Liefers) einfach schlechte Laune, und das hat man ihr auch angemerkt. Ich hatte teilweise das Gefühl, dass sie einfach zu müde war, dass sie nach über einem Jahr Pandemie immer noch das kleine  Einmaleins der Pandemie-Bekämpfung erklären muss und darauf in dieser Ansammlung von alten, weißen Männern auch kein Bock hatte.

Was mich gewundert hat, dass niemand den Leifers mal argumentativ zerlegt hat, mit Fakten. Sowas wie "Einheitsmeinung der Politik".  Das wäre z.B. eine Steilvorlage für Tschentscher gewesen, der ja alle MPKs mitgemacht hat und daher hautnah miterlebt hat, dass "die Politik" eben nicht mit einer "Einheitsmeinung" durch die Pandemie gekommen ist und dass da eben doch Sachen hinterfragt wurden und umstritten waren und es permanent um verschiedene Interessen ging.

Alles in allem hat man nix verpasst, wenn man es nicht gesehn hat. Bei dem Line-Up hätte ich mir entweder eine harte argumentative Runde vorgestellt oder zumindest ein bisschen Krawall und Remmidemmi. Beides war nicht der Fall.
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Was mir bei der ganzen Debatte um Liefers etwas zu kurz kommt ist der Aspekt des Initiators der gesamten Aktion, Das, was RT recherchiert hat.
Da wundert es einen dann nicht mehr, wenn Liefers sich argumentativ unbewaffnet zeigt.

@ Werner
Verrannt ist wohl der richtige Ausdruck. Man könnte auch sagen: aus Eitelkeit, Geltungsbedürfnis oder anderen Gründen haben sich die Herrschaften da böse vor einen Karren spannen lassen. Umso bedauerlicher, wenn sie es nicht einmal gemerkt haben.
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WuerzburgerAdler schrieb:

Was mir bei der ganzen Debatte um Liefers etwas zu kurz kommt ist der Aspekt des Initiators der gesamten Aktion, Das, was RT recherchiert hat.
Da wundert es einen dann nicht mehr, wenn Liefers sich argumentativ unbewaffnet zeigt.


Jup, damit hast du Recht. Die Anzeichen, dass zumindest Dietrich Brüggemann Verbindungen in die Schwurbler- und "Querdenken"-Szene hat, verdichten sich immer mehr. Es scheint enge Verbindungen zu Paul Brandenburg und somit zu den Verschwörern von „1 bis 19“ (u.a. Unterzeichner der " Great Barrington Declaration") zu geben. Er pflegt offenbar Sympathien für die "Freie Linke" (die der AfD und rechtsradikalen Verschwörunsgläubigen näher steht als der Antifa) und auch ein Netzwerk zu Leuten wie Reitschuster (der u.a. die Bundespressekonferenz zur Verbreitung von Verschwörungsmythen und Fake News missbraucht)  und Reiner Füllmich (der Fake-News über Drosten verbreitet und einen Sammelklage gegen eben diesen vorbereiten wollte) wird in diesem Internet als wahrscheinlich erachtet.

Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass dies kein zufällig zusammengewürfelter Haufen ist, der da halt mal seine Meinung zu Corona loswerden wollte, sondern dass zumindest Dietrich Brüggemann eine klare politische Agenda verfolgt. Ob Leute wie Liefers ihm da ideologisch nahe stehen oder ob sie nur naiv und mit einer Überdosis an Geltungsbedürfnis ausgestattet in diese Sache rein geschliddert sind, kann ich nicht beurteilen. Liefers bedient halt (auch heute bei Illner wieder) ob bewusst oder unbewusst immer wieder Narrative der Schwurbler („wie in der DDR, die schweigende Mehrheit, das darf man heute nicht mehr sagen"…usw.).
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Misanthrop schrieb:

Wirfst Du damit hier jemandem vor, sich von leuten abzuwenden, die sich, wie die Dame im Video, eingehend zu informieren versucht und kritisch die aufgespürten Informationen dann jeweils einzuordnen?


Man müsste ja erstmal rausfinden, ob die Person, die eine Meinung äußert, diesen Prozess durchlaufen hat. Dafür muss man aber auch die Möglichkeit geben, sich mit der Person und ihrer Meinungsfindung auseinanderzusetzen. Meinst Du, das passiert noch in den meisten Fällen? Übrigens ganz egal in welche Richtung...

