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hawischer

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WürzburgerAdler schrieb:
Sicherlich nicht. Ich denke, man hätte einfach mit Russland darüber reden müssen.


Die Welt hat mit Russland und mit Putin geredet. Geredet als Putin seine Armee zusammenzog. Während Putin die Angrifssbefehle längst ausgegeben hat, hat die Welt mit Putin geredet und dieser hat der Welt ins Gesicht gelogen. Die Welt redet aktuell mit Putin, während der systematisch zivile Ziele angreift. Systematisch Krankenhäuser, Schulen, etc. Die Welt redet mit Putin, wärend dieser systematrisch Menschen und zwar ausschließlich Zivilist*Innen aus der Ukraine nach Russland verschleppt. Die Welt redet mit Putin, während dieser systematisch Fluchtkorridore bombardiert. Die Welt redet mit Putin, während dieser Streubomben und Hyperschallwaffen auf Wohngebiete wirft. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie man noch auf die Idee kommen kann zu behaupten, die Welt rede nicht mit Putin.

Ich spreche bewusst von der Welt, denn es hat sich nicht nur der sog. Westen gegen Putin gestellt, die Abstimmung der UN hat gezeigt, dass sich die Welt gegen Putin gestellt hat. Wer Nordkorea und 3 ähnlich tickende Staaten (die 5. Nein-Stimme kam von Russland selbst) zu seinen einzigen Freunden zählt...)

Ich verstehe auch nicht, wie man noch auf die Idee kommen kann, dass die Ukraine doch einfach kapitulieren solle. Willkommen in der Wohlfühloase, in der man gerne in ruhe Grillen möchte und die Ukrainer*Innen in Ihrem Abwehrkampf einfach nur stören. So spricht jemand, der noch nie in Unfreihbeit gelebt hat. Im Übrigen bedingt eine Kapitulation mitnichten Frieden. Die Geschichte hat gezeigt, dass das Leid dann erst beginnt. Zurecht weist momenten ein Twitterbeitrag daraufhin, dass Polen 1939 bis zur Kapitulation ca. 100.000 Verluste hatte. Nach der Kapitulation bis zur Befreiung 1944/1945 kamen 5 Mio Verluste dazu. Andere Staaten hatten zu anderen Zeiten ähnliches. Der Terror unter Diktatoren beginnt ja erst nach der Kapitulation.
Putin hat doch nun zur Genüge Einblick in sein Weltbild gegeben.  Putin erkennt die Ukraine nicht an. Er erkennt die ukrainische Nation nicht an. Er will die ukrainische Identität auslöschen. Er ermordet systematisch Frauen, KInder, Alte. Dieses brutale Regime lebt in einer Welt, die wir glaubten lange hinter uns gelassen zu haben.

Es waren deutsche Täter*Innen, die mehr als 6 Mio Angehörige meines Volkes wie Vieh zur Schlachtbank bzw. in die Gaskammern getrieben haben. Nie wieder! Nie wieder wurde aber auch bei anderen Völkern wie Polen oder der Ukraine, die ebenfalls millionenfach und ohne Möglichkeit sich zu wehren ermordet wurden, zur Staatsräson. Gerade die Ukrainer*Innen haben nun in 80 Jahren mehr als viele andere erlebt was es heißt, sich einem Diktator zu beugen. Auch das ist ein Grund, warum die Ukrainer*Innen so heldenhaft gegen den brutalen Agressor kämpfen. Denn Putin wird sie danach nicht schonen.
Tatsächlich hat mich in diesen 4 Wochen Krieg keine Nachricht so fassungslos gemacht
wie über die Ermordung von Boris Romantschenko
. Dieser Mann überlebte Buchenwald, Peenemünde, Dora und Bergen-Belsen. Und doch war ihm kein friedliches Ende vergönnt. Warum... diese Frage stellt sich bei jedem Krieg. Sie stellt sich auch für diesen Krieg. Aber bei solchen Nachrichten, bekommt die Frage "warum" nochmal eine ganz andere Bedeutung. Ich empfehle jedem, auch wenn es ein Welt Artikel ist, sich diesen Namen und das Bild zu dem Artikel einzuprägen.
Wessen einzige Sorge es danach ist, dass man Putin evtl kränken könnte wenn er in diesem selbst verursachten Krieg gedemütigt wird, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.

