
rotundschwarz
31608
@adlerkadabra: Das sind aber feine Tipps – vielen Dank – und in sich auch noch so stimmig.
Leider werden wir es wohl zeitlich kaum schaffen, uns die „Eiszeit“ in Stuttgart noch anzuschauen. Das indische Kinderbuchprojekt ist vorgemerkt. Und jetzt muss ich nur noch meinen Mit-Adler davon abhalten, sich noch eine weitere Ausgabe des Gilgamesch-Epos anzuschaffen, da er bereits drei besitzt…
Und @knueller: War durch die Kritik in der NZZ vor ein paar Monaten schon mal auf den Rothmann gestoßen. Bin bei zeitgenössischen Ost-/West-Geschichten immer e bisje skeptisch – aber doch…ich glaub, jetzt kuck ich mir das Buch mal genauer an.
Leider werden wir es wohl zeitlich kaum schaffen, uns die „Eiszeit“ in Stuttgart noch anzuschauen. Das indische Kinderbuchprojekt ist vorgemerkt. Und jetzt muss ich nur noch meinen Mit-Adler davon abhalten, sich noch eine weitere Ausgabe des Gilgamesch-Epos anzuschaffen, da er bereits drei besitzt…
Und @knueller: War durch die Kritik in der NZZ vor ein paar Monaten schon mal auf den Rothmann gestoßen. Bin bei zeitgenössischen Ost-/West-Geschichten immer e bisje skeptisch – aber doch…ich glaub, jetzt kuck ich mir das Buch mal genauer an.
Welpen schlagen?
Du weiss? Du laus!
rotundschwarz
besser wisse als wie nix wisse
Wie du
(so is richtig )
(so is richtig )
Es gibt nichts Neues unter der Sonne.
Erst mal: Schön, dass du wieder da bist. Freu mich. Und jetzt les ich den Trainingsbericht
Mähen
Vielen Dank für den Link - Was für ein wundervoller Text Über, sagen wir mal, Sonnenuntergänge im Friaul pder den Duft der Provence, kann jeder poetische Texte verfassen - aber um die Poesie des Apfelweins so hymnisch zu bechreiben, dazu muss man schon echter Frankfurter sein. Was für ein liebevoll gezeichnetes Bild von Frankfurt, von Wirtschaften, Straßen und Menschen. Jeder Apfelwein eine neue Welt. Die Apfelweinengel, die das Stöffsche in die Welt hinaus tragen und damit den Fern der Heimat weilenden Frankfurtern Trost und Manna spenden. Großartig.
Aber mal ehrlich: Was will man auch anderes erwarten, von einem Autor, der durch die Eintracht den Schriftsteller in sich entdeckt hat?
Aber mal ehrlich: Was will man auch anderes erwarten, von einem Autor, der durch die Eintracht den Schriftsteller in sich entdeckt hat?
Vielen Dank für deinen Bericht und deine Eindrücke, die um so interessanter sind als es sonst bisher (außer den Presseberichten) nirgends nix über die HV zu lesen gibt. Darf ich noch ein bisschen was nachfragen?
Wenn ich das richtig verstehe, war die Skibbe-Rede eigentlich nicht geplant? Wurde er gebeten zu sprechen oder Konnte man einen Eindruck davon gewinnen, wie seine Rede bei den "Offiziellen", z.B. bei HB ankam? In der Presse heißt es: - hier: HB emotional wie nie - da: Skibbe mit Visionen und viel Beifall. Das klingt jetzt zunächst mal nicht besonders harmonisch - und da Skibbe nach Bruchhagen gesprochen hat, könnte man jetzt mal annehmen, dass, Emotionalität hin oder her, dadurch auch ein bisschen was von der beabsichtigten Wirkung der HB-Rede (= weitere Solidarität für den eingeschlagenen Kurs) verpufft ist? Kam das tatsächlich als Gegensatz rüber oder war da vielleicht doch der Eindruck von zwei Positionen, die einander ergänzen?