Nein. Wenn jemand etwas sagt, was andere Menschen nicht richtig finden, wird oftmals nicht mehr diskutiert, es wird gleich persönlich. Und ich rede hier nicht von VT oder Rassismus! Das ist hier schon gelegentlich der Fall und in anderen sozialen Medien noch viel häufiger (man muss wirklich sagen, dass das Forum da noch fast ne Oase der Vernunft ist, ja).

Ich finde, dass in dieser Gesellschaft zu schnell jemand aufgrund einer Meinung gewertet wird, statt mal zu hinterfragen, warum jemand diese Meinung hat oder wie die Person darauf kommt und dann darauf einzugehen. Ist selbstverständlich keine Einbahnstraße, die andere Person muss dann auch bereit sein, das zuzulassen und sich selbst zu reflektieren.

Aber so sehe ich zu viele Leute, die pauschal alle, die einem wegen ihrer Meinung nicht passen, als Idioten, Schlafschafe, Merkel-Jünger, Drosten-Bücklinge usw. (je nach Meinung)  bezeichnen. Das bringt uns alle echt enorm weiter aktuell, wenn man mit Beschimpfungen um sich wirft. Man könnte einfach auch mal es dabei belassen, klar aufzuzeigen, was einen stört an einer Meinung statt ins Persönliche überzugehen.
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SGE_Werner schrieb:

Ich finde, dass in dieser Gesellschaft zu schnell jemand aufgrund einer Meinung gewertet wird, statt mal zu hinterfragen, warum jemand diese Meinung hat oder wie die Person darauf kommt und dann darauf einzugehen.

Nehmen wir mal das Beispiel Jan Josef Liefers. Natürlich ist nach der Veröffentlichung seines Videos ein Shitstorm über ihn hereingebrochen. Dass er davon offenbar - zumindest in der massiven Form - überrascht wurde, überrascht wiederum andere. Und ausgerechnet dieser Liefers teilt heute in der Zeit  die Gesellschaft in drei Gruppen ein. Die eine folge blind der Politik und trage alle Maßnahmen klaglos mit, die andere ist gegen alle Maßnahmen  und die dritte macht sich ein differenziertes Bild. Wen er in welche Gruppe einsortiert, sagt er nicht. Lediglich sich selbst ordnet er in eine Gruppe ein; und jetzt ratet mal in welche?

Und genau dieser Liefers hatte in den letzten Tagen in diversen Medien die Gelegenheit eingeräumt bekommen, seine Meinung zu erläutern und darzulegen, warum er zu so einer Maßnahme, wie diesem Video in dieser Form gegriffen hat. Die Zeit räumt ihm -wie gesagt - heute sogar ein moderiertes Gespräch mit Jens Spahn auf einer Doppelseite ein. Mehr Gehör kann man so jemandem doch gar nicht schenken. Aber alles was Liefers zur Untermauerung seiner Thesen vorbringt ist, dass er durch die Dauer-Nachrichten über Corona ganz "mischugge" geworden ist, dass ein alter Schulfreund ein renommierter Mediziner ist, der ganz andere Erkenntnisse zum Lockdown vertritt und das es ja erfolgreiche Modell-Projekte wie Tübingen oder Rostock gäbe, ohne diese genauer zu erläutern.

Der Liefers ist für mich ein Paradebeispiel dafür: Etwas undifferenziertes raus hauen, es mit fadenscheinigen Argumenten (die btw gar keine Argumente sind) zu unterfüttern und dann in den Anklagemodus schaltet, dass man ja fertig gemacht wird, dass auf differenzierte Meinungen kein Wert mehr gelegt wird und um im Bild zu bleiben, dass man mit (scheinbar) differenzierten Meinungen mit Tomaten beworfen wird.