Und nur die Ukrainer*Innen entscheiden wann sie aufhören und unter welchen Bedingungen sie einem Frieden mit Russland zustimmen.
Wenn nun ausgerechnet aus Deutschland Stimmen sagen, man solle doch kapitulieren und evtl. die Krim und andere Gebiete abtreten, dann ist das an zynismus kaum zu überbieten und nur schwer zu ertragen. Und letztlich ist es nichts anderes als Imperialismus der alten Schule. Ein kleines Land habe sich ja gefälligst zu fügen.

Ja, man kann die Nato kritisch sehen. Aber schuld an diesem Krieg ist Putin und alleine Putin. Diese tapferen Ukrainer*Innen kämpfen ums nackte überleben und um ihre Freiheit. Freiheit, mehr als ein Begriff. Dahinter steht etwas, was viele scheinbar nicht mehr wissen. Freiheit hat auch kein Preisschild. Den Preis der Freiheit zahlt man erst, wenn man nicht mehr frei ist.

Entschuldigt, nun ist der Text etwas länger, der Ton an der ein oder anderen Stelle vielleicht etwas rauer aber die Parallelen zur Zeit vor 80 Jahren sind so zahlreich, weshalb mir jegliches Verständnis für jegliche Relativiererei fehlt.
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Danke für Deine Stellungnahme.
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propain schrieb:

Hier zwei Quellen, Tagesschau und Hessenschau von vor ein paar Tagen.

https://www.tagesschau.de/faktenfinder/ukraine-rassismusvorwurf-101.html

https://www.hessenschau.de/gesellschaft/afrikanische-studierende-aus-der-ukraine-sind-wir-nicht-alle-auf-der-flucht-vor-dem-gleichen-krieg,afrikanische-studenten-ukraine-100.html

Hast Du die Links auch gelesen und was sagst Du zu der zitierten Aussage von Frau Faeser?
"Laut Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) soll die Regelung in Deutschland nicht vom Pass abhängig sein und somit auch für Geflüchtete aus Drittstaaten gelten, die in der Ukraine ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht hatten."

"Eine dauerhaftes Aufenthaltsrecht"
Da scheint das Problem zu liegen.

Ich bestreite nicht, dass die Rassismus-Probleme mit Reise gen Osten zunehmen. Fängt in Deutschland an.

Nur aus Einzelfälle, wie Raubüberfall oder Haft von einer unbekannten Anzahl ein EU-Rassismusproblem zu machen wie es FA macht, hat mit dem thread nichts zu tun. Es passt in das bekannte Schema. "Der böse Westen"

Die Tagesschau hat bei Organisationen, die es wissen müssten nachgefragt:

"Wir können die Berichte weder bestätigen, noch dementieren", sagte ein Sprecher der UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR gegenüber tagesschau.de. Auch der Deutsche Caritasverband antwortete auf Nachfrage, dass sie die Anschuldigungen nicht verifizieren könnten. "Wir haben dazu von unseren Partnern vor Ort nichts gehört." Das gleiche gilt auch für Amnesty International."

Putin will in der Ukraine die Nazis bekämpfen, da kommt ihm sicher jede Rassismusmeldung gerade recht.
Afrikaner, die vor dem Krieg und dem Rassismus in der Ukraine nach Russland geflohen sind, scheint es nicht zu geben. Warum wohl?


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Ein Bericht auf Spiegel, leider hinter der Bezahlschranke über den Umgang Polens mit afrikanisch stämmigen Geflüchteten die sich zum studieren in der Ukraine aufgehalten haben.

Etliche der afrikanischen Studenten wurden direkt von der Grenze weg in Haftanstalten gebracht. Die offizielle Begründung ist, dass man die Leute bis zur Überprüfung ihres Asylantrags im Blick haben wolle.
Betroffene hingegen sagen, sie wollten überhaupt kein Asyl beantragen, sondern einfach nur zurück in ihre Heimat.