Wg. Stadionmagazin: Ok. Fischer hat es wirtschaftlich begründet. Keine Nachfragen zu der doch ziemlich sang- und klanglosen Adhoc-Aktion? Kein größeren Unmutsbezeugungen?
Im Voraus schon mal danke für "mehr"
Wenn ich das richtig verstehe, war die Skibbe-Rede eigentlich nicht geplant? Wurde er gebeten zu sprechen oder Konnte man einen Eindruck davon gewinnen, wie seine Rede bei den "Offiziellen", z.B. bei HB ankam? In der Presse heißt es: - hier: HB emotional wie nie - da: Skibbe mit Visionen und viel Beifall. Das klingt jetzt zunächst mal nicht besonders harmonisch - und da Skibbe nach Bruchhagen gesprochen hat, könnte man jetzt mal annehmen, dass, Emotionalität hin oder her, dadurch auch ein bisschen was von der beabsichtigten Wirkung der HB-Rede (= weitere Solidarität für den eingeschlagenen Kurs) verpufft ist? Kam das tatsächlich als Gegensatz rüber oder war da vielleicht doch der Eindruck von zwei Positionen, die einander ergänzen?
Wg. Stadionmagazin: Ok. Fischer hat es wirtschaftlich begründet. Keine Nachfragen zu der doch ziemlich sang- und klanglosen Adhoc-Aktion? Kein größeren Unmutsbezeugungen?
Im Voraus schon mal danke für "mehr"
Lieber Charly Körbel, nachträglich, aber von Herzen: Die besten Wünsche für das neue Lebensjahr und für viele weitere Jahre mit und bei der Eintracht!
Alle guten Wünsche für das neue Lebensjahr - Glück, Liebe, Erfolg und vor allem eine baldige Genesung. Dass du kämpfen kannst wissen wir - jetzt muss halt auch noch Geduld dazu kommen.
Ich freu mich jetzt schon, wenn es im Waldstadion wieder heißt: Mit der Nummer 18 - Ioannis
A m a n a t i d i s
Ich freu mich jetzt schon, wenn es im Waldstadion wieder heißt: Mit der Nummer 18 - Ioannis
A m a n a t i d i s
Habe diesen feinen Thread leider erst vor kurzem entdeckt. Wie wäre es, ihn rechtzeitig vor Weihnachten wiederzubeleben?
Und zwar mit dem Thema:
Weihnachtslektüre-/Weihnachtsbüchergeschenktipps
Ich fang mal an – und zwar mit Tipps in vier Kategorien:
Meine Neuerscheinung des Jahres, Belletristik
Klassiker/Wiederentdeckt
Meine Neuerscheinung des Jahres, Sachbuch
Kinderbuch
Also dann – es fällt mir schwer mich zu beschränken, aber ich versuch’s:
Meine Neuerscheinung des Jahres, Belletristik
Gerhard Henschel
„Jugendroman“
Hoffmann und Campe, 2009
Der „Jugendroman“ ist die Fortsetzung des vor ein paar Jahren erschienen „Kindheitsroman“, den man unbedingt zuerst lesen (oder schenken smile: sollte.
Im Mittelpunkt beider Bände steht Martin Schlosser – das Alter Ego des Autors. Wie Henschel ist Martin Schlosser aufgewachsen in der Nähe von Koblenz und zieht mit 13 oder 14 Jahren (= Ende des Kindheitsromans) nach Meppen (= Beginn des Jugendromans). Der Leser begleitet Martin durch diese Jahre – und zwar Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr. In tausend Schnipseln entsteht ein detailreiches, schräges, witziges, lebendiges, kurz: ganz normales Bild einer bundesrepublikanischen Familie in den 60er und 70er Jahren.
