>

eintrachtfrankfurt2005

19596

#
Diegito schrieb:

Das sind die sogenannten Mitläufer. Die haben damals auch die Piraten gewählt und wussten nicht warum sie das eigentlich getan haben. Nur ist die AfD politisch und gesellschaftlich wesentlich gefährlicher als die Piraten.
Wir können fast froh sein das es sich bei uns in Grenzen hält... da muß man nur das Beispiel USA nennen, da haben fast die Hälfte der wahlberechtigten Bevölkerung einen Wahnsinnigen gewählt.

Das gute ist: Diese Mitäufer verschwinden sehr schnell wieder oder orientieren sich schnell um. Die wählen in 4 Jahren vielleicht was ganz anderes. Daher sollte man versuchen "normal" mit der AFD umzugehen, sie sachlich und argumentativ zu deklassieren. Und sie nicht ständig in der Öffentlichkeit zu halten, ihre Bedeutung permanent künstlich zu überhöhen. Aber leider wird dieser Partei immer und immer wieder eine Plattform gegeben.

Auch Peter Fischer hat das getan. Er hat indirekt und ungewollt der AfD neue Wähler beschafft.


Schon die Ausgangsthese ist Unfug. Die Wählerwanderung von den Piraten zur AfD liegt bei Null. Und zu glauben, AfD-Wähler würden nach vier Jahren einfach mal Tierschutzpartei wählen, ist töricht. Die Krönung ist dann die letzte These: Weil Fischer AfD-Wählern die Werte der Eintracht abspricht, wählen diese dann AfD.
Die Theorie, ein politisches Phänomen lasse sich durch Nichtbefassung erledigen, war schon immer sehr fragwürdig. In Zeiten sozialer Medien im Internet ist das offenkundig endgültig um Scheitern verurteilt.
#
stefank schrieb:
Die Wählerwanderung von den Piraten zur AfD liegt bei Null.


Das tut sie sicherlich nicht. Der prominenteste Wechsler war übrigens Prof. Bernd Lucke. Das weiß nur kaum jemand.
Bevor der die AfD gründete, hatte er lange Anbahnungsgespräche mit der Piraten-Spitze. Allerdings wollte er sich damals in der Basis nicht engagieren. Er stellte seine Konzepte dem Vorstand vor, begriff aber nicht, dass es den klassischen Parteienaufbau nicht gab. Konzepte mussten erst im Piraten-Wiki vorgestellt werden bzw. mittels LiquidDemocracy-Abstimmungen ein bestimmtes Quorum erzielen, um dann auf einem BPT nochmal breit diskutiert zu werden, um dann von der Basis entschieden zu werden. Komplexe Themen, wie den ESM und EFSF verstand die Masse aber nicht bzw. es ging wirtschaftspolitisch mehr um Ideelles, wie z.B. das BGE.
Die 8-12%, die die Piraten bekommen haben, sahen viele tatsächlich als geeignet, politisch und gesellschaftlich etwas zu ändern. Auch Lucke. Weil die bewiesen, dass sie es in die Parlamente schafften und damit Zugang zu wichtigen Informationen bekommen. Als die Piraten immer weiter nach links drifteten, brach er den Kontakt zu denen ab.
Die Gründung der AfD steht mit dem Scheitern der Piraten in direktem Zusammenhang, keine Frage. Sie wurde zeitlich genau zu jenem Zeitpunkt gegründet, als die Piraten umfragemäßig von 7-9 auf 3-5% stürzten, je nach Landesverband.
Man recherchiere mal die Wahlergebnisse der Piraten von 2011/2012 bzw. Einzüge in den Landtag und schaue sich an, wie die Umfrageergebnisse kurz vor 2013 regelrecht einbrachen, zusammen mit medialen Schlagzeilen wie "Die Piraten sinken", "Klarmachen zum Kentern", usw.
Der BPT 2012.2 in Bochum sollte eigentlich eine Wende der Piraten sein, um noch einmal zu beweisen, dass man das Ruder rumreißen kann. Ich kann mich noch gut erinnern, dass die Liste der Tagesordnungspunkte so gewaltig war, dass man 3 Tage am Stück hätte durchdiskutieren können, inkl. nachts. Man wollte endlich liefern, weil die Medien den Piraten ständig vorwarfen, sie hätten keine Themen, sie wären amateurhaft, sie wären eine 1-Themen-Partei (IT), sie wären schon aufgrund ihres Namens nicht ernstzunehmen, usw.
So sehr die Piraten auch bemüht waren, so lächerlich stellten die Medien sie in der Öffentlichkeit dar. Wer machte sich denn mal die Mühe aus der Gesellschaft und befasste sich wirklich mit den Themen und der Arbeitsweise? Die streamten ihre gesamte politische Arbeit online.
Die Mühe, sich mal aus erster Hand zu informieren, das taten doch die allerwenigsten. Dabei gab es so viele Dinge, bei denen man den kleinsten gemeinsamen Nenner in der Gesellschaft durchaus finden konnte. Transparenz bei der Gesundheitsversorgung oder so innovative Konzepte, wie den fahrscheinlosen ÖPNV.
Die Piraten gaben lange vor, nicht rechts oder links, sondern "vorne" zu sein, was immer man darunter verstehen wollte. Also hätte man wertfrei mal deren Themen diskutieren können.

Man ließ nicht mal die Diskussionen zu. Ins TV wurde außer der eloquenten, hübschen Marina Weisband kaum jemand eingeladen oder interviewt. Zu sehr die Angst der Medien, man würde den pöhsen Raubkopierern eine Plattform bieten, weil so Dinge wie Legalisierung des Urheberrechts, Reform der GEMA, Abschaffung der GEZ lieber nicht bei Anne Will, Maischberger, Beckmann und Co. diskutiert werden sollten. Ich lese wirklich alles, gucke alles, aber dazu hab ich praktisch nie eine echte politische Sendung gefunden. Schade, verlorenes Potential. Aber die Lobby war halt auch zu stark.

Der BPT in Bochum war dann eher der Genickschlag. Für einige engagierte Mitglieder stand der Austritt danach fest. Als der Zerfall Ende 2012 sich langsam abzeichnete, wurde zu dem Zeitpunkt die "Wahlalternative 2013" gegründet. Für den BPT 2013.1 in Neumarkt interessierten sich dann viele schon nicht mehr. Die Piratenvorstände zerlegten sich mit internen Zerwürfnissen und lieferten den Medien endlich das Futter, was sie ihnen ursprünglich so gerne grundlos andichteten. Es wurde radikaler. In Neumarkt stieg jemand aufs Podest und wollte erst sein Rederecht zu politischen Themen erzwingen, brüllte darum und warb dann in der Halle offen für den Eintritt in andere Parteien, auch die AfD, bis ihn jemand vom Podest runterschmiss und man ihm Hausverbot erteilte. Das ging erst, nachdem die Polizei kam.
Es sahen viele die Piraten auseinanderbrechen, die Inhalte gerieten zur Nebensache. Der Skandal erreichte den Höhenpunkt, als der Parteitag minutenlang unterbrochen werden musste, weil angeblich jemand den Parteitag verlassen hat, um von zu Hause eine Schusswaffe zu holen. Sowas hat man medial dann lieber nicht mehr in die Öffentlichkeit gebracht. Es erinnerte frappierend an die letzten Minuten aus dem Film "Die Welle" ("niemand geht nach Hause, sagt, dass die Welle lebt!"). Nicht auszudenken, wenn da wirklich jemand durchgedreht wäre.