Kein Ruhmesblatt auch für die EU, dieser gelebte Rassismus, hat man doch auf Wunsch der osteuropäischen autokratisch orientierten und fremdenfeindlichen Staaten, im offiziellen EU Dokument die Regelungen für Ausländer in der Ukraine deutlich schwammiger formuliert, als für ukrainische Staatsbürger. Denen wird von der EU unbürokratische Hilfe zugesagt.

Unfassbar! Da fliehen über 2 Millionen Menschen im Verlauf eines Monats nach Polen und die haben nichts anderes zu tun, als wegen knapp 20.000 Afrikanern die ebenfalks aus der Ukraine vor dem Krieg fliehen, ihren Rassismus abzusichern und ihre gezeigte Menschlichkeit an den geflüchteten Ukrainern durch diesen rassistisch motivierten Akt der Unmenschlichkeit ad absurdum zu führen.

Es ist noch ein weiter Weg für uns in Europa und wir sollten bei aller Solidarität mit der Ukraine nicht vergessen, dass wir mit Polen, Ungarn, Slowenien und in Teilen weiteren Staaten, autokratisch orientierte Regierungen haben, die unser Konzept von Demokratie und Menschenrechten nicht oder nur eingeschränkt teilen.

https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-fluechtlinge-die-einen-sind-willkommen-die-anderen-werden-eingesperrt-a-63f127bd-cdda-4b25-aa7b-97a4bfaf3a2d?d=1648033563&sara_ecid=soci_upd_wbMbjhOSvViISjc8RPU89NcCvtlFcJ
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FrankenAdler schrieb:

Etliche der afrikanischen Studenten wurden direkt von der Grenze weg in Haftanstalten gebracht. Die offizielle Begründung ist, dass man die Leute bis zur Überprüfung ihres Asylantrags im Blick haben wolle.
Betroffene hingegen sagen, sie wollten überhaupt kein Asyl beantragen, sondern einfach nur zurück in ihre Heimat



Leider kann ich den Spiegelbericht nicht lesen. Steht darin, um wieviele (Du sprichst von "etlichen") Studenten es geht, die in Haft genommen wurden.

Ergänzend hierzu ein Bericht der DW, der die Bemühungen afrikanischer Länder zeigt, ihre Staatsbürger in die Heimat zurückzuholen.


https://m.dw.com/de/evakuierungsaktion-aus-der-ukraine-f%C3%BCr-afrikanische-studierende/a-61018164
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WürzburgerAdler schrieb:


Indem man sich von ihnen energieversorgungstechnisch abhängig und solche Staaten damit reich macht?




Hier triffst du aus meiner Sicht tatsächlich rückblickend einen großen Fehler westlicher Staaten. Man dachte durch "Wandel durch Handel" was zum einen natürlich auch einen vermeintlichen Eigennutz hatte (ist letztendlich doch kein Nutzen geblieben) zum anderen aber auch ein klares Händereichen war (kein Handel sondern Isolation ist das Gegenteil davon), Frieden erreichen zu können.

War nicht so, war ein Fehler sich dermaßen blind und hoffnungsvoll abhängig zu machen.

Für die Zukunft muss der Westen daraus seine Schlüsse ziehen, insbesondere vor dem Hintergrund eines "offenen" Handels mit China. Gerne kann man es abtun, China wartet aber sehr offenkundig darauf, Taiwan "zurück ins Reich" holen zu können. Welche (Schuld)Gründe bietet eigentlich hier der Westen, dass sich  China dazu gezwungen sieht? Selbstverständlich ist das egal, weil auch diese Gründe wären nur vorgeschoben oder komplett erfunden.
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Schönesge schrieb:

WürzburgerAdler schrieb:


Indem man sich von ihnen energieversorgungstechnisch abhängig und solche Staaten damit reich macht?




Hier triffst du aus meiner Sicht tatsächlich rückblickend einen großen Fehler westlicher Staaten. Man dachte durch "Wandel durch Handel" was zum einen natürlich auch einen vermeintlichen Eigennutz hatte (ist letztendlich doch kein Nutzen geblieben) zum anderen aber auch ein klares Händereichen war (kein Handel sondern Isolation ist das Gegenteil davon), Frieden erreichen zu können.

War nicht so, war ein Fehler sich dermaßen blind und hoffnungsvoll abhängig zu machen.

