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Xaver08

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Du hattest neulich ja irgendwann geschrieben, dass es üblich sei, keine Quarantäne anzuordnen, wenn jemand unter 15 Minuten Kontakt mit Infizierten hatte und eine Maske getragen wurde. Vielleicht sollte man da noch mal überlegen. Ich kenne mittlerweile zwei Fälle von Kolleginnen, die genau diese Anweisung bekamen (Maske auf - weiter unterrichten!). Bei beiden wurde später festgestellt, dass sie tatsächlich infiziert waren, eine davon fiel fünf Wochen aus und schleppt sich seitdem mehr schlecht als recht mit Herzproblemen in die Schule. Meine Vierjährige habe ich heute aus dem Hort abholen müssen, ein Erzieher hat Corona, alle Kinder werden am Freitag getestet. Ich weiß, es sind nur anekdotische Befunde, aber da ich die Kollegen und die Erzieher kenne, weiß ich, dass sie immer vorsichtig waren, um nicht zu sagen vorbildlich gehandelt haben. Woher können die das also haben? Soviel zum Thema, Schulen und Kitas sind keine Infektionstreiber...
Was schätzt du denn, lieber Werner, wann man den Ferieneffekt in den Zahlen sieht? Und wie groß müsste der Effekt sein, dass man sagen kann: Ja, es waren die Schulen?
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die 15 minuten sind sicher nur ein richtwert, zumal mittlerweile auch klar wird, dass es nicht 15 minuten am stueck sein muessen, sondern auch mehrfacher kontakt ueber einen tag zu infizierten, der sich zu einer groessenordnung von 15 minuten aufsummiert zu einer infektion fuehren kann, dazu wird sicher noch die groesse der viruslast beitragen.

wir reden da am ende von wahrscheinlichkeitsrechnungen, ein restrisiko besteht, das ziel ist es kriterien zu schaffen, die einfache und weitestgehend nachvollziehbare entscheidungen ermoeglichen.

in den usa kann man jetzt die quarantaene auf 7 tage verkuerzen, wenn man sich ab dem 5. tag mit einem negativen testergebnis freitestet.

auch da ist klar, dass das eine wahrscheinlichkeitsrechnung ist, die auf risikoverringerung zieht und gleichzeitig die bereitschaft erhoehen soll, in quarantaene zu gehen.

wir wissen, dass jemand am 10. tag negativ testen kann und am 14 tag krank werden kann.

den infektionstreiber gibt es nicht, aber dass schulen nicht dazu gehoeren, ist schwer vorstellbar, forschung zeigt, dass auch jugendliche und kinder die krankheit weitergeben koennen.

Sandra Ciesek arbeitet an einer Aktualisierung ihrer Studie zur Ausbreitung in Kitas und Kindergaerten, die ja fuer Hessen waehrend der Zeiten der niedrigen Inzidenzen einen fast nicht vorhandenen Beitrag zu Pandemie ermittelt hat.

Interpretation Respiratory or gastrointestinal shedding of SARS-CoV-2 in children or staff members in day care centres was very rare in the context of low community activity. The data indicate day care centres do not pose a reservoir for SARS-CoV-2 in a low prevalence setting, no inapparent transmissions were observed.

https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.11.02.20223859v1

Die Studie soll jetzt fuer hoehere Inzidenzen aktualisiert werden, fuer Schulen muesste man solche Studien auch erstellen (das wird sicher auch gemacht).
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Adlerdenis schrieb:

Ganz ehrlich: Auch wenn ich den Mann nicht mag, und kürzlich noch über seinen Sonderweg gespottet habe, aber Boris Palmer hat es mit seinem Ansatz wohl tatsächlich geschafft, keine Corona-Fälle mehr in den Altersheimen zu haben. Häufiges Testen von Bewohnern und Mitarbeitern und Verteilen von FFP2-Masken scheint mir da schon mal keine schlechte Idee zu sein.


Tja, für den Palmer-Ansatz den ich vor Wochen schon als Möglichkeit/Alternative hier angebracht habe wurde ich teils hart angegangen und mit Häme bedacht...

Tübingen ist ein gutes Beispiel wie es funktionieren kann. Auch wenn klar sein sollte das man die dortigen Bedingungen und Möglichkeiten nicht 1:1 auf alle Städte und Regionen übertragen kann...
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du hast u.a. kritik und rueckfragen wegen deiner darstellung des palmer ansatzes eingesteckt, der zum zeitpunkt als du ihn als eingeführt und umgesetzt erwaehnt hattest, lt. einem artikel vorerst lediglich diskutiert wurde und noch nicht eingeführt war.

die opferrolle, die du dir mal wieder überstülpst, ist nicht angebracht.
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SGE_Werner schrieb:

Anstieg Infektionen Ü80 in der letzten Woche: 12,7 %
Auch bei der Gruppe 70-80 ein Anstieg von 9,2 %.

