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amsterdam_stranded

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Ganz interessant sind die Stimmanteile der unter 18- bis 24-Jährigen. Derzeit:

Grüne 23 %
FDP 22 %
SPD 14%
Union 11 %
AFD 8 %
Linke 8 %

Während FFF in den Medien hoch und runter als das Bild einer Generation gezeichnet wurde, hat man wohl übersehen, dass die Jungwähler in einem nahezu gleichen Anteil den Liberalen anhängen.
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Schönesge schrieb:

Echt schlau von Berlin?

Wer Rot-Rot-Grün bestellt, bekommt Rot-Rot-Grün geliefert.
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Habe ich auch gedacht…
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natürlich gibt es bei allen Optionen erheblichen Diskussionsbedarf, auch bei roter Ampel. Ich habe ja geschrieben, dass es lange dauern wird mit viel Geknirsche
Eine neue Groko kann man der Basis nicht verkaufen und RRG mit Scholz kann ich mir nicht vorstellen.
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Einfach wird der Weg zu beiden Koalitionsvarianten nicht. Letztlich könnte sogar die persönliche Chemie zwischen den Verhandlungsführern das Zünglein an der Waage sein. Auch wenn ich es naturgemäß nicht belegen kann, aber Christian Lindner gilt sowohl bei der SPD wie auch bei den Grünen abseits der Wahlkampf-Sprüche als verlässlich. Im persönlichen Umgang ist er über den parteilichen Grenzen relativ offen unterwegs. Er ist beispielsweise mit Dietmar Bartsch (Die Linke) befreundet.
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Natürlich haben frühere Generationen vor den späteren gelebt. Was ich sagen wollte ist, dass es in jeder Nachkriegsgeneration junge Leute gab, die sich für ein besseres Leben eingesetzt haben, alle waren auf unterschiedliche Weise erfolglos. Generationen in dieser Frage gegeneinander auszuspielen ist weder gerechtfertigt noch zielführend. Die Politik wird auch nur dann etwas einschneidendes ändern, wenn sie das an der Wahlurne spürt und da zeigt sich mit jeder Wahl: Eine Partei, die das fordert, was Not täte, hat keinen elektoralen Erfolg. Zum Thema China und die anderen: Es hat überhaupt keinen Sinn mehr auf die anderen zu zeigen oder auf irgendwelche Klimagipfel zu hoffen, das hat die Vergangenheit zu oft gezeigt. Wir müssen einfach selbst tätig werden, egal, ob es im globalen Maßstab etwas bringt. Mythos des Sisyphos usw.
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Motoguzzi999 schrieb:
Zum Thema China und die anderen: Es hat überhaupt keinen Sinn mehr auf die anderen zu zeigen oder auf irgendwelche Klimagipfel zu hoffen, das hat die Vergangenheit zu oft gezeigt. Wir müssen einfach selbst tätig werden, egal, ob es im globalen Maßstab etwas bringt. Mythos des Sisyphos usw.


Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen:

https://mobile.twitter.com/Noahpinion/status/1440361940325265420

Sorry für den Zynismus. Grundsätzlich sehe ich die Sache genauso wie Du. Manchmal ist die Relevanzlosigkeit des eigenen Handelns in den globalen Maßstäben aber derbe desillusionierend…
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Vielleicht mal wieder was zur Sache, was haben diese linksradikalen Aktivistinnen denn gefragt?