Das besondere an dem Buch ist seine Schreibweise. Die ist durchaus konventionell – aber irgendwie auch nicht, denn das Buch erzählt eine Geschichte, die aus lauter kleinen, hintereinander gereihten Abschnitten besteht und die den Fortgang einer Lebensgeschichte aus der Sicht Martins beschreiben. Fast so etwas wie ein Entwicklungsroman. Happs für Happs entsteht ein eng gefügter Teppich aus Zeitgeschehen, Ereignissen, Sprache, Erinnerungen, individueller Geschichte. Für den Leser gibt es unendlich viel zu finden und/oder wieder zu entdecken. Kindergarten, Winnetou-Figuren, Schule, das Hereinbrechen des Fernsehens . Serien. Den Weihnachtsvierteiler. Slogans. Bücher. Schlager. Filme. Lernstoff im Schulunterricht. Redewendungen. Plattitüden. Draußen spielen, Rad fahren, kicken, sich in Höhlen verstecken, Mittagessen (Händewaschen nicht vergessen), Abendessen. Immer wiederkehrende Geburts- und Feiertage, Ostern, Weihnachten (welche Geschenke? Welche Plätzchen?),Ferien (Besuche bei der Oma in Jever) und Urlaub (der erste Urlaub in Spanien). Die ältere Schwester Renate strickt und töpfert, hat den ersten Freund – Olaf, der Juso. Bruder Volker bekommt ein Moped. Die kleine Schwester Wiebke, ein Nachkömmling, nervt.
Zu Beginn des „Jugendromans“ ist Martin 13 oder 14 Jahre alt – die Perspektive und die Bandbreite seiner Wahrnehmung „wachsen“ mit. Auch der Sprachduktus passt sich seinem jeweiligen Entwicklungsstand an, wird jetzt z.B. altkluger. Martin geht ins Kino, hört Schallplatten, liest Kafka und Poe, schreibt Leserbriefe an die Zeit, erhält Briefe seines besten Freundes aus der alten Heimat Vallendar. Martin jätet Unkraut, langweilt sich, will sich, wie sein älterer Cousin Gustav, auskennen in der Welt. Er fängt an, den Spiegel zu lesen und zu archivieren. Schlagzeilen. Titelgeschichten. Lottozahlen, das Fernsehprogramm und die Bundesliga-Ergebnisse des Wochenendes. Martin ist Gladbach-Fan – aber auch an der Eintracht führt (immerhin befinden wir uns jetzt in der zweiten Hälfte der 70er Jahre, also in den Glanzjahren von Grabi und Holz) für Martin kein Weg vorbei. Die Familie beginnt zu bröckeln. Renate studiert jetzt in Bonn, Volker seilt sich zunehmend ab, der Vater verbringt seine Abende heimwerkernd und trinkend im Keller, Martins Mutter will wieder arbeiten.
Sammeln. Recherchieren. Collagieren. Archivieren. Gerhard Henschel (Journalist, Sachbuchautor, Übersetzer – unter anderem Bob Dylans „Chronicles“) gilt als Schüler Walter Kempowskis. Das merkt man.
Warnung: „Kindheitsroman“ und „Jugendroman“ machen süchtig. Zum Glück hat Henschel angekündigt, den „Jugendroman“ fortzusetzen. Und zur Überbrückung kann man den – bereits vor den beiden anderen Bänden erschienen - Briefroman „Die Liebenden“ lesen. Dort wird die Liebesgeschichte von Martins Eltern erzählt, die sich aus den Kriegsjahren herausschält und bis in die 80er Jahre reicht. Anrührend, spannend, witzig, wahrhaftig, authentisch – der Weg hinaus in die weite Welt, voller Hoffnung und Träume, in das Glück einer engen Zwei-Zimmer-Wohnung, beruflicher Fortschritt, ein Kind, noch eines und noch eines. Und irgendwann „spielen“ alle die mit, die man bereits im Kindheits- und Jugendroman kennen gelernt hat. Oma und Opa Jever, Tante Gisela, die „Engländer“, der Cousin Gustav, Renate, Volker, Martin, Wiebke – alle sind sie da. Alllmählich steigender Wohlstand. Das eigene Haus. Erste kleine Unstimmigkeiten. Unterschiedliche Ziele und Wünsche. Das Gefühl, alleine gelassen zu werden. Hier wird ins Blickfeld gerückt, was man bei der Im Kindheits- und Jugendroman im Hintergrund der Geschichte Martins nur ahnt. Sie haben es nicht leicht mit sich selbst und miteinander, die Schlossers. Persönliche Tragik, ein trauriges Ende. Martins Vater zerbricht. Die Familie Schlosser gibt es nicht mehr. Auch da ist sie wahrscheinlich irgendwie typisch.