Lucke zog das Ganze dann ganz anders auf. Als vielbeschäftigter Ökonomieprofessor aus dem Hörsaal hatte er weder vom Führen und Gründen einer Partei Ahnung noch vom politischen Tagesgeschäft. Aber er wusste um die Schwierigkeiten bei den Piraten und was man anders machen müsste, um schnell Schlagkraft zu gewinnen.
Geld war erstmal wichtig, was die Piraten nie hatten, weil sie jeden auch ohne Beitrag aufnahmen.
Zugkräftige Personen mit Charisma oder Prominenz.
Und last but not least ein strenges Delegiertensystem, weil das Konzept der Basisdemokratie gerade ja Schiffbruch erlitten hat.

Die Piratenpartei versuchte es zwar tapfer, aber sie hatte es gegen das neue vom Stapel gelassene Schiff schwer. Sie kämpfte, aber anstatt das eigene Schiff besser zu machen, feuerte sie Kanonenkugeln gegen den neuen Gegner. Und positionierte sich dann so hart backbord, dass selbst die loyalsten Zugpferde wie Marina Weisband von Bord sprangen.
Immer mehr hauten ab und wechselten ziemlich opportunistisch die Seiten. Hauptsache irgendwo unterkommen und auf dem Blog seinen politischen Wandel irgendwie gut begründen.

Die Basis war längst weg, doch das Schiff trieb noch in den Landtagen quasi führungslos vor sich hin. Der Berliner Landesverband war der erste, den es versenkte und weil er der aussichtsreichste von allen war, der sich noch hätte halten können (wenn der es nicht schafft, dann alle anderen auch nicht), da wurde auch dem letzten klar, dass es mit den Piraten erst mal vorbei ist.
Mit der Wahnsinnstat von Gerwald Claus-Brunner gab es dann als Abgang tatsächlich noch sowas wie den Schluss von "Die Welle".
Es waren rückwirkend trotzdem aber spannende Jahre.

Die AfD übernahm auf den ersten Blick sehr vieles von den Piraten. Vor allem deren Organisationsstruktur, was die Nähe zur Basis angeht. Wenn der AfD bei Facebook der Stecker gezogen würde, dann erreichen die die Hälfte der Basis nicht mehr. Es ist mehr als verwunderlich, dass es ausgerechnet dieser Partei gelang, die meisten FB-Likes zu generieren und definitiv die meiste Interaktion mit ihrer Wählerschaft zu haben. Die Piratenpartei hatte das in dem Maß nicht geschafft. Und das als geballte Partei der IT-affinen. Etwas, was die Wissenschaft mal erforschen müsste.
Wahrscheinlich wie bei Trump, dem seine Wiederwahl hängt davon ab, ob sein Twitter-Account on bleibt.

Heute ist politisch ein Zustand erreicht, bei dem sich viele, vor allem auch die Medien, die immer feste und oft substanzlos und unfair draufgehauen haben, die Piraten zurückwünschen. Bizarr und doch nachvollziehbar, weil der Zustand des Suchens für viele nie aufgehört hat.

stefank schrieb:
Und zu glauben, AfD-Wähler würden nach vier Jahren einfach mal Tierschutzpartei wählen, ist töricht.


Nein, das werden sie sicher nicht. Sie werden wieder dorthin zurückgehen, von wo aus sie einst auch in die Piratenpartei strömten - in den riesigen Ozean der Nichtwähler, der meist politisch die eigentliche, heimlich stärkste "Partei" stellt.
Immer für sich alleine paddelnd auf der Suche nach der vielversprechend aussehenden Insel.
#
eintrachtfrankfurt2005 schrieb:

An diesen wissenschaftlichen Untersuchungen wäre ich sehr interessiert. Für mich geben diese einen Meinungsspiegel wieder, wo man sehen kann, wie die öffentliche Reaktion auf etwas ist.
Nicht repräsentativ, klar, aber offenbar doch so stark, dass man die Meinungen zunehmend unterdrücken muss.

Es ist schon auffällig, dass du als doch nach deinen Worten so internetaffiner Mensch auf den Hinweis der zahlreichen existierenden Studien nicht etwa denkst "interessant"  und das Stichwort bei Google eingibst (dann fändest du z.B. sofort das hier https://www.welt.de/vermischtes/article151981469/Wie-das-Netz-unsere-Psyche-veraendert.html), sondern hier als Antwort "wäre ich sehr interessiert" reinschreibst. Um dann mit einer Verschwörungstheorie ("dass man die Meinungen zunehmend unterdrücken muss") zu enden.
Könnte es etwa sein, dass du in Wirklichkeit gar kein Fragender, sondern Teil der rechtspopulistischen Internetblase bist?
#
Sorry, aber der Artikel hat recht wenig Bezug zu dem, was Du mir vorwirfst. Und mit einer Verschwörungstheorie hat das Sperren von Kommentarfunktionen auch nichts zu tun. Entweder es passiert oder es passiert nicht, und ob dem so ist, kann ja jeder besonders bei SPON und t-online.de nachsehen.
Und ich bin höchstens sehr aktiver Teil des Internets.

SGE_Werner schrieb:
Wenn Du praktisch fast jedes Argument für nicht stichhaltig hältst, musst Du ja schon eine klare Meinung haben, was stichhaltig sein könnte, sonst könntest Du ja nicht so vehement und sicher ausschließen.


Die hab ich teilweise auch, aber die tut erst mal nichts zur Sache. Ich kann ja total falsch liegen, ich will die Meinung und Einschätzungen von anderen hören.

SGE_Werner schrieb:
Wenn Du meinst, dass diese Splitterparteien ernsthafte Alternativangebote sind, dann kann ich auch nichts mehr daran ändern. Welcher Protestwähler wählt Parteien, die überhaupt nicht in den Medien vertreten sind und keine Aussicht auf mehr als 0,5 % haben?


Ich hab die nicht als ernsthafte Alternativangebote bezeichnet. Aber wenn jemand Protest wählt, dann sollte er es tun, weil die Partei seinen Interessen am nächsten kommt.

SGE_Werner schrieb:
Ich habe jedenfalls nicht gemerkt, dass die rechte Wählerschaft gewachsen ist. Was die AfD fordert, war vor 20 Jahren noch normaler "rechter Parteiflügel der Union". Wenn man natürlich diesen Flügel verkümmern lässt und dessen Meinung bin ich, dann schluckt man als CDU die Stimmen von SPD, aber schafft Platz für eine Alternative rechts. Selbiges ist ja mit der WASG/Linken bei der SPD passiert, als die ihren linken Flügel hat verkümmern lassen.