Für die Zukunft muss der Westen daraus seine Schlüsse ziehen, insbesondere vor dem Hintergrund eines "offenen" Handels mit China. Gerne kann man es abtun, China wartet aber sehr offenkundig darauf, Taiwan "zurück ins Reich" holen zu können. Welche (Schuld)Gründe bietet eigentlich hier der Westen, dass sich  China dazu gezwungen sieht? Selbstverständlich ist das egal, weil auch diese Gründe wären nur vorgeschoben oder komplett erfunden.

Stimme zu, aber dann sollten wir uns vollständig ehrlich machen. Atomausstieg, Kohleausstieg und baldmöglichst erneuerbare Energie.

Landauf, landab wurde Erdgas gelobt, Die Abhängigkeit von Russland hat bis Ende letzten Jahres niemanden gestört. Zumindest in Deutschland. Nun sind wir alle schlauer.

Scholz und Baerbock halten an Gas als Brückentechnologie fest
https://www.pv-magazine.de/2021/10/28/scholz-und-baerbock-halten-an-gas-als-brueckentechnologie-fest/

2010 empfahl Greenpeace das Erdgas.
Greenpeace: Erdgas ist die Brückentechnologie für Deutschland
Hamburg - Erdgas ist der einzige konventionelle Energieträger, der als Brücke ins Zeitalter der Erneuerbaren Energien noch gebraucht wird.
https://www.proplanta.de/agrar-nachrichten/energie/greenpeace-erdgas-ist-die-brueckentechnologie-fuer-deutschland_article1282829542.html
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FrankenAdler schrieb:

Der derzeitige Kurs der Natopartner, allen voran der USA, zielt in keiner Weise darauf ab, der Ukraine einen Krieg zu ersparen.
Hier herrscht das Kalkül vor, dass Russland wirtschaftlich schwer getroffen werden könnte über diesen Krieg und die folgenden Sanktionen

Nein, die Behauptung halte ich für falsch. Alle westlichen Staaten, auch Deutschland wollen keinen Krieg.
Abgesehen von den Gas- und Öllieferungen ist Russland ein Zwerg und liegt in der Größenordnung von Belgien. Eine wirtschaftliche Schwächung wäre ein Ergebnis eines Angriffes, aber es ist kein Ziel.
Eine globalisierte Welt lebt vom Handel. Absichtlich einen Markt kaputtmachen ist kein Ziel.

Natürlich ist Nordstream2 ein Dorn im Auge der Gaslieferanten aus aller Welt, nicht nur der USA. In erster Linie aber der Ukraine und Osteuropa, die an der Durchleitung von russischen Gas gut verdienen. Also wirtschaftliche Interessen, wie auch die von Deutschland.

2021 hat Putin seine Überzeugung über die," historische Einheit der Russen und Ukrainer" niedergeschrieben. Seine These, um die Gegenwart zu verstehen, müsse man sich "der Geschichte zuwenden". Die aber lehre, dass Russen und Ukrainer seit mehr als tausend Jahren nicht getrennte Nationen seien, sondern "ein Volk, ein geringes Ganzes" aus "Großrussen, Kleinrussen und Belorussen". Kleinrussen verwendet Putin für die Ukrainer.
Sorry, aber das klingt verdammt nach  "Heim ins Reich".
Das wäre so, als wenn Polen die westurkainische Region um Lemberg und Deutschland Schlesien, Pommern und Ostpreußen zurück haben wollte.

Nein, die Verschiebung von Grenzen ist ein no go.
Der Eintritt der Ukraine in die Nato ist spätestens dann vom Tisch, wenn Russland ohne wenn und aber die Souveränität der Ukraine anerkennt und garantiert
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hawischer schrieb:

FrankenAdler schrieb:

Der derzeitige Kurs der Natopartner, allen voran der USA, zielt in keiner Weise darauf ab, der Ukraine einen Krieg zu ersparen.
Hier herrscht das Kalkül vor, dass Russland wirtschaftlich schwer getroffen werden könnte über diesen Krieg und die folgenden Sanktionen

Nein, die Behauptung halte ich für falsch. Alle westlichen Staaten, auch Deutschland wollen keinen Krieg.
Abgesehen von den Gas- und Öllieferungen ist Russland ein Zwerg und liegt in der Größenordnung von Belgien. Eine wirtschaftliche Schwächung wäre ein Ergebnis eines Angriffes, aber es ist kein Ziel.
Eine globalisierte Welt lebt vom Handel. Absichtlich einen Markt kaputtmachen ist kein Ziel.