Alle anderen sonst recht stabil. Inzidenz bei Ü90 mittlerweile 494.

Inzidenz bei den unter 5-jährigen bei 58 (das ist der niedrigste Wert) , es folgen dann mit Inzidenz 84 schon die "rüstigen Rentner" (65-69), vielleicht auch die vorsichtigste Gruppe, die zugleich nicht in Pflegeheimen ist und auch nicht mehr erwerbstätig.


Es zeigt sich also einmal mehr das die Problematik der Ansteckungen in Pflegeheimen weiterhin nicht ausreichend gut gelöst ist...
Es ist ein Jammer.
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hast du eine idee, wie man das loesen koennte?
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sonofanarchy schrieb:

Habe jetzt nur von Schulen, Kindergärten und überwiegend Einzelhandel gelesen. Ich hoffe, die Kirchen bleiben auch dicht. Für mich die einzig richtige Entscheidung und hoffe, dass die anderen Länder nachziehen. Aber warum lässt man sich in Sachsen jetzt noch sechs Tage Zeit? Warum nimmt man nicht schon das Wochenende mit?


Kirchen spielen im Osten kaum eine große Rolle. Komme selbst aus Sachsen und sonderlich Zulauf haben die Kirchen wenn nur Weihnachten und das wird dieses Jahr mit Sicherheit kaum einer machen.
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planscher08 schrieb:

Kirchen spielen im Osten kaum eine große Rolle. Komme selbst aus Sachsen und sonderlich Zulauf haben die Kirchen wenn nur Weihnachten und das wird dieses Jahr mit Sicherheit kaum einer machen.


lese ich da raus, dass du auf eigenverantwortung setzt?
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SemperFi schrieb:

Trump hat inzwischen über 200 Millionen Dollar an Spenden gesammelt für seinen Kampf gegen die Wahl.

Wobei nur ein Bruchteil wirklich in die Anwaltskosten geht, sondern in die Taschen der Republikaner und natürlich Trump selbst. Die Spende muss nämlich über 5000$ sein um die irrsinigen prozesse zu stützen.


Und die wohl mehr als 30 Klagen, die da rausgefeuert wurden, sind fast alle krachend gescheitert. Ich erinnere mich lediglich an eine Klage, bei der ein paar hundert Wahlzettel nicht mehr anerkannt worden sind (in Wisconsin?) und eine Klage während der Auszählung in Phili, dass die Wahlbeobachter der Reps irgendwie ein paar Meter näher an die Auszählenden ran durften... (was eine alberne Scheiße).
Heute heißt es aber: Rien ne va plus! Safe Harbor ist erreicht... das Ergebnis ist nun (nach 3-maligem Zählen!) auch in Georgia zertifiziert worden:
https://www.nytimes.com/2020/12/07/us/politics/georgia-recertify-election-results.html
Somit brauchen auch die Idioten nicht mehr weiter an Orangeboy spenden, um seine privaten Schulden aufgrund seines eigenen Missmanagements zu tilgen. Wie schon einmal hier geschrieben: Es klagen ja schon die ersten Fanboys gegen Trump, weil sie sich betrogen fühlen. Ist halt wie die tolle Trump-University. Ein Millionen-Grab. Das Geld sehen die nie wieder.

Die Stimmung wird aber zunehmend giftiger. Raffensperger und andere Republikaner in Georgia erhalten Todesdrohungen, vor dem privaten Haus einer republikanischen Abgeordneten in Michigan taucht ein bewaffneter Mob auf und brüllt rum:
https://www.nbcnews.com/politics/2020-election/michigan-secretary-state-says-armed-protesters-gathered-outside-her-home-n1250178
Und in Washington sind wohl Schüsse gefallen, als Trump-Nazis und Gegendemonstranten aufeinander trafen:
https://www.fr.de/politik/usa-washington-schuesse-donald-trump-fan-koerperverletzung-angeklagt-olympia-us-wahl-2020-90124356.html#idAnchComments
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Adler_Steigflug schrieb:

Heute heißt es aber: Rien ne va plus! Safe Harbor ist erreicht... das Ergebnis ist nun (nach 3-maligem Zählen!) auch in Georgia zertifiziert worden:


nein, heute gilt es noch. es steht heute auch noch eine entscheidung von Supreme Court Richter Samuel Alito fuer die Zulassung einer Klage ueber Briefwahlstimmen in PA an.

Urspruenglich war die auf morgen terminiert, weshalb man der geschichte keine aussicht auf erfolg zugestanden hat, die verschiebung auf heute hat wieder etwas (!) hoffnung genaehrt, dass da fuer trump evtl. doch was gehen koennte, auch wenn die chancen verschwindend gering sind.