Sehe ich auch so.



#
eintrachtfrankfurt2005 schrieb:

Das sind so Erklärungsansätze, nach denen ich auf der Suche bin. Was passiert überhaupt innerhalb der Gesellschaft? Ich lese ja wirklich fast alle relevanten wichtigen Nachrichten online. Aber noch mehr als die interessieren mich die Online-Kommentare unter den Artikeln von welt.de, spiegel.de, t-online.de, heise.de, faz.net, focus.de.
Da hat sich dramatisch was verschoben in den letzten Jahren. Immer häufiger äußert sich die Wut der Bürger auf die politischen Zustände. Die einzige Reaktion der Betreiber ist, entweder die Kommentare zu löschen oder aber die Kommentierfunktion gar nicht mehr freizuschalten. Fast jeder zweite Artikel aus Politik/Wirtschaft ist mittlerweile unkommentierbar.

Das erklärt, warum zumindest mir deine Ansichten leicht außerhalb der Realität angesiedelt zu sein scheinen. Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen über das Phänomen der Internetkommentare und ihren fehlenden Bezug zur Wirklichkeit. Wenn man diese als Ausgangsbasis seiner Überlegungen nimmt, landet man automatisch in einer befremdlich erscheinenden Struktur.
#
An diesen wissenschaftlichen Untersuchungen wäre ich sehr interessiert. Für mich geben diese einen Meinungsspiegel wieder, wo man sehen kann, wie die öffentliche Reaktion auf etwas ist.
Nicht repräsentativ, klar, aber offenbar doch so stark, dass man die Meinungen zunehmend unterdrücken muss.
#
Es kommt aber noch ein wichtiger Gesichtspunkt hinzu:

Mit ihrer Eurokritik hat die AfD den ersten Aufschwung erlebt. Wie später auch bediente sie das Angstpotenzial der Bürger ("mein Geld geht futsch!"). Hier näherten sich auch Leute dieser Partei, die mit Islamophobie, rechtem Gedankengut oder Ausländerhetze im Prinzip nichts zu tun hatten.

Die Flüchtlingswelle 2015 spülte die AfD dann - mit Pegida-Unterstützung - nach oben. Aus der Erinnerung an die eurokritische Partei erschien sie vielen Wählern, die wieder mit der Angstmasche gefangen wurden (Islamisierung), salonfähig. Die "Auswüchse", die allerdings das wahre Gesicht dieser Partei zeigten, wurden verdrängt.

Und noch etwas fiel der AfD zu: ein Wertewandel in der Gesellschaft. Leistungsdruck, Modernisierungsdruck, Freizeitdruck und verstärkte Unsicherheit über die eigene Zukunft machen die Menschen zunehmend egoistischer. Was interessiert mich ein Kriegsflüchtling, was interessiert mich Solidarität, der europäische Gedanke, fairer Handel - ich habe genug Sorgen. Und die Regierenden sind daran schuld. Also wähle ich die anderen, die kümmern sich wenigstens nicht um Dinge, die nur Geld kosten, sondern um Deutschland.
Ein Phänomen, das auch das Wiedererstarken der FDP sowie den anhaltenden SPD-Wählerschwund zumindest in teilen erklärt.

Die wahrhaft Schuldigen an den zunehmenden auch existentiellen Sorgen der Menschen erkennen sie nicht. Aber zusammen mit den "Ohnehin Rechten", die du erwähnt hast, ist das schon ein ganz schönes Potenzial.
#
Ffm60ziger schrieb:
Und Roland Koch CDU mit seinen hetzerichen Ausländerwahlkampf


Hetzerischer Ausländerwahlkampf? Er sammelte damals Unterschriften gegen die Doppelte Staatsangehörigkeit.

WuerzburgerAdler schrieb:
Es kommt aber noch ein wichtiger Gesichtspunkt hinzu: Mit ihrer Eurokritik hat die AfD den ersten Aufschwung erlebt.


Sie wurde deswegen sogar gegründet. Als 1-Themen-Partei, so wie die Piraten im IT-Bereich.

WuerzburgerAdler schrieb:
Wie später auch bediente sie das Angstpotenzial der Bürger ("mein Geld geht futsch!").


Sie griff politisch das auf, wovor Wirtschaftsprofessoren öffentlich warnten (Prof. Hankel, Prof. Starbatty, usw. die gegen den ESM klagten und Prof. Sinn, der zeitgleich ein Buch über das Target2-Saldenrisiko herausbrachte). Die Probleme sind bis heute nach wie vor existent und nur durch das Flüchtlingsthema aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt.

WuerzburgerAdler schrieb:
Die Flüchtlingswelle 2015 spülte die AfD dann - mit Pegida-Unterstützung - nach oben. Aus der Erinnerung an die eurokritische Partei erschien sie vielen Wählern, die wieder mit der Angstmasche gefangen wurden (Islamisierung), salonfähig.


Ok, die Bürger haben Angst. Wenn aber schon die Partei 14% in Zeiten holt, wo es gleichzeitig boomt und vor einer Überhitzung der Wirtschaft gewarnt wird, dann möchte ich nicht erleben, was passiert, wenn es mal Rezession gibt.

WuerzburgerAdler schrieb:
 Und noch etwas fiel der AfD zu: ein Wertewandel in der Gesellschaft. Leistungsdruck, Modernisierungsdruck, Freizeitdruck und verstärkte Unsicherheit über die eigene Zukunft machen die Menschen zunehmend egoistischer. Was interessiert mich ein Kriegsflüchtling, was interessiert mich Solidarität, der europäische Gedanke, fairer Handel - ich habe genug Sorgen.


Das sind so Erklärungsansätze, nach denen ich auf der Suche bin. Was passiert überhaupt innerhalb der Gesellschaft? Ich lese ja wirklich fast alle relevanten wichtigen Nachrichten online. Aber noch mehr als die interessieren mich die Online-Kommentare unter den Artikeln von welt.de, spiegel.de, t-online.de, heise.de, faz.net, focus.de.
Da hat sich dramatisch was verschoben in den letzten Jahren. Immer häufiger äußert sich die Wut der Bürger auf die politischen Zustände. Die einzige Reaktion der Betreiber ist, entweder die Kommentare zu löschen oder aber die Kommentierfunktion gar nicht mehr freizuschalten. Fast jeder zweite Artikel aus Politik/Wirtschaft ist mittlerweile unkommentierbar.
Ich habe einfach den Eindruck, dass sehr viele Menschen gar nicht mitgenommen werden und man ihre Sorgen und Ängste ernst nimmt, sondern man versucht, den Deckel drauf zu machen und sich wundert, wenn der Topf doch hochfliegt.
In GB waren die Leute mehrheitlich unzufrieden, so dass sie jetzt aus der EU austreten. Es wird sich zeigen, ob die Maßnahme den Leuten mehr Zufriedenheit bringt. Um 2021/2022 werden wir da mehr wissen. Ist der Brexit eigentlich was Rechtsradikales?