Das lässt mich ziemlich ratlos zurück.
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Ich verlinke das mal hier:

https://www.jungundnaiv.de/2021/04/28/lothar-wieler-praesident-des-robert-koch-instituts-rki-folge-509/

Podcastfolge von Jung & naiv mit Lothar Wieler. Tilo Jung im Gespräch mit dem RKI Präsident, sehr informativ bezüglich der Arbeit des RKI, dem Verhältnis der Bundesregierung zum RKI und auch dem Stand der Wissenschaft.  Auch interessant die Einordnung, warum Politik nicht immer ausschließlich wissenschaftsgeleitet vorgehen kann. Und teilweise beeindruckend, wie klar der RKI-Präsident das politische Vorgehen kritisiert, ohne es konkret zu sagen.
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reggaetyp schrieb:

SGE_Werner schrieb:

Und wenn man zB die Künstler pauschal als Idioten bezeichnet, obwohl zumindest ein Teil der Beiträge durchaus diskussionswürdig und brauchbar waren, viele aber auch Schrott und ein paar tatsächlich einfach nur hetzerisch, dann braucht man definitiv sich nicht wundern, wenn das Klima vergiftet wird.

Das war eine konzertierte Aktion, initiiert und angeschoben und weitergedreht von Leerdenkern.
Ich hab schon geschrieben, dass z.B. Werbung für einen Fonds für wirklich notleidende Schauspieler und die Leute, die da auch hinter den Kulissen wirklich gut gewesen wäre.
Brüggemann, Liefers und Wunder sind in den letzten Monaten durch klar den Leerdenkern zuzuordnende Aussagen, Aktionen und Vernetzungen mit denselben auffällig wurden.
Die Connections werden derzeit dermaßen schnell aufgedeckt, dass ich (auch aufgrund meinem beruflich Eingespanntsein) nicht hinterherkomme, dies hier nieder zu schreiben.
Das sind keine Einzelmeinungen, von denen, die dabei bleiben, das ist ein kalkulierter und gewollter Dammbruch.



Habe ich nicht bezweifelt, trotzdem finde ich es nicht richtig, pauschal alle Aktionsbeteiligten als Idioten zu bezeichnen. Und dabei bleibe ich auch.
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SGE_Werner schrieb:

Habe ich nicht bezweifelt, trotzdem finde ich es nicht richtig, pauschal alle Aktionsbeteiligten als Idioten zu bezeichnen. Und dabei bleibe ich auch.
       

Okay. Ich bezweifle nicht, dass 2-3 Videos der Leute nicht zynisch sind und vielleicht auch berechtigte Missstände anprangern. Trotzdem halte ich die Aktion von vorne bis hinten für scheiße, weil sie der größte Erfolg der "Querdenker" und Schwurbler seit Pandemie-Beginn war. Und dabei bleibe ich auch.

Und jetzt könnten wir ja hier im Kleinen mal ausprobieren, wie man wieder in ein konstruktives Gespräch kommt.
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Wenn jemand Interesse am Geisteszustand von Attila Hildmann hat, dem/der empfehle ich nach den neusten Tweets von Volker Beck zu suchen.
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reggaetyp schrieb:

BILD, AfD und zuletzt auch die allenichtganzdicht Idioten haben alle daran gearbeitet, ein Klima zu schaffen, dass sich Leerdenkern ermächtigt fühlen, so etwas zu tun.



Und die behaupten, das Klima wäre so, weil die Gegenseite sie pauschal als Idioten bezeichnet.

Und wenn man zB die Künstler pauschal als Idioten bezeichnet, obwohl zumindest ein Teil der Beiträge durchaus diskussionswürdig und brauchbar waren, viele aber auch Schrott und ein paar tatsächlich einfach nur hetzerisch, dann braucht man definitiv sich nicht wundern, wenn das Klima vergiftet wird.
Brodowin hat es schon richtigerweise angesprochen. Man macht es sich mittlerweile vor lauter Wut auf die Covidioten zu einfach und schießt die Gülle direkt wieder zurück, trifft aber auch dann noch die Umstehenden.

Ich halte das für kontraproduktiv. Das ist genau die Saat, die AfD und Bild-Zeitung brauchen, wenn wir nicht nur die 5 % Idioten bekämpfen, sondern auch noch die, die diese Idioten nicht in gleichem Maße bekämpfen.
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SGE_Werner schrieb:

Und wenn man zB die Künstler pauschal als Idioten bezeichnet, obwohl zumindest ein Teil der Beiträge durchaus diskussionswürdig und brauchbar waren, viele aber auch Schrott und ein paar tatsächlich einfach nur hetzerisch, dann braucht man definitiv sich nicht wundern, wenn das Klima vergiftet wird.