Bis heute 9am Ortszeit duerfen (beide?) Parteien noch Informationen einreichen, es geht um die Annulierung aller Briefwahlstimmen in PA.

Die Vermutung ist, dass die Verschiebung der Deadline auf den letzten Tag der safe harbor deadliweniger die Bedeutung hat, dass diese Klage Aussicht auf Erfolg haben koennte, sondern eher dazu dient, das Verfahren fairer wirken zu lassen.
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SGE_Werner schrieb:

Sorry, ich kann Zahlen lesen und über die Sommerferien hinweg war es fast immer 1:1 das Mehr an Tests, das die Zahlen stiegen ließ. Dafür muss ich nur die Testzahlen, die Fallzahlen und die entsprechende Positivquote betrachten. Wer über die Monate Juni bis Anfang September zu einem anderen Schluss kommt, liegt falsch und verbreitet Fake-News.

Es lässt sich einfach untermauern.
Hier lässt sich sehr schön nachvollziehen wie die Entwicklung war. Der Anstieg der Positivquote findet ganz klar ab Mitte September statt.
Die Anzahl der Testfälle sowie die Positivquote bildlich in Excel dargestellt ist äußerst aufschlussreich!
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wie der eine von mir verlinkte artikel ausfuehrt, sind aber ueber laengere zeit die anzahl der durchgefuehrten tests keine verlaessliche groesse, da sie nicht zuverlaessig nachgehalten wurden.

auch aenderungen oder anpassungen in der teststrategie koennen zu verschiebungen fuehren.
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Xaver08 schrieb:

der artikel war von anfang august und stellt damals schon fest, dass die aussage, dass das mehr an faellen lediglich auf ein mehr an tests zurueckzufuehren ist, so pauschal nicht stimmt, keine korrelatoin und keine kausalitaet im grundsatz.


Kommt auf den Zeitraum an. Zwischen 26. Juli und 6. September (BaWü-Ferienzeitraum) stiegen in Deutschland die Tests um das Doppelte, die Fallzahlen auch. Nimmt man natürlich den Zeitraum nur von Juli bis Anfang August, kommt man zu dem Schluss, den der BR nimmt. Nimmt man die Zahlen von Anfang Juni bis Anfang September stimmt der Schluss, der der BR nimmt, wiederum nicht.

Sorry, ich kann Zahlen lesen und über die Sommerferien hinweg war es fast immer 1:1 das Mehr an Tests, das die Zahlen stiegen ließ. Dafür muss ich nur die Testzahlen, die Fallzahlen und die entsprechende Positivquote betrachten. Wer über die Monate Juni bis Anfang September zu einem anderen Schluss kommt, liegt falsch und verbreitet Fake-News.
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nicht jede zahlenkorrelation ist am ende auch kausalitaet.

ich finde die darstellung in beiden artikeln durchaus glaubwuerdig und nachvollziehbar, die darstellung im zdf artikel zeigt die nichteindeutigkeit auch auf.


SGE_Werner schrieb:

Wer über die Monate Juni bis Anfang September zu einem anderen Schluss kommt, liegt falsch und verbreitet Fake-News.


dem argument muss ich mich dann wohl geschlagen geben
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ich habe heute zwei (fuer mich) lesenswerte artikel gefunden, das eine ein interview mit einem virologen in der zeit, das andere eine art rueckblick auf den bisherigen verlauf durch eine professorin for global health an der uni edinburgh in der nature:

https://www.nature.com/articles/s41591-020-01170-z

nicht alles ist wirklich ueberraschend, sie listet aber 5 ueberraschende aspekte auf, von denen ich zwei aufgreifen moechte

1.) reisebeschraenkungen und grenzschliessungen helfen, was viele gesundheitsexperten ueber lange zeit nicht wahrhaben wollten.

ich kann da natuelrich nur fuer mich sprechen, aber auch fuer mich, war das immer eine massnahme, die ich als wenig hilfreich erachtet habe, gerade wenn man sich die laender anschaut, die die pandemie bisher gut gehandhabt haben, etwas was ich ueberdenken muss. ich habe vor ein paar tagen einen bericht aus australien gehoert, die nicht nur international deutliche beschraenkungen hatten sondern auch national ueber lange zeit massive reiseeinschraenkungen hatten.

mit erfolg, sie haben kaum noch faelle, es gibt grosse bereiche, die seit monaten keine faelle mehr hatten, das leben laeuft weitestgehend normal

2.) der fehler pandemie bekaempfung gegen die wirtschaft aufzuwiegen.

ein fehler, der heute leider immer noch gemacht wird.