WuerzburgerAdler schrieb:
Und die Regierenden sind daran schuld.


Wer am Ruder sitzt, hat halt die Rahmenbedingungen zu schaffen und kann nicht sagen, er war nicht verantwortlich.

WuerzburgerAdler schrieb:
Die wahrhaft Schuldigen an den zunehmenden auch existentiellen Sorgen der Menschen erkennen sie nicht.


Die wären?
#
eintrachtfrankfurt2005 schrieb:

Wenn jetzt die AfDler als Rechtsradikale, Rechtsextreme oder Nazis bezeichnet werden oder mit dem Gedankengut von 1933-1945 in Verbindung gebracht werden, dann bleibt immer noch die Frage offen, warum die jetzt ausgerechnet in der AfD in Erscheinung treten und vorher nicht?


Schöne Frage, da hilft dann aber die repräsentative Wahlstatistik und der Blick in die Vergangenheit. Letzterer zeigt z.B. , dass 1992 in Baden-Württemberg die Reps knapp 11 % geholt haben, die rechtspopulistische Schill-Partei hat 2001 gute 19 % in Hamburg geholt. Es ist also nicht so, dass das Potenzial nicht früher schon abgerufen wurde. Ich glaube auch nicht, dass die Gesellschaft sich grundsätzlich verändert hat. Es gab wohl schon immer 5 % bekennende Nazis und dann noch weitere 10-15 % "Rechte" , dazu Protestwählerpotenzial (das schwankt je nach Thema mal nach links , mal nach rechts).

Beide genannten Wahlen hatten etwas gemein. Es gab eine bereits lange Regierungszeit der Parteien in der Regierung, die Alternativen schwächelten, es gab zeitaktuelle Themen, die die Rechtspopulisten bedienen konnten und damit Mobilisierungspotenzial abriefen (2001: Anschläge USA, Sicherheitsprobleme in Hamburg / 1992: Asylfrage) und ganz wichtig... Es trat eigentlich nur eine rechte Partei an. Gerne splitterten sich die Rechten auf in DVU, NPD, Reps, Pro DM und so weiter, so dass niemandem der Sprung in die Parlamente zugetraut wurden.

Aktuell haben potenzielle und tatsächliche AfD-Wähler halt all das. Eine Partei, irgendwo zwischen CSU und NPD, die genug Spektrum abdeckt, um über 5 % zu kommen, keine Konkurrenz, Amtsmüdigkeit von Merkel und ein Riesenthema seit 2015. Dazu das Gefühl, dass man mit einer Stimme für die Partei das "Establishment" in Berlin und sonstwo aufmischen kann (Siehe Reaktionen über hohe AfD-Wahlergebnisse , sprich "Denen haben wir es mal gezeigt").

Die AfD war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und sie hatte eben auch Glück. Sie war 2014/15 eigentlich fast schon tot. Am Tag, als Frau Merkel "Wir schaffen das" gesagt hat, war die AfD in Umfragen im Schnitt bei 3 %.

Die Schill-Partei hat sich selbst zersetzt, nachdem von Beust sie in der Regierung zudem klein gehalten hat und Schill eine zu "schillernde" (Wortwitz) Persönlichkeit war. Die Reps ähnlich, da fiel zudem das Thema der Asylbewerber dann irgendwann weg (Deutlich sinkende Zahlen, ein paar Gesetzesverschärfungen, Law and Order Geschwätz).

Eigentlich ist immer die Union enorm nach rechts gerückt, wenn eine rechtspopulistische Partei aufgetaucht ist und hat sie damit wieder aufgefressen. Ich habe nicht das Gefühl, dass die Union das diesmal rechtzeitig gemacht hat, um diesen "Trick" wieder anzuwenden. Zudem ist auch die Frage, ob der Trick noch funktioniert, wenn die Wählerklientel permanent mit nach rechts wandert. Irgendwann wählt sie halt das "frischere" Original.
#
SGE_Werner schrieb:
Schöne Frage, da hilft dann aber die repräsentative Wahlstatistik und der Blick in die Vergangenheit. Letzterer zeigt z.B. , dass 1992 in Baden-Württemberg die Reps knapp 11 % geholt haben, die rechtspopulistische Schill-Partei hat 2001 gute 19 % in Hamburg geholt. Es ist also nicht so, dass das Potenzial nicht früher schon abgerufen wurde.


Aber immer nur auf Landesebene. Klar gab es da manchmal Ausreißerwerte, die DVU in Brandenburg, die NPD in Sachsen, usw.
aber bundespolitisch hatten all diese Parteien nie etwas zu sagen. Die hatten nicht mal 2, 3 Länder holen können, das waren rein regionale Erscheinungen.

SGE_Werner schrieb:
Gerne splitterten sich die Rechten auf in DVU, NPD, Reps, Pro DM und so weiter, so dass niemandem der Sprung in die Parlamente zugetraut wurden.


Die Pro DM zählst du ernsthaft direkt als rechte Partei? Die trat wegen eines Einzelinteresses an, so wie die Autofahrerpartei.
Wenn jemand Protest gegen die anderen Parteien wählen will, dann müsste er es unabhängig von der Tatsache, ob sie es ins Parlament schafft oder nicht, diese Partei ankreuzen. Denn es zählen nur die jeweils gültigen Wählerstimmen.

SGE_Werner schrieb:
Aktuell haben potenzielle und tatsächliche AfD-Wähler halt all das. Eine Partei, irgendwo zwischen CSU und NPD, die genug Spektrum abdeckt, um über 5 % zu kommen, keine Konkurrenz,


Im Gegenteil - die Konkurrenz ist nach wie vor groß. Auch wenn Splittergruppen wie Die Freiheit und pro Deutschland ihre Auflösung beschlossen und offiziell eine Wahlempfehlung für die AfD ausgaben, sind allein aus der AfD schon wieder zwei Derivate entstanden (ALFA bzw. LKR und die Blaue Wende). Dann dazu Die Rechte. Gewählt werden die alle trotzdem nicht.

SGE_Werner schrieb:
 Amtsmüdigkeit von Merkel und ein Riesenthema seit 2015. Dazu das Gefühl, dass man mit einer Stimme für die Partei das "Establishment" in Berlin und sonstwo aufmischen kann (Siehe Reaktionen über hohe AfD-Wahlergebnisse , sprich "Denen haben wir es mal gezeigt").


Das ist das Ergebnis gewesen, für mich ist interessant, wie und warum das zustande kam.

SGE_Werner schrieb:
 Die AfD war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und sie hatte eben auch Glück. Sie war 2014/15 eigentlich fast schon tot. Am Tag, als Frau Merkel "Wir schaffen das" gesagt hat, war die AfD in Umfragen im Schnitt bei 3 %.