Waren das skandalöse und/oder irrelevante Fragen? Wie hat sich denn das Training bemerkbar gemacht, hatte Laschet einen Nachteil dadurch? Konnte er die Fragen beantworten?
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Die Frage ist zwar nicht an mich gerichtet, aber dass diese 15-jährige Aktivistin medial trainiert auflief, muss Laschet als große Chancenungleichheit empfunden haben.
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Der AFDler hat aber eine unverfängliche Frage zur Stromabdeckung bei Windflaute gestellt. Seine Parteizugehörigkeit wurde nicht genannt oder eingeblendet.
Ich denke es wird lediglich eines deutlich: Man hat versucht, durch die Fragen Gegenpositionen abzubilden, um eine Kontroverse zu erzeugen. Der eine oder die andere geht halt souveräner damit um, der andere heißt Laschet und braucht hinterher Hilfe von der NZZ.
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Stimmt, es war die Frau, die sich als AfDlerin zu erkennen gegeben hat. Nichtsdestotrotz finde ich das Format nicht sonderlich gelungen.
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Linksdrall? Konstruierte Wirklichkeit? Ideologische Schlagseite? Regie führt die Weltanschauung der Macher? Rückt man sich als Autor damit nicht schon selbst in die Nähe von Rechten?
Vor Allem wenn es bei den anderen Kandidaten eben auch Positionen von der "Gegenseite" gab, mit denen sie gelöchert wurden.
Unterm Strich bleibt eine Frau von der SPD, deren Anwesenheit durch CDU und AFD bei Baerbock ausgeglichen wurde. Und was spricht dagegen, wenn 15 jährige Fragen stellen? Sind sie alleine durch ihren Kontakt linksradikal? Durch den Inhalt der gestellten Frage ja schonmal nicht.  
Ganz schön viel Mimimi von der NZZ, wenn du mich fragst.
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HessiP schrieb:

Vor Allem wenn es bei den anderen Kandidaten eben auch Positionen von der "Gegenseite" gab, mit denen sie gelöchert wurden.
Unterm Strich bleibt eine Frau von der SPD, deren Anwesenheit durch CDU und AFD bei Baerbock ausgeglichen wurde. Und was spricht dagegen, wenn 15 jährige Fragen stellen? Sind sie alleine durch ihren Kontakt linksradikal? Durch den Inhalt der gestellten Frage ja schonmal nicht.  
Ganz schön viel Mimimi von der NZZ, wenn du mich fragst.


Naja, es ist ungleich dankbarer, sich mit einem AfD-Opi auseinanderzusetzen. Da hat man nämlich von vornherein parteiübergreifend rund 80 % der Zuschauer auf der eigenen Seite.

Durch die Wahl der Antagonisten steuert man zudem ein Bild: die Grünen vs. Nazis, die CDU vs. Jugend. Fair wäre es gewesen, wenn die Kandidaten ungefähr ähnliche Fragesteller bekommen hätten, wenn man schon castet.  
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eismann98 schrieb:

Heute schon gelacht? Armin Laschet im Kinderinterview bei Late Night Berlin.

https://youtu.be/EWbDI5CMA1w

Wobei man natürlich sagen muss, dass die Fragen schon recht ungewöhnlich gestellt sind, für 11jährige Kinder.
Die 11jährigen, die ich kenne, reden anders und googeln auch nicht nach Spiegel-Interviews. Erinnert ein bisschen an Stefan Raabs ferngesteuerte Leute mit Knopf im Ohr.
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So schaut es aus. Zumal Scholz echte Kinderfragen bekommen hat, während bei Laschet die Kinder mit erkennbar von Erwachsenen formulierten Fragen losgeschickt wurden.

Ein hübscher Nebeneffekt ist es, dass Laschet nicht hart darauf reagieren kann, weil es ja Kinder sind. Er kann also nur verlieren.

Da waren richtig üble Zyniker unterwegs…

https://m.youtube.com/watch?v=IHUNjVAU08w&feature=youtu.be
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SGE_Werner schrieb:

Die FDP? Die verliert gerade gar nichts.


Bei Forsa hat heute die FDP zwei Prozent verloren und die CDU gewonnen.

Habe mir jetzt noch andere Umfragen angeguckt, da kann man es in der Tat nicht verallgemeinern. Da ist gerade noch alles bei an Trends. Dennoch denke ich, dass vielleicht der ein oder andere FDP Wähler nochmal zu Laschet wechselt, um Scholz zu verhindern.