Third, it was surprising that some leaders would falsely claim the choice was between the economy and COVID-19 instead of realizing that minimizing COVID-19 harm would also reduce non-COVID-19 harm and vice versa. In fact, economic analysis of the first half of 2020 clearly shows that countries that suppressed COVID-19 effectively also experienced the smallest losses in gross domestic product and, in some instances, even experienced growth. In the medium to long term, it is clearly the virus, not the restrictions themselves, that is hurting the economy.



das interview ist u.a. von kai kupferschmidt, ein wissenschaftsjournalist, der sehr wertvolle informatoinen zum thema corona veroeffentlich hat, interviewpartner ist  jeremy farrar, infektiologe aus uk:

https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-12/jeremy-farrar-corona-impfung-europa-vietnam-herausforderungen

themen sind strategien, vorhersehbarkeit der pandemie, fehler in europa und den usa, gruende fuer die katastrophalen folgen durch u.a. eine hohen altersschnitt und viele vorerkrankungen aber auch massive vernachlaessigung des gesundheitssystems uber die letzten jahr(zehnte)

er ist der meinung, dass der verlauf wenig ueberaschend ist und im fruehjahr bereits vorhersehbar. wenn man die aussagen diverser experten zugrundelegt, wie drosten, meyer-herrmann, cisek oder auch lauterbach kann man dem wohl nur zustimmen.

zur wirtschaft kommt er zu einer aehnlichen schlussfolgerung wie der nature artikel:

Ich persönlich glaube aber nicht, dass es einen Widerspruch gibt zwischen dem, was für die Wirtschaft, und dem, was für die Gesundheit der Menschen gut ist. Im Gegenteil: Länder wie Korea, Singapur, Neuseeland, Australien und China, die es geschafft haben, die Verbreitung des Virus zu stoppen und Leben zu retten, haben sich auch wirtschaftlich schneller erholt als andere Länder. Die Lehre ist: Man muss die Neuinfektionen wirklich herunterdrücken, bevor man die Maßnahmen lockert. Und wenn man die Maßnahmen lockert, muss man das sehr vorsichtig tun. Sonst gerät man in einen Stop-and-go-Modus, der unglaublich belastend ist.
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Xaver08 schrieb:


         nein, man haette das knapp über 1 schon verhindern müssen.


Sagen wir mal 1,1 , weil es immer mal wieder Schwankungen zwischen 0,9 und 1,1 gab. Und die 1,1 + X gab es Ende September, spätestens aber in der ersten Oktoberwoche. Das ist genau der Zeitraum, den ich auch genannt habe.

Xaver08 schrieb:

der fehler war, dass man zu frueh wieder aufgemacht hat


Hm, nach dem "aufmachen" sind aber die Fallzahlen noch weiter signifikant und im ähnlichen Tempo gesunken bis zum Beginn der Urlaubszeit (Ausnahme Tönnies). Erst mit Beginn der Urlaubszeit stiegen die Zahlen wieder, aus den bekannten Gründen.

Xaver08 schrieb:

das knappe wachstum nicht ernst genommen hat


Da gebe ich recht, wobei wie gesagt das knappe Wachstum immer am Mehr an Tests lag bis ca. Anfang/Mitte September. Danach hat man geschlafen ohne Ende.

Xaver08 schrieb:

dass auch jetzt der lockdown light nicht so ganz ernst genommen wird, wenn das weihnachtsgeschaeft quasi unveraendert brummt, wenn teilweise gluehweinbuden offen haben und und und ist nicht so verwunderlich


Da gebe ich völlig recht.
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SGE_Werner schrieb:

Hm, nach dem "aufmachen" sind aber die Fallzahlen noch weiter signifikant und im ähnlichen Tempo gesunken bis zum Beginn der Urlaubszeit (Ausnahme Tönnies). Erst mit Beginn der Urlaubszeit stiegen die Zahlen wieder, aus den bekannten Gründen.


sie sind weiter gesunken, aber nicht mehr signifikant.

es ist unstrittig, dass ein weiteres absenken der zahlen zu besserer kontrolle gefuehrt haette.