(Sorry....Die nächsten Tipps werden kürzer)
Klassiker/Wieder entdeckt:
John Cheever:
Die Geschichte der Wapshots
Dumont 2007
John Cheever (1912- 1982) ist einer der amerikanischen Autoren, die man in Deutschland wenig kennt, also noch entdecken kann. Wenn man ihn kennt, dann eher als Verfasser von Kurzgeschichten (die bekannteste: „Der Schwimmer“) – die Wapshots, erstmals erschienen 1957, sind so etwas wie sein Vermächtnis, sein Lebenswerk, ein Roman, an dem er, wie es heißt, fast 20 Jahre geschrieben und gebastelt hat. Das klingt nach dickem Wälzer und langem erzählerischem Atem – das trifft nicht ganz zu. Das Buch umfasst grade mal knapp 400 Seiten – trotzdem sind die Wapshots ein ganzer Kosmos, ein Bericht aus einer versunkenen Welt, eine Hymne an das Leben - in verschiedenen „Aufzügen“ und aus unterschiedlichen Perspektiven wird über die verschiedenen Familienmitglieder berichtet. Erlebnisse, Geschichten, Ereignisse bei denen man nicht immer weiß, ob es sich um realistische Beschreibung, um Satire oder um Phantasmagorien handelt, und die sich nach und nach zu einem Ganzen fügen. Immer, wenn man glaubt, den Faden zu verlieren, erdet sich der Text wieder, findet zurück zu einer sehr poetischen, klaren, bildhaften Sprache – berichtet von Angelausflügen, von Gesprächen zwischen Vater und Sohn, vom Aufbruch der Söhne aus dem Zuhause. Leander Wapshot, das chaotische , ein wenig verschrobene Oberhaupt der Familie, ist Schiffer – seine immer wieder in den Text eingestreuten Tagebuchaufzeichnungen sind die Höhepunkte des Buches – in einer ganz eigenen, dem Leben zugeneigten Sprache, voller Demut, Scharfsinn, Witz, Lebensklugheit. In diesem Sinne: „Haltet euch gerade. Bewundert die Welt. Genießt die Liebe einer sanftmütigen Frau. Vertraut auf Gott.“
Meine Neuerscheinung des Jahres, Sachbuch
Florian Werner:
Die Kuh. Leben, Werk und Wirkung
Hanser, 2009
Ich sammle Kühe und deswegen war dieses Buch für mich ein „Must have“. Aber auch wer mit Kühen nix am Hut hat, kann man damit viel Spaß haben. Eine Kulturgeschichte der Kuh – die Kuh als Symbol und Ausdruck des Kapitalismus und als erotische Herausforderung. Die Kuh in Gedichten, in der Malerei, als Thema philosophischer Erörterungen. Der Hamburger als letzte Möglichkeit, den Indianern die Büffel abzujagen. Die Kuh in der griechischen Sage. Kuhmetaphern als Ausdruck der Industrialisierung. Und und und. Kenntnisreich, verblüffend, witzig, sehr unterhaltsam.
Kinderbuch
Hier gleich mehrere – dafür alle kurz:
Amalia Rosenblum:
Der schönste Hundesommer der Welt
Beltz und Gelberg, 2009
Ich fange mal mit dem einzigen Manko des Buches an: Es ist ein klitzekleines bisschen ideologisch. Das macht aber nichts. Erzählt wird eine Geschichte von zwei, eigentlich von drei Hunden: Johnny und Artur und Schoko. Das Buch handelt vom Unglück, einen Freund zu verlieren – und vom Glück einen neuen Freund zu finden. Es geht um Missverstände und Einsamkeit, um Mut und Liebe - und um die Möglichkeit, irgendwann an einen Punkt zu kommen, an dem man das alles (wieder) zusammendenken und fühlen kann. Das Buch ist sehr sparsam, aber ganz zauberhaft illustriert von Philipp Waechter (ja, genau, das ist der Sohn von F.K.)