Wie Lindner ne Ampel als schwächster Partner begründen will, nachdem er vor 4 Jahren Jamaika nicht wollte, als die FDP gegen die Grünen gewonnen hatte, fände ich auch spannend. Weiß nicht ob er damals auf Neuwahlen gehofft hatte oder davon ausging, dass die SPD nach weiteren 4 Jahren GroKo komplett Tod ist, weiß ich nicht. Allerdings braucht Lindner halt auch mal irgendwann seinen Ministerposten, um den Lebenslauf abzurunden, bevor er in die freie Wirtschaft.
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Exil-Adler-NRW schrieb:

Wie Lindner ne Ampel als schwächster Partner begründen will, nachdem er vor 4 Jahren Jamaika nicht wollte, als die FDP gegen die Grünen gewonnen hatte, fände ich auch spannend. Weiß nicht ob er damals auf Neuwahlen gehofft hatte oder davon ausging, dass die SPD nach weiteren 4 Jahren GroKo komplett Tod ist, weiß ich nicht. Allerdings braucht Lindner halt auch mal irgendwann seinen Ministerposten, um den Lebenslauf abzurunden, bevor er in die freie Wirtschaft.


Es wird halt darauf ankommen, wie viele Inhalte die FDP in der jeweiligen Koalition (mit-)bestimmen kann. Da die Ampel nahezu die einzige realistische Option ist, wird die Verhandlungsposition der FDP hervorragend sein. Das war bei der letzten Wahl anders. Da hat sich die CDU bei den Verhandlungen alleine auf die Grünen konzentriert, weil man die FDP sicher geglaubt hat. Dementsprechend nachrangig sind die Wünschen der FDP behandelt worden.

Zu der Frage, wie Lindner mit Annalena Baerbock in einem Boot sitzen und ihr zuhören kann, ohne dass ihm ständig die Gesichtszüge entgleiten, kann sich Lindner ja schon mal von seinem Duzkumpel Habeck beraten lassen.
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amsterdam_stranded schrieb:

brodo schrieb:

Den Grünen eilt ja - vor allem hier im ländlichen Bereich - der Ruf voraus, eine Verbotspartei zu sein. Dieses Klischee wird vom Boulevard immer weiter befeuert. Dabei ist es lediglich der Hinweis, dass die Grünen möglicherweise die einzige Partei sind, die die größte politische Lebenslüge der letzten 25 Jahre erkannt haben, wonach  angeblich "der Markt alles  regelt".


Ernsthaft? Die „Lebenslüge“ und die Diskussion darum existiert spätestens seit 1776, als Adam Smith sie in „An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations“ aufgegriffen hat. Seitdem schwenkt das Pendel der Deutungshoheit mal mehr in Richtung Markt und mal mehr in Richtung Regulierung.

Auch in den letzten 25 Jahren haben die Linke und Teile der SPD immer wieder eine tatsächlich oder auch nur vermeintliche Fixierung auf den Markt kritisiert. Die Grünen sind eigentlich erst eingestiegen, als diese Kritik wieder hip und mehrheitsfähig wurde.

Du kannst das von mir aus als "hip" bezeichnen.

Bankenkrise und Pandemie haben in den zurückliegenden Jahren Hinweise dafür geliefert, dass der Markt im Zweifel einen Scheiß regelt, wenn man ihn machen lässt. Wenn es hart auf hart kommt, hängen die vermeintlich großen Player des Kapitalismus dann eben doch wieder wie die hilflosen Babys an der Brust des Staates.

Und dass die entfesselten Märkte diesen Planeten an den Randes des Kollaps geführt haben, ist ja nun nicht unbedingt eine steile These, die nur von der extremen Linken formuliert wäre.
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Meinetwegen kannst Du das ja glauben. Aber was hat das mit meinem Beitrag zu tun?

Ich habe mich nur darauf bezogen, dass Du die Grünen als einzige Partei dargestellt hast, die das Mantra, der Markt würde alles regeln, in Frage stellt und quasi enttarnt hat.
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WürzburgerAdler schrieb:

Was mich nahezu wahnsinnig macht ist die Tatsache, dass die Herrschaften überhaupt nicht zu wissen scheinen, worum es eigentlich geht.


Überrascht dich das? Ich glaube jeder/jede von uns hat ein Spezialgebiet, in dem er oder sie sich besonders gut auskennt. Und wenn man dann zu diesem Spezialgebiet Äußerungen von Politikern und Politikerinnen (unabhängig von der Partei)  in den Medien hört, kann man oft nur die Hände über dem Kopf zusammen schlagen und beten, dass nicht in allen anderen Spezialgebieten politisch so stümperhaft vorgegangen wird.
WürzburgerAdler schrieb:

Will man da gegensteuern, schreit der Boulevard sofort: Enteignung!