SGE_Werner schrieb:


Da gebe ich recht, wobei wie gesagt das knappe Wachstum immer am Mehr an Tests lag bis ca. Anfang/Mitte September. Danach hat man geschlafen ohne Ende.


das habe ich anders in erinnerung, ich habe recherchiert um meinem gedaechtnis auf die spruenge zu helfen und 2 artikel dazu gefunden, die mich in meiner erinnerung bestaetigen, dass das wachstum nicht (alleinig) einem testzuwachs zuzuschreiben ist.

https://www.br.de/nachrichten/wissen/corona-mehr-infizierte-wegen-mehr-tests-ein-faktenfuchs,S6yVtYM

der artikel war von anfang august und stellt damals schon fest, dass die aussage, dass das mehr an faellen lediglich auf ein mehr an tests zurueckzufuehren ist, so pauschal nicht stimmt, keine korrelatoin und keine kausalitaet im grundsatz.

der artikel im zdf geht in eine aehnliche richtung:
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-test-faelle-100.html
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Ich möchte hier jetzt keine Generalverteidigung von Diegito machen, aber im Juni hatten 75 % der Bevölkerung keine Angst mehr vor einer Corona-Infektion. Die Lockerungsbewegung war gegeben und die Zahlen stiegen auch nicht und waren auf einem völlig kontrollierbaren Niveau. Ein Großteil der Infektionen im Sommer wurden aus den Auslandsurlaubsaufenthalten eingeschleppt.

Da war ein erheblicher Teil der Bevölkerung für Lockerungen und jemand wie Diegito nicht in der Minderheit. Zumindest für die Monate Juni bis August gab es durchaus Gründe locker mit der Sache umzugehen.

Das Problem ist doch, dass man nach dem Tanz nicht wieder den Hammer rausgeholt hat. Der einfach gerechnete R Wert war bis Anfang Oktober nur knapp über 1 und stieg dann innerhalb weniger Tage Richtung 1,4. Spätestens hier hätte die Politik handeln müssen, ließ aber noch drei Wochen verstreichen. Wahrscheinlich hätten wir so bei 10.000 Neuinfektionen am Tag "stoppen" können.
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nein, man haette das knapp über 1 schon verhindern müssen.

der fehler war, dass man zu frueh wieder aufgemacht hat, nicht konsequent genug nachverfolgt hat, das knappe wachstum nicht ernst genommen hat und nicht genug vorkehrungen (inkl. weiterentwicklung der app) getroffen hat.

alles das, weil man ja, wie bereits im frühjahr argumentativ vorbereitet bzw. den leuten eingehaemmert, das der wirtschaft und den menschen nicht mehr zumuten koennte.

dann wäre auch ein spike wie der der fleischverarbeitenden industrie oder der urlaubsheimkehrer nicht ganz so dramatisch gewesen, auch wenn es natürlich besser gewesen wäre, man hätte ihn nicht gehabt.

dass auch jetzt der lockdown light nicht so ganz ernst genommen wird, wenn das weihnachtsgeschaeft quasi unveraendert brummt, wenn teilweise gluehweinbuden offen haben und und und ist nicht so verwunderlich

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Xaver08 schrieb:

sprich, der preis fuer das weihnachtsfest sind dann 1-3 wochen laenger diese ca. 300 - 400 tote am tag.

die boeing max 737 wurde nach 2 abstuerzen komplett lahmgelegt.        


Aktuell kannst Du eher mit 400 - 500 Toten rechnen leider. Die 400 Toten am Tag haben wir nächste Woche eh erreicht. Mittlerweile scheinen sich die Bürger auch daran zu gewöhnen. Du siehst wie mit jedem Tag die Medien auch mehr abstumpfen. Es sind, ja, aus meinem Mund hört sich das jetzt komisch an, nur noch Zahlen. Ein Toter ist ne Tragödie, eine Million sind ne Statistik.

Aktuell stirbt alle vier Minuten ein Mensch an Corona in Deutschland. Machen wir wie aktuell weiter, haben wir an Ostern 61.000 Todesopfer.

Es ist so zum Alltag geworden, dass viele Menschen es als Alltag hinnehmen. Manchmal frage ich mich, ob ich die Zahlen wirklich noch veröffentlichen soll, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass es für mich nur Zahlen wären.
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SGE_Werner schrieb:

Aktuell kannst Du eher mit 400 - 500 Toten rechnen leider. Die 400 Toten am Tag haben wir nächste Woche eh erreicht. Mittlerweile scheinen sich die Bürger auch daran zu gewöhnen. Du siehst wie mit jedem Tag die Medien auch mehr abstumpfen. Es sind, ja, aus meinem Mund hört sich das jetzt komisch an, nur noch Zahlen. Ein Toter ist ne Tragödie, eine Million sind ne Statistik.


sicher, so sehe ich das auch.

deshalb hilft manchmal auch ein bild, wie man mit solchen zahlen in anderen situationen umgehen wuerde.
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Xaver08 schrieb:

ich verstehe ja worauf du hinauswillst, aber es ist dann doch die frage, was man als treiber der pandemie benennen moechte.

wenn das ende vom lied ist, dass es nur durch andere massnahmen aufgewogen wird und man ohne die lockerungen zu weihnachten sinkende zahlen bekommen haette, ist es ein treiber der pandemie.

alles andere wuerde ich dann eher schoenrednerei nennen wollen.