Apropos Philipp Waechter – nicht mehr ganz neu, aber einfach umwerfend:
Philipp Waechter
„Die Geschichte meines Opas“
Beltz und Gelberg, 2003
– ein witzig gezeichneter Kinder-Comic, in dem ein ganz normaler Opa als Supermann verkleidet zusammen mit seinem Enkel die unvernünftigsten Dinge unternimmt, wilde Abenteuer erlebt, Blödsinn macht und dabei immer auch ein bisschen die Welt rettet.
Und zuletzt:
Sue Townsend
„Das geheime Tagebuch des Adrian Mole, 13 ½ Jahre alt“
Ein Kinderbuch-Klassiker, den wahrscheinlich viele kennen. Ich finde – dieses Buch sollte jedes Kind einmal gelesen haben. Denn: Es erhöht die Chance, den Unwägbarkeiten des Lebens ins Auge zu sehen und ihnen standhalten zu können ,-)
Der Inhalt: Vor dem Hintergrund der Thatcher-Ära in England schwadroniert und pubertiert Adrian, Sohn einer chaotischen Familie, vor sich hin – verliebt sich, philosophiert über die Welt, sucht und verliert den Familien-Hund, engagiert sich politisch, will Schriftsteller werden, gibt an, hat Schiss mit dem größten Schläger der Schule zusammen zu rasseln und tut sich schließlich mit ihm zusammen, kümmert sich um einen alten heruntergekommenen Nachbarn, schimpft, motzt, träumt. Großartig und saukomisch.
...Und jetzt bin ich gespannt auf eure Tipps
Und zwar mit dem Thema:
Weihnachtslektüre-/Weihnachtsbüchergeschenktipps
Ich fang mal an – und zwar mit Tipps in vier Kategorien:
Meine Neuerscheinung des Jahres, Belletristik
Klassiker/Wiederentdeckt
Meine Neuerscheinung des Jahres, Sachbuch
Kinderbuch
Also dann – es fällt mir schwer mich zu beschränken, aber ich versuch’s:
Meine Neuerscheinung des Jahres, Belletristik
Gerhard Henschel
„Jugendroman“
Hoffmann und Campe, 2009
Der „Jugendroman“ ist die Fortsetzung des vor ein paar Jahren erschienen „Kindheitsroman“, den man unbedingt zuerst lesen (oder schenken smile: sollte.
Im Mittelpunkt beider Bände steht Martin Schlosser – das Alter Ego des Autors. Wie Henschel ist Martin Schlosser aufgewachsen in der Nähe von Koblenz und zieht mit 13 oder 14 Jahren (= Ende des Kindheitsromans) nach Meppen (= Beginn des Jugendromans). Der Leser begleitet Martin durch diese Jahre – und zwar Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr. In tausend Schnipseln entsteht ein detailreiches, schräges, witziges, lebendiges, kurz: ganz normales Bild einer bundesrepublikanischen Familie in den 60er und 70er Jahren.