Sie war massiv angeschlagen, nachdem die Zugpferde Lucke und Henkel von Bord gingen, weil sie gegen Petry verloren und nicht mehr die Spitze waren. Ironie der Geschichte, dass Petry dieselbe Handlung vollzog, nachdem sie nicht mehr die Spitze war.

SGE_Werner schrieb:
 Die Schill-Partei hat sich selbst zersetzt, nachdem von Beust sie in der Regierung zudem klein gehalten hat und Schill eine zu "schillernde" (Wortwitz) Persönlichkeit war.


Auch hier stellt sich für mich weniger die Frage, wie die Partei einbrach, sondern: Wie konnte es die Partei überhaupt auf 19% bringen? Er muss zwingend den Nerv der Wähler getroffen haben.

SGE_Werner schrieb:
Eigentlich ist immer die Union enorm nach rechts gerückt, wenn eine rechtspopulistische Partei aufgetaucht ist und hat sie damit wieder aufgefressen. Ich habe nicht das Gefühl, dass die Union das diesmal rechtzeitig gemacht hat, um diesen "Trick" wieder anzuwenden.


Vermutlich, weil sie eher damit beschäftigt ist, diesen "Trick" auf der anderen Seite anzuwenden, was Schulz in der Elefantenrunde als "Ideenstaubsauger" bezeichnete.

Sorry, aber die Erklärung, dass es schon immer eine rechtsradikale Basis von x% gab und die AfD Glück hatte und das Momentum gerade mal auf ihrer Seite, die ist für mich leider nicht stichhaltig.
#
eintrachtfrankfurt2005 schrieb:

...


Was möchtest du mit dem Posting bezwecken? Möchtest du zeigen, dass AFD Wähler keine, ich zitiere dich, "Rechtsradikale, Rechtsextreme, Nazis oder Leute, die mit dem Gedankengut von 1933-1945 in Verbindung gebracht werden", sonst hätten sie ja auch vorher NPD gewählt?
#
Hab ich doch klar geschrieben - ich suche eine Antwort darauf, warum jene 6 Mio. AfD-Wähler einer Partei 13-14% brachten, obwohl vorher alle anderen rechten Gruppierungen, gleich welcher Art, nicht mal über die Wahlkampfkostenerstattung kamen. Wo ist der Unterschied bzw. die Ursache?
#
petersch schrieb:

Da unsere Regierung viele Dinge nicht gebacken bekommt,
wird von unzufriedenen Leuten AFD gewählt
in der Hoffnung auf Besserung.

Auch das ist zu einfach. Wie bei jeder anderen Partei auch, sind die Gründe sicher sehr vielfältig. Über die Gründe lässt sich sicher streiten und man muss sie sicher nicht gut heißen aber es gibt nie nur einen.
Und so mancher, der heute Partei X wählt, sieht schon morgen genug Gründe, ihr Kreuz der Partei Y zu geben.
Wer allerdings nicht mal weiß, warum er X oder Y wählt, der braucht vielleicht ein wenig Aufklärung oder ihm ist vielleicht nicht zu helfen, je nach Einzelfall.
#
Ich behaupte einfach mal ins Blaue hinein, die AfD wird nicht aus vorrangig aus Protest gewählt, sondern aufgrund ihrer Inhalte, auch wenn die Wählerbefragungen etwas anderes besagen. Denn die sagen einfach nur dann reflexartig "ja, aus Protest gegen die anderen", aber in Wirklichkeit Protest aufgrund dessen, was die Partei vertritt.

Denn die Frage, warum ausgerechnet die AfD auf rechter Seite den Durchbruch erzielte, aber die vielen anderen vor ihnen nicht, die kann mir bis dato keiner beantworten.
Denn die 6 Mio., die sich heute der AfD anschließen, sei es als Mitglied oder Wähler hätten ja rein theoretisch auch vorher eine andere rechts stehende oder rechtsextreme Partei wählen können, um ihren Protest auszudrücken.
Die NPD gab es schon immer, die DVU gab es bis hin zu Gruppierungen wie proKöln/proDeutschland, Die Republikaner und Die Freiheit und noch so zwei, drei andere.
Die kamen aber oft nicht mal über die Wahlkampfkostenerstattung. Während die AfD aus dem Stand 6 Monate nach der Gründung knapp den Einzug in den Bundestag verpasste und es sie danach in quasi jedes Parlament regelrecht spülte.
Warum das so ist, dazu konnte mir bislang noch niemand plausible Erklärungen oder auch nur Ansätze dafür liefern.

Für mich wirkt es so, als schauten die Wähler sehr genau hin, weshalb sich jemand/eine Organisation zur Wahl stellt und welche Ziele er/sie vertritt.
These: Die NPD/DVU wurde nicht gewählt, weil sie echtes rechtsradikales Gedankengut pflegt und mit aktuellen politischen Forderungen vermischt. Sie vertraten Austritt aus der EU, Wiedereinführung einer eigenen Währung, Kindergeld nur für Deutsche, etc. und gleichzeitig pflegten sie die politische Tradition bzw. Politik der NSDAP mit Wehrmachtssymbolik, Hess-Gedenk-Aufmärschen, Sonnenwendfeiern, bis hin zur Betreibung von Gutshöfen in Schweden zur Züchtung reinrassiger Deutscher.
Natürlich immer an der Grenze zu diversen StGB-§ oder darüber hinaus. Die hielten den Verfassungsschutz im Alleingang auf Trab, so dass man irgendwann nicht mehr wusste, ob die NPD der Verfassungsschutz ist oder der Verfassungsschutz die NPD.
Auch an Geld hat es diesen Parteien nie gemangelt, weil Leute wie Gerhard Frey, Jürgen Rieger und noch ein paar andere Millionensummen zur Verfügung stellten.
Genützt hat es ihnen nichts, sie schafften es nicht, die Wähler zu überzeugen. Evtl. hatten die geglaubt "All PR is good PR" und wenn man mit provokativen/strafbaren Aktionen nur genug Bambule macht und den Bekanntheitsgrad erhöht, dann interessieren sich die Wähler auch für die bundespolitisch-konservativen Inhalte.
Doch Pustekuchen! Die Wähler schauten wohl doch genauer hin und hinterfragten, was sie da tun, wenn sie die NPD ankreuzen und nahmen dann i.d.R. davon Abstand. Weil sie wussten, dass sie dann eine Partei wählen, die nicht nur Politikfragen des aktuell gegenwärtigen Zeitgeschehens aufwirft, sondern stark einer rechtsradikalen NSDAP-Ideologie verhaftet ist.