Ach so, das wollte ich noch fragen: Welcher Beitrag  der 53 war denn brauchbar? Ich fand die tatsächlich alle scheiße. Aber vielleicht ist das ja auch ein Zeichen meiner Radikalisierung.
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reggaetyp schrieb:

BILD, AfD und zuletzt auch die allenichtganzdicht Idioten haben alle daran gearbeitet, ein Klima zu schaffen, dass sich Leerdenkern ermächtigt fühlen, so etwas zu tun.



Und die behaupten, das Klima wäre so, weil die Gegenseite sie pauschal als Idioten bezeichnet.

Und wenn man zB die Künstler pauschal als Idioten bezeichnet, obwohl zumindest ein Teil der Beiträge durchaus diskussionswürdig und brauchbar waren, viele aber auch Schrott und ein paar tatsächlich einfach nur hetzerisch, dann braucht man definitiv sich nicht wundern, wenn das Klima vergiftet wird.
Brodowin hat es schon richtigerweise angesprochen. Man macht es sich mittlerweile vor lauter Wut auf die Covidioten zu einfach und schießt die Gülle direkt wieder zurück, trifft aber auch dann noch die Umstehenden.

Ich halte das für kontraproduktiv. Das ist genau die Saat, die AfD und Bild-Zeitung brauchen, wenn wir nicht nur die 5 % Idioten bekämpfen, sondern auch noch die, die diese Idioten nicht in gleichem Maße bekämpfen.
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SGE_Werner schrieb:

Ich halte das für kontraproduktiv. Das ist genau die Saat, die AfD und Bild-Zeitung brauchen, wenn wir nicht nur die 5 % Idioten bekämpfen, sondern auch noch die, die diese Idioten nicht in gleichem Maße bekämpfen.


Jeder reagiert unterschiedlich auf Schwachsinn. Und eine emotionale Reaktion finde ich menschlich, wenn der braune Mob mit Scheiße wirft. Da ist es halt ein Reflex, dass man die Scheiße direkt zurück wirft.

Die Strategie "Die Sorgen der Menschen ernst nehmen" mit ihnen zu diskutieren oder in Talkshows einzuladen hat sich ebenfalls als komplett kontraproduktiv erwiesen. Welchen Umgang schlägst du mit Schwurblern und Rechtsradikalen vor für die Fakten und Argumente keine Bedeutung mehr haben?
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Wir werden nach Pfingsten ohnehin erhebliche Lockerungen haben. Im August werden fast alle durchgeimpft sein oder kurz davor, die es auch wollten. Ich sehe auch keinen Grund, warum diese dann nicht in die Ferienwohnung auf Rügen dürfen sollen oder in die Außengastronomie.

Nur sind wir derzeit noch bei Inzidenz 175 und bei 5.000 Intensivpatienten. Jetzt muss man einfach mal paar Wochen Disziplin wahren und dann wird der Impffortschritt manche Probleme lösen.

Übrigens kleine Randnotiz. Der April war bisher der kälteste seit 1980. Ausgerechnet dieses Jahr bekommen wir so nen scheiss April. Damit konnte Laschet nicht rechnen.
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SGE_Werner schrieb:

Übrigens kleine Randnotiz. Der April war bisher der kälteste seit 1980. Ausgerechnet dieses Jahr bekommen wir so nen scheiss April.

Das ist doch alles von Bill Gates und Merkel gesteuert!
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brodo schrieb:


Wo ich keine Empathie aufbringe und wo es mir schwer fallen wird nach der Pandemie meinen Frieden zu machen sind diejenigen, die es besser wissen könnten. Die versuchen aus der Pandemie wirtschaftliches oder politisches Kapital zu schlagen,  die bewusst Fake-News verbreiten, die bewusst politische Kampagnen fahren. Springer-Medien, FDP, AfD, #allesdichtmachen, Querdenken, durchgedrehte Einzelpersonen, die ihre Reichweite für Hetze und Fake-News nutzen usw.