Natürlich ist Nordstream2 ein Dorn im Auge der Gaslieferanten aus aller Welt, nicht nur der USA. In erster Linie aber der Ukraine und Osteuropa, die an der Durchleitung von russischen Gas gut verdienen. Also wirtschaftliche Interessen, wie auch die von Deutschland.

2021 hat Putin seine Überzeugung über die," historische Einheit der Russen und Ukrainer" niedergeschrieben. Seine These, um die Gegenwart zu verstehen, müsse man sich "der Geschichte zuwenden". Die aber lehre, dass Russen und Ukrainer seit mehr als tausend Jahren nicht getrennte Nationen seien, sondern "ein Volk, ein geringes Ganzes" aus "Großrussen, Kleinrussen und Belorussen". Kleinrussen verwendet Putin für die Ukrainer.
Sorry, aber das klingt verdammt nach  "Heim ins Reich".
Das wäre so, als wenn Polen die westurkainische Region um Lemberg und Deutschland Schlesien, Pommern und Ostpreußen zurück haben wollte.

Nein, die Verschiebung von Grenzen ist ein no go.
Der Eintritt der Ukraine in die Nato ist spätestens dann vom Tisch, wenn Russland ohne wenn und aber die Souveränität der Ukraine anerkennt und garantiert


Es ist immer interessant einmal an den Anfang der Diskussion zurück zu gehen. Obiges Beispiel soll Positionen vor Beginn des russischen Einmarsches darlegen.
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Brady74 schrieb:

WürzburgerAdler schrieb:

Trotzdem, und das schreibe ich gleich sicherheitshalber wieder dazu: kein Grund, ein souveränes Nachbarland zu überfallen und mit Krieg zu überziehen.

Und warum dann Seitenweise deine Ergüsse?

Weil es beide Seiten zu betrachten gilt.
Dass Putin gerade einen völlig inakzeptablen Angriffskrieg führt, ist unbestritten.
Dennoch stellt sich die Frage, ob "der Westen" in den letzten 30 Jahren alles richtig gemacht hat. Es wäre jetzt an der Zeit kritisch auf die Entscheidungen zu schauen und für zukünftige Maßnahmen daraus zu lernen. Das Verhältnis zu Russland wir vollständig neu aufgebaut werden müssen. Da wäre es töricht, vergangene Kränkungen zu ignorieren und die Politik nur nach dem eigenen Interesse auszurichten.
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Luzbert schrieb:

Dennoch stellt sich die Frage, ob "der Westen" in den letzten 30 Jahren alles richtig gemacht hat. Es wäre jetzt an der Zeit kritisch auf die Entscheidungen zu schauen und für zukünftige Maßnahmen daraus zu lernen. Das Verhältnis zu Russland wir vollständig neu aufgebaut werden müssen. Da wäre es töricht, vergangene Kränkungen zu ignorieren und die Politik nur nach dem eigenen Interesse auszurichten.

     

DEN Westen in Bezug auf Russland gibt es wohl nicht. Die USA war in Abhängigkeit der jeweiligen Präsidentschaft freundlicher oder zurückhaltender. Gerade unter Trumps Führung könnte sich Putin nicht beschweren.
Die öffentliche Diskussion hierzulande nehme ich zur Zeit völlig anders wahr. Deutschland sei in den Kanzlerschaften Schröder und Merkel (zeitgleich Putin) viel zu entgegenkommend gegenüber Russland gewesen. Die Nordstreamentscheidungen fallen in den Zeitraum. Deutschland wurde dafür von USA, EU und besonders aus  Osteuropa schwer kritisiert. Dies sei keine Politik gegen Russland, sondern eine gegen die Ukraine, Polen etc gewesen.

Außer dem nicht haltbarem Vorwurf, die Nato hatte Russland bedrängt und der Obama-Äusserung, Russland sei eine Regionalmacht habe ich nichts vernommen, was Verständnis für Russland rechtfertigt.