Das besondere an dem Buch ist seine Schreibweise. Die ist durchaus konventionell – aber irgendwie auch nicht, denn das Buch erzählt eine Geschichte, die aus lauter kleinen, hintereinander gereihten Abschnitten besteht und die den Fortgang einer Lebensgeschichte aus der Sicht Martins beschreiben. Fast so etwas wie ein Entwicklungsroman. Happs für Happs entsteht ein eng gefügter Teppich aus Zeitgeschehen, Ereignissen, Sprache, Erinnerungen, individueller Geschichte. Für den Leser gibt es unendlich viel zu finden und/oder wieder zu entdecken. Kindergarten, Winnetou-Figuren, Schule, das Hereinbrechen des Fernsehens . Serien. Den Weihnachtsvierteiler. Slogans. Bücher. Schlager. Filme. Lernstoff im Schulunterricht. Redewendungen. Plattitüden. Draußen spielen, Rad fahren, kicken, sich in Höhlen verstecken, Mittagessen (Händewaschen nicht vergessen), Abendessen. Immer wiederkehrende Geburts- und Feiertage, Ostern, Weihnachten (welche Geschenke? Welche Plätzchen?),Ferien (Besuche bei der Oma in Jever) und Urlaub (der erste Urlaub in Spanien). Die ältere Schwester Renate strickt und töpfert, hat den ersten Freund – Olaf, der Juso. Bruder Volker bekommt ein Moped. Die kleine Schwester Wiebke, ein Nachkömmling, nervt.
Zu Beginn des „Jugendromans“ ist Martin 13 oder 14 Jahre alt – die Perspektive und die Bandbreite seiner Wahrnehmung „wachsen“ mit. Auch der Sprachduktus passt sich seinem jeweiligen Entwicklungsstand an, wird jetzt z.B. altkluger. Martin geht ins Kino, hört Schallplatten, liest Kafka und Poe, schreibt Leserbriefe an die Zeit, erhält Briefe seines besten Freundes aus der alten Heimat Vallendar. Martin jätet Unkraut, langweilt sich, will sich, wie sein älterer Cousin Gustav, auskennen in der Welt. Er fängt an, den Spiegel zu lesen und zu archivieren. Schlagzeilen. Titelgeschichten. Lottozahlen, das Fernsehprogramm und die Bundesliga-Ergebnisse des Wochenendes. Martin ist Gladbach-Fan – aber auch an der Eintracht führt (immerhin befinden wir uns jetzt in der zweiten Hälfte der 70er Jahre, also in den Glanzjahren von Grabi und Holz) für Martin kein Weg vorbei. Die Familie beginnt zu bröckeln. Renate studiert jetzt in Bonn, Volker seilt sich zunehmend ab, der Vater verbringt seine Abende heimwerkernd und trinkend im Keller, Martins Mutter will wieder arbeiten.
Sammeln. Recherchieren. Collagieren. Archivieren. Gerhard Henschel (Journalist, Sachbuchautor, Übersetzer – unter anderem Bob Dylans „Chronicles“) gilt als Schüler Walter Kempowskis. Das merkt man.
Warnung: „Kindheitsroman“ und „Jugendroman“ machen süchtig. Zum Glück hat Henschel angekündigt, den „Jugendroman“ fortzusetzen. Und zur Überbrückung kann man den – bereits vor den beiden anderen Bänden erschienen - Briefroman „Die Liebenden“ lesen. Dort wird die Liebesgeschichte von Martins Eltern erzählt, die sich aus den Kriegsjahren herausschält und bis in die 80er Jahre reicht. Anrührend, spannend, witzig, wahrhaftig, authentisch – der Weg hinaus in die weite Welt, voller Hoffnung und Träume, in das Glück einer engen Zwei-Zimmer-Wohnung, beruflicher Fortschritt, ein Kind, noch eines und noch eines. Und irgendwann „spielen“ alle die mit, die man bereits im Kindheits- und Jugendroman kennen gelernt hat. Oma und Opa Jever, Tante Gisela, die „Engländer“, der Cousin Gustav, Renate, Volker, Martin, Wiebke – alle sind sie da. Alllmählich steigender Wohlstand. Das eigene Haus. Erste kleine Unstimmigkeiten. Unterschiedliche Ziele und Wünsche. Das Gefühl, alleine gelassen zu werden. Hier wird ins Blickfeld gerückt, was man bei der Im Kindheits- und Jugendroman im Hintergrund der Geschichte Martins nur ahnt. Sie haben es nicht leicht mit sich selbst und miteinander, die Schlossers. Persönliche Tragik, ein trauriges Ende. Martins Vater zerbricht. Die Familie Schlosser gibt es nicht mehr. Auch da ist sie wahrscheinlich irgendwie typisch.