Wenn jetzt die AfDler als Rechtsradikale, Rechtsextreme oder Nazis bezeichnet werden oder mit dem Gedankengut von 1933-1945 in Verbindung gebracht werden, dann bleibt immer noch die Frage offen, warum die jetzt ausgerechnet in der AfD in Erscheinung treten und vorher nicht?
#
ich tippe mal, dass heute überdurchschnittlich viele Beiträge geschrieben wurden
alles wegen dem FAZ Interview
#
Tafelberg schrieb:

ich tippe mal, dass heute überdurchschnittlich viele Beiträge geschrieben wurden
alles wegen dem FAZ Interview


Möglich. Aber wir hatten mal ein viel aktiveres Foren-Leben hier.
Hunderte Leute haben sich leider total zurückgezogen.
#
Seit über 4 Jahren versucht man sich ja nun irgendwie auf argumentativer Ebene mit den Anhängern und Politkern der AfD auseinanderzusetzen. Ich persönlich bin es inzwischen ehrlich gesagt leid. Denn seit 4 Jahren bestätigt es sich immer wieder aufs Neue, dass eine argumentative und differenzierte Auseinandersetzung mit denen ein völlig sinnloses Unterfangen ist. Weil sie eben genau daran kein Interesse haben. Es wird von denen weiter gahatet, es werden weiter Lügen verbreitet, es wird hier und da dann relativiert bis der nächste Parteifunktionär mit einer menschenverachtenden oder rassistischen These aufwartet und vor allem wird in der Opferrolle ganz viel geweint.

AfD, Pegida, Identitäre und wie sie alle heißen sind in höchstem Maße für die Verrohung im politischen Diskurs verantwortlich. Sie tragen dazu bei, dass ein eigentlich sicher geglaubter  Werte-Konsens, der sich an unserem Grundgesetz orientiert, verwässert wird, weil sie eben auf einige dieser Werte scheißen. Sie sind somit die eigentlichen Anti-Patrioten in diesem Land.

Und wenn dann diese Feinde unseres Landes und vor allem unserer Werte mal ein bisschen härter und undiplomatischer angegangen werden, um ihnen klar zu machen, dass das nicht in Ordnung ist was sie machen und dass sie vor allem eine Minderheit sind, dann kann ich da nix verwerfliches dran erkennen. Wenn das Florett  nicht weiter hilft, kann halt auch mal der Säbel raus geholt werden.

Dass ausgerechnet die, die keine Argumente sondern nur Parolen haben, die, die (anonyme) Hetze und Häme als Stilmittel verweden, die, die Leuten hinterher rennen, die sich offen fremdenfeindlich äußern und einen "Erinnerungskult" beklagen, dass ausgerechnet diese Leute sich nun als Opfer inszenieren, entbehrt nicht einer gewissen Komik, gehört aber offenbar zum Spiel.  

Alles andere als klare Kante gegen die hilft aber nicht. Und dann sollen sie halt in der Opferecke weinen.

Ich bin jedenfalls froh, dass der Fußballverein meines Herzens da nicht rum eiert.
#
Brodowin schrieb:
Ich bin jedenfalls froh, dass der Fußballverein meines Herzens da nicht rum eiert.


Der Verein hat sich nicht geäußert. Es ist eine private Meinung. Denn die Satzung der Eintracht sieht ganz klar die politische, religiöse und weltanschauliche Neutralität vor.
#
Jeder sollte, wenn das mit dem ablehnen der Mitgliedsanträge von Robert Lambrou und Klaus Herrmann nicht schnell und geräuschvoll klappt, symbolich die Mitgliedschaft ruhen lassen.
#
Ffm60ziger schrieb:
Jeder sollte, wenn das mit dem ablehnen der Mitgliedsanträge von Robert Lambrou und Klaus Herrmann nicht schnell und geräuschvoll klappt, symbolich die Mitgliedschaft ruhen lassen.


Die könnte man evtl. ablehnen mit der Begründung, dass es den AfD-Politikern wiederum darum geht, nicht aus Gründen, die die Satzung als Vereinszweck vorsieht, beizutreten, sondern aus politischen Gründen (Protest). Damit würde genauso eine Instrumentalisierung stattfinden. Da dies öffentlich geäußert wurde, halte ich eine Ablehnung für argumentierbar.

Ffm60ziger schrieb:
ferner muss man zeitnah eine Satzungsänderung erzielen. Eine Satzungsänderung die den Fremdenfeindlichen Neu-und Altrechten den Zugang per se verwährt.


Ach ja? Wie soll der Passus denn lauten?


#
Selbstverständlich hat Eintracht Frankfurt das Recht, jeden Mitgliedsantrag abzulehnen, wenn das Mitglied beispielslweise Werte vertritt, die konträr zu denen sind, die Eintracht Frankfurt vertritt.
Ich habe diese oben aufgezählt.
Und selbstverständlich ist ein Verein auch politisch, erst recht ein so großer Verein wie Eintracht Frankfurt, mit genau dieser Tradition in genau dieser Stadt, die bei Rechten verhasst ist, weil sie bunt, liberal und offen gegenüber Fremden ist und es hier eine wehrhafte antirassistische Szene gibt.
Die AfD vertritt auf so vielen Ebenen die Eintracht Frankfurt entgegengesetzten Werte, dass man sich fragen muss, wie AfDler die Haltung von Eintracht Frankfurt mittragen können.
Es sei denn, man ist halt einfach Eintrachtfan, ohne sich um die Stadt und ihre Bevölkerung, die jugendlichen im Club und den gesellschaftlichen Auftrag und die Ziele von Eintracht Frankfurt zu kümmern.
Dann kann man aber auch rüber nach OF gehen oder sich halt die sportlich stärkeren Vereine im TV ansehen und die dufte finden.
Mit den Werten von Eintracht Frankfurt hat man dann halt nix zu tun.
#
reggaetyp schrieb:
Selbstverständlich hat Eintracht Frankfurt das Recht, jeden Mitgliedsantrag abzulehnen, wenn das Mitglied beispielslweise Werte vertritt, die konträr zu denen sind, die Eintracht Frankfurt vertritt. Ich habe diese oben aufgezählt.


Und wie soll der Kontrast nachgewiesen werden? Einzelne Twitter-Äußerungen von irgendwelchen Abgeordneten reichen da nicht aus. Das sind auch Einzelmeinungen.

reggaetyp schrieb:
Und selbstverständlich ist ein Verein auch politisch, erst recht ein so großer Verein wie Eintracht Frankfurt, mit genau dieser Tradition in genau dieser Stadt, die bei Rechten verhasst ist, weil sie bunt, liberal und offen gegenüber Fremden ist und es hier eine wehrhafte antirassistische Szene gibt.


Dem widerspreche ich. Der Verein ist eben nicht politisch, nur weil er eine bestimmte Größe hat. Das gleiche gilt z.B. für Schulen - und wenn die zehnmal die Bezeichnung "humanistisches Gymnasium" oder ähnliches im Namen tragen - die Lehrer dürfen sich Nullkommanull dafür interessieren, welche Parteien die Schüler wählen, sie danach benoten oder gar von der Schule verweisen.

reggaetyp schrieb:
Die AfD vertritt auf so vielen Ebenen die Eintracht Frankfurt entgegengesetzten Werte, dass man sich fragen muss, wie AfDler die Haltung von Eintracht Frankfurt mittragen können.