Den Grünen eilt ja - vor allem hier im ländlichen Bereich - der Ruf voraus, eine Verbotspartei zu sein. Dieses Klischee wird vom Boulevard immer weiter befeuert. Dabei ist es lediglich der Hinweis, dass die Grünen möglicherweise die einzige Partei sind, die die größte politische Lebenslüge der letzten 25 Jahre erkannt haben, wonach  angeblich "der Markt alles  regelt".

Genau mit diesem Punkt hat ja auch Laschet in seinem Schluss-Statement gespielt.
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brodo schrieb:

Den Grünen eilt ja - vor allem hier im ländlichen Bereich - der Ruf voraus, eine Verbotspartei zu sein. Dieses Klischee wird vom Boulevard immer weiter befeuert. Dabei ist es lediglich der Hinweis, dass die Grünen möglicherweise die einzige Partei sind, die die größte politische Lebenslüge der letzten 25 Jahre erkannt haben, wonach  angeblich "der Markt alles  regelt".


Ernsthaft? Die „Lebenslüge“ und die Diskussion darum existiert spätestens seit 1776, als Adam Smith sie in „An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations“ aufgegriffen hat. Seitdem schwenkt das Pendel der Deutungshoheit mal mehr in Richtung Markt und mal mehr in Richtung Regulierung.

Auch in den letzten 25 Jahren haben die Linke und Teile der SPD immer wieder eine tatsächlich oder auch nur vermeintliche Fixierung auf den Markt kritisiert. Die Grünen sind eigentlich erst eingestiegen, als diese Kritik wieder hip und mehrheitsfähig wurde.
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Knueller schrieb:

amsterdam_stranded schrieb:

Olaf Scholz wieder ziemlich souverän. Er hat die Rolle des Amtsinhabers geschickt für sich gekapert.

Im Vergleich zu den anderen fehlt ihm total das Feuer. Aber das scheint gut angekommen.


Es ist Scholz. Fürs Feuer wird er ja nicht gewählt, sondern dafür, dass er Stabilität und Ruhe ausstrahlt und es "im Griff hat" sozusagen.
Das macht ihn ja für die CDU-Wählerklientel so wählbar.
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Das meinte ich damit. Baerbock hat sicherlich am meisten Feuer. Für meinen Geschmack kippt das aber phasenweise zu sehr in den typischen Oppositionsstil. Ist eher semioptimal, wenn der Fokus darauf liegt, ob jemanden die Rolle als Kanzler*in zuzutrauen ist.
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Olaf Scholz wieder ziemlich souverän. Er hat die Rolle des Amtsinhabers geschickt für sich gekapert.
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SGE_Werner schrieb:

Jetzt sollen sich Menschen einschränken, die alles getan haben, nur damit die Leute, die nichts dafür getan haben, vernünftig behandelt werden können. Das kannst Du kaum jemandem vertickern, Kollege.


Ich les hier immer, "wir" hätten "alles getan".
Was genau haben wir denn getan, was uns von den Querdenkern und Impfverweigerern abhebt.
Alle waren wir im Lockdown und von den Einschränkungen betroffen. Und "wir" haben uns vernünftigerweise impfen lassen. Damit habe ich persönlich nichts besonderes geleistet sondern einfach nur etwas selbstverständliches getan. Für mich zuvorderst, das auch in der Hoffnung, es möge diese Pandemie beenden.

Allerdings: ich trau mich jetzt hier nicht behaupten, dass ich alles täte um Leben zu retten, aber ich täte definitiv verdammt viel dafür
Wie hier teilweise über die irrationalen Dummbeutel der Impfskeptikerszene und dem Wert ihres Lebens gesprochen wird, löst in mir kaltes Grausen aus.
Und damit meine ich nicht zuvorderst Werner, da gibt es hier noch ganz andere Granaten!