(Sorry....Die nächsten Tipps werden kürzer)
Klassiker/Wieder entdeckt:
John Cheever:
Die Geschichte der Wapshots
Dumont 2007
John Cheever (1912- 1982) ist einer der amerikanischen Autoren, die man in Deutschland wenig kennt, also noch entdecken kann. Wenn man ihn kennt, dann eher als Verfasser von Kurzgeschichten (die bekannteste: „Der Schwimmer“) – die Wapshots, erstmals erschienen 1957, sind so etwas wie sein Vermächtnis, sein Lebenswerk, ein Roman, an dem er, wie es heißt, fast 20 Jahre geschrieben und gebastelt hat. Das klingt nach dickem Wälzer und langem erzählerischem Atem – das trifft nicht ganz zu. Das Buch umfasst grade mal knapp 400 Seiten – trotzdem sind die Wapshots ein ganzer Kosmos, ein Bericht aus einer versunkenen Welt, eine Hymne an das Leben - in verschiedenen „Aufzügen“ und aus unterschiedlichen Perspektiven wird über die verschiedenen Familienmitglieder berichtet. Erlebnisse, Geschichten, Ereignisse bei denen man nicht immer weiß, ob es sich um realistische Beschreibung, um Satire oder um Phantasmagorien handelt, und die sich nach und nach zu einem Ganzen fügen. Immer, wenn man glaubt, den Faden zu verlieren, erdet sich der Text wieder, findet zurück zu einer sehr poetischen, klaren, bildhaften Sprache – berichtet von Angelausflügen, von Gesprächen zwischen Vater und Sohn, vom Aufbruch der Söhne aus dem Zuhause. Leander Wapshot, das chaotische , ein wenig verschrobene Oberhaupt der Familie, ist Schiffer – seine immer wieder in den Text eingestreuten Tagebuchaufzeichnungen sind die Höhepunkte des Buches – in einer ganz eigenen, dem Leben zugeneigten Sprache, voller Demut, Scharfsinn, Witz, Lebensklugheit. In diesem Sinne: „Haltet euch gerade. Bewundert die Welt. Genießt die Liebe einer sanftmütigen Frau. Vertraut auf Gott.“
Meine Neuerscheinung des Jahres, Sachbuch
Florian Werner:
Die Kuh. Leben, Werk und Wirkung
Hanser, 2009
Ich sammle Kühe und deswegen war dieses Buch für mich ein „Must have“. Aber auch wer mit Kühen nix am Hut hat, kann man damit viel Spaß haben. Eine Kulturgeschichte der Kuh – die Kuh als Symbol und Ausdruck des Kapitalismus und als erotische Herausforderung. Die Kuh in Gedichten, in der Malerei, als Thema philosophischer Erörterungen. Der Hamburger als letzte Möglichkeit, den Indianern die Büffel abzujagen. Die Kuh in der griechischen Sage. Kuhmetaphern als Ausdruck der Industrialisierung. Und und und. Kenntnisreich, verblüffend, witzig, sehr unterhaltsam.
Kinderbuch
Hier gleich mehrere – dafür alle kurz:
Amalia Rosenblum:
Der schönste Hundesommer der Welt
Beltz und Gelberg, 2009
Ich fange mal mit dem einzigen Manko des Buches an: Es ist ein klitzekleines bisschen ideologisch. Das macht aber nichts. Erzählt wird eine Geschichte von zwei, eigentlich von drei Hunden: Johnny und Artur und Schoko. Das Buch handelt vom Unglück, einen Freund zu verlieren – und vom Glück einen neuen Freund zu finden. Es geht um Missverstände und Einsamkeit, um Mut und Liebe - und um die Möglichkeit, irgendwann an einen Punkt zu kommen, an dem man das alles (wieder) zusammendenken und fühlen kann. Das Buch ist sehr sparsam, aber ganz zauberhaft illustriert von Philipp Waechter (ja, genau, das ist der Sohn von F.K.)