Das muss der Einzelne mit sich ausmachen, wie er das vereint.

reggaetyp schrieb:
Es sei denn, man ist halt einfach Eintrachtfan, ohne sich um die Stadt und ihre Bevölkerung, die jugendlichen im Club und den gesellschaftlichen Auftrag und die Ziele von Eintracht Frankfurt zu kümmern. Dann kann man aber auch rüber nach OF gehen oder sich halt die sportlich stärkeren Vereine im TV ansehen und die dufte finden.
Mit den Werten von Eintracht Frankfurt hat man dann halt nix zu tun.


Die klar definiert sind. Nach § 3, Satz 1+2 drehen die sich zurecht ausschließlich um sportliche Dinge.
Und Satz 3 spiegelt genau das wider, was ich im vorherigen Beitrag erwähnt habe. Die Satzung ist neutral und prima so, wie sie ist.

Es darf mich weder als Vereinsfunktionär noch als Zuschauer interessieren, ob der Sitznachbar auf der Tribüne die MLPD, AfD oder irgendwelche spirituellen durchgeknallten Vereinigungen auf dem Wahlzettel ankreuzt. Der hat genauso das Recht das Spiel zu besuchen und sich im Vereinsleben zu betätigen, wie alle anderen auch. Was die Person außerhalb des Stadions oder Vereins macht, geht mich nichts an, solange er sein Handeln nicht mit der Eintracht Frankfurt in Verbindung bringt.
Für alles, was bei der Person dann gesellschaftlich aus dem Ruder läuft und Fehlentwicklungen, die aus deren Verhalten resultieren, aktiv entgegengetreten bzw. sanktioniert werden müssen, gibt es zuständige Institutionen - Polizei, Gerichte, Verfassungsschutz. Aber der Verein Eintracht Frankfurt ist dafür nicht zuständig.
Der Zweck des Vereins ist klar geregelt. Übertretungen und Fehlverhalten gegen die Werte von Eintracht Frankfurt sind auch nur bei direkt vereinsschädigendem Verhalten möglich. Das heißt, das Fehlverhalten muss innerhalb des Vereins und Vereinsgeschehens passieren. Alles andere ist nicht sanktionsfähig.
#
Also, so sehr ich Herrn Fischer auch schätze, aber der Aussage „Der Sport muss auch ganz klar politisch sein und seine Stimme erheben gegen gesellschaftliche Fehlentwicklungen, wenn es angebracht und notwendig ist" widerspreche ich klar.

Was immer auch unter "gesellschaftlichen Fehlentwicklungen" zu verstehen ist - das ist doch persönliche Ansichtssache, ob sich irgendwas fehlentwickelt.
Der Sport hat sich in politische Belange nicht reinzustecken, es sei denn, sie betreffen seine ureigenen Belange. Anti-Rassismus ist klar, dass man dagegen Position bezieht, weil der eben auch im Stadion/auf dem Platz stattfinden kann und negative Beeinträchtigungen auf das Spielgeschehen haben können.

Aber alle anderen politischen/gesellschaftlichen Entwicklungen haben den Verein selbst nicht zu interessieren und die Spitzenverbände auch nicht!! Weil das für mich eine Instrumentalisierung ist.
Die UEFA fährt diesbezüglich völlig zurecht bei internationalen Spielen eine ganz scharfe Gangart bzgl. politischer Äußerungen im Stadion. Spruchbänder und Plakate, die politischen Charakter haben, werden in der Regel sofort abgehängt. Das betrifft desöfteren auch Fans von Ajax Amsterdam, die oft pro-israelische Plakate und Davidsterne aufhängen, weil sie sich in den 70er Jahren eine (künstliche) philosemitische Identität gegeben haben.
Der niederländische Fußballverband hat diese Praxis mittlerweile klar untersagt.
In den vergangenen Jahren gab es aber innerhalb des (sportlich erweiterten) Europas enorme politische Konflikte, wie vor allem die Annexion der Krim, die das Verhältnis zwischen Russland und der Ukraine zerstörte oder die diktatorischen Auswüchse eines Erdogan.

Die UEFA hat sehr klar erkannt, dass all diese Begebenheiten unter keinen Umständen in den Stadien thematisiert werden sollten, weil sie den verbindenden Charakter des Sports zerstören und damit das lukrative Produkt Fußball. Anti-Putin-Plakate oder Anti-Erdogan-Plakate in Kiew oder Eriwan werden ganz schnell einkassiert.

Wenn sich irgendein Funktionsträger aus dem Verein dazu bemüßigt fühlt, politisch Stellung zu etwas beziehen, was den Verein nicht unmittelbar direkt betrifft (wie z.B. einen Stadionbau), dann soll er entweder in die Politik gehen, dazu gibt es Orts- und Kreisverbände, oder er muss seine Äußerung als private Meinung kennzeichnen.

Es sollte aber nicht der Verein als Plattform dazu verwendet werden, um eigene private politische Meinungen zu äußern.
Umgekehrt ist es genauso - die Politik und Kirche sollte Einflussnahme in den Sport unterlassen. Wenn eine Frau Merkel oder ein Herr Schröder sich privat auf der Tribüne ein Spiel anschauen, ist dagegen ja nichts einzuwenden. Deren privates Vergnügen. Sobald aber medial die Nähe der Mannschaft gesucht wird, weil man von deren sportlichen Erfolg politisch profitieren kann, ist das meiner Meinung nach nicht mehr annehmbar.
Dasselbe gilt für die Kirche - ich meine, es gibt hunderte Dome, Kathedralen, Kirchen in der Stadt. Müssen die in den Stadien auch noch Präsenz zeigen?

Ob Politik oder Religion - es ist Privatsache jedes Einzelnen und hat mit dem Sport nicht vermischt zu werden. Und genauso wenig wie Sportfunktionäre über den Verein ihre politischen/religiösen Überzeugungen äußern sollten, sollten Funktionäre aus Politik und Religion nicht einen Verein zu vereinnahmen versuchen.

#
stadionverbot finde ich auch lächerlich. einfach den preis nachbezahlen lassen, mit verwarnung das es das nächste mal nicht mehr so läuft hätte es auch getan.

apropro stadionverbot: es gibt mittlerweile so viele leute die ein stadionverbot haben, woher wollen denn die leute wissen, wer jetzt genau ein stadionverbot hat? theoretisch könnte man trotzdem ins stadion. wer kontrolliert das denn?
#
Jojo1994 schrieb:
apropro stadionverbot: es gibt mittlerweile so viele leute die ein stadionverbot haben, woher wollen denn die leute wissen, wer jetzt genau ein stadionverbot hat? theoretisch könnte man trotzdem ins stadion. wer kontrolliert das denn?