Ich habe in meinem Umfeld einige alte Freund*innen und Bekannte, die seit Jahren Impfskeptiker sind und wir haben etliche harte Diskussionen geführt. Zuletzt war ich teilweise auch vor Entsetzen gelähmt, ob der unfassbaren Realitätsverweigerung.
Aber jede/r Einzelne von denen ist mir ein liebenswerter und wertvoller Mensch. Ja, auch Impfskeptiker, darüber hinaus aber vieles mehr.
Ich bin kein Ein-Themen-Mensch und ich beurteile den Wert eines Menschen ganz bestimmt nicht über eine einzelne Haltung.
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So schaut es aus. Zudem wird das ein hübscher, kleiner Dammbruch sein. Wenn es sich erstmal etabliert hat, Impfgegnern in Überlastungssituationen die Behandlung zu versagen, wird es ganz bestimmt nicht lange dauern, bis diskutiert wird, ob dieses Modell in bestimmten Situationen nicht auch auf andere, etwa durch Übergewicht, Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel selbstverschuldete Krankheitsbilder ausgedehnt werden soll.
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Neulich waren bei Maybrit Illner Saskia Esken und Christian Lindner zu Gast. Anders als bei den üblichen Formaten in der Vorwahlzeit war die Gesprächsathmosphäre allerdings überraschend ruhig und sachlich. Natürlich wurde auch die Koalitionsfrage thematisiert und natürlich haben beide versucht, sich dabei gegenseitig auf das Glatteis zu locken. Die Versuche blieben aber halbherzig; gelegentlich war sogar ein Augenzwinkern zu erkennen. Man spielte halt seine Rolle. Bei inhaltlichen Fragen stand man dann doch deutlich auseinander.

https://www.zdf.de/politik/maybrit-illner/saskia-esken-und-christian-lindner-bei-maybrit-illner-am-2-september-2021-100.html#xtor=CS5-87

Ich weiß, ich wiederhole mich und vermutlich bin ich pervers, aber ich finde die Vorstellung, dass Saskia Esken und Christian Lindner zusammen in einem Bett aufwachen und irgendwie zusammenfinden müssen, verlockend .

Beispielsweise wäre es bei dem Mietenproblem in Großstädten in dieser Konstellation von vornherein ausgeschlossen, dass man einfach auf das jeweilige Mantra „der Markt regelt“ bzw. „staatliche Regulierung ggf. bis zur Enteignung“ zurückfallen kann. Selbstredend kann dann dabei immer noch ein fauler Kompromiss rauskommen. Da die Positionen aber so gegensätzlich sind, wäre es eine echte Chance, dass man wirklich mal gezwungen ist, in neue Richtungen zu gehen, um den Meinungspatt irgendwie aufzulösen.
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oldie66 schrieb:

Nach der Statistik bleibt einem ja eigentlich nur noch die FDP als korruptionsunverdächtig in Regierungsverantwortung übrig...


So spät am Abend funktioniert das Hirn nur noch bedingt. Es sind nicht 9 von 46 Korruptionsaffären, in denen die SPD involviert war, sondern 14. Da in machen Affären mehrere Parteien drinnen steckten, läuft man Gefahr, was zu überlesen.

Anteil der SPD: 30,43% (bei 52,2% Regierungsanteil).

So oder so: Die Grundaussage sollte verstanden sein.
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Adler_Steigflug schrieb:

So oder so: Die Grundaussage sollte verstanden sein.


Jep. Danke, dass Du mir geholfen hast, die Wahlempfehlung für die FDP als korruptionsresistente Partei hier reinzumogeln .
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amsterdam_stranded schrieb:

Ehrlich gesagt ist es schon etwas ermüdend, dass beide Seiten in dem gesamtgesellschaftlichen Diskurs immer wieder die gleichen Stammtischzeichnungen herausholen

Sowas wie "linker Terror" wenn es um Demoausschreitungen geht?
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Meinetwegen auch das.
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Okay, ich versuch mich mal an ein paar Empfehlungen für das völlig unüberschaubare Werk von Lee "Scratch" Perry, der als Engineer, Producer, Sänger, Laufbursche, Autor und völlig durchgeknalltes Genius für mich für etliche musikalische Higglights in meinem Leben sorgte.
Leider birgt sein gigantisches Oeuvre auch etlich verzichtbare Platten und Songs, teilweise seiner Veröffentlichkeitswut (wie bei vielen jamaikanischen Artists), teilweise den Trittbrettfahrern (schnelles Geld) und leider auch seinem bisweilen übermäßigen Konsum von Ganja und White Rum geschuldet.