Du weißt, dass ich auf eine These eingegangen bin, die bisher sehr einseitig ist. Nämlich die These, dass nach Weihnachten die Infektionszahlen spürbar ansteigen. Ich benenne die Faktoren, die an und um Weihnachten herum den R-Wert eher senken können, während der Faktor, warum er steigen könnte, längst genannt wurde und gar nicht in Zweifel gezogen wird meinerseits. Und Du hast natürlich völlig recht in dem Punkt, dass dann die Zahlen sinken würden, wenn man eben nicht lockert. Kurzum: Weihnachten wird kein Infektionstreiber sein in meinen Augen, aber man wird eine Chance verpassen, die Zahlen zu senken. Punkt.

Wenn ich Zahlen analysiere oder diesbezüglich Thesen aufstelle, geht es mir übrigens recht wenig darum, ob das nun als Panikmache oder Schönrednerei rüber kommt. Ich versuche nur ein komplettes Bild zu erstellen und ergänze entsprechend. Übrigens im umgekehrten Fall auch und zwar sehr oft. Manchmal habe ich das Gefühl, dass man bestimmte Argumente gar nicht mehr bringen darf, weil irgendeine Seite sich auf dem Schlips getreten fühlen könnte.
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SGE_Werner schrieb:

Wenn ich Zahlen analysiere oder diesbezüglich Thesen aufstelle, geht es mir übrigens recht wenig darum, ob das nun als Panikmache oder Schönrednerei rüber kommt.


sicher, du musst dich auch nicht auf den schlips getreten fuehlen, weil ich es so benannt habe.

wie ich bereits schrieb, habe ich verstanden worauf du hinauswolltest, ich habe im naechsten beitrag geschrieben, dass ich die entwicklung der infektionszahlen aehnlich sehe.

mir ging es lediglich um die einstufung von weihnachten als kein treiber der pandemie.
das sehe ich halt anders.

SGE_Werner schrieb:

Manchmal habe ich das Gefühl, dass man bestimmte Argumente gar nicht mehr bringen darf, weil irgendeine Seite sich auf dem Schlips getreten fühlen könnte.


vielleicht, aber das ist bestandteil jeder diskussion, dass sich jemand auf den schlips getreten fuehlen kann oder mit einer aussage nicht uebereinstimmt oder sie nicht teilt.

es waere doch schade, wenn man sich antworten verkneifen muss, nur weil man angst haben muss, dass derjenige, der die these aufgestellt hat, sich durch die antwort auf den schlips getreten fuehlen koennte.

irgendwie ein zirkelschluss...

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SGE_Werner schrieb:

So bekloppt es klingen mag, ich denke, dass sogar Weihnachten gar nicht als "Infektionstreiber" herhalten wird.


Sehe ich etwas anders. Familien aus dem ganzen Bundesgebiet kommen zusammen. Es wird umarmt, gegessen, gequatscht. Alles ohne Maske, versteht sich.

Ich denke, du siehst das VIEL zu optimistisch.
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ich halte die einschaetzung von werner, dass es eher auf eine nullnummer rauslaeuft fuer durchaus realistisch.

es ist halt die frage, wie man das wertet, ob es ein erstrebenswertes ziel ist, die infektionsrate auf einem niveau zu stabilisieren, das die konsequenz eines alltaeglichen flugzeugabsturzes hat.

sprich, der preis fuer das weihnachtsfest sind dann 1-3 wochen laenger diese ca. 300 - 400 tote am tag.

die boeing max 737 wurde nach 2 abstuerzen komplett lahmgelegt.
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miraculix250 schrieb:

Sehe ich etwas anders. Familien aus dem ganzen Bundesgebiet kommen zusammen. Es wird umarmt, gegessen, gequatscht. Alles ohne Maske, versteht sich.


Alles unstrittig. Dafür treffen sich die Menschen nicht mit Kollegen, die Schülerhorden stehen nicht vor dem Supermarkt mit 20 Leuten ohne Abstand, die Züge sind leer...

Ich gehe davon aus, dass sich das Mehr an Kontakten auf der einen Seite durch das Weniger an Kontakten auf der anderen Seite ziemlich aufheben wird. Und die meisten Leute, die ich kenne, verzichten dieses Jahr auf große Feiern, sondern feiern eher in kleinen Runden.

Problematisch wird ohnehin die Zahlen auszuwerten, fallen doch drei Wochen lang mehrere Testtage wegen Feiertagen weg. Hier im Süden ja auch noch Heilige Drei Könige. Richtig beurteilen kann man das erst in der Woche vom 11. Januar.
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ich verstehe ja worauf du hinauswillst, aber es ist dann doch die frage, was man als treiber der pandemie benennen moechte.

wenn das ende vom lied ist, dass es nur durch andere massnahmen aufgewogen wird und man ohne die lockerungen zu weihnachten sinkende zahlen bekommen haette, ist es ein treiber der pandemie.

alles andere wuerde ich dann eher schoenrednerei nennen wollen.