Die Tatsache, dass Du die FDP in einer Reihe mit #allesdichtmachen, Querdenken, durchgedrehten Einzelpersonen etc. stellst, ist meines Erachtens ein ganz gutes Beispiel dafür, dass man auch auf der anderen Seite aufpassen muss, die gesellschaftliche Spaltung nicht weiter zu vertiefen.

Mit Sicherheit sind viele Standpunkte der FDP kritikwürdig und man muss sie wahrlich nicht teilen. In der Gesamtheit bewegen sie sich aber noch im Rahmen dessen, was der gesellschaftliche Diskurs in einer Demokratie auszuhalten hat. Da ist der Pauschalvorwurf der Hetze und der Fake-News schlicht verfehlt.

Ich glaube auch nicht, dass man einer liberalen Partei vorwerfen kann, dass sie das Freiheitsthema politisch thematisiert. Das wäre in etwa so, wie wenn man der Linken vorwerfen würde, dass sie die soziale Frage politisch verfolgt.  

Es mag an mir liegen, aber mir ist das Verlangen nach einem Meinungskonsens stets suspekt. Selbst in einem Katastrophenfall.  


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amsterdam_stranded schrieb:

Die Tatsache, dass Du die FDP in einer Reihe mit #allesdichtmachen, Querdenken, durchgedrehten Einzelpersonen etc. stellst, ist meines Erachtens ein ganz gutes Beispiel dafür, dass man auch auf der anderen Seite aufpassen muss, die gesellschaftliche Spaltung nicht weiter zu vertiefen.

Berechtigter Einwand. Vielleicht wurde das nicht so deutlich, aber ich nehme mich in Sachen gesellschaftlicher Spaltung ausdrücklich nicht aus. Bei mir schwindet zunehmend die Bereitschaft, mich mit gewissen Leuten und deren Haltung auseinanderzusetzen. Ich neige zunehmend dazu, Leute in Schubladen zu stecken und infantile "Gut und Böse" Kategorien aufzumachen. Ich erlebe an mir selbst eine zunehmende Radikalisierung, ohne dass dies in eine bestimmte politische Richtung geht. Ich war politisch nie radikal in irgendeine Richtung, außer halt immer klar gegen Nazis. Aber auch Linke, sogenannte Linke und selbsternannte Linke gingen mir seit Jahrzehnten immer wieder  gepflegt auf den Sack. Ich spüre eine zunehmende Politikverdrossenheit in alle Richtungen. Ich erwische mich bei demokratiefeindlichen Gedanken wie "unser scheiß föderales System ist in der Pandemie auch für'n Ar sch" oder "kann da jetzt nicht mal jemand ne klare Ansage machen und wissenschaftsgeleitet bestimmte Dinge einfach durchsetzen“.

Die Erkenntnis, dass das Setzen auf Eigenverantwortung der Bevölkerung krachend gescheitert ist und gleichzeitig das Prinzip Vertrauen in die politischen Entscheidungsträger/innen genauso krachend gescheitert ist, ist ziemlich ernüchternd.

Ich persönlich bin weitgehend unbeschadet durch diese Pandemie gekommen, habe die Einschränkungen nie als Belastung empfunden und habe in einigen Bereichen sogar von den Umständen profitiert, nicht materiell aber in Sachen Lebenszufriedenheit. Im Bereich meiner Haltung zu bestimmten anderen Haltungen, im Bereich des Vertrauens in unser politisches System und in meiner Bereitschaft zum Austausch und Diskurs befürchte ich dagegen schon gewisse nachhaltige Schäden. Und mir ging und geht es dabei ausdrücklich nicht um einen Meinungskonsens sondern um ein Mindestmaß an gesellschaftlicher Solidarität. Und die schwindet meiner Meinung nach durch diese Pandemie. Und da die FDP in den letzten Monaten vielfach unsolidarische aufgefallen ist ("wer Angst hat, soll zuhause bleiben"), ist sie in meiner Aufzählung gelandet. Aber auch hier beziehe ich mich ausdrücklich mit ein: Meine Bereitschaft zur Solidarität ist gegenüber bestimmten Teilen der Gesellschaft auch massiv gesunken. Und das meine ich mit gesellschaftlicher Spaltung, die als Schaden aus der Pandemie bleiben wird.