Nein, die Bedrängung Russlands ist eine Mär. Vorgetragen von Leuten, für die eine Ablehnung der USA, der Nato bisher an erster Stelle ihrer politischen Agenda standen.

In Wirklichkeit ist es die Demokratie, der Freiheitswille der Menschen, die Putin bedrängt. Der dadurch drohende Machtverlust hat ihn zu immer stärkerer Unterdrückungssaktionen veranlasst. Keine freien Wahlen, keine freie Presse, heute haben sie Nawalny zu weiteren 9 Jahren strenger Lagerhaft verurteilt.
Sollte die Ukraine unter russische Herrschaft kommen, dann droht Hunderttausenden der ukrainischen Eliten ähnliches. Das wissen die Ukrainer.

Der ukrainische Präsident hat heute ein Angebot gemacht. Wenn Russland die Truppen abzieht und Sicherheitsgarantien gibt, dann kann über den Verzicht einer Nato-Mitgliedschaft und über die Krim und die seit 2014 besetzten Donbassgebiete gesprochen werden.
Putin wird das zu wenig sein, Er hat seinen Traum vom großrussischen Reich, jetzt hat er damit begonnen, hört er jetzt auf, dann sieht er sich selbst gescheitert. Das aber passt nicht zu seinem Größenwahn.

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Was mich fassungslos macht ist, dass es wenn man versucht in den Perspektivwechsel zu gehen, um die Dynamiken zu verstehen, die das System Putin möglich gemacht haben und derzeit weiter tragen, auszureichend scheint, um hier umfassend diskreditiert zu werden.
Da werden Wertungen unterstellt, die so nicht getroffen wurden, da wird unterstellt, man relativiere die Täterschaft Putins, man rechtfertige gar den Einmarsch in die Ukraine.
Wie es scheint, ist man derzeit hier nicht dazu in der Lage, halbwegs nüchtern zwischen den gerechtfertigten Emotionen und der Wut auf Putin und dem Versuch sich das nüchtern anzuschauen, in Lösungen zu denken, die nicht ausschließlich auf Rüstung und Eskalationsschleifen abzielen zu unterscheiden.
Ich für meinen Teil weiß, und das wird in der Konfliktforschung so auch benannt, dass Drohungen, Durchsetzen durch Stärke/Machtgefälle in der Regel eben nicht dazu führen, dass ein Konflikt ausgeräumt wird. Vielmehr entsteht eine Dynamik des Machtausgleichs, also des Versuchs, die eigene Stärke auszubauen, Überlegenheit zu schaffen.
Wenn hier also die Idee ist, Russland so zu schwächen, dass es in eine Position der Ohnmacht/Wehrlosigkeit komnt, wird das der Nährboden für eine starke revanchistische Strömung in der russischen Gesellschaft sein, die die empfundene Demütigung mit allen Mitteln ausräumen will.
Russland ist ein Land, das seit Jahrhunderten in der Rolle der regionalen Hegemonialmacht steckt und den Verlust einer Weltmachtstellung im ausgehenden 20. Jahrhundert verarbeiten muss.
Empfunden wird dies von einem nicht unerheblichen Teil der russischen Bevölkerung als Demütigung. Dieser Krieg, sollte er Russland extrem schwächen, wovon angesichts der jüngeren Entwicklung ausgegangen werden kann, wird diese Demütigung verstärken.
Versailles habe ich herangezogen, weil die Situation in der Russland sich befindet bestens dafür geeignet ist, um ähnliche Narrative wie unsere "Dolchstoßlegende" zu befördern.
Auf dieser Gemengenlage ein demokratisches System in der nach-Putin-Zeit aufzubauen wird verdammt schwer.
Und! Wir werden kein demilitarisiertes Russland haben, sondern eine Atommacht in einer ohnmächtigen Position.
Das ist es, was mir große Sorge bereitet und warum ich dafür werbe, dass wir uns Gedanken darüber machen, wie wir aus den gerechtfertigten Emotionen rechtzeitig wieder raus kommen, einen partnerschaftlichen Dialog beginnen können um die Welt zu einem etwas weniger gefährlichen Ort zu machen.
Gelingt uns das nicht, ist die Gefahr groß, dass es nach Putin keinen Deut besser wird.
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FrankenAdler schrieb:

Was mich fassungslos macht ist, dass es wenn man versucht in den Perspektivwechsel zu gehen, um die Dynamiken zu verstehen, die das System Putin möglich gemacht haben und derzeit weiter tragen, auszureichend scheint, um hier umfassend diskreditiert zu werden.
Da werden Wertungen unterstellt, die so nicht getroffen wurden, da wird unterstellt, man relativiere die Täterschaft Putins, man rechtfertige gar den Einmarsch in die Ukraine.