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Adlerdenis schrieb:


Und zur Angst und Kontrolle: Hat ja niemand gesagt, dass es die bei uns nicht gibt. Aber das Ausmaß ist in einer sozialistischen Diktatur natürlich ein völlig anderes.


Ich will hier nicht zu sehr ins OT gehen, ber die amerikanische Philsophin Elizabeth Anderson hat dazu mal ein interessantes Gedankenexperiment entwickelt. (Den folgenden Text habe ich aus einer Rezension ihres Buches "Private Regierung" der FAZ)

Stellen wir uns ein Land vor, in dem jeder einen Vorgesetzten hat, dessen Befehle unbedingt zu befolgen sind. Die Vorgesetzten werden nicht gewählt, sondern von höherer Stelle ernannt. Ihre Befugnisse sind umfassend: Sie können Telefonate abhören und einen Kleidungsstil diktieren, sie können medizinische Tests anordnen und willkürliche Durchsuchungen. Die Menschen verbringen stets nur einen Teil ihrer Zeit in diesem Land, doch sie können auch für das bestraft werden, was sie außerhalb tun – für ihr politisches Engagement etwa, die Wahl ihres Lebenspartners, den Konsum von Freizeitdrogen. Die übliche Strafe: Herabstufung oder Exil. Zwar steht es jedem frei, auszuwandern, doch viele Menschen werden nur in Gegenden eine neue Heimat finden, in denen ganz ähnliche Verhältnisse herrschen. [...] „Ich gehe davon aus, dass die meisten Amerikaner das nicht glauben würden“, schreibt Anderson. „Und doch arbeitet die Mehrheit von ihnen genau unter einer solchen Regierung: Es ist der moderne Arbeitsplatz, wie er in den Vereinigten Staaten für die meisten Unternehmen existiert.“ Und da an der Spitze vieler Unternehmen ein absoluter Befehlshaber stehe, das Anlagevermögen den Firmen und den Mitarbeitern nichts gehöre, handele es sich um kommunistische Organisatonsformen: „Die Mehrzahl der Arbeitnehmer in den Vereinigten Staaten wird im Arbeitsleben von kommunistischen Diktaturen regiert.“


https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/elizabeth-andersons-neues-buch-private-regierung-16083560.html

Ich habe es gelesen, ganz interessante Gedanken aber stark auf die US-Verhältnisse bezogen. Das trifft zwar auf Deutschland nur eingeschränkt zu, aber in den USA gibt es tatsächlich gar nicht so selten Unternehmen, die die Toilettengänge ihrer Beschäftigten kontrollieren.
Ich wollte nicht abschweifen. Ich glaube nicht, dass es allein daran liegt, dass harte Maßnahmen ergriffen wurden. In Afrika sind viele Staaten viel zu schwach, um das Gewaltmonopol aufrecht zu halten. Ich denke schon, dass es auch viel mit Individualismus, dem Glauben an ein vermeintliches Recht auf Handlungsfreiheit und Konsum zu tun hat. Mit Blödheit hat es aber eher weniger zu tun, auch wenn das viele Leute immer wieder gerne behaupten.
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sehr interessanter einwurf, von dir. danke.

deshalb tut es mir fast ein wenig leid, wenn jetzt das rauspicke"

Motoguzzi999 schrieb:

Ich denke schon, dass es auch viel mit Individualismus, dem Glauben an ein vermeintliches Recht auf Handlungsfreiheit und Konsum zu tun hat. Mit Blödheit hat es aber eher weniger zu tun, auch wenn das viele Leute immer wieder gerne behaupten.


ich weiss ehrlich gesagt nicht, wie ich den glauben an ein vermeintliches recht auf handlungsfreiheit und konsum anders nennen soll als bloedheit. vor allem wenn dieser glaube bzw die daraus resultierenden handlungen darin enden, dass sie quasi im widerspruch zum aktuellen stand der wissenschaft gehoeren und dabei noch andere menschen gefaehrden.

es faellt mir nichts anderes als bloedheit ein, sicher kann man da noch ein paar andere attribute dazusetzen, aber das ware das primaere das ich mit so etwas verbinden wuerde.
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Merkel?
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wenn ich ihr agieren zum klimawandel und den schutz der deutschen autoindustrie betrachte, wuerde das locker reichen.
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In den USA geht es Mitte Dezember mit den Impfungen los, Kentucky erhält dann für sog. first responder die ersten 38 000 Impfdosen, die dann ein paar Wochen später noch von einem Booster gefolgt werden müssen.