Los geht's mit einer meiner liebsten CD Boxen:
Arkology besteht aus drei CDs und präsentiert unfassbare Hits, Remixes und Versions aus seiner legendären Black Ark Zeit.
Das Black Ark Studio war legendär, leider verbrannte es 1979 - womöglich von Perry angezündet, oder auch vom Satan, man weiß es bis heute nicht.
Auf diesen drei CDs gibt es Originale und Versions von den Heptones, Congos, Max Romeo, Junior Murvin (dessen Megahit Police & Thievs auch Clash coverten), Mediations und vielen anderen.
Dazu Dub und Hall und Echo und das Studio als Musiker in full effect.
Super Einstieg für die Black Ark Zeit.
https://youtu.be/Ddo8q6DAKFI

In diese Zeit fällt auch das Monsteralbum Super Ape von 1976, eine sehr turbulente Achterbahnfahrt voller Effekte und verrückten Samples, aber immer mit Groove, mit seiner langlebigen Begleitband The Upsetters:
https://youtu.be/AWL6DNA6PLo


Bevor er das Black Ark Studio errichtete, gab es ein paar Alben mit mehr oder minder gelungenen Instrumentals, manchmal fing Perry auch schon an, rumzubrabbeln, aber das brach sich später mit erhöhtem Alkohol- und Ganjakonsum mehr Bahn.
Für manche mag es genial sein, für manche eher Fingerübungen, ab und zu höhere ich es recht gerne.
Am besten gefällt mir aus dieser Phase Cloak And Dagger, mit schönen Ideen und weirden Mixes.
https://youtu.be/L-NrWJKCaiI

Anfang der 70er produzierte Perry African Herbsman von Bob Marley And The Wailers.
Natürlich ein Knaller, die meisten werden es kennen.
Unverzichtbar (und nix mit dem latenten Hippiekram gemein der späteren Wailers Alben) z.B.:
Small Axe https://youtu.be/eciArkBTeBM
oder
400 Years https://youtu.be/ukK9hjIYWmY

Chris Blackwell, der Marley und die Wailers später  für Island Records unter Vertrag nahm, weil er das Potenzial erkannte, overdubbte die meisten Aufnahmen der Band in England nachträglich, damit sie dem weißen Geschmack (rockiger) entgegen kamen (wofür ich ihn noch heute hasse).

Noch bissi was aus dem Black Ark mit seinem typischen "Unterwassersound":
Heart Of the Congos (mein Black Ark Lieblingsalbum)
https://youtu.be/mFTxmDy74LI

Max Romeo & The Upsetters: War Inna Babylon
https://youtu.be/mhSY7dbfmeg

Vergleichsweise harmlos, aber ich mag die Heptones sehr:
Party Time
https://youtu.be/v9MSmlD8zQc

Darf nicht fehlen:
Police And Thieves - Junior Murvin
https://youtu.be/BWzQx9te2UQ

Einige absolute Burner produzierte Perry für Junior Byles, der leider später psychisch krank wurde, Anfang der 70er, z.B.
Beat Down Babylon https://youtu.be/nE0wdXmRGnU

Okay, hier noch ein paar sehr starke Dubs von Lee Perry & King Tubbys Mitte der 70er bei denen man nie genau weiß wie so oft, wer produierte, mixte oder Engineer war:
King Tubby Meets the Upsetter at the Grass Roots of Dub https://youtu.be/4gGQS7KiExA

Bin jetzt zu müde, um bis auf ein Album noch mehr rauszusuchen, und hab auch nicht mehr die Nerven, die 10 Jahre zwischen dem Brand des Black Ark und einer fantastischen Platte 1987 nachzurecherchieren, das hab ich net so genau im Kopf. Perry war damals, glaube ich, ziemlich lange abgetaucht.