Die Einhaltung eines Stadionverbots lässt sich nicht am Eingang kontrollieren, es sei denn man installiert Techniken wie Irisscans.
Ansonsten wäre höchstens noch über personalisierte Karten der Name in der Software auf eine Art schwarze Liste zu setzen. Bringt aber logischerweise auch nix.
Bisher hat man bei Straftätern mit Stadionverbot oft eine Verfügung getroffen, dass die Person sich an einem Spieltag auf einer beliebigen Polizeiwache melden muss. Anders wäre das gar nicht kontrollierbar. Man setzt wohl auch darauf, dass sich mit Verboten Belegte im Stadion so unauffällig wie möglich verhalten, um nicht wegen Hausfriedensbruchs dann belangt zu werden.
Wobei die Vollzugspraxis des Sich-Meldens bestimmt ebenfalls rechtlich anfechtbar ist. Man müsste diese Praxis nur beklagen.

Wenn man rechtlich seine Mittel ausschöpft und vor allem gut argumentieren kann, dann fallen die mit den mit heißer Nadel gestrickten Ordnungsmaßnahmen oft hinten runter, wie man spannend beim Stadtverbot-Fall mit der Stadt Darmstadt sehen kann. Da haben sich ein paar Fans das nicht gefallen lassen und das Ding Rechtsanwälten übergeben. Ich vermute mal, unabhängig von dem Ausgang sprechen die so schnell keine pauschalen Stadtverbote mehr aus.

http://www.hessenschau.de/sport/fussball/eintracht-frankfurt/eintracht-fan-verklagt-darmstadt---120000-euro-kosten-drohen,darmstadt-klage-100.html
#
Gomez und Schürrle - das ist schon ne Hausnummer, die der VfB da aufzieht. Wird interessant.
#
Merkwürdiger Fall.
Also ich hätte das wegen der grundsätzlichen Bedeutung bis hin höhere Instanzen revisionieren lassen.
Zunächst mal teile ich die Einschätzung der verteidigenden Anwälte, dass der Tatbestand des Hausfriedensbruchs nicht erfüllt ist, nicht mal ansatzweise. Aus welchem Grund dieser erfüllt sein soll, müsste erst mal plausibel dargelegt werden.
Das Strafverfahren deswegen ist somit ungerechtfertigt.
Richtig ist, dass der Tatbestand der Leistungserschleichung erfüllt ist, das aber in Tateinheit mit einem Hausfriedensbruch zu werten, ist mehr als hergeholt und dürfte vor einem OLG oder BGH kein Bestand haben.

Was mich aber mehr entsetzt, ist die Aussprache des einjährigen bundesweiten Stadionverbots. Die Praxis würde ich gleich mal kartellrechtlich untersuchen lassen. Hausverbot wegen der einen Leistungserschleichung kann gerechtfertigt sein, was damit aber eine gefährdende Beeinträchtigung eines künftigen Besuch in der HSV-Arena oder im Olympiastadion zu tun hat, erschließt sich mir nicht.
Imho hat man den Vorwurf des Hausfriedensbruchs nur deshalb herangezogen, um überhaupt ein Stadionverbot aussprechen zu können.

Meine Argumentation: Bundesweite Stadionverbote sind per se juristisch nicht haltbar. Würde man diese stichhaltig und mit guten Anwälten bis in die letzten Instanzen beklagen, würde mutmaßlich dasselbe passieren, wie mit der 50+1-Regel.

Diese Stadionverbote gelten ja nur für Bundesliga-Spiele bzw. Sportveranstaltungen. Stadionverbot ist vom Begriff missverständlich. Es handelt sich mehr um ein Verbot des Besuchs von höherklassigen Fußballveranstaltungen. Für Konzerte darf man die Arenen nach wie vor betreten. Man müsste mal kartellrechtlich die Rolle von Fußballverbänden und den geschaffenen organisatorischen Strukturen des Profifußballs mal hinterfragen, so wie das teilweise schon bei der Forderung nach der Finanzierung der Polizeieinsätze geschieht. Dann könnte es durchaus passieren, dass ein Stadionverbot in der Form, wie es heute praktiziert wird, nicht mehr haltbar ist. Es kann dann in Form von Hausrecht maximal auf jenen Verein beschränkt bleiben, der es ausgesprochen hat.
#
Das ist traurig. Beiträge vom Dortelweil-Adler las ich immer gerne und der Nick hatte so einen hohen Wiedererkennungswert.
Wenn ich mit der S6 in Richtung Friedberg fuhr und die stoppte an Dortelweil, dann fiel mir ab und zu der Nick ein und ich dachte ans Forum.
Den Angehörigen von peter und dem einprägsamen Dortelweil-Adler viel Kraft in der gerade jetzt besonders beschwerlichen Zeit.
#
Ich spreche mal ein Lob an die Anwohner/Mieter der 2-3 Häuser auf dem Weg von der S-Bahn Haltestelle hin zum Stadion (linksseitig) aus.
Die nehmen weiterhin 2.50€ für die Wurst im auffällig guten Brötchen (nicht so ein Standard Beko Schrippending) und auch der heiße Äppler 0,3L kostet 2.50€.
Das passt mir beides perfekt für den restlichen Weg von da bis zur Sicherheitskontrolle für zusammen 5€
#
marcometer schrieb:
Ich spreche mal ein Lob an die Anwohner/Mieter der 2-3 Häuser auf dem Weg von der S-Bahn Haltestelle hin zum Stadion (linksseitig) aus.


Hm, die machen das ziemlich clever. Während die gewöhnliche Reaktion auf die Fankarawanen meist irgendwelche Anwohnerklagen sind, nutzen die die Gunst, dass alle 2 Wochen Zehntausende am Haus vorbeipilgern und bieten sehr gute Bratwurst mit kräftigem Weck (Omas Brötchen).

In den würde auch ein Spießbraten oder marinierter Schweinenacken für 3 EUR passen.

#
Da sind wohl neue dazugekommen.
Früher war da Burgermeister oder wie der hieß, heute ist da ein neuer deutlich größerer Burger-Grill.
Dann ein Pizza-Stand, der allerdings die Slices für 4,50 EUR verkauft.
3 EUR und ich würde vermutlich jedes Spiel ein großes Slice nehmen.
Vor Block 32 gibt es dann noch einen Brotstand, der gut besucht ist, den gab's aber schon länger glaub ich.
#
Habe ja nebenbei immer Konfi an... Wolfsburg war wohl richtig schlecht. Das lag weniger an Köln, dass die heute gewinnen konnten.
#
SGE_Werner schrieb:
Wolfsburg war wohl richtig schlecht.


Das "wohl" klingt so nach Vermutung.
Man MUSS richtig schlecht sein, um gegen Köln zu verlieren.
#
Das war echt ein Schlag in die Magengrube.
War alles so perfekt, das Stadion in schön getauchtes Licht am Schluss und so.
Die 4 Minuten Nachspielzeit waren längst rum. Mit dem Abschlag von Fährmann war das Spiel in jedem Fall rum. Wir wurden wieder mal  um die Früchte unseres Erfolgs betrogen.