Das WSJ meldet währenddessen, dass Covid-19 bereits Mitte Dezember 2019 in den USA war:
https://www.wsj.com/articles/covid-19-likely-in-u-s-in-mid-december-2019-cdc-scientists-report-11606782449

Die Studie selber formuliert das Ergebnis vorsichtiger als das WSJ
https://academic.oup.com/cid/advance-article/doi/10.1093/cid/ciaa1785/6012472
sie schreiben, dass ihre Ergebnisse zeigen, dass Corona schon vor dem ersten offiziellen Fall in den USA gewesen sein könnte.
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Die nächsten Nazis bei der Polizei hochgenommen:
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/baden-wuerttemberg-ermittler-stossen-auf-rechtsextreme-chats-bei-bereitschaftspolizisten-a-ec9490bd-81c2-42bc-b3dd-8c7d4bbe25e9?fbclid=IwAR2vCm_ojD1VFTJpDD2YnYASEGdvDW5DXpbI6N81PAuNwqyG5cdH3tDGCU4

Ich komm net mehr hinterher, und hab noch zwei oder drei gravierende Vorfälle vergessen.
Es wird Zeit, die Polizei auf Entnazifizierung zu überprüfen und komplett neu aufzustellen.
Das ist strukturell bei unserer Exekutive, mit so rumdoktern wird das nichts mehr.
Katastrophal.
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das lohnt nicht mehr das aufzulisten, besser wäre es die wochen aufzulisten, in denen nix auffliegt.

das wird dann aber eine kurze liste.
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Motoguzzi999 schrieb:

Tja, wir Europäer betrachten halt vieles aus einer rein technischen Perspektive. Die Pandemie ist für uns ein medizinisches Problem, also muss ein Impfstoff her, wenn Maßnahmen, egal welcher Art, getroffen werden, wird immer ewig diskutiert, wie wirksam sie sind ( siehe Maskendiskussion im Frühjahr). Dabei ist eine Pandemie, solange kein Impfstoff da ist, in erster Linie eine gesellschaftliche Herausforderung. Ansteckung ist ein soziales Geschehen. Und da sind wir in unserer unbändigen Lust nach individueller Handlungsfreiheit eben im Nachteil. Bei den Amis ist es ja noch schlimmer, wenn man sich mal anschaut, was da an Thanksgiving los war. Ein bisschen mehr Solidarität wäre schon wünschenswert.

Was das Diskutieren angeht, sind wir mit unserer Demokratie eben im Nachteil.
Im Ernst: Du hast schon Recht, wobei man bedenken sollte, dass es in China nicht nur kollektivistische Solidarität war, sondern halt auch einfach ein rigoroser Polizei- und Überwachungsstaat, der die Maßnahmen knallhart durchgesetzt hat. Auf diese Art wäre wohl auch der moderne, individualistische Weiße plötzlich sehr diszipliniert und solidarisch, aber ich denke, das lassen wir lieber, sonst müssen wir uns bei den Aluhüten entschuldigen.


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aber dann gibts halt noch vietnam und thailand und taiwan und südkorea und australien und neuseeland und afrika und....

und überall wird sich ein grund finden lassen, warum wir es nicht so machen können, wie es dort funktioniert.
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Es geht in dem Fall um eine Urheberrechtsverletzung. Zwei Privatparteien haben in einem Zivilrechtsprozess gestritten. Die Querverbindung, die die FR versucht zu suggerieren, ist so nicht gegeben, auch wenn eine der Parteien eine Zeitung war.
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die fr macht klar, dass es zwar im kern um eine urheberrechtsverletzung geht, aber die politisierung bzw. dämonisierung zur strafverschärfung geführt hat.

In einer Karikatur mit zombieartig verzerrten Gesichtszügen und leicht apokalyptisch finsterer Umgebung sah das Gericht ebenfalls eine unzulässige „Dämonisierung“, weil die Meerjungfrau in Verbindung gebracht worden sei mit „rechter Politik und dem Bösen an sich“. Der „politisierende Kontext“ wurde als strafverschärfend für die beiden Illustrationen hervorgehoben: „Dies geschah aus einer ausdrücklich nationalen Perspektive, in der die Assoziierung der Kleinen Meerjungfrau mit dänischen Werten, ästhetischen wie ethischen, als deren Repräsentantin offensichtlich ist.“

aus der fr. damit ist offensichtlich, dass es genau diese querverbindung gibt.

das führt im übrigen auch die sz aus:
https://www.sueddeutsche.de/panorama/daenemark-urheberrecht-meerjungfrau-hans-christian-andersens-edvard-eriksen-1.5128926