Putin zerbomt gerade die Ukraine, Er tötet zigtausende Menschen. Er will einen Staat seiner Herrschaft unterordnen.
Und Du willst in den "Perspektivwechsel gehen, um die Dynamiken zu verstehen".
Vielleicht sollten wir erstmal weiter den Ukrainern helfen sich gegen das Morden zu wehren. Der eingeschlagene Weg ist der richtige.
Dissertationen über das "System Putin" können wir später den Historikern überlassen.

FrankenAdler schrieb:


Wenn hier also die Idee ist, Russland so zu schwächen, dass es in eine Position der Ohnmacht/Wehrlosigkeit komnt, wird das der Nährboden für eine starke revanchistische Strömung in der russischen Gesellschaft sein, die die empfundene Demütigung mit allen Mitteln ausräumen will.
Russland ist ein Land, das seit Jahrhunderten in der Rolle der regionalen Hegemonialmacht steckt und den Verlust einer Weltmachtstellung im ausgehenden 20. Jahrhundert verarbeiten muss.
Empfunden wird dies von einem nicht unerheblichen Teil der russischen Bevölkerung als Demütigung. Dieser Krieg, sollte er Russland extrem schwächen, wovon angesichts der jüngeren Entwicklung ausgegangen werden kann, wird diese Demütigung verstärken.


Wenn die Ukraine mit den zur Verfügung stehenden Mitteln sich gegen einen Aggressor wehrt und der Westen mit wirtschaftlichen Sanktionen und Waffenlieferungen an die Verteidiger reagiert, besteht also bei einem wünschenswerten Erfolg über den Aggressor, die Gefahr einer "Demütigung" der russischen Bevölkerung?

Wenn das keine klassische Täter/Opfer-Umkehr ist, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.
Jetzt bin ich auch fassungslos.
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Der ehemalige Verfassungsrichter Di Fabio beendet einen längeren Artikel unter dem Titel "Die Verteidigung eines freien Europas" mit dem Satz:

"Wenn der Westen auch im 21. Jahrhundert die rücksichtslose Gewaltanwendung und die Zerstörung der internationalen Friedensordnung unter Quarantäne stellen will, dann brauchen wir einen markanten Wechsel unserer politischen Grundverständnisse."

Vorher schreibt er:
'Die eigentliche Schwäche des Westens, vor allem Europas, lag bislang in einer naiven, geradezu unpolitisch anmutenden Sicht auf die Welt."

Di Fabio hat recht und es ist gut, dass viele dies nun erkannt haben. Die Trennung von liebgewonnene Überzeugungen fällt schwer, wer wolle das bestreiten. Das Morden Putins lässt aber keine andere Wahl. Die Verunglimpfung der Nato, indem man von Verständnis für die Gefühle Russlands auf Grund der Nato- Osterweiterung fabuliert, zeigt, es ist noch viel Aufklärung und Überzeugen nötig.
Dazu gehört auch, dass es als kritikwürdig empfunden wird, wenn ehemalige Protagonisten des linken Flügels, wie Fücks, Beck, aber auch Fischer, Cohn-Bendit, und andere die Nato und die militärische Verteidungsfähigkeit für notwendig erachten und sich von einem Pazifismus verabschiedet haben, der letztendlich eine Kapitulation vor der Gewalt bedeutet. Und in der Folge die Inkaufnahme neuer Gewalt in den besetzten Ländern.

Gut, dass der Kanzler diese Zeitenwende in reale Politik umsetzen will.