Jedenfalls erschien 1987 Time Boom X De Devil Dead, produziert von dem britischen Producerkönig Adrian Sherwood (wobei es sich Perry sicher nicht nehmen ließ, Schicht auf Schicht auf Effekt auf Effekt, auf Echo auf Echo und Gimmick auf Gimmick zu legen).
Musiker waren die fantastischen Dub Syndicate, und das Album war der Startschuss eines tollen Comebacks.
https://youtu.be/7xq-tPpL4OY

Das muss genügen, es gibt wahrlich noch massenweise gute (und viele schlechte) Compilations, Best Ofs, Reissues, schlampig zusammengestellte Sampler und liebevoll kuratierte Alben mit tollen Linernotes und echten Seltenheiten.
Aber in diesen Kosmos einzutauchen kann eine Menge Zeit kosten...Und viel Lehrgeld.
Rest in power, Mighty Upsetter

Hier noch ein paar ingesamt ganz gute Nachrufe (mit lässlichen Fehlern):
https://www.tagesspiegel.de/kultur/nachruf-auf-die-reggae-legende-lee-scratch-perry-das-studio-war-sein-instrument/27562670.html
https://taz.de/Nachruf-auf-Lee-Scratch-Perry/!5796802/
https://www.zeit.de/kultur/musik/2021-08/lee-scratch-perry-reggae-jamaika-musiker-nachruf/komplettansicht
https://www.spiegel.de/kultur/musik/lee-scratch-perry-tot-der-kaiser-von-jamaika-a-1bc27b7b-8f2b-439a-9276-d90bf4591121
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Wow! Besten Dank für die tolle Zusammenstellung . Ich höre mich da mal in Ruhe rein. Spontan finde ich
„War Ina Babylon“ und „Rude Walking“ schon mal sehr lässig.
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Wedge schrieb:

planscher08 schrieb:

Leider geht über das Schmierblatt viel Wahlkampf. Kein kluger Zug. Gerade die Bild-Leser sind doch eher einfach gestrickt und haben eh ein angespanntes Verhältnis zur Politik.


Na ja. Der typische BILD und WELT Konsument wird doch ohnehin ständig so manipuliert, dass er Grün nur mit vorgehaltener Pistole ankreuzen würde.


Da hast du schon Recht. Trotzdem muss man sich auch den Publikum stellen. Ich sehe die Grünen positiv, den die würden mal wieder Schwung rein bringen. Sehe da auch nicht die große Gefahr, dass alles unbezahlbar wird. Das ist ja unter CDU ja auch nicht anders gelaufen. Mit der SPD und FDP wäre das schon eine spannende Geschichte.
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Das sehe ich auch so. Die Ampel bleibt für mich die spannendste Koalition, weil sich dort alle Akteure ein Stück weit öffnen und Gegensätzliches in ihre Politik integrieren müssen. Bei den Lagervarianten Schwarz-Gelb oder Rot-Grün-Rot bin ich eher skeptisch, ob sie die Herausforderung der Zukunft bewältigen können. Da besteht m.E. die Gefahr, dass die Akteure zu sehr in dem tradierten Rahmen der jeweiligen politischen Richtung gefangen sind.
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Eben weil wir die Auswirkungen der Steuerprogramme diskutiert haben, wundert mich dein Beitrag jetzt doch sehr.  Und die Korruptionsvorwürfe an CDU-Abgeordnete des Bundestags und CSU-Größen sind ja doch recht konkret, oder täusch ich mich da?
Ist da eigentlich irgendwas wegen einer Strafverfolgung bekannt?
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Was wiederum bei mir zu Verwunderung führt.

Ja, es gab in der Vergangenheit Korruptionsvorwürfe gegen einzelne CDU/CSU-Politiker. Besteht deshalb ein Generalverdacht gegen eine ganze Partei? Oder gar gegen Schwarz-Gelb insgesamt, wie Du es zusammengefasst hast?

Wenn das der Maßstab ist, müsstest Du faktisch so ziemlich jede Regierungspartei verwerfen:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Korruptionsaffären_um_Politiker_in_der_Bundesrepublik_Deutschland

Dass die Union zugegebenermaßen überdurchschnittlich vertreten ist, dürfte allerdings auch damit zusammenhängen, dass sie zumeist die Regierung gestellt hat. In der Opposition gibt es kaum eine Gelegenheit, sich dem Vorwurf der Korruption auszusetzen.