Apropos Philipp Waechter – nicht mehr ganz neu, aber einfach umwerfend:
Philipp Waechter
„Die Geschichte meines Opas“
Beltz und Gelberg, 2003
– ein witzig gezeichneter Kinder-Comic, in dem ein ganz normaler Opa als Supermann verkleidet zusammen mit seinem Enkel die unvernünftigsten Dinge unternimmt, wilde Abenteuer erlebt, Blödsinn macht und dabei immer auch ein bisschen die Welt rettet.
Und zuletzt:
Sue Townsend
„Das geheime Tagebuch des Adrian Mole, 13 ½ Jahre alt“
Ein Kinderbuch-Klassiker, den wahrscheinlich viele kennen. Ich finde – dieses Buch sollte jedes Kind einmal gelesen haben. Denn: Es erhöht die Chance, den Unwägbarkeiten des Lebens ins Auge zu sehen und ihnen standhalten zu können ,-)
Der Inhalt: Vor dem Hintergrund der Thatcher-Ära in England schwadroniert und pubertiert Adrian, Sohn einer chaotischen Familie, vor sich hin – verliebt sich, philosophiert über die Welt, sucht und verliert den Familien-Hund, engagiert sich politisch, will Schriftsteller werden, gibt an, hat Schiss mit dem größten Schläger der Schule zusammen zu rasseln und tut sich schließlich mit ihm zusammen, kümmert sich um einen alten heruntergekommenen Nachbarn, schimpft, motzt, träumt. Großartig und saukomisch.
...Und jetzt bin ich gespannt auf eure Tipps
Blunzje
**huströchelwürg**
Der typische 05er ist für mich (= in der Nähe von Mainz lebender Hesse = Rheinabereigentlichrichtigerhesse ) wie ja wohl für alle hier – ein rotes Tuch – und da hier bei uns in der Ecke leider eine ganze Menge davon rumlaufen, die gerne auch mal groß tönen und sich mächtig gut vorkommen - mmh, das ist nicht schön. Gegen die Meenzer verlieren – das geht überhaupt gar nicht. Bumbaf-Gedöns, Narrekapp-uffem-Kopp, Narhallamarsch und Fassnachtsmarkenzeichen? Gruselig. SGE /M1 ein Derby? Lächerlich. Allerdings kenn ich auch keinen ernst zunehmenden 05er (doch, ein paar davon gibt’s tatsächlich), der auf den Gedanken käme, das Spiel gegen uns so zu bezeichnen. Und, na ja, wie gesagt – ich maaach se net und ich seh und hör jeden Tag warum ich Grund dazu hab – aber, mmh, „Pfurz in der Bundesligageschichte“ vs. „Tradition“ - najanaja –…
Wie auch immer: Sieg und sonst gar nix!
Wie auch immer: Sieg und sonst gar nix!
verschluckt
Wenn man bei Google die Stichworte "Rassismus Franz" eingibt erhält man derzeit ca. 253.000 Einträge. Es ist unfasslich, was da losgetreten worden ist. Macht ja nichts. Trifft schon irgendwie den Richtigen. Wie hieß der Spruch früher immer "Wer Marlboro raucht, frisst auch kleine Kinder."
Dazu kommt, dass diese ganze Aktion, dann noch der beleidigte Auftritt von Herrn Tuchel (den ich bisher eigentlich immer sehr sachlich fand) fast verdrängt hat, was am Samstag im Stadion wirklich war: Wir haben ein richtig geiles Fußballspiel gesehen. Mit Kampf. Mit Einsatz. Mit Fußball, mit richtigem Fußball. Wir haben - trotz der beiden in der Tat hochkarätigen Chancen der 05er - das Ding verdient, jawohl verdient, gewonnen.
Das war das, was am Samstag war. Und der schale Nachgeschmack, den dieses Spiel jetzt hat, der bleibt ganz bestimmt nicht bei uns.