Russland hatte alle Chancen in den 90er Jahren, den Weg in eine Demokratie zu gehen. Das Land hat einen Diktator an die Macht kommen lassen, der sicher kein Verständnis für irgendwas verdient.
Mit Ausnahme von 4 Gegenstimmen, darunter Nordkorea hat die UN das Verhalten Russlands verurteilt. Nie war die Völkergemeinschaft sich einiger.

https://m.faz.net/aktuell/politik/die-gegenwart/der-ukraine-krieg-und-die-verteidigung-eines-freien-europas-17892748.html
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Ich las vor zwei Tagen einen interessanten Betrag von Ralf Füchs, der ein kleines Sittengemälde (das erscheint mir zu groß), aber ein Stück Geschichte von vielen Linken, Grünen, Friedensbewegten der letzten 70 Jahre dieser Republik rekonstruiert hat.
Das wird nicht auf ungeteilte Zustimmung treffen, ich habe mich des öfteren ertappt gefühlt.
Mal sehen, wie Ihr das findet (Lesedauer etwa 12 Minuten).

https://www.stern.de/plus/gesellschaft/ralf-fuecks-im-interview--ueber-den-ukraine-krieg--putin-und-die-deutsche-linke-31680838.html
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Fücks ist nicht der einzige "Alt"-Grüne der diese Ansichten vertritt. Auf Twitter zum Beispiel gibt es zum Ukraine Krieg eine Auseinandersetzung zwischen Volker Beck und dem SPDler Ralf Stegner, der die Meinung vertritt besser keine Waffen liefern und mit Putin verhandeln.
Geht es nur mir so das ich kurz davor bin den Kotzeimer zu holen wenn ich sehe wie ein begeisterter Habeck den Kataris die Hände schüttelt?

Vom Regen in die Traufe....
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Diegito schrieb:

Geht es nur mir so das ich kurz davor bin den Kotzeimer zu holen wenn ich sehe wie ein begeisterter Habeck den Kataris die Hände schüttelt?

Vom Regen in die Traufe....

Verstehe Dich, aber wenn wir nur nach ethischen Grundsätzen Handel treiben, dann sollten wir vielleicht mit China anfangen. Und dann gehen wir Staat für Staat nacheinander durch. Und plötzlich bleibt von der viertgrößten Volkswirtschaft und Ex-Export Weltmeister nichts mehr übrig.
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Gott sei Dank aber unverdient.
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Man glaubt es nicht.
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Lammers....
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Furchtbar
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Das Passspiel ist unterirdisch. Warum nicht die einfache Lösung? Kamada, Lindström, gut er wird ausgewechselt.
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Wenn wir vorne einen hätten wie hinten einen Hinti, ja wenn..
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Die Spinner sind wieder da, welche Freude.
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Einverstanden, dann lösche bitte die Passagen zum Ukrainekrieg und lass nur die Äußerungen der Fraktionsvorsitzenden zum Sondervermögen für die Bundeswehr stehen. Darüber darf man doch diskutieren, oder?
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Die Linke, der Krieg und die Menschen in der Ukraine.

Heute sagte die Fraktionschefin der Linken u.a. zum 100 Milliarden Sondervermögen:
"Ich war schockiert über diese Kriegsbesoffenheit der anwesenden Abgeordneten“
Waffenlieferungen in die Ukraine gehen ihrer Ansicht auch nicht.

Wer bisher nicht sicher war, wo die Linke wirklich steht, der weiß es jetzt.
Sicher nicht auf Seiten der Menschen in der Ukraine, die sich gegen einen aufgezwungen Krieg wehren, um Demokratie und Freiheit zu behalten.


https://www.rnd.de/politik/ukraine-krieg-linke-fraktionschefin-mohamed-ali-kritisiert-waffenlieferungen-LUAJ2DJDKCOL2IRWBNXJJ6Y5NI.html
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Die Entwicklung einer neuen Sicherheitsstragegie in der EU, der Nato und besonders hierzulande steht auf der Agenda.
Frau Baerbock hat eine aus meiner Sicht richtige und verantwortungsbewußte Rede gehalten, die ich den Interessierten empfehle. Besonders Ihre Ausführungen zur Verteidigung und Nato finde ich bemerkenswert. Zu finden auf dem Video ab ca. Minute 9 - 20.
https://www.youtube.com/watch?v=LKFf0hg-2VE